Grosseltern-Magazin 06/2020

Page 1

MAGAZIN

Grosseltern

# 06 / 2020

# 06 / 2020 grosseltern-magazin.ch

WECH

Dossi er

SEL J AHR W FR AU AS DIE E EN ER ab Se WAR T ET ite 44

Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Wertsachen

Die Farbe der Saison

Daniel Koch im Interview

Unsere Autorin muss drei Haushalte räumen: Was soll für die Nachkommen bleiben ? (S. 26)

So ist die Enkelin fein raus: Strickmuster für ein schickes Sommerjäckchen. (S. 56)

Der BAG-Delegierte über grosse V ­ erantwortung und das Leben nach der Krise. (S. 22)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

59


Jetzt erst recht: Gemeinsam für eine Welt ohne Alzheimer Unterstützen Sie die Alzheimer-Forschung in der Schweiz.

IBAN: CH31 0900 0000 8567 8574 7 alzheimer-synapsis.ch


~ Magazin ~ EDITORIAL

3

Umarmen, ja A

llen, die es wissen wollten – oder auch nicht –, habe ich es gesagt: «Bei uns läuft das erstaunlich entspannt mit den zwei Kleinkindern und Home-Office.» Unsere Arbeitgeber sind kulant, und sehr flexibel. Wir arbeiten auch mal am Wochenende, aber da ja alle Tage mittlerweile gleich geworden sind, spielt das keine Rolle. Doch natürlich kam er, der Moment, an dem es kurz heikel wurde mit dem ­Entspanntsein. Es war Dienstagabend, 18.15 Uhr. Ich, allein mit den Kindern, am Kochen. Da klingelt das Telefon. «Grüess­ ech, Frau Capaul, hier ist Daniel Koch. Wegen des Interviews: Wollen wir loslegen?» In meinem Kopf: Wie lange kann ich den Grossen mit einem Filmli ablenken, wie lange vermag ich das Baby auf dem linken Arm tragen, bevor dieser taub wird, und mich gleichzeitig aufs Interview konzentrieren? Sie ahnen es, die Rechnung ging nicht auf. Und so sagte ich: Entschuldigung, es passt grad nicht so gut. Ginge es Ihnen auch morgen? Da ruft einer der Menschen an, die gerade damit beschäftigt sind, unser Land durch eine der grössten Krise der neueren Geschichte zu manövrieren, und wer muss sagen, dass sie keine Zeit hat? Ich. Daniel Koch, Delegierter des BAG für Covid-19, hatte vollstes Verständnis. Wir haben versucht, für den nächsten Tag einen Zeitpunkt zu finden, und als das schwierig wurde, meinte er: «Es tut mir leid.

hüten nein

GERALDINE CAPAUL (40) hat seit dieser Krise ein neues Stress­mantra: «Denk dran, was Daniel Koch alles schaffen muss. Und wie ruhig er dabei immer bleibt.»

Ich hab zurzeit grad viel um die Ohren.» Aber sobald er einen Moment habe, rufe er an. Und falls er sich nicht melde, dürfe ich gern am Donnerstag wieder anrufen. Am Mittwochabend, 18.15 Uhr, klingelt das Telefon erneut. Daniel Koch am Apparat: «Ich hab doch gesagt, dass ich anrufen werde.» Herausgekommen ist ein überraschendes Gespräch, in dem Daniel Koch unter anderem gesagt hat, dass Grosseltern ihre kleinen Enkel wieder mal umarmen, aber nicht hüten dürfen. Einen Hoffnungsschimmer, den wir aus Aktualitätsgründen schon früher online geschaltet haben. Diese Aussage ist auf grosses Echo gestossen und hat sowohl bei Leserinnen und Lesern als auch in den Medien über die Landesgrenze hinaus eine Debatte ausgelöst. Vor der Veröffentlichung wurde das fertige Interview vom BAG gegengelesen und Daniel Koch und sein Team haben die Aussagen, dass Grosseltern ihre kleinen Enkel wieder mal umarmen dürfen, nie zurückgenommen oder relativiert. Lesen Sie nun das ganze Gespräch auf Seite 22. •

# 06 ~ 2020


4

INHALT # 6 / 2020

D

R SIE S O

«Man darf die kleinen Kinder wieder einmal umarmen»

Ein Interview, das für Aufregung sorgte. Auszüge aus unserem Gespräch mit dem BAG-Delegierten Daniel Koch, die wir bereits letzten Monat veröffentlicht haben, gingen um die Welt. Das ganze Gespräch. (S. 22)

Im Wechsel

Die Wechseljahre der Frauen müssen nicht zwingend von negativen Begleiterscheinungen dominiert sein. Die Lebensphase ist auch eine Chance für Neuanfänge. (S. 44)

Erinnerungsstücke

Unsere Autorin Silvia Schaub räumte vor Kurzem die Wohnungen ihrer verstorbenen Mutter und Schwiegermutter und ihr eigenes Haus. Ein emotionaler Kraftakt voller Überraschungen. (S. 26)

# 06 ~ 2020

Cover Die Strickanleitung zu Sofias Sommerjäckchen finden Sie auf Seite 56. Foto: Martina Meier


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin

3 4 6

Hintergrund 22

Editorial Inhaltsverzeichnis

Meine Grosseltern

«Das mit dem Händeschütteln vergessen wir jetzt mal» Daniel Koch über die grosse berufliche Herausforderung am Ende seiner Karriere.

26 Wertsachen

Slalomfahrer Ramon Zenhäusern würde alles für seine Grosseltern tun.

Kinderfrage Können Tiere weinen?

11 14

15

Freiwilliges Engagement Marianne Pfammatter enga- giert sich für den Kinderfilm- Klub «Zauberlaterne». Über den Umgang mit ­ unsicheren Zeiten Vertrauen gewinnt man durch das Fällen von Entscheidun- gen, nach denen man handelt.

16 Aline (17) erzählt

Was sind «Memes»?

18

Anderswo: Kambodscha Ta Sem und Yeay Bait leben in einem Haus auf Stelzen am Mekong. Sie haben 27 Enkel.

21

Leserbriefe

Was behält man aus welchem Grund, wenn man einen Haus- halt auflösen muss?

31

GrossmütterRevolution In der Distanz einander näher kommen.

32 «Finanzielle Armut führt

oft zu sozialer Verarmung»

Gespräch mit Eveline Widmer-Schlumpf über Altersarmut in der Schweiz.

36

Bilder aus der Grauzone In der Ostukraine herrscht vom Rest der Welt beinahe unbemerkt Krieg. Unser Reporter besuchte Grossmutter Yuliya.

44

T L H Ä b en ERs dZem Läehrigen u -J a r 17 6 e i n e S e it e 1

5

Klimakterium Was erwartet Frauen in den Wechseljahren und wie lassen sich unangenehme Begleit­erscheinungen behandeln?

# 06 ~ 2020

Service 52 52 54 55

Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Marianne Grädel Psychologin Dagmar Schifferli

56 Stricken 56

Sommerjäckchen

58 Rezept

Glutenfreie Chicken Nuggets 59 Lesen 59 Buchtipps im Juni Hans ten Doornkaat über die Anzie- 60 hungskraft von Bücher-Serien.

66 35 62 64 65

Das Schlusswort Von François Höpflinger Wettbewerb Rätsel / Kinderwitz Cartoon Impressum / Vorschau


6

~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

« Ich würde alles für sie machen » In bester Gesellschaft: Ramon mit Gross­mutter Olga und ­Grossvater Marcel Burgener (links). Ramons Vater Peter Zenhäusern, die Grosseltern Edmund und Alice Zenhäusern, Marcel und Olga Burgener und Mutter Bea Zenhäusern (von links).

Familienmenschen: Opa Edmund bei seinem 85. Geburtstag (links). Ramon mit den Grosseltern Edmund Zenhäusern und Olga und Marcel Burgener beim Samstagjass.

# 06 ~ 2020


7

RAMON ZENHÄUSERN (28) ist ein Schweizer Skirennfahrer und auf die Disziplin Slalom spezialisiert. An den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang gewann er Silber im Slalom und Gold im Mannschaftswettbewerb. An den Skiweltmeisterschaften 2019 holte er im Mannschaftswettbewerb Gold. Er stammt aus Visp (VS) und studiert neben seiner Renntätigkeit Wirtschaft an der Fernuni. ramon-zenhaeusern.ch

Er ist einer der aktuell ­schnellsten und grössten Slalomfahrer: Der ­Walliser Ramon Zenhäusern. Er hat Glück, denn er hat noch beide ­Grossmütter und Grossväter. Und alle sind sehr stolz auf ihn. Von GERALDINE CAPAUL (aufgezeichnet)

F

ür die Rubrik «Meine Grosseltern» bin ich die ideale Person. Ich habe so ein Glück mit meinen Omis und Opas. Es sind ganz tolle – eigentlich richtig kitschige – Grosseltern und ich habe zu allen vier ein gutes Verhältnis. Ich kann also aus dem Vollen schöpfen. Die Eltern meines Vaters wohnen in Visp. Mit dem Opa Visp, er heisst Edmund und ist mittlerweile 85 Jahre alt, hab ich viel gebastelt und musiziert – er auf der Mundharmonika, ich auf der Klarinette. Er ist ens en gedoldige Mensch. Ich habe viele Ferien in ihrem Ferienhäuschen verbracht und bin mit ihnen Ski gefahren. Dabei wurde klar: Den Ehrgeiz habe ich von meiner Omi Alice (80). Früher besuchte ich die beiden nach jedem Training. Auch heute geh ich so oft wie möglich vorbei, melde mich spontan zum Mittagessen an. Sie verwöhnen mich sehr, meine Omi Visp etwa macht jedes Jahr einen grossen Sack Walliser Weihnachtguetzli, ganz aufwendig in der Zubereitung, nur für mich. Letztes Jahr durfte ich wegen des Sports nicht so viel Zucker essen, da musste ich schweren Herzens verzichten. Sie verwöhnen mich aber nicht nur, sie unterstützen mich auch tatkräftig. Einmal kam ich nach einem Rennen um 1 Uhr Nachts

in Lenk an – und nicht mehr weg. Da hat mich mein Opa abgeholt. Sie verfolgen meine Karriere aufmerksam und schauen die Rennen meistens am Fernsehen. Wenn ich an der Reihe bin, ist meine Omi jeweils so aufgeregt, dass sie aufs WC geht und das Wasser laufen lässt. Immer! Mein Opa war auch schon live an den Rennen, in Adelboden zum Beispiel. Und er begleitet mich ab und an zu einem Sponsoren-Event. Er ist ein sehr geselliger Mensch und ich will ihn so oft wie möglich dabei haben. Edmund sagt übrigens heute noch allen, dass ich sein bester Freund bin. Die Eltern meiner Mutter, beide 82, wohnen in St. German. Obwohl sie beide nicht Ski fahren, nehmen sie stark Anteil an meinem Sportlerleben. Opa Marcel ist ein ruhiger Mann, aber ich weiss, dass er sehr stolz auf mich ist. Im Zielraum von Adelboden hat er einmal Adolf Ogi getroffen, da war sogar er etwas aufgeregt. Er hat immer Autogrammkarten von mir im Auto. Er will vorbereitet sein, könnte ja sein, dass er jemanden trifft, der sich eine wünscht. Mein Swiss-Ski-Gilet, das ich ihm geschenkt habe, trägt er ständig, sogar zum Jasstreffen in der Beiz mit seinen Kollegen. Und meine Omi schneidet jeden Artikel, der über mich geschrieben wird, aus und sammelt alle in einem grossen Ordner. Weil sie etwas weiter weg wohnen, war ich gerade als Kind nicht ganz so oft bei ihnen. Das hatte jedoch keinen Einfluss auf unsere Beziehung. Ich besuche sie regelmässig, verbringe einige Tage mit ihnen in ihrem Ferienhaus im Turtmanntal, wo wir zusammen jassen. Und essen! Wenn ich nach der ersten – grossen – Portion satt bin, sagt meine Omi Olga zuverlässig: «Was? Schmeckt es dir etwa nicht?!» Meine Grosseltern sind wichtige Vertrauenspersonen für mich, die ich jederzeit um Rat fragen kann. Alle vier würden alles für mich machen. Und ich würde alles für sie machen. Ich will die Zeit mit ihnen noch fest geniessen. •

# 06 ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

8

-B g n o P Ping-

Während der Corona-Krise leiden auch die Beziehungen zwischen Grosseltern und ihren ­Enkelkindern. Was tun? Unser ­Autor lässt mit seinen Enkeln das Briefeschreiben aufleben.

rie fe

Von HANS ABPLANALP

Nur so nebenbei: Haben Sie sich auch schon gefragt, wieso die Grenze zwischen Risiko und Nichtrisiko auf 65 Jahre festgelegt wurde? Und nicht auf 60 oder auf 70 Jahre, auf 61 oder auf 77 Jahre? War es das AHV-Alter für uns Männer? Oder das «normale» Pensionsalter? Und wer genau hat das eigentlich vorgeschlagen und festgelegt? Bekanntlich hat jede Grenze etwas Willkürliches, so wie jede Schulnote etwas Subjektives an sich hat. Aber «mir wei nid grüble» – wie wir Berner zu sagen pflegen.

ielfach gehören wir Grossväter und Grossmütter zur Kategorie der Risikopersonen, sodass direkte Begegnungen mit unsern Enkelkindern weitgehend ausgeschlossen sind und vermieden werden sollen. Besuche mit dem verlangten 2-Meter-Abstand sind zwar grundsätzlich möglich, muten aber doch eher seltsam an und sind ohne Körperkontakt fast noch schwieriger zu ertragen als der totale Verzicht auf ein Treffen. Enkelkinder, welche vor dem Balkon oder vor dem Sitzplatz im Garten stehen, einem mehr oder weniger fröhlich in die Augen schauen und von ihren aktuellen Erlebnissen erzählen und uns alles Gute wünschen – das ist oder wäre gewöhnungsbedürftig. Dass unsere wöchentlichen Hüte-Einsätze als Grosseltern wegfallen müssen, ist für alle Seiten ein Verlust. Auch für die Eltern, welche mit ihrer Arbeit, mit Kinderbetreuung, Home-Schooling und Haushalt stark gefordert sind. Sie wären über eine grosselterliche Entlastung sehr dankbar. Wir hätten jetzt besonders Zeit, unseren Jungen zu helfen, aber wir dürfen nicht. Das ist richtig und macht zum Schutz von uns Ü-65 auch Sinn.

Im Zeitalter der Digitalisierung haben wir neben dem Telefonieren natürlich die Möglichkeit zu skypen, Fotos oder Videos mit dem Smartphone zu senden und zu empfangen. Ich aber habe mir das Briefeschreiben auf die Fahne, will heissen, auf den Briefbogen geschrieben, um mich mit unseren Enkelkindern auf eine besondere Art auszutauschen. Natürlich spielt da bei einem ehemaligen Deutschlehrer auch eine gewisse Deformation professionelle eine Rolle: Ich wollte das Home-Schooling durch praktische Übungen unterstützen, schreiben üben, Wortschatz ... aber lassen wir das. Auf meine Anfrage haben alle sechs Enkelkinder, die schreiben oder zeichnen können, sofort zugesagt. Und so habe ich nun mit jedem dieser sechs bis 10-Jährigen ein Ping-Pong-Brief-System begonnen, so völlig unmodern und unzeitgemäss. Aber die ersten Erfahrungen zeigen, dass sich alle Kinder auf den nächsten Brief freuen, den der Pöstler bringt. Mir geht es genauso. Der Briefkasten ist sowieso eine Art Sehnsuchtsort geworden. Da ich grundsätzlich gerne schreibe, vornehmlich allerdings auf dem Computer, bereitet mir dieses Briefeschreiben einen Riesenspass. Natürlich schreiben die Kinder und ich alle von Hand, in Steinschrift mit Grossbuchstaben, in Steinschrift mit Gross- und Kleinbuchstaben, in zusammenhängender Schrift – je nach Alter. Schauen wir einmal, wie lange das anhält. Übrigens habe ich gelesen, dass Franz Hohler seiner Enkelin regelmässig eigene Kreuzworträtsel sendet. Und welche Ideen haben Sie, liebe Grosseltern? •

# 06 ~ 2020


9

~ Aktuell ~

RAUF UND RUNTER

~ Buch ~

DIE KUNST DES POSIERENS Das Buch «Children» versammelt frühe Aufnahmen berühmter Men­schen, es kommt bis auf den Namen, der sich jeweils auf der Rückseite des Fotos findet, und Jahreszahlen ohne Text aus. Los gehts mit Raten: Erkennen Sie den Jungen mit dem lieben Lächeln und dem adretten Jäckchen? Mit seinem Schaffen leistete er einen wichtigen Durchbruch für die afroamerikanische Bevölkerung. Welche berühmte Persönlichkeit ist aus dem süssen Kleinkind geworden? Die Lösung finden Sie auf Seite 62. ~CAP

«CHILDREN», Olivier Suter, Edition Patrick Frey, 2019, 288 Seiten, 142 Bilder, 52 Franken. editionpatrickfrey.com

Aus der aktuellen «Not» eines Plakatdruckers entstand «Das grosse Leiterlispiel», das man zu fünft spielen kann. Und gross ist hier wörtlich gemeint: 2 x 1 Meter. Man kann also sogar Abstand halten und jede und jeder bekommt seinen eigenen Würfel. Vor allem aber: Es macht Spass, und dank seinen 465 Feldern kann es den ganzen Tag lang gespielt werden. Das Leiterlispiel von Jörg Krummenacher, Partner und Creative Director der Badener Kommunikationsagentur KOMMPAKT, und Reto Herren vom Wettinger Plakatdrucker Drucklabor darf auch gern einfach ausgemalt werden. Zeichnerisch gestaltet wurde es vom Karikaturisten Silvan Wegmann, besser bekannt als Swen. 59.90 Franken, dasgrosseleiterlispiel.ch; Das grosse Leiterlispiel kann über den Onlineshop ganznormal.ch der arwo Stiftung bezogen werden. Mit einem Teil des Betrags unterstützen die Käuferinnen und Käufer die Stiftung arwo sowie eine weitere Schweizer Institution. ~CAP Wers eine Nummer kleiner mag: Das Leiterlispiel von «Grosseltern» kann über verlag@grosseltern-magazin.ch ­bestellt werden, 10 Franken

101

102 104

100

99

105

106

82

80

83

79

61

108

74

66

43

56

44

55

38

45

54

37

46

Oma O

1 © Grosseltern-Ma

Ich wohne im oberen Stockwerk im selben Haus wie meine Enkelkinder. Die älteste Enkelin Alma Lotta hat diesen Namen ganz allein kreiert als sie noch sehr klein war. Ich freue mich immer wenn ich sie rufen höre Oma O ...

Von Paula Beck per Mail Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

# 06 ~ 2020

gazin, Deborah

2 Lätsch, 2017

23

18

36

3

24

90

72

68

71

69

70

53

47

48

17

4

16

5

51

49

50

35

25

26

15

6

27

14

7

91

89

73

67

33

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

19

110

92

88

52

42

39

22

20

109

93

87

75

65

57

94

86

76

64

58

95

85

77

63

59

41

84

78

62

40

107

98 96

81

32

28

13

8

29

12

9

30

11

10


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Von RUDOLF HUG ( Text und Bild)

10

~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN

D

HÖCHSTE PRÄZISION IM FLØAN-FJORD

as Wasser ist relativ ruhig, als ich mit Ole in seinem kleinen Boot auf einen fischenden Seeadler warte. Die imposanten Tiere leben an den Küsten der weitverzweigten Fjorde in Norwegen. Sie können eine Flügelspannweite von über zwei Metern erreichen und fangen tote oder halb lebende

Fische an der Meeresoberfläche. Mit einer Geschwindigkeit von etwa sechzig Stundenkilometern fliegen sie über die Wasseroberfläche. Auf den Zentimeter genau stellen sie die Flügel auf, packen den Fisch und fliegen weiter. Diesen Moment festzuhalten, verlangt vom Fotografen grosses Geschick. Ole wirft einen toten Fisch ins Wasser und stellt das Boot so, dass Richtung und Distanz zum Köder optimal sind. Ein Adler sieht die Beute von seinem Horst aus und fliegt los. Jetzt heisst es, bereit zu sein. Mit angespannten Nerven den Vogel anvisieren, verfolgen und – abdrücken. Die Kontrolle des Bildschirms zeigt, dass die Einstellungen gestimmt, ich im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt – und auch die notwendige Portion Glück gehabt habe. • Bücher und Infos rudolf-hug.ch

~ Kindermund ~

Churzärmelig Enkelin Lena: «Wenn d’ Sunne schiint, legg ich grad die churzärmelige Hose a.» Von Susanne Lerch per E-Mail

Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

# 06 ~ 2020


11

~ Kinderfrage ~

KÖNNEN

TIERE

WEINEN

?

Warum das Enkelkind einer Leserin diese Frage wohl gestellt hat? Ich weiss es nicht. Ich würde sicherlich zuerst zurückfragen: Wie kommst du darauf, dass sie es können? Hast du denn schon einmal ein Tier weinen sehen? In einem Bilderbuch vielleicht? Dort kommt es sicher vor, weil die Tiere ja menschliche Rollen spielen. Aber die Tiere im Zoo oder in der Wildnis? Oder unsere Haustiere? Von den Naturforschern wissen wir, dass fast alle Tiere ihre Augen mit einer Art Tränenflüssigkeit feucht halten. Bei den einen ist das gut erkennbar, bei Elefanten zum Beispiel sieht es manchmal so aus, als würden sie weinen. Oder auch bei Krokodilen. Doch handelt es sich dabei wirklich um dieselbe Art von Weinen wie bei uns Menschen, wenn wir traurig sind oder Schmerzen haben? Oder aber wenn wir Zwiebeln schneiden? Oder vor lauter Lachen Tränen vergiessen? Können Tiere weinen? Um sich einer Antwort anzunähern, untersuchen sowohl die Wissenschaftlerinnen wie die Philosophen immer zuerst ihre Begriffe: Was ist denn das genau, «weinen»? Wie unterscheiden sich die Anlässe, die zu Tränen führen? Und dasselbe gilt auch für den Begriff «Tier». An welche Tiere dachtest du bei deiner Frage? An dein Haustier? An den Elefanten? An das Kamel aus dem mongolischen Film «Das weinende Kamel»? Ob Tiere überhaupt Emotionen fühlen, war lange umstritten. Doch heute geht man davon aus, dass insbesondere die höher entwickelten Tiere sehr wohl zu mehreren Gefühlen fähig sind. Freude, Angst, Wut, Traurigkeit … Jedes Kind, das ein Haustier hat, wird das leicht erkennen können. Dass diese Emotionen aber zu emotionalem Weinen führen, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Die Philosophie-Pädagogin Eva Zoller Morf hat vor über 30 Jahren das Philosophieren mit Kindern entdeckt und in der Schweiz in Büchern und auf kinderphilosophie.ch publik gemacht. Als Grossmutter freut sie sich nun über die kleinen Philosophen in ihrem Leben. Ihr aktueller Elternratgeber heisst «Selber denken macht schlau – Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen» und ist bei Zytglogge erschienen. Gerne nimmt sie auch Ihre Kinder­fragen entgegen: redaktion@grosseltern-magazin.ch

# 06 ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Foto: © trigon-film.org

12

Der Filmtipp von Grafikerin Irene Meier: «Still Walking»

~ Aktuell ~

SCHAUEN SIE MAL Die Film- und Serientipps der Grosseltern-Redaktion für unterhaltende Stunden zu Hause: «STILL WALKING», FILM, JAPAN, 2008 Ich besitze kein Abo eines StreamingAnbieters. Wenn ich Lust auf einen Film habe, lade ich einen Film von der Online-Datenbank «Filmingo» herunter. «Still Walking» ist ein japanischer Film von 2008: Zusammen kochen, zusammen plaudern, zusammen sitzen, zusammen das Grab des verunglückten Erstgeborenen besuchen ... Es geschieht nichts und doch so viel in diesem Film, der einen Zeitraum von 24 Stunden behandelt. Der Film lässt mich mit einer ruhigen Gelassenheit und Aufmerksamkeit für das Alltägliche zurück. filmingo.ch Irene Meier, Grafikerin

«GROSSKATZEN UND IHRE RAUBTIERE» Die wahre Geschichte des exzentrischen Wildtier-Fanatikers Joe Exotic und seiner jahrelangen Erzfeindin, Carole Baskin, die gegen seine Wildtierzucht und den illegalen Handel in den USA ankämpft. Wobei Carole selbst eine Art Wildtierpark betreibt, den sie aber als «Rescue Center» bezeichnet. Joe Exotic wirft ihr vor, ihren Ehemann den Raubkatzen zum Frass

vorgeworfen zu haben – an dieser Theorie könnte durchaus was dran sein. Eine reale Geschichte, die man nicht­erfinden kann und die zurzeit so etwas wie einen bizarren Kultstatus geniesst. Netflix Dominik Achermann, Verleger

«DIE BRÜCKE» In der ersten Folge der schwedisch/dänischen Krimiserie wird auf der Öresundbrücke zwischen Kopenhagen (Dänemark) und Malmö (Schweden) eine Leiche gefunden. Dort treffen der dänische Kriminalkommissar Martin Rohde und die schwedische Kriminalkommissarin Saga Norén aufeinander. Die Serie ist sehr spannend, wir schauen manchmal eine Folge mehr als wir uns vorgenommen haben. Vor allem gefällt uns die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin, die das Asperger-Syndrom hat. Swisscom, Sky.

Elsbeth Howald, Korrektorat

«THE CROWN» Polit- und Drama-Serie aus dem Britischen Königshaus, die mit der überraschenden Krönung von Queen Elizabeth II ihren Anfang nimmt. Grandios gespielte Episo-

# 06 ~ 2020

den, in denen Grundkonflikte zwischen Ritualen und Zeremoniell diversen persönlichen Interessen gegenüberstehen. Wahre Be­ gebenheiten verbunden mit Insiderwissen aus dem Königshaus plus eindrückliche Ausstattung und Kulissen: Nie war Geschichtsunterricht unterhaltsamer. Netflix Karin Dehmer, Stv. Chefredaktorin

«MODERN FAMILY» Die Serie handelt von den Familien von Jay Pritchett, seiner Tochter Claire und seinem Sohn Mitchell. Jay ist in zweiter Ehe mit einer attraktiven Kolumbianerin verheiratet, die im Alter seiner Tochter ist. Sie hat einen kleinen Sohn in die Ehe gebracht. Claire hat einen liebenswürdigen Mann und drei Kinder. Mitchell ist Anwalt und lebt mit seinem Mann und einer Adoptivtochter zusammen. Die Serie ist lustig und amerikanisch rührend. Hier steht die Familie im Zentrum, die sich aller Unterschiede zum Trotz sehr nahe ist. «Modern Family» gehört zur Sorte leichte Unterhaltung. Anspruchsvoll sind wir dann später mal wieder. Netflix Geraldine Capaul, Chefredaktorin


Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich)

13

~ Bildarchiv ~

OLE, OLE, OLEEEE

Dieses Jahr finden diverse sportliche Grossanlässe wegen der Pandemie nicht statt, sie werden verschoben. Darunter die olympischen Sommerspiele in Japan und die Fussball-EM. Im ­November 1967 aber, bei der Qualifikation für die EM 1968 in Italien, durfte noch wild gefant werden. Die Schweiz erzielte damals im Berner Wankdorf-Stadion vor 57 000 Zuschauern – wenn man sich das Bild genau anschaut, stimmt hier die ausschliesslich männliche Form – einen Achtungserfolg: 2:2 gegen Italien, und qualifizierte sich für die Endrunde der ersten offiziellen Fussball-Europameisterschaft. ~CAP Anzeige

ADVANCED SWISS SUNCARE

Made in Switzerland

Dermatologischer Sonnenschutz OHNE Kompromisse Hohe Verträglichkeit Ultrasun verzichtet auf: Künstliche Duftstoffe, Mineralöle, Silikone, PEG-/ PPG-Emulgatoren, irritierende oder hormonaktive Filter, Aluminium-Verbindungen und zusätzliche Konservierungsmittel.

Leicht

Angenehm leichtes Hautgefühl

# 06 ~ 2020

Erhältlich

in Apotheken und Drogerien EcoSun Pass is either a registered trademark or a trademark of BASF SE in the European Union and/or other countries.


14 ~ Engagiert ~

« MIR FEHLEN DIE ENKEL UND DAS KINO »

ES LLIG NT I W I FRE AGEME ENG M ei n

D

Während der Vorführungen des Kinder-Filmklubs Zauberlaterne ist Marianne Pfammatter die «Angsttante» hinten im Kinosaal. Zu Corona-Zeiten vermisst sie ihre Engagements bei ihren sechs Enkelkindern und im Kino sehr.

WER Marianne Pfammatter (68) aus Bern, 6 Enkel WOFÜR

eine Glace kaufen. Das gibt es aber bei der Zauberlaterne nicht. Diese Vorstellungen haben keinen kommerziellen Zweck und unterscheiden sich vom privaten Kinobesuch. Die Kinder akzeptieren das

Kinder-Filmklub Zauberlaterne FUNKTION Freiwillige Helferin und Saalbetreuungsperson

immer. Wenn sich alle gesetzt haben, folgt der Einführungsteil. Später, wenn der Film beginnt, sitze ich mit einem Leuchtband hinten beim Ausgang. Dann bin ich die «Angsttante». Sollte ein Kind sich während des Filmes vor etwas fürchten, kann es zu mir kommen. Ich tröste es und setze mich mit ihm hin. Bei Bedarf begleite ich die Kinder aufs WC. Selbstverständlich nehme ich manchmal auch das eine oder andere Enkelkind zu den Vorstellungen mit. Ich finde es schön, danach auf dem Heimweg mit ihnen über den Film zu plaudern. An zwei Tagen pro Woche hüten mein Mann und ich fix zwei unserer sechs Enkelkinder. Die anderen vier sind auch mindestens einmal im Monat ein Wochenende bei uns. Zudem nehmen wir die vier älteren Enkel mehrmals pro Jahr ein paar Tage in die Ferien mit. Wir machen das sehr gern. Mein Mann hat früher als Jurist gearbeitet und war jeweils einen Tag zu Hause und hat unsere Kinder betreut. Das war vor mehr als dreissig Jahren noch nicht alltäglich. Zurzeit finden leider keine Kino-Vorstellungen statt und ich weiss auch nicht, wie es nach der Lockerung weitergehen wird. Vielleicht werden wir Älteren jetzt durch Jüngere ersetzt? Das wäre schade. Ich vermisse das Engagement sehr. Und natürlich meine Enkelkinder. Es tut mir weh, kann ich meine Kinder zurzeit nicht unterstützen, wo sie doch gerade jetzt auf Hilfe angewiesen wären mit all dem Home-Office und Home-Schooling. Mir fehlt aber auch das Kino. Ich habe jetzt angefangen, Filme und Serien auf Netflix zu schauen. ~KD

er Filmklub «Zauberlaterne» führt Kinder zwischen 6 und 12 Jahren spielerisch in die Welt des Filmes ein. Einmal pro Monat gibt es für die jungen Klubmitglieder eine Vorführung, die sie ohne Eltern besuchen. Die Zauberlaterne zeigt Stummfilme, Animationsfilme, Schwarz-Weiss-­Filme, Klassiker und aktuelle Kinoproduktionen. Vor deren Abspielung werden die Filme von professionellen Schauspielern altersgerecht erklärt, historisch eingeordnet und die angewendete Filmtechnik wird erläutert. So lernen Kinder spielerisch die Evolutionen der Filmgeschichte kennen. Eine Freundin von mir hat mich auf dieses Ehrenamt aufmerksam gemacht. Damals war ich bereits seit zehn Jahren beim Besuchsdienst der Pro Senectute als Freiwillige tätig, was ich als äusserst bereichernd und interessant empfand, aber ich hatte Lust, etwas anderes auszuprobieren. Ich bin ausgebildete Bibliothekarin und Bücher sind mir immer noch das liebste Medium, aber den Film und das Kino mag ich auch sehr. Mit der Zauberlaterne lernen Kinder etwas, was sie in der Schule auf eine andere Weise oder beim blossen Fernsehschauen vielleicht gar nicht lernen würden. Bei den Vorführungen nehme ich die Kinder beim Kino-Eingang in Empfang. Die, die zum ersten Mal kommen, wollen dann zuerst noch Popcorn oder

zauberlaterne.org

Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

# 06 ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Aktuell ~

« SCHWIERIGE GEFÜHLE SIND NORMAL » WIR UND DIE AUSNAHMESITUATION: NACHGEFRAGT BEI BIANCA KÖPFLI, PSYCHOTHERAPEUTIN UND NEUROPSYCHOLOGIN

Die sich ändernden Empfehlungen sorgen auch für Verwirrung und Unsicherheit. Wie soll man damit umgehen? Es liegt in der Natur des Menschen, dass er sich nach klaren Gegebenheiten sehnt. Fehlen diese, löst das häufig Ärger oder Angst aus. Wichtig ist, solche Gefühle und negative Gedanken, welche bei Unsicherheit aufkommen, mit einem inneren Lächeln anzunehmen. Schwierige Gefühle und Gedanken sind völlig normal, ganz viele Menschen erleben das in diesen Wochen. Hat man Ärger, Ängsten etc. genügend Raum gegeben und Aufmerksamkeit geschenkt, können sie vom Gehirn viel besser verarbeitet werden. In einem zweiten Schritt ist es ratsam, sich auf frühere persönliche Krisen zu besinnen und zu fragen: Was hat mir damals geholfen? Eigentlich dürften wir jetzt die kleinen Kinder wieder ­umarmen. Und obwohl sich viele Menschen danach gesehnt haben, haben sie nun verständlicherweise

Bianca Köpfli, es wird noch dauern, bis wir zu einer Normalität zurückkehren. Vieles wird auch nie mehr so sein wie früher. Was macht dieses Wissen mit uns? Bianca Köpfli: Dieses vermeintliche Wissen verunsichert enorm. Unsere Sicht auf das Funktionieren der Welt wurde völlig durcheinandergewirbelt. Die Gefahr besteht, dass man gefühlt den Boden unter den Füssen verliert. Da kann es hilfreich sein, sich zu fragen: Was ist wichtig in meinem Leben und wie kann ich das trotz Einschränkungen bestmöglich abdecken? Die fundamentale Verunsicherung kann auch als Chance gesehen werden, die eigenen Werte zu überdenken, neue Qualitäten im Alltag zu entdecken und kräfteraubende Routinen über Bord zu werfen. IN DAVOS

15

auch R ­ espekt davor. Wie finden wir wieder zum nötigen ­Vertrauen zurück? Wie gelingt es uns, wieder Selbst­ verantwortung zu übernehmen? Die Selbstverantwortung bedeutet eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen: Was macht für mich das Leben lebenswert? Wie möchte ich alt werden? Worauf kann ich wenn nötig verzichten? Und selbstredend: Wie sieht mein Risikoprofil bezüglich Covid-19 aus? Diese Fragen darf jeder für sich selber, aber auch in Austausch mit Partner, Familie und oder Freunden beantworten. Ist diese Frage erst einmal beantwortet, soll sie klar kommuniziert werden. Ganz wichtig, um wieder Vertrauen zu gewinnen, sind Erfahrungen: Hat eine Person für sich entschieden, die Enkelkinder wieder zu umarmen, so gewinnt sie Vertrauen durch das Verhalten selber, also durchs Umarmen. Die erste Umarmung ist möglicherweise noch von ungewohnt vielen Sorgen begleitet, diese werden von Umarmung zu Umarmung weniger werden. ~CAP

Tanzferien Anzeige

Endlich wieder das Tanzbein schwingen!

Tanzferien IN DAVOS

Kombinieren Sie Ihre Freude am Tanzen mit Erholung und Genuss in den Davoser Bergen.

Täglich Tanzunterricht & Halbpension 7 Nächte 19.-26.07.2020 5 Nächte 04.-09.10.2020 ab CHF

850.–

pro Person

Sunstar Hotel Davos 081 836 12 12 davos@sunstar.ch davos.sunstar.ch

# 06 ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

16

~ Zitat ~

«  ICH DENKE SELBSTVERSTÄNDLICH AUCH SEHR FÜRSORGLICH AN MEINE GROSSELTERN»   Prinz William sagt in einem Video-Interview mit dem britischen Sender BBC zum Thema Coronavirus, dass Queen Elizabeth (93) und Prinz Philip (98) ja schon in einem gewissen Alter seien. «Wir tun alles, was wir tun können, um sicherzustellen, dass sie isoliert und davor geschützt sind.» ~CAP

~ Aline ~

FERTIG LUSTIG? Aline (17) ist aufgefallen, dass der Umgang mit der Krise in den sozialen Medien viel lockerer ist als im richtigen Leben. Durch den Lockdown war ich in letzter Zeit oft am Handy und somit häufig auf Social Media unterwegs. Offline gibt es kein präsenteres Thema als «CoronaviT rus». Online ist das nicht anders. Mir ist L H Ä Z E R L e b en aus dem-Jä hrigen allerdings ein etwas anderer Umgang iner 17

e

mit dem Thema aufgefallen: Das Thema wird oft humorvoller angegangen. Zum Beispiel in Form von «Memes». Memes sind Collagen aus Gesichtern und Text, oft steht eine lange Geschichte hinter der Pointe und je vertrauter man mit dem Internethumor ist, desto lustiger ist sie. Dabei geht es weniger um Informationsvermittlung als vielmehr um den persönlichen Umgang jedes Einzelnen mit der Krise. Besagte Memes haben das Ziel, dass man sich selbst oder andere in diesen sarkastischen Bildern wiedererkennt und vielleicht sogar ertappt. Dieses Phänomen des «Sich-Lustigmachens» ist nicht neu. Deshalb habe ich mich auch schon mal mit einem

Kollegen darüber unterhalten, wie solche (ernsteren) Themen im Internet gehandhabt werden und wie sie gehandhabt werden sollen. Das Ganze hat wie so oft zwei Seiten. Ich bin der Meinung, dass man sich über gewisse Dinge nur in einem bestimmten Rahmen lustig machen darf. Wenn die Memes eine solche Grenze überschreiten, finde ich sie nicht witzig und einfach nur unnötig. Allerdings ist doch gerade in der aktuellen Zeit ein eher lockerer und unangespannter Umgang mit zum Beispiel den total unnötigen Hamsterkäufern sehr erfrischend. Stichwort WC-Papier. Ich glaube, mit Humor kann man oft eine Brücke bauen und von einer anderen Seite an gewisse Themen rangehen. Allerdings sollten diese sich in einem harmlosen Rahmen halten. Etwa wie langweilig die Lockdownzeit zu Hause ist und welche absurden Verhaltensmuster aufkommen können. Oder wie anspruchsvoll Zoom-Meetings sind. •

# 06 ~ 2020


Scheiblhofer Syrah Burgenland Jahrgang 2016* - Traubensorte: Syrah

~ Gelesen ~

12.15.95

« Oma-in-der-Stadt starb vor drei Jahren mit sechsundachtzig. Ich habe sie nicht gut gekannt. [...] Ich war bei ihrem Begräbnis. Der Sarg stand offen, und ich ertappte mich dabei, wie ich ihr Gesicht be-

Aus: «Befreit», Tara Westover, Kiepenheuer & Witsch, 2018. Tara Westover wurde 1986 in Idaho (USA) geboren und wuchs als Tochter radikalfundamentalistischer Mormonen auf, die ihre Kinder selbst unterrichteten, mit dem Schwerpunkt auf Prepper- und Haushaltsfertigkeiten sowie religiöse Texte. Mit zirka 15 Jahren fing sie an, sich auf eigene Faust weiterzubilden, mit 17 Jahren zog sie aus und 2014 promovierte sie in Cambridge in Geschichte. «Befreit» ist ihre Autobiografie.

95

statt

75 cl

Astrales Ribera del Duero DO

Zisola Noto Rosso Sicilia DOC

Auszeichnungen: 92 Punkte Robert Parker 94 Punkte James Suckling 92 Punkte Guia Peñin 91 Punkte Wine Enthusiast

Auszeichnungen: WineEnthusiast 91 Punkte Decanter Bronzemedaille Vini Buoni d’Italia 3 Sterne

Jahrgang 2015* - Traubensorte: Tempranillo

statt

Konkurrenzvergleich

20.-

Auch online erhältlich.

ottos.ch ottos.ch

Puro Malbec Dieter Meier

Auch online erhältlich.

75 cl

ottos.ch ottos.ch

Sessantanni Primitivo di Manduria DOP

Mendoza Jahrgang 2018* - Traubensorte: Malbec

Jahrgang 2016* - Traubensorte: Primitivo

15.95

90 20. 29.

Konkurrenzvergleich

statt

19.50

75 cl

Auch online erhältlich.

90

75 cl

ottos.ch ottos.ch

Mediterra Poggio al Tesoro

Auch online erhältlich.

ottos.ch ottos.ch

Liano Bianco Rubicone IGT Jahrgang 2016* - Traubensorten: Chardonnay, Sauvignon Blanc

Toscana IGT Jahrgang 2015* - Traubensorten: Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon

11.95

17.24.90

Konkurrenzvergleich

statt

18.50

75 cl

ottos.ch ottos.ch

12.95

50

75 cl

Auch online erhältlich.

Jahrgang 2016* - Traubensorte: Nero d’Avola

95 24. 37.

Anzeige

trachtete. Die Einbalsamierer hatten die Lippen nicht richtig hinbekommen – das freundliche Lächeln, das sie wie eine Eisenmaske getragen hatte, war verschwunden. Zum ersten Mal hatte ich sie ohne es gesehen, und da wurde es mir schliesslich klar: dass meine Grossmutter vielleicht der einzige Mensch war, der hätte verstehen ­können, was mir widerfuhr. »

17

Auch online erhältlich.

ottos.ch ottos.ch

90

75 cl

Auch online erhältlich.

ottos.ch ottos.ch

Riesenauswahl. Immer. Günstig. ottos.ch


~ Magazin ~ ANDERSWO

18 Von MYRIAM MEYER (Text und Foto)

I

n der kambodschanischen Landessprache Khmer heisst Grossvater Ta und Grossmutter Yeay. Ta Sem und Yeay Bait, beide 80 Jahre alt, werden aber nicht nur von den Enkeln, sondern von allen Dorfmitgliedern so angesprochen. Fast alle Bewohner des kleinen Dorfes Chiro sind Bauern und stark vom nahe gelegenen Fluss Mekong abhängig. Auch Ta Sem und Yeay Bait sind seit jeher Bauern. Eigentlich lebten sie am anderen Ufer des Flusses, als aber die Überschwemmungen während dem Monsun immer mehr zunahmen, mussten sie ihr Haus auf Stelzen auf die gegenüberliegende Seite in das Dorf Chiro umsiedeln, wo sie seither leben. In diesem Haus wurden auch ihre sieben Kinder gross. Heute leben sie mit ihrer jüngsten Tochter E Oun (44), deren Ehemann und den fünf Enkelkindern dort. In Kambodscha ist es Tradition, dass das erste Kind, das heiratet, das Land erbt. Das jüngste Kind der Familie bleibt bei seinen Eltern wohnen und kümmert sich um sie. Der Grossmutter Yeay Bait geht es momentan nicht gut, sie ist sehr schwach und ständiges Husten und Gliederschmerzen belasten sie zusätzlich. Ta Sem ist glücklicherweise noch fit und steht jeden Morgen um 4 Uhr auf, um in Ruhe seine Radiosendung zu hören. Er denkt mit Freude daran zurück, wie sie beide mit 45 Jahren zum ersten Mal Grosseltern geworden sind. Mittlerweile haben sie bereits 27 Enkelkinder und sechs Urenkel und er hofft, es würden noch mehr! Sie alle ~

Die Grosseltern Ta Sem und Yeay Bait aus dem kleinen Bauerndorf Chiro, Kambodscha, wünschen sich, dass ihre Enkel und Urenkel zu einer ­besseren Zukunft des Landes ­beitragen. Indem sie etwa ­Polizist oder Pflegefachfrau werden.

CHIRO

PHNOM PENH # 06 ~ 2020


19

Geregelte Familienverhältnisse: Tochter E Oun, Enkelin Na Ny, Grossvater Ta Sem, Enkelin Julie, Grossmutter Yeay Bait, Enkel So Bin, Enkel Vibol und Enkelin Polleab (von links)

Lernen für Land und Leben # 06 ~ 2020


~ Magazin ~ ANDERSWO

20 leben im gleichen oder einem benachbarten Dorf, wie in Kambodscha eigentlich üblich. Doch auch hier werden die Familienstrukturen durch die schnell wachsenden Städte und die dort lockenden Jobs herausgefordert. Einige von Ta Sems Kindern arbeiten ebenfalls nicht im Dorf, denn für viele reichen die ca. 25 US-Dollar im Monat, die man hier als Bauer durchschnittlich verdient, nicht aus. Sie haben eine Arbeit auf einem der unzähligen Kreuzfahrtschiffe gefunden, die den Mekong rauf- und runterfahren. Während die Eltern unterwegs sind oder auf den Feldern arbeiten, passen die Grosseltern auf die Kinder auf. Da man sich in dem kleinen Dorf sehr gut

welcher der Hoden kleiner ist. Sind beide gleich gross, gibt es kein Ohrloch für Buben. Etwas belustigt erzählen die Kinder, dass manche sich, wenn sie älter werden, für den Ohrring schämen, weil alle wissen, was das heisst. Auf jeden Fall lassen Ta Sem und Yeay Bait sich diese Rituale nie entgehen. Bei manchen Familien kommt, wenn das Kind einen Monat alt wird, ein buddhistischer Mönch für eine kleine Zeremonie vorbei. Auch wenn die Familie buddhistisch ist, nimmt die Religion laut dem Grossvater nicht so viel Platz in ihrem Leben ein. Einmal in der Woche beten sie aber gemeinsam vor dem kleinen Schrein, der in verschiedensten Variationen in jedem Haus-

meist offenstehen, dringen alle Geräusche von draussen herein. Diese Ablenkungen helfen nicht beim fokussierten Lernen, wie es Ta Sem vorschwebt. Trotz seiner etwas strengen Art sagt Ta Sem, dass es für ihn die schönsten Momente sind, wenn er mit seinen Enkeln und Urenkeln zusammen lachen kann beim Lernen, und natürlich auch beim gemeinsamen Spielen. •

kennt und nahe beieinander wohnt, hilft aber meist die ganze Nachbarschaft bei der Kinderbetreuung mit. Wenn ein Grosskind zur Welt kommt – ihre jüngste Enkelin war zum Zeitpunkt unseres Besuches gerade einmal einen Monat alt – gehen Ta Sem und Yeay Bait bei den Eltern vorbei und sprechen ihnen ihre Glückwünsche aus. Traditionellerweise werden den Mädchen nach zwei Wochen die Ohrlöcher gestochen. Ta Sem erklärt, dass man bei Jungs nur ein Ohrloch steche, und zwar auf der Seite, auf

halt Kambodschas anzutreffen ist. Mehr als die religiösen Werte liegt es den Grosseltern am Herzen, dass ihre Enkel und Urenkel später eine Arbeit haben, die das Land voranbringt. Besonders würde es Ta Sem freuen, wenn sie Polizisten oder Krankenschwestern werden. Um dieses Ziel zu erreichen, verbringt er viel Zeit mit ihnen beim Lernen. Er kann besonders in den Fächern Mathematik und Khmer helfen, aber das viele Erklären sei auch anstrengend. Dadurch, dass die Häuser aus dünnem Holz gebaut sind und

Geschichte: Durch die von 1975 bis 1979 währende Schreckensherrschaft der Khmer Rouge und ihre wortwörtliche Ausrottung aller Gebildeten des Landes fehlt es an Wissen und Experten in allen Bereichen der Entwicklung.

KAMBODSCHA

Ethnien: Die Khmer sind mit einem Anteil von über 90 Prozent die grösste ethnische Gruppe; dies macht Kambodscha zum ethnisch homogensten Land Südostasiens. Dementsprechend ist Khmer auch die Landessprache. Religion: Der Buddhismus ist Staatsreligion. Die kommunistische Agenda der Khmer Rouge hatte alle Religionen verboten und einen Grossteil der religiösen Bauwerke des Landes zerstört. Seit deren Rückzug gewinnt der Buddhismus wieder mehr an Bedeutung und viele Tempel und Klöster sind im Bau.

Sieben Kinder, 27 Enkel und fünf Urenkel: Ta Sem und Yeay Bait

Landwirtschaft: 1993 waren 80 Prozent der Bevölkerung Bauern. Heute sind es noch ca. 37 Prozent. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es laut landwirtschaft.ch 4,3 Prozent. Produkte der Agrarwirtschaft sind unter anderem Reis, Mais, Maniok, Bananen, Zuckerrohr, Sojabohnen, Mangos, Cashewnüsse, Tapioka. Stark am Wachsen ist auch die Pfefferproduktion.

~MM

# 06 ~ 2020


~ Magazin ~ LESERBRIEFE

21

Dossier

FRÜHLINGS GEFÜHLE: FRISCH VERL IEBEN

# 05 / 2020

rn Grosselte

Grosseltern

# 05 / 2020

MAGAZIN

grosseltern-mag

azin.ch

ab Seite 44

Das Maga

Geld fehltund Wenn das e Lösungsansätze(S. 28)

Politisch n gilt. Altersarmut: zu beachte der Vorsorge

zin über das

Leben mit

Enkelkinde

rn

Thomas

Meyer

Grosseltern. Leben seiner . (S. 22) erzählt vom endes Dilemma Der Autor t er ein faszinier gs: Die Schweiz Ihnen verdank en unterwe 34) Unsere Fotograf Krise. (S. der Coronawährend

t Schönhei Stille und

was es bei

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

Die Meinung der Leserinnen und Leser

58

KROKODILE STRICKEN Zur Strick-Anleitung «Krokodil»

Die Garne für die Krokodile konnte ich online beschaffen. Das Auswählen der Farben mit den Enkeln war interessant, wie verschieden ihre Wünsche doch sind. Das Stricken und Musikhören macht mir Spass und ist wie eine Meditation. Albina Pichlbauer, via E-Mail

Magazin finanziell mit einer Spende zu unterstützen, damit die Redaktion und die Mithelfenden, vielleicht ohne Zwischenhalt und eventuellen Unterbruch, ihre Arbeit weiterführen können. Spenden können in Abspra-

hat mich das Interview mit Christina Caprez, der Artikel über die Grossmütter-Revolution und jener über die Altersarmut), die Ausflugsziele nehme ich dankbar auf und über die Buchtipps freue ich mich immer sehr. Grosi

che der Redaktion hierzu auf folgende Konten überwiesen werden: Postfinance : PC 12-516391-9 , oder Bank IBAN Nr. : CH26 0900 0000 1251 6391 9 Wir helfen doch mit!

liebt die Strickanleitungen und ist bereits fleissig dabei, einen Pullover zu fabrizieren. Schön, dass Sie auch in Zeiten der Corona-Krise, trotz den Einschränkungen, die mancher Betrieb erfährt, noch da sind.

André Beuchat, Obergerlafingen Verlag & Redaktion: Wir danken André Beuchat für diese Zeilen, die uns Mut machen und freuen. Sie können unser Magazin auch unterstützen, indem sie ein Abo schenken oder uns ganz einfach weiterempfehlen.

«EIN GENUSS»

Zum Grosseltern-Magazin

«WIR HELFEN MIT!» Zum Grosseltern-Magazin

Liebe Grosseltern, Liebe Leser und Leserinnen, Die Lebensbesonderheiten dieser Zeit machen auch vor der Finanzierung dieses so informativen, ideen- und erlebnisreichen guten Magazins nicht halt. Leider ist durch die gegebene Zeit der Geldfluss auch hier etwas ins Stottern geraten, weil Sponsoren und Inserierende auch schauen müssen, was sie noch einbringen können. Daher möchte ich Sie hier, liebe Leserin, lieber Leser, anfragen und aufmuntern, dieses

Ich bin gerade an dem neuen «Grosseltern» Lesen, und das jedes Mal mit Genuss. Auch wir sehen unsere Enkel nicht, haben aber zum Glück regelmässig Kontakt per Face-Time. Laurin, unserer 5-jähriger Enkel, sagte diese Tage zu seinem Mami : «Ich weiss gar nit, zu welem Grosi ich zerscht sell goo.» So berührend. Therese Schweri, via E-Mail

«SCHÖN SIND SIE DA» Zum Grosseltern-Magazin

Während meine Eltern (die Grosseltern), obwohl pensioniert, bisher fast keine Zeit fanden, um zu lesen, habe ich (Mutter) jede Ausgabe verschlungen. Die Beiträge sind spannend und nah am Leben (besonders begeistert # 06 ~ 2020

Danielle Frey, via E-Mail

OFFENER BRIEF AN DIE GROSSELTERN Unsere beiden Grosskinder bringen dem Urdädi Ankeblüemli ins Pflegezentrum Moosmatt. So ist es erlaubt! Rosi Zemp, via E-Mail


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

22

ZU DIESEM INTERVIEW: «Grosseltern» hat das Bundesamt für Gesundheit Mitte April für ein Interview mit Daniel Koch angefragt. Das Gespräch fand am 22. April per Telefon statt und das BAG hat das ganze Interview anschliessend gegengelesen. Seine Aussage, Grosseltern dürften ihre jüngeren Enkelkinder umarmen, nicht aber hüten, haben wir kurz darauf aus Aktualitätsgründen online geschaltet. Diese Aussage stiess auf grosses Echo und wurde von den Medien im In- und Ausland aufgenommen. Seit dem Interview Mitte April hat sich die Lage bereits wieder geändert und die vom BAG empfohlenen Massnahmen werden der Situation der Pandemie kontinuierlich angepasst. bag.admin.ch

« Ich gehe sehr positiv durchs Leben » Von GERALDINE CAPAUL (Interview)

Daniel Koch, Delegierter des BAG für Covid-19, im Interview mit « Grosseltern » über grosse ­Verantwortung, seine Familie und das Leben nach der Krise.

DANIEL KOCH (65) war bis 2002 für das IKRK tätig, zuerst als medizinischer Koordinator in Krisengebieten, unter anderem während des Bürgerkriegs in Sierra Leone, später als medizinischer Mitarbeiter am Hauptsitz in Genf. Seit 2002 ist er für das BAG in unterschiedlichen Ressorts tätig, von 2008 bis 2020 als Leiter der Abteilung «Übertragbare Krankheiten». Eigentlich wäre er im April in Pension gegangen. Nun arbeitet er bis zur Bewältigung der Pandemie mit dem Titel «Delegierter des BAG für COVID-19» weiter.

Daniel Koch, für viele Schweizer sind Sie die zentrale Figur in dieser Krise, der Fels in der Brandung sozusagen. Sind Sie sich dieser Rolle bewusst? Daniel Koch: Also gesucht hab ich sie nicht, muss ich sagen ( lacht ). Aber ich habe es mittlerweile schon vielfach gehört. Deshalb ist es mir durchaus bewusst, dass ich da in eine spezielle Rolle gerutscht bin. Ist Ihnen wohl damit? Ja, wohl schon. Ich denke, es gehört zum Beruf, da müssen wir jetzt einfach alle durch. Sie sind massgeblich bei der Ausarbeitung der Massnahmen im Umgang mit dem Virus involviert. Eine enorme Verantwortung. Wie gehen Sie damit um? Selbstverständlich fühle ich mich für einige Sachen verantwortlich. Ich nehme diese Verantwortung wahr und will sie sicher nicht abschieben. Aber ich bin natürlich bei Weitem nicht allein. Die grösste Verantwortung trägt der Bundesrat selber. Ich finde, der Bundesrat stellt sich dieser Situation mit sehr viel # 06 ~ 2020


23 Bravour. Mein Teil der Verantwortung liegt darin, den Bundesrat zu beraten – aber auch da steckt eine ganze Equipe dahinter. Wir tauschen uns aus und legen fest, wie es weitergehen soll. Welches war für Sie persönlich die einschneidendste Massnahme? Welche fiel Ihnen am schwersten einzuhalten? Ich würde nicht sagen schwer zum Einhalten, aber belastend war sicher das Ändern des Soziallebens. Also all diese sozialen Kontakte, bei welchen man sich einschränken muss, dass man sich nicht mehr besuchen kann, dass man sich nicht mehr die Hand geben darf. Das finde ich natürlich nicht nur für mich, sondern für alle sehr ungewohnt und schwierig. Aber für mich ist das alles vielleicht einfacher, weil ich – wie Sie sich vorstellen können – beruflich sehr ausgelastet bin. Inwiefern macht es das einfacher? Ich bin nicht zu Hause eingesperrt, es ist mir nie langweilig, sodass ich das Gefühl hätte, es müsste jetzt etwas laufen. Ich bin einfach ständig am Arbeiten, auch ausser Haus. Es ist für mich also teilweise sicher leichter. Aber ich habe sehr viel Verständnis dafür, wenn die Leute unter dem Gefühl leiden, vieles nicht mehr machen zu dürfen, was früher so selbstverständlich war. Das ist schwierig.

«Ich freue mich darauf, wieder mehr Sport mit den Hunden zu treiben»: Daniel Koch.

Glauben Sie, es bleibt etwas aus dieser Krisenzeit? So wie es jetzt aussieht, wird in Zukunft einiges nicht mehr so sein wie früher. Weil es einfach nicht mehr so sein kann wie früher. Das alles wird nicht nach einer Saison vorbei sein, das Virus hat sich jetzt im Menschen festgesetzt. Und das wird wie all die grossen Epidemien zu Änderungen führen. Auf der anderen Seite muss man vertrauensvoll sein. Die Menschheit ist noch mit jeder grossen Epidemie zurechtgekommen. Man hat immer Lösungen gefunden, die uns heute gar nicht mehr bewusst sind, ~


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

24

weil sie schon so dazugehören. Die Cholera im 18. Jahrhundert beispielsweise hat dazu geführt, dass man die Bedeutung der Hygiene erkannt hat. Wir denken immer ein wenig kurzfristig. Auch von dieser Epidemie wird es etwas geben, was bleiben wird, was der Menschheit hilft, irgendwann normal damit umzugehen. Dass man sich zum Beispiel bei Begegnungen anders verhält? Ja, zum Beispiel. In nächster Zeit wird man sicher weiterhin Distanz wahren. Man wird auch weiterhin aufpassen müssen, dass man sich nicht infiziert. Man wird vermehrt darauf schauen, dass man andere nicht ansteckt. Das bleibt. Und dieses Verhalten wird dazu beitragen, dass diese Krankheit, aber auch andere Krankheiten, weniger übertragen werden. Das Abstandhalten zu den Enkelkindern ist für viele Grosseltern vermutlich die schmerzhafteste Massnahme. Hier habe ich gute Nachrichten, also relativ gute … Heute kann man mit recht grosser Sicherheit davon ausgehen, dass Kinder nicht die grossen Überträger sind. Und auch recht selten daran erkranken. Das freut die Grosseltern ja natürlich schon mal, dass sie sich immerhin um die Enkel keine Sorgen machen müssen. Diese Erkenntnis bedeutet aber auch, dass man die Enkelkinder auch wieder einmal in die Arme nehmen darf. Wirklich? Ja. Aber man soll sie bitte trotzdem nicht grad wieder hüten. Sehen Sie, das Problem sind eigentlich die Eltern. Sie übertragen in der Regel das Virus, nicht die kleinen Kinder. Gefährdet jedoch sind die Grosseltern. Also darf man die kleinen Kinder wieder einmal umarmen, solange man Abstand zu der mittleren Generation hält.

« Ich bin sehr fordernd und diskutiere durchaus sehr lebhaft. Es ist nicht so, dass ich nur ruhig und gelassen bin. Ich nehme das alles sehr ernst und bin überaus engagiert. »

Dürfen wir auch wieder mit den Grosseltern in den Wald zum Grillieren – mit Abstand? Hier wird’s schon wieder schwieriger. Selbstverständlich dürfen Sie in den Wald, solange Sie den Abstand wahren. Die Gefahr besteht aber darin, dass man bei gewohnten Sachen – wie dem ungezwungenen Zusammensein – sehr schnell in alte Verhaltensmuster fällt und den Abstand vergisst. Deshalb sagen wir, dass sich die Generationen weiterhin separieren sollen. Die Grosseltern sollen allein spazieren gehen, aber mal den Enkel in den Arm nehmen, das dürfen sie. Da riskieren sie nichts. Sie sind vor Kurzem Grossvater geworden. Sehen Sie Ihren fünf Monate alten Enkel? Im Moment selten. Und wenn, dann übers Telefon. Wie stehen Sie mit Ihrer Familie in Kontakt? Wir telefonieren regelmässig. Und meine beiden Töchter sehe ich manchmal. Sie müssen mir ein wenig helfen zu Hause, auch mit den Hunden. Obwohl,

# 06 ~ 2020

im Moment sind die Hunde grad wieder im Hundehort. Eine Tochter kommt ab und zu und erledigt einige Arbeiten in meinem Ein-Personen-Haushalt. Machen Sie sich Sorgen um Ihre Gesundheit und um die Ihrer Liebsten? Nein, gar nicht. Weil Sie nicht der Mensch dafür sind, sich auf Vorrat Sorgen zu machen? Ich gehöre eigentlich zur Risikogruppe, aber noch nicht lange. Deshalb bin ich gar noch nicht richtig in dieser Gruppe angekommen. Was man aber vor allem sagen muss: Mein Infektionsrisiko, also die Chance, dass ich mich anstecke, ist relativ gering, weil ich immer Distanz habe. Ich bin in dieser Hinsicht auch nicht ganz typisch. Denn wenn die Leute mich sehen, kommt ihnen sofort dieses Virus in den Sinn, und deshalb passiert es praktisch nie, dass mir jemand die Hand geben will. So ist es für mich relativ einfach – bei meinem Anblick fällt den Menschen sofort ein, dass sie Distanz halten sollen ( lacht ).


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

Ist es denn in Ordnung für Sie, dass Sie so mit dem Corona-Virus in Verbindung gebracht werden? Ja, das ist jetzt halt einfach so. Seit Monaten arbeiten Sie sehr viel. Worauf freuen Sie sich nach der Pensionierung? Ich freue mich vor allem darauf, ganz grundsätzlich wieder mehr Zeit für mich und für die Familie zu haben. Und dann auch darauf, wieder mehr Sport mit den Hunden zu treiben. Zurzeit treiben Sie ein wenig Sport und Sie haben Ihre Hunde. Was machen Sie sonst noch zum Abschalten? Nichts weiter. Ich versuche, möglichst viel zu schlafen. Sonst geht das nicht. Im Moment liegt schlicht nicht viel drin. Sie kommen also tatsächlich zu genügend Schlaf? Ja, darauf achte ich. Haben Sie auch Respekt vor der Pensionierung? Oder wissen Sie jetzt umso mehr, dass Sie diese nur geniessen werden? Ob ich sie nur geniessen werde, weiss ich nicht, das werden wir dann sehen. Wissen Sie, ich habe in meinem Leben schon so viel geändert, in so vielen Bereichen. In dieser Hinsicht bin ich extrem flexibel. Da mache ich mir keine Sorgen. Ich bin auch nicht jemand, der sein Leben durchplant, ich nehme sehr viel so, wie’s kommt.

Waren Sie eigentlich schon immer so ausgeglichen? Ich bin nicht immer nur ausgeglichen. Ich glaube, so nehmen mich die Leute zurzeit einfach wahr. Aber ich bin gleichzeitig sehr fordernd und diskutiere durchaus sehr lebhaft. Es ist nicht so, dass ich nur ruhig und gelassen bin. Ich nehme das alles sehr ernst und bin überaus engagiert. Werden Sie auch mal wütend? Ja, das kommt vor. Aber eher selten und sicher nicht gegenüber Leuten, die etwas von mir erwarten, oder wenn ich der Bevölkerung etwas erklären muss. Hier werde ich nicht ungeduldig. Apropos: Was raten Sie den Über-65-Jährigen für die nächsten Wochen und Monate? Wichtig ist, dass man sich weiter an diese Empfehlungen hält, dass man darauf achtet, sich nicht anzustecken. Selbstverständlich sollen sie mal rausgehen und die Sonne geniessen. Aber alles andere gilt es, zu vermeiden, auch wenn jetzt wieder die Läden öffnen. So sollten sie vielleicht wirklich nicht grad

25

unbedingt zum Coiffeur gehen. Es lohnt sich, ein wenig zu warten. Denn wenn es so weitergeht, wie es die letzten Wochen gelaufen ist, dann wird das Risiko immer kleiner. Und wenn das Risiko wirklich klein ist, wird alles wieder viel normaler. Schon in ein paar Wochen können wir vieles besser abschätzen. Und Enkelhüten wird erst wieder zum Thema, wenn eine Impfung da ist? Nein. Wenn man im Sommer sieht, dass das Risiko auch für die älteren Personen genug klein ist und man die verschiedenen Ansteckungsecken unter Kontrolle hat, dann wird einiges auch für die ältere Bevölkerung möglichst normal sein. Was wir weiterhin sagen werden: Lueget, das mit dem Händeschütteln, das vergessen wir jetzt mal für eine Weile, ebenso wie das nahe Beisammenstehen mit vielen verschiedenen Menschen. Denn wir wollen weiterhin versuchen, uns nicht anzustecken. Aber Sachen, die sehr wichtig sind fürs Leben, wie eben die eigenen Grosskinder zu hüten, sollen dann möglich sein. •

« Sachen, die sehr wichtig sind fürs Leben, wie eben die eigenen Gross­kinder zu hüten, sollen dann möglich sein. »

Sie haben als Arzt – auch in Kriegsgebieten – schon viel Leid gesehen. Trotzdem wirken Sie so, als ob Sie ans Gute im Menschen glauben. Oh ja, auf jeden Fall! Ich gehe sehr positiv durchs Leben.

#06 ~ 2020


26

~ Hintergrund ~ HÄUSER RÄUMEN

Die Vergangenheit Von SILVIA SCHAUB (Text) und TIBOR NAD (Fotos)

aufräumen Wie viele Dinge sich doch im Lauf eines Lebens ansammeln! Wer einen Haushalt aufzulösen hat, gelangt unweigerlich zu dieser Erkenntnis. Aber was soll für die (Fotos)jeder Von SILVIA SCHAUB (bleiben, Text), TIBOR NAD Nachkommen wenn Gegenstand seine Geschichte hat ?

# 06 ~ 2020


27 o nur steckt das Fotoalbum mit den Schwarz-Weiss-Bildern mit gezackten Rändern, das meine Eltern in jungen Jahren zeigt und das ich als Kind stundenlang angeschaut habe? Im Buffet, wo es sonst immer lag, ist es nicht mehr zu finden. Hat es Mutter einfach entsorgt? Kaum vorstellbar, denn ich befinde mich gerade in meinem Elternhaus, und das ist gelinde gesagt ziemlich voll – mit Gegenständen eines ganzen Lebens und Tausenden von Geschichten. Seit letztem Spätsommer, nach dem überraschenden Tod meiner Mutter, bin ich daran, mein Elternhaus zu räumen. Kurz zuvor hatten mein Mann und ich uns entschieden, aus unserem Haus in eine Wohnung zu ziehen, weil die Kinder teils schon ausgeflogen, teils auf dem Absprung sind. Wieso also zu zweit ein 6-ZimmerHaus bewohnen? Meine Mutter hatte sich diese Fra-

geliebten Haus bleiben, auch wenn sie es am Schluss nur noch mit ihrer Katze Mutzli teilte. Und sie wollte darin möglichst nichts verändern, auch nicht, als Vater vor 12 Jahren starb. «Das kann man noch lange brauchen», meinte meine Mutter dezidiert zu jedem meiner Versuche, irgendetwas zu entsorgen. So gab ich mich irgendwann geschlagen – im Bewusstsein, dass mich eines Tages eine Riesenarbeit erwarten würde. Und da stehe ich nun vor all den Schränken voll mit Kleidern meiner Mutter, die sie teils nie getragen hatte und doch nicht weggeben wollte, vor den Buffets mit dem Tafelservice, das höchstens einmal im Jahr hervorgeholt wurde, vor den Stapeln von Stoffresten, Servietten und Tischwäsche, die vor lauter Lagerung Flecken bekommen haben, vor den Kisten im Keller mit gebrauchtem Geschenkpapier, das sie

ge nie gestellt. Sie wollte möglichst lange in ihrem

sorgfältig aufbewahrte.

~

Masche für Masche zum lieben Erinnerungsstück: die Häckeldeckchen meiner Mutter.

# 06 ~ 2020


28

~ Hintergrund ~ HÄUSER RÄUMEN

Was Mutter in der Haushaltsschule lernte, kam noch Jahre später auf den Tisch: zum Beispiel die köstlichen Tiroler Knödel. # 06 ~ 2020


~ Hintergrund ~ HÄUSER RÄUMEN «Lass das doch einfach von einem Räumungsunternehmen erledigen», rieten mir einige Freunde. «Dann hast du alles vom Hals.» Klar wäre das einfacher gewesen, aber für mich dennoch keine Alternative. Nein, das Räumen ist für mich ein letztes Abschiednehmen – von meinen Eltern, vom Haus, von den Gegenständen und auch von meiner eigenen Biografie, die noch so stark mit diesem Ort verbunden ist, obwohl ich vor mehr als 30 Jahren ausgezogen bin. Eine haarige Angelegenheit: Es ist vielleicht nicht gerade der Sommer die Locken, die ich als Sechsjährige hatte. meines Lebens, wie es Susanne Mayer bezeichnete, als sie ihr Elternhaus räumte und darüber das bezaubernde Buch «Die Dinge darüber zu machen, was für die Nachkommen bleiunseres Lebens» schrieb. Aber das Gefühl kann ich ben soll, wenn wir einmal nicht mehr sind. Zu gut genau nachempfinden, wenn sie schreibt, dass sich in dieser Zeit die Jahre des vorangegangenen Lebens zusammengeballt hätten, zu einer Essenz verdichteten von dem, was war. Beim Lesen des Buches tauchen jede Menge Déjà-vu-Momente auf – nicht nur, wie sie die Gegenstände beschreibt, die sie angetroffen hat. Das Haus ist noch voller Erinnerungen, die mir aus jeder Ecke entgegenblitzen: In meinem einstigen Kinderzimmer – die erste Nacht im Haus, als das Bett zusammenkrachte, weil wir so übermütig und glücklich über das eigene Zimmer darin herumsprangen. Auf dem Balkon, von wo aus wir eine Seilbahn zu den Nachbarskindern spannten und damit kleine Briefchen und Geschenke transportierten. Im Estrich, der immer etwas geheimnisvoll blieb, für uns aber unbegrenzte Möglichkeiten bot, um «Verkleiderlis» mit all den schönen Kleidern der Mutter zu spielen. Schade, dass sich solche Erinnerungen nicht in eine Kiste packen lassen. Wer einen Haushalt aufzulösen hat – egal aus welchem Grund –, kommt nicht umhin, sich Gedanken

erinnere ich mich, wie ich einst bei meiner Grossmutter in den Kisten mit alten Spielsachen stöbern durfte. Das war immer ein besonderer Moment, weil alles so schön altmodisch war, einfach aus einer anderen Zeit. Dieses Gefühl möchte ich auch meinen Nachkommen ermöglichen. Nur ist gleichzeitig auch der Wunsch da: Meine Kinder und allfällige Enkelkinder sollen dereinst nicht so viel auszumisten haben. Manchmal war ich richtig wütend auf meine Eltern, weil ich es eine Zumutung fand, so viele Gegenstände zu besitzen. Ich fragte mich, ob das menschlich ist oder eine Generationenfrage, und überlegte schon, eine Initiative zu lancieren, die eine Obergrenze an Besitzgütern forderte. Die Vorstellung, mich all den Dingen zu stellen, hat mich zuweilen etwas überfordert. Ich schwankte zwischen Erstaunen und manchmal auch Entsetzen, was es da alles auszusortieren gab. Ach, wie oft habe ich während des Räumens Zwiegespräche mit meinen Eltern gehalten, habe nachgefragt, wer dieser Werner war, dessen Postkarte aus Braunwald meine Mutter über 60 Jahre aufbewahrt hatte. Ich habe geschmunzelt, wenn ich ein völlig Funktioniert bestens: vergilbtes Abonnement für den Skilift der antike Schwingbesen Brunni fand (ob das wohl noch gültig meiner Mutter. ist?). Ich stöberte die silbernen Highheels auf, die Mutter nur ganz selten trug, deren Ticktock ich aber noch immer in den Ohren habe. Und das bunte Seventies-Kleid, das ich an meinen ersten Parties getragen habe. Auch wenn ich mittlerweile schon fast ein Profi in Sachen Räumung bin, denn in der Zwischenzeit stand traurigerweise auch die Räumung der Wohnung ~ # 06 ~ 2020

29


~ Hintergrund ~ HÄUSER RÄUMEN

30

der Schwiegermutter an: Es ist nicht einfach, die richtige Wahl zu treffen, welche Dinge oder Möbel nun an einem anderen Ort weiterleben, weitergegeben oder definitiv entsorgt werden sollen. Das fiel mir bei den eigenen Sachen weit leichter als nun im Elternhaus. Doch irgendwann wird das Räumen zur Routine, die nur noch ein Ziel hat: ein leeres Haus. Denn mit jedem Stück, das man hinausträgt, verschwindet auch die Seele des Hauses. Als «Tinderisierung des Generationenverhältnisses» bezeichnet es Susanne Mayer in ihrem Buch, wenn es mit Aussortieren ernst wird. «Gucken, wisch und weg. Gefällt nicht. Raus. Alle Erwägungen, die noch vor einer Generation zum Behalten, Behüten, Aufbewahren geführt haben, gelten nun als Ausflüchte oder Symptom eines liederlichen Charakters, der durch ‹Nicht-Loslassen› definiert wird.» Wenn ich nun betrachte, was ich tatsächlich von meinen Eltern mitgenommen habe, sind das keine grossen Reichtümer oder fantastische Raritäten, sondern vor allem einfache Dinge mit hohem emotionalem Wert: Das Schmuckkästchen mit Holzintarsien, die Vater meiner Mutter von einer Spanienreise mitbrachte, Mutters handgeschriebene Kochbücher, Vaters bemalte Holzschachtel, ein Couvert mit meinen Haaren von anno 1969, das crèmefarbene Seidenkleid mit den Stickereien, das Mut-

Wird gebraucht: das Lieblings-­Chacheli der Schwiegermutter.

ter nie trug (und ich wohl auch nie tragen werde), die gehäkelten Deckchen, der Handschwingbesen, mit dem sie die besten Spätzli der Welt zubereitete, Vaters Witzesammlung und seine heiss geliebten Emil-Schallplatten. Es tut unheimlich gut, diese Dinge nun in meinem Zuhause um mich zu haben. Das Überraschende: Sie fügen sich erstaunlich harmonisch in das Bestehende ein und lassen mich immer wieder für kurze Momente an meine Eltern denken. Und wenn ich dann eines davon in die Hände nehme, zaubert es mir ein Lächeln aufs Gesicht – ganz im Sinne von Aufräumprofi Marie Kondo, die rät, sich nur mit Dingen zu umgeben, die einen glücklich machen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass ich nun auch einige Dinge weggeworfen oder weitergegeben habe, die meine Nachkommen gerne behalten hätten. Aber es gibt neben den Spielsachen-Kisten noch ein paar weitere in unserem Keller, in denen es genügend Familiengeschichte für meine Kinder gibt. Und hoffentlich wird dann dort auch das Fotoalbum hineinkommen. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Schliesslich steht mir noch der Estrich zum Räumen bevor. •

Ein Geschenk des Vaters an die Mutter: das Schmuckkästchen aus Spanien.

LITERATUR Die Dinge unseres Lebens, Susanne Mayer, Berlin Verlag, 2019, 304 Seiten, 29.90 Franken Hausauflösung, Irène Speiser, Stroemfeld Verlag, 2010, 117 Seiten, 27.90 Franken Der Trost der Dinge, Daniel Miller, Edition Suhrkamp, 2010, 226 Seiten, 23.90 Franken

# 06 ~ 2020


~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

Wir sind einander näher gekommen

D

as Corona-Virus sei für Kinder und für gesunde Menschen vor dem AHV-Alter nicht gefährlich, hiess es. Wie froh war ich über diese Nachricht nach dem ersten Schock über die unerwartete Pandemie. Als sich die Situation eines möglichen Notrechts abzeichnete, kaufte ich rechtzeitig einige kleine Geschenke für die Enkelkinder. So war ich gerüstet, als die Läden und die Schulen geschlossen wurden. Jedes Enkelkind bekam persönlich Post: Hefte mit Gedulds- und Rätselspielen die jüngeren, verziertes Briefpapier die Primarschülerinnen, Bücher die älteren Enkelinnen.

Auch, als er von der Ente erzählte, die er an einem Weiher beim Ausbrüten der Eier beobachten konnte. Er geht nun regelmässig nachschauen, ob die jungen Enten schon ausgeschlüpft sind. Auch Briefe und Zeichnungen trafen ein. Im Familienchat vernahmen wir von der Bitte der Erstklässlerin in ihrem Brief an den Osterhasen: «Lieber Osterhas, Du must Keine angst haben, wir haben kein Coronavirus. Hasdu noch Prinzesinen Osterhasen. Ich würde Mich ser Freuien auf dich. Liebe Grüse» Die zwei ältesten Enkelinnen erzählten über FaceTime von ihrem strengen

Mit Fortschreiten der Krise wollte ich Homeschooling-Alltag im Gymnasium: mich nicht dauernd von den negativen «Wir haben mehr zu tun als sonst, vermisNachrichten lähmen lassen. Ich wollte sen jedoch unsere Kolleginnen sehr.» Die mich nicht auf den Tod, sondern aufs Leeine berichtete von der Französisch-Prüben konzentrieren. fung per Telefon, die andere von ihrem MONIKA FISCHER (1944) ist Journalistin und Alles war anders. Ich war berührt, wie die Videovortrag. Die älteste Enkelin grüsste neunfache Grossmutter. Tochter und die Söhne um mich besorgt mich aus ihrem Zimmer mit vielen neuen Seit 2012 macht sie waren und mir ihre Hilfe anboten. Sie Bildern. Die Dreizehnjährige zeigte, wie bei der Grossmütter riefen mich regelmässig an und schickten sie zusammen mit ihren Freundinnen Revolution mit. kleine Videos. Das eine zeigte eine der einen gestreamten Film sehen wird, jede jungen Familien bei ihren sportlichen Aktivitäten. Ich bei sich zu Hause am Laptop. Mit der Zwölfjährigen staunte, wie gut die Enkelin das Rad beherrscht, wie tauschte ich Erfahrungen über das Gärtnern aus. geschickt die Mädchen Tischtennis spielen und RollerAuch wenn wir einander nicht direkt begegnen können, blades fahren. Auf einem anderen zitiert die Kindergärterfahren wir in dieser Krisenzeit mehr voneinander als nerin ein Gedicht und demonstrierte den Parcours, den früher im «normalen» Alltag. Es gibt viel Nähe, trotz die Kleine als Bewegungsaufgabe regelmässig absolviephysischer Distanz. Gleichzeitig spüren wir, wie sehr wir ren muss. Ein weiteres Video zeigte den jüngsten Enkel einander vermissen. Umso mehr freuen wir uns auf den beim Velofahren. Er schilderte, wie er es gelernt hatte. Tag, wenn wir einander wieder in die Arme schliessen «Der Dädi hat mich gehalten und plötzlich losgelassen. dürfen. • Dann konnte ich selber fahren.» Überrascht nahm ich wahr, welche Fortschritte er sprachlich gemacht hatte.

Foto: Kathrin Schulthess

DIE GROSSMÜTTERREVOLUTION – EIN LANGJÄHRIGES PROJEKT

Die GrossmütterRevolution ist ein langjähriges Projekt des Migros-Kulturprozents. Möchten Sie mehr erfahren? Wir freuen uns über Ihren Besuch auf unserer Webseite. grossmuetterrevolution.ch

# 06 ~ 2020

31


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

32

Serie

heutige « DieForm von Armut ist oft unsichtbar »

RMUT A S R E ALT Teil 3

Grossmutter, Alt-Bundes­rätin, Präsidentin des Stiftungsrates der Pro Senectute Schweiz: ­Eveline Widmer-Schlumpf über mögliche Folgen der Corona-Krise, Reform­pläne für die Alters­ vorsorge und ihre sechs Enkel. Von EVELINE RUTZ (Text)

Eveline Widmer-Schlumpf, Ihre Mitarbeitenden haben täglich mit älteren Menschen zu tun, die mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Was sind die Gründe für Altersarmut? Eveline Widmer-Schlumpf: Die Gründe sind vielfältig. Zum einen sind es Menschen mit einer ganz normalen Arbeitsbiografie, die aber ein tiefes Einkommen hatten, die vielleicht auch Teilzeit gearbeitet haben und deshalb über ein tiefes oder gar kein Pensionskassenguthaben verfügen. Zum anderen sind es Menschen mit Brüchen in der Biografie. Eine Scheidung – alleinerziehende Frauen sind schon während des Berufslebens stark von Armut betroffen –, aber auch eine Krankheit, ein Todesfall oder eine längere Arbeitslosigkeit können zu einem solchen Bruch führen, der Auswirkungen auf die Altersvorsorge hat. In der aktuellen Krise steigt die Zahl der Betroffenen. Mit was für einer Zunahme rechnen Sie? Bei Kurzarbeit werden die Sozialversicherungsbeiträge nach wie vor geleistet. Selbstständige könnten in Schwierigkeiten geraten, wenn sie nur noch geringe oder keine Einzahlungen in die zweite

oder dritte Säule tätigen können. Eine längere Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit und tieferen Löhnen hätte sicher auch Auswirkungen auf die Altersvorsorge. Das ist momentan jedoch äusserst schwierig abzuschätzen und hängt auch von der Dauer der Krise ab. Was macht den Betroffenen am meisten zu schaffen? Finanzielle Armut führt oft auch zu sozialer Verarmung. Die heutige Form von Armut ist oft unsichtbar: Isolation und Rückzug aus dem sozialen Leben. Die Menschen können Mangels Geld nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen: Nicht regelmässig Bekannte zum Kaffee treffen, keine kulturellen Veranstaltungen besuchen, keine Freunde einladen. Darunter leidet die psychische Gesundheit und letztlich oft auch die physische. Wann sollte sich eine armutsgefährdete Person Hilfe holen? Armutsgefährdete Personen sollten sich frühzeitig Hilfe holen. Bei zu langem Zuwarten verschlimmert sich in der Regel die persönliche Situation.

# 06 ~ 2020

Welche Unterstützung bietet Pro Sencetute? Die kantonalen und interkantonalen Beratungsstellen von Pro Senectute helfen gern und professionell. Im Rahmen einer Sozialberatung wird abgeklärt, welche Unterstützung die Betroffenen bereits haben und welche Möglichkeiten noch bestehen. Schliesslich kann Pro Senectute Menschen im Alter, die sich in einer finanziellen Notlage befinden, mit der Individuellen Finanzhilfe unterstützen. Dafür stellt ihr der Bund jährlich rund sechzehn Millionen Franken zur Verfügung. Wer trotz einer AHV- oder IV-Rente nicht für seinen Lebensunterhalt aufkommen kann, erhält Ergänzungsleistungen (EL). Ab 2021 gelten dafür neue Bestimmungen. Bringt die Reform genügend Verbesserungen? Die Reform verbessert die Situation in erster Linie bei den Mieten. Bisher reichten, Stand 2016, die Beiträge für die Mieten bei rund 43 000 Haushalten nicht aus. Mit der Anpassung der so­ genannten Mietzinsmaxima wird die Situation hier klar verbessert. Man muss allerdings auch sagen, dass die


Foto: Lea Meienberg

33

Mieten noch stärker gestiegen sind. Das heisst, mit der Einführung per 2021 haben wir hier bereits wieder einen «Rückstand». Die Eintrittshürden wurden zwar erschwert, das Leistungsniveau bei den EL konnte jedoch gehalten werden. Es ist aber klar festzuhalten, dass das Leben mit EL ein bescheidenes Leben mit wenig Spielraum ist. Eine wichtige Verbesserung wurde in der Reform zurückgestellt, ist aber mit einer Motion dem Bundesrat überwiesen worden. Es geht darum, dass Betreuung zu Hause ebenfalls über die EL finanziert wird. Betagte Menschen, die mit wenig zusätzlicher Unterstützung noch zu Hause leben könnten, leben deshalb oft in Heimen. Mit dieser Massnahme würde man ein wichtiges Bedürfnis abdecken und gleichzeitig wohl auch Kosten sparen.

Reformbedarf besteht ebenso bei der Altersvorsorge. So, wie sie heute ausgestaltet ist, wird sie bald nicht mehr finanzierbar sein. Dennoch sind in den letzten Jahren mehrere Reformprojekte gescheitert. Ist man sich der Dringlichkeit zu wenig bewusst? Ich denke, man ist sich der Dringlichkeit durchaus bewusst. Nach der gescheiterten Reform zur Altersvorsorge 2020 hat man nun relativ schnell neue Vorschläge sowohl für die 1. wie auch für die 2. Säule vorgelegt. Was braucht es, damit sich die verschiedenen politischen Lager zusammenraufen? Man kann eine gewisse Kompromisslosigkeit in den verschiedenen politischen Lagern feststellen. Es ist wichtig, dass

#06 ~ 2020

man zurückfindet zum bewährten Schweizer Kompromiss, jeder gibt etwas und jeder bekommt etwas. Welche Anpassungen halten Sie bei der AHV für angezeigt? Die Flexibilisierung des Renteneintritts ist sicher eine wichtige Anpassung, die auf dem Tisch liegt. Es soll zudem vermehrt Anreize geben, über das ordentliche Rentenalter hinaus arbeiten zu wollen. Zentral ist aber die Frage, wie wir die AHV für die Generation der Babyboomer finanzieren. Sie plädieren dafür, auch über ein höheres Rentenalter zu diskutieren. Warum? Wir müssen uns dieser Diskussion stellen. Einerseits stellen wir fest, dass wir immer älter werden und gleichzeitig ~


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

34

immer fitter sind. Andererseits müssen wir aber auch sehen, dass nicht jeder mit den gleichen Voraussetzungen älter wird. Die Situation ist für einen Maurer oder eine Polizistin eine andere als für eine Architektin oder einen Sachbearbeiter. Hier müssen flexible Lösungen gefunden werden. Wie soll die zweite Säule, die berufliche Vorsorge, reformiert werden? Zurzeit liegt ein Vorschlag der Sozialpartner auf dem Tisch. Die Diskussion ist in vollem Gange. Da wir immer länger leben, muss das angesparte Geld länger reichen. Dass der Umwandlungssatz gesenkt werden muss, ist weitgehend unbestritten. Die Angleichung bei den Altersgutschriften ist eine wichtige Massnahme, da das bisherige System mit vier Sätzen ältere Arbeitnehmende systematisch benachteiligt. Zu diskutieren wäre hier, ob man nicht bereits früher, also ab 20, in die 2. Säule einzahlen sollte. Die Senkung des Koordinationsabzugs ist ebenfalls angebracht, weil so für tiefe und mittlere Einkommen das vorsorgliche Sparen verbessert und insgesamt ein höherer Verdienst versichert wird. Meines Erachtens müssten aber auch die Vor- und Nachteile einer Abschaffung des Koordinationsabzuges ernsthaft diskutiert werden. Das Parlament diskutiert über Überbrückungsleistungen für ausgesteuerte ältere Arbeitslose. Was halten Sie von dieser Idee? Im Einzelfall kann eine solche Leistung die Situation für die Betroffenen sicherlich verbessern und sie von Sozialhilfe und somit auch von Armut im Alter bewahren. Die Menschen suchen aber in erster Linie eine Arbeit und hier sollte der Schwerpunkt liegen. Im Ausland ha-

ben ähnliche Massnahmen nicht dazu geführt, dass die älteren Menschen in grosser Zahl wieder zurück in den Arbeitsprozess gefunden haben. Es kann sogar sein, dass so die Situation der älteren Arbeitnehmenden insgesamt verschlechtert wird. Es wird dann zum Beispiel früher nicht mehr in Weiterbildung investiert oder im schlimmsten Fall eher ein älterer Arbeitnehmender entlassen. Nach Einführung der Rente wird man die Entwicklung sehr genau beobachten müssen. Braucht es weitere politische Massnahmen, um der Altersarmut entgegenzuwirken? Die Altersarmut wird in der Summe in Zukunft leider wohl eher zu- als abnehmen. Gründe dafür sind unter anderem die neuen Familienmodelle und Erwerbsbiografien mit Teilzeitarbeit, mehr Alleinerziehende und Patchwork-Familien. Aber auch die ungelöste Frage der Betreuung im Alter ist ein Grund für diese Entwicklung. Diese Frage beziehungsweise die Frage der Finanzierung der Betreuung im Alter muss gelöst werden. Wir werden nicht darum herumkommen, die Betreuung und die Pflege im Alter neu zu regeln und zu finanzieren. Verschiedene Vorschläge liegen auf dem Tisch. Ein prüfenswerter Ansatz könnte ein neues Finanzierungsmodell sein, das – ähnlich wie bei der Grundversicherung der Krankenkassen – die Basiskosten der Betreuung garantiert. Sie sind seit drei Jahren Präsidentin der Pro Senectute. Welche Akzente haben Sie in dieser Zeit gesetzt? Pro Senectute Schweiz und die kantonalen sowie interkantonalen Pro-Senectute-Organisationen haben miteinander

# 06 ~ 2020

die Strategie 2022 für die Gesamtorganisation entwickelt und die Massnahmen zu deren Umsetzung festgelegt. Wir wollen unsere Stärken gemeinsam weiter ausbauen und unsere Chancen nutzen. Ich habe viel Zeit und Herzblut in dieses für unsere Organisation zentrale Projekt investiert. Gibt es ein Projekt, das Sie in nächster Zeit besonders intensiv verfolgen werden? Eines der Projekte, die wir intensiv verfolgen, ist das betreute Wohnen, und zwar das betreute Wohnen zu Hause, also nicht das stationär betreute Wohnen im Alter. Es geht dabei um die Frage, welche Unterstützungs- und Betreuungsangebote notwendig sind und welche Finanzierungsmöglichkeiten es braucht, damit ein verfrühter Heim­ eintritt verhindert werden kann. Sie sind sechsfache Grossmutter. Sprechen Sie mit Ihren Enkelkindern ab und zu über Geld? Ich mache das entsprechend ihrem Alter. Die Älteren haben bereits gelernt, dass sie sich gut überlegen müssen, wofür sie ihr Taschengeld ausgeben wollen, und dass es sich lohnt zu vergleichen, was wie viel kostet. Was möchten Sie Ihren Enkeln auf den Lebensweg mitgeben? Ich hoffe, dass sie ihren eigenen Weg finden und gehen können und dass sie den Mut haben, für ihre Überzeugungen und Wünsche zu kämpfen. •

Das Interview wurde schriftlich geführt.


~ 06 / 2020 ~ WETTBEWERB

Gewinnen Sie zwei Übernachtungen für zwei Erwachsene und zwei Enkelkinder in einer Familien­suite im Wert von 1000 Franken. Einzulösen auf Anfrage und nach Verfügbarkeit in der Nebensaison.

Das Vier-Sterne-Superior-Hotel im Tiroler Lermoos verzaubert Familien mit begehrtem Luxus: wertvoll gestaltete Zeit in einem grosszügigen Ambiente mit konsequent durchdachter Ausstattung speziell für Kinder am Fuss der magischen Zugspitze. Die Gourmetküche begeistert Liebhaber raffinierter Gerichte und Geschmackskreationen. Spass auf allen Ebenen. Mehr als 2000 m² nur für Kinder und Jugendliche! Das bedeutet Spielmöglichkeiten ohne Ende in je nach Altersgruppe eingerichteten Betreuungsräumen. Zudem sorgen Kino & Theater, Turnhalle, Softplayanlage, Indoor-Gokarts und die Riesenrutsche über fünf Etagen für ein Feuerwerk an Emotionen. Entdecke die Karibik in den Alpen: In der Wasser-Wunder-Welt mit Reifen-Wasserrutsche, Indoor-, Outdoor- und Sole-Pool vergessen selbst MiniMeuterer das Meutern. Wer unsere unvergleichliche Karibik hinter sich lässt, ist garantiert dazu verflucht, von ihr zu träumen. So viele Erlebniswelten bietet dein FAMILUX Resort, dass die Fantasie von einem Luftschloss zum nächsten springt. Mindestens 25 ausgebildete Kids Coaches kümmern sich verständnisvoll täglich von morgens bis abends um die kleinen Gäste. Was uns auszeichnet: Wir sorgen auch für Babys, die erst vor wenigen Tagen das Licht der Welt erblickt haben, und ermöglichen damit dir und deiner ganzen Familie genussvolle Ferien. hotelalpenrose.at

~ Verlosung ~

SO KÖNNEN SIE GEWINNEN Schicken Sie bis zum 25. Juni 2020 eine E-Mail oder eine Postkarte mit dem Betreff «Zugspitze» an wettbewerb@grosseltern-magazin.ch oder an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden.

# 06 ~ 2020

35


36

~ Hintergrund ~ OSTUKRAINE

«Wer noch hier ist, ist alt, krank – oder verrückt»: Yuliya in ihrem Einzimmer-Häuschen in Luhanske, in der Hand ihr Hochzeitsbild.

# 06 ~ 2020


~ Hintergrund ~ OSTUKRAINE

37

Leben in der Grauzone In der Ostukraine herrscht Krieg. Dort, in einem Dorf an der Frontlinie, lebt Y ­ uliya, ganz allein. Ihr Highlight: Enkel Juri, der sie manchmal besucht. Von KLAUS PETRUS ( Text und Fotos)

# 06 ~ 2020


38

~ Hintergrund ~ OSTUKRAINE

Die alte Frau setzt Wasser auf, dann beginnt sie von früher zu erzählen und irgendwie scheint alles so normal.

Yuliya hatte früher Schweine und Hühner, heute lebt sie mit ihrem Hund und einer Katze auf einem kleinen Hof. Viel ist es nicht – aber wohin sollte sie denn sonst gehen?

# 06 ~ 2020


~ Hintergrund ~ OSTUKRAINE

G

ott behüte, nur ein einziger Krümel von diesem Knob­ lauchbrot und du wirst 66 Tage leiden müssen mit Haut und Haar und alle, die deinen Weg kreuzen, werden von dir weichen und dir naserümpfend hinterhermaulen: Wie konntest du nur? Ich erlag dem Charme der wundersamen Yuliya Vasilevna Horuzhevskaya, werde ich verschämt erwidern, als hätte ich keine Wahl gehabt. Hatte ich auch nicht. «Nun wird gegessen, keine Widerrede!», sagt die 79-Jährige mit hoher, forscher Stimme, sie zupft das geblümte Kopftuch zurecht, scheucht die Katze weg, dann tischt sie eingemachte Peperoni auf, Gurken, ein ordentliches Stück Butter, einen Teller mit Schweineschmalz und dieses Brot, das einen wegputzt. Draussen flattern Stofftücher an der Wäsche­ leine, ein kalter Wind bläst seit den frühen Morgenstunden über den Acker, es ist Dienstag, Ende November. Hier drinnen aber ist es warm, an den Wänden hängen ein Teppich mit Rehen und einem verschneiten Berg darauf, goldverzierte Heiligenbildchen, eine Uhr, ein Rosenkranz, das Abbild der Mutter Gottes und eine Fotografie von Yuliyas Tochter, als sie noch ein Mädchen war. Die alte Frau setzt Wasser auf, dann beginnt sie von früher zu erzählen und irgendwie scheint alles so normal. Doch das ist es nicht. Denn wo Yuliya lebt – in Luhanske, einem kleinen Dorf in der Ostukraine –, da ist Krieg.

Fast jeden Tag hört sie Schüsse, den Donner von Mörserraketen, dann versteckt sie sich in ihrem Häuschen, kriecht ins Bett und wartet, bis sie nur noch das Gebell ihres Hundes vernimmt, der draussen vor dem Schuppen angekettet ist. Manchmal dauert es Minuten, manchmal Stunden. Und manchmal fragt sich Yuliya, ob all das je ein Ende haben wird. Im April sind es sechs Jahre, als prorussische Separatisten die Gebiete um Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine besetzt und als unabhängige Volksrepubliken ausgerufen haben. Da­ raufhin schickte die ukrainische Regierung ihr Militär in den Donbass, wie diese Gebiete auch heissen. Die Jahre 2014 und 2015 waren die schlimmsten in diesem Krieg, der bis heute 1,5 Millionen Menschen in die Flucht getrieben und 13 000 Tote gefordert hat, unter ihnen 3300 Zivilisten. Doch für viele begann der Konflikt schon früher, nämlich im November 2013. Damals demonstrierten Menschen auf dem Maidan-Platz in Kiew gegen den eigenmächtigen Entscheid von Präsident Viktor Janukowitsch, die Ukraine nicht weiter der EU anzunähern, son­ dern Russland. Die Proteste endeten blutig und Janukowitsch, kriminell und korrupt, musste Anfang 2014 aus dem Land fliehen. Sein Nachfolger Petro Poroschenko gab sich als Patriot und versprach, die Ukraine an den Westen zu binden und dem «grossen Bruder» im Osten zu trotzen. Damit konnte der «Scho­ koladenkönig» – Poroschenko verdient bis heute Millionen ~

# 06 ~ 2020

39


40

~ Hintergrund ~ OSTUKRAINE

Ukrainischer Soldat in einem Schützengraben an der Frontlinie: ein vergessener Stellungskrieg mit vielen Toten.

Friedhöfe säumen die Strassen entlang der Frontlinie: 13 000 Tote hat der Ostukraine-Krieg bisher gefordert.

# 06 ~ 2020


~ Hintergrund ~ OSTUKRAINE

41

«Das ist nicht mein Krieg», sagt sie auf Russisch und wird still.

und Milliarden mit Süsswaren – die Proteste in Kiew beenden. Doch im Osten des Landes, wo viele Anhänger Russlands leben, erzeugte Poroschenko Verunsicherung und Unbill. Diese fragile Übergangszeit nutzte der russische Präsident Wladimir Putin und schuf quasi über Nacht Fakten: Zuerst im März 2014 mit der Eingliederung der Halbinsel Krim im Südosten der Ukraine in sein «Neurussland» – 96 Prozent der Bewohner stimmten dem zu – und kurz darauf mit der Unterstützung der Separatisten im Donbass. Seither ist dieser Krieg zu einem zwischen West und Ost geworden. Auf der einen Seite wollen viele Ukrainer die europäischen Werte von Selbstbestimmung und Freiheit bis in den östlichsten Zipfel ihres Landes verteidigen, auf der anderen Seite wehren sich prorussische Separatisten gegen eine nationalistische Vereinnahmung durch Kiew. Dazwischen liegt eine Frontlinie, 450 Kilometer lang, die weiterhin umkämpft ist und bis heute Opfer fordert. Und an dieser Frontlinie, nur wenige hundert Meter auf der ukrainischen Seite, steht Yuliyas Haus und ihr Garten mit dem verlotterten Schuppen. «Das ist nicht mein Krieg», sagt sie auf Russisch und wird still. Später erzählt sie von jenem Tag, als die Panzer der Separatisten vor Luhanske standen, wie aus dem Nichts seien sei aufgetaucht, hätten auf alles geschossen, was sich bewegte, bis heute höre sie die Schreie, sehe das Blut. Damals wohnte Yuliya im Dorfkern, hatte ihr eigenes Haus, ein grosses. Nachdem es beschossen wurde und das Dach ein­ zustürzen drohte, kehrte sie ins Haus ihrer Mutter zurück, die ursprünglich aus Polen stammte und 2012 im Alter von 92 ver­

starb. Dort lebt Yuliya bis heute, in diesem einen Zimmer mit dem Teppich an der Wand, mit einem Bett, Tisch, Sessel und einer Kochnische. «Viele sind aus dem Dorf geflohen und nicht wieder heimgekehrt. Wer noch hier ist, ist alt, krank – oder verrückt.» So wie um Luhanske steht es um viele Dörfer und Städte an bei­ den Seiten entlang der Frontlinie. Man schätzt, dass noch 80 000 Menschen in dieser «Grauzone» leben, vor dem Krieg waren es Hundertausende. Manche sind in die Städte gezogen, andere ins Ausland. Wie Yuliyas Tochter, sie ist Mitte fünfzig, verheiratet und lebt heute bei Sankt Petersburg. Sie ist ihr einziges Kind. Yuliya hat sie allein aufgezogen, ihren Ehemann jagte sie schon bald nach der Hochzeit zum Teufel. «Wo-oodka», zischt die Alte und verwirft die Hände. Die monatliche Rente von umgerechnet 80 Schweizer Franken war schon damals knapp, doch Yuliya war jung und kräftig, sie hatte einen grossen Garten, verkaufte ihr Gemüse und Obst auf den umliegenden Märkten. «Jetzt schmerzen meine Gelenke, und ich habe Zucker. Deshalb trinke ich am Morgen als Erstes zwei Glas Wasser. Eigentlich, sagte der Arzt, müsste ich frischen Fisch essen. Doch der ist teuer.» Bis heute bestellt Yuliya ihren Garten, so gut es halt geht, ver­ kauft ein paar Säcke Kartoffeln, kocht für den Winter Gemüse ein und backt Knoblauchbrote. «Das muss ausreichen. Wir sind auf uns selbst gestellt.» Von der patriotischen Euphorie und Unterstützung der Ukrainer zu Beginn des Krieges ist offenbar nicht viel geblieben. Die Soldaten beider Seiten halten in den ~

# 06 ~ 2020


42

Yuliya kann verstehen, dass ihr Enkel nicht in Luhanske leben will, doch sie ist froh, ihn in der Nähe zu haben.

«Wenn mein Juri auf Besuch kommt und über Nacht bleibt, dann schläft er hier im Bett und ich da drüben im Sessel»: Yuliya mit dem Foto ihres mittlerweile erwachsenen Enkels.

# 06 ~ 2020


~ Hintergrund ~ OSTUKRAINE Schützengräben bloss noch ihre Stellung und Kiew liegt 700 Ki­ lometer von Yuliyas Hof entfernt. Auch sonst ist die Hauptstadt der Ukraine, in den Köpfen der Leute, weit weg. Viele der in der Grauzone Verbliebenen fühlen sich verlassen, sie reden von «denen dort drüben», und man weiss nicht immer, wen sie damit meinen: die prorussischen Separatisten auf der anderen Seite der Frontlinie oder die eigenen Leute irgendwo weit weg im Westen? «Nur die Jungen», sagt Yuliya, «können uns noch helfen, doch die ziehen fort. Wenn sie nicht bleiben, sterben unsere Dörfer aus.» Auch Juri, Yuliyas Enkel, ist fortgezogen. Zwar nur in die Nähe von Bachmut, keine fünfzig Kilometer von Luhanske entfernt. Trotzdem liegen Welten dazwischen: unwegsame, vom ständi­ gen Kriegsgeschehen aufgeschlagene Strassen, Checkpoints, an denen man mitunter lange stehen bleibt, Gas- und Strom­ leitungen, die seit Jahren nicht funktionieren, Sendungen des russischen Rundfunks, in denen die Ukrainer als Faschisten be­ schimpft werden – und Häuser mit durchschossenen Wänden, eingefallenen Dächern und überwucherten Gärten. Yuliya kann verstehen, dass ihr Enkel nicht in Luhanske leben will, doch sie ist froh, ihn in der Nähe zu haben. «Wenn mein Juri auf Besuch kommt und über Nacht bleibt, dann schläft er hier im Bett und ich da drüben im Sessel.» Juri ist Anfang dreissig, noch unverheiratet und arbeitet in einer Fabrik bei Kramatorsk. Obschon die Stadt mit 160 000 Einwohnern keine hundert Kilo­ meter von der Frontlinie entfernt ist, blüht sie auf. Zu Beginn des Krieges, im Juli 2014, tauchten die Separatisten in Kramatorsk auf, doch schon bald wurde die Stadt «befreit» und viele, die aus dem Donbass fliehen mussten, zogen hierher – darunter auch reiche Unternehmer, willens zu investieren. Heute sind die uk­ rainischen Nationalfarben Blau-Weiss in Kramatorsk allgegen­ wärtig, es kommen Studenten, Beamte und Geschäftsmänner in die Stadt und die Stahlfabriken und Kohlebergwerke laufen wieder auf Hochtouren.

Wie es wäre, wenn es diesen Krieg nie gegeben hätte oder wenn er endlich aufhören würde, darüber mag Yuliya nicht nach­ denken. Yuliya zuckt mit den Achseln, als wolle sie sagen: Was kann man schon tun? Ihr neuer Präsident, der Schauspieler und Komödiant Wolodymyr Selenskyj, hat viel versprochen bei sei­ nem Amtsantritt im Mai vorigen Jahres: Schluss mit dem Krieg im Donbass, Schluss mit der Korruption, soziale Gerechtigkeit für alle. Von alledem ist im Osten des Landes noch wenig ange­ kommen. Yuliya kümmert das wenig, mit Politik, sagt sie, habe sie sowieso nichts zu tun. Die Menschen im Donbass haben sich daran gewöhnt, dass andere über ihr Los entscheiden. Ohnehin kommt Yuliya von hier nicht mehr fort. Wohin sollte sie denn gehen? In die Nachbardörfer, ein paar Kilometer weiter weg von den Schützengräben? In die grossen Städte? Hier in Luhanske hat die alte Frau wenigstens ein Dach über dem Kopf, einen Garten, die übrig gebliebenen Menschen aus dem Ort – vielleicht noch um die tausend –, die sie ihr Leben lang schon kennt. Aber das sind ohnehin schwere Gedanken. Lieber erinnert sich Yuliya an früher, als Tochter und Enkel noch bei ihr waren. «Schau nur, wie klein Juri war, mit dem blauen Hut und der Blume in der Hand», sagt sie und zeigt auf eine Fotografie, leicht vergilbt und wie aus einer anderen Zeit. Dann wechselt Yuliya, wieder einmal, das Thema, redet über Stalingrad, über verbrannte Kin­ der, über einen Liebhaber aus Sankt Petersburg, der sie partout heiraten wollte vor vierzig Jahren, und über ihre Kartoffeln, die allerbesten im ganzen Land. Manchmal hält Yuliya inne, dann weint und wimmert sie wie ein kleines Mädchen, ein andermal kann sie sich kaum halten vor Lachen, dann leuchten die Augen dieser alten Frau, die so charmant ist und verwirrt zugleich. Einmal, erzählt Yuliya, sei sie draussen im Garten gewesen, um nach Kartoffeln zu graben, da fand sie eine Mine. Vielleicht wollen die ja gar nicht, dass wir uns Kartoffeln braten, dachte sie sich und grub weiter. «Wenn sie mich töten wollen, dann töten sie mich halt.» •

CORONA-KRISE: MENSCHEN AN DER FRONTLINIE SIND BESONDERS GEFÄHRDET

Bis heute gibt es vergleichsweise wenige Corona-Erkrankungen in der Ukraine. Im Osten des Landes wurden sogar noch keine Fälle gemeldet. Trotzdem haben Hilfsorganisationen mit Aufklärungskampagnen vor Ort begonnen. Denn in den Dörfern entlang der Frontlinie leben vor allem ältere Menschen, viele leiden an chronischen Krankheiten und gehören damit zur Risikogruppe. Um die Verbreitung des Virus zu verhindern, hat die Regierung inzwischen die Beschränkungen an den Grenzübergängen zwischen der ukrainischen Seite und dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet verschärft. So können nur noch jene Menschen auf die je andere Seite, die dort einen Wohnsitz haben. Für Tausende von Binnenflüchtlingen heisst das, dass sie ihre Angehörigen oder Verwandten nicht mehr besuchen können. Und für die vielen Pensionäre, die auf der ukrainischen Seite ihre Rente beziehen, bedeutet es, dass sie vorerst kein Geld bekommen. ~KP

# 06 ~ 2020

43


44

# 06 ~ 2020


~ Dossier ~ WECHSELJAHRE

45

Klima -

wechsel

Pubertät, Schwangerschaft, Geburt, monatlicher Zyklus: Frauen und ihre Körper sind Phasen des Wandels gewohnt. Mit den Wechseljahren folgt eine ­ weitere Veränderung, auf die viele erstaunlich schlecht vorbereitet sind. Und die zu Unrecht oft negativ besetzt ist. S DO

R SIE

Von KARIN DEHMER ( Text) und IRENE MEIER (Illustration)

# 06 ~ 2020


~ Dossier ~ WECHSELJAHRE

46

I

rgendwann in den Jahren zwischen dem 45. und dem 55. Geburtstag stellen bei den meisten Frauen die Eierstöcke ihren Dienst ein, die Östrogenproduktion kommt zu 90 Prozent zum Erliegen. Wobei an dieser Stelle gleich zu erwähnen ist, dass die verbreitete Annahme, Wechseljahrbeschwerden hingen allein mit dem Östrogenmangel zusammen, eine grobe Vereinfachung der Tatsachen ist. Die hormonelle Umstellung nimmt ihren Anfang, oft unbemerkt, bereits Ende dreissig. Der Abschnitt, den die Frauen dann körperlich und psychisch wahrnehmen, dauert durchschnittlich zwischen vier und acht Jahren – den Wechseljahren. Und irgendwo dazwischen liegt die letzte Menstruation. «Der Begriff Menopause wird oft falsch verwendet», erklärt Petra Stute. Sie ist stellvertretende Chefärztin und leitende Ärztin für gynäkologische Endokrinologie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern und Präsidentin der Schweizerischen Menopausegesellschaft. «Menopause bezeichnet einzig und allein die letzte Regelblutung, nicht die Jahre vor- und nachher.» Petra Stute fügt an, dass einige Frauen überrascht sind, wenn sie erfahren, dass Beschwerden der klimakterischen Veränderung auch bereits einige Jahre vor der Menopause auftreten können. Hitzewallungen sind dabei das häufigste Symptom und deshalb auch das am meisten erforschte. Bis zu 60 Prozent der Frauen im Klimakterium klagen über die unangenehmen Schwitzattacken. Bei einem Drittel von ihnen sind sie so stark, dass ihre Lebensqualität darunter leidet und sie zu Medikamenten greifen. Auf dem Markt gibt es eine ganze Reihe pflanzlicher und nichthormoneller Präparate. «Die Wirkung von Traubensilberkerze ist dabei am meisten erforscht», so Petra Stute. Auch Akupunktur und Akupressur werden bei Wechseljahrs-Symptomen erfolgreich eingesetzt. Lesen Sie mehr zu alternativen Heilmethoden auf Seite 51.

Abnehmende kognitive Fähigkeiten oder Konzentrationsschwächen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und unregelmässige Perioden mit stärkeren Blutungen oder verstärkter PMS sind weitere Beschwerden, die in der Zeit vor der letzten Menstruation auftreten. Alle nehmen sie bis einige Jahre nach der Menopause wieder ab und verschwinden irgendwann ganz, aber gewisse Schäden können bestehen bleiben. So neigen Forscher zur Annahme, dass die hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre in späteren Zeiten gehäufter zu Demenz oder Osteoporose führen können. MIT MISTELN GEGEN WALLUNGEN Kindergärtnerin Monika Schibli (55) kam mit 47 Jahren in die Wechseljahre. Sie war bereits Grossmutter. «Für mich waren die Stimmungsschwankungen am ausgeprägtesten. Hitzewallungen hatte ich auch ein wenig. Am meisten beschäftigte mich, dass ich nach der Menopause innert weniger Monate 20 Kilo zugenommen habe, vermutlich auch, weil ich zur selben Zeit das Rauchen aufgegeben habe». Mithilfe eines spgagyrischen Stoffwechsel-Sprays, den ihr eine Apothekerin empfohlen hatte, und einer Ernährungsberatung hat sie den grössten Teil der Kilos mittlerweile wieder verloren. Gegen die Stimmungsschwankungen nahm Monika Schibli Mönchspfeffer und gegen die Wallungen half der kalte Ansatz von Misteln, der Wunder wirke und dessen Rezept die dreifache Grossmutter auf Seite 51 mit «Grosseltern» teilt. NICHT DIE WECHSELJAHRE UNSERER MÜTTER Während des grössten Teils der Menschheitsgeschichte starb die Mehrheit aller Frauen vor den Wechseljahren. Heute überleben sie diese bestenfalls um 30 bis 40 Jahre. Die Generationen von Frauen, die jetzt in die Wechseljahre kommen, sind grundsätzlich besser ausgebildet, informierter und finanziell

# 06 ~ 2020


47 unabhängiger als jede vor ihnen. Es erstaunt deshalb nicht, dass viele Frauen während des klimakterischen Übergangs ihre Beziehungen überdenken, ihre Arbeit hinterfragen, unterdrückte Erlebnisse und überhaupt ihre Lebensverläufe genauer anschauen. Die amerikanische Frauenärztin Christiane Northrup schreibt in ihrem Bestseller «Weisheit der Wechseljahre»: «Das Wegfallen der monatlichen Fortpflanzungshormone, die unsere Aufmerksamkeit tendenziell eher auf die Bedürfnisse und Gefühle anderer konzentriert, kann befreiend, aber auch verunsichernd sein. Die Hormonveränderungen geben uns Gelegenheit, ein für alle Male zu sehen, was wir verändern müssen, um die zweite Hälfte unseres Lebens ehrlich, gesund und in vollen Zügen zu leben. Beziehungskrisen sind eine häufige Begleiterscheinung der Wechseljahre.» Petra Stute bestätigt: «Für viele Frauen sind die Wechseljahre tatsächlich eine Art Bestandsaufnahme. Gesellschaftlich ist ja das Klimakterium eher negativ besetzt und die wenigsten Frauen freuen sich darauf. Aber ich erlebe immer wieder, dass sie rückblickend glücklich sind über die Prozesse und Veränderungen, die sie während dieser Zeit ins Rollen gebracht haben.» In ihrer Praxis macht die Frauenärztin eine weitere interessante Beobachtung: «Frauen, die sich mit den Veränderungen bewusst auseinandersetzen, sich informieren und mit anderen Frauen austauschen, klagen oft weniger über ausgeprägte Beschwerden.» Ein Fakt, dem auch Kindergärtnerin Monika Schibli zustimmt: «Das Wichtigste fand ich Gespräche mit Freundinnen, die in derselben Lebensphase steckten. Ehrliche, wertfreie Unterhaltungen, in denen ich angenommen wurde, auch mit meinen Stimmungsschwankungen.» Und: «Eine Frauenärztin zu haben, der man vertraut, fand ich ebenfalls sehr hilfreich.» SCHEIDENTROCKENHEIT HAT NICHTS MIT FEHLENDER LUST ZU TUN Um den Zeitpunkt der Menopause weitet sich der Katalog an möglichen Beschwerden aus: Nachlassende Libido, Scheidentrockenheit – auch Haut und Haare werden trockener – gehören dazu. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden, dass gerade die Scheidentrockenheit an sich nichts mit einem verminderten Lustempfinden zu tun hat, sondern eine direkte Folge des Östrogenmangels ist. Regelmässige sexuelle Erregung, allein oder zu zweit, soll dabei helfen, die Schleimproduktion aufrechtzuerhalten. Christiane Northrup schreibt zum Thema in «Weisheit der Wechseljahre»: «Eine Frau mit einer stark strömenden Lebenskraft, die ihrem Partner und dem Sex gegenüber positiv eingestellt ist, kann weiterhin grosse Lust empfinden, gleichgültig was ihre Hormone tun.» Diese Aussage wird von der Tatsache gestützt, dass Frauen, die in dieser Lebensphase einen neuen Sexualpartner haben, plötzlich nicht mehr über mangelnde Lust klagen, selbst solche, die zuvor angaben, sexuelle Probleme in ihrer Beziehung gehabt zu haben. Was bedeutet das nun? Liegt es also mehr an der langjährigen Beziehung als an konkreten Wechseljahrsymptomen, wenn ~ # 06 ~ 2020


48

die Lust der Frau abnimmt? Petra Stute: «Es gibt Frauen, die ihre nachlassende Lust klar den Wechseljahren zuordnen können, die sagen, sie hatten immer super Sex und jetzt habe sich etwas verändert. Und dann gibt es Frauen, die kommen zur Erkenntnis, dass sie sich ihr Liebes- und Sexualleben längst anders vorstellen und im Östrogenmangel eine Erklärung suchen. Im ersten Fall kann eine Behandlung mit Hormonen helfen, im zweiten Fall empfehle ich eher eine Sexual- oder Paartherapie.» HORMONE: DIE GROSSE UNSICHERHEIT Bis vor ungefähr 15 Jahren waren die Ärzte mit der Gabe von Hormonpräparaten grosszügig. Mittlerweile raten fast alle Mediziner dazu, solche nur für kurze Zeit und so niedrig dosiert wie möglich einzunehmen. Grund: Das erhöhte Brustkrebsrisiko. «Ich lasse meine Patientinnen eine Wunschliste machen mit den Beschwerden, die sie am meisten stören und die sie am effektivsten behandelt haben wollen», erklärt Petra Stute ihr Vorgehen bei der Selektion von möglichen Medikamenten. «Jede Beschwerde hat mindestens drei mögliche zu ihr passende Präparate: ein rein pflanzliches, ein nicht hormonelles medizinisches und ein mit Hormonen angereichertes.» Gemeinsam mit der Patientin findet die Frauenärztin heraus, wie gross der Leidensdruck ist, welche Vorerkrankungen da sind – gewisse schliessen den Einsatz von Hormonen aus – und welcher Art von Medikamenten die Patientin den Vorrang geben möchte. «Einer Frau, die schon zehn verschiedene pflanzliche Präparate versucht hat, die nicht geholfen haben, verschreibe ich nicht noch ein elftes. Da suchen wir nach anderen Lösungen.» Sprich, Medikamente ohne Hormone oder solche mit. Und das Brustkrebsrisiko? «Ja, das lässt sich nicht wegreden», sagt Petra Stute und relativiert gleichzeitig: «Von 1000 Frauen um die 50 erkranken in den nächsten fünf Jahren dreizehn an Brustkrebs. Von 1000 Frauen um die 50, die fünf Jahre ein kombiniertes Östrogen-Gestagen-Präparat eingenommen haben, erkranken 16. Das Risiko ist also kleiner als gemeinhin angenommen.» Die Vorteile: Hormone wirken sich positiv auf die Knochendichte

und Hirnfunktion aus und die behandelten Symptome werden bis zu 90 Prozent gelindert (im Vergleich: mit pflanzlichen Mitteln 30 bis 40 Prozent, mit Medikamenten ohne Hormonzusatz 50 bis 60 Prozent.) LACHEN IST WICHTIG Frauen sind den Wandel ihres Körpers gewohnt: Pubertät, Schwangerschaft und Geburt, der monatliche Zyklus – ein gesunder Frauenkörper verfügt auch über die Kapazität, die hormonelle Veränderungen der Wechseljahre auszugleichen. Der Vorgang braucht Geduld und eine liebevolle Haltung sich selbst gegenüber. Monika Schibli hat sich von starken Frauen­ persönlichkeiten, die ihre Wechseljahre bereits hinter sich hatten, inspirieren lassen. «Sie haben mich ermutigt, diese Lebensphase mit Schwung, Humor und Freude anzunehmen.» Nach der Menopause fühlt sie sich befreiter: «Endlich nicht mehr diese Stimmungsschwankungen von Monat zu Monat, keine Tampons und Binden mehr … das habe ich keinen Tag vermisst.» Gynäkologin Petra Stute rät auch zu Neugierde: «Eine anfängliche Frustration über den gewissen Kontrollverlust des bis anhin reibungslos funktionierenden Körpers ist normal. Gut aber, wenn ein solcher Frust irgendwann der Neugierde weicht. Es ist ja auch alles sehr spannend, was da im Körper vor sich geht, die Auswirkungen, die es auf allen Ebenen gibt. Viele Frauen betrachten sich und den Körper zum ersten Mal seit langem mit neuer Aufmerksamkeit.» Und: «Auch mal lachen über das, was gerade vor sich geht, ist wichtig.» Noch 1966 schrieb der amerikanische Arzt Robert Wilson in seinem Buch «Feminine Forever» von den Wechseljahren als einer Mangelkrankheit: «Die Verwandlung einer angenehmen Frau in eine spitzzüngige Karikatur ihrer selbst ist eins der traurigsten menschlichen Spektakel.» Über solch dumme Aussagen lachen wir doch schon mal tüchtig. • meno-pause.ch

# 06 ~ 2020


~ Dossier ~ WECHSELJAHRE

PFLANZENKRAFT Alternative Medizin und Naturheilmittel können zur Linderung oder gar Eliminierung von Wechseljahrs-Beschwerden beitragen, darunter Akupunktur, Kneipp-Anwendungen, Spagyrik, klassische Homöopathie und Entspannungsmethoden wie Yoga und Meditation. Von MONIKA BÄNNINGER ( Text)

Nachfolgend einige Symptome und ihre möglichen Heilmittel aus der Pflanzenkunde. Wo nichts anderes angegeben ist, sind die Mittel im Handel als Tropfen, Dragées oder Teezubereitungen erhältlich. Lassen Sie sich bei einer Fachperson beraten. Hitzewallungen, Schweissausbrüche Traubensilberkerze, Salbei (Salbeitee nicht mehr als zwei Tassen pro Tag) Schlafstörungen Melisse, Passionsblume, Hopfen, Orangenblüten Herzrasen Weissdorn, Melisse Stimmungsschwankungen Johanniskraut, Mönchs­ pfeffer Reizbarkeit, Nervosität Johanniskraut, Passionsblume, Melisse Trockene Haut, trockenes Haar Mandelöl, Leinsamen, Omega-3-Fettsäuren Scheidentrockenheit Rosen-, Geranien-, Oliven- oder Johanniskrautöl, Sitzbäder mit Lavendelessenz oder Sandelholz Verringerung der Libido Zwei bis drei Tassen täglich vom wärmenden Liebestee aus 25 g Majoran, 20 g Basilikum, 30 g Damianablättern, 15 g Rosenblüten. Für drei bis vier Wochen einnehmen. Aphrodisierendes Massageöl: 50 ml Mandelöl werden mit je drei Tropfen Tuberose und Jasmin und je zwei Tropfen Ylang-Ylang, Patchouli und Benzoe vermischt. Gewichtszunahme genügend Bewegung und Essen nach dem Pyramideprinzip, ab und zu Fastentage (nur bei guter Gesundheit) Müdigkeit / Erschöpfung Taigawurzel, Ginseng Konzentrationsschwächen / Gedächtnisverlust Ginkgo, Ginseng Verstärkte PMS /  unregelmässiger Zyklus / heftige Blutungen Mönchspfeffer, Frauenmantel, Schafgarbe (gegen Unterleibskrämpfe) MONIKA BÄNNINGER ist Naturheilpraktikerin mit eidg. Diplom in Homöopathie. homoeopathie-fuer-frauen.ch

MONIKA SCHIBLIS MISTEL-ANSATZ GEGEN HITZEWALLUNGEN 2 bis 3 Esslöffel geschnittene Mistel in 1 Liter kaltes Wasser ansetzen und in den Kühlschrank stellen. 2 bis 3 Gläser pro Tag trinken.

# 06 ~ 2020

49


50 Gehäuft liest man vom Phänomen der «Wechseljahre des Mannes», die mitunter als «Andropause» (von Andrologie, Männerheilkunde) bezeichnet werden. Was hat es damit auf sich? Ein Gespräch mit dem Facharzt für Urologie und Andrologie, David Zimmermann.

UND DIE MÄNNER ? Von KARIN DEHMER (Interview)

David Zimmermann, Fachärzte machen unterschiedliche Aussagen zum Thema «Wechseljahre der Männer». Einige sagen, es gäbe eine Form davon, andere erachten das als inkorrekt. Wie ist Ihre Sicht? Ich persönlich benutze die Begriffe «Wechseljahre des Mannes» oder «Andropause» nicht. Sie suggerieren, dass Männer etwas Ähnliches durchlaufen wie Frauen, was nicht der Fall ist. Bei Frauen handelt es sich um eine in relativ kurzer Zeit ablaufende hormonelle Umstellungsphase, die körperlich spür- und erlebbar ist. Beim gesunden Mann nimmt hingegen das Testosteron in der zweiten Lebenshälfte langsam und in geringem Masse ab, und dies bei vielen, ohne irgendwelche Symptome oder Beschwerden hervorzurufen. Es gibt also Männer, die den natürlichen Testosteronabfall gar nicht gross wahrnehmen? Auf jeden Fall, ja. Nur zwischen 2 und 6 Prozent der 40 bis 79-jährigen Männer ohne Vorerkrankungen oder anderen vorhandenen Risiken entwickeln Symptome. Von welchen Symptomen sprechen Sie? Potenzprobleme, nachlassende Libido, Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Konzentrationsstörungen. Ist die sogenannte Midlife-Krise bei Männern also nicht hormonell beleg- oder erklärbar? Nein. Midlife-Krise ist kein Begriff, der mit dem relevanten Testosteronmangel gleichzusetzen ist. Sie befasst sich mit Themen wie Vergänglichkeit des Lebens. Was sind die Hauptthemen von Männern im Alter zwischen 45 und 60, die zu Ihnen in die Praxis kommen? Gehäuft tritt die Frage nach Anti-Aging auf, danach, wie der Alterungsprozess aufgehalten werden kann, die sexuelle Leistungsfähigkeit gesteigert.

DAVID ZIMMERMANN ist Facharzt für Urologie und Andrologie. Er leitet das Andrologiezentrum Zürich-Stadelhofen. uroviva.ch

Und was raten Sie in solchen Fällen? Ich erkläre, dass man das Alter nicht aufhalten kann. Dass sich die Männer körperlich und geistig fit halten sollen, Sport treiben, sich gesund ernähren. Sie können also nichts gegen den Alterungsprozess verschreiben? Nein (lacht). Männer, die unter Hypogonadismus leiden, einem für die Gesundheit relevanten Testosteronmangel, wird das Hormon künstlich verabreicht. Ist die Gabe von Testosteron ähnlich umstritten wie bei Frauen das Östrogen? Bei einem relevanten Mangel an Testosteron überwiegen die Vorteile einer Hormongabe klar die Risiken. Jedes Medikament hat Nebenwirkungen. Bei Testosteron sind das mögliche Verkleinerung der Hoden, Unfruchtbarkeit und ein Thromboserisiko. Kein Risiko ist allerdings Prostatakrebs. Das ist mittlerweile vom Tisch. Umgekehrt hat ein Mann mit Testosteronmangel das Risiko der verringerten Knochendichte und der eingeschränkten Sexualfunktionen. Gibt es auch pflanzliche Heilmittel bei einem Testosteronmangel? Es gibt gewisse Präparate, aber nichts, was ich regelmässig verschreibe. Hier ist es wichtig anzumerken, dass der Schwarzmarkt für potenzsteigernde Mittel gross ist. Da muss man aufpassen. Ist eine abnehmende Lust ihrer Frau in den Wechseljahren Thema bei Ihren Patienten? Eher nein. Ich nehme vielmehr wahr, dass der gegenseitige Wunsch nach einer erfüllten Sexualitiät gross ist. • # 06 ~ 2020


~ Dossier ~ WECHSELJAHRE

2 1

4

3

51

5

6

LITERATUR In der Literatur gibt es viele zentrale Frauenfiguren in den mittleren Jahren. Wie sie ihren klimakterischen Wechsel erleben, bleibt allerdings oft unerwähnt. Nachfolgend einige Ausnahmen.

7

1 Der Sommer ohne Männer, Siri Hustvedt, rororo (2011), 12 Franken. Ein gescheites Buch über das Leben von Frauen heute. Von der Geburt über den Sex bis hin zum Tod, die scharfzüngige Protagonistin Mia nimmt kein Blatt vor den Mund. 2 Worum es wirklich geht, Doris Lessing, Ebersbach & Simon (2019), 25 Franken. Eine Auswahl der eindrücklichsten Erzählungen von Doris Lessing. Es geht um Liebe, Ehe und um das spannungsgeladene Geschlechterverhältnis, um Einsamkeit, aber auch Hoffnung. 3 Feuerzeichenfrau, Julia Onken, C.H. Beck (1989), 15 Franken. Wechseljahre, Verlust der Weiblichkeit, Hitzewallungen oder Auftakt in eine neue schöpferische Lebensphase? Humorvoll und offen beschreibt die Schweizer Psychologin ihre eigenen Erfahrungen. Ein moderner Klassiker. 4 Eine Frau wird älter, Ulrike Draesner, Penguin (2018), 27 Franken. Die Ich-Erzählerin hat auf Partys den Eindruck, wie ein sprechendes Möbelstück behandelt zu werden. Wie sehen sich Frauen eigentlich in der Mitte des Lebens? Mit oder ohne Mann, mit oder ohne Kind, jedenfalls mit sich veränderndem Körper, Denken, Fühlen. 5 Die Betrogene, Thomas Mann, Fischer (1991), 12 Franken. Die verwitwete Rosalie von Tümmler lebt mit ihren Kindern im Düsseldorf der Zwanzigerjahre. Sie leidet infolge des Klimakteriums unter «ängstlichen Wallungen» und «Tage der Schwermut». Eine abrupte Wendung erfährt die Szenerie mit dem Auftreten des amerikanischen Kriegsveteranen Ken Keaton. 6 Die Jupitermonde, Alice Munro, Fischer (2016), 16 Franken. Die 88-jährige Kanadierin Alice Munro ist eine Meisterin der Kurzgeschichte. 2013 erhielt sie den Literaturnobelpreis. Den grössten Teil ihres Werks schuf die Autorin, nachdem ihre Kinder ausgeflogen waren. Vielleicht aus diesem Grund trifft man in ihren Geschichten immer wieder auf Frauen in den Wechseljahren. 7 Die Weisheit der Wechseljahre, Christiane Northrup, ZS-Verlag (2016), 35 Franken. Die Gynäkologin Christiane Northrup legt einen positiven Fokus auf die Kraft, die den Wechseljahren innewohnt. Umfassende Auseinandersetzung mit medizinischen, psychologischen und emotionalen Vorgängen. ~KD Anzeige

Hitzewallungen? Ich bleibe cool… tte 1 Table a pro T g

Eine Antwort der Natur:

Menosan Salvia ®

• Lindert übermässiges Schwitzen und aufsteigende Wärmegefühle • Aus frischem Salbei Erhältlich in Apotheken und Drogerien. Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Bitte lesen Sie die Packungsbeilage. A.Vogel AG, Roggwil TG.

# 06 ~ 2020


~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

52

Willenssachen

L EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

Die moderne Medizin kann viel. Doch was will man davon für sich selber in Anspruch nehmen?

iebe Leserinnen und Leser, darf ich Ihnen ein paar Frage stellen? Haben Sie eine Patientenverfügung? Haben Sie einen handschriftlichen Vorsorgeauftrag aufgesetzt? Im Internet gibts dazu diverse Muster. Haben Sie vielleicht sogar ein Testament erstellt? Kurz, haben Sie die wichtigen Dinge geregelt? Vielen von Ihnen werden solche Gedanken angesichts der aktuellen Epidemie durch den Kopf gehen. Wenn Sie alles getan haben, lesen Sie trotzdem weiter, denn es geht im Folgenden um die Aufgabe der Hausärzte. Ein alter Freund aus Basel berichtete in der Zeitschrift für Hausärzte, dass der Chefarzt der Notfallstation, Prof. Bingisser, einen Rundbrief an die Kollegen versandt hat, worin er darum bat, viele ältere Menschen auf die obigen Fragen anzusprechen. «Es wäre für das Universitätsspital Basel unglaublich hilfreich, von schwer erkrankten älteren Menschen im Notfall zu wissen, was ihre Grundhaltung in Bezug auf die moderne Medizin ist, um denjenigen die maximale Therapie anbieten zu können, die sie auch wirklich in Anspruch nehmen möchten.» Und weiter: «Leider haben sehr viele betagte Patienten bei Spitaleintritt keine Patientenverfügung dabei.» Damit hat der Kliniker Prof. B. den Praktikern eine enorm wichtige und anspruchsvolle Aufgabe zugewiesen. Mein Freund Dr. Pierre Loeb, Hausarzt in Basel, verfasst seit Jahren eine hervorragende Serie mit sogenann# 06 ~ 2020


ten «Skills» (=Fertigkeiten) zur Verbesserung der Kommunikation in der täglichen Praxis. Die aktuelle Krise hat auch ihn als erfahrenen Hausarzt sehr gefordert. Er beschreibt, dass das Thema der Überbringung schlechter Nachrichten gut erforscht ist, und gibt in seiner gekonnten und konzisen Art Ratschläge. Sicher haben viele Hausärzte eine Ahnung vom Wertesystem, insbesondere vom Krankheitsverständnis ihrer langjährigen Patienten. Aber trifft diese zu, wenn es darum geht, zusammen mit einem Covid-19-Patienten zu entscheiden, ob er bei einem schweren Verlauf auf der Intensivstation oder auf einer «gewöhnlichen» Station im Spital oder im Altersheim mit palliativer Versorgung behandelt werden will? Es kann eine Frage um Leben und Tod sein. Seine Empfehlungen lauten: Einschätzen, ob der Patient realisiert, worum es geht, und ob er aufnahmefähig ist und für ein Gespräch bereit. Einfühlsames Überbringen der schlechten Nachricht, möglichst kurz und einfach! Wahrnehmung der Gefühle und die Versicherung, dass, wo immer der Weg durchgeht, das Leiden gelindert wird mit den Möglichkeiten der Medizin und der Pflege.

Wissen, was Kindern wirklich hilft

Gehirnerschütterung Symptome Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Sprach- oder Gangstörungen, Erinnerungslücken, Verwirrtheit, auffallende Müdigkeit und Schläfrigkeit, ungleich grosse Pupillen, Lichtempfindlichkeit oder eine auffallende Hautblässe. Zusätzliche Symptome sind Weinerlichkeit, oder allgemein abweichendes Verhalten vom Normalzustand. Ursachen Stürze, starke Stösse oder Schläge auf den Kopf.

Anzeige

Erweiterte Empfehlungen: Gespräch frühzeitig angehen. Angehörige einladen. Vorhandensein einer Patientenverfügung überprüfen. Wenn nicht vorhanden, eine solche gemeinsam ad hoc ausfüllen. Einfache Formulierungen verwenden. Vermeidung von Verleugnung der Ernsthaftigkeit der Situation, die Möglichkeit des Todes ansprechen. Am Schluss soll der Arzt genau nachfragen, was der Kranke verstanden hat, und beobachten, wie er die Zusammenfassung des Gespräches quittiert. Aktennotiz machen und laut vorlesen. Je nach Verlauf täglich nachfragen, ob die Entscheidung weiter Gültigkeit hat. Meinen sehr erfahrenen Freund Pierre kann nichts so leicht erschüttern, und doch schreibt er am Schluss des Artikels offen über seinen Erfahrungsmangel in dieser ausserordentlichen Situation. Das hat mich sehr berührt: «Ich fürchte, die Übung wird für den Arzt eher ein ‹Learning by doing› durch Sammlung eigener Erfahrung sein. Scheuen Sie sich nicht, das Gespräch mit Ihrem Patienten authentisch anzugehen. Es fühlt sich an, als müsse man eine Schwelle überschreiten, ein Tabu durchbrechen – doch dieses Gefühl lässt sich nicht umgehen. Es gehört dazu, wenn wir die Fragen über Leben und Tod angehen.» Als der Text meines Kollegen erschien, war noch nicht klar, ob die Epidemie aus dem Ruder laufen würde. Er musste damals mit der Tatsache rechnen, dass über siebzigjährige Patienten wegen übervoller Abteilungen und Intensivstationen gar nicht mehr hospitalisiert werden könnten. Mein lieber Freund und ich, unsere Frauen und viele unserer Freunde sind über siebzig. Wir stehen heute noch am diesseitigen Ufer des grossen Stroms. Aber wieder einmal werden wir uns bewusst, wie schnell alles anders sein kann und wie anmassend wir manchmal sind mit unseren Gedanken, Ansprüchen und Wünschen bei unserem kurzen Gastspiel auf der Erde. Helfen wir alle mit, es den Ärztinnen und Ärzten, die uns oder unsere Angehörigen eines Tages behandeln werden, leichter zu machen. Es hilft dabei, sich einmal im Sinne des Perspektivenwechsels in die Rolle der Mediziner hineinzuversetzen.

Wehweh und Bobo

So helfen Sie Ihrem Kind • Das Wichtigste: Bewahren Sie Ruhe. • Zur Schmerzstillung oder zur Verhinderung/ Behandlung einer kleinen Beule: Betroffene Stelle am Kopf mit einem mit Eiswürfeln gefüllten Lappen (oder Kühlpack) während 2- bis 3-mal 5 Minuten kühlen, mit je 10 Minuten Pause dazwischen. • Bei zusätzlicher Schürfwunde, Stelle desinfizieren. • Beobachten Sie das Kind in den folgenden Stunden und suchen Sie beim Verschlimmern der Symptome oder bei Unsicherheit den Arzt auf. Mittel aus der Drogerie Notfalltropfen: Verletzungsglobuli. Lassen Sie sich beraten. Wann zum Arzt? • Wenn das Kind jünger als ein Jahr ist. • Bei einer offensichtlichen Verletzung am Kopf, wie z. B. einer grossen Beule oder Platzwunde. • Wenn eine klare Flüssigkeit oder Blut aus Nase oder Ohren läuft. • Wenn das Kind mehr als 2 Mal erbrochen hat seit dem Sturz. • Wenn das Kind über starke Kopfschmerzen klagt, die auch nach Gabe eines Schmerzmittels nicht bessern.

Guter Rat aus Ihrer Drogerie Corona (spezial) Dr.med. Pierre Loeb, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH, spez. Psychosomatische Medizin SAPPM, Senior Editor PHC. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2020;20 (4): 151–152 •

# 06 ~ 2020


~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

54

Spuren des Lebens Wenn das Ende näher rückt: Ein Grosselternpaar im Gespräch mit der Hebamme – über Erziehung, ­bedingungslose Liebe und das Prinzip Hoffnung.

«

In letzter Zeit bin ich oft ein bisschen traurig, wenn ich daran denke, wie alt ich schon bin. Und

dass das Ende meines Lebens in grossen Schritten näher rückt.» Im Gespräch mit diesen engagierten Grosseltern braucht es keine Floskeln, um über diesen Schmerz hinwegzutäuschen. Denn die Realität ist knallhart. Sie werden höchstwahrscheinlich den Tag nicht mehr erleben, an dem ihre älteste Enkelin heiraten wird. Meine Frage lautet deshalb: «Was soll von euch bleiben? Welche Spuren wollt ihr auf dieser Erde hinterlassen?» Das betagte Paar schaut sich an. «Es ist schwierig, zu beurteilen, wie andere einen sehen. Wir selber wissen schon, was wir hinterlassen wollen. Ob das aber auch richtig ankommt?», zweifelt die Oma. «Unser Bestreben war immer, flexibel und trotzdem vertrauenswürdig und beständig zu sein.» Ich frage nach: «Woran denkst du dabei?» Der Grossvater schaut seine Frau an und ergreift das Wort: «Ich staune immer wieder über deine Flexibilität in der Erziehung. Als wir vor vielen Jahren unsere eigenen Kinder grosszogen, hatten wir zum Teil komplett andere Ansichten als sie heute gelten. Diese Werte waren stark verinnerlicht und unverrückbar. Wir waren damit sicher, das Beste für unsere Nachkommen getan zu haben. Heute berücksichtigen wir die Überzeugungen unserer Kinder bei der Betreuung unserer

MARIANNE GRÄDEL (55) ist freischaffende Hebamme und Autorin. Sie lebt in Burgdorf. Gemeinsam mit ihrem Mann bietet sie einen Austausch für Grosseltern an. In ihrer Patchwork-Familie gibt es fünf Kinder und sechs Enkelkinder. gross-eltern.ch oder mariannegraedel.ch

Enkel. Obwohl viele Vorgaben gegen unsere Intuition sind, respektieren wir ihre Wünsche. Unsere bedingungslose Liebe für die Kinder und Enkel hat das nicht beeinträchtigt.» «So einfach war das aber nicht immer», erwidert seine Frau. «Das erforderte Demut und die Bereitschaft, ein offenes Herz und offene Augen zu haben. Wenn man weiterdenkt, stellen nämlich die aktuellen Überzeugungen uns und unsere Vorgehensweise vor vierzig Jahren sehr in Frage. Das schmerzt und das muss man erst mal schlucken. Der Lerneffekt für uns war aber gewaltig. Als wir uns unvoreingenommen öffnen konnten, haben wir viel Schönes erlebt.»

# 06 ~ 2020

«Wie gehst du mit diesem Schmerz um?,» frage ich weiter. «Ach, weisst du», sagt der Mann und lacht, «wir nehmen uns nicht zu wichtig. Wir haben erfahren, dass es grössere Massstäbe auf dieser Welt gibt als unsere eigenen. Seit vielen Jahren fühlen wir uns geborgen in einem g­ rossen Ganzen. Jeder Mensch hat irgendeine Überzeugung, für uns heisst sie Gott. In diesem Licht besehen, fallen unsere Taten und unsere Fehler in seine Hand. Es liegt ein grosser Trost darin für uns. Nahe am Vaterherzen zu leben, verändert die Perspektive. Selbst über unseren Tod hinaus.» «Und was habt ihr richtig gut gemacht?», frage ich. Die Grossmutter meint: «Ich glaube, wir haben immer schon das Prinzip Hoffnung gelebt. Wenn das etwas ist, was von uns bleibt, dürfen wir zufrieden sein. Hoffnung, dass jeder Tag eine neue Chance bietet, Beziehungen zu verbessern, die Sorgfalt wächst, mit der wir unsere Erde behandeln. Und wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es jede neue Generation ein bisschen besser machen wird.» •


~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

55

Die Freundin ohne Enkelkinder

FRAGE: Ich (63) treffe regelmässig drei Freundinnen. Zwei von ihnen sind wie ich Grossmütter. Natürlich dreht sich das Gespräch dann oft um unsere Enkelkinder, was für die Freundin, die keine Enkel hat, sicher nicht besonders spannend ist. Ich nehme mir jeweils vor, das Thema nicht anzusprechen, aber es lässt sich nicht vermeiden, dass eine der anderen beiden früher oder später auf ihre Enkel​kinder zu sprechen kommt. Unsere Freundin beklagt sich zwar nicht, redet dann aber natürlich auch nicht mit. Ihr Schweigen während dieser Gespräche empfinde ich als genauso unangenehm wie das Gefühl, dass wir sie langweilen könnten.

W

as Ihre enkellose Freundin gegenwärtig erlebt, erfahren auch viele kinderlose Frauen der jüngeren Generation: Die Kinder sind bei ihren Müttern omnipräsent und fordernd, sodass ein Austausch mit anderen Frauen in derselben Situation höchst willkommen ist. Kinderlose Freundinnen können jedoch mit den Themen oft wenig anfangen, sie interessieren sich für anderes. In der Folge gehen nicht selten langjährige Freundschaften zu Bruch. Gespräche unter Grossmüttern über ihre Enkel drehen sich zwar meistens um erfreuliche Erlebnisse mit den Kleinen, über ulkige Wörter, die sie gerade verwenden, wie schön es ist, bei den ersten Schritten dabei gewesen zu sein, und vieles mehr. Dennoch hält sich das Interesse einer Frau, die über keine solche Erlebnisse berichten kann, vermutlich in Grenzen. Ihr Schweigen kann allerdings unterschiedliche Gründe haben, über die wir, bevor Sie mit ihr gesprochen haben, nur spekulieren können. Ein Grund könnte sein, dass sie selbst auch gerne Enkelkinder hätte, sich dieser Wunsch jedoch nicht oder noch nicht erfüllte. Das führt bei manchen älteren Frauen zu Trauer oder zumindest Frustration. Möglich wäre auch, dass sich Ihre Freundin einfach langweilt, weil sie findet, dass selbst engagierte Grossmütter auch noch andere Interessen haben sollten, über die es sich zu reden lohnte. Auf jeden Fall können wir davon ausgehen, dass die

# 06 ~ 2020

Frau durchaus Gründe für ihr Schweigen hat. Was würde denn Abhilfe schaffen, damit auch Sie sich wohler fühlen? Ich denke, besser als ein Gespräch zu viert wäre ein Austausch zwischen Ihnen beiden. Und wie so oft in konfliktreichen Situationen empfiehlt es sich auch hier, von den eigenen Gefühlen auszugehen, Ihr Unbehagen auszudrücken sowie den Wunsch, dass wieder ausgeglichenere Gespräche in der Runde stattfinden mögen. Dann fühlt sich Ihre Freundin auch nicht kritisiert, sondern ermuntert, ihr Schweigen zu erklären und Möglichkeiten für einen gangbaren Weg für alle vorzuschlagen. •

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.


56

~ Service ~ STRICKEN

mer Som

# 06 ~ 2020


57

Jäckchen Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MARTINA MEIER (Foto)

GRÖSSE/MASSE

MASCHENPROBE

62/68, 2–3 Monate Oberweite 42 cm, Länge ca. 27 cm

31 M und 40 R im Muster II = 10 x 10 cm

AUSFÜHRUNG MATERIAL Tynn Line von Sandnes, (53% Baumwolle, 33% Viskose, 14% Leinen, 220 m/50 g), 100 g = 2 Kn Farbe 9522 hellgrün, Stricknadeln Nr. 3, evtl. 1 Rundstricknadel Nr. 3, 3 Knöpfe

MUSTER I Kraus re (Vorder- und Rücks re)

MUSTER II 1. R (Vorders): Rdm, 2 M re zus str, 2 M re, 1 U, *1 M re, 1 U, 2 M re, 1 doppelt überz Abn (1 M re abh, 2 m re zus str, die abgehobene M über die beiden zus gestrickten M ziehen), 2 M re, 1 U*, von * bis * wdh, enden mit 1 M re, 1 U, 2 M re, 1 überz Abn, (1 M abh, 1 M re, die abgehobene M über die gestrickte M ziehen), Rdm 2. R und alle geraden R: M und U li str 3. R: Rdm, 2 M re zus str, 1 M re, 1 U, *3 M re, 1 U, 1 M re, 1 doppelt überz Abn, 1 M re, 1 U*, von * bis * wdh, enden mit 3 M re, 1 U, 1 M re, 1 überz Abn, Rdm 5. R: Rdm, 2 M re zus str, 1 U, *5 M re, 1 U, 1 doppelt überz Abn, 1 U*, von * bis * wdh, enden mit 5 M re, 1 U, 1 überz Abn, Rdm 7. R: die 1.–6. R stets wdh

Rückenteil Anschlag 67 M und 3 Nd im Muster I str. Im Muster II weiterstr. Bei 16 cm ab Anschlag für den Armausschnitt beids 1 x 3, 1 x 2 und 3 x 1 M abk = 51 M. Bei 27 cm ab Anschlag für den Halsausschnitt die mittleren 21 M abk und beids noch 1 x 2 und 1 x 1 M abk. die restl. je 12 M abk. Rechtes Vorderteil Anschlag 35 M und 3 Nd im Muster I str. Im Muster II weiterstr. Bei 16 cm ab Anschlag an der li Kante für den Armausschnitt die Abnahmen wie beim Rückenteil arb. Bei 23 cm ab Anschlag für den Halsausschnitt an der re Kante 1 x 5, 1 x 4, 1 x 3, 1 x 2 und 1 x 1 M abk. Die restl 12 M in gleicher Höhe wie beim Rückenteil abk. Linkes Vorderteil Gegengleich ausführen Ärmel Anschlag 41 M und 3 Nd im Muster I str. Im Muster II weiterstr, dabei nach der Rdm, zuerst 3 M re str. Für die Ärmelschräge beids 5 x jede 12. Nd 1 M aufn = 51 M. Bei 20 cm ab Anschlag für die Armkugel beids 4 x 2, 4 x 1 und 4 x 2 M abk. Die restl 11 M abk. Fertigstellung Die Achselnähte schliessen. Für die Ausschnittblende 191 M aufn (je 63M an den Vorderkanten, 65 M am Halsausschnitt) und im Muster I str, dabei jeweils auf der Vorderseite vor und nach den Ausschnittsecken 1 M re verschr aufn. In der 4. Nd (Vorders) am re Vorderteil 3 Knopflöcher wie folgt arb: 35 M str, 2 M ohne Faden abk und gleich wieder anschl, noch 2 x im Abstand von 10 M wdh. Nach 4 Rippen die M abk. Die Seiten- und die Ärmelnähte zus nähen, Ärmel einsetzen, Knöpfe annähen

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch

# 06 ~ 2020


~ Service ~ REZEPT

58

Glutenfreie

CHICKEN NUGGETS

M

ein Enkel ist ein Fleischtiger. Aber bei ihm wie bei uns gilt: Wenn schon Fleisch, dann Gutes und von Hand weiterverarbeitet. Noch besser schmeckt ihm ein Menü, wenn es mit Ketchup abgerundet werden kann. Aufgrund seiner Zöliakie ist mein Enkel auf glutenfreie Ernährung angewiesen. Auf der Suche nach Alternativen zu den altbewährten Grossmami-Menüs kam mir folgende Rezeptidee: Selbst gemachte Chicken-Nuggets mit Ketchup und Ofen-Frites •

Das braucht’s für 4 Personen Ca. 1 Kilo Kartoffeln Feines Kartoffelgewürz (zum Beispiel von Stedy) 300 g CH-Pouletbrust zum Panieren: 2 Eier 4 EL glutenfreies Mehl glutenfreies Paniermehl (Migros oder selbst gemacht aus hartem glutenfreiem Toastbrot) Salz, Pfeffer, mildes Paprika-Gewürz Ketchup

Leserin RENATA HUNZIKER hat uns dieses Rezept zugestellt. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

# 06 ~ 2020

So wird’s gemacht Ofen auf 220 Grad vorheizen. Kartoffeln gut waschen und in grobe Streifen schneiden. In einer Schüssel mit Olivenöl und Kartoffelgewürz wenden. Auf einem Blech verteilen und ca. 25 Minuten backen. Pouletbrüstli in grobe Stücke schneiden, im Gewürz wenden. Zum Panieren: zuerst im Mehl wenden, dann in das verquirlte Ei tauchen und zum Schluss im Paniermehl wenden. Nuggets im Sonnenblumenöl auf mittlerer Stufe goldbraun braten, dauert etwa 7 Minuten pro Seite. Dazu passen je nach Saison: Salat oder Broccoli


~ Service ~ LESEN

59

2

1

3

5

4

Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Erwachsenenbuch: Der Staubwedel muss mit, Christoph Schwyzer, Limmat Verlag, 34 Franken. Der AltersheimSeelsorger Christoph Schwyzer ist ein begnadeter Menschen-Beobachter. In poetischen Miniaturen erzählt er von skurrilen Bewohnerinnen und Bewohnern in einem fiktiven Altersheim. Er berichtet von Frau Bindelli, die jeden Tag auf Besuch wartet, der nicht kommt, von Herrn Hartmann, der lieber alles vergessen möchte und deshalb nicht ins Gedächtnistraining geht, und schreckt dabei auch nicht vor grossen Themen zurück wie Einsamkeit und Todessehnsucht. Das Buch ist nominiert als «Lieblingsbuch des Schweizer Buchhandels 2020». 2 Kinderbuch ab 6 Jahren: Toni will ans Meer, Philip Waechter, Beltz & Gelberg, 22 Franken. Toni gewinnt bei einem Wettbewerb Ferien für zwei im Berghotel «Tannenblick». Aber das vornehme Haus ist gar nichts für Mutter und Sohn. Die Mutter hat keine schicken Kleider und Tonis Arschbomben im Hotelbad und sein Discotanz verärgern die Gäste. Spontan packen die beiden ihre Siebensachen und hauen ab. In amüsanten Dialogen erzählt Philip Waechter, wie das tolle Mutter-Sohn-Team doch noch das grosse Los zieht. 3 Erwachsenenbuch: Wir holen alles nach, Martina Borger, Diogenes, 32 Franken. Ellen, Ende sechzig, bessert ihre Rente mit Zeitungsaustragen und Nachhilfestunden auf. Zu ihrem neusten Schüler Elvis entwickelt sie eine besondere Beziehung. Der sensible und zurückhaltende Junge scheint sich bei ihr und ihrem Hund wohlzufühlen. Dann bemerkt Ellen, dass er noch stiller wird, und sie ahnt, dass ihm etwas Schlimmes passiert ist. Doch er will sein Geheimnis nicht preisgeben. 4 Kinderbuch ab 6 Jahren: Zackarina und der Sandwolf, Asa Lind, Beltz & Gelberg, 16 Franken. Zackarina wohnt am Meer. Immer wenn sie eine Frage hat, mit den Eltern unzufrieden ist oder über etwas nachdenken möchte, geht sie an den Strand. Dort trifft sie den Sandwolf, der immer Zeit für sie hat und auf alle Fragen eine Antwort weiss. Das allerschönste Vorlesebuch ist nun endlich in einer herrlich illustrierten Ausgabe wieder gebunden lieferbar. 5 Kinderbuch ab 8 Jahren: Helsin Apelsin und der Spinner, Stefanie Höfler, Beltz & Gelberg, 19 Franken. Helsin ist lebendig, fantasievoll und eigentlich immer gut gelaunt. Nur manchmal, wenn ihr etwas nicht passt, bekommt sie einen Wutausbruch. So auch an dem Tag, an dem Louis neu in ihre Klasse kommt. Was mit einem Schlag auf die Nase beginnt, entwickelt sich zu einer wunderbaren Freundschaft. Ausgewählt von Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 06 ~ 2020


~ Service ~ LESEN

Bücherserien sind besser als ihr Ruf! Sie sind über die Jahre k ­ omplexer und anspruchsvoller geworden. Aus diesem Grund vermögen sie Kinder langfristig zu fesseln. Gut so.

er

M

an steht im Kreis, man schwatzt, und kaum sagt jemand, sie habe als Kind Bücher von Enid Blyton gelesen, hagelt es Reaktionen. Von «heiss geliebt» bis «streng verboten» gibt es alles. Da spielt vieles hinein, da spiegeln sich auch gesell­ schaftliche Verhältnisse. Kaum erlernten immer mehr Leute das Lesen, setzte die Ächtung bestimmter Lektüren ein. Das begann vor bald 200 Jahren. Später kamen Gegenangebote hinzu, um «Volk und Jugend» zu den «richtigen» Lese­ stoffen zu führen. Dass dabei Fortsetzungsromane und Reihen besonders bekämpft wurden, lag auch an der Vorstellung, ein Einzelwerk sei künstlerisch interessanter. Wenn ich in dieser Kolumne über neue Kinderbü­ cher schreibe, dann weise ich selten auf einen Se­ rientitel hin. Wenn ich Band 14 lobe, müsste ich ja auch die Bände davor anpreisen oder zumindest müsste ich erklären, was diesen einen so lohnend macht. Als Kritiker interessiert mich zudem, welches Buch neue Wege geht, um alte Lesebedürfnisse zu befriedigen. LESEN BRAUCHT AUSLESEN

Aus Sicht der Lesenden aber haben Serien enorme Vorteile: Wer noch nicht über Erfahrungen und Stra­ tegien verfügt, Bücher zu finden, die den eigenen Lesegeschmack gut bedienen, den kann die Mühsal der Auswahl vom Lesen abhalten. Wenn man hinge­ gen mit einem Buch gute Erfahrungen gemacht hat, dann ist der Hinweis auf Folgebände ein wunder­ bares Versprechen. Wer eine Gruppe Kinderdetek­ tive aus Band 1 kennt, steigt leichter in Band 2 ein. Das ist kein Teufelskreis, das ist eine Aufwärtsspi­ rale. Niemand lernt mit Goethe lesen, nicht mal mit Hitch­cock. Aber wer stolz oder bereichert ein Buch zu Ende liest, wird nach einem neuen greifen. Serien sind aber nicht einfach «gut», weil sie das «Hinauf­ lesen» zum sogenannt Besserem einleiten können.

S

VIELES SPRICHT FÜR DIE LUST AN SERIEN Allem voran befriedigen Serien oder Fortsetzungen den Wunsch nach Wiederholung. Das sprichwört­ liche «Mehr vom Gleichen» kommt da zum Zuge. Zugleich dürfen wir aber nicht übersehen, dass die Variation in der Repetition auch dazugehört. Wenn heute etwa Margrit Auer in «Die Schule der magi­ schen Tiere» vom Kinderalltag erzählt, dann geht es natürlich um das Unalltägliche: In jedem Band bekommt ein anderes Kind sein Tier. Und wenn Le­ serinnen und Leser mit den vorangehenden Bänden vertraut sind, geht es eben nicht nur um Wiederho­ lung, sondern auch um den Reiz der Veränderung, der Insider besonders befriedigt. Sie erleben sich als vertraut mit dieser Welt. Sie können eintauchen und sie können hinaustreten und sich mit andern Kin­ dern als Teil einer Community fühlen. Serien zeich­ nen sich heute auch dadurch aus, dass sich Fans in entsprechenden Blogs austauschen und dass ihre Heldeninnen und Helden in den unterschiedlichsten Medien präsent sind. # 06 ~ 2020

i

e

60

n


61

m ra a t o h

Von Karl May bis MounTeen: ­S erien waren schon immer beliebt – aber nicht immer gleich geachtet.

LESEN IM WANDEL Ich will sicher nicht das Bücherlesen als gestrig dis­ qualifizieren. Wer das Lesen in Büchern beherrscht, ist auch agiler im Netz. Beides gehört zu einer an­ gemessenen Mediennutzung. Und wenn Serien für Kinder heute komplexer sind oder sich raffinierte­ rer Erzählmuster bedienen, dann ist das auch Aus­ druck einer gesamtgesellschaftlichen Veränderung: Netflix & Co entwickeln heute Inhalte, deren Bezie­ hungsgeflechte grossen Romanen des 19. Jahrhun­ derts in nichts nachstehen. Aber was gehört noch zur Blyton-Lektüre der Gross­ eltern und Eltern? Das Verachten von Serien war längst eine pädagogische Fixidee. Dass man mit dem Verurteilen der Lesestoffe auch die Lesenden dieser Stoffe verurteilte, ist eine Einsicht, die erst vor rund 50 Jahren aufkam. Hatten Schulbibliotheken lange als Mittel gegen Comiclesen gegolten, entdeckte man nun, dass Kinder Bildergeschichten und andere Bü­ cher parallel geniessen. Letztlich haben aber erst die PISA-Studien den Bewusstseinswandel beschleu­ nigt, dass Lesen an sich eine Kompetenz ist, die mit vielen Medien trainiert werden kann … und soll. Ich für mich lese seit Kindertagen Populäres und An­ spruchsvolles nebeneinander. Und wenn ich heute reflexartig nach jedem neuen Band von Peter Bichsel oder Franz Hohler greife, dann bin ich auch ein Seri­ enleser oder zumindest ein Geniesser aus Erfahrung. # 06 ~ 2020

HANS TEN DOORNKAAT (66) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­ liche gesammelt; er ist als Verlagslektor, Literatur­ kritiker, Kursleiter und Dozent für Illustrations­ geschichte tätig.

n


~ Service ~ RÄTSEL

62

Sudoku

Kinderrätsel

Schwierigkeit: mittel

So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

64

65 67 68

70 66 71 63 69 72 45 46 47 73 36 61 60 59 40 44 35 51 74 39 38 37 32 76 33 77 75 34 52 58 30 31 24 57 78 29 28 23 25 19 20 21 53 55 22 80 79 56 54 27 26 18 14 13 12 110 81 11 114 10 5 105 82 15 6 17 1 2 7 111 84 83 4 113 16 9 109 86 3 106 8 85 104 103 112 96 95 87 88 108 107 97 94 102 89 101 98 99 90 93 91 100 92

41

48

49

50

62

Conceptis Puzzles

Kinderlachen Witze von Kindern für Kinder

Punkt zu Punkt

42 43

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Blätter, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 26.6.2020. Zu gewinnen gibt es 10 Buntstifte von Faber Castell.

Zwei Dinosaurier sitzen auf einem Felsen. Da fährt die Arche Noah vorbei. «Mist!», sagt der eine zum anderen, «wäre das heute gewesen?» Diesen Witz erzählte Max (10). Erzählt Ihr Enkelkind Witze? Schreiben Sie uns. redaktion@grosseltern-magazin.ch

Lösung

Das Kleinkind auf Seite 9 ist der amerikanische Künstler Jean-Michel Basquiat.

5001110

Die Lösungen der Rätsel schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch # 06 ~ 2020

Illustration: Irene Meier

Schwierigkeit: schwer


~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

63

Schwofen in Zeiten des Virus ? Gewinnen Sie drei Ja hresa eines von TRANSHE bos von LVETICA, dem Schw eizer M im Wert vo agazin für Reisekult ur n je 55 Fra nken 1

6

7

2

8

9

15

17

18

21

19

29

23

26

27

30

31

33

37

11

16

22

25

32

5

13

14

28

4

10

12

20

3

34

35

24

36

38

waagrecht 6 Sie soll Edelmetall im Munde haben. 12 Viele über 65 haben es hinter sich. 14 Repertorium Alborum Amicorum. 15 Hin und … (nicht weg). 16 Einst gleichbedeutend wie nach Übersee telegrafieren. 17 Fluss, manchmal bei Holiday. 18 Von den Europäern ins Weltall geschossen. 19 Getränk für Wartehaltung. 20 Ohne Zuneigung. 23 Bach und Fliesen sind Hinweise. 25 … in Time. 26 Macht den kurzen Zigerschlitzkanton zur Comicfigur. 27 Zentrale Symbolfigur der Hippiezeit (1943–1970, Vorname). 28 Es ist kurz noch mehr möglich. 29 Er soll nach Lodz fahren. 31 Rollt. 32 Nicht weich und von hinten. 33 Wenn vor Kirchen, Heimat von Schalke 04. 36 C’ … una volta. 37 Der Wind in Paris bläst verkehrt. 38 Plump wäre anders. j=i

senkrecht 1 Nicht ländlich oder Vorname. 2 Ohne sie läuft nichts. 3 Lindbergh überquerte ihn allein. 4 Adorationen. 5 Frau Hahn. 6 So ist der Braten durchdrungen. 7 Lebt bedroht auf Borneo und Sumatra. 8 Der Arbeit Lohn. 9 Was 5 senkr. hinterlässt. 10 Ermahnung für den zukünftigen Meister. 11 Geschickte. 13 Der Witwenblume zum Verwechseln ähnlich. 21 Schweizer Politiker und Unternehmer besteht mehrheitlich aus Baum. 22 Kurz als gut befunden. 23 Was kreucht und fleucht. 24 Macht den Bayrischen Rundfunk zur Stadt in Polen. 29 Zug mit grosser Geschwindigkeit. 30 Armee und Politiker sind Hinweise. 34 Vokalloser hiesiger Blödmann. 35 Der Narziss pflegt es.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 26.6.2020 Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 5 finden Sie auf Seite 81. # 06 ~ 2020


64

~ Service ~ CARTOON VON RENATE ALF

Allein zu Oma

# 06 ~ 2020


~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #07-08/2020

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

59. Ausgabe 06/2020 Erscheinungsweise monatlich, 10-mal im Jahr

Verleger DOMINIK ACHERMANN

Auflage 10 000 Exemplare (reduzierte Auflage)

Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77

Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 85.– (10 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 160.– (20 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 120.– (10 Ausgaben)

GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch

Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

65

Erscheint am 26. Juni 2020

KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Hans Abplanalp, Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Monika Fischer, Marianne Grädel, Ilona Herzog, François Höpflinger, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Myriam Meyer, Barbara Maurer, Klaus Petrus, Edy Riesen, ­Eveline Rutz, Silvia Schaub, Dagmar Schifferli, Aline Steiger, Eva Zoller Morf Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch Fotografie Rudolf Hug, Tibor Nad, Martina Meier, Klaus Petrus Illustrationen Renate Alf, Irene Meier Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch

MIT GROSSMAMMA DIE WÄNDE HOCH Unsere Fotostrecke auf dem Klettersteig am Eggishorn (VS) entstand vor Corona-Zeiten. Sie soll nicht Wehmut bei Leserinnen und Lesern wecken, sondern Vorfreude auf das, was hoffentlich bald wieder möglich sein wird.

KLEINE PILLE GROSSE WIRKUNG In den USA war die Pille ab 1960, in der Schweiz ab 1961 erhältlich. Die Einnahme war simpel, die Wirkung revolutionär, die Vorbehalte gross. Ein Rückblick.

WENN BABYS SCHREIEN Jedes zehnte Kind wird als «Schrei­baby» bezeichnet. Das heisst, dass es mehr als drei Stunden am Tag heftig weint oder brüllt. Was Eltern und Grosseltern tun können.

FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

~ #05/2020 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG

11

waagrecht 5 Verkehrsregel 14 Oberleutnant 15 Rian 16 Ubi 17 Erotik 18 Tabu 19 Eier 20 LSD 21 Return 22 Reiter 24 Zaun 25 Sense 27 Reich 29 Gestatten 32 Akku 33 Vereine 34 Egale 35 Er 36 Nadel 37 Nieder 38 Neg

Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 06 ~ 2020

senkrecht 1 Zebra 2 Selnau 3 Urner 4 Bettdecken 5 Vortragen 6 Reiben 7 Krautstiel 8 Heuernten 9 Rubinstein 10 Stiere 11 Earli 12 Gnostiker 13 Leier 21 Rueras 23 Erna 26 Ean 28 Hure 30 SED 31 Ega 31 Ale

Lösungswort Veloanhänger


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

66

Intimität

auf Abstand ­ erbunden, ohne mit ihnen im v gleichen Haushalt zu leben (oder leben zu müssen). Haushalte von drei Generationen sind in der Schweiz selten. Häufiger ist ein Wohnen im gleichen Haus, aber in getrennten Haushaltungen.

D

ie Schweizer Regierung und viele andere Regierungen reagierten auf die Corona-Krise mit teilweise polizeilich durchgesetzten

Regeln sozialen Abstands (social Die Corona-Krise hat gelehrt, distancing). Töchter und Söhne dass – zumindest kurzfristig – FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) durften ihre alten Eltern nicht Generationenbeziehungen auch ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Alters- und mehr besuchen. Den Grosseltern gepflegt werden können, ohne Generationenfragen tätig. Nebst wurden Betreuung und Besuche sich persönlich zu treffen, indem seinen wissenschaftlichen Arbeiten ihrer Enkelkinder mehr oder weman telefonisch oder digital komschrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, niger verboten (wobei der Bunmuniziert. Mithilfe des ältesten Satiren und Fabeln. Er ist desrat kaum berücksichtigte, dass Enkelsohns konnten wir Skype verheiratet, hat zwei Kinder und viele betreuende Grossmütter und einrichten und ihn so über die vier Enkelkinder. Grossväter speziell bei der Geburt schullose Zeit begleiten. Schweieines ersten Enkelkindes oft deutzer Familien haben in den letzten lich jünger sind als 65). Monaten etwas erfahren, was Migrationsfamilien (wo Wie haben Familien auf diese behördlich verordGrosseltern und Enkelkinder nicht im gleichen Land nete soziale Distanzierung reagiert? Vielfach – so leben) schon seit Jahrzehnten praktizieren: Gute und meine Beobachtung – durch die Stärkung des alten enge Beziehungen sind auch möglich, wenn persönPrinzips von «Intimität auf Abstand»; ein Prinzip liche Kontakte sich auf Feiertage beschränken. Wer zur Gestaltung familialer Generationenbeziehungen, sich richtig kennt und liebt, kann längere Unterbrüdas in Mittel- und Nordeuropa eine lange Tradition che persönlicher Kontakte ohne Schaden überleben. aufweist: Junge und Alte sind solidarisch, aber achDas gilt teilweise auch für langjährige Paare, wo geten gleichzeitig darauf, dass jede Generation ihre trennte Ferienzeiten durchaus sinnvoll sein können, eigene Selbstständigkeit wahren kann. Erwachsene um eine dauerhafte Beziehung zu stärken. «Intimität Kinder und alte Eltern pflegen enge Beziehungen, auf Abstand» ist zumindest zeitweise bei allen engen ohne sich ständig in das Leben der anderen einzumiBeziehungen eine gute Strategie, um gegenseitige schen. Grosseltern sind mit ihren Enkelkindern eng Verbundenheit und individuelle Selbstständigkeit auszubalancieren. PS: Social distancing: Die eigentlichen Erfinder dieses Prinzips sind Hauskatzen. Sie sind zeitweise aufdringlich anschmiegsam, um danach am liebsten stundenlang ungestört in ihrem Lieblingsversteck zu schlafen. •

# 06 ~ 2020


T Z T E n e r e i u k a #ev I ndenCampsdergr i echi schenI nsel nl eben 40‘ 000Gef l ücht et eunt ermenschenunwür di gen Bedi ngungen.1 / 3davonsi ndKi nder . Unt er z ei chnenSi edi ePet i t i onunt er www. evakui er en-et z t . ch


Für eine belebte Bergwelt Eine vielfältige Bergwelt braucht vielfältige Unterstützung. Hier kommen wir ins Spiel. Denn wir engagieren uns mit vollster Tatkraft für die Schweizer Bergbevölkerung. Unterstützen Projekte, fördern Aus- und Weiterbildungen, schaffen und erhalten Arbeitsplätze – und setzen uns ein für eine belebte Bergwelt. Auch Sie können helfen. berghilfe.ch


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.