Grosseltern-Magazin 10/2020

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MAGAZIN

Grosseltern

# 10 / 2020

# 10 / 2020 grosseltern-magazin.ch

WIE S Dossier BEZIE TEHTS U M DI HUN JUNG G ZWISC E HEN UN ab Se D ALT ? ite 46

Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Grosseltern in Uganda

Hallo Noah

Jewels Vorfahren

Eine Welt für sich: Zu Besuch beim vergessenen Bergvolk der Ik . (S. 20)

Wie die Enkelin zum Enkel wurde: Noah, sein Vater und sein Grossvater erzählen. (S. 32)

Von Baselland nach Alaska: Eine Auswanderer­ geschichte mit Starfaktor. (S. 24)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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Das

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ERINNERUNG Stellen Sie Ihr Wissen unter Beweis. Machen Sie mit beim BLS-Kreuzworträstel und gewinnen Sie eine Kambly Rundreise für zwei Personen im Wert von 504 Franken *.

BLS-Kreuzworträtsel 1 Tiefster See im Berner Oberland 2 Davon gibt es zwei in der Stadt Thun 3 Wie heisst der BLS Zug von Bern nach Domodossola 4 Italienisch für Beste Wünsche 5 Wofür ist La Chaux-de-Fonds bekannt 6 Ein Wasserfahrzeug 7 Tierwelt 8 Nicht rennen 9 Schlechtes, stürmisches Wetter 1  0 Nachname Emmentaler Schriftsteller

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Teilnahmeschluss: 1. November 2020

Lösungswort 1

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Am Wettbewerb teilnehmen 1. Kreuzworträtsel lösen 2. Auf bls.ch/win Formular ausfüllen 3. Auf «Senden» klicken und Sie nehmen teil

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~ Magazin ~ EDITORIAL

Über grosse und kleine Veränderungen

V

or einem Jahr kam meine damals dreizehnjährige Tochter von der Schule nach Hause und erzählte von einem neuen Mädchen in ihrer Parallelklasse, das lieber ein Junge wäre. Ich fragte, wie das Mädchen heisse. «Er heisst Linus», antwortete sie und erkundigte sich, was es zu essen gebe. Mich berührt bis heute, mit welcher Unaufgeregtheit sie und ihr Umfeld auf die Tatsache reagierten, dass da jemand entschied, ein anderes Geschlecht leben zu wollen als das, mit dem er geboren worden ist. Ich kenne diesen Linus nicht, ich weiss auch nicht, ob oder mit wie viel Unsicherheiten, Häme und Schmerz er trotz der breiten Akzeptanz seines Wunsches konfrontiert worden ist und wird. Aber über die Geschichte von Michèle Roten ab Seite 32 bin ich Noah begegnet, der bis vor wenigen Jahren noch Sophie gewesen ist. Auf seinem Weg vom Mädchen zum jungen Mann erfährt er ausschliesslich Wohlwollen. Noah freut sich auf die bald beginnende Hormonbehandlung, die irgendwann anstehende operative Veränderung seines Körpers. Auch für seinen Grossvater ist klar, dass sein Enkel nun Noah sei, nicht mehr die Sophie. Nur den neuen Namen musste er sich anfänglich in die Agenda schreiben, damit er ihn nicht vergass.

# 10 ~ 2020

3 Auf der Agenda der «Grosseltern»-Redaktion standen schon seit einiger Zeit ein paar kleine Veränderungen. Während der Sommerpause haben wir diese endlich ausgebrütet und in der vorliegenden Ausgabe umgesetzt. Neu finden Sie im Service-Teil neben «Basteln» und «Stricken» die Doppelseite «Experimentieren». Der Inhalt soll Grosseltern und ihre Enkelkinder im Vorschulalter dazu animieren, gemeinsam erste wissenschaftliche Phänomene zu beobachten. Auf der Seite «Spielen», ebenfalls im Service-Teil, zeigen wir ab sofort einfache, niederschwellige Spielideen, für die es wenig oder kein Zubehör braucht, und dazu passende Neuigkeiten aus der gros­sen Welt der kaufbaren ­Spielsachen. Das Pendant dazu – schöne Dinge für Erwachsene – finden Sie neu auf der Seite «Einkaufen». Gemeinsam mit Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle, präsentieren wir Ihnen jeden Monat ausgewählte Design-Produkte. In dieser Ausgabe unter anderem einen wertigen Rucksack im Retro-Design. Für den stilvollen Transport Ihres Lunches auf einer kommenden Herbstwanderung. Vielleicht auf den Spuren von Ritter Kuno auf die Burg Hohen Rätien (Seite 59)? •

KARIN DEHMER (46) Stv. Chefredaktorin ist das Design ihres Wanderrucksacks wichtiger als die Qualität des darin transportierten Salamibrotes. Und das will was heissen. Sie mag nämlich Salamibrote ausgesprochen gern. karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch


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INHALT # 10 / 2020

Pionier-Familie

In den 1940er-Jahren wanderten zwei junge ­Menschen aus dem Kanton Baselland ins wilde ­Alaska aus. Ihr Leben und das ihrer Nachfahren ist bestens dokumentiert, auch weil eine ihrer ­Enkelinnen eine bekannte Popsängerin wurde. (S. 24)

Aus Sophie wird Noah

Schon ihre ganze Kindheit will Sophie lieber ein Junge sein. Die Geschichte einer Enkelin, die zum Enkel wird. (S. 32)

Schau genau

Auf den Spuren architektonischer oder historischer Highlights: Der neue Wanderführer des Schweizer Heimatschutzes zeigt auf 24 Routen die Vielfalt unserer Dörfer, Städte und ­S treusiedlungen. Wir zeigen eine Auswahl. (S. 38)

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Cover Noah in seinem Zimmer. Foto: Matthias Luggen


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin

3 4 6

Editorial Inhaltsverzeichnis

Anna Pieri Zuercher Die neue Tatort-Darstellerin über ihre italienischen und

Berner Grosseltern.

9

Ben Moore Der Astrophysiker beantwortet die wichtigste aller Fragen im Universum: Gibt es Aliens?

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Freiwilliges Engagement Die Helferinnen und Helfer der Dargebotenen Hand sind seit über 60 Jahren Anlaufstelle für Menschen in Not.

16 Ari meint

Kolumne aus dem Leben eines 17-Jährigen.

Hintergrund 24

Jewels Vorfahren Die Familie Kilcher ist in den 1940er-Jahren nach Alaska ausgewandert, wurde zu ­ Reality-TV Stars und hat eine Popsängerin hervorgebracht.

29

GrossmütterRevolution «Beim anderen Grosi darf ich das.» Und das ist völlig in Ordnung.

30 Gegen die heisse Welt Mit diesen Alltagstipps ­ trumpfen Sie bei der Klimajugend. 32

Transgender Aus Sophie wird Noah: Wie ein Vater und Grossvater diesen Weg erlebt haben.

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Babykleider zum Mieten Die nachhaltige Geschäftsidee zweier junger Schweizer.

Durch Stadt und Dorf Mit dem Schweizer Heimat- schutz durch Siedlungsgebiete wandern.

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Leserbriefe

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Anderswo: Uganda Im Nordosten Ugandas lebt das vergessene Bergvolk der Ik.

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5

Generationenvertrag Wie steht es um das Miteinander zwischen Alt und Jung in unserem Land?

SIER DO S ÄHeLbTen ERdZem L

en au s 7-Jä hrig eines 1

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Service 54 54 56 57

Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Carole Lüscher Psychologin Dagmar Schifferli

58 Unterwegs Domleschg 58 60 Kemptnertobel 61 Revier Hotel, Adelboden 62 Kulturtipps 63 Museumstesterin 64 Wandern mit «Grosseltern» 66 Stricken 66 Poncho

68 Basteln 68

Wir basteln unsere eigene Welt

70 Experimentieren 70

Alles, was dreht: Räder

73 Rezept

73 Klassiker mit Banane: Toast Hawaii 74 Lesen und Spielen 74 Kinderbücher aus Schluchten Buchtipps im Oktober 75 77 Spielideen im Wald

82 65 72 76 78 80 81

Das Schlusswort Von François Höpflinger Wettbewerb Kurs: Workshop Wechseljahre Neu: Einkauftipps mit Stil Rätsel Cartoon Impressum / Vorschau


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~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

Hoch hinaus: Anna Pieri Zuercher mit Opapi Fritz und Omami Ida-Babette.

« Ich bin stolz, von jedem ein kleines Stück in mir zu tragen »

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Foto: Olivier Allard

der

ANNA PIERI ZUERCHER (41) bildet zusammen mit Carol Schuler das neue Ermittlerduo des Schweizer Tatorts. Der erste Krimi mit den beiden Frauen in den Hauptrollen wird am 18. Oktober auf SRF ausgestrahlt. Anna Pieri Zuercher ist in Bern als Tochter einer italienischen Mutter und eines schweizerischdeutschen Vaters aufgewachsen. Sie hat Klavier und Schauspiel studiert und stand unter anderem in Paris, Lausanne und Genf auf der Bühne. Für ihre Rolle in der Fernsehserie «Doppelleben» wurde sie 2019 mit dem Schweizer Fernsehfilmpreis ausgezeichnet. annapieri.com


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Ein Lieblingsbild: Nonna Giuseppina und Nonno Alberto mit Omami beim Kartenspiel.

Die Grosseltern von Anna Pieri Z ­ uercher kommen aus Italien und Bern. Die Schauspielerin erinnert sich an Gnocchi und Butterzopf, Kartentricks und Velofahren, an Klavierspiel und Sockenflicken.

Nonno (Foto unten) am Giro d'Italia und oben mit Nonna.

Von ANNA PIERI ZUERCHER

I

ch hatte das Glück, mit meinen vier Grosseltern aufzu­ wachsen. Ich nannte sie: Nonna Mimi, Nonno Baffo, Oma­ mi und Opapi. Allein die Erinnerung an ihre Spitznamen bringt mich zu meinen teils italienischen und teils Berner Wurzeln zurück. Es ist eine süsse oder besser gesagt verrückte Mischung aus tra­ ditionellen italienischen Liedern, Gnocchi alla Romana, Butter­ zopf und Milchkaffee am Sonntagabend. Auf der italienischen Seite lernte ich Musik, die Freude an Ape­ ritivi und Kartenspielen. Auf bernischer Seite erfuhr ich, dass meine Vorfahren (ebenfalls Italiener), die Pieri, Steinmetze, am Wiederaufbau des Münsterturms mitgewirkt hatten. Bei meinen Berner Grosseltern habe ich nähen und stricken gelernt, und sie haben mir die Liebe zum Detail beigebracht. Mit Opapi fuhr ich mit dem Fahrrad, während Nonno Baffo mich lehrte, wie man beim Kartenspiel betrügt. Nonna Mimi brachte mir das Klavierspielen bei und Omami zeigte mir, wie man Socken flickt. Es ist dieser Mischung von Wurzeln, Sprache und Geschichten zu verdanken, dass ich zu der geworden bin, die ich heute bin. Meine Grossmutter mütterlicherseits, Nonna Mimi, wurde 96 Jahre alt, und sie war am längsten bei mir. Ich war immer be­ eindruckt von ihrer grossen Fähigkeit, sich an neue Situationen anzupassen. Sie wuchs in Mailand auf, wo sie Klavier studierte. Vor dem Krieg begleitete sie Opernsängerinnen und -sänger an der Mailänder Scala am Klavier, arbeitete auch als Musikerin im Rundfunk, leitete Kinderprogramme und machte Soundeffekte.

Aber wegen des Krieges mussten sie und mein Grossvater Mai­ land verlassen und suchten Zuflucht in der Schweiz, wo sie noch einmal ganz von vorne anfingen. Trotz ihrer Entwurzelung hatte meine Grossmutter eine unbegrenzte Fähigkeit, in dem, was sie tat, einen Sinn zu finden. Sie war auch immer rigoros in den Dingen, die sie unternahm. In der Schweiz begann sie mit dem Klavierunterricht, sie war meine erste Lehrerin. Und dann hatte sie diesen Sinn für Humor, als Rettungsanker, als eine Möglichkeit, sich mit der Welt zu versöhnen. Als sie im Alter von 90 Jahren in ein Altersheim zog, bat sie dar­ um, ein Klavier in ihrem Zimmer zu haben. Ich weiss nicht, wie sie das geschafft hat, aber nach einigen Monaten gründete sie einen Chor für die Krankenschwestern, und der Hausmeister kam einmal pro Woche, um bei ihr Gesangsunterricht zu neh­ men. Er habe eine schöne Tenorstimme, sagte sie. Abschliessend muss ich sagen, dass mir dieses Bild sehr lieb ist, auf dem drei meiner Grosseltern zusammen sind und Karten spielen, mit ihren unterschiedlichen Hintergründen und Ur­ sprüngen, Und ich bin unendlich stolz, von jedem ein kleines Stück in mir zu tragen. •

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Kino ~

VERDINGT UND VERGESSEN

Verdinger, Dokfilm, CH 2019, im Kino. Der Dokfilm ist eine ­Mischung aus Erzählungen von Alfred (oben) und nachgestellten Szenen (rechts und unten).

Bis in die 1960er-Jahre wurden zehntausende Kinder ihren Eltern entrissen und verdingt. Das heisst, sie wurden auf Bauernhöfen untergebracht, wo sie teils unter schrecklichen ­Bedingungen als Knechte schuften mussten und dadurch fürs Leben geprägt wurden. Alfred teilt dieses Schicksal. Der Dokumentarfilm «Verdinger» erzählt seine Lebensgeschichte, und wie ihn die Zeit als Verdingkind im Berner Oberland immer begleitet hat. Er spricht über seine Wünsche, Hoffnungen und Ängste und erzählt, wie er trotz aller Benachteiligungen sein Leben bis heute meistern konnte. Regie: Saschko Steven Schmid ~CAP

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~ Magazin ~ KINDERFRAGE

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Denken Sie, wenn Sie das nächste Mal in den Nachthimmel blicken, einmal daran, dass all die Sterne, die Sie sehen, von ihren eigenen Planeten umlaufen werden. Wo also sind all die Ausserirdischen?! Meiner Meinung nach ist es möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass es Ausserirdische gibt – Lebewesen auf diesen Welten. Astronomen schätzen, dass allein in unserer Galaxie rund 40 Milliarden Planeten existieren, die in der habitablen Zone – der Zone, die aufgrund der Temperatur auf Wasser basierendes Leben überhaupt zulässt – um ihren jeweiligen Stern kreisen. Und Wasser ist in unserer Galaxie recht häufig. Wir wissen, dass die ersten Lebewesen auf unserer Erde sich vor rund vier Milliarden Jahren entwickelten, und es würde mich überraschen, wenn sich nicht auch auf anderen Welten Leben entwickelt hätte. Im Prinzip braucht Leben nur eine Flüssigkeit und ein paar Grundbausteine. Dabei muss es sich nicht unbedingt, wie beim Leben auf der Erde, um Wasser und Kohlenstoff handeln. Einfaches Leben könnte sogar in unserem eigenen Sonnensystem existieren. Auf Titan, einem Saturn-Mond, gibt es beispielsweise Flüsse aus Methan und Ethan bei Temperaturen von minus 200 Grad. Leben dort könnte auf Silizium statt wie bei uns auf Kohlenstoff basieren, und die Organismen würden Wasserstoff atmen statt Sauerstoff. Viele haben behauptet, sie hätten Ausserirdische und ihre Raumschiffe gesehen, und es gibt unzählige angebliche Sichtungen von UFOs – unbekannten Flugobjekten. Allerdings gibt es dafür keine Beweise – und obwohl wir alle inzwischen hochmoderne Kameras in unseren Handys haben, gibt es nicht einmal ein gutes, nachweislich nicht manipuliertes Foto. Trotzdem könnte es irgendwo da draussen hochzivilisierte Aliens geben. Vielleicht wissen sie sogar von uns, aber sie kontaktieren uns nicht, weil wir ihnen zu primitiv sind. Es ist durchaus denkbar, dass allfälliges Leben auf anderen Planeten nicht so aussieht wie in unseren ScienceFiction-Filmen, sondern eher einfacher Natur ist – ähnlich unserer Bakterien und Mikroben. Eines scheint mir aber sicher: Die Aliens wären symmetrisch, denn Symmetrie ist eine konstante Regel der Evolution. Ob sie aber acht Tentakel hätten wie Oktopusse oder einen chitinartigen Panzer wie das Alien bei H. R. Giger, ob sie sechs Beine wie Käfer hätten oder vielleicht gar molluskenartig wären wie Schnecken, dazu kann ich nichts sagen. Allein auf unserer Erde ist das Leben bereits so vielfältig, dass allfällige Ausserirdische vielleicht eine Gestalt weit jenseits unserer Vorstellungskraft hätten.

BEN MOORE ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen.

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~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

Memmi & Beppi

~ Aktuell ~

STERNENKLAR

Unser ältester Enkel hat uns von sich aus mit Memmi und Beppi angesprochen. Die Steigerung war dann Mimemmi für meine Schwiegermutter. Alle anderen Enkel haben dies automatisch übernommen und wir finden das toll, weilsie selber entschieden haben, wie sie uns nennen wollen.

Die Sterne stehen gut – ganz besonders bei der Geburt Ihres Enkelkindes. Bei MrStarsky können Poster bestellt werden, die die genaue Position der Sterne zum Zeitpunkt der Geburt abbilden. Dafür werden online die Koordinaten, das Datum und die exakte Uhrzeit eingegeben. Der personalisierte Sternenhimmel wird von verschiedenen Künstlern gestalterisch in Szene gesetzt, zum Beispiel von der deutschen Künstlerin Anna Katharina Jansen, die das Himmelbild mit Tierillustrationen umrandet. Die Poster können mit oder ohne Rahmen und in drei verschiedenen Grössen bestellt werden. Ab ca. 36 Franken, mrstarsky.com

Von Heinz und Maja Ernst aus Rümlang Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

~ Kindermund ~

Grad erscht gmolt Mira (4) zeigt mir stolz eine neue Zeichnung. Ich erkenne einen Elefanten und wir sprechen darüber. Plötzlich sehe ich auch noch einen winzigen Elefanten und meine zu ihr: «Oh, dä isch ja no sooo klei, dä isch sicher no gar nit lang uf dr Wält.» Darauf sie: «Hajo, hanen doch au grad erscht gmolt.» Von Werner Böhm per E-Mail

Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Kinderkunst ~

ENKELS PERSPEKTIVE Das hast du aber schön gemalt! Was ist das? Eine Sonne? Ah, das bin ich, klar, jetzt seh ichs ... So oder so ähnlich laufen Gespräche über Zeichnungen bei uns zu Hause oft ab. Auch wenn wir bei den Kunst­werken der Kleinen nicht immer gleich erkennen, dass sie uns gezeichnet haben, berühren sie uns trotzdem aufrichtig. Die Menschen und wie wir sie sehen sind schliesslich vielseitig. Haben Ihre Enkelkinder Sie auch schon gezeichnet? Dann schicken Sie uns die Malkünste Ihrer Enkelkinder zu. Ob abstrakte Kunst oder realistische Malerei – wir freuen uns darauf, verschiedene Grosseltern aus der Sicht der Enkel zu zeigen. ~CAP

Goosi, Paps, Jasi und Naîla: Dieses «Kunstwerk» hat uns unsere dreieinhalbjährige Enkelin Jaël geschenkt. Da unsere behinderte Tochter mit uns in der Familie lebt, ist es für Jaël selbstverständlich, dass sie mit auf der Zeichnung ist, sowie auch die Katze Naîla. Von Familie Schweri aus Wislikofen Schicken Sie uns die Zeichnung Ihrer Enkel: redaktion@grosseltern-magazin.ch Anzeige

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Erhältlich in Apotheken und Drogerien. Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie # 10 die Packungsbeilage. A.Vogel AG, Roggwil TG. ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

12 ~ Aktuell ~

DER GESCHMACK DER ALPEN und in die Zukunft zu führen. Im ehemaligen, über 300 Jahre alten Kapuzinerkloster befinden sich ein regional orientiertes Restaurant und Hotelzimmer, zudem werden Kurse für Kulinarik-Profis und -Laien durchgeführt, zum Beispiel über Würste, Zigerklee oder Sauerteig. Ab 2021 entsteht zudem in Zusammenarbeit mit ProSpecieRara, der schweizerischen Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren, ein essbarer Garten mit seltenen Obstsorten, unbekannten Beeren,

Das kulinarische Erbe der Alpen hat eine neue Heimat: Im Zentrum Culinarium Alpinum in Stans kommen Kochkünstler und Schnapsbrennerinnen, Bäuerinnen und Metzger, Sommeliers und Verkosterinnen, Käseprofis und Bäckermeisterinnen zusammen, um dieses Erbe zu bewahren

vergessenen Kräutern und verschwunden geglaubten Gemüsesorten. Ein Garten, der Besucherinnen und Besuchern des Klosters jederzeit zum Naschen offensteht. Mit einer Patenschaft für Beerensträucher, Kräuter oder Birnenspalier kann man ihn unterstützen. Spannend, auch für die Enkelkinder. ~CAP culinarium-alpinum.com

~ Bildarchiv ~

Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich)

VOGELSCHAU Erkennen Sie die Stadt auf dem historischen Luftbild? Der abgebildete Fluss fliesst auch durch die Schweizer Hauptstadt. Viele der Türme in der Altstadt weisen eine runde Form auf und in der grössten Kirche gibt es 11 Glocken. Die Lösung finden Sie auf Seite 78. ~KD

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Von RUDOLF HUG (Text und Bild)

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~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN

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WASSER RIECHENDE KOLOSSE

s ist heiss und trocken im Amboseli Nationalpark in Kenia, als ich mit meinem Freund Greg eine Idee bespreche. Wir wissen, dass die Elefanten Wasser riechen können und Dutzende von Kilometern wandern, um dorthin zu kommen. Ein erwachsener Elefant braucht bis zu 150 Liter pro Tag. Wasser ist rar in der Trockenzeit und das Schmelzwasser vom fast sechstausend

Meter hohen Kilimandscharo die einzige Wasserquelle weit und breit. Sie machen sich nachher wieder auf den weiten Weg zurück zu ihren Futterquellen und müssen dafür einen riesigen ausgetrockneten See überqueren. Und das ist unser Plan: Wir wollen die Elefantenherde bei ihrer Rückkehr gegen die untergehende Sonne fotografieren. Zeitig machen wir uns auf den Weg und suchen uns einen guten Platz, um im heissen Wüstenstaub auf sie zu warten. Viel Geduld ist notwendig und auch etwas Glück, dass sich

die Herde so schön aufgereiht präsentiert. Bücher und Infos: rudolf-hug.ch

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14 ~ Engagiert ~

« VIELE VON IHNEN SIND EINSAM » IRENE SCHMID* FÜHRT SEIT 10 JAHREN BEI ­TELEFON 143 GESPRÄCHE MIT VERZWEIFELTEN, BESORGTEN ODER TRAUERNDEN PERSONEN. OBWOHL SIE SELTEN ERFÄHRT, WIE WEIT IHR ZUHÖREN DEN MENSCHEN TATSÄCHLICH HILFT, EMPFINDET SIE DIE AUFGABE ALS SEHR BEFRIEDIGEND. WER Irene Schmid* (67), 2 Enkelkinder WOFÜR Dargebotene Hand (Tel. 143) FUNKTION Freiwillige Mitarbeiterin

I

DIE DARGEBOTENE HAND steht allen Menschen, unabhängig von Religion, Kultur und Herkunft, kostenlos zur Verfügung. Unter der Telefonnummer 143, per E-Mail oder über Livechat leisten geschulte, freiwillige Mitarbeitende je nach Bedürfnis aktives Zuhören und Dasein oder geben Impulse für Hilfe. Das Angebot ist beidseitig anonym. Aus diesem Grund bleibt die Person in diesem Porträt auch anonym. Pro Jahr wird die Nummer 143 rund 250 000 Mal kontaktiert. 143.ch

FRE Mein ENG IWILLIG AGE E MEN S T

ch bin Ärztin. Nach der Geburt meines zweiten Kindes arbeitete ich in einem 30-Prozent-Pensum. Als die Kinder langsam erwachsen wurden, schaute ich mich zusätzlich nach einem freiwilligen Engagement um, aus Dankbarkeit für all das Gute in meinem Leben. Zuerst fand ich keine Tätigkeit, die mir zusagte. Als eine Freundin davon erzählte, dass die Dargebotene Hand Freiwillige suche, weckte das sofort mein Interesse. Dieses Engagement nimmt Zeit in Anspruch, das muss man wissen. Bevor man Anrufe entgegennimmt, absolviert man eine mehrmonatige Ausbildung, in der man in Gesprächsführung und psychologischen Themen geschult wird. Anders als im Arztberuf, wo man möglichst schnell zu einem Befund gelangen sollte, geht es bei Telefon 143 hauptsächlich darum, zuzuhören. Es kann auch vorkommen, dass Anrufende aggressiv sind. Wir werden darin geschult, solche Anrufe nicht persönlich zu nehmen, und wir dürfen sie auch nett und knapp abklemmen. Ursprünglich wurde die Dargebotene Hand gegründet, um suizidgefährdeten Menschen eine niederschwellige und anonyme Anlaufstelle zu bieten. Aber die meisten Anrufer sind heute nicht akut lebensbedroht. Die Palette reicht von banalen Fragen, etwa nach der Uhrzeit, bis hin zu komplexen Familienproblemen, bei denen man eine Viertelstunde zuhört, bis man einigermassen versteht, worum es geht. Andere rufen an, weil ihre Psychologen in den Ferien oder nicht erreichbar sind. Es gibt Menschen, die rufen immer wieder an, man erkennt sie mit der Zeit an der Stimme. Wir hören ihnen zu und bitten sie nach einer Weile, die Leitung für andere wieder

freizugeben. Viele von ihnen sind einsam, wollen bloss ihren Kopf leeren, dafür sind wir auch da. Eine grobe Richtlinie sagt, dass ein Telefonat nicht länger als 30 Minuten dauern soll, aber wenn jemand anruft, der akut suizidgefährdet ist, dann dauert das natürlich länger. Wir dürfen nicht eingreifen, indem wir beispielsweise die Polizei rufen. Da alle Anrufe anonym sind, wissen wir auch gar nicht, wo wir Einsatzkräfte hinschicken sollten. Anonymität ist das höchste Gebot, nur so können wir gewährleisten, dass sich Menschen uns auch tatsächlich anvertrauen. Dass sich jemand etwas antut, während er mit uns telefoniert, von dem habe ich noch nie gehört. Aber durch die Anonymität weiss ich natürlich nie, wie es mit den Menschen danach weitergeht. Manchmal kommt es vor, dass sie Monate oder Jahre später, wenn sie ein erneutes Problem haben, anrufen und sagen, «Sie haben mir damals sehr geholfen». Aber auch das kommt selten vor. Nein, diese fehlende Resonanz stört mich nicht. Zu wissen, dass ich Menschen in einem Moment grosser Not kurzfristig zur Seite gestanden bin, ist für mich eine grosse Befriedigung. Wir freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verpflichten uns zu vier Diensten pro Monat, das sind Tages- wie auch Nachtschichten. Daneben gibt es Teammeetings und obligatorische Weiterbildungen – ich würde sagen, die Tätigkeit entspricht nahezu einem 20-Prozent-Pensum. Ich habe 130 Prozent Energie, mir ist das nicht zu viel. Ein paar Mal im Monat betreue ich zusammen mit meinem Mann unsere zwei Enkelkinder. Es ist uns sehr wichtig, sie regelmässig zu sehen. ~KD *Name von der Redaktion geändert

Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Buch ~

STEINZEIT

Foto: Georg Aerni

633644 – Honigstein – 228443 (LU): Unter diesen Koordinaten trifft man auf den massiven Findling mit grauer Grundierung und süssem Namen. Er ist einer von 101 Schweizer Gesteinsbrocken, die der Wanderprofi, Autor und Journalist Thomas Widmer im Buch «Hundertundein Stein. Die grossen Brocken der Schweiz» vorstellt. Ein spannendes Buch und eine tolle Inspiration für den nächsten Ausflug mit den Enkelkindern. In loser Folge bringen wir hier einzelne Steine: Keltische Kultsteine, sagenumwobene Findlinge der Eiszeit, Römersäulen oder Steinzeit-Megalithen. ~CAP

«Hundertundein Stein. Die grossen Brocken der Schweiz» von Thomas Widmer, gebunden, 296 Seiten, Echtzeit Verlag, 27 Franken.

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16 beliebter

Bernsteinschmuck

ÄHeLbTen ERdZem L

en au s 7-Jä hrig eines 1

~ Ari meint ~

ÄNGSTE

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Rassismus, die Wut mit der die Debatte rund um Sinn oder Unsinn der Massnahmen gegen das Corona-Virus sind nur zwei Beispiele vom öffentlichen Ausdruck von Angst, findet unser jüngster Kolumnist. Der Film, den wir kürzlich in der Schule gesehen haben, heisst «Schwarzfahrer» und wurde in den 1990ern gedreht. Darin wird eine alte Frau gezeigt, die Bahn fährt. Plötzlich steigt ein schwarzhäutiger Mann ein. Er will sich neben sie setzen. Doch sie verweigert ihm den Platz. Der Mann setzt sich trotzdem. Als die Bahn weiterfährt, überschüttet die Frau den Mann mit rassistischen Beleidigungen. Sie verhöhnt seine Herkunft, sein Ausse-

Aarau | Arbon | Bad Ragaz | Basel | Bern Biel | Brig | Chur | Frauenfeld | Luzern | Lyss Marbach | Mels | Rapperswil | Schaffhausen Seewen | Solothurn | Stans | St.Gallen | Sursee

hen, sogar seinen Geruch. Dabei hat er ihr gar nichts getan. Sie handelt nur aufgrund von Vorurteilen. Natürlich kann man die Frau für ihren Rassismus verurteilen, doch ich habe mir überlegt, wie viel von dieser Aktion eine blosse Reaktion ist. Dieser Mann ist der Frau fremd. Sie weiss nicht, was sie tun soll. Also versucht sie sich zu verteidigen. Mit Aggressivität. Ihr Rassismus ist ihr Schild. Ihre Deckung. Ihr Ventil für ihre Ängste. Der Film ist ein gutes Beispiel dafür, was Angst, Verwirrung oder auch blosse Verunsicherung in uns auslösen können. Auch ich habe schon die unterschiedlichsten Reaktionen auf Angst gesehen und erlebt. Kinder zum Beispiel rennen in die Arme ihre Mutter. Andere Leute schlagen blind um sich. Ich persönlich muss, wenn ich Angst habe, zünftig fluchen. Es kommt wie ein Reflex, ich höre gar nicht mehr auf damit. Oft werde ich aber auch ganz starr und kann mich nicht mehr bewegen. Ich glaube, Angst macht uns vor allem das, was uns fremd ist. Das Unbekannte. Wir können es nicht einordnen. Sind verloren. Ein Kontrollverlust. Davon bekommen wir Panik. Ich spüre die Angst jeden Tag an meiner Schule. Aufgrund des Coronavirus müssen wir auf dem ganzen Schulgelände Masken tragen. Wir hatten bereits neun Coronafälle, vier Klassen mussten in Quarantäne. Keiner will der Nächste sein. Vor jeder Stunde müssen die Tische desinfiziert werden. Wenn man seine Maske nicht richtig anhat, wird einem eine Standpauke gehalten von biblischem Ausmass. Auch das ist eine Reaktion. Eine unbekannte, unsichtbare Gefahr bedroht uns, das Coronavirus. Und wir reagieren darauf mit Wut. Es gibt viele Leute, die sagen, dass die Schule nach den Herbstferien wieder zu sein wird. Ich hoffe nicht. Ich habe mich gefreut, wieder in die Schule zu gehen, ein zweiter Shutdown würde mir überhaupt nicht gefallen. Den ganzen Tag vor dem Computer, bis einem schlecht wird. Ich hoffe ebenfalls, dass ich nicht krank werde. Allgemein hoffe ich, diesen Wirbelsturm, den unsere Gegenwart im Moment bildet, zu überleben. Das sind meine Ängste. Es gibt kein anderes Thema als das Virus. Was tun wir dagegen? Wie geht es weiter? Das ist eine Art, seine Angst auszudrücken. Sie sich von der Seele zu reden. Aber das hat auch sein Gutes: Wer nicht über seine Ängste spricht, verschlimmert sie. •

Thun | Visp | Wil | Winterthur | Würenlingen Zug | Zürich

rhomberg.ch

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GANZ MEIN STYLE.

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Aktuell ~

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Die Kleinen wachsen schnell, so schnell, dass der süsse Strampler von den Grosseltern nach zwei Wochen schon nicht mehr passt. Ja, der Kleiderverschleiss bei Babys ist gross – und teuer. Deshalb haben die Unternehmer Anne und Matthias Voigt Miniloop gegründet, ein Vermietangebot für hochwertige und nachhaltig produzierte Babykleidung. Bei Miniloop kann man die Babykleider-Erstausstattung in den Grössen 50 bis 92 als Set im Monatsabo buchen. Es gibt drei verschiedene Abos mit entweder 5, 10 oder 15 Kleidungsstücken. Die Abo-Box wird auf Wunschtermin geliefert und die Kleider können so lange genutzt werden, wie sie dem Baby passen. Sind die Kleider zu klein, lassen sie sich gegen die nächste Kleidergrösse umtauschen. Miniloop reinigt, pflegt und repariert die zurückgesandte Kleidung. Und: Es gibt auch Gutscheine – nur so als Geschenkidee …

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~ Magazin ~ LESERBRIEFE

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Die Meinung der Leserinnen und Leser

Dossier

EINSCHLAF RITUA UND WAS DABELE – I ENTSCHEID END IST ab Seite

# 09 / 2020in.ch

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Grosseltern

# 09 / 2020

MAGAZIN

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Das Magaz

einem Dach Alles unter

e in die Anfänge Bilderreis Tivoli: Eine . (S. 40) 50 Jahre higen Konsums des grossfläc

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Leben mit

Enkelkindern

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rn und Grosselte (S. 30) s in der Schweiz: erzählen. Rassismu utigen Enkel ihre dunkelhä

Stefa nie

Heinzmann

an ihre Grosserinnert sich g. (S. 6) Sängerin Beziehun Die Walliser liebevolle an deren eltern – und

Grosseltern

AUSGABE FÜRS TESSIN ?

längerung machen. Da ich noch zu 70 Prozent berufstätig bin, meine 3 Grosskinder regelmässig einen Tag in der Woche hüte, Mann, Haus und Hund habe, die mich alle auch mal mehr, mal weniger fordern, fehlt mir schlicht die Zeit. D.G. via E-Mail

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DANKE

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Ich würde allen frischgebackenen Grosseltern diese Zeitschrift jederzeit empfehlen. Danke für die vielen interessanten Berichte. Ruth Glücki, via E-Mail

Egregi signori, mi dispiace ma disdico la vostra bella rivista perché riguarda di più una realtà della svizzera tedesca, spero che magari in un futuro non troppo lontano possa uscire un edizione in italiano con temi più della nostra regione. D. Bernasconi, via E-Mail

VIEL BESCHÄFTIGT

ENTDECKT

Auch wenn mir das Grosselternmagazin sehr gut gefallen hat, möchte ich aus zeitlichen Gründen keine Abover-

Ich habe das «Grosseltern» im Restaurant Einstein in Bern gesehen.

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# 09 # 03 ~ 2020 2019


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Hurra, pensioniert? Wir alle haben es doch verdient, dass wir uns auf und über die Pensionierung freuen können. Und das sollte auch machbar sein, wenn man sich frühzeitig hin und wieder in Erinnerung ruft: Vor der Pensionierung ist nach der Pensionierung. Sie aber werden das hier wohl kaum lesen, die Pensionierungs-Ignoranten, denn sie nehmen dieses Wort erst in ihren aktiven Wortschatz auf, kurz bevor sie pensioniert werden. Das ist nicht unbedingt die zielführendste Strategie. Andere wiederum lesen alles zu diesem Thema und beschäftigen sich mit der Pensionierung, kaum sind sie aktiv ins Berufsleben eingetreten. Das kann man so machen und ist sicher nicht die schlechteste Strategie. Man muss es aber nicht so machen. Und die Mehrheit macht es auch nicht so. Gibt es einen idealen Zeitpunkt, um mit der Vorsorge-Planung zu beginnen? Gemäss Statistik steigt die Lebenserwartung der heutigen Jugend bis auf 105 Jahre, da ist es durchaus

Es handelt sich hierbei um Werbung für eine Finanzdienstleistung.

vernünftig, sich frühzeitig die Planung der Altersvorsorge durch den Kopf gehen zu lassen. Und warum nicht jetzt gleich damit anfangen, jünger als heute können Sie damit nicht mehr beginnen? Nur, wer macht das schon gerne, sich am Feierabend gemütlich hinsetzen, um sich eingehend mit der Altersvorsorge zu beschäftigen? Wie viel muss man zur Seite gelegt haben, um in Frühpension gehen zu können? Soll man sich Rente auszahlen lassen oder gleich das ganze Geld auf einmal beziehen? Säule 3a oder Säule 3b? Alles Fragen, die man sich rechtzeitig stellen muss. Man müsste, macht es aber meistens nicht. Viele schieben das Thema Jahr für Jahr vor sich her, denn es ist ja noch genug Zeit bis zur Pensionierung.

Heute fühlen sich 50-jährige wie 35, logisch denken sie, dass sie noch lange Zeit haben bis zur Pensionierung. Männer fühlen sich durchschnittlich 13 Jahre jünger, Frauen 11 Jahre. Da kann man sich schon einmal verschätzen mit dem Beginn der Pensionierungs-Planung. Die meisten fühlen sich einfach jünger, man sieht auch jünger aus, aber schaut man nicht in den Spiegel, sondern in den Pass, hat sich am Jahrgang nichts geändert. Und somit auch nichts am Termin der Pensionierung. Die Zeit vergeht für alle gleich schnell, nämlich immer schneller und schneller. Und damit das Thema Pensionierung nicht wieder vergessen geht, rufen Sie am besten jetzt gleich unseren Kundenberater oder unsere Kundenberaterin an und vereinbaren einen ersten Beratungstermin mit uns.

Wir freuen uns auf Ihren Anruf. Und Sie werden sich über diesen Anruf auch freuen, sobald Sie in Pension gehen und finanziell gut darauf vorbereitet sind. Kontaktieren Sie uns unter 044 292 21 00 oder wenden Sie sich an Ihre persönliche Kundenbetreuerin respektive Ihren persönlichen Kundenbetreuer.


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~ Magazin ~ ANDERSWO

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Das Volk,

das immer da war UGANDA

Fremde sind selten, aber willkommen: Die Ik l­ eben ­zurückgezogen im Nordosten Ugandas. Unsere Autorin hat das Bergvolk besucht und Catharina Kunume und ihren Mann Mateo Achok kennengelernt, Clan­ älteste und Grosseltern von 14 Enkelkindern. Von CAROLINE DOKA ( Text und Foto)

MOUNT MORUNGOLE

KAMPALA

«Marang» – Guten Tag: Catharina Kunume (Foto links) strich sich nach der Begrüssung mit der Hand über den Kopf und ­s agte: «Wie u ­ ngünstig, ich habe mir gerade die Haare abrasiert». Unten: Autorin Caroline Doka bei den Ik.

I

n den Höhen des Mount ­Morungole im Nordosten Ugandas, direkt an der Grenze zu Kenia und Südsudan, lebt das vergessene Bergvolk der Ik. Zehn Auto­stunden von Nairobi, zum Schluss eine holperige Fahrt auf ausgewaschenen Erdpisten und dann zu Fuss auf schmalen Pfaden die Hänge hinauf, so gelangt man zu diesen Menschen, die zurückgezogen auf ihrem Berg leben und unter sich bleiben wollen. Besucher sind willkommen, aber selten.

Die Nachricht unserer Ankunft verbreitet sich in Windeseile. Aus den Krals, den kleinen, mit geflochtenen Holzzäunen eingefassten Dorfgemeinschaften, an denen wir vorbeiwandern, laufen neugierig Kinder herbei und begleiten uns. Vor dem Kral, den wir besuchen, sitzen wir von Kindern umringt im Schatten eines Baumes. Durch ein niedriges Tor schlüpft behände eine alte Frau mit kahlrasiertem Kopf, T-Shirt und mädchenhaftem Faltenjupe. Die Kral-Älteste. Sie streckt uns die knochige Hand entgegen. «Marang», sagen wir, wie wir es gelernt haben, «Marang asuk» entgegnet sie, langes Händeschütteln, während die Begrüssungsworte x-mal wiederholt werden, dann zieht sie sich in den Kral zurück. Bald darauf schlüpfen wir hinter unserem lokalen Führer durch den geflochtenen Zaun in den Kral, vorbei an runden, strohbedeckten Hütten, vor denen Frauen Essen zubereiten. Hühner und Kinder wuseln überall herum. An einem der Feuer sitzt die Alte, eine Tabakpfeife im Mund. Durch den Rauch des Feuers eine mystische Erscheinung. Ihre Enkel gesellen sich dazu, dann tritt langsam und auf einen Stock gestützt ein hagerer alter Mann hinzu. Die Augen unter der Hut­k rempe wirken fast weiss. In der Hand mit dem Stock hält er auch seinen «Stul», einen ~

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kleinen hölzernen Schemel, den jeder IkMann immer und überall mit sich trägt, um sich nicht auf die Erde setzen zu müssen. «Marang», «marang asuk», das Begrüssen beginnt von vorn. Er setzt sich auf seinen «Stul» neben Frau und Enkel ans Feuer, darum herum versammelt sich respektvoll die halbe männliche Dorfgemeinschaft, bekleidet mit farbigen Tüchern und Gummistiefeln, und lauscht interessiert unserem Gespräch, das unser Guide übersetzt. Catharina Kunume ist 75, ihr Mann Mateo Achok 80 Jahre alt. Sie sind die Clan-Ältesten aller Krals am Mount Morungole. Ihr Einfluss in einer Gesellschaft, in der die Ältesten an der Spitze stehen, ist gross. «Wir haben acht Kinder und vierzehn Enkelkinder», erzählt Catharina. «Aber nur die beiden Söhne mit ihren Familien leben in unserem Kral. Die Töchter ziehen bei der Heirat in den Kral des Ehemannes, besuchen uns aber oft.» Die zwei ältesten Kinder der Söhne, die 5-jährige Nakiru und der 4-jährige Lokol, leben mit den Grosseltern in deren Hütte und schlafen mit ihnen am Feuer, die jüngeren Enkel bei den Eltern. So will es die Tradition. «Wir leben gerne bei Tata und Papa», sagt die kleine Nakiru scheu. «Die Grosseltern heben uns immer etwas Gutes zu essen auf, und Tata erzählt uns abends am Feuer Geschichten.» Geschichten von früher, als sie ein Kind war, von der grossen Hungersnot, die ihre Familie damals nur dank des Honigs ihrer Bienen überlebte. Catharina und Mateo kamen als junges Paar mit ihrem Clan in die Berge. Einst lebten die Ik von der Viehzucht wie die Massai. Wegen Hungersnot und Vertreibung aus ihrem Jagdgebiet im fruchtbaren Kidepo-Tal zu Sesshaftigkeit gezwun-

UGANDA Einwohner 42,7 Mio. Hauptstadt Kampala Fläche 241 040 km² Währung Uganda-Schilling Staatsform Republik Sprachen Swahili und Englisch Klima Die Niederschläge waren früher auf das ganze Jahr verteilt, es gab nur zwei trockenere Perioden. Heute gibt es gerade im Norden jedoch Regionen, in denen es jahrelang nicht regnet. Temperaturen schwanken zwischen 25 und 30 °C tags­ über, nachts um 17 °C. Bevölkerung Es leben über 60 Völker in Uganda, die eigene Sprachen, Kulturen und Bräuche, teilweise auch eigene Religionen haben. 60 Prozent der Bevölkerung sind Bantu, die in den Ge­ bieten südlich und westlich des Kiogasees leben. Die Ik sind mit 0,02 Prozent der Ge­ samtbevölkerung eine sehr kleine Minderheit. Sprache der IK Icetot, auch Ik, Icietot, Teuso, Teuth oder Ngulak genannt. Über die IK In Uganda leben 5800 Ik und in Kenia 1200. Ursprünglich ein Jäger- und Sammlervolk, sind die Ik nach der Vertreibung aus ihrem Jagdgebiet im Kide­ po-Tal zu Sesshaftigkeit und Landbau genötigt worden. Lage Die Ik leben auf dem Mount M ­ orungole im Distrikt Kotido, der zu den ärmsten von Uganda gehört. Am Fuss des Morungole liegt der Kidepo-Valley-Nationalpark, aus dem die Ik vertrieben wurden. ~CAP

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gen, wurde ihnen dort von anderen Stämmen das Vieh abgejagt. Sie flohen in die Berge, gaben die Viehwirtschaft auf und lebten fortan von Ackerbau und Bienenzucht. Hier oben fühlen sie sich in Sicherheit und halten darum am kargen Leben und ihren Traditionen fest. Doch woher kamen die Ik ursprünglich? «Man sagt, wir waren einfach da», meint Catharina. Und Mateo fügt an: «Laut unseren Eltern und Grosseltern stammen wir aus Äthiopien und zogen im 16. Jahrhundert auf Geheiss Gottes nach Süden.» Die Ik sprechen Teuso oder Iceto, eine nilotische Sprache, die sie behielten, während andere zugewanderte Völker die hiesigen Bantusprachen annahmen. Mateo besuchte keine Schule, aber er hatte einen Lehrer und ein Buch. «Leider ging es auf der Flucht in die Berge verloren.» Die Bildung ist den Ik wichtig. Die Grosseltern bringen den Enkeln Rechnen und Schreiben bei, noch bevor die Kinder in die Schule gehen. Obwohl die Ik keine Durchmischung mit der modernen Zivilisation wollen, gibt es am Fuss des Morungole-Massivs eine Schule für Ik-Kinder, die auch Nakiru und Lokol jeden Tag besuchen. Was ist den Grosseltern in Bezug auf die Enkel wichtig? «Mit ihnen zusammen zu sein», sagt Catharina. Sie zieht an der Pfeife und fügt an: «Wir kümmern uns um sie, bringen ihnen Benehmen bei, gehen mit ihnen zum Arzt und ins Krankenhaus und helfen bei der Erziehung. Sie stehen unter unserem Schutz, bis sie heiraten.» Der Grossvater bringt den Enkeln bei, wie man Foodbaskets herstellt, diese schönen, geflochtenen grossen Körbe aus Ruten und Lehm, in denen Mais, Korn und


~ Magazin ~ ANDERSWO

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Honig verwahrt wird wie in einem Tresor. Nach der Hochzeit ist diese Kornkammer Frauensache und für die Männer tabu. «Der Inhalt ist geheim, nur die Frauen wissen, wie viel Vorrat da ist, den sie verwalten, und wie gross demnach das Vermögen ist.» Die Grossmütter lehren die Enkelinnen im Hinblick auf einen eigenen Haushalt zu fermentieren, Bier zu brauen und Lehmtöpfe herzustellen. Zur Hochzeit übergeben die Grossmütter den Enkelinnen symbolisch einen geschnitzten Kochlöffel.

für Eltern und Grosseltern Wasser und machen Feuer. Bei der Hochzeit übergeben die Mädchen einen Teil des Honigs, den sie als Brautgeld erhalten, den Grosseltern. Wie die Grosseltern bis zu deren Hochzeit für die Enkel sorgten, sorgen dereinst die erwachsenen Enkel für ihre Grosseltern, wenn diese sich nicht mehr selber versorgen können. Der Umgang der Enkel und Grosseltern miteinander ist ein besonderer, sie sorgen füreinander, jeder zu seiner Zeit. Die ­A lten werden wertgeschätzt, und als Äl-

Clanmitglieder aus anderen Krals und fragen sie um Rat. Ihre Enkel geniessen einen besonderen Status. Sie werden von anderen Kindern respektvoll behandelt, weil sie aus der Familie der Clan-Ältesten stammen. Die Sonne ist untergegangen, es wird kühl. Bei uns würde man sich eine J­ acke holen. Bei den Iks sagt die G ­ rossmutter: «Mir ist kühl. Ich gehe in die ­Hütte, ans Feuer.» Steht auf, verzieht sich in ihre Behausung, die Enkel folgen ihr. Bald liegen sie eng aneinander im Dunkel der Hütte

Aber auch die Enkel haben ihre Aufgaben. Nach der Schule holen Nakiru und Lokol

teste im Clan geniessen Catharina und Mateo grosses Ansehen. Oft kommen

am Feuer, und Tata erzählt Geschichten. Geschichten aus ihrem Leben. •

«Die Enkel stehen unter unserem Schutz bis sie heiraten»: Catharina Kunume und Mateo Achok mit ihrer Schwiegertochter und vier Enkeln.

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~ Hintergrund ~ PIONIERE

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Natur  Talente

Auf der Suche nach dem einfachen ­Leben wanderte Julius Kilcher aus dem Laufental in den 1940er-Jahren nach Alaska aus. Seine Pionierfamilie wurde Mittelpunkt der weltweit ersten Reality-TV-Sendung. Und eine seiner Enkelinnen ein Popstar. Von KARL HORAT (Text)

J

ewel, zwölf veröffentlichte Studioalben, über 30 Millionen verkaufte Tonträger weltweit: Die mädchenhaft wirkende Mittvierzigerin mit der glasklaren Stimme wird ihrem Vornamen – dem englischen Wort für «Juwel» – gerecht: Sie füllt Hallen und Stadien. Dass ihre Grosseltern väterlicherseits aus dem Baselbiet kamen und sie somit Schweizer Wurzeln haben, ist weniger bekannt. «I am the Accumulation of the Dreams of Generations» – «Ich bin das Ergebnis der Träume von Generationen», singt sie in einem von ihr geschriebenen Lied – «und all ihre Geschichten, sie leben in mir fort.» Die Träume ihrer Grosseltern waren die eines jungen Paares, das in den 1940er-Jahren im fernen Alaska ein neues Leben begann, eine Familie gründete und ein von der Gesellschaft unabhängiges, selbstgenügsames Dasein im Einklang mit der Natur führen wollte. In die «Ice-Box» mochte damals niemand siedeln. Die Amerikaner wollten da Gold, Kohle, Holz, Pelze, Fisch oder Krabben abholen – und schnell wieder verschwinden. Darum offerierte das Territorium einst 600 Acres Land – um die 300 Hektaren – unentgeltlich jeder Familie, die sich dauerhaft da niederliess. ~ # 10 ~ 2020

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« Singen war immer die starke, einigende Kraft im Blockhaus, egal, welche Konflikte schwelten. » MAIRIIS «MOSSY» KILCHER (78)

1

1 Der Traum vom alternativen Lebensstil: Die Grosseltern Kilcher pflügen ihr Land in der Wildnis, im Frühjahr 1947. 2 Viele Kinder und noch mehr Arbeit: Familie Kilcher in den 60er-Jahren mit ihren acht Kindern vor dem Blockhaus auf der Ranch bei Homer.

2

3 Abenteuerlustig: Ruth und Yule Kilcher, 1947, mit ihren ersten drei Töchtern Wurtila, Fay und Mairiis.

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~ Hintergrund ~ PIONIERE

JEWEL KILCHER (46), besser bekannt unter ihrem Vornamen Jewel, ist eine amerikanische Sängerin und Schauspielerin mit mehr als 30 Millionen verkaufter Tonträger. Ihr bekanntester Hit ist «You were meant for me» (1996). Ihre Grosseltern stammten aus dem Kanton Baselland und wanderten in den 1940er-Jahren nach Alaska aus.

Einer, der wollte, war Yule Kilcher. 1919 im Laufental geboren, wuchs er mit vier Geschwistern in Zuchwil SO auf. Getauft wurde er Julius Jacob. In Alaska änderte er seinen Vornamen in «Yule Forenorth» um. Schon in seiner Gymnasialzeit begeisterte er sich für fremde Kulturen, Geschichte und Anthropologie. Als Jugendlicher reiste er per Anhalter durch ganz Europa und Nordafrika. Dabei entdeckte er, dass Menschen auch unter einfachsten Bedingungen genügsam und zufrieden leben konnten. In Nord­europa lernte er den Blockhausbau aus Fichtenstämmen. Und er schmiedete Auswanderungspläne. Er gehörte zu einer Gruppe von jungen Idealisten, die alle ebenfalls auswandern und naturnah bauern wollten. 1936 kam Yule zum ersten Mal nach Alaska, um sich nach geeignetem Land umzusehen. In Homer auf der Kenai-Halbinsel wurde er fündig. Aber als er seinen Kollegen mitteilte, dass er den idealen Ort gefunden habe und sie nachkommen könnten, hatten sich inzwischen alle anders arrangiert. Es kam schliesslich nur eine: Ruth Weber. Die in Pratteln aufgewachsene 21-Jährige war Handarbeits­ lehrerin in Reigoldswil. Sie war als vielversprechende junge Opernsängerin entdeckt worden, und sie hatte auch schon ein Kinderbuch geschrieben. Sie entschloss sich, eine Karriere aufzugeben, um Pionier-Frau zu werden, Bäuerin und Mutter in ei-

nem fernen Land, an der Seite eines eigenwilligen Mannes, den sie noch kaum kannte. Von Bord des Schiffes in Anchorage, Alaska, entdeckte sie den Mann am Pier, der mit Blumen auf sie wartete, das war 1941. Drei Tage nach ihrer Ankunft heiratete das Paar. Die Hochzeitsreise führte fast 300 Kilometer der Pazifikküste entlang zur neuen Heimat. Auf dem Hof an der wilden Kachemak Bay – vor imposanter Bergkulisse – wurde das eigenhändig gezimmerte Blockhaus bezogen. Es gab keinen elektrischen Strom, kein fliessendes Wasser, kein Bad und keine Heizung, ausser einem guss­eisernen Holzofen. Das Paar bekam acht Kinder, sechs Töchter und zwei Söhne, denen es unkonventionelle Vornamen gab: Mairiis (1942), Wurtila (1943), Fay (1945), Atz (1947), Sunrise (1950), Otto (1952), Stellavera (1954) and Catkin Melody (1956). Die Grossfamilie Kilcher versorgte sich in der Abgeschiedenheit am Ende der Welt selbst – mit den Erzeugnissen ihrer Landwirtschaft, aus dem nahen Meer und den umliegenden Wäldern: Fisch aus dem Pazifik, Fleisch von der Elchjagd, Milch, Getreide und Gemüse vom eigenen Acker, Beeren, Nüsse und Pilze aus der Wildnis. Die Feldarbeit mit Pferden und von Hand war mühsam. Ruth Kilcher unterrichtete ihre acht Kinder selbst zu Hause. In ihrer

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Die Schweizer Alaskapioniere zeigten genau das, was die TV-Zuschauer miterleben wollten: einfaches Leben in unberührter Natur und starke Familienbande. Freizeit musizierte sie und brachte allen Kids das Singen bei. «Mama Ruth war der musikalische Motor der Familie», erinnert sich Mairiis «Mossy» Kilcher (78), ihre älteste Tochter kürzlich in der Lokalzeitung ihres Wohnortes in Alaska. «Singen war immer die starke, einigende Kraft im Blockhaus, egal, welche Konflikte schwelten. Man konnte sich nicht grollen, wenn die Stimmen harmonieren sollten.» Das Singen erwies sich bald als lohnender als die arktische Landwirtschaft. Mossy war und ist bis heute mit ihrer Band gefragt und auch ihr Bruder Atila Kuno, kurz «Atz« genannt, war ein talentierter Sänger und gewitzter Entertainer. Die Tochter, die er 1974 mit seiner Ehefrau Lenedra Carroll bekam, ist Jewel, die weitaus bekannteste Exponentin des Kilcher-Clans. «Meinen Grossvater Yule liebte und fürchtete ich», resümiert Enkelin Jewel in ihrer Biografie «Never Broken» (Titel nur in Englisch erhältlich). «Er war einer der klügsten Männer, die ich kannte. Wenn er dir seine Aufmerksamkeit schenkte, hattest du das Gefühl, als würde die Sonne allein auf dich scheinen. Er beherrschte mehrere Sprachen – vertrat stets eine klare Position. Sein Temperament war schnell, hart und punktgenau, sein analytischer Verstand konnte dich demontieren und sprachlos machen. Sein Englisch war noch immer stark schweizerdeutsch gefärbt. Seine Gesichtszüge schienen mir wie gemeisselt – stets trug er eine Baskenmütze.» Ein bewegender Moment mit Oma Ruth, der sich tief in Jewels Erinnerung eingegraben hat, ist ebenfalls beschrieben. Ruth erlebte noch, wie ihre Enkelin erfolgreich wurde. «Sie rief mich eines Tages zu sich. In ihre grünen Augen zu sehen war für mich wie in einen Spiegel zu schauen – wir sahen uns so ähnlich», erinnert sich Jewel. «Mit zittriger Stimme erzählte mir Ruth,

wie sie einst all ihre Träume, Opernsängerin und Dichterin zu werden, aufgegeben habe für die Familie. Dass sie nun erleben dürfe, dass ich, ihre Enkelin, es als Sängerin geschafft habe, bedeute ihr viel. Es sei es wert gewesen, all die Opfer zu bringen – um zu erleben, wie ihre Träume für mich wahr werden.» Ein Hobby von Farmer Yule Kilcher wurde unerwartet zum Business. Er hatte das Leben seiner Familie von Anfang an auf 16-Millimeter-Film dokumentiert. Und diese Streifen nahm er mit auf Vortragsreisen durch die Staaten und Europa. Wer sich auf YouTube das offizielle Video zum Jewel-Lied «My Father’s Daughter» – zusammen mit Country-Superstar Dolly Parton – zu Gemüte führt, bekommt Ausschnitte daraus zu sehen: In der Strophe, welche Dolly singt, sind Ruth und Yule für zwei Sekunden zu sehen, wie sie ein Tänzchen aufs Parkett legen. Medien und insbesondere Fernsehsender wurden auf die telegene Familie Kilcher aufmerksam. Ihr Leben faszinierte. Die Schweizer Alaska-Pioniere zeigten genau das, was die Zuschauer am TV miterleben wollten: einfaches Leben in fast unberührter Natur und starke Familienbande. Wohl darum fesseln die Staffeln der Kilcher-Familien-Serie «Alaska – am Rande der Zivilisation» auf dem Discovery Channel noch heute die Zuschauer. Yule Kilcher war auch politisch aktiv geworden, war an der Ausarbeitung der Alaska-Staatscharta beteiligt und sass in den 60er-Jahren für die Demokraten im Staatssenat. Da ihr Mann so oft abwesend war, musste Ruth die Farmarbeit allein und mit den Kindern bewältigen. Die Scheidung des Ehepaares 1969 war wohl die Folge. Jewels Grandma Ruth verstarb 1997, ihr Grandpa Yule ein Jahr später. Jewels Leben und Karrierebeginn war eine holperige Tour. Ihre ersten Jahre erlebte sie in der Stadt Anchorage. Ihr Vater und ~

« Meinen Grossvater Yule liebte und fürchtete ich. Wenn er dir seine Aufmerksamkeit schenkte, hattest du das Gefühl, als würde die Sonne allein auf dich scheinen. » JEWEL

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~ Hintergrund ~ PIONIERE

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ihre Mutter präsentierten da musikalische Show-Programme in Hotels. Zu Hause übten sie Duette und Harmoniegesang. Die kleine Jewel war fasziniert. Der Bescheid von Atz, sie sei zum Singen noch zu klein, spornte sie nur umso mehr an; sie versuchte den glockenhellen Jodel unentwegt in ihrem Zimmer. Bald realisierte der Vater, dass er ein Jodeltalent im Hause hatte. Er kreierte eine Show-Einlage mit Jewel – und dieses Vater-Tochter-Duett in Fantasie-Schweizertracht kam gut an. Der Entscheid ihrer Mutter, nach heftigen Auseinandersetzungen die Familie zu verlassen, war eine tiefe Zäsur im Leben des kleinen Mädchens. Atz verfrachtet sie und ihren Bruder zurück nach Homer, drei Autostunden entfernt – ins Blockhaus. Jewel vermisste ihre Mutter schmerzlich, verwilderte zum Naturkind, war bei jedem Wetter draussen mit den Pferden und versorgte die Kühe. Auch ihr nun alleinerziehender Vater durchlebte Krisen.

jeden Donnerstag zur Gitarre ihre selbst geschriebenen Songs vortragen zu lassen. Sie bekam den Obolus, den die Besucher am Caféeingang bezahlten. Nach harzigen Anfängen kamen allmählich mehr Leute, um die Sängerin mit der silberhellen Stimme zu hören. Ihre Karriere begann, als die A-&-R-Leute von Atlantic Records auf sie aufmerksam wurden und sie dort im Café entdeckten. Im Profi-Studio wurden ihre ersten Lieder aufgenommen. «Who will Save Your Soul» wurde zum Hit, die LP «Pieces of You» verhalf ihr 1995 zum Durchbruch. 2008 heiratete Juwel ihren Boyfriend, den texanischen Rodeoreiter Ty Murray, mit dem sie schon seit zehn Jahren zusammen war. Am 11. Juli 2011 kam Sohn Kase zur Welt. Ziemlich genau drei Jahre später verkündete das Paar seine Trennung. Dank dem Alaska-Überlebenstraining in ihrer Jugend haut Jewel nichts so leicht um – und wenn, richtet sie sich gleich wieder auf.

Nach dem College entschloss sich Jewel, zu ihrer Mutter nach San Diego zu ziehen. Niemand hatte da auf sie gewartet. Es gelang ihr, die Inhaberin des Innerchange Coffee Shops am Pacific Beach zu überzeugen, ihr eine Chance zu geben und sie

Sie vergleicht sich mit einer alaskischen Sitkafichte mit tiefen Wurzeln, die sie fest im Boden halten. Ihre Wurzeln im Leben sind ihre festen Werte. Und ihre Botschaft an ihr Publikum? «Lebt eure Träume!» •

Fotos: Bill Wakeland, Arvchiv Mossy Kilcher

Dank dem AlaskaÜberlebens­training in ihrer Jugend haut Jewel nichts so leicht um.

Jewel heute: Auch ihre 2020-GreatestHits-Collection lässt sie mit einem «Yodel» – ihrem Signet – ausklingen.

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

«

Die andere

Beim andern Grossmami dürfen wir viel länger fernsehen.» «Beim Omi bekommen wir viel mehr Süsses als bei dir.» Häufig konfrontierten mich meine Enkelinnen eine Zeit lang mit solchen und ähnlichen Aussagen. «Bei uns machen wir es halt anders», antwortete ich ihnen jeweils standhaft. Und doch nagten die Sätze der Kinder in mir. Manchmal war ich versucht, ihrem Drängen nachzugeben. Gefiel es ihnen besser bei den andern Grosseltern? Ich wollte doch, dass sie sich bei uns wohlfühlten. War ich gar eifersüchtig? Ich kannte und schätzte die

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Grossmutter gewöhnt. Ich nahm mir vor, die anderen Grossmütter einmal zu einem gemütlichen Austausch einzuladen. Es sollte nicht mehr dazu kommen. A ­ usgerechnet die jüngste von ihnen starb früh. Ein Frauenpaar aus der Nachbarschaft hatte ihr kurz vor ihrem Tod versprochen, die Grossmutterrolle für die kleine Enkelin zu übernehmen. Nun wollte ich meinen Plan nicht mehr länger hinauszögern. Zu meinem letzten Geburtstag lud ich neben der Familie auch die andern Grosseltern der Kinder ein. Beim Apéro gab ich meiner Freude über unsere gemeinsamen Enkelkinder

andern Grossmütter. Sie hatten einen anAusdruck und erzählte von meinem imderen Lebenshintergrund und lebten in mer wieder hinausgeschobenen Plan eieinem anderen Umfeld. nes Grossmüttertreffens. Nein, ich wollte mit ihnen nicht um die Bei der Erwähnung ihrer verstorbenen MONIKA FISCHER Liebe meiner Enkelkinder konkurrieren. Mutter füllten sich die Augen meiner ist Journalistin und Ist es nicht ein Reichtum für die KinSchwiegertochter, deren Vater schon neunfache Grossmutter. Seit 2012 macht der, unterschiedliche Lebenswelten und früher gestorben war, mit Tränen. Die sie bei der GrossmütterEinstellungen kennenzulernen? Zudem beiden «Ersatzgrossmütter» stellten sich Revolution mit. merkte ich bald, wie gut es war, dass spontan rechts und links an ihre Seite noch andere Grosseltern da waren, um und legten ihr tröstend die Hand auf die die Eltern zu entlasten. Ohnehin hörten die Vergleiche Schulter. Einmal mehr spürte ich: Wie gut ist es doch, nach einiger Zeit auf. Die Kinder hatten sich wohl an die dass es auch die anderen Grossmütter gibt. • Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Lebensweisen grossmuetterrevolution.ch

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~ Magazin ~ WISSEN

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Gut fürs

Klima

… und fürs Karma: Wir haben aus dem SJW-Buch «Mit kühlem Kopf gegen eine heisse Welt» sechs Tipps für Umweltschutz im Alltag ausgesucht. Von MATHIAS PLÜSS (Tipps) und NADINE SPENGLER (Illustration)

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FridaysforFuture und #ClimateActionNow: Das sind die Schlagwörter zur aktuellen Umweltbewegung, bei welcher sich die Jugend sehr stark engagiert. Die Forderung: Wir alle sollten nachhaltiger leben. Ohne wenn und aber. Doch wie? Und wo anfangen? Hauptsache irgendwo, sich nicht zu viel vornehmen und dann steigern. Inspiration findet man im SJWBuch «Mit kühlem Kopf gegen eine heisse Welt» von Mathias Plüss. Darin hat der renommierte Schweizer Wissenschaftsjournalist 75 Ideen gesammelt, die auch Grosseltern mit ihren Enkeln umsetzen können. Die Tipps für zu Hause, unterwegs, beim Einkauf, in der Planung von Ferien und vielem mehr sind mit einem Punktesystem gekennzeichnet. Ein Punkt bedeutet: Damit lässt sich nicht so viel bewirken. Fünf Punkte bedeuten: Hier kann auch der einzelne grossen Einfluss nehmen. «Die Auswahl und die Bewertung orientieren sich vor allem am Klimawandel und am Schwund der Artenvielfalt, den beiden drängendsten Problemen», steht in der Einleitung. Auf der gegenüberliegenden Seite stellen wir sechs Tipps aus dem Buch vor. ~CAP •

Packen wirs an Von Autofahren (ein Klassiker) über Naturbad bis Verzicht: Das SJW-Buch «Mit kühlem Kopf gegen eine heisse Welt» von Mathias Plüss ist voller teils überraschender Ideen, die anschaulich präsentiert und unterhaltsam geschrieben sind. Illustriert wurde es von Nadine Spengler. Ein kleines, feines Buch mit grosser Wirkung. Bestelladresse: SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk, Tel. 044 462 49 40, E-Mail: office@sjw.ch Seit über 85 Jahren sucht der SJW-Verlag für Kinder und Jugendliche passende literarische Geschichten und konzipiert mehrsprachige Texte, die das Kennenlernen der kulturellen Vielfalt der verschiedenen Landesteile der Schweiz zum Ziel haben. sjw.ch ~CAP # 10 ~ 2020


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OUTDOOR •••

FISCH •••

Es gibt kaum mehr einen Winkel des Landes, der nicht von Menschen mit immer ausgefalleneren Sportarten in Beschlag genommen wird. Viel zu selten wird dabei an die Tiere gedacht, die Platz und Ruhe brauchen. Ein paar Regeln: Schutzgebiete und Wildruhezonen respektieren. Auf den Wegen bleiben – Rehe und Vögel wissen, wo diese verlaufen, und halten Abstand. Keinen Lärm machen, den Hund an die Leine nehmen, insbesondere von April bis Juni. Nachts nicht im Wald biken oder joggen gehen. Gestört

Kürzestform der Geschichte des Speisefischs der letzten fünfzig Jahre: Der ProKopf-Konsum hat sich verdoppelt, die Fischpopulationen haben sich halbiert. Im grossen Stil sind auch Fischzuchten ökologisch problematisch. Wie man es auch dreht und wendet, mehr als zweimal Fisch pro Monat gibt die Welt nicht her. Am besten greift man zu einheimischen Arten oder zu Zuchtkarpfen.

durch die Menschen, haben viele Tiere ihre Aktivitätsphase in die Nacht verlegt – wenigstens dann sollten wir ihnen ihre Ruhe gönnen.

VERPACKUNGEN • Das Problem am Kaffee ist nicht der Becher, das Problem am Smartphone nicht die überdimensionierte Schachtel, das Problem am Einkauf nicht der Plastiksack an der Kasse. Das Problem ist vielmehr die Umweltbelastung durch die Produktion der Waren. Im Vergleich dazu ist die Verpackung meist vernachlässigbar. Die Ausnahme ist Mineralwasser. Wer es trotzdem genauer wissen will: Leichte Verpackungen sind meist besser als schwere – darum muss man die Baumwolltasche für viele Dutzend Einkäufe benutzen, bis sie ökologisch mit den dünnen Plastiksäcklein gleichzieht. Wiederverwertbare Materialien sind besser, also lieber Mehrweg- statt Einwegflaschen. Die beste Verpackung ist gar keine: Zero-Waste-Läden, mit dem Korb auf den Markt. Allerdings halten unverpackte Waren weniger lang, es droht Foodwaste.

FOODWASTE ••••

AUTOFAHREN •••••

Üble Sache. Jeder und jede von uns wirft wöchentlich 2 Kilo Lebensmittel weg. Wer es nicht glaubt, führt am besten mal eine Zeit lang ein Abfalltagebuch, das öffnet die Augen. Auch ein verfaulter Apfel, den wir auf den Kompost schmeissen, ist Foodwaste, denn er hat Transportenergie, Dünger und allenfalls Spritzmittel verbraucht – es sei denn, er stammt aus dem eigenen Garten. Wichtig und oft vergessen: die Reste, die wir auf dem Teller zurücklassen. Ein gutes Mittel dagegen ist der Doggybag. Ein paar Tipps für zu Hause und im Laden: die alten Lebensmittel im Kühlschrank nach vorne stellen, die neuen nach hinten. Sich auf die Nase verlassen statt auf das Ablaufdatum. Sich ein Repertoire an Resterezepten zulegen (Teigwarensalat, Fotzelschnitten, Ofenguck). Oder alle Zutaten, die man noch im Kühlschrank findet, zusammen mit dem Stichwort «Rezept» im Internet suchen, es kommt meist etwas Sinnvolles heraus. Wenn man trotzdem einkaufen geht: eine Liste machen. Mit vollem Magen losziehen, dann kauft man weniger. Im Laden die Milch mit dem knappsten Verfalldatum nehmen, wenn man sie ohnehin bald aufbraucht.

Der Verkehr ist der grösste Verursacher von Treibhausgasen in der Schweiz. Im Gegensatz zu anderen Bereichen (Industrie, Gebäude) hat hier der Ausstoss in den letzten Jahren kaum abgenommen. Für viele Leute ist Autofahren derart selbstverständlich, dass sie sich nicht einmal im Traum vorstellen können, je damit aufzuhören. Trotzdem: Man sollte zumindest versuchen, sich einzuschränken. Am meisten bringen Veränderungen bei Routinefahrten – zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen, ins Training. Wer es schafft, mit dem ÖV oder mit dem Velo zu pendeln statt mit dem Auto, reduziert seinen gesamten Klimagas- Ausstoss im Schnitt um volle 10 Prozent.

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REMINDER •• Kleine Zettel an strategisch wichtige Stellen heften, die man im entscheidenden Moment sieht. Beim Lichtschalter: «Licht aus!» Am Kühlschrank: «Reste essen!» An der Waschmaschine: «Ökoprogramm!» Hört sich doof an, wirkt aber.


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~ Hintergrund ~ GENDERWECHSEL

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~ Hintergrund ~ TRANSGENDER

Hallo Noah

Sophie will lieber ein ­Junge sein. Mit 16 wagt sie den Schritt und wird zu Noah. Titel adgdag Mit einer Selbstsicherheit adgasdgadsgasdgIquideli tinciisit, tempor as und Ungezwungenheit, die audicipit omnisim inveliasped et aciden occupturia ­Vater und den Grossdolut escia vater ­beeindrucken.

Von MICHÈLE ROTEN (Text) und MATTHIAS LUGGEN (Fotos)

Noah malt gern Mandalas. Orange verbindet er mit positiver Kraft. Braun steht für ihn für das Männliche.

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~ Hintergrund ~ TRANSGENDER

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Noah ist in vielerlei Hinsicht typisch und in noch mehr Belangen ganz und gar atypisch.

A

m Eingang des Dorfes hängt vom Balkon eines Hauses eines der vielen in ländlichen Gemeinden verbreiteten Schilder, die die Geburt eines Babys verkünden: comic­

artige Bilder mit dem Namen und dem Geburtsdatum des neu­ en Erdenbürgers. Dieses zeigt ein Baby, das einen frech und einzahnig angrinst, auf dem Kopf eine hellblaue, zur Seite ge­ drehte Schirmmütze: ein richtiger kleiner Racker. Menschen, die solche Schilder herstellen, sind selten die Speerspitze einer nichtbinären Weltsicht; keine Frage, dass dieses Baby einen Jungen darstellen soll. Doch der Name, in dicken schwarzen Grossbuchstaben darunter verewigt: «Aleksa». Ein Hä-Moment wie zur Einstimmung auf das Thema. Hätte Christoph vor 19 Jahren der Welt mit einem Schild mit­ teilen wollen, dass sein erstes Kind geboren wurde, hätte er vielleicht ein Baby mit rosa Schleife in der einen Locke mitten auf dem Kopf gewählt, darunter der Name «Sophie». Dass So­ phie schon im Alter von etwa drei Jahren damit begann, typi­ sche Mädchenkleider abzulehnen, nahmen die Eltern zwar zur Kenntnis – aber sie waren mehr damit beschäftigt, herauszufin­ den, was mit Sophies Entwicklung los ist. Sie machte sprachlich und motorisch nur zögerlich Fortschritte, hatte bald Lerndefi­ zite. Der Grund für die Entwicklungsverzögerung war unklar und liess sich auch nie abschliessend feststellen. Jedenfalls gab es immer genug zu tun und zu sorgen rund um Sophie, so dass ihre zunehmende Abneigung gegenüber ihrem Geschlecht das kleinste der «Probleme» war. Aus heiterem Himmel kam es also nicht, als Sophie mit etwa 16 beschloss, dass sie von nun an Noah ist. Auch Noahs Grossvater Kurt war nicht schockiert: «Unerwartet kam es schon – ich kenne schliesslich niemanden sonst, der transgender ist –, aber nicht überraschend. Man hat immer gemerkt, dass Sophie anders ist: sehr interessiert und interessant. Aber sie war schon als kleines Kind eher ein Junge.» «Woher allerdings diese radikale Ablehnung seiner Weiblich­ keit kommt, ist mir bis heute nicht ganz klar», sagt Noahs Vater Christoph. «Ich habe immer wieder das Gefühl, dass es ihm wichtiger ist, keine Frau zu sein, als ein Mann zu werden.» Si­

cher sei aber, dass er in wichtigen Phasen seines Lebens ein paar – gerade für jemanden mit seiner Konstitution – schwie­ rige Menschen um sich hatte, die zufällig Frauen waren. Dass Noah also seine Schwierigkeiten mit diesen Personen mit dem geteilten biologischen Geschlecht verband und dieses in Folge ablehnte? Christoph zuckt die Schultern: «Das ist letztlich Spe­ kulation. Ich bin kein Psychologe.» Man merkt, dass Christoph schon ein paar Jahre auf dem schmalen Grat wandelt zwischen modernem Vater, der seinem Kind auf Augenhöhe begegnet und es ernst nimmt, und Ur-Vater, der sich einfach nur wünscht, dass dem Kind im Leben so wenig Widrigkeiten wie möglich begegnen sollen. «Man macht sich halt Sorgen: Welche Proble­ me kommen auf ihn zu? Wie werden die Leute reagieren? Was ist, wenn er eine Entscheidung trifft und sie nachher bereut?» Aber für Noah sei es völlig klar: Er ist ein Mann, schon immer gewesen. «Das Thema wurde mit der Pubertät ziemlich plötzlich ziemlich gross. Vor allem, was den Körper betrifft. Er hasst sei­ ne weiblichen Rundungen, die Brüste, das Becken, in die Bade­ wanne geht er immer mit Badehosen», erzählt Christoph. Noah begann sich selbstständig zu informieren, und schliesslich ver­ einbarten sie einen Termin bei der Psychiaterin Dagmar Pauli an der Universitätsklinik Zürich, eine Schweizer Koryphäe in Transgenderthemen. Schon nach wenigen Terminen bei einer von Paulis Mitarbeiterinnen war zweierlei klar: Noah war sich seiner Sache, was das Geschlecht angeht, sehr sicher, und er bewegt sich im Autismus-Spektrum. Diagnose: atypischer Au­ tismus, Asperger-Syndrom. «Das erklärte zwar nicht alles, aber einiges. Ausserdem weisen Jugendliche mit Geschlechts-Dys­ phorie offenbar öfters eine Autismus-Spektrum-Störung auf. Warum, weiss man nicht», sagt Christoph. Noah ist also in vielerlei Hinsicht typisch und in noch mehr Be­ langen ganz und gar atypisch. Besonders überraschend ist wohl, dass er keinerlei Leidensdruck verspürt durch seine Trans-Iden­ tität. Das erzählen schon Vater Christoph und Grossvater Kurt, während wir auf Noah warten (er hat Verspätung wegen eines platten Reifens an seinem Velo), und das wird richtig klar, als ~

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Für die Schwester war der Prozess am schwierigsten: Amélie und Sophie in den Urner Bergen.

«Keine Röckchen, kein Rosa!›» Noah als 10-jährige Sophie in den Herbstferien am Meer.

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~ Hintergrund ~ TRANSGENDER

Auch Grossvater Kurt rutscht ab und zu noch ein «Sie» oder im ­Dialekt ein «Es» raus, trotzdem sei für ihn klar, dass das der Noah sei, nicht mehr die Sophie.

dieser etwas ausser Atem in die Wohnung kommt. Noah ist ein feingliedriger Jugendlicher, Hose auf Halbmast, Jeanshemd unter dem blauen Strickpulli, verstrubbelte Kurzhaarfrisur und ein paar in Abheilung begriffene Hautunreinheiten. Er holt sich erst mal was zu trinken und setzt sich dann zu uns an den Tisch, sein Blick ist offen, sein Gesicht immer bereit zu lachen und es sprudelt gleich los: zuerst über sein Fachgebiet, Michael Jackson, dann wendet er sich der Frage zu, seit wann es für ihn klar gewesen ist, dass er keine Frau ist. «Schon immer. Ich glaube, deshalb habe ich angefangen zu sprechen: Um zu sagen ‹Keine Röckchen, kein Rosa!›». Noahs Stimme ist hell wie die eines 12-Jährigen – logischer­ weise, weil er ja nie einen Stimmbruch hatte. Damals-Sophie hatte zwar Barbies, spielte aber nur mit den Kens, wollte Po­ lizist oder Sanitäter werden, interessierte sich mehr für das, was die Jungs machten als für das «Mädchen-Zeug» – wobei Gleichaltrige schon damals und auch heute nicht wirklich sein Ding sind. «Ich verstehe mich besser mit Erwachsenen oder mit kleinen Kindern», sagt er. Und allen, die nicht «der Norm entsprechen» – Noah hat eine ausgeprägte soziale Ader und macht eine praktische Ausbildung als Behindertenbetreuer in der Institution Barbara Keller in Küsnacht. Als er vor dieser Lehre am Heilpädagogischen Zentrum für Werkstufe und Berufsvorbereitung (HZWB) in Othmarsingen anfing, begann auch sein Leben als Noah: Dazu gehörte, dass er sich in allen sechs Bildungsgruppen seinen Mitschülern stellte und erklärte, er sei ab sofort nicht mehr Sophie, sondern Noah. «Das hat mich echt beeindruckt», sagt Christoph und schaut Noah an, «wie du das gemacht hast. Völlig ohne Probleme, total selbstbewusst.» «Ja, wenn ich will, dass mich die anderen Noah nennen, dann muss ich das halt kommunizieren», sagt Noah schulterzuckend. «Ausserdem waren alle total nett. Nur positive Reaktionen. Den meisten war es einfach egal. Einer, ein riesi­ ger, supermännlicher Typ, kam in der Pause zu mir, haute mir mit seiner Pranke auf die Schulter und sagte: ‹Hallo Noah.› Das

fand ich super, aber … aua.» Christoph lacht: «Willkommen in der Männerwelt.» Auch die Grosseltern wurden ohne grosses Tamtam informiert, Christoph und Kurt erinnern sich nicht mal mehr, wie das genau vonstattenging. Kurt zuckt die Schultern: «Noah ist mir so willkommen, wie Sophie es war. Das mit dem Namen musste ich mir halt angewöhnen, ich habe ihn mir da­ rum in der Agenda notiert. So was dauert in meinem Alter ein bisschen länger», lacht er. Mit der Namensänderung wurden die Haare kurz geschnitten und Boxershorts gekauft – und daran gearbeitet, das neue Pronomen zu benutzen. «Das ist gar nicht so einfach – man hatte ja 16 Jahre lang eine Tochter, eine sie, eine Sophie, und dann muss man sich umgewöhnen. Aber Noah hat uns immer konsequent korrigiert, wenn wir mal wieder danebengegriffen haben», grinst Christoph mit Blick zu Noah. Auch Grossvater Kurt rutscht ab und zu noch ein «Sie» oder im Dialekt ein «Es» raus, trotzdem sei für ihn klar, dass das der Noah sei, nicht mehr die Sophie. Am schwierigsten war es für Noahs drei Jahre jüngere Schwes­ ter Amélie. Sie ist das Gegenteil von ihm: Schnell, sehr gut in der Schule, absolut unproblematisch. «Ein Selbstläufer», wie Christoph sagt. Vielleicht, vermutet er, hatte ihre anfängliche Verweigerung damit zu tun, dass Noah schon immer mehr Aufmerksamkeit bekommen hat – und kaum war er aus dem Gröbsten raus, kam dieses Thema. «Für einen typischen Teen­ ager wie Amélie muss sich Noah wohl einfach wie eine völlig gestörte Schwester angefühlt haben.» Auch die Mutter, von der Christoph und Noah getrennt leben, benutzt bis heute noch ab und zu das weibliche Pronomen, aber Noah ist ihr nicht böse deswegen. Er hat sowieso, wie weiter oben schon angetönt, ein äusserst sonniges, positives Gemüt. Er redet gern von sich, hat keinerlei Tabuthemen oder wunde Punkte, betont aber auch immer wieder, dass er seine Geschichte total unspektakulär findet. «Ich glaube, mein Fall ist ein bisschen speziell. Viele Trans-Menschen haben Depressionen – das ist bei mir über­

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«Das mit dem Namen musste ich mir halt angewöhnen, ich habe ihn mir darum in der Agenda notiert»: Grossvater Kurt und Noah.

haupt nicht so. Ich liebe mein Leben! Ich schaue nicht beson­

möchte Noah mit der Hormontherapie starten – womit er bis­

ders gern in den Spiegel, weil ich da die Missstände sehe, aber ansonsten finde ich mein Leben voll Schoggi.» Er ist halt einfach ein Junge, der blöderweise in einem Mäd­ chenkörper geboren wurde. Vielleicht ist es dieser drama­ freie Umgang, der das Outing so reibungslos machte. Auch für Christoph: «Komisch reagiert hat wirklich niemand. Alle, bis hin zu den Grosseltern», sagt er und blickt zu Kurt, der schul­ terzuckend nickt, «haben viel Verständnis dafür gehabt und es mehr oder weniger einfach zur Kenntnis genommen. Ich selber konnte seinen Wunsch sowieso verstehen, und ich mache auch kein Geheimnis darum – obwohl ich schon manchmal, wenn ich jemanden treffe, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe und der fragt ‹Wie geht es Sophie?› einfach sage ‹gut›. Aber nur, weil ich nicht immer Lust habe, zwischen Tür und Angel die ganze Geschichte zu erzählen.» Und wie wurde der neue Name und die neue Identität des Enkelkinds im Freundeskreis des 88-jährigen Kurt aufgenommen? «Ganz ehrlich, ich habe es noch gar niemandem erzählt», sagt er erstaunt. «Aber nicht, weil ich mich schäme, sondern weil ich es einfach so normal finde, gar nicht erwähnenswert. Aber wenn mich jemand fragen würde, wäre meine Antwort positiv: Es ist gut und kommt gut.» Wie die Geschichte weitergehen wird: Ende Jahr

her noch gewartet hat, Christoph zuliebe. «Er war noch nicht so weit», sagt er und tätschelt grinsend Christophs Arm. Aber dann, erzählt er strahlend, freut er sich auf die Gesichts- und Körperbehaarung und die Muskeln und die tiefere Stimme. Und in einem weiteren Schritt auf die Personenstandsänderung. Dann folgen wahrscheinlich irgendwann die Entfernung der Brust und die Phalloplastik. «Es geht mir wirklich nur um den Körper, der Rest, das bin eh einfach ich. Gefühle, Kraft, Cha­ rakter, das ist alles nicht männlich oder weiblich.» «Das sehe ich gleich», sagt Christoph. «Und genau darum ver­ stehe ich manchmal nicht, warum du ein Mann sein willst, weil die wirklich wichtigen Sachen sind doch eh geschlechts­ los.» – «Es ist wirklich einfach der Körper, der sich, so wie er jetzt ist, falsch anfühlt.» – «Ich weiss ja.» Christoph wendet sich Noah zu. «Ich mache mir auch immer weniger Sorgen um dich. Du wirst das alles schon meistern, du bist hart im Nehmen, und du bist hartnäckig. Aber ich empfinde dich im Moment eher zwischen den Geschlechtern, und das passt für mich sehr gut so. Du bist der Noah. Ich sage eigentlich nie mehr Sophie, oder?» – «Nein, du machst es sehr gut», sagt Noah. «Und Grossvater auch. Ihr seid feinfühlige Männer. Ich glaube, ihr habt relativ viel Östrogen». Und da lachen sie. •

«Es geht mir wirklich nur um den Körper, der Rest, das bin eh einfach ich. Gefühle, Kraft, Charakter, das ist alles nicht männlich oder weiblich.» # 10 ~ 2020

Dieser Text erschien im Original im Buch «Der Sanitas Health Forecast», Sanitas (Hrsg.), Verlag Wörterseh 2020, 400 S., 18 Fr. Die Autorin hat den Artikel für «Grosseltern» erweitert.


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~ Hintergrund ~ FAMILIENWANDERUNGEN

Wir packen in den Rucksack: «Durch Stadt und Dorf». Der neue Wanderf­ührer aus der Reihe «Heimatschutz unterwegs» stellt auf 24 Routen markante Ortsbilder und Siedlungslandschaften vor. Ein Einblick.

Tours de Suisse

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~ Hintergrund ~ FAMILIENWANDERUNGEN

1 Carouge (GE): Ebenso mächtig wie sorgfältig gestaltet fügen sich die sechs Tours de ­C arouge ins Stadtbild ein. Der skulpturale Brunnen erfreut im Sommer spielende Kinder. 2 Safiental (GR): Die Ställe der Walser wurden in Holzstrickbauweise erstellt. Die Stallscheune weist im Unterstall dicht zusammengefügte Kanthölzer auf, im Scheunenbereich Rundhölzer mit Zwischenräumen. So wird der Stall vor Durchzug und Eindringlingen geschützt.

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~ Hintergrund ~ FAMILIENWANDERUNGEN

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Von KARIN DEHMER (Text)

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ussten Sie, dass es im Bleniotal eine stillgelegte Schokoladenfabrik gibt? Und dass im Baselbieter Tafeljura im 19. Jahrhundert in fast jedem Haushalt ein Webstuhl stand? Dass der Altdorfer Dorfbach zwischen Bürglen und Flüelen im Spätmittelalter künstlich angelegt wurde? Die hügelige Siedlungslandschaft des Appenzellerlandes, die Haufendörfer im Knonauer Amt, die schachbrettartig angelegten Strassen von Carouge: Jede Region und jeder Ort in der Schweiz hat seine unverkennbaren Eigenheiten, ein Geflecht aus Landschaft, Geschichte, Bauund Bewirtschaftungsweisen. Wer eine Region mit offenen Augen durchwandert, kann tief in sie eintauchen, wer entsprechendes Hintergrundwissen hat, sieht und versteht die regionalen Merkmale. Reich gefüllt mit Informationen, sind die Wanderführer der Reihe «Heimatschutz unterwegs» mehr als einfach Wanderkarten, sondern bieten in handlichem Format eine neue Form von Erfahrung und Erlebnis. Im neuen, dritten Band der Reihe stehen Ortsbilder, Stadtlandschaften oder Streusiedlungen und die sie umgebenden Kulturlandschaften im Vordergrund. Die Publikationen sind nicht nur inhaltlich ein Vergnügen, sondern auch optisch und haptisch: Im Postkartengrossen Schuber findet sich zu jeder Wanderung ein einzelnes, auffaltbares Blatt mit entsprechendem Kartenausschnitt, Wanderkarte, Hintergrundinformationen und Fotos. •

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3 Linn (AG): Die Gemeinde verfügt über ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. Die gleichgerichteten Firste bilden eine eindrückliche Dachlandschaft im kurzen Strassendorf. 4 Bleniotal (TI): Bis zur Gründung der Schokoladenfabrik Cima Norma am Anfang des 20. Jahrhunderts war Dangio ein bescheidenes Bauerndorf. 5 Morcote (TI): Zur Kirche Maria del Sasso führt ein eindrucksvoller Kreuzweg. 6 Winterthur (ZH): Das Kesselhaus macht den markanten A ­ uftakt zum Sulzer-Areal. Wo einst die Heizwärme für den Industriekomplex produziert wurde, wird heute Entertainment und Gastronomie geboten. 7 La Chaux-de-Fonds (NE): Vom Tour Espacité lässt sich die streng rechteckige Stadtlage gut überblicken.

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~ Hintergrund ~ FAMILIENWANDERUNGEN

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8 Vispertal (VS): Einzelne Scheunen und Weiler zeugen von der Wanderwirtschaft der Bauernfamilien.

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9 Appenzell: Das Appenzellerhaus ist meist nach Südosten ausgerichtet und lässt durch die Fenster­bänder viel Licht in die (Stick-)Stube. Typisch ist auch der angebaute Wirtschaftstrakt. # 05 ~ 2020

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~ Hintergrund ~ FAMILIENWANDERUNGEN

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13 10 Glarus: Zur Blütezeit der Textildruckindustrie arbeiteten rund 400 Personen auf dem Areal der «Trümpy & Jenny». 11 Berner Jura (BE): Das Viadukt bei Corcelles aus dem 18. Jahrhundert ist eine von 84 Kunstbauten an der Bahnlinie Moutier–Solothurn. 12 Domleschg (GR): Die Gärten südlich des Altdorfs von Thusis wurden auf dem ehemaligen Überschwemmungsgebiet des Wildbachs Nolla angelegt. 13 Basel: Auf dem Brüglinger Landgut im Quartier St. Alban richtete der Agronom Christoph Merian einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb ein. 14 Bethlehem (BE): Die Selbstversorgungsgärten der Reihenhaussiedlung Bethlehemacker I von 1944 bis 1947 zeugen von der Lebensmittelknappheit während des Zweiten Weltkrieges.

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~ Hintergrund ~ FAMILIENWANDERUNGEN

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Fotos: Henri Leuzinger (Fotos 3, 6, 7, 10, 11, 13, 14) und Regula Steinmann (Fotos 1, 2, 4, 5, 8, 9, 12)

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«HEIMATSCHUTZ UNTERWEGS» Band 1 «Historische Pfade», Band 2 «Süsse Früchte, goldenes Korn», Band 3 «Durch Stadt und Dorf». Die Wanderführer umfassen jeweils 24 Routenblätter und eine Übersichtsbroschüre im handlichen Schuber. Sämtliche Wanderstrecken sind auf schweizmobil.ch digital hinterlegt. 28 Franken, im Buchhandel oder auf heimatschutz.ch

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~ Dossier ~ GENERATIONENVERTRAG

Jung gegen Alt Die Jungen machen trotz Corona Party. Sagen einige ältere Menschen. Die Senioren haben unser Klima zerstört. Erwidern die Jugendlichen. Die Schnelllebigkeit und Anpassungsfähigkeit der Jungen verunsichert die Alten, das Festhalten an gestrigen Privilegien nervt die Jungen. War es das mit dem Generationenvertrag? Ein Interview mit Expertinnen. Und Projekte, die Hoffnung machen. Von KARIN DEHMER ( Text) und MORENO MORGER (Illustration)

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um ersten Mal verwendet wurde der Begriff des Generationenvertrags bei der Einführung des Umlageverfahrens der gesetzlichen Rentenversicherungen und später bei den Krankenversicherungen. Es bedeutet, dass die heutigen Berufstätigen mit ihren Beiträgen die Rente der Älteren finanzieren – in der Erwartung, dass die kommende Generation dann später die Renten für sie aufbringt. Der Generationenvertrag bezeichnet einen fiktiven Solidaritätsvertrag zwischen zwei Generationen und ist dabei natürlich bildlich zu verstehen, da zwischen Generationen kein juristisch einklagbarer Vertrag

g­ eschlossen werden kann. Der Ausdruck umfasst mittlerweile in einem weiteren Sinne alle Wechselwirkungen zwischen den Altersgruppen einer Gesellschaft und beinhaltet sowohl die Leistungen des «kleinen Generationenvertrags» (innerhalb der Familie) sowie diejenigen des «grossen Generationenvertrags» (innerhalb der Gesellschaft). Diese Gesamtsicht ist von zentraler Bedeutung, weil sie auch nicht-finanzielle Verbindungen in der Gesellschaft berücksichtigt, aktuell in der Diskussion rund um das gegenseitige Verhalten in der Corona-Epidemie oder bei der Unterstützung von Umweltanliegen der jüngeren Generation.

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~ Dossier ~ GENERATIONENVERTRAG

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Von EVELINE RUTZ (Interview)

« Es geht darum, auszuhandeln, wie wir zusammenleben möchten » Wie bringt man Generationen miteinander ins ­Gespräch? «Über gemeinsame Interessen», sagen Jessica Schnelle (43) und Maja Graf (68) von der ­Generationenakademie. Diese hat in den letzten zehn Jahren rund 150 Projekte begleitet. Wir erleben gerade eine aussergewöhnliche Zeit. Wie nehmen Sie die Befindlichkeit zwischen den Generationen wahr?  Maja Graf: Ich habe eine geteilte Wahrnehmung. Privat erlebe ich viel Goodwill und Hilfsbereitschaft. Eine junge Teamkollegin hat sich als eine der Ersten bemüht, mir klar zu machen, dass ich zur Risikogruppe gehöre. Sie hat mir angeboten, für mich einzukaufen. Privat nehme ich eine grosse Solidarität wahr. In den Medien werden hingegen eher Konflikte thematisiert. Ich frage mich, wie schlimm diese wirklich sind. Insbesondere in den sozialen Medien wurde teilweise heftig ausgeteilt. Vor und während des Lockdowns warfen jüngere Menschen älteren vor, sich nicht genügend vorsichtig zu verhalten. Später sorgten vorwiegend junge Clubbesucher für einen Anstieg der Fallzahlen. Jessica Schnelle: Ich beobachte eine Wellenbewegung. Zum Zeitpunkt des Lockdowns war eine grosse Solidarität zwischen den Generationen spürbar. Überall wurden Zettel mit Hilfsan-

geboten ausgehängt. Medial gepusht geht jetzt die Sündenbocksuche los. Dabei zeigt sich, wie Sprache wirkt. Man spricht von Superspreadern, was suggeriert, dass Ansteckungen extra passieren. Man hört von einzelnen irritierenden Situationen. Von einer jungen Person etwa, die einer älteren im Bus erfolglos eine Maske angeboten hat. Es wird stark moralisiert. Gesundheit ist plötzlich öffentlich. Graf: Ja. Und der Staat ist für die Gesundheit zuständig. Das ist schon speziell. Auf einmal dürfen die Leute nicht mehr sterben, weil der Staat die Verantwortung trägt. Schnelle: Uns allen ist die Eigenverantwortung abgesprochen worden. Von einem Tag auf den anderen wurde über alle Kantone ein Lockdown verhängt. Später sind im öffentlichen Verkehr Masken verordnet worden. Über solche Einschränkungen der persönlichen Freiheit müssen wir diskutieren. Darin sind sich die Generationen einig. Darüber könnten sie sich wieder annähern. Graf: Konflikte zwischen Jung und Alt hat es schon vor Corona gegeben. Sie sind Teil vom Leben. Ich habe mich

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auch schon darüber genervt, dass Jugendliche auf einem Stück Brachland feierten und Lärm verursachten. Da ging es einfach nicht um Gesundheit. Der Lockdown hat allerdings vielen finanziell zugesetzt: Sie mussten ihre Geschäfte schliessen, konnten nicht mehr arbeiten. Einige forderten daher von den Risikogruppen: «Wir machen das für euch, also haltet euch an die Empfehlungen.» Graf: Das ist eine andere Drastik, das ist klar. Viele haben existenzielle Sorgen. Ich sehe in meinem Umfeld, dass ältere Menschen, die Geld haben, junge finanziell unterstützen. Das finde ich angebracht. Jene, die es sich leisten können, sollen nun einen Beitrag zahlen. Schnelle: Wenn man sich selbst einschränkt und solidarisch zeigt, ist es natürlich irritierend, wenn eine andere Person das nicht tut. Aber ich finde, wir sind zu schnell im Urteil, was andere sollten und was nicht. Auch während des Lockdowns gab es die persönliche Freiheit, sich ausserhalb der eigenen vier Wände zu bewegen. Damit sind wir beim Kern vieler ~


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~ Dossier ~ GENERATIONENVERTRAG

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«Konflikte zwischen Jung und Alt hat es schon vor Corona gegeben. Sie sind Teil vom Leben.» MAJA GRAF

­ enerationenkonflikte: Es geht darum, G auszuhandeln, wie man zusammenleben möchte. Das bedeutet auch, anzuerkennen und auszuhalten, dass andere anders handeln. In der Corona-Krise haben sich die Altersbilder drastisch geändert. Das gibt mir zu denken. Alter wird nicht mehr divers gesehen. Alle Über-65-Jährigen zählen zur Risikogruppe. Dabei sind ältere Menschen nicht nur schützenswert, sie haben viel Potenzial. In der Homeschooling-Phase haben Gross­eltern mit ihren Enkeln online Aufgaben gelöst. Sie haben sich eingebracht und die Eltern entlastet. Sie machen sich für einen Dialog stark. Sollte man Personen, die sich nicht einschränken, darauf ansprechen? Man kann ja nicht wissen, warum sie sich so verhalten. Schnelle: Genau. Graf: Manchmal wusste man es eben doch: Wenn man während des Lockdowns im Bus einer Wandergruppe begegnete, war klar, was diese vorhatte. Da verstehe ich, dass man sich ärgerte. Schnelle: Dennoch. Das ist genau der Punkt: Letztlich geht es immer darum, wie wir etwas handhaben wollen. Es gibt äusserst unterschiedliche Ansprüche. Ich finde es zentral, dass man seine eigene Haltung vertritt. Wenn einem jemand zu nahetritt, soll man das sagen. Leute, welche Nähe suchen, erleben dies als Zurückweisung. Dennoch sollte man den Mut haben, für sich selbst einzustehen. Darum geht es bei allen Generationenprojekten: individuelle Bedürfnisse aufspüren und aufeinander abstimmen.

Graf: Das muss man immer wieder thematisieren. Man muss fragen, was die anderen wollen, und nicht nur spekulieren. Die Menschen stehen an unterschiedlichen Orten in ihrem Leben. Was braucht es, damit sich die ­Generationen nicht voneinander entfernen? Graf: Viel guten Willen und Begegnungen. Es braucht Nähe, was im Moment schwierig ist. Mit meinen hochbetagten Eltern kann ich mich nicht digital austauschen. Das funktioniert nicht. Da braucht es den direkten Kontakt, um etwas voneinander zu erfahren. Schnelle: Mit digitalen Mitteln eine psychische Nähe herzustellen, ist schwierig. Eine intellektuelle Nähe ist möglich. Alles Digitale ist extrem sprachbasiert, was gewisse Bevölkerungsgruppen ausschliesst. Graf: Der Einzelne sollte sich einbringen können. Das ist entscheidend. Eine intellektuelle Nähe ist möglich, das stimmt. Aber für kleine Kinder und hochbetagte Menschen eignen sich digitale Kommunikationsformen nicht. Wie man mit den digitalen Medien umgeht, ist eine Generationenfrage. Wer mit Bildern aufgewachsen ist, hat tendenziell weniger Mühe, an einer Online-Konferenz die Kamera einzuschalten als Personen in meinem Alter. Schnelle: Mit dem Digitalen hat sich eine neue Dimension aufgetan. Es gibt wahrscheinlich Tendenzen, dass sich manche Generationen damit leichter tun als andere. Aber innerhalb der Generationen gibt es ebenfalls Unterschiede. Wichtig scheint mir, dass man auch # 10 ~ 2020

über digitale Formate in einen echten Dialog kommt. Was von vornherein zum Scheitern verurteilt ist: Leute an einen Tisch zu setzen und aufzufordern, über Generationen zu sprechen. Das bringt jegliches Interesse zum Erlöschen. Das Motiv für den Dialog sollte ein anderes sein. Ich denke an den Frauenstreik-Tag, an dem Frauen von der GrossmütterRevolution unterwegs waren. Sie sind immer wieder von jungen Frauen angesprochen worden. Man bringt Generationen also über Themen miteinander ins Gespräch. Graf: Genau. Über Lebensthemen. Wenn man sich zum Beispiel darüber unterhält, wie sich jemand das erste Mal verliebt hat oder wie jemand geheiratet hat, wird es für beide Seiten schnell interessant. Schnelle: Oder was das beste Apfel­ kuchenrezept ist. Aber auch gesellschaftliche Themen haben Potenzial: zur Klima-Jugend gesellten sich an manchen Orten die Klima-Seniorinnen. Wann ist eine Begegnung in Ihren Augen bereichernd? Graf: Wenn beide Seiten etwas davon mitnehmen. Wir alle mögen Geschichten und lernen von diesen. Schnelle: Wenn auf beiden Seiten etwas passiert, wenn Resonanz entsteht. Wichtig ist, mit eigener Stimme zu sprechen. Man kann Menschen physisch zusammenbringen. Aber ob daraus Resonanz entsteht, weiss man nicht. ~


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GENERATIONENAKADEMIE Die Generationenakademie, das Netzwerk für Generationenprojekte, entstand 2010 auf Initiative des Migros-Kulturprozentes mit dem Ziel, die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Generationen zu fördern. Während 10 Jahren konzipierte und unterstützte die Generationenakademie zusammen mit Kooperationspartnern Anlässe und Projekte zu generationenspezifischen Themen. Dank vieler privater und staatlicher Initiativen ist die Wichtigkeit des Zusammenhalts unter Generationen mittlerweile in den Köpfen verankert und wird in vielfältiger Weise von Gemeinden, Firmen und Institutionen weitergeführt. Darum war ursprünglich geplant, die Aktivitäten der Generationenakademie auf Ende 2020 zu beenden – aber dann kam Corona: In einer Zeit, in der Generationenbegegnungen erschwert sind, hat sich die Generationen­akademie entschlossen, ­Akteure ihres Netzwerks in ihren Aktivitäten beratend und unterstützend noch bis Ende 2021 zu begleiten. Die Website migros-kulturprozent.ch/soziales gibt darüber hinaus Auskunft über aktuelle, grössere Projekte, die sich der Generationenbegegnung widmen. ~ KD migros-kulturprozent.ch/soziales.

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«Was von vornherein zum Scheitern verurteilt ist: Leute an einen Tisch zu setzen und aufzufordern, über Generationen zu sprechen.» JESSICA SCHNELLE

Mit der Generationenakademie haben Sie in den letzten zehn Jahren unzählige Projekte begleitet. Welches war Ihr persönliches Highlight? Schnelle: Ich war von den Menschen fasziniert, die hinter den Projekten stehen. Sie sind hoch engagiert. Sie übernehmen Verantwortung für ein Thema, das noch gar nicht so in den Köpfen ist, und wollen etwas verändern. Diese Leidenschaft, dieser Drive hat mich beeindruckt. Graf: Diese Frage ist etwas verfänglich, denn Highlight hat mit Leistung zu tun. Wir haben aber stets das Prinzip verfolgt, ergebnisoffen zu sein. Die Teilnehmenden unserer Workshops mussten nicht beweisen, dass sie gut sind. Das ist bei Generationenprojekten, die sich meist über eine lange Zeit hinziehen, zentral. Was mich beeindruckt, ist «UND – das Generationentandem». Der Gründer hat eine Maturarbeit darüber geschrieben, wie man Generationen zusammenbringen kann. Daraus ist eine vielseitige Initiative entstanden. Schnelle: Er hat ganz konsequent darauf gesetzt, immer in Tandems zu arbeiten: ob als Redaktionsteam oder im Organisationsaufbau seines Vereins. UND hat sich in die Regelstruktur eingebracht und mit seinem Generationenforum den Seniorenrat in Thun abgelöst. Dieses diskutiert einmal pro Quartal Fragen, welche die Stadt beschäftigen. Wie gelingt es, aus einer Idee etwas Konkretes entstehen zu lassen? Schnelle: Es braucht einen Partizipationsgedanken. Man sollte nicht für andere, sondern mit anderen etwas machen. Man darf nicht zu hohe Ansprüche haben. Manchmal reicht es schon, wenn Menschen unterschiedli-

cher Generationen im gleichen Raum sind, wenn sie sich wahrnehmen und begegnen – sie müssen nicht gleich zusammenziehen. Was wir schon erwähnt haben: Ein gemeinsames Interesse und nicht das Generationenthema selbst sollte das Motiv der Begegnung sein. Ein Projekt muss auf mehrere Schultern verteilt sein. Und wenn irgendwie möglich, sollte es mit der Gemeinde vernetzt sein. Die öffentliche Hand kann für Kontinuität garantieren. Graf: Es braucht viel Durchhaltevermögen. Es vergehen zwei, drei Jahre, bis von einer Idee irgendetwas sichtbar wird. Wie gross ist die Gefahr, dass ein Projekt endet, wenn die treibende Person ausfällt? Graf: Riesig. Wenn ein Projekt nicht partizipativ ist und die Gründungsperson ausfällt, versandet es. Was uns wichtig war: Die Vertreter der verschiedenen Generationen sollen sich auf Augenhöhe begegnen. Wenn das nicht gelebt wird, funktioniert es nicht. Schnelle: Wenn wir über das Scheitern sprechen: Ich erinnere mich an eine Frau, die einen Fahrdienst für Kinder organisieren wollte. Sie selbst konnte ihre Kinder nicht zum Hockey-Training bringen und fand, ältere Menschen könnten das übernehmen. Das ist eine schwierige Ausgangslage, denn eine Idee muss den Bedürfnissen aller entsprechen. Graf: Es gab Leute, die mit selbstbezogenen Ideen zu uns in den Entwicklungsraum für Projekte kamen und jemanden für gewisse Arbeiten suchten. Es waren aber wenige.

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Ist es Ihnen gelungen, auch Menschen anzusprechen, die nicht von vornherein an einem Generationendialog interessiert waren? Graf: Wenn man das richtige Thema hat, gelingt das. Es gibt Untersuchungen zur Altersdurchmischung von Vereinen. Kulturvereine sind immer altersgemischt. Das ist gar keine Frage. Auch Jugendliche kann man mit dem richtigen Thema ansprechen. Sie sind sofort dabei, wenn es etwa darum geht, dass ihnen jemand hilft, ihren Traum zu verwirklichen. Kurz zusammengefasst: Was konnten Sie mit der Generationenakademie bewirken? Schnelle: Wir haben eine entscheidende Rolle dabei eingenommen, das Thema Generationenbegegnung in der Schweiz ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Wir haben Raum gegeben für Fragen über den gesellschaftlichen Zusammenhalt über Generationen hinweg. Dabei haben wir eine partizipative Haltung vertreten. Wer mit einer Idee an uns herangetreten ist, hat Unterstützung erhalten. Wir waren nicht belehrend, sondern am Dialog interessiert. Graf: Die Generationenakademie hat viel Vernetzung geschaffen. Wir haben Leute zusammengebracht, die sich im gleichen Bereich engagieren. Wir haben Strukturen geschaffen, um ihnen einen echten Austausch zu ermöglichen. Schnelle: Wir waren lernend unterwegs und haben die Erfahrungen aus einzelnen Projekten für andere nutzbar gemacht. Wir hatten die Funktion einer Plattform.


~ Dossier ~ GENERATIONENVERTRAG Braucht es die Generationenakademie jetzt nicht mehr? Schnelle: Die Generationenakademie braucht es in dieser Form nicht mehr. Denn es ist heute vielen bewusst, wie wichtig es ist, einen Diskurs generationenverbindend zu fördern. Als wir 2010 starteten, war das nicht der Fall. Ein Mitarbeiter ging damals auf einzelne Gemeinden zu. Doch diese zeigten kein Interesse. Graf: Es hiess damals immer wieder: Wir haben eine Stelle für Altersfragen, eine für Jugendfragen – und eine für Familien. Man segmentierte die Altersgruppen. Schnelle: Das Migros-Kulturprozent wird

ERFOLGSGESCHICHTEN – EINE AUSWAHL «UND – DAS GENERATIONENTANDEM» sorgt dafür, dass Jung und Alt mehr miteinander zu tun haben – mit verschiedenen Angeboten wie einer umfangreichen Online-Plattform, einem Magazin, Live-Talks und Foren. generationentandem.ch ZUSAMMEN LEBEN Die generationenübergreifende Wohnsiedlung in Schenkon ist ein gelungenes Beispiel fürs Projekt Mehrgenerationenwohnen. Mittlerweile gibt es in verschiedenen Orten bereits ähnliche Angebote. zusammen-leben.ch MYOSOTIS Das innovative digitale Unterhaltungssystem will die Kommunikation zwischen Betagten und ihren Angehörigen mit Games fördern. Ziel ist es, Angehörige und insbesondere auch Kinder zu motivieren, ihre betagten Mitmenschen öfter zu besuchen und mit ihnen Zeit zu verbringen.

das Thema Generationen weiterbearbeiten. Der Entscheid, die Generationen­ akademie zu beenden, ist lange vor Corona gefallen. Und wir anerkennen, dass es ein ungünstiger Zeitpunkt ist, um aufzuhören. Wir überlegen uns nun, uns an bestehenden Initiativen zu beteiligen. Die Generationenakademie als solche endet, aber wir werden in diesem Feld weiterhin Verantwortung übernehmen. •

myosotis.i4ds.net

HOPP-LA Die Stiftung will neue Visionen im Bereich der Bewegungsförderung bei älteren Menschen und Kindern schaffen. Die Macher bieten verschiedene Aktivitäten an, zum Beispiel «Generationen in Bewegung – auch ohne Direktkontakt»; hier bilden immer ein Kind und ein Senior zusammen ein Tandem und meistern digital oder auch draussen zusammen Bewegungsabenteuer. hopp-la.ch

JESSICA SCHNELLE (43) ist Projektleiterin Soziales bei der Direktion Kultur und Soziales (Migros-Genossenschafts-Bund). Die promovierte Psychologin ist seit acht Jahren für die Generationenakademie verantwortlich. Daneben ist sie für weitere Projekte zuständig, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Dazu zählen «Lapurla – Kinder folgen ihrer Neugier», das Kindern von 0 bis 4 Jahren kreative Freiräume ermöglicht, «GiM – Generationen im Museum», das «Netzwerk Erzählcafé Schweiz» und die «GrossmütterRevolution».

LESEMENTOREN Das Projekt beschreitet neue Wege in der Lese- und Sprachförderung, indem es dafür qualifizierte, meist ältere Mentorinnen und Mentoren und Kinder zusammenbringt, damit diese einen besseren Zugang zur Welt der Sprache erhalten. Seit 2012 ist es schon in sechs Kantonen und an 12 Standorten eingeführt worden. akzentanova.ch

BERNER GENERATIONENHAUS Das Berner Generationenhaus ist ein öffentlicher Ort der Begegnung und des gesellschaftlichen Dialogs. Es beherbergt Ausstellungen, Diskussionsrunden und verschiedene Veranstaltungen zu generationenübergreifenden Themen. Als Tagungsort bietet es zudem Räume für Anlässe, Konferenzen und Bankette. begh.ch ~CAP

MAJA GRAF (68) ist Germanistin und Erwachsenenbildnerin. Die selbstständige Beraterin hat viele Jahre Kommunikations- und Führungstrainings gegeben und sich auf den Bildungsbereich spezialisiert. Sie hat die Generationenakademie mitentwickelt sowie zahlreiche Veranstaltungen geleitet und moderiert. Maja Graf engagiert sich seit Beginn im Führungsteam und bringt dort heute die Perspektive der Ü-65-jährigen ein. # 10 ~ 2020

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~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

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Herzensangelegenheit Unser Hausarzt und sein Freund werden älter. Das ist in Ordnung. Nur manchmal, da tun die Nebenerscheinungen des Alters etwas mehr weh.

M EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

ein bester Freund ist mit über siebzig Jahren immer noch ein Kerl. Er sagt, er sei dann gesund, wenn er nicht an seine Gesundheit denke. Von der Idee, dass Gesundheit die Abwesenheit von Krankheiten und Einschränkungen bedeute, hat er längst Abschied genommen. Seine Hörgeräte, ohne die er nicht mehr unter die Leute geht, der graue Star, die Blase, die manchmal macht, was sie will, seine verlegte Nase und jetzt noch das Herz, das stottert. Das alles wären Gründe genug, um missmutig zu sein, und, zugegeben, manchmal holt ihn die Bitterkeit des Alters ein, besonders dann, wenn Freunde sterben. Aber die andere Seite überwiegt bei weitem. Er hat eine Frau, die er immer noch liebt und die ihm zum Glück auch ab und zu die Leviten liest. Die Kinder mit ihren Partnern und bald einem Dutzend Grosskinder bringen

# 10 ~ 2020


Leben in die Bude und seine treuen alten Freunde, die Tätigkeiten im Dorf, die Band mit den wilden alten Herren sind wahre Vitalisierungskuren. Seine Schreibereien und die Lieder, seine Werkstatt, die Velofahrten, Wanderungen und Bücher ... all dies lässt ihn vergessen, dass er im medizinischen Sinn nicht mehr gesund ist. Mein Freund und ich führen immer wieder Gespräche über unsere Gefühle und Wünsche. Wir wissen, dass wir den Tag, die Stunde, die Minute leben wollen, dass die kleinen Details (die «Alltagsdiamanten») immer wichtiger werden. Wenn das Gespräch auf die Medizin kommt, wundern wir uns über neue Techniken und Therapien und fragen uns, wo das noch enden wird. Ist es richtig, dass man immer und bei jedem Patienten alles unternimmt? Chemotherapien und Eingriffe am Herz bei Neunzigjährigen? Dann werden wir über Siebziger doch wieder unsicher, weil es jetzt meinen besten Freund erwischt hat und er eine Untersuchung mit dem Herzkatheter durchführen

# 10 ~ 2020

Wissen, was Kindern wirklich hilft

Verbrennung Symptome • 1. Grades: Rote, entzündete Haut. • 2. Grades: Sehr schmerzhafte, gerötete Haut, Brandblasen. • 3. Grades: Die verbrannte Stelle ist lederartig, trocken und weiss bis schwarz verkohlt. Keine Schmerzen, weil die Sensibilität zerstört wurde. Ursachen Zum Beispiel Bügeleisen, Kochplatten, heisses Fett und Wasser, Ofen, Grill und Sonne.

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lassen muss. Was heisst «muss», niemand «muss». Es ist nicht so, dass er unerträgliche Schmerzen oder Atemnot hätte. Aber ganz in Form ist seine Pumpe nicht mehr. Vor dreissig Jahren hätte man sein Herz mit Medikamenten behandelt. Das war mühsam und nicht so erfolgreich. Dann kamen die Katheter, mit denen man die engen Herzkranzgefässe «ballöneln» konnte. Heute ist diese Methode Routine und enorm erfolgreich. Von den Kosten reden wir lieber nicht, weil mein sozialer Freund sonst ein schlechtes Gewissen bekommt. Schnell sind abertausend Franken auf der Rechnung. Aber alle sagen wir ihm natürlich, das musst du machen lassen, da kommst du nicht drum herum. Deine Frau, deine Grossfamilie, deine Freunde, deine Band, dein Dorf, die wollen noch etwas von dir. Unter Hausärzten haben wir oft den (höflich gesagt) «sehr proaktiven» Umgang der Kardiologen mit dem Herzkatheter diskutiert. Gemäss ausländischer Literatur wird diese Untersuchung zu häufig durchgeführt. Aber, wie verändert sich doch die Perspektive, wenn es plötzlich einen nahen Menschen trifft. In seinem Fall null Risikofaktoren, kein Zucker, kein hohes Cholesterin, kein Nikotin, keine familiäre Belastung. Er ist also nicht einmal selber Schuld, dass es so weit gekommen ist. Ich denke an meine langen Jahre in der Praxis zurück, wo ich bei Herr X schnell einmal in mich hineinbrummte, ja natürlich, der hat ja so viel geraucht, gesoffen und gefressen dazu. Das war dann so leicht, weil das nicht das Schicksal und die Natur waren, da hatte der Mensch alles falsch gemacht. Und dann kommt als nächster Patient ein vorbildlich Gesunder, wird krank und stirbt weg und der grosse Sünder lebt weiter und wird uralt. Dann gerät das kleinliche Buchhaltersystem des Arztes durcheinander, weil wieder einmal die Regeln der Vorsorgemedizin über den Haufen geworfen werden. So einfach ist es eben nicht. Das zumindest haben mein Freund und ich schon lange begriffen. Es gibt kein Recht auf Gesundheit, aber wir werden sie auch nicht einfach so wegwerfen, denn wir haben jeder nur eine und wir lieben das Leben noch viel zu sehr. •

Wehweh und Bobo

So helfen Sie Ihrem Kind • Verbrannte Hautstelle mit lauwarmem Wasser ca. 5 bis 10 Minuten kühlen. Vorsicht vor Unterkühlung! • Beim Kühlen Kleider entfernen, weil diese sonst auf der Haut klebenbleiben. Stoffe, die schon festkleben sein lassen und dem Arzt zeigen. • Offene Verbrennungen mit einem Verbandstuch oder einer Wundauflage abdecken. • Bei grossen Verbrennungen betroffene Person zudecken, bis der Arzt oder Krankenwagen ankommt, damit sie nicht friert. • Schocksymptome: Blässe, Zittern, kalter Schweiss, Unruhe, Verwirrtheit. Beine des Betroffenen hochlagern und sofort den Arzt rufen. Mittel aus der Drogerie Innerlich helfen die Bachblüten-Notfalltropfen, das Schüssler-Salz Nr. 3 und bei Blasen zudem die Nr. 8. Äusserlich können bei leichten Verbrennungen entsprechende Salben/Gele und Wundauflagen angewendet werden. Wichtig Blasen schützen die geschädigte Haut und verhindern Infektionen. Diese deshalb nicht öffnen! Wann zum Arzt? Bei allen grossflächigen Verbrennungen (bei Kindern gilt grösser als die Kinderhand) sowie bei Verbrennungen im Gesicht, im Genitalbereich sowie an den Händen und Füssen.

Guter Rat aus Ihrer Drogerie


~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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Im Wochenbett mit

Tee und Kuchen Die Patientin von Hebamme Carole Lüscher erholt sich nach einer Entzündung ihrer Kaiserschnittnarbe gemeinsam mit den beiden Kindern bei deren Grossseltern.

«

CAROLE LÜSCHER (47) ist Hebamme Msc, Geschäftsführerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie Dozentin und engagiert sich berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch

Von hier aus erreichen Sie Ihr Ziel zu Fuss»,

sagt die Stimme meines Navi und zeigt mir ein Haus hügelaufwärts an, unweit von meinem Standort. Es regnet, windet und ist unfreundlich. Ich parke das Auto abseits der Strasse, ziehe den Kragen hoch, nehme die Wochenbetttasche und steige aus. Meine Haare fliegen in alle Richtungen und der Wind riecht nach Herbst. Mit schnellen Schritten folge ich dem sumpfigen Pfad Richtung Bauernhaus. Nach dem Klingeln öffnet mir die Mutter von Wöchnerin Lara, das ist offensichtlich. «Hallo, Willkommen! Kommen Sie herein!» Im Haus erfahre ich, dass alle Navis die direkte Strasse zum Haus noch nicht kennen. Es gibt Schlimmeres. Die zierliche Frau hat warme, freundliche Augen. Man fühlt sich in ihrer Anwesenheit augenblicklich wohl. Ich kann verstehen, dass Lara nach dem Kaiserschnitt und den ersten schwierigen Tagen im Spital hierher kommen wollte. Ihr Mann hat seinen Vaterschaftsurlaub von einer Woche für die Betreuung des dreijährigen Matteo aufgebraucht, als Lara im Spital war. Nun musste er wieder arbeiten und sie wäre mit einem Neugeborenen, einem Dreijährigen und einer Wundinfektion alleine zu Hause geblieben. Als sie ihre Eltern um Hilfe bat, quartierten sie die drei kurzerhand bei sich ein. «Das ist für alle einfacher», hat der Nonno gemeint. So mache ich meine Wochenbettbesuche nun also hier. Obwohl der Weg weiter ist, habe ich doch Gewissheit, dass die Wöchnerin sich stillhalten und die Wunde so gut heilen kann. Lara liegt mit dem frischen Bübchen im Arm auf dem Sofa. Neben ihr auf dem Tisch stehen und liegen Stillutensilien, eine Tasse Tee, Apfelschnitze, Nüsse, Kekse, Spielzeugauto und -bagger – eben das richtige Wochenbett-Sammelsurium einer zweifachen Mutter. Lara

sieht geschafft aus. Sie ist blass und hat tiefe Ringe unter den Augen. Ich setze mich zu ihr auf den Rand des Sofas. «Wie geht es dir?», frage ich. «Jetzt gut», sagt sie, und in ihrer Stimme ist Erleichterung zu hören. Sie erzählt von den anstrengenden Tagen im Spital, wo die Wunde nicht heilen wollte und anschliessend nochmals operiert werden musste. Es hatte sich ein grosser Bluterguss gebildet, Lara konnte erst aufstehen, nachdem dieser entfernt wurde. Tränen fliessen. Ihre Mutter steht sichtlich mitfühlend neben dem Sofa. «Jetzt pflegen wir dich wieder gesund!», meint sie. Während ein Kaffee für mich gebraut wird, kümmere ich mich um die Wunde und das Neugeborene. Das Stillen klappte zum Glück von Anfang an gut und der Kleine ist bereits wieder über dem Geburtsgewicht. Der Kaffee und der duftende Kuchen sind gerade aufgetischt, da tauchen Nonno und Matteo vor dem Fenster auf, beide in Regenmontur und mit Pamiren auf dem Kopf. Lara lacht. «Die beiden sind schon den ganzen Morgen draussen und beobachten, wie die Bäume gefällt und abtransportiert werden.» Mit roten Backen stapft Matteo in die Stube und schreit: «Jetzt sind sie fast fertig!». Er hat noch immer den Pamir auf dem Kopf. Der kleine Bruder zuckt zusammen, lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen. «Ja, daran musst du dich gewöhnen, kleiner Mann», flüstert Lara ihm zu. Jetzt merkt Matteo, dass noch jemand anderes da ist. Er stemmt seine Fäuste in die Seite und schreit: «Bist du die Amme?» • # 10 ~ 2020


~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

« Wir würden gern etwas anderes schenken »

I

ch teile Ihre Bedenken bezüglich des zerstörerischen Einsatzes von Drohnen sowie den Ärger wegen der lästigen Fluggeräusche über dem eigenen Haus. Auch bei mir hat diese Sichtweise meine Einstellung gegenüber Spielzeugdrohnen lange Zeit überlagert. Bis ich angefangen habe, mich etwas genauer damit zu befassen. Dabei sind auch Kindheitserinnerungen aufgetaucht an Sonntagsausflüge mit unserem Nachbarn, der jeweils mit Hingabe seine Modellflugzeuge steigen liess und mir manchmal, als Ausdruck seines grossen Vertrauens, das Steuerungsgerät überliess. Drohnen sind heute sozusagen die Modellflugzeuge von damals und für Kinder in erster Linie ein interessantes Spielzeug, das ihre Aufmerksamkeit fesselt, ihr technisches Verständnis fördert und mit dem sie mitunter auch bei Freunden punkten können. Ausserdem soll es das räumliche Vorstellungsvermögen trainieren sowie die Koordination zwischen visuellen Wahrnehmungen und deren Umsetzung in praktisches Handeln mittels der Fernbedienung. Der Gebrauch einer Drohne birgt jedoch auch gewisse Verletzungsgefahren. Zu beachten sind etwa ein geringes Eigengewicht der Drohne, der Propellerschutz, ein Höhenhaltemodus und eine

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EIN GROSSVATER (63) FRAGT: Einer unserer Enkel wird demnächst acht Jahre alt. Handys oder Playstations interessieren ihn nicht besonders, weshalb uns sein Geburtstagswunsch völlig überraschte. Er möchte nämlich unbedingt eine ferngesteuerte Drohne. Da meine Frau und ich uns sehr daran stören, wenn eine Drohne über unser Haus fliegt und wir wissen, wie viel Unheil Drohnen auch anrichten können, würden wir lieber etwas anderes schenken, fühlen uns dabei aber unangenehm hinterwäldnerisch.

Funktion, die eine problemlose, automatische Landung der Drohne ermöglicht. Gut zu wissen ist es auch, dass die Flugdauer einer Spielzeugdrohne in der Regel über sieben Minuten nicht hinauskommt, bevor der Akku wieder neu geladen werden müsste. Sachliche Überlegungen vermögen jedoch nicht zwangsläufig ethische Vorbehalte zu zerstreuen, obwohl mitbedacht werden muss, dass Drohen durchaus auch zugunsten der Menschen eingesetzt werden. So beispielsweise bei der Suche nach Verunglückten, für Inspektionsflüge nach Umweltkatastrophen oder um Schäden an Gebäuden und Installationen zu entdecken. Ihr Enkel wird aber sicherlich verstehen, wenn Sie ihm die Gründe, die nach Ihrer Überzeugung gegen die Anschaffung einer Kinderdrohne sprechen, erklären und mit ihm über Alternativen reden. • DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

# 10 ~ 2020


58 Von KARIN DEHMER ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

DOMLESCHG 2

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THUSIS

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1

# 10 ~ 2020


~ Service ~ UNTERWEGS

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Für Ritter und Burgfräulein: Das Domleschg war im Mittelalter Schauplatz von machtpolitischen Ränkeleien. Heute erobert man das fruchtbare Tal am besten von Burg zu Burg.

1

VIAMALA SCHLUCHT «Schlechter Weg» nannten die alten Säumer den Pfad entlang der wilden, tiefen Viamala-Schlucht, durch die der Hinterrhein tost. Die Schlucht liegt zwischen

4

~ Herausgepickt ~

BURG HOHEN RÄTIEN Schloss Rietberg und kurz vor dem Canovasee die

Thusis und Andeer und ist ab Thusis mit dem Postauto erreichbar. Ein Rundgang dauert eine Stunde. Kinder erhalten eine Schatzkarte, mit deren Hilfe sie einiges über die Geschichte der Viamala erfahren. Bis 1. November täglich 9 –18 Uhr. Erwachsene 6 Franken, Kinder ab 6 Jahren 4 Franken.

Burg­ruine Canova, der einzige Rundturm weit und breit. Wanderzeit ab Thusis ca. 2 Stunden und 15 Minuten.

viamala.ch

Asphaltpiste besteht aus

3

PUMPTRACK

Der Pumppark in Sils im Domleschg ist weltweit die erste Anlage ihrer Art. Die rund 1000 m² grosse Hügeln, Wellen und Steilwandkurven und ist mit

2

DEN BURGEN ENTLANG ZUM CANOVASEE Im Sommer ist der kleine See zwischen den Gemeinden Paspels und Almens eine wunderschöne Naturbadi. Im Herbst eignet er sich als Etappenziel für eine gemütliche Wanderung entlang des Hinter­ rheins, vorbei an Burgen und Schlössern. Etwa das Schloss Schauenstein in Fürstenau, wo Sternekoch

Bike, Skate- und Kickboard befahrbar. Die Spur ist nicht wie beim klassischen Pumptrack fix vorgegeben, sondern kann über die ganze Fläche frei gewählt werden, je nach eigenen Möglichkeiten – vom kleinen Kind bis zum Experten. Schulhaus Sils i. D., täglich 7–22 Uhr. Die Benutzung ist kostenlos. pumptrack.com

Andrea Caminada zu Hause ist. In Pratval gibt es die Burgruine Hasensprung zu begutachten, in Rodels

# 10 ~ 2020

Die Burg Hohen Rätien ist die grösste Burganlage im Kanton Graubünden und thront über der Viamala-Schlucht. Sie befindet sich auf einem prägnanten Felskopf, der auf drei Seiten durch über 250 Meter hohe, senkrechte Felswände geschützt wird. Auf Hohen Rätien, mitten im Verkehrsstrom über die Alpenpässe gelegen, kamen bereits in der Frühzeit Pilger, Händler und Säumer vorbei, denn hier fanden sie einen gesicherten Warenumschlagplatz und eine Herberge. An einem vermutlich heidnischen Kultplatz errichteten in der Spätantike die ersten Christen eine Taufkirche. Das Taufbecken aus dem 5. Jahrhundert ist erhalten geblieben und kann besichtigt werden. Der letzte Burgherr auf Hohen Rätien war der Sage nach Cuno, ein ehemaliger Kreuzritter, der hier mit einer Handvoll Bediensteter zurückgezogen lebte und unter schaurigen Umständen ums Leben kam. Beim heftigen Erdbeben von 1295 wurde Hohen Rätien wahrscheinlich so schwer getroffen, dass mehrere Gebäude aufgegeben werden mussten. Heute ist das Gelände ein wunderbarer Rastplatz mit Wiesen, Picknicktischen und Feuerstellen. Man kann im Schatten von mächtigen Bäumen ruhen oder Verstecken spielen. Dank seiner Weitläufigkeit ist der Felsvorsprung auch mit Kindern gut begehbar, an den Rändern der Anlage ist aber trotzdem Vorsicht geboten. Die Aussicht über das Dom­leschg und in die Viamala ist unvergleichlich. Von Thusis dauert der Aufstieg rund eine Stunde.


~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Wandern ~

Kemptnertobel

D

as idyllische Chämptnertobel (Kemptnertobel) im Zürcher Oberland ist wie ein grosser Abenteuerspielplatz mit zahlreichen Feuerstellen, einem Bach für Wasserspiele, Holzfiguren am Wegrand und Bäumen zum Verstecken. Die leichte Rundwanderung dauert rund 2.5 Stunden und kann mit entsprechenden Pausen über den ganzen Tag verteilt werden. Vom Bahnhof Kempten wandert man vorbei am Gasthaus Ochsen Richtung Bach und diesem entlang bis zum Wasserfall und Tobelweiher. Nach einem kleinen Aufstieg erreicht man das Bergrestaurant Rosinli und damit die Aussicht über Zürich-, Pfäffiker- und Greifensee. Auf Kinder, die der Weitsicht nur wenig abgewinnen können, wartet eine Riesenrutschbahn. Vom Rosinli mäandert der Weg über Adetswil und durch den Wald zurück nach Kempten. ~KD

DURCHS CHÄMTNERTOBEL Anreise: Mit der Bahn nach Wetzikon, mit dem Bus zum Ortsteil Kempten. Dauer Rundwanderung: 2 Stunden Einkehren: Berggasthaus Rosinli, Bäretswil.

rosinli.ch

825 m

736 m

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~ Übernachten ~

Revier Adelboden

~ Ausflugstipps ~

HERBSTLICHE ERLEBNISSE IN DER KINDERREGION

Mitten im Dorfkern von Adelboden hat im Juni das Revier Hotel seine Türen geöffnet. Die Revier Hotels sind eine junge Hotelmarke mit klassischer Beherbergungsform, die sich aufs Wesentliche konzentriert. Zimmertelefon, Room-Service, Minibar oder Rezeption sucht man vergebens. Wer eine tägliche Zimmerreinigung wünscht,

Foto: myswiterzland.com

Wenn die Temperaturen kühler werden und die Sonne golden durch die Blätter scheint, ruft die Kinderregion zu lustigen Aktivitäten im Freien auf. Aber auch wenn es regnet und windet, gibt es vieles zu erleben.

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zahlt extra. Das Angebot richtet sich an Junge und Junnggebliebene. Kein Wunder, sind also auch Kinder herzlich willkommen. Kinderbetten gibt es allerdings nicht im Angebot, dafür übernachten Kinder bis fünf Jahre im Bett der Grosseltern gratis. Das hoteleigene Restaurant serviert unter anderem feine Burger. Familienzimmer für vier Personen inkl. Frühstück: 246 Franken. ~KD

Die Blätter färben sich gelb, es riecht nach Marroni, der Herbst ist da und mit ihm viele spannende Abenteuer.

Wie wär’s zum Beispiel mit einer leichten Wanderung auf den Erlebnispfaden der Region? Hier entdecken Kinder und Erwachsene spielerisch die Natur und lösen Rätsel. Auch eine Velotour bietet sich an, denn auf den zahlreichen Velowegen fahren auch die Kleinsten sicher durch Stadt und Land. In den Burgen und Schlössern tauchen Familien in die Welt von damals ein und erfahren Spannendes über die Geschichte der Schweiz. Sollte das Wetter nicht mitspielen, geht’s ab in eine der vielen Spiel- und Sporthallen zum Toben, Klettern, Spielen und Hüpfen. Und wenn nach all den Erlebnissen der Hunger kommt, ist auch das nächste familienfreundliche Restaurant mit Spielecke nicht weit. Weitere Ausflugsideen: kinderregion.ch/herbst

REVIER HOTEL Dorfstrasse 35, 3715 Adelboden 081 382 06 60 (Revier Hotels Zentrale in Lenzerheide) hello@revierhotels.com adelboden.revierhotels.com

In der Kinderregion liegen die schönsten Ausflugsziele und Freizeiterlebnisse direkt vor der Haustür. Viel Spass beim Entdecken. Ein Artikel in Zusammenarbeit mit

kinderregion.ch # 10 ~ 2020


~ Unterwegs ~

KULTURTIPPS ASTRONOMIETAG 2020 24.10 — Kreuzlingen, Bodensee Planetarium, 14–23.45 Uhr, bodensee-planetarium.ch

Tagsüber können die Besuche­ rinnen und Besucher die Sonne mit Spezialfiltern bestaunen und später am Abend macht man sich ein Bild von den Lichtemissionen der Region Kreuzlingen-Kon­ stanz. Die astronomischen Demonstratoren helfen, sich am Sternenhimmel zu orientieren. In der Bastelecke stellt sich die Ju­ gendgruppe der Astronomischen

~ Ausflugstipps ~

AUF ENTDECKUNGSTOUR IN THUN

entdecken macht doppelt glücklich. Anreise: Mit der BLS stündlich ab Bern bis Thun

Vereinigung Kreuzlingen vor und begleitet in einem separaten Programm das jüngere Publikum. Das Planetarium zeigt an diesem Nachmittag zwei spannende Shows. ~KD Anzeige

Thun macht immer Spass. Warum nicht beim nächsten Enkeltag wieder mal hin? Bereits am Bahnhof machen nicht nur die Kleinen grosse Augen. Direkt gegenüber den Gleisen fahren die gros­ sen Schiffe los. Dahinter zeichnet sich das weltberühmte Alpenpanorama ab, stadteinwärts thronen auf dem Hügel Schloss und Kirche. Mit dem witzig gestalteten Kinderstadtplan (im Tourismusbüro am Bahnhof erhältlich) kann die Stadt auf einer Rätseltour mit 20 Posten erforscht werden. Augen auf und neugierig sein, denn da gibt es Geldmünzen auf dem Boden, dort eine Begegnung mit einem gehörnten Wesen, etwas weiter eine Kuhbrücke ohne Kühe. Finden Sie heraus, ob im Haus zum Engel noch Engel wohnen? Gemeinsam

NACHTKLETTERN 16.10. — Goldingen, Seilpark Atzmännig, 19 –22.30 Uhr, ab 8 Jahren, Erwachsene 35 Franken, Kinder 22 Franken inkl. Wurst und Brot, atzmaennig.ch

Fun und Nervenkitzel in lufti­ ger Höhe? Dann ist das atem­ beraubende Nachtklettern im Seilpark Atzmännig genau das Richtige. Die 8 Parcours in bis zu 16 Metern Höhe erfordern viel Geschicklichkeit und sorgen speziell im Dunkeln für ein ganz besonderes Erlebnis. ~KD

KUNST FÜR DIE KLEINSTEN

30.10. — Zürich, Museum Rietberg, 9.30–10.45 Uhr, Pro Familie 15 Franken, rietberg.ch

Auf einer Entdeckungsreise durch das Museum begegnen die kleinen und grossen Teilneh­ menden einem ganz besonderen Kunstwerk in der Ausstellung. Dabei steht jeden Monat ein neues Thema im Mittelpunkt. Im Atelier finden die Eindrücke eine gestalterische Umsetzung. ~KD

ZUGVÖGEL 18.10. — Winterhur, Theater am Gleis, 11–12 Uhr, Erwachsene 20 Franken, Kinder 10 Franken, inkl. Brunch ab 10.15 Uhr, theater-am-gleis.ch

Vom Süden her kommen sie an­ geflogen, Pauline mit ihrer Oma Petrova, der grosse Oleg und die vielen anderen und sind nun hier, im Städtchen, wo Luka wohnt. Hoch oben in den Baumwipfeln wird gesungen, geschwatzt, gegessen, geweint und gelacht. Als es Herbst wird, müssen die Zugvögel weiterziehen. Doch Pauline will bleiben. Sie will in die Schule gehen. Sie will Freunde haben und sie will den Schnee sehen. Puppentheater. ~KD

Weitere Ausflugsideen und Informationen finden Sie unter: bls.ch/thun

Ein Artikel in Zusammenarbeit mit

Figurentheater: Das Ensemble Lupine spielt «Zugvögel»


~ Service ~ UNTERWEGS

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Steinzeit und neuzeitliche Hygiene

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ie Grossmutter und Juno (4) haben sich in den letzten Monaten so oft die Hände gewaschen wie noch nie. Da passte es, dass das Museum Burghalde in Lenzburg eine Sonderausstellung zu Seife eingerichtet hat. Dort wollten sie mehr darüber erfahren und Seife selber machen. Doch zuerst landeten die beiden in der Dauerausstellung. Die Grossmutter zog das riesige Foto eines bewölkten, aber lichtdurchfluteten Himmels an. Es stellte sich als Hintergrund heraus für einige der jungsteinzeitlichen Steinkistengräber, die nicht weit entfernt vom Museum beim Goffersberg ausgegraben worden waren. Dieser aussergewöhnliche Fund interessierte Juno nun gar nicht. Aber die Tablets, die an jeder Vitrine Information zum Inhalt bereithalten, bediente sie meisterhaft. Und das Material, das Professor Wiesel auf der Kinderspur zum Betasten bereithält, nahm sie gefangen. Aus dem Ziegenfell Schuhe machen? So ein Knochen soll auch in ihrem Bein sein? Und diese Steinklinge ist so scharf wie ein Messer! Sie liebte all die Kästchen und Schubladen, die sie öffnen durfte. Wegen Corona fehlen schwer zu desinfizierende Objekte, aber es gibt noch genug! Und es gibt Videos von Archäologen,

die sehr geschickt mit einer Speerschleuder eine Wildsauattrappe «erlegen», Feuer ohne Zündhölzer machen oder mit einer Steinaxt einen Baum fällen. Die Grossmutter und Juno staunten und merkten fast zu spät, dass sie ja noch Seife machen wollten! Sie sausten hinüber zur ehemaligen Lenzburger «Savonnerie» und mischten sorgfältig die Seifenzutaten, doch für die Ausstellung dort hatten sie keine Zeit mehr. •

Museum Burghalde, Kulturgeschichte von der Altsteinzeit bis zu Wisa Gloria, 5600 Lenzburg Di–Sa: 14–17 Uhr, So: 11–17 Uhr Erwachsene 8 Franken, Kinder (3–16 Jahre) 3 Franken, Familien 15 Franken, museumburghalde.ch

ELI WILHELM (57) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch # 10 ~ 2020

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~ Service ~ UNTERWEGS

64 ~ Wandern ~

Mit « Grosseltern » über die Lägern 860 m 600 m

A

353 m

m Freitag, 23. Oktober 2020, wandert «Grosseltern» über ihren Hausberg Lägern. Wir freuen uns, wenn möglichst viele Leserinnen und Leser uns dabei begleiten. Die Tour beginnt in Regensberg (ZH) und endet in Baden. Die reine Marschzeit beträgt rund 3.5 Stunden. Nach etwa einer Stunde werden wir den grössten Teil der 400 Höhenmeter Aufstieg hinter uns gelassen haben und können im Restaurant Hochwacht die Aussicht geniessen. Die exponierten Stellen auf dem Grat lassen wir aus und gehen stattdessen ab Burghorn der Nordflanke entlang Richtung Baden. Abschliessend laden wir Sie herzlich zu einem Apéro in den Redaktionsräumlichkeiten in der Badener Altstadt ein. •

ÜBER DIE LÄGERN Freitag, 23.10.2020, 10.30 Uhr Start: Regensberg, Bushaltestelle «Dorf» Ziel: Baden Reine Wanderzeit: 3.5 Stunden Aufstieg: 400 Meter Abstieg: 600 Meter Leitung: Dominik Achermann, Verleger «Grosseltern» Wir empfehlen eine Anfahrt mit den ÖV Anmeldung bis 18. Oktober 2020 an verlag@grosseltern-magazin.ch. Wir werden bis Mittwochabend, 21. Oktober 2020, entscheiden, ob die Wanderung durchgeführt werden kann. Verleger DOMINIK ACHERMANN freut sich über Ihre Begleitung.

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Dabei ist alles! Bern, 22.– 26.10.2020

Veranstalter

Patronatspartner

www.caravaningsuisse.ch

Medienpartner

# 10 ~ 2020


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~ 10/2020 ~ WETTBEWERB

Gewinnen Sie einen Erlebnisaufenthalt im Ravensburger Spieleland Feriendorf inklusive Frühstück und 2 Tage Parkeintritt im Wert von über 400 Franken. R GE UR B ND NS LA VE R A IELE ORF SP END ET FN RI FE GEÖF 20! .20 CH NO 10.10 S BI

ABENTEUER, SPIEL UND ACTION MIT KÄPT’N BLAUBÄR, MAUS & CO. DAS RAVENSBURGER SPIELELAND BEGEISTERT DIE GANZE FAMILIE! Im Freizeitpark am Bodensee geniessen Sie mit Ihrer Familie unvergessliche gemeinsame Momente und entdecken die schönsten Spielideen von Ravensburger im XXL-Format. Erleben Sie kribbeligen Fahrspass mit der neuen Kakerlakak-Riesen-Schaukel, drehen Sie eine Runde auf Schwein, Gans und Co. beim Tierkarussell und machen Sie Ihren ersten eigenen Führerschein – in Deutschlands familienfreundlichstem Themenpark warten über 70 Attraktionen in acht Themenwelten! Mitten im Grünen heisst es hier: mitmachen, Neues erfahren und spielerisch dazulernen! Stellen Sie in der SchokoWerkstatt von Ritter Sport Ihre Lieblingsschokolade her, beweisen Sie handwerkliches Geschick und Teamgeist beim Räderwechsel in der «Bosch Car Service Werkstattwelt» oder erkunden Sie auf dem CLAAS Fahrzeug-Parcours die Welt der Landwirtschaft. Sie oder Ihre Enkelkinder mögen es rasant? Dann versprechen das Alpin-Rafting oder der Familien-Freifallturm pures Vergnügen. Sie können sogar bei Maus, Elefant und Käpt’n Blaubär übernachten. Im Ravensburger Spieleland Feriendorf erwarten Sie thematisierte Ferienhäuser und grosszügige «Wieso? Weshalb? Warum?»-Forscher-Zelte. Wer mit dem eigenen Wohnmobil oder Caravan anreist, nutzt einen der Stellplätze in unmittelbarer Nähe zum Freizeitpark und kommt in den Genuss aller Feriendorf-Annehmlichkeiten.

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spieleland.de und spieleland-feriendorf.de

~ Verlosung ~

SO KÖNNEN SIE GEWINNEN Schicken Sie bis am 30.10.2020 eine Mail oder eine Postkarte mit dem Betreff «Käpt›n Blaubär, Maus und Co.» an wettbewerb@grosseltern-magazin.ch oder an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. # 10 ~ 2020


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~ Service ~ STRICKEN

Rotkäppchens

Poncho

Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MARTINA MEIER (Foto)

AUSFÜHRUNG

Big Merino von Drops (100 % Schurwolle), 75 m/50 g), 750 g = 15 Kn Farbe 18 rot Stricknadeln Nr. 6, 1 Häkli Nr. 6, 2 Knöpfe, 2 Knebeli

Rückenteil: Anschlag 23 M und im Muster str. Für die Achselschräge an der re Kante 11 x jede 10. Nd nach der Rdm 1 M re verschr aufn. Für die Weite an der li Kante auf der Vorders vor den letzten 2 M 7 x jede 2. Nd, 8 x jede 4. Nd und 37 x jede 2. Nd 1 M aufn = 86 M. Bei ca. 40 cm ab Anschl für den Halsausschnitt an der re Kante 3 x jede 2. Nd 1 M abk. Bei 48 cm ist die Rückenmitte erreicht, gegengleich arb. Vorderteil: Wie das Rückenteil, jedoch für das Knopfloch bei ca. 15 cm ab Anschlag (nach 26 Rippen) vor den letzten 7 M 3 M ohne Faden abk und gleich wieder anschlagen. Bei 40 cm ab Anschl für den Halsausschnitt jede 2. Nd 1 x 3, 1 x 2 und 2 x 1 M abk, dann jede 4.Nd. noch 2 x 1 M abk. Bei 48 cm für den Schlitz an der re Kante 14 M abk und auf der Rückr wieder anschl. Die 2. Hälfte gegengleich arb, inkl. Knopfloch

GRUNDMUSTER

Tasche: Anschl 24 M, 14 cm im Muster str, abk. Taschenpatte: Anschl 24 M, 5 cm im Muster str, abk

GRÖSSE/MASSE 116 / 6 Jahre (Unser Model ist 4 Jahre) Weite 96 cm, Länge 50 cm Fällt gross aus.

MATERIAL

Rippen, Vorder- und Rücks re

MASCHENPROBE 16 M und 34 R = 10 x 10 cm

Linker Kapuzenteil: Anschl 45 M, im Muster str. Bei 9 und 14 cm ab Anschl an der re Kante je 1 M abk = 43 M. Bei 18 cm ab Anschl an der li Kante wie folgt abn: 1, 0, 1, 1, 2, 2 M. Gleichzeitig mit dem 2. Abn an der re Kante noch jede 2. Nd. 1 x 7, 1 x 6, 1 x 6 M abk. Die rest 17 M abk. Rechter Kapuzenteil: Gegengleich arb

Ausarbeiten: Achselnähte und Kapuzennaht ­s chliessen, Kapuze annähen. Um die Kapuze und den Schlitz 1 R fM und 1 R kM häkeln. Bei der re Kante des Schlitzes 1 Öse mit fM häkeln. Knöpfe (auf der Innenseite des Rückenteils) und die Knebeli annähen

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch # 10 ~ 2020

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~ Service ~ BASTELN

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Von IRENE MEIER (Umsetzung ) und MARTINA MEIER (Foto)

Die Welt …

… wie sie mir gefällt: Mit Karton, Papier, Abfallprodukten und Kleinkram entstehen Dörfer und Parks im ­Kleinformat, die sich ständig ergänzen und ­erweitern lassen.

DAS BRAUCHT’S • Dicker Karton als Untergrund • Farbiges Papier • Kleine Kartonschachteln von Verpackungen • Trinkhalme, Zündhölzer • Schere • Filz- und/oder Farbstifte

SO GEHT’S 1 Verschiedenfarbige Flächen aus Papier für Wald, Spielplatz, See etc. ausschneiden oder -reissen und auf Karton kleben. 2 3

Papierstreifen werden zu Strassen, Brücken, Fussgänger-­ streifen oder zusammengerollt zu Bäumen und Türmen. Danach ankleben. Kleine Schachteln werden zu Häusern, Parkhäusern, Tiergehegen. Ankleben.

4 Trinkhalme können zu Baumstämmen oder Klettergerüsten werden. 5 Zerschnittene Zündhölzer als Holzbeige, als Feuer im Wald oder als Zaun ... 6 Mit Spielzeugautos, Gummitieren, Lego- oder Playmobilfiguren die Welt beleben und bespielen.

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~ Service ~ EXPERMENTIEREN

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Läuft !

Wir erfinden das Rad nicht neu, aber wir erklären es – mit dem Bau eines Kartonschachtel-Fahrzeugs.

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7 Kinder begegnen Natur und Technik

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in Fahrzeug zu konstruieren ist gar nicht so schwierig. Es braucht dazu einige Materialien, etwas Tüfteln und je nach Alter der Kinder mehr oder weniger Unterstützung der Grosseltern. Zur Einstimmung in die Welt der Räder dient ein Spaziergang. An einer Strasse können die Kinder aus sicherer Distanz den Verkehr beobachten und aufzählen, was alles so rollt: Autos und Velos, Kinderwagen, Trottinetts und mehr. Dann werden Räder untersucht – am eigenen Dreirad, Velo oder an Spielfahrzeugen: Warum rollen sie? Wie sind die Räder befestigt? Drehen sich die Räder oder die Achse? Auch die Bewegung kann erforscht werden: Was braucht es, damit ein Fahrzeug ins Rollen kommt? Bewegt es sich besser, wenn es gezogen oder geschoben wird? Und auf welcher Oberfläche – As-

8 © Lehrmittelverlag Zürich

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phalt, Rasen, Kies. Teppich, Parkett – rollt es sich am besten? 03.07.18 Nun geht es ans Konstruieren: Grosseltern und Kinder überlegen, wie aus einer Kartonschachtel ein Fahrzeug mit beweglichen Rädern entstehen kann, welche Gegenstände als Räder und Achsen verwendet und wie diese an der Schachtel befestigt werden. Einige Spielzeugfahrzeuge mit erkennbarer Achsenkonstruktion sollten als Muster zum Nachbauen griffbereit liegen. •

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Kopiervorlage

Fahrzeuge und Verkehr

Bau eines Fahrzeugs –

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Variante 1

SO GEHT’S DAS BRAUCHT’S

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• Kartonschachtel • Trinkhalme • Holzspiesse • Bierdeckel oder Dosen-Kunststoffdeckel • Korkzapfen • Draht, Schnur, Musterklammern, Klebstreifen, Werkzeuge

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Die Trinkhalmlänge muss an die Breite der Kartonschachtel angepasst werden. Die Holzspiesse müssen etwas länger sein als die Kartonschachtel breit. Die Trinkhalme dürfen beim Ankleben auf der Kartonschachtelunterseite nicht zusammen- gedrückt werden, damit der Holzspiess durchgeführt werden kann. Dünne Bierdeckel werden mit Korkzapfenstückchen stabilisiert. Anstelle von Bierdeckeln können auch Kunststoffdeckel von Dosen verwendet werden. Die Achsen sollten einigermassen parallel verlau- fen, damit das Fahrzeug fahrtauglich wird.

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Text und Bilder aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch # 10 ~ 2020


~ 10/2020 ~ KURSANGEBOT

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Eine spannende Zeit:

Wechseljahre KURSINHALT

DATUM

Die natürlich spannende Zeit der Wechseljahre – ab ungefähr 40 Jahren – ist kein medizinisches Thema, sondern eines des Um- und Aufbruchs! Wir werden verblüffende Erkenntnisse darüber erlangen, wie in anderen Kulturkreisen mit den

Samstag, 21. November 2020 10–16 Uhr

Wechseljahren umgegangen wird bzw. dass ­Symptome dort gar nicht existieren. Die schönste und intensivste Zeit im weiblichen Lebenslauf lernen wir theoretisch und praktisch kennen und erleben hautnah, wie wir uns guttun und diese kostbare Phase geniessen können. Dabei können uns die Frauen-Naturheilkunde und Pilates speziell für Frauen unterstützen: Sie lernen viele unterstützende Möglichkeiten kennen, und der Austausch untereinander wird angeregt. MITNEHMEN

KOSTEN

130 Franken pro Person KURSORT

Frau und Familie Baden Parkstrasse 25 5400 Baden KURSLEITUNG

Monika Bänninger ist Drogistin und Naturheilpraktikerin mit eidg. Diplom in Homöopathie. Sie ist spezialisiert auf Frauenthemen und begleitet und behandelt seit vielen Jahren Frauen und Mädchen in ihren Praxen in Basel, Frick und Baden. homoeopathie-fuer-frauen.ch

Bequeme Kleidung, rutschfeste Socken oder Hausschuhe, Schreibutensilien

Ku r s

HSEL WEC HRE JA

ANMELDUNG FÜR DEN INFOTAG «WECHSELJAHRE» Bitte füllen Sie alles gut leserlich aus und senden Sie uns Ihre Anmeldung.

☐ Samstag, 21. November 2020 von 10 –16 Uhr im Haus für Frau und Familie in Baden Name

Vorname

Adresse

PLZ / Ort

Telefon

E-Mail Anmeldung bis 25. Oktober 2020 an: Grosseltern-Magazin, Infotag Wechseljahre, Kronengasse 4, 5400 Baden oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch

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~ Service ~ KOCHEN

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TOAST HAWAII

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oast Hawaii ist eines der Lieblingsessen zweier meiner Enkelkinder. Wir machen das oft, weil es wirklich beide Mädchen gern haben – mit jeweils kleinen Extrawünschen. Die Jüngere will nämlich immer zwei Stück Banane und die Grössere nur eines. Worin sich beide einig sind: Mit Banane ist es viel besser als mit Ananas. •

Illustration: Moa und Julie

So wird’s gemacht

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Auf jeden Toast zuerst eine Scheibe Schinken, dann die Banane und schliesslich den Käse legen. Im Backofen bei 180 Grad 8–10 Minuten backen. Für eine vegetarische Version könnte man eine Scheibe gebratene Aubergine nehmen.

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Leserin CHRISTA CAMPONOVO hat uns dieses Rezept zugestellt. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch # 10 ~ 2020


~ Service ~ LESEN

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Wahre Geschichten

aus der Geschichte

Es müssen nicht immer Alltagsfragen oder Tierfabeln sein. Bilderbücher können auch historische Themen aufgreifen, sodass schon Vorschul- und Unterstufenkinder ein Bild von früher bekommen.

über den kleinen Kanarienvogel mit dem überraschenden Buchtitel «189» wahr ist, zumal die Illustrationen oft wie Traumbilder wirken. Im Harzgebirge in Sachsen brauchten die Bergleute die singenden Kleinvögel als Warnsystem: Fielen die von der Stange, war der Sauerstoff knapp. Doch die «Harzer Roller» waren auch als Sänger bekannt und weltweit gefragt. 189 kleine Käfige mit je einem Vogel packten Träger auf ihr Traggestell und wanderten nach Bremerhaven, wo die Ladung etwa nach Nordamerika verschifft wurde. Das Bilderbuch erzählt ein solches Vogelschicksal, das Dieter Böge auch mit historischen Erklärungen und weiterführenden Hinweisen ergänzt. Illustratorin Else Klever macht die historischen Momente fassbar, doch die Emotionen des Vögelchens und die inneren Bilder der Menschen scheinen ihr wichtiger, sodass Himmel, Meer und Nacht zu magisch bunten Kulissen wurden. •

Aus: Die Geschichte vom Wasserfall, Margret Rettich, Baeschlin Verlag, 2015, 25 Franken, ab 4 Jahren.

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ange bevor Ferien in der Schweiz wieder angesagt waren, wanderten wir mit unserem Bub zur Rofflaschlucht (an der Splügenstrasse, oberhalb Andeer). Der Bub liebte das Bilderbuch «Die Geschichte vom Wasserfall» von Margret und Rolf Rettich über alles, und weil es eine wahre Geschichte erzählt, wollte er den Ort selbst sehen. Margret und Rolf Rettich, die auch die ersten Pippi-Langstrumpf-Ausgaben illu­striert hatten, entdeckten die Sehenswürdigkeit auf einer Fahrt in den Süden. Sie fragten die alte Wirtin, weshalb im Restaurant ein Foto von New York hänge. Die Frau erzählte, wie ihre Eltern einst auswanderten und ihr Vater als Diener eines Touristen die Niagarafälle bestaunte und sich erinnerte, dass zu Hause, hin-

HANS TEN DOORNKAAT (66) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­ liche gesammelt. Er ist als Lektor, Litera­ turkritiker und Dozent tätig.

Aus: 189, Dieter Böge (Text), Else Klever (Bild), Aladin im Thienemann Verlag 2020, 25 Franken, ab 5 Jahren.

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Illustrationen: Aladin in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Baeschlin Verlag

ter dem Fels, auch Wasser rauschte. Vor gut hundert Jahren, sieben Winter lang, sprengte Christian Pitschen-Melchior in der Folge eine Felsgalerie aus dem Berg, durch die man bis heute zum tosenden Hinterrhein geht. Kaum zu glauben, dass die Geschichte


~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Bilderbuch ab 7 Jahren: Survival-Guide für Prinzessinen, Federica Magrin, Laura Brenlla, White Star Kids, 26 Franken. Dieses von einer erfahrenen Fee geschriebene Handbuch stellt die wichtigsten Märchenprinzessinnen vor und gibt praktische Ratschläge, worauf zu achten ist bei einem königlichen Leben. 2 Kinderbuch ab 10 Jahren: Louisianas Weg nach Hause, Kate DiCamillo, dtv junior, 21 Franken. Louisiana wächst bei ihrer Granny auf, doch eines Tages verschwindet diese und lässt nichts zurück ausser einem Brief. Louisiana erfährt, dass Granny gar nicht ihre Grossmutter ist. Herzerwärmend. 3 Wanderführer: Frischluftkinder Schweiz, Melinda und Robert Schoutens, Helvetiq Verlag, 31 Franken. Mit diesem Wanderführer lassen sich Ausflüge planen, die für die ganze Familie zum Vergnügen werden. Jede Route bietet mindestens eine Aktivität, die Kinder für ihre Anstrengung belohnt. Ob Streichelzoo, Rodelbahn oder Badeplatz, für jede Familie ist etwas dabei. 4 Erwach­ senenbuch: Mutter – Chronik eines Abschieds, Melitta Breznik, Kampa, 28 Franken. Als Tochter, Pflegerin und Ärztin, die ihre Mutter in den letzten Monaten beim Sterben begleitet, schildert die Autorin mit genauem Blick die Veränderungen, die von beiden Frauen Besitz ergreifen. Tiefgründig, liebend und klar. 5 Erwachsenen­buch: Die Annonce, Marie-Hélène Lafon, Rotpunktverlag, 28 Franken. Mitten im Nirgendwo, in der Auvergne in Frankreich, auf 1000 Metern Höhe, lebt Paul, 46, zusammen mit zwei alten Onkeln und seiner Schwester auf dem familieneigenen Bauernhof. Da er nicht als Junggeselle enden möchte, gibt er eine Annonce auf. Annette, 37, Mutter eines elfjährigen Sohnes, hat gerade eine gescheiterte Beziehung mit einem straffälligen Alkoholiker hinter sich. Sie reisst die Seite mit der Annonce aus einer Zeitschrift heraus. 6 Jugendbuch ab 14 Jahren: Cryptos, Ursula Poznanski, Loewe, 21 Franken. Jana ist Weltendesignerin. An ihrer Designstation entstehen alternative Realitäten, die sich so echt anfühlen wie das reale Leben. Aber dann passiert ausgerechnet in Kerrybrook, der friedlichsten Welt von allen und dem Ort, wo Jana lebt, ein spektakuläres Verbrechen. Ein Thriller über eine Welt, die dem Klimawandel erlegen ist. 7 Erwachsenenbuch: Omama, Lisa Eckart, Zsolnay, 35 Franken. Der Debütroman der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart ist ein wilder Ritt durch das Leben ihrer Grossmutter, beginnend in der Nachkriegszeit: tabulos, intelligent, böse, geschliffen und sehr, sehr komisch. Ausgewählt von der Redaktion und Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 10 ~ 2020


~ Service ~ EINKAUFEN

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Das gefällt uns IM OKTOBER

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2 1 Lampe Type 600 Die ausbalancierte Ständerleuchte Type 600 wurde 1951 von Rosmarie und Rico Baltensweiler für den Eigengebrauch entworfen und hergestellt. Ihre innovative Technik und das schlichte Design waren so erfolgreich, dass sie sogleich zur Firmengründung führten. Bringt Licht in die dunkleren Herbsttage. Von Baltensweiler, 1980 Franken. Ausgestellt in den Mooris Studios Zürich und Bern 2 Moser Fauteuil Sitzen, aber richtig gut: Der Freischwingersessel wurde 1930 vom Schweizer Architekten Werner Max Moser entworfen und ist bis heute eine Designikone. Eignet sich perfekt, um Geschichten darin vorzulesen. Von Embru, 3175 Franken. Ausgestellt in den Mooris Studios Zürich, Bern und Basel. 3 Merino-Plaid Sezim von Brita Sweden, 108 Franken. 4 Rucksack Georgie Liebster Kids-Rucksack von Essl & Rieger, 115 Franken. 5 Kaffeetassen «Love Heart» von Vitra, 54 Franken 6 Memory «Schwiizerdütsch – Deutsch» von Fidea Design, 38 Franken.

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Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Mit viel Herzblut berät das Mooris-Team bei Einrichtungsfragen – online und in den 3 Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch # 10 ~ 2020


~ Service ~ SPIELEN

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Das macht Spass Foto: Privat

Für Gross und Klein, Alt und Jung: Inspirationen und Tipps für einen waldigen Spieltag.

FEENKÜCHE Zaubern Sie

mit den Enkelkindern eine Behausung für die Waldbewohner.

Von GERALDINE CAPAUL ( Text)

Die 1 DIE WALDLINGE Im Bilderbuch von Maria Stalder haben Kinder Spielfiguren gebastelt. Die Waldlinge beginnen nun zusammen mit anderen Waldbewohnern Hütten zu bauen, Streit und Versöhnungsfest inklusive. Eine schöne Geschichte für Kinder ab 4 Jahren. Und die Waldlinge lassen sich nachbasteln

Waldlinge Maria Stalder

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(Foto rechts). Atlantis Verlag 2020, ca. 25 Franken. 2 OUTDOOR ENT­DECKER­ KOFFER mit Fernglas, Kompass, Lupe, Lupenbecher und Taschenlampe. Egmont, 42 Franken. brack.ch 3 DAS WALDSCHATTENSPIEL Zwei ­Spiele in einem: Versteck- und Suchspiel bei Kerzenschein. Ab 5 Jahren. Krausl, ca. 47 Franken. pastorini.ch

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Haben auch Sie eine Spielidee? Schreiben Sie uns, am liebsten mit Foto: redaktion@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. # 10 ~ 2020


~ Service ~ RÄTSEL

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Kinderrätsel

Sudoku Schwierigkeit: mittel

Illustration: Irene Meier

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Drachen, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 26.10.2020. Zu gewinnen gibt es 10 Buntstifte von Faber Castell.

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

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Schwierigkeit: schwer

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Conceptis Puzzles

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Lösung So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Die Luftaufnahme auf Seite 12 zeigt Solothurn am 2. Mai 1962. Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

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~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Anlass mit Melönchen und Zylinderchen ? ­­­­1

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SPICK SCH nen Sie eine L AUM INKL. JAH EIER-BOX im Wert vo RESABO n 185

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waagrecht 5 Kraxeln, nicht pflanzen ist hier angesagt. 13 Entsteht am Computer oder am Zeichentisch aus unzähligen Einzelbildern. 15 Studiengänge oder Möbel können so aufgebaut sein. 16 Mädchenname ist auch Beginn der zweitgrössten griechischen Stadt. 18 Lesen in Frankreich war Münze in Italien. 20 Spitzhörnchen und Ratten gehören dazu. 21 Hannibal … portas. 23 …verkehr, …erhohlung. 24 Das kurze grosse Unternehmen. 25 Divisor. 27 Die Rechte soll man nicht mit denen treten. 30 War einst das hiesige Kommunikationsunternehmen. 31 Adjektiv macht das Land zum Inselstaat. 33 Nicht Kath. sondern das. 34 Macht den Kürzel des nördlichen Nachbarlands zum Idioten. 36 Facebooks Musikladen. 39 Aus der Gemeinschaft ausgestossen. 40 Das englische Gestirn, das meist ein Mensch ist. 41 Kann es geben, wenn alle das gleiche Ziel haben. 43 Hier gibt’s gute Zeiten – schlechte Zeiten. 44 Macht den Lauch zum Tsatsiki-Bestandteil. 45 Kein Ausserirdischer. 46 Grösste Vertreter der Delfinfamilie.

senkrecht 1 Sie kann durch den Mund oder die Nase geschehen. 2 Wo geschönte Alte untergebracht sind. 3 Mit L am Kopf wäre Ich ein beliebtes Spielzeug. 4 Mit K Bildungsanlässe, mit N Pflegerin. 5 Sollen Glück bringen, trotz schwarzer Montur. 6 Macht Genossen zu CH-BürgerInnen. 7 Nicht ins Tal hinein. 8 Verrückte Verrückte ist lachen andernorts. 9 Macht Sachsen zu seinem nördlichen Nachbarland. 10 Initialen der Snowboarderin mit dem Plämpel. 11 Mit M Sperling, mit R Weggang. 12 Die höchste der Stock-Ligen. 14 Ibsen-Figur aus algerischer Küstenstadt. 16 Geschlechtskrankheit beginnt mit Ausflug. 17 Keine Harmonie. 19 Teilt in der Regel Tisch und Bett. 22 Linke sollen so sein. 26 Macht Ehen zum Schöpfungsakt. 28 Gewässersaum. 29 Sie kann klein oder grosszügig sein. 32 Was der Kebab ist, das ist in Griechenland ... aber vom Schwein. 35 Eisenbahn-Club Bergisch Gladbach. 37 Normalverbrauchers Vorname. 38 Vervollständigt tisch zu blindeifrig. 40 Ihre Mitglieder retten (kurz) aus dem Wasser. 42 Wenn ogi dawischen: digitaler Zugang. 44 Karoline Caspar auf der Aussteuer.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 26.10.2020 Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 9 finden Sie auf Seite 81. # 10 ~ 2020


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~ Service ~ CARTOON VON RENATE ALF

Party on !

Cartoons über starke Frauen im Ruhestand. Renate Alf, Petra Kaster: «Ungebremst im Ruhestand», Lappan Verlag 2020, ca. 15 Franken

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~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #11/2020

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

Erscheinungsweise monatlich, 10-mal im Jahr

Verleger DOMINIK ACHERMANN

Auflage 10 000 Exemplare (reduzierte Auflage)

Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77

Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 85.– (10 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 160.– (20 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 120.– (10 Ausgaben)

GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch

Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

Erscheint am 30. Oktober 2020

Allein und heimlich: Alkoholsucht im Alter

KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Caroline Doka, Monika Fischer, Ilona Herzog, François Höpflinger, Rudolf Hug, Karl Horat, Andrea Kalt, Carole Lüscher, Barbara Maurer, Ben Moore, Mathias Plüss, Edy Riesen, ­ Michèle Roten, Eveline Rutz, Dagmar Schifferli, Ari Teuwsen, Eli Wilhelm, Anna Pieri Zürcher Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch

Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch

Fotografie Rudolf Hug, Matthias Luggen, Martina Meier

Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald

Illustrationen Renate Alf, Irene Meier, Moreno Morger, Nadine Spengler, Marie-Anne Spross

Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch

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OPA TRINKT ZU VIEL Zahlen zeigen: Der Alkoholkonsum im Alter nimmt zu. Das ist oftmals mit Scham auch ­gegenüber der Familie verbunden. Ein Grossvater berichtet anonym, wie die Alkoholsucht seine Beziehung zu den Enkeln beeinflusst. GEBÄREN UNTER ERSCHWERTEN UMSTÄNDEN GROSSELTERN Während des LockVON TEENIES downs wurden Kommen die Kinder in die Pubertät, verändert werdende Eltern vielerorts an der Tür sich die Beziehung zu zum Gebärsaal den Familienmitgliedern, getrennt und Grosselauch zu den Grosseltern. tern sahen ihre Enkel Vier Teenager und eine erst Wochen nach Grossmutter erzählen. der Geburt zum ersten Mal.

~ #09/2020 ~

Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht 6 Globalisierung 12 Umweltschutz 15 Marta 16 Herein 17 SUV 19 Goali 20 Bn 21 Breu 23 Sies 24 Gisela 26 Uhr 27 Kenora 29 Zinsen 30 Annalen 32 Hote 33 One 34 Genie 35 Die 37 Gerade 39 Ballett 41 Ersten 42 Aenea 43 Naan 44 Sri

Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 10 ~ 2020

Foto: Klaus Petrus

62. Ausgabe 10/2020

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senkrecht 1 Komm 2 Alltag 3 Esstisch 4 Wehen 5 Anziehender 7 Lupus 8 Aerosole 9 Italianita 10 Ichbezogen 11 Uterus 13 Wagen 14 Urbaner 18 Vienna 22 Urne 25 Liter 27 Knebel 28 Reden 30 AGFA 31 Aile 33 Oats 36 Eta 38 Eni 40 La

Lösungswort Gartenvielfalt


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Niemand digital ausschliessen

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ie letzten Wochen haben die enorme Bedeutung digitaler Formen der Kommunikation verdeutlicht, beim

FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Alters- und Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen Arbeiten schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder.

Herausfinden, welche Verkehrsmittel wann noch wohin fahren oder wann verschobene Veranstaltungen stattfinden werden. Museen liessen sich digital besuchen und Bücher online bestellen. Kontakte mit Freunden im Ausland – wie auch mit den Enkelkindern – waren via Skype nur dank funktionierendem Internet möglich. Die Forderung «niemand digital ausschliessen» wird deshalb immer bedeutsamer (und teilweise sogar lebenswichtig). In Diskussionen und Gesprächen zum Thema wurde mir jedoch ein interessanter Generationenunterschied deutlich: Für ältere Generationen beinhaltet der Slogan «niemand digital ausschliessen», dass auch ältere Menschen Zugang zur digitalen Welt haben sollten; sei es dank altersgerecht angepassten Mobiltelefonen oder sei es soziale Unterstützung durch ein lokales Internet-Café. Tatsächlich können – bei guter Gestaltung von Webseiten – auch erblindete Menschen das Internet nutzen und digitale Einführungen von älteren Menschen durch Schülerinnen und Schüler (ebenso wie durch Enkelkinder) haben sich als sehr erfolgreich erwiesen. In Deutschland werden regional gezielt ehrenamtliche Medien- und Technik-Lotsen eingesetzt, um ältere Menschen digital zu integrieren. Nach meiner (persönlichen) Beobachtung liegt das Hauptproblem bei einem Teil der älteren Menschen allerdings weniger darin, dass sie digital ausgeschlossen

werden, als darin, dass sie sich weigern, sich digital zu vernetzen (etwa aufgrund langjährig ge-

pflegter Technikfeindlichkeit). In einem Seniorenverein am Zürichsee waren alle Mitglieder bereit, Einladungen nur noch per E-Mail zu erhalten; mit Ausnahme einer Person, die darauf beharrte, auch in Zukunft eine schriftliche Einladung per Post zu erhalten. Für jüngere Generationen hat der Slogan «niemand digital ausschliessen» allerdings eine inhaltlich etwas andere Bedeutung: Hier geht es eher darum, dass niemand durch digital verbreitete Meldungen oder Bilder sozial ausgeschlossen werden sollte. Dazu gehört nicht nur, auf beleidigende oder verletzende Twitter-Kommentare à la Trump zu verzichten, sondern auch, sozialen Ausschluss durch digitale Nicht-Beachtung zu vermeiden. Auch ein Enkelsohn musste aufgeklärt werden, dass es nicht angebracht ist, komisch-lustige bzw. peinliche Fotos von Mitschülern digital zu verbreiten. In dieser Perspektive ist «niemand digital ausschliessen» gleichbedeutend mit «niemand sozial ausschliessen». Erfolgreich ist, wenn Digital-Medien-Fachpersonen, wie etwa zischtig.ch, regelmässig Schulen besuchen, um junge Menschen über neue Möglichkeiten und Chancen, aber auch über Gefahren digitaler Kommunikationsformen zu orientieren. Zum Beispiel darüber, dass ein lustiges Party-Foto, schnell aufgeschaltet, am Tag danach nur noch als peinlich erlebt wird oder dass digitales Mobbing strafbar sein kann und berufliche Karrieren zu zerstören vermag. •

# 10 ~ 2020


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