Grosseltern-Magazin 11/2020

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MAGAZIN

Grosseltern

# 11 / 2020

# 11 / 2020 grosseltern-magazin.ch

OPA T Dossier RIN ALKO K T ZU VI IM AL HOLSUC EL: TER – HT E I N a b Se ite 48 TABU

Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Eine Corona-Geburt

Spiel & Spass

Moderne Landwirtschaft

Gebären in der Krise: Emotionale Achterbahnfahrt, für Eltern wie Grosseltern. (S. 22)

So leicht wird aus der Socke eine Puppe. Plus: ­Inspirationen für den Adventskalender. (S. 66)

Drei ­Generationen und einige alte Kühe: Eine Bildergeschichte vom Biohof «Hübeli». (S. 40)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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MILDERT NACHWEISLICH ANZEICHEN DER WECHSELJAHRE AUF DER HAUT [ Ca ] [Na] [ P O 43-]

[ Fe ]

AN TI- AGIN G P ROXYL ANE + V U L KANWASSER

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Dr. med. Martin Kägi, Facharzt (FMH) für Dermatologie in Zürich

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« urch die Hormonveränderung während den Wechseljahren verliert die Haut an Feuchtigkeit und Elastizität und sie erschlaff t. Diese Symptome können gezielt durch Pflege ausgeglichen werden.»


~ Magazin ~ EDITORIAL

3 Die schwierigen Monate seit dem Auf­ tauchen des Corona-Virus trafen auch uns. Die Inserateerträge brachen innert kürzester Zeit massiv ein und gefährde­ ten kurzfristig die Existenz von «Gross­ eltern». Dank grossem Engagement al­ ler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch etwas Glück kamen wir mit einem blauen Auge davon. Trotzdem: Corona war ein Katalysator, der den bereits seit mehreren Jahren laufenden Abwärtstrend auf dem Inseratemarkt beschleunigt hat. Wir sehen uns deshalb gezwungen, ab 2021 unsere Erscheinungsfrequenz von zehn auf sechs Ausgaben zu reduzieren. Ab dem neuen Jahr werden Sie «Grossel­ tern» also nur noch jeden zweiten Monat

Von Freude und von Stolz

V

or knapp vierzehn Jahren besuchte ich im Rahmen einer Weiterbildung eine Vorlesung zum Thema «Print­ medien». Wir fassten die Aufgabe, ein

grobes Konzept für die Lancierung eines neuen Printmagazins zu erarbeiten und am gleichen Abend zu präsentieren. Ich war der Überzeugung, ein neuer Titel hat nur dann auf dem Markt Erfolg, wenn die Leserinnen und Leser eine starke emo­ tionale Bindung zum Thema haben. Mein Sohn war damals gerade einjährig gewor­ den. Er war das erste Enkelkind meiner Eltern und das zweite meiner Schwieger­ eltern. Mit der Freude und dem Stolz der Grosseltern vor Augen erarbeitete ich in jenem Moment also die ersten Ideen für ein Grosseltern-Magazin. Sieben Jahre später brachte ich schliess­ lich den Mut auf, meinen Job zu kündi­ gen und gemeinsam mit Georg Gindely, Melanie Borter und meinem Vater, Pius Achermann, diese ersten Ideen in die Tat umzusetzen. Ich erinnere mich an eine aufregende Zeit, an die Freude und den Stolz, Ende August 2014 mit über 100 neu­ en Geschäftspartnern, Freunden und Be­ kannten auf die erfolgreiche Lancierung von «Grosseltern» anzustossen. Diesen Erfolg verdanken wir bis heute nicht nur dem emotional positiv geprägten Thema des Grosselternseins, sondern auch der Freude aller festen und freien Mitarbeite­ rinnen und Mitarbeiter, die sich für unser Magazin engagieren.

in Ihrem Briefkasten vorfinden. Sie als Leserinnen und Leser mit Ihrer Freude und Ihrem Stolz am Grosseltern­ sein sind nicht nur der Ursprung, sondern auch der Motor für unsere Arbeit, der wir mit ebensolcher Freude und mit Stolz wei­ terhin nachgehen werden. Wir hoffen, Sie halten uns die Treue. • Ab kommendem Jahr kostet ein Jahresabo mit sechs Ausgaben noch 55 Franken. Das 2-Jahres-Abo für 12 Ausgaben 105 Franken. Ihr aktuelles Abo läuft einfach so lange weiter, bis Sie die von Ihnen bezahlte Anzahl Ausgaben erhalten haben. So läuft z.B. ein bisheriges Jahresabo nicht ein Jahr, sondern so lange, bis wir die 10 Ausgaben ausgeliefert haben.

DOMINIK ACHERMANN (48), Verleger, ist dankbar für die grosse Unterstützung und Solidarität von allen Seiten während der letzten Monate und freut sich immer über jedes Abo, das verlängert wird oder neu dazukommt. dominik.acherman@grosseltern-magazin.ch

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INHALT # 11 / 2020

Team Teenie

Hof-Leben

Urs Marti hat den Bauernbetrieb seiner Eltern ­übernommen und vieles verändert. Eine Geschichte d ­ reier Generationen und einiger alter Tiere, die zeigt, wie moderne Landwirtschaft ­ funktionieren kann. (S. 40)

Wie wichtig ist die Beziehung zu den Grosseltern, wenn die Enkel in die Pubertät kommen? Amélie und drei weitere Jugendliche erzählen. Plus: Interview mit einer Psychologin. (S. 28)

Mittendrin und voll allein

Jede siebte Person zwischen 65 und 74 Jahren in der Schweiz trinkt zu viel Alkohol. So auch Hans-Peter, Ehemann, Vater, Grossvater. Er verheimlicht seine Sucht, die in der Familie sowieso niemand wahrhaben will. Das Dossier über ein Tabu. (S. 48)

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~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin

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Editorial Inhaltsverzeichnis

Simone Meier Die Schriftstellerin und ­ Journalistin erinnert

sich an ihre Grossmutter: «Sie war mein Pferd».

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Ben Moore Der Astrophysiker über ­ Ozeane, Flüsse und Leben auf dem Mars Freiwilliges Engagement Anna Maria Meiborg besucht Häftlinge in Gefängnissen.

16 Ari meint

Kolumne aus dem Leben eines 18-Jährigen

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Anderswo: Brasilien In Brasilien ist der Wettbewerb in den Schulen streng. Gut, gibt es da die «Vovós», die Omas, bei denen man entspannen kann.

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Leserbriefe

Hintergrund 22

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39

40

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Service

Eine Corona-Geburt Unsere Autorin hat im Juni 2020 ihr erstes Kind geboren. Eine emotionale Achterbahnfahrt, auch für ihre Eltern.

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Teenie-Enkel Die Beziehung zu den Grosseltern kann für Enkel in der Pubertät sehr wichtig sein. Vier Jugendliche erzählen.

Bündner Herrschaft 60 63 Schauenberg 63 Hotel Belvedère, Scuol 64 Kulturtipps 65 Museumstesterin 66 Basteln Socken-Figuren 66

Streamen statt Zappen Filme und Serien: Streaming-­ plattformen im Überblick GrossmütterRevolution «Alt, aber nicht leise.» Zum 10-Jahre-Jubiläum der ­ sozialen Bewegung Hof und Leben Ein Bauernhof, drei ­ Generationen, viele Tiere: ­ Familie Marti zeigt, wie ­ moderne Landwirtschaft ­ funktionieren kann. Opa trinkt Alkoholsucht im Alter: Das Dossier über ein Tabu.

ÄHeLbTen ERdZem L

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SIER DO S

en au s 8 -Jä hrig eines 1

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Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Carole Lüscher Psychologin Dagmar Schifferli

60 Unterwegs

68 Stricken 68 Pullover

70 Experimentieren 70 Magnetismus

73 Rezept 73 Pastete mit Schinkengipfeli-Füllung 74 Lesen, Spielen, Kaufen 74 Kinderbücher, locker illustriert Buchtipps im November 75 76 Adventskalender 77 Einkauftipps mit Stil

82 35 72 78 80 81

Das Schlusswort Von François Höpflinger Wettbewerb Kurs: Erste Hilfe Rätsel Cartoon Impressum / Vorschau


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Sie war mein

Pferd 3

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2 1 Vor ihrer Heirat war Hedi Baumann Näherin in der Fabrik des Textilimperiums der Firma Fehlmann in Schöftland. Hier ist eins der wenigen überlieferten Fotos von ihrem Nebenjob als Mannequin für die Fehlmann-Kataloge zu sehen, vermutlich um 1940. 2 Ein Sommertag in den 70ern bei uns zu Hause, Grosi und mein Bruder (rechts) posieren, ich versuche, möglichst wenig Platz im Bild einzunehmen. 3 Am 1. Mai 1968 heirateten meine Eltern. Im Bild meine beiden Grossmütter Frieda (mütterlicherseits, links) und Hedi oder Hedwig, wie sie sich gerne nannte. 4 Im Sommer 1944 heiratet Hedi Baumann den Fussballer, Maler und Angestellten der Wynental- und Suhrentalbahn Walter Meier. Sie ist 23, er 30 Jahre alt. Als mein Vater im Som­­mer 1945 zur Welt kommt, ist er das erste Nachkriegs-Baby von Schöftland. Sagt jedenfalls die Legende. 5 1972 an der Taufe meines Bru­ders Samuel. Ich bin das Kind, das versucht, aus dem Bild zu laufen, meine Grossmutter besticht durch ihr kühn gemustertes und höchstwahrscheinlich selbst genähtes Kleid. 6 Grosi 1996.

4 5

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~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

Die Schriftstellerin Simone Meier wurde von ihrer Grossmutter getragen – im übertragenen wie auch wörtlichen Sinn.

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SIMONE MEIER (50) ist eine Schweizer Journalistin und Schriftstellerin und sie lebt mit ihrer Partnerin in Zürich. Als Kultur- und Gesellschaftsredaktorin, heute beim Newsportal watson, schreibt sie Fernsehkritiken über den «Bachelor», Analysen zu gesellschaftlich relevanten Themen wie etwa Opferhass im Internet oder Porträts über Persönlichkeiten wie Judi Dench. Mittlerweile hat sie drei Romane veröffentlicht. Ihr erster – «Mein Lieb, mein Lieb, mein Leben» (Hoffmann und Campe Verlag) – ist eine Hommage an ihre Grossmutter (siehe Text). Ihr neuster Roman «Kuss» kam 2019 beim Kein & Aber Verlag heraus. Zusammen mit Nadia Brügger und Güzin Kar hat sie letztes Jahr zudem einen wichtigen Diskurs lanciert, indem sie unter dem Hashtag #dichterdran so über Schriftsteller twitterte, wie normalerweise nur Männer über Autorinnen schreiben. Die Tweets der drei Frauen sind in einem Buch («Hemingways sexy Beine. #dichterdran», Kein & Aber Verlag, Zürich 2019) gesammelt erschienen. keinundaber.ch/de/autoren-regal/simone-meier

Von SIMONE MEIER (Text)

ch suche gerade nach der ersten Erinnerung an meine Grossmutter. Doch da sind unzählige frühe Erinnerungen, aber keine erste. Mit meiner Grossmutter war es wie mit meinen Eltern: Meine Eltern waren immer da, aber meine Grossmutter war auch immer da. Und bei einigen Dingen weiss ich nicht mehr, wer sie mir beigebracht hat. Ich bin mir zum Beispiel ziemlich, aber nicht ganz sicher, dass mir meine Grossmutter, die nach dem frühen Tod ihres Mannes einen starken Halt im Kirchlichen fand, das Vaterunser beigebracht

Als ich 1970 zur Welt kam, war sie 49 Jahre alt und seit einigen Monaten Witwe. Mein Grossvater war an einer Lungenentzündung gestorben, er habe sich, sagte sie, von ihr mit den Worten verabschiedet: «Ich habe geträumt, ich wäre im Himmel, es war sehr schön dort.» Sie sagte auch, dass ich und mein Bruder, der zwei Jahre nach mir kam, ihr das Leben gerettet hätten. Vielleicht liess sie sich deshalb dazu überreden, mein Pferd zu sein. Ich wollte nämlich als Kind jahrelang mit ihr «Schneewittchen» spielen, und dabei war es wichtig, dass sie alle Rollen übernahm, die ich selbst nicht spielen wollte, also alle ausser dem Schneewittchen. Sie war die böse Königin, der Jäger im Wald, der Prinz und vor allem das Pferd des Prinzen, auf dem auch Schneewittchen gerne viel Zeit verbrachte. Nur die Zwerge liessen wir weg, denn die fand ich damals doof. Und so drehten wir denn wieder und wieder unsere Runden durch unser Haus oder die Wohnung meiner Grossmutter, sie auf allen Vieren und ich auf ihrem Rücken sitzend. Sie muss damals ein paar Jahre älter gewesen sein als ich heute, und ich würde mich bedanken, wenn mich jetzt ein Kind darum bäte, sein Pferd zu sein. Später spielten wir tagelang in ihrer Blockwohnung im aargauischen Schöftland an einem kleinem Campingtisch Monopoly und bereicherten uns schamlos. Dazwischen assen wir Spinatwähe und zum Dessert gab es Vanillecreme mit einem Schuss Strohrum. Und ich durfte so lang in Grossmutters Glitzer-Gilet oder mit ihrer schwarz-goldenen Stola rumspazieren, wie ich wollte. Schliesslich hatte meine Grossmutter eine Ahnung von Mode. Als junge Frau hatte sie in einer Fabrik Kleider genäht, und weil sie ausnehmend hübsch war, durfte sie in den Klei-

Foto: Renate Wernli

hat. Auf jeden Fall kam mit ihr Folgendes in mein Leben: Eine einfache Spinatwähe mit Speckwürfeli, knusprige Bricelets aus dem Bretzeleisen, sogenannter Handytoast aus der Toastpresse, Monopoly, Glitzerstoffe und ein Pferd. Gut, das Pferd war weder echt noch ein Schaukelpferd, das Pferd bestand aus meiner Grossmutter selbst.

dern, die sie unter der Woche fabrizierte, am Wochenende für die Kataloge ihres Arbeitgebers modeln. Und an der Basler Mustermesse als Mannequin über den Laufsteg schreiten. Sie hat mir diese Episoden wieder und wieder erzählt und dabei aus einem sehr bescheidenen Frauenleben einen Roman gemacht. Hat leuchtende Akzente gesetzt – auf einen Bühnenkuss beim Theaterspielen oder auf das Schneegestöber, in dem sich ein Liebespaar verabschiedet. Ich habe sie für diese Fähigkeit sehr bewundert. In meiner Agenda aus dem Jahr 2012 steht am Sonntag, dem 29. Januar, genau eine Woche vor ihrem 91. Geburtstag: «16.10 Uhr, Grosi gestorben.» Ich kam kurz danach bei ihr an, mein Vater und seine Geschwister waren schon da, das Licht war sanft und ich wagte fast nicht, sie anzublicken, so bestimmt war ihr Gesicht in seinem letzten Schlaf. So königlich und vornehm. Wie eine, die Zeit ihres Lebens nichts anderes gemacht hat, als selbst auf Pferden zu sitzen. •

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

8 ~ Ausstellung ~

MÄNNLICH, WEIBLICH, MENSCHLICH «GESCHLECHT. Jetzt entdecken», ab 1. November im Stapferhaus Lenzburg, stapferhaus.ch

Greifen Sie beim neuen Pyjama für Ihren Enkel zum blauen Einteiler mit Dino-Print? Für Ihre Enkeltochter zum rosaroten T-Shirt mit einem Herz aus Pailletten vorne drauf? Vielleicht machen Sie das so, vielleicht wehren Sie sich aus Prinzip dagegen. Auf jeden Fall sind wir damit schon mitten im Thema Geschlecht. «GESCHLECHT. Jetzt entdecken», heisst auch die neue Ausstellung im Stapferhaus Lenzburg. Da­rin wird den Fragen nachgegangen, wie Geschlecht eigentlich entsteht. Wie lieben und leben wir zusammen? Was macht uns zur Frau, was zum Mann – und was führt darüber hinaus? Die Ausstellung will den Blick über rosarote und hellblaue Welten hinaus öffnen. Die Besucherinnen und Besucher erfahren, was eine Klaviertastatur mit Gleichstellung zu tun hat und weshalb mächtige Männer früher Stöckelschuhe trugen. Sie entdecken neue Perspektiven – und reden mit, wie wir heute und in Zukunft unser Geschlecht leben wollen. Zeit, Geld, Heimat oder Fake: Das Stapferhaus befasst sich in seinen Ausstellungen vertieft mit den grossen Fragen der Gegenwart: Was prägt unser Leben, was beschäftigt das Land und was bewegt die Welt? Die Ausstellungswelten sind stets überraschend, blicken über gewohnte Denkmuster hinaus und bringen die gewichtigen Themen auf unterhaltsame, sinnlich erfahrbare Art und Weise den Besucherinnen und Besuchern näher. ~CAP

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~ Magazin ~ KINDERFRAGE

GIBT ES

LEBEN AUF DEM

MARS

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?

Wie ich Ihnen in meiner letzten Kolumne bereits erzählt hatte, müssen wir vielleicht gar nicht zu anderen Sternen reisen, um ausserirdisches Leben zu finden – es gibt Welten in unserem eigenen Sonnensystem, auf denen sich das Leben möglicherweise unabhängig von der Erde entwickelt hat. Am interessantesten sind dabei zwei Monde des Saturn, Enceladus und Titan. Weit entfernt von der Sonne, hat die Oberfläche von Enceladus eine Temperatur von minus 200 Grad Celsius und ist vollständig von einer dicken Eisschicht bedeckt. Unter diesem Eis liegt jedoch ein riesiger Ozean aus Wasser, der durch die Hitze im Kern des Mondes warm gehalten wird – genau wie der flüssige, heisse Kern der Erde. Raumsonden haben Bilder davon eingefangen, wie das Wasser durch riesige Risse im Eis auf der Oberfläche von Enceladus in Fontänen herausbricht. Wenn wir eine Kamera in diesen Ozean schicken wollen, müssten wir leider eine 20 Kilometer dicke Eisschicht durchbohren – das ist tiefer als jedes Loch, das je auf der Erde gegraben wurde! Es gibt jedoch Pläne, eine Robotersonde auf der Oberfläche zu landen, um Proben des Eises zu entnehmen, das einst Teil der Ozeane darunter war. Titan ist auch sehr kalt, hat aber eine Atmosphäre aus Methangas, sodass wir seine Oberfläche mit unseren Teleskopen nicht sehen können. Als die NASA 2005 eine Sonde startete, die auf Titan landete, waren Wissenschaftler überrascht, dort Ozeane und Flüsse vorzufinden. Aber nicht aus Wasser – dazu ist es viel zu kalt. Es sind Flüsse aus flüssigem Ethan und Methan – auf Titan regnet es buchstäblich Alkohol! Allfälliges Leben auf Titan hätte sich daher mit einer ganz anderen Biologie als auf unserer Erde entwickelt – mit flüssigem Ethan anstelle von Wasser, Körpern aus Silizium anstelle von Kohlenstoff, und statt Sauerstoff würde es möglicherweise Wasserstoff atmen. Solche Ausserirdischen wären niemals eine Bedrohung für die Erde; Silizium ist so reaktiv, dass sie explodieren würden, wenn man sie mit Wasser bewärfe! Mars ist ein faszinierender Planet, auf dem möglicherweise auch Leben existiert. Vor langer Zeit hatte Mars eine Atmosphäre mit Wolken, Flüssen und Ozeanen aus Wasser. Es war dort wohl ganz ähnlich wie auf der Erde. Im Laufe der Zeit verlor Mars allerdings seine Atmosphäre und das Wasser auf seiner Oberfläche und wurde für allfälliges Leben immer unwirtlicher. In jüngster Zeit haben Wissenschaftler aber unterirdische Seen entdeckt, in denen möglicher­weise noch Leben existiert. Derzeit suchen Robotersonden auf dem Mars nach Lebenszeichen. In den nächsten zehn Jahren wird die Europäische Weltraumorganisation zusammen mit der NASA versuchen, Proben vom Marsboden zu sammeln und sie zur Untersuchung auf Mikroben auf die Erde zurückzubringen. Es wäre aber auch faszinierend, diese unterirdischen Seen zu erkunden und zu sehen, ob in ihnen Marsfische schwimmen!

BEN MOORE ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Filmtipp ~

ERFUNDENE ERINNERUNGEN Vor 20 Jahren: Im Film ­werden Archivbilder von Bruno Dössekker als Binjamin ­Wilkomirski gezeigt.

«Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939–1948». Darin beschrieb er Erlebnisse aus seinem Leben während des Nationalsozialismus in Lettland und anderen Ländern. Als Kind war er demnach in verschiedenen KZ, bis er schliesslich befreit und über einen Heimaufenthalt in Krakau in die Schweiz kam. Für sein Buch wurde er gefeiert, als Experte für Archive interviewt und zu Podien eingeladen. 1999 enthüllte ein Journalist, dass es sich beim Autor um Bruno Dössekker handelt und die Erinnerungen nicht der Wahrheit entsprachen.

Foto: Filmcoopi

1995 veröffentlichte ein Mann unter dem Namen Binjamin Wilkomirski die Autobiografie

20 Jahre nach der Enthüllung greift der Dokumentarfilm «W. – Was von der Lüge bleibt» den Fall erneut auf. Mit Interviews und Archivmaterial wird den Beweggründen jenes Mannes nachgegangen, der sein persönliches Trauma als Waisenkind in der Schweiz zum kollektiven jüdischen Trauma gemacht hat. Regisseur Rolando Colla ist es gelungen, das Vertrauen von Bruno Dössekker zu gewinnen, der in «W. – Was von der Lüge bleibt» selber einräumt, das Buch «Bruchstücke» sei keine Auto­biografie. ~CAP Regie: Rolando Colla, CH 2020, im Kino

~ Kindermund ~

Vegetarisch Unser jüngster Enkel, 8 Jahre alt, hat kürzlich beschlossen, wie seine beiden grösseren Schwestern von nun an vegetarisch zu essen. Auf meine Frage, wieso er zu dieser Entscheidung gekommen sei, wandte er sich etwas ratlos an seine Schwester: «Du, weshalb will ich eigentlich kein Fleisch mehr essen?» Von Dagmar Schifferli aus Zürich

Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Brief an das Nachbarskind ~

LIEBE EMILIA Im Oktober 2019 erfahre ich, dass es dich gibt. Hörst du die umtriebigen Achteltriolen der Italienischen Sinfonie, wie sie im mächtigen Dom von Cefalù erklingen? Wie geht es dir, wenn deine Mutter im Al Gabbiano einen Affogato al Caffè ihre Kehle runterrinnen lässt? Schlägt sich die süsse Kälte des Eises zu dir durch? Spürst du die Gene deiner Vorfahren aus dem Land, wo die Zitronen blühen? Emilia. Geboren am 26. April 2020. Dein Name gleitet ohne Anstrengung über meine Lippen. Seine Etymologie könnte dich zum Angepasstsein zwingen. Vergiss es. Werde Astronautin. Werde Bäcker. Werde Polygrafin. Werde Kontrabassistin. Werde Landschaftsgärtnerin. Werde Brio-Eisenbahn-Designerin und fahre mit Thomas the Tank Engine in einer Endlosschlaufe durch Sodor. Er ist die Nummer eins. Du bist die Nummer eins. Ordne das Chaos, störe die Symmetrie. Sei rot oder weiss, venezianischrosa oder manganblau. Durchdringe die Hügel und leere den Ozean. Liebe deine Familie. Liebe das Leben. Umkreise den Kilimanjaro mit dem Hängegleiter. Nimm dem Gegenwind den Wind aus den Segeln. Wage die Schussfahrt ins Tal. Und bremse einfach nicht. Schlage dem Glück ein Schnippchen. Verdiene es dir. Nimm dir Freiheiten. Sei Frau. Sei Mann, wenn du das willst. So stelle ich dich mir vor, wenn du zwanzig Jahre jung bist: eine bildhübsche Frau mit langen gewellten schwarzen Haaren in einem beigefarbenen, mit Glitzerperlen versetzten Cocktailkleid, dein Maturdiplom in Empfang nehmend, deine Mutter und Grosseltern im Publikum, dein Vater nahe an der Bühne, den Moment mit einer Kamera festhaltend. Oder du bist ein rebellischer kurzhaariger blonder Punk mit farbigen Tattoos, welche beide Arme verzieren (deine Mutter findet das schrecklich), und du tingelst als vielversprechendes Talent mit deinem Saxofon durch die trendigen Jazz-Clubs von Zürich. Oder du arbeitest als Tauchlehrerin auf Mauritius. Oder du hast soeben den Numerus-Clausus-Test für das Medizinstudium bestanden und willst Neurologin werden. Oder du bist ganz anders. Sie werden immer davon erzählen: von dem täglichen Geigenkonzert deiner Mutter auf dem Balkon eurer Wohnung am Süsslerenweg 27 im Lockdown. Die Balkone applaudieren. Sie applaudieren dir. Der Musikerin und dem ungeborenen Kind. Du musst musikalisch sein. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Das Jahr deiner Geburt ist ein Jahrhundertereignis. Social distancing. Flatten the curve. I can’t breathe. Black lives matter. Zeig es uns. Zeig mir das nächste Jahrhundert. Du bist ein Jahrhundertkind. Ich würde dich gerne kennenlernen. Marc Buchmann aus Wettingen. Er ist auch Grossvater. Schreiben auch Sie einen Brief an Ihr Enkelkind. redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Kinderkunst ~

ENKELS PERSPEKTIVE ~ Zitat ~

Das hast du aber schön gemalt! Was ist das? Eine Sonne? Ah, das bin ich, klar, jetzt seh ichs ... So oder so ähnlich laufen Gespräche über Zeichnungen bei uns zu Hause oft ab. Auch wenn wir bei den Kunst­werken der Kleinen nicht immer gleich erkennen, dass sie uns gezeichnet haben, berühren sie uns trotzdem aufrichtig. Die Menschen und wie wir sie sehen sind schliesslich vielseitig. Haben Ihre Enkelkinder Sie auch schon gezeichnet? Dann schicken Sie uns die Malkünste Ihrer Enkel­kinder zu. Ob abstrakte Kunst oder realistische Malerei – wir freuen uns darauf, verschiedene Grosseltern aus der Sicht der Enkel zu zeigen. ~CAP

«  WENN ICH SCHLAFEN WILL, VERSU­ CHE ICH AN MEINE ENKEL­ KINDER ZU DENKEN » ... sagt die amerikanische Politikerin und ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton (72) in einem Interview, das im März in der NZZ am Sonntag erschienen ist. Der Gedanke an ihre zwei Enkelkinder schenke ihr nämlich Frieden. ~CAP

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~ Bildarchiv ~

VOGELSCHAU

Auf dieser Hochebene bläst fast das ganze Jahr ein fieser Wind. Gleich drei Schweizer Passstras­ sen kreuzen sich in der Dorf­mitte. Aufgenommen wurde das Foto im Juli 1983, als der Dorfteil, auf dem heute ein Luxusresort steht, noch ein Waffenplatzgelände war. ~KD Die Lösung finden Sie auf Seite 78.

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14 ~ Engagiert ~

« ICH WEIGERE MICH EINZIG, SEXUAL­- FRE STRAFTÄTER ZU ENGAIWGEILMLIGES ENT BESUCHEN » M ei n

WER Anna Maria Meiborg, 57 Jahre, 2 Enkelkinder, aus Dietlikon (ZH) WOFÜR Team 72 – Verein für die Unterstützung von Menschen zwischen Strafvollzug und gesellschaftlicher ­Wiedereingliederung. FUNKTION Freiwillige Mitarbeiterin

WENN SIE DAS EIS BRECHEN WILL, ER­ ZÄHLT SIE, DASS SIE ENKEL HAT UND DASS SIE DIE EBENFALLS SELTEN SIEHT: ANNA MARIA MEIBORG BESUCHT HÄFT­ LINGE IN DER SCHWEIZ. MANCHMAL ERFÄHRT SIE DABEI AUCH DETAILS, DIE STRAFRECHTLICH RELEVANT WÄREN.

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eam 72 bietet Strafgefangenen Unterstützung bei ihrer Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Gegründet wurde der Verein 1972 von ehemaligen Strafgefangenen mit dem Ziel, anderen Entlassenen den Übergang vom Vollzug in die Freiheit zu erleichtern. Wir sind nur im Kanton Zürich tätig, aber mittlerweile gibt es gleiche und ähnliche Angebote auch in anderen Kantonen. Team 72 unterhält ein Wohnhaus, in dem entlassene Gefangene vorübergehend unterkommen, und bietet verschiedene Beratungsmöglichkeiten, die der Resozialiserung dienen. Ich bin eine sogenannte «Besuchs FM» – eine Freiwillige Mitarbeiterin, die Gefängnisbesuche macht. 80 Prozent der Häftlinge in der Schweiz sind ausländische Staatsangehörige, viele von ihnen Drogenkuriere, denen man in ihrem Ursprungsland das schnelle Geld versprochen hat. Die wenigsten von ihnen haben Familie hier. Sie können bei den gefängnisinternen Sozialarbeitern Besuche beantragen. Mein Mann und ich waren beruflich viel in der Welt unterwegs. Vor fünf Jahren folgte ich ihm für einen neuen Job in die Schweiz. Ich bin ausgebildete Pharmakologin, arbeitete in den letzten Jahrzehnten als Managerin im IT-Bereich. Als wir hier ankamen, dachte ich, es ist an der Zeit, mit meiner Arbeit einen Mehrwert für die Gesellschaft zu leisten. Je älter man wird, umso wichtiger wird einem, was man hinterlässt. Und mit der Arbeit bei einem multinationalen Unternehmen ist das meist nicht so viel. Ich wendete mich an das Niederländische Auswärtige Amt und bot meine Hilfe an. So gelangte ich zur Aufgabe, holländische Insassen in Schweizer Gefängnissen

zu besuchen. Davon gibt es aber nicht allzu viele. Also wechselte ich zu Team 72. Ich erhielt eine kurze Ausbildung, was die Regeln und den Ablauf des Strafvollzugs in der Schweiz betrifft, sowie Unterricht in Gesprächsführung. Gerade mit Männern aus Kulturen, in denen Frauen eine andere Stellung haben als bei uns, kann es anfänglich auch mal schwierig werden. Ich erzähle dann oft, dass ich Mutter und Grossmutter bin, dass ich, wie sie, weit entfernt von meinen Kindern lebe. Das bricht das Eis und schlussendlich werde ich immer akzeptiert. Ich weigere mich einzig, Sexualstraftäter zu besuchen. Normalerweise betreue ich drei Klienten gleichzeitig, oft über mehrere Jahre. Ich besuche die Männer alle 14 Tage. Ja, manchmal werden mir schon auch belastende Dinge erzählt. Aus diesem Grund erhalten wir eine monatliche Supervision. Mein zweiter Mann und ich, wir haben zusammen sechs Kinder. Drei von ihnen leben in Holland, drei in Deutschland. Meine beiden Enkelkinder leben in Holland. Sie denken, ihre Oma lebt im Computer oder im Telefon, weil wir uns so viel über Skype unterhalten. Mit den Gefängnisinsassen bleibe ich nicht in Kontakt. Ich habe meine eigene Welt, meine eigene Familie. ~KD

Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Buch ~

STEINZEIT 672430 – Chindlistein – 254680 (ZH): Unter diesen Koordinaten trifft man auf diesen massiven Findling (Volumen: rund 200 Kubikmeter). Der Brocken ist ein Relikt des Linthgletschers und einer von 101 Schweizer Gesteinsbrocken, die der Wanderprofi, Autor und Journalist Thomas Widmer im Buch «Hundertundein Stein. Die

Foto: Georg Aerni

grossen Brocken der Schweiz» vorstellt. Ein spannendes Buch und eine tolle Inspiration für den nächsten Ausflug mit den Enkelkindern. In loser Folge bringen wir hier einzelne Steine: Keltische Kultsteine, sagenumwobene Findlinge der Eiszeit, Römersäulen oder Steinzeit-Megalithen. ~CAP

«Hundertundein Stein. Die grossen Brocken der Schweiz» von Thomas Widmer, gebunden, 296 Seiten, Echtzeit Verlag, 27 Franken.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Ari meint ~

ÄHeLbTen ERdZem L

en au s 8 -Jä hrig eines 1

VERANT­ WORTUNG VOR BEQUEM­ LICHKEIT Auch unsere nachkommende Generation hat längst begriffen, dass der kürzeste und einfachste Weg nicht immer automatisch auch der bessere ist.

Wir kennen es alle: Wir wollen immer den besten Weg finden, wollen möglichst schnell irgendwo hin, gutes Essen für wenig Geld, wenig tun und damit möglichst viel erreichen. Das macht ja auch Sinn: Wir müssen uns nicht anstrengen, verlieren keine Nerven und kriegen trotzdem, was wir wollen. Wie bequem! Aber leider ist das Leben nicht so einfach. Manchmal kann der einfachste Weg nämlich auch zum schwersten werden. Ich will mich heute damit auseinandersetzen, wann Bequemlichkeit nützlich sein kann und ab wann sie schädlich wird. Und was hat das alles mit Verantwortung zu tun? Ach, wie süss muss das Leben sein ohne Pflichten. Man kann den ganzen Tag tun, worauf man Lust hat, muss sich um nichts und niemanden kümmern. Meist befindet man sich dann in seiner Komfortzone. Das ist der Ort, wo man sich sicher fühlt, wo einem das Leben vertraut ist. Das ist etwas Schönes. Unser Dasein auf der Erde ist meist stressig genug, es ist gut, sich mal hinzulegen und zu entspannen. Allgemein heisst es doch, man solle sich vom ganzen Wirbel der Welt nicht so beeinflussen lassen und die Ruhe bewahren. Doch was ist, wenn man immer in dieser Zone bleibt, immer das tut, was für einen am einfachsten ist? Natürlich ist es weniger anstrengend, einen Film zu schauen, statt ein Buch zu lesen. Man muss weniger nachdenken. Natürlich ist es einfacher, weiterzugehen, wenn man sieht, wie jemand auf offener Strasse schikaniert wird. Man wird nicht auch zum Zielobjekt. Wenn der eigene Freund von allen gemobbt wird, ist es einfacher, mit der Masse mitzugehen, den Freund zu verraten. Wenn man etwas falsch gemacht hat, ist es einfacher, andere anzuschwärzen, statt sich zu entschuldigen. Die eigentlich richtigen Entscheidungen, die uns zu einem gutmenschlichen, ehrlichen und auch stärkeren Dasein verhelfen, sind oft die schwersten. Man muss sich aufraffen, Verantwortung übernehmen. Auch wenn es manchmal wehtut. So schafft man sich vielleicht Probleme, die man, wenn man einfach weitergeht, nicht hätte. Doch was die meisten Leute sich nicht überlegen, ist: Wenn ich konfrontiert werde, wenn ich vor schweren Entschlüssen stehe, macht mich das stärker. Das sind Erfahrungen, die man sammelt. Und beim nächsten Mal weiss man, was man tun soll. Es ist einfacher, keinen Sport zu machen. Doch wie baue ich dann Muskeln auf? Man kann nicht ewig ausweichen. Irgendwann findet einen das Leben. Immer. Und was macht man dann? Dann muss man auf seine Erfahrung vertrauen. Ich habe das, worüber ich hier schreibe, zum Beispiel festgestellt, als mich Freunde um Hilfe fragten. Ich habe gemerkt, dass es mir selbst guttut, ihnen Ratschläge zu geben, und ich damit übe, über Probleme nachzudenken. Ich glaube, sobald man denkt, dass das Leben extrem einfach ist, hat man irgendetwas falsch gemacht. Das Leben ist nicht einfach. Es ist stets eine komplizierte Angelegenheit. Das muss man, denke ich, akzeptieren. Und wenn man das schafft, ist schon viel getan. •

# 11 ~ 2020


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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Aktuell ~

APP-HILFE Wirkt die Tochter oder die Schwiegertochter nach der Geburt des Enkels unglücklich? Äussert vielleicht sogar ein grundsätzliches Unbehagen? Damit wäre sie nicht allein. Rund 15 Prozent der Mütter geraten nach der Geburt ihrer Kinder in eine seelische Krise: Nichts fühlt sich an wie erwartet. Dafür gibt es einen Namen: Postpartale Depression. Der Verein Postpartale Depression Schweiz beobachtet schon länger die stets steigende Nachfrage nach Online-Informationen zum Thema und hat deshalb eine App lanciert, die auch Grosseltern ihren Töchtern empfehlen können. Die kostenlose «PPD KrisenApp» wurde von ehemals betroffenen Frauen für akut Betroffene entwickelt und bietet unter anderem folgende Funktionen: einen Seltbsttest, Tagebuchfunktionen und wichtige Adressen und Telefonnummern. ~CAP app.postpartale-depression.ch

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

Wuff­ wuffMami Wir haben zwei grosse Hunde. Als Gianna zu sprechen begann, sagte sie «Wuffwuff», sobald sie die Hunde sah. So wurden wir kurzerhand zu Wuffwuff-Mami und Wuffwuff-Papi. Das freut uns ganz besonders. Von Rita Horisberger per Mail

Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN

Von RUDOLF HUG ( Text und Bild)

EIN KLEINER SCHWATZ AUF DEM HEIMWEG

P

inguine gibt es nicht nur in der Antarktis – nein, auch in Südafrika lebt eine Art. Ich bin in Simons Town, etwa fünfzig Kilometer südlich von Kapstadt, um sie zu foto-

grafieren. Am Boulders Beach hat sich um 1983 eine kleine Kolonie von Brillenpinguinen gebildet. Pinguine sind sehr fruchtbar und so drängen sich heute über zweitausend Brillenpinguine am kleinen Strand. Sie werden im englischen Sprachraum auch Jack­ ass-Pinguine genannt, weil sie sehr laut sein können und «I-ahSchreie» wie Esel von sich geben. Jeden Morgen schwimmen sie in die False Bay, die reich an Fischen ist. Dort jagen die wendigen

«Ein kleiner Schwatz auf dem Heimweg» stammt aus dem Buch «Tiergeschichten aus aller Welt» von Rudolf Hug. Soeben hat der Fotograf ein neues Buch veröffentlicht. In «Kraftwerk Eglisau – Ein ­Industriedenkmal am Rhein» erzählt er die Geschichte des «schönsten Kraftwerks der Schweiz», illustriert mit historischen Schwarzweissbildern und mit grossformatigen Farbbildern. Bücher und Infos: rudolf-hug.ch

Schwimmer, die ihre Flügel wie eine Art Propeller brauchen, und füllen ihre Mägen. Am späten Nachmittag kehren sie dann an den Strand zurück, um die Beute wieder aus dem Magen hochzuwürgen und sie mit ihrem Partner und dem Nachwuchs zu teilen. Etwas unbeholfen watscheln sie über den Strand und fast sieht es so aus, wie wenn die beiden rechts aussen einen kleinen

Schwatz hielten.

~ Aktuell ~

LUFT­ SCHLOSS

Ronny Dähler aus Werthenstein (LU) hat für seinen Enkel (10) im Wald ein Baumhaus gebaut. Dafür hätte er aber eine Bewilligung gebraucht. Wie «Pilatus today» berichtete, hat sich ein Nachbar beschwert und Dähler hätte den kleinen Bau wieder abreissen müssen. Da seinem Enkel der Rückzugsort auf dem Baum sehr wichtig ist, liess Dähler das Holzhäuschen per Heliktopter in seinen Vorgarten transportieren. Für 800 Franken. ~CAP

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~ Magazin ~ ANDERSWO

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BRASILIA

NATAL

Oma ist eine Mama mit Zuckerguss Von KARL HORAT ( Text)

In Brasilien ist das Schulsystem schon bei den Jüngsten geprägt von Wettbewerb und Ranglisten. Gut, gibt es da die «Vovós», die Omas, bei denen man entspannen kann.

# 11 ~ 2020

A

na Karolyna de Lima Melo ist mit ihren vier Jahren bereits Vorstufenschülerin bei den Salesianer Schwestern der María Auxiliadora-­ Schule in der Stadt Natal. Hier im Nord­ osten Brasiliens werden – wie im ganzen Land – die Kinder der Mittelschicht früh eingeschult. Von da bis hinauf in die Hochschulen wird mit Wettbewerben und Ranglisten selektioniert – und so ist


21 es später auch beim Eintritt ins Berufs­ leben. Es gilt, auf dem Weg in die Zukunft stets die – oder der – Beste zu sein. Ana Karolyna wohnt mit ihrer Mama Roxane und Papa Neto sowie Halbschwester Bioca in einem Haus des Stadtviertels Santos Reis, nur ein paar hundert Meter entfernt vom Haus ihrer «Vovó» Tania. «Grossmama – das ist die Mama mit Zuckerguss», wird in Brasilien gewitzelt. Ana Karolyna hat die Schwäche ihrer Oma Tania für ihre Lieblingsenkelin längst gecheckt. Ihre Forderung bei jedem ihrer Besuche ist ultimativ: «Vovó! – vamos brincar – gehen wir spielen!» Gefragt sind wilde Schaukelpartien in der Hängematte à la «Cavalo doido – verrücktes Pferd». Oder die Matte wird zum fliegenden Teppich für einen gemeinsamen Flug in ferne Länder. Dazu gehören Schilderungen der Abenteuer aus Tausendundeiner Nacht. Danach wird meist noch «Kleine Schule» gespielt, mit Lehrerin Vovó an der Wandtafel und Ana Karolyna und ihren Puppen als Schülerinnen in den Bänken. Regelmässig wird auch der «Aluno Avô» – der Schüler Grossvater – aufgeboten. Der muss dann aber stets gerügt werden, weil er zu spät kommt und die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Zur Zeit der «Merenda» – des Schulimbisses – warten süsse, farbige Gelees aus Omas Kühlschrank. Wegen der Corona-Pandemie blieben die Schulen für drei Monate geschlossen. Für Ana Karolyna bedeutete das, täglich eineinhalb Stunden Heimunterricht vor dem Notebook in ihrem Kinderzimmer. Tante Gi auf dem Bildschirm tat ihr Bestes, den Kids ihren Stoff virtuell zu vermitteln. Wegen der Schutzmassnahmen gab es auch keine Junifeste und der Höhepunkt «São João» fand nicht statt. Dieses Jahr entfiel das gemütliche Zusammensitzen nachts draussen auf der Strasse vor einem Holzfeuer, das Singen der Lieder. Maisbrot und Tapioca-Kuchen mussten heuer in der Wohnung verspeist werden. Einzig die Guaraná, ein prickelndes Süssgetränk aus einer Urwaldfrucht, konnte ein wenig von der Ambiance des Kinderfestes retten.

Ist Ana Karolyna bei Vovó Tania, gibt es meist lautstarke Proteste, wenn ihre Mama Roxane sie abholen will. Im Gegensatz zu Eltern auf der nördlichen Halbkugel lassen hier Vater und Mutter die Kinder nirgendwohin alleine gehen – bis zum Erreichen des Teenageralters. Stras­sen und Gassen der Städte sind in Brasilien ein gefährliches Pflaster. Kinder werden nicht mal zum Brötchenholen beim Bäcker um die Ecke geschickt. Die Gefahr, dass sie Opfer eines Verbrechens, einer Entführung würden, droht überall. • In der Hängematte träumen sich Vovó und Ana an schöne Orte, wie etwa den nahen Strand Cotovelo (unten). Zu São João tragen die Kinder ländlich-bunte Trachten. Dieses Jahr fand es coronabedingt nur in den Wohnungen statt.

BRASILIEN Einwohner 211 834 000 Hauptstadt Brasilia Fläche 8 515 770km² Währung Real Staatsform Bundesrepublik Religion rund 60 Prozent der Bevölkerung sind ­r ömisch-katholisch, 20 Prozent protestantisch Volkswirtschaft Brasilien ist die neuntgrösste Volkswirtschaft der Welt und die grösste in Lateinamerika. Das Land profitiert von ­b edeutenden natürlichen Rohstoffen und einer immensen Agrarwirtschaft. Exportprodukte Brasilien ist der grösste Exporteur von Zucker, Kaffee, Rind- und Hühnerfleisch, Sojabohnen, Orangensaft und Tabak. Essen Als das brasilianische Nationalgericht gilt die «Feijoada», ein Bohnen­ eintopf mit Fleisch, zu dem Reis, Farofa aus Maniok und Orangescheibchen sowie Orangensaft gereicht werden. Tourismus Sein grosses Potenzial für den Tourismus hat das Land bisher vernachlässigt. Pläne, bis Ende 2022 die Anzahl Touristen massiv zu erhöhen, verlaufen derzeit wegen der Pandemie im Sand. Blonde Brasilianer 40 Prozent der Bevölkerung im Süden Brasiliens sind deutscher Herkunft. Die Ortschaft Blumenau hält ausserhalb Deutschlands das zweitgrösste Oktoberfest ab und ist nach dem Karneval von Rio das zweitgrösste Volksfest in Brasilien. Fussball «Futebol» ist die beliebteste Sportart des Landes. Jede grössere Stadt hat ihr eigenes ­S tadion. Die Nationalmannschaft hat an jeder WM seit Beginn des Wettbewerbs teilgenommen. ~KD

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~ Hintergrund ~ GEBURT

Die Strapazen sind vergessen: FamilienglĂźck mit Maja Zivadinovic (41), Baby Juri und den Grosseltern Mira Zivadinovic (65) und Zoran Zivadinovic (67)

# 11 ~ 2020


~ Hintergrund ~ GEBURT

Eine ­CoronaGeburt Von MAJA ZIVADINOVIC ( Text)

Unsere Autorin hat im Juni 2020 – während Corona – ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Das war nicht einfach, auch für ihre Eltern. Ein Erfahrungsbericht und ein Interview mit Hebamme Carole ­Lüscher zum Thema.

E

s ist kurz vor 10 Uhr an diesem 6. Juni 2020, als mein Freund mein Köfferli und mich vor dem Unispital Zürich ablädt. Wir sind hier, weil die Geburt unseres Sohnes aufgrund meiner Schwangerschaftsdiabetes eingeleitet werden muss. Das Prozedere, so sagt mir die Ärztin im Vorfeld, könne sich über mehrere Tage hinziehen. Jede reagiere anders auf die wehenauslösenden Medikamente. Als nicht sehr geduldiger, dafür ziemlich ängstlicher Mensch würde es mir enorm helfen, wenn mein Freund während der Geburtseinleitung an meiner Seite wäre. Lange waren wir optimistisch, dass das klappen würde. Die erste Corona-Welle ist abgeklungen, die Infektionszahlen sind zeitweise nur einstellig, der Lockdown ist behoben. Das Unispital bleibt dennoch streng. Als absolute Vorsichtsmassnahme dürfen Väter erst in den Kreissaal, wenn die Geburt weit fortgeschritten ist. Und ist das Kind mal da, werden sie nach zwei Stunden höflich hinauseskortiert. Im Wochenbett, wo unser Sohn Juri und ich später fünf Nächte verbringen, darf uns mein Freund als Einziger einmal besuchen. Und das auch nur für eine Stunde. Ich schaffe es an diesem sonnigen 6. Juni jedenfalls gerade mal bis zum Empfang der Geburtenabteilung. Dann breche ich in Tränen aus. So einsam habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. «Jede weint», tröstet mich die diensthabende Hebamme. Die Hebamme, eine Frau um die 50, begleitet mich in ein schönes Zimmer. Die Wände sind bunt, das Bett riesig, es riecht nicht ganz so steril. Dennoch fällt es mir schwer, alleine auf Wehen zu warten. Zum Glück ist wenig los, die Hebamme nimmt sich meiner Sorgen und Ängste an. Sie hilft mir sehr dabei, mich beim Alleinsein nicht so alleine zu fühlen. ~ # 11 ~ 2020

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~ Hintergrund ~ GEBURT

Wie sehr meine Mutter mitgelitten hat, habe ich nicht bemerkt. Sie hat es mir nicht ­gezeigt. In ­Krisensituationen ist meine Mutter ganz Mutter.

Fotos: privat

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«Ich wusste aber, dass du das kannst. Dass du das schaffst, dass du funktionierst und für dich einstehst», sagt Zoran Zivadinovic, der ruhige Part der Familie.

# 11 ~ 2020


~ Hintergrund ~ GEBURT Nachdem mir die ersten zwei Tabletten verabreicht sind, passiert genau nichts. Da sei nicht schlimm, manchmal daure es halt eine Weile, bis es losgehe mit den Wehen. Mit meinem Freund bin ich ständig in Kontakt. Dieser informiert unsere Familien mittels Whatsapp-Gruppenchat über den Stand der Dinge. Erst gegen Abend schlagen die Tabletten langsam an. Noch sind die Schmerzen gut aushaltbar. Schnell werden sie aber stärker. Ich wünsche mir, dass mein Freund dazukommen darf. Unmöglich, sagt die Hebamme. Von Geburtswehen sei ich noch weit entfernt. Bei mir kullern erneut die Tränen. Dann kommts noch fieser: Weil gerade viele Spontangebärende die Kreissäle besetzen, wird das Prozedere unterbrochen. Die Hebammen verlegen mich auf die normale Station. Ich soll schlafen, wir machen morgen weiter. Die Situation ist so zermürbend, dass ich jetzt nebst meines Freundes auch mein Mami brauche. Am Telefon redet sie mir gut zu. Ich würde das alles schaffen. Ich sei mutig, stark, tapfer. Und sie und mein

dazukommen. Wir sind sicher, dass wir unseren Buben schon bald in die Arme schliessen können. Dann hören die Wehen aber einfach wieder auf. «Das kanns geben», sagt die Hebamme. Mein Frust ist gross. Wahrscheinlich wird jetzt mein Freund nach Hause geschickt. Ich bin jetzt an einem Punkt, an dem ich nicht mehr mag. «Weisst du, sagt meine Mutter im Nachhinein, «das empfand ich als den schlimmsten Zeitpunkt. Du mühst dich ewig ab und wirst dann auf Feld null zurückgeworfen.» Sie habe sich Sorgen gemacht, konnte nicht schlafen, nicht essen, nicht mal zur Beruhigung ein Bier trinken. Der Einzige, der ihr helfen konnte, war mein Papa, der ruhige Part unserer Familie. «Ich habe mir nie Sorgen gemacht», sagt er. Es habe ihm natürlich leid getan, dass ich alleine war. «Ich wusste aber, dass du das kannst. Dass du das schaffst, dass du funktionierst und für dich einstehst.» Nach über 48 Stunden im Spital und einem Muttermund, der gerade mal einen Zentimeter offen ist, entscheiden sich mein

Vater wahnsinnig stolz. Im Nachhinein gesteht meine Mutter, dass ihr das Telefonat das Herz gebrochen habe. «Noch nie waren Freud und Leid so nah beieinander», sagt sie auch drei Monate nach Juris Geburt. «Ich konnte es kaum erwarten, den Enkel endlich kennenzulernen. Es hat mich aber so beelendet, dass du alleine im Spital warst. Du, das jüngste meiner Kinder. Trotz deiner 40 Jahre bist und wirst du für immer gefühlt mein Baby sein.» Wie sehr meine Mutter mitgelitten hat, habe ich nicht bemerkt. Sie hat es mir nicht gezeigt. In Krisensituationen ist meine Mutter ganz Mutter. Sie konzentriert sich gänzlich auf das Problem, macht Mut und stellt ihre Gefühle hintenan. Erst nachdem wir auflegen, finde ich in den Schlaf. Am nächsten Morgen geht das Prozedere weiter. Wieder Medikamente, wieder Warten, wieder nur Videotelefonie mit meinem Freund. Den ganzen Tag lang passiert wenig bis nichts. Ich könnte spazieren. Oder mir zumindest einen Kaffee in der Cafeteria holen. Aufgrund Corona und der Hygienemassnahmen darf ich die Station aber nicht verlassen. Es ist kurz nach 19 Uhr, als die Fruchtblase endlich platzt! Dann gehts auch los mit den richtigen Wehen. Nun darf mein Freund

Freund und ich tatsächlich für einen Kaiserschnitt. «Ab diesem Moment siegte die Freude über meine Sorgen», sagt meine Mutter. «Da war ein Ende in Sicht und dein Freund an deiner Seite. Ich wusste, dass du in den besten Händen bist.» Unser Sohn erblickt am Montag, dem 8.6., um 16.53 Uhr das Licht der Welt. Er ist 3380 Gramm schwer und 50 Zenti­meter gross. Der Eingriff geht ganz schnell. Wir müssen Masken tragen, als wir ihn das erste Mal ganz nah halten dürfen. Die Grosseltern, Tanten und Cousins und Cousinen sehen unser Baby die erste Zeit nur auf dem Handybildschirm. «Das war sehr hart», sagen meine Eltern unisono. Juri ist dann auch ­bereits zwei Wochen alt, als er seine Grosseltern zum ersten Mal real trifft. «Das Gefühl, den Jungen endlich im Arm zu halten, ist unbezahlbar, schon fast magisch», sind sich Oma und Opa einig. Heute sind die Strapazen der Corona-Geburt vergessen. Was geblieben ist, ist ein handgeschriebener Brief meiner Eltern, den sie mir ins Spital geschickt haben und in dem steht, wie stolz sie auf Juri und mich sind. Das Schreiben werde ich aufheben. Und zwar in der Schublade, in der ich wichtige Dinge aufbewahre, die ich irgendwann Juri schenken werde. •

« Das Gefühl, den Jungen endlich im Arm zu halten, ist unbezahlbar, schon fast magisch.» Grosseltern Zivadinovic

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~ Hintergrund ~ GEBURT

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« Die Verunsicherung bei allen Beteiligten war gross » Von KARIN DEHMER (Interview)

NACHGEFRAGT BEI HEBAMME CAROLE LÜSCHER, 9PUNKT9.CH

Frau Lüscher, gebären während Corona – das ist mit Einschränkungen verbunden. Zum Beispiel jener, dass in Spitälern der Partner, wenn überhaupt, nur am Schluss dabei sein darf. Hat das Einfluss auf den

Reichte das aus, um Wöchnerinnen umfassend genug zu versorgen? Nein. Wir haben schnell gemerkt, dass zwar vieles möglich ist, aber eben nicht alles. Im frühen Wochenbett muss eine Hebamme einfach präsent sein. Nach

den Konflikt auszusprechen, dass man einerseits sehr gerne möchte, jedoch Angst um seine Gesundheit hat. Manchmal haben auch die jungen Eltern mehr Angst um die Grosseltern als diese selbst. Es könnten Abmachungen ge-

Geburtsverlauf? Carole Lüscher Die Verunsicherung bei allen Beteiligten war gross, bei Eltern wie auch bei Fachpersonen. Bei uns im Kanton Bern gab es glücklicherweise in keiner Geburtsklinik Einschränkungen für den Partner. Die Geburt ist ein zu bedeutsames Ereignis, als dass sich eine solch einschneidende Massnahme rechtfertigen liesse.

dem 27. April konnten wir wieder auf einen eingeschränkten Praxisbetrieb umstellen, was eine Erleichterung war.

troffen werden wie zum Beispiel, dass man sich im Freien trifft oder Masken trägt, Medien wie Whatsapp-Call oder Skype nutzt.

Gab es im Kanton Bern auch im Wochenbett keine Einschränkungen? Doch, im Wochenbett sah es anders aus. Da galten an allen Orten grosse Einschränkungen. Die Väter konnten zwar stundenweise zu ihren Partnerinnen und dem Neugeborenen, die Geschwister, Grosseltern oder Freunde jedoch nicht. Dies führte dazu, dass die Frauen früher nach Hause kamen. Wie erleben Sie die aktuelle Situation als Hebamme? Es hat sich etwas beruhigt, da wir uns nun an die neuen Bedingungen gewöhnen konnten. Unser Schutzkonzept, welches nicht nur den Schutz der Familien, sondern auch den der Hebammen vorsieht, hat sich sehr bewährt. Während des Lockdowns haben wir versucht, so vieles wie möglich auf Telefon und Skype umzustellen. Wir hatten nur kurze Kontakte für Untersuchungen oder medizinische Massnahmen.

Gerade während des Lockdowns konnten Grosseltern das Baby erst nach mehreren Wochen zum ersten Mal halten. Mittlerweile merke ich, dass die Familien sich trauen, eigene Entscheidungen zu treffen. Während des Lockdowns ging es darum, vulnerable Gruppen zu schützen und vor allem das Gesundheitswesen nicht zu überlasten. Das sind zwei ganz unterschiedliche Ziele. Grosseltern wurden ja nicht gefragt, ob sie überhaupt geschützt werden wollen. Die Situation hat sich dahingehend verändert, dass wir wieder selbstbestimmt sind und Grosseltern gemeinsam mit ihren Kindern einen Weg finden können, wie sie mit möglichen Risiken und deren Folgen umgehen wollen.

Besteht für Neugeborene eigentlich auch eine Gefahr bei Ansteckungen? Man weiss heute, dass Ungeborene und Neugeborene zwar mit dem Coronavirus angesteckt werden können, jedoch sehr wenige bis keine Komplikationen haben. Daher ist dieses Risiko sehr klein. Allerdings gibt es andere Viren, wie beispielsweise das RS-Virus, das für Erwachsene ein harmloses Schnupfenvirus ist, für Kinder im ersten Lebensjahr jedoch sehr happig sein kann. Deswegen sollten junge Eltern zu erkälteten Personen nicht nur in Coronazeiten, sondern auch sonst Abstand halten. Der Nestschutz der Schwangerschaft und durch das Stillen schützt das Baby vor vielen Infekten, jedoch nicht vor allen.

Was empfehlen Sie ungeduldigen Grosseltern, die aus gesundheitlichen Gründen Abstand zu ihren Familien halten müssen? Dass sie mit ihren Kindern zusammensitzen und gemeinsam Lösungen suchen. Was sind die verschiedenen Bedürfnisse? Und wie können sie befriedigt werden? Oft hilft es schon,

Gibt es zurzeit mehr Hausgeburten wegen Corona? Nein, nicht wirklich. Wir hatten ein paar Anfragen aufgrund von Corona, von den Anfragenden hat aber schliesslich nur eine Frau zu Hause geboren. Sich allein wegen der Angst vor Corona für eine Hausgeburt zu entscheiden, erachte ich als keine gute Motivation. •

# 11 ~ 2020


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Im Team Weniger Pflichten, dafür mehr Aktivitäten und Gespräche: Die Beziehung von Jugendlichen zu ihren Grosseltern hat grosses Potenzial.

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Von GERALDINE CAPAUL (Redaktion) und TIBOR NAD (Fotos)

Sie haben viel im Kopf und wenig Zeit: Kommen Enkel in die Pubertät, kann das die Beziehung zu den Grosseltern verän­ dern. Manche sehen sich ­weniger, manche deutlich mehr. Vier Jugendliche erzählen. Und Familien­ forscherin ­Jacqueline ­Esslinger ­ordnet ein.

Teenager

# 11 ~ 2020


~ Hintergrund ~ TEENIE-ENKEL

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B

eziehungen zu den Enkeln können sich immer wieder verändern. Besonders aber vermutlich dann, wenn die Kinder zu Jugendlichen werden und in die Pubertät kommen. «Erste Anzeichen der beginnenden Pubertät zeigten sich bei meinen Enkeln, 12 und 14 Jahre alt, schon länger: Zum Geburtstag keine Legos mehr, dafür ein spezielles Duschgel, das von einer Bloggerin wärmstens empfohlen wurde. Und während früher beim Duschen fröhlich weitererzählt wurde, ist jetzt die Badezimmertür plötzlich zu. Mein Wunsch, doch bitte nicht ohne Velohelm bei mir aufzutauchen, wurde mit dem Hinweis ‹Aber Grosi, heute kommt doch der Fotograf in die Schule und ich habe die Haare extra mit Gel gestylt› abgelehnt. Nun klingeln Mädchen an der Haustür und fragen kichernd nach Nicolas. Sind das nicht dieselben Mädchen, die bis vor Kurzem noch völlig uninteressant waren?» Die Erfahrungen von Ruth Fries, zweifache Grossmutter, dürften vielen Grosseltern vertraut sein. Denn kommen die Enkel in die Pubertät, wird vieles anders. Aber nicht alles. «Ich machte mich auf heftige Veränderungen gefasst, inklusiv Türenknallen, einsilbige Antworten, Kuschelentzug, und natürlich auf all die schrecklichen Szenarien, die so erzählt werden. Doch nichts oder nur wenig davon ist eingetroffen.» Im Gegenteil: Kürzlich sei Ruth Fries ihrem Enkel mitten in einer Schar Schulkameraden begegnet. «Er lachte mich an, umarmte mich und ich bekam einen dicken Kuss. Beeindruckend, braucht es doch dazu für einen 14-Jährigen viel Mut und eine grosse Portion Selbstbewusstsein.» Es ist aber auch in Ordnung, wenn Jugendliche ihre Grosseltern in einer solchen Situation mit einem verlegenen Grinsen und Kopfnicken begrüssen. Und vielleicht kommen die Teenie-Enkel grundsätzlich seltener vorbei, vielleicht aber auch gerade öfter. Wir haben mit vier Jugendlichen über ihre Grosseltern gesprochen. Allen vieren liegen sie am Herzen, für zwei von ihnen sind sie sogar wichtige Vertrauenspersonen, bei denen sie gerade jetzt zur Ruhe kommen können. Die Psychologin Jacqueline Esslinger von der Universität Freiburg sagt im Interview (siehe S. 37f): «Wenn Enkelkinder während dieser Lebensphase weniger Kontakt suchen, sollte man es ihnen nicht übelnehmen. Es ist jedoch zu begrüssen, wenn Grosseltern und Enkel eine gute Beziehung pflegen, in der sich eine pubertierende Jugendliche aufgehoben fühlt. Die Beziehung von Enkeln zu ihren Grosseltern birgt grosses Potenzial: Wenn die Ansichten und Vorstellungen zwischen Eltern und Kindern aufeinanderprallen, können Grosseltern vermitteln und relativieren.» Erfahrung und Gelassenheit helfen auf jeden Fall. Und Vertrauen: «Die Zeiten werden sich ändern», sagt Ruth Fries. «Aber die Liebe bleibt!» ~CAP/RF

# 11 ~ 2020

«Tatta beruhigt mich jedes Mal»: Amélie und ihre Grossmutter Elisabeth.

« Sie sagt nie, was ich muss. Bei ihr kann ich freier sein. » AMELIÉ


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Amélie (12 Jahre) «Ich kann meiner Grossmutter alles erzählen. Sie ist eine wichtige Bezugsperson für mich. Ich sage ihr zum Beispiel immer, wenn ich Kummer habe oder ein schlechtes Gewissen. Sie beruhigt mich jedes Mal. Schon als Kind war ich oft bei meiner Grossmutter, mittlerweile wohnt sie bei uns in der Nachbarschaft. Oft gehe ich spontan vorbei, esse regelmässig hier zu Mittag und schlafe sicher einmal in der Woche bei

Nicolas (14 Jahre) «Die Beziehung zu meinem Grosi hat sich nicht sehr verändert. Es sind nun halt andere Sachen auch mega wichtig geworden, wie zum Beispiel abmachen mit Kollegen oder Zeit allein für mich zu haben. Auch gefühlsmässig ist es wie immer. Ich kann ihr immer noch viel anvertrauen, genau wie schon mit 5 Jahren, obwohl ich nicht mehr weiss, was ich da so erzählt habe. Es gab noch nie eine Situation, in der sie sagte: «Warum hast du das jetzt so oder so gemacht?» Sie nörgelt nie, sondern hört mir zu. Was mich heute etwas mehr nervt als früher, ist ihre Ängstlichkeit. Sie könnte mir schon etwas mehr zutrauen. Aber irgendwie ist es ja auch herzig, wie sie sich um mich sorgt. Und ein bisschen lustig ist es auch, wenn Grosi beinahe eine «Herzbaracke» bekommt. Früher ging ich oft zum Grosi zum Mittagessen, jetzt esse ich zweimal in der Schule und an den anderen Tagen zu Hause. Ich glaube, mein Verhältnis zu Grosi wird sich auch in den nächsten Jahren nicht verändern. Und ich wünsche mir, dass sie so bleibt, wie sie ist.» ~RF # 11 ~ 2020

ihr. Ich geniesse ihre Aufmerksamkeit, sie verwöhnt mich auch und ich darf mir ab und zu das Essen wünschen. Trotzdem lässt sie mir meine Ruhe. Sie sagt nie, was ich muss. Bei ihr kann ich freier sein. Sie fragt nur manchmal, ob ich sie zum Joggen begleite. Und sie erinnert mich daran, nicht zu spät ins Bett zu gehen. Tatta, wie ich sie nenne, ist eindeutig weniger streng als meine Eltern, aber sie ist schon auch konsequent. Da wir so nahe voneinander wohnen, telefonieren wir praktisch nie und auch über Whatsapp hören wir uns nicht oft, vielleicht schick ich mal ein Foto oder so. Bin ich aber in den Ferien und sie ist nicht dabei, ruf ich sie an und schreib ihr auch Nachrichten. Tatta kennt meine Freundinnen, weiss, wer meine Lehrerinnen und Lehrer sind. Wir lernen regelmässig zusammen für die Schule, vor allem Französisch. Das kann sie gut und sie ist sehr geduldig. Wir haben es beide gern ordentlich und machen alles ganz exakt, das haben wir gemeinsam. Als ich mein eigenes Zimmer eingerichtet habe, hat mir Tatta dabei geholfen. Die wenigsten in meinem Umfeld haben eine solche Beziehung zu ihrer Grossmutter. Ich bin wirklich froh, dass wir es so gut haben.» ~CAP

« Sie könnte mir schon etwas mehr zutrauen. Aber irgendwie ist es ja auch ­herzig, wie sie sich um mich sorgt. » NICOLAS


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« Ja, der Kontakt hat sicher abgenommen, aber ich glaube nicht, dass sie das schlimm finden oder es sie verletzt. » JULIE

Moa (14 Jahre) «Nonna und Nonno betreuen mich und meine Schwester seit unserer Geburt einen Tag in der Woche. Ab und zu sind wir auch am Wochenende bei ihnen. Es sind die Eltern meiner Mutter und sie sind bis heute wichtige Bezugspersonen. Manchmal gehen wir zusammen in die Ferien, an Ostern zum Beispiel. Ich kann ihnen alles sagen. An unseren gemeinsamen Mittagessen erzähle ich zuerst alles, was in der Woche passiert ist. Manchmal, wenn mich meine Eltern ärgern, ruf ich sie an und frage, ob ich zu ihnen kommen darf. Oder wenn ich lernen muss und niemand zu Hause ist, gehe ich auch zu Nonna und Nonno. Mit dem Trottinett bin ich in 15 Minuten bei ihnen. Ihre Türe ist immer offen für uns. Ich telefoniere auch sonst gern mit ihnen, zum Beispiel, wenn ich auf dem Heimweg bin. Sie kennen auch meine Freundinnen, mein ganzes Umfeld. Sie sind nicht so streng – bis auf die Tischmanieren. Da sagen sie oft: Esst etwas schöner. Es stören sie sicher andere Sachen als meine Eltern, ich weiss mittlerweile, bei wem was geht. Meine Grosseltern sind sehr fair. In ihrem Gästezimmer hat es ein Bett und eine Matratze am Boden, meine Schwester und ich wollen immer beide auf dem Bett schlafen. Deshalb führt mein Grossvater eine Liste, damit wir uns richtig abwechseln. Sie bringen auch jedes Mal ein Dessert mit, und zwar das gleiche für uns beide. Und sie räumen alles auf, obwohl ich ihnen sage, dass sie das nicht müssen. Während Corona haben wir über den Balkon mit ihnen geredet und manchmal haben sie uns etwas zu essen runtergeworfen. Nonna und Nonno sind grossherzige Menschen, die mich stets unterstützen. Sage ich zum Beispiel: ‹Das ist so schwierig›, antworten sie: ‹Du kannst das.›» ~CAP

Julie (13 Jahre) «Die Eltern meiner Mutter, wir nennen sie Grossmami und Grosspapi, haben mich und meine Schwester früher mehrmals pro Woche gehütet. Sie kamen jeweils zum Zmorge und blieben bis zum Mittag. Die anderen Grosseltern – Grand-Maman und Grosspapi Alex − besuchten uns an den Mittwochnachmittagen oder am Wochenende und unternahmen etwas mit uns. Mittlerweile sehe ich beide Grosselternpaare weniger häufig, weil wir ja nicht mehr gehütet werden müssen. Als wir noch klein waren, gingen sie mit uns Velofahren oder spazieren, heute reden wir ein wenig miteinander und dann kann es schon vorkommen, dass meine Schwester und ich uns ins Zimmer verziehen, bis es Essen gibt. Ja, der Kontakt hat sicher abgenommen, aber ich glaube nicht, dass sie das schlimm finden oder es sie verletzt. Wir haben noch nie darüber gesprochen. Grossmami hütet mittlerweile meine beiden kleinen Cousins regelmässig. Sie hat also immer noch Enkelkinder, die sie mehr brauchen. Manchmal ruft Grand-Maman an und fragt, ob ich eine Hose flicken kann. Sie weiss, dass ich eine Nähmaschine habe. Das mache ich gern. Ich mag es nicht besonders zu telefonieren und Mails schreibe ich auch nicht viele. Mir wäre Whatsappen lieber. Aber Grossmami hat kein Handy und Grand-Maman löscht immer wieder versehentlich WhatsApp. Ich richte es ihr dann jeweils wieder ein, kurz darauf «verlegt» sie es aber wieder, wie sie sagt.» ~KD

« Sage ich zum Beispiel: ‹Das ist so schwierig›, antworten sie: ‹Du kannst das.› » MOA

# 11 ~ 2020


~ Hintergrund ~ TEENIE-ENKEL

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Auf dem Weg zum Erwachsen­werden: Grosseltern sind erfahrene Begleiterinnen und Begleiter.

« Grosseltern können vermitteln » NACHGEFRAGT BEI PSYCHOLOGIN JACQUELINE ESSLINGER

Frau Esslinger, kurz zusammengefasst: Was verändert sich, wenn der Enkel in die Pubertät kommt? Jacqueline Esslinger: Generell ist die Pubertät eine Zeit, in der Jugendliche sehr viele Dinge beschäftigen. Die körperlichen Veränderungen, die mit viel Geduld und Zeit akzeptiert werden müssen, können zu Unsicherheiten führen. Stimmungsschwankungen gehören zur Tagesordnung. Es beginnt oft eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Welt. Manche Jugendliche erleben ein Gefühl der Unzulänglichkeit der eigenen Person. Abgesehen von der Prüfung des Weltbilds nimmt auch der soziale Druck zu. Wenngleich dies auch bereits

jüngere Kinder beschäftigt, wird es in der Pubertät umso wichtiger, dazuzugehören. Interessant sind in der Pubertät vor allem die gleichaltrigen Kollegen – die Familie kann dann im Moment etwas weniger wichtig scheinen. Die vielen Veränderungen und Gedanken können dazu führen, dass Lieblings­ enkel auf einmal zum Klischee-­ Teenager werden und schlecht gelaunt auf nichts mehr Lust haben. Das darf man nicht persönlich nehmen. Und wie verändert sich die Beziehung? Das ist individuell verschieden. Jugendliche erleben die Zeit der Pubertät # 11 ~ 2020

sehr unterschiedlich. Es kann sein, dass ein Bedürfnis nach mehr Rückzug dazu führt, dass der Kontakt mit Beginn der Pubertät etwas seltener wird. Viele Enkel haben mehrere Hobbys und schlichtweg weniger Zeit um Schule, Hobbys, Familie – und die immer wichtiger werdende Zeit mit Freunden – unter einen Hut zu bringen. Wenn also Enkel­k inder während dieser Lebensphase weniger Kontakt suchen, sollte man es ihnen nicht übelnehmen. Es ist jedoch zu begrüssen, wenn Grosseltern und Enkel eine gute Beziehung pflegen, in der sich eine pubertierende Jugendliche aufgehoben fühlt. Die Beziehung von Enkeln zu ihren ~


~ Hintergrund ~ TEENIE-ENKEL

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Grosseltern birgt grosses Potenzial: Wenn die Ansichten und Vorstellungen zwischen Eltern und Kindern aufeinanderprallen, können Grosseltern vermitteln und relativieren. Wir haben mit Jugendlichen gesprochen, die in diesem Alter wieder besonders gern und oft zu den Grosseltern gehen. Was kann eine Grossmutter, ein Grossvater, was die Mutter, der Vater nicht kann? Grosseltern ermöglichen einem Jugendlichen eine Beziehung, die familiärvertraut ist, jedoch weniger Konfliktpotenzial birgt als die Beziehung zu den eigenen Eltern. Auch wenn Enkel es gut haben mit ihren Eltern, pflegen die meisten Kinder und Jugendlichen gerne zusätzlichen Kontakt zu anderen Erwachsenen. Zudem interessieren sich die Enkel für die Erfahrungen und Ansichten der Grosseltern und sie genies­ sen es sehr, dass sich ihre gemeinsame Zeit oft weniger um Verpflichtungen – zum Beispiel im Haushalt – dreht und somit mehr Raum für Aktivitäten und Gespräche bleibt. Was müssen Grosseltern beachten, wenn ihre jugendlichen Enkel viel bei ihnen sind? Sollen sie nachschauen, wenn die Enkel lange im Zimmer sind? Rückzug ist ein häufiges Phänomen in der Pubertät, manchmal möchte ein Jugendlicher einfach mal alleine sein. Jedoch trägt man als Aufsichtsperson für Minderjährige auch eine gewisse Verantwortung. Man kann Jugendlichen zeigen, dass man ihre Privat­sphäre achtet und respektiert, indem man beispielsweise anklopft und fragt, ob man ins Zimmer kommen kann, bevor man eine Tür öffnet. Der Enkel zieht sich immer mehr ­zurück, die Grosseltern würden ihn aber gern sehen. Wie reagieren sie am besten?

Indem man in regelmässigen Abständen Kontakt zu den Enkelkindern aufnimmt. So bietet man eine Beziehung an. Auch wenn Enkelkinder das Angebot nicht immer annehmen, wird es vielleicht geschätzt. Jugendliche spüren dadurch, dass es jemanden gibt, der sich für sie interessiert und dass sie bei dieser Person willkommen sind. Es gibt da ein Zitat aus der Serie «Modern Family», das mich immer ein wenig zum Schmunzeln bringt: «Kinder grosszuziehen, ist wie eine Rakete zum Mond zu schicken. Man verbringt die frühen Jahre eines Kindes in ständigem Kontakt. Dann, eines Tages, in den Teenager-Jah-

ganz normal, eine Leere zu verspüren. Grosseltern geniessen die Zeit mit ihren Enkeln in der Regel intensiv und natürlich vermissen sie flügge gewordene Enkel. Jedoch bedeutet weniger Kontakt nicht zwangsläufig eine weniger intensive Bindung. Vielleicht spricht oder sieht man sich seltener, jedoch verspürt man Freude an der Beziehung zueinander. Auch wenn man sich nicht mehr gleich oft sieht, kann man doch eine wichtige Rolle im Leben der anderen einnehmen.

ren, überquert die Rakete die dunkle Seite hinter dem Mond und man verliert den Kontakt. Alles, was man tun kann, ist auf das schwache Signal zu warten, dass sie zurückkommen.»

zu halten, um im Leben ihrer älteren Enkelkinder eine aktive Rolle spielen zu können? Es ist nicht notwendig, alle digitalen Trends mitzumachen. Es ist aber vermutlich einfacher, die Enkel zu erreichen, wenn man die gleichen Kommunikationskanäle benutzt. Mit einer Nachrichten-App erfährt man schnell Neues aus dem Leben der Enkel, etwa durch den einfachen Austausch von Fotos. Um ein Profil in den Sozialen Medien zu erstellen, lässt man sich am besten von den Enkeln unterstützen. Übrigens benötigt man für viele Soziale Medien nicht unbedingt ein Smartphone! Wer sich am Computer wohler fühlt, kann diese Dienste als Web-App nutzen.

Apropos wegfliegen: Gibt es bei ­engagierten Grosseltern auch so etwas wie eine Leere, wenn die Kinder flügge werden? Wann immer ein enger, schöner Kontakt zu jemandem seltener wird, ist es

JACQUELINE ESSLINGER ist Psychologin und denkt immer wieder gerne an die schönen Ausflüge mit ihren Gross­eltern. Sie arbeitet an einem Forschungs­projekt mit Kindern und Jugendlichen am Institut für ­Familienforschung und -beratung der Universität Fribourg.

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Wie wichtig ist es für Grosseltern, in Sachen «digitales Leben» Schritt

Wie kann die mittlere Generation dazu beitragen, dass die Beziehung zwischen Grosseltern und Teenies gut bleibt? Die mittlere Generation fördert den A ­ ustausch und Kontakt zwischen Grosseltern und Enkeln, indem sie ­beide Seiten ermutigt, sich zu ­verabreden und sich wieder besser ­kennenzulernen. Dazu gehört auch, im vollen Familienstundenplan Zeit einzuplanen, in der Treffen organisiert werden können. ~CAP


~ 11 / 2020 ~ WETTBEWERB

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~ Magazin ~ WISSEN

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Streamen statt Zappen NETFLIX

«Streaming» (dt. fliessen, strömen) gehört vermutlich zu den am schnells­ ten eingedeutschten englischen Aus­ drücken der Gegenwart. Die Abonen­ ntenzahlen der Plattformen nehmen seit Jahren zu, zusätzlichen Wachs­ tumsschub gabs durch die Pandemie.

E

ins vorneweg: Mittlerweile bieten praktisch alle Telekommunikationsunternehmen, die Ihren TV-Anschluss gewährleisten, eigene digitale Bibliotheken mit abrufbaren Filmen und Serien zum Kaufen oder Mieten an. In den meisten Fällen umfassen sie einen beachtlichen Mix aktueller und vergangener Kinofilme und Serien aus verschiedenen Produktionshäusern. Bezahlt wird über die Rechnung des Telekommunikationsunternehmens, und zwar pro Film oder Staffel. Beispiel: Einen Film in HD-Qualität mietet man bei Swisscom TV ab 4.50 Franken, die Staffel einer aktuellen Serie ab 19 Franken. Mit dem Betrag allein hat man dann allerdings die monatliche Gebühr einer Streamingplattform bereits überschritten. Unter Umständen lohnt sich also ein solches Abo. Sie fragen sich, welche Plattform für Sie die richtige ist? Eine Auswahl:

Seit 2014 ist Netflix als erster namhafter Streaminganbieter in der Schweiz verfügbar und hat diesen Vorsprung auf alle anderen bis jetzt nicht eingebüsst. Grosses und stetig wachsendes Angebot an Filmen, Serien, Dok- und Kinderfilmen – sehr viele eigens für den Dienst produziert. Auf Netflix kann man Serien aus der ganzen Welt sehen, in Originalsprache, mit Untertiteln oder deutsch synchronisiert. Keine Plattform bietet mehr Sprachoptionen. Das breite und tiefe Angebot birgt aber auch die Gefahr, noch während des Suchens eines zur aktuellen Stimmung passenden Werkes über dem Menü einzuschlafen. Ab 11.90 Fr./Monat PRIME VIDEO (AMAZON) Amazons Prime Video ist nach Netflix der zweitgrösste Anbieter von Eigenproduktionen. Und wie sein Konkurrent hat auch Prime ein breites und wechselndes Angebot neuer und alter Filme. Branchenkenner sind der Meinung, die Eigenproduktionen von Prime seien nur mittelmässig, Perlen gibt es aber auch hier (aktuell: «Kleine Feuer überall» oder die mehrfach ausgezeichnete britische Serie «Fleabag»). Fazit: kleineres Angebot als Netflix, dafür günstiger. Ab 6.40 Fr./Monat SKY SHOW Sky kennt man vor allem von seinen Übertragungen von Sportsendungen. Mittlerweile findet man unter «Sky Show» auch einen Streamingdienst. Technisch hinkt Sky Netflix und Prime Video noch hinterher, so gibt es nicht bei allen Serien und Filmen verfügbare Untertitel und die App funktioniert auf Tablet und Smartphone zuweilen etwas langsam. Dafür ist Sky offizieller Partner des US-Senders HBO, der bekannt ist für preisgekrönte

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Serien, die man hier zuerst sieht. Kosten: 14.90 Fr./Monat Achtung: «Sky Show» ist nicht zu verwechseln mit »Sky Store», mit dem Sky eine Videothek anbietet, bei der man, ähnlich wie bei den Telekommunikationsunternehmen, pro ausgewählten Film oder ausgewählte Serie bezahlt. APPLE TV + Apple hat im November 2019 seinen Streamingdienst aufgenommen und dabei den konzernüblichen Anspruch geäussert, mit erstklassigen Eigenproduktionen aus der Masse herausstechen zu wollen. Das Unternehmen hat grosse Investitionen angekündigt und bietet ausschliesslich eigens produzierte Filme und Serien an. Von denen gibt es derzeit noch wenige. Ab 6 Fr./Monat Achtung: Apple TV + ist nicht zu verwechseln mit Apple TV, mit der Apple eine Videothek anbietet, bei der man, ähnlich wie bei den Telekommunikationsunternehmen, pro ausgewählten Film oder ausgewählte Serie bezahlt. DISNEY + Disney hat kürzlich sein fast 100 Jahre altes Filmarchiv ausgebaut und durch Franchisen der Animationshäuser Pixar und Marvel sowie alle Star Wars Filme erweitert. Neue Eigenproduktionen gibt es bis anhin noch wenige, dafür eine hübsche Sammlung alter Mickey-Mouse-Klassiker plus Inhalte von National Geographic. Für Grosseltern, die nur für ihre Enkelkinder ein Streamingabo brauchen, sicher eine gute Wahl. 9.90 Fr./Monat MUBI.COM Kuratierte Auswahl an wechselnden Arthouse-Filmen für Filmliebhaber und Cineasten. Täglich kommt ein neuer Film dazu und es verschwindet der älteste. Total sind immer 30 Filme verfügbar – alle mit dem Gütesiegel «cineastisch wertvoll». 12 Fr./Monat. Ähnliche Angebote gibt es auch unter trigon-film.org und c ­ inefile.ch

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GUT ZU WISSEN Um die Streamingangebote nutzen zu können, brauchen Sie ein internetfähiges Fernsehgerät. Einige Telekomanbieter haben einzelne Streamingdienste bereits auf ihrer Plattform vorinstalliert. So gibt es beispielsweise bei Swisscom unter anderen Netflix und Sky Show. Erst, wenn man davon Gebrauch machen will, werden die Dienste kostenpflichtig. Bezahlt werden die Abos über Kreditkarte oder über die Rechnung des Telekomanbieters; alle sind monatlich kündbar. Für einen gewissen Zeitraum bieten alle Plattformen kostenfreie Probeabos an. Steht eine lange Zugreise bevor, können Filme und Serien vorgängig auf Laptop, Tablet oder Handy heruntergeladen werden. Ausnahme: Bei Apple TV + können nur Nutzer mit AppleGeräten offline schauen. Just Watch: Zeigt an, wo es welche Serie oder welchen Film zu streamen oder kaufen gibt. Wenn man weiss, was man sehen will, aber nicht, wo. justwatch.com/ch Experten schätzen, dass für das Videostreaming weltweit pro Jahr rund 200 Milliarden kWh Strom anfallen. Laut Energiekonzern Eon verbraucht ein deutscher Privathaushalt im Vergleich pro Jahr durchschnittlich 2500 kWh Strom Energie.


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So viel Extra muss sein: Das neue Gigaset E720 Elegantes Telefon mit Features für mehr Komfort und Sicherheit für Menschen mit besonderen Ansprüchen Ein neues High-End Gerät erweitert das FestnetztelefonPortfolio von Gigaset: Das E720 zeichnet sich durch einfache Bedienbarkeit und gewohnt hohe Verarbeitungsqualität aus. Egal ob im Alltag oder in Notsituationen, das DECT-Telefon unterstützt die gesamte Familie in jeder Lebenslage. Mit hilfreichen Funktionen wie sprechenden Wähltasten, Schutz vor unerwünschten Anrufen oder der direkten Übertragung des Anrufes auf ein Hörgerät macht das Telefonieren auch bei körperlichen Einschränkungen wieder Spass. Eine aussergewöhnlich hohe Audioqualität haben alle Modelle gemeinsam. Die optimierte Akustik sorgt selbst im Freisprechmodus für beste Verständlichkeit. Ist es im Hintergrund etwas lauter, ist das für das Gigaset E720 kein Problem. Die Software passt die Rufton- und Hörerlautstärke automatisch an die Umgebung an und die Rauschunterdrückung filtert Hintergrundgeräusche. Und wenn die Hörerlautstärke dann doch mal etwas höher sein muss, genügt ein sanfter Druck auf die Funktions­taste an der Seite des Mobilteils. Hörgeräte-kompatibel waren bereits einige Modelle der E-Serie – doch mit dem E720 geht Gigaset noch einen Schritt weiter: Nun kann der Anruf direkt via Bluetooth 4.2 auf ein kompatibles Hörgerät übertragen werden. So erleben Personen mit Hörbeeinträchtigungen gestiegenen Komfort und eine ganz neue Klangqualität beim Telefonieren. SICHERHEIT GEHT VOR Das Gigaset E720 ist ein komfortables Telefon für Familien – es erleichtert aber auch gerade älteren Menschen oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen die Kommunikation. Ein Druck auf die Direktwahltaste A löst eine

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Notfall-Kette aus. Bis zu vier hinterlegte Telefonnummern werden der Reihe nach angerufen, bis jemand abhebt. Im Notfall muss so nicht lange nach der richtigen Nummer gesucht, sondern nur eine Taste gedrückt werden. Diese Funktion ist auch von den Gigaset Seniorenhandys bekannt. Wenn sich Eltern oder Grosseltern länger nicht melden und auch auf Anrufe nicht reagieren, löst das bei Familienmitgliedern grosse Sorge aus. Nicht immer ist es möglich, persönlich zum Wohnort des Angerufenen zu kommen. Das Gigaset E720 bietet die Funktion einer automatischen Anrufannahme. Ausgewählte Personen können damit im Notfall in den Raum hineinhören und -sprechen. Dies erfolgt ausschliesslich nach doppelter Authentifizierung und ist nur Rufnummern erlaubt, die zuvor festgelegt wurden. Die neuen Gigaset E720 Modelle sind ab sofort in der Farbe «Schwarz» erhältlich. Das E720 ist für CHF 109.– und das E720HX (Universal-Mobilteil) für CHF 105.– erhältlich.

Gigaset ist ein international agierendes Unternehmen im Bereich der Kommunikationstechnologie. Die Gesellschaft ist Europas Marktführer bei DECT-Telefonen und rangiert auch international mit etwa 900 Mitarbeitern und Vertriebsaktivitäten in circa 50 Ländern an führender Stelle. Die Geschäftsaktivitäten beinhalten neben DECT-Telefonen auch ein umfangreiches Smartphone-Portfolio, Cloud-basierte Smart Home Sicherheits-, Komfort- und Assistenzlösungen sowie Geschäftstelefonie-Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sowie Unternehmen aus

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

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Alt, aber nicht leise

D

ie Anfrage der Projektleiterinnen kam mitten in einer sehr zeitintensiven Arbeitsphase. «Wir, eine kleine Gruppe von Grossmüttern, treffen uns zu einem Gedankenaustausch über ein Generationenprojekt des Migros-Kulturprozent. Hast du Lust mitzumachen?» Da ich noch nicht einmal 60 war und erst seit kurzem Grossmutter, irritierte mich die Frage doch etwas. Warum sollte ich mich mit alten Frauen über etwas unterhalten, was für mich noch in weiter Ferne lag? Diese Altersgruppe kannte ich aus meiner früheren Freiwilligenarbeit im Altersheim: Warten, sitzen, Kaffee trinken, Kuchen essen und sich über die altersbedingten Einschränkungen oder Krankheiten austauschen? Dazu hatte ich nun wirklich keine Lust. Aber meine Neugier überwog. Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Bereits 10 Minuten nach Sitzungsbeginn sass ich kerzengerade und tief beeindruckt auf meinem Stuhl. Was für tolle Frauen, was für Fähigkeiten

und Erfahrungen sich da versammelten. Und vor allem – was für eine geballte Ladung an Energie, Interessen und Kompetenz in so einem kleinen Raum doch Platz hat! Wie oft hatte mich bis dahin der Gedanke frustriert, dass keine Menschenseele sich für meine Überlegungen interessierte. Hier aber war eine Gruppe von engagierten Frauen, und mit ihnen rückten plötzlich Visionen und Wünsche in den Bereich des Machbaren. Nach diesem Nachmittag war für mich klar: Da bin ich dabei. Heute gehe ich noch immer nach Tagungen, Sitzungen und jedem Forum inspiriert durch neue Ideen und mit viel

RUTH FRIES aus Wallisellen, ist diplomierte Fundraiserin und war früher in der Taubblinden-Beratung des Zentralvereins für das Blinden­ wesen tätig. Sie ist Mitglied des Matronats und seit Beginn der Grossmütter­ Revolution dabei.

Stoff zum Nachdenken nach Hause. Wer hätte gedacht, dass uns alten Frauen auch nach 10 Jahren die Energie noch nicht ausgegangen ist? Viel haben wir inzwischen erreicht, aber wer dachte, die Frauen der GrossmütterRevolution würden mit der Zeit müde oder etwas leiser, hat sich geirrt. Wie gesagt: Ersten kommt es anders ... •

«FRAUENWEIS(S)HEITEN», EINE ARBEITSGRUPPE DER GROSSMÜTTERREVOLUTION Die Frauen der Grossmütter­ generation möchten gehört und gesehen werden. Des­ halb hat die Grossmütter­ Revolution unter dem Titel «Frauenweis(s)heiten» einen Newsletter entwickelt. In jedem Brief wird eine Frau der Grossmüttergeneration in Bild und Text vorgestellt. Die Porträts zeigen auf, was ihnen wichtig war, wie sie ihr Leben bewältigt haben und ihr Älterwerden erfahren.

Daneben berichten Frauen darüber, was sie beschäftigt und äussern sich nachdenk­ lich und kritisch zum Thema älter werden. Weiter nehmen sie pointiert Stellung zu aktuellen Geschehnissen in Gesellschaft und Politik. Dies auch in der SeptemberAusgabe: Die CoronaPandemie betrifft die Men­ schen weltweit unterschied­ lich. Wir sind in der Schweiz mit unserem hochstehen­

den Lebensstandard und Gesundheitssystem bisher glimpflich davongekommen. Anders ist die Situation in Südafrika. Davon vernehmen wir mehr im Porträt über Brigitte Peter. Sie hat vor ein paar Jahren in den Townships von Kapstadt ein Nähprojekt für Frauen aufgebaut und konnte im April nicht wie geplant nach Afrika reisen. Umso mehr freut sie sich, dass die einheimischen Frau­

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en selbstständig weiterar­ beiten und in dem von der Krise schwer betroffenen Land sogar eine Gassenkü­ che für Hungernde einge­ richtet haben. Möchten Sie gerne weiter­ lesen? Der Newsletter ist auf der Website der Gross­ mütterRevolution unter Frauen­weisheiten zu finden und kann abonniert werden. grossmuetterrevolution.ch


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~ Hintergrund ~ BAUERNHOF

Hof-Leben Von KLAUS PETRUS ( Text und Fotos)

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~ Hintergrund ~ BAUERNHOF

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Urs Marti hat den Bauernbetrieb seiner Eltern übernommen. Einige Diskussionen später ist hier nichts mehr wie früher. Eine Geschichte dreier Generationen und einiger alter Tiere, die zeigt, wie moderne Landwirtschaft funktionieren kann.

Familie mit viel «Idealismus»: Urs und Leandra Marti mit ihren ­Kindern Fabio und Django (rechts) auf dem «Hübeli» in Kallnach

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W

enn Hans Marti, 66, von der guten alten Zeit redet, dann meint er die 1980er-Jahre. Kurz zuvor hat-

«Tierschutz, Ernährungssicherheit, nachhaltige Produktion und gerechte Ressourcenverteilung, all das kannst du in der Landwirtschaft umzusetzen versuchen»: Urs Marti, rechts mit seinem jüngeren Sohn Fabio. Die Pro­ dukte wie etwa die Maissorte Earth­ tones (oben) vertreibt die Familie unter anderem im Hofladen und online.

te er auf dem «Hübeli» in Kallnach im Seeland den Bauernhof seines Vaters übernommen. Mit Brotweizen, Gerste, Zuckerrüben, einer Muni­ mast und zwei Dutzend Milchkühen konnten er und seine Ehefrau Verena zwar kein Vermögen machen, sich aber ein stabiles Einkommen erwirtschaften. «Damals ging alles über den Preis», erinnert sich Hans Marti. «Wir haben produziert und dafür unseren Lohn bekommen, so einfach war das. Nicht mal eine Buchhaltung gab’s.» Dann, in den 1990er-Jahren, kamen die Verhandlungen mit der Welthandelsorganisation WTO und mit ihnen die Direktzahlungen des Bundes, das Milchkontingent und viel Bürokratie. «Als ich in Pension ging, das war Ende 2018, war mir die ganze Sache schon ein bisschen über den Kopf gewachsen. Da war ich froh, dass der Junior mir am Computer half, zum Beispiel bei den Agrardatenerhebungen.» Dass dieser Junior, Urs Marti, dereinst den Hof übernehmen würde, daran glaubte niemand mehr. Der heute 36-Jährige war eher der Junge mit den Büchern und vielen Gedanken. Er verliess das Dorf, bildete sich zum Lehrer aus und unterrichtete jahrelang an einer Schule. Als sein Vater sechzig wurde, war sein Entscheid gefallen. «Ich realisierte, dass viele Themen, die mich seit Jahren umtrieben, in diese eine Richtung wiesen: ~

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~ Hintergrund ~ BAUERNHOF

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Eine grosse Entlastung: Die ­Grosseltern Hans und Verena helfen den Eltern bei allem, auch bei der Betreuung der Enkel Fabio (links) und Django.

« Wir wollen Kalorien produzieren, die dem Menschen direkt zugutekommen und nicht auf dem Umweg über das Tier. » URS MARTI

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~ Hintergrund ~ BAUERNHOF

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~ Hintergrund ~ BAUERNHOF

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Tierschutz, Ernährungssicherheit, eine nachhaltige Produktion und gerechte Ressourcenverteilung, all das kannst du in der Landwirtschaft umzusetzen versuchen.» Und so ging Urs zum Vater und sagte: «Ich will Bauer werden.» Für die Eltern war dies im Grunde eine gute Nachricht, sie mussten sich nicht mehr um eine Nachfolge kümmern oder mit dem Gedanken spielen, den Hof zu verpachten. Doch war auch klar: So wie bisher würde es nicht weitergehen. «Der eigentliche Knackpunkt war die Tierhaltung», holt Urs aus, derweil sein Vater Hans schmunzelt. «Ich wurde mit 18 Jahren aus ethischen Gründen vegan. Tiere als Fleisch- oder Milchlieferanten zu nutzen, kam für mich also nicht infrage. Das hätte meinen Überzeugungen widersprochen.» Und so musste sich Hans Marti wohl oder übel mit dem Gedanken anfreunden, dass auf seinem Hof schon bald keine Kühe gemolken und keine Munis mehr gemästet würden. «Als Urs mit dieser Idee von einem Lebenshof kam – eine ‹Tierarche› –, wo Leute für Kühe und Kälber eine Pension oder Patenschaft bezahlen, ohne dass sie etwas davon haben, hatte ich schon meine Mühe. Wozu sind denn diese Tiere noch da?», fragte sich Hans damals, und er fügt an: «So richtig verstehe ich es bis heute nicht.» Werden keine Tiere genutzt, ergibt es auch keinen Sinn mehr, Kraftfutter für sie anzubauen. Also ersetzte Urs die Futtergerste durch Speisehafer, den Futtermais durch Polenta, und er begann mit dem Anbau von Linsen. Die Produkte werden inzwischen im «Hoflädeli» neben der Kuhweide, über den Online-Shop und in einer Handvoll Unverpacktläden verkauft. «Wir wollen Kalorien produzieren, die dem Menschen direkt zugutekommen und nicht auf dem Umweg über das Tier.» Der ehemalige Lehrer, der inzwischen eine Ausbildung zum Landwirt absolviert hat, ist davon überzeugt, dass die bäuerliche Landwirtschaft Zukunft haben wird – vorausgesetzt, die Konsumenten und Konsumentinnen ziehen mit. «Es braucht ein Bewusstsein der Menschen für einen gerechten Umgang mit Tieren und nachhaltig produzierten Lebensmitteln. Dann wird auch die Politik reagieren müssen.» Das alles sei nicht immer einfach gewesen, wirft Verena Marti ein. Ein paar Mal seien sie im Dorf deswegen «angezündet» worden, auch als Urs Anfang 2018 vollständig auf Bio umstellte. Zu einem Zerwürfnis der Generationen auf dem Hofe der Martis kam es deswegen nicht, im Gegenteil. «Wir haben zwar unterschiedliche Haltungen, ziehen aber am selben Strick.» Der gegenseitige Respekt sei das Wichtigste, sagt Verena Marti. Und sie erinnert daran, dass die Schweizer Landwirtschaft vor ~ # 11 ~ 2020

«Wir haben zwar unterschiedliche Haltungen, ziehen aber am selben Strick»: Urs, Leandra, Fabio, Django, Verena und Hans Marti, die den Hof 2018 vollständig auf bio umstellten.


~ Hintergrund ~ BAUERNHOF

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nicht allzu langer Zeit den Visionen ihres Sohnes durchaus verwandt war. «Auch wir wollten nie wachsen, wir wollten unabhängig bleiben. Inzwischen gibt es immer weniger Landwirte, dafür produzieren sie umso intensiver und ihre Ställe werden grösser und grösser. Darunter leiden die Tiere, die Natur – und auch die Bauern.» Heute sehen beide Generationen die Hofübernahme als Win-win-Situation. «Ich kann jeden Tag aufs Neue vom Wissen meiner Eltern profitieren», sagt Urs Marti. Die Eltern wiederum sind froh, dass sie auf dem Hof bleiben und weiter dort arbeiten können. Vater Hans kümmert sich um eine der drei Kuhherden und hilft beim Pflanzen- und Futterbau mit. Verena Marti schaut oft zu den beiden Enkeln, dem sechsjährigen Django und dem zweijährigen Fabio. Für Urs und seine Ehefrau Leandra bedeutet dies eine grosse Entlastung. Beide hatten sie bis vor Kurzem noch ihre Teilzeitjobs, er in der Schule, sie als Grafikerin. Jetzt wollen sie sich ganz der Landwirtschaft widmen. Angst um die Zukunft habe sie keine, sagt die 30-jährige Leandra. Sie ist überzeugt, dass es für einen Wandel in der Landwirtschaft Innovationen bedarf. Eine solche wird sie schon bald in Angriff nehmen. Künftig möchte der Biohof «Hübeli» nämlich Hafermilch anbieten – produziert aus eigenem Hafer, abgefüllt in wiederverwendbare Glasflaschen. Dass derlei Experimente möglich sind, zeigt, dass Urs und Leandra mit ihrem, wie sie selber sagen, «Idealismus» auf dem richtigen Weg sind. «Ganz so falsch scheinen wir es also nicht zu machen», lächelt Urs, und sein Vater nickt anerkennend. Die Tradition auf dem «Hübeli» in Kallnach wird, wenn auch unter ganz neuen Vorzeichen, weiter ihren Lauf nehmen. 1763 wurde der Hof erbaut, schon damals gehörte er einem Marti. Seither wurde er von den Martis über die Generationen hinweg weitergeführt. Irgendwo im Maisfeld turnen die beiden Jüngsten herum, Djan­ go und Fabio, sie pflücken Beeren und Tomaten, zerteilen Pilze und setzen sich neben die stattlichen Kühe und neugierigen Kälber. Ob auch sie die Ahnenreihe fortsetzen und, in gut dreissig Jahren, vor Urs und Leandra treten und sagen werden: «Wir machen weiter, aber ganz anders»? Die Zukunft – auch der Schweizer Landwirtschaft – wird es zeigen. •

Mehr Informationen über den Biohof «Hübeli» und die «Tierarche» unter biohof-hübeli.ch

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«Ich wurde mit 18 Jahren aus ethischen Gründen vegan. Tiere als Fleisch- oder Milchlieferanten zu nutzen, kam für mich also nicht infrage»: Urs mit Fabio.


~ Hintergrund ~ BAUERNHOF

« Als Urs mit der Idee eines Lebens­hofs kam, wo Leute für Kühe eine Pension zahlen, ohne dass sie etwas davon haben, hatte ich schon Mühe. Wozu sind denn diese Tiere noch da? » HANS MARTI

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und

Mittendrin voll allein # 11~ 2020


~ Dossier ~ ALKOHOLSUCHT

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Jede siebte Person zwischen 65 und 74 Jahren in der Schweiz trinkt chronisch zu viel Alkohol. So auch Hans-Peter Metzler*, Ehemann, Vater, Grossvater. Er verheimlicht seine Sucht, die in der Familie sowieso niemand wahrhaben will. Das Dossier ßber ein grosses Tabu. # 11 ~ 2020

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~ Dossier ~ ALKOHOLSUCHT

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Von KLAUS PETRUS ( Text) und ANDREAS GEFE (Illustration)

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ans-Peter Metzler* der Trinker, der nur in kurzen Sätzen spricht, steht bei sich in der Küche eines Mehrfamilienhauses am Stadtrand von Bern, es ist ein matschiger, lebensmüder Samstagnachmittag, wir sind allein. Er setzt eine Kanne Wasser auf, zupft abwechselnd am Hemd, am Gilet oder an den Hosen, er holt eine Flasche Grappa aus dem Schrank, richtet zwei Gläser fein ordentlich vor uns auf dem Tisch aus und fragt: «Oder doch direkt in den Kaffee?» Morgens um halb zehn und nach zwei

Kaffee Lutz kehrt Ruhe ein in seinem Schädel, sagt Metzler. Eine Stunde später sei alles wie in Watte und gut. Dann ist Mittag, ein Glas Rotwein und einen Schnaps, die Nachrichten, ein Schläfchen, später geht er noch raus zum Einkaufen. Montag und Donnerstag trifft er sich mit Roland, einem Schwätzer vor dem Herrn und einem massigen Biertrinker, zu einem Jass, derweil trinkt Metzler seinen Wein, aber zügig. Zum Znacht gibt es Mineral mit Gas, doch später, wenn seine Frau Hildegard, geborene Schmitz aus Augsburg, zu Bett geht, holt er noch eine Flasche heraus. So sei das plus minus, rechnet der 69-Jährige vor: pro Tag 3 Schnapskaffee, 1 Ballon Weissen und fast 1 Flasche Rotwein. «Bon, manchmal trinke ich das Doppelte, plus Gin.» SANFTER ÜBERGANG IN DIE SUCHT Ältere Menschen und ihre Alkoholsucht: Davon ist in der Öffentlichkeit kaum die Rede. Dabei sind die Zahlen alarmierend. Laut Bundesamt für Gesundheit BAG konsumiert ein Viertel der über 65-Jährigen täglich Alkohol, das ist mehr als jedes andere Alterssegment der Durchschnittsbevölkerung. Rund sieben Prozent der

Rentner und Rentnerinnen weisen einen chronisch-risikoreichen Alkoholkonsum auf, d. h. sie trinken mehr als vier Gläser pro Tag. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, doch die zunehmende Vereinsamung und das Gefühl, in dieser Gesellschaft keinen Platz mehr zu haben, spielen fast immer eine grosse Rolle. Das war auch bei Metzler so. Als er 2015 nach drei Jahrzehnten als Lagerist bei der Post in Rente ging, zog er sich immer mehr zurück und stellte sein Leben in Frage. Zu trinken begonnen habe er nicht an einem bestimmten Tag, sagt er, und auch nicht in einem bestimmten Monat oder Jahr. Es sei wie von selbst gekommen: schleichend, sanft, wohlig. GEGEN DIE UNRUHE TEMESTA Bereits vor der Pension überkam Metzler bisweilen eine Unruhe, wie aus dem Nichts. «Soll ich zum Arzt, werde ich komisch?», habe er seine Frau gefragt. «Ach was, Hampi, das ist doch bloss die Angst vor dem Loch», habe Hildegard zu ihm gesagt. Als er dann in Pension ging, bekam er Mühe mit Einschlafen, er machte sich Gedanken und Sorgen und eine dumpfe Angst breitete sich in ihm aus. Der Arzt verschrieb ihm Temesta, das half. Zusammen mit einem Glas Wein schlief er fortan wie ein Stein. «Vielleicht war das der Anfang», sagt ­Metzler heute. Im ersten Jahr nach seiner Pension trank Metzler vor allem auswärts, das ging ins Geld. Heute kennt er jede Denner-Filiale in Bern und Umkreis, er wechselt ab, will nicht auffallen, wenn er den Einkaufskorb füllt: ein Beaujolais für 4,20, zwei Merlot à 2,90, eine Flasche Gin für 9,90, dazu Mineralwasser, Pelati und Gurken im Glas. Manchmal nimmt er einen Rioja aus dem Regal, wenn Aktion ist für 12,95 # 11~ 2020

statt 19,50, «schon wegen der Flasche». Ist sie ausgetrunken, legt Metzler sie samt Zapfen auf die Seite, dann füllt er sie immer wieder mit billigem Fusel auf, stellt sie zum Mittagessen auf den Tisch. So hält eine Flasche Rioja fast eine Woche und Metzler wahrt den Schein. Als er zum ersten Mal, das war vor drei Jahren, mit einem roten Plastiktrichter einen billigen Dôle so umfüllte und anderntags schon wieder einen, dachte er bei sich: «Nun bist du ein Säufer.» Damals begann Metzler sich zu verändern. Die tägliche Rasur legte er von morgens auf den frühen Nachmittag, er verschob Termine, verlegte Rechnungen, verlor den Schlüssel und verpasste den Coiffeur, er vergass, was er gestern gegessen hatte, er machte Grimassen vor dem Spiegel, rief sich selbst wütende Worte zu. Und er fing an, sich zu schämen. Wenn die Kinder mit ihren Enkeln am Wochenende auf Besuch kamen, wenn Metzler in der Küche stand und das Essen zubereitete (gemischter Salat, Pommes und Wiener Schnitzel, bei Metzlers Tradition), dann hörte er sie im Wohnzimmer reden: «Der Vater gibt ab», tuschelten sie, oder «Lasst ihm doch sein Weinchen». An einem dieser Sonntage, erzählt er, habe er die Contenance verloren, er habe geschrien «Hier nimmt mich doch keiner ernst!» und die Tür zugeknallt. «Pass ja auf, Hans-Peter», habe seine Frau gezischt, als er zurück in die Wohnung schlurfte. Da war er angetrunken, hatte ein schlechtes Gewissen, und ein Wort gab das andere. Es war ihr erster richtiger Ehestreit in über vierzig Jahren. «ALTER SÄUFER» Es war auch zu jener Zeit, dass die jüngste Tochter Nina mit ihren Kindern ihm


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plötzlich aus dem Weg ging. Zweimal die Woche, manchmal auch mehr, schaute Metzler an den Nachmittagen zu seinen beiden Enkeln, zu Maria, vierjährig, und ihrem um zwei Jahre jüngeren Bruder Elio. Er ging auf den Spielplatz oder spazierte mit ihnen durch den Wald, Maria an der Hand, Elio im Kinderwagen, er nannte ihnen die Namen von Blümchen, sah den Vögeln nach. Oder er blieb zu Hause, baute Klötze aufeinander, gab den Kindern zu essen, sie schauten gemeinsam fern oder blätterten in Kinderbüchern. Sie hätten immer etwas zu lachen gehabt, sagt Metzler, die Enkel vermochten ein manches Mal seine dunklen Gedanken zu verscheuchen. «Dann war dieser Nachmittag. Ich hatte vergessen, die beiden bei meiner Tochter abzuholen. Als Nina mich später am Handy erreichte, war ich schon betrunken. Sie nannte mich einen ‹alten Säufer›. Dann legte sie auf.» «DIE KINDER FEHLEN MIR» Das war vor knapp einem Jahr. Seither verbringt Metzler kaum noch Zeit alleine mit seinen Enkeln, meist ist seine Frau Hildegard dabei oder die ganze Familie. «Die Kleinen fehlen mir», sagt er. Vorwürfe aber macht er niemandem, immer wieder sagt er mit fester Stimme: «Keiner hat Schuld. Ausser mir.» Seine Tochter mache sich wohl Sorgen um ihn – und darüber, dass den Enkeln etwas geschehen könnte, wenn sie die beiden beim Grossvater lasse, meint Metzler. Einmal habe Nina sein Alter vorgeschoben und dass er allmählich ein wenig wackelig sei auf den Beinen und das Temperament der Kleinen ihn doch überfordern würde. «Du wirst alt, Hampi», sei auch ein Spruch, den seine Frau immer öfter brauche. Dabei, sagt Metzler, wissen doch alle Bescheid.~

Als er in Pension ging, hatte er Mühe mit Einschlafen, machte sich Gedanken und eine dumpfe Angst breitete sich in ihm aus. Der Arzt verschrieb Temesta. Zusammen mit einem Glas Wein schlief er wieder wie ein Stein. «Vielleicht war das der Anfang.»


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« Dann war dieser Nachmittag. Ich hatte vergessen, die beiden bei meiner Tochter abzuholen. Als Nina mich später am Handy erreichte, war ich schon betrunken. » HANS-PETER METZLER

Doch wahrhaben wollen sie es nicht. «Wir tun einfach so, als sei alles normal.» DIE GEFAHR DER BAGATELLISIERUNG Jonas Wenger vom Fachverband Sucht kennt das Problem. «Sucht ist ein Tabu­ thema. So kämpfen viele Betroffene mit Scham und führen eine Art Doppelleben. Dazu kommt, dass die Sucht gerade bei älteren Menschen oft bagatellisiert wird. Man will ältere Menschen nicht bevormunden und ihnen ein ‹Gläschen in Ehren› nicht verwehren.» Für ihn sei dies eine Gratwanderung zwischen der Anerkennung der Selbstbestimmung eines Menschen und dessen Recht auf Fürsorge. «Wichtig ist, dass die Angehörigen oder Fachpersonen mit den Betroffenen über ihre Sucht reden und sie in ihren Entscheidungen unterstützen.» Wenger ist überzeugt, dass gerade ältere Menschen über viel Lebenserfahrung und ausreichend Ressourcen verfügen, die sich aktivieren lassen und die sie vor einer Abhängigkeit schützen können. «Aber dafür braucht es die Bereitschaft der Betroffenen, ihre Sucht zu thematisieren und sich helfen zu lassen.» EINKAUFEN GEHEN STATT GRÜBELN Seit Metzler trinkt – seit er so viel trinkt, dass er am Morgen zittert und abends lallt –, ist ihm vieles zu viel geworden. Auch das Reden. Mit Roland, dem Trinkkumpan, mag er seine Sucht jedenfalls nicht diskutieren, er kennt dessen Ant-

wort: «Mier wey nid grüble, proscht Hampi!» Und seine Frau Hildegard, sechs Jahre jünger als er und sowieso die Macherin im Haus, schickt ihn in solchen Augenblicken zum Einkaufen und ruft ihm ein «Du alter Wirrkopf» hinterher. «Vielleicht leide ich ja an einer Altersdepression.» Sein Arzt habe unlängst dieses Wort gebraucht, das kam ihm seltsam fremd vor. «GROSSVATER, DU STINKST» An Abstinenz hat Metzler bisher nur ein einziges Mal gedacht, als Elio, sein jüngster Enkel, zu ihm sagte: «Grossvater, du stinkst.» Da habe er sich, wieder einmal, in Grund und Boden geschämt. Aber

eben, murmelt er, irgendwie müsse er doch diese Gedanken verscheuchen, die ohne Wein kommen und mit dem Wein bleiben. Wie alles weitergehen soll, das weiss er nicht. Sollte er ins Altersheim, in eine Suchtklinik gar? An den Tod denkt Metzler jedenfalls oft. Und stellt sich vor, es werde dann einfach dunkel sein und still. Er fürchtet sich nicht, er mag den Gedanken. Wie er das Wetter an diesem matschigen Samstagnachmittag mag. Lange genug schien in den vergangenen Wochen die Sonne, grell und aufdringlich. Jetzt hängen die Wolken tief und der Wind kriecht der Strasse entlang. In Metzlers Bart liegt ein Lächeln. • * alle Namen geändert.

« Man will ältere Menschen nicht bevormunden und ihnen ein ‹Gläschen in Ehren› nicht verwehren. » JONAS WENGER, FACHVERBAND SUCHT

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~ Dossier ~ ALKOHOLSUCHT

WANN IST ES ZU VIEL ? Laut BAG konsumieren 7,1 Prozent der 65- bis 74-Jährigen chronisch risikoreich Alkohol, im Vergleich dazu sind es bei den 20- bis 24-Jährigen 3,9 Prozent.

Von «risikoreichem Alkoholkonsum» wird dann gesprochen, wenn dadurch die eigene Gesundheit oder diejenige von anderen Personen gefährdet wird und entsprechende Schä­den in Kauf genommen oder verursacht werden. Bei Männern ent­spricht diese Form des Konsums pro Tag mehr als vier Gläsern Bier (3dl) bzw. Wein (1dl), bei Frauen mehr als zwei Gläsern Bier bzw. Wein. Im Schnitt konsumieren zwei von drei Personen bereits vor Ein­tritt ins Rentenalter risikoreich Alkohol. Auch werden im Alter zunehmend Schlaf- und Beruhigungsmittel eingenommen; fast ein Fünftel der Personen ab 55 Jahren nimmt derlei Medikamente zusammen mit Alkohol ein. Trotzdem wird das Thema Sucht im Alter tabuisiert. Um dem entgegenzuwirken, hat das BAG letztes Jahr eine Studie zur Früherkennung und Frühintervention lanciert. Zudem haben der Fachverband Sucht und das Alterszentrum Gustav Benz Haus in Basel ein Konzept entwickelt, das die Vernetzung von Suchthilfe und Alterspflege fördern soll. Informationen unter: alterundsucht.ch

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~ Dossier ~ ALKOHOLSUCHT

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« Das Ziel muss nicht unbedingt ein totaler Entzug sein  »

Von KARIN DEHMER (Interview)

NACHGEFRAGT BEI PRÄVENTIONSBERATER STEPHAN KOLLER

STEPHAN KOLLER ist Präventionsberater und Fachexperte im Bereich Prävention von problematischem Substanzmittelkonsum bei phs public health services in Bern.

public-health-services.ch

Herr Koller, ist die Pensionierung ein besonders gefährlicher Moment, um in eine mögliche Alkoholsucht zu fallen? Stephan Koller: Die Pensionierung steht auf Platz 10 der Liste mit kritischen Lebensereignissen, die zu einer möglichen Sucht führen können. An erster Stelle steht der Tod des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin, an zweiter Stelle eine Scheidung. Beim Lesen des Beitrags entsteht der Eindruck, der Hausarzt von Hans-Peter Metzler konfrontiere diesen nicht gezielt mit seinem Alkoholkonsum. Entspricht diese Zurückhaltung Ihrem Erfahrungswert? Es gibt tatsächlich Situationen, in denen das genau wie beschrieben vor sich geht. Meine Erfahrung ist durchaus,

dass Ärzte sich zum Teil nicht informieren oder keine Kenntnis der Website «Alter und Sucht» haben, auf welcher für jede Zielgruppe die entsprechenden Informationen bereitgestellt werden.

Weshalb werden Alkoholkranken oft Beruhigungsmittel wie Temesta verschrieben? Für Alkoholiker ist Einschlafen meist kein Problem, aber das Durchschla-

In der Regel sind aber Hausärzte eine wichtige Anlaufstelle für die Früherkennung und Frühintervention eines risikoreichen Konsums.

fen fällt schwer. Trinken ist mit sehr viel Scham behaftet, der Trinker weiss ja um seine Sucht, und in der Nacht kommt dann oft das Grübeln. Solche starken Beruhigungsmittel machen aber erstens ebenfalls abhängig und können zweitens in Kombination mit Alkohol gefährlich sein.

Spielt auch die Furcht des Arztes eine Rolle, mit seiner möglichen Konfrontation die Situation des Süchtigen noch schlimmer zu machen? Das sicher auch, ja. Und vielleicht auch seine Erfahrung, in der Vergangenheit schon oft bei Menschen in ähnlichen Situationen erfolglos interveniert zu haben. Ich kann verstehen, dass man dem mit der Zeit aus dem Weg gehen will, aber unter dem Strich nimmt ein Arzt in diesem Fall seine ethische Verantwortung nicht mehr wahr. Das Mindeste, was er immer tun sollte, ist, den Patienten auf den Alkoholkonsum anzusprechen. Glücklicherweise machen das natürlich auch viele Ärzte so.

Was wäre Ihr Wunschvorgehen für eine Intervention bei einer älteren, alkoholkranken Person? Der optimale Ablauf wäre, dass das ganze Familiensystem und der Arzt zusammenkommen und sich austauschen, gemeinsam mit der süchtigen Person natürlich. Der Arzt soll die Familie mit Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten eindecken. Das Ziel muss nicht unbedingt ein totaler Entzug sein, aber der Konsum soll kontrolliert werden. Das ist an-

« Statt den Süchtigen einen Säufer zu schimpfen, soll man sagen: ‹Mir macht es Angst, wie viel du trinkst›, oder: ‹Was kann ich tun, damit es dir besser geht?› » # 11~ 2020


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« Entweder der Suchtkranke verändert sein ­Verhalten oder sein Umfeld nimmt ­strukturelle Änderungen vor, zum Beispiel, indem es die ­Kinder nicht mehr in die Nähe des alkoholkranken Grossvaters lässt. »

strengend und energieraubend, aber es ist der beste Weg.

es Angst, wie viel zu trinkst» oder: «Was kann ich tun, damit es dir besser geht?»

Was können Angehörige tun, wenn ihre alkoholkranken Familienmitglieder sich der Sucht nicht stellen wollen? In erster Line sollen Angehörige in diesem Fall auch für sich schauen. Sie können Hilfe für sich selbst in Anspruch nehmen, unabhängig von der süchtigen Person. Alle Beratungsstellen bieten ja auch Hilfe für Angehörige an. Wichtig ist auch hier, diesen Schritt dem Süchtigen mitzuteilen.

Und welche Möglichkeiten bleiben Eltern von Kindern, deren Grosseltern sich uneinsichtig zeigen, die Kinder aber gern sehen oder hüten würden? Unterm Strich gibt es in diesem Fall nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Suchtkranke verändert sein Verhalten oder sein Umfeld nimmt strukturelle Änderungen vor, zum Beispiel, indem es die Kinder nicht mehr in seine Nähe lässt, was wiederum mit der notwendigen Kommunikation einhergehen sollte.

Sie meinen, man sollte diesen mit der Tatsache bestrafen, dass er einen dazu zwingt, Hilfe anzunehmen? Es geht um eine Konfrontation, nicht um Bestrafung. Die Irritation kann beim Betroffenen auslösen, dass er ebenfalls ein Unterstützungsangebot in Anspruch nimmt. Die Konfrontation sollte mit der notwendigen Sensibilität erfolgen. Statt ihn einen Säufer zu schimpfen, soll man sagen: «Mir macht

Wie erklärt man jüngeren Kindern die Alkoholsucht ihrer Grosseltern? Kleinen Kindern am besten gar nicht, man überfordert sie nur damit. Kinder checken von alleine, dass Grosspapi ein Problem hat, sie wissen einfach nicht, wieso. Wenn ein Kind zum Grossvater sagt: «Du stinkst», wie es das Enkelkind von Hans-Peter Metzler tat, dann kann selbst das eine kleinste Verhaltens-Veränderung oder Erkenntnis im Süchtigen

hervorrufen. Im Allgemeinen sollten aber Spannungen thematisiert werden, und das im Rahmen der Möglichkeiten der Eltern, die ja selber von der Abhängigkeit ihres Vaters betroffen sind. Was wünschen Sie einem Patienten wie Hans-Peter Metzler? Ich würde mir wünschen, dass er gezielter konfrontiert wird und dass vor allem auch nachgefragt wird. Man sollte nach dem Auslöser fragen – «weshalb trinkst du so viel?» − statt hinter seinem Rücken über ihn zu reden und zu mutmassen. Ich bin überzeugt, es hilft nur Offenheit und Ehrlichkeit. Und es braucht mehrere Anläufe. •

HIER ERHALTEN SIE HILFE Alterundsucht.ch Plattform mit gesammelten Informationen zu Sucht im Alter und deren Auswirkungen sowie weiter-

führenden Links für Betroffene, Angehörige, Ärzte und Fachpersonal. Safezone.ch Online-Beratungsstelle, niederschwellig und schnell. Zusätzlich eine grafische Karte der Schweiz mit der Auflistung aller kantonalen und regionalen Beratungsstellen sowie Selbsthilfegruppen (Anonyme Alkoholiker, Blaues Kreuz u.v.w) . Infodrog.ch Schweizerische Koordinations- und Fachstelle für Sucht des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Auch hier gibt es weiterführende Links zu den verschiedenen Beratungsstellen. # 11 ~ 2020


~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

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Eine schampar nette Familie Peter Normalo will es immer a ­ llen recht machen. Schön und gut. ­Unser Hausarzt hätte ihm t­ rotzdem am liebsten mal eine D ­ osis Unsitte verschrieben.

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or vielen Jahren kam ein junger Mann, nennen wir ihn Peter Normalo, wiederholt in die Sprechstunde, weil er trotz all seiner Bemühungen das Gefühl hatte, nicht an seinen Lebenszielen ankommen zu können. Nach einer Berufslehre ging er an die Fachhochschule, die er mit Bravour bewältigte. Neben der anspruchsvollen Ausbildung betrieb er Leistungssport und spielte S-Horn in der Dorfmusik. Als er seine langjährige Freundin heiratete, schien alles klar. Ein Haus im Nachbardorf war in Planung. Nur mit dem Kinderwunsch wollte es nicht klappen. Neben gelegentlichen Erschöpfun-

gen war da auch eine gewisse familiäre Belastung mit Depressionen bekannt. Grossmutter und Vater, ja der ganze Clan, waren dem Hausarzt bekannt. Er schätzte die Familie sehr. Sie hatte nur einen Fehler, sie wollte es immer allen und jedem recht machen. So normal sein wie möglich. Brave Leute, die jeder mochte. Nur war das für Peter Normalo gar nicht so leicht. Manchmal wurde die Bürde der Normalität zu gross. Ob das auch der Grund war für die Unfruchtbarkeit? Mit dem Willen alleine ging es jedenfalls nicht. Loslassen, etwas zurückstecken, genug Erholungszeit

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haben, das waren die geheimen Wünsche des Hausarztes. Aber jede seiner Ideen würde den braven Mann noch mehr unter Druck setzen. Dem Arzt blieb nichts anderes übrig, als gelegentlich einen kleinen Check­up zu machen, zuzuhören, beruhigen, trösten. Selten setzte er ein leichtes Medikament gegen die depressive Verstimmung ein. Natürlich hatte das strenge Arbeits- und Freizeitleben einen Anteil an der Müdigkeit und Verstimmtheit, aber daneben gab es auch eine familiäre Komponente. Der Hausarzt nannte dies jeweils ein »Synapsenproblem», andere nannten es «Serotoninmangelsyndrom», alles Hypothesen und nichts ganz Sicheres. Die Undisziplinierten, Unfolgsamen, die Wilden und Unsteten waren keineswegs die Lieblinge des Arztes, aber manchmal wünschte er sich für den armen Normalo eine kleine Portion von deren Unsitten, ein kleines Mass an Faulheit, Unzuverlässigkeit oder Nachlässigkeit. Immer wird viel geredet über die Defizite der Menschen, aber über die Last, so schrecklich

EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

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normal zu sein wie ein Musterschüler, wird geschwiegen. Hierzulande wird die Jagd nach dem Glück zielstrebig angegangen, mit Karriere und materiellem Wohlstand. Wenn das Glück ausbleibt, ist es immer wieder ein Gefühl des Versagens. Nach einiger Zeit habe ich Peter Normalo etwas aus den Augen verloren. Wenn wir uns in der Öffentlichkeit trafen, war er zumindest oberflächlich zufrieden und sehr freundlich. Vielleicht habe ich ihm doch helfen können? Und jetzt ist vor Kurzem eine Geburtsanzeige angekommen. Ein kleines gesundes Peterchen hat die Welt erblickt. Wie schön für die junge Familie. Das hat den alten Hausarzt ein wenig gerührt. Nur blickt er mit einer kleinen Sorgenfalte voraus und wie eine gute Fee im Märchen wünscht er dem kleinen Erdenbürger ein paar winzige unperfekte Teile DNA, damit er auch einmal ohne Last des Normalen durchs Leben gehen darf. •

Museum für Likes

Museum für Kommunikation, Helvetiastrasse 16, 3000 Bern 6 Dienstag – Sonntag, 10 – 17 Uhr, www.mfk.ch Eine Stiftung von:


~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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Wenn sich Spannungen lösen Die Grossmutter des Neu­ geborenen ist vor vielen ­Jahren gestorben. Gerade im ­Wochenbett aber wird sie so schmerzlich ­vermisst wie noch nie.

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s ist noch dunkel, als ich eine halbe Stunde nach dem Anruf von Aline ankomme. Daniel öffnet mit der zwei Tage alten Mara auf dem Arm die Türe. Sie saugt kräftig an seinem kleinen Finger. «Ich konnte sie beruhigen, aber lange nützt das wohl nicht mehr. Danke, dass du gleich gekommen bist. Aline geht es nicht gut», sagt er besorgt. Aline erwartet mich mit nackten Brüsten, sitzend im Bett. Die Stimmung erinnert mich an die Geburt, die vor ziemlich genau 48 Stunden in demselben Raum stattgefunden hat. «Es ist so gemein! Die Milch ist da, aber sie fliesst nicht. Mara kann die Warzen nicht mehr fassen, so prall sind sie. Und es tut so weh, ich kann sie nicht mal mehr anfassen. Schau mal

CAROLE LÜSCHER (47) ist Hebamme Msc, Geschäftsführerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie Dozentin und engagiert sich berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch

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diese Ungetüme an. Ich weiss nicht, wo die plötzlich herkommen!», sagt sie halb lachend, halb weinend und schaut an sich hinunter. Ich setze mich auf den Bettrand. «Ja, das sieht wirklich schmerzhaft aus. Aber das kriegen wir hin.» Nachdem ich die Brust behutsam abgetastet habe, ist mir klar, dass das Ansetzen ohne Massage vorher kaum möglich ist. Alles ist gestaut und verhärtet – ein starker Milcheinschuss. «Ich weiss, das ist jetzt nicht das, was du hören willst, aber ich denke, wir müssen zuerst massieren, damit du nachher ansetzen kannst.» Aline schaut mich entsetzt an. «Kannst nicht du das machen? Dann kann ich mich darauf konzentrieren, zu entspannen. Oder es versuchen.» Daniel setzt sich mit Mara auf seine Seite des Bettes und reicht mir das Stillöl. Es ist still, intim. Ab und zu hört man ein Glucksen von Mara, die ruhig an Daniels kleinem Finger saugt. Nach ein paar Minuten löst sich die Spannung in Aline, aber auch in der Brust. Bald beginnt die Milch zu fliessen. Tropfen fallen von oben hinab auf meine massierenden Hände. Es sind Tränen, die still über Alines Wangen rinnen, zuerst einzelne, dann Bäche. «Ich vermisse sie so sehr … Ich habe sie noch nie so vermisst, wie in diesem Moment», bricht es aus Aline heraus. Ich halte inne und nehme stattdessen ihre Hand. Ich weiss, dass sie ihre Mutter meint, die an Krebs gestorben ist, als Aline 13 Jahre alt war. Viele Male hatten wir in der Schwangerschaft darüber gesprochen. Das Vermissen, die Konfrontation mit den Gefühlen der Trauer, welche in der Familie nie Platz hatten. Jetzt sind sie da, die Tränen, die immer zurückgehalten wurden und vor denen Aline so Angst hatte. Wir sitzen alle still da und sehen zu, wie die Tränen ihren Weg nach draussen finden. Aline bemerkt erst nach einer Weile, dass die Brust tropft. Sie schnieft und lacht: «Was für eine Überschwemmung!» Mit dem Nuscheli putzt sie sich die Tränen und die Milch ab. «Danke», sagt Aline zu uns und nimmt dann Mara aus Daniels Arm. «Und Danke für deine Geduld, meine Kleine». Wenig später liegt Mara zufrieden trinkend an Mamas Brust. Aline und Daniel versinken in die Ruhe, die sich mit den regelmässigen Schluckgeräuschen im Raum ausbreitet. Wie vor zwei Tagen ziehe ich mich nun zurück. Meine Arbeit ist für diesen Moment getan und ich werde am späten Nachmittag nochmals nach ihnen sehen. •


~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

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Strickfrust EINE GROSSMUTTER (72) FRAGT: Unsere jüngste Enkeltochter ist zwölf Jahre alt, eine Nachzüglerin, ein richtiges Nesthäkchen, das von allen Seiten verwöhnt wird. Seit ihrer Geburt strickte ich für sie Pullis, Schals und Jäck-­ chen, einfach alles, was ein Kind gerne trägt. Als ich ihr kürzlich einen selbst gestrickten NorwegerPulli mit extrafeiner Merinowolle geschenkt habe, war mir, als würde sie sich darüber nicht richtig freuen. Ich muss zugeben, dass ich ziemlich enttäuscht war. Nun weiss ich nicht, ob ich einfach aufhören soll, für sie zu stricken. Ich will vermeiden, dass sie meint, sie müsse mir zuliebe Ja zu den Stricksachen sagen.

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

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in Nesthäkchen, sagen Sie, das von allen Seiten verwöhnt wird. Wenn ein Kind klein ist, bereitet das Verwöhnprogramm ihm sicherlich genauso viel Freude wie den Erwachsenen. Diese intensive Zuwendung kann ein Kind jedoch auch einengen, da für eigene Vorstellungen nicht mehr viel Raum bleibt. Die von Ihnen bemerkte verhaltene Freude Ihrer Enkeltochter scheint mir ein Hinweis dafür zu sein, dass für sie eine neue Lebensphase begonnen hat, in der sie vermehrt ihre eigenen Wünsche umsetzen möchte. Vielleicht erinnern Sie sich selbst an eine Begebenheit, zu der Ihnen jemand ein Geschenk machte, das Ihnen nicht wirklich gefiel? Zweifellos eine unangenehme Situation. Wie viel schwieriger ist es für ein Kind von zwölf J­ ahren, das die Zuneigung der Grossmutter nicht gefährden will. Gleichzeitig verlangt sein Entwicklungsstand nach verstärkter Selbstbestimmung. Zudem spielt gerade bei der Mode, und für Mädchen ganz besonders, der Gruppendruck eine grosse Rolle. Vielleicht gelingt es Ihnen nach der ersten Enttäuschung, die Neuorientierung Ih-

rer Enkeltochter als altersgemässen und notwendigen Entwicklungsschritt hin zu mehr Autonomie zu betrachten? Könnten Sie sich auch vorstellen, gelegentlich mit ihr shoppen zu gehen, um zu erfahren, welcher Kleidungsstil ihr inzwischen besonders gefällt? Falls Sie jedoch auf das Ihnen liebgewordene Stricken nicht verzichten möchten, liesse sich überlegen, ob es eventuell in Ihrem Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft dankbare EmpfängerInnen Ihrer Arbeit gäbe. Oder was halten Sie von der Idee, Ihre Produkte an Bazars oder Weihnachtsmärkten anzubieten? Und wer weiss: Vielleicht wird Selbstgestricktes bei jungen Frauen eines Tages plötzlich wieder begehrt, wie wir das derzeit beim Gärtnern oder Wandern erleben. •

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60 Von KARIN DEHMER ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

BÜNDNER HERRSCHAFT 3

BAD RAGAZ

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LANDQUART 2

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Durch die abgeernteten Rebberge per Velo nach Mittelerde: Das kann man nur in der Bündner Herrschaft.

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MALANSER ÄLPLI Das Malanser Älpli bietet neben einer historischen Gondelfahrt viele längere und kürzere Wanderwege, für die es auch an einem schönen Novembertag

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nicht zu kalt ist. Manchen reicht schon die Aussicht von der Terrasse oder ein kleiner Spaziergang auf 1800 m ü.M.

HEIDIDORF Die Zürcherin Johanna

aelplibahn.ch

Spyri verbrachte ihre Ferien

~ Herausgepickt ~

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in der Bündner Herrschaft und liess sich hier zu ihrem 2

AUF ZWEI RÄDERN DURCH DIE REBEN Durch die Bündner Herrschaft führen mehrere Velowege dem Rhein entlang oder durch die Rebberge. Auf einer Kurzvariante wird von Landquart durch die Gemeinden Malans, Jenins, Maienfeld und Fläsch nach Bad Ragaz geradelt. Wobei man unterwegs entweder in Mittel­erde einen Stopp einlegen kann (siehe «Herausgepickt») oder im Heidiland (sie Tipp Nummer 3). Um dem Muskelkater vorzubeugen oder die kalten Hände wieder aufzuwärmen, taucht man am besten anschliessend in die Therme

weltberühmten Heidi-Roman inspirieren. Schnell fand sie geeignete Kulissen, etwa jenen alten Weiler oberhalb von Maienfeld, der heute Heididorf heisst, ein Heidi-Museum beheimatet und Ausgangspunkt ist für den Heidi-Erlebnisweg. Täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. heididorf.ch

HERR DER RINGE J.R.R.Tolkiens Mittelerde liegt auch im bündnerischen Jenins. Im Museum des ehemaligen Financiers und Tolkien-Fans Bernd Greisinger befindet sich die grösste und bedeutendste Sammlung zum Thema «Mittelerde» weltweit. Sie umfasst in erster Linie Kunst und Literatur sowie alle möglichen Sammlungsstücke. Hier kann man sich direkt in die geheimnisvolle Welt von Mittelerde entführen lassen – Elben und Orks inklusive. Alle Räume bieten den Besuchenden durch ihr Ambiente das Gefühl, sich in Mittelerde zu befinden. Durch die Tür der Hobbithöhle gelangt man in das Museum, dessen Räume überwiegend unterirdisch angelegt sind. Das Museum hat keine Öffnungszeiten und kann nur im Rahmen einer Führung besucht werden, für die man sich online einträgt. greisinger.museum

von Bad Ragaz.

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~ Service ~ Publireportage UNTERWEGS SBB RailAway e l in r t ik r b e i t A n na Ei me am i t Zu s m

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~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Wandern ~

Schauenberg ~ Übernachten ~

Belvedère Scuol

873 m

593 m

700 m

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ine einfache, aussichtsreiche Ganzjahreswanderung auf dem Züri-Oberland-Höhenweg führt über den Schauenberg. Oberhalb des Restaurants Gyrenbad in der Gemeinde Turbenthal startet der gut ausgeschilderte Weg. Nach wenigen Minuten erreicht man den Hof Schwändi mit seinen

vielen Tieren: Gänse, Kühe, Schafe, Pferde und Hühner. Bis zum Aussichtspunkt auf dem Schauenberg dauert die Wanderung rund 40 Minuten. Ein fantastischer Rundblick erwartet die Wandernden, und wenn es nicht zu kalt ist, auch einige schöne Feuerstellen zum Bräteln. Ansonsten liegt das Restaurant Schauenberg nur 30 Minuten Fussmarsch entfernt. Ab da folgt ein vielseitiger Weg weiter hinunter durch Wald, Landwirtschaftszone und entlang des Bichelsees bis ins gleichnamige Dorf. ~KD

HOTEL BELVEDÈRE Stradun 330, 7550 Scuol 081 861 06 06 info@belvedere-scuol.ch belvedere-scuol.ch

ÜBER DEN SCHAUENBERG Start: Turbenthal (ZH), Bushaltestelle «Hand», oberhalb des Restaurants Gyrenbad. Ziel: Bichelsee (ZH), Bushaltestelle «Dorf» Dauer: 2,5 Stunden Einkehren: Restaurant Schauenberg, Hofstetten (ZH) restaurant-schauenberg.ch

Zu nasskalt zum Wandern, zu wenig Schnee zum Skifahren: Der Bergnovember ist in der Regel ein Monat zum Auslassen. Aus diesem Grund haben auch viele Hotels in diesen Wochen geschlossen. Nicht so das «Belvedère» in Scuol. Auf ihrem gemeinsamen Ausflug können Grosseltern und Enkelkinder von ihrem Hotelzimmer direkt ins familienfreundliche Engadin Bad hüpfen. Sechs Innenund Aussenbäder bieten Entspannung und Planschspass. Im Mehrgenerationen-Haus gibt es zudem ein Spielzimmer mit Rutsche und Bällebad. DZ für 2 Erwachsene und 2 Kinder im November ab 290 Franken (inkl. Frühstück, Zvieri und Eintritt ins Thermalbad). ~KD

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Kinderlieder zum Mitsingen, Beruhigen, Wiederentdecken, Einschlafen ...

~ Unterwegs ~

KULTURTIPPS DIE KATZE, UNSER WILDES HAUSTIER Bis 11.4.2021 Naturmuseum Solothurn naturmuseum-so.ch

Rahel Sohn Achermann, Klavier

Die Katze ist das beliebteste Haustier in der Schweiz. Die Sonderausstellung stellt das vertraute und doch in vielem rätselhafte Tier ins Zentrum. Mit verschiedenen museumspädagogischen Materialen für den Besuch mit Kindern. ~KD

Holle. Sie bringt den Kindern bei, dass Fleiss immer belohnt wird und Faulheit sich nie auszahlt. Und dass es auf der Erde schneit, sobald sie ihre Kissen ausschüttelt … Mit der Geschichte von Frau Holle entwickelt sich eine komisch-schräge Bühnenshow über Themen wie Wetter, Klima und Verantwortung, die Kinder und Erwachsene und ihre Zukunft betrifft. ~KD

WINTERSCHMAUS 4.11. und 11.11., 6 –12 Jahre, Naturama, Aarau naturama.ch

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Im Winter gibt es für wildlebende Tiere weniger Nahrung. Was fressen welche Tiere in der kalten Jahreszeit? Wie gehen sie mit dem knappen Nahrungsangebot um? Im Kinderclub des Naturamas erfährst du es.~KD

Frühling Sommer Herbst Winter Eine CD für jede Jahreszeit CD-Box à 4 CDs: Fr. 56.–

FRAU HOLLE

25.11.–31.1., ab 6 Jahren, Luzerner Theater, luzernertheater.ch

6.5 138

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Rahel Sohn

Dorma Bain Schlaflieder für Kinder und für Eltern zum Entspannen CD: Fr. 22.50

1 Gian Andrea 1 Gian Andrea 2 Carla 2 Carla 3 Ich ghöre 12 Schlafe , mein es Glöggli3 4 Schlof, 13 Die Blümel Prinzch 12enSchlafe Chindli, schlof Ich ghöre es Glöggli , mein Prinzch ein, sie schlafe 4 Schlof, 5 Nie müed 13 Die en n Blümel Chindli, schlof 14 Bajuschki baju 5 Nie müed 6 Ein Stimm’ 15 Dorma 14 Bajusch ein, sie schlafen bain ki baju beginnt 6am 7 Ade zur 16 Am Himme 15 Dorma Ein Stimm’ sachtbeginnt guten Nacht Abend bain l stoht es16 am 17 Stärnem 7 Ade zur 8 Au clair Sternli Am Himme sacht uet guten Nacht Abend de la lune 8 Au clair 9 Guten Abend, 18 Tutta 17 Stärnem l stoht es Sternli de la lune nanna tgu uet 9 Guten Abend, 10 Guter Mond gut’ Nacht 19 Dormi, 18 Tutta nanna dormi, bel bambin tgu 10 Guter Mond gut’ Nacht 20 Der 11 Weisst 19 Dormi, dormi, Mond du, wieviel bel bambin Sternle 11 Weisst 21 Wiegen ist aufgega 20ngen in stehen Der Mond ist du, wieviel lied aufgegangen Sternle22 21 Wiegen in stehen La Le Lu lied 22 La Le Lu

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Fabian Keller Noëmi Sohn für die Aufnahme danke für die Lieder Fabian Keller technik Philippe «Gian Andrea» danke für Sohn Dominik Acherman Kuhn und Max Lässer Noëmi undfür «Carla» die Lieder «Gian die Aufnahmetechnik Philippe für n für die Gestaltun das starboat-S Andrea» und Kuhn und Dominik tudio Max Lässer «Carla» g des Acherman Layoutsn- für für das starboat-S unddie sowieso Gestaltung tudio des Layouts Aufgenommen - und sowieso am 1. Mai 2007 www.rahelsohn.ch Aufgenommen am 1. Mai 2007 www.rahelsohn.ch

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Die neue Dauerausstellung des zu den Schweizer Nationalmuseen gehörenden Château de Prangins befasst sich mit zwei gegensätzlichen Lebenssituationen im 19. Jahrhundert in der Schweiz: Die Besucherinnen und Besucher können entweder in die Haut eines Tessiner Kaminfegerjungen oder in die einer englischen Touristin schlüpfen und so die Schweiz erkunden. ~KD

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Achermann

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01.05.14 14:58

Für Familien. Château de Prangins, Prangigs (VD) chateaudeprangins.ch

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Rahel Sohn

Mitten in den Wolken, gleich beim sprechenden Baum, lebt Frau

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Achermann, Klavier

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Rahel Sohn

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Achermann, Klavier

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ROLLENSPIEL IM MUSEUM

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Ein musikalischer Adventskalender Jeden Adventstag ein Musikstück mehr CD: Fr. 22.50

Preise inkl. Porto und Verpackung

Hörproben auf www.rahelsohn.ch bestellen@rahelsohn.ch

Vertraut und dennoch rätselhaft: Die Ausstellung zur Hauskatze im Naturmuseum Solothurn.


~ Service ~ UNTERWEGS

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bis 15.08.2021 Museum.BL Zeughausplatz 28 4410 Liestal Di–So: 10–17 Uhr Erwachsene 8 Franken, Kinder bis 12 Jahre gratis, von 13–19 Jahren 6 Franken museum.bl.ch

La La La – Liestal

ER EST T S EUMestal MUS Li Mu s

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ie Grossmutter kann nicht singen. Alle wollen ihr einreden, dass sie das sehr wohl könne, aber sie brummt lieber nur vor sich hin und hört gerne andere Leute singen, wie zum Beispiel ihre Enkelinnen. Lioba (9) ist eine dieser Sängerinnen und war im Museum Baselland bereits am Eingang der Sonderausstellung «La, la, la – Eine Ausstellung zum Mitsingen» verzaubert, als sie die Tasten des Keyboards drückte: Da ertönen Menschenstimmen! In einer langen Sofareihe wird die Bandbreite dessen hörbar, wozu Menschen Lieder einsetzen – zum Beispiel, um Kindern das Einschlafen zu erleichtern oder ungerechte Zustände anzuprangern. Dass sie Emotionen wecken und Erinnerungen auslösen, merkte die Grossmutter, als sie Joni Mitchell hörte. Ihr kamen nostalgische Tränen, weil sie an die Zeiten ihrer ersten Liebe denken musste. Schnell weiter! Was singen Tiere?

Der Seidenlaubenvogel klaut blaue Gegenstände und von anderen Vögeln Melodien, um eine Braut anzulocken! Das erinnert doch ein wenig an den Teenager von früher, der zu diesem Zweck seine Plattensammlung präsentierte? Dass Robben vorgespielte Kinderlieder «nachsingen», machte Lioba und die Grossmutter fassungslos. In der nächsten Station geht es darum, seinen Gesang zu optimieren und ein eigenes Lied zu kreieren. Eine Stunde lang waren die beiden nun beschäftigt, die Ratschläge und Übungen aus den Videos der sympathischen jungen MusikerInnen umzusetzen. Und sie machten Musik in einem richtigen Tonstudio! Rhythmen und Harmonien ausprobieren, ein Lied schreiben – dazu gibt es Erklärungen und Ideen, die Lioba begeistert umsetzte. Die Grossmutter assistierte und konnte am Ende in der «Sing Bar» nur feststellen: A star is born! •

ELI WILHELM (57) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch

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~ Service ~ BASTELN

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Coole

Socke

Von IRENE MEIER (Umsetzung ) und MARTINA MEIER (Foto)

Statt die verflixte zweite Socke zu suchen, die spurlos verschwunden ist, kann man aus der übrig gebliebenen auch eine simple Handpuppe nähen.

DAS BRAUCHT’S • Kindersocken • bunte Knöpfe • Farbiger Filz oder Stoff • Wollreste • Nähnadel und Faden • Schere • Dünne Gummischnur

SO GEHT’S 1 Bei den Zehenspitzen zwei Knöpfe als Augen annähen. 2 3

Ein farbiges Stück Stoff in der Grösse der Sohle an die Sohle nähen. Das ergibt ein andersfarbiges, offenes Maul. Zähne aus Filz annähen.

4 Krone aus Filz annähen oder alternativ Haar­ büschel aus Wollfäden.

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~ Service ~ STRICKEN

Winterpulli

Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und MIRJAM GRAF (Foto)

Vorderteil: Anschlag 72 M mit Nd Nr. 3 ½ und 5 cm im Muster I str. Mit Nd Nr. 4.0 das Muster II 1 x str, dabei in der ersten R 1 M aufn = 73 M. Mit Nd Nr. 4 ½ 2 R glatt re str, dann auf der Vorders die Rdm und 12 M re str, diese 13 M stilllegen. Über die nächsten 47 M die Tasche wie folgt str: Rdm, 6 M glatt li, 33 M Muster V gemäss Strickschrift, 6 M glatt li, Rdm. Die letzten 13 M ebenfalls stilllegen. Für die Tasche das Muster in der Höhe 2 x str, zusätzlich nochmals die 1. N und eine Rückreihe li, dann die M stilllegen. Nun zu den 13 am re Rand stillgelegten M 47 M dazu anschl und mit den 13 stillgelegten M vom li Rand verbinden. Bis zur Höhe der Tasche glatt re weiterstr, dann auf der Vorders Rdm, 12 M re str, 47 M abketten, 12 M re str, Rdm. Auf der Rücks Rdm, 12 M li str, die 47 M der Tasche einfügen, 12 M li, Rdm. Nun über alle M weiter gl re str. Die Raglanabn im Muster IV wie am Rückent str, dabei bei 35 cm ab Anschl (nach der 3. 2er-Rippe) für den Halsausschnitt die mittleren 11 M abk, dann beids in jeder 2. R noch 2 x 2 und 2 x 1 M abk. Die restl je 3 M abk. Ärmel: Anschlag 38 M mit Nd Nr. 3 ½ und 5 cm im Muster I str. Dann mit Nd Nr. 4.0 das Muster II 1 x str, dabei in der 1. R verteilt 5 M aufn = 43 M. Mit Nd Nr. 4 ½ im Strickmuster V weiterstr, dabei zuerst 2 R glatt re str und beids 1 M aufn. Diese Aufn jede 10. R 5 x wiederholen = 55 M. Das Strickmuster mit Rdm, 5 M re, 1 M li beginnen und mit 1 M li, 5 M re, Rdm beenden. Bei ca. 29 cm ab Anschl (beim Modell sind 62 R im Muster V gestrickt) die Raglanabn wie beim Rückenteil ausführen, die restl 11 M abk. Ausarbeiten: Nähte schliessen, beim Raglan darauf achten, dass die Rippenstreifen übereinander stimmen. Die Anschlag- und Abkettkanten der Tasche auf der Rückseite des Vorderteils annähen. Die Seitennähte der Taschen mit einer R fester Maschen umhäkeln. Aus dem Halsausschnitt mit Nd Nr. 3 ½ ca. 92 M aufn und im Muster I 5 cm str, die M locker abk. Zur Hälfte nach innen legen und annähen.

GRÖSSE/MASSE 116 / 6 Jahre Oberweite 64 cm, Länge 42 cm Fällt gross aus.

MATERIAL Merino 120 von Lang (100 % Schurwolle, 120 m/50 g), 300 g = 6 Kn Farbe 133 stahlblau Stricknadeln Nr. 3 ½, 4.0 und 4 ½, 1 Nadelspiel 3 ½, Häkli Nr. 4 1/2

MUSTER Muster I: Vorders 1 M re, 1 M li, Rücks deckend str Muster II: 4 R re (= 2 Rippen), 2 R glatt re, 6 R re (= 3 Rippen), 2 R glatt re, 4 R re (= 2 Rippen) Muster III: glatt re (Vorders re, Rücks li) Muster IV: *6 R re (= 3 Rippen), 2 R glatt re, 4 R re (= 2 Rippen), 2 R glatt re*, von * bis * stets wdh Muster V: gemäss Strickschrift

MASCHENPROBE 21 M und 28 R = 10 x 10 cm

AUSFÜHRUNG Rückenteil: Anschlag 72 M mit Nd Nr. 3 ½ und 5 cm im Muster I str. Mit Nd Nr. 4.0 das Muster II 1 x str, dann mit Nd Nr. 4 ½ im Muster III weiterstr. Die Seitennähte bleiben gerade. Bei 28 cm ab Anschl mit Nd Nr. 4.0 im Muster IV str und beids 2 M abk. Für die Raglanschrägung 20 x beids abw jede 2. und 4. R auf der Vorders je 1 M abn, an der re Kante nach der Rdm 2 M re zus str, an der li Kante vor der Rdm ein überz Abn str. Die restl 28 M abk.

STRICKSCHRIFT MUSTER V -

Vorders 1 M li, Rücks 1 M re

16. N

* 14. N

Rdm

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* 4. N

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Vorders re, Rücks li

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* 5. N -

* 3. N - * *

X Mustermitte

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch # 11 ~ 2020

1. N


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~ Service ~ EXPERMENTIEREN

Anziehen

Kinder machen schon früh Alltagserfahrun­ gen mit Magneten: beim Verschliessen ihrer Kindergartentasche oder beim Spiel mit den Figuren, die durch unsichtbare Kräfte am Kühlschrank haften. Aber was steckt dahin­ ter? Eine spielerische Annäherung.

und Abstossen Weshalb bewegt sich der Käfer auf der Vorderseite dieses Kartons?

Kinder machen schon früh Alltagserfahrungen mit Magneten: Beim Verschliessen ihrer Kinder­ gartentasche oder beim Verschieben der Figuren, die durch unsichtbare Kräfte am Kühlschrank haften. Was steckt dahinter? Eine spielerische Annäherung.

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M

agnete faszinieren und laden zum Entdecken ein. Welche Eigenschaften sie haben und was sie alles können, lässt sich ohne grosse Vorbereitung und auf spielerische Art gemeinsam herausfinden. Als Einstieg dient ein Rundgang durch die Wohnung. An welchen Gegenständen haftet der Magnet in meiner Hand? Die Büroklammern auf dem Schreibtisch zieht er an, die Plastikente auf dem Badewannenrand hingegen nicht. Im Gespräch finden wir heraus, dass es auf die Materialien ankommt: Eisen wird angezogen, andere Materialien nicht. Aber warum stossen sich die Wagen der Holzeisenbahn auf der einen Seite ab, wird der Anhänger jedoch umgedreht, haftet er plötzlich an der Lokomotive? Zur Beantwortung dieser Frage werden mehrere starke Magnete auf eine Unterlage gelegt. Mit einem weiteren starken Magneten (man kann ihn den Zauberstab nennen) nähert sich das Kind den Magneten. Dabei bewegen sich diese je nach Orientierung (Pol) entweder zum Zauberstab hin oder davon weg. Diese Erfahrung kann mit den folgenden Spielideen vertieft werden: Ein Magnet wird an ein Fahrzeug geklebt, sodass es sich mit einem zweiten Magneten fortstossen oder anziehen lässt. Oder: Die Zeichnung einer Figur wird mit etwas Eisenpulver in einen transparenten Behälter geklebt. Mit einem Magneten kann das Pulver von aussen verschoben werden, etwa um Frisuren, Bärte oder Verzierungen an den Kleidern zu formen (siehe Bild unten). •

DAS BRAUCHT’S • • • • •

Haushalt-Magnete in verschiedenen Formen Eisenkleinteile wie Büroklammern oder Nägel Starke Magnete oder Schul- magnete (diese haben eine klare farbliche Kennzeich- nung beider Pole und eignen sich daher gut, um die Anzie- hung und Abstossung zu untersuchen). Erhältlich im Schulbedarf oder auf supermagnete.ch Eisenpulver oder -späne sind in grösseren Bau-und-Hobby-Abteilungen erhältlich sowie auf supermagnete.ch Transparente Behälter wie Frischhalte- oder Verpackungsboxen

Frisuren aus Eisenpulver.

Text und Bilder aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch # 11 ~ 2020


~ 11/2020 ~ KURSANGEBOT

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Sicherheit in Notfallsituationen Notfalltraining für Grosseltern

KURSINHALT

PROMINIS GMBH

Sie hüten heute Ihren dreijährigen Enkel. Plötzlich hören Sie ein dumpfes Geräusch und rufen nach ihm. Keine Antwort. Überrascht finden Sie den Jungen unten an der Treppe liegend. Er blutet am Kopf und wirkt irgendwie schläfrig. Unerwartet befinden Sie sich in einer Notfallsituation. Viele Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf: Wie lagere ich ihn? Welches sind die nächsten Schritte? Fahre ich den Kleinen selber ins Spital oder

180 Franken pro Person inkl. Kursunterlagen und

Mit Leidenschaft bieten wir als professionelle Rettungsfachpersonen herausfordernde und praxisorientierte Trainingserlebnisse. Wir kennen den Rettungsalltag, wissen, worauf es wirklich ankommt, und bringen das nötige Fachwissen mit.

Zwischenverpflegung (ohne Mittagessen) Partnerschaft: 320 Franken

Unsere Absicht: Notfall erleben – nachhaltig Sicherheit gewinnen.

rufe ich den Rettungsdienst? In interaktiven Fallbeispielen erleben Sie verschiedene Notfallszenarien. Sie lernen eine Notfallsituation korrekt einschätzen, einen Knochenbruch versorgen und die Reanimation am Kind durchführen. Es ist unser Ziel, Ihnen ein Stück Sicherheit im Umgang mit Kindernotfällen mit auf den Weg zu geben.

DATUM & ZEIT

Samstag, 28. November, 9 bis 16.30 Uhr KOSTEN

ZERTIFIKAT

Kursbestätigung BESONDERES

KURSZIELE

Die Teilnehmenden • beschreiben das Rettungswesen in der Schweiz • schätzen eine Notfallsituation ein • führen eine korrekte Patientenbeurteilung, -versorgung und -betreuung durch • trainieren das allgemeine Vorgehen bei Unfällen • setzen sich mit folgenden Krankheitsbildern auseinander: Knochenbrüche und Wunden, innere Blutungen, Kopfverletzung, Infektionen der Atemwege, Krampfanfall, Verschlucken von Fremdkörpern, Fieber, Verbrennungen etc. Sie wenden die Rea­­ni­mationsmassnahmen am Kind an.

Verschiedene Fallbeispiele trainieren wir draussen. Tragen Sie entsprechende Kleidung.

GERHARD MOSER dipl. Pflegefachmann HF dipl. Rettungssanitäter HF dipl. Erwachsenenbildner HF

KURSADRESSE

Grosseltern-Magazin Kronengasse 4, 5400 Baden grosseltern-magazin.ch info@grosseltern-magazin.ch LUKAS BÜRKI dipl. Rettungssanitäter HF

ANMELDUNG FÜR DEN KURS Bitte füllen Sie alles gut leserlich aus und senden Sie uns Ihre Anmeldung. Samstag, 28. November 2020, in Baden

Name

Vorname

Adresse

PLZ / Ort

Telefon

E-Mail

Anmeldung bis 21. November 2020 an: Grosseltern Magazin, Notfalltraining, Kronengasse 4, 5400 Baden, oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch Nach Eingang Ihrer Anmeldung erhalten Sie eine Kursbestätigung und eine detaillierte Wegbeschreibung.

# 11 ~ 2020


~ Service ~ KOCHEN

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PASTETE

MIT SCHINKEN-GIPFELI-FÜLLUNG

B

ei diesem Rezept helfen die Enkelkinder bei der Zubereitung mit Freude mit: schnetzeln, beifügen, mischen, Teig mit Eigelb bemalen und während des Backens zuschauen, bis die Pastete goldgelb und knusprig ist. Beim Essen braucht es nicht mal unbedingt Besteck, weil die Stücke gut in die Hand genommen werden können. •

So wird’s gemacht Ofen auf 220 Grad vorheizen Für die Füllung: Eier, Milch, Kräutersalz zusammen verquirlen, wenig Butter in Bratpfanne erwärmen, Eimasse zugeben und Rührei braten. In Schüssel geben. Schinkentranchen und Peterli fein schneiden, zum Rührei geben, Reibkäse und Sauerrahm beifügen, mit Salz, Pfeffer, Paprika würzen, gut mischen. Pastete: Einen Teig ausrollen und auf ein mit Backpapier belegtes Kuchenblech legen. Längs halbieren = zwei Pastetenböden. Ei verquirlen und Teigböden damit bepinseln. Schinkengipfelifüllung auf die beiden Teigböden verteilen, einen fingerbreiten Rand frei lassen. Zweiter ausgewallter Teig längs halbieren und je als Deckel auf die Füllung legen. Am Teigrand gut andrücken. Die beiden Deckel mit Ei bestreichen und mit einem gut schneidenden Küchenmesser quer über die Pasteten im Abstand von etwa 2 cm Luftschlitze anbringen – einem Fensterladen ähnlich. 14 bis 18 Minuten bei 220 Grad backen. Dazu passen Rüebli-, Gurken-, Peperonistängeli, grüner Salat.

Das braucht’s für 6 Personen 3 kleine Eier 2 EL Milch Wenig Kräutersalz Wenig Butter 300 g Schinkentranchen ½ Bund Peterli 1–2 EL Reibkäse 1–2 EL Sauerrahm wenig Salz, Pfeffer, Paprika 2 Rollen (ca. 600 g) rechteckig ausgewallter Kuchenteig oder Blätterteig

Leserin MARGRIT WAHRSTÄTTER hat uns dieses Rezept zugestellt. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch # 11 ~ 2020


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Stil echt

~ Service ~ LESEN

Auf den Punkt gebracht: Bücher, deren Illustrationen locker überzeugen.

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Illustrationen: © Anna Gusella, Beltz & Gelberg / Oliver Jeffers, NordSüd Verlag / Lucia Zamolo, Bohem Press

er Trend zu mehr Bild in umfangreichen Büchern nimmt noch immer zu. Ich denke da etwa an die Erfolgsserie «Gregs Tagebuch» und die Nachahmer; alle mit vielen Strichzeichnungen, die lange Textstrecken auflockern. Kurzum, Eigenschaften, die Weniglesern entgegenkommen. Aber es geht keineswegs nur um leichte Zugänge, auch kühne Experimente werden zu Büchern: Auf den ersten Blick ist das «Papierklavier» ein ziemlich wilder Mix von Bild- und Textebenen. Die rasanten Zeichnungen von Anna Gusella inszenieren aber genau das, was die raffiniert eigensinnigen, gekonnt schnoddrigen Texte sein sollen: ein Tagebuch. Und da erzählt die 16-jährige Maia von ihrem täglichen Auf und Ab. Die Einträge lassen erkennen, dass die Autorin eine erfahrene Lyrikerin ist. Sie weiss, wie man verdichtet. Und doch wirkt das Buch spontan und direkt, erzählt vom Überlebenskampf mit jüngeren Schwestern, von Maias Verantwortung für diese und vom zähen Ringen um innere Freiheit und damit um Glück. Schon letztes Jahr hat eine Grafikerin es geschafft, mit einem exzessiv kritzligen Stil ein Mädchenthema ernsthaft, subjektiv und doch voll Informationen anzugehen: Lucia Zamolo hat mit «Rot ist doch schön» ein ebenso offensives wie sensibles Notizbuch rund um Menstruation geschaffen. So ungewöhnlich, dass es mit dem Serafina-Preis für Illustrationsnachwuchs ausgezeichnet wurde. Man könnte auch generell sagen: Die Gattungsgrenzen brechen auf. So werden etwa Bildbücher umfangreicher, dick wie Kinderbücher: Der versierte Illustrator Oliver Jeffers kritisiert in «Die Fabel von Fausto» Gier und Selbstsucht, also Haben, Haben, Haben, und zwar immer mehr. Als wolle er schon in der eigenen Grafik die Gegenposition markieren, erzählt er mit wenigen Farben und reduzierten Formen, und doch frappant poetisch. Quasi ein Gruss des Kleinen Prinzen, nur dass hier vor allem die Bilder erzählen. Wer beim Stichwort Texte und Bilder intensiv ineinandergearbeitet an verzierte Handschriften vor Erfindung des Buchdrucks denkt, liegt nicht falsch. Buchstaben und Illustrationen entstanden nicht aus einer Hand, aber in der gleichen Werkstatt. Die Digitalisierung hat die beiden Ebenen wieder angenähert, auf einem Bildschirm. • HANS TEN DOORNKAAT (68) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­liche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig.

Papierklavier, Elisabeth Steinkellner, illustriert von Anna Gusella, Beltz & Gelberg 2020, ca. 25 Franken, 140 Seiten, ab 14 Jahren

Die Fabel von Fausto, Oliver Jeffers (Text und Illustration), NordSüd 2020, ca. 27 Franken, 96 Seiten, ab 5 Jahren

Rot ist doch schön, Lucia Zamolo (Text und Illustration), Bohem Verlag 2019, ca. 24 Franken, 96 Seiten, ab ca. 12 Jahren


~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Erwachsenenbuch: Lexikon der schönen Wörter, Roland Kaehlbrandt & Walter Krämer, Piper, 20 Franken. «Von Anschmiegen bis Zeitvergessen» ist der Untertitel dieses wunderbaren Lexikons. Eine wahre Fundgrube für alle, die sich an der Sprache erfreuen und ihr Schreiben mit ein paar schönen, ausgesuchten Worten schmücken wollen: ­Ansinnen, betören, feist, hernach, obliegen, weidwund und so weiter. 2 Kindersachbuch: Kunst mal anders, Alice Harman & Serge Bloch, Midas Verlag, 30 Franken. Auf unterhaltende Weise werden 30 wichtige Werke der modernen und zeitgenössischen Kunst aus dem Centre Pompidou vorgestellt. Das Buch regt an, ein Kunstwerk nicht ehrfürchtig anzuschauen, sondern sich zu fragen, was es in einem auslöst, was man nicht versteht und wie es gemacht ­wurde. Eine Entdeckungsreise für Jung und Alt. 3 Erwachsenenbuch: Kalmann, Joachim B. Schmidt, Diogenes, 32 Franken. Kalmann ist einer der wenigen, die in dem kleinen isländischen Fischerdorf Raufarhöfn noch Haiköder auslegen und Gammelhai herstellen. Der 34-Jährige ist der selbst ernannte Sheriff und schaut mit Cowboyhut, Sheriffstern und Pistole zum Rechten. Manche Dorfbewohner nennen ihn Dorftrottel. Eines Tages stösst er auf eine riesige Blutlache im Schnee und erfährt kurz darauf, dass der Dorfkönig Robert McKenzie verschwunden ist. Ein wunderbar herzerwärmendes und witziges Buch. 4 Kindersachbuch: 50 tierische Supertalente, Martin Jenkins, Coppenrath, 25 Franken. Hier werden 50 Preise für die spektakulärsten Rekorde der Tierwelt vergeben. Man erfährt nicht nur, welches die schnellsten, stärksten oder ältesten Tiere sind, nein, es werden auch so ausgefallene Preise wie «Der Schmalkost-Preis» oder «Der Lang-und-Klebrig-Preis» verliehen. Ein witziger, lehrreicher Spass. 5 Erwachsenen­buch: Hope Hill Drive, Garry Disher, Unionsverlag, 32 Franken. Der Australier Garry Disher ist bei uns vor allem mit seinen Krimis bekannt. Schauplatz der Verbrechen ist immer wieder das ländliche Australien mit seinen unwirtlichen Landschaften und unterschwelligem Rassismus. Diese Welt ist voller sozialer Abgründe, in denen man nicht lange nach Motiven für Gewaltverbrechen suchen muss. Im aktuellen Fall geht es um ein Pferdemassaker, welches die Anwohner erschüttert und dem Constable Hirschhausen Rätsel aufwirft.

Ausgewählt von Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 11 ~ 2020


~ Service ~ SPIELEN

Foto: Privat

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Spiel & Spass

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Planen Sie voraus und suchen Sie jetzt nach dem passenden Adventsritual für Ihr Enkelkind. 2 Von KARIN DEHMER (Text)

1 Adventskalender In verschieden grossen Spanschachteln lassen sich 24 Überraschungen verstecken. Die Bäume und Tiere vom Spielbauernhof freuen sich über den weihnächtlichen Spezialeinsatz. Spanschachteln gibt es im Bastelbedarf. 2 Der kleine Stern Hochwertig hergestellte Bücher mit Geschichten, die mit viel Herzblut von zwei Müttern geschrieben und b ­ ebildert wurden. Inkl. 24 nummerierten Umschlägen, deren Inhalt täglich für Spannung sorgt, und vier handgenähten Fingerpuppen. 69 Fr. derkleinestern.ch 3 Advent-Seilbahn 24 Gondelchen zum individuellen Befüllen. Aus festem Papier. Wird inkl. Schnur und Faltanleitung geliefert. 29.90 Fr. lokoala.ch 4 24 Weihnachtslieder Klassischer Adventskalender mit 24 Türchen. Hinter jedem ertönt auf Knopfdruck ein Weihnachtslied. 29.90 Fr. orellfuessli.ch 3

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# 11 ~ 2020


~ Dossier ~ EINKAUFEN

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Schön & Gut 1 2

1 Schreibtisch «Eames Desk Unit» Multifunktional nutzbarer Schreibtisch von Charles und Ray Eames. Der Design-Klassiker aus den 40er-Jahren fürs Homeoffice. Von Vitra, 1350 Franken. 2 Buchlampe «Lumio» Klappen Sie ein Licht auf: Lampe in Gestalt eines Buches, 289 Franken. 3 Lammfell-Pantoffeln 70 Franken. 4 Toolbox von Vitra, 50 Franken. 5 Biefbeschwerer «Hippo» von Züny, 46 Franken. 6 USB-Ladekabel von Design Letters, 20 Franken.

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Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Das Mooris-Team berät bei Einrichtungsfragen – online und in den 3 Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch # 11 ~ 2020


~ Service ~ RÄTSEL

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Kinderrätsel

Sudoku Schwierigkeit: mittel

Illustration: Irene Meier

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Socken, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 23.11.2020. Zu gewinnen gibt es 10 Buntstifte von Faber Castell.

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

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Schwierigkeit: schwer

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30 Conceptis Puzzles

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Die Luftaufnahme auf Seite 13 zeigt Andermatt. Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

# 11 ~ 2020

10

34

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Lösung Luftaufnahme So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

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~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Strafe für die Metropole ? Gewinnen

Sie e

PERSONA ines von drei LISIE GLOBIBÜC RTEN HERN im Wert vo n je 1

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50 Franke

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n.

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waagrecht 4 2G, 3G, 4G oder das neue 5G. 11 Werden kaum von digitalen Nerds besucht. 14 (Kinder-)Reim auf Krokodil. 15 Deutscher Physiker oder Fiedler. 16 Ganz beigegeben: Überheblichkeit. 17 Im Nachbarland was uns die SBB. 19 Man kann ihm Luft machen oder ihn runterschlucken. 20 So beginnt der Bahnhof in Biasca oder Lavin. 21 …los, …stiftend. 22 Mehr als ein Stühlchen. 24 Vokalloses Bordell tönt wie Luft ablassen. 26 Die SP in Tschechien. 28 Adam … sieben Söhne (Kinderlied). 31 Macht Stachel süss. 32 Dieses Turnier findet nicht draussen statt. 33 … wird gewinnen. 34 Sagt Pesche und nickt dazu. 35 Hat in der SMS-Nachricht keine Buchstaben. 36 Struppis Begleiter im Original fehlt das Ende. 37 Mit B wäre der männliche Vornahme ein Volltreffer. 38 Brauch ist fast Fluss in der Ostschweiz. 40 Sch…: Make-up. 41 Milano …: Fashionwoche ebenda. 42 …talgie, …trano. 43 E-, City-, Mountain-... 44 Wolfformation.

senkrecht 1 Mögliches Lebensabendzuhause. 2 Blochers bevorzugter Künstler ist auch zum Versenken da. 3 Litteringprodukt oder Mannfigur. 4 Namensgeber einer Beethoven-Sonate. 5 Die Grossmutter wird mit nös zweifelhaft. 6 Gschpusi aus sehr früheren Zeiten. 7 Das Gegenteil von mutig ist auch eine Frucht. 8 Aus der Geologie oder solche wie Helmut Hubacher. 9 Können bilden oder schwanken. 10 Alttestamentarischer Priester aus italienischem Abend. 12 Nicht immer läuft alles nach dem. 13 Potenzierte Widersacher. 18 Duftstoff, der einer Ratte ihren Namen gab. 23 ...käfer, …efinger. 24 Picasso hatte eine Blaue. 25 Wenn das Mahl so, ist es anspruchslos. 27 Zeitfenster für Start oder Landungen von Flugzeugen. 29 Die Akropolis und das Römische Reich sind Hinweise. 30 Computertaste aus Rente. 31 ... Barte des Propheten. 39 1/2 WC-Kabine oder 1/3 Wunsch.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 23.11.2020 Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 10 finden Sie auf Seite 81. # 11 ~ 2020


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~ Service ~ CARTOON VON RENATE ALF

Senior-Influencer

# 11 ~ 2020


~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #12/2020

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

Erscheinungsweise monatlich, 10-mal im Jahr

Verleger DOMINIK ACHERMANN

Auflage 12 000 Exemplare (reduzierte Auflage)

Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77

Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 85.– (10 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 160.– (20 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 120.– (10 Ausgaben)

GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch

Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

Erscheint am 27. November 2020

Foto: Ringier Bilddatenbank

63. Ausgabe 11/2020

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KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Ruth Fries, Ilona Herzog, François Höpflinger, Karl Horat, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Carole Lüscher, Barbara Maurer, Simone Meier, Ben Moore, Klaus Petrus, Edy Riesen, ­ Dagmar Schifferli, Ari Teuwsen, Eli Wilhelm, Maja Zivadinovic, Anna Pieri Zürcher Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch Fotografie Mirjam Graf, Rudolf Hug, Matthias Luggen, Tibor Nad Illustrationen Renate Alf, Andreas Gefe, Irene Meier, Marie-Anne Spross Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch

50 JAHRE FRAUENSTIMMRECHT Am 7. Februar 1971 war es endlich so weit, die Frauen in der Schweiz durften an die Urnen. Das Dossier über den Beginn der Gleichstellungs­ arbeit in unserem Land mit Stimmen von Zeitzeuginnen und einer Politologin.

WERTVOLLE WEIHNACHTEN Familie Stoll aus dem Berner Seeland feiert Weihnachten wie viele andere Familien auch, einfach mit noch etwas mehr Engagement. Eine glitzernde Foto­ geschichte aus dem Wald.

FEIERN MIT BABYS Das erste Weih­ nachtsfest mit dem ersten Enkelkind: Hilfreiche Tipps, damit das Fest der Freude für nieman­ den in Tränen endet.

FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

~ #10/2020 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG

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waagrecht 5 Klettergarten 13 Animationsfilm 15 Modular 16 Thessa 18 Lire 20 Nager 21 Ante 23 Nah 24 GU 25 Teiler 27 Fuessen 30 PTT 31 Eng 33 Ref 34 Ppen 36 Spotify 39 Geaechtet 40 Star 41 Gerangel 43 RTL 44 Knob 45 Erdling 46 Orcas

Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 11 ~ 2020

senkrecht 1 Atmung 2 Betagtenheim 3 Ego 4 Urse 5 Kaminfeger 6 Eid 7 Talaus 8 Rire 9 Anhalt 10 TF 11 Eise12 NLA 14 Nora 16 Tripper 17 Streit 19 Ehepaar 22 Nett 26 Enst 28 Ufer 29 Spende 32 Gyros 35 ECGL 37 Otto 38 Pedan 41 SLRG 42 Ln 44 KC

Lösungswort Kinderhuetetag


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Kinderwunsch –

erstaunliche Stabilität

I

m Rahmen einer Analyse der Geburtenentwicklung in der Schweiz habe ich frühere und aktuelle Erhebungen zur gewünschten Zahl von Kindern verglichen. Das Ergebnis war eine eigentliche Überraschung: Der Kinderwunsch junger Frauen und Männer hat sich in den letzten sechzig Jahren kaum verändert. Sowohl in der ersten Erhebung (1960) als auch in der neuesten Erhebung (2018) ist die Zwei-Kinder-

Schweiz unter 2 Kindern pro Frau. So verbleiben mehr Frauen und Männer kinderlos, als es die ursprünglichen Lebenspläne vorsehen. Das kann persönliche Ursachen haben, wie Trennung von einem Partner bzw. einer Partnerin, gesundheitliche Pro-

Familie die beliebteste Familiengrösse. Auffallend bleme oder biologisch bedingte Unfruchtbarkeit. sind neben einer Vorliebe für Bei jungen Menschen, die Kinder Familien mit maximal drei Kinmöchten, ist vor allem die Qualidern zwei weitere Aspekte: Zum tät der Partnerbeziehung für den einen wird die Ein-Kind-Familie Zeitpunkt einer Familiengründung weiterhin nur von vergleichszentral. Daneben sind auch die Arweise wenigen Personen als beitsbedingungen bedeutsam. Vor ideal oder erwünscht eingeallem gut ausgebildeten jungen stuft, etwa weil das Fehlen von Frauen gelingt es bei schlechter Geschwistern negativ beurVereinbarkeit von familialen Aufgateilt wird oder eine zu starke ben und beruflichen Karrierezielen FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung Erwachsenenorientierung von öfters nicht, ihre ursprünglichen und Beratung zu Alters- und Einzelkindern befürchtet wird. Familienwünsche umzusetzen. Generationenfragen tätig. Nebst Zum anderen zeigt sich keine seinen wissenschaftlichen Arbeiten Familie und Kinder haben in den Abkehr von der Familie im Sinletzten Jahrzehnten kaum eine Abschrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, ne einer vermehrten Befürworwertung erfahren. Eher die RealiSatiren und Fabeln. Er ist tung eines kinderlosen Lebens. sierung familialer Pläne und nicht verheiratet, hat zwei Kinder und Der Anteil junger Menschen, die eine grundsätzliche Abkehr von vier Enkelkinder. von vorherein ein kinderloses der Familie ist gesellschaftlich ein Leben wünschen, ist nicht angestiegen (im Gegensatz zu Prognosen, die in den 1970er-Jahren gemacht wurden). Insgesamt wünschen sich junge Frauen und Männer heute durchschnittlich 2,2 Kinder. Die schlussendlich realisierte Kinderzahl ist allerdings deutlich geringer als ursprünglich gewünscht und seit bald fünfzig Jahren liegt die Geburtenhäufigkeit der

Thema. Die Lebensphase zwischen 25. und 40. Altersjahr ist heute vielfach die Phase, in der jüngere Erwachsene den intensivsten beruflichen Stress erfahren; zum Aufbau einer beruflichen Karriere oder zur Festigung ihrer wirtschaftlichen Lebenslage. Es gehört zur Herausforderung des jüngeren Erwachsenenalters, dass unter heutigen Lebens- und Berufsbedingungen die zentralen Lebensentscheide (Stabilisierung einer Partnerbeziehung, Erwerbskarriere, Familiengründung) innerhalb eines engen und möglicherweise zu engen Zeitfensters getroffen werden müssen. •

# 11 ~ 2020


N R E ELT N E T I E R ST H C I S ! R E M IM

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Für Mütter und Väter in der Schweiz

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Gute Nacht Ein Loblied auf das Familienbett Fleissige Gäste Mitarbeiten und günstig Ferien machen

Karriereschub Auch das gibts: Kinder, die ihre Mütter beruflich beflügeln

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2020

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