Die Stadttürmerin Enns 2014/1

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T D A T S DIE N I R E M R Ü T Nr. 1/2014 ABE SONDERAUSG UENTAG A R ZUM WELTF 14 AM 8. MÄRZ 20

N DER GRÜN

EN ENNS

Foto: privat

NE INFORMATIO

STANDPUNKT

W

enn ich die Rechte der Frauen von meinem Standpunkt – im wahrs­ ten Sinne des Wortes, nämlich Mitteleuropa, Österreich – aus be­ trachte, sehe ich, dass in unserer Ge­ sellschaft zum Beispiel freie Berufs­ wahl, Bildungszugang, leitende und politische Aktivitäten längst möglich sind – wenn es auch noch genug Potential gibt. Von einem anderen Standpunkt aus gesehen, nur einige 100 Kilometer ostwärts, sind Rechte auf Beruf und Bildung, Auto fahren, ja sogar auf ein Überleben als erst­ geborene Tochter, nicht selbstver­ ständlich. An welchem Maß werden Frauen gemessen? Eine Grundmaxime der Menschenrechte ist die Universalität, das heißt jeder Mensch hat Anspruch auf gleiche Rechte, unabhängig von Rasse, Herkunft, sozialem Status und Geschlecht. Uneinig ist man(n) sich wohl über den Grad der weltweiten Umsetzung der Menschen- bzw. Frauenrechte.  SILKE KAMOUN

Foto: Die Grünen Enns

FRAUENRECHTE ANDERSWO

„WAS MICH ÄRGERT, MÖCHTE ICH ÄNDERN.“

Gerda Reimann-Dorninger liebt Abwechslung, managt Beruf und Familie und seit Oktober 2013 als Fraktionsobfrau auch die Geschicke der Grünen Enns im Gemeinderat. Michaela Heinisch sprach mit ihr. Ist dir dein Interesse für Politik in die Wiege gelegt worden? Ich komme aus einem Haus, in dem viel politisiert wurde. Seither stört es mich, wenn jemand nur jammert. Was mich ärgert, möchte ich ändern. Politik ist nicht weit vom Leben entfernt, wir sind täglich damit konfrontiert. Ich möchte im Leben mitbestimmen, vor allem in Bereichen wie Bildung, Schule, Umwelt und Natur. Wann hast du dich für Grüne Politik entschieden? Zur Grünwählerin bin ich im Studium geworden. Grüne Politik steht für mich für verantwortungsbewusstes und generatiMag. a Gerda Reimann-Dorninger onsübergreifendes Handeln. Geboren 1972 in Enns, verheiratet, Mein politisches Engagement hat 2007 3 Kinder (12, 9 Jahre, 7 Monate); mit dem Unterschriften sammeln für den Studium der Ernährungswissen­ Radweg Kristein begonnen. Da gab es schaften/Schwerpunkt Ernährung viele Widerstände zu überwinden. Es ist und Umwelt; selbstständige Er­ wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen. nährungsberaterin; bei den Grünen Seit letztem Jahr ist der erste Abschnitt Enns seit 2008, im Gemeinderat befahrbar. seit Herbst 2010, Fraktionsobfrau ....................................................... seit Oktober 2013  FORTSETZUNG AUF SEITE 02

ZUR PERSON


TITELGESCHICHTE

SCHULE

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LERNEN MÄDCHEN ANDERS?

 FORTSETZUNG VON SEITE 01

Foto: W. Simlinger

Wie schaffst du den Spagat zwischen Politik, Familie und deinem Beruf als selbstständige Ernährungsberaterin? Seit letztem Jahr prägen zwei Neuig­ keiten mein Leben: meine kleine Tochter Luise und meine Funktion als Fraktionsobfrau – das ist schon manchmal sehr herausfordernd. Ich brauche Struktur und plane meinen Tagesablauf vom frühen Morgen an sehr genau, weil es nur wenige Zeiten gibt, in denen ich neben meiner kleinen Tochter ungestört arbeiten kann. Ich suche die Abwechslung, daher ist dieser Spagat für mich eine willkommene Herausforderung. Bist du ein ungeduldiger Mensch? (lacht) Jetzt nicht mehr! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gute Entscheidungen Zeit brauchen. Bei allem Engagement ist mir wichtig: Politik soll kein Muss werden, sondern auch Spaß machen.

Foto: Die Grünen Vöcklabruck/Claudia Hössinger

Von der Unterschriftensammlerin zur Fraktionsobfrau – was braucht es dafür? Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und konsequent den eigenen Weg zu gehen. Oft sind es viele kleine Schritte bis zum Ziel, da braucht man einen langen Atem. Das gelingt mit dem Rückhalt in unserer Grünen Gruppe, da haben wir ein sehr gutes Klima.

Mädchen haben dasselbe Mathematik-Potential wie Buben.

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aben Sie, als Vater oder Mutter, Oma oder Opa schon einmal beobachtet, dass Buben anders an neue Dinge herangehen als Mädchen? Es gibt tatsächlich geschlechtsspezifische Unterschiede im Lernverhalten. Doch was genau ist der Grund dafür, und gibt es zu all den Beobachtungen auch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse? Ist es als gegeben hinzunehmen, dass Mädchen viel häufiger lesen und sprachlich bessere Noten aufweisen als Buben? Oder ist es „einfach so“, dass Buben lieber mit Autos spielen und besser in Mathematik sind? Was an unserem Verhalten ist genetisch, was sozial herbeigeführt? Kinder übernehmen Geschlechternormen

 Michaela Heinisch

Lernen beginnt mit der Geburt. Kinder machen Erfahrungen und bauen auf diesen Erfahrungen auf. Das bedeutet: Bei jedem neuen Lernen spielt bisher Gelerntes, die bisherige Erziehung und Sozialisation (im Sinne von Anpassung an gesellschaftliche Gegebenheiten) eine wichtige Rolle. Unsere Gesellschaft lebt Kindern vor, wie man sich der Geschlechternorm entsprechend verhält.

FILMTIPP ALPHABET

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Unterschiede im Lernverhalten zwischen Buben und Mädchen bestehen ganz deutlich und lassen sich nicht nur an biologischen Merkmalen festmachen. Das Rollenbild, die Sozialisation und das Selbstkonzept von Kindern tragen dazu bei, wie sie lernen. Wenn unsere Gesellschaft ihren Töchtern und Söhnen BEd. Doris Walcher ist Volksschul­ keine einschlägigen Klischees vermitlehrerin und Mutter zweier Töchter. teln würde, könnten mehr In ihrer Diplomarbeit beschäftigte Mädchen ausgezeichnete sie sich mit Lernunterschieden Mathematikerinnen sein – zwischen Buben und Mädchen. und mehr Buben sehr gut Kontakt für nähere Infos: in Deutsch. lernunterschiede@gmx.at

ZUR AUTORIN

Foto: privat

von Regisseur Erwin Wagenhofer (bekannt durch seine Dokumenta­ tionen „We Feed the World“ und „Let’s Make Money“); 98% aller Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule sind es nur mehr 2%. Erwin Wagenhofer doku­ mentiert kritisch gängige Bildungs­ ansätze und Alternativen dazu. Als DVD erhältlich ab 9. Mai 2014; Mehr zum Film: www.alphabet-derfilm.at

 Doris Walcher

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Foto: privat

FRAUENFUSSBALL

Foto: Union Neuhofen/Krems

JULIA RUMETSHOFER

MÄDELS VOR, NOCH EIN TOR! Michaela Römer, Fußballerin (vorne): „Mädchennachwuchs muss man aktiv anwerben.“

Mädchen und Frauen müssen nicht Fußball spielen, aber sie sollen Fußball spielen können, wenn sie wollen. In Enns geht das zumindest bis 14.

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awohl, es gibt sie, die Fußball spielenden Mädchen in Enns, wenn auch in sehr geringer Anzahl. Drei Mädchen spielen derzeit beim Ennser Sportklub (ESK). Günther Rumetshofer, Jugendtrainer beim ESK, ist Vater zweier Söhne und einer Tochter, die alle drei begeistert Fußball spielen. „Es wären alle Voraus­ setzungen vorhanden, um beim ESK eine eigene Damenmannschaft zu führen. Nur an Fußballerinnen mangelt es“, sagt Rumetshofer. Bis 14 gemeinsam mit den Burschen Bis zum Alter von 14 Jahren trainieren Ennser Mädchen mit den Buben. Dabei dürfen sie ihre Altersklasse um ein Jahr überschreiten (zum Beispiel als 12-Jährige in der U11 spielen) – „wegen des körperlichen Nachteils“. Laut Rumetshofer profitieren die Mädchen davon, so lange wie möglich mit den Burschen gemeinsam zu trainieren. Ab zwölf Jahren können, spätestens mit 14 müssen Fußballerinnen in eine Frauenmannschaft wechseln – zum Beispiel nach Asten, Linz oder Wolfern. Neu: Fußballkindergarten „Mädchenfußball sollte mehr gefördert werden“, meint Rumetshofer. „Bewerbung ist wichtig, damit die Mädchen wissen, dass sie spielen können, wo und wann trainiert wird. Wir machen immer wieder Flugzettelaktionen in Schulen und Kindergärten. Seit Herbst 2013 führen wir sogar einen Fußballkindergarten unter pädagogischer Leitung. „Und“, so meint er weiter, „wenn wir eine eigene U6 Fußballkindergarten: Frauenmannschaft zuTanja Jaroslawski, 0650/65 96 506 sammenbringen würden, Nachwuchsleitung: Günther das wäre ein Hit!“ Rumetshofer, 0664/96 64 571, Foto: privat

KONTAKT ESK

Also dann: Mädels vor, noch ein Tor!

 Ulrike Eberlberger

g.rumetshofer@gmx.at ESK-Infos und Trainingszeiten: www.sk-enns.at

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Julia Rumetshofer (10) spielt bei der U11 in St. Florian: „Mir macht es Spaß und ich bin da mit meinen Freunden zusammen! Ich trainiere im Winter zwei und im Sommer drei Mal pro Woche. Ich glaube, viele Mädchen reiten und tanzen lieber, deshalb kommen sie nicht in den Verein. Ich werde auf jeden Fall in einer Frauenmannschaft weiterspielen.“

NACHGEFRAGT: WIE WIRBT MAN UM MÄDCHEN? Michaela Römer (34) spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Fußball, derzeit in der Frauenmannschaft der Union Neuhofen/Krems: „Der erste Eindruck ist entscheidend, wenn ein Mädchen wiederkommen soll“, sagt Michaela Römer. In Neuhofen wird deshalb jede neue Spielerin von einer älteren unter die Fittiche genommen. Wichtig ist auch der Umgangston, weil Mädchen negativ auf unsensible Kritik und Kommandieren reagieren. Keinen Vorteil sieht Michaela Römer darin, Mädchen beim Training zu bevorzugen. „Man impft ihnen damit ein, dass sie unterlegen sind. Kraftmäßig ist das zwar oft der Fall, aber die Mädchen können das durch Spieltechnik wettmachen.“ Um Mädchennachwuchs muss man aktiv werben: „Man kann in der Gemeindezeitung oder in Sporthauptschulen werben oder Schulmeisterschaften für Mädchen organisieren. Wesentlich ist die Einstellung der Eltern. Wenn ein Mädchen Talent zeigt, sollten sie es ermutigen Fußball zu spielen anstatt es auf Ballett zu verweisen“, sagt die Fußballerin.

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BERATUNGSSTELLE

„ ES GIBT NICHTS , WAS ES NICHT GIBT“ Einblicke in den Alltag der Beratungsstelle „Frauenzimmer“ in Enns und Ausblicke für Frauen, die Beratung brauchen.

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Mit jemandem reden können „Wir haben ein breites Netzwerk an Juristinnen, Psychotherapeutinnen und Ärztinnen, sodass wir alle Bereiche gut abdecken können. Wichtig für die Frauen ist, dass sie mit jemandem reden, sich fallen lassen können“, sagt Christine Baumgartner. Das Frauenzimmer soll auch ein Treffpunkt sein. Bereits etablierte Angebote sind „Frauencafe für ALLE“, Gewaltschutztage, Energiemassage und Kräuter­

Christine Baumgartner leitet die Beratungsstelle „Frauenzimmer“. wanderung. Auf die Frage, was die häufigsten Anliegen der Frauen sind, antwortet Christine Baumgartner: „Es gibt nichts, was es nicht gibt und in dem Sinn keinen Trend.“ Angebot für Alleinerzieherinnen Im Frühjahr startet ein neues Beratungsangebot für Alleinerzieherinnen in Kooperation mit dem Bunten Kreis. Die Kick-off-Veranstaltung dafür findet unter dem Titel „Was Alleinerzieherinnen brauchen“ am 24. April 2014 statt. Geplant ist eine Art „Stammtisch“, wo sich Frauen regelmäßig austauschen, gemeinsame Aktivitäten planen und gegenseitig unterstützen. Wohnungsnot

KONTAKT FRAUENZIMMER 4470 Enns, Bräuergasse 4a Mo, 9-12 Uhr und Mi, 14-18 Uhr M 0664 / 7317 5173 W frauennetzwerk-linzland.net

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gen notwendig, weil den Frauen eine Übersiedlung in ein Frauenhaus nicht möglich ist, wenn die Kinder in Enns zur Schule gehen. Hier stößt die Beratungsstelle an ihre Grenzen, ist die Politik gefordert.

„Wir können Alleinerzieherinnen in finanzieller Not bei der Suche nach günstigen Wohnungen helfen, aber auf die Wohnungsvergabe haben wir leider keinen Einfluss“, sagt Christine Baumgartner. In Gewaltsituationen wären außerdem Übergangswohnun-

DIE STADTTÜRMERIN MÄRZ/2014

Christine Baumgartner managt alleine die Bereiche allgemeine Beratung, Bildungs-, Berufs- und Laufbahnberatung und Geschäftsführung. Der tatsächliche Zeitaufwand deckt sich meist nicht mit den Arbeitsstunden, der Wunsch nach einer zweiten Arbeitskraft ist groß. Auch mehr Sicherheit bezüglich der Förderung, durch die die Beratungsstelle sich finanziert, wäre gut. Derzeit wird sie begrenzt für ein Jahr zugesagt. „Ich wünsche ich mir für Frauen noch viel bessere Chancen und Fördermöglichkeiten. Wir haben schon vieles erreicht, aber noch mehr zu tun“, resümiert Christine Baumgartner.

Foto: W. Simlinger

Seit der Schließung der Ennser AMSStelle gibt es große Nachfrage nach Bewerbungscoaching, Karenzmanagement oder Wiedereinstiegsplanung. Andere Anfragen betreffen Geldprobleme, Trennung, Gewalt, Schwierigkeiten in Partnerschaft und Familie. Auch Besuchsbegleitung wird angeboten. Der besuchsberechtigte Elternteil kann das Kind im Frauenzimmer in einem geschützten Rahmen treffen und so auch in Krisenzeiten in Kontakt bleiben.

Foto: Gerda Reimann

chon beim Eintreten in das Frauenzimmer ist die Offenheit und Freundlichkeit von Christine Baumgartner spürbar, die seit Juni 2012 die Beratungsstelle „Frauenzimmer“ in Enns leitet. Sie ist Anlaufstelle für Frauen und Mädchen ab 16 Jahren. Das Angebot beinhaltet Bildung, Erziehung, Lebens- und Rechtsberatung.

 Gerda Reimann


HISTORISCHES

MEISTERINNEN DES BÜRGERSPITALS Affra Kellner und Martha Perausch – weibliche Führungs­kräfte im 15 Jahrhundert.

D Enß, 1649, Matthaeus Merian, Topo­ graphia Provinciarum Austriacarum

ie Elisabethkirche in der Dr.-Karl-Renner-Straße war einst Teil des Ennser Bürgerspitals. Dieses scheint 1328 erstmals urkundlich auf – und zwar im Testament der Königin Elisabeth, die der Sozialeinrichtung einen höheren Geldbetrag stiftete. Im Zusammenhang mit dem Bürgerspital tauchen noch zwei weitere bedeut­same Frauen auf, nämlich Affra Kellner und Martha Perausch. Als Spitalsmeisterinnen verwalteten sie das Bürgerspital und dessen umfangreiche Liegenschaften. Affra Kellner dürfte die Leitung ab 1431 annähernd 20 Jahre lang übergehabt haben und Martha Perausch von 1462 bis 1493, also über 30 Jahre lang. Geschichtliches Rätsel

Ehemaliges Bürgerspital (li.) und früherer Meierhof (re.)

Wie im 15. Jahrhundert eine Frau diese Position offiziell bekleiden konnte, ist ein Rätsel, denn Frauen durften damals alleine keine Rechtsgeschäfte abschließen. Im Werk „Geschichte von Enns“ findet man verschiedene Theorien darüber, wie die Frauen in diese Position gelangt sein könnten (vgl. Kommentar unten). Einigkeit besteht darüber, dass die Stadt „Ens“ das SpitalsmeisterInnen-Amt immer an tüchtige und angesehene Bürger vergeben hat, die vermögend genug waren, das Spital aus eigenen Mitteln zu unterstützen und etwaige Defizite abzudecken. Auch ist dokumentiert, dass beide Damen überaus klug gewirtschaftet und das Vermögen des Spitals beträchtlich vermehrt haben. Beide dürften auch recht resolute Frauen gewesen sein, die beispielsweise Streitlustige zwangen, Fehdeverzicht zu schwören. .......................................................

 FORTSETZUNG AUF SEITE 06

KOMMENTAR: WENN MÄNNER GESCHICHTE SCHREIBEN

1. FEUERWEHRFRAUEN: Da waren zum Beispiel die Frauen, die während des 2. Weltkrieges den Feuerwehr­ betrieb in Enns aufrecht erhielten. In „Geschichte von Enns“ 1) lesen wir folgende – herunterspielende – Pas­ sagen: „Wie immer in solchen Fällen durften auch Frauen in eine männli­ che Domäne einbrechen.“ Und: „Da Enns vom Bombenkrieg verschont geblieben ist, hat sich auch die Zahl der Einsätze im üblichen Rahmen

bewegt.“ Unterschlagen wird, dass die Frauen auch zu Einsätzen beim Nibe­ lungenwerk St. Valentin einrückten, das wegen der dortigen Panzerpro­ duktion sehr wohl bombardiert wur­ de. Unerwähnt bleibt, dass sie trotz Ausbildung und Praxis keine Feuer­ wehr-Mitglieder werden durften und nach dem Krieg unbedankt heimge­ schickt wurden. Stattdessen wird von der „wiederaufgestellten Feuerwehr“ im Herbst 1945 berichtet. (Als ob die Frauenfeuerwehr keine Feuerwehr gewesen wäre!) Eifrig berichten die Historiker vom ersten Einsatz der Feuerwehrmänner und weisen darauf hin, wie viel „Einsatzwillen und Opferbereitschaft“ ihnen abverlangt wurde. Foto: Nives Sardi

Es sind hauptsächlich Männer, die Geschichtsbücher schreiben. Tendieren sie dazu, Frauen und ihre Leistungen zu bagatellisieren? Zwei willkürlich ausgewählte Beispiele aus dem Buch „Geschichte von Enns“:

2. SPITALSMEISTERINNEN: Auch über die zwei Spitalsmeisterinnen, unter denen das Ennser Bürgerspital im 15. Jahrhundert eine Hochblüte erlebte, hat das geschichtliche Werk einen abwertenden Kommentar pa­ rat2): „Die […] Leitung des Bürgerspi­ tals durch Frauenhände war wohl der Preis für deren große Zustiftungen zum Spital […].“ Immerhin wird an anderer Stelle3) eine andere Theorie geäußert: Die erste Frau könnte das Spital zuerst inoffiziell stell­ vertretend für ihren Mann geführt haben und später, nach dessen Tod, offiziell ernannt worden sein.  GUDRUN TROPPMANN

1) Willibald Katzinger, Johannes Ebner, Erwin M. Ruprechtsberger: Geschichte von Enns, 1996, S. 325 2) ebenda, S. 182 3) ebenda, S. 147

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HISTORISCHES

TERMINE

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Grüne Enns und Kulturzentrum d’zuckerfabrik laden ein zur:

 FORTSETZUNG VON SEITE 05 Altersvorsorge reicher EnnserInnen Die bis in die Wachau verstreuten Liegenschaften des Bürgerspitals wurden zum Großteil von wohlhabenden BürgerInnen, Handwerkern und Gewerbetreibenden gestiftet. Neben ihrem Seelenheil wollten sie damit auch ihre Altersversorgung im Bürgerspital erkaufen. (Weniger Vermögende kamen in das „Siechenhaus“.) Versorgt wurden die Betreuten mit den Erträgen der spitalseigenen Höfe und des selbst bewirtschafteten Meierhofes. Den alten Meierhof gibt es heute noch, er grenzt rechts an die Elisabethkirche.

4. ENNSER FRAUENFILMNACHT: IN GUTEN HÄNDEN Oder die Geschichte der Erfindung des Vibrators

 Gudrun Troppmann Quellen: Katzinger/Ebner/Ruprechtsberger: Geschichte von Enns, 1996; Prangerl: Das Ennser Bürgerspital als Grundherrschaft von seinen Anfängen bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Jahrbuch des Oö. Musealvereines, 1975; Schmieder: Lorch und Ens, aus Beiträge zur Landeskunde von Österreich ob der Ens, 1871

TERMINTIPPS Ennser Frauenfilmnacht: „In guten Händen“ Termin/Ort: siehe rechts

BürgerInnen-Fragestunde und Gemeinderatssitzung

Foto: Die Grünen Enns

Termin: Do., 20. März 14, 18.00 Uhr Ort: Stadtamt Enns (1. OG), Hauptplatz 11 Anmeldung zur Fragestunde bis 6. März 2014

Termin: SA , 8. MÄRZ 2014

19.30 Uhr: Sektempfang 20.00 Uhr: Eröffnung und Filmstart

Ort: Kulturzentrum d’Zuckerfabrik, Kristein 2 Eintritt: 8 € regulär // 6 € ermäßigt für Frauen und Jugendliche Kartenreservierung: www.d-zuckerfabrik.at Eröffnung: Dr.in Ulrike Haas (Traun), Ärztin für Allgemeinmedizin und Homöopathie, wirft einen feministischen Blick auf Gynäkologie und Geburtshilfe.

IMPRESSUM 8. Ennser Fahrradbasar

Annahme: Freitag, 11. April 2014, 15.00–18.00 Uhr Verkauf: Samstag, 12. April 2014, 9.00 – 11.30 Uhr Ort: Enns, Stadthalle, Hafnerstr. 2

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Filmbeschreibung: Um 1880 befindet sich die viktorianische Prüderie auf dem Höhepunkt, während gleichzeitig die Elektrizität ihren Siegeszug beginnt. Ein vermeintlicher Hysterie- und Frauenexperte macht sich daran, ein Heilmittel zu finden für das Leiden der Frauen… und elektrisierte dabei ganz nebenbei unser aller Liebesleben. Ein äußerst befriedigendes Filmerlebnis! www.ingutenhaenden.senator.de

M., H. und V.: Die Grünen Enns Tischlerstraße 1, 4470 Enns Redaktion: Ulrike Eberlberger, Dr.in Michaela Heinisch, DIin Silke Kamoun, Mag. a Gerda Reimann-Dorninger, Mag. a Gudrun Troppmann, BEd. Doris Walcher Druck: COMPACT DELTA Layout: agentur g+ Auflage: 5.800 Stück Gedruckt auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier

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KONTAKT DIE GRÜNEN ENNS Tischlerstraße 1, 4470 Enns T 0664 / 8298652 E enns@gruene.at


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