2013-02 Stadttürmerin Sonderausg

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ABE SONDERAUSG ENTAG U A R TF

T D A T S DIE N I R E M R Ü T Nr. 1/2013 ZUM WEL 13 AM 8. MÄRZ 20

NE INFORMATIO

N DER GRÜN

EN ENNS

Foto: Wolfgang Simlinger

MEN ONLY STANDPUNKT PUTZEN BLEIBT FRAUENSACHE Was wären wir ohne die „dienstbaren Geister“, die uns im Haus und bei der Betreuung unserer pflegebedürftigen Verwandten helfen? Eine Heerschar von Frauen hält mit ihren Hilfsdiensten unsere Gesellschaft am Laufen, obwohl diese doch wenig für sie tut. Sie kommen aus Bosnien, der Slowakei oder Polen. Sie sind froh um ein paar Euro, mit denen sie den kargen Monatslohn der Putzfirma aufbessern. Wir wiederum sind froh um die Entlastung im Haushalt, halten uns doch Beruf, Familie und gesellschaftliche Verpflichtungen immer mehr auf Trab. Korrekt gemeldet sind die Arbeitsverhältnisse in den seltensten Fällen, droht doch das bisschen Zuverdienst schnell von der Steuer aufgefressen zu werden. Die politische Forderung nach „Halbe-Halbe“, eigentlich als gemeinsame Haushaltsführung von (Ehe-)Partnern gedacht, hat so eine neue Dimension bekommen. Fazit: Hausarbeit bleibt Frauensache.  MICHAELA HEINISCH Fraktionsobfrau der Grünen Enns PS.: Siehe auch Buchtipp auf Seite 4

Sie sind männlich, Berufs­politiker und heißen Josef? Dann stehen Ihre Chancen auf eine Ehrenbürgerschaft in Enns sehr gut.

I

n der Liste von 45 Ehrenbürgern, die seit 1842 vom Vor allem Mädchen brauchen weibliche Vorbilder. Gemeinderat der Stadt Enns ernannt wurden, sucht man vergeblich nach Frauennamen. Hat keine einzige Frau Herausragendes für unsere Stadt geleistet? Oder gibt es andere Gründe? Die Fakten: Fast alle Ehrenbürger stammen aus klassischen Männerdomänen – zwei Drittel aus Politik, Wirtschaft oder Kirche -, kein Einziger aus frauendominierten Gebiete, zum Beispiel dem Sozialbereich. Werden Leistungen mehr geschätzt, wenn sie in typisch männlichen Betätigungsfeldern erbracht werden? Kommt da ein Werteschema zur Anwendung, das wir nicht hinterfragen, weil wir – Männer wie Frauen – uns Jahrhunderte lang daran gewöhnt haben? AUSHÄNGESCHILDER VON ENNS Weibliche Bescheidenheit ist in diesem Fall weder eine „Zier“ noch angebracht, denn es ist keineswegs bedeutungslos, wer in einer Stadt ausgezeichnet wird. Ehrenbürger werden in die Stadtchronik eingetragen und gehen damit in die Geschichte von Enns ein. Straßen oder Gebäude werden nach ihnen benannt und Denkmäler ihnen zu Ehren aufgestellt. Sie sind Teil des Stadtbildes und des historischen Bildes von Enns. Dass dieses Bild verdienstvolle Frauen ignoriert, führt zu einem Mangel an weiblichen Vor....................................................... bildern für Mädchen und Frauen.  FORTSETZUNG AUF SEITE 02

Statistik 45 EHRENBÜRGER SEIT 1842, DAVON … 0 % Frauen 14 % Personen mit Vornamen Josef

39 % 14 % 14 % 7 % 7 %

Politiker Wirtschaftstreibende Priester Militaristen Museumsverein-Obmänner


...................................................................

 FORTSETZUNG VON SEITE 01 HOLEN FRAUEN AUF? Neben Ehrenbürgerschaften vergibt die Gemeinde alljährlich diverse andere Ehrungen, darunter Verdienstmedaillen, Wirtschafts- und Kulturehrenpreise. In den letzten acht Jahren ehrte der Bürgermeister 159 Personen, davon 30 Prozent weiblich. Erfreulich ist die steigende Tendenz: Im Jahr 2005 waren es 13 Prozent, 2012 schon 45 Prozent. Das lässt hoffen, dass eines Tages – all die Josefs und Berufspolitiker in Ehren! – doch eine erste Frau Ehrenbürgerin von Enns wird.

ROTES KREUZ

VON DER „ SCHWESTER“ ZUR SANITÄTERIN Acht Rot-Kreuz-Frauen erhielten beim Neujahrsempfang die Dienstmedaille der Stadt Enns. Ein Grund, mehr über Frauen beim Roten Kreuz in Erfahrung zu bringen.

Foto: Rotes Kreuz Enns

TITELGESCHICHTE

Fotos: Nives Sardi, privat

 Gudrun

Troppmann, Eva Gornik

Bei der Verleihung der Verdienstmedaillen an RK-MitarbeiterInnen: Adolfine Bast, Hermine Hartl, Maria Steininger, Anna Ebner, Vizebürgermeister Klaus Kamptner, Rosi Haubner, Martin Polak, Regina Bachmayer, Roswitha Wurm

MITMACHEN Sie wissen eine Frau, die eine Ehrenbürgerschaft verdient? Oder Sie wollen uns Ihre Meinung schreiben? Unsere E-Mail-Adresse ist enns@gruene.at.

1898 gründete der Ennser Karl Heller, Handschuhmacher in der Linzer Straße, die Ennser Rettung – damals noch als Sanitätsabteilung der Feuerwehr. Es waren seine Töchter Emmi und Lini Heller, die als erste Frauen – nicht nur in Enns sondern oberösterreichweit – beim Roten Kreuz aktiv wurden. Sie leisteten erste Hilfe und begleiteten Krankentransporte, zu Beginn noch im pferdebespannten Rettungswagen. Während des zweiten Weltkriegs wurde 1940 Hilde Klima als erste Frau haupt­ beruflich beim Ennser Roten Kreuz (RK) angestellt – als erste „Schwester“ durfte sie auch das Rettungsfahrzeug lenken. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs dauerte es fast zwei Jahrzehnte, bis wieder ein Frau das Lenkrad in die Hand nehmen durfte: Christine Lukarsch im Jahr 1962.

Foto: Rotes Kreuz Enns

Sanitätsmeister Herbert Hudec, Chronist des Roten Kreuzes in Enns, berichtet: „Die Frauen bei der Rettung wurden ursprünglich ‚Schwestern’ genannt. Erst als sie Uniformhosen bekamen, änderte sich die Bezeichnung in ‚Sanitäterin’“. INNOVATIVE FRAUEN

Beim Nachwuchs – hier bei der Heimkehr vom Jugendrotkreuz-Lager - gibt’s einen hohen Mädchenanteil. V.l.n.r.: Miriam Grammer, Elisabeth Tauber, Nina Edt­ bauer, Anna Wunder, Lukas Edtbauer, Natalie Grammer, Alexandra Kiebler, Johanna Tauber, Mario Epner

KONTAKT T 07223 / 82840 – 13 M enns@o.roteskreuz.at W www.roteskreuz.at

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Von 143 Aktiven sind derzeit etwa die Hälfte Frauen. Beim Nachwuchs, dem Jugendrotkreuz, ist von 30 Kindern und Jugendlichen die Überzahl weiblich. 1984 gründete Hanna Körner den „Sozialdienst“, der unter anderem für „Essen auf Rädern“, Nachbarschaftsdienste und Krankenbesuche zuständig ist. Maria Fleischhanderl leitet diese Sparte, in der aktuell 35 Personen, über­wiegend Frauen, tätig sind. Beim Aufbau der Krisenintervention (KI) in Oberösterreich war das Ennser Rote Kreuz maßgeblich beteiligt. Das Linz-Land KI-Team wurde 1999 gegründet, besteht derzeit aus fünf Frauen und drei Männern und wird seit Beginn von Maria Redl geleitet. Die Krisenintervention leistet psychische Erste Hilfe und betreut zum Beispiel Angehörige von Verunglückten in den ersten Stunden nach der Schreckensnachricht. Sie war auch bei der Lawinenkatastrophe von Galtür (1999) und beim Gletscherbahnunglück von Kaprun (2000) im Einsatz.

 Gudrun Troppmann

DIE STADTTÜRMERIN MÄRZ/2013


ALLEINERZIEHERINNEN

HISTORISCHES

„DER UMGANGSTON IM AMS WAR MIR FREMD“

Es braucht ein ausreichendes Angebot an Tagesmüttern und mehr Respekt und Unterstützung für Alleinerzieherin­ nen von den Institutionen. Ich habe das Arbeitsmarktservice (AMS) mit Tränen verlassen. Der Umgangston dort war mir fremd. In Enns fehlte mir als neue Bürgerin eine Willkommensbroschüre: “Wie was wo….funktioniert in Enns“.

Mit fehlt die Vernetzung unter den Alleinerziehenden. Bessere Vernetzung würde viele Ressourcen freilegen in Bezug auf Kinderbetreuung, Meinungs- und Erfahrungsaustausch, Empathie. Und man spürt das Alleinsein nicht so arg.

ANONYM zwei Kinder Ich hätte ein Kinderbetreuungsangebot gebraucht, das an die Arbeitszeiten im Einzelhandel angepasst ist. Freitag Nachmittag, Samstag, Zwickeltage, Ferien, … Man kann ja die Kinder nicht alleine lassen! Ich finde es gut, wenn eine Ganztagsschule eingeführt wird.

Ich habe mir ein eigenes Kinderbetreuungsnetzwerk geschaffen. Was mir in Enns fehlt, sind Freizeitange­ bote für Kinder, Beispiel Ferienspiel, aber ausgedehnt aufs Jahr und nicht am ersten Tag ausgebucht. Weiters fände ich eine Plattform bzw. einen Stammtisch für Gleichgesinnte gut, wo man sich austauschen kann, gemeinsame Ausfüge plant bzw. bei Krankheit andere für einen einspringen können.

 Gerda Reimann-Dorninger und Ulrike Eberlberger

Lobreden für die DDR-Frauen

Gastkommentar: Weltfrauentag in der ehemaligen DDR

M

it Interesse lese ich immer die Stadttürmerin-Artikel zum Thema Frauen und stelle etwas nostalgisch fest: Die Frau in Ostdeutschland war in vielen Bereichen scheinbar „gleichgestellter“. Bestes Beispiel dafür war „der Frauentag“. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte der Weltfrauentag in der ehemaligen DDR eine besondere Tradition. Es ging aber längst nicht mehr darum, Rechte zu fordern, sondern die Gleichberechtigung wurde plakativ gefeiert. Sie war in der Verfassung verankert. Grundlage dafür war die Berufstätigkeit der Frau. Frauen hörten am 8. März früher mit ihrer Arbeit auf, denn Gemeinden und Betriebe organisierten Veranstaltungen zu ihren Ehren. Sie wurden bei Kaffee und Torte (oft von den Männern serviert) mit Geschenken, Auszeichnungen und Prämien geehrt, wobei die ChefInnen Lobreden über Leistungen der Frauen in Betrieb, Familie und Gesellschaft hielten. MONATLICH EIN ARBEITSFREIER TAG FÜR MÜTTER

ZITIERT Österreichische Frauen verrichten täglich 269 Minuten unbezahlte Arbeit, Männer nur halb so viel. [OECD-Studie „Gesellschaft auf einen Blick“, 2011]

DIE STADTTÜRMERIN MÄRZ/2013

Einmalig wie der Frauentag war auch der sogenannte „Haushaltstag“, ein bezahlter, arbeitsfreier Tag im Monat, den jede Frau mit Kindern in Anspruch nehmen konnte, um Familienangelegenheiten und Arbeiten im Haushalt zu erledigen, ohne Urlaub nehmen zu müssen.

Foto: privat

Ich als Alleinerzieherin wurde von meiner Familie und von Leihomas unterstützt. Somit konnte ich mein eigenes Geld verdienen. Wichtig sind für mich ein sicherer Arbeitsplatz und gut ausgebildete PädagogInnen.

DORIS WALCHER zwei Kinder

Fotos: W. Simlinger, privat

MARIANNE GITTER drei Kinder

Foto: privat

MARTINA ESSIG zwei Kinder

Foto: adi dax

ULRIKE BURGHOLZER zwei Kinder

Foto: privat

In Oberösterreich leben 42.500 alleinerziehende Frauen und 5.500 alleinerziehende Väter (Quelle: Statistik Austria 2009), Tendenz steigend. Die Grünen haben sich umgehört und gefragt, wie es sich als Alleinerziehende in Enns lebt.

GLEICHBERECHTIGUNG WURDE GEFEIERT

 Silke Kamoun

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GRÜNES LEBEN BUCHTIPP

„SAUBERE DIENSTE“ VON SIBYLLE HAMANN Eine brisante Recherche hinter verschlossenen Türen. Wir holen uns bezahltes Personal zu Hilfe, Babysitter, Pflegerinnen, Putzfrauen. Menschen, die uns physisch notwendige Arbeitsschritte abnehmen und einen Teil der emotionalen Nähe: die neuen Dienstboten. Sie putzen das Klo, versorgen das Kind und wickeln die Oma. Wer sind diese Dienstleisterinnen, denen wir unsere Schlüssel anvertrauen? Woher kommen sie, wie leben sie? Die Journalistin Sibylle Hamann beleuchtet in diesem Buch schonungslos eine Branche, ohne die unsere Gesellschaft nicht bestehen kann. Um sich besser einfühlen zu können, startet sie einen Selbstversuch und geht unter falscher Identität putzen. Sie blickt hinter verschlossene Türen, besucht zurückgelassene Kinder und trifft auf eine Welt voller Lügen und Scham. Ein Buch mit harten Fakten, spannend wie ein Krimi.   Michaela Heinisch

Sibylle Hamann, Saubere Dienste. Ein Report 256 Seiten, EUR 21,90 ISBN: 9783701732586 ISBN ebook: 9783701742844

IMPRESSUM M., H. und V.: Die Grünen Enns, Tischler­straße 1, 4470 Enns Redaktion: Ulrike Eberlberger, Eva Gornik, Dr.in Michaela Heinisch,DIin Silke Kamoun, Mag. a Gerda Reimann-Dorninger, Mag. a Gudrun Troppmann Druck: COMPACT DELTA Layout: agentur g+ Auflage: 5.700 Stück; Gedruckt auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier

KONTAKT DIE GRÜNEN ENNS Tischlerstraße 1, 4470 Enns T 0664 / 8298652 E enns@gruene.at

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TERMINTIPP 7. Ennser Fahrradbasar

Annahme: Freitag, 22. März 2013 14.00 – 18.00 Uhr Verkauf: Samstag, 23. März 2013 8.30 – 11.30 Uhr Veranstalterin: Die Grünen Enns Ort: Pfarrsaal St. Laurenz Lauriacumstraße 4

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DIE STADTTÜRMERIN MÄRZ/2013


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