Zu Fuss hält der Geist Schritt Im Laufe meines Lebens habe ich schon manches erlebt: dramatische Situationen, unliebsame Missgeschicke, wunderbare Begegnungen, beeindruckende Naturphänomene oder auch leidenschaftliche Momente. Doch gibt es für mich ein paar einfache Augenblicke, bei denen mir im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder die Luft wegbleibt. Und obwohl ich das, was mich sprachlos macht, bereits schon unzählige Male erlebt habe, bin ich jedes Mal wieder auf ein Neues ergriffen und spüre eine gespannte Erregung, die mich überkommt, wenn ich meinen gepackten Rucksack greife, ihn auf meine Schultern nehme und zu einem kleinen Reise aufbreche — und zwar zu Fuss. Dieses kleine Buch zeichnet unaufgeregt die Geschichte einer kleinen Wanderung in meiner unmittelbaren Umgebung.
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Beschaulich führt der romantische Weg durch den Wald, den Hang hinauf nach Oetlishausen, einem kleine Weiler hoch über dem Thurtal. Das gleichnamige Schloss stammt aus dem 12. Jahrhundert. Heute ist es in Priviatbesitz, die ehemals dazu gehörende Kapelle jedoch frei zugänglich. Dieses Kleinod wurde vor nicht langer Zeit renoviert.
Bischofszell, die kleine Stadt an der Flusschlaufe der Thur. Die ehemalige Bischofsstadt hat eine bewegte Geschichte. Heute bekannte als „Rosenstadt“ besitzt Bischofszell seit Mitte des 13. Jahrhunderts das Stadtrecht und war ein wichtiger Stützpunkt der Konstanzer Bischöfe gegen St. Gallen.
Das Reduzieren auf das Wesentliche Der Tag neigt sich zu Ende - Ruhe kehrt ein. Mit dem schwächer werdenden Licht, ziehe auch ich mich in meinen warmen Schlafsack zurück. Wenn ich unabhängig sein will, gehören gehen und tragen zusammen. Ich wandere am liebsten mit leichtem Gepäck und habe mich beim Rucksackpacken für einen Minimalismus entschieden. Dabei soll trotz alle dem der Komfort unterwegs nicht zu kurz kommen. Die grossen Vier — Rucksack, Zelt Matte und Schlafsack wiegen gerade mal 4,7 Kilogramm. Mittlerweile haben sich die wichtigsten Teile bewährt und mein Rucksack übersteigt die zwölf Kilo Marke selten.
Ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen, und ich kenne keine Gedanken, der so schwer wäre, dass man ihn beim gehen löswürde. SÖREN KIERKEGAARD
Über Sinn und Unsinn von einem GPS-Gerät Über den Sinn eines GPS-Gerätes gehen die Meinungen weit auseinander. Für die einen ist es sehr wichtig um die gelaufene Strecke und die Positionen später nachzuvollziehen und eventuell im www zu veröffentlichen. Meine Meinung dazu ist pragmatisch und liegt einem Erlebnis zu Grunde. Auf einer Wanderung war das Wetter regnerisch und die Sicht durch Nebel war gerade so weit, dass ich die Hand vor meinem Gesicht sehen konnte. Obwohl ich eine aktuelle Karte dabei hatte wusste ich nicht genau wo ich war. Dabei bin ich in eineinhalb Stunden einmal im Kreis gelaufen. Seit diesem Erlebnis führe ich dieses kleine Gerät mit mir.
Hängesteg im Rechen Auf meinem Weg begehe ich zahlreiche Brücken. Eine hat es mir besonders angetan — der Hängesteg im Rechen. Der im Volksmund auch Ganggelibrogg genannte Steg wurde 1882 erbaut. Er überspannt mit einer Weite von 65,65 Metern die Sitter ohne Zwischenstütze. Die zwei Tragseile haben einen Durchmesser von je 35 Millimeter und bieten eine Tragfähigkeit von fast 10 Tonnen - das entspricht ungefähr 125 Personen. Die Kosten für den von der Eisengiesserei Romanshorn erstellten, 1,2 Meter breiten Steg betrugen 10‘000 Franken.
Auf einen Kaffee möchte ich mir gönnen Der Aufstieg zum Pass war anstrengend, der Rucksack merklich auf meinen Schultern. Es ist später Vormittag und seit dem Frühstück schon eine kleine Ewigkeit her. Was gibt es schöneres als jetzt einen Kaffee abseits des Trubels zu geniessen. Der kleine Luxus unterwegs. Leicht und kompakt ist der Kocher, der mir die Möglichkeit gibt, mein warmes Getränk oder meine warme Mahlzeit jederzeit selber zu zubereiten.
Unterwegs ein feiner, gesunder und aromatischer Tee Am Wegesrand blühen unzählige, unscheinbare Juwelen der Natur. Der Wiesenssalbei ist eine wohlriechende Pflanze in der Familie der Lippenblütler. Der Name kommt aus dem lateinischen (salvare - heilen) und bezieht sich auf den für Küche und Medizin wichtigen Küchen- oder Heilsalbei. Viele Salbei-Arten werden seit dem Altertum als Heilpflanzen genutzt. Der Wiesensalbei blüht vom Frühsommer bis die Tage wieder kürzer werden.
Sauberes Wasser bedeutet grosse Freiheit Vielleicht mag das unverst채ndlich erscheinen, aber unterwegs ist oft sauberes, trinkbares Wasser Mangelware. Ohne den t채glichen Trinkwasserbedarf 체ber die ganze Strecke mittragen zu m체ssen, gibt es heute die einfache, leichte und unkomplizierte Wasseraufbereitung mit Keramikfilter. Wasser aus dem Fluss wird trinkbar. Gerade mal 57 Gramm wiegt die 0.6 Liter Flasche ohne Inhalt.
Schneesperling Die VĂśgel haben meine Begeisterung seit meiner Kindheit. Ganz besonders sind die Arten in meinem Fokus, die ich nicht jeden Tag vor meine Augen kriege. Der Schneesperling ist hart im Nehmen. Sein Lebensraum ist kaum in Lagen unter 1500 m zu finden. Diese Standfestigkeit wird dem Schneesperling heutzutage durch hoch gelegene Tourismuseinrichtungen erleichtert, wo er von den Speiseresten angezogen wird und recht zutraulich werden kann. Er entwickelt sich immer mehr zum Kulturfolger. Sein Ruf und Gesang erinnert an den Haussperling, unseren bekannenen „Spatz“
Eine Zeichnung ist Nachhaltigkeit in meinem Kopf Woran w체rde ich mich erinnern, frage ich mich bei einer Rast, wenn ich nach der Wanderung wieder zuhause bin. Es sind die bereichernden Begegnungen, die Stille am Abend und die so unz채hligen, interessanten Dinge am Wegesrand. Scheint das abgebildete Objekt noch so unbedeutend, hinterl채sst es in meinem Kopf eine Erinnerung, die ich nach Wochen, gar Jahren sp채ter noch abrufen kann.
Guido Hättenschwiler graficad.ch | illustration & werbung Türlewang 2 | CH-9225 St. Pelagiberg TG Tel 0041 79 670 95 88 | guido@graficad.ch guidoh.com © 2018 Guido Hättenschwiler
Die Rückkehr zur Langsamkeit Der Traum vom Ausbruch aus dem Alltag, vom freien, unbekümmerten Leben — wer hatte ihn nicht schon mal geträumt? Das heute vergessen, den Rucksack schultern und einfach loswandern. Es ist nicht einfach, der Ausbruch und das Entkommen aus den eigenen vier Wänden. Der Wunsch nach Entschleunigung treibt mich zu diesen kleinen Fluchten.