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Jams Music Hotel in München

Ein wenig Stilbewusstsein sollte man schon nach München mitbringen – Angebote wie das der leicht plüschigen Retro-Bar lassen sich dann noch besser goutieren

Cordsamt-Sofas auf dem Zimmer, ein bisschen 70er-Jahre-Mustermix, dazu ein Glas Bourbon und zum Einschlafen eine von 250 Schallplatten zum Ausleihen

Leben auf 33rpm

München war schon immer die deutsche Disco- und Soul-Stadt. Da braucht es natürlich ein entsprechend Schallplatten-affines Hotel. Das gibt es tatsächlich seit 2019 und startet jetzt so richtig durch. Licht aus, Spot an: das Jams Music Hotel von Alexander Kaufmann! Von Peter Erik Hillenbach

Afrolook und Sonnenbrille, Schlaghosen und Plateauschuhe, dazu die Hits von Donna Summer und Bohannon, Gloria Gaynor und Silver Convention, Blondie und David Bowie – abgespielt auf tragbaren Plattenspielern wie Telefunken Mister Hit oder Crosley Cruiser Deluxe. Das könnte schon die Folie sein, auf der sich ein eher 70er-Jahre-lastiges, Disco-orientiertes Konzepthotel entwickeln ließe. Addiert man dann noch Rock von Amy Winehouse, Beastie Boys oder Guns N‘ Roses sowie gut abgehangenen Erwachsenen-Jazz von Shirley Bassey hinzu, ist das bereits ein Spektrum, das die Mehrheit normaler Radiohörer vermutlich für hinreichend „geschmackssicher“ hält. Gründer Alexander Kaufmann, 54, spricht mit seinem Jams Music Hotel Munich, das er als Projektentwickler und Co-Innenarchitekt aus der Taufe gehoben hat, keineswegs ausschließlich das Alterssegment Ü50 an. Zu den popkulturell sozialisierten Babyboomern, die aus eigener Lebenserfahrung vor allem in den 1970er bis 1990er Jahren firm sind, gesellen sich als Zielgruppe markenbewusste jüngere oder Retro-vernarrte Generationen, die „Disco“, „Bowie“ oder „Jazz“ eher als zeitloses, wertiges Premiumprodukt wahrnehmen. Insofern passt es, dass das Ambiente, die Zimmereinrichtung, das Angebot von Restaurant und Bar sehr individuell, detailverliebt, stimmig und höchst instagrammable sind. Da ziert das Flugzeug vom Cover der Beastie-Boys-Debüt-LP eine Hotelzimmerwand, ein Breitcordsofa in Grün lädt zum Fläzen, Orange als Farbtupfer zieht sich durchs gesamte Design. Die 15 Cozy Rooms (eher für Einzelreisende) sowie die 48 Comfy Rooms und zwei Suiten mit ihren Queen- und Kingsize-Betten und offenen Bädern mit Regendusche und Fußbodenheizung sind mit Crosley-Plattenspielern, Bluetooth-Lautsprechern und einer kostenfreien Minibar, kuratiert mit regionalen Getränken, ausgestattet. Der Gast kann unter 250 Schallplatten wählen und sie in der Lobby ausleihen. Zum Frühstück gibt es Power Bowls mit frischen Beeren oder geröstetes Bauernbrot mit geschmolzenem Heumilchkäse, am Abend reicht die Küche saisonales Soul Food im Restaurant 33rpm. Die Cocktailkarte der Bar liest sich wie ein Plattencover, die Drinks tragen Namen von Discohits. Noch ein Gimmick: Die Leihfahrräder von urbike heißen Amy, Ozzy und Slash. Kein Wunder, dass dieses Konzept, das Hotellerie, Gastronomie, Musik und Design miteinander verbindet und die Wertigkeit eines urbanen Boutique-Hotels bietet, mit dem Newcomer-Award 2019 und weiteren Branchenpreisen ausgezeichnet wurde.

www.jams-hotel.com

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