INTERVIEW
„GEKLONTE DINOS GIBT’S BIS HEUTE NICHT!“ Interview. Der gebürtige Wiener Marc Elsberg ist nicht nur „in Österreich weltberühmt“, sondern tatsächlich ein international bekannter Autor von Thrillern, die sich mit Themen unserer Zeit beschäftigen. In „Helix“ geht es um Dystopien der Gentechnik. Text / Harald Sager
Marc Elsberg Der Bestsellerautor unterrichtet an der Universität für Angewandte Kunst Wien das Fach „Storytelling“.
Fotos / Lukas Ilgner, beigestellt
„Helix“ beschäftigt sich mit möglichen Auswirkungen der Gentechnologie. Was war für Sie der Auslöser, das Thema aufzugreifen?
Das waren zwei Dinge: zum einen die auf dem Gebiet zu erwartenden Fortschritte durch das CRISPR/Cas-Verfahren, die so genannte Genschere; und zum anderen eine Beobachtung, die ich vielfach in meinem Bekanntenkreis machte: dass nämlich viele Eltern unendlich ambitioniert sind, ihre Kinder zu „optimieren“. Sie müssen selbstverständlich in den richtigen Kindergarten / Q3/2021
schon anzufügen ist, dass sich nicht jede Dystopie erfüllt: Geklonte Dinos à la Jurassic Park haben wir bis heute nicht! Wie viel von Ihrer Dystopie – wie etwa die „Züchtung“ hyperintelligenter Menschen – kann denn in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden?
Davon sind wir noch ein gutes Stück weit entfernt. Fähigkeiten wie Intelligenz oder Sportlichkeit, Schwächen wie die Legasthenie – all das hat seinen genetischen Anteil. Um bestimmte Eigenschaften zu verbessern, braucht man aber nicht unbedingt ins Genom einzugreifen – das kann man auch mit Frühförderung erreichen.
Wie sehen Sie die Gentechnik-Thematik in Bezug auf die Land- beziehungsweise Lebensmittelwirtschaft?
In unserer westlichen Überflussgesellschaft, in der wir es uns „leisten“ können, ein Drittel unserer Lebensmittel wegzuwerfen, weil sie nicht mehr frisch sind – in einer solchen Welt fehlt aus meiner Sicht jede Notwendigkeit, beispielsweise Getreide gentechnisch so zu verändern, dass es mehr Ertrag bringt. Über die Vor- und Nachteile des Goldenen Reises – der gentechisch soweit verändert wurde, dass er Vitamin A enthält, was wiederum bestimmten Bevölkerungen in der Dritten Welt hilft, die einen Mangel daran haben – kann man diskutieren. Wobei das letztlich eher eine Verteilungsfrage ist …
gehen und eine Eliteschule besuchen, und am besten, sie beginnen mit drei Jahren mit dem Chinesischkurs! Ich fragte mich, was sie machen würden, wenn sie noch mehr Möglichkeiten zum „Enhancement“ ihrer Kinder hätten – wie das die neue Gentechnologie zumindest theoretisch in Aussicht stellt. Ohne zu viel zu verraten – geht „Helix“ „gut“ oder „schlecht“ aus?
Das kommt ganz auf die Sichtweise an – das Thema ist zu komplex, um es schwarz oder weiß zu beurteilen. Wobei
Zum Buch
HELIX
Wohin steuert eine Gesellschaft, die genmanipulierte DesignerBabys hervorbringt? In seinem Wissenschaftsthriller entwirft Marc Elsberg ein dunkles und realistisches Szenario rund um Gentechnik am Menschen. Helix - Sie werden uns ersetzen Blanvalet Verlag ISBN 978-3-7341-0557-9
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