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Zukunftstechnologie meets Cannabis

Text Dieter Klaus Glasmann

Pure Holding AG

Wie stellst Du Dir einen Betrieb vor, der Hanfprodukte entwickelt und herstellt? Die meisten werden ihn gedanklich mit einem landwirtschaftlichen Bild assoziieren. Outdoor Felder, vielleicht Gewächshäuser oder auch eine gepflegte Indoor Anbauanlage kommen einem in den Sinn, wenn man sich etwas mit dem kultivieren von Hanf beschäftigt hat.

Zumindest in Teilen müssen diese Vorstellungen der Realität entsprechen. Aber darüber hinaus gibt es heute Möglichkeiten für den produktiven Umgang mit der Cannabispflanze, die man sich kaum vorstellen kann, wenn man damit nicht konkrete Berührungspunkte hat. Modernste wissenschaftliche und technologische Methoden können dazu herangezogen werden, die besten Eigenschaften der Pflanze oder die unterschiedlichsten Varianten hervorzubringen. Da die Schweiz mit ihrer legalen Hanfbranche wegen des progressiveren rechtlichen Rahmens der Europäischen Union weit voraus ist, ist es nur logisch, dass dort das vielleicht fortschrittlichste Hanfunternehmen ansässig ist, die Pure Holding AG.

Alle Facetten von Cannabis unter einem Dach

Innerhalb einer sehr kurzen Zeit hat sich die Pure Holding AG eine wahrhaft beeindruckende und globale Unternehmenspräsenz aufgebaut. Das Portfolio ist differenziert und deckt die gesamte Wertschöpfungskette rund um die Cannabispflanze ab. Die Struktur von Pure besteht aus mehreren Abteilungen beziehungsweise Unternehmen, Pure Production, DEOM, Puregene, Pure Pharma, Pure Europe GmbH und Pure Europe Sàrl. So ist die Pure Holding dazu im Stande, in allen Aspekten der Wertschöpfung der Hanfpflanze unter ihrem eigenen Dach zu arbeiten. Unabhängig davon, ob man Züchter, Anbaubetrieb, Pharmazie oder Konsument ist, jeder kann von der Arbeit der Pure Holding profitieren. Rund um den Erdball hat das Unternehmen etwa 100 Mitarbeiter aus zehn verschiedenen Ländern. Besonders innovativ zeigt sich Pure mitunter in der Forschung an der Cannabispflanze. In diesem Bereich sind die Infrastruktur und die Möglichkeiten von Pure einmalig. Aber alle Nutzungsmöglichkeiten der Hanfpflanze sind in den verschiedenen Firmen berücksichtigt. Sowohl durch mehrere Standorte in der Schweiz als auch international ist die Pure Holding gut aufgestellt. In sieben weiteren Ländern befinden sich Tochtergesellschaften oder auch Partnerunternehmen.

Pure Production AG

Die Pure Production kann man als den Ursprung aller geschäftlichen Aktivitäten der Pure Holding betrachten. Sie beinhaltet Herstellung, Verarbeitung und Verpackung der hochwertigsten CBD-Cannabisprodukte aus der Schweiz. Im Bereich Tabakersatz gilt die Pure als Marktführerin.

DEOM Production AG

Bei DEOM Production finden wir eine der größten und modernsten europäischen Indoor-Anbauanlagen für Hanf. Auf etwa 5000 m² wird hier jedes Jahr ein Ertrag von über sechs Tonnen Cannabisblüten erzeugt. Früher hatte man sich auf CBDPflanzen konzentriert. Heute werden auch Pflanzen kultiviert, die andere Cannabinoide wie CBG oder CBC in nennenswerten Konzentrationen hervorbringen.

Pure Europa GmbH und Pure Europe Sàrl

Die beiden Gesellschaften Pure Europa GmbH und Pure Europe Sàrl sind die zwei Vertriebszentren von Pure. Sie sind in Deutschland bzw. in Luxemburg ansässig und bewerkstelligen den Vertrieb für alle internationalen Kunden

Pure Pharma AG

Wie der Name schon sagt, ist die Pure Pharma für die medizinischen Aspekte zuständig, die die Cannabispflanze bietet. Daher wird dieser Teil der Pure Holding sehr wahrscheinlich in der Zukunft eine wachsende Rolle spielen. Zu den Aufgaben gehören neben Herstellung und Vertrieb auch die Forschung und Entwicklung von medizinischen Produkten.

Puregene AG

Die Puregene AG bildet vielleicht den spannendsten Teil der Pure Holding. Das auf Genomik basierende biotechnologische Zuchtunternehmen arbeitet mit modernsten Technologien und einem hohen Niveau die Cannabis- und Zucht-Expertise betreffend. Hier werden in innovativen Verfahren neueste Cannabissorten gezüchtet und dabei gezielt Einfluss auf die verschiedensten Eigenschaften genommen. Diese Themen sind für uns so interessant, dass wir uns bei unserem Besuch bei dem Unternehmen besonders mit Puregene befassten.

Wie stellst Du Dir ein Herstellerunternehmen der Hanfbranche vor?

Anstelle eines Bauernhofes treffen wir in Zeiningen auf den Pure Campus, so der Hinweis auf dem Schild, das in Richtung Anmeldung weist. Vor dem modern anmutenden Gebäude sieht man schnell, dass man bei Pure auch Wert auf eine gute Arbeitsatmosphäre legt. Ein Pool ist aufgebaut und eine Relax Zone lädt zum angenehmen Verweilen während der Pausen oder nach der Arbeit ein. Der Rest des Außenbereichs ist natürlich mit Cannabispflanzen besetzt. In verschiedenen Stadien des Wachstums und in unterschiedlichen Formen und Größen stehen sie in Töpfen bereit, um von dort an ihre Bestimmungsorte gebracht zu werden. Jeder Freund dieser Gewächse fühlt sich hier bestimmt auf Anhieb sehr wohl, so wie auch ich. Dies setzt sich auch beim Betreten des Gebäudes fort, da die Räume sehr freundlich und hell sind. Während man eigentlich erwarten müsste, dass ein Hanfunternehmen bemüht ist, alle möglichen Betriebsgeheimnisse vor der Außenwelt und somit der Konkurrenz zu schützen, zeigt Pure sich sehr offen und lädt uns ein, in den unterschiedlichen Abteilungen einen Blick über die Schulter zu werfen.

Schnell macht sich bemerkbar, dass Pure kein typischer Landwirtschaftsbetrieb ist. Hier wird der vermutlich fortschrittlichste Umgang mit der Cannabispflanze gepflegt, den man sich vorstellen kann. Die Forschungsabteilung der Puregene widmet sich den Eigenschaften der Pflanzen bis ins kleinste Detail. Mit dem Blick auf genetische Sequenzen bzw. genetische Marker werden Dinge wie die Größe, die Form oder die Resistenz gegen bestimmte Krankheiten oder Schädlinge gezielt beeinflusst. Der Kunde kann sich gewissermaßen die Attribute, die er für eine erfolgreiche Zucht unter seinen Gegebenheiten benötigt, auswählen.

Die Eigenschaften von Pflanzen können gezielt beeinflusst werden ganz ohne Gentechnik und ohne CRISPR.

Auf den Testfeldern von Pure werden Tausende von Cannabispflanzen kultiviert. Wissenschaftliche Mitarbeiter wie Maximilian Vogt oder Dr. Gavin Mager George verbringen viele Tage mit der Beobachtung, Auswertung und Dokumentation der vielen Eigenheiten, welche die Pflanzen hervorbringen. Pflanzen derselben Sorte können sich unter gleichen Anbaubedingungen teilweise ganz unterschiedlich entwickeln. Diesem Umstand liegen dann genetische Ursachen zugrunde. Wenn man nun die Stelle im Erbgut ausgemacht hat, welche die Information über die Eigenschaften bzw. Ausprägungen der Pflanze beherbergt, so kann man diese in der Zucht begünstigen und unterstützen, um sie zu verstärken oder im Fall von Schwächen oder Anfälligkeiten zu reduzieren oder zu eliminieren. So stellt die Puregene AG sicher, dass der Cannabisindustrie immer mehr neue Genetiken zur Verfügung stehen, die allen erdenklichen Anforderungen gerecht werden. Die aktuellen Sorten werden von Jahr zu Jahr weiter optimiert. Bessere Erträge, höhere Cannabinoid-Konzentrationen und Resistenzen gegen Krankheitserreger und Schädlinge sind das Ergebnis der innovativen Methoden.

Eine Datenbank der Cannabissorten

Mittlerweile hat die Puregene AG ein beachtliches Sortiment an Cannabissorten erarbeitet. Dieses Portfolio muss natürlich gesichert werden. Daher werden kleine Sprösslinge gewissermaßen haltbar gemacht und in der In-VitroKultur eingelagert. Da regelmäßig neue Entwicklungen hinzukommen und da die Pflänzchen auch nicht ewig konserviert werden können, muss diese genetische Datenbank stets gut gepflegt werden. So kann man jederzeit auf einen großen und noch wachsenden Sortenpool zugreifen.

Krankheiten werden mit Innovation und Sorgfalt bekämpft

Um potenzielle Anfälligkeiten und Krankheiten zu eliminieren, welche die Erträge der Anbaubetriebe stark einschränken können, durchläuft jede neue Pflanze ein firmeneigenes Clean StockProtokoll. Puregene wendet äußerst strenge Sterilisations- und Quarantäneprotokolle an, um die Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern zu minimieren. Bevor eine Cannabispflanze zur Mutterpflanze für andere wird, wird sie in eine sterile Gewebekultur gegeben. Daher ist das gesamte Pflanzenmaterial zunächst frei von bakteriellen Krankheitserregern oder Pilzen.

In Ausnahme-Unternehmen mit internationalem Netzwerk

Im wissenschaftlichen Bereich arbeitet die Puregene AG mit der ETH Zürich und dem innovativen, in Israel ansässigen Unternehmen NRGene zusammen, um die Cannabis-Pflanzenzüchtung in technischer Hinsicht zu modernisieren. Als erstes und bisher einziges Unternehmen in der Schweiz hat Pure die Berechtigung erhalten, auch THCreiche Pflanzen zu züchten und ihre Forschung an diesen zu betreiben. Im Fall, dass die Cannabispolitik der Eidgenossen in naher Zukunft eine progressive Entwicklung macht, ist die Puregene AG also bestens gerüstet, um Kriterien der Produktsicherheit genauso zu gewährleisten wie die Zuverlässigkeit der Erträge der Züchter und Anbaubetriebe.

Der soziale Mehrwert der Arbeit von Pure

An einem Tag auf dem Pure Campus und mit den Erklärungen der Fachkundigen vor Ort gewinnt man ein umfangreicheres Verständnis über die Cannabispflanze. Wer mit von Klischees geprägten Vorurteilen den Campus betreten hat, wird dort eines besseren belehrt. Die Arbeit von Pure liefert über die primären Ergebnisse hinaus einen besonderen Mehrwert. Zum einen verändert sich dadurch die Art und Weise, wie Cannabis angebaut, entwickelt und gezüchtet wird. Zum anderen verändert sich durch das Betrachten der Abläufe vor Ort und die Transparenz, die der Pure Campus bietet, aber auch die Wahrnehmung, welche die Gesellschaft von Cannabis hat. So leistet Pure gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die Cannabisindustrie und nebenbei für eine steigende Sozialverträglichkeit von Cannabis.

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