Headliner #026

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DIE NEUE SÜDTIROLER

Freitag, 20. Februar 2009 – Nr. 35/17. Jg.

Tageszeitung > Redaktion Tageszeitung Headliner: headliner@tageszeitung.it – Tel. 329/5913560

Happy Punk-Day!

WC werden 20 von Reinhold Giovanett

itat eines, für eine andere Gelegenheit verfassten Textes: „Die durchschnittliche Lebensdauer einer (Südtiroler) Band ist +/- vier Jahre. Es wird zwar gesagt, dass die ersten Jahre die schwierigsten wären, das stimmt aber nicht. Die schwierigsten Jahre für eine Band kommen später. Denn unabhängig von der Kreativität, braucht es Durchhaltevermögen und einen guten Grund weiterzumachen. WC sind in diesem Punkt außergewöhnlich, denn sie haben nicht nur durchgehalten, sie haben nicht nur weiterhin Songs geschrieben und Konzerte gespielt, sie sind sich - wie man so schön sagt – selbst treu geblieben. WC heute sind nicht wirklich anders als vor 10 oder 15 Jahren. Die Aussagen der gegenwartsbezogenen Texte decken sich nach wie vor mit ihrer Einstellung zur Welt, sie spielen nach wie vor Punkrock und sind nach wie vor ebenso glaubwürdig wie vor 10, 15 oder 20 Jahren. Eine derartige Konse-

Die Geburtstagsfete live im Radio: WC sind heute live im „Jux”in Lana zu sehen

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quenz ist einzigartig und verdient dieselbe Bewunderung und Anerkennung wie sie auf internationaler Basis Bands wie Motörhead oder Slayer für sich beanspruchen können.” Eigentlich ist damit alles gesagt über eine Band wie WC, außer, dass die Musiker etwas verunsichert lächeln, wenn man sie mit ihren Qualitäten als Liveband,

ihr Durchhaltevermögen als Punkband und die Originalität ihrer Songs konfrontiert. WC sind, das betont Andreas Federer, vor allem vier Musiker, die sich gegenseitig schätzen. Sie sind aufeinander eingespielt, genießen die Live-Auftritte und halten die gegenseitige Freundschaft hoch. Was WC 2009 aber noch auszeichnet ist der Umstand, dass sie in die Gegenwart gehören. Sie sind keine Band, die den „guten alten Zeiten” nachhängt. WC sind Punk und ihr Punk ist nach wie vor direkt und unverbraucht wie vor 20 Jahren. Andreas Federer verweist zudem auf den vielleicht wichtigsten Faktor in Sachen Punkrock: „Punk ist im Grunde Protest-Musik, und es gibt immer wieder Sachen, gegen die man protestieren muss. Wenn das soziale Umfeld härter wird, dann wird Punk wieder stärker.” Im Laufe der Jahre haben auch WC zu den verschiedensten Themen klar Stellung bezogen und dazu gehören Religi-

onskritik, die Bush-Regierung, der Ausverkauf Südtirols an den Tourismus, Egoismus und Geldgier, die Gleichgültigkeit des Staates gegenüber dem Bürger. Wer Plakate, Flyer oder Tonträger von WC sieht, dem wird der Begriff „Volxpunk” ins Auge stechen. „Sommer in Tirol”, „Tirol isch lei oans” oder „Die Jager” sind Volkslieder, die WC in textlich (und musikalisch) abgewandelter Form ins Programm genommen haben. Auf die Frage, ob WC die Verbindung von Volksmusik und Punkrock weiterverfolgen werden, antwortet Federer: „Sicher nicht absichtlich. Musik entsteht im Moment und wenn man bewusst Volksmusik mit Punk vermischen wollte, dann glaube ich bleibt man auf einem Punkt stehen. Wenn es passiert, dann passiert es, und so große Volksmusikfans sind wir dann wirklich nicht, dass wir auf diesem einen Punkt bleiben möchten. Diese Musik wird in unserem Land halt viel gehört und so lag es nahe, das einzubauen. Mehr nicht.” Fortsetzung >


Tageszeitung

Vinschgau goes Ska

Freitag, 20. Februar 2009 Nr. 35

eranstaltung 1: In der Disco Ladum in Prad werden die Bozner Ska-Pioniere "Ska Club 99" eines ihrer mittlerweile eher seltenen Konzerte geben. Das könnte sich aber auch wieder ändern, denn in die Band "Ska Club 99", 1999 in Leben gerufen, ist nach einigen Wechseln wieder Ruhe eingetreten. Drummer Patze: "Unser neuer Gitarrist Pau war wirklich ein Glücksfall, und endlich brennt in der Band wieder das Feuer, wie es sein sollte. Wir schreiben neue Songs und denken auch wieder an eine neue CD. Mal sehen wo uns das neue Bandfeeling musikalisch hinbringt." Die Band wird das SkaGefilde natürlich nicht verlassen,

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Zurück zu den Wurzeln des Ska und des Reggae: Andi, Trutz und Benni von „Jokerface" bzw. „Blue Beat Foundation".

und sich innerhalb der Stilrichtung verfeinern, d.h. Elemente des Rocksteady und Ska-Jazz ausbauen. Den Abend beschließt übrigens

Der Osten des Landes liebt Ska, ganz offensichtlich, denn zum einen gibt es dort mit „The Gleeman Members“ und „Jokerface“ zwei engagierte junge Skatruppen, zum anderen können Ska-Fans am morgigen Samstag, 21. Februar aus zwei einschlägigen Veranstaltungen auswählen. Die zwei „Neuen" in der Band: Manuel (Stimme) ganz links und Gitarrist Paul (2. v.l.n.r)

die DJ-Line der Schlanderser SkaBand "The Gleeman Members", die das Partyvolk mit Reggae, Ska und Soul versorgen werden. Veranstaltung 2: "Jokerface" stammen aus Naturns und haben ihren Tätigkeitsbereich ausgedehnt. Drei der Bandmitglieder - Andi, Trutz

und Benni - haben vor kurzem die "Blue Beat Foundation" gegründet, ein DJ-Set, mit dem vor allem originaler Ska aus den Sechziger Jahren geboten wird, wobei natürlich auch Reggae und Rocksteady zum Zuge kommen. Zu hören gibt es die "Blue Beat Foundation" am morgigen

Fortsetzung >

Die Geschichte von WC im Zeitraffer: Im Februar 1989 trafen sich vier junge Völser (Andreas und Lukas Federer, der Schlagzeuger Otto Haselrieder und Bassist Josef Mair) zu einer ersten Probe. Anfangs nannte sich die Band noch „Minorities Die” (dt.: Minderheiten sterben). Erste Konzerte wurden gespielt, der erste Bassist ausgetauscht (für Mair kam Josef Harder) und 1990 wurde das erste Demo-Tape „Blau” eingespielt und über 200 Mal eigenhändig vervielfältigt und in der damals noch etwas kargen aber reizvollen Szene verteilt. WC hatten sich vom FunPunk infizieren lassen, der seit Mitte der Achtziger Jahre und dank Bands wie „Die Toten Hosen”, „Die Ärzte”, „Abstürzende Brieftauben” und „Die Goldenen Zitronen” den deutschen Sprachraum politisch unkorrekt überrollte. Andreas Federer, nach wie vor Hauptsongschreiber der Band, sieht im Rückblick nur die erste Demo-Kassette „Blau” als reinen Fun-Punk. Wenn WC über die Jahre hinweg die Ironie, den Witz und das betont leichte Lebensgefühl dieser Richtung nie verloren haben, so wurden die Texte bereits auf der zweiten Demo-MC „Liebeslieder” (1991) ernster, realitätsbezogener und kritischer. Mit „Liebeslieder” im Gepäck kamen WC zu mehr Konzer-

Seit gut zehn Jahren in der selben Formation: Lukas Federer (Gitarre), Simon Weißenegger (Bass), Andreas „Plotzer" Federer (Gitarre und Stimme) und Benni Kompatscher (Schlagzeug)

ten und schafften es erstmals auch über die Grenze nach Österreich und Deutschland. Bandintern wechselten sie wieder den Bassisten (der Neue hieß Harald Gasser) und holten sich mit Wolfgang Bauer einen neuen Sänger ans Mikrofon. Damit begann auch die eigentliche Hochzeit von WC. Mit „Menschen” erschien 1994 die erste CD, Touren in Norditalien und im Ausland folgten ebenso, wie das im Oktober 1995 in Völs einspielte zweite Album „Laut & fanatisch”. Dieses enthielt so exzellente Songs wie „Alles Lügen”, „Free World” und den Titel „Sommer in Tirol”, der einer der Klassiker im Live-Programm von WC ist. Wie gut die Kontakte zur europäischen Punkszene damals waren, zeigt der Umstand, dass „Alles Lü-

Die Anfänge des Südtiroler Punkrock: Die MC „Blau" (1990) mit allen anderen WC-Werken bald komplett downloadbar über www.w-c.it

gen” auf dem Sampler „Tollschock 3” (u.a. mit „Daily Terror”, „Dritte Wahl” und „Dödelhaie”) erschien. Es folgten einige turbulente Jahre: Schlagzeuger Haselrieder verließ arbeitsbedingt die Band und wurde für kurze Zeit von Raimund Psenner ersetzt. Ebenso gab es einen erneuten Wechsel am Bass: Simon Weißenegger (Ex-„Röar”), der Gasser in den Sommermonaten bereits mehrfach ersetzt hatte, stieg definitiv ein und zur Jahrtausendwende stieß auch Benni Kompatscher, ebenfalls von „Röar”, dazu. In dieser Zeit entstand auch Album Nummer 3: „Blütenschnee 77”, das in den bandeigenen „Moar M. Räkord”Studios produziert wurde. Das Line-up hatte sich damit stabilisiert und WC absolvierten Konzerte in Ungarn, in der Slowakei, in

Ein trefflicher Flyer für ein Ska-Konzert: Samstag, 21. Februar, Disco Ladum in Prad

Samstag, 21 Uhr in der UnterwirtsSpelunke in Marling. (rhd) Info: www.skaclub99.com, www.gleemanmember.tk, www.myspace.com/bluebeatfoundation.

Deutschland und in Tschechien. Diese Formation, seit knapp 10 Jahren gemeinsam unterwegs, wird am heutigen Freitag, 20. Februar, auf der Bühne im Jugendzentrum „Jux” in Lana stehen und ihren 20. Geburtstag feiern! Das Konzert wird übrigens live im Radio (ab 19.40 h, Radio „Freier Fall” im Sender Bozen) übertragen. Neben WC spielen die jungen Auer Punker „Lets Go” und „Rams81”, „My Boy Is Out Of Town” aus Kaltern und „John Van Cule” aus Seis. Das letzte Album von WC, „Gott sein” ist 2006 erschienen. Damals wollte die Band eigentlich nur einige „herumliegende Songs” festhalten, bis am Ende mit 13 Songs ein komplettes Album zusammen kam. Momentan liegen wieder einige Songs herum und WC denken an die Veröffentlichung eines neuen Albums. Wie das Album genau ausschauen wird und wann es erscheinen wird, dazu will sich die Band nicht festnageln lassen. Ist auch nicht weiter schlimm, Hauptsache es kommt, irgendwann, irgendwie! P.S.: Glückwünsche an die legendäre Band „WC” nehmen wir vom „Headliner” gerne entgegen und veröffentlichen diese in der nächsten Ausgabe. Einfach ein Mail schicken an headliner@tageszeitung.it!


Tuning!

Shuttle-Dienst

Oasis in Bozen

Jugendzentren

Calcetto Cup 2009 Keine Frage, ein Calcetto gehört zum Jugendtreff/-zentrum wie die Spaghetti zur Spaghettata! Die Jugendtreffs und Jugendzentren rufen heuer zum wiederholten Mal zum großen „Calcetto-Cup" auf. Vorgesehen sind vier Spielklassen: jeweils Buben und Mädchen

Freitag, 20. Februar 2009 Nr. 35

Grafik: Archtype|Design

Grafik: Archtype|Design

Am Montag, 23. Februar kommt „the biggest band on earth" in die Bozner Eiswelle! Der Veranstalter gibt diesbezüglich bekannt, dass ein Shuttledienst

zwischen Eiswelle und Bahnhof Bozen eingerichtet wurde. Abfahrt der Busse ist vor der Eiswelle um ca. 23.15 und um 23.30 und mit einer Zwischenhaltestelle am Siegesplatz. Bei Bedarf werden zusätzliche Fahrten vorgenommen. Der Fahrschein kostet 4 Euro und kann direkt im Bus gelöst werden. Info: www.showtime-ticket.com

Tageszeitung

„Axis of Evil“ mit neuer CD

NEWS

Im Leichenhaus vergessen: Das Cover von "Fallen into Oblivion"

Jung, hart und in den Startlöchern: „Axis of Evil" aus Bruneck

m vergangenen Jahr war die junge Death Metal-Band „Axis of Evil“ im Raum Bruneck in aller Munde, denn sie landete als jüngste teilnehmende Gruppe in der ersten Vorausscheidungsrunde des „Metalchamp 2008“ auf dem dritten Platz. Nach Erscheinen der ersten Demo CD „Blazing Coldness“ im April steht nun mit „Fallen into Oblivion“ die nächste Veröffentlichung, genauer gesagt das erste Album, vor der Tür. Erscheinungsdatum mit gleichzeitiger CD-Präsentation beim „Hellfest“ in Bruneck ist der 07. März 2009. Bereits im Herbst 2008 machte im Pustertal das Gerücht die Runde, dass Lukas Pörnbacher, Julian Gatterer, Fabian Baumgartner, Mike Burger, Ferdinand Kofler mit ihrem ersten Album „Fallen into Oblivion“

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richtig durchstarten würden. Mit Graveworm-Grinder Stefano Fiori, Plattenvertrag und allem Drum und Dran. Von Seiten der Band wurde damals lediglich der Gastauftritt von Fiori sowie Verhandlungen mit Plattenfirmen bestätigt, aber nichts näheres dazu bekannt gegeben. Kurz vor Albumrelease sind diese Gerüchte nun zwar verstummt, aber „Axis of Evil“ geben sich auf ihrem ersten Album recht überzeugend. Darauf sind acht Eigenkompositionen zu hören, die verstärkt von melodiösen Gitarren getragen werden und wegen dem großteils präzisen Schlagzeug auffallen. Die CD beginnt mit „Just one step“ und „No Grace“ zwar etwas geradlinig, steigert sich aber wie erwartet beim Song „Medusa“, auf dem Grinder Julian gemeinsam mit Graveworm-

Frontmann Fiori zu hören ist, und erweist sich besonders auf der zweiten Albumhälfte als sehr eingängig. Für die Fertigstellung der Platte hatte der Pustertaler Metal-Nachwuchs neben Fiori noch weitere namhafte Leute im Rücken: Aufgenommen und gemischt wurde bei Lukas Flarer im „Sound Control Studio“ in Meran, das Artwork fertigte Südtirols Metal-Artworkspezialist Daniel Hofer von „Archetype|Design“ an und für die CD-Präsentation wählte man das Jugendzentrum UFO Bruneck, wo sich Metalbands seit einigen Monaten vordergründig wie zu Hause fühlen dürfen. Somit haben „Axis of Evil“ wie die Brixner „Chaos Disorder“ effektive, gleichzeitig auch etwas vorhersehbare einheimische Quellen für die Produktion ihres Albums genutzt, auf die in Zukunft vermutlich noch einige junge Metalbands zurückgreifen werden. (eva) Info: http://www.myspace.com/ axisofevilsouthtirol.

Bier, Punk und Schottenröcke

unter 16 Jahren und in der älteren Klasse von 16 bis 26 Jahren. Die erfolgreichsten Zweierteams haben dann insgesamt 3 Runden zu bestreiten: die Qualifikation, die Bezirksrunde und schließlich das Finale am 28. März im Brunecker „Ufo“. Die Vorrunden können bis Ende Februar in allen Jugendtreffs und -zentren des Landes abgehalten werden. Mitte März finden die Bezirksrunden statt und am 28. März das große Finale im UFO in Bruneck. Wer interessiert ist kann sich, soll sich, darf sich bei einem der nächstgelegenen Jugendtreffs/-zentren die notwendigen Infos holen.

Dass die Praxis die Theorie immer wieder überholt, aussticht oder widerlegt, das konnte zum Valentinstag im UFO in Bruneck einmal mehr zur Kenntnis genommen werden. Die hiesige Konzert-Agentur „Poison for Souls" (www.poisonforsouls.com), die immer wieder internationale Bands nach Südtirol schleust, hatte mit „The Real McKenzies" eine Band engagiert, die Punk mit schottischem Folk verbindet und seit 1992 ausgedehnte Tourneen auf dem nordamerikanischen Kontinent (und in Europa) spielen. Mit ihrer aktuellen Europa-Tour, die sie u.a. auch nach St. Petersburg bringen wird, promoten sie ihr letztes Album „Off the Leash", und ein gutes Stück der Songs an diesem Abend stammte aus diesem Album. Die zwei Vorgruppen des Abends, die Unterlandler „Bierbillys" und die Bozner Pop-Punker „Killjoy" konnten trotz soliden Auftritten, das Publikum nicht aktivieren, was daran liegen mag, dass das Publikum wohl in erster Linie auf den Headliner ge-

Hatten mit technischen Problemen zu kämpfen: „Bierbillys" aus dem Unterland

wartet hat. Der leere Platz vor der Bühne ist zwar unangenehm für die Bands, aber von den beiden Bands nicht wirklich selbst verschuldet. Ganz anders das Bild dann bei „The Real McKenzies": Obwohl – wie kolportiert wurde – vor dem Konzert sehr viel Bier geflossen sein soll, zeigte sich die Band gutgelaunt und bühnenfest und riss die ca. 300 Besucher nach einem kurzen akustischen Set mit. Zwei – in der Theorie – so unterschiedliche Musikrichtungen wie Punkrock und schottischer

Folk wurden von „The Real McKenzies" zu einer sehr überzeugenden Einheit fusioniert: Wild, ehrlich, roh und ohne Schnickschnack. Und noch etwas: „The Real McKenzies" nehmen die schottische Tradition sehr ernst, was nicht nur am Umstand abzulesen ist, dass sie unter den Kilts tatsächlich nichts trugen. Als Zugabe gab es ein Stück des schottischen Dichters Robert Burns (1759.1796), das Band-Leader Paul McKenzie allein mit seiner Stimme vortrug. (rhd)

Grafik: rhd

Das Konzert der Band „The Real McKenzies" vergangenen Samstag im UFO in Bruneck.


Freitag, 20. Februar 2009 Nr. 35

op? Wie bitte? Für einen Jazzer ist das ähnlich, wie zu einer Straßennutte zu gehen. Ein Klassikfan hält das ganze sowieso für einen oberitalienischen Fluss. Und auf einen Rocker und Blueser, wie dem Schreiber dieser Zeilen, wirkt diese Musik, als würde ihm eine Frau nach einer schönen Nacht zum Frühstück Feigenkaffee servieren. Genau mit diesen Vorurteilen haben Chris Costa und seine Band am Montag Abend in der Bozner Carambolage aber aufgeräumt. Der Gadertaler Musiker hat bereits mit seinen ersten zwei Songs „Wireless Aura“ und „Lullbay“ eindrucksvoll gezeigt, wie schöner und intelligenter Pop im dritten Jahrtausend klingen kann. Christian Pescosta stellte seine vor drei Monaten erschienene CD „Caress“ an diesem Abend live vor. Ist bereits das Album gelungen, so war diese Abend eine Offenbarung. Die Songs kommen ungeschminkt, ohne technischen Firlefanz daher und erhalten auf der Bühne eine ganz neue Präsenz. Leichtfüssig, gefühlvoll und voller Kraft tänzeln sie durch den Raum. Dabei halten sie nicht nur in jeder Sekunde und Note die komplexen, harmonischen Strukturen des Albums, sondern durch Spontanität und Improvisation stiegen sie vom Tonstudio ins richtige Leben hinab. Es ist ein Genuss zuzuhören und zusehen, wie handwerklich sauber und überzeugend Chris Costa diese zwei Stunden Konzert spielt. Das liegt zum einen an der phantastischen Band, die Chris Costa mitgebracht hat. Luca Boscagin an der Gitarre ist ein Ausnahmekönner. Er spielt gefühlvoll, zurückhaltend folkiges Fingerpicking oder Jazzakkorde auf der akustischen Gitarre genauso wie, Funk- oder Rockriffs auf der Gibson Les Pauls. Keine Note dabei ist zu viel. Enrico Guerzoni am Cello verleiht den Songs ei-

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Programm Radio „Freier Fall“ Freitag, 19.40 bis 23.00 Uhr RAI Sender Bozen DAS PROGRAMM FÜR HEUTE: CD der Woche: Helga Plankensteiner Quintet: „Frida!" 20 Jahre WC! Liveübertragung des Geburtstagskonzertes aus dem Jugendzentrum „Jux" in Lana. Mit Let's Go (Auer), Rams81 (Auer), My Boy Is Out Of Town (Kaltern) und WC (Völs). Nähere Infos: http://radiofreierfall.blogspot.com Diskussion: www.stmb.net (South-Tyrolean Music Board)

Einstein auf Ecstasy

Chris Costa & Band in der Carambolage. Der Gadertaler Musiker hat am vergangenen Montag eindrucksvoll gezeigt, dass er noch ein große Karriere vor sich haben wird.

Chris Costa: „Er wechselt Genres, musikalische Epochen und Sprachen mit einer Lockerheit als sei das ganze ein Kinderspiel.“

nen wohltuenden Kammermusikcharakter, der nicht kitschig und aufgesetzt wirkt, sondern der Musik Tiefe und Stimmung gibt. Wer der heimliche Kapellmeister dieser Truppe ist, merkt man als er den ersten Akkord anschlägt. Federico Malaman zaubert auf dem Kontra- und E-Bass einen wunderschönen Klangteppich auf dem die anderen dann ihre musikalischen Purzelbäume schlagen können. Einen Moment führt er den Zuhörer gefühlvoll durch einen Ballade, im anderen Moment treibt er einen Funkbeat an, der einen schwer auf den Sitz hält. In Lydia Cerbaro hat Chris Costa eine kongeniale Sängerin gefunden. Sie hat eine wunderschöne, ausdrucksstarke Stimme und sie setzt ihr Können mit Bedacht und Gefühl ein. Vor allem aber merkt man im Harmoniegesang mit Costa, dass die beiden nicht nur in der Musik

Seelenverwandte sind, sondern beide diese Lieder, dieser Musik bis ins Innerste auch fühlen. Über allem aber trohnt Chris Costa. Der 32jährige Musiker aus Corvara, der aussieht wie Einstein auf Ecstasy, ist eine Ausnahmeerscheinung. Er spielt hervorragend Klavier, singt überdurchschnittlich gut und zeigt in seiner Musik eine Spannbreite, die beeindruckend ist. So klingt er etwa in Songs wie „She left me“ oder „It´s warme here“ wie der junge Graham Nash (wobei Lydia Cerbaro Crosbys Harmoniegesang beizusteuern scheint), während er im nächsten Moment mit „The Calling“ einen Großstadtblues irgendwo zwischen Ben Harper und Simply Red abliefert. Costa kann es sich leisten nach einer souligen Ballade, einen Acapella-Song mit Loops zu bringen, bei dem er die gesamte Carambolage

mitsingen lässt. Er wechselt Genres, musikalische Epochen und Sprachen mit einer Lockerheit als sei das ganze ein Kinderspiel. Dabei versteckt er gekonnt nicht nur sein vokales, sondern auch sein technisches Können. So spielt Chris Costa das wunderschöne Liebeslied „Giorgia“ an diesem Abend gleich zweimal. Als CD-Version und bei der Zugabe zum ersten Mal mit einem Text auf Ladinisch. Oder er zeigt sein neues geniales Video zu „Love is All Around“. Beide Songs haben alles um Hits zu werden. Genauso wie Chris Costa & Band. Der Gadertaler Musiker hat am Montag in der Carambolage eindrucksvoll gezeigt, dass er auf dem Sprung nach ganz oben ist. Wetten, dass wir von ihm hören werden. (Christoph Franceschini)

Ins rechte Licht rücken „eating.seats” live im Pädagogischen Gymnasium Meran. as Valentins-Konzert der „eating.seats“ musste leider kurzfristig aus Krankheitsgründen abgesagt werden. Nichtsdestotrotz nehmen die Prog-Rocker am heutigen Freitag, 20. Februar, in der Aula Magna des Pädagogischen Gymnasiums von Meran einen zweiten Anlauf und lassen sich dabei in ein ganz besonderes Licht rücken. Für die passende Konzertatmosphäre sorgt diesmal nicht nur die Band, sondern auch Theatertechniker Florian Kofler. Gemeinsam mit Julia Gutweniger gestaltet er den Bühnenbau so, dass das Konzert mit spezieller Beleuchtung und Videoprojektion ergänzt und aufgezeichnet werden kann. Auf dem Programm der „.seats“ stehen diesmal neben Albumssongs von „Secrets about September“ auch neue Stücke, die wie Sänger und Keyboarder Simon verrät, „abwechslungsreicher, zeitweise härter und etwas selbstsicherer“ klingen. Dennoch wird die erstmalige Interpretation des Songs „Depression Sells“, den Bassist Tom Torggler im Rahmen des Soloprojektes

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Fotos: Martin Nicolussi

Tageszeitung

Multimediale Vollbedienung: Musik von den „eating.seats“, Video und Licht von Florian Kofler und Julia Gutweniger

„ADM“ komponiert hat, mit der größten Spannung erwartet. Für die „eating.seats“ ist der Auftritt im Gymnasium besonders wichtig, denn Musikprofessor Stephan Kofler hat die Band eingeladen, um seinen derzeitigen Schülern zu zeigen, wie sich seine ehemaligen Schützlinge Philipp

Schwarz und Simon Gamper in musikalischer Hinsicht entwickelt haben. Gemeinsam mit den Professoren Christian Lechthaler, Heinz Ladurner und Christian Kröss, Gitarrist von „Kind of Camilla“, hat Kofler ein Organisationsteam gegründet, um das Konzert nicht nur für Schüler, sondern für alle zugänglich zu machen. Beginn ist 20.30 Uhr. (eva) Info: www.eatingseats.com


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