Freitag, 3. Juli 2009 – Nr. 127/17. Jg.
DIE NEUE SÜDTIROLER
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Fotos: Andrea Lüpke
Das gesamte Gelände im Blickfeld: Security-Mann auf seinem (bisweilen einsamen) Posten
Security
von Reinhold Giovanett
penairbesucher kennen die Männer bereits. Sie stehen am Eingang, an der Bühne, an den Zugängen, an den Parkplätzen. Sie tragen einheitliche TShirts oder Jacken, gerne auch mit den Aufschriften „Staff“ oder „Security“, sie stehen mitunter im Funkkontakt zueinander und haben den Ort des Geschehens fest im Blick. Genügten früher noch ein paar Männer der örtlichen Feuerwehr, so wird ein Sicherheitsdienst von jenen Stellen, die die Lizenzen für die Veranstaltungen vergeben, vorgeschrieben, bzw. zur Bedin-
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gung gemacht. Diess gilt für Maturabälle ebenso, wie eben auch für die Freiluftkonzerte. Man nennt sie gemeinhin „Security“, obwohl es das Berufsbild der „Security“ in Italien nicht gibt. „Wir sind eine Dienstleistungsagentur“, präzisiert der Verantwortliche einer dieser Sicherheitsdienste, der diesen Job wie die meisten, die diesen Dienst anbieten, nebenberuflich ausführt. „Wir helfen den Organisatoren dabei, die Openairs zu organisieren, schauen, dass alles gut läuft, dass sich niemand verletzt, dass alles nach den Regeln der Veranstaltung verläuft.“ Dazu gehört die durchdachte Positionierung der
Männer auf dem Festivalgelände, die Kontrolle am Eingang ebenso wie die Hilfestellung auf dem Festivalgelände und die geordnete Räumung des Platzes nach Veranstaltungsende. Zu seiner Arbeit gehört zudem, die Wünsche der großen Bands zu berücksichtigen und mit dem Management zu besprechen: Ist Stagediving erlaubt und erwünscht oder nicht? Wann kommt die Band auf das Festivalgelände und wie kommt sie auf die Bühne? Wer darf sich während des Auftrittes im Backstagebereich aufhalten? Der Kontakt zum Veranstalter und zum Management, wie auch zu den offiziellen Ordnungskräften und die
enge Zusammenarbeit mit dem „Weißen Kreuz“ ist die Aufgabe von professionell arbeitenden „Security”-Diensten wie „O.T.S.“, die als Mannschaft eine Veranstaltung von Anfang bis zum Schluss koordiniert. Das Bild, das gemeinhin von den „Security-Leuten“ kolportiert wird, ist demnach falsch. „O.T.S.”, ist eine Dienstleistungsagentur mit Sitz in Mailand, die Männer für die „Security“ bereitstellt und sich in gut zehn Jahren einen guten Namen bei hiesigen Veranstaltern gemacht hat. Fortsetzung >
Tageszeitung Freitag, 3. Juli 2009 Nr. 127
as Teil ist geladen, entsichert wird es dann Anfang August, wenn es als Download-Album bei „Airbagpromo Records“ auf die surfende Menschheit losgelassen wird. „IntoXication“ sind eine relativ junge Band, wobei man sich das „relativ“ auch schenken kann, denn das Durchschnittsalter liegt bei 17 Jahren und die Band selbst ist erst seit Mai 2008 aktiv. „IntoXication“ gehören zu den talentierten Formationen hierzulande und man darf sich einiges von ihnen erwarten. Das Ziel des Bozner Fünfers, durchdachten Punk zu produzieren, haben sie mit ihrer Anfang Juni erschienenen EP „Falsch gedacht“ bereits vorgezeichnet und auch die Wertschätzung für die Vinschgauer Punkrocker „Stille Mehrheit“ weist in diese Richtung. Nach den ersten vier Songs für die erwähnte EP sind bereits weitere elf Tracks im Studio von Dominik Aster („Stille Mehrheit“) eingespielt worden. Zwei der vier verbleibenden Juliwochen sind für die Mischung verplant, der Rest ist Warteschleife zum Veröffentlichungstermin. „Geladen und entsichert” wird das neue Album heißen und es wird sich stilistisch vom Pop-Punk der ersten EP etwas entfernen. Daniel, Gitarrist
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Der Verantwortliche des SüdtirolAblegers von „O.T.S.” legt Wert darauf, dass er sich und seine Männer nicht als „buttafuori“, als bodygebuildete Hinausschmeißer sieht, die schlecht gelaunt und mit grimmigem Blick das Geschehen scannen und mit Wucht eingreifen, wenn irgendwo Konflikte aufflammen. „Die Security-Leute müssen die Letzten sein, die handgreiflich werden. In den allermeisten Fällen genügt es, wenn man mit Bestimmtheit mit den Leuten spricht und das Problem im Dialog zu lösen versucht und sie Beteiligten in die Lage versetzt, wieder Teil des Festivals zu werden. Nur im Notfall bittet man die Person, das Festivalgelände zu verlassen. Das ist die größte Strafe für die Festivalbesucher, die ja zum Konzert kommen, um sich zu unterhalten.“ Wird es einmal brenzlig, so greifen sie mit entschlossenen Worten in die Situation ein und wissen diese zu lösen. Darüber hinaus ist die enge Zusammenarbeit mit der Polizei ebenso wesentlich wie von beiden Seiten gewünscht und geschätzt. Es ist die Erfahrung im Umgang mit den Besuchern von Veranstaltungen, die ein wesentlicher Punkt bei dieser Arbeit ist. Der Gruppenleiter von „O.T.S.”-Südtirol betont: „Wir sind nur dazu da, dass die Regeln des Openairs oder der Veranstaltung eingehalten werden. Wir fühlen uns nicht besser als die Be-
„IntoXication“ und ihr neues Album
Geladen Kreativ und zielsicher: Die Bozner Punker „IntoXication“
und Bandleader: „Wir hören privat auch gerne härtere Sachen und so war es ganz normal, dass auch Metal in die neuen Songs einfließen würde.“ Zwei akustische Balladen, ein etwas metallastiger Song („Wasted Time“) und einige englische Texte, das sind die vordergründigen Neuheiten, die „Geladen und entsichert“ bereithält. Daniel: „Martin (mit Daniel Hauptsongschreiber der Band, Anm.d.Red.) ist für die englischen Texte zuständig, ich für die deutschen. Momentan
sucher der Veranstaltung, sondern versuchen lediglich alles zu tun, damit jeder die Veranstaltung genießen kann und sich dabei niemand verletzt.“ Und weiter: „Gewaltszenen sind weniger als selten! Es kann sein, dass man zwei Streitende trennen muss. Wichtig ist dabei, dass man sie vom 'Feuer' wegbringt. Wir reden dann mit den Leuten und so gut wie immer haben sie dann Einsicht.“ Die Arbeit von „O.T.S.” und anderen SecurityDiensten wird mittlerweile auch vom Publikum selbst nicht als bedrohliche Kontrolle wahrgenommen, sondern als Teil der Veranstaltung selbst, als wichtiges Element, das den reibungslosen Ablauf des Openairs gewährt. Wenn die Situation generell auf den Veranstaltungen etwas unruhiger geworden ist in den letzten Jahren, so bezieht der Verantwortliche der lokalen „O.T.S.“ dies in erster Linie auf eine latente Unzufriedenheit bei einzelnen Personen. Zum einen verliert die Familie an Bedeutung und positiven Einfluss, zum anderen nimmt der Druck, sich nach außen in einer bestimmten Art und Weise zu zeigen und zu behaupten ständig zu: „Wenn je-
ist das Verhältnis 40 zu 60, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die deutschen Texte noch weiter zunehmen werden in Zukunft.“ Dass das keine leeren Worte sind mag der Umstand unterstreichen, dass sich „IntoXication“ vor allem an einer Band wie „Die Toten Hosen“ orientieren. Mit der Aufnahmequalität ihrer Songs sind „IntoXication” schon einmal zufrieden und voll des Lobes für Dominik Aster, der übrigens auch am Schlagzeug ausgeholfen hat, weil Drummer Johannes zum Aufnahmetermin verhindert war. Das von der Band angepeilte näch-
ste Ziel ist es, sich in Südtirol einen Namen wie etwa „Eternity Ends“ zu erspielen. Übersetzt heißt das, dass die Leute nicht wegen der Fete zum Konzert kommen sollten, sondern, wie Daniel betont, „um die Band zu sehen.“ Liegt das Niveau der Songs von „Geladen und entsichert“ auf dem von „Falsch gedacht“, so dürfte das nicht lange dauern. Zu sehen ist die von Sängerin Caro gefrontete Band am 8. August im Hafen in Innsbruck beim „Fetzen & Geschrei”-Festival, das von „Frei.Wild” geheadlined wird. (rhd) Info: www.myspace.com/intoxicationbz Zurückhaltend im Hintergrund, statt arrogant auf Konfrontationskurs: Die „Security” in der Vermittlerrolle zwischen Publikum und Bühne
mand zufrieden ist mit sich und der Welt, dann kommt er zur Veranstaltung und genießt den Abend. Wer eine gewisse Unzufriedenheit, oder gar Zorn und Frust in sich trägt, der wird sich mit den anderen Menschen ganz anders verhalten, wird sich viel leichter provozieren lassen. Das gilt nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für die Erwachsenen.“ Da „O.T.S.“ nicht nur Openairs betreut, sondern auch für Lokale und für Ver-
anstaltungen von Gemeinden oder der Provinz Südtirol arbeitet, besteht der Kontakt mit Jugendlichen ebenso wie mit Erwachsenen und dies quer durch die Gesellschaftsschichten. Durch diese vielen unterschiedlichen Veranstaltungen, die „O.T.S.“ im Laufe der Jahre betreut hat, lassen den Schluss zu, „dass die Openairs lange nicht zu den schwierigsten Situationen“ zählen. Während die Openairs nach außen hin ein etwas wildes, scheinbar unkontrolliertes Bild von sich abgeben, sind es gerade Veranstaltungen, die von der Öffentlichkeit als „schönes Fest“ wahrgenommen werden, die gerne problematisch sind: „Die OpenairBewohner, so wie ich sie gerne nenne, weil sie ja zwei Tage auf dem Festivalgelände 'wohnen', sind im Grunde alles die gleichen Leute. Es sind Gleichgesinnte die wissen, was sie erwartet, die zufrieden sind mit dem was sie bekommen und die sich untereinander auch meistens kennen. Openairs sind laut, man darf sie nicht zu viel eingrenzen, weil es ja etwas offenes, freies ist, aber im Großen und Ganzen sind die Openair-Bewohner sehr gemütliche Leute. Probleme tauchen dann auf, wenn völlig unterschiedliche Gruppierungen und Menschen aufeinander treffen.“
NEWS
Sphärenklänge: Der Titel „Sehnsucht“ von „Sense of Akasha“ soll dem Ausstellungsstück „Asteroidenschleuder“ etwas Sphärisches verleihen.
Tageszeitung Freitag, 3. Juli 2009 Nr. 127
Brunorock
Album im September
Clinic für Gitarristen
Marty Friedman Der amerikanische Gitarrist Marty Friedman, der u.a. von 1989 bis 1999 in der Metal-Band „Megadeth” spielte, kommt für eine Clinic nach Trient ins Musikfachgeschäft „La Pietra Musicstore“. Der Autodidakt Friedman, der für „Ibanez“-Gitarren und „Engl“-Verstärker unterwegs ist, wird am Samstag, 4. Juli, 20.30 Uhr in sein Gitarrenspiel einführen und Tricks weitergeben. Eine Anmeldung ist jedoch erforderlich: info@lapietramusicplanet.it.
UFO - Bruneck
Live und draußen
Eine traditionelle Sommerkonzertreihe hat letzten Mittwoch mit der Kurtatscher Formation „Vibemo” im UFO in Bruneck begonnen. Bis Ende August werden jeden Mittwoch Abend „akustische Bands“ auf der Terrasse des „Groove Cafe” zu sehen sein. Der nächste Termin: Die Oalinga Folk-Band „Landor” am Mittwoch 8. Juli, 20.30 Uhr.
Sphärenklänge
Verirren & Verlangen in Irrgarten, der für alle offen ist. So kann man sich die Landesausstellung 2009 in Franzensfeste vorstellen, die seit Anfang Mai in der Festung besichtigt werden kann. Unter dem Motto „Labyrith:Freiheit“ soll dort ein Denkanstoß zur Definition der Freiheit und zum „Sich in der Freiheit finden oder verlieren“ vermittelt werden. Hierbei leistet die Brunecker Indie-Band „Sense of Akasha“ einen musikalischen Beitrag, denn Klaus Leitner, Christian Mair, Ivo Forer, Armin Untersteiner und Irene Hopfgartner haben das ausgestellte Werk „Asteroidenschleuder“ von Julia Bornefeld gezielt vertont. Die in Kiel geborene Bruneckerin legte Irene Hopfgartner, Cellistin von „Sense of Akasha“ ihr Konzept vor und bat sie, gemeinsam mit der Band ein Stück zu komponieren, das Teil der Installation werden sollte. Bornefeld griff in ihrer Aus-
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gangsidee auf eine griechische Sage zurück, in der Ariadne Theseus einen roten Wollknäuel reichte, damit dieser den Weg aus dem Labyrinth finden konnte. Dabei sollte das Cello musikalisch den Weg des roten Fadens beschreiben, der soweit führt, dass er am Ende reißt. Da das Werk orchestral ungesetzt wurde, haben „Sense of Akasha“ mit einigen Gastmusikern zusammengearbeitet, darunter Jungmusiker der Musikkapelle St. Georgen und Freunde der Band, wie Daniel Moser von „Landor“ oder der Trompeter Jochen Haidacher. Und obwohl „Sense of Akasha“ den Titel in einem Probelokal, genauer in den Räumlichkeiten der Musikkapelle St. Georgen, aufgenommen und lediglich das Klavier im Ragenhaus Bruneck eingespielt haben, stechen Aufnahmequalität und Sound auch diesmal hervor. Da sich das Indielabel „Riff Records“ bereit erklärt hat, den Song
Volxsfest/a auf den Talferwiesen in Bozen
Völker feiern Feste Die Ukraine, Frankreich, Indien, der Balkan, die Toskana und Ladinien. Das sind die diesjährigen geografisch-musikalischen Fixpunkte, auf denen die „Volxsfest/a“ basiert. Seit fünfzehn Jahren bemüht sich der Kulturverein „Tandem“, die Welt nach Bozen zu holen und Folkbands aus allen Himmelsrichtungen zu präsentieren, die die traditionelle Volksmusik ihrer Gegend mit der Gegenwart verbinden. Abgesehen davon, dass die „Volxsfest/a” auch die Speisekarte nach dem musikalischen Konzept ausrichtet und den einheimischen Gerichten auch Sachen an die Seite stellt, die normalerweise in einem derartigen Kontext nicht angeboten werde, ist das Festival auf den Bozner Talferwiesen seit jeher ein Treffpunkt der von der Buntheit des Publikums lebt. Die Bands: Alex Pezzei (Gadertal), Motociclica Tellacci (Toskana) und Haydamaky (Ukraine) sind heute, Freitag, 3. Juli zu sehen. Alexander Dal Plan (Gader-
Fotos: Julia Bornefeld
Er hat sich Zeit gelassen mit dem neuen Album, aber jetzt steht der Veröffentlichungstermin fest: „War Maniacs“, das neue Studio-Album von Brunorock wird am 9. September 2009 über das deutsche Label „7hard” erscheinen. Eingespielt wurde das Album von Bruno Kraler (Stimme), Alessandro Del Vecchio (Keyboards), Bobby Altvater (Gitarren), John Billings (Bass) und Dominik Hülshorst (Schlagzeug). Der Song „Time To Run“ ist über die Seite der Band zu haben: www.brunorock.com.
Das Universum und seine unendlichen Fäden: „Sehnsucht“ von „Sense of Akasha“ entstand nach einem Konzept von Julia Bornefeld.
„Sehnsucht“ in einer auf 500 Stück limitierten Auflage zu veröffentlichen, haben „Sense of Akasha“ noch zwei von „in vertigo“ gebastelte Remixe des Titelsongs auf die CD gepackt und kurzerhand eine EP daraus gemacht. Diese besitzt mit Titeltrack und den beiden Überarbeitungen desselben eher Singlecharakter und wird wohl vor allem der Vollständigkeit halber in die Musiksammlungen eingeordnet werden. Das „Sich verlieren“ fällt beim Hören der Platte in den eigenen vier Wänden nicht ganz so leicht, da der Titel „Sehnsucht“ mit seiner beinahe 10-minütigen Laufzeit etwas langatmig wirkt und das dominante Glockenspiel dem Song teilweise zu sanften Charakter verleiht. Im Rahmen der Ausstellung, die noch bis zum 31.10. in der Festung Franzensfeste besucht werden kann, dürfte das Lied aber inmitten von Dunkelheit und rotierenden Lichtobjekten Stimmung erzeugen. (eva) Info: www.lab09.net und www.senseofakasha.com
Samantha Schneider
Zeichnung von Samantha Schneider
Unverkrampftes Aufeinandertreffen der Kulturen, und das seit fünfzehn Jahren: Die „Volxsfest/a” dieses Wochenende auf den Talferwiesen in Bozen.
tal), Divan Tulip (Innsbruck/Osteuropa) und Masaladosa (Frankreich) hingegen morgen, Samstag, 4. Juli. (rhd) Info: www.radiotandem.it
Liebhaberin des gezeichneten Wortes bringt ihre Erlebnisse überspitzt zu Papier. Der Alltag liefert stets neue Bewährungen und Abenteuer, die bestanden werden müssen. So wird gibt es immer Neues zu berichten ... www.myspace.com/comickette
Tageszeitung Freitag, 3. Juli 2009 Nr. 127
Zeichnung: Samantha Schneider