Headliner #074

Page 1

Freitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14

HEADL I N E R Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – redaktion.headliner@gmx.com

<<

von Reinhold Giovanett

A

ls Kurt J. Moser mit „How has life been treaten you?“ Mitte 2008 seine 4-TrackDemo aufnimmt und unter die Leute bringt, ist sofort klar, dass hier ein Singer/Songwriter von besonderer Sensibilität am Werk ist. Weit über ein Jahr hat es gedauert, dass Moser mit „Permeable tents“ sein ganzes Album nachschiebt. „Gut Ding braucht gut Weil“ trifft es denn auch, denn das vom kleinen Münchner Label „noconcept recordings“ veröffentlichte und nach den Weihnachtsfeiertagen eingetroffene Album hält das Versprechen, das der aus Proveis stammende Kurt J. Moser mit seinem Demo gegeben hat. Er ist, ähnlich wie der in Wien lebende Bozner Christian Pitschl („Chris and the Other Girls“) auf der Suche nach guten Songs, nach einer musikalischen Form, die seinem Wesen entspricht. Dabei gelingt es Moser Songs zu schreiben, die von einer überraschenden Spannung geprägt sind („Doormat“), an den Minimalismus eines Philipp Glass erinnern („Under a permeable tent“) und generell das Repertoire der Balladenform ausloten, beginnend mit dem wunderbaren „Up into the silence“ und endend mit „Snowshoes“, das sich perfekt als Schlusspunkt eignet. Was die Arrangements betrifft, so sind die sehr zurückhaltend ausgefallen. Etwas Perkussionen, hier und da etwas Klavier, vielleicht eine zweite Stimme … ansonsten aber sind nur Mosers Stimme und seine Gitarre zu hören. So ist eine schöne, offene, nach innen gerichtete Sammlung an Songs entstanden, die gut am Stück durchzuhören ist, auch wenn, wie Moser bemerkt, die Songs zwischen 1998 und 2009 entstanden sind. Das Album ist ruhig und lenkt nicht ab durch irgendetwas. Hier stehen die Songs im Mittelpunkt und es wundert, dass das Niveau, das mit „Up into silence“ als ersten Song der CD bis zum Schluss gehalten wird. Nur schade, dass man Kurt J. Moser eher selten live zu sehen bekommen wird (siehe nachfolgendes Interview). Der Umstand legt jedoch nahe, dass Stimmung und Qualität der Songs direkt mit seinem Wesen zusammenhängt und somit der Preis ist der, wenn auch ungern, zu bezahlen ist.

erscheint „Permeable Tents“, el über das deutsche Labs“: „noconcept recording der Die Grafik stammt von jungen Küstlerin Nina Märkl

Foto: rhd

Weglassen

Interview mit dem Singer/Songwriter Kurt J. Moser >


HEADL I N E R Freitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14

Headliner: Dein erstes Demo hieß „How has life been treaten you?“. Deswegen zuallererst die Frage: „How has life been treaten you“ seit der Veröffentlichung des Demos? Kurt J. Moser: Wenn ich mich auf mein musikalisches Ich beschränke, dann muss ich sagen, es ist mir sehr gut ergangen! Nachdem ich vier Jahre am Wegesrand 'gerastet' hatte, bin ich seit 08 wieder musikalisch aktiv und es hat mir sehr gut getan. Ich habe alte Kontakte wieder aufgefrischt, vernachlässigte Freundschaften sind wieder aufgelebt und das ist erfrischend und eine Freude. Ansonsten wäre auch die neue CD so nie entstanden. Die Musik verbindet mich mit Menschen und gibt

Interview mit dem Singer/Songwriter Kurt J. Moser

Charaktersache Zeit. Außerdem bin ich in Südtirol und die in München, also musste man immer Termine etc. arrangieren. Trotzdem: es war's wert. Wir haben zudem wirklich Wert darauf gelegt, wie man diese (doch phasenweise sehr fragilen) Songs „bearbeiten“ könnte, ohne dass sie dabei ihre Identität verlieren, bzw. ihre Aussage. Kurz gesagt: Am Ende waren wir wieder am Anfang und haben so viel gestrichen, weil es eigentlich so viel für die Songs nicht braucht. Wie sagten schon Led Zeppelin: „The song remains the same“! Als wir die Songs soweit aufgenommen hatten, kam Ankin, die zweite treibende Kraft von „noconcept recordings“, mit der Idee eine/n Künstler/in „anzuhauen“, ob er/sie Lust hätte

gewinnen können. Das gute ist, dass er die Musik und wohl auch mich gut versteht, deswegen arbeite ich auch am liebsten mit ihm zusammen. Einig waren wir uns auch, dass das Ganze eine homogene Stimmung haben sollte und man die CD gemütlich und auch einfach im Hintergrund laufen lassen kann. Ich denke/hoffe das ist uns gelungen. „Permeable Tents“ erscheint über das Label „noconcept recordings“. Kannst du etwas über das Label erzählen und wie bist zu damit in Kontakt gekommen? Also „noconcept recordings“ ist eine ganz frische Sache und noch am Anfang. Ziel dieses kleinen Münchner Labels ist es, Leuten die sie toll finden und ohne Vertrag

Foto: rhd

Mit Ruhe und Gelassenheit: Kurt J. Moser veröffentlichte zum Jahreswechsel seine erste CD als Singer/Songwriter.

mir die Möglichkeit mich auszudrücken, mich auszutauschen aber ohne mich gleichzeitig aufdrängen zu wollen oder zu profilieren. Ich kann das schlecht beschreiben. Günter Kunert kann das viel besser als ich. Er spricht mir aus der Seele wenn er sagt: „Ich bin ein Sucher / Eines Weges / Der breiter ist / Als ich. // Nicht zu schmal. / Kein EinMann-Weg. / Aber auch keine / Staubige, tausendmal / überlaufene Bahn. // Ich bin ein Sucher / Eines Weges. / Sucher eines Weges / Für mehr / Als mich.“ Und so versuch ich meinen Weg auch konsequent weiter zu gehn, musikalisch und allgemein. Die Straße des Lebens: Sie ist voller Schlaglöcher, nicht wahr? Dein Debut „Permeable Tents“ ist zum Jahreswechsel erschienen. Wie war der Entstehungsprozess für dich? Es war wirklich eine „lange Geburt“ - im März bin ich nach München, drei Tage Aufnahmen. Für mich 18 Stunden durchschnittlich am Tag. Dann hab ich die Songs Joerg Hansen übergeben, er hat sie abgemischt und arrangiert – und das hat lange gedauert. Aus verschiedensten Gründen. Einmal: Wir sind alle „ehrenamtlich“ unterwegs und für die schönen Dinge bleibt eben wenig

ein Cover zur Musik zu gestalten. Ich war begeistert von der Idee, weil mich gerade so etwas interessiert: die gegenseitige Inspiration, der Austausch mit anderen Kreativen, und dann gemeinsam etwas „schaffen“ was uns immer verbinden wird. Tatsächlich konnten wir dann Nina Märkel mit ins Boot holen. Sie hat sich die Lieder angehört und sich inspirieren lassen. Und gezeichnet: fragil und unauffällig, genau wie die Lieder, aber wer sich die Mühe gibt genauer hinzusehen/hören wird auch mehr sehen/hören. Stimme, akustische Gitarre(n), etwas Klavier ... die Arrangements sind sehr zurückhaltend ausgefallen, was der Stimmung deiner Songs sehr entspricht. War die Entscheidung dazu spontan, bzw. war die von vornherein dein Ziel oder sind die Songs so wie sie jetzt sind das Ergebnis eines Weglassens? „Das Ergebnis eines Weglassens“ trifft es ganz gut. Ich denke Joerg wollte von Anfang an alles sehr reduziert, natürlich und „unspektalkulär“ arrangieren. Für mich hingegen war es wichtig, dass er sich auch musikalisch einbringt, weil ich seine Ideen sehr schätze und es spannend finde, wie die Songs dadurch noch

sind, erstmal eine Tonaufnahme und die Produktion eines Tonträgers zu ermöglichen. Derzeit beschränkt sich das Ganze auf Musiker aus der Münchner Szene (und Umgebung). Es werden maximal drei Künstler parallel betreut. Einer von den Machern ist eben auch „Idealist” Joerg Hansen, mit dem ich früher schon öfter musiziert hatte. Ich habe ihm letztes Jahr meine Demo geschickt und nicht lange danach ist er auf mich zugekommen mit dem Vorschlag, dass sie (noconcept) ein Album mit mir produzieren wollen. Bedingung war, dass sie sich bestimmte Lieder aus meinem „fundus“ aussuchen. Mit diesem Kompromiss konnte ich natürlich gut leben. Also haben wir das Album aufgenommen. Nicht ganz ohne „concept“ haben sie sich alles Balladen ausgesucht. Derzeit sind sie auf der Suche nach einem Vertriebspartner im Raum München. Im Internet klappt alles schon ziemlich gut. Über amazon kann man sich beispielsweise auch schon „physischen“ CDs bestellen. Es ist also alles auf dem Weg bei „noconcept recordings“. Du gehörst eigentlich zu einer seltenen Spezies Musiker: ruhig, zurückhaltend, nach innen ge-

wandt ... wie denkst du deine Musik nach außen zu bringen bei all der grassierenden Hektik? Die schwierigste und einfachste Frage zugleich. Eigentlich denke ich nicht darüber nach. Ich liebe es, Lieder zu schreiben. Ich mag es aufzunehmen, die Arbeit im Studio, den Entwicklungsprozess. Ich mag es, Leute mit einzubeziehen, die Freude an der Sache haben. Und wenn ich dann die CD in Händen halte, ist für mich das Projekt dann eigentlich zu Ende. Auch jetzt feile ich bereits an sechs ganz neuen Liedern herum, die ich hoffe, noch Ende diesen Jahres aufnehmen zu können. Die „Permeable tents“ habe ich praktisch ja schon auf die Reise geschickt. Wenn ich ein „Performer“ wäre und gerne

The artist and the labelboss: Kurt J. Moser und Joerg Hansen von „no concept recordings“ München.

auf Bühnen stehen würde, wäre das Ganze („vermarktungstechnisch“ gesehen) natürlich einfacher. Aber das ist nun mal nicht mein „forte“. Charaktersache. Ich freue mich aber natürlich, wenn die Songs und Texte gefallen, und dafür sind Lieder ja auch gemacht, dass man sie weitergibt und jemanden damit vielleicht sogar eine Freude bereitet oder zum Nachdenken anregt, oder auch einfach nur ein gutes Gefühl hinterlässt. Andererseits ist mir natürlich klar, dass vor allem auch mit dieser CD, wo sich Leute beteiligt haben, mit ihrem Geld, ihrem Talent, ihrer Zeit und ihren Idealen, ich auch meinen Beitrag zur „Verbreitung“ der CD leisten muss. Das bin ich ihnen schuldig. Deswegen wird es v.a. in München auch das ein oder andere Konzert geben, obwohl meine Bitte, hinter dem Vorhang spielen zu dürfen, bereits abgelehnt worden ist! :-) Meine Musik ist für mich in erster Linie eine Kur, und natürlich auch ein Ventil, um gelegentliche Seitenhiebe des Alltags zu verkraften, die Ellbogenmentalität und manchmal schon aggressive Hektik unserer Gesellschaft für einige Momente auszublenden. Wenn jemand dies Dank meiner Lieder auch gelingt, wäre das eigentlich, so finde ich, der schönste Lohn für unsere Arbeit. Info: www.kurtjmoser.com www.no-concept.de


Nach 20 Jahren wieder ein Solo-Album

HEADL I N E R

Alfred E. Mair: Liedermacher

Freitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14

NEWS Voting

Foto: rhd

2x Metal, bitte!

1988 hat der aus Gais stammende Liedermacher Alfred E. Mair sein erstes (und bis vor kurzem einziges) Soloalbum veröffentlicht. Zwischen diesem ersten Album und dem nun vorliegenden Zweiten, liegen diverse Veröffentlichungen, u.a. mit Manfred Schweigkofler („Em & Emmes“) und als Erzähler (und Sänger) von Kinder-CDs. Alfred E. Mair war also nicht untätig in musikalischer Hinsicht und „Stürmend durch die Zeit“ macht auch nach mehrmaligem Durchhören einen runden, in sich geschlossenen Eindruck. Mair hat sich für die Aufnahmen der CD gute Leute ins Boot geholt: Erich Feichter und Marco Diana für die Aufnahmen, und, um nur zwei der Musiker zu nennen, Mario Punzi am Schlagzeug und Marco Gardini an den Gitarren. Mair nennt sich Liedermacher und Liedermacher machen natürlich auch Lieder, aber sie vor allem dafür zuständig, Inhalte möglichst direkt zu vermitteln. So zumindest eine der Erwartungen, die sich aus der Tradition dieser Art von Musikern entwickelt hat. Mair packt zwar einige heikle Themen an, zitiert etwa Texte von Josef MayrNusser oder fordert (mit den Worten von Wolfgang Borchert) Zivilcourage ein, aber verpasst die Chance, die Radikalität der Worte wirken zu lassen. Stattdessen überdeckt ein gewisser Pathos fast sämtliche Lieder. Die Songs, Balladen oder nicht, sind allesamt poppig arrangiert und überschreiten zeitweise sogar die Grenze zum Schlager. Hier und da gibt es eine verzerrte Gitarre, hier und da ein Akkordeon, aber am Ende bleibt ein warmes, positives weil harmonisches Popalbum, das, wäre es radikaler arrangiert, den Texten die Vorfahrt gelassen und nicht genommen hätte. (rhd) Headliner: Mitte Dezember ist in Bruneck das vorerst letzte Konzert deiner PräsentationsTournee zu „Stürmend durch die Zeit“ über die Bühne gegangen. Bist du zufrieden mit der Tour und

wird es weitere Konzerte mit „Stürmend durch die Zeit“ geben? Welches waren die Eindrücke, die zurückgeblieben sind? Alfred E. Mair: Ich bin sehr zufrieden mit der Tour. Es war für mich eine große Ehre und ein Vergnügen mit den Musikern Marco Gardini, Mario Punzi, Davide Dal Piaz, Marco Stagni, Erich Feichter und Anna Toró das Publikum zu begeistern. Besondere Freude bereitete mir, dass unsere Tochter Hannah (15) einige Liedern mitgesungen hat und somit eine ganz besondere Farbe mit ins Spiel brach-

Alfred E. Mair tourte Ende 2009 mit seinem neuen Album durch Südtirol: „Stürmend durch die Zeit“, erschienen im September 2009.

te. Die Lust am gemeinsamen Musizieren und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es weitere „Stürmend durch die Zeit“-Konzerte geben wird. Besonders geblieben sind mir jene Momente, in denen es bei den Konzerten zu einer „Verschmelzung der Gefühle“ zwischen dem Publikum, den Musikern und mir gekommen ist. Du hast bei zwei deiner Lieder auf den deutschen Autor Wolfgang Borchert zurückgegriffen. Warum diese Entscheidung? Weil ich mich unsterblich in die Texte von Wolfgang Borchert verliebt habe und ihn für einen der größten deutschen Dichter halte. Ich habe einige Texte von Wolfgang Borchert vertont. Auf der CD ist sein allererstes Gedicht (Reiterlied, 1938) und

„Reiterlied“ und „Dann gibt es nur eins“: Zwei Texte aus dem neuen Album sind vertonte Lyrik von Wolfgang Borchert.

sein letzter Text, den er drei Wochen vor seinem Tod schrieb (Dann gibt es nur ein, 1947) zu hören. Liedermacher sind in den letzten Jahren etwas von der Bildfläche verschwunden. Was mögen die Gründe dafür sein? Stimmt nicht ganz. Ich bin wieder auf der Bildfläche aufgetaucht, denn die Leute wollen wieder das Echte, „Hausgemachte“ – eben Liedermacher. Die wenigen Liedermacher die hierzulande aktiv sind, machen auf mich den Eindruck, als hätten sie etwas den musikalischen Anschluss verloren, bzw. wüssten sich nicht ganz zu entscheiden, wohin sie sollten. Auch deine CD macht in musikalischer Hinsicht diesen Eindruck. Kannst du dazu etwas sagen? Die neue CD „Stürmend durch die Zeit“ hat sowohl thematisch als auch musikalisch eine große Bandbreite. Musikalisch geht das von rockigen Klängen über Balladen bis hin zu Volksliedern. Ich habe versucht zu den Texten (den eigenen und den übernommenen Texten) jeweils die richtige Stimmung zu finden. Deshalb bewege ich mich musikalisch auf einem sehr weiten Feld. Ich kann beispielsweise ein Lied über den Zösenberg in Mühlwald, das ich meinem Opa widme nur mit „volkstümlichen“ Klängen ausdrücken. Und in dem Moment stehe ich auch dazu. Ein anderes Beispiel: Mit den sehr rockigen und teilweise verzerrten Klängen bei „Du hast nicht geschwiegen“ (Für Josef Mayr-Nusser) habe ich einen Weg gefunden den ganzen Wahnsinn des national-sozialistischen Regimes musikalisch „darzustellen“. Wenn ich dann die Gefühle, die ich für meine Frau, meine Kinder oder für einen 7-jährigen, der an Krebs stirbt ausdrücke, dann muss das musikalisch wiederum ganz anders klingen. Info: www.aemair.it

(Interview: rhd)

Das Webzine „Female Metal“ berichtet parallel auf englisch und spanisch über MetalBands, in denen Frauen den Ton angeben. Nun wird der „Female Metal Award 2009“ verliehen und Alight ist nominiert! Wer Frontfrau Sabina und Alight wählen möchte, klickt sich bis zum 29. Jänner auf www.femalemetal.com/thebestof2 009.html. Auf eure Stimmen zählt auch die Sterzinger BlackmetalBand Serpent’s Cult, die beim Metalfest Openair Austria auftreten möchte und dafür eure Unterstützung braucht. Deshalb: tippt www.at.metalfest.eu/votes.html. Achtung: Es gelten nur Stimmen, die per Email bestätigt werden!

Projekt zum Mitreden

Liberamente Das kürzlich vom italienischen Kulturlandesrat Christian Tommasini vorgestellte Projekt „Liberamente“ richtet sich an alle Südtirolerinnen und Südtiroler im Alter von 16 bis 23 Jahren, und will diese dazu auffordern, „die Norm zu durchbrechen und

die Zukunft zu gestalten“. Das Projekt steht allen zwischen rund 16 und 23 Jahren offen, aus den Anmeldungen, die innerhalb Samstag, dem 20. Februar, unter www.liberamente.bz.it erfolgen, werden 60 junge Menschen ausgewählt. Sie werden zwischen März und Mai in einer Ideenwerkstatt mitarbeiten, in der es in verschiedenen Themenbereichen zwischen Geschichte und Ökologie um die persönliche Entwicklung wie um jene der Südtiroler Gesellschaft geht.

Live in Wien

Chirimoya + Unantastbar Am morgigen Samstag, 23. Jänner spielen die beiden Bands Unantastbar (Südtirol) und Chirimoya (Wien/Südtirol) im Wiener „Aera“ im Vorprogramm der britischen Oi-Punker Argy Bargy.


Italian Guitar Legends – 29.12.2009

HEADL I N E R Freitag, 22. Jänner 2010 – Nr. 14

Legenden unter sich Im Vorprogramm von Maurizio Solieri: Marco Delladio und Manuel Randi

Foto: Roland Leitner

W

enn man im Wörterbuch den Begriff „Legenden“ sucht, so erhält man verschiedene Erklärungen: die beiden treffendsten zum Konzertabend „Italian Guitar Legends“ vom 29. Dezember in Bozen sind folgende: „Persönlichkeit, die aufgrund besonderer Leistungen oder starker medialer Präsenz zu hoher Berühmtheit gelangt ist und/oder ein Produkt, das „Kultstatus“ erreicht hat“. Maurizio Solieri ist mehr als nur ein angesehener und exzellenter Gitarrist – er spielt in der Band von Vasco Rossi – ist sein „Stammgitarrist“. Wer die italienische Rockmusik auch nur am Rande verfolgt, weiß, dass „Blasco“ Kultstatus genießt und nur in ausverkauften Hallen oder Fußballstadien Konzerte gibt. Und seine Platten verkaufen sich millionenfach. Seit den späten 90er Jahren pflegt der Bozner Sänger und Gitarrist Flavio Delladio enge Kontakte zum „Vasco-Umfeld“ – vor allem zum Bassisten und Gitarristen Pasquale Neri, Mitglied der „Steve Rogers Group“ und dem bekannten „Honky Tonk Duo“. Wie hoch das Ansehen dieser Musiker noch ist, zeigt sich beim Konzert im fast vollbesetzten Cristallo Theater in Bozen. Auf Einladung des Kulturvereins „Circolo La Comune“ wird dieser Winterabend im Zeichen der akustischen und elektrischen Gitarren zelebriert. Als kurz nach 21 Uhr Manuel Randi und Marco Delladio das Vorprogramm mit „Minor Swing“ eröffnen, ist allen Anwesenden im Saal klar,

dass es ein besonderes Ereignis wird. Maurizio Solieri wird später Manuel auf der Bühne ein großes Kompliment aussprechen und ihn als „würdigen Sohn Django Reinhardts“ bezeichnen. Zu Recht, denn was dazwischen passiert, ist ein Feuerwerk der Gitarrenkunst. Manuel verzaubert das Bozner Publikum mit rasanten Soli und unglaublichen Rhythmus – ob er nun Mozarts türkischen Marsch zitiert, Elton John umgarnt oder gleich darauf in einem baltischen Tanz brilliert – er beherrscht sein Instrument meisterhaft und sendet stets ein breites Lächeln ins Publikum. Allein dieser – leider nur kurze Auftritt – ist den Konzertbesuch wert. Doch es sollte noch besser kommen. Nach technischen Schwierigkeiten mit dem Monitorsound auf der Bühne und dem deshalb anfangs sichtlich nervösen Maurizio Solieri, laufen die Bühnenakteuere zur Hochform auf. Solieri spielt zwei Instrumentalnummern aus seinem neuen SoloAlbum, das im Frühling erscheinen wird. Dann schmettert er den Sto-

nes-Klassiker „Jumpin’Jack Flash“ überzeugend von der Bühne, und plötzlich hört man die Klasse des Perfektionisten: Die Finger turnen geschwind über das Griffbrett seiner Fender Stratocaster, es jault und groovt bei angenehmer Verzerrung über den Hi-Watt Vollröhrenverstärker. Ob als Sideman oder Solist – Maurizio Solieri ist aufgrund seiner jahrzehntelangen Bühnenerfahrung und seines großen Talents ein exzellenter Musiker. Er ist Autor von Songs, Lehr-DVDs und Workshops gehören zu seinem breiten Tätigkeitsfeld als Musiker. Einleitung und Vorstellung übernimmt gekonnt Flavio Delladio, der als Sänger auch die Rolle des Frontmans für den restlichen Abend souverän innehat. Mit „Bury Me“ und „Carolina Star“ stehen auch zwei Countrysongs auf dem Programm – der Rest ist astreiner Blues, Songs von Eric Clapton werden mit Hingebung gespielt und dabei fällt vor allem Falvios Stimme äußerst positiv auf.

Er und Solieri liefern sich mehrmals herrliche Gitarrenduelle, während Mimmo Campofranco am Keyboard und Pasquale Neri mit der Bassgitarre die nötige Basis für die Saitenartisten legen. Kurz vor Konzertende kommen auch Manuel Randi und Marco Delladio zur üblichen „JamSession“ auf die Bühne. Und somit werden die letzten Songs auch zum Hörgenuss: „Before you accuse me“ gespielt von vier Gitarristen der Extraklasse, das haben die Mauern des realtiv neuen und vornehm eingerichteten Cristallo Theaters wohl noch nicht gehört. Italian Guitar Legend ist ein unterhaltsamer, kurzweiliger Abend, der interessante Musikerpersönlichkeiten auf der Bühne vereint, deren letztlich gemeinsamer Nenner der Blues ist. Zugabe folgt leider nur eine einzige – aber sie wird dafür überzeugend und voller Inbrunst dargebracht vom Initiator des Abends: Flavio Delladio. Ihm gebühren Komplimente und der nicht enden wollende Applaus. (Roland Leitner)

Brothers Records

NeununddreißigNullElf Kurz vor dem Sprung ins 2010 sprang die Lananer HipHop-Crew Brothers Records mit ihrem „Brothers Demo Tape“ in unsere Release-Liste 09. Veröffentlicht wurde im Netz; aufgenommen im Studio vom Jugendtreff Jux in Lana. Dort haben Selvin Severi („Basic“), Kasem Hadzi („Bass Montana“), Majlind Hajdari („Tips“), Dardan Hajdari („Smook“), Herolind Kallaba („Hero“) und Andreas Fuchs („Black XL“) vor ungefähr einem Jahr unter dem Namen GWWMGH (Geil war wenn mer Geld hattn) angefangen ihre Reime zu kicken, sich dann umgetauft und mit Hilfe von Moccioso ihren ersten Song „N’Club“ produziert. Am vorliegenden Download-Tape haben die Brothers 3 bis 4 Monate, Unterbrechungen inklusive, gearbeitet und dabei für den Opener „4 Jungs“ mit Livepräsenz zusammengearbeitet, die eigentlich schon seit Veröffentlichung ihres Albums „Tagesthemen“ nicht mehr als HipHopCombo aktiv sind. Deutsch, Italie-

Steht im Netz zum freien Download: Das „Brothers Demotape 2009“.

nisch, Albanisch, Serbisch und Dialekt werden auf den 9 Tracks kombiniert, die in Hinsicht auf die Reime und Beats deutlich machen, dass es sich hierbei um das erste Demotape handelt. Dennoch bleibt der Track „3.9.0.1.1.“ im Gehörgang hängen, der – abgesehen von den überzogen eingesetzten Pistolensamples – kopfnicktauglich ist. Textlich wir hier auf Gangsterrap gezielt, der zwar nicht

zum heimatbezogenen Erscheinungsbild der Lananer passt, der Crew aber durch die Zeile „Du bisch lai a Zeach, i der gonze Fuaß“ einen humorvollen Beigeschmack verpasst. Die Brothers betonen hiphop-typisch die Verbundenheit zu ihrem Heimatort Lana; das wiederum steht aber im starken Kontrast zum Artwork, welches eine Großstadt bei Nacht zeigt. Der auf dem Inlay abgebildete Strichcode mit der Nummer „39011 2009“ zeigt die Brothers von ihrer einfallsreichen Seite; davon ab-

Repräsentieren Lana: Die Brothers sind am Donnerstag 28. Jänner, 19.40 h mit Demo-Tape und Interview bei Radio Freier Fall (Sender Bozen) zu hören.

gesehen hätte sich die Crew etwas mehr Mühe geben können, was das Drumherum betrifft. Die Aufmachung wirkt schnell zusammengewürfelt - das reicht von den uneinheitlich formatierten Tracknummern auf dem Inlay und in den Dateinamen bis hin zum Tippfehler in den mp3-Tags. (eva) Info & Download: www.myspace.com/brothersrec


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.