Headliner #162

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Freitag, 30. September 2011 – Nr. 193

HEADL I N E R Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – redaktion.headliner@gmx.com

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The School of Der neue Sitz der Guit-Art liegt in der Giottostrasse, ganz in der Nähe der Bozner Messe: Christian Kaufmann, Leiter der Guit-Art und Markus Mayr, Schlagzeuger (u.a. bei Jambalaya News, The Wall und Moe's Garage).

von Reinhold Giovanett

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ie Musikschulen greifen. Das merkt man schon seit einiger Zeit bei den jungen Bands, die ihre Instrumente viel früher und viel besser beherrschen, als etwa vor 10 oder noch mehr Jahren. Das Internet mit all seinen Möglichkeiten (YouTube etc.) mag dabei auch eine wichtige Rolle spielen, aber blickt man etwa auf die Schlagzeuger oder auf die Bläser, so ist deutlich erkennbar, dass da zeitgemäßer Unterricht gegeben wird, dass etwa die Schlagzeuglehrer sehr wohl auf die Wünsche ihrer SchülerInnen eingehen. Etwas dünner gesät sind da die jungen GitarristInnen, was damit zusammenhängen mag, dass die elektrische Gitarre immer noch mit Skepsis, jedenfalls als nicht gleichwertiges Instrument im Musikschulkontext betrachtet wird. Nun denn: Wer wirklich will, lernt die E-Gitarre trotzdem, beispiels-

weise bei der G.A.M.S. (Guit-Art Music School) in Bozen. Die vor Jahren von Werner Bauhofer gegründete und später von Christian Kaufmann und Roland Novak weitergeführte Musikschule, versucht sich jetzt auf eigene Füße zu stellen, bezeichnenderweise ohne Hilfe seitens des Kulturamtes. Christian Kaufmann, ein äußerst talentierter junger Gitarrist, steigt nun Vollzeit in die Sache ein und

versucht den Motor etwas hochzutunen. Das bereits breite Programm wurde noch weiter ausgebaut, den Kursteilnehmern stehen nun 30- bzw. 50-Minuten-Einheiten oder Blockkurse zur Verfügung, wie beispielsweise jener, den der Trentiner Jazz-Gitarrist Lorenzo Frizzera anbietet. Zudem ist in den

vier Unterrichtsräumen am neuen Sitz nicht nur individueller Unterricht möglich, sondern auch gemeinsames Proben und so genanntes Band-Coaching, bei dem sich eine Band auf die Finger schauen lassen kann und durch Ratschläge von Profis das eigene Zusammenspiel verbessern kann. Angedacht sind zudem Workshops mit internationalen Namen, die kurzfristig angeboten werden können, wenn sich Musiker in Südtirol wegen eines Konzertes aufhalten. Christian Kaufmann ist nicht wirklich nervös, denn die Guit-Art konnte sich bereits letztes Jahr nicht über mangelndes Interesse seitens der KursteilnehmerInnen beklagen und die diesbezügliche Situation zum anstehenden Schulbeginn sieht ebenfalls sehr positiv aus. Der morgige „Guit-Art Open Day 2011” dürfte den Einschreibungen noch einmal einen Ruck geben und der erste Schwung somit genügen, um über die ersten ein, zwei Startjahre hinauszukommen. Morgen, Samstag, 1. Oktober, von 10 bis 20 Uhr, wird sich die gesamte „School of Rock and Pop” in den neuen Räumlichkeiten herzeigen.

Fotos: rhd

Rock & Pop Letzte Handgriffe vor der Eröffnung am morgigen Samstag: Christian Kaufmann vor drei Tagen bei der Fertigstellung der neuen Räumlichkeiten der „neuen” Guit-Art School of Rock and Pop.

Die einzelnen Musiklehrer zeigen in einzelnen Performances was sie können und stellen sich dem Smalltalk und den Fragen (alle Details: www.guit-art.bz). Mit dabei ist übrigens auch der Bozner Gitarrenbauer Thomas Orgler mit seinem Team und seinen Instrumenten. Und unter den ersten 100 Einschreibungen werden ein Guit-Art-Kursgutschein in der Höhe von 600 Euro und die 10 wichtigsten Rockalben verlost. Der Tisch ist also gedeckt, hinsetzen und das Kabel einstecken muss jetzt jede/r selbst. Info: www.guit-art.bz


Four Fingers

HEADL I N E R

Nuggets

Freitag, 30. September 2011 – Nr. 193

Ob es dem Publikum gefallen wird, das weiß das Publikum erst nachher: Die Demo-CD von Four Fingers enthält kaum beachtete Songs aus dem Ozean namens Rockmusik.

„Nuggets” war/ist ein Doppelalbum, das 1972 erschienen ist und vom Rockjournalisten und Musiker Lenny Kaye (u.a. Patti Smith Group) für Elektra Records zusammengestellt wurde. Der vollständige Titel: „Nuggets: Original Artyfacts From the First Psychedelic Era 1965-1968”. Das Album enthält das, was als Proto-Punk durchgehen kann, raue, psychedelische Songs, die es nicht in das Ge-

Fahren mit ihrer Band die andere Richtung: Roberto Tiozzo und Davide Pezzuto sind am Sonntag mit Four Fingers in Bozen live zu sehen.

dächtnis der Allgemeinheit geschafft haben, obwohl die Qualität der Bands und Songs nicht von der Hand zu weisen ist. „I Had Too Much To Dream (Last Night)” von The Electric Prunes ist so ein Song. Dieser Song findet sich auch im Repertoire (und auf der DemoCD) der Coverband Four Fingers

und darf als deutliches Statement durchgehen. Four Fingers gehen nicht den üblichen Weg von Coverbands, die Gassenhauer ins Repertoire nehmen um das Publikum zufrieden zu stellen, bzw. um auf Nummer sicher zu gehen. Four Fingers riskieren und nehmen eben Bands ins Programm, die niemand mehr kennt, bzw. nicht nur jene kennen, die die Oldies-Schiene im Radio oder die „Best-of ”-CDs konsumieren, sondern eben tiefer graben und „Nuggets“ finden. Bei Four Fingers finden sich Songs von Bands wie The Yardbirds, The Chocolate Watchband, The Standells, The Electric Prunes, The Shadows of Knight und Blues Magoos. Gute Songs, garantiert und teilwei-

se nachzuhören auf dem erwähnten Nuggets-Sampler). Four Fingers sind übrigens zu fünft: Davide Pezzuto (Bass), Roberto Tiozzo (Gitarre), Romi Franceschini (Stimme), Stefano Sonn (Schlagzeug) und Fabio Zorzi (Gitarre). Es waren Tiozzo und Pezzuto, die die Band Ende 2010 aus der Taufe gehoben haben, um die Songs zu spielen, die ihnen gefallen, die aber niemand kennt. Ein leicht missionarischer Ansatz, der dem opportunistischen (wenn auch nachvollziehbaren) Hintergedanken anderer Coverbands diametral entgegengesetzt ist. Aber Four Fingers sind geerdet. Davon zeugt schon allein der Name: Davide Pezzuto, früher Bassist bei der S.I. Band, noch früher bei Bazooka, hatte vor wenigen Jahren bei einem Unfall einen Finger seiner linken Hand verloren. Den Bass hat er deswegen nicht an den Nagel gehängt, im Gegenteil: Four Fingers (!) spielen am Sonntag, 2. Oktober, 18 Uhr, auf der Terrasse beim Café Gries auf dem Grieser Platz in Bozen. (rhd) Info: www.facebook.com (> Four Fingers)

Glump & Plunder

In 80 Tagen um die Welt G

lump & Plunder findet man auf der ganzen Welt. Zwar tendiert man dazu zu denken, nur die eigenen vier Wände wären voll damit, doch der Eindruck täuscht. Denn würde man von Oktober bis Dezember auf Weltreise gehen und in München, Peking, Sydney, Auckland, Los Angeles, Las Vegas, San Francisco, Vancouver und New York Halt machen, dann würde man auch dort Glump & Plunder vorfinden. Aber jenen der erfreulichen Sorte – und zwar in Form der gleichnamigen Steinegger Straßenmusiker. Mit schottischem Dudelsack und Kilt im Gepäck, brechen

TERMINE 03.10.11 Oktoberfest München 03.10.11 Peking, China 10.10.11 Sydney, Australian 07.11.11 Auckland, Neuseeland 17.11.11 Los Angeles, Las Vegas, San Francisco 03.12.11 Vancouver, Kanada 16.12.11 New York 21.12.11 München

Glump & Plunder on the road: Die Stationen der dreimonatigen Welttournee durch die Straßen.

Hängt nicht nur gelangweilt in der Gegend rum: Hannes Ploner ist Straßenmusiker bei Glump & Plunder.

Hannes Ploner und Peter Parker Franzelin am Montag, 03. Oktober 2011 zu ihrer dreimonatigen Welttournee auf. „Europa haben wir bereits mit unserem Wohnmobil bereist, nun wollen wir auch andere Kontinente erforschen“, erzählt

Hannes Ploner. So waren Glump & Plunder bereits in Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Tschechien, Slowakei, Frankreich, Portual, Spanien, im Vatikan und im vergangenen Sommer auch in Polen und Ungarn unterwegs, um dort je nach Lust, Laune und Möglichkeit „Scottish Pipes and Drums“ auf den Straßen erklingen zu lassen. „Das ‚Around The WorldTicket’ ist unser Fahrschein, der Rest ergibt sich spontan aus der Situation. Die Musik hat uns bisher schon viele Welten und Wege eröff-

net, durch und über die Musik haben wir Bekanntschaften geschlossen und nebenbei auch noch Geld verdient. Wir wollen nun mit unserer Musik die Welt bereisen und sie über die Musik kennenlernen... Wir sind offen für alles, was kommen wird“, so Ploner. Die beiden Musiker haben dem Headliner ihre Tourdaten verraten (siehe Kasten), denn wenn ihr euch zufällig im Oktober in Sydney oder in der Weihnachtszeit in New York aufhaltet und dort die Klänge eines schottischen Dudelsacks vernehmt, dann guckt am besten zweimal hin… und knipst bei dieser Gelegenheit am besten gleich ein Foto für uns! (eva)


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Freie Musica Musik Libera

Die Entgegnung

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m Headliner#153 vom 09. September 2011 wurde die Initiative FreieMusicaMusikLibera von verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Zu Lesen gab es dort ein Interview mit Thomas Brancaglion vom FFML und eine Entgegnung von Seiten des Headliners („Wer braucht die Politik? Über die Wahrscheinlichkeit, dass FreieMusicaMusikLibera scheitern wird und warum das nicht so schlimm ist.“). Auch die LeserIn-

nen wurden aufgefordert, uns ihre Meinung zum Thema zu mailen. Auf den folgenden Seiten findet ihr nun die Rückmeldungen, sowie eine ausführliche Antwort von FreieMusicaMusikLibera. FreieMusicaMusikLibera ist eine geile Sache, allerdings glaube ich, wie Reinhold, dass es mittelfristig schwer sein wird für FMML zu überleben bzw. sich zu etablieren. Dies vor allem aus dem Grund,

dass es in unserer Szene, den zum Gelingen von FMML überlebensnotwendigen Zusammenhalt nicht im nötigen Ausmaße gibt. Viele Bands haben inzwischen gelernt, zusammenzuhalten, sich gegenseitig zu helfen und gemeinsam nach neuen Chancen zu suchen. Doch (zu) viele wollen immer noch ihr eigenes Süppchen in ihrem eigenen Weltchen kochen und sehen andere Bands als Konkurrenz, oder sind zumindest auf deren Erfolg neidisch. Bestes Beispiel dafür sind Frei.Wild, über deren Erfolg sich nur wenige wirklich freuen können. Wir Freizeit-Musiker (und außer Frei.Wild sind wir dies wohl alle) sollten endlich zusammen am Strang ziehen. Es ist egal, ob ein Punk- oder ein ReggaeKonzert um 23:00 Uhr fertig sein muss, es ist egal, ob eine Metaloder eine Folk-Band wegen mangelnder Proberäume aufgeben muss, es ist egal, ob ein Liedermacher oder eine ProgRock-Band um jeden Auftritt kämpfen muss. Wir alle gemeinsam müssen hier die Ärmel hochkrempeln und auf die Politik, aber auch auf die Gesellschaft Druck ausüben, damit man uns hört. Uns alle, und wir sind nicht wenige, nur sprechen wir nie gemeinsam, mit einer Stimme. So kann man uns nicht hören. FMML kann uns hörbar machen, wenn wir dem Projekt den nötigen Atem einhauchen. Es liegt an uns... Rock on! Jack Zwerger, The Woodheads (Kaltern)

Gypsy Road Gang

1. Biker- und Beachparty Die Meraner Metal-/Hardrock/Rockband Gypsy Road Gang dürfte nicht weit davon weg sein, wenn man die perfekte Bikerband sucht. Nicht zu hart, aber immer noch hart genug,

oldschool, aber nicht versteinert, mit dem nötigen Ernst bei der Sache, aber wichtig ist dann doch der Spaß auf der Bühne. Die Gypsy Road Gang spielt dann auch – gemeinsam mit den leicht umbenannten, aus Neumarkt stammenden Phoenix Rock (ab 21 Uhr) und der neuen Formation Ina Pross (ab 18 Uhr) bei der ersten „Biker- und Beach-Party” in Rabland, am 1. Oktober, die der MC Red Lions ausrichtet. Die Gypsy Road Gang (im Bild) spielt übrigens bereits ab 14 Uhr. Info: www.redlions-mc.com

Cuntra Löm

Platz 3 in der Schweiz Cuntra Löm ist eine junge Musikformation aus dem Gadertal, die am Schweizer Festival „Suns” mitgemacht hat und es

Vielleicht liegt es in der Natur des Menschen, aber die Unzufriedenheit, auf die FMML baut, ist für mich nicht nachvollziehbar. Blickt man allein auf die letzten 5 Jahre zurück, so haben sich die Bedingungen für die unsere Musiker spürbar positiv entwickelt. Fortsetzung nächste Seite

bis ins Finale am Samstag, 17. September geschafft hat. Beim Finale hat die Band, die aus dem gleichnamigen Musical hervorgegangen ist, den respektablen Publikumspreis gewinnen können. Info: www.sunscontest.com

Comics im „Headliner“

Hinterland - Folge 23 Wie jeden ersten Freitag im Monat, zeigen wir euch nächste Woche eine neue Folge unserer Comic-Reihe „Hinterland“. Diesmal ist wieder unsere Zeichnerin Samantha Schneider aus Sterzing an der Reihe, die die Geschichte „Ehe man es sich versieht“ von Stan D. Samt gezeichnet hat. So viel sei schon jetzt verraten: Es geht ums (oft gewünschte/gefürchtete) Heiraten.

NEWS

Grafik: Samantha Schneider

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redaktion.headliner@gmx.com


HEADL I N E R Freitag, 30. September 2011 – Nr. 193

Die Vorraussetzungen fürs Musikmachen waren hier noch nie so gut wie jetzt. Ich denke, Proteststimmung und Unzufriedenheit zu pushen ist daher kontraproduktiv. Was fehlt und verstärkt werden sollte, sind das gegenseitige Interesse und die Eigeninitiative in der Musikszene. Eva Reichegger, Headliner, Airbagpromo.com und Airbagpromo Records

Lieber Reinhold, Zuallererst einmal herzlichen Dank für die uns gewidmete Aufmerksamkeit. Das Interview mit Thomas Brancaglion hat es ermöglicht, verschiedene nicht ganz verstandene Aspekte unserer Bewegung zu erläutern. Alles in allem: eine wichtige, gute und sehr ausführliche Arbeit und Hilfe.Es gibt bei uns keine hierarchische Struktur, bzw. Chefs oder Verantwortliche, wir sind die offene Zusammenarbeit einer Gemeinschaft. Alle unsere Mitglieder kommen aus der Welt der Musik, vom Komponisten bis zum einfachen Musiker, vom Liebhaber der lyrischen Musik bis zum Grindmetalmusiker, vom Jazz zum Techno. Männer und Frauen, Deutsche und Italiener, (Ladiner!), Großeltern und Enkelkinder, ohne jeglichen Proporz. Alle sind frei, sich auszudrücken, sich zu konfrontieren, und zwar untereinander und mit dem Rest der Welt.

Auf diese Weise wollten wir so viele Erfahrungen und Sichtweisen wie möglich sammeln was die Probleme im Bereich der Musik angeht, von „S.O.S Bozen“ bis „Save The Nightlife“, nur um einige der Organisationen zu nennen, die in diesem Bereich von Bedeutung sind. Und gerade deshalb sprechen wir hier nicht einfach nur von Livemusik, sondern von Musik tout court. Unsere Bewegung hatte großen Erfolg, was die Teilnahme an den berüchtigten „Stillen Konzerten“

am 16. Juni angeht. Wir sprechen hier immerhin vom Sommeranfang, nach dem Schulende, ein Donnerstagnachmittag, wobei diese Protestaktion ganz ohne jeden öffentlichen Aufruf und nur durch Weitersagen zu Stande gekommen ist. Seit diesem Tag gab es vier Zusammentreffen mit den zuständigen Politikern und ein fünftes steht unmittelbar bevor (recht viele, wenn man bedenkt, dass sie im Sommer stattfanden, in der die Stadt normalerweise wie leergefegt und im August regelrecht ausgestorben wirkt). Wie wir lesen, gibst du uns wenig Erfolgschancen. Hoffentlich sieht die Realität anders aus. Unsere Bewegung hat zu einer klaren Unterscheidung der Kompetenzen von Provinz und Gemeinde geführt – sehr wichtig, weil auf diese Weise endlich die juristischen Verworrenheiten, die hier herrschen, entwirrt werden können. Wir glauben, die Zuständigkeiten waren bis vor kurzem nicht einmal den Politikern selbst bewusst, wenn wir uns an die Worte von Bürgermeister Spagnolli damals auf dem Rathausplatz erinnern. Einer der Vorzüge von FMML ist es sicher, nicht einfach nur einen Protest heraufbeschwört zu haben, sondern konkrete Vorschläge zu liefern. Um Lösungsvorschläge parat zu haben, muss man zunächst die großen und kleinen Probleme erkennen und es sind nicht wenige. Wir streben keine Utopie an, sondern wir beziehen

uns auf Modelle ganz in unserer Nähe, Innsbruck beispielsweise. Der größte und wichtigste Unterschied zwischen dem Standpunkt von FMML und dem deinen ist, dass Livemusik und Musik nicht einfach als Jugendkultur abzustempeln sind. Die Beatles haben sich vor mehr als 40 Jahren aufgelöst. Elvis hat uns vor 34 Jahren verlassen. Kurt Cobain ist vor 17 Jahren gestorben. Genauso sind auch die Angehörigen von FMML nicht nur Jugendliche. Unser Durchschnittsalter liegt eher bei 40 als bei 20. Es stimmt nicht, dass wir die Politiker nicht auf unserer Seite hätten. Im Gegenteil, einige sind sogar der Meinung, dass sich zu viele von ihnen auf unsere Seite gestellt haben. In diesen Zeiten der sehr politikfeindlichen Stimmung unter der Bevölkerung und vor allem unter den Jugendlichen, ist ihre große Sorge, dass unsere Bewegung FMML ausgenutzt wird. Deshalb möchten wir eine andere Initiative unterstreichen, die wir der Musik zuliebe ins Leben gerufen haben: In diesem Moment fungiert die Bewegung als Brücke zwischen denen, die die Probleme erkennen und denen, die sie lösen wollen. Wir sind nicht so pessimistisch wie du, was die Aufmerksamkeit der Politik betrifft. Schließlich steigt die sozialökonomische Wichtigkeit von Musik konstant an und das seit 60 Jahren, seit auch die Verbreitung von Musik leichter geworden ist. Musik ist mittlerweile dermaßen

leicht zugänglich, dass es überall viele Zuhörer gibt, egal von welchem musikalischen Genre wir sprechen. Diese große Anzahl an Verbrauchern nährt einen großen und wichtigen Industriezweig: die Musikindustrie in allen ihren Erscheinungen (Konzerte, T-Shirts, Pins, Poster, usw.). In Großbritannien etwa gehört dieser Sektor zu den Stärksten im Gewerbe. Du hältst uns für ein Outing. Wir halten uns für die öffentliche Bestätigung dafür, dass Musik in unserem heutigen kulturellen Leben einen sehr hohen Stellenwert besitzt. Wir prangern die unangemessen schwierige Situation auf legislativer und struktureller Ebene an, die der Musik derzeit das Leben schwer macht. Wir schlagen Lösungen vor, die im Anblick der Kandidatur Bozens als europäische Kulturhauptstadt 2019 umso notwendiger umzusetzen sind. Man solle auf die nächste Generation von Politikern warten? Nein danke. Wir warten schon zu lange. Besser, die Parteien jetzt über den neuesten Stand der Dinge informieren und zwar mittels der “Vita Activa”, wie Hannah Arendt es nannte: Aktionen, Teilnahme und konstruktive Vorschläge, ohne einfach nur mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und von ihm zu erwarten, dass er das Problem löst. Lösen wir das Problem gemeinsam, jeder bringt sein Know-How ein, genauso wie du mit deinem Beitrag Reinhold. Danke. Freie Musica Musik Libera, Bozen’


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