Headliner #290

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Freitag, 21. März 2014 – Nr. 57

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Wird am morgigen Samstag, 22. März im Vereinshaus von Sarnthein bei freiem Eintritt live präsentiert: Das neue Album der Sarntaler Band Average.

Average

von Reinhold Giovanett

Die Evolution des Punkrock: Track by Track

D

zert, für das sich die Band einiges ausgedacht hat – schon ein paar Tage in unserem Player. Deswegen gibt es hier jetzt eine Track-byTrack-Rezension mit ein paar Details, die aufgefallen sind, während das Album dem Auto-Test unterzogen wurde, das heißt, als es während einer längeren Fahrt mit an-

gemessener Lautstärke am Stück durchgehört wurde: Das Average eine links-engagierte Band sind, das ist schon seit einigen Jahren klar. In ihren Texten beziehen sie Stellung zu gesellschaftlichen Missständen, sie engagierten sich konkret mit ihrem Festival „Rock in Dusty Valley” für lokale und in-

Foto: elementalPRESS / L. Hagen

a hätten wir wieder ein Album, das Airplay verdienen würde, wenn die lokalen Radios etwas mehr Mut und Unternehmungslust hätten. Das neue Album von Average ist sehr gut produziert, liegt irgendwo zwischen Punk und Rock und zieht sehr gut weg. Wie so gut wie alle anderen hiesigen Bands, müssen Average auf diese Unterstützung verzichten und die eigenen Kanäle nutzen, die ja eigentlich auch schon sehr gut funktionieren. Average haben erst vor wenigen Tagen ihr Video zu „All Or Nothing”, einem der drei, vier herausragenden Songs des Albums veröffentlicht. „Revolution By Evolution” ist gefühlt das dritte Album von Average. De facto aber ist es das erste vollständige, wirkliche Album. „Bravo Shits” (2008) war „nur” ein Demo und „Official Statement” (2010) „nur” eine EP. Wir haben das Album, das morgen offiziell live vorgestellt wird – übrigens in Sarnthein, mit einem Kon-

Das Publikum ließ sich mitreißen: Average live beim Rock im Ring 2013.

ternationale Hilfsprojekte und setzen bei diesem Festival ebenso konkret den „grünen Gedanken” um. Wenn die CD dann mit einem Intro startet, das einen Auszug aus jener Rede enthält, die die damals 12jährige Severn Cullis-Suziki 1992 vor der UNO in Rio de Janeiro hielt, beginnt, so ist das mehr Bestätigung, als Überraschung. Die Worte der jungen Kanadierin haben es trotzdem in sich und bleiben hängen und rufen die extrem zynische Gegenwart ins Gedächtnis. „All Or Nothing”, der erste Song, startet gut durch, klingt typisch Average, wäre da nicht das Break, das zweierlei beweist: Die Band hat sich nicht wenige Gedanken bezüglich der Arrangements gemacht und ist definitiv keine junge Punkband mehr. Zudem blitzt hier gleich zu Beginn ein Punk-Bass auf, der extrem gut klingt. Average sind, das wird schon nach dem ersten Song klar, erwachsen geworden. Es sind Musiker, die bewusst mit ihren Songs und mit der Band umgehen. Das macht neugierig auf die restlichen Songs: „Sick Of Devotion” schlägt in die gleiche Kerbe, ebenso „We’ll Rise”, ein sehr guter Song. Fortsetzung >

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Vor etwas mehr als drei Wochen hatte sie im Sudwerk in Bozen die Präsentation ihrer ersten CD, die uns vom „Headliner” sehr gut gefallen hat. Wir waren zwar nicht dabei bei der Präsentation, aber neugierig genug, um die talentierte Sängerin Annika Borsetto zu kontaktieren und ihr einige Fragen zu stellen. Hier das Ergebnis: wir uns auf der Bühne gekreuzt, während wir „Mad Dog“ spielten. Francesco hat eine sehr feine Art die Musik zu „leben“. Er strahlt, wenn er musizieren darf. Seine feine Art, sein Charisma und seine Kreativität bei den Arrangements, waren für mich ausschlaggebend.

schaften... so genau und so konzentriert zu sein, steigert das Adrenalin. Ich habe versucht, nicht Perfektion zu suchen sondern einfach nur möglichst viel von „mir selber“ hineinzugeben in die Stücke. Die CD wurde präsentiert ... was folgt jetzt? Wann sieht man dich

Fotos: Franco Silvestri

Headliner: Annika, am Mittwoch, 26. Februar, hast du im Sudwerk in Bozen dein Album „Songs From The World” live vorgestellt. Wie ist der Abend gelaufen, und welche Musiker konntest du für die Präsentation gewinnen? Annika Borsetto: Ja, am Mittwoch war es endlich soweit. Der Abend war ein Traum! Super Atmosphäre, super Musiker, super Publikum. Ich war zwar anfangs angespannt, habs dann aber wirklich genossen! Unsere Gastmusiker waren Fiorenzo Zeni am Sax, Marco Stagni am Kontrabass, Christopher Sacchin am Schlagzeug, Stefano Nicli an der Gitarre, Luca Poletti am Piano, Gianni Ghi-

Der Abend war ein Traum

Vorstellung des Albums. Im Herbst möchte ich die CD im Kleintheater Carambolage vorstellen ... und bald gibt es sie auf iTunes. Letzte Frage: Du hast deine Karriere am Mikro mit der Unterlandler Band Peach All 2003 begonnen. Kannst du über deine Anfänge kurz erzählen? Im Sommer 2004 während einer Grillparty haben die beiden Gitarristen Michael Köhl und Daniele Leone und ich, beim Klimpern auf unseren Gitarren beschlossen, eine Band zu gründen. Unser erster Auftritt, im Jugendzentrum Fly von Auer, war für mich ausschlaggebend: ich wollte das unbedingt schnellstens wiederholen. Nach den Peach All gab es für mich die Phoenix Blues Band und dann die Mister Hide. 2006 kam das Angebot von Alex Ploner und ich wurde Time SquareSängerin. 2009 flog ich dann nach Californien wo ich Gesang studierte und kam neun Monate darauf wie-

Sie hat die Live-Präsentation ihres Albums „Songs From The World” genossen: Annika Borsetto live im Sudwerk Bozen am Mittwoch, 26. Februar, 2014.

Partner in crime: Francesco Zanardo an der Gitarre ist die andere Hälfte dessen, was auf der CD „Songs From The World” von Annika Borsetto zu hören ist.

rardini am Dobro, Matteo Facchin an der Zieharmonika und Mattia Martorano an der Geige. Wann haben sich deine Wege mit denen von Francesco Zanardo gekreuzt und was war ausschlaggebend dafür, dass du gerade mit ihm deine erste CD machen würdest? 2009 fand das erste Memorial für den verstorbenen Bluesmusiker Enrico Micheletti statt. Dort haben

Beim Durchhören der CD fallen vor allem zwei Sachen auf: Die zurückhaltend poppig/jazzigen Arrangements und deine entspannte, unaufdringliche Art zu singen. Wie war die Arbeit im Studio diesbezüglich? Die Arbeit im Studio war je nach Musikstück mehr oder weniger komplex. Studioaufnahmen sind aber eine meiner großen Leiden-

wieder live und wo kann man deine CD kaufen? Ich plane eine Sommer-Tour durch Südtirols Städte, bin gerade dabei Mails, Telefonate, Meetings zu vereinbaren um dies zu verwirklichen. Am 27. April, werde ich mit meinem Trio beim Weinfest „Castell Salegg” in Kaltern auftreten, und dann, am 28. Mai, im „Nikoletti Theater” in Bozen für die zweite

der zurück. Ich spielte mit der Midnight Hour R&B Company und dann mit Jessato Groove. 2011 bildete ich das Borsetto-Nicli-SacchinAcoustic-Trio, mit dem ich zur Zeit unterwegs bin. Nebenbei spiele ich mit dem Trentiner Luca Poletti (Piano) im Duo originale Stücke.

ßen ohne nachhaltigen Eindruck vorbei, und es fällt wieder die übergangslose Mischung von Punk und (Stadion)Rock auf, die bei einer international agierenden Band das

kommerzielle Potential wohl steigern würde. „Smile Back At Me” ist eine unauffällige mit Streichern versehene Ballade, und dann zieht es endlich wieder an: „Psycho Thought” hat Drama, Geschwindigkeit und Punkgehalt genug, um das Interesse wieder auf sich zu ziehen, und „We’re Not Breaking Up”, der letzte Song, ist ein guter Schlusspunkt. Bleibt unterm Strich ein gutes Album, einer guten Band, das in der Mitte etwas absackt, aber einige sehr gute Songs enthält. Das Album kann also getrost weiterempfohlen werden. Und wie gesagt, es klingt sehr gut, Carmelo Giacchino vom No Logo-Studio hat hier wirklich gut gearbeitet.

Und ähnlich wie letzten Sonntag die Reggaeband Sisyphos in Sterzing, stellen auch Average ihr neues Album zu Hause vor, bei freiem Eintritt. Und als Beweis dafür, dass die Band trotz der hörbaren Professionalisierung nicht vergessen hat, dass sie vor fünf oder sechs Jahren noch selbst als Niemand im Niemandsland unterwegs waren, bieten sie der Band Backlash die Möglichkeit zum ersten Liveauftritt. Zum Mitschrieben: Samstag, 22. März 2014, Vereinshaus, Sarnthein. Open Doors: 19 Uhr; Backlash: 20.30 Uhr; Average: 22.30 Uhr (mit anschließendem DJ-Set bis 3 Uhr). Eintritt frei!

Fortsetzung >

Dann beginnt die Punkmauer zu bröckeln: „Another Day, Another Way” enthält ein erstes BalladenStück und „Keep Our World Alive” ist gefährlich melodiös, klingt streckenweise schon nach dem, was man einst Stadionrock nannte. Eine interessante Entwicklung, die da im Gange ist bei Average. Live dürfte nicht nur dieser Song gut funktionieren. „Rockig”, anders kann man es nicht sagen, geht es bei „It’s Getting Louder” weiter, die Geschwindigkeit wird reduziert und die Aufmerksamkeit nimmt ab. Der Cameo-Auftritt von Mystic Lion ist eher lustig, als passend. „The Virus Of Corruption”, „Greed For Money” und „Tiger Eyes” flie-

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Info: www.annikaborsetto.com

(Interview: rhd)

Info: www.facebook.com/averagepunkrock


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NEWS Punk

10 Jahre Stromkeller Fotos: Screenshots / Red Bull Music Academy

Es ist irgendwie kein gutes Timing, wenn zwei Veranstaltungen der gleichen Zylinder-Klasse am selben Tag stattfinden, auch wenn die Reifen der einen etwas breiter sind, als die der

A Film About Music: What Difference Does It Make?

„Künstler hassen es, wenn ich das sage“ J

a, ich bin von meinem DJ begeistert. Ich hab gehört, dass viele Leute kommen werden. Ich nehme an, sie werden sich freuen, mich zu sehen. Ich hoffe, sie setzen mich nicht zu sehr unter Druck, aber dann auf der Bühne trinke ich zwei Gläser Wein und mache, was immer ich will… Ich hab mich nie wirklich zurückgezogen, aber dieser Song von Daft Punk hat mich veranlasst zurückzukommen und ich merke, dass es ein Leben jenseits der 73 gibt… Ich bin kein Geschichtenerzähler, ich bin eine Geschichte...“, sagt der Grödner Giorgio Moroder in der Dokumentation „What Difference Does It Make?“ und wirkt dabei erstaunlich. Der Synth-Pionier hat kürzlich seine Zusammenarbeit mit David Guetta bestätigt. Die Dokumentation „What Difference Does It Make?“, in der neben dem Südtiroler noch viele weitere bekannte Musiker zu sehen sind, stammt vom Wahlberliner Ralf Schmerberg, der bereits Aufträge für Nike, Lufthansa und Levi’s umsetzt hat, die in Cannes mehrfach ausgezeichnet wurden und der auch Musikvideos für Die Fantastischen Vier und Die Toten Hosen gedreht hat. Der 49jährige Regisseur hat die Red Bull Music Academy im letzten Jahr in New York begleitet und konnte bei dieser Gelegenheit, quasi nebenbei, viele Musikgrößen vor die Kamera locken. Schmerberg ließ die Musiker und Produzenten sprechen – über die Musik allgemein, über die Dinge,

auf die man als Musiker achten sollte, über Kreativität, über den finanziellen Aspekt, Ruhm und vieles mehr. Daraus entstand die etwas mehr als 90 Minuten lange Doku, die nun zur Gänze kostenlos im Netz heruntergeladen und gestreamt werden kann, deutsche Untertitel inbegriffen. Neben Moroder gibt beispielsweise der amerikanische Musiker und Schauspieler Van Dyke Parks ein Statement ab, das im Gedächtnis bleibt: „Man muss bereit sein, ein Niemand zu sein, um jemand zu sein“. Debbie Harry hingegen spricht von der Wichtigkeit für einen Musiker, auch mal Urlaub zu machen. Brian Eno erklärt, dass er ein Werk solange versucht nach vorn zu treiben, bis es ihn treibt und er keine Entscheidungen mehr treffen muss, da ihn das Werk einfach mitreißt. Toll ist seine Aussage: „Man kann Fehler machen, das ist egal. Man kann’s wegwerfen und neu anfangen. Das ist ein weiterer Aspekt von Kunst: Sie ist ein Ort, an dem man Fehler machen darf. Es ist nicht das wahre Leben. Künstler hassen es, wenn ich das sage.“ Und später noch: „Ich freue mich wahnsinnig, wenn ich etwas fertigstelle. Mindestens 30 Minuten lang fühle ich mich großartig. Dann mache ich mir wieder Sorgen... über die nächste Sache.“ Der Umgang mit Musik und mit ihrer Bedeutung wird in „What Difference Does It Make?“ noch von vielen weiteren Gesichtern beleuchtet, darunter auch James

Murphy alias LCD Soundsystem, der erzählt, warum es ihm wichtig ist sein Electropunk-Label DFA Records klein zu halten und dass er am glücklichsten zu sein scheint, wenn er etwas absagen kann. Seine Gefühlslage beim Musikmachen legt er ebenfalls offen dar: „Jedes Mal, wenn man Musik macht, ist es so... dass man in diesem Gefühl feststeckt: ‚Ich kann das nicht‘, ‚Das ist Mist‘ und ‚Ich denke zu viel nach, aber ich kann nicht aufhören‘. Das ist die Hölle auf Erden, und es ist jedes Mal so, wenn ich Musik mache.“ Der House-Producer Todd Edwards spricht über den finanziellen Druck der Musiker, der den kreativen Prozess erdrücken kann und auch der Jazzmusiker Malcolm Cecil weiß zu diesem Thema eine Geschichte zu erzählen: „Meine Mutter sagte zu mir: Malcolm, das ist dein erster Gig als Profi. Kennst du den Unterschied zwischen einem Amateur und einem Profi? Ein Profi kriegt Geld dafür! Ich sag dir, wie du das anstellst. Du spielst die erste Hälfte und in der Pause gehst du zum Bandleader und sagst: ‘Ich möchte jetzt bitte mein Geld haben.’ Er wird sagen: ‘Nein, nach dem Gig.’ Du sagst: ‘Das geht nicht.’ Du gehst zu deinen Drums und fängst an, sie einzupacken. Ich sagte: ‚Aber ich fahre mit ihm mit, wie soll ich denn...‘ Keine Sorge. Du wirst staunen, wie schnell er dir dein Geld gibt.“ (eva)

anderen. Weil wir den Punkern des Landes das Leben aber schwer machen wollen, weisen wir trotzdem auf das Konzert von Bizarro Welt, Punkcakes und Skandal hin, das am Samstag, 22. März, im Jugendzentrum Jux Lana stattfinden wird. Das Punk-Konzert findet im Rahmen der „10-Jahres-Jubiläums-Feier” des „Stromkellers” im Jux statt. Beginn: 20.30 Uhr. Info: www.jux.it Local Heroes Austria

Halbfinalisten Im Bild seht ihr die Rittner Band Chiefs Of Trouble. Im Moment würde auch Chiefs Of Happiness passen, denn gemeinsam mit der Meraner Band The Koalas haben sie es beim österreichischen „Local Heroes Contest” eine Runde weiter ge-

schafft. Die beiden werden gemeinsam mit zwei österreichischen Bands am 12. April im Hafen von Innsbruck um den Einzug ins Finale kämpfen. Viel Glück unsererseits, den Chiefs Of Daumenhalten. ;-)

Darf’s auch virtuell sein?

News, Interviews, Musikclips: www.airbagpromo.com

Info + Stream + Download: www.rbma15.com ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl


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http://radiofreierfall.blogspot.com/search/label/Headliner


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