Freitag, 30. Mai 2014 – Nr. 105
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Sieht nicht nur gut aus, sondern klingt auch gut: „Serpente” ist das erste Album mit dem „neuen” Sänger Matteo „Mela” Meloni.
Serpente
Das neue Album von Slowtorch
von Reinhold Giovanett Elemente lassen sich in reduzierter Form immer wieder wahrnehmen, und es ist dann ein Song wie „Anger”, der diese neue mögliche Ausrichtung auf den Punkt bringt. Und dann drängt sich noch der Eindruck auf, als würden sich Slowtorch, wie letzthin auch Bands wie die schwedischen Grand Magus, auf die epische Seite des Hardrocks der Siebziger beziehen – Rainbow oder Black Sabbath in der Zeit, in der Ronnie James Dio am Mikro stand. Wohl ein Zufall, denn zu den konkreten Bezugs-
Foto: rhd
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s ist ein schöner und angenehmer Zufall, dass gerade jetzt, wo wir uns für das Cover der 300. Ausgabe des „Headliner” entscheiden müssen, Slowtorch aus Bozen mit ihrem neuen Album in den Startlöchern stehen. Slowtorch sind in erster Linie eine sehr gute Liveband: Mit Matteo „Mela” Meloni haben sie einen überzeugenden Frontmann, der die Songs zu zelebrieren weiß, aber stets auch das Publikum im Auge hat. Der Rest der Band – Karl Sandner (Bass), Bruno Bassi (Gitarre) und Fabio Sforza (Schlagzeug) – weiß sich stilsicher und mit der notwendigen energetischen Ladung ins Zeug zu legen. Konnte man die Band zu Zeiten ihrer ersten Releases – „Adding Fuel To Fire”, das erste Album von 2007, oder die EP’s „From Radiation They Came” (2009) und „4-Barrel Retribution” (2011) – noch als relativ reine Stoner-Band bezeichnen, so ist das jetzt nicht mehr ganz so eindeutig der Fall. Die Band befindet sich, so scheint es, in einer Phase der Neuorientierung, wobei es musikalische Entwicklung vielleicht besser trifft. Neue
Slowtorch haben gut lachen (v.l.n.r.): Bruno Bassi, Karl Sandner, Fabio Sforza und Matteo „Mela” Meloni mit dem neuen Album „Serpente” beim Pre-Interview-Termin-Bier.
punkten für Slowtorch gehören Bands wie Clutch und der Zirkel um Josh Homme. Kommen wir zu den Songs: Nach einem etwas zu lange geratenen Intro lassen sich Slowtorch nicht lange bitten. „The Uprising” ist ein sehr guter Song, der Slowtorch zeigt wie man sie kennt: Hart, schnell und dem Stoner verpflichtet. Der Sound des Albums, das fällt gleich auf, ist sehr gut. Schlagzeug, Bass, Gitarren, alles klingt schön fett, präsent und natürlich. „Once Again”, „No Country For
Young Men” und „Mountain Fury” sind Songs, die man bereits in der Livevariante genießen konnte. Das eigentliche Goldstück befindet sich in der Mitte des Albums: „Anger” ist ein Song, den man sich von Slowtorch so nicht erwartet hätte: Zwar verlässt die Band nicht wirklich ihre Pfade, aber „Anger” klingt nach etwas Neuem, etwas, das sich nicht auf Riffs und Songstrukturen verlässt, sondern auf den atmosphärischen Gehalt. Sehr gut. Die abschließenden vier Songs - „Piledriver”, „The Eye”, „21st Century Man” und „Hillbilly”. Slowtorch haben zurzeit eine kleine Erstauflage gedruckt, mit der sie sich auf die Suche nach einem Label machen wollen. In nächster Zeit dürfte die Band das Ereignis auch mit einer Releasefeier zu feiern wissen. Datum und Austragungsort war zu Redaktionsschluss noch nicht zu erfahren. Erwähnenswert ist noch ganz eindeutig das Artwork, das wieder vom Bozner Künstler Oscar Diodoro stammt, der in der Vergangenheit bereits für Slowtorch gearbeitet hat und durch eindrucksvolle Plakate und Flyer für Poison For Souls immer wieder positiv auffällt. Seine Interpretation des Albumtitels „Serpente” ist nahezu perfekt und passt hervorragend zum vorliegenden Album. Info: www.facebook.com/slowtorch www.slowtorch.com www.odd-house.com
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Melden sich mit einem guten Album zurück: Foiernacht werden 2014 auch wiederholt in Südtirol live zu sehen sein.
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Foto: Foiernacht
as Cover zu „Mit meinem Blut geschrieben” zählt definitiv nicht zu den besten Covers einer jungen Punkrockband. Aber die Band wird sich schon das Ihre gedacht haben, wenn sie die Metapher aus dem Titelsong auf derart plakative und banale Art und Weise grafisch umsetzen lässt. Das sollte aber nicht dazu verleiten, vom Äußeren auf den Inhalt zu schließen. Das vorliegende Album ist nämlich gut und überraschend breit angelegt.
Foiernacht und „Mit meinem Blut geschrieben” Eine runde Sache, trotz trashigem Cover: „Mit meinem Blut geschrieben”, das neue Album von Feuernacht aus Wiesen/Pfitsch ist ab morgen, Samstag, 31. Mai, zu haben.
Das Album, an dem die Band Foiernacht aus Wiesen/Pfitsch lange und intensiv schongearbeitet hat, ist nun endlich da. Die insgesamt 15 Songs verlassen dabei aber trotz Abwechslung die PunkrockFährte nie wirklich weit. Etwas digital und editiert klingt das Album aber. Auch wenn das längst gang und gäbe ist, und die Tontechniker (und Musiker) fleißig untermauern, dass das heute jeder so macht, so sei doch darauf hingewiesen, dass es nicht um digitale Perfektion geht, sondern um gute Songs, um gut gespielte Musik, die auch glaubwürdig herüberkommt. Um im Lande zu bleiben, gilt dieses „Problem” auch für eine Band wie Unantastbar. Auch ihre Produktionen klin-
Punkrock digital gen perfekt, obwohl es in der angepeilten Musik – im Grunde ist das Punkrock – ja eigentlich gar nicht darum geht, sondern Erfordernisse sind, die der Mainstream vorgibt. Ob das wirklich so sein muss? Mah! Bei „In die Hölle und zurück” ist der „digitale Eingriff ” ganz zu Beginn auch für Laien deutlich zu hören. „In die Hölle und zurück” wird trotzdem zu einem guten Song, was zeigt, dass Foiernacht abgesehen von dieser bereits lange andauernden Diskussion, ihre Hausaufgaben gemacht haben und etliche gute Songs auf das Album gepackt haben. Toll ein Song wie „Was für immer bleibt”: Ein Refrain der hängen bleibt, passende Gitarren-Soli, ein
ganz und gar nicht vorhersehbarer Songaufbau und trotzdem spürt man die Hand des denkenden Arrangeurs. Foiernacht haben die räudige Seite ihrer Anfangstage abgelegt, so scheint es. Die Songs sind durchdacht, überraschend aufgeladen mit Melodie und stilistisch zwar im Punkrockmittelfeld, aber mit Ausreißern Richtung Deutschrock („Der letzte der vergisst”), Ska („Abgestempelt”), gestandenen Rocksongs („Für immer”) und natürlich Punkrock („Wann kommt die Zeit”). Erwähnenswert noch die textliche Seite, die zwischen Tod, Freundschaft und Alkohol zwar nicht wirklich Neues bietet, die Sache aber mit Ironie angeht („Ein letz-
ter Schluck”), mit Überlegung („Leere”) oder mit persönlicher Betroffenheit („13”). Das Video zum Song „Ich kämpfe weiter” ist am 3. Mai erschienen. Offizieller Releasetermin des Albums ist hingegen der morgige Samstag, 31. Mai. Die Band wird dann in Hattingen (Baden-Württemberg) sein und mit den befreundeten Thekenproleten den Release bei einem kleinen Festival feiern. Live zu sehen ist die Band in Südtirol u.a. am Samstag, 7. Juni, im Alex-Pub in Sterzing, am 19. Juli beim „Cultur Rock”-Festival in Kastelbell, und am Samstag, 9. August, beim „Rock’n’Metal Soccer” in Luttach. (rhd) Info: www.facebook.com/Foiernacht
Sonic Youth-Gitarrist gastiert in Bozen
Lee Ranaldo And The Dust Ein Konzert für Feinschmecker: Der New Yorker Gitarrist Lee Ranaldo kommt mit seiner Band Dust nach Bozen und präsentiert sich – ungewöhnlicherweise – von der Pop/Rock-Seite.
Jemand, der seit Jahrzehnten um den Erdball tourt und in einer Me-
tropole wie New York lebt, wird sich wohl kaum daran erinnern, dass er ein kleines Provinzstädtchen wie Bozen bereits zum zweiten Mal besucht. Vielleicht ist es bei Lee Ranaldo aber anders. Ranaldo, eines der Gründungsmitglieder der New Yorker Band Sonic Youth und als Gitarrist mehrfach ausgezeichnet, weil er auf diesem Instrument neue musikalische Wege eingeschlagen hat – mit und ohne Sonic Youth –,
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war bereits 2008 mit seiner Hauptband in Bozen. Anlass war damals das Konzert, das Sonic Youth parallel zur ihnen gewidmeten Ausstellung „Sensational Fix” im Museion in Bozen gegeben haben. Sonic Youth selbst sind übrigens seit 2011 auf Standby, und so ist es für einen Künstler ganz natürlich, sich andere Tätigkeitsfelder zu suchen. Lee Ranaldo befindet sich mit seiner Band The Dust gerade auf EuropaTour und promotet mit diesen Auftritten das im Oktober erschienene Album „Last Night On Earth”. Ranaldo, der eigentlich für den kunstvollen anarchischen Umgang mit
Feedback bekannt ist, hat für dieses Soloprojekt erstmals Pop-RockSongs eingespielt, die aus seiner und aus der Feder von Mitstreitern kommen. Das Konzert wird am Mittwoch, 4. Juni im Sudwerk in Bozen über die Bühne gehen. Beginn: 21 Uhr. Die Tickest kosten 20 Euro und können im Vorverkauf über die Seite des Veranstaltungsortes (www.batzen.it) erworben werden. Da die Plätze gezählt sind, ist das in diesem Falle auch anzuraten. (rhd) Info: www.batzen.it/events/unclevanja-sudwerk-lee-ranaldo-usa www.leeranaldo.com
Heute und morgen im Museion, Bozen
Women In Experimental Music
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NEWS Party-Seite
„Weekend Nights”
Foto: CTM
Veranstaltungs- und Eventseiten gibt es etliche. Und immer wieder wird ein neuer Versuch unternommen, im Internet eine zentrale Anlaufstelle für eine ganz bestimmte Zielgruppe zu schaffen. Die Seite www.weekendnights.com zielt auf das PartyVolk und hat einen großen Vorteil: sie ist einfach zu bedienen und übersichtlich, sprich: nicht überladen. Zum Klick-Komfort gehört zudem eine „Bezirksauswahl” und die Nightliner-Suche nach Haltestationen. Unsere Note: Gut, sofern sie durchhalten und die Seite fleißig mit möglichst allen Events füttern. Hier noch einmal die Adresse: www.weekend-nights.com
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as Vorspiel zur diesjährigen Auflage von „Museruole” hat bereits letzte Woche in Innsbruck stattgefunden. Die Hauptvorstellung wird, wie in den letzten Jahren bereits, in Bozen über die Bühne gehen. „Museruole” ist ein Festival für zeitgenössische, experimentelle, elektronische Musik, die von Frauen gemacht wird. Innerhalb dieser dritten Auflage wird es
in erster Linie Livekonzerte geben, von Künstlerinnen wie Liz Albee, Daniela Cattivelli, Stina Javin Motland und Hanna Hartmann, die völlig unterschiedlich unterwegs sind, was die Musik und die Nutzung und Veränderung des Klangs betrifft, während Cattivelli Vogellockrufe klanglich verändert, improvisiert Albee mit Trompete, Electronics und Stimme. Die Kon-
Ihr Hauptinteresse liegt auf der körperlichen Klangerfahrung: Die Amerikanerin Liz Allbee ist heute Abend im Museion in Bozen zu sehen.
zerte – jeweils zwei pro Abend – beginnen um 20 Uhr im Museion in Bozen, am heutigen Freitag, 30., und am morgigen Samstag, 31. Mai. (rhd)
Im Studio
Parhelion + Skandal
Info: http://museruole.tumblr.com
Reggae und Punk und Alternative und Rap
Die beiden Bands sind denkbar unterschiedlich: Die einen präzise und (musikalisch und rhythmisch) organisiert, wie es sich für thrashigen Metalcore gehört, die andern chaotisch und unkontrollierbar, wie man es sich von einer Punkband alter Schule erwartet (und sich gefallen lässt). Diese beiden Bands – Parhelion aus dem Un-
Jump Out Eppan
Überdacht und ohne Eintritt: Das „Jump Out”-Openair lockt mit guter Musik UND besonderen „Komfort” für das Publikum.
Das Lineup für ein Festival zusammenzustellen, ist ja ein wenig wie ein
Menü zu kochen: Worauf hab ich Lust? Was ist im Eisschrank? Was bietet der Supermarkt? Was kann (und will) ich mir leisten? Eine durchaus spannende Angelegenheit, die neben Glück und Fingerspitzengefühl natürlich auch etwas mit dem Geschmack zu tun hat. Blickt man auf die Bands, die heuer beim „Jump Out” in Eppan spielen, dann darf man den Organisatoren durchaus guten Geschmack
nachsagen: Ras Melody & Irie Roof Band, The Artificial Harbor, Wicked & Bonny, Bizarro Welt, The Koalas, Homies4Life und das Color Collectif. Junges Gemüse größtenteils, schmackhaft und, mit Ausnahme von Bizarro Welt, nicht scharf gewürzt. Das Festival findet bei jedem Wetter am morgigen Samstag, 31. Mai, ab 14 Uhr auf dem Festplatz von St. Michael/Eppan statt. (rhd) Info: www.jump-out.it
Hinterland Folge 42 Eine bittere kleine Geschichte erwartet euch nächste Woche als 42. Folge unserer Reihe „Hinterland”. Samantha Schneider, ihres Zeichens Comiczeichnerin hat für diese schlicht „Papi” überschriebene Geschichte in die grafische Trickkiste gegriffen, ein Umstand, der zur Folge hat, dass die Geschichte um eine wesentliche Dimension breiter wird.
Grafik: Samantha Schneider
Comics im „Headliner“
terland und Skandal aus Lana – haben zwei Dinge gemeinsam: Zum einen gefallen sie der einen „Headliner”-Hälfte, zum anderen ist von beiden demnächst ein Release zu erwarten. Wir sind gespannt und freuen bzw. fürchten uns! Skandal sind übrigens morgens, Samstag, 31. Mai, 18.20 Uhr, beim Openair Gaul Lana zu sehen, Parhelion am Montag, 1. Juni, ab 20 Uhr und gemeinsam mit einigen anderen Bands, im Alles Club in Kastelruth.
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