Headliner #007

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DIE NEUE SÜDTIROLER

Freitag, 3. Oktober 2008 – Nr. 198/16. Jg.

Tageszeitung > Redaktion Tageszeitung Headliner: headliner@tageszeitung.it – Tel. 329/5913560

Deutschrock-Monster ie Homepage von „Frei.Wild“ ist seit einer knappen Woche geschlossen. Das heißt, es ist lediglich ein Statement der Band zu lesen, in dem Philipp Burger und seine Mannen zu den Ereignissen rund um das abgesagte Konzert letzte Woche in Algund deutlich Stellung beziehen. So wird es auch noch die nächsten zehn Tage bleiben, so lange dauert nämlich die Tour der Band, zu der sie gestern aufgebrochen sind: Bochum, Bremen, Leipzig, Hamburg, Nürnberg … insgesamt sind es zehn Städte, die die „Deutschrock-Monster“-Tour anlaufen wird. Für „Frei.Wild“, die mittlerweile auf eine ausgesprochen große Fangemeinde in

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Deutschland zählen können und für die es nichts wirklich Neues mehr ist, vor bis zu 10.000 Leuten zu spielen, ist es die erste Tour mit zehn Konzerten am Stück, ohne Pause, im Nightliner und quer durch Deutschland. Burger: „Was im Moment zählt ist die Tour, die wir nicht gefährden wollten. Irgendwann ist auch mit der ganzen Rechtfertigung Schluss und wir wollten den Idioten für ihre Provokationen keine Plattform mehr bieten. In zehn Tagen werden wir sehen, wo wir stehen und werden dann entscheiden, was wir machen. Ich bin total gespannt was auf dieser Tour passieren wird und ich erwarte mir alles, sei es in positiver wie in negativer Hin-

sicht.“ Die Booking-Agentur „Torpedo“, die dieses Paket auf die Beine gestellt hat, hat in den einzelnen Städten zusätzlich Interviews in großen Musikläden wie Saturn oder Mediamarkt eingefädelt. Die „Deutschrock-Monster“-Tour ist eine Chance, die sich für „Frei.Wild“ als Wendepunkt in ihrer Karriere erweisen könnte. Im Zuge der Ereignisse um das abgesagte Konzert für „Die Freiheitlichen“ am Samstag, 27. September in Algund hat sich eine Band aus der Tour ausgeklinkt und das Plattenlabel „Bandworm-Records“ hat der Band den Vertrag gekündigt, womit die CDs und das Merchandise in Folge auch aus dem Sortiment einiger Vertriebe wie

Foto: rhd

Die Brixner Band „Frei.Wild“ an einem entscheidenden Wendepunkt ihrer Karriere beispielsweise „E.M.P“ genommen worden sind. Dass „Frei.Wild“ aber eine kommerziell interessante Band sind und als solche im deutschen Musikgeschäft auch wahrgenommen werden, beweist der Umstand, dass für nächste Woche Gespräche mit drei großen Plattenfirmen anstehen. „Frei.Wild“ stehen also an einem neuen Anfang, mit neu gemischten Karten. Nach einer kurzen Schockstarre haben „Frei.Wild“ die Herausforderung angenommen. „Die Band steht zusammen wie nie zuvor.“ meint Burger und wenn anfangs auch das Ende der Band ein theoretische Möglichkeit war, rückt dieser Gedanke wieder in weite Fortsetzung >


Tageszeitung

Verkauft Musik auf der Bühne und im Fachgeschäft: Gitarrist Gerald Kretschmer

Propagiert das „Do it yourself“ seit über 30 Jahren: Das legendäre Gitarrenbuch von Peter Bursch

Freitag, 3. Oktober 2008 Nr. 198

retschmer ist selbst Musiker und ist mit seiner Band „Loud“ seit einigen Jahren ziemlich erfolgreich unterwegs. In dieser Band hat er die Rolle des Rhythmusgitarristen und Kretschmer hat sich dafür die „Malcolm Young Signature“ zugelegt, jene Gitarre also, die auch bei AC/DC zum Einsatz kommt. „Gretsch“, ein us-amerikanisches Unternehmen, produziert halbakustische Gitarren, die sich auch im Sortiment des „Musikhauses“ befinden, das Kretschmer diesen Samstag offiziell eröffnet. Kretschmer hat bis Mai diesen Jahres für „Musik Walter“ die Brunecker Filiale geleitet und im Mai die Geschäfte ganz übernommen, um die Pustertaler Musiker mit Hardware zu versorgen. Während er im ersten Stock die Bedürfnisse der Schulen und der Blasmusikkapellen bedient werden, kommen im Erdgeschoss die Rockmusiker (Gitarristen, Bassisten und Schlagzeuger) auf ihre Kosten. Alles was Tasten hat findet sich im Keller und die Werkstatt ist gerüstet für allfällige Reparaturen und gewünschte Umbauten . Durch seine Arbeit als Filialleiter bewertet Kretschmer das Potenzial des Pustertales in dieser Hinsicht als positiv und wagt den Schritt zu Eigenständigkeit. Für die Eröffnung seines Musikhauses hat Gerald Kretschmer einen Workshop mit Peter Bursch in die Wege geleitet. Der Name Peter Bursch ist vor allem mit zwei Begriffen fest verbunden: zum einem mit der hierzulande wenig bekannten Krautrockband „Bröselmaschine“, zum anderen mit dem Gitarrenbuch, das am Anfang so

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Musikhaus im Osten In den letzten Jahrzehnten gab es bereits einige Versuche, in Bruneck ein Musikfachgeschäft auf den Beinen zu halten: Nach „Musik Plaschke“ hatte „Musik Walter“ bis vor Kurzem noch eine Filiale und vor einigen Jahren gab es parallel dazu noch das von Peppino Adamo und Pippo Filippin geführte „Soundcheck“. Jetzt schlägt Gerald Kretschmer mit seinem „Musikhaus“ ein neues Kapitel auf. mancher erfolgreichen (oder auch gescheiterten) Gitarristenkarriere stand und steht. Das vor mittlerweile 33 Jahren erstmals erschie-

Eine Folterkammer für Musiker: Die Gitarrenwand im „Musikhaus“ Bruneck

Foto: rhd

Mittlerweile routiniert auch auf großen Bühnen: Philipp und Jonas von „Frei.wild“

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Ferne. Das Konzert in Villanders am vergangenen Freitag war sehr gut besucht und es kamen sogar deutsche Fans, um der Band ihre Solidarität zu bekunden. Ein Boykott seitens der Fans ist in Südtirol also kein Thema. Wie die große deutsche Fangemeinde reagieren

nene „Gitarrenbuch - von kinderleicht bis ganz schön schwierig ohne Noten!” findet sich immer noch im Programm des Voggenreiter-Verlags, und das nicht ohne Grund. Zwar liegt der aktuellen Ausgabe mittlerweile eine CD und eine Bonus-DVD bei, aber das wichtigste an der ganzen Geschichte steht noch immer gut lesbar auf dem Cover: „Ohne Noten!” Dieses „Ohne Noten!” war und ist das Herzstück der alternativen Musikkultur, die sich nicht auf der ständigen Suche nach neuen Genies befindet, sondern den angehenden Musikern das Werkzeug selbst in die Hand drückt. Peter Bursch war gestern mit dem

wird, wird sich im Zuge der „Deutschrock-Monster“-Tour zeigen. Burger : „Wir haben hier in Südtirol eine andere politische Realität als in Deutschland und es ist schwer, dies unseren Gegner klarzumachen. Ich weiß jetzt, dass ich in Zukunft Privates und Band trennen muss.“ Während die Südtiroler Allgemeinheit die Partei der „Freiheitlichen“, für die „Frei.Wild“ im Zuge des Wahlkampfes ein Konzert gegeben hätten, zwar als rechts, aber nicht als rechtsextrem bezeichnen würde, ist das Thema in Deutschland ungleich heikler. Nachdem letzte Woche im Internet die Nachricht zirkulierte, Burger und seine Band würden sich für „Die Freiheitlichen“ engagieren, wurde sehr schnell die Verbindung mit Haider, Le Pen und sogar N.P.D. hergestellt. Da sich das gesamte Genre des Deutschrock im Fahrwasser der „Böhsen Onkelz“ im ständigen Verdacht befindet, rechtes Gedan-

kengut zu kultivieren, wurde und wird dieser Kurzschluss und dieses Vorurteil weder hinterfragt, noch im Einzelfall betrachtet. „Frei.Wild“ sind nur ein Beispiel für viele andere : Es genügen offensichtlich deutschsprachige Texte mit bisweilen patriotischen Inhalten in Verbindung mit Schlagzeug und E-Gitarren, um den Stempel „rechtextrem“ verpasst zu bekommen. „Frei.Wild“ sind konsequent, wenn sie weitermachen. Sie tun das, was sie in ihren Texten singen, geben weder auf noch vermeiden sie die Konfrontation. Die Pläne für 2009 leiden nur bedingt unter diesen jüngsten Vorkommnissen: Die Band wird – mit oder ohne Plattenfirma im Rücken – nächstes Jahre ein „Best of“-Album mit einigen neuen Songs veröffentlichen und hält nach wie vor an der Entscheidung fest, weniger live zu spielen, dafür aber bewusst nur mehr große Konzerte anzunehmen. Auch das Solo-Projekt von Philipp Burger wird im Laufe des Jahres 2009 realisiert werden. Viel kann über dieses Soloprojekt noch

Gitarrenworkshop im Stadttheater Bruneck und ist am Samstag, 4. Oktober, 10.30 Uhr beim Musikhaus in Bruneck „live” zu erleben. Heute Freitag hält er den Gitarrenworkshop im Jugendzentrum „Jux” in Lana. Wer sich beeilt, könnte sich noch einen Platz ergattern: Tel. 0473/550141 oder info@jux.it. Beginn: 19 Uhr. P.S.: Mit „Loud“ wird Gerald Kretschmer am Freitag, 24. Oktober das neue erschienene Album „Black Ice“ von AC/DC mit einem Livekonzert im „Dublin Pub“ in Bozen feiern. „Black Ice“ erscheint offiziell am Donnerstag, 23. Oktober und man sollte es sich beim Händler seines Vertrauens sicherheitshalber vormerken, denn die halbe Welt wartet auf das Album. (rhd) Info: www.musikhaus.it oder www.loud-online.com

Start in Bochum, Schlusskonzert in Sterzing: Die „Deutschrock Monster-Tour 2008“

nicht gesagt werden, außer dass Philipp die Songs schreiben wird, „Graveworm“-Drummer Martin „Maschtl“ Innerbichler mit von der Partie sein wird, stilistisch alles offen ist und das Ganze auch live zu sehen sein wird. (rhd) Info: www.frei-wild.net oder www.fek9.de.


Immer öfter zu zweit unterwegs: Messner-Windschnur und Dorfmann

NEWS

Tageszeitung Freitag, 3. Oktober 2008 Nr. 198

UFO 1

Das Online-Spiel „Syndrome09“, zu dem bereits im Juni TShirts zu haben waren, obwohl niemand genau wusste was das nun letztlich sein würde, wird kommenden Donnerstag, 9. Oktober innerhalb einer LAN-Party im UFO in Bruneck vorgestellt . Bei dieser Präsentation kann das Spiel angetestet und Avatare können eingerichtet werden. Infos zum Spiele heute Abend ca. 21.30 h in „Radio Freier Fall“ (Sender Bozen) oder unter www.syndrome09.net.

UFO 2

Megaherz + Loud Die Münchner Band „Megaherz“ sind vor etwa 15 Jahren auf jenen Zug aufgesprungen, den „Rammstein“ und „Oomph!“ heute noch lenken. „Neue deutsche Härte“ nannte sich das damals und gemeint war damit unter anderem die Verbindung deutscher Texte mit harten Gitarren und Elektronik. „Megaherz“ haben den großen Durchbruch zwar noch nicht geschafft, aber der Einstieg auf Platz 31 in den deutschen Charts unterstreicht ihr kommerzielles Potential. „Megaherz“ sind mit der AC/DC-Coverband „Loud” im Vorprogramm am Samstag, 11. Oktober im UFO in Bruneck zu sehen.

Studiotermin

The Boots Ab Montag kommender Woche ist die Band “The Boots” da wo jede Band irgendwann hin will: im Aufnahmestudio. “The Boots”, eine Band aus dem Tauferer Ahrntal und seit 2006 un-

terwegs, wollen dabei sieben Songs für eine geplante DemoCD einspielen. Live klingen „The Boots” eher hart, haben aber einen deutlich „alternativen” Einschlag. Ob und wie sie ihre Songs letztlich auf Festplatte bannen, werden wir noch zu erfragen wissen.

Foto: rhd

Syndrome09

Wahlvorschlag für Unentschlossene: Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch

ie Idee zur „Polit-Tour“ kam von Sepp Messner-Windschnur, der Markus Dorfmann vor knapp drei Wochen angerufen hat und diesen erst nicht lange überreden musste mitzumachen. „Der derzeitige Wahlkampf ist etwas schräg und übertrieben und da kann Humor durchaus etwas Luft verschaffen“, meint Markus Dorfmann, der betont, dass jede Partei, die sich um einen Landtagssitz bewirbt, etwas abbekommen wird. Während Sepp Messner-Windschnur sich in seinen Songs eher um lokale Belange kümmert, bedient Dorfmann globalere Themen. Beide haben ihr Songrepertoire durchfor-

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Polli-tiker Es scheint gefunkt zu haben zwischen den beiden: Sepp Messner-Windschnur und Markus „Dordoggising“ Dorfmann auf gemeinsamer Tour. stet und haben sich die passenden Songs für das zweistündige Programm zusammengesucht. Dorfmann hat sogar vier völlig neue Titel am Start. Dorfmann und MessnerWindschnur teilen sich die Bühne

Helli & Friends Die CD, das Konzert und die Lust an der Musik as Album, ein Livemitschnitt eines Konzertes im Dezember letzten Jahres, hat das Presswerk schon seit einiger Zeit verlassen und zirkuliert nicht nur als Silberscheibe, sonImmer schön im dern auch als frei downHintergrund: Bassist loadbare Mp3s bereits auf CD von Evelyn WoHelmuth „Helli“ Thaler seit einigen Monaten. jta, Paola Elli und Irmi „Salt and Pepper“ von Amhof, sind glückli„Helli and Friends“ ist als Demo ge- cherweise nicht ganz so politisch dacht und das wird von Helmuth korrekt, wie sie es in derartigen „Helli“Thaler auch betont. Auch Bands allzu gerne sind. „Nutbush wenn „Helli & Friends“ keine eige- City Limits“ hört sich beispielsweise nen Songs schreiben und als Unter- vor allem von der stimmlichen Seite haltungsband oder Showband und von den Arrangements her sehr durchgehen können, die Qualität gut an. Die Keyboards zu Beginn der präsentierten Songs liegt in den klingen zwar etwas unsicher, aber sie Arrangements und in den Stimmen. machen den Ausrutscher mit den tyHelli, selbst Bassist und Master- pischen Moog-Sounds im weiteren mind der Band, hat sich einige exzel- Verlauf des Songs wieder wett. lente Musiker in die Band geholt, zu Unterm Strich bleibt der Eindruck denen die drei Bläser (Berni Brug- einer Band, die ihre Sache mit Ernst ger, Peter Raffin und Günther Mairl) und Liebe zum Details angeht. Noch ebenso zählen mögen, wie der ehe- etwas mehr Pfeffer und die Spielmalige „Loud“-Gitarrist Gabriel Di freude würde auch ohne die visuelle Francesco. Hervorzuheben ist zu- Seite mitreißen, denn es besteht dem der Leadsänger Paul Reicheg- kein Zweifel, dass die zwölf Musiker ger, der Zucchero („Pippo“, „Con le und Musikerinnen, die an dieser mani“, „Dune mosse“) ebenso sou- Aufnahme beteiligt waren, das Liveverän singt, wie Westernhagen publikum mit sehr viel Energie ver(„Sexy“) oder Joe Cocker („With a li- sorgen können. „Helli & Friends“ ttle help ...“). Die Frauenstimmen, sind eine große Band. (rhd)

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und den Abend und werden nicht nur mit ihren Liedern zu unterhalten wissen, sondern auch mit einigen Comedy-Einlagen, in denen sich die beiden das Polit-Theater Südtirol vornehmen werden. Angesichts der kurzen Zeit, in der die Idee geboren und umgesetzt wurde, hat das Duo stolze elf Auftritte „gefunden“. Man mag dies als Zeichen dafür werten, dass ein unverkrampfter Umgang mit dem Thema Landtagswahlen (und die damit zusammenhängenden Themenbereiche) sehr willkommen ist. Die Termine: Weingalerie Stampfl, Brixen (8.10.), Stadttheater Bruneck (11.10.), Pub Treff, Dorf Tirol (13.10.), Dekadenz, Brixen (14.10.), Kapuzinerkeller Klausen (16.10.), Kulturhaus Tramin (21.10.), Vigil-Raber-Saal Sterzin (22.10.) und Tischlerei Laatsch (25.10.). Bis auf das Konzert in Laatsch, das um 15 Uhr beginnt, wurde der Konzertebeginn auf 20.30 Uhr festgelegt. (rhd) Info: www.dordoggising.com

Programm Radio „Freier Fall“ Freitag, 19.45 bis 23.00 Uhr RAI Sender Bozen DAS PROGRAMM FÜR HEUTE: CD der Woche: The Verve “Forth” Klemens Riegler und “Steinegg Live 2008” - Eine Vorschau “Pamstiddn Kings” LIVE!!! Das Online-Spiel “Syndrome09” Drei DJs im Interview: Daniel, André und René Nähere Infos: http://radiofreierfall.blogspot.com Diskussion: www.stmb.net (South-Tyrolean Music Board)


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