DIE NEUE SÜDTIROLER
Freitag, 17. Oktober 2008 – Nr. 208/16. Jg.
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Foto: rhd
Spiegelbild der Gegenwart: Regisseur Erich Meraner (Bildmitte) und die zehn SchauspielerInnen des Musicls „Neubeginn“
Doku-Musical von Reinhold Giovanett
s stand bereits im letzten Schuljahr fest, dass das Brixner Pädagogische Gymnasium im Laufe des Sommers in einen Neubau ins Schulzentrum in Brixen übersiedeln würde. Und so wurde die Premiere des Musicals „Neubeginn“ denn auch so geplant, dass sie in der neuen Aula über die Bühne gehen konnte. „Neubeginn“ ist das erste große Musical, das im „Pädagogischen Gymnasium“ mit und von Studentinnen und Stundenten erarbeitet worden ist, und so ist es auch ein blendender Auftakt für das aktuelle Schuljahr und ganz generell für die neue Schule. Wenn der Titel des Musicals in diesem Zusammenhang vielleicht auch nahelegen würde, dass jetzt die neue Schule gefeiert würde, so ist dem jedoch nicht so. Der Titel „Neubeginn“ verweist vielmehr auf einen breit ange-
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legten Themenblock. Josefine Obermarzoner, jetzt in der 5C, wird als Schauspielerin auf der Bühne stehen und war von Anfang an dabei: „Wir haben im gesamten letzten Schuljahr wöchentlich zwei Stunden am Musical gearbeitet und uns war zu Beginn nicht einmal das Thema wirklich klar. Alle zusammen sind wir ins kalte Wasser gesprungen und sind von Null gestartet.“ Die Ausgangsidee zum Musical stammte vom Liedermacher Markus „Doggi“ Dorfmann, und sie bestand darin, dass die wichtigsten Phasen eines Neubeginns beleuchtet werden sollten, dem chinesischen Schriftzeichen für Krise folgend, das einerseits Gefahr, andererseits aber auch Chance bedeutet. Elisa Godino, von der 4A und ebenfalls Schauspielerin: „Wir sind vom Begriff ‚Neubeginn’ ausgegangen und haben versucht jede der zehn
Figuren im Musical eine Entwicklung durchmachen zu lassen, wobei wir immer einen Neubeginn irgendwo eingebaut haben. Mittels Improvisationen haben wir Szenen zum Thema entwickelt. Es gab kein Drehbuch, an dem wir uns hätten festhalten können.“ Ein strenges Drehbuch gibt es auch jetzt, kurz vor der Aufführung, nicht. Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben immer noch die Freiheit ihre Geschichten mit eigenen Texten zu erzählen. Dass das funktioniert liegt daran, dass auch die einzelnen Rollen von den Darstellerinnen und Darstellern erarbeitet wurden. Obermarzoner: „Da wir unsere Rollen und den dazugehörigen Text selbst entwickelt haben, sind wir nicht nervös, weil wir ihn nicht wirklich auswendig lernen müssen. Das was wir auf der Bühne zeigen, das kommt direkt von uns.“
Elisa Godino über ihre Rolle: „Meine Figur kommt aus Rom, ist erst ganz kurz in Südtirol, kann kein Deutsch und versucht sich zwar einzubingen, aber es gelingt ihr erst mit der Zeit sich zu integrieren und die Verständigungsprobleme zu überbrücken.“ Ganz anders die Rolle von Josefine Obermarzoner: „Meine Figur kommt aus einem Dorf und hat vor einem Jahr die Mutter verloren, die an Brustkrebs gestorben ist. Mit diesem Umstand kann sie manchmal gut umgehen und manchesmal aber überhaupt nicht.“ „Neubeginn“ kann also als ein durchaus authentisches Spiegelbild der Brixner Jugendlichen gesehen werden, ein Stück Südtiroler Realität. Elisa: „Ich denke die Leute die wir spielen sind absolut realistisch, wir versuchen nicht irgendein perfektes Bild von Fortsetzung >
Inspiriert von Prokofjew: Mauro Franceschi liefert den Soundtrack zum Theaterstück „Ich, Faust“ (Theater in der Altstadt, Meran)
Tageszeitung Freitag, 17. Oktober 2008 Nr. 208
Heißer Oktober
für Mauro Manchmal kommt alles zusammen, und manchmal ist das auch ein Glück, wie im Falle des Bozner E-Gitarristen und Komponisten Mauro Franceschi. auro Franceschi, E-Gitarrist, Komponist und Musiklehrer für E-Gitarre am „Istituto musicale Vivaldi“ in Bozenist Mitten in einem intensiven Oktober, denn manchmal kommt alles gleichzeitig, auch für einen Musiker. Gleich vier Highlights reihen sich in den nächsten Wochen aneinander: Highlight 1: Die Musik für das Theaterstück „Ich, Faust“. Es ist nicht das erste Mal, dass Franceschi für das Theater schreibt, und es ist auch nicht das erste Mal, dass er mit Rudolf Ladurner, dem Leiter des „Theaters in der Altstadt“ in Meran, zusammenarbeitet. Für Ladurners Inszenierung „Der Widerspenstigen Zähmung“ („Rittner Sommerspiele“, 2000) hatte Franceschi bereits die Erfahrung mit Ladurners klaren Vorstellungen in Sachen Musik und Regie gemacht. Für die Inszenierung von „Ich, Faust“, Klaus Renolders Bühnenfassung von Goethes Megaklassiker „Faust I“ und „Faust II“, hat Franceschi neue Musik komponiert, er hat sich aber auch von Komponisten wie Gounod, Schubert oder Liszt inspirieren lassen, die ebenfalls Musik für diesen literarischen Stoff geschrieben haben. Für seine Musik zu „Ich, Faust“, hat sich Franceschi auf vier Hauptthemen konzentriert, die für die wichtigsten Charaktere und Momente des Stückes stehen und hat für diese Hauptthemen und Variationen und das zusätzliche musikalische Material Cello,
Geige, E-Gitarre und Elektronik eingesetzt. Premiere von „Ich, Faust“ war letzten Freitag, das Stück läuft bis Ende Oktober (www.tida.it). Highlight 2: Ein weiteres Auftragswerk, diesmal vom Bozner Kulturverein „Harlock“ (www.harlock.it), ist der Soundtrack zum Stummfilm „The Fall of the House of Usher“ von James Sibley Watson und Melville Webber aus dem Jahre 1928. Die düstere Geschichte um das dekadente Geschwisterpaar Usher von Edgar Allan Poe hat Franceschi mit einer Komposition für zehn EGitarristen untermalt. Die Grundstimmung kommt von Alfred Schnittkes „Konzert für Klavier und Streicher“, das Franceschi in der Aufführung des Haydn-Orchesters Bozen/Trient einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Franceschi hat seine Filmmusik im Multitrack-Verfahren selbst eingespielt, eine Liveperformance mit zehn Gitarristen ist zwar angedacht, aber fest steht im Moment nur die Veröffentlichung dieses und einiger weiterer Stummfilmvertonungen als DVD. „Die Musik ist einfach, aber nicht primitiv“, meint Franceschi, der sich selbst als Komponist in dieser Komposition wiedererkennt. Highlight 3: Durch einen Flyer im Musikinstitut auf den Wettbewerb der österreichischen „Arbeitsgemeinschaft alpenländischer Chorverbände“ (AGACH)
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Sonntag, 26. Oktober, um 10 Uhr morgens, steht Franceschi selbst auf der Bühne und bestreitet gemeinsam mit der Gitarristin Silvia Cesco ein Konzert innerhalb des diesjährigen „Festivals für zeitgenössische Musik” in Bozen. Auf dem Programm das für elektrische Gitarre umgeschriebene Stück „68 part two” von Eckart Beinke (Deutschland), gespielt mit dem schwierig zu spielenden E-Bow, „Invention #8” des Kanadiers Tim Brady und Franceschis eigene Komposition „DOT LINE”. (rhd)
Die Band für das Musical (v.l.n.r.): Martin, René , Johannes, Arno, Siegfried, Hanno, Jakob und Ivan Miglioranza. Nicht auf dem Bild, die Keyboarderin Nadja.
Foto: rhd
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Jugendlichen auf die Bühne zu bringen, denn es gibt sehr wohl Konflikte in der Jugendgruppe.“ Josefine fügt hinzu: „Jeder von uns hat eine Geschichte, eine Rolle, die man im Alltag findet.“ Im September, mit dem Beginn der Schule, wurde dem Stück, wie Regisseur Erich Meraner es nennt, Tempo verpasst. Es wurde gekürzt, komprimiert und gestrafft. Herausgekommen ist ein Musical, bei dem sich die Geschichten mehrerer junger Leute überkreuzen, entwickeln und die eine oder andere überraschende Wendung nehmen. Was Meraner für den Ablauf auf der Bühne ist, Dorfman für das
aufmerksam geworden, hat Franceschi fast nebenbei ein dreistimmiges Stück für Frauenchor komponiert und dabei auf einen italienischen Zungenbrecher zurückgegriffen: „Sul tagliere l'aglio taglia, non tagliare la tovaglia, la tovaglia non è aglio, se la tagli fai uno sbaglio.” Das fünfminütige, minimalistische Stück hat es ins Finale geschafft und wird mit weiteren 13 neuen Chorkompositionen am Samstag, 25. Oktober in Salzburg uraufgeführt. Highlight 4: Tags darauf dann, am
Konzept und die Musik, ist Ivan Miglioranza für die achtköpfige Begleitband. Diese Band wird die von Markus „Doggi“ Dorfmann geschriebenen und von Miglioranza arrangierten Songs live spielen, die vom Pop, Country, langsamen Balladen bis hin zu zügigen Rocksongs alles abdecken. Die Termine: Premiere: Sa 25. Oktober, 20.30 h. Weitere Termine: 29. und 30. Oktober, 4., 5., 6., 7. und 8. November, jeweils 20.30 h. Info: www.myspace.com/ unserneubeginn
Tageszeitung
NEWS Lucca 2008
Freitag, 17. Oktober 2008 Nr. 208
Bus zum
Überzeugender denn je: „Noisy Royal Dirt“ und ihr neues Live-Programm
Foto: Agathe Bauer, Tom Torggler
Comics-Mekka Wer (italienische) Comics liest, der weiß, dass Lucca eine, vielleicht die wichtigste Veranstaltung in Sachen Comics in Italien ist. Diese Convention, bei der u.a. Verlage ihre jüngsten Veröffentlichungen vorstellen, findet vom 30. Oktober bis zum 2. November statt. Termin: Samstag, 1. November, 5 Uhr morgens (vor dem Zugbahnhof in Bozen). Im Preis von 47 Euro ist die Fahrt und der Eintritt zur „Mostra & Mercato“ enthalten. Anmeldungen innerhalb 24. Oktober im Bozner Comic-Laden „Mardi Gras“ (A.-Hofer-Straße) oder per Telefon: 0471/301233.
Perkussionen
Castlunger in der Schweiz Der Gadertaler Musiker Max Castlunger gastiert gemeinsam mit Emanuel Valentin im Naturmuseum Olten in der Schweiz. Am Donnerstag, 16. Oktober wurde die Ausstellung „Rhythm – Nature – Culture“ eröffnet, in der über 200 verschiedene Schlaginstrumente gezeigt werden. Es ist die Ausstellung, die auch schon im Bozner natunmuseum gezeigt wurde. Castlunger und Valentin werden in mehreren Konzerten , in Workshops und Führungen in die vielfältige Welt der Perkussionen einführen. Info: www.naturmuseum-olten.ch
Let’s call this the comeback:
„Noisy Royal Dirt“ live artin Retter am Mikro, Daniel Stizzoli an der EGitarre, Johannes Martin am Bass und Backgroundsängerin Martina Stizzoli unterstützend am Laptop. So präsentierte sich die Band mit dem zungenbrecherischen Namen „Noisy Royal Dirt“
am vergangenen Freitagabend in der Puka Naka Bar Bruneck und sorgte dort nach einer zehnmonatigen Pause für Aufsehen. Dass sich die lange Wartezeit gelohnt hat, war nicht zu überhören, denn neben den altbekannten Songs hatten die „Noisys“ auch einige
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„The Boots“ und die Aufnahme ihrer ersten Demo-CD er Alternativerock-Band „The Boots“ aus dem Raum Tauferer-Ahrntal kann man zurzeit im Internet bei den Aufnahmen zur ersten Demo-CD über die Schulter schauen. Martin Marcher (Gesang und Gitarre), Emanuel Plaickner (Schlagzeug), Florian Brugger (Bass) und Armin Walcher
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Bozen Live/Konzerte
Am heutigen Freitag wird mit dem Petrarca-Saal auf den Bozener Talfer-Wiesen ein neuer Konzertsaal eingeweiht. Das erste Konzert in diesem Saal, der sich genau dort befindet, wo früher das Bären-Gehege war, wird vom Bozner Jugendzentrum „papperlapapp” präsentiert und von fünf Bands bestritten: „Monroe’s Ex (Bozen), „A New Silent Corporation” (Vicenza), „A Tangled Line” (D), „The 4 Sivits” (D) und „Unhold” (Schweiz). Die Musik reicht von Hardcore bis zum experimentellem Rock. Für den Petrarca-Saal, der in Zukunft Austragungsort für regelmäßige Livekonzerte sein wird, wird noch ein Name gesucht. Vorschlag vom „Headliner”: „Bärenfalle”! Info: www.myspace.com/papper lapapp_bz
Foto: Emanuel Plaickner
Neuer Saal
Armin Walcher, Gitarrist von „The Boots“, bei der Vorbereitung für die Studioaufnahmen
(Gitarre und Backgroundgesang) haben zwar bereits selbst einige gemeinsame Proberaufnahmen gemacht, aber für die erste „richtige“ Demo-CD wollten „The Boots“ dann doch ins Studio gehen. Wie den meisten Newcomerbands fehlt den Pustertalern das geeignete Equipment und vielleicht auch die Geduld, um die CD in Eigenregie aufzunehmen. Das UFO Bruneck bietet Musikern ein günstiges Wochenpaket an, das für „The Boots“ ideal scheint. Auch die in den Kosten
inbegriffene Unterstützung des Tontechnikers Egon Niederkofler ist für die Band interessant: „Niggile wird unserem Sound am ehesten gerecht“, sagt Drummer „Petz“ über den Bassisten der bekannten Indierock-Band „Zeugshmitz“ aus Bruneck. „Er lässt uns selbst machen. Wenn wir ihn fragen, gibt er uns gerne Tipps, aber ansonsten vertraut er uns voll und ganz.“ Niederkofler besitzt das nötige (motivierende) Feingefühl im Umgang mit Bands, die noch keine oder wenig Studioerfahrung sammeln konnten, da er bereits mit vielen anderen jungen Gruppen im UFO Bruneck Demo-CDs aufgenommen hat. So entstanden beispielsweise auch die ersten Aufnahmen von „The Witch“ unter seiner angenehmen Arbeitsweise. „The Boots“ sind zuversichtlich, denn die acht Tracks, die gerade zwischen unzähligen Kaffeebechern, geplatzten Fellen und anderen Ups and Downs aufgenommen werden, sind voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche komplett im Kasten. Dann wird die CD mit dem Titel „This Is Not A Test“ in einer kleinen Auflage gepresst und im November für das breite Publikum zum kostenlosen Download ins Netz gestellt. Wer sich die Wartezeit bis dahin etwas verkürzen möchte, kann sich bereits jetzt via Videoclip ins Studiogeschehen einklicken: www. myspace.com/thebootsband . (eva)
neue Nummern im Gepäck. Und die verrieten ganz deutlich, dass die Meraner ihre Auftrittspause genutzt haben, um ihr Songwriting weiterzuentwickeln. Das neue Live-Programm ist nun noch stärker, energiegeladener und vor allem stimmungsvoller. Highlight des Konzerts war die Premiere von „Cliff“, einem Lied, das für lustige Stimmung sorgte und den Großteil des Publikums ein Grinsen ins Gesicht zauberte. Dabei vergaß der durchschnittliche Puka Naka-Besucher schon mal an seinem Strohhalm zu ziehen und wippte lächelnd im Takt mit, während andere vor der Bühne tanzten. Beim Song „I’m Going Nowhere“ holte Gitarrist „Stizz“ einen Konzertbesucher auf die Bühne, der sich dort als „Karaokesänger“ von seiner unterhaltsamen Seite zeigen durfte. Somit haben es „Noisy Royal Dirt“ mit ihrer ganz speziellen Mischung aus Elektrorock und Entertainment geschafft, das Publikum von Anfang an mitzureißen und selbst sichtlich Spaß dabei zu haben. Im Vorfeld des Konzerts erhielten „Reddey“ & Co. Unterstützung von „MaxPower“, der für den passenden musikalischen Einstieg sorgte. Der DJ aus Brixen, der auch im Weekender Club Innsbruck auflegt, ist mittlerweile kein unbeschriebenes Blatt mehr und versteht es nur allzu gut, die passenden Indie-Platten aus seiner Sammlung rauszuholen. Nach einem derart gelungenen Abend bleibt nur noch zu hoffen, dass die Live-Auftritte von „Noisy Royal Dirt“ keine Seltenheit mehr bleiben und die vier Meraner bald wieder auf der Bühne stehen. „MaxPower“ kann man bereits am 31.10. bei der „Gorgeous Preparty“ im Puka Naka erneut beim Auflegen erleben. (eva)
Programm Radio „Freier Fall“ Freitag, 19.45 bis 23.00 Uhr RAI Sender Bozen DAS PROGRAMM FÜR HEUTE: CD der Woche: Oasis „Dig Out Your Soul“ – Das Festival der Bachmann-Guitars aus Antholz – „Neubeginn“: Das Musical im Pädagogischen Gymnasium in Brixen Gewalt und Computerspiele: Livediskussion mit Armin Berhnard und Peter Ratschiller. Grüne Nummer: Tel. 800014477 – Othmar Steiner und neue interntionale Elektronik (3) Nähere Infos: http://radiofreierfall.blogspot.com Diskussion: www.stmb.net (South-Tyrolean Music Board)