Headliner #021

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DIE NEUE SÜDTIROLER

Freitag, 16. Jänner 2009 – Nr. 10/17. Jg.

Tageszeitung > Redaktion Tageszeitung Headliner: headliner@tageszeitung.it – Tel. 329/5913560

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Airbagpromo Records - Das neue Netlabel von Reinhold Giovanett

s ist eine sehr schöne Sache, eine derart detailbewusste, zeitgemäße und und überzeugende Idee in der Umsetzung zu sehen. Die Idee nennt sich „Airbagpromo Records” und ist ein Netlabel, das „die schnellere Verbreitung der Musikproduktionen Südtirols auf eine unkomplizierte Art und Weise” zum Ziel hat. Konkret: Ab morgen, Samstag, 17. Jänner 2009 ist über die Internetadresse www.airbagpromo.com/records das Debut der aus dem Tauferer Ahrntal stammenden Band „The Boots”

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frei downloadbar. Wer sich das Album holt, bekommt keine schlechtcodierten mp3s ohne „tags”, sondern eine komplette, runde Sache: Songs in 320kBit/s codiert, ausdruckbares Cover (Inlay inklusive), Bandinfo und eine Download/InfoSeite, die an die Grafik des Albums angepasst ist. Die Band erhält quasi einen eigenen Laden, muss sich nicht um Vervielfältigung kümmern, sondern gibt nur mehr den Downloadlink weiter. Weiters kümmert sich „Airbagpromo Records” um die Promotion seiner Veröffentlichung (und also der der Band) und ist – ganz klassisch/old-school gedacht –

eine kleine Plattenfirma. Denkt man ein paar Releases weiter, dann wird das eine bunte, abwechslungsreiche Internetpräsenz, der man beim Wachsen zuschauen kann, wie einer Blumenwiese im Zeitraffer. „Zielsetzung des Netlabel-Managements ist es, talentierten Künstlern aus Südtirol eine Plattform zu bieten, auf der sie sich musikalisch entfalten können.” Ob die Szene das verdient? Hmm … ja, doch. Die Qualität der Bands ist hoch und es sind grad die jungen, debutierenden Bands, oder die etwas zurückgezogenen, experimentierfreudigen Musiker, die der er-

müdenden, für Kreativität zuständigen Hirnmasse die notwendigen Stromstöße versetzen. „Airbagpromo Records” ist ein perfekter Leiter für derartige Stromstöße. Zur praktischen „Konsumenten”Seite kommt noch eine nicht weniger wichtige ethische Seite: „Airbagpromo Records” arbeitet ohne Gewinnabsicht und veröffentlicht werden ausschließlich Songs, die bei keiner Verwertungsgesellschaft (sprich: GEMA, SIAE etc.) angemeldet sind: „Alle Releases werden unter einer Creative Commons-Lizenz (BY – NC – ND) frei vertrieben.” Fortsetzung >


Tageszeitung Freitag, 16. Jänner 2009 Nr. 10

ick Drake, Björk, Sigur Rós, das sind einige der Einflüsse, die die Meraner Musikerin imi auf ihrer MySpaceSeite angibt. Aussagekräftiger ist jedoch eine Zeile aus einem Gedicht des amerikanischen Slam-Poeten Jeffrey McDaniel, mit dem sie sich selbst beschreibt: „Im Jahr 1313 starb ein kleiner Junge, der exakt die selben Wunden hatte wie ich." imi ist ganz klar eine große Ausnahme in der hiesigen Musiklandschaft. Sie produziert nebenbei, ohne großen Aufhebens. Sie schreibt kleine Stücke, wie Glasscherben, die sich keinem Ganzen zuordnen lassen und an ungefährlicher Stelle in die Sonne blitzen.

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Lo-Fi imi Vor wenigen Tagen ist mit mit „Within You" ein neuer Track zur Playlist gestoßen. „Lo-Fi wie immer, aufgenommen mit dem Laptop-Mikro ebenfalls wie immer und geschrieben und aufgenommen innerhalb einer Stunde, auch das wie üblich". Die Produktionsweise passt zu den Liedern, die quasi diametral der Uferlosigkeit der MySpaceSeiten und also des Internet, entgegengesetzt sind. Sie wirken wie ein kleiner Stapel Streichholzschachteln, die man neugierig öffnet und über die kleinen Dinge die sie enthalten überrascht und erfreut ist. imi's Lieder sind minimalistisch gehalten, zwei, drei übereinandergelegte Stimmen, manchmal etwas

Lieder aus dünnem Glas: Die Meraner Musikerin und Poetesse imi

Perkussion, manchmal zwei, drei Gitarrensaiten, mehr nicht. Und stets strahlen die Lieder eine beruhigende, positive und in sich ruhende Gelassenheit aus. Es ist Lyrik, was imi da ins Netz stellt. Lyrik, die nicht gelesen werden will, sondern gehört werden kann. (rhd) Info: www.myspace.com /metinateardrop

Fortsetzung >

Mit solchen Creative Commons-Lizenzen räumen Autoren, Künstler oder Musiker der Öffentlichkeit unter bestimmten Bedingungen Nutzungsrechte an ihren Werken ein. In diesem konkreten Fall: die Nennung des Namens der Band/des Musikers ist Pflicht (BY), die Songs dürfen nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden (NC) und die Musik darf nicht verändert werden (ND). Die Rechte an den Songs, die über „Airbagpromo Records” veröffentlicht werden, bleiben bei den Musikern, die diese ohne Probleme später wieder veröffentlichen oder die Autorenrechte dafür anmelden können. „Airbagpromo Records” zieht sich dann zurück und nimmt den Release wieder von seiner Seite. Die Bands oder Musiker, die ihr Album bei „Airbagpromo Records” veröffentlichen möchten, können sich via Email mit vier Songs und einer kurDoppeltes Debut: Das erste Release für die Ahrtaler Band „The Boots“ und die erste Veröffentlichung für „Airbagpromo Records“

Dreisprachig, schlüssig und individuell: Die Startseite für den ersten Release von „Airbagpromo Records“

zen Bandbio bewerben: airbagpromo.records@email.it. Dieses Konzept haben Eva Reichegger (u.a. wesentlicher Motor des Newsportals airbagpromo.com) und Tom Torggler (u.a. Bassist bei „eating.seats”) ausgearbeitet und in den letzten Wochen detailversessen umgesetzt. Die beiden werden in Zukunft entscheiden, was veröffentlicht wird; bisher steht nur der zweite Release fest. Internet ist zwar bequem und

schnell, aber das Team des neuen Netlabels geht das laufende Jahr bedächtig an. Tom: „ Ich denke, es sollten für den Anfang nicht mehr als maximal vier sein. Wobei wir erst mal schauen müssen, wie unser Angebot ankommt. Auf jeden Fall wollen wir uns Zeit nehmen und die Regel Qualität vor Quantität gelten lassen. Was die Subjektivität betrifft, werden wir nichts und niemanden kategorisch ausschließen oder bevorzugen, allerdings sollte sich das Qualitätsniveau halten und wir wollen auch nicht alles einfach herausbringen, sondern jeder Release soll etwas Besonderes sein. Wir werden hier wählen müssen, um die einzelnen Releases untereinander abzustimmen.“ Eva verweist zusätzlich noch auf ein nicht unwichtiges Detail: „Wir werden uns für jede Veröffentlichung auch genug Zeit nehmen, um sie zu gut promoten und die Musiker dadurch angemessen

zu unterstützen.“ Gewinner sind hier also definitiv die Bands und Musiker, die das Vergnügen haben, über „Airbagpromo Records“ veröffentlicht zu werden, und natürlich jene, die sich legale Musik von Südtiroler Bands unkompliziert und angemessen verpackt aus dem Netz holen wollen. Während sich die iPod-Generation mit der digitalen Existenz der Musik längst arrangiert hat, stellt sich CD- und Vinylkäufern die Frage, wo das alles wohl hinführen mag. Da Eva und Tom das Internet als Werkzeug hervorragend zu nutzen imstande sind, reichen wir die Frage einfach weiter. Tom sieht die diesbezügliche Zukunft pragmatisch: „Musik in digitaler Form und ohne Kosten erreicht mehr Menschen als das eine CD je tun würde, für junge Künstler. Das Ziel muss hierbei aber sein, nicht nur einen Ordner mit einer handvoll Dateien zu haben, sondern etwas ‚Besonders’. Viele Musiker sehen nur die CD als ‚etwas Besonderes’ und einen Meilenstein an und verweigern deshalb das digitale Format komplett, obwohl sie dadurch viel-

leicht mehr Publikum erreichen würden, was ja eigentlich das Ziel sein sollte.“ Eva: „Ich denke, dass Musik in digitaler Form langfristig gesehen die Zukunft ist. Musik übers Internet anzubieten, ist ein einfacher und schneller Weg, Leute zu erreichen. Einheimische Musiker wie z.B. The Sunshine Trippers, eating.seats oder The Dirty Stix haben schon im letzten Jahr ihre Aufnahmen ins Netz gestellt. Die meisten jungen Leute haben bereits einen festen Bezug zur mp3-Datei, deshalb ist es wichtig, dass sich auch in Südtirol in diesem Bereich etwas tut.“ Und die CD beziehungweise der Download-Release selbst? Die Rezension reichen wir im nächsten „Headliner” nach, geben die Basisdaten aber dennoch weiter. Das Debütalbum der 2006 gegründeten Band „The Boots” nennt sich „This is not a test”, enthält, Intro inklusive, acht Tracks und die Musik wird von der Band selbst als Alternative-Rock umschrieben. Hinter den Aufnahmereglern stand Egon Niederkofler, Bassist u.a. bei der Indie-Band „The Zeugshmitz", die bereits in den Neunzigern das Feld des Alternative-Rock beackert haben und es nach wie vor beackern. Und Zufall oder nicht, der Song „This Is Not A Test" erinnert durchaus an die Qualitäten von „The Zeugshmitz". Die Produktion ist sauber, die Songs abwechslungsreich und „The Boots" werden ihre CD, oder besser ihren Online-Release, im März diesen Jahres mit einer gemeinsamen Tour mit „Morrison's Doghouse" live vorstellen. Die „Doghouser" werden dann selbst ihre eigene CD im Kasten haben und diese unter die Leute bringen. Zu hören gibt es das Album vorab heute Abend, 19.40 Uhr, bei Radio „Freier Fall" (Sender Bozen). Der Download wird um Mitternacht freigeschaltet. Infos: www.airbagpromo.com/records http://creativecommons.org www.myspace.com/thebootsband


NEWS Music Issue

cool_ schrank Seit einigen Wochen liegt in diversen Szeneorten (Museen, einschlägige Kneigen, Jugendzentren, Ämter ...) die jüngste Ausgabe der Zeitschrift „cool_schrank“ auf, die sich diesmal dem Thema Musik zugewandt hat. Die sehr trendy bebilderte Zeitschrift ist wie

immer kostenlos zu haben, hat aber das bisherige Kleinformat zugunsten der klassischen A4Größe aufgegeben. Schön anzuschauen ist sie aber trotzdem! Info: www.schrank.it

Gesucht

Gitarrist & Stimme Eine im Entstehen begriffene Rammstein-Coverband sucht zur Vervollständigung ihres Lineups noch eine Stimme und einen Gitarristen aus dem Raum Pustertal. Kontaktnummer für interessierte Musiker: Tel. 3402718350

Frei.wild: Jahr Null

Tageszeitung Freitag, 16. Jänner 2009 Nr. 10

Nach Dessau, der Gitarren wegen: Föhre (Schlagzeuger von Frei.Wild), Alex (Tontechnik) und Philipp (Gitarrist und Sänger der Band)

s sind drei Studios, die die Brixner Frei.wild für die Aufnahmen nutzen. Im Moment befinden sich die beiden Gitarristen Philipp und Jonas in Dessau, um die Gitarrenspuren einzuspielen. Es ist das Studio, in dem das letzte Album „Gegen alles, gegen nichts" produziert worden ist und das auch dadurch überzeugt hat, weil grad auch der Gitarrensound so gut war, eine Tugend, die die Band auch dem

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neuen Album zugestehen wollen. Das neue Album wird voraussichtlich im Mai erscheinen Songs aus den ersten fünf Alben enthalten: „Eines Tages“ (2001), „Wo die Sonne wieder lacht" (2002), „Mensch oder Gott" (2004), „Mitten ins Herz" (2005), „Von nah und fern" (DVD, 2007) und „Gegen alles, gegen nichts" (2008). Auch wenn Frei.Wild für 2009 alles völlig neu organisiert haben (Mana-

Die Härtesten von allen

Graveworm

Graveworm, Südtirols erfolgreichste Metalband, wird sich Anfang Februar ins Studio begeben, um den nachfolger zum 2007 erschienenen Album „Collateral Defect" einzuspielen. Die Veröffentlichung der neuen Scheibe ist für (Ende) Mai ge-

Fotos: Foto: Andrea Lüpke & rhd

Anfang Februar im Studio Wie gefährlich lebt ein Becher Bier?

gement, Vertrieb, Verlag, Booking) und seit 10. Jänner mit „Südrock GbR" eine eigene Gesellschaft für die Abwicklung der Band-Geschäfte gegründet haben, so werden sie, wie die bisher, auch das neue Album selbst produzieren. Das Album hat noch keinen Namen, der wird erst nach den abgeschlossenen Aufnahmen gewählt. Was die Songauswahl betrifft, so wurde sowohl die Fans, als auch die Playlists der bisher gespielten Livekonzerte und die Vorlieben innerhalb der Band („Südtirol", „Land der Vollidioten", „Weiter, immer weiter") in Betracht gezogen. Die Summe daraus (plus einiger völlig neuer Titel) wird in einer mit einigen Mechandise-Artikeln ausgestatteten „Special Edition" mit 18 bis 19 Songs erscheinen. Neben dieser limitierten Auflage erscheint das Album abgespeckt auf 13 bis 15 Songs gleichzeitig auch als normale CD. Auf welchem Label die neue Doppel-CD erscheinen wird, steht noch nicht fest. Stefan Harder, der seit Ende letzten Jahres die Band unter seine Fittiche genommen hat, und der Kontakte zu den wesentlichen Plattenfirmen besitzt, will sich damit Zeit lassen und erst Angebote interessierter Labels einholen, bevor die Entscheidung fällt. (rhd)

Bassist „Houz": „Dread" zelebrierten pure Härte.

Programm Radio „Freier Fall“ Freitag, 19.40 bis 23.00 Uhr RAI Sender Bozen plant, ebenso wie die Livepräsentation derselben bei drei Metal-Festivals: das „Legacy Festival" am 21. bis 23. Mai, in Dessau (D), „The Summer Nights", am 22. bis 24. Mai im österreichischen Burg Frauenstein und die „Z6 Metaldayz", die vom 21. bis zum 23. Mai, im Schweizer Pratteln stattfinden.

DAS PROGRAMM FÜR HEUTE: King of speed: Schlagzeuger „Frommer“

Die Ahrntaler R.O.T. beschlossen den Abend mit NY-Harcore: „Face", eine der beiden Stimmen von „R.O.T."

eschätzte 250 bis 300 Metaller fanden sich letzten Samstag im UFO in Bruneck ein, um der CD-Release-Party der Barbianer „Dread" beizuwohnen. Der für den ausgestiegenen Harald „Hatsch" Wieser quasi in letzter Minute eingesprungene Ex-Dread-Sänger Ander Eder bewies, dass er der perfekte Sänger für diese Band war bzw. wäre.

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CD der Woche: APR001 - Die erste Veröffentlichung von Airbagpromo Records – filadrëssa04: Martin Hanni, Peter Holzknecht, Klaus Menapace und das Scheitern – International Live Award 2009: Die Infos – 100% Live: Le Magreen aus Bruneck live im Auditorium Nähere Infos: http://radiofreierfall.blogspot.com Diskussion: www.stmb.net (South-Tyrolean Music Board)


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