Edition Heimatschutz – Baukultur und Energie: Heft 2

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Edition Heimatschutz — Heft 2

BAUKULTUR UND ENERGIE Wohnbauten energetisch aufwerten

SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE HEIMATSCHUTZ SVIZZERA PROTECZIUN DA LA PATRIA


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VIVEZ L’HISTOIRE

INHALT

EDITORIAL

3

Langfristig und nachhaltig investieren

Denkmalerhalt mit dem Rechenschieber Basel BS

7 Günstiger Wohnraum mit Geschichte und Zukunft Schaffhausen SH

11 Wohnen und Arbeiten unter einem Dach Locarno TI

▲ T Ü R A L I H U S , VA L E N D A S (G R)

15 Vom Kleinbauern- zum Ferienhaus Boltigen BE

19

Ein Einfamilienhaus wird wieder zum Haus einer Familie Wettingen AG

23

▼ S T Ü S S I H O F S TAT T, U N T E R S C H Ä C H E N ( U R)

Zusammengelegt und durchmischt bewohnt Zürich ZH

Machen Sie Ferien im Baudenkmal Stiftung Ferien im Baudenkmal Fondation Vacances au cœur du Patrimoine Fondazione Vacanze in edifici storici

29 Wohnen im ehemaligen Pferdestall Satigny-Choully GE

33 Rückbauen, umbauen und ergänzen Mörigen BE

Passez des vacances au cœur du Patrimoine Die Stiftung des Schweizer Heimatschutzes La Fondation de Patrimoine suisse

Foto Umschlag: Umgebauter Pferdestall in Satigny-Choully GE Olivier Zimmermann

Das Heft 1 unserer Reihe «Edition Heimatschutz» stösst grundsätzliche Fragen an, wie der Gebäudebestand der Schweiz mit Rücksicht auf die Baukultur für die Energiewende tauglich gemacht werden kann. Diese Gesamtsicht tut not: die dreistelligen Millionenbeträge, die jährlich in die staatliche Förderung der Gebäudeertüchtigungen fliessen, sind zu einseitig auf Dämmmassnahmen ausgerichtet und lassen zentrale Fragen der Raumplanung, der Nutzung, der kulturellen Verantwortung und der Mobilität aussen vor. Dieses zweite Heft stellt eine Ergänzung zur ersten Ausgabe dar und zeigt acht konkrete Beispiele einer zukunftsgerichteten Auseinandersetzung mit dem Gebäudebestand aus allen Landesteilen der Schweiz. Der gemeinsame Leitgedanke ist die Verantwortung der Bauherrschaft und der Architekten, die das energetische Sanieren nicht nur als technische, sondern ebenso als gesellschaftliche und kulturelle Aufgabe verstehen. Ein einleitender Artikel von Reto Bieli von der Basler Denkmalpflege macht deutlich, wie wichtig eine präzise Analyse des Bestandes und der vorhandenen Potenziale vor der Ausarbeitung eines Bauprojektes ist. Letztlich geht es um die langfristigen Auswirkungen der eingesetzten Geldmittel und Baumaterialien. Nachhaltigkeit darf nicht eindimensional als Reduzierung der Heizenergie verstanden werden, sondern umfasst ebenso die Werterhaltung von Investitionen, die Verantwortung für die Baukultur und die Auswirkungen auf die Mieterschaft. Wer die richtigen Fragen stellt und diesen sorgfältig nachgeht, erhält erstaunliche Antworten und kann viel Geld sparen. Sieben konkrete Beispiele stellen realisierte Wohnbauten aus allen Landesteilen vor, die innerhalb des bestehenden Gebäudevolumens oder mit moderaten Erweiterungen einen Beitrag an die Energiewende leisten. Die Vielfalt der Projekte bezüglich Konstruktionsprinzip, Erstellungsjahr und Lage verdeutlicht, dass es keine Patentrezepte und damit auch keine standardisierten Sanierungskonzepte gibt. Diese Bauprojekte sollen zum Nachdenken anregen. Schweizer Heimatschutz Sabrina Németh und Patrick Schoeck-Ritschard


2  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  3

BASEL BS

Denkmalerhalt mit dem Rechenschieber Die denkmalwürdige Genossenschaftssiedlung «Zum Blauen» in Basel aus den 1950er-Jahren soll für die 2000-Watt-Gesellschaft tauglich gemacht werden. Vertiefte Studien machen deutlich, dass eine nachhaltige Siedlungsentwicklung nur dann erfolgreich ist, wenn sie neben der Einhaltung von qualitativen Anforderungen auf ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Analysen und Berechnungen beruht. Ein Lehrstück über die komplexen Zusammenhänge einer denkmalgerechten, nachhaltigen Siedlungsentwicklung.

D

ie 1952–1954 von Martin H. Burckhardt geplante Genossenschaftssiedlung «Zum Blauen» bietet an zentraler Lage bezahlbaren, hochwertigen Wohnraum, verbraucht aber viel Energie. 2008 wurde sie ins Inventar schützenswerter Bauten aufgenommen – und zugleich stand die Frage im Raum, ob und wie eine bauliche Verdichtung sinnvoll und verträglich wäre. Diese komplexe Ausgangslage veranlasste den Genossenschaftsvorstand 2010, gemeinsam mit den kantonalen Behörden sowie den Fachhochschulen Luzern und Nordwestschweiz einen kooperativen Erkenntnis- und Abwägungsprozess zu starten. Damit sollten die nötigen Grundlagen entstehen, die eine sorgfältige Entscheidung ermöglichten. Eine Vertiefungsstudie, die vom Amt für Umwelt und Energie, dem Planungsamt und der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt begleitet wurde, untersuchte vier mögliche Szenarien: Instandhaltung, Instandsetzung, Gesamterneuerung und Ersatzneubau. Als wichtige Kriterienkataloge und Bewertungsinstrumente dienten dabei die SIA 2040 «Effizienzpfad Energie» und die SIA-Norm 112/1 «Nachhaltiges Bauen – Hochbau». Die vier Szenarien im Überblick 1 – Instandhaltung Massnahmen: Normaler Gebäudeunterhalt mit kleinen baulichen Anpassungen. Ökonomie: Die Kostenmiete einer 3-Zimmer-Wohnung beträgt monatlich zwischen CHF 770.– und 950.–. Sie liegt damit weit unterhalb der quartierüblichen Mieten. Umwelt: Der hohe Energieverbrauch wurde in den 1980er-Jahren durch die Dämmung von Dach und Kellerdecke sowie durch die Erneuerung der Fenster etwas reduziert. Trotz minimaler Grauer Energie werden die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft verfehlt. Gesellschaft: Heute besteht die Bewohnerstruktur aus 56% Einzelhaushalten. Die Bewohner der Altersgruppe zwischen 60 und 100 Jahren nutzen mit 70 m2 fast 40% mehr Wohnfläche als die Altersgruppe zwischen 40 und 65. Zur verbesserten Wohnflächenzuteilung sind im Szenario Instandhaltung nicht primär bauliche,

sondern organisatorische Massnahmen vorgesehen – etwa ein häufigerer Wechsel der Wohnungen, die Vergabe an Familien oder das Freihalten von Erdgeschosswohnungen für ältere Personen. Kultur: Durch dieses Szenario bleibt die Denkmalwürdigkeit der Siedlung erhalten. 2 – Instandsetzung Massnahmen: Die bestehende Innendämmung wird durch eine effektive und bauphysikalisch sorgfältig dimensionierte neue Innendämmung ersetzt. Die Dachräume werden ausgebaut und teilweise den Wohnungen im obersten Geschoss zugeschlagen. Ökonomie: Dieses Szenario löst Investitionen von rund 13 Millionen Franken aus. Die bestehenden Wohnungen verteuern sich in einem sozialverträglichen Mass. Umwelt: Mit diesem Szenario vermag die Siedlung den Anforderungen der 2000-Watt-Gesellschaft zu genügen. Der Primärenergieverbrauch liegt unter dem Zielwert. Der Zielwert für Treibhausgase kann dank Fernwärme und der Realisierung einer Fotovoltaikanlage eingehalten werden. Dieses Szenario minimiert die Graue Energie. Gesellschaft: Das Szenario Instandsetzung lässt eine schrittweise und damit sozialverträgliche Umsetzung zu. Neue Wohnungstypen mit grösseren Grundrissen lassen die Siedlung auch für Familien oder alternative Wohnformen attraktiver werden. Kultur: Durch dieses Szenario bleibt der Denkmalwert der Siedlung erhalten. 3 – Gesamterneuerung Massnahmen: Dieses Szenario sieht einen Dachausbau und Änderungen der Grundrisse vor. Zusätzlich werden die Gebäude aussen komplett gedämmt. Die heutigen werden durch frei stehende Balkone ersetzt. In zwei Anbauten entstehen neue Wohnungen. Ökonomie: Die Investitionen betragen insgesamt rund 24 Millionen Franken. Die künftigen Bestandsmieten würden auf quartierübliche Beträge steigen: Der monatliche Mietzins einer 3-ZimmerWohnung mit 72 m2 ist auf 1224 Franken veranschlagt.

Fotos: Klaus Spechtenhauser, Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt

Edition Heimatschutz — Heft 2

Heft 2 — Edition Heimatschutz


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Umwelt: Das Szenario entspricht den Zielwerten der nicht erneuerbaren Primärenergie und der Treibhausgase. Gesellschaft: Die Dämmmassnahmen erfolgen aussen. Damit werden die Bewohner nur minim gestört. Die neuen 4.5-ZimmerWohnungen im Anbau bieten Platz für Familien. Die Grundstückausnutzung steigt von 70% auf 84%. Kultur: Diese Massnahmen verändern die Erscheinung und die Substanz der Siedlung erheblich, so dass sie die denkmalpflegerische Schutzwürdigkeit verliert. 4 – Ersatzneubau Massnahmen: Die bestehende Siedlung weicht Ersatzneubauten. Ökonomie: Dieses Szenario rechnet mit einer minimalen Kostenmiete von 240 Franken pro Quadratmeter und Jahr inklusive Baurechtzins. Dieser Mietpreise ist höher, als in Genossenschaftssiedlungen im Quartier üblich. Durch den Abbruch würden Werte von ca. 20 Millionen Franken aufgegeben. Umwelt: Dieses Szenario erfüllt die Anforderungen an die 2000-Watt-Gesellschaft. Durch eine Fotovoltaikanlage können die Zielwerte für Treibhausgase ebenfalls erreicht werden. Auffallend ist der hohe Wert bei der Grauen Energie. Dieser entspricht fast dem Betrieb beim Szenario Instandsetzung über 60 Jahre. Gesellschaft: Die Neubauten können in Etappen realisiert werden. Die bauliche Dichte auf dem zentralen Grundstück steigt auf 91%. Das Angebot an zeitgemässen, dafür teureren Wohnungen wird zu einem Wechsel der Mieterschaft führen; günstige Wohnungen verschwinden vom Markt. Kultur: Bei diesem Szenario stellen sich nicht vornehmlich denkmalpflegerische, sondern orts- und städtebauliche Fragen. Vergleich der vier Szenarien Der Genossenschaftszweck besteht darin, qualitätsvolle und preiswerte Wohnungen anzubieten. Die gute Bausubstanz, die bereits zur Bauzeit grosszügig bemessenen Grundrisse sowie die Standortqualität liessen die Siedlung bis heute zur Erfolgsgeschichte werden. Mit einem Ersatzneubau (Szenario 4) würden über Jahrzehnte entwickelte ökonomische, soziale und gesellschaftliche Werte ohne Not aufgegeben. Die reine Instandsetzung (Szenario 1) ist sozialverträglich, aber ökologisch wenig empfehlenswert. Aus denkmalpflegerischer Sicht sind die baulichen Massnahmen einer Gesamterneuerung (Szenario 3) problematisch. Eine umfassende Instandsetzung des Bestandes (Szenario 2) verbindet ökologische, ökonomische und kulturelle Aspekte. Allenfalls gelingt es, Szenario 2 mit zwei gut gestalteten Anbauten zu ergänzen.

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  5

Energiebetrachtung stellte Eigentümer und Institutionen, die sich für baukulturelle Belange einsetzen unter den Generalverdacht, ungerecht zu handeln und sich nicht um die grossen globalen Herausforderungen zu kümmern. Auch die Denkmalpflegen kämpfen mit Methodendefiziten. Im Rahmen politischer Entscheidungen über Unterschutzstellungen beliefern die Denkmalpflegefachstellen die Entscheidungsträger gesetzeskonform oft einzig mit architekturgeschichtlichen Argumentationen und kulturellen Wertekonzepten. Quantitative wirtschafts-, sozial- und umweltgeschichtliche Grundlagen – etwa die Auswirkung von Baumassnahmen auf Mietzinse, der Wohnflächenkonsum, der effektive Energieverbrauch und Treibgasausstoss oder die zu erwartende Menge Grauer Energie des Rück- und Ersatzbaus – fehlen für eine umfassende Interessensabwägung. Unnötigerweise muss die Politik aufgrund einer mangelnden Gesamtsicht in solchen Fällen zwischen Umweltschutz, Denkmalschutz und Eigentumsbeschränkung entscheiden. Mittels des «Effizienzpfades Energie» (SIA 2040) und «Nachhaltig Bauen – Hochbau» (SIA 112/1) sowie auf der Basis von effektiven Messwerten konnte die Studie «Zum Blauen» zeigen, dass Szenarien mit denkmalpflegerischen Erhaltungszielen ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Anforderungen gleichermassen erfüllen können. Der Rechenschieber war bei dieser denkmalpflegerischen Aufgabe unerlässlich.

DIE VIER SZENARIEN IM ÜBERBLICK

1. Instandhaltung

2. Instandsetzung

3. Gesamterneuerung mit Anbauten

4. «Ersatzneubau»

Gebäudeunterhalt mit werterhaltenden komfortsteigernden Massnahmen für die 112 Wohnungen; Ausnutzung Grundstück: 70 Prozent

Energetische Massnahmen an der Gebäudehülle (Innendämmung; Aussendämmung an der Giebelfassade); Dachausbauten; 124 Wohnungen; Ausnutzung Grundstück: 70 Prozent

Energetische Standardsanierung (Aussendämmung verputzt); Dachausbau; Grundrissänderungen; zwei Anbauten mit insgesamt 142 Wohnungen; Ausnutzung Grundstück: 84 Prozent

Schrittweiser Ersatz des Bestands durch moderne Neubauten im MINERGIE-P®-Standard; 112 grosszügige Wohnungen; Ausnutzung Grundstück: 91 Prozent

800 700 600

Text: Reto Bieli, Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt.

500 400

*

300 200 100

STUDIE SANSTRAT. GANZHEITLICHE SANIERUNGSSTRATEGIEN FÜR WOHNBAUTEN UND SIEDLUNGEN DER 1940ER- BIS 1970ER-JAHRE

0 W/m2a

Standardwerte

Effektive Werte

Variantenvergleich: Primärenergie gemäss SIA 2040

- Hochschule Luzern – Technik & Architektur (HSLU – T&A) Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP). - Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) – Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik Institut Energie am Bau (IEBau) Vertiefungsstudie zu SanStrat zur Siedlung «Zum Blauen» Basel - Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt (Verantwortlich Reto Bieli: reto.bieli@bs.ch) - Amt für Umwelt und Energie, Kanton Basel-Stadt - Planungsamt, Kanton Basel-Stadt

Standardwerte

Effektive Werte

Standardwerte

*Chiasmus: Effektive Werte

Effektive Werte

Standardwerte

Effektive Werte

■  Betrieb und  ■  Graue Energie sind bei «Instandsetzung» und «Ersatzneubau» überkreuzt

Zielwert: 440 W/m2a (schwarze Linie) Standardwerte: Projektwerte berechnet mit Schweizer Energieverbrauch und Schweizer Primärenergiefaktoren Effektive Werte: Projektwerte der Energieverbräuche unter Berücksichtigung der Basler Energieproduktionsverhältnisse

■  Erstellung (Graue Energie) ■  Betrieb (Heizung, Warmwasser, Elektrizität) ■ Mobilität

35 30 25 20

Einordnung der Vertiefungsstudie Die neuen globalen Herausforderungen wie Klimaschutz und Ressourcenschonung haben die eingespielte öffentliche Diskussion über lokale soziale und ökonomische Interessen im Bereich der Ortsbild- und Denkmalpflege in ihren Grundfesten erschüttert. In zähen – noch nicht abgeschlossenen Prozessen – sind neue Instrumente und Methoden zur Erfassung und Bewertung der verschiedenen Faktoren zu erarbeiten. Das entstandene Vakuum schuf Verunsicherung und bietet grossen Spielraum für Einzelinteressen, enge Fachsichten und politische Polemik. So fand auch das Vorurteil, dass ältere Gebäude oder Siedlungen keinen Beitrag zu Klimaschutz, Ressourcenschonung oder generell zu nachhaltiger Entwicklung leisten können, weite Verbreitung. Eine enge

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*

15 10 5 0 Kg C02eq/m2a

Standardwerte

Effektive Werte

Variantenvergleich: Treibhausgas gemäss SIA 2040

Standardwerte

Effektive Werte

*Chiasmus: Effektive Werte

Standardwerte

Effektive Werte

Standardwerte

Effektive Werte

■  Betrieb und  ■  Graue Energie sind bei «Instandsetzung» und «Ersatzneubau» überkreuzt

Zielwert: 15,5–16,5 Kg C02eq/m2a (schwarze Linie) Standardwerte: Projektwerte berechnete Treibhausgasäquivalente pro m2 Energiebezugsfläche und Jahr Effektive Werte: Projektwerte berechnete Treibhausgasäquivalente unter Berücksichtigung der effektiven Verhältnisse

■  Erstellung (Graue Energie) ■  Betrieb (Heizung, Warmwasser, Elektrizität) ■ Mobilität

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6  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

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SCHAFFHAUSEN SH

Günstiger Wohnraum mit Geschichte und Zukunft Die Schaffhauser Bocksriet-Siedlung ist ein Kind des Zweiten Weltkrieges, als Wohnungen ebenso knapp waren wie Baustoffe. Die bescheidenen genossenschaftlichen Reihenhäuser bieten seither günstige Mieten an zentraler Lage. Eine umsichtige Gesamtstrategie sicherte preiswerten Wohnraum, stärkte die architektonischen Qualitäten und erhöhte die Energieeffizienz.

D

ie Siedlung der Arbeiter-Baugenossenschaft Schaffhausen im Bocksriet-Quartier wurde in den Kriegsjahren 1942– 1943 durch den Schaffhauser Architekten Willi Vetter in drei Etappen erstellt. An sonniger Lage an einem sanft nach Südosten abfallenden Hügel umfasst die Siedlung insgesamt 52 Einfamilienreihenhäuser in drei Reihen mit je vier oder sechs Einheiten. Zu jedem Haus gehört ein Garten von rund 150 m2, der zur Erstellungszeit der Selbstversorgung diente. Unter den jeweils vier Zimmern der zweigeschossigen Häuser liegt ein Kellerbereich mit Werkstatt und Waschküche mit direktem Zugang zum Garten. Die kriegsbedingte Rationierung von Baumaterial – insbesondere von Eisen – verlangte nach pragmatischen und bescheidenen Lösungen. In das gemauerte Grundgerüst aus Sockel und Brandmauern wurden vorfabrizierte Holzelemente eingefügt. Die sich daraus ergebende Gliederung prägt das Erscheinungsbild und galt schon zur Erstellungszeit als Pioniertat, die Architektur, Wohnqualität, Technik und Wirtschaftlichkeit vorbildlich verbindet. Im Laufe der Zeit hatte die Eigentümerschaft einige Renovationen und unschöne Änderungen an einzelnen Gebäudeteilen vorgenommen. Unter anderem wurde zwischen 1962 und1965 eine Eternitverkleidung über die Holzfassade geklebt. In den frühen 1970er- Jahren erlebte das Ensemble eine Erweiterung um 32 Autogaragen, welche die Gesamtwirkung etwas verunklären und die Gärten der obersten Zeile beeinträchtigen. Mit der schrittweisen Sanierung von Küche und Bad begann die Genossenschaft ab 1983. Eine Rückbesinnung auf den gestalterischen Wert der Siedlung fand im Zuge der umfassenden Fassadenrenovation 1996/97 statt. Im bewohnten Zustand wurde die Eternitverkleidung durch das ursprünglich verwendete Zedernholz ersetzt und Türen sowie Fenster wurden ausgewechselt. Fortan galt es, mit denkmalpflegerischer Sorgfalt die Herausforderungen anzugehen. Das Erscheinungsbild der Siedlung, aber auch zwei Häuser samt den Innenausbauten, wurden unter Schutz gestellt. Das Ziel der Genossenschaft blieb dasselbe: langfristig preisgünstigen Wohnraum in Form von Einfamilienhäusern mit Garten anbieten zu können. Um den Wohnraum der bescheidenen Häuser zu vergrössern, wird bei Mieterwechseln seit 2010 ein Innenumbau vorgenommen, bei dem unschöne Einbauten aus späterer Zeit entfernt wer-

den. Kernstück der Wohnraumerweiterung ist ein Ausbau des Kellers, der den Einbau eines neuen Bades und das Zusammenlegen von Wohn- und Schlafzimmer zu einem grösseren Raum im Erdgeschoss ermöglicht. Ebenso legt die Genossenschaft Wert auf die Umweltverträglichkeit. Bereits 2003/04 wurde eine neue Gasheizung mit Warmwassererzeugung eingebaut. In Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege führte die Genossenschaft 2011/12 eine umfassende Dachsanierung durch, die mit dem Einbau einer Fotovoltaikanlage auf den südlichen Dachflächen einherging. Um eine gestalterisch befriedigende Lösung mit einer möglichst grossen Fläche auf der Sonnenseite zu erreichen, wurden die bestehenden Dachflächenfester entfernt und auf die Nordseite verlegt. Die vollflächig integrierte Fotovoltaikanlage fügt sich dadurch an der richtigen Stelle als eigenständiges repetitives Element in die Siedlungsgestaltung ein. Im Zuge dieser moderaten Neugestaltung des Daches konnten auch Synergien beim Einbau neuer Telefon- und Stromleitungen gewonnen werden. Das gemeinsame Vorgehen von Genossenschaft, Planern und Denkmalpflege ermöglichte die nachhaltige Lösungen, die unterschiedliche gesellschaftliche Anliegen unter einen Hut bringen. Mit der nötigen Weitsicht und Behutsamkeit konnten die im Verhältnis zu Lage und Wohnwert günstigen Mietzinse für die Zukunft gesichert werden: Ein neu renoviertes Haus kostet monatlich rund 1400Franken und bleibt damit auch für einkommensschwache Haushalte erschwinglich. Da zugleich durch die Renovation die Energiekosten deutlich gesenkt werden konnten, belaufen sich die Mehrkosten für ein umgebautes Haus gegenüber dem unsanierten Zustand auf lediglich 150 Franken pro Monat. Durch die Unterschutzstellung konnte die Siedlung trotz ihrer attraktiven Lage dem Verdichtungsdruck entzogen werden. Gleichwohl wird den Anliegen der Verdichtung und der Energiewende letztlich entsprochen: Durch den Ausbau der Untergeschosse bleiben die Häuser auch für Familien attraktiv, die pro Person relativ wenig Wohnfläche beanspruchen – und nebenbei auch bezüglich Energieverbrauch pro Kopf erstaunlich tiefe Werte aufweisen. Fassadensanierung, Bauleitung Fotovoltaikanlage: Peter Sandri Architekten, Schaffhausen

Foto: Stefan Hartmann

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Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  9

ENERGETISCHE VERBESSERUNGSMASSNAHMEN

Dach

Aussenwände

Das Satteldach wurde bis auf die Tragstruktur ersetzt und mit Steinwolle (18 cm) zwischen den Sparren thermisch isoliert. Im Winter verbraucht die Siedlung dank der Isolation 9% weniger Gas.

Dank dem bestehenden Hohlraum in den diffusionsoffenen Fassadenwänden konnte zwischen der Holzkonstruktion eine 10 cm dicke Wärmedämmung angebracht werden. Darauf wurde auf der Aussenseite die neue hinterlüftete Zedernholzlattung appliziert.

Fenster und Aussentüren Neue Fenster mit Zweifach-Isolierglas wurden originalgetreu mit Holzrahmen eingebaut. U-Wert = ca.1.8. Alle Aussentüren und sämtliche Einfassungen wurden ebenfalls originalgetreu ersetzt. Das kleine Vordach bei den Eingangstüren wurde originalgetreu mit Zinkblech ersetzt.

Decken/Böden

Heizen/Warmwasser

Beiträge

Der Boden im Untergeschoss wird im Falle eines Ausbaus mit einer Dampfsperre abgedichtet, und aufgrund der niedrigen Raumhöhe von nur 2.1 Metern mit einer minimalen Wärmedämmschicht isoliert.

Mit dem Ersatz der Gasluftheizung konnte die Leistung optimiert werden. Die platzraubenden Boiler in den Badezimmern konnten entsorgt werden. Die einzelnen Wohneinheiten werden nun durch eine an den Kellerdecken durchgehende neue Leitung über eine zentrale Gasheizung versorgt. Die Fotovoltaik-Indachanlagen sind kaum sichtbar und fügen sich harmonisch in die Siedlung ein. Sie besteht insgesamt aus 666 Modulen. Die Gesamtleistung beträgt 130 kWP, 120 000 kWh/ Jahr und versorgt die Hälfte der 52 BocksrietHaushalte mit Strom.

Nach Vereinbarung der Unterschutzstellung beteiligten sich bei der umfassenden Fassadenrestaurierung im Jahre 1997 Bund, Kanton und Stadt mit insgesamt 300 000 Franken.

Foto: Edwin Hablützel

GRUNDRISS EINGANGSGESCHOSS Flächen- und Kubikmeterverbrauch Total m Haus (exkl. Balkon) 3

Anzahl Personen Anzahl Garagen Bruttogeschossfläche Wohnen Grundstückfläche Geschlossene Nebenräume (Untergeschoss)

Wärmeproduktion (Heizung und Warmwasser) 359 m

3

1–6 0.6 86 m2 / 235 m3 ca. 227 m

2

Vorher Beheizt 235 m3 / 86 m2 Gas: Warmluftheizung mit eigenem Ofen und Warmwasserboiler in jedem Haus Nachher beheizt 235–332 m3 / 86–129 m2 Optimierte Gasheizung und Fotovoltaikkollektoren

43 m2 / 97 m3

Wärmeverbrauch

Investitionskosten

Dachsanierung und Fotovoltaikanlage

Sanierung Nord- und Südfassade in Zedernholz: 20’805.– (inkl. Wärmedämmung)

Energieersparnis: ca. 15 %

Neue Fenster, Aussentüren und Tor

15’865.–

Fotovoltaikkollektoren

38’000.–

Total Fassaden

36’670.–

Total Dach

57’700.–

Total Renovation pro Haus (ohne Innensanierung und Kellerausbau)

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1:100

132’370.–

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LOCARNO TI

Wohnen und Arbeiten unter einem Dach Eine dichte Siedlung mit kurzen Wegen und guten Infrastrukturen: Die Prämissen einer modernen Raumplanung sind in der Altstadt von Locarno gegeben. Mit dem sorgfältigen Umbau eines historischen Gebäudes hat sich ein Tessiner Architekt den Traum vom Wohnen und Arbeiten unter einem Dach verwirklicht.

D

ie Strukturen des zweiseitig angebauten Hauses in der Altstadt von Locarno gehen vermutlich auf das 16. Jahrhundert zurück. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude zusammen mit den Bauten im Hinterhof als Pferderast des regionalen Postdienstes genutzt. Seine heutige Form erhielt das Haus im frühen 20. Jahrhundert durch eine Aufstockung. Im Erdgeschoss fand lange Jahre eine Gazzosa-Fabrik Platz, im ersten und zweiten Obergeschoss waren je eine kleine Wohnung untergebracht. Die gemeinsame Latrine im Hinterhof wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch den Einbau von Bädern auf den Etagen ersetzt. Die 2006 umgesetzte Totalsanierung nahm sich der vorhandenen Substanz vorsichtig an und orientierte sich an der traditionellen Wohn- und Gewerbenutzung der Altstadt. Die Hauptfassade gliedert sich in die vorhandene Strassenflucht ein, die Rückseite öffnet sich auf einen halbprivaten lombardischen Innenhof mit Garten. Die Erschliessung der Geschosse des relativ schmalen Gebäudes erfolgte durch ein offenes Treppenhaus mit Laubengängen. Die historische Gebäudesubstanz und die Ausrichtung gegen Süden haben von alters her eine energetische Funktion: Im Winter speichern die dicken Steinmauern der Südfassade die Tageswärme, im Sommer kühlen sie das Gebäude; Innenhof und Laubengang bieten einen schattigen Rückzugsort während der heissen Tageszeit. Die intakte Substanz bildete die Basis für ein umfassendes Umbauprojekt, das die Nutzung des Hauses für eine Familie samt Architekturbüro ermöglichen sollte. Küche und Bäder wurden ersetzt und die beiden einzelnen Wohnungen funktional zusammengelegt: im 1. Obergeschoss liegt der Schlafbereich samt Bibliothek, im 2. Obergeschoss befindet sich die Wohnzone. Im Erdgeschoss wird nicht mehr Limonade hergestellt, sondern Architektur entworfen. Erschlossen bleibt das Haus weiterhin über die offene Aussentreppe und die Laubengänge – das milde Klima macht es möglich. Damit konnte das typische Erscheinungsbild der Hoffassade erhalten werden. Letztlich aus Platz- und Kostengründen wurde auf eine interne Erschliessung verzichtet. Aus ästhetischen Gründen wurde auf eine Aussendämmung von Süd- und Nordfassade verzichtet, die links und rechts anschliessenden Gebäude machten auf der West- und Ostfassade eine zusätzliche Dämmung überflüssig. Die Bauherrschaft beschränkte die wärmetechnische Ertüchtigung des kompakten

Gebäudes auf ein Minimum: Die Holzdecke im zweiten Obergeschoss wurde wärmegedämmt und mit Gipskarton abgedeckt, alle Fenster in den Obergeschossen wurden ersetzt und mit einer Innendämmung unterhalb der Fenster ergänzt. Zusätzlich erhielt die Tonhourdisdecke des halböffentlichen Durchgangs zum Hof eine Dämmschicht. Aufgrund des zu kompakten Zementbelags und des feuchtigkeitslosen Zustandes verzichtete man im Erdgeschoss, in dem gearbeitet und nicht gewohnt wird, auf eine Dämmung des Bodens. Die beiden historischen Schaufenster wurden hingegen fachgerecht renoviert. Wie bei den baulichen Massnahmen griff die Eigentümerschaft auf tradiertes Wissen zurück und nutzte natürliche Vorteile: Die dunkle Mineralfarbe reduziert die Sichtbarkeit vom Schmutz der verkehrsreichen Strasse und fördert zugleich die wärmende Eigenschaft der Sonneneinstrahlung. Die Innenwände erhielten einen Anstrich mit kalkhaltiger Farbe, mit der sich eine Schimmelbildung in thermisch schwachen Bereichen vermeiden lässt. Das neue Heizsystem besteht aus einer Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Radiatoren in den Zimmern. Gleichzeitig wird damit auch das Warmwasser aufbereitet. Zur Einsparung von Energie kann es im Sommer von den Heizkörpern entkoppelt werden. Sämtliche Elektrogeräte sowie die Beleuchtung weisen einen niedrigen Energieverbrauch auf. Die moderaten baulichen Massnahmen im Rahmen der Umnutzung des Gebäudes in eine Eigentumswohnung mit eigenem Büro, das neue Heizsystem und ein bewusstes Nutzerverhalten liessen den Energieverbrauch um rund zwei Drittel senken. Im Winter werden Wohnzimmer und Arbeitsbereich auf 20 Grad erwärmt, im Schlafzimmer reichen 18 Grad. Während der kältesten Tage hilft der instand gestellte Kamin im Büro die Spitzenlast zu decken. Das Umnutzungsprojekt in der Ortsbildschutzzone von Locarno trägt als Gesamtpaket den Anforderungen der Zukunft Rechnung. Dank der sanften und zielgerichteten baulichen Massnahmen konnte die Graue Energie auf ein Minimum beschränkt und der Charakter des Gebäudes erhalten werden. Die Mischnutzung aus Wohnen und Arbeiten und die Nähe zu Infrastrukturen und Bahnhof reduzieren den Energieverbrauch für die Mobilität. Dass die Liegenschaft über keinen Parkplatz verfügt, steht sinnbildlich für die lagebedingten Vorteile des Gebäudes. Sanierung und Umbau: Gilberto von Allmen, gas.arch, Locarno

Foto: Sebastian Heeb, Schweizer Heimatschutz

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12  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  13

ENERGETISCHE VERBESSERUNGSMASSNAHMEN Flächen- und Kubikmeterverbrauch Total m Haus (Inkl. offenes Treppenhaus, exkl. Balkon und Laubengänge 3

Wärmeproduktion (Heizung und Warmwasser) 1120 m

3

Dach

Aussenwände

Fenster und Aussentüren

Decken/Böden

Heizen/Warmwasser

Anzahl Personen Wohnen

2–4

Das nicht isolierte Satteldach befindet sich in gutem Zustand. Es wurden keine Massnahmen getroffen.

Das in der Ortsbildschutzzone befindliche Gebäude konnte aus gestalterischen Gründen nicht mit einer Aussendämmung verkleidet werden. Innen wurden die dünneren Mauerschichten unter den Fenstern mit Styrofoam-Platten (10 cm) gedämmt und verputzt.

Im 1. und 2. Obergeschoss wurden neue Fenster mit Zweifachverglasung und HolzMetall-Rahmen eingebaut. U-Wert = 1.0. Alle Aussentüren wurden ebenfalls ersetzt. UWert = 1.0.

Die Decke des Durchgangs zum Innenhof wurde gegen den beheizten Schlafbereich hin aussen gedämmt. Die Decke des 2. Obergeschosses wurde gegen den Estrich zwischen den Sparren mit Mineralwolle (20 cm) gedämmt und mit einer Dampfsperre abgedichtet.

Da kein Keller vorhanden ist, musste im Erdgeschoss ein kleiner Technikraum eingebaut werden. Die neue Wärmepumpe fand im bestehenden Abstellraum im Treppenhaus Platz. Die Heizwärme wird über neue Radiatoren in den Zimmern verteilt und dient auch der Warmwassererzeugung. Im Sommer kann auf eine stark reduzierte Leistung umgeschaltet werden. Aus Gründen des Ortbildschutzes konnten keine Solarzellen auf dem Dach angebracht werden.

Anzahl Personen Arbeiten

1

Anzahl Parkplätze

0

VORHER

NACHHER

Bruttogeschossfläche Wohnen

Vorher Beheizt 731 m3 / 216 m2 Elektro: Wandradiatoren und vier kleine Warmwasserboiler Kamin im Erdgeschoss Nachher Beheizt 731 m3 / 216 m2 Luft-Wasser-Wärmepumpe und optimierter Kamin

160 m2 / 553 m3

Bruttogeschossfläche Wohnen pro Person 40–80 m2 Bruttogeschossfläche Arbeiten Bruttogeschossfläche Arbeiten pro Person Grundstückfläche

49 m2 / 178 m3 49 m2 104 m2

Grundstückfläche pro Person 52 m2 Geschlossene Nebenräume (unbeheizt)

4 m2 / 12 m3

Wärmeverbrauch

Investitionskosten

Vorher 21’000 kWh/Jahr = Fr. 4’200.–/Jahr ca. 4 Bewohner

Dämmung (unter Fenster und Decke 2. OG und Boden 1. OG) inkl. Verkleidung

Nachher + 7’500 kWh/Jahr = Fr. 1’500.–/Jahr = 10 kWh/Jahr/m3 2–4 Bewohner Energieersparnis: ca.64%

GRUNDRISS ERDGESCHOSS

6’000.–

Neue Heizanlage (Wärmepumpe, Radiatoren, Leitungen und Elektrozubehör)

50’000.–

Neue Fenster und Türen (inkl. Restaurierung Schaufenster EG)

30’000.–

Total energetische Massnahmen 86’000.– Total Renovation 320’000.–

GRUNDRISS OBERGESCHOSS

1:200

Foto: Gilberto von Allmen

Foto oben: Sebastian Heeb, Schweizer Heimatschutz  Foto unten: Gilberto von Allmen

Edition Heimatschutz — Heft 2

Heft 2 — Edition Heimatschutz


14  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  15

BOLTIGEN BE

Vom Kleinbauernzum Ferienhaus Ein Holzstrickbau aus dem Jahr 1566 fand seine neue Bestimmung als Ferienhaus. Ein durchdachtes Energiekonzept, das auf der Nutzung von Holz und Sonne beruht, und passgenaue Dämmmassnahmen hoben das geschützte Haus sorgfältig auf einen zeitgemässen Standard. Heute ist nicht nur das Gebäude gut beheizbar – auch die Betten sind dank einer aktiven Vermietung warm.

D

Foto oben: Christoph Tschanz, Bühler Architekten AG  Foto unten: Sebastian Heeb, Schweizer Heimatschutz

Edition Heimatschutz — Heft 2

as Kleinbauernhaus an sonniger Hanglage im Weiler Schwarzenmatt geht auf das Jahr 1566 zurück. Es ist eines der ältesten Gebäude in Boltigen. Der regionaltypische Holzstrickbau mit seinem halb abgetieften Keller war einst der Wohnort von Alphirten. Der für Ernährung und Handel wertvolle Käse wurde im Haus gelagert; ein mäusesicherer Käseturm im Keller erzählt noch heute von diesen vergangenen Zeiten. Das Haus hat die Jahrhunderte ohne einschneidende Veränderungen überdauert. Der grösste Eingriff fand bereits 1705 mit dem Anbau eines Ökonomieteils mit Kleinviehstall und Heuraum in der Firstverlängerung statt. Um 1900 wurde im Erdgeschoss ein Raum hinzugefügt, später wurden die Fenster im Obergeschoss vergrössert, die Bretterküche aufgehoben und ein Zwischenboden eingezogen. Der bisher grösste Erneuerungsschub erfolgte 2011 – nachdem das Gebäude sechs Jahre leer gestanden hatte – im Zuge der Umgestaltung in ein bewirtschaftetes Ferienhaus für fünf Personen. Die sorgsame Modernisierung des Hauses in einer Ortsbildzone entspricht dem Trend zum sanften Tourismus mit intakter Kulturlandschaft, regionalen Produkten und einem reichen Schatz an wertvollen Gebäuden. Herzstück des Umbaukonzeptes war die Energieproduktion mit einem kombinierten Heiz- und Warmwasserspeicher, der mit Holz über den Stubenofen oder mit Sonnenenergie über Kollektoren auf dem Dach erwärmt wird. Dank diesem einfachen Energieerzeugungskonzept mussten keine tief greifenden Veränderungen der Bausubstanz vorgenommen werden. Die Fenster wurden durch Kombifenster aus einheimischer Produktion ersetzt. Um die Hauptfassade gegen Süden unverändert zu erhalten, wurde die Dämmschicht innen angebracht. Die Eternitverkleidung auf der Westseite wurde entfernt und die Aussendämmung mit einer neuen Holzschalung verkleidet. Die sichtbaren Strickwände schaffen damit im Innern ein attraktives Raumgefühl. Im Zuge der Renovation wurden einige Eingriffe aus dem 20. Jahrhundert wieder rückgängig gemacht. Die typische Küche mit doppelter Raumhöhe ist durch die Entfernung des Zwischenbodens wieder erlebbar; die von neueren Verkleidungen befreiten oberen Schlafräume werden über eine Galerie erschlossen. Zeitgenössische Einbaumöbel ermöglichen eine sinnvolle Nutzung der klein

geschnittenen Zimmer. Die neue Nasszelle im Ökonomieteil aus dem Jahr 1705 ist als eigenständiger Einbau ausgebildet. Mit der neuen Nutzung als Mietferienhaus ist das Gebäude ganzjährig bewohnt. Das durchdachte Konzept der Wärmeproduktion über Holzofen und Sonnenlicht schafft die Möglichkeit, auf die Jahreszeiten und die variierende Belegung zu reagieren. Dank der kleinen Solaranlage kann in den warmen Monaten auf das Anfeuern gänzlich verzichtet werden. Das zur Verfügung stehende Holzlager erlaubt jedem Gast, die Raumtemperatur des Erdgeschosses nach eigenem Wunsch zu regulieren. Dank dem kompakten Grundriss, der neuen Dämmung und der Wiederherstellung der Doppelraumhöhe im Küchenbereich konnte im Obergeschoss auf Heizkörper verzichtet werden; die warme Raumluft steigt nach oben und wärmt den Schlafbereich. Beim Umbau stand der Gedanke im Vordergrund, ein gut nutz- und vermietbares Ferienhaus zu erstellen. Die Umnutzung eines Bauern- in ein Ferienhaus und die entsprechenden Investitionen in die Gebäudesubstanz haben den Bestand des Gebäudes auf längere Sicht gesichert. Das zurückhaltende Projekt, mit dem das Vorhandene in den Vordergrund gerückt wurde, beanspruchte relativ wenig Graue Energie und hielt den produzierten Bauschutt gering. Mit der aktiven Vermietung durch die Stiftung Ferien im Baudenkmal des Schweizer Heimatschutzes entspricht das umgenutzte Haus der Idee der von den Schweizer Stimmberechtigten angenommenen Zweitwohnungsinitiative. Die Gäste der warmen Betten im Kleinbauernhaus Boltigen tragen auf verschiedene Art und Weise zur Förderung der lokalen Wirtschaft und des Tourismus in dieser etwas abgelegenen Region bei. Und schliesslich ist mit der sorgfältigen Restaurierung und Nutzbarmachung des Hauses selbst ein kultureller und touristischer Wert entstanden, der die einmalige Landschaft des Simmentals bereichert. Sanierung und Umbau: Bühler Architekten, Thun

Heft 2 — Edition Heimatschutz


16  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  17

ENERGETISCHE VERBESSERUNGSMASSNAHMEN Flächen- und Kubikmeterverbrauch

Wärmeproduktion (Heizung und Warmwasser)

Anzahl Personen Wohnen

2–5

Anzahl Parkplätze Dach Das Steildach wurde weitgehend ersetzt und bei dieser Gelegenheit mit Holzfaserplatten (6 cm) unter den Sparren und mit Cellulose (16-30 cm) zwischen den Sparren gedämmt. U-Wert = 0.2.

Aussenwände Sämtliche Aussenwände wurden, je nach Zustand, innen oder aussen gedämmt. Die Südfassade konnte in ihrem Erscheinungsbild komplett erhalten werden. An den übrigen Hausseiten wurde die Holzverkleidung teilweise ersetzt. Die Aussendämmungen auf der Ost-, West- und Nordfassade besteht aus Holzfasernplatten (10 cm bzw. 12 cm) mit einem U-Wert von 0.28, wobei für die Innendämmungen eine Schicht Schafwolle (14 cm) angebracht wurde.

Fenster und Aussentüren Alle Fenster wurden durch neue Kombifenster (IV-EV-Verglasung) und Lärchenholzrahmen aus regionaler Produktion ersetzt. U-Wert = 1.3. Die Aussentüren wurden instand gestellt und mit neuen Dichtungen versehen.

Decken/Böden Im Erdgeschoss wurde im nicht unterkellerten Bereich ein gedämmter Systemboden (10 cm) aus Polyurethan eingebaut. Die Wohnfläche über dem Keller wurde mit Holzfaserplatten (16 cm) an der Kellerdecke gedämmt. U-Wert = 0.28.

Heizen/Warmwasser Im Wohnzimmer erhielt das Haus einen neuen gemauerten Stubenofen. Er liefert im Winter nebst der Raumwärme auch Energie für die Warmwasserversorgung. Auf dem Dach wurde eine 5.2 m² grosse thermische Solaranlage für die Warmwasserproduktion installiert. Raumwärme und Warmwasser werden somit ausschliesslich aus erneuerbaren Energien gewonnen.

Beiträge Das Gebäude ist als schützenswertes Denkmal eingestuft und erhielt einen Subventionsbeitrag von der kantonalen Denkmalpflege. Die Stiftung Ferien im Baudenkmal des Schweizer Heimatschutzes hat die Liegenschaft als Ferienhausobjekt aufgenommen, die Instandstellung wurde mit Beiträgen aus verschiedenen Fonds des Schweizer Heimatschutzes finanziert.

1 113 m2 / 345 m3

Bruttogeschossfläche (beheizt) Bruttogeschossfläche (beheizt) pro Person

22–56 m2

Grundstückfläche

275 m2

Vorher beheizt 121 m² / 317 m³ Holzofen Nachher beheizt 113 m² / 345 m³ Holzofen Sonnenkollektoren

Grundstückfläche pro Person 55–137 m2 Geschlossene Nebenräume (unbeheizt)

70 m2 / 126 m3

Wärmeverbrauch

Investitionskosten

Vorher unbekannt (6 Jahre unbewohnt)

Dämmung Dach

10’000.–

Dämmung Aussenwände

15’000.–

Nachher Durchschnittswert berechnet als Einfamilienhaus für 2 Personen + 11’060 kWh / Jahr + 1’530 kWh / Jahr – 1’800 kWh / Jahr = 10’790 kWh / Jahr = 31 kWh / Jahr /m3

Dämmung Böden

7’000.–

Neuer Ofen und Warmwasserspeicher 20’000.– Solaranlage 12’000.– Neue Fenster 18’500.– Total energetische Massnahmen 82’500.– Total Dach 80’000.– Total Renovation 530’000.–

VORHER

NACHHER

Foto: Christoph Tschanz, Bühler Architekten AG

Foto: Sebastian Heeb, Schweizer Heimatschutz

QUERSCHNITT

GRUNDRISS EINGANGSGESCHOSS

BOLTIGEN BE Schwarz // Edition Heimatschutz — Heft 2

VERANTWORTLICH

// AL

1:200

1:200 FORMAT A4 DATUM 25 . 02 . 2014

Heft 2 — Edition Heimatschutz


18  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  19

WETTINGEN AG

Ein Einfamilienhaus wird wieder zum Haus einer Familie Nach dem Auszug des Nachwuchses lebte ein Ehepaar weiterhin im grosszügigen Einfamilienhaus. Mit dem Generationenwechsel wurde der Sichtbetonbau modernisiert und besser gedämmt. Seither teilen sich sieben statt zwei Personen das Gebäude – bei deutlich verringertem Energieverbrauch.

D

as 1970 vom Architekten Hans Kuhn als Sichtbetonbau erstellte Einfamilienhaus am Sonnenhang über dem Limmattal richtet sich mit grossen Glasfronten gegen Südosten aus. Seit dem Erstbezug wohnten dieselben Bewohner in diesem Haus. Diese hatten über die Jahre nur kleine bauliche Änderungen vorgenommen. Als 2004 ein Generationenwechsel anstand, planten Kohler + Ilario Architekten eine umfassende Modernisierung des Gebäudes. Das Einfamilienhaus sollte den Bedürfnissen einer jungen Familie angepasst und energetisch aufgewertet werden. Das Haus erhielt einen hellen, offenen Raumcharakter. Der alte Spannteppich wich einem Nussbaumparkett, und ein neues grosses Oberlicht über der Treppe bringt natürliche Helligkeit in den Erschliessungsbereich. Komplett umgestaltet wurden Küche und Badezimmer. Die Küche und das Wohnzimmer sind nun zu einem fliessenden Wohnraum zusammengefasst, der über den zentralen Treppenraum direkt erschlossen ist. Um die prägnante Gebäudegestaltung in Sichtbeton erhalten zu können, wurde die Dämmschicht auf der Innenseite aller beheizten Räume angebracht. Das Flachdach wurde erneuert, abgedichtet und ebenfalls gedämmt. Die Decken der ungeheizten Räume im Untergeschoss erhielten eine Isolation, um den Wärmeverlust der darüberliegenden Räume zu reduzieren. Von diesem Konzept der konsequenten Abdichtung musste im hinteren Zimmer des Untergeschosses aufgrund der bescheidenen Raumhöhe abgewichen werden. Im Fensterbereich nutzten Bauherrschaft und Architekten bereits früher ersetzte oder instand gestellte Elemente weiter. Einzig im Hauptschlafzimmer und in der Küche wurden neue Fenster eingebaut. Mit diesem pragmatischen Vorgehen konnten Kosten und Graue Energie gespart werden. In den bislang ungedämmten Rollladenkästen, die wichtige Wärmebrücken darstellten, kam eine Dämmung aus Mineralwolle zum Einsatz. Bei der Wärmeerzeugung beschritt die Eigentümerschaft keine besonders innovativen Wege: Die bestehende Ölheizung jüngeren Datums wurde übernommen. Ein zentraler Kamin im Wohnzimmer hat seine Funktion in erster Linie als architektonischer Raumteiler, für die Wärmeerzeugung dient er nur als sporadische Ergänzung.

Dank der konsequenten Dämmung des Gebäudes, die das äussere Erscheinungsbild nicht beeinträchtigte, senkte sich der Energieverbrauch um rund die Hälfte. Dieser Wert ist erstaunlich, denn die Belegungsdichte und damit auch die Nutzung der Räume hat mit dem Generationenwechsel deutlich zugenommen: Die Zahl der Bewohner ist von zwei auf sieben Personen angestiegen. Ebenso wurde die energetische Ertüchtigung auch zur Steigerung des Wohnkomforts genutzt: Die Dämmung erlaubt eine Raumtemperatur, die ein bis zwei Grad höher ist als vor dem Umbau. Die erneute Nutzung des Gebäudes als Wohnsitz einer Familie verbessert die Gesamtbilanz der Bewohnerschaft deutlich: Das grosszügige Einfamilienhaus wird seiner Funktion entsprechend wieder von einem Mehrpersonenhaushalt bewohnt. Hätte das Ehepaar die baulichen Massnahmen für sich selbst vorgenommen, wäre der Energieverbrauch um die Hälfte gesunken. Durch die Steigerung der Belegungsdichte teilen sich nun sieben Personen die Aufwendungen für die Energie. Der Hebel der Belegungsdichte ist erstaunlich: Pro Kopf wird gegenüber 2004 heute nur noch ein Siebtel der Heizenergie verbraucht. Die Eigentümer des vorgestellten Hauses haben mit ihrem Vorgehen eine Lösung zur sinnvollen Weiternutzung ihres Eigenheims innerhalb der Familie gefunden. Die gute Bausubstanz, die grosszügige Disposition des Grundrisses und die attraktive Lage am Sonnenhang zwischen den Zentren von Baden und Wettingen waren Grundbedingungen für eine Modernisierung innerhalb des bestehenden Volumens. Nicht überall sind die Voraussetzungen bezüglich Lage, Substanz und Dimensionen der Einfamilienhäuser jedoch derart gut wie beim vorgestellten Beispiel. Zahlreiche Einfamilienhäuser in den Wohnquartieren der Nachkriegszeit sind eher bescheiden bemessen und weisen einen beträchtlichen Investitionsstau auf. Vermehrt gefragt sind kreative Lösungen, mit denen der Generationenwechsel beschleunigt werden kann. Denn die selbst gewählte Erhöhung der Belegungsdichte ist gesamtwirtschaftlich die günstigste, effizienteste und sozialste Form der Energieeffizienz. Sanierung und Umbau: Architekturbüro Kohler+Ilario, Zürich

Fotos: Nicolas Hunkeler, Schweizer Heimatschutz

Edition Heimatschutz — Heft 2

Heft 2 — Edition Heimatschutz


20  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  21

ENERGETISCHE VERBESSERUNGSMASSNAHMEN

Dach

Aussenwände

Fenster und Aussentüren

Decken/Böden

Heizen/Warmwasser

Das Flachdach wurde mit Polyuretan-HartschaumPlatten (12 cm) gedämmt und neu abgedichtet.

Um das Erscheinungsbild des Sichtbetons sowie die Proportionen der Fassadengliederung zu erhalten, wurden die Wände der beheizten Räume auf der Innenseite mit extrudierten Polystyrol-Platten (8 cm), sowohl im Untergeschoss als auch im Obergeschoss, gedämmt. Die Unterlagsböden wurden im Bereich der Innendämmung zurückgespitzt, um die Dämmung bis zur Deckenplatte führen zu können. Die Innenwände aus Backstein wurden thermisch von der äusseren Betonschale getrennt.

Im Obergeschoss wurde die Fenstertür des Hauptschlafzimmers erweitert und mit Zweifach-Isolierverglasung ersetzt. In der Küche wurden ebenfalls neue Fenster mit Zweifach-Isolierverglasung eingebaut. Die Rollladenkästen wurden mit Mineralwolle (3 cm) gedämmt. Die neuen Oberlichter im Treppenhaus und Bad sind Spezialentwicklungen und entsprechen dem neusten Stand der Technik.

Die Garagendecke sowie die Aussendecke des Eingangsbereiches und die Kellerdecken wurden mit Mineralwolle gedämmt.

Die bestehende Ölheizung neueren Datums wurde beibehalten.

Fotos: Nicolas Hunkeler, Schweizer Heimatschutz

QUERSCHNITT Flächen- und Kubikmeterverbrauch

1:200

Wärmeproduktion (Heizung und Warmwasser)

Total m Haus beheizt (inkl. offenes Treppenhaus)

760 m

Total m3 unbeheizt (Nebenräume, Balkon, Vordach)

320 m3

3

3

Anzahl Personen Wohnen

7

Anzahl Parkplätze

5

Bruttogeschossfläche Wohnen

GRUNDRISS OBERGESCHOSS

Vorher Beheizt 271 m² / 760 m³ Ölheizung: Bodenheizung. Kamin im Wohnbereich. Nachher Unverändert

271 m2 / 760 m3

Bruttogeschossfläche Wohnen pro Person

39 m2

Grundstückfläche

859 m2

Grundstückfläche pro Person 122 m2 Geschlossene Nebenräume (unbeheizt)

111 m2 / 291 m3

Wärmeverbrauch

Investitionskosten

Vorher 3’500 l /Jahr = 35’000 kWh /Jahr = 3’675.–/Jahr 2 Bewohner

Innendämmung (Aussenwände)

25’000.–

Flachdach (inkl. Abdichtungen)

48’000.–

Nachher 2’000 l /Jahr = 20’000 kWh /Jahr = ca. 2’100.–/Jahr = 26 kWh /Jahr / m3 7 Bewohner

Fenster

Energieersparnis: ca. 43 %

8’000.–

Neue Oberlichter (Treppenhaus und Bad) 18’000.– Total Energetische Massnahmen Total Renovation

81’000.– 450’000.–

EFH WETTINGEN Schwarz // VERANTWORTLICH

Edition Heimatschutz — Heft 2

// AL

1:200

FORMAT A4 DATUM 25 . 02 . 2014

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22  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  23

ZÜRICH ZH

Zusammengelegt und durchmischt bewohnt Eins uns eins gibt mehr als zwei: Die Zusammenlegung von zwei zusammengebauten Häusern ermöglichte eine umfassende Modernisierung, die mitten in der Stadt Zürich durchmischtes Wohnen auf privater Ebene fördert. Ökologie, soziale Verantwortung und denkmalpflegerische Sorgfalt liefen bei der Planung Hand in Hand.

W

o früher zwei Hausnummern prangten, ist heute nur noch ein Schild angebracht. Durch die Zusammenlegung von zwei aneinander grenzenden fünfgeschossigen Häusern konnten die Eingänge zusammengefasst und eines der beiden Treppenhäuser aufgelöst werden. Dieser Zugewinn an Fläche innerhalb des bestehenden Volumens bot die Möglichkeit zur Verbesserung der Grundrisse und zur umfassenden Modernisierung des Gebäudes. Die Eigentümer des 1911 erstellten Wohnhauses Bertastrasse 72 konnten 2002 das Nachbarhaus innerhalb der fragmentarischen Blockrandbebauung erwerben. Auf dieser Basis lobten die Besitzer einen privaten Wettbewerb aus, um ein überzeugendes Gesamtkonzept für die beiden Gebäude mit insgesamt zehn Wohnungen zu finden. Das siegreiche Büro huggenbergerfries Architekten entwickelten in der Folge das Umbau- und Renovationsprojekt weiter. Eigentümer wie Architekten wollten das bestehende Volumen und die Bausubstanz soweit als möglich erhalten und zugleich die Chance des Flächengewinns zur Verbesserung des Vorhandenen nutzen. Obwohl nur ein überschaubarer Teil der Gebäudestruktur ersetzt wurde, gelang es, die Ausrichtung der Wohnungen zu ändern: weg von der Strasse hin zum weitläufigen Grünraum mit der Aemtlerwiese und dem Friedhof Sihlfeld, der hofseitig anschliesst. Der Schlüssel zu dieser Umkehrung der Achse war eine moderate Wohnraumerweiterung und der Anbau eines spitz auskragenden Balkons, der die Form des nie abgeschlossenen Blockrands aufnimmt. Grosse Aufmerksamkeit genoss die Optimierung des Grundrisses für eine flexible Nutzung der Wohnungen. Im Zuge der Wohnraumerweiterung gegen den Hof wurde das Badzimmer verschoben und ein kleines separates WC neben dem ebenfalls neuen Lift eingebaut. Durch diese Änderungen entstand eine polygonale Halle mit Garderobe, über die sämtliche Zimmer erschlossen sind. Nicht zuletzt weil das ehemalige Haus Nr. 72 bereits einen nutzungsoffenen Grundriss aufwies, konnte in diesem Gebäude auf grössere bauliche Anpassungen verzichtet werden. Herzstück der Wohnungen in beiden Gebäudeteilen ist heute eine Wohnküche mit Aussenraumbezug, in der ein Tisch für acht Personen Platz findet und damit gerade auch den Bedürfnissen von Wohngemeinschaften entgegenkommt.

Im Einvernehmen mit der städtischen Denkmalpflege blieben die Sichtbackstein-Fassaden des Eckgebäudes am Quartierplatz erhalten. Als Kompensationsmassnahme wurden Dach- und Erdgeschossboden maximal gedämmt und dreifach verglaste Fenster eingesetzt. Anstelle der bestehenden Gasheizung deckt heute eine Luft-Wasser-Wärmepumpe die Wärmeproduktion weitgehend ab. Die Spitzenlast trägt eine Gasheizung. Trotz der Eingriffe in die Substanz und die sichtbaren Erweiterungen wurde das zusammengelegte Gebäude aufgrund der gesamtheitlichen Qualität unter städtischen Denkmalschutz gestellt. Die bauliche Erneuerung erfolgte nicht – wie sonst häufig im beliebten Trendquartier – als Motor einer Mietzinsanpassung, sondern sollte in erster Linie den Bewohnerinnen und Bewohnern dienen. So entstand das Projekt zur Neugestaltung des Gartens in Zusammenarbeit mit der Mieterschaft, die auch beim Innenausbau teilweise mitentscheiden konnte. Die Eingriffe im Haus Nr. 72 erfolgten im bewohnten Zustand. Im Haus Nr. 70 mussten die umfangreichen Arbeiten im Leerstand erfolgen. Zwei der fünf Parteien zogen nach dem erfolgten Umbau wieder ein, zwei Parteien haben Rochaden vorgenommen. Die private Zweigenerationen-Eigentümerschaft, mit je einer Wohnung im Haus, versteht ihr Engagement für das Haus und seine Bewohnerinnen und Bewohner als Zeichen gegen die fortschreitende Aufwertung des Quartiers, das viele Alteingesessene schleichend vertreibt. Die Rendite des Objektes ist bescheiden, eine gute Durchmischung wird angestrebt. In den zehn Wohnungen leben unter anderem Alleinerziehende, IV-Bezieher, Rentner, es gibt Zweipersonenhaushalte und Wohngemeinschaften. Im Untergrund finden auch ein Probelokal für Bands und ein Gemeinschaftsraum Platz. Treffpunkt der Mieterinnen und Mieter ist in der wärmeren Zeit des Jahres der gemeinschaftlich genutzte Vorgarten, wo auch die Veloabstellplätze angeordnet sind. Um die ehemals zwei Gebäude der Spekulation zu entziehen, haben die heutigen Eigentümer ein Vorkaufsrecht für die Mieter oder für Genossenschaften festgelegt. Damit dürfte sichergestellt sein, dass dieses vorbildlich unter Massgabe einer umfassenden Nachhaltigkeit realisierte Projekt langfristig gesichert ist. Sanierung und Umbau: Architekturbüro huggenbergerfries, Zürich

Fotos: Beat Bühler, Zürich

Edition Heimatschutz — Heft 2

Heft 2 — Edition Heimatschutz


24  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  25

Foto: Beat Bühler, Zürich

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26  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  27

ENERGETISCHE VERBESSERUNGSMASSNAHMEN

Dach

Aussenwände

Fenster und Aussentüren

Decken/Böden

Heizen/Warmwasser

Der Dachboden wurde mit 24 cm Steinwolle gedämmt. U-Wert 0.12.

Keine. Die Fassade wurde nur aufgefrischt.

Um das Erscheinungsbild des Sichtmauerwerks sowie die Proportionen der Fassadengliederung zu erhalten, beschränken sich die Massnahmen auf den Ersatz aller Fenster, die mit neuen Dreifach-Verglasungen einen U-Wert von 0.7 erreichen.

Die Böden gegen unbeheizte Räume wurden mit 20 cm Steinwolle gedämmt. U-Wert 0.12.

Die alte Gasheizung wurde durch ein bivalentes System bestehend aus Gasheizung und Luftwasserwärmepumpe ersetzt.

Flächen- und Kubikmeterverbrauch

Wärmeproduktion (Heizung und Warmwasser)

Total m Haus (inkl. unbeheizter Räume)

4600 m

3

3

Total m3 Haus (unbeheizte Räume)

620 m3

Anzahl Personen pro Wohnung

2–5

Anzahl Parkplätze Bruttogeschossfläche Wohnen total Bruttogeschossfläche pro Wohnung (Eckhaus)

keine

Nachher Bivalentes System, Gasheizung und Luft-Wasser-Wärmepumpe

973 m  / 3980 m3 2

93 m2

Grundstückfläche

481 m2

Geschlossene Nebenräume (Keller, Haustechnik)

167 m2

Total Terrassen

250 m2

GRUNDRISS

Vorher Gasheizung

1:200

Fotos: Beat Bühler, Zürich

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28  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  29

SATIGNY-CHOULLY GE

Wohnen im ehemaligen Pferdestall Dank der Umnutzung der ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzbauten konnte der Erhalt eines aufgegebenen Bauerngutes im Genfer Weinbaugebiet gesichert werden. Die Steigerung der Energieeffizienz und eine sorgfältige Denkmalpflege gingen dabei Hand in Hand.

N

ur wenige Kilometer ausserhalb von Genf erstreckt sich die grösste Weinbaugemeinde der Schweiz. Weite Teile der Kulturlandschaft in der Gemeinde Satigny sind von Rebflächen und kleineren Aussenwachten mit stolzen historischen Landwirtschaftsbetrieben geprägt. Der Rückgang der Landwirtschaft bringt es vielerorts mit sich, über neue Nutzungen für diese prägenden Bauerngüter nachzudenken. Aufgrund der Lage mitten im Grünen, nahe bei der Stadt und mit Aussicht bis in die Alpen, steht zumeist eine Umnutzung in exklusive Wohnanlagen im Vordergrund. Dies gilt auch für das 1700–1715 erstellte Bauerngut in der Aussenwacht Choully, um dessen Innenhof sich Heuschuppen, Stall, Kelter, Wohnhaus und Holzlager anordnen. 2008 beauftragte die Eigentümerschaft das Architekturbüro ar-ter mit der Erarbeitung eines Gesamtkonzepts für die Wiederbelebung dieses denkmalgeschützten Ensembles. In einer ersten Etappe wurden 2010 der ehemalige Pferdestall und das überdachte Holzlager in ein Wohnhaus umgenutzt und das grosse Satteldach des angrenzenden Heuschuppens saniert. Der einstige Pferdestall beherbergt heute je zwei Zimmer und Nasszellen sowie eine Wohnküche mit direktem Ausgang zum hangseitig angelegten Garten. Der Wohnraum fand innerhalb der Steinmauern des baufälligen Holzlagers Platz und ist über eine Öffnung mit der angrenzenden Küche verbunden. Im überdachten Durchgangsbereich zwischen Hof und Garten wurde anstelle der früheren Latrine der Technikraum für die neue Heizanlage eingerichtet. Das Umnutzungsprojekt sollte den neuen Anforderungen eines modernen Wohnhauses mit geringem Energieverbrauch Rechnung tragen und gleichzeitig den baukulturellen Wert der bestehenden Gebäudesubstanz berücksichtigen. Der Stall präsentierte sich in seinem Inneren als offene, grosse Halle mit rau verputzten Aussenmauern und einem in Holzfachwerk ausgeführten Satteldach. Diese Ausgangslage bot weitgehende Freiheiten bei der Gestaltung des Innenraums. Ebenso konnten die energetischen Massnahmen ohne grössere Eingriffe in die historische Bausubstanz vorgenommen werden. Die Dachkonstruktion und die typischen Ziegel wurden lediglich instand gesetzt. Der überhohe Raum ermöglichte den Einbau einer neuen maximal wärmegedämmten Holzdecke unterhalb des Fachwerks. Damit konnte das beheizte Volumen merklich reduziert und die

bestehende Dachkonstruktion als duchlüfteter Kaltraum unberührt gelassen werden. Zusätzlich erhielt das Gebäude eine optimal isolierte Bodenschicht. Die starke Dämmung von Boden und Dach erlaubten es, weitgehend auf Eingriffe am wertvollen und ausdrucksstarken Mauerwerk zu verzichten. Wo energetische Massnahmen an den Wänden nötig waren, fanden sie im Innern statt, um das äussere Erscheinungsbild mit der unregelmässigen Mauertextur nicht zu verändern. Besonderes Augenmerk legten die Architekten und die Bauherrschaft auf eine differenzierte und subtile Unterscheidung zwischen restaurierten und neu hinzugefügten Elementen. Als Gestaltungsmittel kamen natürliche Materialien wie Holz, Rohbeton oder Kalkverputz zum Einsatz. Das neue Dach des Wohnraumes erhielt ein zeitgemässes Flachdach. Ebenso weisen Fenster- und Türrahmen moderne Details auf. Wo die Fassade restauriert wurde, fanden traditionelle Materialien Verwendung. Die ursprünglichen Öffnungen mit ihren markanten Steinfassungen blieben bestehen; wo neue hinzukamen, achtete man auf die vorhandenen Proportionen. Dass die sehr moderate Umnutzung des Bauernguts nicht zu einem starken Anstieg der Bewohnerdichte führt, ist aus raumplanerischer Sicht sinnvoll. Die Aussenwacht ist zwar mit unregelmässig verkehrenden Bussen erschlossen, und der Bahnhof sowie das Dorfzentrum von Satigny mit den lokalen Infrastrukturen liegen in rund 1,5 Kilometer Distanz. In einer Gesamtsicht hat das Weinbaugebiet ausserhalb von Genf als stadtnaher Erholungsund Grünraum eine wichtige andere Funktion. Schutz und Pflege der Kulturlandschaft geniessen in diesem Bereich hohes Gewicht und haben Vorrang. Die Wohnnutzung dient vorab dem Erhalt des denkmalgeschützten Ensembles innerhalb des Ortsbildes von Choully. Das bauliche Wachstum in der Gemeinde – und insbesondere in der grösseren Region – findet in speziell ausgeschiedenen Verdichtungsgebieten statt. Sanierung und Umbau: ar-ter atelier d’architecture-territoire, Carouge

Fotos: Olivier Zimmermann

Edition Heimatschutz — Heft 2

Heft 2 — Edition Heimatschutz


30  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  31

Flächen- und Kubikmeterverbrauch

Investitionskosten

Total m Haus (nur beheizte Räume)

560 m

3

Anzahl Parkplätze Bruttogeschossfläche Wohnen Grundstückfläche Geschlossene Nebenräume (nur Technikraum ohne Mehrzweckraum)

3

4–8 (im Hof) 180 m  / 560 m 2

3

820 m2 17 m2

Böden (inkl. Estrich etc.)

20’000.–

Satteldach und neue Flachdächer Wohnbereich

50’000.–

Fenster und Türen

38’000.–

Heizung Pelletanlage 45’000.– Solarpanels 11’000.– Holzofen 5’000.– Total Umbau (exkl. Heuschuppendach)

1’000’000.–

Wärmeproduktion (Heizung und Warmwasser) Vorher Keine: früher als Stall genutzt, anschliessend langjähriger Leerstand Nachher Pellets, Solarpanels und Holzofen Total Wärmebedarf  /Jahr

5 t Pellets = ca. Fr. 1750.–

LÄNGSSCHNITT

GRUNDRISS

1:200

Fotos: Olivier Zimmermann

CHOULLY SATIGNY GR Schwarz // VERANTWORTLICH // AL

CHOULLY SATIGNY GR Schwarz // VERANTWORTLICH // AL

Edition Heimatschutz — Heft 2

1:200

FORMAT A4 DATUM 25.02.2014

1:200

FORMAT A4 DATUM 25.02.2014

Heft 2 — Edition Heimatschutz


32  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  33

MÖRIGEN BE

Rückbauen, umbauen und ergänzen Ein Einfamilienhaus von Fritz Haller aus den frühen 1970er-Jahren hat eine umfassende Auffrischung erhalten. Um das Baudenkmal energetisch zu optimieren und zugleich für die Zukunft zu erhalten, waren umfassende Eingriffe nötig.

D

ie Moderne der Hochkonjunktur ist diesem 1971 erbauten Einfamilienhaus von Weitem anzusehen. Entworfen hat das Gebäude kein geringerer als Fritz Haller, einer der grossen Architekten der Schweiz im 20. Jahrhundert. Als Baukonzept wählte er sein eigenes Stahlbausystem MINI, das er – wie die beliebten USM-Möbel – in Zusammenarbeit mit der Firma u.schärer söhne aus Münsingen 1967 entwickelte hatte. Aus ästhetischer Sicht, aber ebenso als Zeugnis einer eigenständigen Schweizer Technik- und Denkleistung der 1960er- und 1970erJahre, ist das Einfamilienhaus zweifelsfrei ein bedeutendes Baudenkmal. Entsprechend hat der Kanton Bern die Gesamtanlage, zu der auch ein später erstelltes Gästehaus im gleichen Baustil gehört, 2005 unter Schutz gestellt. Das Gebäude entspricht einem raumplanerischen Denken, das von der scheinbar unendlichen Verfügbarkeit von Energie und Raum geprägt war. Es wirkt wie ein zufällig in der Landschaft gelandetes Objekt, das sich zwar subtil in die Umgebung einpasst, aber wichtige Aspekte wie die Erreichbarkeit der benötigten Infrastrukturen nicht ernsthaft in Betracht zieht. Immerhin: Zu Fuss gelangt man aus dem Einfamilienhausquartier mit Sicht auf den Bielersee in einigen Minuten zum Bahnhof der Lokalbahn, die knapp 20 Minuten nach Biel benötigt. Dennoch ist und bleibt das Automobil das naheliegendste Verkehrsmittel der Bewohnerschaft. Obwohl das Gebäude 1994 teilweise saniert wurde, hatte der Zahn der Zeit am Einfamilienhaus genagt. An der Gebäudehülle waren Korrosionsschäden erkennbar geworden, ebenso entsprachen der hohe Energieverbrauch und die mangelnde Behaglichkeit nicht mehr den heutigen Anforderungen. 2011 beauftragten die Eigentümer die 2bm architekten GmbH, ein Sanierungsprojekt zu erarbeiten. Der Auftrag bestand darin, das Erscheinungsbild und die Konstruktionsprinzipen zu wahren und zugleich das Gebäude an aktuelle Bedürfnisse anzupassen. Es stand fest, dass die Ziele nur mit einer umfassenden und tief greifenden Lösung erreicht werden konnten: Die Architekten mussten das Haus bis auf seine Grundstruktur zurückbauen, um anschliessend die ursprüngliche Form wiederherstellen zu können. Aus denkmalpflegerischen Überlegungen blieben das bestehende Farb- und Materialkonzept erhalten, Bad, Küche und Waschküche erhielten hingegen eine umfassende Auffrischung. Die Erfahrungen des Umbaus verdeutlichen, dass selbst schwierige Bauten mit eigenwilliger Materialwahl durch eine

fachgerechte Planung und Umsetzung an neue Bedürfnisse angepasst werden können. Eine solche Sanierung ist jedoch aufwendig und erfordert grosse planerische und handwerkliche Sorgfalt sowie ein hohes Verständnis und Bewusstsein für die baukulturellen Leistungen der damaligen Zeit. Und nicht zuletzt braucht es eine Bauherrschaft, die bereit ist, einen solchen Weg zwischen denkmalpflegerischen Erfordernissen und scheinbaren Hindernissen zu gehen. Dank der Modularität des von Fritz Haller entworfenen Stahlbausystems und der umfassenden Sanierung bleibt das Einfamilienhaus auch längerfristig für spätere Generationen flexibel nutzbar. Mit bescheidenen Eingriffen sind weiterhin Veränderungen möglich. Ursprünglich wurde das Gebäude als Fünfzimmerhaus realisiert, heute stehen vier Zimmer zur Verfügung. Für eine mögliche künftige Nutzung lässt sich das Haus auch in acht Zimmer unterteilen. Der hohe Landverbrauch des Einfamilienhauses und die bei der Sanierung angefallene Graue Energie könnten dannzumal durch eine intensiviere Belegung zumindest teilweise kompensiert werden. Die Eigentümer nutzten die Chance, langfristige Lösungen zu einer Verdichtung des ausserordentlich grossen Umschwungs zu ermöglichen. Mit dem 2005 angefügten Gästehaus erhielt das Ensemble einen klaren Abschluss, der eine künftige Bebauung des nordöstlichen Teils des Areals zulässt. Dieser Neubau stellt einerseits eine in sich schlüssige Fortsetzung des ursprünglichen Baukonzeptes dar, schliesst aber zugleich auch das Ensemble ab. Durch diese umsichtige Setzung des Baukörpers wird eine Sichtbarriere zwischen den bestehenden Liegenschaften und einem künftigen Neubau hergestellt. Verdichtung bedeutet in diesem Fall keinen Verlust der Privatsphäre und bringt – bei guter Gestaltung – auch keine Beeinträchtigung des Baudenkmales mit sich. Sanierung und Umbau: 2bm architekten, Solothurn

Fotos: Hansruedi Riesen, Zuchwil

Edition Heimatschutz — Heft 2

Heft 2 — Edition Heimatschutz


34  Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten

Baukultur und Energie — Wohnbauten energetisch aufwerten  35

ENERGETISCHE VERBESSERUNGSMASSNAHMEN

Dach

Aussenwände/ Glasfassade

Innenausbau: Decken/ Böden/Wände

Heizen/ Warmwasser

Beiträge

Die Dacheindeckung wurde erneuert. Dabei wurde die Entwässerung des Flachdaches über eine innenliegende Rinne angelegt. Dies erlaubte es, bei gegebener Dachrandhöhe einen U-Wert von 0.16 zu erreichen.

Der Einbau der neuen hochdämmenden 3-fach-Verglasung (U-Wert 0.6) bedingte den Ersatz der bestehenden epdm-Glashalterungen durch entspannte, thermisch getrennte Profile. Um das ursprüngliche Erscheinungsbild zu erhalten, wurde das Wiconastandardprofil modifiziert und aussen mit einem Gummirahmen abgedeckt.

Alle kontaminierten oder schadstoffhaltigen Bauteile wie formaldehydhaltige Spanplatten in Bodenkonstruktion und Elementwänden oder asbesthaltige Dämmschichten mussten ersetzt werden. Auch beim Innenausbau wurde darauf geachtet, dass sowohl Konstruktionsart als auch Erscheinungsbild soweit möglich erhalten blieben.

Alle haustechnischen Installationen (Elektro-, Heizungs-, Lüftungs-, Sanitäranlagen und Aussenstoren) wurden erneuert und den veränderten Anforderungen angepasst. Das ursprüngliche HLK-Konzept wurde optimiert, in seinen Grundzügen aber beibehalten. Die Wärmeverteilung erfolgt weiterhin mittels Bodenheizung im Sockelgeschoss zur Deckung der Grundlast und zusätzlich über die Lüftung mit Zuluftauslässen in der Decke und Ablufteinlässen am Boden. Aufgrund der wesentlich verbesserten Gebäudehülle konnten die Heiztemperaturen gesenkt und der Luftwechsel auf das zur Hygienelüftung erforderliche Mass beschränkt werden. Die Energieverluste werden durch die Wärmerückgewinnung minimiert. Anstelle der Ölheizung erfolgt die Wärmeerzeugung neu mittels Erdsonden, an die alle Stromformen angeschlossen wurden.

Die kantonale Denkmalpflege hat die Sanierung mit 122’000 Franken unterstützt.

Foto: Hansruedi Riesen, Zuchwil

GRUNDRISS OBERGESCHOSS Flächen- und Kubikmeterverbrauch Total m3 Haupthaus (inkl. Garage und überdachten Vorplatzes)

1200 m3

Anzahl Parkplätze Bruttogeschossfläche Wohnen Haupthaus (beheizt) zusätzlich 35 m2 Terrasse Bruttogeschossfläche Gästehaus Grundstückfläche (ohne Gästehaus) Geschlossene Nebenräume Haupthaus (inkl. Garage)

1:200

Wärmeproduktion (Heizung und Warmwasser)

4 295 m  / 892 m3 2

Vorher Ölheizung und Bodenheizung Warmluft Nachher Erdsonden Wärmepumpe für Heizenergie (Bodenheizung und Warmluft) und Warmwasser

98 m2 1258 m2 101 m2

Investitionskosten Die Sanierungs- und Umbaukosten, mit Rückbau bis auf das Tragwerk, kommen fast einem Neubau gleich.

Edition Heimatschutz — Heft 2

Heft 2 — Edition Heimatschutz


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GESCHÄFTSSTELLE Schweizer Heimatschutz Villa Patumbah Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich T 044 254 57 00, F 044 252 28 70 info@heimatschutz.ch, www.heimatschutz.ch,

ÜBER DEN SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ Der Schweizer Heimatschutz (SHS) ist die führende Schweizer Non-Profit-Organisation im Bereich Baukultur. Wir sind ein Verein mit 27 000 Mitgliedern und Gönnern und bestehen seit 1905 als Dachorganisation von 25 kantonalen Sektionen. Wir setzen uns dafür ein, dass Baudenkmäler aus verschiedenen Epochen vor dem Abbruch bewahrt werden und weiterleben. Wir fördern aber auch zeitgemässe, gute Architektur bei Neubauten.

Geschäftsleiter Adrian Schmid

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Jährlich verleihen wir einer Gemeinde den Wakkerpreis für ihre vorbildlichen Leistungen in der Siedlungsentwicklung und zeichnen mit dem Schulthess Gartenpreis eine aussergewöhnliche Arbeit auf dem Gebiet der Gartenkultur aus. Mit dem Verkauf des Schoggitalers unterstützen wir seit Jahrzehnten wegweisende Projekte in Heimat- und Naturschutz. In unserem Heimatschutzzentrum in der Villa Patumbah in Zürich kann Baukultur hautnah erlebt werden. Und mit unserer Stiftung Ferien im Baudenkmal bieten wir Ferienwohnungen in ausgesuchten historischen Bauten in der ganzen Schweiz.

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Unsere Publikationen informieren über unsere Aktivitäten und stellen die Schätze der Schweizer Baukultur vor. Mitglieder des Schweizer Heimatschutzes erhalten Publikationen zu einem vergünstigten Preis. www.heimatschutz.ch 3 SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE HEIMATSCHUTZ SVIZZERA PROTECZIUN DA LA PATRIA

4

1 Wakkerpreis 2015: Gemeinde Bergell GR 2 Schulthess Gartenpreis 2015: gemeinsam genutzte Pf lanzgärten der Stadt Lausanne VD 3 Schoggitalerverkauf von Schweizer Heimatschutz und Pro Natura 4 Heimatschutzzentrum in der Villa Patumbah, Zürich 5 Stiftung Ferien im Baudenkmal: Huberhaus in Bellwald VS

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ZENTRALVORSTAND Geschäftsausschuss Präsident Philippe Biéler, 1613 Maracon philippe.bieler@patrimoinesuisse.ch Vizepräsident Severin Lenel, St. Gallen Daniela Saxer, Zürich Übrige Mitglieder Benedetto Antonini, Muzzano TI Christian Bischoff, Genève Beat Schwabe, Ittigen BE Andreas Staeger, Brienz BE Geschäftsstellen Sektionspräsidenten Aargauer Heimatschutz Präsident: Christoph Brun, Brugg Geschäftsstelle: Henri Leuzinger, Kapuzinergasse 18, Postfach 358, 4310 Rheinfelden, G 061 831 70 05, P 061 831 69 67 Heimatschutz Appenzell A.-Rh. Präsidentin: Eva Louis, Langenegg 877, 9063 Stein AR, G 071 367 21 12 Heimatschutz Basel Präsident: Christof Wamister, Basel Geschäftsstelle: Paul Dilitz, Hardstrasse 45, Postfach, 4010 Basel, G 061 283 04 60 Baselbieter Heimatschutz Präsident: Ruedi Riesen, Liestal, G 061 921 07 56 Geschäftsstelle: Markus Vogt, Hauptstrasse 6 4497 Rünenberg, G 061 981 44 46, F 061 981 44 18 Berner Heimatschutz Präsidentin: Dorothée Schindler, Bern Geschäftsstelle: Kramgasse 12, 3011 Bern, G 031 311 38 88, F 031 311 38 89 Bündner Heimatschutz Geschäftsstelle: Ludmila Seifert-Uherkovich, Lürlibadstrasse 39, 7000 Chur, G 081 250 75 72 Protecziun da la patria d’Engiadina Ansprechperson: Patrizia Guggenheim, 7606 Promontogno, G 081 822 13 27 Patrimoine suisse, section Fribourg Président: Pierre Heegaard, Stalden 20, 1700 Fribourg, B 032 654 91 26, F 032 654 91 08, P 026 322 61 36 Patrimoine suisse, section Genève Président: Robert Cramer, Genève Secrétariat: ruelle du Midi 10, case postale 3660, 1211 Genève 3, B 022 786 70 50, F 022 786 78 07 Glarner Heimatschutz Präsident: Thomas Aschmann, Bankstrasse 20 8750 Glarus, G 055 640 39 72 Patrimoine Gruyère-Veveyse Président: Jean-Pierre Galley, Au village, 1669 Lessoc Secrétariat: Denis Buchs, case postale 161, 1630 Bulle 1, B 026 916 10 10 Innerschweizer Heimatschutz Präsident: Conrad Wagner, Stansstaderstrasse 28 6370 Stans Geschäftsstelle: Andreas Stäuble, Schirmertorweg 6, 6004 Luzern Patrimoine suisse, section Jura Président: Antoine Voisard, Porrentruy Administrateur: Georges Daucourt, CP 2202, 2800 Delémont 2, T/F 032 422 73 89 Patrimoine suisse, section neuchâteloise Coordination: Delphine De Pretto Président ad interim: Jean-Marc Breguet, route des Gouttes-d’Or 9, 2000 Neuchâtel Oberwalliser Heimatschutz Präsident: Giuseppe Curcio, Terbinerstrasse 11, 3930 Visp, T 027 946 02 83

Schaffhauser Heimatschutz Postfach 3121 8201 Schaffhausen, info@heimatschutz-sh.ch Schwyzer Heimatschutz Präsident: Walter Eigel, Zwygarten 11, 6415 Arth, P 041 855 51 66 Solothurner Heimatschutz Präsident: Philipp Gressly, Solothurn Geschäftsstelle: Tanja Baumberger, Ravellenweg 12, 4702 Oensingen, G 032 622 12 26 Heimatschutz St. Gallen/Appenzell I.-Rh. Präsidentin: Kathrin Hilber, St. Gallen Geschäftsstelle: Natalia Bezzola Rausch, Davidstrasse 40, Postfach 931, 9001 St. Gallen, G/F 071 222 07 20 Thurgauer Heimatschutz Präsident: Uwe Moor, Oberhofen bei Kreuzlingen Geschäftsstelle: Gianni Christen, altes SBB-Stellwerk Weinfelden, Schützenstrasse 28, Postfach 299, 8570 Weinfelden, G 071 620 05 10 Società ticinese per l’arte e la natura (STAN) Presidente: Antonio Pisoni, Ascona STAN: Via Borghese 42, CP 1146, 6601 Locarno, U 091 751 16 25, F 091 751 68 79 Patrimoine suisse, section Valais romand Présidente: Magali Reichenbach, rue de Savoie 108 1962 Pont-de-la-Morge Patrimoine suisse, section vaudoise Président: Denis de Techtermann, Morges Secrétariat: chemin des Bulesses 154, 1814 La Tour-de-Peilz, B 021 944 15 20, F 021 944 15 89 Zuger Heimatschutz Präsident: Dr. Meinrad Huser, Zug Geschäftsstelle: Postfach 4641, 6304 Zug, G 041 711 13 18, F 041 711 13 19 Zürcher Heimatschutz Präsident: Martin Killias, Lenzburg Geschäftsstelle: Eichstrasse 29, 8045 Zürich G 044 340 03 03, F 044 340 03 35 Fachberater Anfragen über die Geschäftsstelle des Schweizer Heimatschutzes Bauberatungskommission Christoph Schläppi, Bern (Präsident) Christian Bischoff, Genève Hansjörg Stalder, Basel Patricia Schibli, Wettingen Rechtsdienst Lic. iur. Rudolf Muggli, Bern Öffentlichkeitsvertreter Dr. Raimund Rodewald (Stiftung Landschaftsschutz Schweiz) Prof. Dr. Georg Mörsch Gerold Kunz (Konferenz der Schweizer Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger) Lic. iur. Lukas Bühlmann (Schweiz. Vereinigung für Landesplanung) STIFTUNG FERIEN IM BAUDENKMAL Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich G 044 252 28 72, info@magnificasa.ch www.magnificasa.ch PC 85-778179-9 Geschäftsleiterin: Kerstin Camenisch SCHOGGITALER Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich G 044 262 30 86, info@schoggitaler.ch, www.schoggitaler.ch PC 80-4943-5 Geschäftsleiterin: Eveline Engeli

IMPRESSUM Herausgeber: Schweizer Heimatschutz Villa Patumbah Zollikerstrasse 128 8008 Zürich Redaktion Patrick Schoeck-Ritschard, Sabrina Németh Druck Stämpfli AG, 3001 Bern

____ Ex. Die schönsten Museen der Schweiz – Wissen und Geschichten ____ Ex. Die schönsten Bauten 1960–75 ____ Ex. Die schönsten Hotels der Schweiz ____ Ex. Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz ____ Ex. Die schönsten Bäder der Schweiz ____ Ex. Die schönsten Spaziergänge der Schweiz Preis: CHF 16.–/CHF 8.– für Heimatschutz-Mitglieder, exkl. Porto

Gestaltungskonzept Stillhart Konzept und Gestaltung, 8003 Zürich Zürich, November 2015

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____ Ex. Positionspapier «Verdichten braucht Qualität» ____ Ex. Positionspapier «Raumplanung vor grossen Herausforderungen» ____ Ex. Aktuelle Ausgabe der Zeitschrift «Heimatschutz/Patrimoine» Preis: gratis

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Schweizer Heimatschutz Villa Patumbah Zollikerstrasse 128 8008 Zürich

Nicht frankieren Ne pas affranchir Non affrancare Geschäftsantwortsendung Invio commerciale-risposta Envoi commercial-réponse

Die schönsten Bauten 1960–75 Les plus beaux bâtiments 1960–75

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Die schönsten Bauten 1960–75

ZÜRICH ZH

Von Otterlo zur Ölkrise

Seepromenade / Willi Neukom, 1963 Centre Le Corbusier / Le Corbusier, 1960–67 posthum fertiggestellt Höschgasse 8 www.centerlecorbusier.com

Les plus beaux bâtiments 1960–75

Geschäftsantwortsendung Invio commerciale-risposta Envoi commercial-réponse

Schweizer Heimatschutz Villa Patumbah Zollikerstrasse 128 8008 Zürich

D’Otterlo à la crise pétrolière

Nicht frankieren Ne pas affranchir Non affrancare

Seepromenade und Centre Le Corbusier

Der Prototyp eines idealen Ausstellungsraums im Landschaftspark Am Zürichhorn führt der beliebte Seeuferweg die Spaziergänger direkt am Wasser entlang. Willi Neukom entwarf das Projekt im Nachklang der Gartenbauausstellung G59. Die grossen Natursteinplatten erinnern an lokale Seeuferbefestigungsmethoden und gleichzeitig an japanische und moderne schwedische Landschaftsgestaltung. Mit dem Wunsch, die Landschaft in die

patrimoinesuisse.ch/1960-75/fr/paysage

Lassen Sie sich inspirieren von revolutionären Konzepten und sinnlichen Details aus der Zeit zwischen Wachstumseuphorie und Ölkrise. Von der Satellitenbodenstation über die Grosssiedlung zur Berghütte: Ein Strauss von 50 Meisterwerken und Unbekanntem aus der ganzen Schweiz erwartet Sie.

Laissez-vous inspirer par les idées révolutionnaires et les détails marquants de la période qui va de l’euphorie de la croissance à la crise pétrolière. De la station satellite à la cabane de montagne, en passant par le grand ensemble, un bouquet de 50 œuvres magistrales et peu connues de toute la Suisse vous est présenté.

120 Seiten, Format A6, zweisprachig D/F Verkaufspreis: CHF 16.—, Heimatschutzmitglieder: CHF 8.— ISBN: 978-3-9523994-4-6, Bestellnummer: DSC017D

120 pages, format A6, bilingue F/D Prix de vente: CHF 16.— Membres de Patrimoine suisse: CHF 8.— ISBN: 978-3-9523994-4-6 Numéro de référence: DSC017F

Zu bestellen mit portofreier Karte auf der Innenseite oder unter www.heimatschutz.ch/shop

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Die schönsten Bauten 1960–1975

Seldwyla nächst

Die schönsten Bauten 1960–1975

–––

––– Objekt Seldwyla Architekt Willi Neukom Jahr 1963 Objekt Centre Le Corbusier Mit ihren Themengärten und Begleitveranstaltungen öffnete die erste schweizerische Gartenbauausstellung, G59, im April 1959 ihre Tore an den

Die schönsten Bauten 1960–1975

Themen Am 21. Juli 1969 betritt Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Es herrscht der Kalte Krieg. Was passierte in der Schweiz und wie schlugen sich die Ereignisse in der Architektur nieder? Stöbern Sie über den Bruch der Massstäbe, die Aufhebung von Grenzen und die Emanzipierung von veralteten Traditionen.

SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE HEIMATSCHUTZ SVIZZERA PROTECZIUN DA LA PATRIA

Au Zürichhorn, la très populaire promenade du lac longe directement la rive. Willi Neukom la dessina dans le sillage de l’exposition horticole G59.

D’O erlo à la crise pétrolière

Gesamtbetrachtung

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heimatschutz.ch/1960-75/de/landschaft

Un prototype dans le paysage

Les grandes dalles en pierre naturelle rappellent à la fois les méthodes locales de consolidation des rives et les aménagements paysagers japonais traditionnels et suédois modernes. C’est avec l’ambition de faire entrer le paysage dans l’architecture que Le Corbusier conçut à la même époque, avec Jean Prouvé, la «Maison de l’Homme», un pavillon d’exposition composé d’éléments préfabriqués colorés dont les dimensions, conformes au Modulor, sont de 226 × 226 cm. Le concept de toiture «parasolparapluie» de l’architecte trouva ici sa première application concrète. L'historien d'architecture Sigfried Giedion décrivait avec enthousiasme comment le vaste paysage – arbres, lac et ciel – s’engouffre sur la terrasse en toiture couverte et comment l’on sent, assis sur un banc d’allure antique, que Le Corbusier a, dans ce bâtiment, intégré l’infini.

Von O erlo zur Ölkrise

Edition Heimatschutz — Heft 1

BAUKULTUR UND ENERGIE

Architektur einzubeziehen, entstand damals auch das nahe gelegene Ausstellungshaus «Maison de l’Homme». Le Corbusier plante mit Jean Prouvé einen Pavillon aus bunten Fertigelementen im Modulor-Mass von 226 x 226 Zentimetern. Le Corbusiers Bedachungskonzept Parasol-Parapluie wurde hier erstmals gebaut. Der Architekturhistoriker Sigfried Giedion beschrieb fasziniert, wie die weite Landschaft – Bäume, See und Himmel – auf der überdeckten Dachterrasse hereinströmt und wie man auf der fast antik anmutenden Bank sitzend spürt, dass Le Corbusier in diesen Bau die Unendlichkeit einbezogen hat.

VON OTTERLO ZUR ÖLKRISE In den Jahren 1960-75 wurde das Potenzial der Stadt deutlich, sich zu einem ein Ort der emanzipierten urbanen Gesellschaft und der Differenzen zu entwickeln. Die Stadt wurde zum Zentrum einer Vielfalt von einander befruchtenden, wenngleich scheinbar gegensätzlichen, Perspektiven...

Seldwyla 1963

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