4 | 2018
HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE
Auf eine Tasse Kaffee Autour d’une tasse de café
SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE HEIMATSCHUTZ SVIZZERA PROTECZIUN DA LA PATRIA
Exposition à la Maison du patrimoine, 16.11.2018–30.6.2019
HIS TOIRES DE COU LEURS Projektpartner
Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128 8008 Zürich, www.heimatschutzzentrum.ch
Wir danken für die Unterstützung Stiftung Patumbah, kt.Color, Keimfarben AG, CRB
Ausstellung im Heimatschutzzentrum, 16.11.2018–30.6.2019
FARBGE SCHICH TEN
EDITORIAL
2 ZUR SACHE/AU FAIT FORUM 6 Françoise Krattinger Mehr als Kaffee Plus qu’un café 13 Marco Guetg «Qualität ist keine Ideologie» «La qualité n’est pas une idéologie» 16 René Hornung St. Gallens schönste Restaurant und Caféräume Les plus beaux cafés et restaurants de Saint-Gall 20 Beat Grossrieder Pâtisserie und Patina – eine schwierige Melange Pâtisserie et vieux murs sont parfois difficiles à allier 26 GUT ZU WISSEN/BON À SAVOIR 28 FRISCH GESTRICHEN PEINTURE FRAÎCHE SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ PATRIMOINE SUISSE 30 Schwächung des Natur- und Heimat- schutzgesetzes vorerst gestoppt Stop à l’affaiblissement de la loi sur la protection de la nature et du paysage 32 20 Schulthess Gartenpreise Les 20 Prix Schulthess des jardins 35 Ausstellung «Farbgeschichten» 36 Ortsbilder verstehen 38 Liste rouge Rote Liste 40 SEKTIONEN/SECTIONS 44 VON MENSCHEN UND HÄUSERN DES MAISONS ET DES HOMMES 46 BÜCHER/LIVRES 48 LEA, LUC & MIRO ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏
Titelseite: das Café Odeon in Zürich, eines der schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz (Foto: Schweizer Heimatschutz, Oliver Marc Hänni) Page de couverture: le café Odeon à Zurich, l’un des plus beaux cafés et tea-rooms de Suisse (photo: Schweizer Heimatschutz, Oliver Marc Hänni)
Die schönsten Cafés und Tea Rooms Das vor fünf Jahren veröffentlichte Büchlein Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz avancierte zu einer der erfolgreichsten Publikationen des Schweizer Heimatschutzes. Die Bestellungen liefen heiss, und wir konnten weit über 20 000 Exemplare des Bestsellers verkaufen. Unser Fokus auf die Raumqualität und die Innenausstattung von Cafés und Tea Rooms traf einen Nerv der Zeit. Das Interesse an diesen Lokalen, die über die letzten gut 100 Jahre zu unentbehrlichen Orten des Genusses, des Austauschs und des Innehaltens geworden sind, war und ist gross. Für die soeben erschienene Neuauflage haben wir uns wieder in allen Regionen der Schweiz, in den Städten, den Agglomerationen und den Dörfern auf die Suche nach den schönsten Cafés und Tea Rooms gemacht. Wir sind auf 50 Lokale gestossen, deren Spannbreite von altehrwürdigen Tea Rooms über Cafés mit gut erhaltenem historischem Interieur bis hin zu jüngeren Kreationen mit Potenzial zum Klassiker reicht. In dieser Ausgabe der Zeitschrift gehen wir auf die Qualität von Innenausstattungen, auf betriebliche Herausforderungen der Cafés, aber auch auf besondere Aspekte der Kaffeekultur ein. Einen zusätzlichen Blick richten wir nach St. Gallen, wo sich unsere kantonale Heimatschutzsektion auf die Suche nach den speziellsten Lokalen gemacht hat. Wir berichten aber auch über die verschiedenen politischen Vorstösse zum Abbau des Schutzes von Natur und Landschaft und die Pläne für eine eidgenössische Volksinitiative von Pro Natura, BirdLife Schweiz, der Stiftung Landschaftsschutz und dem Schweizer Heimatschutz gegen das Bauen im Nichtbaugebiet. Peter Egli, Redaktor
Les plus beaux cafés et tea-rooms Le petit ouvrage Les plus beaux cafés et tea-rooms de Suisse publié par Patrimoine suisse il y a cinq ans a rencontré un joli succès. Les commandes ont atteint des sommets et ce best-seller s’est vendu à plus de 20 000 exemplaires. Notre idée de mettre l’accent sur la qualité et l’aménagement des cafés et tea-rooms était dans l’air du temps. L’intérêt pour ces établissements qui sont devenus en un peu plus d’un siècle des espaces incontournables de détente, d’échange et de réflexion était et reste immense. Pour cette nouvelle édition qui vient de paraître, nous nous sommes mis à la recherche des plus beaux cafés et tea-rooms dans toutes les régions, villes, agglomérations et villages de Suisse. Nous avons retenu 50 établissements présentant un large éventail de diversité allant des vénérables tea-rooms aux cafés dotés d’aménagements intérieurs historiques bien préservés et aux créations plus récentes appelées à devenir de grands classiques. Cette édition de notre revue explore la qualité des aménagements intérieurs, les défis d’exploitation à surmonter, mais aussi certains aspects de la culture des cafés. Elle attire notre attention sur Saint-Gall, où la section de Patrimoine suisse est partie à la recherche d’établissements très spéciaux. Nous donnons par ailleurs des informations sur les diverses interventions politiques qui visent à démanteler la protection de la nature et du paysage et sur le projet de lancement d’une initiative populaire contre la construction hors zone à bâtir envisagé par Pro Natura, BirdLife Suisse, la Fondation pour l’aménagement du paysage et Patrimoine suisse. Peter Egli, rédacteur
ZUR SACHE/AU FAIT
Leserbriefe «Vom schönen Leben auf dem Land» Im Anschluss an Ihr Heft 3/2018 sende ich Ihnen ein kleines Porträt der Schweiz, wie sie aussehen könnte, wenn ... (geschrieben nach einer Velofahrt durch das Zürcher Unterland). Nostalgie Rechtecke wechseln mit Quadraten gebaut aus Beton und aus Glas. Es sind Gebäude wie Kastraten, ejakuliert wird nur Abgas. Durch das Automatentor fahren Autos morgens aus, hin zur Stadt im Massenchor, abends strömen sie nach Haus. Geneigte Dächer gibt es nicht, nur f lache, eben wie ein Brett. Durch die Fenster fällt viel Licht. Im heissen Raume schwitzt das Bett.
JOURNÉE D’ÉTUDE
SOZIALE MEDIEN
Densification et site construit
Beliebter Heimatschutz
EspaceSuisse organise en collaboration avec le Cercle de droit de l’aménagement du territoire CDAT une journée d’étude à Neuchâtel, qui s’adresse aux juristes et aux spécialistes de la protection du patrimoine: «Densification et site construit. Questions juridiques en lien avec l’Inventaire fédéral des sites construits d’importance nationale à protéger en Suisse (ISOS)». 7 décembre 2018, Université de Neuchâtel, Aula des Jeunes-Rives, avec traduction simultanée (DE/FR).
→ www.espacesuisse.ch
Das Angebot des Schweizer Heimatschutzes in den Sozialen Medien stösst auf weiter wachsendes Interesse. Mittlerweile hat der Facebookauftritt über 6500 Follower (d/f) gewinnen können. Auch der noch junge Auftritt auf Instagram hat bereits über 1500 Fans, Tendenz stark steigend.
→ www.facebook.com/SchweizerHeimatschutz → www.instagram.com/heimatschutz_patrimoine
STIFTUNG FERIEN IM BAUDENKMAL
Susta in Splügen neu im Angebot Gataric Fotografie
Ringsum ist Rasen, kurz gemäht, mit Betonplatten stark bef leckt. Wilde Kräuter sind verschmäht und ausgerissen, wenn entdeckt. Am Abend geht die Sonne unter, die Fenster werden auch zur Wand. Der Fernsehschirm berichtet munter vom schönen Leben auf dem Land, dem Land, wo früher Blumenmatten den Boden grün und bunt bedeckten, wo heut’ die Schönheit liegt im Schatten von Blöcken, hoch- und langgestreckten. Heinz Weidkuhn, Versam
→ Schreiben auch Sie uns Ihre Meinung an redaktion@heimatschutz.ch
→ Réagissez et donnez-nous votre avis en écrivant à: redaction@patrimoinesuisse.ch ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏
TAGE DES DENKMALS «Ohne Grenzen» Das Kulturerbejahr mobilisiert. 58 000 Besucherinnen und Besucher, 3000 mehr als im Vorjahr, nahmen vom 1. bis 23. September 2018 an über 1000 kostenlosen Veranstaltungen teil. Unter dem Motto «Ohne Grenzen» luden die Europäischen Tage des Denkmals in der Schweiz an Orte ein, die prägen und verbinden.
→ www.hereinspaziert.ch
2 Heimatschutz/Patrimoine 4 | 2018
1995 wurde Splügen vom Schweizer Heimatschutz für das Bestreben, wertvolle Bausubstanz – braungebrannte Walserhäuser, stolze Palazzi, mächtige Susten – zu erhalten, mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet. In einer der Susten können nun Ferien im Baudenkmal erlebt werden. Die «Susta» ist ein auf einem überhohen Sockel aufgesetzter Strickbau, direkt an der alten Passstrasse mitten im historischen Dorfkern gelegen. Hier wohnte der Sustmeister, der sogenannten «Teiler». Unter seiner Aufsicht wurde die herantransportierte Ware auf andere Säumer umverteilt. Bei der Restaurierung der Susta wurde grosser Wert
auf den Erhalt der historischen Bausubstanz gelegt. So wurden die Wandöffnungen, durch die früher der Pferdemist entsorgt wurde, nicht zugemauert, sondern aufwendig verglast, sodass sie heute den Blick zum Stutzbach freigeben, der am Baudenkmal vorbeifliesst. Die Wohnung für zwei Personen in der Susta wurde mit modernen Küchen- und Sanitäreinrichtungen ausgestattet und mit erlesenen Möbeln ergänzt. Ab Dezember 2018 können in diesem wunderbaren Walserhaus Geschichte und Baukultur erlebt und einzigartige Ferientage verbracht werden.
→ www.magnificasa.ch
ZUR SACHE/AU FAIT
MÉDIAS SOCIAUX Schweizer Heimatschutz
Patrimoine suisse sur Twitter Patrimoine suisse est présent sur Twitter depuis une bonne année – simple à trouver sous @patrimoine_ch (en français) et @heimatschutz_ch (en allemand). Désormais, plus de 700 personnes nous suivent sur ces deux canaux. Suivez-nous sur Twitter en cliquant sur le bouton «Suivre» et vous serez régulièrement tenu au courant des dernières actualités de Patrimoine suisse sur votre smartphone ou votre tablette.
→ www.twitter.com/patrimoine_ch et www.twitter.com/heimatschutz_ch
WEITERBILDUNG
ZVG
Lehrgang Denkmalpflegepraxis
WAKKERPREIS 2018
Nova Fundaziun Origen Am 18. August fand die Verleihung des Wakkerpreises 2018 an die Nova Fundaziun Origen in Riom GR statt. Unter dem Titel «Vita nova per Riom» bot Origen ein reichhaltiges Rahmenprogramm für die zahlreich erschienenen Gäste aus nah und fern. Bild (v. l. n. r):
Mario Cavigelli, Regierungspräsident Graubünden, Giovanni Netzer, Intendant Origen, und Andrea Hämmerle, Präsident Pro Origen, mit der Wakkerpreisurkunde.
→ Mehr zu Riom und zur Bedeutung des Ortsbilds auf Seite 36/37
∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏ Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein SIA bietet einen vierteiligen Lehrgang zur Denkmalpflegepraxis an. Herausforderungen wie die Siedlungsentwicklung nach innen oder die erneuerbaren Energien konfrontieren Architekten und Ingenieure mit neuen Aufgaben im Umgang mit dem historischen Bestand. Im Kurs werden unterschiedliche Grundlagen der Ortsbild- und Denkmalpflegepraxis reflektiert, und man lernt, die gewonnenen Erkenntnisse für den Entwurf zu aktivieren. Eine Begehung des Museums für Gestaltung in Zürich (Bild) bietet Gelegenheit, Inhalte der Theorie und Anforderungen der Praxis abzugleichen. Gerold Kunz, Denkmalpfleger Nidwalden, und Claudia Schwalfenberg, Verantwortliche Baukultur des SIA, leiten den Lehrgang. Es referieren u. a. Fredi Altherr, Cony Grünenfelder, Lukas Baumann, Rolf Mühlethaler, Karin Zaugg, Ruggero Tropeano und Lukas Knörr. Die Teilnehmerzahl ist auf 24 beschränkt.
→ Informationen und Anmeldung unter
www.sia.ch/denkmalpflegepraxis
EDITION HEIMATSCHUTZ – HEFT 3
Freiraum im Dorf Freiräume wie Streuobstwiesen, Nutzgärten oder Brunnenplätze sind prägende Elemente einer traditionellen Kulturlandschaft im Dorf. Durch die Verdichtung droht ihr Verschwinden und eine Banalisierung der Ortsbilder. Die dritte Nummer der Reihe Edition Heimatschutz geht diesem Phänomen nach. Ein Anker bildet dabei die Europäische Landschaftskonvention, die der Bund 2013 ratifiziert hat. Diese verlangt einen ganzheitlichen Blick auf die Landschaft – gerade auch innerhalb des Siedlungsgebietes. Der Schweizer Heimatschutz macht mit der Edition Heimatschutzauf diese Verpflichtung aufmerksam und fordert eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Raumentwicklung, Naturschutz und Ortsbildpflege. Unterstützt wird die Publikation durch das Bun-
desamt für Kultur. Freiraum im Dorf – Plätze, Strassen und Gärten ist in einer deutschen und einer französischen Version erhältlich.
→ Edition Heimatschutz – Heft 3: Freiraum im
Dorf kann unter www.heimatschutz.ch/shop für CHF 5.– (für Heimatschutzmitglieder gratis) bestellt werden.
4 | 2018 Heimatschutz/Patrimoine 3
ZUR SACHE/AU FAIT
LE COMMENTAIRE
Verdichten auf Teufel komm raus?
Densifier à tout prix?
Wenn ich abends nach Hause fahre, sind die zahlreichen Baustellen und Baugespanne in meinem eher beschaulichen Luzerner Quartier mit viel Grünraum nicht zu übersehen. In einem Liegenschaftsrating von Wüest & Partner weist der Stadtteil stark steigende Immobilienpreise aus. Der vor einiger Zeit verabschiedete Bebauungsplan schafft die Grundlagen für die gewünschte Verdichtung. So weit gut und richtig. Aber er schafft oftmals auch Raum für die rein spekulative Optimierung. Altbauten werden aufgekauft, aufwendig erweitert, renoviert und zu massiv höheren Preisen neu vermietet. Oftmals bedeutet Verdichten bloss höhere Quadratmeteranteile für die abgebrochene Altbauwohnung, während gleichzeitig bestehende Grünflächen minimiert, Bäume gefällt werden.
Le soir, quand je rentre chez moi à Lucerne, je suis frappé par les innombrables chantiers de construction en cours dans mon quartier plutôt tranquille et doté de nombreux espaces verts. Le rating immobilier de Wüest & Partner indique des prix en forte augmentation dans ce quartier. Certes, cette opération de densification repose sur le plan de développement des constructions adopté il y a quelque temps. Ce qui est parfaitement correct. Souvent, toutefois, ces plans ouvrent la voie à des optimisations purement spéculatives. Des maisons anciennes sont rachetées, agrandies et rénovées à grands frais, puis louées à des prix exorbitants. La densification est alors synonyme d’augmentation des mètres carrés de surface habitable après démolition des anciennes maisons, diminution des espaces verts existants et abattage des arbres.
Jutta Vogel
DER KOMMENTAR
Raumgeborgenheit Adrian Schmid Une quiétude conviviale Der Schweizer Heimatschutz priorisiert Geschäftsführer Schweizer Heimatschutz Patrimoine suisse préconise une densifidie qualitätsvolle Verdichtung und hat dazu zehn Regeln in einem Positionspapier definiert. Diese köncation de qualité et a défini à cet effet dix principes dans une prise nen auf ein Wort reduziert werden: Die Verdichtung nach innen de position. La densification devrait prendre en compte des crisoll sich am Gebot der «Raumgeborgenheit» orientieren. Was tères qualitatifs qui génèrent un sentiment de quiétude et de meine ich damit? convivialité. Qu’est-ce que cela signifie au juste? Un espace de quiétude et de convivialité se crée lorsque l’idenRaumgeborgenheit wird dann geschaffen, wenn charakteristische Eigenschaften eines Ortes gesichert, aber auch gefördert werden, tité spécifique du lieu est respectée et valorisée car chaque quardenn Identität ist immer ortsspezifisch. Menschen müssen sich tier a sa spécificité. Les habitants doivent s’y sentir bien. Le phiwohlfühlen können. Für den Philiosophen Jürgen Habermas unlosophe Jürgen Habermas différencie espace public et espace terscheidet sich «der öffentliche Raum vom privaten Raum insoprivé en affirmant que le premier est un espace de vie collective fern, als es sich bei ersterem um einen räumlichen Raum handelt, où les individus peuvent s’exprimer et négocier. Cette définition wo die kollektive Gemeinschaft sich artikulieren und verhandeln me plaît, surtout en ces temps de relations glaciales dans le kann». Voilà. Das gefällt mir. In der weltweit politischen Eiszeit ist monde et alors que les échanges interpersonnels sont plus que jamais nécessaires. der persönliche Austausch mehr denn je erwünscht. Restaurants sind Visitenkarten des öffentlichen, aber auch des Les restaurants sont la carte de visite de notre vie publique et pereigenen Lebens, so der Gastropublizist Christian Seiler. In den sonnelle, selon le journaliste gastronomique Christian Seiler. rund 24 000 Gaststätten der Schweiz verpflegen wir uns ja nicht Nous ne faisons pas que nous restaurer dans les 24 000 établissements que compte la Suisse. Les bars ont une importance parnur. Und dabei kommt den vielfältigen Barbetrieben eine besondere Bedeutung zu. Wir stehen am Tresen für einen schnellen ticulière. Nous nous installons au comptoir pour prendre un Espresso, tauschen uns am Montagmorgen verschlafen über die expresso en vitesse, discuter, encore endormis le lundi matin, des Resultate unseres Fussballklubs aus oder treffen nach der Arbeit résultats du dernier match de notre club de foot ou rencontrer beim Bier Unbekannte, bei denen wir nicht sicher sind, ob wir sie après notre journée de travail des inconnus que nous ne sommes pas sûrs d’avoir voulu rencontrer. überhaupt treffen wollten. Ces lieux publics sont toujours propices à des interactions avec Aber immer entstehen in diesen öffentlichen Räumen Interaknos semblables: des échanges animés, un bourdonnement chationen zwischen den Menschen. Lebhafter Austausch, zärtliches leureux, l’ivresse de la détresse ou de l’euphorie – et une certaine Gesumme, trunkenes Elend oder Euphorie – und Raumgeborquiétude conviviale. Patrimoine suisse présente dans sa seconde genheit. Der Schweizer Heimatschutz stellt in seiner umfassend édition entièrement remaniée des Plus beaux cafés et tea-rooms überarbeiteten zweiten Auflage der «schönsten Cafés und Tea de Suisse 50 établissements aux quatre coins de la Suisse qui se Rooms der Schweiz» 50 besuchenswerte Lokale von qualitätsdistinguent par leur architecture de qualité. Le bulletin de comvoller Architektur in allen Landesteilen vor. Die Bestellkarte mande se trouve à la dernière page. dazu finden Sie am Schluss dieses Hefts. → www.heimatschutz.ch/kommentar → www.patrimoinesuisse.ch/commentaire
4 Heimatschutz/Patrimoine 4 | 2018
ZUR SACHE/AU FAIT
Patrimoine suisse
LU DANS LA LIBERTÉ Un lieu d’aisance à Fribourg
DESTINATION PATRIMOINE
Route des Diligences VS Un groupe d’allègres excursionnistes a cheminé le dimanche 7 octobre 2018 sur la Route des Diligences. Durant la marche organisée par Patrimoine suisse dans le cadre de l’Année du patrimoine culturel, ce groupe est parti du Trétien pour descendre jusqu’à Vernayaz en empruntant la Via Cook et la Route des Diligences datant du XIXe siècle. Une journée riche d’anecdotes et d’histoire
SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ
sous la direction de Sandro Benedetti, spécialiste de la sauvegarde et valorisation du patrimoine naturel et culturel et des voies de communication historiques en Suisse. D’autres excursions ont été proposées à l’enseigne de «Destination patrimoine» pour découvrir la Route du Belchen, le col du Susten et l’ancienne Route du Schollberg.
→ www.patrimoinesuisse.ch/excursion
HEIMATSCHUTZ VOR 111 JAHREN
Rücktritt des Geschäftsführers Anlässlich seiner Jahresretraite hat der Vorstand des Schweizer Heimatschutzes Ende August mit grossem Bedauern davon Kenntnis genommen, dass Adrian Schmid im Frühjahr 2019 als Geschäftsführer zurücktreten wird. Nach einem Jahrzehnt an der Spitze der Geschäftsstelle hat sich Adrian Schmid für eine neue Tätigkeit im Kontext der von ihm präsidierten «Schweizer Demokratiestiftung» entschieden. Adrian Schmid verstand es, die Geschäftsstelle kontinuierlich mit qualifizierten und engagierten Fachkräften zu erweitern. Er hat den Schweizer Heimatschutz wesentlich erneuert und zahlreiche Projekte mit Erfolg realisiert. Der Vorstand dankt Adrian Schmid für die geleistete Arbeit sowie den enormen Einsatz und wünscht ihm für seine weiteren Pläne den verdienten Erfolg.
→ www.heimatschutz.ch/medien
«Du centre-ville à la périphérie, les haltes de trolleybus sont d’une étonnante diversité. (...) La station dite du Tilleul, étrangement située place des Ormeaux à Fribourg, en est la plus ancienne toujours debout. Datant de 1934, ayant connu les trams et toutes les éditions de Morat-Fribourg sauf la première, elle vient d’avoir aussi chaud que ses coureurs. Avec son abri aux murs défraîchis, sa longue banquette en bois vermoulu, sa petite fontaine toujours à sec, sa cabine téléphonique désertée et ses toilettes à l’arrière, elle se trouvait il y a peu encore dans la situation inconfortable d’une condamnée à mort, menacée par un projet destructeur qui voulait la reconstruire plus belle qu’avant. Un collectif de personnes du quartier s’en est ému et a demandé que la copie soit revue, donnant aux édiles matière à choisir entre les avantages de la nouveauté et la valeur d’un vivant et rassurant souvenir. Ce dernier semble l’emporter et cela me rend heureux, pour la bonne raison qu’il assure le maintien d’un lieu d’aisance sans lequel un quartier manquerait d’humanité concrète.» «A propos du p’tit coin des ormeaux», Michel Simonet dans La Liberté du 9.10.2018
→ www.listerouge.ch et page 38
GELESEN IN DER SÜDOSTSCHWEIZ Konvikt in Chur nicht entbehrlich «Das Konvikt der Bündner Kantonsschule wurde in den Jahren 1967 bis 1969 erstellt. Im Gegensatz zu Schlössern, Landhaus und Villa gilt es nicht als Kulturdenkmal, sondern bestenfalls als Betonklotz und schlimmstenfalls als baulicher Schandfleck. (...) Das Alter allein darf nie die Antwort auf die Frage nach der Erhaltenswürdigkeit eines Baus sein. Wenn es stattdessen also um Qualität geht, ist das Konvikt in Chur nicht einfach entbehrlich. Erbaut hat es Otto Glaus, der sein Handwerk unter anderem beim legendären Architekten Le Corbusier gelernt hat. (...) Mit solchem Erbe muss der Kanton so sorgsam umgehen wie möglich. Er muss künftig beweisen, dass er die dafür notwendige Sensibilität aufbringt – auch wenn es etwas mehr kostet.»
Anzeige im «Inseraten-Anhang» der Heimatschutz-Mitgliederzeitschrift in den Jahren 1905–1907
«Das Chartwell von morgen» Olivier Berger in der Südostschweiz vom 17. 10. 2018
→ www.roteliste.ch und Seite 39
4 | 2018 Heimatschutz/Patrimoine 5
Schweizer Heimatschutz, Oliver Marc Hänni
FORUM
DIE SCHÖNSTEN CAFÉS UND TEA ROOMS DER SCHWEIZ
Mehr als Kaffee Eine Kaffeehauskultur wie in Wien, Budapest oder Buenos Aires hat die Schweiz zwar nicht zu bieten. Umso überraschender ist deshalb die grosse Vielfalt an bemerkenswerten Lokalen, die als Orte des Genusses, des Austauschs und des Innehaltens seit einigen Jahren eine Renaissance erleben. Sie sind aus unserer Städten und Dörfern nicht mehr wegzudenken. Zudem wird das Bohnengetränk von international vernetzten Liebhabern gerade neu erfunden. Françoise Krattinger, Schweizer Heimatschutz
F
ünf Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe der «schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz» unterzieht der Schweizer Heimatschutz die Cafés im Land erneut einem prüfenden Blick. Die Tendenzen, die sich 2013 abzeichneten, haben sich inzwischen verstärkt. So fällt es auch Traditionsbetrieben immer weniger leicht, sich in der Hochpreisumgebung von Altstädten zu halten, und die Kundschaft wird bezüglich Kaffeequalität immer anspruchsvoller. Seit die «dritte Welle» des Kaffeekonsums in den 2010er-Jahren von Wien aus in Zentraleuropa angerollt ist, lässt, wer heute in der Kaffeebranche etwas auf sich hält, allen Produktionsstufen des Kaffees dieselbe Aufmerksamkeit zukommen, wie dies ein Önologe mit den Trauben und
6 Heimatschutz/Patrimoine 4 | 2018
dem Wein tut. Qualitätskaffee ist zum Distinktionsmerkmal der modernen Genussgesellschaft geworden. Der Erneuerungsdruck hat vielerorts zur Folge, dass sich kurzlebige Trends auch auf das Interieur von Cafés auswirken und das Qualitätsbewusstsein für Innenräume mit hoher Aufenthaltsqualität auf der Strecke bleibt. Dass es auch anders geht, zeigen die 50 Betriebe, die wir in der komplett überarbeiteten neuen Ausgabe vorstellen. Das Kaffeehaus als Gesellschaftsort Die klassischen Kaffeehausinterieurs von bekannten Traditionsbetrieben wie der Confiserie Schiesser in Basel oder der Confiserie Sprüngli in Zürich stammen meist aus der sogenannten «ers-
FORUM
len sind typische Vertreter der Lokale, die nach der Verunsicherung der Kriegsjahre Platz für Genuss und gepflegten gesellschaftlichen Austausch boten. Mit der 1938 gegründeten «Vereinigung Alkoholfreier Gaststätten» entstand ein erster nationaler Branchenverband.
Eine weltgewandte Familie eröffnete 2016 das Café Saienbrücke im stattlichen Appenzellerhaus in Urnäsch. Hier schmeckt nicht nur der Kaffee hervorragend, es werden auch antike Möbel frisch gepolstert. Une famille ouverte au monde a ouvert en 2016 le café Saienbrücke dans une imposante maison appenzelloise d’Urnäsch. Elle sert un excellent café et rénove des meubles et fauteuils anciens.
ten Kaffeewelle», als der Kaffeekonsum im Europa des 19. Jahrhunderts populär wurde und sich Kaffeehäuser als Ort des öffentlichen Austauschs etablierten. Die aktivierende und konzentrationsfördernde Wirkung des Kaffees stärkte eine ganz andere Art der sozialen und gesellschaftlichen Interaktion, als dies in den Alkohol ausschenkenden Wirtschaften üblich war. Den Kaffeehäusern wird nicht zuletzt deshalb eine wichtige Rolle in der Entstehung der Reformbewegungen Ende des 19. Jahrhunderts zugeschrieben. So fällt die erste Kaffeewelle zeitlich mit der ersten Welle der Frauenrechtsbewegung zusammen, die sich gegen soziale Ungerechtigkeiten engagierte. Damals ziemte es sich für Frauen nicht, Bierhallen und Weinstuben zu besuchen. Cafés aus jener Zeit sind auch aufgrund ihrer sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Geschichte bedeutend, während die repräsentativen Innenausstattungen oft als kunsthandwerkliche Meisterleistungen ihrer Epoche entstanden. Prominente Beispiele für diese Gattung sind das «Odeon» in Zürich, das Hugo Lötscher einen «Knotenpunkt der Kulturgeografie der 1950er-Jahre» nennt und dem Kurt Früh einen Film widmete, oder das Grand Café Al Porto in Lugano, das aufgrund der wichtigen Verhandlungen, die während des Zweiten Weltkriegs in seinen Räumen abgehalten wurden, als Tessiner Gaststätte in den Kulturverein der «Locali storici d’Italia» aufgenommen wurde. Die Tea Rooms wie Brändli in Aarau, Widmer in Burgdorf, Heinlein in Spiegel bei Bern, Wahrenberger in Beglingen, Speck in Zug, Ravelli in Locarno oder das Café Zimmermann in St. Gal-
Zweite Welle: Coffee to go und globale Ketten In den 1990er-Jahren eroberten Cappuccino und Latte macchiato den Markt. Mit internationalen Ketten wie Starbucks verbreiteten sich die neuen Getränketrends wie auch der Kaffee zum Mitnehmen in den urbanen Zentren der ganzen Welt. Mit einem Kaffee kauften sich die Gäste nicht nur ein koffeinhaltiges Getränk, sondern ein Stück Zugehörigkeit zur privilegierten Globetrotterelite. Die architektonische Entwicklung, die Starbucks in den letzten 20 Jahren durchlief, ist dabei besonders interessant. Bis 2008 verfolgte Starbucks bezüglich der Gestaltung seiner Coffeeshops eine ähnliche Strategie wie McDonald’s: Angebote und Interieurs im Corporate Design, eingebaut in möglichst historischen Gebäuden an guter Passantenlage. Als eine repräsentative Umfrage 2008 ergab, dass Starbucks in der Wahrnehmung der Kunden mit «Fast Food» assoziiert wurde, leitete das Unternehmen einen Strategiewechsel ein und setzte fortan auf regional angepasste Gestaltung. Verschiedene Designteams wurden aus Seattle heraus an weltweit 18 ökonomisch vielversprechende Destinationen geschickt, um sich mit den Gewohnheiten und Bedürfnissen der wichtigsten Zielmärkte vertraut zu machen. Bei der im September dieses Jahres eröffneten Starbucks Reserve Roastery in Mailand, der ersten Niederlassung der globalen Kaffeehauskette in Italien, ging das Unternehmen noch einen Schritt weiter. Im ehemaligen Palazzo delle Poste, der 1901 von Luigi Broggi an der Piazza Cordusio erbaut wurde, wohnen die Gäste einer Rundumperformance bei, die alle Schritte der Kaffeezubereitung inszeniert und nachverfolgbar macht. Eine gigantische Scolari-Röstanlage mit gewaltigen, grasgrün lackierten Behältern und ein sechs Meter hoher bronzener Entgasungszylinder dominieren als skulpturale Blickfänge das Geschehen. Die grünen Kaffeebohnen werden über den Köpfen der Gäste in effektvoll geschwungenen Röhren in die Rösttrommel geführt, wo sie geröstet und in Jutesäcke abgefüllt werden. Eine Heerschar Baristas mahlt die Bohnen und verarbeitet sie an den marmorbelegten Theken weiter. Erdacht hat dieses Erlebnisdesign Liz Muller, Chief Design Officer von Starbucks. Was als Filmset
«Es bleibt zu hoffen, dass sich das Qualitätsbewusstsein der neuen Akteure auch stärker auf das Interieur ausweitet.» des Regisseurs Tim Burton dienen könnte, sei, laut Muller, eine Hommage an die italienische Espressokultur und feiere alle Erkenntnisse, die Starbucks in seiner 47-jährigen Geschichte gesammelt habe. So kehrt in Form der Roastery gewissermassen eine amerikanische Interpretation der italienischen Kaffeekultur an ihren Ursprungsort zurück.
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FORUM
Die dritte Welle: Qualitätsoffensive und professionelle Zubereitung Die Idee der inszenierten Kaffeezubereitung wird auch in der Schweiz von einigen Betrieben aufgenommen. Die Gäste sollen ihr Wunschgetränk nicht nur serviert bekommen, sondern seine Zubereitung durch professionelle Baristas mitverfolgen können. So verfügt zum Beispiel das Kaffeehaus von Gallus Hufenus in St. Gallen eine eigene Röstmanufaktur, und als Pioniere der hiesigen Qualitätskaffeeoffensive gründete das «unternehmen mitte» in Basel die Kaffeeakademie «Kaffeemacher». Die inzwischen eigenständige, von der internationalen «Specialty Coffee Association» anerkannte Akademie bietet Profiausbildungen für Röster/innen und Baristas an. Es werden Weltmeisterschaften in den Disziplinen «Latte-Art», «Barista» und «Brewer’s Cup» abgehalten. Zudem kommen neben den klassischen Kolbenmaschinen, die vor allem guten Espresso brühen können, neue Zubereitungsmethoden auf. «Cold Brew», «Nitro Coffee», ausgeklügelter Filterkaffee oder gar Draft Coffee aus dem Zapfhahn bringen die nahezu 800 Aroma- und Duftnoten der Kaffeebohnen besser zur Geltung und erweitern die Palette an Kaffeegetränken. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Qualitätsbewusstsein der neuen Akteure in Zukunft auch stärker auf das Interieur ausweitet und die Wertschätzung für einzigartige Raumkonzepte, geschichtliche Zusammenhänge sowie solide Handwerkskunst wieder wächst. Entdecken Sie besuchenswerte Beispiele in unserer neuen Publikation! → Die Publikation Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz (2., über-
arbeitete Auflage) kann bestellt werden unter www.heimatschutz.ch/shop oder mit dem Talon an der Rückseite des Heftes.
ZAHLEN & FAKTEN ZUM KAFFEE IN DER SCHWEIZ • Cafébetriebe: 1904 Cafés begrüssten 2017 gemäss Euromonitor
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International in der Schweiz Gäste, wovon 152 von Ketten betrieben werden. CafetierSuisse: 1938 als «Vereinigung Alkoholfreier Gaststätten» gegründet, öffnete sich der Branchenverband 1989 für Betriebe mit Alkoholausschank, wurde 1991 in «Schweizer Cafetier Verband» umgetauft und nennt sich seit 2010 «CafetierSuisse» Kaffeekonsum: 2016 wurden gemäss CafetierSuisse in der Schweiz durchschnittlich 1093 Tassen Kaffee pro Person getrunken, womit die Schweiz weltweit einen Spitzenplatz belegt. Kaffeehandel I: Sechs der weltweit wichtigsten Rohstoffhändler sind im Genferseegebiet und in der Region Zürich niedergelassen. Laut Schätzungen werden 60–75% des internationalen Kaffeehandels in der Schweiz abgewickelt. Kaffeehandel II: Kaffeeprodukte im Wert von gut zwei Milliarden Franken wurden 2015 gemäss der Eidgenössischen Zollverwaltung exportiert, was einen Viertel der Gesamtexporte dieses Sektors ausmacht. Die Schokolade brachte es auf 848 Millionen, der Käse auf 573 Millionen Franken. Seit der in Vevey angesiedelte Nahrungsmittelkonzern Nestlé im Sommer 2018 für 7,15 Milliarden US-Dollar das Detailhandelsgeschäft von Starbucks übernommen und somit die weltweite Expansion von Starbucks, Nescafé und Nespresso steuert, dürfte die Schweiz zukünftig im globalen Kaffeegeschäft eine noch prominentere Rolle spielen.
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Schweizer Heimatschutz, Oliver Marc Hänni
«Les wagons» empfangen seit 2015 am Lagerplatz in Winterthur hungrige und durstige Passagiere. Die innovativen Gastgeber bauten zwei der ersten elektrischen Wagen der Uetlibergbahn mit Baujahr 1923 liebevoll zu einem CaféBistro um. «Les wagons» accueillent depuis 2015 des passagers affamés et assoiffés à la Lagerplatz de Winterthour. Les hôtes ont fait preuve d’innovation en transformant deux wagons du premier train électrique de la ligne de l’Uetliberg datant de 1923 en un bistrot raffiné.
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FORUM
Patrimoine suisse, Oliver Marc Hänni
Le Café Romand est devenu un rendez-vous incontournable à Lausanne. Malgré quelques adaptations aux nouveaux besoins de la clientèle, cette pinte vaudoise ouverte en 1951 a gardé son charme authentique et renforcé depuis 1970 le secteur de la restauration. Das «Café Romand» ist aus Lausanne nicht mehr wegzudenken. Der authentische Charme der «pinte vaudoise» hat sich trotz mehreren Anpassungen an veränderte Gästebedürfnisse erhalten; seit 1970 positioniert sich die ursprüngliche Weinstube aus dem Jahr 1951 verstärkt als CaféRestaurant.
LES PLUS BEAUX CAFÉS ET TEA-ROOMS DE SUISSE
Plus qu’un café La Suisse ne jouit pas d’une culture des cafés comparable à celle de Vienne, Budapest ou Buenos Aires. Sa grande diversité de cafés remarquables ne peut donc que surprendre. Ces lieux semi-publics sont des espaces de détente, d’échanges et de réflexion qui connaissent une renaissance depuis quelques années et sont devenus incontournables pour la vie de nos villes et de nos villages. Aujourd’hui, le café est une boisson que redécouvre un réseau international d’amateurs passionnés. Françoise Krattinger, Patrimoine suisse
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inq ans après la parution de la première édition des Plus beaux cafés et tea-rooms de Suisse, Patrimoine suisse refait un tour d’horizon approfondi des cafés de ce pays. Les tendances qui se dessinaient en 2013 se sont vérifiées. Les établissements traditionnels ont de plus en plus de peine à se maintenir dans les vieilles villes en raison de la flambée des prix immobiliers, tandis que les exigences de la clientèle quant à la qualité du café ne cessent de croître. Depuis l’arrivée de la troisième vague de cafés de Vienne en Europe centrale vers 2010, tout connaisseur du secteur du café qui se respecte accorde au café la même attention qu’un œnologue à son raisin et au processus de production du vin. Le café de qualité est devenu le signe distinctif de notre société de plaisir. En de nombreux endroits, ce renouveau se traduit par l’émergence de tendances de courte durée et une pression à la transformation des cafés lors de laquelle la qualité d’accueil des
salles est souvent oubliée. Cette évolution n’est toutefois pas une fatalité, comme le prouvent les 50 établissements présentés dans notre nouvelle édition entièrement remaniée. Le café, un lieu social Les cafés de grande tradition, aux intérieurs classiques, comme la confiserie Schiesser à Bâle ou la confiserie Sprüngli à Zurich, datent le plus souvent de la «première vague» de cafés lorsque la consommation de café s’est popularisée au XIXe siècle en Europe et que les cafés se sont mués en des lieux publics d’échanges. L’effet stimulant et bienfaisant du café a fait naître un style d’interactions sociales et de sociabilité différent de celui des établissements qui servaient des boissons alcoolisées. On attribue d’ailleurs aux cafés un rôle essentiel dans l’apparition des mouvements de réforme du XIXe siècle. La première vague de cafés coïncide avec
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Patrimoine suisse, Oliver Marc Hänni
Au café Ravelli de la Piazza Grande de Locarno règnent l’esprit et le glamour des débuts du festival de Locarno. Chaque changement de propriétaire peut néanmoins mettre en péril la préservation d’aménagements intérieurs aussi caractéristiques que ceux-ci. Im «Ravelli» an der Piazza Grande in Locarno hallen der Zeitgeist und der Glamour der Anfangsjahre des Locarno Festival nach. Der Erhalt von charaktervollen Raumgestaltungen wie dieser ist mit jedem Besitzerwechsel in Gefahr.
l’apparition du premier mouvement féministe qui s’insurgeait contre les inégalités sociales. A cette époque, il n’était pas convenable que les femmes prennent place dans des brasseries et des tavernes. Ces cafés-là sont donc des témoins importants en raison de leur histoire sociale et culturelle, et leur aménagement intérieur témoigne bien souvent du fabuleux savoir-faire artisanal d’alors. Le café Odéon de Zurich, qualifié de rendez-vous des intellectuels dans les années 1950 par Hugo Lötscher et auquel Kurt Früh a consacré un film, ou le Grand Café Al Porto de Lugano,
«L’effet stimulant et bienfaisant du café a fait naître un style d’interactions sociales et de sociabilité différent de celui des établissements qui servaient des boissons alcoolisées.» considéré aujourd’hui comme un café tessinois répertorié dans les «Locali storici d’Italia» car il fut le théâtre de négociations importantes durant la Seconde Guerre mondiale, sont de prestigieux exemples de ce style de café. Les pâtisseries-tea-rooms Brändli à Aarau, Widmer à Berthoud, Heinlein à Spiegel près de Berne, Wahrenberger à Beglingen, Speck à Zug, Ravelli à Locarno ou le café Zimmermann à SaintGall sont des témoins typiques de ces lieux qui, après les incerti-
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tudes des années de guerre, devinrent des lieux d’échanges de la bonne société. L’association des établissements sans alcool (Vereinigung Alkoholfreier Gaststätten) créée en 1938 fut la première faîtière nationale du secteur des cafetiers. Deuxième vague: bars à café et grandes chaînes internationales Dans les années 1990, le cappuccino et le latte macchiato ont conquis le marché. Avec l’essor des grandes chaînes internationales comme Starbucks, les nouvelles tendances de la dégustation de café, notamment le café à l’emporter dans les centres urbains, se sont répandues dans le monde entier. En consommant un café, la clientèle s’achetait une boisson contenant de la caféine mais également le sentiment de faire partie de l’élite privilégiée des globetrotteurs. L’évolution architectonique suivie par l’enseigne Starbucks ces 20 dernières années est particulièrement intéressante. Jusqu’en 2008, Starbucks a suivi la même stratégie que McDonald’s pour l’aménagement de ses cafés: les offres et les intérieurs étaient uniformisés et installés dans des bâtiments, si possible historiques, dans des lieux de passage fréquentés. Lorsqu’une enquête représentative datant de 2008 a révélé que la clientèle associait Starbucks à un «fast food», l’entreprise a changé de stratégie et favorisé des aménagements adaptés à chaque région. Diverses équipes de designers ont été envoyées depuis Seattle dans 18 destinations économiquement prometteuses pour se familiariser avec les habitudes et les besoins des principaux marchés cibles. En septembre, l’entreprise a franchi une nouvelle étape en ouvrant à Milan le Starbucks Reserve Roastery, le premier établissement implanté en Italie par la chaîne internationale. Dans l’ancien
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Palazzo delle Poste, édifié en 1901 par Luigi Broggi sur la Piazza Cordusio, la clientèle assiste à une performance édifiante qui met en scène et retrace toutes les étapes de la préparation du café. Un gigantesque torréfacteur Scolari avec des conteneurs vert-pomme ainsi qu’un cylindre de dégazage en bronze de 6 m de haut attirent tous les regards. Les grains de café vert sont transportés vers le torréfacteur au-dessus de la tête des clients par des conduites curvilignes savamment étudiées, puis sont torréfiés et mis dans des sacs de jute. Une brigade de baristas moud les grains et prépare le café sur des comptoirs en marbre. Cette performance a été conçue par Liz Muller, chef designer chez Starbucks. Ce qui aurait pu servir de plateau de tournage au régisseur Tim Burton est pour L. Muller un hommage à la culture italienne de l’expresso et célèbre tout le savoir acquis par l’entreprise Starbucks durant ses 47 ans d’existence. Cet établissement de torréfaction permettrait en quelque sorte une interprétation américaine de la culture italienne du café sur son lieu d’origine. La troisième vague: offensive qualité et préparation professionnelle En Suisse également, l’idée d’une mise en scène de la préparation du café a été reprise par quelques entreprises. La clientèle ne se fait pas seulement servir sa boisson préférée mais peut suivre sa préparation par des baristas professionnels. Le Kaffeehaus de Gallus Hufenus de Saint-Gall dispose de sa propre installation de torréfaction et en tant que pionnière de l’actuelle offensive qualité, l’entreprise bâloise «unternehmen mitte» a fondé une Académie du café, les «Kaffeemacher». Cette académie désormais indépendante et reconnue par la «Specialty Coffee Association» propose des formations professionnelles destinées aux torréfacteurs et aux baristas. Elle organise des championnats mondiaux dans les disciplines: «Latte», «Barista» et «Brewer’s Cup». Aux machines classiques qui font un succulent expresso sont venues s’ajouter de nouvelles méthodes de préparation. L’infusion à froid (cold brew), le café infusé froid chargé d’azote (Nitro coffee), le chemex ou même le Draft Coffee font découvrir les quelque 800 arômes et
saveurs de cafés en élargissant la gamme de boissons à base de café. Il faut toutefois espérer que la prise de conscience de la qualité dont se soucient les nouveaux experts du café touchera également l’aménagement intérieur des cafés et qu’un regain d’intérêt se manifestera pour la valeur inestimable de certaines salles d’exception, pour les correspondances historiques et pour le travail de qualité des artisans. Partez à la découverte des cafés de notre nouvelle publication: ils méritent votre visite!
Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz 2. überarbeitete Auflage
Les plus beaux cafés et tea-rooms de Suisse 2e édition remaniée
→ La publication Les plus beaux cafés et tea-rooms
de Suisse (2e édition remaniée) peut être commandée sur notre site: www.patrimoinesuisse.ch/shop ou en renvoyant le talon-réponse encarté en dernière page.
FAITS ET CHIFFRES SUR LE CAFÉ EN SUISSE • Exploitation de cafés: en 2017, la Suisse comptait, selon Euro-
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Starbucks Corporation
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Mise en scène de la préparation du café au Starbucks Reserve Roastery de Milan Die Starbucks Reserve Roastery in Mailand inszeniert die Kaffeeherstellung als Spektakel.
monitor International,1904 cafés dont 152 étaient gérés par de grandes chaînes. CafetierSuisse: l’Association des établissements sans alcool (Vereinigung alkoholfreier Gaststätten) créée en 1938 devint la faîtière nationale du secteur des cafetiers, puis s’ouvrit en 1989 aux établissements qui servaient de l’alcool pour devenir en 1991 l’Association des cafetiers suisses, dénommée depuis 2010: CafetierSuisse. Consommation de café: selon CafetierSuisse, la consommation moyenne de café en Suisse était estimée à 1093 tasses de café par personne en 2016. La Suisse fait donc partie des plus grands consommateurs au monde. Marché du café I: six des principaux négociants mondiaux sont installés dans l’Arc lémanique ou la région zurichoise. On estime qu’entre 60 et 75 % du négoce de café se fait en Suisse. Marché du café II: selon l’Administration fédérale des douanes, les exportations de café constituaient en 2015 le produit phare des exportations suisses, avec une valeur de plus de 2 milliards de francs, soit un quart des ventes du secteur des denrées alimentaires. Les exportations de chocolat ont atteint seulement 848 millions de francs et celles du fromage 573 millions de francs. Depuis l’alliance conclue pour 7,15 milliards de dollars durant l’été 2018 entre la multinationale Nestlé de Vevey et une vaste gamme de produits de la chaîne Starbucks, marquant la réunion des trois marques emblématiques du monde du café: Starbucks, Nescafé et Nespresso, la Suisse devrait jouer un rôle de premier plan sur le marché international du café.
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Marion Nitsch
Daniel Häni und Pola Rapatt im «unternehmen mitte» in Basel. In der Innenstadt, wo rundum alles auf Konsum ausgerichtet ist, wurde die ehemalige Schalterhalle zu einer wohltuenden Oase. Daniel Häni et Pola Rapatt à l’intérieur du café «unternehmen mitte» à Bâle. Située dans le centre où tout est axé sur la consommation, l’ancienne salle des guichets est devenue une oasis réconfortante.
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FORUM
IM GESPRÄCH MIT POLA RAPATT UND DANIEL HÄNI
«Qualität ist keine Ideologie» An der Gerbergasse 30 in Basels Altstadt residierte die Schweizerische Volksbank. Dann verschwand die Bank. Zurück blieb ein Gebäude – und eine neue Idee. Seit 1999 betreibt dort das «unternehmen mitte» das grösste Kaffeehaus der Schweiz. Ein Gespräch mit den Gesellschaftern Pola Rapatt und Daniel Häni. Marco Guetg, Journalist, Zürich
Frau Rapatt, Herr Häni, wie würden Sie das «unternehmen mitte» in Kürze definieren? Daniel Häni: Es ist ein Kaffeehaus in der Interpretation des 21. Jahrhunderts. Ein Bahnhof für Initiativen, Gespräche, Nachdenken, auch Langeweile. Im besten Fall wird man von einer Muse geküsst. Es ist ein Ort, vom dem Kulturimpulse ausgehen. Pola Rapatt: Es ist ein Unternehmen, das sich selbst gehört. Der Gewinn bleibt immer im Unternehmen und dient dazu, künftige Projekte zu finanzieren. Anstatt Profitmaximierung steht bei uns der Sinn und die Möglichkeit, Neues zu tun, im Vordergrund.
habe mich damals dafür eingesetzt, dass man miteinander spricht. So ist es mehrfach gelungen, mit den Eigentümern Verträge einzugehen. Daraus wurde eine breite Zwischennutzungsbewegung. Natürlich nicht nur in Basel. Hier verhandelten wir beispielsweise 1989 mit der Schweizerischen Volksbank über das Schlotterbeck-Areal beim Bahnhof, das wir dann in den Jahren 1990 bis 1993 anstatt besetzt gemietet haben. Die Pointe der Geschichte ist, dass wir nur acht Jahre später den ehemaligen Hauptsitz der Volksbank in Basel gekauft haben. Wer hätte das für möglich gehalten?
Ein Kaffeehaus «in der Interpretation des 21. Jahrhunderts» – wie ist das zu verstehen? Häni: Wir sind nicht das Wiener Kaffeehaus. Die Orientierung fokussiert auf die Bedürfnisse von heute und morgen. Es gibt zum Beispiel keine Konsumationspflicht im Kaffeehaus, oder es gibt einen expliziten Kindertag oder – ganz neu! – bieten wir eine Offlinezone an. Vor Jahren waren wir die Ersten, die den Gästen einen freien Zugang zum Internet ermöglichten, jetzt sind wir die Ersten mit einer Offlinezone: das Kaffeehaus im Flugmodus. In der gängigen Vorstellung ist ein Kaffeehaus ein Ort, wo man sich trifft, trinkt, plaudert, liest, arbeitet … Rapatt: Ja! Das ist die Kaffeehauskultur. Genau das verstehen wir unter Kulturveranstaltung. In erster Linie möchten wir die Gäste als Menschen begrüssen, und nicht als Konsumenten. Deswegen hängen auch keine bewerbenden Schilder rum.
Die rechtliche Struktur der heutigen Eigentümerschaft ist bemerkenswert. Das Haus gehört einer Stiftung, die es für rund zehn Millionen Franken gekauft und somit der Spekulation entzogen hat, und ihr habt mit der Stiftung einen langfristigen Mietvertrag. Häni: Richtig – wir haben einen eigentumsähnlichen Kostenmietvertrag mit der «Stiftung Edith Maryon». Die Stiftung sichert das Haus langfristig und uneigennützig, und wir haben für den Betrieb die volle unternehmerische Verantwortung. Eine empfehlenswerte Win-win-Situation.
Das funktioniert? Häni: Sehr gut! Ein guter Gastgeber zwingt seine Gäste nicht zu etwas, das sie nicht wollen. So wurde unser Haus in der Innenstadt, wo rundum alles auf Konsum ausgerichtet ist, zu einer wohltuenden Oase. Rapatt: Jetzt haben wir den Groove der ehemaligen Schalterhalle beschrieben. Auf der Terrasse vor dem Haus und im «non fumare» ist es wieder anders, dort wird man vom Gastgeber begrüsst und bedient. Wo ist es am gemütlichsten? Häni: In der Mitte der Mitte, in den Lounge Chairs von Charles & Ray Eames. Bei der Gründung des Unternehmens 1999 war zu lesen, das Ganze habe auch etwas mit der Basler Kulturraumbewegung zu tun. Was ist spezifisch baslerisch daran? Häni: Ich bin in den 80er-Jahren als Hausbesetzer gestartet und
Finden im Haus eigentlich auch Kulturveranstaltungen statt? Rapatt: Das ist bei uns eine unbeliebte Frage! Denn wir verstehen praktisch alles, was zwischen den Menschen geschieht, als Kultur. Wir sind die Plattform, das Wohnzimmer. Aber natürlich finden bei uns auch klassische Veranstaltungen wie Kurse, Theater, Lesungen, Kino und Festivals statt. Spricht man über Kaffee, tauchen sofort auch Fragen über die Produktionsbedingungen auf. Worauf achten Sie beim Einkauf des Kaffees? Rapatt: Auf höchste Qualität der Bohnen und Schulung der Mitarbeiter. Spielt es keine Rolle, woher die Kaffeebohnen kommen und wie sie produziert werden? Rapatt: Doch, natürlich! Die Rösterei «Springroasters» – übrigens ein aus dem «unternehmen mitte» hervorgegangener und inzwischen selbstständiger Betrieb – bewirtschaftet eine eigene Plantage. Fairtrade und biologisch sind garantiert. Bio heisst aber nicht unbedingt, dass der Kaffee auch gut schmeckt? Häni: Warum? Qualität ist keine Ideologie.
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Gilt dieser Grundsatz bei allen Lebensmitteln? Rapatt: In unserem Sortiment befindet sich fast nichts mehr, das nicht biologisch ist. Eine Ausnahme: die Ovomaltine, aber die schmeissen wir jetzt raus. Als Statement gegen eine bestimmte Firmenpolitik? Häni: Nein, als Statement an die Wander AG, die Ovomaltine in Bioqualität anzubieten. 1999 fing alles an. Was hat von der einstigen Vision die Zeit überdauert? Was hat sich grundlegend geändert? Häni: Die Vision von «Freiheit und Verantwortung» hat sich bewährt. Wir sind erfolgreich geworden, indem wir die Verantwortung, wenn immer möglich, dem Einzelnen zusprechen. Es hat sich ein bemerkenswerter Grad an Selbstverantwortung etabliert – egal, ob bei Partnern, Mitarbeitern oder den Gästen. Ebenso ist es bei unserer Eigentumsstruktur, die auf persönlicher
«Wir verstehen praktisch alles, was zwischen den Menschen geschieht als Kultur. Wir sind die Plattform, das Wohnzimmer.» Verantwortung ohne privaten Profit basiert. Verändert hat sich die Kaffeekultur: Tranken in den Jahren nach der Jahrtausendwende mehr als die Hälfte Latte macchiato, ist es heute nur noch eine kleine Minderheit. Auch Alkohol wird deutlich weniger getrunken. Der Umsatz hat sich von der Nacht auf den Tag verschoben, was auch mit dem Rauchverbot zu tun hat. Beinahe unverändert blieb die Gästestruktur. Es kommen nach wie vor Junge und Alte aus allen möglichen politischen und gesellschaftlichen Ecken und Schichten. Gibt es auch Dinge, die immer gewünscht, aber nie verwirklicht worden sind? Rapatt: Wir wollten im alten Saferaum einen Club einrichten. Eine «Tanzbank» mit Disco oder Cocktailbar und so das Nachtleben beleben… bisher hats nicht geklappt. Am Anfang stand auch der Wunsch, dass hier ein «Labor fürs Ungewisse» entstehen sollte. Tatsächlich wurde wenig später vom Kaffeehaus aus dann auch die «Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen» lanciert. Häni: Ja die Initiative haben wir hier gegründet. Das Unternehmen war das Basislager für diese Expedition. Mit der Volksinitiative haben wir die grösste Veranstaltung, die man überhaupt in der Schweiz machen kann, durchgeführt – ohne Parteien übrigens – und damit weit über die Schweizer Grenzen hinaus eine enorme Wirkung erzielt. Am Abstimmungssonntag war die Weltpresse im «unternehmen mitte» versammelt. Das war ein starkes Stück. Und was ist im «Labor fürs Ungewisse» versickert? Rapatt: Die «App-Stimmung». Wir wollten eine Abstimmungsapp entwickeln – gedacht in erster Linie für Deutschland, um die
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Menschen dort auf den direktdemokratischen Prozess vorzubereiten. Unsere Idee wurde auf politisch-institutioneller Ebene zwar sehr schnell aufgenommen, es floss sogar etwas Geld, doch dann geschah nichts. Warum? Weil letztlich niemand von uns die Sache wirklich an die Hand genommen hat. Wie muss man sich das Funktionieren dieses «Labors fürs Ungewisse» vorstellen? Rapatt: Wir nennen dieses Labor «First World Development». Es ist ein Freundeskreis, oder vielleicht könnte man sagen, es sind die Wahlverwandten des «unternehmen mitte», die sich dann und wann zu unbestimmter Zeit einfinden und in der Gästewohnung residieren. Häni: Gute Ideen kann man nicht erzwingen, aber man kann eine Stimmung schaffen, damit sie auftauchen können und wahrgenommen werden. Eine Besonderheit unserer Zusammenarbeit im Unternehmen ist übrigens die wöchentlich stattfindende Befindlichkeitsrunde … … das klingt ein bisschen nach Psychoesoterik ... … ist es aber nicht! Die Idee dahinter: Jede Person in der Runde sagt, wie sie sich fühlt, und erzählt, was sie wie erlebt hat. Das wird zur Kenntnis genommen, ohne darüber zu diskutieren. Es wird nur wahrgenommen, was andere sagen und die anderen nehmen wahr, was man selber sagt. Das Verblüffende: Nach solchen Runden sind jeweils fast alle Fragen geklärt.
Wenn Sie heute auf das «unternehmen mitte» blicken: Wo sehen sie es – ökonomisch wie kulturell? Rapatt: Guten Kaffee gibt es mittlerweile auch an anderen Orten. Wir lieben es vorausgreifend und erfolgreich zu sein. In vielerlei Hinsicht hatten wir eine Vorreiterrolle, in einigem hinken wir hinterher … aber auch das machen wir am liebsten bewusst! Blicken wir in die Zukunft. Wo steht das Unternehmen in 20 Jahren? Rapatt: Es wird in die Welt gerufen haben: Die Wirtschaft ist für den Menschen da, und nicht umgekehrt!
POLA RAPATT UND DANIEL HÄNI Pola Rapatt, 34, ist im deutschen Ruhrgebiet aufgewachsen und ausgebildete Eurythmistin. 2010 zog sie in die Schweiz und gründete die «Agentur für schöne Dinge», wurde Unternehmerin des Freiluftcafés «Kaffee-Mobil» innerhalb des «unternehmen mitte», bei dem sie inzwischen als eine von vier Gesellschafter/innen verantwortlich zeichnet. Daniel Häni, 52, ist ihr Partner. Er hat 1999 das «unternehmen mitte» mitbegründet und ist seither dessen Gesellschafter. Der Unternehmer ist innerhalb des Betriebes für Projekte und die Kommunikation zuständig. In der Schweiz wie im Ausland bekannt wurde Daniel Häni vor allem als Mitinitiant der «Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen».
→ www.mitte.ch
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ENTRETIEN AVEC POLA RAPATT ET DANIEL HÄNI
«La qualité n’est pas une idéologie» Marion Nitsch
La Banque populaire suisse occupait le bâtiment du numéro 30 de la Gerbergasse, dans la vieille ville de Bâle. La disparition de cette banque a fait germer un projet de réaffectation. Depuis 1999, l’entreprise «unternehmen mitte» a pris possession des lieux pour exploiter le plus grand café de Suisse. Entretien avec les sociétaires Pola Rapatt et Daniel Häni. Marco Guetg, journaliste, Zurich
«unternehmen mitte» est un café «dans l’esprit du XXIe siècle», un lieu d’initiatives, de discussions, de rencontre, de réflexion, mais aussi de farniente. C’est par définition un lieu culturel, une entreprise en soi qui promeut les possibilités d’innovation et non pas la maximisation des profits. Il n’y a pas d’obligation de consommer. Le centre du bâtiment, avec ses fauteuils Charles & Ray Eames, est une véritable oasis sans publicité. L’entreprise propose un jour pour les enfants et une zone hors connexion – ce qui est nouveau car elle était la première à proposer un accès gratuit à Internet. La création de l’entreprise en 1999 est partie d’un mouvement culturel bâlois. Ancien squatter, Daniel Häni, qui s’est toujours engagé pour la négociation et le dialogue, est parvenu à obtenir des contrats de bail avec les propriétaires. En 1989 déjà, il avait négocié la location temporaire du site de Schlotterbeck avec la Banque populaire suisse. Le bâtiment du numéro 30 de la Gerbergasse appartient à la fondation Edith Maryon qui l’a acheté pour 10 millions de francs, et de ce fait soustrait à la spéculation. L’entreprise «unternehmen mitte» est bénéficiaire d’un contrat de location à long terme. Elle a la pleine responsabilité de l’exploitation du bâtiment. Elle s’approvisionne en café bio et équitable en veillant à la qualité des grains et en s’occupant d’une plantation de caféiers. Presque toutes les denrées alimentaires proposées sont bio et équitables. Interrogé sur ce qui subsiste et ce qui a changé depuis le temps de la fondation de l’entreprise, Daniel Häni explique que l’esprit de «liberté et de responsabilité» a fait ses preuves et a conduit au succès. De même, la structure de propriété est basée sur la responsabilité personnelle sans profit individuel. La culture du café s’est modifiée: alors que la moitié de la clientèle buvait du Latte Macchiato, seule une minorité en boit encore aujourd’hui et la consommation d’alcool a diminué. La structure des habitués est restée pratiquement inchangée. Le café attire autant les jeunes que les aînés et les personnes de tous bords politiques et horizons sociaux. Un projet a jusqu’à présent échoué: la création d’une discothèque dans l’ancienne salle des coffres. L’entreprise «unternehmen mitte» se veut un laboratoire de projets. Elle a lancé l’initiative populaire pour un revenu de base inconditionnel et organisé à l’occasion de la votation populaire le plus grand
«unternehmen mitte» a lancé l’initiative populaire pour un revenu de base inconditionnel. Daniel Häni et Pola Rapatt devant les affiches de la campagne. Im «unternehmen mitte» wurde die «Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen» gestartet. Daniel Häni und Pola Rapatt vor den Abstimmungsplakaten.
événement – hors parti – qui puisse s’imaginer en Suisse. Son rayonnement au-delà des frontières nationales a été énorme. Elle prévoit le développement d’une App-Stimmung (jeu de mots entre Abstimmung = votation et App = application) pour promouvoir le processus de démocratie directe. Ce laboratoire dénommé «First World Development» réunit des amis qui se retrouvent pour discuter et réfléchir car la philosophie de l’entreprise tient en une formule: l’économie est au service des personnes et non pas l’inverse.
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GESCHICHTSTRÄCHTIG UND WERTVOLL
St. Gallens schönste Restaurant- und Caféräume Die Heimatschutzsektion St. Gallen/Appenzell Innerrhoden stellt in einer Serie im Ostschweizer Kulturmagazin Saiten besondere Räume von Cafés, Restaurants und Bars vor – ein etwas anderer «Beizenführer». René Hornung, Journalist, St. Gallen
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ahrzehntelang führte die gleiche Familie das Gasthaus «Hörnli» am St.Galler Marktplatz. Als diese Tradition zu Ende ging, übernahm eine Gruppe das Lokal, die von der Geschichte des in den 1930er-Jahren erbauten Hauses offensichtlich nichts wusste – auch nicht, dass es sich um ein schützenwertes Gebäude und ebensolche Gaststuben handelt. Die neuen Wirte griffen zum Farbtopf und überstrichen – zum Entsetzen der städtischen Denkmalpflege – das Holztäfer weiss. Dieser Vorfall kam am Rande einer gemeinsamen Sitzung der städtischen Denkmalpflege und der St. Galler Stadtgruppe der Heimatschutzsektion zur Sprache: Viele Restaurantbetreiber wüssten schlicht nicht, wie geschichtsträchtig und wertvoll die Räume sind, in denen sie wirten, stellte Katrin Eberhard fest, damals Mitarbeiterin der Denkmalpflege, heute stellvertretende Stadtbaumeisterin. Und so entstand die Idee zur aktuellen Serie im Kulturmagazin Saiten: Cafés, Restaurant und Bars mit besondere Innenräumen vorstellen – ganz im Sinne des Kulturerbejahres 2018. Im Wissen darum, dass Inneneinrichtungen rasch herausgerissen sind, wenn ein Wirtewechsel stattfindet und die Neuen nach einer «moderneren» Ausstattung rufen, soll das – unvollständige – Inventar die Gastgeberinnen und Hausbesitzer sensibilisieren. Denn was bei einer «Modernisierung» verloren geht, merkt man meist erst dann, wenn ein Täfer schon mit Dispersion überstrichen, ein geschnitztes Fries, Decken- und Wandverkleidungen ausgeräumt sind, wenn zeittypische Leuchten verschwinden oder Fumoirs die einst repräsentablen Räume zerschneiden. Es gibt sie nach wie vor, die wirklich speziellen Räume Die Heimatschutzgruppe stellte zuerst am Sitzungstisch eine Liste möglicher Lokale zusammen. Zwei Mitglieder schauten sich danach die Realität an und stellten fest: Es gibt sie nach wie vor, die historischen Täfer, die klassischen Wiener Cafés oder die Tea Rooms der 1940er- und 1950er-Jahre. Und es gibt noch die wilden Formen der 1970er-Jahre sowie zeitgenössische Räume, die besser sind als der viel gesehene Durchschnitt. Doch die Liste wurde kürzer. Von den zuerst 75 Lokalen schieden über 30 bei der Suche nach den wirklich speziellen Räumen wieder aus. Längere Zeit war danach nicht klar, in welcher Form eine Publikation sinnvoll und für eine Heimatschutzsektion finanzierbar ist. Schliesslich ergab sich die Zusammenarbeit mit dem monatlich erscheinenden Kulturmagazin Saiten. Seit September stellt das Heft jeweils zwei Seiten für die Serie zur Verfügung. Die Texte und die für jedes Lokal extra aufgenommenen Fotos finanziert die Heimatschutzsektion. Saiten stellt den Platz zur Verfügung und besorgt das Layout.
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Die Innenräume werden mit schwarz-weissen Fotos präsentiert, ergänzt mit Aufnahmen von Details. Beschrieben wird die Baugeschichte der Lokale, soweit sie sich rekonstruieren lässt. Was nicht immer einfach ist, weil innere Veränderungen in der Regel keine Baubewilligung brauchen und deshalb im Bauarchiv auch nicht dokumentiert sind. Mitunter aber lassen sich Vorvorgänger der heutigen Wirte ausfindig machen – und so mindestens die Veränderungen der letzten Jahrzehnte rekonstruieren. In der Serie geht es weder um den besten Kaffee noch um die raffinierteste Speisekarte, sondern darum, bei den Wirtinnen und Wirten das Bewusstsein für ihre speziellen Räume zu wecken, sie in ihrem Stolz auf ihre Lokale zu bestärken. Ob das gelingen kann, war anfänglich offen. Die Textverfasser, die Fotografin und der Fotograf wussten nicht, worauf sie sich einlassen. Wie reagiert die Wirtin einer Vorstadtquartierbeiz, wenn der Heimatschutz vorbeikommt und sie zum Beispiel auf den Brutalismusstil des Architekten Heini Graf anspricht und diesen lobt? Was sagt der Bäckermeister, der das mit Vogelaugenahorntäfer ausgestattete Café betreibt, wenn ihm der Heimatschutz sagt, wie einmalig sein Lokal ist? Und wie nimmt es der Szenewirt auf, wenn der Heimatschutz wegen der intensiven Farbgebung im Jugendstillokal auch mal den Mahnfinger erhebt? Grosses Interesse der Wirtsleute Doch alle Befürchtungen waren bisher umsonst: «Wir wurden überall super empfangen, die Reaktionen der Wirtsleute und der Gäste haben uns tolle Erlebnisse beschert», sagt die Geschäftsführerin der Sektion und Fotografin Monika Ebner. Dieser Auftrag, den sie zusammen mit ihrem Partner und Fotografen Emanuel Sturzenegger erledigt, mache richtig Spass. Auch der Jurist Beat Fritsche sowie der Verfasser dieses Textes haben ein grosses Interesse der Wirtsleute erlebt. Und festgestellt, dass die meisten Wirtinnen und Wirte sehr wohl die Geschichte und die Besonderheiten ihrer Lokale kennen. Die Serie wird vorerst ein Jahr lang weitergeführt. Neben den schwarz-weiss gedruckten Versionen werden die Interieurs auf der Website www.saiten.ch farbig gezeigt, und die Seite der Heimatschutzsektion www.heimatschutz-sgai.ch präsentiert sie ebenfalls. Wenn sich die finanziellen Mittel finden lassen, wird aus der Serie vielleicht sogar eine eigene kleine Publikation. → Sechs Beispiele aus der Serie des Heimatschutzes St. Gallen / AppenzellInnerrhoden und seiner Serie «Innensicht» im Kulturmagazin Saiten sind auf Seite 17 und 19 abgebildet.
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Monika Ebner und Emanuel Sturzenegger
Bar La Buena Onda: Der spitze Winkel ergab sich aus der Strassenführung. Im Backsteinhaus von 1899 waren im Erdgeschoss einst Ladengeschäfte. Heute lässt die blau gestrichene und schmal in die erkerartige Rundung zulaufende Bar «La Buena Onda» die Gäste von Ferien am Meer träumen. Bar La Buena Onda: son aménagement en angle aigu est dû au tracé de la rue. Autrefois, le rez-dechaussée de cette maison en briques datant de 1899 était occupé par des boutiques. Aujourd’hui, le bar La Buena Onda est une avancée très étroite aux murs peints en bleu des mers du sud qui font rêver la clientèle.
Café Zimmermann: Im repräsentativen Block von 1906 gab es schon kurz nach dem Bau eine Bäckerei. 1920 erweiterte Bäckermeister Zimmermann den Laden mit einem Café. Genau lässt es sich nicht rekonstruieren, aber wahrscheinlich bekam das Lokal in den 1930er-Jahren seine luxuriöse Wandverkleidung mit dem Vogelaugenahorntäfer. Dieses Täfer hat sich – wie der Name und die Telefonkabine – bis heute unverändert erhalten. Café Zimmermann: une pâtisserie s’était installée dès la fin de la construction de ce bloc en 1906. En 1920, le maître pâtissier Zimmermann avait agrandi le magasin en aménageant un café. Il ne serait pas possible de le reconstruire à l’identique mais les murs de ce local furent vraisemblablement habillés de luxueux panneaux d’érable moucheté vers 1930. De même que le nom et la cabine téléphonique, ces panneaux ont été conservés dans leur état d’origine.
Restaurant Am Gallusplatz: Es ist eines der mächtigsten Gewölbe in einem St. Galler Altstadthaus. Ob dieser Raum einst wirklich ein Stall war, auf dem im 17. Jahrhundert das heutige Haus aufgesetzt wurde, ist nicht sicher. Die Dimension des Gewölbes und die eisernen Läden könnten auch darauf deuten, dass es sich um einen feuersicheren Lagerraum oder ein Munitionsdepot handelte. Heute zeigt das Restaurant eine Kombination historischer Wandmalereien und zeitgenössischen Designs. Restaurant Am Gallusplatz: la salle de restaurant arbore un magnifique plafond en voûtes dans une maison de la vieille ville de Saint-Gall. Cette salle fut-elle autrefois une étable sur laquelle on construisit une maison au XVIIe siècle? Nul ne le sait. Les dimensions des voûtes et les vitrines en fer pourraient également laisser penser qu’il s’agissait d’un entrepôt à l’abri du feu ou d’un dépôt de munitions. Aujourd’hui, le restaurant allie les murs historiques au design contemporain.
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HISTORIQUES ET REMARQUABLES
Les plus beaux cafés et restaurants de Saint-Gall La section Saint-Gall/Appenzell Rhodes-Intérieures de Patrimoine suisse présente dans une série d’articles du magazine culturel de Suisse orientale Saiten des salles uniques de cafés, de restaurants et de bars – une sorte de petit guide différent. René Hornung, journaliste, Saint-Gall
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a même famille a tenu durant des décennies le restaurant Hörnli de la Place du Marché à Saint-Gall. Lorsque cette tradition a pris fin, l’établissement a été repris par un groupe de personnes qui ne connaissaient manifestement pas l’histoire de cette maison construite vers 1930 – et qui ignoraient qu’il s’agissait d’un bâtiment et donc d’un restaurant digne de protection. Les nouveaux locataires ont acheté des pots de peinture et badigeonné en blanc les panneaux de bois – au grand dam de la conservation du patrimoine de la ville. Cet incident mentionné en marge d’une réunion commune du service municipal de la conservation du patrimoine et du groupe-ville de la section saint-galloise de Patrimoine suisse a été commenté par Katrin Eberhard, alors collaboratrice au service de la conservation du patrimoine et aujourd’hui directrice suppléante de l’urbanisme, qui a souligné que de nombreux exploitants de restaurant ignoraient l’histoire et la valeur des salles qu’ils exploitaient. C’est ainsi qu’a émergé l’idée de publier une série d’articles dans le magazine culturel Saiten pour présenter des cafés, restaurants et bars dotés d’aménagements d’exception – dans le droit fil de l’Année du patrimoine culturel 2018. Sachant que les aménagements intérieurs sont faciles à supprimer lorsqu’il y a un changement de gérance et que les nouveaux venus appellent de leurs vœux des équipements «plus modernes», l’idée est d’utiliser cet inventaire – non exhaustif – pour sensibiliser les propriétaires et gérances d’établissements de restauration. Ce qui est détruit lors d’une «modernisation» se remarque seulement lorsqu’un panneau de bois a déjà été recouvert de peinture à dispersion, qu’une frise sculptée, un habillage de plafond ou des panneaux muraux ont été enlevés, que des luminaires typiques d’une époque ont disparu ou que des fumoirs fragmentent des salles autrefois représentatives. Il reste encore des salles vraiment spéciales! Le groupe de travail de Patrimoine suisse a tout d’abord dressé une liste de locaux potentiellement intéressants. Deux membres sont allés voir sur place et ont constaté qu’il restait encore des panneaux historiques, des cafés viennois classiques ou des tea-rooms des années 1940 et 1950. Il reste également des styles inclassables des années 1970 ainsi que des salles contemporaines de meilleure qualité que les standards habituels que nous voyons trop souvent. La liste s’est néanmoins raccourcie. Sur les 75 établissements au départ, plus de 30 ont été éliminés après une recherche de ce qui faisait véritablement la spécificité de ces salles. Les hésitations sur le format de publication le plus judicieux et sur son financement par la section de Patrimoine suisse ont duré longtemps. Finalement, la collaboration avec le mensuel culturel Saiten s’est imposée. Depuis
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le mois de septembre, le magazine met chaque mois deux pages à disposition. La section finance les textes et les photos prises pour chaque établissement. Saiten réserve les deux pages et s’occupe de la mise en page. La présentation des aménagements intérieurs est illustrée de photos noir-blanc complétées de prises de vue de détail. Elle décrit l’histoire de la construction des locaux dans la mesure où celle-ci peut être décryptée – ce qui n’est pas toujours simple car les transformations intérieures ne sont en général pas soumises à autorisation et ne sont donc pas documentées dans les archives. Parfois toutefois, on retrouve les prédécesseurs des gérants actuels – ce qui permet de retrouver la trace des transformations de ces dernières décennies. Cette série sur le patrimoine ne s’intéresse pas à rechercher quel est le meilleur café ou le menu le plus raffiné, mais cherche à sensibiliser les tenancières et tenanciers à l’originalité de leurs locaux afin d’aiguiser leur fierté. Nul ne savait au départ si cela serait efficace. Les rédacteurs et les photographes ne savaient pas dans quoi ils s’engageaient. Comment allait réagir la tenancière d’un bistrot de quartier lorsque Patrimoine suisse débarquerait chez elle et la rendrait attentive au remarquable style architectural brutaliste de l’architecte Heini Graf? Qu’allait dire le maître pâtissier qui exploite un café orné de panneaux d’érable moucheté quand Patrimoine suisse lui expliquerait que l’aménagement de ses locaux est unique? Et comment ce tenancier prendrait-il les choses si Patrimoine suisse devait hausser le ton en raison de la couleur trop vive de sa salle Art Nouveau? Tenancières et tenanciers très intéressés Toutes ces craintes se sont avérées vaines jusqu’à présent: «Nous avons été super bien accueillis partout. Les réactions des gérances et de la clientèle nous ont réservé de belles expériences», affirme la photographe et directrice de la section Monika Ebner. Ce mandat qu’elle exécute avec son partenaire et photographe Emanuel Sturzenegger est très agréable. Le juriste Beat Fritsche et le rédacteur de ces lignes ont également partagé le vif intérêt des tenancières et tenanciers et constaté que ceux-ci connaissaient pour la plupart très bien l’histoire et les particularités de leurs locaux. Cette série paraîtra tout d’abord durant un an. Les aménagements intérieurs illustrés par des photos noir-blanc dans la publication imprimée seront présentés en couleurs sur le site Internet www. saiten.ch ainsi que sur la page de la section www.heimatschutzsgai.ch. Si les finances le permettent, cette série fera peut-être l’objet d’une petite publication. → Six exemples proposés par la section Saint- Gall / Appenzell-Rhodes-Intérieures de Patrimoine suisse dans la série d’articles parus dans le magazine culturel de Suisse orientale Saiten, pages 17 et 19.
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Monika Ebner und Emanuel Sturzenegger
Restaurant Leonardo: le restaurant a repris son aspect des années 1950 quand il fut construit. Les travaux de restauration douce ont préservé la fresque murale de l’artiste saint-gallois Willi Koch qui l’avait peinte d’après une gravure de 1887. Le «Leonardo» est aujourd’hui un lieu d’intégration de jeunes requérants d’asile. Restaurant Leonardo: So wie das Restaurant in den 1950er-Jahren im Neubau von damals eingerichtet wurde, so präsentiert es sich heute wieder. Die sorgfältige Sanierung hat das wandgrosse Bild des St.Galler Künstlers Willi Koch erhalten. Koch hatte es nach einem Stich aus dem Jahre 1887 gemalt. Das «Leonardo» ist heute ein Integrationsbetrieb für junge Asylsuchende.
Rondelle: nouvelle reconnaissance des années 1970 longtemps méprisées. Le célèbre architecte saintgallois Heini Graf (1930–2010) avait construit la «Rondelle» au rez-de-chaussée de son immeuble en béton: les alvéoles et leurs banquettes circulaires ont donné son nom au restaurant. Certes, les tons bruns et orangés ont disparu, mais les formes et les chaises originales ont été préservées. Rondelle: Die lange verschmähten 1970er-Jahre neu gewürdigt: Der bekannte St.Galler Architekt Heini Graf (1930–2010) hatte im Erdgeschoss seines ersten Betonhochhauses die «Rondelle» eingerichtet: Die runden Sitznischen mit den f liegenden Bänken gaben dem Lokal den Namen. Zwar sind die Braun- und Orangetöne verschwunden, aber die Formen und die Originalstühle sind erhalten.
Perronnord: ce local s’appelait Bierstübli depuis plusieurs décennies, et son aménagement correspondait à son enseigne. Il y a cinq ans, son tenancier a demandé à un de ses clients fidèles, graphiste de profession, s’il voulait reprendre le local. Le graphiste a répondu par l’affirmative et rebaptisé ce local situé au nord de la gare: Perronnord. Ce nouveau lieu artistique redonne même vie à des tableaux achetés à la brocante. Perronnord: Jahrzehntelang hiess das Lokal «Bierstübli» und entsprach in der Ausstattung auch diesem Cliché. Dann fragte vor fünf Jahren der Wirt einen nebenan arbeitenden Grafiker und Stammgast, ob er das Lokal nicht übernehmen wolle. Er wollte. So wurde daraus das «Perronnord», weil direkt nördlich des Bahnhofs gelegen. Es ist jetzt eine Kunststube. Selbst Bilder aus dem Brockenhaus kommen hier zu neuer Ehre.
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CAFÉ SCHOBER, ZÜRICH
Pâtisserie und Patina – eine schwierige Melange In Zürich besitzt die Familie Guggisberg das historische Altstadthaus mit der authentischen Conditorei Café Schober aus dem Neobarock. Hinter den verspielten Kulissen müssen die Eigentümer knallhart rechnen, wollen sie den Gastrobetrieb am Leben erhalten. Ein Augenschein. Beat Grossrieder, Journalist, Zürich
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ier muss Denkmalschutz pragmatisch behandelt werden», schmunzelt Roland Guggisberg und zeigt auf die Eingangstüre. Wir stehen im Laden des Café Schober in Zürich unter dem gut 130-jährigen Kronleuchter, rechts und links drängt Kundschaft und Personal an uns vorbei. Eng ist es im Lokal, dessen Mauern bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, und eng ist auch die Türe, die zum Aussenbereich führt. «Wir konnten den Eingang nicht ändern, die Originaltüre ist nur 65 Zentimeter breit und erfüllt damit die aktuellen Vorschriften natürlich längst nicht mehr.» Dann müssen wir erneut ausweichen, weil ein Konditor ein Tablett mit ofenfrischen Meringues zur Theke jongliert. Die historische Eingangspforte sei nicht rollstuhlgängig, selbst die meisten Kinderwagen seien zu breit und blieben draussen, erklärt Guggisberg. Seine Frau Barbara Guggisberg ist die Enkelin des legendären letzten grossen Patrons des Cafés, Theodor Schober jun. Nun gehört das stattliche, sechsstöckige Haus an der Napfgasse in der Zürcher Altstadt einer Erbengemeinschaft. 66 Jahre lang war Schober jun. die Seele des Hauses; mit seiner Frau und den drei Töchtern führte er den Betrieb bis ins Alter von 92 Jahren. Zuvor hatte Cafégründer Theodor Schober sen. dem Betrieb, der 1842 als «Eberle’s Süsskramladen» entstanden ist, 60 Jahre lang die Treue gehalten. Dann, 1975, sei es zum Bruch gekommen, erzählt Guggisberg in der Zürich-Stube, einem der drei barocken Säle im Haus. Als Theodor jun. aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr konnte, wurden «einfach die Rollläden heruntergezogen – fertig». Weil die Familie patriarchalisch funktioniert habe, sei es undenkbar gewesen, dass eine der drei Töchter das Geschäft weitergeführt hätte, obschon die Schobers im Haus wohnten. Allerdings sei das Haus kaum noch bewohnbar gewesen, da Bäder und Küchen fehlten. Die Grosstanten begnügten sich «mit Katzenwäsche». Die allerletzte betagte Mieterin sei schliesslich 1992 vom städtischen Gesundheitsdienst in ein Heim umquartiert worden. Was tun mit so einer Liegenschaft? Einerseits ist sie ein Familienschatz, der so manche Perle aufweist – den originalgetreu erhaltenen Verkaufsladen von 1890; den kuriosen Kronleuchter mit den fünf gasbetriebenen und den fünf elektrischen Lampen (das Haus kam erst 1893 ans Stromnetz); den ersten elektrischen Gewerbebackofen der Schweiz (von Schober sen. entwickelt und von Schober jun. um 1920 eingebaut). Daneben ist so ein Haus aber auch eine Last: Die Räume sind eng und verwinkelt, Um- und Ausbauten sind nur eingeschränkt möglich; jede Anpassung ist mit dem Denkmalschutz abzusprechen und daher fordernd.
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Der Cafébetrieb erstreckt sich über drei Stockwerke (Parterre, Zwischengeschoss, Hochparterre), das Personal muss fleissig Treppen steigen. Zwar habe man alles unternommen, um den Betrieb zu rationalisieren, so Guggisberg. Man habe einen Unterflurlift für die Lieferanten eingebaut, die ihre Lkws zur morgendlichen Stosszeit im «Dörfli» nicht lange vor dem Haus parkieren können. Auch werde die Abwärme der Kälteanlagen über Erdsonden umweltgerecht entsorgt. Zusammen mit dem Ausbau der sieben Wohnungen (2008/09) beläuft sich die Gesamtinvestition auf 6,5 Millionen Franken. Ein Viertel davon ist in den Gastrobereich geflossen, wobei Pächter Michel Péclard einen identischen Anteil investiert hat. Damit sei das Haus zwar fit gemacht worden für die Zukunft, die Wohnungen seien alle gut vermietet – doch garantiere dies noch keine profitable Gastronomie. Obschon das Schober in jedem Stadtzürcher Reiseführer stehe, schwankten die Bedürfnisse des Publikums stark. Habe Schober jun. als Hausspezialität noch kalte Fleischpastete angeboten und auch Süsses in Hülle und Fülle verkauft, ernähre sich die Bevölkerung heute viel kalorienbewusster. Zweitens habe die Branche mit strukturellen Sorgen zu kämpfen – die Konkurrenz durch Ketten wie Starbucks, der teure Franken gegenüber den billigen Preisen und Löhnen in der EU usw. Das A und O eines Cafés in einer denkmalgeschützten Liegenschaft aber sei «ein Pächter, der zum Haus passt – und umgekehrt», wie Guggisberg betont. Kein Trendlokal Nach der Schliessung 1975 setzt sich der bekannte Autor und Regisseur Werner Wollenberger für den Erhalt des Schobers ein. Dölf Teuscher (aus der gleichnamigen Konditoreidynastie) und Felix Daetwyler spüren den Charme der Lokalität und bewerben sich als Pächter. Sie verbinden den oberen Laden – früher das erste Lokal des Kolonialwarenhändlers Schwarzenbach – mit dem Verkaufsgeschäft und schaffen eine Atmosphäre, die an die Kronenhallen-Bar erinnern soll. Das Duo verwandelt das Café mit Unmengen an Kunstblumen in ein «Paradies für Naschkatzen und -kater», wie es auf der Website heisst. 2008 hören sie auf, weil sie sich nicht an den dringend nötigen Investitionen beteiligen wollen, und Péclard wird neuer Wirt. Zehn Jahre später hört auch Péclard auf, obwohl er als innovativer Macher gilt und am Zürichsee etwa die «Pumpstation» (Utoquai) und das «Fischers Fritz» (Wollishofen) erfolgreich führt. Doch das Schober ist kein Trendlokal, das sich sofort anpassen lässt,
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wenn der Wind dreht. Das Café mit den knapp 140 Innen- und 55 Aussenplätzen beschäftigt total 20 Mitarbeiter/innen und generiert einen Umsatz von jährlich gegen drei Millionen Franken. Der Pachtzins beträgt 235 000 Franken netto im Jahr. Péclard gibt gegenüber den Medien zu verstehen, er habe jährlich Verluste von 200 000 Franken zu verkraften gehabt und sei überdies von den Hauseigentümern stark eingeschränkt worden. So
Balanceakt.» Aber eines sei klar: Ins Lokal dürfe nicht eine weitere Modekette einziehen, wie es in der Altstadt noch und noch passiere – selbst wenn solche Firmen «locker das 1,5-Fache des Mietzinses hinblättern». Guggisberg will alles daransetzen, dass das Schober ein Café bleibt. Er sucht nun einen neuen Pächter und ist offen für alternative Formen. Es müsse gelingen, «das Café längerfristig ein wenig vom wirtschaftlichen Druck zu befreien».
«Die Kraft der Authentizität eines historischen Hauses wird nicht von allen gleich wahrgenommen.»
Glück und Pech Seit 1976 befindet sich das Ensemble unter Denkmalschutz. Glück und Pech sei es, sagt Guggisberg, dass das Schober-Haus in der Stadt Zürich stehe und nicht sonst wo im Kanton. Das wirtschaftliche Umfeld sei zwar besser, doch fielen die Denkmalschutzbeiträge der Stadt deutlich geringer aus. Beim Umbau des Schober-Hauses habe allein der Brandschutz ein Mehrfaches des städtischen Beitrags geschluckt, sagt Guggisberg. Dann entlässt er den Besucher durch die barocke Holztüre, die von der ZürichStube ins Treppenhaus führt. Diese Türe ist auf den ersten Blick unscheinbar — doch handelt es sich um eine Spezialanfertigung, Modell «Panik Tribloc». Aussen ist sie stilgerecht verkleidet in einheimischem Nussbaum, innen gefüllt mit Hightech. Die Türe hält einem Feuer eine halbe Stunde stand und lässt sich bei einer Evakuation blitzschnell von innen öffnen. «Eine solche Türe kostet 30 000 Franken», sagt Guggisberg und räuspert sich: «Allein von diesem Modell haben wir drei Stück im Haus.»
Barbara Guggisberg
habe er das Schober komplett umgestalten wollen in eine Zürcher Variante der erfolgreichen Pariser Nobelkonditoreikette Ladurée. Dort gehen als Hausspezialität kunterbunte Macarons über die Theke – die französische Spielart der zürichweit bekannten Luxemburgerli aus dem Traditionshaus Sprüngli. Roland Guggisberg verwirft die Hände, denkt er an diese Umbaupläne zurück. Sie zeigten das Grunddilemma auf, in dem das Schober stecke: «Die Kraft der Authentizität eines historischen Hauses wird nicht von allen gleich wahrgenommen. Sich den aktuellen Modetrends trotzdem ein Stück weit zu öffnen, gerät dann zum
Die Conditorei Café Schober in der Zürcher Altstadt Le café-pâtisserie Schober dans la vieille ville de Zurich
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CAFÉ SCHOBER, ZURICH
Pâtisserie et vieux murs sont parfois difficiles à allier La famille Guggisberg possède le siège historique néobaroque de la confiserie Schober dans la vieille ville de Zurich. Dans les coulisses de cette vénérable maison, les propriétaires doivent se démener pour maintenir leur établissement ouvert. Eclairage. Beat Grossrieder, Journaliste, Zurich
«
Ici, la conservation du patrimoine doit agir de façon pragmatique», sourit Roland Guggisberg en montrant la porte d’entrée. Nous sommes dans la confiserie du café Schober à Zurich sous de magnifiques lustres datant d’environ 130 ans, tandis que la clientèle et le personnel essaient de se frayer un passage à côté de nous. Ces locaux très exigus remontent au XIIIe siècle et la porte qui donne sur l’extérieur est également très étroite. «Nous n’avons pas pu modifier l’entrée. La porte d’origine ne fait que 65 cm de large et ne répond plus aux normes actuelles.» Il a donc fallu chercher une solution car les confiseurs doivent «jongler» lorsqu’ils apportent un plateau de meringues fraîches au comptoir. La porte d’entrée historique n’est pas accessible en fauteuil roulant. Les poussettes sont pour la plupart trop larges et doivent rester à l’extérieur, explique R. Guggisberg. Sa femme Barbara Guggisberg est la petite fille du dernier patron du café, Theodor Schober junior, une véritable légende. La maison cossue de six étages, située à la Napfgasse de la vieille ville de Zurich, appartient à une communauté d’héritiers. Schober junior a été l’âme de cette maison durant 66 ans: il a tenu cette entreprise avec sa femme et ses trois filles jusqu’à l’âge de 92 ans. En 1842, le fondateur de cette entreprise Theodor Schober senior lui avait d’abord donné pour enseigne: «Eberle’s Süsskramladen», puis l’avait dirigée durant 60 ans. En 1975, ce fut la fin, explique R. Guggisberg dans une des trois salles baroques de la maison. Pour des raisons de santé, Theodor Schober junior ne pouvait plus continuer et «les volets ont été tout simplement fermés». Dans cette famille patriarcale, il était impensable que l’une des trois filles reprenne l’entreprise alors même que les Schober habitaient dans la maison. Dépourvue de salles de bain et de cuisines, la maison n’était d’ailleurs plus vraiment habitable. Les grandes-tantes s’accommodaient d’une toilette rapide. En 1992, la dernière locataire a été finalement transférée par les services de santé zurichois dans une maison de retraite. Dès lors, que faire de cette maison? Il s’agit d’un bien familial recelant plusieurs trésors: la boutique conservée dans son état d’origine de 1890, le fameux lustre à cinq lampes à gaz et cinq lampes électriques (la maison n’a été raccordée au réseau électrique qu’en 1893) et le premier four entrepreneurial électrique de Suisse (mis au point par Schober senior et transformé par Schober junior en 1920). Une telle maison est également une charge importante: les salles sont exigües et comportent de nombreux recoins, mais les possibilités de transformation et de modernisation sont très limitées car toute modification doit être négociée avec la conservation du patrimoine, ce qui est très contraignant.
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L’exploitation du café se fait sur trois étages, le personnel doit monter les escaliers. Tout a été fait pour rationaliser l’exploitation, explique R. Guggisberg. Un ascenseur a été installé pour permettre les livraisons par camion, tôt le matin. La chaleur récupérée des installations de réfrigération par des sondes géothermiques est exploitée de manière écologique. Si l’on compte l’aménagement des sept appartements (en 2008/09), les investissements consentis s’élèvent au total à 6,5 millions de francs. Le quart de cette somme a été consacré au domaine de la restauration dans lequel le confiseur Michel Péclard a investi un montant identique. La maison a donc été entièrement rénovée pour affronter l’avenir. Les appartements se louent bien mais cela ne garantit pas la viabilité du secteur confiserie. Bien que le café Schober figure dans tous les guides touristiques de la ville, les besoins de la clientèle sont très fluctuants. Si Schober junior avait écoulé une profusion de pâtés froids à la viande – spécialité de la maison – et de sucreries, la clientèle d’aujourd’hui est beaucoup plus soucieuse des calories. De plus, ce secteur doit faire face à des soucis structurels, notamment la concurrence des grandes chaînes comme Starbucks, le franc fort ainsi que les prix et salaires plus bas dans l’UE. Un café situé dans un immeuble historique classé doit être tenu «par une personne qui s’adapte à la maison et vice-versa», souligne R. Guggisberg. Pas un lieu tendance Après la fermeture en 1975, l’auteur et metteur en scène bien connu Werner Wollenberger milite pour la préservation du café Schober. Sensibles au charme des lieux, Dölf Teuscher (de la dynastie éponyme de confiseurs) et Felix Daetwyler se portent candidats à la gérance. Ils relient l’épicerie du haut – première arcade de l’épicier Schwarzenbach – avec la boutique du bas et créent une ambiance rappelant le bar du Kronenhalle. Grâce à une profusion de fleurs artificielles, le duo transforme le café en «un paradis pour les gourmands», selon la formule du site Internet, et cesse ses activités en 2008 car il ne veut pas participer aux investissements qui doivent être faits de toute urgence. M. Péclard reprend alors le flambeau. Dix ans plus tard, M. Péclard a décidé de remettre son bail. Pourtant, il est considéré comme un innovateur et exploite avec succès la «Pumpstation» (Utoquai) et le «Fischers Fritz» (Wollishofen) au bord du lac de Zurich. Cependant, le café Schober ne s’inscrit pas dans la tendance actuelle et ne peut pas être adapté aux nouvelles
Barbara Guggisberg
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La famille propriétaire va faire son possible pour que le Schober reste un café. Die Besitzerfamilie will alles daransetzen, dass das Schober ein Café bleibt.
tendances. Avec seulement 140 places à l’intérieur et 55 à l’extérieur, le café occupe au total 20 collaboratrices et collaborateurs et génère un chiffre d’affaires d’environ 3 millions de francs par année. Le loyer s’élève à 235 000 francs nets par année. M. Péclard fait comprendre aux médias qu’il doit éponger des pertes de 200 000 francs par année et qu’il est fortement limité par les propriétaires. Il a souhaité transformer entièrement le café
«L’exploitation du café se fait sur trois étages, le personnel doit monter les escaliers.» Schober pour en faire une variante zurichoise de la chaîne de pâtisseries parisiennes Ladurée qui propose des macarons multicolores – la version française des fameux Luxemburgerli de la maison Sprüngli. Roland Guggisberg agite les mains en pensant à ses projets de transformation qui symbolisent le dilemme du café Schober: «L’authenticité d’un bâtiment historique n’est pas perçue de la même manière par le public. Malgré tout, s’ouvrir un peu aux tendances actuelles fait partie du jeu.» Une chose est sûre: il ne
faut pas qu’une chaîne à la mode emménage dans ces locaux comme cela arrive souvent dans la vieille ville – même si de telles firmes «déboursent facilement un loyer une fois et demie plus cher». R. Guggisberg va tout faire pour que le café Schober reste un café traditionnel. Il cherche un nouveau gérant et reste ouvert à des formes alternatives. Il pense qu’il faudrait «durablement libérer le café de cette forte pression économique». Une chance et une malchance L’ensemble est placé sous protection depuis 1976. C’est une chance et une malchance, explique R. Guggisberg, car la maison Schober est située en ville de Zurich et non pas ailleurs dans le canton. L’environnement économique est certes meilleur mais les subsides de la conservation du patrimoine sont moindres en ville. Lors de la transformation de la maison Schober, la protection incendie a englouti plusieurs fois la contribution accordée, explique R. Guggisberg. Puis il montre au visiteur la porte en bois de style baroque qui conduit à l’escalier. Cette porte passe inaperçue au premier coup d’œil — elle est pourtant très spéciale. C’est un modèle «Panik Tribloc». Fabriquée en noyer indigène, elle respecte le style baroque de la salle mais renferme une technologie ultramoderne. Elle résiste une demi-heure au feu et peut s’ouvrir très rapidement de l’intérieur pour une évacuation. «Une seule porte coûte 30 000 francs», dit R. Guggisberg qui ajoute en toussotant: «Nous en avons trois de ce modèle dans cette maison.»
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Schweizer Heimatschutz, Oliver Marc Hänni
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Das 1913 von den Architekten Taillens & Dubois entworfene Billetthäuschen an der Place Saint-François in Lausanne lädt seit 2012 als Café-Bar zum Aufenthalt.
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FORUM
Le kiosque de la place Saint-François à Lausanne conçu en 1913 par le bureau d’architecture Taillens & Dubois est devenu un bar à café en 2012.
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GUT ZU WISSEN/BON À SAVOIR
ZAZ BELLERIVE
CULTURA SUISSE
Grand Hôtel des Rasses
Für Stadt, Raum und Architektur
Neue Fachmesse in Bern
Das am 6. September 2018 eröffnete ZAZ Bellerive im Zürcher Seefeldquartier thematisiert die Stadt als einen Ort, der unser aller Leben prägt – und zugleich erst durch unsere Nutzung entsteht. Es spricht ein breites Publikum an und bezieht dieses aktiv mit ein: Stadtplanerinnen und Skater, Bauherren und Buschauffeure, Architekten und Schulkinder, Forscherinnen und Stadtwanderer, Hausbesitzerinnen und -besetzer. Als Labor sowie Ausstellungs- und Veranstaltungsraum ist es Ort des Sammelns und Forschens, der Repräsentation und des Austauschs.
Cultura Suisse, die neu initiierte Fachmesse für Museen, Museumstechnik und Zubehör, Denkmalpflege und -schutz sowie Kulturgut und -bewahrung findet erstmals vom 24. bis 26. Januar 2019 in Bern statt. Die Plattform für einen länderübergreifender Austausch wird von einem Fachkongress begleitet.
→ www.zaz-bellerive.ch
→ www.cultura-suisse.ch
SCHOGGITALER
ÉCU D’OR
Für das Kulturerbe
Pour le patrimoine culturel
2018 feiert die Schweiz das Jahr des Kulturerbes. Unser gemeinsames Erbe und unsere Traditionen umgeben uns und prägen uns wie selbstverständlich Tag für Tag. Doch geht oft vergessen, dass historische Landschaften, wertvolle Häuser und Brücken, Geschichten, Lieder, Bräuche und Handwerkstraditionen Pflege und Sorge benötigen. Der Kauf von Schoggitalern hilft mit, wertvolle Kultgüter und Lebensräume zu erhalten. Zudem werden weitere Aktivitäten von Pro Natura und vom Schweizer Heimatschutz unterstützt.
En 2018, la Suisse célèbre l’Année du patrimoine culturel. Notre héritage commun et nos traditions nous imprègnent au quotidien parfois sans même que l’on y prête attention. Mais on oublie souvent qu’il faut se soucier et prendre soin des paysages historiques, des maisons remarquables et des ponts, des histoires et des chansons, des coutumes et des traditions artisanales. L’achat des Ecus d’or contribuera à la sauvegarde de biens culturels et d’habitats dignes d’intérêt. D’autres activités de Pro Natura et de Patrimoine suisse pourront également être soutenues.
Schweiz Tourismus
HÔTEL HISTORIQUE DE L’ANNÉE
Le Grand Hôtel des Rasses a été érigé en 1898 sur une terrasse, entre la ville de Sainte-Croix et le village de Bullet. Il a été dessiné et construit par l’architecte Jacques Regamey pour la famille Baierlé. Construit dans le style plutôt dépouillé d’un hôtel de montagne, à 1200 mètres d’altitude, il était constitué de deux ailes, auxquelles est venu s’ajouter un jardin d’hiver en 1904. Son exploitation prospère a incité les propriétaires à agrandir l’établissement en 1913/1914 déjà, sous la conduite des architectes Charles-François Bonjour et Adrian van Dorsser. D’apparence massive à l’extérieur, avec des encorbellements aux angles nordouest et sud-ouest, il surprend dès le vestibule par son charme exceptionnel. Le grand hall est particulièrement remarquable (photo). Décoré dans le style sapin, il a conservé son mobilier d’origine (1914). L’ensemble de l’hôtel séduit par l’ampleur de la substance originale encore présente. Les rénovations récentes et celles qui sont prévues respectent les aspects historiques, restaurés ou complétés en tenant compte des expertises. Les recherches concomitantes sont menées en étroite collaboration avec le Service cantonal des monuments historiques. De plus, la Fondation de la Chartreuse d’Ittingen est distinguée «pour la préservation, l’entretien et la mise en valeur exemplaires d’un monument culturel unique, qui est exploité depuis quatre décennies dans la meilleure tradition monacale comme lieu d’accueil, d’assistance et de culture». Une distinction honorifique est attribuée à la flotte Belle Epoque de la CGN du Léman pour l’homogénéité et l’élégance de l’ensemble des huit bateaux de la flotte et ses salons 1re classe, pour les restaurations/rénovations remarquables et méticuleuses exécutées depuis 20 ans.
→ www.icomos.ch
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GUT ZU WISSEN/BON À SAVOIR
EXPOSITION À FRIBOURG
BÜRGENSTOCK
«Au café. Une soif de société»
Hotelmuseum der besonderen Art ZVG
Se retrouver dans un lieu public pour boire et manger, jouer ou bavarder, c’est une pratique sociale très ancienne. L’exposition présente les éléments constitutifs du café-type, la vision de peintres, photographes ou écrivains, les transgressions liées au bistrot, les auberges ou maisons des corporations d’autrefois, sans oublier quelques patronnes célèbres et quelques lieux mythiques.
Im neuen Hotelmuseum auf dem Bürgenstock sind seit diesem September 145 Jahre Hotelgeschichte erlebbar. Jo Müller hat mit der Ausstellungsmacherin Ariana Pradal und Gasser Derungs Architekten die Ausstellung konzipiert – verstreut über diverse Orte in der weiten Welt des neuen «Bürgenstock Resort» und elegant integriert in den Hotelbetrieb. So kommen sowohl Geschichtsinteressierte wie auch Tagesausflügler und Hotelgäste in den Genuss einer Portion reicher
→ www.buergenstock.ch
MONTE, CASTEL SAN PIETRO TI
AUFRUF UNTERSTÜTZEN
Keine Solaranlagen bewilligt
Baukultur in die Bildung!
Die mit Unterstützung des Bau- und Verkehrsdepartementes des Kantons BaselStadt entwickelte Ausstellung «Dichtelust – Formen des urbanen Zusammenlebens» im Schweizerischen Architekturmuseum S AM will verdeutlichen, dass Dichte eine sinnvolle Ausnutzung des bebaubaren Territoriums bedeutet. Wie sich Dichte konkret in der Stadt materialisiert, ist eine der Leitfragen. Denn Dichte heisst nicht automatisch «hoch» bauen, sondern vor allem kompakt. Und Dichte, richtig eingesetzt, ist das beste Mittel zur Vermeidung von Dichtestress.
Der Ortskern von Monte in der Gemeinde Castel San Pietro TI ist von ausserordentlicher Qualität. Im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz ISOS wird die Bedeutung der Sicht auf das Dorfbild aus der Ferne besonders hervorgehoben und eine bestmögliche Pflege der Dachlandschaft empfohlen. Im Fall eines Projektes mit 27 geplanten Fotovoltaikmodulen auf einer Liegenschaft im Ortskern von Monte verweigerte das kantonale Verwaltungsgericht die Bewilligung, nachdem ein Nachbar Einsprache erhoben hatte. Mit Entscheid vom 20. August 2018 stützt das Bundesgericht diesen Entscheid. Das Verwaltungsgericht stützte sich auf Art. 18a des Raumplanungsgesetzes, wonach Kultur- und Naturdenkmäler von kantonaler oder nationaler Bedeutung durch Solaranlagen nicht wesentlich beeinträchtigt werden dürfen.
Mit einem offenen Brief gelangte der Verein Archijeunes (Baukulturvermittlung für Kinder und Jugendliche) gemeinsam mit der Konferenz Bildschulen Schweiz, dem Schweizerischen Architekturmuseum S AM, dem i2a istituto internazionale di architettura und dem Verband «Ville en tête» am 21. September 2018 an Bundesrat Alain Berset. Die Organisationen rufen im Europäischen Kulturerbejahr 2018 dazu auf, dass Baukultur auch im Schweizer Bildungssystem ankommt: Baukulturvermittlung für Kinder und Jugendliche soll in der schweizerischen Grundbildung die dafür geeigneten Strukturen erhalten, und es sollen dafür die notwendigen Mittel bereitgestellt werden. Teilen Sie den Aufruf «Baukultur in die Bildung!», indem Sie den offenen Brief mitunterzeichnen.
→ www.sam-basel.org, bis 5. Mai 2019
→ Urteil 1C_444/2017 vom 8. 5. 2018
→ Musée d’art et d’his
toire, Fribourg, du 9 décembre 2018 au 17 mars 2019, www.mahf.ch
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AUSSTELLUNG IM S AM
Hotelgeschichte. Zahlreiche historische Exponate, Modelle und Schaubilder geben Einblick in die glamouröse Vergangenheit, als Audrey Hepburn, Sophia Loren und Sean Connery auf dem Bürgenstock residierten. Auch am nierenförmigen Pool aus den 1950er-Jahren (vgl. Heimatschutz/Patrimoine 2/2016) kann nun wieder der Ausblick genossen werden. Bild: Palace Hotel mit Gästen im Jahr 1905.
S AM
«Dichtelust»
→ www.archijeunes.ch/offener-brief-an bundesrat-alain-berset
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FRISCH GESTRICHEN/PEINTURE FRAÎCHE
LE GRAND WERKHOF DE FRIBOURG
Architecture d’intérieur En milieu urbain, le projet d’architecture s’inscrit souvent dans le volume virtuel défini par les droits à bâtir. Il arrive plus rarement que le volume prédéfini soit réel. C’est la situation à laquelle ont été confrontés les architectes de BABL, Marco Bakker et Alexandre Blanc, avec la réhabilitation du grand Werkhof de Fribourg, inauguré lors des dernières Journées du patrimoine. Christian Bischoff, architecte, Genève
A
la Sarine via l’Aar et le Rhin, étaient envoyées jusqu’en Suisse alémanique et audelà. Les biens étaient transportés par bateaux ou sur des radeaux de troncs équarris. Embarcations et marchandises étaient vendues en aval. En 1556–62, le bâtiment fut agrandi, sa largeur doublée, la charpente reconstruite, le sol surélevé et pavé. Cet état du bâtiment est représenté dans le plan gravé en 1606 par Martin Martini, un panorama de la ville vue depuis ses hauteurs méridionales. En 1822– 24, la vaste charpente, qui écrasait la struc-
Marco Bakker
u XIVe et XVe siècle, la cité-état de Fribourg connut un fort essor économique. Les industries du drap et du cuir étaient florissantes. Les fortifications furent renforcées, les murailles étendues, 15 tours et portes édifiées entre 1370 et 1420. C’est dans ce contexte que fut construit en 1415–17 le grand Werkhof, à la Planche inférieure, un site non bâti à proximité de la Sarine. Le bâtiment servait alors de dépôt pour matériaux de construction. La rivière était en effet la principale voie de transport des marchandises qui, par
La ville de Fribourg vue aujourd’hui depuis les hauteurs méridionales. Au premier plan à gauche, le grand Werkhof. Die Stadt Freiburg heute: Ansicht von den Anhöhen im Süden, mit dem grossen Werkhof vorne links.
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ture à colombages, fut renforcée et reprise en sous-œuvre, les façades reconstruites. Le 19 septembre 1998, le bâtiment fut ravagé par un incendie. La charpente à arbalétriers fut entièrement détruite. De la substance matérielle du Werkhof, il ne restait presque rien, quelques piliers et murs en pierre et des fragments du colombage de la façade ouest. Les autorités de la ville décidèrent de restituer la silhouette de ce bâtiment emblématique, dont un relevé photogrammétrique avait heureusement été effectué en 1975. Il n’était pas question de reconstruire à l’identique la complexe charpente partie en fumée. Pour couvrir ce volume de dimensions exceptionnelles, l’architecte Serge Charrière opta pour une technique contemporaine: les dalles Wellsteg, des panneaux de bois autoporteurs remplis d’isolation. Pendant une dizaine d’années, le Werkhof resta une coquille vide. En 2013 fut lancé un mandat d’études parallèles pour abriter dans ce volume des activités culturelles et sociales en lien avec les quartiers voisins de la basse ville. Le projet d’Alexandre Blanc et Marco Bakker sortit lauréat de la procédure. La métaphore du cargo La tâche était hors norme et comportait plusieurs angles d’approche. Les architectes se donnèrent pour objectif de sauvegarder au maximum le peu de substance d’origine du Werkhof et de rendre lisible les agrandissements successifs de l’édifice. Un deuxième aspect du projet consistait à reconstruire les façades en se basant notamment sur la représentation de l’édifice dans le plan Martini. La partie principale du projet était cependant d’insérer dans le vaste volume une nouvelle structure autonome adaptée au nouveau programme socio-culturel. Pour nourrir ce troisième volet du projet, lui insuffler de la vie, les architectes se sont
Marco Bakker
Marco Bakker
FRISCH GESTRICHEN/PEINTURE FRAÎCHE
Partiellement détruit lors de l’incendie de 1998, le colombage de la façade ouest a été complété et restauré.
L’espace public TARA où la métaphore du cargo est pleinement active.
Die Fachwerkkonstruktion an der westlichen Fassade, die beim Brand 1998 teilweise zerstört worden ist, wurde wieder ergänzt und restauriert.
TARA: der öffentliche Raum, in dem die FrachterMetapher spielerisch umgesetzt wurde.
strate narrative. Le plafond noir goudronné et brillant, la structure de béquilles métalliques en V et l’escalier qui descend du plafond comme une quille évoquent la coque d’un cargo en cale sèche dans un chantier naval. Au plafond, une inscription blanche accompagnée de quelques chiffres prolonge la métaphore: «TARA, 2125 t». La tare est le poids du contenant qu’il faut déduire du poids brut pour obtenir le poids net. Les cargos ou les wagons CFF portent cette indication. Une fois à l’étage, la métaphore s’efface. L’ossature en béton et les partitions de plâtre offrent un cadre neutre aux associations qui animent le lieu. Dans les combles est exposée la maquette de la ville au 1:250 réalisée par des apprentis d’après la gravure de Martin Martini.
Marco Bakker
basés sur l’histoire du site, la fabrication d’embarcations et la navigation fluviale. Dans le vide préexistant, ils ont inséré un volume, semblable à un cargo flottant audessus d’un lit de rivière. C’est au rez-dechaussée que cette métaphore est active, dans l’espace longitudinal résultant du dédoublement de surface effectué en 1556–62. Dans cet espace public, interface entre intérieur et extérieur, les architectes mettent en scène les vestiges sauvegardés après l’incendie: les piliers de la façade nord; l’ancienne façade, devenue mur de refend au XVIe siècle; les poteaux et poutres en partie calcinés; un pavage de galets retrouvé 1 mètre sous le niveau actuel lors des fouilles archéologiques. Dans ce cadre, déjà chargé d’histoire, à la matérialité rugueuse, ils ajoutent une deuxième
L’espace intérieur du Werkhof après la reconstruction de la toiture en dalles Wellsteg en 2001–02. Der Innenraum des Werkhofs nach dem Wiederauf bau des Dachs mit WellstegHolzplatten (2001– 2002).
GROSSER WERKHOF, FREIBURG Der grosse Werkhof in Freiburg wurde 1415– 1417 gebaut und später massiv erweitert und umgebaut, bevor er 1998 bei einem Brand weitgehend verwüstet wurde. Die Gebäudehülle wurde wiederaufgebaut, stand dann aber während rund zehn Jahren leer. 2013 wurden daher Studien in Auftrag gegeben, um den Werkhof für die Soziokultur zu öffnen. Sieger dieses Verfahrens waren Alexandre Blanc und Marco Bakker. Sie wollten die Bruchstücke der originalen Bausubstanz möglichst bewahren und die späteren Erweiterungen sichtbar machen. Das Herzstück ihres Projekts bestand aber darin, den riesigen Innenraum mit neuem Leben zu füllen. Dabei liessen sie sich von der Geschichte des Areals inspirieren, wo dereinst Boote gebaut wurden, und fügten ein frachterförmiges Volumen in den Raum ein. Im Erdgeschoss, wo die Überreste des ursprünglichen Baus in Szene gesetzt wurden, ist diese Metapher spielerisch umgesetzt. Die schwarz geteerte Decke, die vförmigen Metallstützen und die Treppe erinnern an einen Frachter im Dock. Ebenso stimmig ist die Inschrift «TARA, 2125 t» an der Decke. Im Obergeschoss löst sich die Metapher hingegen auf. Hier entstand ein neutraler Raum für soziokulturelle Zwecke, während im Dachgeschoss ein Stadtmodell (Massstab 1:250) zu sehen ist, das auf Martin Martinis Stadtansicht aus dem Jahr 1606 basiert. ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏
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SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ/PATRIMOINE SUISSE
ERFOLG FÜR DEN SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ
Schwächung des Natur- und Heimatschutzgesetzes vorerst gestoppt Anfang September lagen die Vernehmlassungsresultate zur Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes vor. Die Hälfte der Kantone lehnte die substanzielle Schwächung des Gesetzes ab. Kürzlich hat die Umweltkommission des Ständerats mit einer deutlichen Mehrheit die Revision von Artikel 6 aus der Vorlage gestrichen. Der Schweizer Heimatschutz nimmt dies mit tiefer Genugtuung zur Kenntnis und fordert den Ständerat auf, die missglückte Revision definitiv abzubrechen. Nun hat die Umweltkommission des Ständerats diese Verschärfung zurückgezogen. Einzig die neue Bestimmung in Art. 7 Abs. 3 sei aufrechtzuerhalten. Diese hält fest, dass die Gutachten der eidgenössischen Kommissionen bei der Abwägung aller Interessen durch die Entscheidbehörde nur eine von mehreren Grundlagen darstellen. Der Schweizer Heimatschutz nimmt diesen Entscheid, nach aufwendigen Lobbyingarbeiten, mit Genugtuung zur Kenntnis und fordert den Abbruch der Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes durch den Ständerat. Zwei Volksinitiativen Die Auseinandersetzungen gehen weiter. Der Bundesrat legte am 31. Oktober 2018 den Entwurf für die zweite Revisions-
Adrian Schmid, Geschäftsführer Schweizer Heimatschutz
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv; Jean Gaberell
Ende März eröffnete die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerats die Vernehmlassung für einen drastischen Abbau des Natur- und Heimatschutzgesetzes. Anfang September lagen die Vernehmlassungsresultate vor. Diese waren überaus deutlich: 55 Prozent der Stellungnahmen lehnten die vorgeschlagenen Änderungen klar ab. Während die Dachverbände der Wirtschaft die Vorlage begrüssten und die deutliche Ablehnung der 35 beteiligten Umweltverbände zu erwarten war – der Schweizer Heimatschutz hatte bereits früh das Referendum angekündigt –, überraschen die Vernehmlassungsresultate aus den Kantonen doch sehr. So wurde die substanzielle Änderung von Art. 6 Abs. 2 von zwölf Kantonen abgelehnt, dreizehn votierten dafür.
etappe des Raumplanungsgesetzes (RPG) vor. Für Pro Natura, BirdLife Schweiz, die Stiftung Landschaftsschutz und den Schweizer Heimatschutz reicht die darin vorgeschlagene Neuregelung des Bauens ausserhalb der Bauzone nicht aus, um den Bauboom im Nichtbaugebiet zu stoppen. Die Verbände bereiten daher eine Volksinitiative vor. Der Schweizer Heimatschutz wird zum Bauen ausserhalb der Bauzonen zudem gegen Ende des Jahres ein Positionspapier publizieren. Der alarmierende Zustand der Umwelt und politische Vorstösse zum Abbau des Schutzes von Natur und Landschaft – dies wollen Pro Natura, BirdLife Schweiz, die Stiftung Landschaftsschutz und der Schweizer Heimatschutz nicht mehr länger hinnehmen. Mit einer zweiten eidgenössischen Volksinitiative, die in Vorbereitung ist, werden sie die Schonung der Landschaften, mehr Fläche und Geld zur Sicherung der Biodiversität sowie des Landschafts-, Natur- und des baukulturellen Erbes fordern.
Seit Jahrzehnten sind die schönsten Kulturlandschaften der Schweiz mehr als nur beliebte Postkartenmotive: der Silvaplaner- und Silsersee GR um 1930 Les plus beaux paysages de Suisse sont depuis des décennies beaucoup plus que des décors de cartes postales: les lacs de Silvaplana et de Sils (GR) vers 1930.
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SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ/PATRIMOINE SUISSE
ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv; Comet Photo AG
La route en lacets de la Tremola qui monte au col du Saint-Gothard (TI) fait partie du patrimoine naturel et culturel de la Suisse. Prise de vue de 1962 Auch die Serpentinenstrasse der Tremola am Gotthardpass TI ist Teil des Landschafts-, Natur- und des baukulturellen Erbes der Schweiz. Aufnahme von 1962
STOP À L’AFFAIBLISSEMENT DE LA LOI SUR LA PROTECTION DE LA NATURE ET DU PAYSAGE
Stop à l’affaiblissement de la loi sur la protection de la nature et du paysage Les résultats de la consultation relative à la révision de la loi sur la protection de la nature et du paysage ont été présentés début septembre. La moitié des cantons rejette l’affaiblissement substantiel de cette loi. Tout récemment, la Commission de l’environnement du Conseil des Etats a refusé à une nette majorité la révision de l’article 6 du projet. Patrimoine suisse prend acte avec une grande satisfaction de ces conclusions et exhorte le Conseil des Etats à arrêter définitivement ces travaux de révision. Fin mars, la Commission de l’environnement, de l’aménagement du territoire et de l’énergie du Conseil des Etats (CEATE-E) a mis en consultation un avant-projet visant au démantèlement drastique de la loi sur la protection de la nature et du paysage. Les résultats de cette consultation ont été présentés début septembre. Pour les partisans de l’initiative parlementaire, ces résultats sont clairs: 55% des prises de position rejettent nettement les modifications proposées. Alors que les associations faîtières de l’économie soutiennent le projet et que les 35 organisations de défense de l’environnement y sont résolument hostiles – Patrimoine suisse a même brandi très tôt la menace d’un référendum –, la position des cantons est plus surprenante. La révision substantielle de l’art. 6, al. 2 est rejetée par 12 cantons alors que 13 l’approuvent.
La Commission de l’environnement du Conseil des Etats a donc retiré ce projet d’affaiblissement drastique de la loi. Elle considère toutefois qu’il faut maintenir la nouvelle disposition de l’art. 7, al. 3 qui précise que les expertises des Commissions fédérales constituent une base de décision parmi d’autres dans la pesée des intérêts en présence. Patrimoine suisse qui a mené un travail de lobbying intense prend acte avec satisfaction de cette décision et exhorte le Conseil des Etats à mettre fin à ses travaux de révision de la loi sur la protection de la nature et du paysage. Deux initiatives populaires Les réflexions et discussions se poursuivent. Le 31 octobre 2018, le Conseil fédéral a présenté son projet en vue de la deuxième étape de la révision de la loi sur
l’aménagement du territoire (LAT). Pour Pro Natura, BirdLife Suisse, la Fondation suisse pour la protection et l’aménagement du paysage ainsi que Patrimoine suisse, la nouvelle réglementation proposée pour les constructions hors des zones à bâtir ne suffira pas à stopper leur expansion dans les zones non constructibles. Les organisations se préparent donc à lancer une initiative populaire. En plus, Patrimoine suisse va publier une prise de position sur la construction hors zone à bâtir. L’état alarmant de l’environnement ainsi que les interventions politiques visant à démanteler la protection de la nature et du paysage sont intolérables pour Pro Natura, BirdLife Suisse, la Fondation pour l’aménagement du paysage et Patrimoine suisse. Ces organisations vont lancer une deuxième initiative populaire pour exiger la préservation des paysages et davantage d’espace et d’argent pour garantir la biodiversité et pour préserver nos paysages, espaces naturels et sites construits. Une deuxième initiative est envisagée pour dire stop au bétonnage galopant hors zone à bâtir. Adrian Schmid, secrétaire général de Patrimoine suisse
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2004: Fred Eicher für sein Lebenswerk
Christian Vogt
Dominique Wehrli
Hansjörg Gadient
SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ/PATRIMOINE SUISSE
2008: Zentrum Urbaner Gartenbau der ZHAW
2010: Büro Vogt Landschaftsarchitekten
JUBILÄUM DER AUSZEICHNUNG DES SCHWEIZER HEIMATSCHUTZES
20 Schulthess Gartenpreise Seit der Schulthess Gartenpreis 1997 erstmals verliehen wurde, haben sich die Diskussionen um die bauliche Entwicklung der Schweiz stark verändert – und damit auch die Sicht auf das, was einen Garten ausmacht und was er für die Gesellschaft leisten kann. Der Schulthess Gartenpreis des Schweizer Heimatschutzes hat sich diesen Wandlungen angenommen und sich zum relevanten Gradmesser der Garten- und Landschaftskultur entwickelt. 1997–2007: Bedeutungssuche Als die Familie von Schulthess mit dem Schweizer Heimatschutz über die Ein-
richtung eines mit jährlich 50 000 Franken dotierten Preises für die Gartenkultur in der Schweiz diskutierte, leckte die Bau-
wirtschaft noch die Wunden der Immobilienkrise der frühen 1990er-Jahre. Nach der Planungseuphorie war die Frage der Qualitäten und Potenziale des Bestandes ins Zentrum gerückt. 1997 machte der allererste Preis an das Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur in Rapperswil die Intention der Auszeichnung deutlich: Es braucht ein gesichertes Wissen um die Vergangenheit,
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Unsere Heimat ist einmalig. Helfen Sie mit, ein Stück Heimat zu bewahren. Schweizer Baukultur für kommende Generationen: schützen, erlebbar machen, weiter bauen. Ihr Vermächtnis – eine Erbschaft oder ein Legat – legt den Grundstein für die Zukunft. Informieren Sie sich bei Ihrem Anwalt oder bestellen Sie die Unterlagen des Schweizer Heimatschutzes: www.heimatschutz.ch. Sie können uns auch anrufen: Unser Geschäftsführer Adrian Schmid berät Sie gerne persönlich. Schweizer Heimatschutz, Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich adrian.schmid@heimatschutz.ch 044 254 57 00, www.heimatschutz.ch ww
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Christian Schwager
Superpositions
SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ/PATRIMOINE SUISSE
PREISTRÄGER 1998–2018
2011: Rotzler Krebs, Brühlgutpark Winterthur
2012: Revitalisation du cours d’eau de l’Aire (GE)
damit die Zukunft mit Umsicht gestaltet werden kann. In den Folgejahren ging die Auszeichnung an Personen und Vereinigungen, die sich mit Herzblut um den Erhalt des gebauten und botanischen Erbes verdient gemacht hatten. Die Würdigung des Kulturevents «Lausanne Jardins» (2000) sowie des Lebenswerks des Landschaftsarchitekten Fred Eicher (2004) machte deutlich, dass die Gartenkultur und damit auch der Preis nicht statisch, sondern in ständiger Bewegung sind.
terisch überzeugendes Projekt, das den Spagat zwischen Natur- und Hochwasserschutz und der Nutzbarkeit für die Menschen vorbildlich meisterte. Ähnliches gelang auch in der 2014 gewürdigten Stadt Uster, die ihren einstigen Industriekanal, den Aabach, in eine neue grüne Lebensader verwandelte und so dem gebauten Erbe eine neue Perspektive ermöglichte. 2013 nahmen die Schweizer Stimmberechtigten die Revision des nationalen Raumplanungsgesetzes deutlich an. Im gleichen Jahr ging der Preis an den Erlenmattpark in Basel – ein vorbildliches Beispiel, wie der neu national eingeführte Mehrwertausgleich positive Wirkung auf das Lebensumfeld haben kann. Zwei Jahre später, 2015, rückte der Preis die Stadt Lausanne ins Rampenlicht, die mit einem Netz von innerstädtischen Gemeinschaftsgärten aufgezeigt hat, wie sich der Wunsch nach einem eigenen Garten im Umfeld einer dynamischen Stadtentwicklung umsetzen lässt.
2008–2011: Gärten in der Stadt Der Schulthess Gartenpreis 2008 kam dem Aufbruch in die prosperierenden Städte gleich, in denen die Frage nach dem guten Freiraum sich im Zeichen der Verdichtung neu stellte: Mit der Auszeichnung des Zentrums Urbaner Gartenbau der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil (ZHAW) setzte der Schweizer Heimatschutz ein deutliches Zeichen. Die Leistungen von Gärten und Freiräumen im urbanen Umfeld werden zu wenig erkannt und gefördert. Hierfür braucht es Motivation für neue Ansätze. Mit der Auszeichnung von Vogt Landschaftsarchitekten (2010) und Rotzler Krebs Partner (2011) ging der Preis an zwei Büros, die sich über Jahre hinweg innovativ mit den Herausforderungen der Landschaftsarchitektur im urbanen Umfeld auseinandergesetzt haben. 2012–2017: neue Dimensionen Die Würdigung der Revitalisierung des Genfer Flusses Aire (2012) machte deutlich, dass der Begriff des Gartens weiter gefasst werden soll. Erhalten hat den Preis ein multidisziplinäres Team für ein gestal-
Patrick Schoeck, Schweizer Heimatschutz
→ www.heimatschutz.ch/gartenpreis ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏ Die Fachkommission 1997–2018 • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Sophie Agata Ambroise (ab 2018) Annemarie Bucher (2008–2017) Hansjörg Gadient (2008–2011) Klaus Holzhausen (2003–2012) Eric Kempf (1997–1998) Olivier Lasserre (2008–2017) Claudia Moll (2017–heute) Daniel Oertli (2012–2017) Marco Rampini (2017–heute) Judith Rohrer-Amberg (1997–2007) Stefan Rotzler (2011–heute) Christoph Schärer (2018) Maurus Schifferli (ab 2018) Silvia Schmid (2006–2018) Martin von Schulthess (1997–heute) Dr. Georg von Schulthess (1997–2004) Günther Vogt (1998–2006) Rainer Zulauf (1999–2007)
– 1998: Stiftung «Archiv für die Schweizer Gartenarchitektur und Landschaftsplanung», Rapperswil – 1999: Gartenliebe; Preis an fünf Eigentümer/innen von Privatgärten: Hans Rudolf und Verena Tobler, Zürich; Claus und Barbara Scalabrin, Alten; Arthur und Gertrud Bölsterli, Windisch; Jean-Jacques und Dora Voirol, Dornach; Hanspeter und Alice Sager, Brittnau – 2000: Association Jardin urbain (Lausanne Jardins 2000) VD – 2001: Pflanzensammlungen von Sir Peter Smithers in Vico Morcote TI sowie Hansuli Friedrich in Stammheim ZH, Otto Eisenhut in San Nazzaro TI, Hans R. Horn in Merligen BE, Heinrich Oberli in Wattwil SG und Jakob Eschmann sen. in Emmen LU – 2002: Historische Gartenanlagen; Preise an das Ehepaar Martine und Sigmund von Wattenwyl, Besitzer Schloss Oberdiessbach BE, und Verena Baerlocher, Eigentümerin des Löwenhofs Rheineck SG – 2003: Rosenfreunde Winterthur und Umgebung mit Elisabeth Oberle für ihren Rosengarten in der Kartause Ittingen TG sowie Richard Huber aus Dottikon AG – 2004: Fred Eicher für sein Lebenswerk – 2006: Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck BL – 2007: Alpengarten Flore Alpe in Champex VS – 2008: Zentrum Urbaner Gartenbau der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil (ZHAW) – 2009: Salis-Gärten im Bergell GR: der Garten der Casa Battista in Soglio sowie ein Garten in Bondo – 2010: Büro Vogt Landschaftsarchitekten – 2011: Büro Rotzler Krebs Landschaftsarchitekten: Brühlgutpark in Winterthur – 2012: Groupement Superpositions: Revitalisierung der Aire-Flusslandschaft GE – 2013: Raymond Vogel für den Erlenmattpark in Basel BS – 2014: Stadt Uster ZH für die Neugestaltung des Aabachs – 2015: Stadt Lausanne VD für die gemeinsam genutzten Pflanzgärten «Plantages» – 2016: Ballypark und die Solothurner Gemeinden Schönenwerd, Gretzenbach und Niedergösgen – 2017: Murgauenpark in Frauenfeld TG – 2018: Gärten des Freilichtmuseums Ballenberg BE
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2013: Raymond Vogel, parc Erlenmatt de Bâle
Patrimoine suisse
Patrimoine suisse
Patrimoine suisse
SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ/PATRIMOINE SUISSE
2014: Ville d’Uster, transformation de l’Aabach
2015: Plantages communautaires, Lausanne
VINGTIÈME ANNIVERSAIRE DE LA DISTINCTION DE PATRIMOINE SUISSE
Les 20 Prix Schulthess des jardins Depuis la première attribution du Prix Schulthess des jardins en 1997, les discussions sur le développement des constructions en Suisse ont considérablement évolué – de même que la vision et la fonction d’un jardin. Le Prix Schulthess des jardins de Patrimoine suisse a tenu compte de ces transformations et développé des critères pertinents en matière de culture du paysage et des jardins. 1997–2007: recherche de sens Lorsque la famille von Schulthess proposa à Patrimoine suisse de créer un prix dédié à l’art et à la culture des jardins en Suisse avec une dotation annuelle de 50 000 francs, le secteur de la construction pansait encore les plaies de la crise immobilière du début des années 1990. La période d’euphorie avait laissé la place à des questionnements sur les qualités et les potentialités du parc immobilier existant. Le premier prix décerné en 1997 récompensa les Archives d’architecture paysagère et Jardins de Rapperswil afin de mettre en avant la finalité de cette distinction: il était nécessaire de disposer de connaissances fiables sur le passé pour concevoir des aménagements qui le respecteraient. Les années suivantes, la distinction récompensa des personnes et des associations dévouées corps et âme à la préservation d’un patrimoine construit et botanique. L’attribution du prix à la manifestation «Lausanne Jardins» (en 2000) et à l’ensemble de l’œuvre de l’architecte-paysagiste Fred Eicher (en 2004) mit en évidence le renouveau de la culture des jardins et par conséquent du prix qui ne pouvait pas être décerné selon des critères immuables.
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2008–2011: jardins en ville Le dixième Prix Schulthess des jardins de 2008 marqua un tournant en faveur des villes prospères qui s’interrogeaient sur les qualités des espaces ouverts à préserver dans les opérations de densification: en décernant le prix au Zentrum Urbaner Gartenbau de la Haute école zurichoise de sciences appliquées de Wädenswil (ZHAW), Patrimoine suisse lança un signal fort. Les prestations des jardins et des espaces ouverts dans l’environnement urbain sont trop peu connues ou promues. Il importe d’encourager de nouvelles approches. Avec l’attribution du prix aux architectes paysagistes du bureau Vogt Landschaftsarchitekten (en 2010) et Rotzler Krebs Partner (en 2011), le prix récompensa deux bureaux qui au fil des années avaient fait preuve d’une grande créativité pour créer des aménagements en milieu urbain.
multidisciplinaire qui avait suivi une approche nouvelle exemplaire répondant aux attentes de la protection de la nature, de la protection contre les crues et des futurs usagers et riverains. De même, la Ville d’Uster fut récompensée en 2014 pour avoir transformé le canal industriel de l’Aabach en une artère de verdure, offrant ainsi une nouvelle perspective au patrimoine bâti. En 2013, année de l’acceptation de la révision de la loi fédérale sur l’aménagement du territoire en votation populaire, le prix fut attribué au parc Erlenmatt de Bâle – un projet exemplaire financé par la taxation sur la plus-value résultant de mesures d’aménagement qui venait d’être introduites au niveau national. Deux ans plus tard, en 2015, le prix mit la Ville de Lausanne sous les feux de la rampe pour avoir encouragé les plantages et la participation au jardinage et à la prise de responsabilité écologique.
2012–2017: nouvelle dimension La récompense décernée pour la revitalisation du cours d’eau de l’Aire, à Genève (en 2012), démontra que la notion de jardin devait être élargie. Le prix fut attribué au groupement Superpositions, une équipe
Patrick Schoeck, Patrimoine suisse
→ www.patrimoinesuisse.ch/jardins
SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ/PATRIMOINE SUISSE
NEU IM HEIMATSCHUTZZENTRUM
Ausstellung «Farbgeschichten» Das Heimatschutzzentrum hat am 16. November 2018 die Ausstellung «Farbgeschichten» eröffnet. Diese thematisiert die Farbe als Gestaltungsmittel in und an Häusern und schärft den Blick für deren Vielfalt und Wert. Im Fokus stehen die Farben der reich bemalten Villa Patumbah einerseits und die Farbigkeit des städtischen Raums andererseits. Die dreisprachige Ausstellung (d/f/e) wird bis Ende Juni 2019 zu sehen sein. Farben faszinieren. Sie sind ein immer beliebteres Gestaltungsmittel in der Architektur. Heute ist technisch alles möglich, früher hingegen waren Farbpigmente teils sehr rare und kostbare Güter. Sie wurden gezielt und sparsam eingesetzt, und es brauchte ein spezifisches Fachwissen. Farben sind alltäglich geworden. Das für die Farbgestaltung so wichtige Fingerspitzengefühl ist heute immer seltener vorhanden. Die Ausstellung zeigt, welche Geschichten hinter den Farben stecken und wie vielfältig sie in ihrer Herstellung, Verwendung und Wirkung sind. Anhand von 13 Farbstationen werden verschiedenste Farbgeschichten aufgerollt: Einerseits sind dies Geschichten zu Farben, die in der reich bemalten Villa Patumbah Verwendung fanden, wie das Ultramarinblau oder das violettrote Caput Mortuum. Andererseits werden Geschichten zur Farbigkeit von Städten wie
Exposition à la Maison du patrimoine, 16.11.2018–30.6.2019
HIS TOIRES DE COU LEURS Projektpartner
Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128 8008 Zürich, www.heimatschutzzentrum.ch
Wir danken für die Unterstützung Stiftung Patumbah, kt.Color, Keimfarben AG, CRB
Ausstellung im Heimatschutzzentrum, 16.11.2018–30.6.2019
FARBGE SCHICH TEN
Zürich, Magdeburg (D) oder Tirana (ALB) erzählt. Zu sehen sind erstmals alle 96 handgemalten Farbporträts von ausgewählten Bauten der Stadt Zürich, die das «Haus der Farbe» im Rahmen des Projektes «Farbraum Stadt» erarbeitet hatte. Die Besucherinnen und Besucher erkunden mithilfe eines Farbfächer-Guides die im Erd-und Gartengeschoss der Villa Patumbah verteilten Stationen. In der Farbküche, die Schauraum und Atelier für Farbexperimente ist, können sie in die Vielfalt der Farbtöne eintauchen. Rahmenprogramm Erwachsene, Familien und Schulklassen sind herzlich willkommen. Das vielfältige Rahmenprogramm lädt ein, die Welt der Farben hautnah zu erleben. An Führungen lernt man die Villa Patumbah im Fokus der Farbe kennen oder lauscht den spannenden Erläuterungen der Farbexpertin-
nen und -experten. In der offenen Farbküche können Gross und Klein mit Pigmenten und Bindemitteln experimentieren. In den Ateliers entdecken und fantasieren Kinder und Familien rund ums Thema Farbe (Schulklassen und private Gruppen auf Anfrage): • Führungen zur Villa Patumbah im Fokus der Farbe: Jeden Donnerstag 12.30–13.00 Uhr, jeden letzten Sonntag des Monats 14.00–15.00 Uhr • Unterwegs mit Farbexpertinnen und Farbexperten: Do. 24. Januar, 11. April, 13. Juni • Farbevent: Do. 23. Mai • Offene Farbküche: Mi. 2. Januar, 6. März, 16.00–19.30 Uhr; So. 9. Dezember, 10. Februar, 14. April, 13.00–16.00 Uhr Karin Artho, Leiterin Heimatschutzzentrum
→ www.heimatschutzzentrum.ch
«HISTOIRES DE COULEURS» La Maison du patrimoine a ouvert le 16 novembre sa nouvelle exposition «Histoires de couleurs». Cette dernière explore la couleur en tant qu’outil de création, à l’intérieur et à l’extérieur des bâtiments. La présentation aiguise aussi le regard des visiteurs sur la diversité des teintes et leur importance. Elle met l’accent d’une part sur les décorations flamboyantes de la Villa Patumbah et, d’autre part, sur la variété des tons dans l’espace urbain. L’exposition en trois langues (FR/DE/ EN) est ouverte jusqu’à fin juin 2019. Tout au long de 13 stations de couleurs, les anecdotes les plus diverses se dévoilent: l’histoire des teintes utilisées pour les riches décorations de la Villa Patumbah, tels
le bleu d’outremer ou le caput mortuum rouge-violet. Mais aussi les histoires des couleurs dans des villes comme Zurich, Magdeburg (D) ou Tirana (ALB). Sont également présentées pour la première fois 80 cartes chromatiques peintes à la main de bâtiments de la ville de Zurich, que la «Maison de la couleur» (Haus der Farbe) a créées dans le cadre du projet «Couleurs des espaces urbains». Avec un nuancier pour guide, les visiteurs découvriront les postes répartis au rez-de-chaussée et au rez-de-jardin de la Villa Patumbah. Dans la cuisine, transformée en show-room et en atelier, ils pourront se plonger dans la variété infinie des couleurs.
→ www.maisondupatrimoine.ch
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SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ/PATRIMOINE SUISSE
DAS ISOS ALS UNSCHÄTZBARES KULTURGUT
Ortsbilder verstehen Am 18.August 2018 übergab der Schweizer Heimatschutz in Riom GR den Wakkerpreis an die Nova Fundaziun Origen. Das Bundesamt für Kultur machte im Vorfeld im Rahmen einer Matinée und eines Spaziergangs auf die Bedeutung des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS) aufmerksam. Die Geschäftsführerin des Bündner Heimatschutzes beschrieb die Situation im Kanton Graubünden. sen ist, einen Gefallen tun? Die Zeitung tut dies aber sicher auch, weil sie damit eine Sehnsucht der Leser und Leserinnen bedient. Eine nostalgisch verbrämte Sehnsucht nach der guten alten Zeit, einer Zeit, in der unsere Dörfer bzw. unsere Ortsbilder das waren, was wir heute «intakt» zu nennen pflegen. Wir alle lieben sogenannt «schöne» Ortsbilder. Denn, schöne Ortsbilder sind – ja, ich verwende hier das inflationär gebrauchte Wort – «identitätsstiftend». Entsprechend gut lassen sie sich für Werbezwecke vereinnahmen. Es sagt etwas aus, wenn sich in Prospekten unserer Tourismusorga-
Schweizer Heimatschutz
Seit einiger Zeit zeigt unsere führende Regionalzeitung, die Südostschweiz, dreimal im Monat, prominent platziert auf Seite zwei, unter dem Titel «Die ältesten Bündner Fotografien» ein Bild aus dem Archiv der Fotostiftung Graubünden. Das Sujet dieser Aufnahmen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist stets ein Bündner Dorf. Wozu diese Aktion, mag man sich fragen? Weil die Redaktion damit mit einem sehr geringem Aufwand eine Viertelseite ihrer Zeitung füllen kann? Sicher. Vielleicht will man auch der noch jungen Stiftung, die finanziell nicht auf Rosen gebettet und daher auf Geldgeber angewie-
Ein Dorf und seine Baukultur verstehen: Das Bundesamt für Kultur lud am Morgen der Wakkerpreisverleihung in Riom zum «Dorfrundgang mit dem ISOS in der Hand». Décrypter la culture architecturale d’un village: le matin de la remise du Prix Wakker à Riom, l’Office fédéral de la culture a proposé «une visite du village, l’ISOS en mains».
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nisationen nur Fotos der alten Dorfkerne finden, die um diese Kerne in den letzten 50 Jahren entstandenen Speckgürtel mit ihren gesichtslosen Allerweltsbauten aber geflissentlich ausgeblendet bleiben. Selbstverständliche Einheitlichkeit Unsere Siedlungen – und das sind in der Alpenregion vornehmlich ehemalige Bauerndörfer – waren einst von einer selbstverständlichen Einheitlichkeit geprägt. Und diese Einheitlichkeit macht aus heutiger Perspektive ihre grosse Stärke und kraftvolle Wirkung aus. Planung und Ausführung der Wohnhäuser und Ställe lagen grossteils in den Händen der bäuerlichen Bauherren selbst, die sich als Laienbauleute gegenseitig unterstützten. Der gemeinschaftliche Geist, ohne den man in den früheren Dorfstrukturen nicht überlebt hätte, und die damit zusammenhängende soziale Kontrolle sorgten dafür, dass sich jeder mehr oder weniger an die tradierten Baumodelle hielt. Dass sich also niemand, auch der Vornehmste und Reichste nicht, in seinem Bauverhalten in allzu extremer Weise vom allgemein Üblichen unterschied. Für die Einheit der Ortsbilder entscheidend war auch, dass man sich mit den vor Ort existierenden Baumaterialien begnügte – ja begnügen musste. Entscheidend war auch das handwerkliche Können. In Zeiten des Mangels war keine andere denn eine effiziente, in allen Bereichen optimierte Bauweise möglich. Die Bedingungen, unter denen unsere Siedlungen entstanden, haben sich in der Zwischenzeit drastisch verändert. Heute ist überall alles möglich. Dieses Unspezifische hat dem Gesicht unserer Dörfer, ja der Baukultur ganz allgemein, nicht einfach nur gut getan. Die wirtschaftliche und soziale Mobilität, die unser heutiges Dasein prägt, hat unbestreitbar positive Aspekte – sie hat aber auch ihre Schattenseiten. An die Stelle des (früher notwendigen) Sinns für Gemeinschaft ist der Individualismus getreten. Das hat Auswirkungen auch auf die Wahrnehmung unserer Siedlungen, in dem Sinne, dass uns das früher selbstverständliche Wissen um die ordnenden Zusammenhänge innerhalb einer dörflichen Struktur verloren gegangen ist. Das «Lesen» von Ortsbildern ist heute kein Allgemeingut mehr. Wir sind angewiesen darauf, dass uns jemand die Zusammenhänge erklärt. Genau an diesem Punkt setzt das ISOS an.
Ein wunderbares Instrument Das ISOS ist ein wunderbares Instrument, das uns hilft, unsere Ortsbilder zu verstehen. Denn es zeigt auf, was an einem Ort typisch, was charakteristisch und was einzigartig ist. Und es vermittelt ein gesamtheitliches Bild, denn es benennt nicht nur die Qualitäten einzelner Bauvolumen, sondern in besonderer Weise auch die schützenswerten Freiräume um diese Bauvolumen herum, und es verweist auf die eminente Bedeutung der Siedlungsränder. Kurz: Es benennt die Qualitäten, und es erklärt, was diese Qualitäten ausmacht. Und es lenkt den Blick auf die Aspekte, die es zu beachten gilt, damit diese Qualitäten nicht zerstört werden. Es zeigt die heiklen Punkte auf, denen man besondere Sorge tragen muss, wenn man das Vorhandene nachhaltig – und das heisst im Sinne eines «schönen», identitätsstiftenden Ortes – weiterentwickeln will. Das ISOS schult durch die Dokumentation und Erklärung dessen, was da ist, unsere Wahrnehmung. Denn es erklärt Bezüge, die wir heute nicht mehr einfach selbstverständlich erkennen. In diesem Sinne ist das ISOS auch ein Hoffnungsträger. Denn: Die eingangs postulierte Sehnsucht impliziert ja, dass wir es als schicksalshaft erachten, dass sich unsere Ortsbilder in den letzten paar Jahrzehnten in, sagen wir es milde, wenig vorteilhafter Weise entwickelt haben oder nach und nach in ihrer Essenz zerstört werden. Wir beklagen den Verlust und tun so, als könnten wir der Zerstörung nichts entgegenhalten. Dem ist nicht so. Ich bin überzeugt: Unsere Dörfer hätten sich in sehr viel positiverer Weise weiterentwickelt, wenn man die Bestimmungen des ISOS ernst genommen, ja sie überhaupt zu Rate gezogen hätte. Motivation statt Hemmschuh Für Graubünden listet das ISOS 114 Objekte auf. Das heisst: Graubünden hat 114 Ortsbilder, die mit einem gesamtschweizerischen Massstab gemessen als national bedeutend eingestuft werden, also zu den wertvollsten Siedlungen der Schweiz gehören. Das wäre doch eigentlich ein Anlass zur Freude. Dies allerdings nur, wenn man die Aufnahme einer Siedlung als eine riesige Auszeichnung, als ein Gütesiegel verstünde. In meiner Arbeit erlebe ich nicht selten das genaue Gegenteil. In der Regel wird das ISOS, wie alle denkmalpflegerischen Anliegen, als lästig empfunden. Ich erinnere mich an einen unserer (wenigen)
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Der Apéro nach der Preisverleihung: Die Nova Fundaziun Origen erhielt den Wakkerpreis 2018 für «die innovative Aktivierung des regionalen Kulturerbes und für ihre Bestrebungen, dem gebauten Erbe und damit einem ganzen Dorf neue Perspektiven zu geben». Apéritif après la remise du prix: la Nova Fundaziun Origen a reçu le Prix Wakker 2018 pour «avoir su mettre en valeur le bâti existant et ouvrir de nouvelles perspectives au patrimoine bâti et, par là même, à la population de tout un village».
Beschwerdefälle, der auf der Grundlage des ISOS geführt wurde. Im Laufe der Verhandlungen herrschte mich der Präsident der betroffenen Gemeinde an: «Ach, kommen Sie mir doch nicht mit dem ISOS, sie wissen doch selbst, dass bei uns der halbe Kanton im ISOS verzeichnet ist. Wo kämen wir denn hin, wenn wir dieses ISOS ernst nehmen würden.» Wir haben diesen Beschwerdefall gewonnen, und die Gemeinde hat unter Berücksichtigung des ISOS eine Planung eingeleitet, die der Gemeindepräsident selbst letztlich als sehr viel befriedigender empfand als das ursprüngliche Projekt, das er einem Investor zubilligen zu müssen glaubte. Der vom Gemeindepräsidenten geäusserte Widerstand ist typisch – und eigentlich auch erschreckend. Statt den Eintrag im ISOS als Motivation zu begreifen, Qualität einzufordern, wird er als Hemmschuh wahrgenommen, der Entwicklung verhindert. Dabei wird missachtet, dass es dem ISOS um eines nicht geht: Um die Einfrierung eines Istzustandes oder um eine Musealisierung. Die Berücksichtigung des ISOS ist als qualitätssichernde Massnahme zu verstehen für eine Siedlungsentwicklung, die die vorhandenen Qualitäten stärkt und nicht zerstört!
Die Autonomie in unseren Gemeinden ist gross – das mag gut sein so. Allerdings: Selbstständigkeit verpflichtet. Die Gemeinden haben die Entwicklung ihrer Orte in einem hohen Masse selber in der Hand. Es braucht deshalb in den Gemeinden Leute, die Qualität, sprich Sorgfalt einfordern – die fordern, dass Entscheide, die alle betreffen (und das Bauen greift nun mal immer in die öffentliche Sphäre ein), kompetent und aufgrund von qualifizierten Grundlagen beurteilt werden. Das ISOS ist eine solche qualifizierte Grundlage. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem ISOS würde verhindern, dass Ortsplanungen zur blossen Alibiübung verkommen und sich im Einfärben verschiedenfarbiger Flächen auf einem Plan erschöpften. Das ISOS hilft, eine Siedlung als dreidimensionales Gefüge zu begreifen, in dem wenige unbedachte Eingriffe ein subtil austariertes Gleichgewicht aus dem Lot zu bringen vermögen. Und so hoffe ich, dass sich das ISOS in den Köpfen der Leute als ein unschätzbares Kulturgut einnistet, das unsere Lebensqualität zu steigern im Stande wäre. Ludmila Seifert, Geschäftsführerin Bündner Heimatschutz
→ www.heimatschutz.ch/wakkerpreis
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SCHWEIZER HEIMATSCHUTZ/PATRIMOINE SUISSE
LISTEROUGE.CH
Nouvelles de Fribourg Petit aperçu de la Liste rouge d’objets en péril: du nouveau à Fribourg et à Coire (GR). Des cas à Genève, Wettingen (AG), Zurich et Trogen (AR) viennent d’être ajoutés à la liste en ligne. En septembre 2017, le projet de réaménagement de la place des Ormeaux, à Fribourg, prévoyait la démolition de la petite station de tramway du Tilleul. Ce dernier témoin du tramway fribourgeois érigé en 1934 devait disparaître et laisser la place à un nouvel abri (cf. Heimatschutz/Patrimoine 2/2018). Pro Fribourg et l’association de quartier Cercle du Bourg avaient dès le départ manifesté leur opposition à ce projet et écrit une lettre ouverte exigeant la préservation
Cinéma Le Plaza: commentaires «Kursaal, Hôtel de Russie, quartier du Seujet ... Faudra-t-il bientôt ajouter Le Plaza à cette liste de destructions du patrimoine urbanistique en Ville de Genève?»
de ce bâtiment. Leur engagement valait la peine: selon les nouveaux plans présentés cet automne par la ville à Pro Fribourg, le pavillon devrait être préservé. A la fin de ce mois d’octobre, le Conseil général a adopté définitivement un crédit d’étude pour la deuxième étape de la requalification du quartier du Bourg. L’édicule pourrait finalement survivre. Par ailleurs, signalons que quatre nouveaux objets ont été ajoutés à la Liste rouge ces dernières semaines (voir aussi page 42) et qu’il y a du nouveau concernant le Konvikt (internat) de Coire.
UNESCO Switzerland, Twitter, 31.10.2018
«Que cette salle redevienne une salle de cinéma!» Jaqueline Millier, Facebook, 31.10.2018
«... l’architecte Jean-Marc Saugey avait réalisé pour le cinéma ce que Wagner avait conçu pour l’opéra à Bayreuth. La destruction de la salle est donc bien un crime contre la culture, que les autorités ont laissé faire avec un aveuglement rare.» Christian Zeender, ancien chef de la Section du cinéma de l’Office fédéral de la culture et ancien conseiller spécial pour l’audiovisuel au Conseil de l’Europe, Le Temps, 30.10.2018
Michèle Bless, Patrimoine suisse
→ Vous connaissez des objets menacés qu’il faudrait sauver? Signalez-les à l’adresse www.listerouge.ch – «Comment agir».
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Adèle Löffler
GENÈVE NEU/
NO U V
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MÀD
Cinéma Plaza
La station de tramway du Tilleul de 1934 et une des dernières traces du tram à Fribourg sera maintenue grâce à l’opposition faite par Pro Fribourg et l’engagement de l’association Cercle du Bourg. Das Haltestellenhäuschen Tilleul von 1934 und somit eine der letzten Spuren des Trams in Freiburg sollen dank dem Widerstand von Pro Fribourg und dem Quartierverein Cercle du Bourg erhalten werden.
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Le cinéma Le Plaza a déja fait couler beaucoup d’encre au cours des 15 dernières années. Construit à Genève dans l’après-guerre par Marc-Joseph Saugey, ce cinéma a été inauguré en 1952 et fait partie de l’ensemble Mont-Blanc Centre. Cette prestigieuse salle de cinéma fait actuellement l’objet d’une ultime tentative de sauvegarde puisqu’elle est menacée de démolition depuis sa fermeture en 2004. Pourtant, après plusieurs tentatives infructueuses visant la protection de ce bâtiment, le Conseil d’Etat de Genève a renoncé au classement. L’association «Le Plaza ne doit pas mourir» a lancé une pétition et a obtenu plus de 8000 signatures. Elle a été remise le 1er novembre 2018 à Antonio Hodgers, chargé du Département du territoire.
→ www.listerouge.ch
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ROTELISTE.CH
Neuigkeiten aus Freiburg Kleiner Einblick in den Stand der Roten Liste mit gefährdeten Objekten: Aktuelles gibt es aus Freiburg und Chur GR zu berichten. Fälle aus Wettingen AG, Genf, Zürich und Trogen AR sind neu im Internetverzeichnis aufgeführt.
ZÜRICH
TROGEN NO U V
«Es bleibt zu hoffen, dass die im Kanton Graubünden Verantwortlichen nochmals über die Bücher gehen und sich kompetent beraten lassen. So könnte ein Weg aufgezeigt werden, wie die Essenz des Konvikts, das Zusammenspiel seines Äusseren mit dem Inneren, namentlich auch seiner Ausstattung, für künftige Kantonsschülerinnen und -schüler erhalten werden kann.» Bernhard Furrer, Neue Zürcher Zeitung, 15. 8. 2018
«Im Falle des Konviktes sind sich die Beteiligten der Bedeutung dieses baulichen Zeitzeugen zu wenig bewusst gewesen – und haben ihn so massiv beschädigt.»
→ Kennen Sie bedrohte Objekte, die gerettet
E AU
werden müssen? Melden Sie uns Ihre Fälle unter www.roteliste.ch/aktiv-werden.
Alter Bahnhof
Stefan Cadosch, Präs. SIA, Südostschweiz, 5.10.2018
GRAUBÜNDEN NEU/
NO U V
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Konvikt in Chur Schweizer Heimatschutz
Baugeschichtliches Archiv Zürich
Karin Salm, Hochparterre, 14. 8. 2018
Michèle Bless, Schweizer Heimatschutz
Schweizer Heimatschutz
NEU/
«Der Fall in Chur zeigt: Gute Bauten aus der Nachkriegszeit haben es schwer, als Denkmäler anerkannt und bei Sanierungen als solche behandelt zu werden.»
Pro Fribourg und der Quartierverein Cercle du Bourg hatten sich von Anfang an mit einer Einsprache und einem öffentlichen Brief für den Erhalt des Gebäudes stark gemacht. Nun hat sich das Engagement gelohnt: Gemäss den neuesten Plänen, welche Pro Fribourg von der Stadt diesen Herbst vorgestellt wurden, sollte der Kleinbau vollumfänglich erhalten bleiben. Ausserdem: In den letzten Wochen sind vier neue Objekte in die Rote Liste aufgenommen worden (vgl. auch S. 42), und zum Fall des Konvikts in Chur gibt es Neues zu berichten.
Im September 2017 drohte dem beliebten Haltestellenhäuschen Tilleul in Freiburg aufgrund eines Aufwertungsprojektes der Place des Ormeaux der Abbruch. Das damals vorgestellte Projekt sah vor, das letzte Zeugnis der Freiburger Tramgeschichte aus dem Jahr 1934 verschwinden zu lassen und durch einen neuen Unterstand zu ersetzen (vgl. Heimatschutz/Patrimoine 2/2018).
Theatersaal Pfauen
Das Churer Konvikt in den Medien
Im Juli 2018 präsentierte der Zürcher Stadtrat zusammen mit der Leitung des Schauspielhauses der Öffentlichkeit Umbaupläne für das Theater am Pfauen. Das Schauspielhaus am Heimplatz soll umfangreich modernisiert werden. Geplant ist ein kompletter Theaterneubau hinter der Fassade. Dem Projekt würde der historisch bedeutende Theatersaal Pfauen, auch bekannt als letzte freie Bühne und Zufluchtsort exilierter Schauspieler und Schauspielerinnen sowie von Autoren zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, zum Opfer fallen. Der Heimatschutz hat Rekurs eingelegt und fordert eine genaue Überprüfung, wie die notwendigen Sanierungsmassnahmen unter Erhalt des Theatersaals erfolgen können.
Die Appenzeller Bahnen AG will den Alten Bahnhof in Trogen AR abreissen und durch einen Neubau mit Wohn- und Gewerbenutzung ersetzen. Gegen das Projekt gibt es auf verschiedenen Ebenen Widerstand: Der Heimatschutz Appenzell Ausserhoden hat im Oktober 2017 gegen das Abbruchgesuch Einsprache gemacht. Zudem läuft eine Sammeleinsprache des Vereins «Alter Bahnhof Trogen», der sich für eine sanfte Neugestaltung des Alten Bahnhofs und seiner Umgebung einsetzt. Der Bahnhof wurde zusammen mit der Trogenerbahn 1903 erbaut und zeugt mit seinem «Schweizerhäuschen-Stil» nicht nur von der Bahn- und Dorfgeschichte, sondern ist auch ein wichtiger Bestandteil des Ortsbildes.
Die Auseinandersetzung um die Konviktrenovation in Chur geht in die nächste Runde: Nachdem im Juni 2018 die Fach- und Planerverbände BSA, SIA, SWB und VSI gemeinsam mit dem Bündner Heimatschutz vergeblich versucht haben, die Zerstörung des Zeitzeugen zu verhindern, reichten sie im Oktober bei der Bündner Regierung Aufsichtsbeschwerde gegen die Verantwortlichen in den Ämtern wegen Amtspflichtverletzung ein. Aus denkmalpflegerischer Sicht bedenklich sind die Eingriffe in die Originalsubstanz der Innenausstattung: In den Zimmern sollen die Klinkerböden durch Linoleum ersetzt, die von Otto Glaus entworfenen Möbel ausgetauscht und der rohe Grobverputz entfernt werden.
→ www.heimatschutzstadtzh.ch
→ www.alterbahnhof.ch
→ www.heimatschutz-gr.ch
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SEKTIONEN/SECTIONS
BLICKPUNKT SEKTION BASEL-STADT
Bautenprämierung 2018 in Basel Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Basel-Stadt vertreten durch Immobilien Basel-Stadt/Hochbauamt Basel-Stadt. Architektur: Esch, Sintzel Architekten, Zürich, Projektleitung Marco Rickenbacher; Schmid Landschaftsarchitekten, Zürich
Wohnüberbauung Maiengasse 7–15/ Hebelstrasse 52, 4056 Basel Die Maiengasse und die Hebelstrasse liegen in einem Quartier mit Wohnhäusern, universitären Institutionen sowie dem Universitäts- und Kinderspital. Der Rückzug des Bau- und Verkehrsdepartements eröffnete dem Kanton die Chance, erschwinglichen Wohnraum für unterschiedliche Generationen zu schaffen. Das Mehrgenerationenprojekt wird durch einen Doppelkindergarten abgerundet. Immobilien Basel-Stadt hat bei dieser Überbauung auch ein neuartiges Vermietungsmodell angewendet, welches einen Mietzinsbonus bei Einhaltung einer Mindestbelegung gewährt. Ein sehenswerter Beitrag zum Wohnungsbau
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Bauherrschaft: Gabrielle Lüscher-Engi, Hans Peter Brugger. Architekten: Schröer Sell Architekten GmbH, Basel
Einfamilienhaus Angensteinerstrasse 33 Dank dem Zusammenwirken einer für die besonderen Qualitäten dieses Wohnhauses sensibilisierten Bauherrschaft gepaart mit den Fähigkeiten eines für derartige Renovationsaufgaben bestens ausgewiesenen Architekturbüros resultierte eine überzeugende Gesamtrenovation des von den bedeutenden Basler Architekten Vischer & Fueter im Jahre 1896 errichteten Gebäudes. Küche und Nasszellen wurden nach praktischen Kriterien und in modernem Design gehalten. Die Erneuerungen kontrastieren ideal und äusserst zurückhaltend zum ursprünglichen Bestand in den Wohnräumen und Erschliessungszonen, wo sehr schöne Parkettböden und Terrazzo
Doppelkindergarten mit Tagesstrukturen, Riehen, Paradiesstrasse 45 und 47 Der L-förmige Baukörper des Doppelkindergartens ist von einem hohen, weit herabgezogenen Dach bekrönt. Dessen Form und die asymmetrisch gestalteten Dachhüte geben dem Bau eine heimelige und zugleich fantasievolle Note. Dank architektonischem Können und grossem Einfühlungsvermögem ist hier ein Gebäude entstanden, das für die Kinder und ihre Betreuer, die dort sein dürfen, wohl wirklich ein kleines Paradies an der gleichnamigen Strasse sein dürfte. Bauherrschaft: Gemeinde Riehen. Architekten: Miller & Maranta, dipl. Architekten ETH BSA SIA
→ www.heimatschutz-bs.ch
Mark Niedermann
Kuster Frey
Die Wohnüberbauung an der Maiengasse 7–15/ Hebelstrasse 52
aufgefrischt wurden. Einige frühere Umbaumassnahmen, die im Lauf der Zeit das Haus unvorteilhaft verändert hatten, konnten zudem in Annäherung an den Originalzustand wieder korrigiert werden.
in Basel: eine kleinmassstäbliche Verdichtung, die in vielerlei Hinsicht innovativ ist.
Ruedi Walti
Seit 1969 zeichnet der Heimatschutz Basel vorbildliche Bauprojekte aus. 2018 werden ein Wohnhaus, ein Doppelkindergarten und die Renovierung eines Einfamilienhauses prämiert.
Das Einfamilienhaus an der Angensteinerstrasse 33
Der Doppelkindergarten mit Tagesstrukturen an der Paradiesstrasse 45 und 47 in Riehen
SEKTIONEN/SECTIONS
«Heimatschutz ist alt»
Villa Turque et Champ-du-Moulin
Heimatschutz interessiert vorwiegend die etwas älteren Personen, die junge Generation beschäftigt sich mit anderen Fragen. Trotzdem: Politische Strömungen, die sich dem Heimatgefühl verpflichtet fühlen, kommen bei Jugendlichen gut an. Der Baselbieter Heimatschutz thematisiert im Rahmen des Kulturerbejahres 2018 am Donnerstag, 29. November 2018, im Gymnasium Laufenthal Thierstein diesen Widerspruch und organisiert ein öffentliches Gespräch.
Le samedi 17 novembre 2018, le Clou rouge a été «planté» symboliquement devant la Villa Turque, construite en 1917 par Charles-Edouard Jeanneret (Le Corbusier). Cette bâtisse est l’aboutissement de la période chaudefonnière du grand architecte du XXe siècle. Il avait déjà réalisé en 1912 la Villa Jeanneret-Perret (la Maison Blanche) pour ses parents. La Villa Turque était non seulement le lieu d’habitation de la famille Schwob mais aussi le lieu d’accueil de l’entreprise horlogère Cyma dont elle était propriétaire. Au-delà de la valeur universelle et incontestable de cette construction, la Villa Turque est le témoin pertinent de la nécessité de reconnaître et de protéger le patrimoine moderne. Cette journéee a été organisée par la section neuchâteloise de Patrimoine suisse en collaboration et avec le soutien de l’entreprise horlogère Ebel.
Patrimoine suisse
NEUCHÂTEL
ZVG
BASEL-LANDSCHAFT
Du 3 au 15 novembre 2018, le Clou rouge a été «planté» à Champ-du-Moulin au bord de l’Areuse (photo). Une association s’active pour remettre en valeur ce site unique. L’intérêt patrimonial de ce lieu n’est pas uniquement celui de ses constructions mais aussi et surtout celui de l’environnement naturel qui les entoure. Avec la collaboration et le soutien de l’Association des Amis du site de Champ-du-Moulin.
→ www.leclourouge.ch
→ www.heimatschutz-bl.ch ∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏∏
GRAUBÜNDEN
Filmkultur und Kinoarchitektur
Baukultur im Stundentakt
ZVG
Mathias Seifert
BASEL-STADT
Mit insgesamt fünf Veranstaltungen, unter anderem einer Plakatausstellung, alten Kurzfilmperlen, Führungen durch die noch erhaltenen Kinosäle des Küchlin und des Studio Central und vielem mehr, hatte der Basler Heimatschutz im Oktober dazu eingeladen, in die Geschichte der Basler Kinos, in die Filmkultur und in die Kinoarchitektur einzutauchen. Damit wurde anlässlich des Kulturerbejahres 2018 die zwar kurzlebige, aber sehr eigenständige Gattung der Kinoarchitektur des 20. Jahrhunderts ins Rampenlicht gerückt und dem Kinosaal als vernachlässigtes Kulturgut die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt.
→ www.heimatschutz-bs.ch
Am 27. Oktober feierte der Bündner Heimatschutz in Chur mit einem bunten Reigen an Ausstellungen, Lesungen, einer Filmvorführung, Referaten, Gesprächsrunden, einem Kalkworkshop, Musik und Tanz das Kulturerbejahr 2018. Ziel war nebst dem Feiern das Aufwerfen von Fragen, die weit über ein objekthaftes Ver-
ständnis von Architektur hinausreichen. Architekten und Handwerker, Brückenund Modellbauerinnen, Fotografen und Heimatschützerinnen, Ökonomen, Musikerinnen und Filmer: Sie alle waren mit von der Partie, von C wie Caminada bis Z wie Zumthor (Bild).
→ www.heimatschutz-gr.ch
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SEKTIONEN/SECTIONS
GENÈVE
Ausgezeichnete Feldscheunen
A la (re)découverte du vieux village
Der Baselbieter Heimatschutz zeichnete am 19. Oktober 2018 den Verein Baselbieter Feldscheunen aus. Mit seinem Einsatz für die Erhaltung der Feldscheunen oder Heuschürli trägt dieser entscheidend dazu bei, die Einmaligkeit der Baselbieter Kulturlandschaft zu erhalten. Bei der Würdigung wurde besonders hervorgehoben, dass der Verein mit seiner Tätigkeit auf die Bedeutung dieses oft als selbstverständlich hingenommenen Kulturerbes aufmerksam macht, dass viel Freiwilligenarbeit geleistet werde, um gefährdete Feldscheunen vor dem Zerfall zu bewahren und dass dazu beigetragen werde, traditionelles Bauhandwerk zu erhalten. Die Auszeichnung würdigt auch die Arbeit, die von den Zivildienstleistenden und den Mitarbeitern der Stiftung Baustelle Denkmal geleistet wird. Ebenso wird das Engagement der Eigentümer anerkannt, die sich zusammen mit dem Verein für die Pflege ihrer nicht mehr genutzten Kleinbauten einsetzen und sich damit auch in einem höheren Interesse um die Erhaltung der heimatlichen Landschaft verdient machen.
Le nom de Lancy, d’origine romaine, est attesté depuis le Moyen Age. L’ancien village du Grand-Lancy recèle encore de beaux édifices publics, religieux ou privés datant du XVe au XXe siècle. Cependant, il a connu dans l’après-guerre des transformations urbanistiques et architecturales importantes qui ont modifié profondément son caractère rural. L’aménagement et l’agrandissement de la gare de La Praille (1949) dans une plaine alors maraîchère, la construction du pont de
Lancy (1954) et la création du quartier des Palettes (années 1960) ont fait de ce lieu tranquille, ainsi profondément remanié, une zone suburbaine. Patrimoine suisse Genève a proposé une visite-promenade le 24 novembre 2018: une occasion de (re)découvrir et d’évoquer la longue histoire du lieu, mais aussi de constater les conséquences des changements récents sur son tissu et d’en examiner les aspects positifs et négatifs.
→ www.patrimoinegeneve.ch
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AARGAU
Murihof in Wettingen Henri Leuzinger
Baselbieter Heimatschutz
BASEL-LANDSCHAFT
→ www.heimatschutz-bl.ch
OBERWALLIS Raiffeisenpreis 2018 Am 26. Oktober wurde der Gemeinde Albinen der Raiffeisenpreis 2018 des Oberwalliser Heimatschutzes verliehen. Das Projekt «Fünf Sterne für ein einzigartiges Bergdorf» schwang unter 22 Wettbewerbseingaben aus dem ganzen Oberwallis obenaus. Besonders hervorgehoben wurden die umfassenden und kreativen Lösungsansätze zur Erhaltung und Nutzung des alten Dorfes.
→ www. albinen.ch
42 Heimatschutz/Patrimoine 4 | 2018
Anfang Oktober 2018 wurden zwei Drittel des historisch bedeutenden «Murihofs» im alten Dorfteil von Wettingen zerstört. Der Abbruch sei nötig geworden, weil sich die Statik der neueren Gebäudeteile als prekär erwiesen habe. Dem widersprechen die Gemeindebehörden: Für den Umbau habe die Baubewilligung noch gar nicht vorgelegen. Vielmehr habe die Gemeinde ein Abstützungs- und Sicherungskonzept verlangt, welches sie bisher nicht erhalten habe. Der Aargauer Heimatschutz hatte zuvor die Architekten während der komplizierten Projektierungsphase eng begleitet. So sollte sichergestellt werden, dass die schützenswerten – aber damals nicht geschützten – Gebäudeteile erhalten blieben. Es war da-
mals nie von einem Abbruch und Wiederaufbau die Rede, sondern stets von einem Umbau. In der laufenden Revision der Nutzungsplanung sollte der Murihof unter Schutz gestellt werden. Das Niederreissen des Ökonomieteils sowie des neueren Wohnungsanbaus kommt einem gravieren Rechtsbruch gleich, den der Aargauer Heimatschutz nicht hinzunehmen gewillt ist. Es kommt aus seiner Sicht nur ein Wiederaufbau infrage. Zudem muss der beschädigte Gebäudetorso auf die Winterzeit hin sorgfältig gesichert werden, um weiteren Schaden am Gebäude abzuwenden. Der Murihof wird neu auf der Roten Liste des Schweizer Heimatschutzes geführt (vgl. Seiten 38–39).
→ www.roteliste.ch
SEKTIONEN/SECTIONS
ZÜRICH
Baukultur entdecken in Thayngen
Leiturteil des Bundesgerichts Zürcher Heimatschutz
Pierre Néma
SCHAFFHAUSEN
Die Gemeinde Thayngen besteht aus einem Zusammenschluss von ehemals selbstständigen Gemeinden im Bezirk Unterer Reiat. Thayngen und Barzheim schlossen sich 2004 zusammen, Bibern, Hofen und Opfertshofen kamen 2009 dazu. Landschaftlich reizvoll verbindet die Talsenke der Biber die Bereiche des heutigen Gemeindegebietes. Das neue Faltblatt der Publikationsreihe Baukultur entdecken fokussiert auf die ortstypische Konzentration von Gasthöfen im Ortskern Thayngens sowie auf Industrieund Schulbauten, an denen sich die Entwicklung des Dorfes zur Ortschaft mit
Die ausgewählten sechs Preisträger/innen haben sich vorbildlich mit ihren Objekten auseinandergesetzt und objektspezifische Strategien entwickelt, wie ihre Gebäude weitergenutzt und für die nächste Generation erhalten werden können. An der Preisverleihung am 16. November 2018 wurde im Rahmen einer kleinen Ausstellung auf die einzelnen Bauten eingegangen und anhand von Bildern, Plänen und Texten die gewählte Strategie von Pflege und Sanierung erläutert.
Ein Rechtsstreit um das im Kern auf die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückgehende «Neuhus» in Hirzel ist unlängst entschieden worden: Das Bundesgericht hat erstens jegliche Zweifel an der Schutzwürdigkeit dieses stattlichen Wohnhauses ausgeräumt. Es hat zweitens – wie zuvor das Verwaltungsgericht – ein wegweisendes Urteil gefällt und festgestellt, dass dieses Haus als Baudenkmal ausserhalb der Bauzone allein mit planungsrechtlichen Massnahmen nicht ausreichend geschützt bleibt. Es hat der Gemeinde demzufolge auferlegt, den Schutz dieses Hauses verbindlich zu definieren. Sie verlor nun – wie schon zuvor vor Verwaltungsgericht – trotz erheblichem Einsatz von Steuermitteln vor Bundesgericht. Das erstmals 1634 erwähnte Gebäude liegt in einer idyllischen Landschaft und ist Teil einer kleinen Baugruppe auf einer Geländeterrasse. Zwischen 1824 und 1843 wurde der Kernbau umgebaut und erweitert. 1987 wurde das Gebäude ins Inventar kommunaler Schutzobjekte aufgenommen. Dem Spruch des obersten Gerichts kommt wegweisende Bedeutung zu, da das Bundesgericht mit aller Deutlichkeit klarstellt, dass das Raumplanungsgesetz (RPG) auch ausserhalb der Bauzonen den Schutz von Baudenkmälern nicht überflüssig macht. So lassen die geltenden Bestimmungen des Raumplanungsgesetzes den Abbruch von Gebäuden ausserhalb der Bauzonen zu, was – trotz dem Erfordernis, die Identität des Gebäudes und dessen «Wesensgleichheit» zu wahren – keinen genügenden Schutz des Situationswerts von Baudenkmälern erlaube. Damit bleibt das historische Gebäude, das die Landschaft wesentlich prägt, samt der für seine Wirkung bedeutenden Umgebung erhalten.
→ www.heimatschutz-so.ch
→ www.heimatschutz-zh.ch
Zentrumsfunktion nachzeichnen lassen. Daneben werden auch Fundstellen aus vorchristlicher Zeit gestreift: Das 1874 entdeckte «Kesslerloch» und das Gelände der Pfahlbauersiedlung «Weier», die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Anhand von 20 ausgewählten Objekten lässt sich die ausserordentliche Baukultur in Thayngen entdecken – von spätmittelalterlichen Höfen über die intakten Gassenräume bis hin zu den Zeugnissen der Industriekultur der Moderne.
→ Baukultur entdecken – Thayngen ist zu bestellen unter www.heimatschutz.ch/shop
SOLOTHURN
Preis für Jurasüdfussarchitektur Ganz im Sinne des Mottos des europäischen Kulturerbejahres 2018 «Schau hin!» ist der Solothurner Heimatschutz fündig geworden: Mit dem diesjährigen Heimatschutzpreis zeichnet er Bauherren aus, die sich in besonderem Masse um das regionale Kulturerbe kümmern. Die Bauten der «Solothurner Schule» und ihres Umfelds bilden einen herausragenden Beitrag der Region zur Schweizer Nachkriegsarchitektur. Trotzdem hat die sogenannten Jurasüdfussarchitektur in der breiten Bevölkerung häufig einen schlechten Ruf.
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VON MENSCHEN UND HÄUSERN/DES MAISONS ET DES HOMMES
JÖRG LEIMGRUBER, RUDOLF SANDMEIER UND DIE HAMMERSCHMIEDE IN SEENGEN AG
30 Tonnen hämmern auf Metall Eine Schmiede mit gleich fünf Hämmern gibt es nur noch hier: auf dem Areal der Firma Sandmeier in Seengen AG. Seit 2015 kümmert sich ein Verein um dieses Prunkstück schweizerischer Handwerkskultur. Marco Guetg, Journalist, Zürich
L
enzburg war eben noch im Nebel verhüllt. Ein untrügliches Zeichen des nahenden Herbstes. Kaum hat der Bus das Städtchen verlassen, verdampft das Nebelgrau in der Sonne und die Sicht wird frei auf das Seetal, über seine Wiesen, Äcker und Wälder. An der Haltestelle Poststrasse in Seengen erwartet uns Jörg Leimgruber. Er ist der Präsident des Vereins Hammerschmiede Seengen und chauffiert uns hoch an die Bergstrasse 10. Dort hat die Firma Sandmeier AG ihren Sitz, und dort steht seit Generationen eines der kulturhistorischen Bijous der Region: die Hammerschmiede. Jeder Ort mit Geschichte lockt zu einem Exkurs in die Geschichte. Wir halten uns kurz. Seit 1796 steht sie hier am Dorfbach.
Hier hatte Jakob Fuchs nach 1876 den alten Aargauer Pflug mit einem Holzgrendel gebaut. Die Neuerung gab Arbeit. Fortan schmiedeten fünf Hämmer das Eisen. Hier entwarf dieser tüchtige Tüftler 1899 denn auch den ersten Selbsthalterpflug. Er wird als Fuchspflug in die Schweizer Gewerbegeschichte eingehen. Seit 1984 gehört das Areal samt Wohnhaus, Schmiede und einer 1970 erbauten Werkhalle Rudolf Sandmeier. Er verkauft und repariert landwirtschaftliche Fahrzeuge. Jörg Leimgruber führt den Besucher in die historische Hammerschmiede, lotst ihn zwischen Pflügen, alten Bohr- und Stanzmaschinen ins Radhaus. Dort ruht das Wasserrad, vier Meter Durchmesser und über drei Tonnen schwer. «Bei der Renova-
Jörg Leimgruber (links) und Rudolf Sandmeier in der Hammerschmiede in Seengen AG
Marco Guetg
Jörg Leimgruber (à gauche) et Rudolf Sandmeier dans la forge à martinets de Seengen (AG)
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tion wurde», sagt Jörg Leimgruber, «gegen eine Tonne Kalk vom Rad abgeschlagen.» Seine Schwungkraft erhält das Rad vom Wasser des Dorfbaches, das in einem Weiher gestaut wird. An den Werkstattwänden hängen gereinigt und geölt Zangen, Spaten, Hufeisen und auch Glockenklöppel. Freiwillige aus dem Verein schrubbten und schabten die Sachen sauber. Danach hätten viele ausgesehen, erinnert sich Jörg Leimgruber lachend, «als hätte man sie in Paniermehl gewendet». Dominiert wird der Raum vom Hammerwerk, einem Koloss aus Holz und Eisen, der dem Besucher wenig später hörbar machen wird, wie es hier einst geklungen hat. Vor dem akustischen Backflash erzählt Jörg Leimgruber noch dies und das. Zum
Kantonale Denkmalpflege Aargau, Christine Seiler
VON MENSCHEN UND HÄUSERN/DES MAISONS ET DES HOMMES
Einer kulturhistorischen Brache neues Leben geben: die Hammerschmiede in Seengen und ein Teil des Hammerwerks mit den Ambossen (rechts). Redonner vie à une friche industrielle: la forge de Seengen et une partie des martinets et des enclumes (à droite)
Beispiel: dass der alte Wellbaum 2009 bei einer Demonstration in die Brüche ging und für den neuen eine Eiche aus Frankreich herangekarrt wurde. Weshalb aus Frankreich? «In unseren Wäldern einen derart kräftigen, runden und gesunden Eichenstamm dieser Länge zu finden, wäre kaum möglich», sagt Jörg Leimgruber. Anders in Frankreich – dem Waldminister des Sonnenkönigs Ludwig XIV. (1638– 1715) sei Dank. Als er sah, wie riesige Waldflächen verschwanden, liess er gezielt Eichenwälder aufforsten. Das Wasser rauscht, der Wallbaum dreht Etwas später an diesem Vormittag stösst Rudolf Sandmeier dazu und vermittelt dem Greenhorn aus der Stadt, der mit Block und Bleistift vor dem Koloss steht, eine Ahnung davon, wie es hier einst geklungen haben muss. Rudolf Sandmeier zieht an einer Kette. Das Wasser rauscht, der Wallbaum dreht. An ihm sind «Frösche» montiert, Metallnoppen, die den Hammerstiel stetig heben und danach gleich wieder niederkrachen lassen. Rudolf Sandmeier schlägt die Holzstütze weg und das 180 Kilogramm schwere Metallteil am Hammerkopf saust in schneller Kadenz auf den Amboss. Der Lärm ist gewaltig. Rudolf Sandmeier legt ein rundes Metallstück auf den Amboss. 30 Tonnen Hammerwucht schlagen es kantig. Knifflig wirds, wenn der Hammer wieder in die Ruheposition gebracht werden soll. Rudolf Sandmeier muss die Holzstütze im richtigen Augenblick am richtigen Ort wieder in die richtige Position schieben. Dadurch wird der grosse Hammer blo-
ckiert, und es ist wieder ruhig im Raum. Frage in die Ruhe: Hat die Familie Sandmeier nie daran gedacht, diesen historischen Trakt zu räumen und neu zu nutzen? Die Antwort kommt sofort: «Nein! Alleine aber hätten wir das weder personell noch finanziell geschafft.» So ergab das eine das andere. Eine Nachbarin lag Rudolf Sandmeier wegen seiner kulturhistorisch wertvollen Brache immer wieder im Ohr. Sie war es auch, die später Jörg Leimgruber kontaktierte. Er war davon angetan. Es folgten Gespräche, dann entstand ein Verein. «Wir wollten die Sache klein halten, um sofort loslegen zu können und haben daher nur 25 Leute zur Gründungsversammlung eingeladen», erinnert sich Leimgruber. Es kamen 43. Heute zählt der Verein etwas über 200 Mitglieder und ist somit ein Indiz dafür, wie stark sein Anliegen im Dorf verankert ist. Wie es weitergeht? Als Nächstes wird die Aussenfassade saniert und die Decke im Eingangsbereich gesichert. Jörg Leimgruber hofft auf ein Eröffnungsfest im Frühsommer 2019. Ein Museum wird hier an der Bergstrasse 10 allerdings nicht entstehen. Der personelle wie organisatorische Aufwand wäre zu gross. Was der Verein will? Jörg Leimgruber: «Die Anlage als historisches Schmiedewerk so weit einrichten, dass wir auf Voranmeldung Leute hier empfangen und die Anlage demonstrieren können.» → Informationen über den Verein Hammer-
schmiede Seengen und Mitgliedschaft über info@hammerschmiede-seengen.ch. Spenden auf Konto CH91 0830 7000 2741 6330 6 bei der Hypothekarbank Lenzburg.
LA FORGE DE SEENGEN (AG) Il ne reste plus qu’une forge dotée de cinq martinets. Elle se trouve sur le site de l’entreprise Sandmeier à Seengen (AG). Une association s’occupe depuis 2015 de la remise en état de ce fleuron du patrimoine artisanal suisse. Président de l’Association de la forge, Jörg Leimgruber nous fait visiter le siège de l’entreprise Sandmeier de vente et réparation d’engins agricoles, propriétaire depuis 1984 de ce fleuron historique édifié en 1796 et chargé d’histoire car Jakob Fuchs y a inventé en 1876 la charrue argovienne dotée d’un age en bois. Cinq martinets ont ensuite été installés et en 1899, le génial inventeur a également dessiné la première charrue à avant-train automatique et régulateur dénommée par la suite: charrue Fuchs. J. Leimgruber se fraye un passage entre les charrues et les vieilles machines pour nous montrer la roue hydraulique de 4 mètres de diamètre qui pèse plus de 3 tonnes et qui a été nettoyée de son calcaire par des bénévoles de l’association. Son arbre horizontal a dû être remplacé en 2009. Le propriétaire Rudolf Sandmeier nous fait la démonstration du fonctionnement de ce colosse: il tire la chaîne qui ouvre l’arrivée d’eau, puis l’arbre tourne et les cames font monter les martinets qui retombent sur une enclume. Le bruit est terrifiant! Bien ancrée dans le village, l’association de sauvegarde espère continuer les rénovations et organiser une fête d’inauguration au printemps 2019. Elle ne pense pas transformer la forge en musée et souhaite seulement accueillir des visiteurs sur rendez-vous.
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BÜCHER/LIVRES
AUTHENTISCHE KULISSEN Thomas Barfuss: Authentische Kulissen. Graubünden und die Inszenierung der Alpen. Hier und Jetzt Verlag Baden 2018, 286 S., CHF 39.–
Innerhalb von wenigen Jahrzehnten ist an den touristisch-kommerziellen Durchgangsorten Graubündens eine neue Welt der perfektionierten Kulisse entstanden. Heidis Heimat lockt von der Autobahn, und die einstig idyllischen Dörfer sind zur Bühne für die globale Ware geworden. Durchkomponierte Erlebniswelten müssen den vom Publikum verlangten Eindruck von Authentizität schaffen. Wie haben sich die Inszenierungsmuster in Graubünden seit Beginn des 20. Jahrhunderts verändert? Wie wird im alpinen Raum Authentizität hergestellt? Thomas Barfuss erforscht ausgewählte Orte zwischen Kommerz, Verkehr und Kultur und fördert überraschende Zusammenhänge zutage. Eine treffende Kritik am um sich greifenden Folklorismus im Bündnerland. Yannick Keusch
GESCHICHTE DES WOHNHAUSES
BÜRGENSTOCK GESTERN UND HEUTE
Gebäudeversicherung Bern (Hg.): Geschichte des Wohnhauses. Die schönsten Seiten des Kantons Bern. Stämpfli Verlag, Bern 2018, 56 S., CHF 19.–
Romano Cuonz: Der Hotelberg. Geschichte und Geschichten vom Bürgenstock Resort 1871 bis heute. NZZ Libro, 2018, 240 S., CHF 118.–
Das im Städtebau oftmals geschmähte Einfamilienhaus ist bei seinen Bewohnerinnen und Bewohnern nach wie vor beliebt. Das Bedürfnis nach dem eigenen Haus im Grünen bleibt bis heute bestehen. Seine Geschichte wurde aber bislang noch nicht umfassend aufgearbeitet. Auch die Publikation Geschichte des Wohnhauses schliesst die Lücke nicht. Sie macht jedoch auf einige herausragende Beispiele im Kanton Bern aufmerksam und zeigt, dass Einfamilienhaus nicht gleich Einfamilienhaus ist. So stehen exklusive Villen neben bescheidenen Reihenhäusern, städtische neben ländlichen Anlagen und bilden zusammen mit Beispielen von Wochenendoder Ferienhäusern ein spannungsvolles Konglomerat verschiedener Architekturepochen. Yannick Keusch
In den 1990er-Jahren waren die Anlagen auf dem «Hotelberg» am Vierwaldstättersee noch Gegenstand von Spekulation. Nun konnte kürzlich die Neueröffnung des Bürgenstock Resort gefeiert werden. Aus diesem Anlass ist eine reich illustrierte Geschichte des Bürgenstocks in Buchform erschienen. Sie zeigt die Pioniere Franz Josef Bucher-Durrer und Josef Durrer, die hier im 19. Jahrhundert die ersten exklusiven Hotels schufen. Nicht nur die Bürgenstockbahn, der Hammetschwandlift und der Felsenweg wussten zu begeistern – illustre Gäste aus aller Welt konnten hier fern vom öffentlichen Rummel Erholung finden. Bebildert mit historischen Ansichten und aktuellen Fotografien erzählt das Buch die bewegte Geschichte des Hotelbergs. Peter Egli
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KULTURGUT KIRCHE
Berner Heimatschutz, Region Thun Kandertal Simmental Saanen (Hg.): Kirchen. Niedersimmental, Diemtigtal, Obersimmental, Saanenland, Jauntal, Pays-d’Enhaut. Bern 2018, 76 S., kostenlos in den Bahnhöfen der BLS und MOB, den Tourismusbüros und in den Kirchen erhältlich (deutsch und französisch)
Die neue Broschüre der Regionalgruppe Thun Kandertal Simmental Saanen lädt dazu ein, 30 Kirchen in sechs Tälern zu entdecken. Neben interessanten Geschichten zu besonderen Aspekten und informativen
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Einbettungen in den Kontext der jeweiligen Talgeschichte kann man sich auf der zugehörigen Website per Mausklick oder per Webapplikation auf dem Smartphone zudem die zu den einzelnen Kirchen gehörenden Glockenklänge anhören. Die akustische Erweiterung der Broschüre bezaubert, sind die Klänge der Glocken doch «die Stimme des Dorfes», wie die Einleitung festhält. Als wesentlicher Teil der erlebbaren Identität eines Ortes prägen die Glockenklänge die Gegend mit und verweisen auf teilweise jahrhundertealte Traditionen, deren Bedeutungen vielen Menschen heute nicht mehr bekannt sind. Die Glocke rufe die Lebenden, beklage die Toten und breche die Blitze, wie es zu Schillers Gedicht «Die Glocke» heisst. Stimmung und Gestaltung der Geläute an der deutschfranzösischen Sprachgrenze sagen zudem viel über den Zeitgeist und den Kulturkreis aus, aus dem sie stammen.
Die Arbeitsgruppe «Hauswege» des Berner Heimatschutzes greift mit ihrer jüngsten Veröffentlichung den Inhalt des vergriffenen Buchs «Alte Kirchen im Simmental und Saanenland» auf, das 2008 von Klaus Völlmin und Holger Finze herausgegeben wurde. Gleichzeitig erweitert sie das behandelte Gebiet um Jaun sowie das Pays-d’Enhaut und nutzt geschickt die aktuellen Möglichkeiten der Smartphonetechnologie, um auch die akustische Dimension des Kulturguts Kirche mit einzubeziehen. Die Vielfalt der vorgestellten Gotteshäuser ist beeindruckend, und die faszinierenden Geschichten zu den Besonderheiten sind reich bebildert und erhellend dargestellt. Eine Fundgrube an Schätzen! Texte, Bilder und Glockenklänge sind im Internet unter www.kirchenwege.ch sowie über die Webapplikation www.mobile.kirchenwege.ch abrufbar. Françoise Krattinger
BÜCHER/LIVRES
REPÉRAGES M. Barthassat, S. Beuchat, T. Bussy-Blunier, Ph. Convercey, L. Daune, G. Mulhauser: Repérages. Le paysage genevois entre héritage et partage. Ouvrage collectif, éditions HEPIA, Genève 2018, 208 p., CHF 30.–
Le paysage genevois entre héritage et partage: dans l’ouvrage repérages très agréablement présenté, des architectes-paysagistes accompagnés d’urbanistes, de naturalistes, d’universitaires, de théoriciens, d’observateurs et d’usagers procèdent d’abord à une sorte d’état des lieux. Avec ses photos de très grande qualité, cette publication se distingue aussi par la présentation d’une large palette de points de vue sur le paysage. Elle propose des expériences et des approches de différentes
natures – allant de la géographie au climat, à la végétation et à divers éléments essentiels tels que les montagnes, la ville, l’eau et les jardins – pour montrer la diversité des qualités du paysage genevois mais aussi la richesse, la fragilité et la complexité de ce paysage. L’analyse aboutit à un «projet de paysage» qui s’adresse à un large public, aux politiques et aux spécialistes, mais incite en premier lieu à décrire une démarche de projet avec de nombreuses facettes différentes. Peter Egli
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KUNST- UND GEWERBESCHULE Arthur Rüegg, Silvio Schmed (Hg.): Kunst-Gewerbeschule Zürich. Re-Restaurierung und Umbau für die Allgemeine Berufsschule Zürich ABZ. Scheidegger & Spiess, Zürich 2018 80 S., CHF 39.–
In den 1930er-Jahren hatte der Neubau der Gewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums der Stadt Zürich mit seiner revolutionär modernen Architektur für viel Aufsehen gesorgt. Die beiden Zürcher Ikonen des Neuen Bauens wurden von Adolf Steger und Karl Egender 1930–1933 errichtet. Grosse Lehrer wie Alfred Altherr, Hans Finsler oder Willy Guhl haben dort in der Folge ganze Generationen von Gestalterinnen und Gestaltern geprägt. Mit einer exemplarischen «Re-Restaurierung» adaptierten nun die Architekten Silvio Schmed, Arthur Rüegg und Monika Stöckli den ehemaligen Sitz der Hochschule der Künste an die Bedürfnisse der Allgemeinen Berufsschule Zürich (ABZ). Dies taten sie beispielhaft. Die Publikation gibt Einblick in die prototypischen Probleme bei der Anpassung an aktuelle Standards, stellt das Bauwerk in seinem historischen und denkmalpflegerischen Kontext dar und zeichnet ein anschauliches Bild des Lebens, gestern wie heute, in dieser legendären Ausbildungsinstitution – eine würdige Veranschaulichung der gelungenen Sanierung eines bemerkenswerten Baudenkmals. Yannick Keusch
DAS GROSSE IM KLEINEN
EIN HAUS FÜR DIE NATUR
Peter Hoppe, Daniel Schläppi, Nathalie Büsser, Thomas Meier: Universum Kleinstadt. Die Stadt Zug und ihre Untertanen im Spiegel der Protokolle von Stadtrat und Gemeinde (1471–1798). Historischer Verein des Kantons Zug (Hg.), Beiträge zur Zuger Geschichte, Band 18, Chronos Verlag Zürich, 2018, 320 S., CHF 38.–
Hochbauamt der Stadt St. Gallen (Hg.): Naturmuseum St. Gallen – ein Haus für die Natur. GS Verlagsgenossenschaft St. Gallen, 2018. 256 S., CHF 38.–
«Universum Kleinstadt» – die beiden sich auf den ersten Blick widersprechenden Begriffe im Buchtitel treffen den Sachverhalt sehr genau: In der Stadt Zug der Frühen Neuzeit verbirgt sich in der Tat ein ganzes Universum, niedergeschrieben zwischen 1471 und 1798 in den Protokollen von Stadtrat und Gemeinde. Diese umfassen rund 80 000 Geschäfte, zu denen inhaltliche Zusammenfassungen erstellt und in eine Datenbank eingespiesen wurden – ein schweizweit einzigartiges Projekt, das zwischen 1989 und 2014 von der Bürgergemeinde und vom Staatsarchiv Zug realisiert wurde. «Universum Kleinstadt» basiert auf diesem gewaltigen Quellenkorpus und beleuchtet acht Facetten aus dem Alltagsleben unterschiedlicher Menschen in einer kleinstädtischen Gesellschaft in der Frühen Neuzeit. Ihnen allen gemein ist die intensive Farbigkeit, die unvermittelte Lebensnähe, das Vertraute und zugleich Fremde. Die Beiträge sind wissenschaftlich präzis und zugleich für jede und jeden ein Vergnügen zu lesen. Die Publikation zeichnet Mikrogeschichte und veranschaulicht exemplarisch die Möglichkeiten der «Digital Humanities». Brigitte Moser
Die Sammlungen des neuen Naturmuseums St. Gallen blicken auf eine lange Geschichte mit häufigem Standortwechsel und Expansion zurück. Seit 2016 haben sie im Sichtbetonbau zwischen Botanischem Garten und der Kirche St. Maria Neudorf ein gemeinsames Zuhause gefunden. Der vom Hochbauamt der Stadt St. Gallen herausgegebene und bestechend gestaltete Band Naturmuseum St. Gallen – ein Haus für die Natur gewährt auf 256 Seiten Einblick in die Aufgaben, den Bau und die Ausstellungen des Museums. Geführt werden die Leserinnen und Leser von einem uralten, präparierten Nilkrokodil von 1623, welches seinen Weg von der Sammlung in der einstigen Wunderkammer in St. Katharinen über verschiedene Stationen hin zum ersten «richtigen» Museum St. Gallens findet. Das Buch mit dem dreidimensionalen Welleinband, der an die Museumsfassade erinnert, ist all jenen zu empfehlen, die das «Haus für die Natur» und seine Geschichte(n) anhand von ausgewählten Ausstellungsstücken, alten und neuen Fotografien und Planansichten entdecken möchten. Michèle Bless
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LEA, LUC & MIRO
Mmmh ...! Regarde toutes les friandises qu’on peut savourer avec son café ou son thé! Escargot aux raisins, tartelette aux fruits, biscuits? Ou plutôt un canapé? Pendant qu’on prend son goûter, on a l’occasion d’observer le décor et les autres clients. S’agit-il d’un café moderne ou bien d’un tea-room un peu vieillot, avec des fauteuils en peluche? Qui sont les gens qui entrent et sortent? Et estce qu’il y a un coin où les enfants peuvent jouer?
SUDOKU LÖSEN UND GEWINNEN
RÉSOUS LE SUDOKU ET GAGNE
Lea kann sich fast nicht entscheiden bei diesen vielen feinen Sachen in der Vitrine. Welches Gebäck soll sie nehmen? Welches würdest du wählen? Kannst du ihr auch beim Ausfüllen des Sudokus helfen? Du findest das Rätsel auf der Antwortkarte. In jedem Quadrat, in jeder Zeile und in jeder Spalte darf jedes Gebäck nur einmal vorkommen. Schick uns die Karte bis am 15. Januar 2019. Vergiss nicht, dein Geburtsjahr und den Absender zu notieren. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir einen Preis.
Lea n’arrive pas à se décider entre toutes les bonnes choses qu’il y a dans la vitrine. Quelle pâtisserie prendre? Laquelle choisiraistu? Peux-tu l’aider aussi à remplir le sudoku? Tu trouveras la grille sur le talon-réponse. Chaque pâtisserie ne doit apparaître qu’une fois par ligne, par colonne et par carré de quatre cases. Renvoie-nous le talon jusqu’au 15 janvier 2019. N’oublie pas d’indiquer ton nom, ton adresse et ton année de naissance. Parmi les participant-e-s, celui ou celle qui sera tiré-e au sort recevra un prix.
Lea Sprecher (6) aus Basel ist die Gewinnerin der Verlosung aus dem Heft 3/2018.
La gagnante du tirage au sort du numéro 3/2018 est Lea Sprecher (6 ans), de Bâle.
→ Alle bisherigen «Lea, Luc & Miro»-Seiten unter www.heimatschutz.ch/lealucmiro
→ Toutes les pages «Lea, Luc & Miro» précédentes se trouvent sur
Konzept/Conception: Judith Schubiger, Gabi Berüter/Illustration/Graphisme: Gabi Berüter
Mmmh ..! Schau nur, so viele Leckerbissen, die man zum Kaffee oder Tee geniessen kann: Hefeschnecken, Frucht- und Beerentörtchen, Biskuits oder doch lieber ein Canapé? Beim Essen und Trinken hat man Gelegenheit, die Einrichtung und die Gäste zu studieren: Ist es ein modernes Café oder ein altmodisches mit weichen Plüschsesseln? Welche Leute gehen hier ein und aus? Und hat es auch eine Spielecke für die kleinen Gäste?
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www.patrimoinesuisse.ch/lealucmiro.
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Geschäftsführer/Secrétaire général: Adrian Schmid
VORSTAND/COMITÉ Präsident/Président: Prof. Dr. Martin Killias, Lenzburg AG martin.killias@heimatschutz.ch Vizepräsident/in/Vice-président-e: Daniela Saxer, Zürich Beat Schwabe, Ittigen BE Übrige Mitglieder/Autres membres: Benedetto Antonini, Muzzano TI Claire Delaloye Morgado, Petit-Lancy GE Dr. Brigitte Moser, Zug Julie Schär, Basel Andreas Staeger, Brienz BE
GESCHÄFTSSTELLEN/SECRÉTARIATS SEKTIONSPRÄSIDENTEN/PRÉSIDENTS DE SECTION Aargauer Heimatschutz Präsident: Christoph Brun, Brugg Geschäftsstelle: Henri Leuzinger, Kapuzinergasse 18, Postfach 358, 4310 Rheinfelden, G 061 831 70 05, P 061 831 69 67 Heimatschutz Appenzell A.-Rh. Präsidentin: Eva Louis, Langenegg 877, 9063 Stein AR, G 071 367 21 12 Heimatschutz Basel Präsident: Christof Wamister, Basel Geschäftsstelle: Paul Dilitz, Hardstrasse 45, Postfach, 4010 Basel, G 061 283 04 60 Baselbieter Heimatschutz Präsident: Ruedi Riesen, Liestal, G 061 921 07 56 Geschäftsstelle: Markus Vogt, Hauptstrasse 6, 4497 Rünenberg, G 061 981 44 46 Berner Heimatschutz Präsidentin: Dorothée Schindler, Bern Geschäftsstelle: Kramgasse 12, 3011 Bern, G 031 311 38 88 Bündner Heimatschutz Präsident: Christof Dietler, Haldenstein Geschäftsstelle: Ludmila Seifert-Uherkovich, Lürlibadstrasse 39, 7000 Chur, G 081 250 75 72 Protecziun da la patria d’Engiadina Präsidentin: Patrizia Guggenheim, 7606 Promontogno, G 081 822 13 27 Patrimoine suisse, section Fribourg Président (ad interim): Pierre Heegaard, Stalden 20, 1700 Fribourg, B 032 654 91 26, P 026 322 61 36 Patrimoine suisse, section Genève Président: Robert Cramer, Genève Secrétariat: ruelle du Midi 10, case postale 3660, 1211 Genève 3, B 022 786 70 50 Glarner Heimatschutz Präsident/in: Hans-Rudolf Zopfi, Schwanden, und Judith Gessler, Glarus, G 055 646 76 70 Patrimoine Gruyère-Veveyse Président: Steve Galley, Grand-Rue 3, 1630 Bulle Secrétariat: Denis Buchs, case postale 161, 1630 Bulle 1, B 026 916 10 10 Innerschweizer Heimatschutz Präsident: Conrad Wagner, Stansstaderstrasse 28, 6370 Stans Geschäftsstelle: Marco Füchslin, Steinhofstrasse 44, 6005 Luzern Patrimoine suisse, section Jura Président: Antoine Voisard, Porrentruy Administrateur: Georges Daucourt, CP 2202, 2800 Delémont 2, T 032 422 73 89 Patrimoine suisse, section neuchâteloise Président: Denis Clerc, rue des Chevreuils 41, 2300 La Chaux-de-Fonds, T 032 926 40 55 Oberwalliser Heimatschutz Präsident: Giuseppe Curcio, Terbinerstrasse 11, 3930 Visp, T 027 946 02 83
Schaffhauser Heimatschutz Präsidentin: Katharina E. Müller, Postfach 580, 8201 Schaffhausen, T 052 624 09 69 Schwyzer Heimatschutz Präsidentin: Isabelle Schwander, Axenstrasse 12, 6440 Brunnen, P 041 820 46 46 Solothurner Heimatschutz Präsident: Daniele Grambone, Solothurn Geschäftsstelle: Tanja Baumberger, Ravellenweg 12, 4702 Oensingen, G 032 622 12 26 Heimatschutz St. Gallen/Appenzell I.-Rh. Präsidentin: Kathrin Hilber, St. Gallen Geschäftsstelle: Monika Ebner, Davidstrasse 40, Postfach 931, 9001 St. Gallen, G 071 222 07 20 Thurgauer Heimatschutz Präsident: Uwe Moor, Oberhofen bei Kreuzlingen Geschäftsstelle: Gianni Christen, Schützenstrasse 28, Postfach 299, 8570 Weinfelden, G 071 620 05 10 Società ticinese per l’arte e la natura (STAN) Presidente: Antonio Pisoni, Ascona STAN: Via Borghese 42, CP 1146, 6601 Locarno, U 091 751 16 25 Patrimoine suisse, section Valais romand Présidente: Magali Reichenbach, route de Chippis 14, 1950 Sion Patrimoine suisse, section vaudoise Présidente: Béatrice Lovis, Prilly Secrétariat: chemin des Bulesses 154, 1814 La Tour-de-Peilz, B 021 944 15 20 Zuger Heimatschutz Präsident: Dr. Meinrad Huser, Zug Geschäftsstelle: Postfach, 6302 Zug, G 041 711 13 18 Zürcher Heimatschutz Präsident: Prof. Dr. Martin Killias, Lenzburg Geschäftsstelle: Eichstrasse 29, 8045 Zürich, G 044 340 03 03 FACHVERTRETER REPRÉSENTANTS DES MILIEUX SPÉCIALISÉS Anfragen über die Geschäftsstelle des Schweizer Heimatschutzes/Consulter le secrétariat de Patrimoine suisse Dr. Lukas Bühlmann Gerold Kunz Rudolf Muggli Dr. Raimund Rodewald Christoph Schläppi
IMPRESSUM 4/2018 113. Jahrgang/113e année Herausgeber/Editeur: Schweizer Heimatschutz/Patrimoine suisse Redaktion/Rédaction: Peter Egli (Leitung) Elisabeth Kopp-Demougeot (traductions) Irene Bisang (Übersetzungen) Redaktionskommission/Commission de rédaction: Gerold Kunz (Vorsitz), Architekt ETH BSA Peter Egli, Architekt FH/Redaktor Christian Bischoff, architecte EPFZ Ivo Bösch, Architekt ETH/Redaktor Dr. Brigitte Moser, Kunsthistorikerin Adrian Schmid, Geschäftsführer Druck/Impression: Stämpfli AG, 3001 Bern
EHRENMITGLIEDER/MEMBRES D’HONNEUR Marco Badilatti, Philippe Biéler, Denis Blondel, Jaques Bonnard, Ronald Grisard, Dr. Theo Hunziker, Dr. Caspar Hürlimann, Dr. Bruno A. Kläusli, Beate Schnitter, Dr. Andrea Schuler, Hans Weiss
Telefon, E-Mail/Téléphone, e-mail
Les plus beaux cafés et tea-rooms de Suisse 2e édition remaniée
Die schönsten Inseln der Schweiz – ab auf die Insel! Les plus belles îles de Suisse – ___Ex. cap sur l’île! Die schönsten Museen der Schweiz – Wissen und Geschichten, Band 1 Les plus beaux musées de Suisse – ___Ex. savoirs et histoires, volume 1
DIE SCHÖNSTEN MUSEEN DER SCHWEIZ
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LES PLUS BEAUX MUSÉES DE SUISSE
Beruf, Geburtsjahr/Profession, année de naissance
Die schönsten Museen der Schweiz – Orte der Kunst, Band 2 Les plus beaux musées de Suisse – ___Ex. Lieux d’art, volume 2
Datum, Unterschrift/Date, signature
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DIE SCHÖNSTEN MUSEEN DER SCHWEIZ BAND
2
VOLUME
LES PLUS BEAUX MUSÉES DE SUISSE
Gestaltungskonzept/Maquette: Stillhart Konzept und Gestaltung, 8003 Zürich Erscheint/Parution: vierteljährlich/trimestrielle Auflage/Tirage: 18 000 Ex. Adresse: Redaktion Heimatschutz/Patrimoine, Villa Patumbah, Zollikerstrasse 128, 8008 Zürich, T 044 254 57 00, redaktion@heimatschutz.ch, redaction@patrimoinesuisse.ch ISSN 0017-9817 Nächstes Heftthema: Bestattungskultur Redaktionsschluss: 7. Januar 2019 Thème du prochain numéro: Art et pratiques funéraires Délai rédactionnel: 7 janvier 2019 PERFO RMAN CE
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Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz
WISSEN UND GESCHICHTEN SAVOIRS ET HISTOIRES
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Die schönsten Cafés und Tea Rooms der Schweiz Les plus beaux cafés et tea-rooms ___Ex. de Suisse
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Les plus beaux cafés et tea-rooms de Suisse 2e édition remaniée
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112 Seiten, Format A6, zweisprachig Verkaufspreis: CHF 16.–, Heimatschutzmitglieder: CHF 8.–
112 pages, bilingue Prix de vente: CHF 16.–, membres de Patrimoine suisse: CHF 8.–
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