politik&kommunikation N° 119 – Thema: Wichtige Macher im Umfeld der Mächtigen

So arbeitet die Zentrale der Grünen

Wie die Parteien ihre Gegner beobachten

Einblick in das Machtsystem Seehofer

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Quadriga Media Berlin GmbH ISSN 1610-5060 Ausgabe II/2017 — Nº 119 www.politik-kommunikation.de

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Wolfgang Schäuble braucht keinen Sprecher. Andrea Nahles schreibt ihre Reden selbst.

Christian Lindner rettet die FDP ganz alleine.

Nein, natürlich nicht!

Wichtige Macher im Umfeld der Mächtigen finden Sie im Heft.

Brummen ist einfach.

Weil die Sparkassen und die Landesbanken den Motor unserer Wirtschaft am Laufen halten. zierer Nr.

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Editorial

Sommer der Hoffnungen

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lle vier Jahre verläuft der Sommer auf dem po­ litischen Parkett anti­ zyklisch. 2017, wie in je­ dem Jahr einer Bundes­ tagswahl, herrscht in den letzten Sitzungswochen des „alten“ Parlaments rege Betriebsamkeit, in der noch eilig Beschlüsse gefasst wer­ den. Dann startet die Sommerpause, die gar keine ist, denn bis auf we­ nige Tage Sommerfrische von Kanz­ lerin und Co. stehen alle Zeichen auf Wahlkampf. Ein Wettlauf von Par­ teien und Kandidaten, der sich be­ reits in seinen Anfängen „volatil“ (ein Modeunwort!) zeigte ... Das Ergebnis der Kampagnenbestrebungen ist noch lange nicht absehbar (so sind sich auch unsere Umfrage­Experten ab Seite 14 noch nicht einig) – es bleibt spannend!

Voller Erwartungen blicken nicht nur die Akteure der Bundespolitik, sondern ebenso jene um diese herum auf den Wahltag im September. Für Mitarbeiter von Parlament und Re­ gierung, aber ebenso Interessenver­ treter von Wirtschaftslobby bis NGOs hängt viel vom Ausgang der Bundes­ tagswahl ab. Aufstieg, inhaltliche Er­ folge, Sackgassen – ein Sommer der Hoffnungen also. Nachdem wir uns in der vergangenen Ausgabe damit be­

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fasst haben, wie Koalitionsverhand­ lungen und mögliche neue Konstella­ tionen vorbereitet werden, betrachten wir in dieser Ausgabe eine einflussrei­ che Gruppe dieser Akteure: die Macher im Umfeld der Mächtigen (ab Seite 18).

Im ähnlichen Kontext: Das System von Horst Seehofer und der Versuch einer Erklärung der „Unvorhersehbarkeit“ des CSU­Vorsitzenden (ab Seite 48) wird ergänzt durch eine Betrachtung der Bundesgeschäftsstelle von Bünd­ nis 90/Die Grünen und ihrer Arbeits­ weise (ab Seite 68).

Stichwort Parteizentralen: Lange Zeit galt es dort als Tabu, über das Thema Gegnerbeobachtung zu spre­ chen – schnell kamen Assoziationen in Richtung Negative Campaigning auf.

Dabei ist es nur professionell, systema­ tisch zu verfolgen und zu analysieren, was der politische Gegner im Wahl­ kampf treibt. politik&kommunikation hat hingeschaut und mit Verantwort­ lichen gesprochen (ab Seite 54). Zu­ dem werfen wir einen Blick in die War Rooms der Bundestagskampagnen – dem Mittelpunkt der Wahlkampf­ maschinen und Ideen, wie Umfrage­ werte in höhere Sphären getrieben werden können (ab Seite 42).

Die zurückliegende Ausgabe war zugleich die erste in neuer Optik und mit erweitertem inhaltlichen Konzept: Die Mischung aus Strategie und Tief­ gang gepaart mit Schnelligkeit und Köpfen der handelnden Akteure kam gut an. Wir freuen uns darüber und ebenso auf den Wahlkampf und die Zeit vor und nach dem Wahltag!

Viel Freude beim Lesen wünscht

Georg Milde Herausgeber

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Inhalt Ausgabe II 

68 Der Chef heißt einfach „der Cem“ Über die Arbeitsweise der Grünen­Bundesgeschäftsstelle von Cordula Eubel

74 Typologie der „Zweiten Reihe“ Wie Parteien ihre Gegner beobachten

14 Election Circle Politikexperten geben eine persönliche Prognose ab, wie die Bundestagswahl  ausgehen könnte

Titelthema 16 Im Dunstkreis der Macht Über wirkungsmächtige Akteure im Umfeld von Spitzenpolitikern von Georg Milde

18 Wichtige Macher im Hintergrund Bedeutende Köpfe jenseits der ersten Reihe von Viktoria Bittmann und Georg Milde

38 Wie beratungsfähig und ­willig sind Politiker in Wahl­ kampfzeiten?

48 Herrschaft der Unruhe Über das Machtsystem Horst Seehofer, dessen Begleiter und Berater von Christian Deutschländer

52 Eine kleine Handlungs­ anweisung: „Wie trete ich zurück?“

62 Sprache ist Politik Sprachforscherin Elisabeth Wehling analysiert die Framing­ Strategien der Parteien von Anne Hünninghaus

Warum bleiben Mitarbeiter im Hintergrund? Sieben Persönlichkeitstypen von Micha Hilgers

78 Sechs Verschleierungs­ techniken, mit denen Krimi­ autoren und politische Kommunikatoren arbeiten Campaigning lernen mit Miss Marple von Maike Gosch

Was Kommunikatoren von Krimiautoren lernen können

Ein Zwischenruf von Moritz Küpper

54 Darüber spricht man nicht Ein Blick auf die Gegnerbeobachtung im deutschen Wahlkampf von Mirjam Stegherr

Das Machtsystem Horst Seehofer

86 Bittmann, bitte Warum die Revolution im Wahlkampf ausbleibt von Viktoria Bittmann

Ein Rundruf

42 In den War Rooms der Kampagnen Fotostrecke zu den Wahlkampf­ zentralen der Parteien von Laurin Schmid

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Editorial Schnappschuss Expertentipp Fankurve What’s up?

Das Büro von ...

Bücher Impressum

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Schnappschuss

„IN EXTREM ARBEITSINTENSIVEN ZEITEN, wie während des Wahl­ kampfs, bin ich in den Survival­Modus übergegan­ gen: Ich habe gearbeitet und war mit meiner Familie zu­ sammen; mehr habe ich nicht getan. Ehrlich, ich habe mir keine Massage gegönnt oder mir viel Zeit für mich genom­ men. Ich wünschte, ich hätte früher aufwachen können, um für 20 Minuten zu medi­ tieren.“ II/2017

(Aus Ivanka Trumps Ratgeber „Women Who Work“)

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Matthias Jung Vorstand Forschungsgruppe Wahlen

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Eckhard Jesse Politologe und Extremismusforscher

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Michael Inacker Vorsitzender des Vorstands WMP Eurocom

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Reiner Holznagel Präsident des Bunds der Steuerzahler

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Ulrike Hinrichs Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften

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Carsten Hädler Moderator und Leitender Redakteur bei WeltN24

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Jan Fleischhauer Journalist und Autor, „Der Spiegel“

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Rainer Faus Geschäftsführer Pollytix Strategic Research

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Ernst Elitz Früherer Intendant Deutschlandradio, jetzt Ombudsmann der „Bild“-Zeitung

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Nana Brink Journalistin, Moderatorin und Mediencoach

Hans Bellstedt Geschäftsführender Gesellschafter Hans Bellstedt Public Affairs

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Ihr Tipp: Wie wird die Bundestagswahl ausgehen?

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Die Prognosen wurden bis zum 12. Juni abgegeben. Die schmalen Balken zeigen die März­Werte. Angaben in Prozent.

CDU +3,4

GRÜNE −3,3

Die CDU sehen unsere Experten aktuell um 3,4 Punkte höher als noch im März, die SPD verliert 2,9 Punkte.

Den Grünen trauten unsere Experten bei Abgabe der ersten Prognose im November durchschnittlich noch 3,3 Punkte mehr zu.

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SCHWARZ-GELB Zwei Experten halten Schwarz­Gelb rechnerisch für möglich, einer die Ampel, Rot­Rot­Grün derzeit niemand.

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Durchschnitt Dezember 2016

Kajo Wasserhövel Managing Partner Elephantlogic

Axel Wallrabenstein Chairman MSL Group Germany

Mario Voigt MdL Quadriga Hochschule Berlin

Gerrit Richter CEO Civey

Eva Quadbeck Leiterin der Parlamentsredaktion und Mitglied der Chefredaktion „Rheinische Post“

Heribert Prantl Mitglied der Chefredaktion und Ressortleiter Innenpolitik „Süddeutsche Zeitung“

Hugo Müller-Vogg Publizist

Hans Langguth Geschäftsführer Campaigning Zum goldenen Hirschen Berlin

Barbara Junge Stellvertretende Chefredakteurin „taz“

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Sonstige

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Im Dunstk der Macht Titelthema

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Büroleiter, Pressesprecherin, Leiter Leitungsstab: ein Blick auf die wirkungsmächtigen Akteure im unmittelbaren Umfeld von Spitzenpolitikern

kreis von Georg Milde

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agenumwobene Geschichten kursieren über sie: Wer sitzt an den Schaltstellen im Um­ feld von Regierungsmitgliedern sowie der Granden von Parteien und Fraktionen? Wer begleitet und berät diejenigen aus nächster Nähe, die den Kurs des Landes maßgeblich bestimmen? Die Morgenlage der Bundes­ kanzlerin etwa samt den Namen derer, die daran teilnehmen dürfen, beflügelt immer wieder Beo­ bachter des politischen Parketts und Vertreter jedweder Interessen. Wer solche Küchenkabinette weniger macht­ tektonisch im Sinne einer Ritterrunde betrachtet, sondern sie stattdessen sachlich analysiert, verwendet funktiona­ lere Begriffe: Die Personen im nahen Umfeld von Spit­ zenpolitikern sind deren Manager des Alltags, Abarbei­ ter, Ausputzer, Ausgleicher, Sparringspartner, Backoffice, Seismograf und Prellbock. Solche Gespanne überdauern mithin Jahre und Jahrzehnte des gemeinsamen Aufstiegs und Machterhalts: Merkel/Baumann, Schröder/Krampitz, Kohl/Weber. Die Person im Hintergrund kann sogar zum Alter Ego des Frontmanns werden und ihn zugleich durch Unterschiede in der Persönlichkeit ausgleichen oder er­ gänzen. Die Mechaniker der Macht im Hintergrund ken­

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nen ihren Chef bis ins Detail und wissen, wie dieser tickt, in einer Krisensituation entscheiden wird oder welche Ant­ wort auf eine gerade erst gestellte Interviewfrage folgt.

Es kommt jedoch maßgeblich auf den Arbeitsstil und die Beratungsoffenheit des Spitzenpolitikers an, ob er seine engsten Mitarbeiter nur als Logistikdienstleister und Ter­ minbegleiter nutzt oder sie tatsächlich zu einem Reso­ nanzboden seiner politischen Arbeit macht. Ebenso spielt eine Rolle, ob der Politiker sich auf wenige „Gatekeeper“ verlässt oder einen breiten Austausch mit verschiedenen Hierarchieebenen sucht. Bekannte Beispiele für beide Mo­ delle sind zwei frühere US­Präsidenten: Während Dwight D. Eisenhower im Weißen Haus als früherer General stark hierarchiebezogen arbeitete, ging sein Nachfolger John F. Kennedy umso unkonventioneller vor. Der eine arbeitete vor allem mit den wenigen Personen der Organigramm­ spitze zusammen, der andere zog eine Vielfalt aus zahl­ reichen und vor allem unplanmäßigen Gesprächspartnern vor. Beide Systeme haben Vor­ und Nachteile: Während zu viel Konvention und Hierarchiedenken zu Starrheit und wenig Ideenfluss führen kann, birgt zu viel Durchlässig­ keit und Spontaneität die Gefahr, dass sich Prozesse in ei­ ner Machtzentrale verselbstständigen und Zuständigkei­ ten unklar werden.

Bei alledem kommt den engen Mitarbeitern wie Büro­ leitern und Persönlichen Referenten eine Türwächterfunk­ tion zu. Sie überwachen den Zugang zum Spitzenpolitiker und können diesen damit – im Guten wie im Schlechten – in vielfacher Weise beeinflussen. In den vergangenen Jah­ ren gab es immer wieder Beispiele, bei denen etwa ein Mi­ nisterpräsident durch einen informationellen „Pfropfen“ in seinem Umfeld vom Rest der Welt abgekapselt wurde (wobei die Schuldfrage in der Regel zuungunsten dessen ausgeht, der in der Hierarchie höher steht und eine solche Entwicklung überhaupt zulässt bezw. gar nicht erst wahr­ nimmt). Umso wichtiger ist daher ein Vertrauensverhält­ nis zwischen dem Spitzenakteur und seinen engen Mit­ arbeitern. Wenn ein Bundesminister seinen Persönlichen Referenten nur zum Anreichen seines Redemanuskripts aus der Reihe hinter ihm nutzt, vergibt er die Chance eines ehrlichen Feedbacks, wenn die Limousine auf dem Rück­ weg zum Flughafen ist. Wenn ein Regierungschef keine offenen Runden mit seinem engen Umfeld zulässt, dann wird er seine Sensorik mit Blick auf den Regierungsappa­ rat und die kommende Wahl definitiv schädigen. Beide Beispiele kommen häufiger vor, als sie sollten.

Aber auch bei den Mitarbeitern können sich im Laufe der Zeit Prozesse entkoppeln: Waren sie zu Beginn noch

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In den War Rooms der Kampagnen

Fotostrecke Rund zwei Monate vor der Wahl haben uns CDU, FDP, Grüne und AfD einen Blick in ihre Wahlkampfzentralen werfen lassen.

Fotos: Laurin Schmid Texte: Anne Hünninghaus

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CDU Zurzeit arbeiten im zweiten Ober­ geschoss des Konrad­Adenauer­ Hauses rund 30 Personen in den Bereichen Online, Print und Video.

In Coworking Spaces finden auch Agenturvertreter Platz im „Maschi­ nenraum“, wie die Wahlkampfzen­ trale in der Partei genannt wird. Um den hufeisenförmigen Raum (im Bild sehen wir die eine Hälfte) offener zu gestalten, wurden auf der Etage Wände eingerissen. Das Holzhaus, hinter dem das Team „Connect 17“ sitzt, verfügt über eine „Probetür“ mit großem Display. An ihr wird der Haustürwahlkampf trainiert. Sehr wichtig an langen Tagen: die Kaffee­ maschine im Häuschen.

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Gegnerbeobachtung

Darüber spricht man nicht 54

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Jeder macht es, kaum einer sagt es: Parteien recherchieren Strategie und Schwachstellen der politischen Konkurrenz.

Ein Blick auf die Gegnerbeobachtung im deutschen Wahlkampf – vor und hinter den Kulissen.

von Mirjam Stegherr

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Der Chef heißt einfach „der Cem“

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Parteizentrale Wie die gesamte Partei hat sich auch die Bundesgeschäftsstelle von Bündnis 90/Die Grünen stetig professionalisiert. Manches läuft in deren Berliner Zentrale dennoch anders ab als bei SPD oder CDU.

von Cordula Eubel

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ichael Kellner muss nicht lange überlegen. Was ist typisch für die Bundesgeschäftsstelle der Grünen, was es in anderen Parteizentralen so nicht gibt? „Die Vogelnester“, sagt er. „Wir ha­ ben überall Schwalbennester.“ Und natürlich die Solarpaneele auf dem Dach des Altbaus am Platz vor dem Neuen Tor. „Das ist hier schon alles sehr grün“, sagt der Bundesgeschäftsführer.

Nicht nur das Logo mit der Sonnenblume neben der Eingangstür weist den Besucher darauf hin, dass er sich gerade auf dem Weg zu den Grünen befindet. Auch drin­ nen hat die Bundesgeschäftsstelle eher den Charme ei­ ner großen Wohngemeinschaft als eines nüchternen Bü­ rohauses. Doch bei allem grünen Klischee: Im Laufe der vergangenen 35 Jahre haben die Grünen in ihrer Partei­ zentrale ebenso professionelle Strukturen aufgebaut wie SPD oder CDU. So gibt es längst Abteilungen, die früher für die Grü­ nen unüblich waren, wie ein professionelles Fundraising.

Christine Wetzel ist mit ihrer Abteilung dafür zuständig, Spenden einzusammeln. Die Partei verfügt außerdem mittlerweile über eine zentrale Mitgliederverwaltung.

Und in der Grundsatzabteilung spiegelt sich der wach­ sende Einfluss der Grünen in den Bundesländern wider: Mit Janik Feuerhahn gibt es einen Bund­Länder­Koor­ dinator, der – zusammen mit seinen grünen Kollegen in den Landesvertretungen – bei der Abstimmung der Po­ litik zwischen der Bundesebene und den Ländern hilft.

Natürlich müssen die Grünen im Vergleich zu den grö­ ßeren Volksparteien mit deutlich weniger Geld und Perso­ nal auskommen. Für dieses Jahr plant Bundesschatzmeis­ ter Benedikt Mayer reguläre Ausgaben in Höhe von rund 5,6 Millionen Euro ein. Mehr als drei Millionen Euro da­ von fließen in Personalausgaben, inklusive der Aufwands­

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Sechs Verschleierungs­ techniken,

mit denen Krimiautoren und politische Kommunikatoren arbeiten 78

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von Maike Gosch

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eder kennt diesen Aha­Effekt beim Lesen eines klassischen Krimis: Man hat sich durch Hun­ derte Seiten gearbeitet, ist im Dunkeln getappt, hatte Momente der Erkenntnis und ist nun bei der Auflösungsszene angelangt: Der Detektiv versammelt alle Beteiligten im Kaminzimmer und rollt die ganze Geschichte auf. Er geht auf alle falschen Fährten ein, die der Autor geschickt gelegt hat, dann der große Moment: Der Detektiv benennt den Täter und er­ klärt, wie er den Fall gelöst hat. Wurde der Krimi hand­ werklich gut und sauber konstruiert, fragen wir uns: Wa­ rum sind wir nicht darauf gekommen? Alles deutete doch darauf hin! Wir fragen uns, warum wir so blind waren.

Dieser Aha­Effekt ist kein Zufall. Er hat seinen Grund (meistens) auch nicht darin, dass wir zu dumm sind oder unaufmerksam waren. Er ist das Ergebnis einer sorgfälti­ gen Konstruktion und der tiefen Kenntnis des Autors von der Art und Weise, wie Menschen Informationen aufneh­ men und verarbeiten. Kurz: Die Kunst, einen guten Krimi zu schreiben besteht darin, die relevanten Informationen und Hinweise auf die Wahrheit zu liefern, aber gleichzei­ tig alles zu tun, damit der Leser sie nicht richtig deutet.

Ein klassischer Krimi besteht daher immer aus zwei Geschichten. Die erste Geschichte ist die Wahrheit. Da­

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„But everything fits in perfectly well if you can only make up your mind what is reality and what is illusion.“ (Agatha Christie, They Do It with Mirrors)

rüber liegt ein Schleier des Nichtwissens und Nichtver­ stehens. Der Leser versucht, diesen im Verlauf der Ge­ schichte zu lüften. Die zweite Geschichte ist der Schleier selbst, seine Teile und all die Theorien, die wir beim Le­ sen entwickeln. Alle Irrtümer und alle falschen Fährten, denen wir gedanklich folgen. Zusätzlich wird die Wahr­ heit verdeckt von Lügen.

Im Deutschen Kommunikationskodex des Deutschen Rats für Public Relations vom 29. November 2012 heißt es: „(9) PR- und Kommunikationsfachleute sind der Wahrhaftigkeit verpflichtet, verbreiten wissentlich keine falschen oder irreführenden Informationen oder ungeprüfte Gerüchte.“ Unternehmen, politische und andere Akteure, die pro­ fessionelle PR betreiben, müssen also darauf achten, dass sie nicht ausdrücklich „lügen“, sie haben aber manchmal ein Interesse daran, dass die Menschen nicht die ganze Geschichte erkennen können. Es gibt häufig ein starkes Interesse verschiedener Akteure, diese Wahrheit zu ver­ decken oder zu verzerren. Manchmal geht es auch darum, nur bestimmte Aspekte zu kommunizieren. Manchmal soll der Fokus auf bestimmte Dinge gelenkt werden. Die öffentliche Kommunikation ist nur selten frei von solchen Eigeninteressen der „Erzähler“.

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Redaktionsbeirat Prof. Dr. Marco Althaus (Technische Hochschule Wildau) Eva Haacke (Deutscher Bundestag) Prof. Dr. Dr. Karl-Rudolf Korte (Uni Duisburg-Essen) Sebastian Lange (WeltN24) Prof. Coordt von Mannstein (von Mannstein) Silvana Koch-Mehrin (Women in Parliaments Global Forum) Peter Radunski (MSL Group) Prof. Volker Riegger (logos Holding) Klaus-Peter Schmidt-Deguelle (Medienberater) Maximilian Schöberl (BMW) Dr. Hajo Schumacher (Freier Journalist) Kajo Wasserhövel (Elephantlogic)

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Politikkalender Stefanie Weimann termine@politik-kommunikation.de

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Autoren dieser Ausgabe: Christian Deutschländer, Cordula Eubel, Maike Gosch, Micha Hilgers, Dr. Moritz Küpper, Mirjam Stegherr, Henrik Thiesmeyer

politik & kommunikation № 113 Zukunft_

politik & kommunikation

e II/2015

Druck PieReg Druckcenter Berlin GmbH, Benzstraße 12, 12277 Berlin

Ausgab

Redaktion Viktoria Bittmann (V.i.S.d.P.) viktoria.bittmann@politikkommunikation.de Anne Hünninghaus anne.huenninghaus@politikkommunikation.de

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Anzeigen Norman Wittig norman.wittig@quadriga.eu

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Herausgeber Rudolf Hetzel, Dr. Georg Milde

emotionalsten Kabinett smitglieder

Wer den Wahlkampf macht und wer schon heute das Danach plant

Nein, natürlich nicht!

Wichtige Macher im Umfeld der Mächtigen finden Sie im Heft.

www.politik-kommunikation.de/abo/magazin Fax 030 / 84 85 92 00 JAHRESABO ab Ausgabe

Bildnachweise S.3: Julia Nimke; S.4: CSU; S.5: AP Photo/John Locher; S.6: Christian Kruppa, Privat (3), Annette Hauschild, Thomas Hedrich, Privat; S.8: SPD, Marco Urban, Eventpress Stauffenberg, Laurin Schmid, SPD, CDU, Wikimedia Commons / Christian Doppelgatz/KUXMA/CC BY-SA 3.0 de, Bündnis 90/Die Grünen, Anke Illing, CSU; S.9: CDU, Bernd Weißbrod/dpa, Laurence Chaperon, spdfraktion.de, Die Linke, SPD, Gerd Seidel, CDU (2), Ilja C. Hendel/BMF, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Büro Gerd Müller, Bundespresseamt, CSU, CDU; S.10: Laurin Schmid (4), Kasper Jensen (4); S.12/13: Laurin Schmid (5), Christian O. Bruch/laif; S.14: Patrick A., Privat, Eventpress Stauffenberg, Philipp Jester, Agata Szymanska-Medina, Claudius Pflug, BVK, Bund der Steuerzahler Deutschland, Juergen M. Pietsch, Heiko Kießling, Forschungsgruppe Wahlen; S.15: David Oliveira, Privat, Laurence Chaperon, Catherina Hess, Andreas Krebs, Götz Schleser, Laurence Chaperon, Tobias Koch, Privat; S.18: Julia Nimke; S.19: Bernd von Jutrczenka/dpa, CDU/Laurence Chaperon, Ole Spata/ dpa, Michael Kappeler/dpa, CDU, BMWi; S.20: Bernd von Jutrczenka/dpa, Susie Knoll, Auswärtiges Amt (2), Tilo Riolo, Becker&Bredel, CDU, Privat, Eva Oertwig; S.21: Henning Schacht, BMI, Privat, Ilja C. Hendel/BMF, Laurence Chaperon; S.22: Soeren Stache dpa, BMAS/Werner Schuering, Jens Büttner, Privat, Thomas Koehler/photothek.net, Michael Gottschalk/photothek.net/BMEL, Privat; S.23: Privat, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Marc Darchinger, Christian Thiel, Susie Knoll, Privat (2); S.24: BMG/Jochen Zick, BMG, Ingo Heine, Privat, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, BMVI, Privat; S.25: Thomas Imo/photothek.net, Presseund Informationsamt der Bundesregierung, Privat, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, BMBF; S.26: Privat, Büro Gerd Müller, BMZ (2), Bundeskanzleramt, CDU, Soeren Stache/dpa, www.heidelfoto.de; S.27: Markus Schwarze, Tobias Koch, Julia Nimke, Privat, Susie Knoll & Florian Jänicke, SPD-Bundestagsfraktion; S.28: Andrea Kroth, Marc Darchinger, Privat, Kaspar Cornelius Klink, Michael Breyer, Martin Heinlein, CSU, Privat, Matt und Glänzend; S.29: Petra Horstick, Andreas Schlote, Privat (2), Laurence Chaperon, Michael Kappeler/dpa, CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Privat; S.30: Florian Schuh/dpa, Gerrit Sievert, Swen Pförtner/ dpa, Privat, Stefan Kaminski, Harry Weber, Stefan Kaminski; S.31: Rico Prauss, Thomas Kläber, Privat; S.32: Privat, Inga Haar, Privat, Sabine Engels, Susie Knoll, Marco Urban; S.33: Pia Castro, Harry Weber, Privat (2), Laurence Chaperon; S.34: Martin Heinlein, Anke Illing, Stephanie Pilick/dpa, Martin Heinlein (2), Michael Breyer , Martin Heinlein; S.36: Rolf H. Seyboldt, CSU, Peter Kneffel/dpa, Caitlin Hardee, FDP, Privat (2), Caitlin Hardee; S.37: Britta Pedersen/dpa, Emmanuele Contini/NurPhoto, Britta Pedersen/ dpa, Markus C. Hurek; S.38: Fullberry; S.39: Klaus Lange, Laurin Schmid; S.40: PhotoArt Berlin, EGP; S.41: Privat; S.42-47: Laurin Schmid (4); S. 48: CSU; S.50: Peter Kneffel/dpa (2), Bayerische Staatskanzlei, Judith Häusler, Wikimedia Commons/ Ailura/CC BY-SA 3.0 de, Steffen Kugler; S.51: CSU, Michael Reichel/dpa, Wikimedia Commons/Ralf Roletschek/CC BY-SA 3.0 de, Peter Kneffel/dpa, David Ebener/dpa, Wikimedia Commons/Harald Bischoff/CC BY-SA 3.0, Peter Kneffel/dpa; S.52: www. thinkstock.com, Gustav Kuhweide; S.56: Privat, Dirk Koch; S.57: Caitlin Harde e, Niels Starnick; S.58: Jördis Zähring; S.60: Martin Heinlein, Privat; S.63: Privat; S.65: Marco Urban, Rolf Poss, SusieKnoll; S.66: Laurence Chaperon, Harry Weber, Thomas Kläber, Inga Haar; S.67: Benjamin Zibner, Wikimedia Commons/MAGISTER/CC BY-SA 3.0 DE, www.blu-news.org/CC BY-SA 2.0; S.68/69: Laurin Schmid; S.72: Tagesspiegel; S.76: Privat; S.82: Privat; S.86: Julia Nimke, www.thinkstock.com

II/2017

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