Stars und Inhalte
Wie Berlinale-Kommunikationschefin Frauke Greiner das Filmfestival positioniert.
Stars und Inhalte
Wie Berlinale-Kommunikationschefin Frauke Greiner das Filmfestival positioniert.
Gut aufpassen
Warum Pressesprecher bei Interviews dabei sind und was das verändert.
Blick zum Rhein
Wie die Stadt Köln ihre Kommunikation organisiert und Schwerpunkte definiert.
MEINUNG
6 Kommentar
PR hat Regeln. Nur halten sich Pressestellen zu selten an sie –insbesondere in der Politik.
SZENE
8 Zugang/Abgang
Susanne Marell wechselt von einer Agentur ins Unternehmen. Marco Vollmar geht in eine Kommunikationsberatung.
REPORTAGE
14
Protest mit Event-Charakter
Die Räumung des Ortes
Lützerath hatte mehrere kommunikative Facetten: für RWE, Polizei und Klimabewegung.
TITEL: LIVE
20
Blitzlicht und Relevanz
Interview mit Berlinale-Kommunikationschefin Frauke Greiner über das Filmfestival, den roten Teppich und erhoffte Berichterstattung.
26
Medienhandling auf Events
Prominente Gäste garantieren Medienaufmerksamkeit. Wie koordiniert man Fotografen, TVTeams und Reporter vor Ort?
3 Editorial 7 Sprecherspitze 10 Meldungen 12 PR-Foto
78 Wechselbörse 79 Impressum 86 Feedback
28
Anlässe schaffen Kommunikationsabteilungen suchen nach Aufhängern. Aktions- und Festtage liefern sie im Überfluss.
32 PR-Festtage
Vom Tag der Jogginghose bis zum Pride Month: Was bedeuten bekannte Aktionstage? Wo kommen sie her?
34
Der Produktlaunch Corona machte Vor-Ort-Events fast unmöglich. Wie haben sich Produktvorstellungen verändert?
38
Lernen und netzwerken Ideen für Events, auf die Kommunikationsverantwortliche 2023 gehen könnten.
40
Firmenfeste feiern
Weihnachtsfeiern und Sommerfeste galten als gesetzt in vielen Unternehmen. Welche Ziele lassen sich mit ihnen erreichen?
44
Events mit Sinn Hedonistische Spaßveranstaltungen gibt es weiterhin. Vielfach wollen sie heute einen moralischen Zusatznutzen bieten.
PRAXIS
48 Schön aufpassen Kommunikationsverantwortliche sind bei Interviews ihrer Chefs meist dabei. Wie beeinflusst dies Gespräch und Autorisierung?
52 Ein Prozent Antworten Ministerien und andere Behörden vernachlässigen die wichtigste Social-MediaDisziplin: das Reagieren auf Kommentare von Bürgern.
56 Rheinmetropole
Wie die Stadt Köln ihre Kommunikationsarbeit organisiert und welche Themen sie setzt.
60 Schlecht im Bild
Das Silvestervideo von Christine Lambrecht war ein Desaster. Warum passieren derartige Fehltritte in der politischen Kommunikation immer wieder?
64 KI-Durchbruch
ChatGPT leistet Erstaunliches bei Recherche und Texterstellung. Wie geht es mit KI in der Kommunikation weiter?
67
Finanzen mal anders
„Talking Digital“ – Giuseppe Rondinella plädiert dafür, kreativer über Geld zu sprechen.
68
Top-Medien nacheifern Internationale Leitmedien investieren erheblichen Aufwand in die Aufbereitung ihrer Themen. Die PR kann davon lernen.
KARRIERE
70
Gerechter und gesünder Interview mit Beraterin und Buchautorin Sara Weber über Sinnhaftigkeit im Arbeitsleben.
MENSCHEN
74
Twittern für die CDU Baha Jamous leitet die Kommunikation eines Fintechs. Auf Twitter macht er sich für die CDU stark.
76
Kurz vorgestellt: Inessa Brauer Die 33-Jährige leitet PR und Marketing bei der Digitalagentur Syzygy. Hier beantwortet sie unseren Fragebogen.
80
Verband
BdKom-Events 2023, Kolumne gendergerechte Sprache, Interview, Neumitglieder.
Die Berlinale gilt als politisches Filmfestival. Wie lässt sich Glamour mit inhaltlicher Relevanz verbinden? Fragen an Kommunikationschefin Frauke Greiner.
64
ChatGPT gilt als das Tool der Stunde. Was kann es? Was nicht? 48
Während bei TV-Interviews Politiker und CEOs auf sich gestellt sind, sind Sprecher bei Print-Medien meist dabei. Warum eigentlich?
Wer Produkte vorstellt, will meist auch Emotionen erzeugen. An Präsenzveranstaltungen führt kein Weg vorbei. Oder doch?
Gigantisches Medieninteresse am roten Teppich, der von Fotografen und Kamerateams umgeben ist.
Die Berlinale bringt jedes Jahr zahlreiche Filmstars in die Hauptstadt. Frauke Greiner verantwortet die Kommunikation rund um die Veranstaltung. Wie sieht ihre Arbeit aus? Welche Berichterstattung ist ihr wichtig? Wie organisiert sie den roten Teppich?
Frau Greiner, wir führen dieses Interview kurz vor der Berlinale. Wie ist das Interesse der Journalistinnen und Journalisten? Wie viele haben sich akkreditiert?
Greiner: Wir haben etwa 2.700 Akkreditierungsanträge bestätigt. Mit der Resonanz sind wir sehr zufrieden. Es ist für Redaktionen in den vergangenen zwei Jahren nicht einfacher geworden, für ein Festival Journalist*innen für fünf, sieben oder zehn Tage entbehren zu können.
Wie viele der akkreditierten Medien sind international?
Greiner: Etwa die Hälfte. Wir haben immer eine 50-50-Situation – und das zeichnet sich auch dieses Jahr wieder so ab. Für eine Presseakkreditierung ist ein Entgelt von 60 Euro fällig. Warum dieser Betrag?
Greiner: Das ist eine Bearbeitungsgebühr. Eine solche Gebühr ist inzwischen üblich. Bei der Berlinale haben wir sie seit mehr als 20 Jahren. Die gibt es auch beim Festival in Venedig oder beim Filmfestival in München. Die Gebühr ist deutlich niedriger als die für die Fachbesucher*innen.
Beschweren sich Journalisten über die Gebühr? Sie berichten schließlich.
Greiner: Es gibt immer wieder vereinzelte Nachfragen, aber es hat sich inzwischen etabliert, dass Kulturevents eine Gebühr
Bei Interviews sind Pressesprecher eng in den Abstimmungsprozess eingebunden. Häufig sind sie bei Gesprächen dabei. Wie beeinflusst das Interviewverlauf und Inhalt aus PR- und Journalistensicht?
Von KATHI PREPPNEROb er den Chef des Öl- und Gasförderers Wintershall Dea oder den Vorstandsvorsitzenden von Henkel interviewt: Wenn Jürgen Flauger zu einem Interviewtermin geht, begrüßt ihn nicht nur die Person, mit der er sprechen will. Mit am Tisch sitzt immer auch jemand aus der Kommunikationsabteilung. Für Flauger ist das in Ordnung. „Das ist ja kein Hintergrundgespräch, in dem man absolut ver-
traulich redet“, sagt der Journalist, der beim „Handelsblatt“ das Ressort Unternehmen und Märkte leitet.
Sowohl in Unternehmen als auch in der Politik ist es ab einer bestimmten Hierarchieebene üblich, dass Sprecher*innen bei Interviews dabei sind – entweder im Raum oder digital zugeschaltet. Während Vorstände und Minister*innen zu Recherche- oder Hintergrundgesprächen, aus denen nur einzelne oder
gar keine Zitate verwendet werden, auch schon mal allein kommen, lassen sie sich bei den sogenannten Wortlautinterviews in der Regel von jemandem aus der Presseabteilung begleiten.
Auch Andreas Möller ist bei allen CEOInterviews dabei. Er leitet die Unternehmenskommunikation des schwäbischen Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf, dessen CEO Nicola Leibinger-Kammüller eine viel gefragte Interviewpartnerin ist. Dass in den Gesprächen aufgrund seiner Anwesenheit weniger Vertraulichkeit herrscht, glaubt Möller nicht. „Das zerstört die Vertraulichkeit aus meiner Sicht gar nicht. Sie müssen dezent und diskret sein, das ist vollkommen klar“, sagt er. „Sie spielen in dem Augenblick keine Rolle, aber das Wissen, das Sie für den Notfall im Köcher haben und dann auch für die Autorisierung mitnehmen, ist schon wichtig.“ Möller lässt immer ein Band mitlaufen und protokolliert das Gespräch.
Das Aufnahmegerät einzuschalten, empfiehlt auch Clarissa Haller, Beraterin bei der Agentur Dynamics Group in Zürich. Sie hat fünf Jahre lang die Unternehmenskommunikation von Siemens unter dem Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser geleitet. Die Anwesenheit der Pressesprecher*innen bei Interviews ist ihrer Meinung nach auch mit Blick auf die spätere Autorisierung sinnvoll. „Kommunikationsverantwortliche sind hier nicht nur Aufpasser, sie geben auch Sicherheit“, sagt Haller. „Und im schlimmsten Fall, wenn es ein unfreundliches Gespräch wird, oder falls es nach dem Gespräch Probleme mit der Freigabe gibt, ist es hilfreich, wenn noch mal zwei zusätzliche Ohren dabei sind.“
Bianca Walther, Sprecherin des SPDParteivorstands und des Parteivorsitzenden Lars Klingbeil, hat bei Interviews ebenfalls die anschließende Autorisierung im Blick. „Wenn man Interviews begleitet, bekommt man auch die Zwischentöne mit, weiß, wenn etwas vielleicht bewusst nur im Hintergrund gesagt wird, und kann das für die Autorisierung des Interviews einordnen“, sagt sie. „Häufig werden Interviews ja nicht komplett im Wortlaut aufgeschrieben, sondern für die Leserinnen und Leser zusammengefasst. Dann muss man als Sprecherin für die Freigabe wissen, was vielleicht ausgelassen wurde, aber wichtig ist.“ Beim Zuhören könne sie auch gut einschätzen, welche Sätze zu einer Headline oder einer Ticker-Meldung werden könnten: „Ich bekomme also bereits ein Gefühl für den Text, der am Ende mal in der Zeitung stehen wird.“
Jürgen Flauger vom „Handelsblatt“ erlebt es jedoch immer wieder, dass Pressesprecher*innen sich nicht nur mit Fakten einbringen, sondern auch versuchen zu argumentieren. Das kommt bei dem Journalisten nicht gut an: „Das steht dem Kommunikationsverantwortlichen einfach nicht zu. Er ist ja nicht mein Gesprächspartner“, sagt Flauger. Clarissa
Haller empfiehlt, dass die Kommunikationsleute sich einfach raushalten, wenn es nichts zu sagen gibt. „Dann sitzen sie halt am Rand und schenken den Kaffee nach.“
Die anschließende Autorisierung hat sich hierzulande ebenfalls etabliert. Sabia Schwarzer (heute Merck) sorgte 2015 für Aufsehen in der PR-Branche, als sie kurz nach ihrem Antritt als Kommunikationschefin der Allianz verkündete, sich Interviews nicht mehr zur Freigabe vorlegen zu lassen. Die Journalistenseite begrüßte das. Schwarzer kam gerade aus den USA, wo es eine vergleichbare Autorisierungspraxis nicht gibt.
Journalist Flauger findet Autorisierungen hilfreich: „Ich weiß, dass viele das kritisch sehen. Aber ein Interview kann man ja eh nicht eins zu eins aufschreiben. Man muss ein bisschen umformulieren, damit es lesbar ist – und man hat
meiner Meinung nach eher die Möglichkeit, etwas pointierter zu formulieren.“
Seine Journalistenkollegin Tina Hildebrandt sieht das anders. Für die Leiterin des „Zeit“-Politikressorts ist das Autorisieren „eine große Krankheit“. Inzwischen werde versucht, sehr viel darüber zu steuern. Zum Teil würden Interviewpartner im Hintergrund das Gegenteil dessen sagen, was sie „on the record“ formulieren. „Das ist ein Problem für uns Journalisten“, sagt Hildebrandt. „Wir sind ja der Realität verpflichtet und nicht den Erfindern irgendwelcher Narrative.“ Politikerinterviews seien ohnehin schwierig, weil Politiker in der Öffentlichkeit auf einem verminten Feld agieren. „Die Vorsicht hat zugenommen“, sagt Hildebrandt. Sie vermutet, dass das am schnelleren Medientempo liegt und daran, dass einmal Gesagtes im Internet jederzeit wieder abrufbar ist.
Im Vergleich zu anderen journalistischen Formaten haben Presseabteilungen bei Interviews die größtmögliche Kontrolle – bis auf Überschrift, Vorspann und eventuelle Kurztexte wird ihnen der gesamte Text vorgelegt, bei anderen Formaten ein journalistisches No-Go. Versuche, bei der Freigabe einzugreifen, können aber auch nach hinten losgehen: Als Olaf Scholz 2003 als SPD-Generalsekretär der „taz“
„Sie müssen dezent und diskret sein.“
Andreas Möller,Trumpf
Ministerien und andere Behörden vernachlässigen die wichtigste Social-Media-Disziplin: das Reagieren auf Kommentare von Bürgern. Sie verschenken damit die Möglichkeit, Interesse für ihre Themen zu wecken und Reichweite zu erzielen.
Im Januar 2023 postete das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) bei Facebook folgendes Zitat seines Staatssekretärs Patrick Graichen: „Die Energiewende ist ein Garant dafür, dass wir die Versorgungssicherheit erhöhen. Denn je mehr wir in Wind, Solar, Netze, Batterien, Kraftwerke investieren, desto moderner wird auch das Stromsystem.“
Nun gehören Kacheln mit PolitikerZitaten seit Jahren zu den LiebestöterInhalten auf Social Media. Dennoch erhielt das Ministerium auf den Beitrag 111 Kommentare. Die meisten waren themenbezogen, einige kritisch, aber fast keiner unfreundlich.
„Was Deutschland dringend braucht, ist eine sichere und stabile Versorgung zu Preisen, die sich Menschen auch leisten
können, nicht nur Politiker und Oligarchen“, kommentierte ein Nutzer. „Jetzt Atomkraftwerke verlängern und reaktivieren ... nur so können wir langfristig stabile bezahlbare und saubere Stromerzeugung garantieren ... alles andere ist Augenwischerei“, lautete ein anderer Kommentar. „Dann solltet ihr schnellstmöglich die Strombörse abschaffen“, schrieb ein Bürger.
Die Kommentare lieferten eigentlich eine Steilvorlage für das Ministerium, um tiefer in die Materie einzusteigen. Es könnte erklären, einordnen oder falsche Aussagen richtigstellen. Und zwar nicht nur, um den Fragesteller*innen zu antworten – es ist nicht auszuschließen, dass auch Bots darunter sind –, sondern vor allem, um den Mitlesenden auf Facebook Orientierung zu geben. Energiepreise, Versorgungssicherheit und Klimaschutz gehören im Moment zu den wichtigsten und emotionalsten Themen. Fast jeder ist direkt betroffen.
Nur: Zwei Tage nach dem Post war auf keinen der 111 Kommentare eine Reaktion erfolgt. Natürlich kennt das Ministerium die Antworten. Es könnte auch Verständnis für geäußerte Sorgen und Zweifel zeigen. Robert Habecks SocialMedia-Team reagiert im Durchschnitt lediglich auf etwa ein Prozent der Facebook-Kommentare. Das ist viel zu wenig.
Grundsätzlich sollte eine öffentliche Stelle auf jeden Kommentar reagieren. Ausnahme: Trollkommentare. Falls das mal nicht möglich ist, weil beispielsweise auf einen einzigen Beitrag mehrere hundert Kommentare eingehen, sollte das Social-Media-Team zumindest auf eine Quote von 50 Prozent beantwortete Fragen kommen. Dann kann die Com-
Antwort der Stadt Mainz auf eine Userfrage zu Schulbüchern.
munity erkennen, dass eine Behörde sie ernst nimmt.
Vizekanzler Habeck erhält viel Lob für seine authentischen Erklärvideos. Und auch der restliche BMWK-Content auf Facebook ist gut gemacht. Doch das Ministerium vergisst, dass gutes Community Management der wichtigste Job als Social-Media-Behörde ist.
Bei anderen Bundesministerien ist die Aktivität ähnlich niedrig. Bundesverkehrsminister Volker Wissing erklärte im Oktober 2022 in einem InstagramReel, warum das Laden von E-Autos mit einer besseren Ladeinfrastruktur künftig „so einfach wie Tanken“ werde. Es kamen konstruktive Fragen: „Ist auch geplant, das Zahlen dann zu vereinfachen?“ Und sogar Lob. Doch das Ministerium re-
agierte auf keinen einzigen Kommentar. Scrollt man sich durch die restlichen Instagram-Posts des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), stellt man fest, dass die Antwortquote ähnlich schlecht ist wie im Habeck-Ministerium. Das ist fatal, denn das BMDV hat auf Instagram mehr als 41.000 Follower*innen, von denen sich ein großer Teil mit den Themen auskennt und inhaltlich konstruktiv nachfragt. Hier läge ein erhebliches Potenzial für das Ministerium, mit der interessierten Öffentlichkeit in Kontakt zu treten. Doch der Wert wird nicht erkannt. Die Community wird sich selbst überlassen. Die Quittung folgte Heiligabend: Am 24. Dezember wünschte das BMDV per Instagram-Reel „Frohe Weihnachten“. Niemand antwortete. Warum auch? Es reagiert ja sowieso niemand.
Besser aufgestellt ist das Social-Media-Team des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das Haus gab im Januar 2023 auf Facebook bekannt, dass Deutschland im Zuge einer Forschungspartnerschaft mit Australien ab 2030 Wasserstoff aus „Down Under“ geliefert bekommt.
Unter dem Foto von Ministerin Bettina Stark-Watzinger und dem australischen Energieminister wurden viele
In Kommentarspalten könnten Behörden gut erklären und argumentieren. Antworten werden gerne gelesen.
Alexander Vogel leitet seit März 2018 das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Köln. In Personalunion ist der 38-Jährige zudem Sprecher der Stadt und persönlicher Pressesprecher der Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Zuvor war der gebürtige Kölner im Büro der Oberbürgermeisterin Leiter der Fachgruppe „Kommunikationsstrukturen“.
Ab dieser Ausgabe wird KOM immer eine Kommunikationsabteilung vorstellen. Wie arbeitet sie? Wie ist sie strukturiert? Welche inhaltlichen Schwerpunkte verfolgt sie? Los geht es in dieser Serie mit der Stadt Köln. Alexander Vogel leitet dort die Kommunikation.
Von JEANNE WELLNITZAls Alexander Vogel von der Kölner Oberbürgermeisterin
Henriette Reker als Leiter des Amtes für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vorgestellt wurde, war das zeitgleich auch die Verkündung eines ambitionierten Vorhabens: Der Kommunikator sollte in seiner neuen Funktion die Strukturen des Amtes auf den Prüfstand stellen. Das war 2018. Was darauf folgte, war ein Change-Prozess. Heute, fast vier Jahre
später, ist das Team von 35 auf 52 Personen gewachsen. Ein Newsroom wurde etabliert, ein neues Corporate Design gelauncht und die sozialen Kanäle wurden aus dem Dornröschenschlaf geholt. Das Newsroom-Konzept verwandelte die kanalgesteuerte in eine themenfokussierte Kommunikation, so dass im vergangenen Jahr rund 156.000 Menschen durch die sozialen Kanäle auf der Homepage der Stadt landeten. Im Jahr 2022
hatte die Seite insgesamt etwas mehr als 16 Millionen Visits mit knapp über 37 Millionen Seitenansichten.
Bei seinem Jobantritt im März 2018 war das Amt 13 noch in drei Silos unterteilt: Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit und die Internetredaktion. Es gab keinen gemeinsamen Workflow und wenig inhaltliche Zusammenarbeit. Auf Facebook und Twitter wurden die Links zu den Pressemitteilungen geteilt. Das
war’s. Zwei Fragen waren Alexander Vogel damals also wichtig: Wie positionieren wir die Marke der Stadt Köln? Wen sollen und müssen wir erreichen?
„Unsere Kernzielgruppe umfasst alle Menschen, die in Köln wohnen“, sagt Vogel. Dieser inklusive Ansatz ist ihm wichtig: „Wir haben mit rund 40 Prozent einen hohen Migrationsanteil in der Bevölkerung und seit Ausbruch des Krieges auch viele Geflüchtete, die in Köln Schutz suchen.“ Und deshalb ist er stolz auf das jüngst umgesetzte Projekt, an dem die Abteilung ein Jahr lang programmiert und gearbeitet hat: Alle 45.000 Unterseiten des Internetauftritts können innerhalb eines Augenblicks in 15 verschiedenen Sprachen ausgespielt werden. Möglich gemacht haben das der maschinelle Übersetzungsservice der Kölner Agentur DeepL und ein Programmie-
rer im Team der Online-Redaktion. „Wir bekommen dazu derzeit sehr viele Anfragen, weil das ein deutschlandweiter Pilot ist, das hat sonst noch keine Stadt.“ Um die Tourismuswerbung und das Standortmarketing hingegen müssen Vogel und sein Team sich nicht kümmern. Das übernehmen die Köln Tourismus GmbH und die Wirtschaftsförderung GmbH.
Gemeinsam mit der Content-Agentur Looping Group erarbeitete das Kommunikationsteam eine Kommunikationsstrategie, die Ende des Jahres 2019 folgende Vision verspricht: „Köln – die lebenswerte Metropole am Rhein – jetzt und morgen“. Ihr untergeordnet sind fünf Top-Themen, die künftig fokussierter kommuniziert werden sollen: der Ausbau von Kita und Schulen, bezahlbarer Wohnraum, Mobilität, ein sicherer öffentlicher Raum und Köln als Innova-
tionsstandort. Ein Blick in den aktuellen Social-Media-Report der Stadt zeigt, dass das Thema „Mobilität/Verkehr“ die höchste Nutzerinteraktion ausgelöst hat: Das Community Management bearbeitete im vergangenen Jahr 13.000 Tickets zu dem Thema, 772 davon waren positiv (Lob, positive Emojis), 8.085 neutral (Verlinkungen oder Fragen) und 4.143 negativ (Kritik oder Beschwerden). Die Tickets werden für das Team von dem KI-Social-Media-Managementtool SocialHub aufbereitet.
Die übergeordnete Storyline, das Narrativ, präsentiert Köln als eine geschichtsträchtige, traditionsreiche Stadt, die sich jedoch ständig weiterentwickelt. Und so lautet das Motto der Arbeitgebermarke auch „Mach Köln!“ – mit der Aufforderung „Mach mit uns Geschichte!“. Dahinter steckt die Arbeit der Employer-Branding-Agentur Castenow, die mit ihrer Bundeswehr-Serie „Die Rekruten“ zahlreiche Preise gewann.
DEUTSCHLANDS GRÖSSTE KONFERENZ FÜR
STRATEGISCHES KOMMUNIKATIONSMANAGEMENT
14./15. SEPTEMBER 2023
BERLIN DIGITAL
FOKUS
SPEAKERS INCLUDE AXEL SPRINGER BASF BOSCH COMMERZBANK CONTINENTAL COVESTRO DAIMLER TRUCK ENBW EVONIK GLS F. HOFFMANN-LA ROCHE LUFTHANSA MERCEDES-BENZ MUNICH RE OTTO PROSIEBENSAT.1 REWE R+V VERSICHERUNGEN SCHWARZ GRUPPE STADLER RAIL SWR THALIA
VODAFONE VOITH ZF FRIEDRICHSHAFEN U.V.M.