Compliance Manager Magazin I Ausgabe 31 (2)

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M agaz i n f ü r Com pl i a nc e M a nag em ent Ausga be 3 1 (2 /2 0 2 2 ) w w w. com pli a nc e-m a nag er. net

ComplianceTrainings Irgendwo zwischen Juravorlesung und esoterischer Erweckungssitzung? Wie muss das moderne ComplianceTraining aussehen?

42 Compliance-Polittalk: Dr. Till Steffen, der Rechtspolitiker von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Deutschen Bundestags, steht Rede und Antwort. 30 Bayer digitalisiert: Thomas Pfennig über den Fortschritt der Digitalisierung in seinem Compliance-Bereich. 54 Was machen Sie eigentlich gerade, …? Dieses Mal schauen wir Dr. Marie von der Groeben bei der Arbeit über die Schulter.


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In dieser Ausgabe

Tite lsto ry: Com p l i a nce -T ra inings

Von einem Compliance-Workshop zu einer Erweckung! Es ist an der Zeit, ein Update in Sachen Compliance-Trainings zu machen. Es hat sich einiges verändert und heute erinnern die Compliance-Trainings immer weniger an eine Vorlesung im Fach Rechtswissenschaften ... Oder an Gottesdienste einer christlichen Fundamentalistengemeinde.

Das politische Intervie w

Und jetzt bilden wir das perfekte Kartell!

Compliance Manager 2/22

„Wir werden den Rechtsrahmen für interne Untersuchungen so ausgestalten, wie es im Sinne der Rechtssicherheit notwendig ist!“

Was geschieht in der 20. Legislaturperiode in Sachen Umsetzung der EU-Whistleblower-Richtlinie, Geldwäsche-Compliance und Unternehmenssanktionsrecht? Dr. Tobias Brouwer hat darüber mit dem Rechtspolitiker von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Deutschen Bundestags Dr. Till Steffen gesprochen.

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Vom CCO zum CEO? Nein, bitte nicht!

Unser Compliance Punk setzt sich dieses Mal mit den Abkürzungen auseinander und der Frage, ob Sie auch davon träumen, ein „CEO“ – also ein „Chief Everything Officer“ – zu sein?

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E in Es s ay

Das I n tervie w

Comp l ia nce Punk

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„Digitalisierung ist Null oder Eins plus Mindset-Change.“

Eine neue Ethik in Krisenzeiten?

Auf dem Bundeskongress Compliance 2019 kündigte Thomas Pfennig, Global Head of Compliance & Data Privacy der Bayer AG, die digitale Umstrukturierung seines Bereiches an. Wie sieht es heute, zwei Jahre später, damit aus?

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Was bedeutet der Ukraine-Krieg für die Unternehmenswelt und die Unternehmensethik? Dr. Nikolaj Laschko beschäftigt sich in seinem Essay mit dieser Frage.

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I m p r e s s um

Liefe r k e t t enge se tz

Das I n t e rv iew

Compliance Manager 2/22

Eine neue ComplianceWelt?

Gerade jetzt gibt es viele neue Themen, die auf die Compliance Officer zukommen. Ob Sorgfaltspflichtengesetz, Hinweisgeberschutz, Geldwäsche, Unternehmenssanktionsgesetz oder das gesamte Thema CSR. Aber bedeuten neue Themen auch eine neue Compliance-Welt? Wir haben darüber mit Mirko Haase, Chief Compliance Officer der Hilti Group, gesprochen.

Neues zum Lieferkettengesetz

Viele Compliance Manager stellen aktuell die Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) sicher. Mit Sehnsucht dürften die Handreichungen der zuständigen Aufsichtsbehörde, des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), erwartet werden. Dr. Tobias Brouwer und Christiane Ecker fassen die Neuigkeiten zusammen.

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N eues aus dem BCM

Das BCMMentoring prog ramm

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Aus Mentees werden Mitstreiter! Der Berufsverband der Compliance Manager (BCM) e.V. bietet seit Jahren das Mentoringprogramm an, das Berufseinsteiger*innen im Compliance-Bereich unterstützt, sich mit Hilfe eines Mentors / einer Mentorin schnell in fachliche Themen einzuarbeiten. Britta Dietrich-Lorenz und Axel Wagner erzählen über ihre Erfahrungen mit dem BCM-Mentoringprogramm.

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Ru br iken

Editorial 3 Impressum 5 BCM-Nachrichten 6 Personalwechsel in Compliance 14 Taylor Wessing Systemupdate 15 Bücherschau 16

Herausgeber Frederik Nyga Redaktion Irina Jäkel Editor in Chief Telefon: 030 / 84 85 93 20­ irina.jaekel@bvdcm.de Mitarbeit an dieser Ausgabe Dr. Tobias Brouwer, Christiane Ecker, Dr. Nikolaj Laschko, Frederik Nyga, Deborah Steffens

Korrektorat Dr. Roland Kroemer Werbelektorat txt-file Fotoredaktion Armen Vanetsyan

„Wir wollen eine Plattform für das Thema Product Compliance schaffen.“

Anzeigen Norman Wittig norman.wittig@helios-media.de

Oliver Dathan hat beim Berufsverband der Compliance Manager (BCM) e.V. die Fachgruppe „Product Compliance“ gegründet. Was sind seine Ziele und wie soll die Fachgruppe arbeiten.

54 Da s In te rvie w

Compli a nce bei de r A rb ei t

In dieser Rubrik schauen wir Compliance Managern aus unterschiedlichen Branchen bei der Arbeit über die Schulter.

Eine Zeitschrift des Berufsverbandes der Compliance Manager e.V. (BCM)

Gestaltung Armen Vanetsyan

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Was machen Sie gerade, … Dr. Marie von der Groeben?

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Haben wir wirklich etwas dazugelernt?

Welche Qualifikationen sollen nun die Compliance Officer haben, um ihren Job erfolgreich machen zu können? Wir sprachen mit Markus Jüttner und Prof. Dr. Stephan Weinert über ihre Studie „Anforderungen an Compliance-Experten“.

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Druck PIEREG Druckcenter Berlin GmbH Vollstufige Bogenoffsetdruckerei Benzstraße 12 | 12277 Berlin (Marienfelde) Abonnementkonditionen Inland: 4 Ausgaben – 68 Euro Ausland: 4 Ausgaben – 78 Euro Alle Preise inkl. MwSt. und Versandkosten Im Internet www.compliance-manager.net

Verlags- / Redaktionsanschrift Quadriga Media Berlin GmbH Werderscher Markt 13 10117 Berlin Telefon: 030 / 84 85 90 ­ Fax: 030 / 84 85 92 00 info@quadriga.eu

Bildnachweise: Umschlag: Getty Images; S. 6: BCM; Getty Images; S. 8: privat; S. 14: Talanx, TUI Group; S. Taylor Wessing; S. 16/17: Nomos Verlag, Erich Schmidt Verlag, Vahlen Verlag, C. H. Beck Verlag, Murmann Verlag; S. 18-31: Armen Vanetsyan; S. 32/33: Bayer AG; S. 36: privat; S. 40-43: privat; S. 44-45: Dt. Bundestag, privat; S. 48-49: privat; S. 52: Marienhospital Stuttgart und Prettl Electronics GmbH; S. 54: Zalando SE; S. 56: Deutsche Telekom AG; S. 58/59: privat.


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D a s B C M - M e n t o r i n g p r o g r a mm

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Aus Mentees werden Mitstreiter!

Britta Dietrich-Lorenz

Axel Wagner

Wie kam es dazu, dass Sie am Mentoringprogramm teilnehmen? Was war für Sie der ausschlaggebende Grund? Britta Dietrich-Lorenz: Ausschlaggebend war für mich, dass ich im letzten Jahr zu Teilen meiner Tätigkeit als Juristin in den Bereich Compliance als Stabsstelle gewechselt bin. Wichtig war mir dabei von Beginn, dass ich mich in Zukunft mit anderen Compliance Managern austauschen wollte, gern auch im Bereich außerhalb des Krankenhauswesens. Axel Wagner: Das hat sich durch mein Engagement im Berufsverband der Compliance Manager so ergeben. Ich habe zusammen mit Patrick Wegener, dem damaligen Leiter der Fachgruppe Integrated Compliance, eine Seminarreihe zum Thema „Einführung eines Compliance Management Systems“ gegeben. Ich hatte nämlich ein Modell entwickelt, das sogenannte Compliance Wheel, das den zukünftigen Compliance Managern die Komplexität der Compliance-Zusammenhänge zwischen gesetzlichen Regelungen und Unternehmensabteilungen erklären sollte. Damit wollte ich die neuen Compliance-Verantwortlichen motivieren, sich mit ihrem

Unternehmen auseinanderzusetzen, damit sie das konkrete Compliance Wheel des eigenen Unternehmens durch ein systematisches Vorgehen entwickeln und im nächsten Schritt eine Risiko-Matrix erstellen können. Das Mentoringprogramm war für mich der nächste logische Schritt, Inhalte aus meinem „Nähkästchen“ zu den Themen „Compliance-Prozesse“ und „Projektvorgehensweisen“ zu erzählen. Wie gestalten Sie Ihre Zusammenarbeit? In welcher Regelmäßigkeit tauschen Sie sich aus? Britta Dietrich-Lorenz: Wir tauschen uns regelmäßig, ca. einmal monatlich aus. Der Austausch erfolgt online, da es aus meiner Sicht am schnellsten und unkompliziertesten ist. Axel Wagner: Wir sprechen uns zwar einmal im Monat, das heißt aber nicht, dass in der Zwischenzeit keine Kommunikation stattfindet. Wenn ich etwas Interessantes an Medieninhalten finde – in der Literatur oder durch Ergebnisse meiner Arbeit –, so teile ich dies Britta per E-Mail mit. Auch wenn sie eine dringliche Frage hat, telefonieren wir oder tauschen uns schriftlich, außerhalb unserer Regeltermine, aus.

Der Berufsverband der Compliance Manager (BCM) e.V. bietet seit Jahren das Mentoringprogramm an, das Berufseinsteiger*innen im Compliance-Bereich unterstützt, sich mit Hilfe eines Mentors / einer Mentorin schnell in fachliche Themen einzuarbeiten. Wir haben Britta Dietrich-Lorenz, Mitarbeiterin Medizincontrolling und Stabsstelle Compliance im Marienhospital Stuttgart (Mentee), und Axel Wagner, Leiter Consulting, Legal & Compliance bei Prettl Electronics GmbH (Mentor), nach ihren Erfahrungen mit dem BCM-Mentoringprogramm gefragt.


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Compliance Manager 2/22

Was sind Themen Ihres Austauschs? Britta Dietrich-Lorenz: Wir sprechen über aktuelle Themen im Bereich Compliance. Vor kurzem hatte ich zum Beispiel das Lieferkettengesetz bei mir auf dem Arbeitsplan. Aber wir sprechen auch über grundsätzliche Themen, zum Beispiel wie ich ein wirksames Compliance Management System aufbaue. Auch haben mich viele einzelne Detailfragen bei der praktischen Umsetzung der Einführung eines CMS interessiert. Da konnte mir Axel gute Tipps geben. Axel Wagner: Grundsätzlich geht es um die Frage der Einführung eines Compliance Management Systems, aber auch um aktuelle Fragen, zum Beispiel zur Hinweisgeberrichtlinie. Es sind nicht nur allgemeine Themen, sondern auch teilweise spezifische Inhalte, in die ich mich dann im Bereich Krankenhausmanagement wieder hineindenken kann. Welchen Mehrwert hat das Mentoringprogramm für Sie? Britta Dietrich-Lorenz: Besonders bereichernd finde ich, dass Axel aus einer anderen Branche kommt, die das Thema Compliance schon lange bearbeitet. Bei mir im Bereich des Gesundheitswesens, speziell im Krankenhaus, ist das Thema Compliance noch recht neu. Ich finde es prima, dass Axel schon lange in dem Bereich arbeitet und daher gute Ratschläge geben kann. Axel Wagner: Da ich mich in meinem Betriebswirtschaftsstudium in den 90er Jahren bereits im Bereich Krankenhausmanagement vertieft hatte, ist es für mich jetzt wieder eine Bereicherung, Compliance-Themen auf die Wechselwirkungen zwischen Ärzten, Pflegschaft und Verwaltung zu spiegeln. Es ist oft eine Frage der Sichtweise. Für mich ist es dann mit Freude verbunden, mich in die Welt des anderen zu transformieren, mich inhaltlich darauf einzulassen und so meine Ansichten zu angesprochenen Themen mitzuteilen. Das ist ein Geben und Nehmen und bereichert beide Seiten. Durch das Mentoringprogramm werde auch ich als Mentor

immer besser darin, unvoreingenommen in die Welt des Gegenübers einzutauchen, zuzuhören, um so lösungsorientiert Antworten auf die Fragen zu finden. Oft geht es aber auch schlicht darum, Impulse zu geben. Inwieweit ist das Mentoringprogramm für Ihre berufliche Weiterentwicklung hilfreich? Britta Dietrich-Lorenz: Das Mentoringprogramm hilft mir, mich besser im Bereich Compliance zurechtzufinden. Ich bin dadurch unglaublich schnell in das Thema reingewachsen und gespannt, was die Compliance-Zukunft in unsere Arbeitsbereiche bringen wird! Axel Wagner: Das Mentoringprogramm kann ich jedem empfehlen, der Spaß daran hat, Informationen im Zweiergespräch auszutauschen und in der Funktion als Mentor ein Ratgeber, aber auch Kritiker zu sein. Wichtig dabei ist, dass die Kritik lösungsorientiert ist und diese so adressiert wird, dass die Wertschätzung des anderen zur Geltung kommt. Außerdem ist das Mentoringprogramm für mich eine Möglichkeit zur Selbstreflexion als Coach. Wie schaffe ich es, den Mentee bei der Weiterentwicklung zu unterstützen und zu motivieren? Es ist ähnlich wie bei Klassenarbeiten in der Schule, wo der Notendurchschnitt einer Arbeit anzeigt, wie gut der Lehrer die Lehrinhalte vermittelt hat. Ohne ein Feedback dieser Art ist die Möglichkeit der kontinuierlichen Verbesserung nicht gegeben. Was war im Vorhinein Ihre Erwartungshaltung und hat sich diese bestätigt / nicht bestätigt? Britta Dietrich-Lorenz: Meine Erwartungen haben sich bestätigt. Ich habe mir einen regelmäßigen Austausch zu den vielfältigen Fragestellungen aus dem Bereich Compliance gewünscht. Aus meiner Sicht ist die Gestaltung des flexiblen Austauschs besonders wichtig, da ich Vollzeit berufstätig bin und Familie habe, weswegen meine zeitlichen Ressourcen knapp sind.

Axel Wagner: Ich hatte im Vorfeld keine Erwartungen, da diese einen oft in Positionen bringen, die nicht erforderlich sind. Da mir mein Gegenüber bis dahin nicht bekannt war, wollte ich mich bewusst frei von Erwartungen oder Meinungen auf meinen Gesprächspartner einlassen. Die Zusammenarbeit mit Britta ist harmonisch, auf Augenhöhe, wertschätzend und sehr angenehm. Würden Sie das Mentoringprogramm weiterempfehlen? Britta Dietrich-Lorenz: Auf jeden Fall würde ich das Programm weiterempfehlen, und zwar allen Personen, die neu im Bereich Compliance sind. Axel Wagner: Selbstverständlich würde ich das Programm weiterempfehlen und nicht nur aus der Perspektive der Mentees, sondern auch zur eigenen Weiterentwicklung des Coaches. Bislang habe ich die privat dazu investierte Zeit nicht bereut und würde auch gerne weiterhin als Mentor zur Verfügung stehen. Aus Mentees werden kompetente Mitstreiter im Bereich Compliance, die dann selbst Antworten auf viele Fragestellungen geben können – insofern ist es eine Win-win-Situation! Das Gespräch führte Deborah Steffens.

Information zum Mentoringprogramm: Das Mentoringprogramm bietet Berufspraktikern und Studierenden die Möglichkeit, erste Kontakte in der Compliance-Szene zu knüpfen und von der Expertise erfahrener Compliance Manager zu profitieren. Als Ansprech- und Sparringspartner wird dabei ein Mitglied des Verbandes als Mentor / als Mentorin mit einem Mentee vernetzt. Die Teilnahme am Mentoringprogramm, einer kostenfreien Serviceleistung für Mitglieder des BCM, ist freiwillig. www.bvdcm.de/mentoringprogramm


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