politik&kommunikation n° 116

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Quadriga Media Berlin GmbH  ISSN 1610-5060  Ausgabe III/2016  www.politik-kommunikation.de

politik &  kommunikation

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Wachsen ist einfach. Wenn man als Unternehmen einen Finanzpartner in der Region hat, der Ideen von Anfang an unterstützt.

sparkasse.de

Wenn’s um Geld geht


Georg Milde: Editorial

Ich kann Trumps bizarre Faszination für Diktatoren und starke Männer nicht verstehen. Ich überlasse seine Vorliebe für Tyrannen den Psychologen. Hillary Clinton (*1947), demokratische US-Präsidentschaftskandidatin

Die betrügerische Hillary hat keine Glaubwürdigkeit mehr – zu viel Versagen im Amt. Die Leute werden ihr keine vier weiteren Jahre der Inkompetenz im Amt erlauben! Donald Trump (*1946), republikanischer US-Präsidentschaftskandidat

W

illkommen zum Blick über den Tellerrand! Kaum ein politisches Ereignis findet weltweit über Monate hinweg so viel Beachtung wie alle vier Jahre die US-Präsidentschaftswahl. In Deutschland ist dies zugleich ein Anlass zu fragen, welche Entwicklungen und Wahlkampftrends von jenseits des Atlantiks auch den kommenden Bundestagswahlkampf beeinflussen werden. politik&kommunikation richtet seinen Blick daher gen Washington (ab Seite 26) und nutzt das Weitwinkelobjektiv zugleich für eine Betrachtung der politischen Kommunikation weltweit. Welche Deutschen arbeiten in aller Welt an Schnittstellen der Macht? Zuweilen ist die graue Eminenz hinter einem EU-Kommissar oder der Abteilungsleiter einer wenig von der Öffentlichkeit beachteten internatio­ nalen Organisation einflussreicher als mancher medial omnipräsente Abgeordnete (ab Seite 6). Wer Interessen vertritt oder wissen will, wo politische Entscheidungen getroffen werden, muss darüber infomiert sein, wer an welchem Schalthebel sitzt. Dies gilt umgekehrt ebenso für Interessenvertreter: Viele Agenturen und Beratungsunternehmen gehören zu weltweit tätigen Mutterkonzernen und Netzwerken mit bis zu 190.000 Mitar-

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beitern, deren Arbeitsweise im internationalen Kontext ebenfalls einen Blick wert ist (ab Seite 64). Wie man sich bereits in jungen Jahren weltweit vernetzt, beschreibt ein Artikel über internationale Austauschprogramme, die nicht selten zugleich nationale Karrierenetzwerke darstellen (ab Seite 78). Mit Blick auf Deutschlands Rolle weltweit zählt Christoph Heusgen zu den einflussreichsten Akteuren. Der außenpolitische Berater der Bundeskanzlerin gewährte politik&kommunikation Einblick in sein Tun und Denken (ab Seite 14). Im Herbst kehrt der Washington-Korrespondent der ARD, Ingo Zamperoni, als Tagesthemen-Moderator nach Good old Germany zurück. Im Interview berichtet er über den US-Wahlkampf (ab Seite 42). Eine andere Perspektive auf denselben Sachverhalt wählt der Psychologe Stefan Klemens, der die Kontrahenten Clinton und Trump im Hinblick auf ihre Persönlichkeitsfaktoren analysiert (ab Seite 26). Die Kampagnen und Methoden der beiden ungleichen Kontrahenten werden ab Seite 32 durchleuchtet. Und wer noch mehr Horizonterweiterung sucht, findet in den Ergebnissen der Umfrage unter Kennern des politischen Parketts in Berlin Anregungen, wo sich Entwicklungen weltweit am besten aufspüren lassen (ab Seite 20). Viel Freude beim Lesen!

Georg Milde Herausgeber

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Inhalt: US-Wahlkampf / International

III|16 Der Diskrete: Christoph Heusgen, außenpolitischer Chefberater der Kanzlerin, hält sich stets im Hintergrund, ist verlässlich und verschwiegen. Im Porträt wird aber auch eine ganz andere Seite des Rheinländers beleuchtet.

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Editorial 6

Führen aus der zweiten Reihe

Diese 44 Deutschen haben große Relevanz in Organsiationen auf internationalem Parkett von Eric Bonse

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Welche Persönlichkeit haben Clinton und Trump?

Die Charaktere der Präsidentschaftskandidaten in der pyschologischen Analyse von Stefan Klemens

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Smarter Wahlkampf

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Merkels Navigator

Geräuschlos und verschwiegen agiert Merkel-Berater Christoph Heusgen im Hintergrund. Ein Porträt

Tinder und Pokémon Go gehören zum digitalen Repertoire im Rennen ums Weiße Haus. Kampagnentrends und -Tools im Überblick. von Jan Philipp Burgard

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Nichts ist die Wahrheit

Im US-Wahlkampf spielen Lügen und Fiktionen eine Hauptrolle. Schwappt dieser Trend zu uns? von Robin Mishra

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„Trump genießt Narrenfreiheit“

Washington-Korrespondent Ingo Zamperoni im Interview über Trumps Poker-Tricks,„bad PR“ für Clinton und deutsche Populisten von Viktoria Bittmann

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von Eva Quadbeck

Umfrage: Welche internationalen Medien lesen Politikentscheider?

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Umfrage: Welche internationen Medien lesen Politikentscheider?

Reputation statt Paragrafen-Tetris

Warum der Wahlkampf in den USA für deutsche Public-Affairs-Manager nicht als Vorbild taugt von Sebastian Frevel

US-Wahlkampf / International


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Die Vernetzten: Agenturen spinnen ihre Public-Affairs-Netzwerke über den ganzen Globus. Im Beitrag erfahren Sie, wo die Hotspots liegen, wie die Kommunikation mit Kunden und Kollegen gelingt und welche interkulturellen Fallen es zu umschiffen gilt.

42 Der Beobachter: Alles sei anders im diesjährigen US-Wahlkampf, so die Einschätzung von Ingo Zamperoni. Der Journalist muss es wissen, als Washington-Korrespondent der ARD ist er bestens vertraut mit den immer neuen Tricks und Finten der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten.

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Bittmann, bitte.

„Facts don’t work“? Unsinn! Wie man mit Sokrates’ Hilfe gegen allgegenwärtige Lügen angeht von Viktoria Bittmann

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Eleanor Roosevelt – Hillarys Idol

Die linksliberale First Lady der 30er und 40er Jahre war Medienprofi und polarisierte die USA

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Brüssel: Lobbying ohne Hinterzimmer

Brüsseler Netzwerke sind mit Berliner Hintergrundzirkeln nicht zu vergleichen. Ein Überblick über wichtige Kreise

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Die Magie der Hoffnungsträger

Frische, junge Kandidaten für die höchsten Ämter im Staat sind hierzulande und in den USA Mangelware. Das ist nicht überall so

von Christian Wenning

von Georg Milde

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Netzwerk mit Nutzwert

Die Sache mit dem „ti-äitsch“

von Marco Althaus

Nachwuchs für die Weltelite: Über das Potenzial internationaler Fellowship-Programme

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von Mirjam Stegherr

von Aljoscha Kertesz

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Zu Gast in ... Fotoreportage von Laurin Schmid

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Globale Agentur-Netze

Die neue deutsche Twitter-Diplomatie

New York, Brüssel, Peking: Wo global operierende PA-Agenturen sitzen und wie sie sich vernetzen

Moderne Kanäle, lockerer Stil: warum die Social-Media-Posts des Auswärtigen Amts eine kleine Revolution verheißen

von Anne Hünninghaus

von Martin Fuchs

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Was ist bei der Interessenvertretung in Ihrem Land zu beachten?

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Neben der Politkarriere Vokabeln pau- ken? Das wollen wenige, doch Fremd- sprachenkenntnisse zahlen sich aus

Expertentipp 98

Bücher 102

Wo steckt eigentlich … Günther Beckstein?

100   Letzte Seite / Impressum

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Eric Bonse über die 44 einflussreichsten Deutschen in Institutionen

Jahrelang klagte Berlin über die schwache Personalpräsenz in internationalen Organisationen. Doch nun erobern Deutsche die Welt – ein Blick hinter die Kulissen in Brüssel, Washington und Paris.

Führen aus der zweiten Reihe

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artin Schulz ist überall. Beinahe täglich sieht man den Präsidenten des Europaparlaments im Fernsehen – mal aus Brüssel, mal aus Berlin, neuerdings auch aus Ankara, wo er die Türkei-Verhandlungen begleitet. Auch Manfred Weber, der Chef der konservativen EVP-Fraktion, meldet sich regelmäßig zu Wort. Der CSU-Politiker sorgt dafür, dass die deutsche Europapolitik eine stabile Mehrheit in Brüssel und Straßburg hat. Schulz und Weber stehen für einen Trend: Immer mehr Deutsche besetzen Spitzenpositionen in internationalen Organisationen. Nicht alle sind so prominent wie die beiden EU-Politiker. Aber viele haben großen Einfluss. Zum Beispiel Johannes Laitenberger und Max Lienemeyer. Beide arbeiten in der wohl mächtigsten Generaldirektion der EU-Kommission, der GD Wettbewerb. Dort wachen sie nicht nur über Fusionen, sondern auch über staatliche Beihilfen. Und so zogen sie auch bei Apple die Fäden, dem bisher spektakulärsten Beihilfefall der EU-Geschichte. Brüssel verlangt von dem US-Konzern bis zu 13 Milliarden Euro plus Zinsen – wegen zu wenig gezahlter Steuern an Irland. Offiziell zeichnet dafür zwar EU-Kommissarin Margrethe Vestager verantwortlich. Doch die Vorarbeit machten die Deutschen. Lienemeyer hat die Ermittlungen geführt. Und bei Laitenberger, dem Generaldirektor, liefen die Fäden zusammen.

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US-Wahlkampf / International


relevanten internationalen Organisationen und europäischen Institutionen angemessen, zum Teil zahlenmäßig gut oder sogar sehr gut vertreten“, teilte die Bundesregierung in einem Bericht zur deutschen Personalpräsenz im Juni 2015 mit. Vorbei die Klagen über Amerikaner, Briten und Franzosen, die früher aller wichtige Posten unter sich aufteilten. Es gehe nicht mehr „um eine pauschale Erhöhung des Personalanteils“, sondern um die Besetzung wichtiger Posten, heißt es in Berlin. Wie gut das funktioniert, zeigt die Ernennung von Helga Schmid. Seit Anfang September ist sie neue Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Diensts (EAD). Damit leitet Schmid nicht nur eine wichtige EU-Behörde mit 3.700 Mitarbeitern. Die Nachfolgerin von Christoph Heusgen, heute außenpolitischer Chefberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, steigt auch zur Topdiplomatin auf. Russland, Ukraine, Syrien, Türkei – bei allen wichtigen Krisen ist sie dabei.

In anderen Generaldirektionen sieht es ähnlich aus. Ob Innenpolitik (Matthias Ruete), Regionalpolitik (Walter Deffaa) oder Eurostat (Statistik, Walter Radermacher): Überall arbeiten deutsche Direktoren. Sie sind die grauen Eminenzen, die man kennen muss, um in der Kommission etwas zu bewegen. Koordiniert wird ihre Arbeit von Martin Selmayr, dem wohl mächtigsten Deutschen in der Brüsseler Behörde. Der 45-jährige Jurist aus Bonn ist Kabinettschef von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und gilt als „Spin Doctor“. Mit seinen Botschaften, die er gern im Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet, eckt Selmayr immer mal wieder an – auch in Berlin. Dennoch ist er ein wichtiger deutscher Trumpf im internationalen Machtpoker um Posten und Positionen.

Die Bundesregierung bemüht sich seit Langem, nicht nur Leitungsfunktionen mit eigenen Kandidaten zu besetzen. Auch in der „zweiten Reihe“, auf Beamten-, Berater- und Expertenebene, ist die deutsche Personalpolitik aktiv. Mit Erfolg: Deutschland sei „in vielen

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Deutsche erobern die Welt – nicht nur bei der EU in Brüssel. Auch bei den Vereinten Nationen in New York, in der NATO und in wirtschaftspolitischen Institutionen wie dem IWF oder der Weltbank in Washington ziehen Deutsche die Fäden. Sie sind einflussreicher denn je – auch wenn sie oft im Verborgenen arbeiten und selten in Talkshows auftreten. Hier die wichtigsten Namen: • Martin Mühleisen: Der promovierte Volkswirtschaftler leitet das Büro von Christine Lagarde, der Geschäftsführenden Direktorin des Internationalen Währungsfonds in Washington. Mühl­ eisen ist seit 2008 maßgeblich an den Kriseneinsätzen des IWF beteiligt; eine Schlüsselrolle spielte er auch in der Eurokrise bei der Unterstützung Griechenlands, Portugals und Irlands. • Ursula Müller: Die weit gereiste Diplomatin ist Exekutivdirektorin bei der Weltbank in Washington. Auch sie kümmert sich um Krisenregionen, aber auch um nachhaltige Entwicklung – ihr Spezialgebiet. Bis 2014 war sie Abteilungsleiterin für Grundsatzfragen der Entwicklungszusammenarbeit im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). • Christian Kastrop: Der prominente deutsche Volkswirtschaftler, der als Miterfinder des Stabilitätspakts und der Schuldenbremse gilt, ist Vize-Chefökonom der OECD in Paris. Beim Club der reichen Industrieländer beschäftigt er sich mit Grundsatzfragen und internationalen Themen wie Handel und Wechselkurs­entwicklung – den heißen Eisen der Wirtschaftspolitik.

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Eva Quadbeck porträtiert Christoph Heusgen

Wenn sich Angela Merkel hinter verschlossenen Türen mit Staats- und Regierungschefs trifft, ist er immer dabei: Christoph Heusgen. Der außenpolitische Chefberater gehört zum engsten Zirkel der Kanzlerin. Das Licht der Öffentlichkeit meidet er. Heusgen agiert im Hintergrund, völlig geräuschlos und höchst verschwiegen.

Merkels Navigator

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Heusgens Einfluss auf die Kanzlerin ähnelt dem eines Navigationsgeräts: Er empfiehlt einen Kurs, sie entscheidet und steuert. III/2016

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Umfrage: 8 Tage 400 Teilnehm er 5 Kanäle

Umfrage: Welche internationalen Medien lesen Politikentscheider?

NZZ, Economist und BBC bei Entscheidern beliebt

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er wissen will, wie die Welt tickt, wie im Ausland über deutsche Politik berichtet wird und welche Trends sich vielleicht bald auch bei uns durchsetzen werden, wird in internationalen Medien fündig. Welche außerhalb Deutschlands erscheinenden

Zeitungen, Magazine und Blogs lesen Entscheider hierzulande? Welche Fernsehsender schalten sie ein? Zu diesem Thema haben wir im August eine Umfrage unter Kennern des politischen Betriebs durchgeführt. 400 Personen nahmen teil. Sie konnten unbegrenzt viele Medien ankreuzen.

Wie viel Zeit widmen Sie internationalen Medien pro Woche? > keine

11,2 %

bis zu 30 Minuten

30,8 %

30 bis 60 Minuten

26,2 %

1 bis 2 Stunden

mehr als 2 Stunden

17,6 %

14,2 %

Welche Tageszeitungen (inkl. dazugehöriger Webseite) nutzen Sie regelmäßig?

NZZ (CH)

The New York Times (USA)

The Guardian (UK)

Financial Times (UK)

32,5 %

31,3 %

27,6 %

Der Standard (A)

Le Monde (F)

The Times (UK)

14,4 %

12 %

The Wall Street Journal (USA)

38,1 %

20

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12 %

8,8 %

The Washington Post (USA)

15,6 %

The International New York Times (USA)

8,8 %

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Blogs

www.huffingtonpost.com www.politico.eu

30,1 %

24,2 %

www.politico.com

16,1 %

www.buzzfeed.com

www.businessinsider.com

10,6 %

6,8 %

Wochenzeitungen und Zeitschriften (inkl. dazugehöriger Webseite)

The Economist (UK)

Time (USA)

Newsweek (USA)

Wired (USA)

Weltwoche (CH)

The Observer (UK)

Profil (A)

Falter (A)

Le Canard enchaîné (F)

The Spectator (UK)

37,9 %

3,2 %

13,2 %

2%

9,5 %

1,5 %

8%

1,2 %

5,1 %

1,2 %

TV (inkl. dazugehöriger Webseite)

BBC World News (UK)

CNN International

CNN (USA)

ORF (A)

TV5 Monde (F)

Al Jazeera (QAT)

Bloomberg Television

Russia Today (RUS)

MSNBC (USA)

Fox News (USA)

41,6 % 4,9 % III/2016

29,3 % 4,9 %

23,5 % 4,2 %

13,4 % 2,9 %

5,6 % 2%

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Stefan Klemens analysiert Hillary Clinton und Donald Trump

Ein wichtiger Grund für den Erfolg von Hillary Clinton und Donald Trump liegt in ihrer Persönlichkeit. Diese unterscheidet sich offenbar deutlich. Aber stimmt das wirklich? Eine Analyse der beiden US-Präsidentschaftskandidaten anhand der Big-FivePersönlichkeitsfaktoren zeigt überraschende Unterschiede – und Parallelen.

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Welche Persönlichkeit haben Clinton und Trump?

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Jan Philipp Burgard über die neuesten US-Wahlkampftrends

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Tinder, Pokémon Go und Canvassing-Apps: Demokraten wie Republikaner greifen im Rennen ums Weiße Haus tief in die digitale Trickkiste. Welche Trends zeichnen sich in den Kampagnen 2016 ab und welche Instrumente sollten sich deutsche Campaigner genauer ansehen? Ein Überblick über neue Trends und Tools.

Smarter Wahlkampf

D

onald Trump ist ein großer Verführer. Selbst auf der Dating-App Tinder betört er seine potenziellen Wähler. Das Programm ist simpel. Jeder User legt ein Profil mit Foto und Interessen an. Die App schlägt unterschiedliche Partner vor, die zum eigenen Profil passen sollen. Per Wisch nach links kann man den Vorschlag verschwinden lassen, ein Wisch nach rechts bedeutet: „Ich finde dich gut.“ Zwar dürfte Donald Trump bei Tinder nicht ernsthaft auf der Suche nach einer Alternative zu seiner dritten Ehefrau Melania sein – auch wenn sie ihren Gatten auf dem Republikanischen Parteitag mit ihrer von Michelle Obama abgeschriebenen Rede blamierte. Vielmehr will er über die Dating-Plattform die Aufmerksamkeit einer Wäh­ lergruppe erregen, die er über konventionelle Wege wie das Fernsehen immer weniger erreicht: 85 Prozent der Tinder-User sind zwischen 18 und 34 Jahre alt. Um diese als „Millenials“ bezeichnete Altersgruppe zu gewinnen, setzt Hillary Clinton weniger auf den Sexual- als auf den Spieltrieb. So lockte sie kürzlich junge

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Viktoria Bittmann spricht mit Ingo Zamperoni

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Ingo Zamperoni hat als Journalist mehrere US-Wahlkämpfe beobachtet. Diesmal, so sagt der künftige „Tagesthemen“Moderator, ist alles anders. Im Interview erklärt er, welchen Poker-Trick Donald Trump in seiner Kommunikation anwendet, warum es für Hillary Clinton durchaus „bad PR“ gibt und welche Rolle Parteispenden im laufenden Wahlkampf spielen.

„Trump genießt Narrenfreiheit“

Nach knapp drei Jahren im ARD-Studio Washington kehrt Ingo Zamperoni im Herbst zu den „Tagesthemen“ zurück.

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Hätte ich Sie vor einem Jahr gefragt, wer der 45. Präsident der Vereinigten Staaten wird, was hätten Sie geantwortet? Ich hätte gesagt: Hillary Clinton wird es im zweiten Anlauf schaffen, weil sich bei den Demokraten nur ein Häuflein von Konkurrenten abzeichnete und die meisten nur Staffage waren, damit es nicht so mickrig aussieht. Bei den Republikanern zeichnete sich damals Jeb Bush ab und bei einer Konstellation Clinton vs. Bush hätte ich Clinton vorn gesehen. Als Trump seine Kandidatur bekannt gab, twitterten Sie: „Jetzt wird es aber eng für Hillary.“ Ja, und das war ironisch gemeint (lacht). Viele haben unterschätzt, wie clever Trump sein Wählerpotenzial anzapfen würde. Er schürt und bedient die Ängste der Menschen. Aus seiner Zeit in der TV-Show „The Apprentice“ wusste er, was ankommt.

Dort hat er auch seine Krawall-Art perfektioniert und gelernt, Quote zu machen. Über die Unterhaltungsschiene hat er viele Menschen abgeholt, die nichts mit Politik zu tun hatten. Er profitierte vor allem am Anfang von seinem hohen Bekanntheitsgrad. Diesen Vorsprung haben viele seiner 16 republikanischen Konkurrenten nicht aufholen können. Auch die Zersplitterung im republikanischen Lager war ein Vorteil für Trump. Ihm reichte eine kleine relative Mehrheit, um sich durchzusetzen. Also ist die Zersplitterung der Republikaner, nicht Donald Trump selbst die Erklärung für dessen Erfolg? Er ist kein typisch republikanischer Kandidat – er ist sogar alles andere als das. Er bricht mit dem konservativen Kanon, ob es um Militäreinsätze oder Freihandel geht. Deshalb tut sich die Führung der Republikaner so schwer mit ihm. Er ist pragmatisch und wechselt nach Belieben seine Meinung. Er genießt eine Art Narrenfreiheit und kommt mit vielen Dingen durch, die einem normalen Kandidaten – einem Politiker – das Genick gebrochen hätten. Aber er ist eben kein Politiker und das ist, was die Menschen an ihm schätzen. Wie kann das sein? Er ist reich und erweckt so den Eindruck, unabhängig zu sein, weil er sich nicht kaufen lassen muss. Er ist als Politiker unverbraucht, weil er vorher Geschäftsmann war. … im Gegensatz zu Hillary ­Clinton … Ja, sie ist das Gegenteil. Mehr Esta­ blishment geht nicht! Als First Lady hat sie acht Jahre im Weißen Haus gelebt, sie war Ministerin, ist verflochten mit Washington und hat aus ihrer Zeit als Senatorin von New York Verbindungen zur Wall Street. Kein Fehltritt hat Trumps Kampagne erschüttert. Bei ihm gilt: „There is no bad PR.“ Warum ist eine E-Mail-Affäre für Hillary Clinton brandgefährlich, also sehr wohl „bad PR“?

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Laurin Schmid hat Botschaften und Residenzen fotografiert

Zu Gast in … Berlin hat zwei Botschaftsviertel: das historische am Rande des Tiergartens, das bis in die zwanziger Jahre zurückreicht, und das im östlichen Bezirk Pankow gelegene, das nach dem Mauerbau 1961 entstand. politik&kommunikation hat einigen besonders interessanten Botschaften einen Besuch abgestattet. Weitere Fotos unter: www.politik-kommunikation.de/ressorts/artikel/Zu-Gast

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Seit der offiziellen Wiedereröffnung der Italienischen Botschaft 2003 ist das im Krieg stark beschädigte und heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude zugleich die Residenz des Botschafters Pietro Benassi. Das imposante Marmormosaik (im Bild) stammt aus Verona. Die von klassizistischen Säulen gesäumte Galerie gibt den Blick frei auf eine Holztür, hinter der sich das Büro des Botschafters befindet. ▼

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Mirjam Stegherr über internationale Netzwerke und Fellowship-Programme

Angela Merkel, Eric Schmidt, Madeleine Albright: Wer es schafft, in ein internationales Programm aufgenommen zu werden, weiß sich in guter Gesellschaft. Doch wer nur auf große Namen schaut, verkennt das Potenzial von Netzwerken.

Netzwerk mit Nutzwert

E

s geht in vielen internationalen Netzwerken und Fellowship-­ Programmen laut Selbstaussage um nichts Geringeres als darum, die Welt zu retten. „Improving the State of the World“, nennt das Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums in Genf. Schwab ist ein großer Netzwerker: Er hat eine Organisation gegründet, die die Weltelite zusammenbringt, Staats­chefs, CEOs, NGOs, Künstler. Und er hat Plattformen ins Leben gerufen, um neue Führungskräfte zu vernetzen: die Global Shapers und die Young Global Leaders (YGL). Mit den Nachwuchsprogrammen will das Forum „Zukunft gestalten“ beziehungsweise andere unterstützen, das zu zun. Und das Forum ist

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nicht alleine: Viele Organisationen suchen mit jungen Menschen neue Antworten auf zum Teil alte Fragen: Wie bekämpfen wir Terrorismus? Wie schützen wir uns vor Epidemien? Wie sichern wir Demokratie? Sie wollen Entscheider aus unterschiedlichen Kulturen zusammenbringen, die am Anfang ihrer Karriere stehen und die jenseits diplomatischer Wege an einer „besseren Welt“ arbeiten.

Fellows für die ­Erneuerung Dass man viele Herausforderungen nur international lösen kann, geben viele Organisationen an, die ein Fellowship betreiben. Auf 110 Nationen bringen es die bisher 980 YGL. Andere Programme sind fokussierter:

Die transnationale Zusammenarbeit will der German Marshall Fund mit dem „Marshall Memorial Fellowship“ stärken, gemeint sind Europa und die USA. Europa, Nordamerika und Asien vernetzt die Trilateral Commission, die neben etablierten Mitgliedern wie Madeleine Albright, Henry Kissinger und Mario Monti mit „David Rockefeller Fellows“ Nachwuchs gewinnen will – wenn auch nur auf Zeit. Ein David Rockefeller Fellow und YGL ist Katinka Barysch, Director Political Relations der Allianz. Die Trilateral Commission sei hilfreich, um zu „verstehen, was in der Politik wirklich los ist“, sagt sie, die Einladung habe sich gut mit ihren „professionellen Bedürfnissen gedeckt“. Politik, die für Deutschland unter anderen

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Georgetown ­Leadership Seminar

1982 von der Georgetown University ins Leben gerufenes Seminar, bei dem ausgewählte Führungskräfte einmal im Jahr für eine Woche mit Größen der Politik außenpolitische Themen diskutieren. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Madeleine Albright und Henry Kissinger. 900 Teilnehmer aus 100 Ländern haben das Seminar bisher besucht, im Alumni-Netzwerk tummeln sich CEOs, Staats- und Regierungschefs wie José Manuel Barroso oder Jens Stoltenberg. Teilnehmen kann nur, wer von einem Alumnus oder Mitarbeiter der Georgetown University vorgeschlagen wird und die Gebühr von 5.800 Euro plus Flug bezahlt. https://gls.georgetown.edu/

Robert Bosch Stiftung:

Global Governance ­Futures (GGF)

Unter dem Motto „Shape the Future“ geht es darum, Zukunftsszenarien für zentrale Fragen zu entwickeln, die nur global gelöst werden können – wie beispielsweise Klimaschutz, die Verwaltung von Daten oder Terrorismusbekämpfung. Die Ergebnisse werden vor Experten präsentiert und publiziert. Das Programm dauert 18 Monate und besteht aus vier fünf- bis acht­ tägigen „Dialogue Sessions“, die in den Teilnehmerländern stattfinden, sowie onlinegestützter Zusammen­arbeit. Insgesamt 25 Fellows aus aktuell fünf Ländern werden gesucht: Deutschland, USA, China, Japan und Indien. Ob NGO, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung oder Medien: Jeder, der Expertise in den benannten drei Schwerpunktthemen des Jahrgangs hat und ein ernsthaftes Interesse am internationalen Dialog nachweisen kann, kann das mehrstufige Verfahren durchlaufen. Eine offizielle Altersgrenze gibt es nicht. Das Programm wird finanziell von der Robert Bosch Stiftung getragen und zusammen mit dem Global Public Policy Institute Berlin durchgeführt. Weitere Partner sind: Brookings Institution, Tokyo Foundation, Centre for Policy Research, Hertie School of Governance, Tsinghua Universität, Fudan Universität, Keio Universität, Ashoka Universität sowie Princeton Universität. http://www.ggfutures.net/home-ggf/

Thomas de Maizière Der Bundesinnenminister soll das Young-Leaders-Programm der Atlantik-Brücke durchlaufen haben. Das Alumni-Verzeichnis ist allerdings nicht öffentlich.

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