Motorradreise Hassberge - Frankenwald

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Reisereportage Hassberge und Frankenwald

HASSBERGE UND FRANKENWALD

Fahrspaß pur auf herrlichen Kurven rund um Altenstein im Naturpark „Hassberge“. Die romantische Burgruine von Altenstein ist eines der markanten Aushängeschilder der burgenreichen Region

Hassberge und Frankenwald. Zwei Naturparks in unmittelbarer Nähe zueinander, klein, aber fein! Der eine licht und kultiviert, der andere von herber Schönheit. Zwei noch unverfälschte, fränkische Naturlandschaften, nicht bevölkert von Touristenmassen, dafür von einnehmend schöner und grüner Landschaft, voll Wälder und Hügel und voller unerwartet attraktiver Kulturstätten wie Fachwerkstädtchen, Burgruinen und Baudenkmäler. 12

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in verlängertes Wochenende nehmen wir uns Zeit, um diese Naturparks zu erkunden, ich auf meiner KTM 640 Adventure und Helmut auf der BMW R100 GS PD. Direkt nördlich von Bamberg beginnt die Region „Hassberge“. Der nordwestlich fließende Main bildet hier eine natürliche Südgrenze, von dessen flachen Ufern an die Bergflanke relativ steil ansteigt. Nach Nordosten zu breitet sich das Gebiet als grünes und kultiviertes

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DICHTE WÄLDER, GRÜNE TÄLER, WEITES HOCHLAND UND BURGRUINEN

Bikers Fahrt durch das Tal bei Lauter in den Hassbergen

Weiter Blick in das Weisachtal von der Burgruine Altenstein

Hügelland mit Wiesen, Feldern und vielen kleinen Ortschaften aus. Hier ins Zentrum des Naturparks zieht es uns am ersten Abend. Von weitem schon erblicken wir, hoch oben auf einem Hügel thronend die Silhouette einer Kirche und Burgruine. Kurvenreich geht es aus der Ebene darauf zu, dann folgt eine tolle Auffahrt mit schmalen Kehren und schon befinden wir uns in Altenstein. Ein prädestiniert gelegener Ort, hoch oben am Hang unterhalb der romantischen Burgruine

schmiegen sich die wenigen Häuser aneinander. Wir mieten uns im Gasthof direkt unterhalb der Burg ein und genießen erst einmal den Ausblick: Zu unseren Füßen das weite Weisachtal, ein unvergleichliches Panorama. Hier in der Umgebung, auf der Höhe und im Zentrum der Hassberge findet man landschaftlich besonders schön gelegene Routen und viele Burgen: Eintauchen kann man auf Schritt und Tritt in die Vergan-

Hoch oben am Berg liegt das blumengeschmückte Städtchen Altenstein

Eine intakte Steinbrücke führt zum Burgareal von Altenstein motorrad freizeit

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Reisereportage Hassberge und Frankenwald

Die Frankenwald-Hochstraße beginnt im Tal der Kronach bei Steinberg. Sie bietet Fahrvergnügen pur durch schattige, grüne Täler bis zu den Höhen des Frankenwaldes

Fahrspaß auf der Auffahrt in das Städtchen Altenstein im Naturpark „Hassberge“. Auch der Ausblick lässt nichts zu wünschen übrig 14

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Hassberge und Frankenwald Reisereportage genheit, denn in der Zeit der fränkischen Könige und der ersten deutschen Kaiser entstanden auf dem Höhenkamm der Hassberge zahlreiche befestigte Militärstationen zum Schutz der Grenzgebiete nach Osten. Dies führte zu einer Häufung von Adelssitzen, die als Burgen ab dem frühen Mittelalter errichtet wurden und heute meist als wildromantische Ruinen zu bewundern sind. So machen wir uns von „unserer“ Burgruine Altenstein aus am nächsten Tag auf, diese burgenreiche Umgebung zu erkunden. Lichtenstein beeindruckt durch schwere Mauern, Türmchen und Fachwerkbauten. Unweit davon befindet sich, im dunklen Wald versteckt die Burgruine Rotenhan, eine der ungewöhnlichsten Burganlagen Deutschlands, immerhin war sie in großen Teilen direkt aus dem Fels gehauen. Nach ihrer Zerstörung bauten sich die Besitzer das nahe gelegene Renaissanceschloss Eyrichshof aus.

Auf kleinen, malerisch gelegenen Landstraßen passieren wir während der Weiterfahrt die Osthänge der Hassberge, folgen dem schattigen Tal der Lauter und stoßen weiter im Süden auf die Straße der Fachwerkromantik, eines der touristischen Aushängeschilder der Region Hassberge. Zeil am Main und vor allem Königsberg in Bayern bestechen durch die aufwändig dekorierten Fachwerkfassaden. Das Kopfsteinpflaster der Gassen ist buckelig und holperig, passt aber gut zum mittelalterlichen Ambiente. Es ist Mittag und ungewöhnlich ruhig in dem an sich gut besuchten Ort Königsberg, Zeit also für eine Pause, bevor es wieder weiter geht Richtung Norden. Auf der hügeligen, weitläufigen Hochebene folgen wir kreuz und quer den kleinen Landstraßen, begleitet von herrlich weiten Ausblicken über Äcker, Felder und Wiesen, ein fruchtbares Bauernland und eine sehr kultivierte

Landschaft. Und immer wieder Burgen und Schlösser, jeder kleine Ort hat sein ritterliches oder gräfliches Anwesen: Trutzige Burgruinen und herrliche Renaissance- und Barockschlösser. Ein Kleinod stellt die Kirchenburg Serrfeld dar, eine Kirchenanlage aus dem 13. Jahrhundert, versteckt hinter wehrsamen Mauern, die heute den Dorffriedhof beherbergen. Dann noch etwas weiter an der Nordgrenze der Hassberge besichtigen wir ein neuzeitlicheres Denkmal, den Bayernturm, ein etwas heruntergekommenes, sozialistisch anmutendes Bauwerk aus der Zeit des Kalten Krieges. Direkt an der Grenze zur ehemaligen DDR gelegen, war es früher das „Guckloch“ nach Osten, heute fungiert es als Aussichtsturm entlang zahlreicher Fernwanderwege. Von den Hassbergen aus geht unsere Fahrt ostwärts, zum Naturpark „Frankenwald“. Nach wenigen Kilometern überqueren wir eine alte

Geschichtsträchtiges gibt es allerorts. Wie in Gleusdorf ...

Ein Anziehungspunkt in den Hassbergen sind die Burg ... ... und der Ort Lichtenstein mit seinem schmucken Gasthaus

... oder am Wasserschloss in Kirchlauter motorrad freizeit

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Reisereportage Hassberge und Frankenwald

Ländliche Idylle bei Oberessfeld im Norden des Naturparks „Hassberge“ Das Wasserschloss von Mitwitz hat sich sein ursprüngliches Gepräge bewahrt

Steinbrücke und landen in dem romantischen Fachwerkstädtchen Sesslach. Eine ruhige mittelalterliche Idylle prägt das Städtchen, das trotz seiner bescheidenen Größe gerne als „Rothenburg Oberfrankens“ bezeichnet wird. Weitere, bedeutende und sehr sehenswerte Orte liegen auf unserer Route, so Coburg, Kronach oder Mitwitz mit dem beeindruckenden Wasserschloss. Wer ausreichend Zeit mitbringt und sich für historische Orte interessiert, der sollte deren Besuch nicht verpassen. Heiss ist es an diesem Tag, die Luft ist stickig. So sind wir froh, wenige Kilometer nördlich von Kronach auf die Frankenwald-Hochstraße zu stoßen, die uns zunächst durch das schattige, lauschige Tettau-Tal führt. Dann steigt die Straße immer höher an, bis wir die oberen Lagen des Franken-

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Ein stattliches Anwesen: Die Burg Geiersberg oberhalb von Sesslach Eine Brücke führt über den Wassergraben zum Eingangstor des Mitwitzer Schlosses

waldes erreichen. Angenehm kühl ist es hier oben auf immerhin 700 m. Wir befinden uns im Hochland des Frankenwaldes, ein herber Landstrich, ganz anders als die Hassberge, geprägt von rauem Klima und tiefen, dunklen Wäldern. Das letzte Eck im Freistaat Bayern, eingezwängt zwischen den Grenzen zu Thüringen und vor der Wende ein vollkommen vergessenes Stück Land, heute aber ein beliebtes Wanderparadies. So führt seit der Wende auch der bekannte Thüringer Wanderweg „Rennsteig“ ein Stück entlang der Frankenwald-Hochstraße. Die Hochstraße selbst ist zu einem richtigen Highway ausgebaut. Vor uns das graue Asphaltband, links und rechts dichter Wald. Zum Fahren wunderbar, vor allem für diejenigen, die es schneller mögen, von den landschaftlichen Rei-

zen aber bin ich zunächst etwas enttäuscht. Dann endlich ab Steinbach im Wald lichten sich die dunklen Wälder und wir tauchen ein in die Hügellandschaft der Hochebene. Wunderbare Ausblicke bis nach Thüringen begleiten unsere Fahrt. Die Frankenwald-Hochstraße ist nun eine schöne, kurvenreiche Landstraße, auf und ab geht es, hinab ins Tal und dann wieder hoch. Wir durchfahren kleine Städtchen, deren dunkle, mit Schindeln verkleidete Häuser den Einfluss des nahe gelegenen Thüringer Schiefergebirges verraten. Die Fahrt wird immer schöner und nun wird deutlich, wie die Frankenwald-Hochstraße als gewundenes Band alle sehenswerten Highlights der Region verbindet. Entlang der Hochebene mit wechselnden Wald- und Wiesenabschnitten geht es nach Bad Ste-


Hassberge und Frankenwald Reisereportage

Durch das Tal der Tettau führt die Frankenwaldstraße auf einsamer Strecke hoch hinauf in den Naturpark „Frankenwald“

Bikers Paradies Auf den Höhen des Frankenwaldes ist die FrankenwaldHochstraße ein richtig gut ausgebauter Highway

ben. Das mit 600 m höchstgelegene bayerische Staatsbad liegt hübsch in einem von Wäldern umrahmten Hochtal und ist bekannt für seine ungewöhnliche Heilmittelkombination aus Radon, Kohlensäure und Moor. Sehr ruhig ist es hier, kein Verkehrslärms, auch Menschen sind kaum zu sehen. Etwas zu ruhig! So fahren wir weiter, hinab ins Tal der Ölsnitz, ein wunderschönes, grünes Tal. Tief eingeschnitten hat sich das Flüsschen in das Schiefergestein und schlängelt sich, begleitet von der kurvenreichen Landstraße hinab zur Rodach. Plötzlich folgt eine dunkle Wegstrecke, wie in einen Tunnel fährt man ein in enge Spitzkehren zwischen dicht stehenden Bäumen. Dann zwischen Geroldsgrün und Schwarzenbach öffnet sich die Landschaft zu einer weiten Flur, und

schließlich geht es durch das Tal der Wilden Rodach, breit und sonnendurchflutet. Entlang der Landstraße türmen sich riesige Stöße voll unbehandelter Baumstämme, jede Menge Holz, der Hauptwirtschaftszweig des Frankenwaldes. Jahrelang wird das Holz so gelagert und zum Schutz gegen Austrocknung mit Wasser besprenkelt. Auf Baumstämmen kann man auch in abenteuerlicher Weise die Wilde Rodach hinunterbrausen - aber nur unter Anweisung eines Fährmanns! Eine Reihe hübscher Gasthäuser entdecken wir. Es ist später Nachmittag und Zeit, ein Zimmer zu suchen Pech, am Samstagabend ist schon alles ausgebucht. So fahren wir noch ein Stück weiter durch das enge Tal der Lamitz, wo wir im Gasthof „Lorchenmühle“ das letzte Zimmer ergattern. Ein idyllisches Plätzchen mit hervorra-

Kurvenreiche Landstraßen führen zu vielen Sehenswürdigkeiten im Naturpark„Hassberge“ wie hier zum dominanten Schloss Sternberg

gender Küche, die Forellen aus eigener Zucht sind ein Gedicht. Besonders reizvoll ist es in diesem südlichen Gebiet des Frankenwaldes, das von vielen kleinen Tälern durchfurcht wird und das wir vor unserer Heimfahrt nochmals unter die Räder nehmen. Das Tal der Lamitz und der Wilden Rodach, das Tal der Ölsnitz und der Rodach, so geht es von einem Tal zum nächsten. Und dann ist da noch das Köstenbachtal. Idyllisch, leuchtend grün und wunderbar ruhig, die Straße schmal, gerade einmal so breit wie ein Auto, ideal zum relaxten Touren. Es ist das letzte unserer TälerRunde, aber wahrlich ein toller Abschluss der Reise. Text: Dr. Ingrid Gloc-Hofmann Fotos: Helmut Hofmann und Dr. Ingrid Gloc-Hofmann motorrad freizeit

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Reise-Infos Hassberge und Frankenwald

Hausschmuck in Königsberg ALLGEMEINES Die Hassberge werden im Süden vom Main begrenzt und steigen nach Norden als fruchtbares Hügelland auf. Laubwälder und Streuobstwiesen prägen das Bild in den unteren Lagen. Auf die Franken, die Mitte des 6. Jahrhunderts die ersten Wehrsiedlungen auf dem Hassbergkamm gründeten, ist die typische Erbteilung zurückzuführen, die eine buntscheckige Landschaft mit Feldern und Streuobstwiesen entstehen ließ. Die „Straße der Fachwerkromantik“ verbindet eine ganze Reihe von sehenswerten, historischen Städtchen. Touristisch sind die Hassberge ein noch ziemlich unbedarftes Gebiet. Nun soll zu der Vielfalt der verschiedenen örtlichen Initiativen eine touristische Leitstelle gebildet werden, um eine bessere Aussenwirkung zu erzielen. So ist auch das Projekt „Burgenwinkel“ geplant. Ein besonderes Highlight darin bildet die Burgruine Altenstein bei Maroldsweisach, wo auch ein Burgenmuseum eingerichtet werden soll. Ganz anders der Frankenwald. Ein herber Landstrich, der von rauem Klima und tiefen Wäldern geprägt wird. Bis zu 800 m hoch sind die größten Erhebungen des Frankenwaldes, der sich geologisch an den Thüringer Wald im Norden anschließt. Seit dem Spätmittelalter

Der Wanderweg Rennsteig begleitet einen Teil der Frankenwald-Hochstraße 18

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ist der Haupterwerbszweig die Holzwirtschaft, denn zur landwirtschaftlichen Nutzung eignen sich die kargen Böden nur bedingt. Das viele Holz wird in den Tälern, vor allem im Rodachtal gelagert - unter anderem versorgt die waldreiche Gegend heute die deutschen Wohnzimmer alljährlich mit Millionen von Weihnachtsbäumen. Seit der Grenzöffnung ist auch der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig geworden, verbinden sich doch der Frankenwald und der Thüringer Wald zu einem attraktiven Ziel für Wanderer und Naturfreunde.

Das Fachwerkstädtchen Sesslach glänzt mit mittelalterlichem Flair Städte rund um den Frankenwald. Der Naturpark Frankenwald ist vor allem für Naturfreunde ein Muss. Landschaftlich reizvoll sind die Täler der Rodach und Wilden Rodach. In Unterrodach gibt es ein Flößermuseum und auf der Wilden Rodach kann man Floßfahrten unternehmen. Sehr schön sind auch das Tal der Ölsnitz bei Dürrenwaid sowie der Köstenschmölzgrund (Infomaterial ist in den örtlichen Touristeninfos erhältlich, www.frankenwaldtourismus.de, www.oberesrodachtal.de). MOTORRADFAHREN Jede Menge Fahrspaß bieten die kleinen, kurvenreichen Landstraßen in den Naturparks Hassberge und Frankenwald. Hier geht es abseits der großen Bundesstraßen noch sehr ruhig zu. Die Fahrt ist durch den Wechsel von schattigen Tälern und luftigem Hügelland zudem sehr abwechslungsreich.

Auf der Anhöhe bei Birnbaum bietet der Wasserspeicher und Aussichtsturm von 1989 einen herrlichen Rundumblick auf den hohen Frankenwald SEHENSWERT Der Naturpark Hassberge bietet viel für Kulturinteressierte. Sehenswert sind die kleinen versteckten Denkmäler, Ortschaften und Burgruinen. Zu den bekannteren Sehenswürdigkeiten gehören Hassfurt, Zeil am Main, Königsberg in Bayern und Sesslach (www.hassberge-tourismus.de). Coburg, Kronach und Kulmbach sind die sehenswerten

Hier weiss man noch zu Feiern: Hochzeit in Teuschnitz nach altem Feuerwehrbrauch


Hassberge und Frankenwald Reise-Infos UNTERKUNFT Die Palette reicht von der gemütlichen, familiär geführten Pension über Ferienwohnungen bis zu Wellness-Hotels. Wir haben uns sehr wohl gefühlt in den Hassbergen im Gasthof Hofmann, Familie Behr, Altenstein 4, 96126 Maroldsweisach, Tel. 09535 / 234994, im Frankenwald im Waldgasthof Lorchenmühle, Familie Eichler-Wiedel, www.lorchenmuehle.de. LITERATUR & KARTEN Ralf Nestmeyer, Franken, Michael Müller Verlag GmbH, Erlangen 2007, ISBN 978-3-89953-278-4, 19,90 Euro Mairs Geographischer Verlag, Generalkarte Nr. 14, Erfurt, Bayreuth, Zwickau, Maßstab 1:200 000, ISBN 3-82972-013-0, 4,95 Euro

Das Schloss von Birkenfeld ist heute noch bewohnt und in vollem Glanz

Die mit Schindeln verkleidete Dorfkirche in Langenbach an der Frankenwald-Hochstraße

Auch das Fachwerkhaus in Wüstenwelsberg wirkt sehr gepflegt

Kleinstädtische Idylle in Teuschnitz im hohen Frankenwald

Tour Vorschlag Übersichtskarte, Gefahrene km: ca. 540 km motorrad freizeit

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