Slowakeireise 2016

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5/2016 Oktober September /

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5/2016 Sept. • Okt. REISE MOTORRAD

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REISEN // SlowakiSche republik

Klein, fein,

Abwechslungsreiche Landschaften, malerische Orte, viel Kultur und faszinierende Momente – Impressionen einer Rundreise durch die Slowakei. Text: Dr. Ingrid Gloc-Hofmann // Fotos: Helmut Hofmann, Dr. Ingrid Gloc-Hofmann 32 REISE MOTORRAD 5/2016


unberührt

UNESCO-Weltkulturerbe: Die Zipser Burg ist eine der größten Burganlagen Mitteleuropas.

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ir rauschen durch die hüge­ lige Weite der Weißen Kar­ paten, vorbei an der still­ gelegten tschechisch­slowa­ kischen Grenze, und dann tauchen wir ein in das ofene Tal der breit dahinließenden Waag. Die Land­ schaft wirkt ursprünglich, doch in den Ortschaften hat sich so manches getan seit unserer letzten Reise vor zwölf Jah­ ren. Riesige Einkaufszentren entlang den Hauptstraßen sind wohl die neues­ ten Errungenschaften. Die typischen Einfamilienhäuser aus den 1920er­ und 1930er­Jahren sowie die traditionellen Holzhäuser mit den schmucken Vorgär­ ten sind aber immer noch da. Neu, alt, geplegt und leicht maroden Sozialismus ausstrahlend, alles steht sorglos neben­ einander. Unser erstes Ziel ist die Berg­ landschaft Malá Fatra. Im Karstdurch­ bruch Vrátna­Tal zwängt sich die Land­ straße durch den tief eingeschnittenen, von Kalksteinfelsen begrenzten Engpass Tiesňavy. Auf der 750 Meter zählenden Passhöhe brummt plötzlich eine Motor­ radgruppe heran. An die fünfzig slowa­ kische Biker mit feinsten Maschinen brausen an uns vorbei. Eine Weile später

W

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begegnen wir einer Oldtimer­Rallye. Alte 125er tuckern uns entgegen, passend dazu tragen die Fahrer das modische Outit der 1950er­Jahre mit Halbschalen­ helm, Fliegerbrille und Lederjacke. Spä­ ter sehen wir einige von ihnen am Stra­ ßenrand an ihren Maschinen schrauben. Die Spätnachmittagssonne im Rücken, düsen wir auf der Landstraße ostwärts. Auch hier vor den Toren der Hohen Tatra gibt es einige Neuerungen. Zwischen ma­ lerischen Holzhäuschen steht eine gigan­ tische Wasserrutsche und nicht weit ent­ fernt eine Art Disney­World mit dem schwungvollen Namen „Tatra­Landis“. Welch eine Szenerie: Auf der einen Seite die bewaldeten Kuppen der Niederen Tatra, auf der anderen die gespenstisch schrofen, von Wolken umwobenen Gip­ fel der Hohen Tatra; diese geradezu ab­ weisende Kulisse hat etwas Magisches. Je näher wir der Bergregion kommen, desto stärker zieht die Kälte in unsere Glieder. Wir schrauben uns hoch auf 1010 Meter bis Starý Smokovec. Die Knochen schmerzen nach der langen Anfahrt, sodass wir uns am Abend in ein gemütliches, warmes Lokal begeben. In der „Koliba“, wie hier die traditio­

Highlights im Norden der Slowakei: Flößer tummeln sich auf dem Grenzluss Dunajec vor den Kalksteinfelsen der Pieninen. Die Tatra-Bahn kurvt durch die Hohe Tatra. Freie Fahrt vor dem fantastischen Panorama des „kleinsten Hochgebirges der Welt“.


Das Vrátna-Tal im Gebirge Malá Fatra. Meisterwerke der Natur sind die Kalksteinfelsen im Engpass Tiesňavy. nellen Hüttenlokale heißen, lassen wir den Abend bei einem leckeren Mahl und slowakischer Volksmusik ausklingen. Weiter ostwärts geht es zügig ins Zipser Land, in früheren Jahrhunderten ein starker, von Deutschen geprägter Kulturraum. Heute leben hier Roma in eher ärmlichen Ansiedlungen. Ab und an winken sie uns zu und bei einem Stopp kommen drei Buben angelaufen. Mit großen Augen bewundern sie unsere Maschinen: „Wie schnell fährt die denn?“. Wir steuern auf das Wahrzeichen der Region zu, die Zipser Burg. Doch da blinzelt uns von der Seite etwas Helles an. Überrascht bleiben wir stehen ange­ sichts der glitzernden Sinterkuppe, auf deren Anhöhe eine Quelle vor sich hin­ blubbert; dahinter wacht eine Kapelle über dem „Sivá brada“ genannten Ge­ biet. Kurz darauf kommen wir zur Burg, die sehr dominierend und imposant die Landschaft beherrscht. Ein unebenes Serpentinensträßchen führt zum Fuß der Anlage, die komplette Besichtigung muss man sich aber mit einem stram­ men Fußmarsch erkämpfen. Perfekt las­ sen sich die weiteren Highlights der Zips fahrenderweise erkunden: die histori­ schen und schmucken Städtchen Levoča, Kežmarok und Stará Ľubovňa sowie das Rote Kloster „Červený Kláštor“ am Du­ najec, der sich in einem bis zu 300 Meter tiefen Gebirgsdurchbruch durch die Kalksteinfelsen der Pieninen quetscht und auch die Grenze zwischen Slowakei und Polen markiert. Früher kam man weit und breit nicht auf die andere Seite. Nun hat man eine fesche Fußgängerbrü­ cke über den Fluss gebaut, auf der man bequem über die Grenze gehen kann. Den Fluss säumen Cafés und Lokale, unten im Wasser tummeln sich traditio­ nelle Holzlöße. Einen Katzensprung weiter westlich ziehen uns die Zipser Magura und die Beler Tatra an. Das kleine Bergland ist dank der abgelegenen Lage ursprünglich und gespickt mit herrlich kurvigen Berg­ straßen. Gleich um die Ecke liegt die Grenze zu Polen, so verwundert es nicht, hier das Siedlungsgebiet von polnisch­

stämmigen Bergbewohnern, den Goralen, vorzuinden. Viele traditionelle, reich verzierte Holzhäuser haben sie errichtet. Der berühmteste Ort der Region ist Ždiar und ein Gebäude zieht mich be­ sonders an. Es ist überwuchert von Grünzeug, wirkt ziemlich baufällig und verlassen. Ich zücke den Fotoapparat, doch da tritt ein älterer Mann heraus und sieht mich fragend an. Ich grüße und frage, ob ich ein Foto schießen darf.

Er nickt, dreht sich um und verschwin­ det. Gesprächiger gibt sich später am Abend mein alter Freund Marian, der in Poprad die Touratech­Generalvertretung Slowakei innehat. In der gemütlichen Holzhüttenatmosphäre des Lokals „Stará Mama“ in Tatranská Lomnica genießen wir ein zünftiges Mahl, während Ma­ rian aus dem Nähkästchen plaudert und uns einen Einblick in seine slowakische  Heimat gibt.

Wir fühlen uns wie auf Zeitreise in verwunschene Regionen REISE MOTORRAD 5/2016

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Kultur und Natur im Zipser Land: Das prächtige Renaissance-Rathaus in Levoča und die Sinterquelle Sivá brada. mit 4975 Metern längsten slowakischen Autobahntunnel. Die Strecke war chro­ nisch verstopft. Lastwagenkolonnen quäl­ ten sich im Schritttempo hoch, vor jeder Spitzkehre blieben sie stecken und wir mit ihnen mangels Überholmöglichkeit. Heute ist der hohe Feiertag der Sie­ ben Schmerzen Mariens. Die Bedeutung dieses christlichen Festes ist allerorts zu sehen. In den Dörfern quellen Menschen­ massen aus den Kirchen, Jung und Alt, alle fein herausgeputzt in eleganter Fest­ tagskleidung. Die Wertschätzung von Traditionen können sich auch die Ru­ thenen auf die Fahne schreiben. Ihrem Wirken sind zahlreiche Holzkirchen zu verdanken. Wir peilen das Dörfchen Hervartov an und legen eine Beklei­ dungsschicht ab, bevor wir uns an die Besichtigung der örtlichen Holzkirche machen. Ganz verträumt und still steht sie in einem bewaldeten Hain, zu ihren Füßen plätschert ein Bächlein dahin. Auch die Altstadt von Bardejov gibt sich verschlafen. Sie wird als eine der male­ rischsten Städte der Slowakei beschrie­ ben. Nicht zu Unrecht, wie wir nach einem kleinen Spaziergang durch die engen Gassen bis zum verkehrsberuhig­ ten Marktplatz bestätigen können. Von der Hohen Tatra führt unser Weg in die Niedere Tatra und damit in ein fantastisches Kurvenland. Mit Kehren und Steigungen im Überluss schwingen Das Wetter am nächsten Morgen ist nicht gerade einladend, die Berge sind wolkenverhangen, die Motorräder nass vom Morgentau. Zum Fahren ist die Temperatur gerade recht und wir ahnen noch nicht, wie sie im Laufe des Tages nach oben schnellen wird. Wir stoßen nochmals vor nach Osten, über den Westkarpatengebirgszug Branisko, der die Landschaften Zips und Šariš vonein­ ander trennt. Kurve an Kurve geht es über holprigen Asphalt, dennoch eine tolle Passstraße. Wir sind alleine und können gleichmäßig durchziehen. Ich erinnere mich noch mit Graus an den Verkehr hier, bevor man die Autobahn und den Branisko­Tunnel ausbaute, den

INFO // auslugsparadies hohe Tatra Die Entwicklung des Tourismus in der Hohen Tatra begann bereits in den 1870er-Jahren. Um die zahlreichen Gäste ins Zielgebiet zu befördern, wurde ab 1908 die elektrische Tatra-Bahn ausgebaut. Sie verkehrt zwischen Poprad, Tatranská Lomnica, Starý Smokovec und Štrbské Pleso und überwindet dabei 670 Höhenmeter. In beschaulichem Tempo schlängelt sie sich entlang der Südlanke des Gebirgszugs parallel zur Tatra-Magistrale durch hübsch herausgeputzte Orte mit alten Holzvillen und prächtigen Hotels. Ab Starý Smokovec geht es stetig bergauf. Mit zunehmender Höhe wird es merklich herber. Nur noch von Wäldern und Gebirgsmassiven umgeben, zuckelt die Bahn quietschend und schnaubend bis zum höchsten anfahrbaren Punkt, nach Štrbské Pleso, der mit 1346 Metern zu den höchstgelegenen Kurorten Mitteleuropas zählt. Malerisch dehnt sich dort oben der Gletschersee Tschirmer See vor der majestätischen Kulisse der Tatra aus, rundherum stehen reich dekorierte Hotelbauten aus der Zeit um 1900. Nachdem man sie während der sozialistischen Ära sehr vernachlässigt hatte, wurden die historischen Bauten nach der Wende in den 1990er-Jahren nach und nach renoviert. Heute erstrahlen sie wieder in altem Glanz, manche aufgepeppt mit modernem Wellness & Co., und avancierten zum Anziehungspunkt für Begüterte. Attraktion in Tatranská Lomnica ist das Areal der Seilbahnstation, von wo man mit der Gondel zur Lomnitzer Spitze schweben kann. An der Talstation geht es zu wie überall an solchen Orten: Après-Ski, Souvenirstände, Imbissbuden, Musik und Leuchtreklame. Die Gerlachspitze ist dagegen nur für geübte Bergwanderer erreichbar und darf nur mit einem Bergführer bestiegen werden.

Zwischen packender Historie und bizarren Naturphänomen 36 REISE MOTORRAD 5/2016


Beschaulich gibt sich die Nordostslowakei mit den typischen altertümlichen Holzkirchen wie in Hervartov. Lebhaft geht es im mittelslowakischen Banská Bystrica zu, wo ausgelassen gefeiert wird. Ein wahres Biker-Paradies liegt im Herzen der Niederen Tatra.

wir durch die deutlich sanftere Region, Wälder und sattgrüne Hochebenen um­ geben uns, nur ab und an passieren wir ein Dorf. So geht es weiter durch den Nationalpark Slowakisches Paradies und das Muraner Plateau im Slowakischen Erzgebirge. Zwischendurch machen wir Halt in einem Straßendorf, um das Öl zu kontrollieren. Eine ältere Frau kommt vorbei und beäugt unsere Motorräder, die aufgebockt und voll beladen recht wuchtig wirken. „Da hätte ich wahnsin­ nig Angst“, meint sie. „Ich nicht“, lautet meine Antwort. Wir müssen beide lachen. Dann macht sie uns darauf aufmerksam, dass wir ja an einer Bushaltestelle parken und wenn die Gendarmen vorbeikämen, wir ein hohes Bußgeld zahlen müssten. Wir wollen sowieso weiter und nähern uns bald dem Ďumbier in der Niederen Tatra. An der Südlanke des Berges führt eine etwa zehn Kilometer lange Stich­ straße zur Seilbahnstation, von dort wollen wir einen Blick auf den Gipfel werfen. Leider ist er von Wolken um­ hüllt, dafür sind romantische Dörfer wie Mýto pod Ďumbierom, die sich zu sei­ nen Füßen in das grüne Tal schmiegen, schöne Hingucker.

Am Auslauf der Niederen Tatra, im Talkessel des Hron, liegt die mittelalter­ liche Bergbaustadt Banská Bystrica. Vor den Toren der Altstadt marschieren wir zum beeindruckenden Denkmal des Slowakischen Nationalaufstands gegen die deutsche Wehrmacht. Die monumen­ talen Skulpturen vor dem modernisti­ schen Bauwerk machen sehr nachdenk­ lich. Einige Schritte weiter herrschen quirliges Leben und fröhliche Stim­ mung. Banská Bystrica outet sich als sympathische Stadt mit K.­u.­k.­Flair. Straßencafés und Lokale säumen den verkehrsberuhigten historischen Stadt­ platz. Zu jeder vollen Stunde spielt der Uhrturm ein klangvolles Ständchen und nebenan indet eine Veranstaltung zur „Woche der Mobilität“ mit Musik und Tanz statt. Junge Frauen moderieren die Show, die vom regionalen Fernsehen aufgezeichnet wird. Dann folgt das nächste kulturelle Highlight in Hronsek, einem kleinen Nest, das für seine mächtige, mehrstö­ ckige Holzkirche bekannt ist. Das allein ist Grund genug, doch wir wollen auch Frau Kollarova besuchen, die Hüterin der Kirche, die uns vor Jahren schon ein­ 

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mal durch das Bauwerk führte. Wir kommen unangemeldet an, doch die alte Dame erkennt mich wieder und fällt mir in die Arme. Nach der obligatorischen Besichtigung ziehen wir weiter in den weiten Talkessel der Mittelslowakei und bewundern die traditionellen Holzhäu­ ser von Detva sowie die farbenfroh ver­ zierten Holzkreuze am alten Friedhof. Südwärts macht sich das Donautief­ land mit steigenden Temperaturen be­ merkbar. Doch wir schwingen uns noch­ mals in die Höhe zur Bergbaustadt Banská Štiavnica, die malerisch in über­ ragender Lage inmitten der Schemnitzer Berge liegt. So ist auch die An­ und Ab­ fahrt einmalig. Die aussichtsreiche Land­ straße schlängelt sich durch die saftig­ grüne Hügellandschaft an kleinen Bächen entlang. An oberster Stelle prangt das Städtchen mit prächtigen Palästen, Kir­ chen, Schlössern und dem Bergbaumu­ seum am mittelalterlichen Silberbergwerk. Der Berg ist von zahlreichen Stollen un­ terhöhlt, die kopfsteingeplasterten Stra­ ßen und Gassen sind holprig, voller Lö­ cher und Einbrüche. Nach der Abfahrt begrüßt uns die Ebene von Partizánske mit ätzendem Verkehr, stinkenden Last­

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wagen, Stau und Staub wegen diverser Baustellen und noch dazu mit 35° C. Unsere Stimmung ist gedrückt, doch wir inden eine schöne Nebenstrecke in den Kurort Trenčianske Teplice. Kurz darauf trefen wir im weiten Tal der Waag in Trenčín ein. Wir nehmen uns einen Tag Motorradauszeit, auch um die mächtige, auf einem Felssporn thronende Burg Trenčín zu besichtigen. Nach einem steilen Anstieg werden wir mit einer fantastischen Panoramaaus­ sicht und einer spannenden Burgbesich­ tigung belohnt. Die Stadt versprüht Charme. Sie ist mit ihren verwunsche­ nen Altstadtgassen, den steilen Treppen und dem langgezogenen Marktplatz mit prächtigen Häusern eine erfrischende Mischung aus historischer Kulisse und jungem Leben. Straßencafés, fetzige Kneipen, Lädchen, Boutiquen und jede Menge Feinkostläden sorgen für ein an­ genehmes Wohlgefühl. Aber auch für etwas Wehmut, denn nach 1400 slowa­ kischen Fahrkilometern müssen wir morgen dieses sympathische Land mit seinen netten Menschen, beschaulichen Städtchen und einmaligen Landschaften wieder verlassen. 

Sympathische Begegnung mit der Führerin in der Holzkirche von Hronsek. In Trenčín an der Waag genießen wir südländische Atmosphäre. Ein kurviges Asphaltband bringt uns zum Bergbaumuseum am mittelalterlichen Silberbergwerk von Banská Štiavnica.


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Die Slowakei gilt als Land der Burgen. Jahrhundertelang war das Land von den Einfällen der Hunnen, Türken und anderer Reitervölker bedroht. Auch das ständige Ringen der polnischen, ungarischen und österreichischen Herrscherdynastien um den mit Bodenschätzen reich gefüllten Landstrich machten Verteidigungsanlagen notwendig. Ein starker, wirtschaftlicher Kulturraum war die Zips, besiedelt von Deutschen aus Schlesien und Thüringen, die die Gegend bis ins 20. Jahrhundert prägten. Die Zipser Burg diente seit dem 12. Jahrhundert als Verwaltungssitz. Nach dem Ersten Weltkrieg schufen Slowaken und Tschechen den gemeinsamen Staat Tschechoslowakei. 1944 gründete sich ein Nationalaufstand gegen die Okkupation der Slowakei durch die deutsche

Majestätisch erheben sich die Berggipfel der Hohen Tatra.

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Ostrava

Bielsko-Biala

PL RabkaZdrój

Hranice

Dunaje

CZ Váh

Val. Klobouky Provažská Bystrica

Bojkovice Trenčin Nové Mesto nad Váhom

Dolný Kubín

Žilina

Lysá p. Mak.

30 km

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Červený Kláštor

Partizánske Žarnovica Nitra

Wehrmacht. Nach der kommunistischen Ära und der Revolution 1989 war das Land nochmals Teil der Tschechoslowakei, bis zur einvernehmlichen Aulösung 1993. Seitdem ist die Slowakei eine parlamentarische Republik. Die Bevölkerung ist sehr traditionsbewusst. Ein hoher katholischer Feiertag der Slowaken ist der 15. September, an dem man der Sieben Schmerzen Mariens gedenkt. Im Jahr 1927 wurde durch päpstliches Dekret die „Muttergottes von den Sieben Schmerzen“ zur Patronin der Slowakei erklärt. Auch die Ruthenen plegen ihre alten Sitten, eine ostslawische Bevölkerungsgruppe aus dem nördlichen Karpatenbogen. Sie sind griechisch-katholischer Konfession und bedienen sich der kyrillischen Schrift, sodass im Nordosten der Slowakei Orte zweisprachig beschildert sind. Im Norden an der Grenze zu Polen leben polnischstämmige Bergbewohner, die Goralen. Der Anteil der in der Slowakei lebenden Roma dürfte über zehn Prozent liegen. Sie sind in der Gesellschaft nicht integriert und auch nicht erwünscht. Sie leben in Dörfern, die oft nur von Roma bewohnt werden, während Slowaken diese Orte meiden. Highlights Die Slowakei bietet eine Mischung aus abwechslungsreichen und faszinierenden Landschaften. Im Westen nördlich des Tals der Waag besticht der Gebirgszug Malá Fatra mit dem Vrátna-Tal und dem Engpass Tiesňavy. Landschaftliches Highlight ist die Hohe Tatra, an der entlang die Tatra-Magistrale führt. Weite Teile sind als TatraNationalpark TANAP ausgewiesen. Malerisch dort ist der Glet-

Liptovský Mikuláš

Martin

Ružomberok

Ďumbier △ 2043

Brezno Hronsek

Zvolen Banská Štiavnica

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H o h e T a t r a L’ubovňa

Starý Kežmarok Smokovec Levoča Poprad

N i e d e re Ta t ra

Banská Bystrica

Po p

Tisovec

Bardejov

Stará

Ždiar

Vrátna

SK

Váh

Allgemeines Die Slowakei ist ein kleines Land mit einer maximalen Ost-WestAusdehnung von 429 Kilometern und eine Nord-Süd-Ausdehnung von 197 Kilometern. Im Norden und in der Mitte hat es dank der Karpaten, die zwei Drittel der Fläche einnehmen, den Charakter eines Gebirgslands. Im Norden verlaufen die Malá Fatra mit dem Gipfel Veľký Kriváň (1709 m), die Hohe Tatra mit den höchsten Gipfeln Gerlachspitze (2654 m) und Lomnitzer Spitze (2632 m), die Beler Tatra, Zipser Magura und die Pieninen. Den inneren Westkarpatenbogen bestimmen die Niedere Tatra und das Slowakische Erzgebirge. Im Süden reicht das Land bis in die Ungarische Tiefebene mit dem Karpatenbecken sowie einem Teil des Wiener Beckens. Der mit 403 Kilometern längste Fluss der Slowakei ist die Waag. Sie ließt vom Fuß der Hohen Tatra erst west-, dann südwärts, um bei Komárno in die Donau einzumünden.

Zipser Burg

Hervartov Kapušany Prešov

Spišská Nová Ves Košice

Rožňava

Detva Lučenec

Krakau

Rimavská

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Brünn Wien

schersee Štrbské Pleso. Einsam und ursprünglich geben sich die Gebirgszüge im Nordosten zur polnischen Grenze, die Beler Tatra und Zipser Magura. Sehenswert sind die zerklüfteten Kalksteinfelsen Pieninen mit dem Grenzluss Dunajec, auf dem man Floßfahrten unternehmen kann. In der Mittelslowakei lohnt die waldreiche Niedere Tatra mit dem 2043 Meter hohen Berg Ďumbier. Ein Highlight hier ist die Demänovaer Eishöhle, die dauerhaft mit Eisböden und Eissäulen gefüllt ist. An die Niedere Tatra schließt der Nationalpark Slowakisches Paradies und das Muraner Plateau im Slowakischen Erzgebirge an. Im Süden locken die sanften Schemnitzer Berge.  www.vysoketatry.com  www.nizketatry.com Dank der reichen Geschichte im östlichen Mitteleuropa ist eine Fülle an sehenswerten Kunst- und Kulturgütern zu inden. In der Hohen Tatra sind es die traditionellen Kurorte der 1900er-Jahrhundertwende mit den reich verzierten Hotels, Villen und Kurbauten. So in Tatranská Lomnica, in Nový und Starý Smokovec, dem ältesten Tourismuszentrum der Hohen Tatra. Von den kulturellen Errungenschaften in der Zips kann man sich auf der Zipser Burg überzeugen sowie in den historischen Städten Levoča, Kežmarok und Stará Ľubovňa. Idyllisch in den Pieninen eingebettet ist das Rote Kloster „Červený Kláštor“. Die einst bedeutende und reiche Ordensanlage der Kartäuser entstand an der alten Durchgangsstraße von Ungarn nach Polen nahe einer Furt über den Dunajec.  www.spisskyhrad.sk  www.levoca.sk

Volkskunst zeigt sich an zahlreichen schönen Holzhäusern. Ins Goralendorf Ždiar lohnt da ein Abstecher. Prächtige Beispiele lokaler traditioneller Architektur sind die Holzkirchen, die meist aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stammen wie jene in Hervartov im Ruthenengebiet im Nordosten der Slowakei. Die römisch-katholische Kirche ist dem heiligen Franz von Assisi geweiht. Sie stammt aus der Zeit um 1500 und ist damit die älteste erhaltene Holzkirche in der Slowakei und UNESCOWelterbe. Dieser Titel steht auch der Artikularkirche in Hronsek gut zu Gesicht, einer evangelischen Holzkirche von 1726. Für seine Volkskunst bekannt ist auch Detva. Bemerkenswert ist der traditionelle Friedhof mit den reich verzierten Holzkreuzen.  www.zdiar.sk  www.hronsek.sk Des UNESCO-Welterbetitels rühmt sich auch Bardejov in der Nordostslowakei, Siedlungsstadt deutscher Kolonisten. Die gotische Kirche St. Ägidius und das Renaissance-Rathaus am Marktplatz sind besonders bemerkenswert. Banská Bystrica schmückt sich mit einer prächtig erhaltenen Altstadt mit herrlichen Renaissance-, Barock- und Jugendstilhäusern. Zudem war sie 1944 Hauptzentrum des Slowakischen Nationalaufstands gegen die deutsche Wehrmacht und der anschließenden Partisanenkämpfe. Daran erinnert das großzügige Denkmal SNP. Die älteste Bergbaustadt der Slowakei ist Banská Štiavnica. Seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe, war sie seit dem 11. Jahrhundert für ihren Gold- und Silberabbau bekannt. Der Ort glänzte gar mit einer 1763 gegründeten und für


das Habsburgerreich immens wichtigen Bergakademie und besticht heute mit seinem Altstadtensemble. Lohnenswert ist der Besuch des Bergbaumuseums.  www.tik-bardejov.sk  www.banskastiavnica.travel  www.muzeumbs.sk/ banske-muzeum-v-prirode

E50 via Prag und Brünn oder auf schönen Strecken durch Südtschechien. Von Österreich aus empiehlt sich die Einreise über Bratislava. Eine günstige Alternative ist ein Autozug, der auch über Nacht zwischen Prag und Poprad/ Košice verkehrt.  www.cd.cz/de/

Eine der mächtigen, in der Geschichte des Königreichs Ungarn bedeutenden Burgen ist Trenčín, die drittgrößte Burg der Slowakei nach der Preßburg in Bratislava und der Zipser Burg. Die Führung kostet 5,50 Euro. Leider indet sie nur in slowakischer Sprache statt. Dennoch es lohnt sich, die Innenräume und Präsentationen zu besichtigen, zumal man auf gut gemachten Schrifttafeln alles Wichtige nachlesen kann.  www.visittrencin.sk

Motorrad fahren Die Slowakei hat alle Varianten an Streckenverläufen und Straßenverhältnissen zu bieten. Die großen Überlandstraßen sind bestens ausgebaut und bieten gute Bedingungen für zügiges Fahren. Allerdings sollte man immer ein Auge ofen halten, denn Polizeikontrollen sind nicht selten und es wird gerne geblitzt. Reizvoll sind die Landnebenstraßen, nicht immer perfekt ausgebaut, aber gut zu befahren. Das Angebot an schönen Landschaftszügen, Kurvenpassagen, Auf- und Abfahrten und Panoramastrecken ist dabei riesig.

Klima und Reisezeit Die Klimazonen der Slowakei weisen regional große Unterschiede auf. Das kälteste Klima mit dem höchsten Regenpotential herrscht, bedingt durch die Höhenlage, in der gesamten Tatra und auf den Höhen der Niederen Tatra. Gemäßigt warm mit durchschnittlichen Regenmengen ist es in den innerkarpatischen und mittelslowakischen Talkesseln. Die wärmsten und trockensten Gebiete beinden sich im Süden im ostslowakischen Tieland und zur Donauebene hin. April/Mai bis September/Oktober sind angenehme Monate zum Motorradfahren. Anreise Die Anfahrt erfolgt durch die Tschechische Republik über die

Essen Die slowakische Küche ist eine kulinarische Vermengung von Einlüssen aus Ungarn, Österreich und Tschechien. Schweineleisch, Kartofeln, Gemüse, Sauerkraut und Milchprodukte sind die wichtigsten Zutaten. Das Nationalgericht sind Brimsennocken Bryndzové halušky, Kartofelnocken mit Liptauerkäse, und Bryndzové pirohy, mit Schafskäse und Sauercreme gefüllte Teigtaschen. Beliebt sind auch Sauerkrautnocken strapačky. Das klingt vegetarisch, doch Achtung: Über die Gerichte wird jede Menge gebratener Speck gehäuft. Insgesamt handelt

Die schmucke Villa Dr. Szontagh in Nový Smokovec ist ein Paradebeispiel für die prächtigen Hotelbauten der 1900erJahrhundertwende in der Hohen Tatra.

es sich um leckere Hausmannskost: Dicke, nahrhafte Suppen wie die Sauerkrautsuppe kapustnica, Kesselgulasch, Grillleisch oder Wild. Piroggen, Dampfnudeln, Kartofelpufer und frittierte Käse gehören ebenfalls auf die Speisekarte. Hefekuchen, Buchteln, Palatschinken oder Mohnnudeln als Dessert runden die Mahlzeit ab. Unterkünfte • In Nový Smokovec in der Hohen Tatra lockt die historische Villa Dr. Szontagh mit dem Flair der vorletzten Jahrhundertwende  www.szontagh.eu • In Tatranská Lomnica empielt sich das Appartementhaus Moravienka, das in einer schön renovierten Villa untergebracht ist  www.vysoketatry.com/ moravienka • Da die Altstadthotels in Banská Bystrica schwer anfahrbar sind, ist das moderne Hotel Lux nahe der Altstadt am Park des

Museums SNP zu empfehlen  www.hotellux.sk • Die „Bikers Welcome“-Pension Tiberia in einem ruhigen Stadtteil nahe der Altstadt von Trenčín gelegen, bietet sichere Parkplätze, einen Garten und sehr freundlichen familiären Service  www.tiberia.sk Reiseführer und Landkarten • André Micklitza, Slowakei, Michael Müller Verlag, Erlangen, 2016, ISBN 978-3-95654-227-5, 19,90 Euro • Marco Polo Karte Slowakei, Mairdumont Verlag, 1:200.000, ISBN 978-3-82974-056-2, 8,99 Euro Wichtige Adressen Interessante Informationen zu Land, Natur und Kultur, Sehenswürdigkeiten, Unterkünften und Gastronomie gibt es unter  www.slovakia.travel/de  www.visitslovakia.com Auslandsvorwahl 00 421

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