Motorradreisebericht Spanische Levante

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REISEN // SPANIEN // OSTKÜSTE UND HINTERLAND

e t s ü W , e t s Kü

Text: Dr. Ingrid Gloc-Hofmann // Fotos: Helmut Hofmann, Dr. Ingrid

Gloc-Hofmann

Entlang der iberischen Ostküste de hnt sich die spanische Levante aus: ein faszinierendes, facettenreiches Land mit malerischen Tälern und biz arren Gebirgen zwischen Küste und zen traler Hochebene. 12 REISE MOTORRAD 6/2011


und Gebirge

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Den Süden im Visier, bringen uns spektakuläre Panoramastraßen nach Andalusien.

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sentiert sich Einladend und idyllisch prä José. das Hafenstädtchen San Vor der Kulisse der Vulkanberge im Naturpark Cabo de Gata geht es ab auf die Piste.

S

Ein Klacks für die KTM 990: Helmut erobert das Castillo San Felipe.

Im Naturpark Cabo de Gata faszinieren die bizarren Vulkanformationen.

Rast in den Bergen Ost-Andalusiens am Puerto de Sant a María de Nieva. 16 REISE MOTORRAD 6/2011

onntagabend im DB Autozug. Nach durchnässter Anfahrt sind unsere Motorräder gut verstaut und fest verzurrt, und wir sitzen gemütlich im Speisewagen inmitten fröhlich plaudernder Motorradfahrer. Wieder einmal gestaltet sich die Fahrt mit dem Autozug als wahre Wohltat, erspart uns die lange zeitraubende Anreise und gestaltet sich als geselliges Erlebnis. Wir lassen uns vom netten Servicepersonal bedienen, und nebenan wartet ein kleines, aber feines Schlafkabinchen auf uns. Am nächsten Morgen landen wir in Narbonne bei strahlendem Sonnenschein. So soll es bleiben! Flott sind die Motorräder vom Autozug entladen, und nun kann es losgehen. Die spanische Levante ist unser Ziel: das Land des Sonnenaufgangs, die endlos lange Ostküste der iberischen Halbinsel und ihr Hinterland, dort, wo die Ostwinde stramm auf die Küste trefen. Die 1.100 Kilometer bis zu unserem südlichsten Zielgebiet in der Region Almería nehmen wir an zwei Tagen locker unter die Räder. Stressfrei gestaltet sich die Fahrt auf der „Autovia del Mediterraneo“. Je südlicher wir kommen, umso magerer wird der Verkehr. Wie im Flug ziehen wir vorbei an all den bekannten Badeorten, an denen sich Touristen wie Sand am Meer tummeln. Ab Denia nimmt die Landschaft wahrhaft fantastische Formen an. An der Küste ragen markante Felsen empor und im Hinterland wechseln Berge mit fruchtbaren Tälern ab, welche die Autobahn in weiten Schlaufen durchzieht. Immer karger wird es. Die grünen Hügel wei-

chen rötlich gefärbtem Stein. Dann ein bizarres Panorama wie von einem fremden Stern: Die Skyline einer Megacity inmitten einer Mondlandschaft. Benidorm, jener gigantomanische Ferienort voll angeberischer Wolkenkratzer, Synonym für Sonne, Sex und Nachtclubs.

Filmkünstler und Piraten Einige Stunden später erreichen wir mit dem beschaulichen Hafenstädtchen San José eine gänzlich andere Szenerie. Wie für uns gemacht, liegt es idyllisch am azurblauen Meer vor den Traumstränden im Naturpark Cabo de Gata. Die weißen Häuser reihen sich an den Berghängen auf, dazwischen schmale Gassen und jede Menge einladende Lokale, in denen mediterrane Leckereien, Paella und auch marokkanische Gerichte, angeboten werden. Ein Städtchen mit positiver Aura, das Anziehungspunkt vor allem für Individualreisende und Hort von Künstlern, Motorradfahrern und Lebenskünstlern ist. Wir trefen Waldi, einen deutschstämmigen Maler und Harleyfahrer, der seit 25 Jahren hier lebt und arbeitet. Das Filmparadies in der nahe gelegenen Tabernas-Wüste hat ihn hierher verschlagen, als er die Filmkulissen für „Indiana Jones“ fertigte. So manchem Italowestern, Abenteuer- und Haudegenilm bot die einzige Wüste Europas den passenden Rahmen. Karg, wild und fantastisch mutet dieser Auf der kurvenreichen Piratenroute entlang der Sierra del Cabo de Gata sind lotte Motorradfahrer immer wieder ein Blickfang.


kleine Landstrich im Osten Andalusiens an. Bezaubernd schmale und ungemein kurvenreiche Landstraßen vor der Kulisse weißer Sandberge lassen unsere Herzen höher schlagen. Beschwingt schlängeln wir uns von Hügel zu Hügel und durchqueren schließlich die einsame Sierra de Nijar. Dunkles, schrofes Gestein vulkanischen Ursprungs kennzeichnet den Parque Natural de Cabo de Gata, der sich vor der traumhaften Kulisse des Mittelmeeres ausdehnt. Wir wandeln auf den verschlungenen Pfaden der Route der Vulkane und der Piraten, wo in den stillen Buchten die Seeräuber ihr Unwesen trieben und zahlreiche Burgen zum Schutz der Küste errichtet worden waren. Herrlich schlängelt sich die Landstraße da entlang. Auf Serpentinen, dazwischen kurze Geraden, geht es die wilden Steilfelsen hinauf und hinab, gar-

niert mit atemberaubenden Panoramen; das sind die Hausstrecken der einheimischen Motorradfahrer. Mit dem Finger auf der Landkarte haben wir uns eine Route durch die Berge ausgesucht, um ins Landesinnere weiter im Norden zu kommen und entdecken prompt die optimale Strecke zum Motorrad fahren. Eine Kehre nach der anderen, in herrlich gleichmäßigem Rhythmus schwingen wir kilometerweit dahin bis zum 1.085 Meter hohen Puerto de Santa María de Nieva. Ein kurzer Stopp zaubert uns beiden ein strahlendes Grinsen ins Gesicht ob der fantastischen Fahrt durch das karge Hügelland, an deren Ende uns die beeindruckende Kulisse des mächtigen Castillo de Vélez Blanco erwartet. Am Abend im Naturpark Sierra Espuña mieten wir uns in einem hübsch

Wo Piraten einst die Küsten bedrohten, erleben wir ein herrliches Kurvenparadies.

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tz der PilgerAm malerischen Marktpla z. stadt Caravaca de la Cru

gelegenen Landhotel ein. Welch ein Unterschied zu San José. Die „Gemeinde“ Gebas muss man schon suchen. Sie besteht aus einigen verstreuten Häusern und zählt gerade einmal 20 Einwohner. Doch die Ruhe ist umwerfend, ebenso wie der Ausblick über die Barrancos de Gebas. Eine trockene Staubpiste geleitet uns durch diese wüstenhafte, fantastisch bizarre Landschaft. Von Canyons durchfurcht, schieben sich helle Berglanken in- und hintereinander auf, an deren Ende sich azurblau der Stausee Embalse de Algeciras ausbreitet. An den umliegenden Hängen sind Anbaulächen zu sehen – genau das richtige Klima für Oliven, Mandeln, Orangen und Aprikosen.

Schluchtenreiches Bergland

Fahrt bis vor die Tore des Allerheiligsten Santuario de la Vera Cruz.

Am nächsten Tag wird es etwas feucht. Immer wieder gehen Schauer auf uns hinab, seltsamerweise immer dann, wenn die Sonne über uns lacht. Mal sehen, ob sich der Besuch von Caravaca de la Cruz auch wettertechnisch günstig auswirkt. In dieser hochheiligen Stadt, einst Bollwerk der Templer gegen die Mauren, wird das „Wahrhaftige Kreuz“ verehrt,

Der mächtige Turm der Burg von Aledo bewachte zusammen mit anderen Festungen das Territorium rund um die Sierra Espuña. das als Reliquie ein Stück des Christuskreuzes beherbergt. In der Tat, oben am Festungshügel, wo das Santuario de la Vera Cruz über der Stadt wacht, erstrahlt blauer Himmel und lässt uns auf die mit zahlreichen Burgen bestückte Umgebung rund um die Sierra Espuña blicken. Groß ist dieses Berggebiet in seinen Ausmaßen nicht. Doch markant steigen die schrofen Felsen empor, in den unteren Lagen noch grün bewaldet. Und dann tauchen wir ein in den Gebirgszug. Eine Traumfahrt beginnt. Auf endlosen Spitzkehren geht es die Felswände hoch, erster Gang, zweiter Gang, mehr ist da nicht drin. Die Strecke braucht sich hinter den alpinen Highlights nicht zu verstecken. Kontrastprogramm: Elche peilen wir wegen der Palmen an. Die Stadt soll so viele Exemplare haben wie Einwohner. Einmal lesen wir die Zahl 200.000, dann 300.000. Die einen sagen, die Palmenhaine seien von den Phöniziern,

Umwerfende Vielfalt: Wüsten und Gebirge, blühende Obstgärten und Palmenoasen.

Schützend rahmen zwei Arme das valencianische Städtchen Xàtiva ein.

Flotte Fahrt und to lle Kurven am Puerto de la Carrasq ueta. 18 REISE MOTORRAD 6/2011

Die Barrancos de Gebas bilden eine menschenleere Wüste vor dem Stausee Embalse de Algeciras.


INFO // Wildwest-Filmparadies

Im Oasys Themenpark und in Mini Hollywood kann man dem Wilden Westen nachspüren. Abenteuer-Spielplatz und Traumfabrik in Europas einziger natürlicher Wüste: Desierto de Tabernas, die Wüste von Tabernas, heißt das Paradies, das sich auf einem Gebiet von 280 Quadratkilometer in der Provinz Almeria erstreckt. Von den feuchten Winden des Mittelmeers abgeschnitten, erzeugen hohe Temperaturen, Föhnwinde und 3.000 Sonnenstunden dieses einzigartige, trockene Klima. Es sieht aus wie in den Wüsten Arizonas. Sicher auch wegen des Reizes der unwirtlichen, verwitterten Landschaft wurde Tabernas in den späten 1950er Jahren von der Filmindustrie entdeckt und entwickelte sich in den nachfolgenden Jahrzehnten zum europäischen Hollywood. Zahlreiche Abenteuerilme und Western wurden hier gedreht, darunter eine stattliche Anzahl famoser Streifen wie Lawrence von Arabien (1962), Cleopatra (1963), Für eine Handvoll Dollar (1964), Spiel mir das Lied vom Tod (1968), Sag niemals nie (1983), Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989) oder Der Schuh des Manitu (2001). Natürlich gaben sich bekannte Namen aller Couleur die Ehre: Peter O‘Toole, Sergio Leone, Anthony Quinn, Clint Eastwood, Brigitte Bardot, Claudia Cardinale, Henry Fonda, Charles Bronson, Alain Delon, Raquel Welch, Orson Wells, Harrison Ford, Sean Connery, Bully Herbig und viele mehr. Heute wird von den ehemals 14 Westerndörfern nur noch Texas Hollywood als Drehort genutzt. Andere wie Mini Hollywood, Fort Bravo und Western Leone dienen touristischen und Unterhaltungszwecken sowie als Gedenkstätte an die heißen Filmzeiten.  www.tabernas.es und  www.unique-almeria.com

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rat vor den Fahrspaß pur im El Maest la. rel Toren der Burgstadt Mo

Am Abend geht es in den Altstadtgassen von Xàtiva gesellig zu.

Erhaben und malerisch thront Bocairent in der Sierra de Mariola.

Iglesuela del Cid ist eines der Städtchen im Rittergebie t El Maestrat. 20 REISE MOTORRAD 6/2011

die andern von den Arabern, den Oasenspezialisten, angelegt worden. Wie auch immer, die Palmenpracht ist umwerfend. Hitze limmert über der Stadt, doch die weit gefächerten Gewächse sorgen in lauschigen Parkanlagen für schattiges Wohlfühlklima. Ganz anders ist das Bild im Hinterland: Wir passieren mehrere Sierras mit tiefen Barrancos und schrofen Steilwänden. Pass-Straßen mit herrlichen Kurven und gutem Asphalt führen uns auf über 1.000 Meter hinauf. Der kühle Wind ist erfrischend. Und schließlich erreichen wir unser Tagesziel, das Städtchen Xàtiva, das wir uns wegen seines majestätischen Castillos ausgesucht haben. Auf steilem Bergrücken thront es über der Stadt und dort am Burgberg beindet sich unser Hotel. Die oizielle Zufahrtstraße inden wir erst am nächsten Tag. Zunächst kringeln wir uns durch engste Altstadtgassen mit Steilpassagen und spitzen Abzweigungen. „Mit dem Moto dürft Ihr da durch“, teilt uns ein Einheimischer mit. Denn eigentlich ist die Durchfahrt nur Anwohnern erlaubt. Ampelschaltungen mit Videokameras und versenkbaren Bollern, an denen wir aber zwanglos vorbeikommen, sollen den Altstadtverkehr regeln. Xàtiva ist ein typisch spanisches Städtchen. Am Abend ziehen wir von Bar zu Bar und dämpfen unseren Hunger mit den zum kleinen Bier gereichten Tapas. Dann endlich um 21 Uhr kommt Leben auf. Man laniert fröhlich plaudernd durch die Gassen, die Lokale füllen sich und nun wird auch das Abendessen gereicht. Überhaupt lässt es sich kulinarisch sehr gut aushalten. Wir entdecken ein Gourmet-Restaurant, TapasBar, Café und Laden in einem, modern und sehr geschmackvoll eingerichtet. Wir vertrauen der Empfehlung des Wirts und bekommen die feinsten Köstlichkeiten serviert. Luftgetrockneter Schinken und Käse, Salate garniert mit einer Eiskugel und köstliches Rindleisch kommen auf den Tisch; den Abschlussdrink gibt es kostenlos dazu. Die größeren Einzugsgebiete von Valencia und Alicante sind deutlich besiedelter als der Süden Spaniens. Und wohlhabender. Rund um die Städte ist das Land kultiviert mit Anbaulächen, blühenden Gärten und schicken Landhäusern. Und dennoch entpuppt sich

auch dieses Hinterland als Motorradparadies. Kaum hat man eine Hauptverkehrsstraße verlassen, indet man sich in einsamen Naturregionen wieder. In den kleinen, bis über 1.000 Meter aufsteigenden Sierras entdecken wir Traumstrecken, Pass-Straßen mit herrlichen Kurven und Panoramablicken über die umliegenden Bergzüge. Die kleinen Städtchen schlummern ruhig vor sich hin. Enge Gassen und alte Häuser prägen sie. Malerisch sind sie an Berghängen platziert und werden wie Montesa von Castillos oder wie Bocairent von Kirchenbauten überragt. Atemberaubend liegt Alcoy am Zusammenluss dreier Flüsse, über mehreren Canyons schwebend, von zahlreichen Brücken verbunden und von der Kulisse steil aufragender Felswände lankiert. Auf einer Rundfahrt durch die südlichen Sierras nehme ich zur Abwechslung als Sozia auf Helmuts KTM 990 Adventure Platz und stelle mich auf einen gemütlichen Tag ein. Doch in seinem Übermut gibt Helmut dem Bike derart die Sporen, dass ich mich mächtig konzentrieren und festkrallen muss – ziemlich anstrengend! Dann aber wieder relaxt, denn die zerfurchten Barrancos und bizarren Steilfelsen verdienen es, genussvoll durchfahren zu werden. An den Berglanken kleben alte Dörfer, deren Namen mit „Beni“ beginnen und so von ihrer arabischen Herkunft zeugen. Denia, diesem ganz hübschen Badeort mit seiner mächtigen arabischen Festung, gönnen wir nur einen kurzen Besuch, lieber schlagen wir uns wieder in die wilde Bergwelt des Hinterlandes. Die Landstraßen sind wie geschafen zum Touren. Eine Kehre nach der anderen erstreckt sich über die Felshänge. Nur leider schlägt das Wetter wieder einmal um. Gespenstisch hüllen uns Wolkenschwaden ein, dazwischen erblicke ich unter uns all die Kurven, die wir gemeistert haben, und über uns die noch zu bewältigende Strecke. Dann plötzlich taucht in weiter Ferne das Bergnest Guadalest auf. Kurios auf spitzen Felsgraten platziert, ragen Teile seiner Festung in den Himmel hinauf. Praktisch und ästhetisch: Das steinerne Aquädukt brachte im Mittelalter Wasser aus den Bergen von El Maestrat nach Morella.


Eine einsame Bergregion war Sitz von Ordensrittern und königliches Machtzentrum. Trutzige Welt der Ritter Ähnlich atemberaubend soll unsere nächste Station werden: El Maestrat, jenes Gebiet der Ritter des Santiagound Montesa-Ordens, die es im Mittelalter in ihrem Vormarsch gegen die arabische Welt beherrschten und deren Großmeister, die „maestres“, ihm den Namen gaben. War die Region bei Xàtiva und Alcoy von bizarren Felsformationen geprägt, so herrschen hier Tafelberge, tiefe Schluchten und Einschnitte von erhabener Wildheit vor. Auf Höhen von 1.000 bis 1.400 Meter bewegen wir uns auf auserlesen kurvigen und einsamen Landstraßen durch diese magische Bergwelt, die gespickt ist mit mittelalterlichen, noch unverfälschten Ortschaften und unzähligen Castells. Ohne Zweifel ist der Hauptort Morella das Highlight. Nur selten indet man ein derart trutziges und majestätisches Stadtpanorama, über dem in Schwindel erregender Höhe vollkommen unbezwingbar das Castell thront. Selbst in der Moderne ist die Stadt nicht über ihre Grenzen hinausgewachsen.

Noch heute nimmt sie die Größe ein, die sie hatte, als sie „Hauptstadt des Königreiches“ war und sogar die Obhut über Städte wie Valencia und Xàtiva inne hatte. Doch kein Problem, die Festungsmauern sind weitläuig genug, um der Kleinstadt ausreichend Raum zu bieten. Das Leben spielt sich zwischen engen Gassen, steilen Treppen, Arkaden gesäumten Häusern mit Erkern und Balkonen und herrlichen Ausblicken auf das Umland ab. Noch in einem Punkt ist Morella top: In kulinarischer Hinsicht ist das Angebot exquisit. Edler Schinken vom Schwein und vom Rind, verschiedene Wurst- und Käsespezialitäten, Pasteten, Trüfel, Honig und Schokoladen. Das i-Tüpfelchen bilden die Süßigkeiten. Ob mit Quark, Nüssen, Kastanien oder Schokolade gefüllt, die Teigtaschen sind ein Muss für Naschkatzen. Welch eine Krönung einer bezaubernden Reise, an deren Ende am Verladebahnhof in Narbonne wieder ein geselliges Trefen mit Motorradfahrern aller Couleur in Aussicht steht.3

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Das Motorrad zur Tour

Über 4.500 Kilometer hat Helmut Hofmann während dieser Reise mit der KTM 990 Adventure abgespult. Sein Fazit: „Dieses Motorrad ist für die große Tour gebaut. Die ausgezeichnete Sitzposition, in der man die ,Königshaltung’ einnimmt, ist unübertrelich, der Windschutz super und die Sitzbank auch für sehr lange Autobahnetappen bestens gepolstert. Die Reise-Enduro ist universell einsetzbar und steckt auch schlechte Fahrbahnbeläge und Schotterpassagen klaglos weg. Der Motor ist eine Wucht, Fahrwerk und Bremsen überzeugen in jeder Situation ohne Fehl und Tadel. Gewöhnungsbedürftig und etwas umständlich sind die zwei Tankverschlüsse. Von Vorteil ist der originale KTM-Tankrucksack, da er beim Tanken nicht abgenommen oder weggeklappt werden muss. Über das zu kleine Kartenfach kann man sich mit einer Ortlieb Kartentasche XL hinweghelfen. Die KTM 990 Adventure gehört zur Oberklasse im Segment der großen Reise-Enduros.“  www.ktm.com Allgemeines Die Spanische Levante, der „Sonnenaufgang“ und „Osten“, bezeichnet die gesamte Ostküste der iberischen Halbinsel und ihr Hinterland. Von Norden nach Süden betrachtet, sind das die Provinzen Katalonien, Valencia, Murcia und Almería. Die Comunitat Valenciana, die Autonome Provinz Valencia, gehört zum Sprachgebiet des Valenciano, einer Abwandlung der katalanischen

Sprache. Der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Region ist der Tourismus. Etwa 70 % der Einwohner arbeiten im Dienstleistungssektor. Der Rest verteilt sich auf Industrie und Konstruktion sowie auf Landwirtschaft. Das Markenzeichen der Costa del Azahar sind die duftenden Orangenbäume. Südlich an die relativ dicht besiedelte Region Valencia schließt die Autonome Gemeinschaft Murcia an. Hier wird ein eigener Dialekt gesprochen, das Murciano. Die Region gehört zu den trockensten Gebieten Europas mit ca. 300 Sonnentagen pro Jahr. Der größte Wirtschaftsfaktor ist die Landwirtschaft. Angebaut werden vor allem Gemüse, Obst, Blumen und Wein. Im Südosten Spaniens beindet sich die Provinz Almería, welche schon zur Autonomen Region Andalusien gehört. Es ist eine dünn besiedelte Gegend, die von wüstenartigem Klima geprägt wird. Auch hier ist die landwirtschaftliche Produktion von Gemüse und Obst in Gewächshäusern eine wichtige Einnahmequelle. In der Nähe von Tabernas wird seit 1980 Forschung und Entwicklung von Solartechnologien betrieben. Allen Regionen gemeinsam ist die über 1.000 Kilometer lange Ostküste. Die Costa del Azahar, Costa de Valencia, Costa Blanca und Costa Calida sind vom Tourismus geprägt, während die Costa de Almería zu den touristisch am wenigsten heimgesuchten Gebieten Spaniens zählt. Im Hinterland dehnt sich eine Kette verschiedener, bis zu 1.400 Meter hoher Sierras aus, im Süden karg, im Norden bewaldet. Das fruchtbare Land hat eine faszinierende Vergangenheit. Seit Frühzeiten besiedelt, lebten hier Griechen, Phönizier, Karthager, Römer und Westgoten. Schließlich waren die Mauren seit dem

An kulinarischen Köstlichkeiten mangelt es nicht. Ganz exquisit ist der „Jamón Ibérico“, der in zarte Scheiben aufgeschnitten wird.

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8. Jahrhundert die Herren, bis die Reconquista, die christliche Rückeroberung, 1492 ihren endgültigen Abschluss fand. Zahlreiche Kulturdenkmäler führen die Geschichte vor Augen. Highlights (Auswahl) Die Regionen der spanischen Levante begeistern vor allem mit ihren vielfältigen Landschaftsräumen und zahlreichen altertümlichen, meist spektakulär platzierten Ortschaften. • In der Region Almería bestechen vor allem die Wüste Tabernas und die Sierra Alhamilla. Dieses unwirtliche, von Kakteen gesprenkelte Land war Spielort zahlreicher Western-Filme.  www.ayuntamientodetabernas.es • Besonders reizvoll ist die wilde und wenig erschlossene Küstenregion Cabo de Gata. Versteckte Buchten, zerklüftete Vulkanfelsen, Salinen und die „Route der Piraten“ kennzeichnen den aufregenden Naturpark. Das Hafenstädtchen San José bietet sich als Standort an. • Beeindruckend ist das Renaissanceschloss über Vélez Blanco im Nordosten Andalusiens. Das dominante Bauwerk ist UNESCOWeltkulturerbe.  www.velezblanco.com • Ein kleines Paradies in der Region Murcia ist die gebirgige Sierra Espuña mit ihren dicht bewaldeten Hängen und den wüstenartigen Barrancos de Gebas. Alte, von Burgen bekrönte Städtchen wie Mula, Pliego, Alhama de Murcia und Aledo umgeben das Gebiet.  www.sierraespuna.com • Ein städtisches Kleinod ist Caravaca de la Cruz. Am Burgberg erhebt sich das Santuario de la Vera Cruz, in welchem ein bedeutendes christliches Symbol, ein Holzstück des Kreuzes Jesu aufbewahrt wird.  www.turismocaravaca.org • Berühmt ist Elche durch seinen Wald von über 300.00 prächtigen Palmen. Besonders schön ist der Park „Huerto del Cura“.  www.turismedelx.com  www.huertodelcura.com/jardines • Geradezu ein Muss in der Provinz Valencia ist die Kleinstadt Xàtiva. Eine riesige Burganlage thront über der sympathischen und lebendigen Altstadt. www.xativaturismo.com • Zwischen den Städten Xàtiva und Alcoy begeistern Sierras mit

spektakulären Felsformationen wie die Sierra de Mariola, Sierra de la Aforada, Sierra de la Carrasca oder Sierra de Serrella. Sehenswert sind alte Städtchen wie Montesa, Bocairent und Guadalest.  www.alcoyturismo.com  www.bocairent.org  www.castelldeguadalestportaldeculturas.com • Südlich von Dénia an der Costa Blanca steigt ein gigantischer Kalksteinfels, der Penyal d‘Ifach unvermittelt 332 Meter von der Küste hoch an. • Ritter des Templer- und des Montesa-Ordens kultivierten im Mittelalter das Grenzgebiet zwischen Valencia und Aragón. Bis heute ist El Maestrat eine faszinierende Kulturlandschaft voll überbordender Natur. Viele befestigte Siedlungen kleben an schwer einnehmbaren Plätzen. Von historischer Bedeutung ist der Hauptort Morella mit der trutzigen Burg. Doch auch Mirambel, Cantavieja, La Iglesuela del Cid, Ares oder Castellfort sind nicht minder bezaubernd.  www.morella.net  www.elmaestrazgo.com Klima und Reisezeit Die Regionen an der spanischen Ostküste zählen zu den klimatisch milden Gebieten mit mediterranem Charakter. Almería weist auch im Sommer relativ ausgeglichene Temperaturen auf, während sich Murcia mit weit über 30° C als heißeste Region darstellt. Gemäßigter, aber auch feuchter, ist es in der Provinz Valencia. Frühjahr/Frühsommer und Spätsommer/Herbst sind die günstigsten Reisezeiten zum Motorradfahren. Juli und August sollte man meiden, da dies die Hauptreisezeit der Spanier ist. Geld und Kosten Benzin ist deutlich billiger als in Deutschland. Auch die Verköstigung in Cafés, Bars und Restaurants fällt recht günstig aus. Das Niveau der Hotels und Pensionen ist durchweg ausgezeichnet, wobei die Preise entsprechend der Kategorie variieren (DZ zwischen € 40,– und € 125,–). Frühstück kostet manchmal extra oder man geht in eine nahe gelegene Bar.

großzügige Bodenwellen das Fahrtempo und verhindern das Hindurchrasen. Allerorts sehr beliebt ist „La Glorietta“, der Kreisverkehr. Im Hinterland, in den Sierras, ist der Fahrspaß garantiert! Hier genießt man auf kleinen Landstraßen entspanntes Fahren bei sehr geringer Verkehrsdichte. Lediglich in den stärker besiedelten Küstenregionen herrscht dichterer Verkehr vor. Essen und Unterkunft Die Küche ist immer schmackhaft, sehr abwechslungsreich und mit regionalen Besonderheiten gesegnet, die durch die wechselvolle Geschichte und den Einluss verschiedener Kulturen bedingt sind. Mediterrane Leckereien wie Fisch und Meeresfrüchte, fangfrisch und köstlich zubereitet, gibt es direkt an den Küsten, während bodenständige Fleischgerichte und deftige Eintöpfe in den Bergregionen vorherrschen. Die valencianische Spezialität ist die Paella mit Huhn, Schwein, Kaninchen und Meeresfrüchten. In den Speisen der Region Almería spiegelt sich die lange Herrschaft der Mauren, aber auch die Nähe zum afrikanischen Kontinent wider. So indet man marokkanische Einlüsse wie Cous Cous und Fleisch- und Gemüsegerichte aus der Tajine (Kasserolle). Luftgetrockneter Schinken Jamón serrano oder Jamón Ibérico, Paprikawurst Chorizo, feinste Käsesorten (Queso) und allerhand Tapas – diese Kleinigkeiten kann man sich überall schmecken lassen. Tipps für Übernachtungen in den einzelnen Regionen:

• Hostal Sol Bahía in zentraler Lage von San José  www.solbahiasanjose.es • Hospedería La Mariposa, familiäres Landhaus (unter englischer Führung) in spektakulärer Lage über den Barrancos von Gebas  www.hotellamariposa.com • Hotel Mont Sant am Burgberg von Xàtiva gelegen. Ein exklusives 4-Sterne-Haus mit wunderschöner Gartenanlage  www.mont-sant.com • Hotel El Cid in der Altstadt von Morella, prächtige Aussicht über die Landschaft von El Maestrat  www.hotelelcidmorella.com Literatur und Karten • VIS-À-VIS: Spanien, Dorling Kindersley Ltd., London, aktualisierte Neuaulage 2008/2009, ISBN 978-3-8310-1046-2, € 26,90 • Marco Polo Reiseführer „Costa Blanca“, MAIRDUMONT, aktualisierte Aulage 2009, ISBN 978-3-8297-0389-5, € 9,95 • Marco Polo Karte „Costa Blanca“, 1 : 200.000, ISBN 978-3-8297-40463, € 8,50 • Michelin Karte Blatt 577, Spanien Valencia Murcia, 1 : 400.000, ISBN 978-2-06-100910-9, € 7,50 Wichtige Adressen • Spanisches Fremdenverkehrsamt, Postfach 15 19 40, 80051 München, Telefon (0180) 300 26 47 (9 Cent aus dem Festnetz), Fax (089) 53 07 46 20, E-Mail: spaininfo@tourspain.es  www.spain.info/de Auslandsvorwahl 00 34

Anreise mit dem DB Autozug Wer sich mit dem eigenen Motorrad die extrem lange Anreise von Deutschland nach Spanien und zurück ersparen möchte, dem sei die Fahrt mit dem DB Autozug empfohlen. Man spart viel Zeit und schont die Reifen. DB Autozug startet in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hildesheim oder Neu-Isenburg und fährt über Nacht bis Narbonne in Südfrankreich. Zudem ist die Fahrt eine gesellige Angelegenheit, Gespräche mit anderen Motorradfahrern ergeben sich ganz von selbst. Infos unter  www.dbautozug.de

Motorrad fahren Das Verkehrsgebaren gestaltet sich recht ruhig. Die Spanier sind überwiegend gemäßigte und zurückhaltende Fahrer, rücksichtsvoll und nie aggressiv. Selbst in der kleinsten Ortschaft regeln

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