Hundert Jahre Vergeblichkeit Drogen lassen sich nicht verbieten
von François Polet
Der Krieg gegen die Drogen ist gescheitert." Dieses Fazit einer Studie der University of British Columbia (Kanada)1 lässt keinen Raum für Zweifel: Prohibition - wie sie etwa US-Präsident Richard Nixon 1971 als probates Mittel gegen den "Staatsfeind Nr. 1" propagierte - hat die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. Opiate und Kokain sind dadurch keineswegs teurer oder schwerer zugänglich geworden: Zwischen 1990 und 2010 ist der Preis dieser Drogen sogar um 74 beziehungsweise 51 Prozent gefallen, wenn man Inflation und höhere Produktreinheit in die Rechnung einbezieht. Könnte vor diesem Hintergrund die teilweise Legalisierung von Marihuana, wie sie jetzt in Uruguay und in den US-Bundesstaaten Washington und Colorado praktiziert wird, ein gangbarer Weg sein? Dies zu hoffen oder zu befürworten bedeutet keineswegs, das Problem kleinzureden. Mit inzwischen mehr als 200 Millionen Abnehmern in aller Welt erreicht der Drogenhandel geschätzte Jahresumsätze von 300 Milliarden US-Dollar, was ungefähr dem Bruttoinlandsprodukt von Dänemark entspricht. Schon seit Langem bedienen die drei Andenstaaten Bolivien, Kolumbien und Peru fast die gesamte weltweite Nachfrage nach Kokain. Afghanistan produziert seit Jahrzehnten 80 Prozent aller in der Welt verkauften Opiate. Ein immer größerer Anteil der für Europa bestimmten Produkte werden durch den afrikanischen Kontinent geschleust. Lokale Institutionen und Wirtschaftsgefüge geraten dadurch ins Wanken.(2) Wie auch in anderen Sektoren des Welthandels sorgen vor allem die Schwellenländer für eine steigende Nachfrage. Während der Drogenkonsum in den USA seit 2006 stetig zurückgeht, ist Brasilien in den vergangenen Jahren zum zweitgrößten Markt für Kokain aufgestiegen. In China und im südöstlichen Asien ist vor allem Heroin gefragt. Der steigende Konsum in diesem Teil der Welt gleicht den Rückgang in Westeuropa aus. Zwar liegen die wichtigsten Absatzmärkte immer noch im globalen Norden (einschließlich Russland), doch der Schwerpunkt verschiebt sich zunehmend in Richtung Süden. In gar nicht so ferner Zukunft könnte der Drogenhandel überwiegend unter den Ländern des Südens stattfinden.