In diesem Heft: Studentenwerk und studentische Werke, Transport und Transsexualit채t, Monopoloy und Monopole Chaos und Ordnung,
Das Studentenmagazin der Uni Rostock auf Papier
www.heulermagazin.de
체r w tt t. Go ch ni lt fe
Ole Schulz
Antonia Wolschon Friederike Wollgast Fritz Beise
Anne Halbauer
Yvonne Hein
Theresia Ziegs
Nicole Korte
Wiebke Glitzner
Henning Wüstemann
Isabell Kilian
Maria Annemüller Alex Hintze
Tom Warnke
Stephan Holtz
Anne Specht
Florian Lemke
Sandra Wendland
Fabian Scheller
Lisbeth Liewert
Beke Detlefsen
Sophie Auer
Christoph Behrens Philipp Rose
Engagement in allen Ehren, aber ...
Martin Fietze
• • • • Julia Martens
Verena Mikic
Tobias Prill
in China ist gerade ein Sack Reis umgefallen, meine Katze hat Durchfall, Bodennebel, meine Oma hat Fußpilz.
Marcel Zimmermann
Ah ja.
Steffen Dürre
Andreas Doneith
Marcus Sümnick
Danke an alle, die den Sack Reis wieder auf heben, die die Katze in Klopapier einwickeln, die über dem Nebel schweben und die für Oma in die Apotheke gehen. Ihr alle seid der Grund, dass es den heuler gibt.
Nadine Krämer
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Rieke, Ole und Tona
Max Mustermann
Wir sind heuler – du auch? Meld dich per E-Mail: redaktion@heulermagazin.de
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heuler-Studentenmagazin Parkstraße 6, 18057 Rostock Tel/Fax: 0381-498-5608 / -5603 www.heulermagazin.de
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Nr. 104 | Januar 2014 Herausgeber
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Studierendenschaft der Universität Rostock Redaktionsleitung Ole Schulz (V. i. S. d. P.) Antonia Wolschon, Friederike Wollgast redaktion@heulermagazin.de Geschäftsführung Nadine Krämer
Inhalt / Ausgabe 104 6 LEBEN 7 Pub-Quiz #1 – Mambo No. One
gf@heulermagazin.de
29 Interview mit Holger Matthäus Senator für Bau und Umwelt
Ressortleitung Friederike Wollgast, Fritz Beise (Uni)
8 Pub-Quiz #2 – Der Selbstversuch
30 Flüchtlingssituation in Rostock
9 Pub-Quiz #3 – Interview
32 Studentenwerk auf Abwegen
Theresia Ziegs, Yvonne Hein (Politik)
33 Pro & Contra: Tabakrichtlinien
Anne Halbauer, Ole Schulz (Kultur)
mit Pub-Quizmaster Christoph Döhring
10 Die heuler-„Spielebox“ – Klappe, die erste!
34 Löblich, verwerflich – oder patriotisch?
11 Gewinnspiel
35 Mit Courage für Demokratie
12 Do it yourself – Warmes für kalte Tage
36 Kultur
13 Jahresvorsätze 2014 14 Das Genie beherrscht das Chaos – oder nicht?
37 „Dein Fleisch ist ein zerrissenes Segel“ – Ausstellung Inge & Jo – Das Künstlerpaar Jastram
Isabell Kilian, Nicole Korte (Leben)
Layout, Grafik, Illustration, Cover Steffen Dürre Bildredaktion & Fotografie Marcus Sümnick
16 UNI
38 FRIEDA 23 – Freiräume für Kunstprojekte
Korrektorat/Lektorat
17 Was wurde aus ...
39 Erhöhte Radioaktivität in Rostocks Mitte: LOHRO
Andreas Doneith
... der Bushaltestelle August-Bebel-Tower?
18 Physikalische Chemie im Computer 20 Aktenzeichen rechts-links ungelöst 22 Das Geschlecht der Dichter und Denker: Gender, Sexismus und Homophobie in Rostock
24 Fühlst du dich diskriminiert? Du willst dich informieren oder engagieren?
25 Mitmachen statt mitmeckern – Studentische Beteiligung an der Uni ist wichtig
26 Politik
40 Literaturseite: „Abgrundtief“ – Didaktischer Geschichtscomic von Dörte Glänzer
42 Der Weg, den er ging – Ein Leben nach Auschwitz Zeitzeugeninterview mit Noah Klieger
Redaktionelle Mitarbeit Maria Annemüller, Sophie Auer, Christoph Behrens, Beke Detlefsen, Martin Fietze, Dörte Glänzer, Wiebke Glitzner, Alex
45 Rostock in 100 Worten
Hintze,
46 TXT.FEST
Holtz, Florian Lemke, Lisbeth Liewert,
Die Revolution ist vielseitig
48 Interview mit Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi „Du bist der Fluss, nicht das Floß“
Christian
Holtfreter,
Stephan
Julia Martens, Verena Mikic, Dr. Dietmar Paschek, Tobias Prill, Philipp Rose, Fabian Scheller, Anne Specht, Reik Wachtel, Luise Wagner, Tom Warnke, Sandra Wendland,
49 Buchrezension: „Das ist doch kein Märchen!“
Simeon Wiedenmann, Gesa Wiesner, Hen-
50 Kulturtermine // Postskriptum
ning Wüstemann, Marcel Zimmermann
27 Extremer Mist? Satire
Druck: ODR Ostseedruck Rostock
28 Auf den Weg in eine faire Zukunft?
Auflage: 3.500 Exemplare
Rostock ist „Hauptstadt des Fairen Handels 2013“
Erscheinungsweise: viermal im Jahr
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Er spielt Ping Pong.
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leben Nicht nur Orkan Xaver brachte frischen Wind – auch der neue heuler erfuhr eine stürmische Veränderung: Denn von nun an tragen wir, zwei neue, aufbrausende Ressortleiter, unseren Teil an Kreativität, Originalität und Fantasie bei. Dank der herzlichen Begrüßungen aller heuler-Mitglieder fiel es uns nicht sonderlich schwer, sämtliche Ideen einzubringen und unsere erste Ausgabe vielfältig mitzugestalten. Somit könnt ihr euch auf ein spannendes Ressort mit interessanten Artikeln über das Studentenleben in Rostock freuen. Für die kalten, grauen Tage und um den nächsten möglichen Sturm überstehen zu können wartet auf den nächsten Seiten ein cooler Gewinn zum Zeitvertreib! Wir hoffen auf eine weiterhin harmonische und kreative Zusammenarbeit mit unseren Teamkollegen und Autoren und wünschen euch viel Spaß! Isabell und Nicole
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Mambo No. One
Pu b
Wenn es der erste oder dritte Donnerstag im Monat ist und man beim Durchschreiten des Eingangsvorhangs zum Mambo No. One gleich gegen andere Menschen stößt, dann ist Pub-Quiz-Time in Rostock.
- Qu #1 i z
Autorin: Sandra Wendland pubquizzt im Rahmen des interdisziplinären Studiums.
I
m Mambo No. One ist jede freie Ecke belegt mit gut gelaunten, selbst zusammengestellten Teams, die ihr Allgemeinwissen unter Beweis stellen wollen. Manche ernsthaft, manche weniger. Erwartungsfroh blickt unser Team aus Pub-Quiz-Neulingen zum Bildschirm, denn es wird plötzlich ganz still. Per Live-Zuschaltung wird uns der Moderator durch den Abend führen. Innerhalb von fünf Runden soll nun ausgefochten werden, welches Team nicht nur laut Teamname das klügste ist. Aktuelles Weltgeschehen, Musik-Quiz, Bilderraten, Überraschungsthema und Vermischtes – die Fragen sind methodisch gut verpackt und thematisch abwechslungsreich. Während die Teams sich beraten, könnte man meinen, es herrsche ein wildes Stimmenwirrwarr. Tatsächlich wird aber hinter vorgehaltener Hand getuschelt und gemauschelt. Bloß keine Informationen zu feindlichen Teams durchdringen lassen. Während die Antwortbögen kontrolliert werden, wird schon mal wild diskutiert, wie viele Antworten man richtig haben könnte. Nervös mampfen wir zu fünft ein Glas Salzstangen in 30 Sekunden leer. Smartphones werden
gezückt, um die eigenen Antworten schon mal auf Richtigkeit zu überprüfen. Erste Ernüchterungen und Kopfschütteln, aber auch Jubel. Nach ein paar Minuten tut sich auf dem Bildschirm wieder was. Eine unspektakuläre ExcelTabelle präsentiert nach jeder Runde, wie die Teams abgeschnitten haben. Bisher halten wir uns ganz gut, doch die Bilderrunde zieht uns runter. Hollywood-Schauspieler mit Glatze, deren Namen man aufschreiben soll. Mein Beitrag in dieser Runde ist verschwindend gering. Besser läuft‘s bei den gemischten Fragen. Die Farbe der Revolution in der Ukraine 2004 war Orange, kein Problem. „Draußen vor der Tür“ wurde von Wolfgang Borchert verfasst, easy. Der Gründer von Linux ist, äah – genau. Nach etlichen Stimmungshochs und Stimmungstiefs und dem hundertfachen Bemühen des Google-Suchfeldes zeigt die Excel-Tabelle dann an, wie schlau wir insgesamt waren. Die eingespielten Pub-Quiz-Teams konnten wir natürlich nicht schlagen. Aber mit Platz 7 von 17 sind wir diesmal ganz zufrieden. Nächstes Mal aber wollen wir noch weiter nach oben.
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Pu b - Q #2
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Der Selbstversuch Ihr seid Besserwisser, Kreuzworträtsler, TV-Quizzer oder Freunde geselliger Kneipenrunden? Dann wird es höchste Zeit, dass ihr das Pub-Quiz für euch entdeckt. Jede zweite Woche könnt ihr Wissbegierigen euch die Hörner abstoßen und einen spannenden Abend in einer der fünf beteiligten Rostocker Schänken verbringen. Wir haben für euch den Test gemacht. Autoren: Julia Martens und Tom Warnke raten mal mit Rosenthal // Foto: Christian Holtfreter
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0 Uhr vor dem Bunker. Das Team sammelt sich. Wir heuler-Schreiberlinge haben pubquizerfahrene Verstärkung rekrutiert und nennen uns „Die heulersusen & The Boys“. Drinnen wimmelt es nur so von klugen Köpfen – ein Beweis dafür, dass sich das Pub-Quiz großer Beliebtheit erfreut. Die Teams diskutieren sich warm, decken sich mit Nervennahrung ein und rauchen nervös die letzte Zigarette. Bevor die Spannung unerträglich wird, ertönt der Gong und das Spiel beginnt.
Nach einer ernüchternden ersten News-Runde zum Geschehen der letzten Woche folgt eine Auswahl musikalischer Fundstücke, welche die eine oder andere Jugenderinnerung gewaltsam hervorzerrt. Wir halten uns tapfer in der goldenen Mitte der Gesamtwertung. Inzwischen sind auch wir dank Tobi gut mit Getränken und Knabberzeug versorgt. Die Überraschungsrunde dreht sich dieses Mal um Farben. Dabei überfällt uns immer wieder die Ohnmacht des Unwissens und wir fühlen uns zu wilden Spekulationen gezwungen. In der vierten Runde werden wir mit Bildern bekannter Schauspieler konfrontiert, deren Namen zu finden für die
Ausgewählte Fragen:
3,14159265359 Chow Chow Ellis Island Haiyan Herzog Igzorn Joschka Fischer Rhabarberbarbarabar Rokoko Kommunikation Linus Torvalds Sir Mix-A-Lot rot Vetter It (Cousin Itt)
Welchen Namen trägt der Taifun, welcher auf den Philippinen über 4.000 Menschenleben forderte? Welche Farbe hat das „e“ in „Google“? Wie heißt der fiese Gegenspieler der Gummibärenbande? Wie heißt der Interpret von „Big Butts“? Welcher Spitzenpolitiker bekam 1999 ein mit roter Farbe gefülltes Wurfgeschoss ab? Der Farbwechsel dient bei Chamäleons nicht in erster Linie der Tarnung, sondern hat welche Hauptfunktion? Wie heißt der haarige Geselle der Addams Family? Wie heißt die Insel, welche als zentrale Sammelstelle für Immigranten in der USA fungierte und auch „Isle of Tears“ genannt wird? Wie heißt der Erfinder von Linux? Wie nennt sich eine Hunderasse mit blauer Zunge?
Ausgewählte Antworten:
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Cineasten in unserem Team eine leichte Übung darstellt. Der Abend schreitet voran und zunehmend wird den Emotionen freien Lauf gelassen. Die Auflösung ruft bei manchen Teams dumpfes Stöhnen oder überschwänglichen Jubel hervor. Im Finale angekommen müssen wir sämtliche grauen Zellen anstrengen – und uns doch wieder die eine oder andere Bildungslücke eingestehen. Mit dem Endergebnis sind wir trotzdem zufrieden und denken bereits sehnsüchtig an das nächste Pub-Quiz. Der Abend klingt aus und wir grübeln weiter, und zwar über einen imposanten Schlachtnamen wie „Rebels of Romance“, mit dem wir wieder antreten werden.
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Pu b
- Qu #3 i z
Pub-Quizmaster Christoph Döhring im Interview An einem ungemütlichen Wintertag stellte sich Pub-Quiz-Veranstalter Christoph Döhring bei Kaffee und Keksen unseren neugierigen Fragen. Er ist selbst noch immer überrascht von der Eigendynamik, die das Quiz in Rostock mittlerweile entwickelt hat.
Autoren: Beke Detlefsen und Tom Warnke stellen hier die Fragen.
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ngefangen hat alles vor vier Jahren mit zehn Leuten im Bunker. Ein Studentenprojekt, das schnell immer beliebter wurde. „Es war immer voll bei uns, das müssen wir vergrößern“, dachten die Initiatoren. Seit über einem Jahr sind nun mithilfe von Kameras und einem Livestream über das Internet vier weitere Kneipen angebunden. „Diese Vernetzung hat so einige Zeit gedauert und gerade am Anfang ist auch so einiges schief gegangen“, erinnert sich Christoph, „es ist ja schließlich eine Livesendung“. Mittlerweile wurde dazu eine Menge Technik gekauft oder geliehen (wie die Kameras von rok-tv) – die auch bedient werden will. Hinter den Kulissen arbeitet jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat ein halbes Dutzend Mitarbeiter daran, den 200 bis 250 Teilnehmern in den verschiedenen Kneipen ein ungestörtes Quizzen zu ermöglichen. Für Christoph ist gerade das Zusammentreffen der unterschiedlichen Schänken und ihrer Gäste sehr interessant. Ihn freut am meisten, dass die Teilnehmer, unter ihnen regelrechte Stammteams, die seit den ersten kleinen Anfängen im Bunker mitquizzen, so bunt gemischt sind. Die Alterspanne reiche von 18 bis 45, so Christoph. Die Unterschiede zwischen den Quizzern gründen auch auf der Tatsache, dass die Kneipen trotz der Vernetzung ihre Unabhängigkeit behalten. Jeder kann sein
Quiz selbst gestalten, so gibt es zum Beispiel von Location zu Location unterschiedliche Preise zu gewinnen. Auch auf das „Bescheißen“ hätten nach Christoph die Kneiper selbst zu achten. Regelverstöße kämen aber kaum vor. Insgesamt haben die Pub-Quiz-Veranstalter bisher nur wenig negatives Feedback bekommen. Es gab höchstens ein paar Mal Kritik wegen „düsiger Fragen“. Besonders die Entwicklung der Quizfragen hat uns besonders interessiert. Wie kommt man auf alle diese verschiedenen Ideen? Im Alltag, ist die schlichte Antwort. „Ich bin ständig auf der Suche nach Fragen. Da ist Kreativität gefragt“, erklärt Christoph. „Ich fahre mittlerweile zum Beispiel ganz anders Straßenbahn. Und ab und zu muss ich dann eben mal ‚Exclusiv‘ gucken.“ 15 Stunden in der Woche verbringen er und seine Kollegen im Durchschnitt mit der Ausarbeitung der Fragen und mit Vereinstätigkeiten. Fünf Stunden davon sind alleine dem allsonntäglichen Treffen des PubQuiz e. V. geschuldet, in denen die Quizze vorbereitet werden. Und warum das alles? Warum so viel Zeit investieren? Gibt es am Ende einen großen Gewinn zu feiern? „Nein“, sagt Christoph ganz deutlich, „der Erlös fließt direkt wieder in neue Technik.“ Der eigentliche Ansporn für die Mitglieder des Vereins sei eh, „die Leute runter von den Sofas und rein in die Pubs zu bringen“, die Kneipenszene zu beleben und vor allem ein gutes Quiz zu ermöglichen. Denn ein solches hatte Christoph, selber Spieler, vor über
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vier Jahren hier in Rostock vermisst. Mit diesem Pub-Quiz ist er natürlich sehr zufrieden und würde eigentlich auch gerne selbst wieder einmal mitspielen. Es ist also kein Ende in Sicht? „Nein“, antwortet Christoph, „ ganz im Gegenteil. Schön wäre expandieren. Deutschlandweit, wenn es geht.“
Das Kneipenqu iz in deiner Stadt Wann? Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat Wo? Im Bunker, La Havanna, b sieben, Besitos, Pub Mambo No. One Spieleranzahl: Je Team höchstens fünf Spieler Kosten: 1 bis 2 Euro Antrittsgebühr pro Person weitere Informationen: www.deinpubquiz.de
Die heuler-„Spielebox“ Klappe, die erste!
Vor vier Jahren beim Umzug nach Rostock fanden sich gerade einmal ein Schachbrett und ein Skatblatt in meinen Umzugskisten. Inzwischen quellen meine Regale über von Gesellschaftsspielen. Heute will ich einmal die Gelegenheit nutzen und für euch zwei Spiele testen. Autor: Simeon Wiedenmann ist begeisterter Gesellschaftsspieler und Spieletester.
Star Wars – Risiko Risiko kennen die meisten. Jetzt gibt es auch die Fan-Auflage mit erweiterten Regeln für eingefleischte Star Wars-Liebhaber. Hier kämpft ein überstarkes Imperium gegen die schwachen Rebellen. Nebenbei versuchen die Hutten, besonders ressourcenreiche Planeten zu erobern. Statt der bekannten Weltkarte sind auf der Spielfläche verschiedene Planeten aus der Star Wars-Geschichte zu sehen; ein Todesstern zeigt die Balance zwischen den Mächten der dunklen und der hellen Seite. Die Rebellen versuchen, den Imperator zu finden und zu vernichten, während das Imperium als einzige Supermacht zu überleben versucht. Die Kräfteverteilung zwischen den einzelnen Parteien lässt jedoch sehr zu wünschen übrig, sodass mein Fazit hier lautet: Risiko ist und bleibt ein gutes und komplexes Strategiespiel, jedoch ist die Star WarsVariante noch nicht ausgereift und daher höchstens für eingefleischte Star Wars-Liebhaber zu empfehlen.
King of Tokyo Für diejenigen unter euch, die sich nach Ruhm sehnen und hin und wieder mal das Monster in sich durchscheinen lassen, ist das Würfel-Strategiespiel „King of Tokyo“ ein Muss. Zwei bis sechs Spieler ab acht Jahren versuchen, ihr Monster in einer etwa 25-minütigen Partie berühmt zu machen, ohne dabei dessen Gesundheit aus dem Auge zu verlieren. Um Ruhm zu erlangen, ist es von Vorteil, Tokyo zu besetzen und von dort aus alle Monster außerhalb der Stadt anzugreifen. Zur Versorgung eines angeschlagenen Monsters jedoch muss die Stadt von Zeit zu Zeit verlassen werden, wodurch auch die Konkurrenz begehrte Ruhmespunkte sammelt. So bilden sich immer wieder neue Bündnisse zwischen den Monstern in Tokyo und denen außerhalb der Stadt. Durch das Erwürfeln von Energie können zudem besondere Eigenschaftskarten oder Aktionskarten erworben und für sich genutzt werden. Es gewinnt, wer zuerst 20 Ruhmespunkte erzielt oder mit seinem Monster als letztes überlebt. Mich hat das Spiel vor allem durch seine kurzweilige Art begeistert. Die Regeln sind zügig erklärt und eine Runde ist sehr schnell gespielt. Wer mehr Zeit hat, spielt einfach gleich noch eine Runde. Durch das erforderliche Würfelglück bleibt es stets spannend, wer am Ende den Sieg erringen wird – keinesfalls ist das Glück immer mit den Erfahrenen. Neben dem King und Cyber Bunny zieht u. a. der Kraken in die Schlacht. Durch die Erweiterung „Power Up!“ bekommen die einzelnen Monster sogar individuelle Charakterkarten. Einziger Wermutstropfen ist die Qualität der Monsterfiguren und der Anzeigetafeln für Leben und Ruhm, die lediglich aus Pappe bestehen und leider sehr schnell an den Kanten verschleißen. Alles in allem ist „King of Tokyo“ aber ein gelungenes Spiel, das ich guten Gewissens empfehlen kann.
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Gewinnspiel Jetzt mitmachen! Der Verlag „Winning Moves“ hat uns mit freundlicher Unterstützung die Gelegenheit ermöglicht, Spiele an euch zu verlosen. Zu gewinnen gibt es ein Star Wars-Monopoly als Hauptpreis sowie TOP Trumps-Kartenspiele zu den drei Episoden der Star Wars-Triologie. Sendet dazu einfach einen Spielevorschlag, den ihr gerne in der nächsten heulerSpielebox wiederfinden wollt, und eure Adresse an redaktion@heulermagazin.de mit dem Stichwort „Star Wars“. Die Gewinner werden ausgelost und der Rechtsweg ist, wie bei Gewinnspielen üblich, ausgeschlossen. Selbstverständlich verwenden wir die Daten ausschließlich für das Gewinnspiel und löschen diese anschließend. Einsendeschluss ist der 28. Februar 2014!
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1 1. Schritt: Maschen aufnehmen Zu Beginn macht man einen Knoten in den Faden, etwa 1,5 m hinter dem Fadenbeginn, und zieht diesen über eine Nadel fest. Nun legt man den kürzeren Faden von hinten über den Zeigefinger der linken Hand und den langen Faden über den Daumen. Es sieht jetzt aus wie in Abbildung 1.
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Die Nadel führt man von vorn unten durch die Schlaufe, die über dem Daumen liegt, dann von oben zur Zeigefinger-Schlaufe (s. Abbildung 2). Durch diese Schlaufe geht man hindurch und führt die Nadel zurück durch die Daumenschlaufe nach vorn (s. Abbildung 3).
Nun lässt man den Faden vom Daumen los und zieht ihn fest. Die erste Masche ist da. Dies wiederholt man 66 Mal. Das entspricht etwa einer Schalbreite von 35 cm. Wer lieber einen schmaleren Schal hätte, nimmt einfach weniger Maschen auf.
2. Schritt: Beginn einer Reihe Die Nadel mit den Maschen hält man in der linken Hand, die andere Nadel in der Rechten. Der Faden vom Wollknäuel wird über den linken Zeigefinger geführt. Nun hebt man zu Beginn jeder Reihe die erste Masche ab, das heißt, man schiebt sie von der linken Nadel auf die rechte Nadel. Es folgt eine linke Masche, dann strickt man eine rechte Masche und wieder eine linke, bis keine Masche mehr auf der linken Nadel liegt, und beginnt von Schritt 2, bis man die gewünschte Länge erreicht hat.
3. Schritt: Linke Maschen Der Faden vom Knäuel läuft vor der linken Nadel zum Zeigefinger. Man zieht den Faden mit der rechten Nadel durch die Masche von vorn hindurch. Es entsteht eine Schlaufe auf der rechten Nadel. Nun lässt man die Masche von der linken Nadel fallen.
4. Schritt: Rechte Maschen: Nun legt man den Faden hinter der linken Nadel zum Zeigefinger. Die rechte Nadel führt man durch die erste Masche nach hinten, holt den Faden zurück und lässt die Masche von der linken Nadel fallen.
und hebt die zuvor gestrickte über diese drüber. Das führt man so oft fort, bis nur noch eine einzelne Masche übrig bleibt; durch diese zieht man den Faden. Die Enden des gestrickten Streifens näht man zu guter Letzt zusammen und fertig ist ein wohlig warmer Schal für kalte Tage.
Letzter Schritt: Um den Schal zu beenden, strickt man zwei Maschen und hebt die erste Masche über die zweite drüber; somit ist auf der rechten Nadel nur noch eine Masche. Nun strickt man wieder eine Masche
Stricken läuft nach ein wenig Übung wie von allein und eignet sich wunderbar dazu, ein paar ruhige, gemütliche Stunden zu verbringen, plaudernd oder fernsehend, und nebenbei sich selbst oder anderen eine Freude zu machen.
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Jahresvorsätze 2014
Wir haben 100 Leute gefragt, zumindest ungefähr: Genau waren es 119 Studierende, bei denen wir uns vor Weihnachten nach ihren Jahresvorsätzen für das Jahr 2014 erkundigt haben. Die meisten hatten keine Vorsätze, weil sie diese, wie sie meinten, sowieso nicht einhalten würden. Auf der anderen Seite gab es aber auch die Leute, die sich vornahmen, überhaupt Vorsätze zu haben.
Autorinnen: Nicole Korte und Theresia Ziegs hatten viel Spaß bei der Umfrage.
12 Prozent der Vorsätze beziehen sich auf den Bereich Gesundheit. Die Studenten wollen im nächsten Jahr mehr Sport treiben, weniger und gesünder essen oder auch mit dem Rauchen aufhören. Auch die Absicht, gesund zu leben und gesund zu sein, zählt mit in diese Rubrik. Natürlich gibt es auch noch einen Bereich Uni: Mehr lernen, weniger feiern, das Studium bestehen und allgemein engagierter im Studium sein. Abschlussarbeiten bestehen, keine Angst vor Vorträgen mehr haben und das Studium überhaupt überleben. Wir wünschen euch viele Erfolge und ganz viel Durchhaltevermögen für eure Jahresvorsätze 2014.
Unter der Rubrik Freizeit sind alle Antworten zusammengefasst, in denen Studenten angaben, mehr Zeit für sich, Freunde und Familie haben zu wollen. Hierzu zählen auch die Vorsätze, man wolle effektiver arbeiten, besser organisiert und überhaupt mit dem zufrieden sein, was man habe. Auch Polnisch zu lernen ist ein Vorsatz für das Jahr 2014. Ein interessanter Vorsatz ist, immer zügig abzuwaschen und das Geschirr nicht tagelang stehen zu lassen. Ein Student nimmt sich vor, nicht mit dem Trinken aufzuhören. Andere wollen vorsätzlich ein Gemüsebeet bepflanzen oder einen Segelschein erwerben.
immer ill den Abwasch Anabelle R. w t sich m m ni n, Kr istin K. gleich erledige engae ht öc m R. Patr icia keine Vorsät ze, ium sein. gier ter im Stud
Jana K., Anne K. und Julian wollen mit dem Rauchen aufhören.
Julian I. will frü her mit dem Le rnen anfangen, Nicole H. wünscht sich, gesund und glücklich durc hs Leben zu ge hen.
Vorsatzstatistik für 2014 keine Vorsätze: 34% (41 Nennungen) Uni: 29% (34) Freizeit: 25% (30)
Lena L. will di e Sonne genieß en, Ilka W. möchte vorwär tskommen.
Gesundheit: 12% (14)
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ri n nert n g sze it e Die P rü fu : it h rs putz e ja w h , den F rü w ie der so tz s a e t rs o is V Ba ld E imer, n g uten verl ieren a n u n sere lötz lic h P u n s a lle . Wirk u n g n e e d m n ff z u neh sc h re c ke b a re or no c h ih in A n g ri tuc h n ku ng v nd Ha nd , d ie A ble g n u k L app en u c o erl c ht. en z u r V e in vers pri u nd werd Hau sa rb Au fg a b e n re g ele sen, e ie m d h e r, t n e e e h g it c e n ü a rb B un iele nac h ge a t e s so v en. g en, d ie h n te su rs e Da b e i g ib e rl b o ü rie b en, V c he r z u h si sc n e e g g ern H ie ten, d a s H in-, d ie P rü fu er, sic h d llen, u m o ss e w b id l n e e a m werd u nverm t m a nc h n, bis d ie v ielle ic h te ie s d ie e t rb s, e is o v a a D a nz zu r da s C h äu me n g t is t. We en ig ll d a e rl in e e u nd Au fr i ie Un sc he b erg e it fü r d lic h d d ie Wä lic he A rb h ic ht u n h sc h ließ sc b u tz ta S se t sic e , k n n ic a n grd k ä mete och zug ert ra g en ll s der n ht m e h r fa ic – n h n e sc k Ec c h re ibti rb e it . a n de n S r Den k a sc h w irk lic h t sic h de e m id S c h re ibti w u nd u n seren t, b u a lic h is t – rl e s E rg e bn is en e s u n e n . Da s Wir h a b fz u räu m u a r e h ier. Wir d r ie s seht ih n e in m a l w h a au fs sw g u n s no c h O rd nu n ss en u nd u n sere s la e h sic her g c z u n a a i ic hts g Is t da b e t. rz ü ha b en n st e il g st e Deta a llerk le in g a n g e n? e g n re o rl n ic hts ve
Autoren: Lisbeth Liewert und Anne Specht wissen jetzt, wie viele Zuckerwürfel in einer Cola-Flasche stecken.
Das Genie beherrscht das Chaos – oder nicht?
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AAAAAAAaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa aaaaaaaa BBbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbbb CCCccccccc cccccccccccccccccccccccccccccccccccc DDDDDDDdddd ddddddddddddddddddddddddddddddddd EEEeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee FFfffffffffff Ggggggggggggggggggggggggggggg HHHHh hhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh hhhhhhhhhhhhh Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii jj kkkkkkkkkkkk LLLllllllllllllllllllllllllllllllllllllll mmmmmmmmmmmmm nnnnnnnnnnn nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn nnnnn Ooooooooooooooooo PPPppppp rrrrrrrrrrrrrrrrr rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr SS SSsssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssss ssssssssss ttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttt Uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu VVVvvvvvvvvv WWWWWwwwwwwwwwwwww Zzzzzzzzzzzzzzzz ......... ,,,,,,,,,,,,,,,, ?? ------ :
uni Neues Jahr, alte Probleme: Die hässlichsten Gebäude der Uni sind immer noch nicht abgerissen, Anwesenheitspflicht erhitzt die Gemüter und überfüllte Seminarräume sind noch lange nicht Geschichte. Wir haben es trotzdem geschafft, Licht am Ende des Uni-Tunnels zu finden: die anscheinend doch voranschreitende Fertigstellung des Hauptgebäudes, aktuelle Diskussionen um die infrastrukturelle Anbindung des Bebel-Towers und neueste Erkenntnisse der Rostocker Wissenschaft. Gewürzt haben wir diese Mischung noch mit einer kleinen Prise Gender. In diesem Sinne: Kleinvieh macht auch Mist und viel Spaß beim Lesen. Friederike und Fritz
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Was wurde aus ...
... der Bushaltestelle August-Bebel-Tower? Autorin: Nicole Korte war schon zu Schulzeiten ein Buskind.
lt-Bebe Aug us Vere t rühm chen er be m it öf fent li rt ebene is r e e g zu g Tow t u ln g e t h it c keh rsm icht sonderli en, ll n e t s ma ßen hsten Ha lte äc röder. Die n “ oder „Sch nt. n e h ic r e ent fer teinto z u er r piel „S in ige Meter is b ei e B ne g e n, zu m m Re einer d scho e in d s n , e “ plat z s t r öm nerha lb ort ders in ind oder in d B e s on , von W ndem hw ier ig s zu gee c h s c s s e it pe ist mpu Stu nde stadtca ha lben n- oder Süd tA lme der AS zu m U sucht it es e s . Z n ie iger für d la nge seit ein en Lösu ng e n ll e o t h s c t e S ig ne sha lt er g e e er re Bu a in b e b a z t h it c u na e n Da m m: ein ebel-St ra ße. rofiProble B avon p td s u n g e t u n A im e d s Stu fe da in der z v iele ASt A bet ref de –, n a g t n g leich n – lau udiere kön ne h r 4.600 St t wort au f t ieren ä n f e ie A nt u ng li n ie d het ztMome ue Bus t-völl ig-a bge e n e in il l-n ich wä re e „Ich-w e r e s n u
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Physikalische Chemie im Computer
Mithilfe der Methode der Molekulardynamischen Simulation untersuchen wir das Verhalten von Biomolekülen, ionischen Flüssigkeiten und wässrigen Lösungen. Die Simulationen erlauben uns das Studium von Substanzen unter experimentell schwer zugänglichen und extremen Bedingungen. Autor: Dr. Dietmar Paschek ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Chemie, Abteilung Physikalische und Theoretische Chemie.
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er die Verleihung der diesjährigen Nobelpreise verfolgt hat, dem wird möglicherweise aufgefallen sein, dass der Nobelpreis für Chemie an Vertreter der Theoretischen Chemie verliehen worden ist. Die ausgezeichneten Laureaten Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel repräsentieren hierbei eine ganz spezielle Fachrichtung der Theoretischen Chemie: die sogenannte Computersimulation. Der weltweit wohl renommierteste Wissenschaftspreis ist ihnen dafür verliehen worden, dass sie mit ihren Arbeitsgruppen neue Techniken entwickelt haben, mit denen chemische Prozesse im Computer nachgebildet werden können. Und zwar genau so, wie sie auch in der Natur oder im Reagenzglas ablaufen: mit einer realgetreu dargestellten Umgebung von Biomolekülen wie Proteinen oder Zellmembranen und Lösungsmittelmolekülen. Die Computersimulation ermöglicht es vor allem aber auch, die Eigenschaften der simulierten Substanzen zu berechnen und ist daher auch für die Entwicklung neuer Materialien interessant. Die Bandbreite der Systeme, die mit dieser Methode untersucht werden, reicht hierbei von der Simulation einfacher molekularer Flüssigkeiten und Festkörper bis hin zu komplexen Systemen wie der erst kürzlich vorgestellten Simulation eines kompletten Virus. Am Institut für Chemie in der Abteilung für Physikalische und Theoretische Chemie werden die Methoden der Computersimulation intensiv von uns eingesetzt und auch weiterentwickelt. Unser Ziel ist es, über die von uns untersuchten Materialien möglichst viel zu lernen und unsere experimentellen Untersuchungen zu ergänzen. Das Verfahren, welches wir hierbei hauptsächlich verwenden, wird als „Molekulardynamische Simulation“ bezeichnet. Hierbei berechnen wir die detaillierten Bewegungen der einzelnen Atome, aus denen unsere molekularen Systeme aufgebaut sind. Dies erreichen wir dadurch, dass die zugrunde liegenden Bewegungsgleichungen durch den Computer gelöst werden. Aus den Informationen über die jeweils aktuelle Position der Atome, ihren Geschwindigkeiten und den zwischen den Atomen wirkenden Kräften können wir jeweils neue Orte und Geschwindigkeiten zu einem kurzen Zeitpunkt später berechnen. Das entsprechende Zeitintervall muss hierbei ziemlich klein sein, da die Kräfte zwischen den Atomen sehr schnell variieren können. Die Größenordnung eines Zeitschritts liegt daher im Bereich von Femtosekunden (10−15 s). Wenn wir also das Verhalten einer Flüssigkeit oder eines Biomoleküls über einen ausreichend „langen“ Zeitraum, z. B. eine Mikrosekunde (10−6 s) verfolgen wollen, müssen entsprechend viele molekulardynamische Berechnungsschritte hintereinander erfolgen (in diesem Falle: eine Milliarde). Das macht das Verfahren rechenaufwendig und erzeugt außerdem eine Menge Daten, die analysiert werden wollen. Hierbei hilft uns, dass die Leistung der Computer stetig steigt und Speicherplatz in Form von Festplatten immer billiger wird. Mit Hilfe des Rechenclusters an unserem Institut mit etwa 1.200 Prozessoren können wir unsere Simulationen hinreichend schnell durchführen. Analog zum Experiment können wir in der Simulation auch die Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Druck kontrollieren und verfolgen,
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wie die simulierten Substanzen auf die entsprechend veränderten Bedingungen reagieren. Mithilfe der Molekulardynamischen Simulationen untersuchen wir in unserer Arbeitsgruppe eine Reihe von unterschiedlichen molekularen Systemen. Ein wichtiges Anwendungspotenzial besitzen die sogenannten ionischen Flüssigkeiten: Diese Substanzen sind aus geladenen Teilchen aufgebaut und daher quasi nicht flüchtig. Sie eignen sich zum Beispiel als Reaktionsmedium oder können als mobile Komponente für den Transport von adsorbierten Gasmolekülen durch mikroporöse keramische Membranen dienen. Anhand der Simulationen können wir nun beispielsweise sehr genau berechnen, wie gut sich unterschiedliche Gasmoleküle in einer ionischen Flüssigkeit lösen lassen. Wir können so gezielt ionische Flüssigkeiten designen, welche zum Beispiel Kohlendioxid besonders gut und Stickstoff und Sauerstoff weniger gut lösen. Die gewonnenen Resultate können wir nutzen, um daraus Membranen für eine effiziente CO2-Abtrennung zu entwickeln. Ein bedeutendes System, mit dem wir uns sehr intensiv beschäftigt haben, ist das „Lösungsmittel“ Wasser, denn Wasser kann als die „Matrix des Lebens” angesehen werden. Das Wassermolekül ist bekanntermaßen sehr einfach aufgebaut. Man könnte also geneigt sein zu glauben, dass Wasser sich deshalb auch sehr einfach verhalten sollte. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Das physikalische Verhalten des Wassers ist unfassbar komplex. Die Ursache für die Komplexität liegt darin begründet, wie die Wassermoleküle miteinander wechselwirken: Zwei Wassermoleküle können eine sogenannte Wasserstoffbrückenbindung bilden, bei der die OH-Bindung des einen Wassermoleküls auf das Sauerstoffatom des anderen zeigt. Eine besonders günstige Anordnung von Wassermolekülen ist dabei eine symmetrische Verteilung von vier wasserstoffbrückengebundenen Wassermolekülen um ein zentrales Molekül in Form eines Tetraeders. Diese Grundform finden wir beispielsweise auch im gewöhnlichen Eis wieder. Wird diese Grundform leicht verzerrt, ergeben sich jedoch sehr viele weitere mögliche Strukturen. Dies führt dazu, dass neben dem bekannten „Eis I“ mittlerweile 15 weitere Eismodifikationen entdeckt worden sind, die jeweils bei unterschiedlichen Temperaturen und Drücken stabil sind. Das tetraedrische Strukturmotiv kommt aber nicht nur im Eis vor, sondern auch in der Flüssigkeit. Es ist unter anderem für eine besonders wichtige Eigenschaft des flüssigen Wassers verantwortlich: das Vorliegen eines Dichtemaximums bei etwa vier Grad Celsius. Das Dichtemaximum bewirkt beispielsweise, dass es am Boden eines mit flüssigem Wasser gefüllten Sees oder Tümpels nie kälter als vier Grad werden kann. Doch warum kommt es nun zu dem Dichtemaximum beim Wasser? Hier können uns die Simulationen helfen aufzuklären, was passiert: Auch im flüssigen Wasser sind die Wassermoleküle durch Wasserstoffbrücken verknüpft. Es liegt nun aber ein Gleichgewicht von zwei unterschiedlichen, typischen lokalen Strukturen vor: eine tetraedrische Struktur mit jeweils vier Nachbarn und eine verzerrt-tetraedrische mit etwa fünf Nachbarn. Die weniger dichte tetraedrische lokale Struktur ist bevorzugt bei tiefen Temperaturen stabil und führt so zur Ausbildung eines Dichtemaximums. Das Vorliegen von zwei unterschiedlich geordneten Wasserspezies führt in letzter Konsequenz aber zu einem recht kuriosen Verhalten im Bereich sehr tiefer Temperaturen. Bei etwa minus 60 Grad Celsius, also einer Temperatur, wo die Flüssigkeit schon nach einer sehr kurzen Zeit gefriert, wird der Unterschied zwischen diesen beiden Formen des flüssigen Wassers nun so stark, dass es zu einem Phasenübergang zwischen zwei Flüssigkeiten kommen kann. Genau so, wie bei der Siedetemperatur von 100 Grad Celsius ein Phasenübergang zwischen dem flüssigen Wasser und dem Wasserdampf stattfindet, existiert bei tiefen Temperaturen offenbar ein Übergang zwischen zwei unterschiedlich geordneten Formen des flüssigen Wassers, den wir aber als „metastabilen“ Phasenübergang bezeichnen, da eigentlich die feste Phase des Wassers (Eis) bei diesen Temperaturen die thermodynamisch stabile Phase ist. Die genaue Lage dieses Übergangs experimentell nachzuweisen ist gegenwärtig das Ziel einer Reihe von Arbeiten in unterschiedlichen Arbeitsgruppen weltweit.
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Aktenzeichen rechts-links ungelöst Zu Beginn des Wintersemesters hat eine Gruppe von Studierenden, die sich als „Kritische Uni“ bezeichnet, einen Flyer verteilt, in dem Professoren und Mitarbeiter der Uni Rostock mit „rechtem Gedankengut“ in Verbindung gebracht wurden. Autoren: Alex Hintze und Fritz Beise bitten um eine Multiplikation von Differenzierung.
Inhaltlich nahm die Universitätsleitung zu den Vorwürfen bisher keine Stellung. Lediglich Pressesprecher Dr. Ulrich Vetter äußerte sich über die Art und Weise der Veröffentlichungen innerhalb der Zeitung „Junge Freiheit“. Der Rektor Prof. Dr. Schareck hat wegen Verletzung des Urheber- und Markenrechts der Uni, da die Aufmachung der von Universitätsflyern ähnele, und der Verletzung von Persönlichkeitsrechten gegen die Gruppe Strafanzeige gestellt. Dr. Ulrich Vetter stellte ebenfalls Strafantrag wegen Verleumdung, da er persönlich von den Vorwürfen betroffen ist. Der AStA der Uni Rostock hat sich in einem offenen Brief von der Reaktion der Unileitung distanziert.
(„Jedermann hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit [...]“), der in bestimmten Interpretationen den ersten annullieren kann.
Sozialdarwinismus Ausgehend von der Evolutionstheorie von Charles Darwin wird das Recht des Stärkeren auch auf die Gesellschaft angewandt. Sie geht von einer Vererbung starker Eigenschaften und Charakterzüge aus. Fremdes Erbgut wird meist mit schädlichem Erbgut gleichgesetzt.
Uns ist hierbei die Klärung einiger Begriffe wichtig, die von der „Kritischen Uni“ verwendet werden und deren Hintergründe bekannt sein müssen, um die Vorwürfe überhaupt beleuchten zu können.
Mobilität von Eliten Der Gegensatz zum Sozialdarwinismus ist zum einen eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung für sozial schlechter gestellte Personen, zum anderen gleichzeitig die Mobilität der Elite in den sozialen Schichten. Eliten, ganz gleich wie definiert, sind jeweils Spezialisten in ihrem Gebiet und müssen entsprechend gefördert werden; dabei darf niemand benachteiligt werden und jeder soll nach seinen Möglichkeiten den höchsten Entwicklungsstand erreichen dürfen.
Kampf der Kulturen / Huntington-These Die Theorie des Kampfes der Kulturen wurde von Samuel Huntington aufgestellt und entstand nach dem Ende des Kalten Krieges. Der Kampf der Kulturen der Welt sollte der treibende Konflikt nach dem Ende des Ost-WestKonflikts sein. Individuen grenzen sich voneinander nicht mehr über die Ideologie, sondern mithilfe der Herkunft (der Kultur) ab.
Ilja Ehrenburg
Ethnopluralismus
Ilja Ehrenburg war ein sowjetischer Schriftsteller. Er wuchs in einer jüdischstämmigen Familie auf, bezeichnete sich jedoch lange Jahre als Atheist. Zeitig verdingte er sich als Journalist und Schriftsteller und schrieb nach anfänglichem Schwanken bald für bolschewistisch-sowjetische Zeitschriften. Die ersten stalinistischen Säuberungswellen überlebte er weitgehend unbedroht. Er bestritt zeitlebens ein enges Verhältnis zu Stalin. Allerdings ist diese Aussage nicht klar beweisbar, da es nachweislich Telefonate zwischen Ehrenburg und Stalin gab, die jedoch meist vom Kreml ausgingen und Beglückwünschungen beinhalteten. Ehrenburg war im zweiten Weltkrieg Propagandaoffizier an der russischen Westfront und erlebte das Vorrücken der Truppen. Seine Aufgabe war es, die Moral der sowjetischen Truppen zu heben. Dies geschah, in dem er Artikel gegen die Deutschen veröffentlichte. Ehrenburgs Artikel waren entsprechend ihrer Aufgabe zum Teil schonungslos. Die Urheberschaft des Artikels „Töte!“ kann Ehrenburg nicht eindeutig zugeschrieben werden. Allerdings zitiert er in seiner Autobiografie andere Artikel, in denen er zur Rache an den Deutschen aufruft. Während des Vormarsches besann sich Ehrenburg seiner jüdischen Wurzel und begann, Material über den Holocaust zu sam-
Der Ethnopluralismus ist eine soziologische Theorie des Nebeneinanders verschiedener Kulturen, die einander feindlich gesinnt sind und sich aufgrund kultureller Eigenschaften jeweils über den anderen stellen. Dabei gibt es keine Werte und Normen, die für alle Kulturen gelten.
Universalismus Der Universalismus ist das Gegenteil des Ethnopluralismus. Er geht von der universellen und ubiquitären Geltung von Werten des Zusammenlebens aus. Wichtigster Punkt ist hier die allgemeine Geltung der Menschenrechte. Spielarten entstehen durch die Deutung der einzelnen Menschenrechte. Im Wesentlichen steht hier der Konflikt der Konkurrenz zwischen dem ersten Artikel der Menschenrechte („Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“) und dem achtzehnten Artikel
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Corps und Burschenschaften
meln, das als „Schwarzbuch“ eine wichtige Quellensammlung darstellt. Später engagierte sich Ehrenburg in der sozialistischen Friedensbewegung. Von seinen Gegnern wird Ehrenburg Opportunismus vorgeworfen. Zudem soll er in seinen Artikeln nicht ausreichend zwischen Deutschen und deutschen Soldaten differenziert haben. Die Befürworter einer Ehrung Ehrenburgs führen sein Friedensengagement an und seine anerkannten schriftstellerischen Leistungen. Die Diskussion ist im Allgemeinen stark ideologisch aufgeladen. Es liegt eine Frage der Wertung von Lebenswerken vor, man bewegt sich auf einer ähnlichen Ebene wie bei Ernst Moritz Arndt.
Corps sind Studentenverbindungen, die meist im 18. bis 19. Jahrhundert gegründet wurden. Unabhängig von ihrer landsmannschaftlichen Organisation und der betont unpolitischen Ausrichtung muss man sie in Bezug auf den vorherrschenden Zeitgeist betrachten. Der Nationalismus war besonders im 19. Jahrhundert ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Mit dem Nationalsozialismus gerieten Corps später aufgrund ihrer bürgerlich-elitären, demokratischen und die persönliche Würde achtenden Ausrichtung in Konflikt und wurden verboten. Burschenschaften sind ebenfalls eine Gattung der Studentenverbindungen. Im Gegensatz zum Corps sind sie politisch tätig, bilden aber grundsätzlich ein Spiegelbild der Gesellschaft. Jede politische Ausrichtung findet sich auch in Burschenschaften wieder. Gleichwohl beziehen sich fast alle auf die patriotischen Grundzüge der Urburschenschaft von 1815, die ebenfalls im historischen Kontext zu betrachten sind, jedoch von den modernen Burschenschaften in vielfältigem Maße ausgelegt werden.
Antisemitismus Der aufgrund der Verdrehung im Dritten Reich heute als Begriff für Judenfeindlichkeit vereinfachte Begriff geht auf das Alte Testament zurück. Die Nachkommen von Noahs ältestem Sohn Sem bezeichnet man als Semiten. Dazu gehören unter anderem die neolithischen bis antiken Stämme der Äthiopier, Araber, Babylonier sowie alle 12 bzw. 18 Stämme Israels. Die Bezeichnung Antisemitismus beinhaltet also weit mehr als die bloße Feindschaft gegenüber der jüdischen Kultur und den Juden selbst, sondern umfasst mindestens eine Nahost-Feindlichkeit. Demnach wäre es also grober Unfug, zum Beispiel Arabern Antisemitismus vorzuwerfen.
Dichotomie Diktatur und Demokratie Die Begriffe Diktatur und Demokratie sind nicht einheitlich definiert, sondern werden ideologisch unterschiedlich interpretiert. Im „kapitalistischen“ Sinne ist die Demokratie die Herrschaft des gesamten Volkes, wie auch immer beeinflusst. Demgegenüber steht die Diktatur einer ideologisch einheitlichen, schwer kontrollierbaren Elite oder eines Einzelnen. Für den Sozialismus ist das Ziel die „Diktatur des Proletariats“, also der untersten Klasse, wobei die Meinung vertreten wird, dass diese, wenn Kapitalisten mitabstimmen dürfen und überhaupt Einfluss haben, nicht für das Wohl der gesamten Arbeiterklasse, sondern für „ihren“ Kapitalisten stimmen. Die Diktatur des Proletariats ist also „sozialistisch“ interpretiert die hohe Form der Demokratie. Auch die Herrschaft einer Partei kann unter diesen Gesichtspunkten als Herrschaft des Proletariats verstanden werden, da nur sie die Interessen ohne Beeinflussung durchsetzen kann.
Extremismustheorie / Hufeisen-Theorem Um 1973 ging man in staatlichen Institutionen dazu über, die Begrifflichkeit „radikal“ durch „extremistisch“ zu ersetzen, und bezeichnet damit den sogenannten „politischen Rand“ im Gegensatz zur deklarierten „Mitte“. Dem Extremismus eigen sei die grundsätzliche Ablehnung gesellschaftlicher Vielfalt, Toleranz und Offenheit sowie das Verwenden monokausaler Erklärungsmuster für gesellschaftliche Probleme. Der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge kritisiert die Extremismustheoretiker, denn sie „behandeln den Rechts- ebenso wie den Linksradikalismus primär als einen Gegner der bestehenden politischen bzw. Staatsordnung, nicht als ein soziales Phänomen, das (mitten) in der Gesellschaft wurzelt“. Die Extremismustheorie wird auch als Hufeisen-Theorem bezeichnet, denn wie bei einem Hufeisen seien sich die Extreme näher als die verschiedenen Spektren der politischen Weltbilder innerhalb der Mitte.
Dichotomie „Rechts“ und „Links“ Die alten Gegensätze, die einmal definiert wurden über konservativ und fortschrittlich, sind schon lange umstritten und eine einheitliche Zuordnung ist nicht möglich. Da die Spielarten und Wertigkeiten der einzelnen Elemente verschiedenartig bewertet und definiert werden, ist eine Diskussion auf wissenschaftlicher Ebene quasi unmöglich.
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Das Geschlecht der Dichter und Denker: Gender, Sexismus und Homophobie in Rostock Unsere Uni ist weltoffen und tolerant, wir haben die Charta der Vielfalt unterzeichnet, Gleichstellungsbeauftragte in jeder Fakultät, Professor*innen und Dozent*innen, Ingenieursstudent*innen und Theolog*innen: Wir sind doch gleichgestellt?!
Anne Halbauer und Christoph Behrens sind Autor*innen, Dichter*innen und
▶ Sexismus:
Denker*innen.
Darunter wird im engeren Sinne die Diskriminierung aufgrund des biologischen Geschlechts verstanden. Darüber hinaus versteckt sich hinter diesem Begriff auch jede Art von Diskriminierung gegenüber einer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung. Das bedeutet zum Beispiel, dass du als Mann oder Frau, Heterosexueller oder Trans*Person nicht überall gleiche Rechte hast geschweige denn gleich behandelt wirst.
Wenn wir über sensible Themen diskutieren wollen, sollte uns von Anfang an klar sein, wovon hier überhaupt die Rede ist. Eine kurze – eine sehr kurze – Übersicht:
▶ Biologisches Geschlecht: Das ist das Geschlecht, welches du bei deiner Geburt genetisch festgehalten von Mutter Natur zugewiesen bekommst. Jedes 1000. Kind kommt jedoch mit Geschlechtsmerkmalen, die eine eindeutige Einteilbarkeit im Sinne einer Binarität „Mann oder Frau“ nicht zulassen, zur Welt.
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ir wollen Sie so, wie Sie sind, verkündet die AOK Nordost auf ihren Plakaten und verweist dabei u. a. auf ein schwules Paar und eine alleinstehende Mutter mit einem farbigen Kind; der Studentenkeller lässt weibliche asses zum Bootylicious auf A0-Plakaten shaken; in der Unicum-Tüte sind Chips extra für Mädelsabende mit Männer-Verbot in Creamy Paprika, die Herren hingegen haben eine blaue Tüte mit Flamed BBQ für den richtigen Männerabend: Stets und ständig begegnen uns diese Stereotype im Rostocker Studentenleben, leider nicht nur im Printformat. Es gibt Rostocker Studierende, die von sexistischen Verhaltensweisen seitens der Dozent*innen und anderer Studierender berichten. Explizite Beispiele hierfür können jedoch aufgrund der Gewährleistung der Anonymität nicht genannt werden. Des Weiteren werden Statistiken noch immer biologistisch interpretiert und Lehramtsstudierende in ihrer Ausbildung nicht ausreichend für queere Problemfelder sensibilisiert.
▶ Gender (soziales Geschlecht): Im Gegensatz zur biologischen beschreibt dieser Begriff die soziale Seite deines Geschlechts: deine Geschlechtsidentiät. Wie positionierst du dich zu deinem biologischen Geschlecht (doing gender) und was sagt das über deine Rolle in der Gesellschaft aus?
▶ queer: Das englische Adjektiv bezeichnet Identitätsmerkmale, die von der Norm abweichen. Bezogen auf Personen und Gruppen steht queer heutzutage nicht nur für Schwule, Lesben und Bisexuelle, sondern auch für Inter*-, Trans*Personen, Pansexuelle, Asexuelle, BDSMler u. v. m.
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Besonders Hochschulen geben sich gern offen und tolerant. Seit etwa 100 Jahren dürfen Frauen an deutschen Universitäten studieren. Den Exotinnenstatus haben sie mittlerweile verloren – sowohl in den Auditorien als auch auf den Podien. Diskriminierung und Sexismus sind deshalb aber nicht verschwunden. Die Universität Rostock berichtet nach eigenen Umfragen, dass durch die Gleichstellungsarbeit der vergangenen Jahrzehnte die gefühlte Gleichstellung relativ hoch und gerade in den letzten Jahren gewachsen sei. Dies belegen auch die Statistiken, die Ende 2012 im Auftrag der Gleichstellungskommission veröffentlicht wurden. Ein Frauenanteil von knappen 50 Prozent in der Studierendenschaft. Hinzu kommt der überproportionale Anteil der männlichen Studierenden als Folge der Aufhebung der Zivil- und Wehrpflicht. Wir haben also ein ausgeglichenes Verhältnis bei den Studierenden.
In den anderen Fakultäten bewegen sich die Frauenanteile der Studienanfänger und Studierenden in der Regel zwischen 50 und 70 Prozent. Dabei bilden die Medizinische Fakultät und die Philosophische Fakultät mit zum Teil über 70 Prozent das obere Ende, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät und die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät mit 50 Prozent das untere Ende. Genug der Zahlen. Wer sich für weitere Statistiken interessiert, findet diese in der „Bestandsaufnahme und Analyse der Beschäftigten- und Studierendenstruktur von 2007 bis 2011“. www.uni-rostock.de/ueber-uns/vielfalt/ Als kleines Fazit kann festgehalten werden: Diskriminierung erscheint nicht mehr existent. Wichtige Themen wie Sexismus und Homophobie an der Hochschule blieben jedoch bisher weitestgehend unbehandelt.
Was studieren Studentinnen?
Die gefühlte Gleichstellung lässt uns die Augen vor der Realität verschließen. Trotz der hohen prozentualen Frauenanteile an unserer Hochschule ist der Weg in die leitenden Positionen der UR immer noch durch eine Glasdecke versperrt, die Akteure der Vielfalt werden kaum wahrgenommen noch gekannt und Sexismus ist fortwährend ein Problem der Köpfe, das durch Zahlen nicht beschwichtigt wird. Bei aller Gleichstellung sollten wir den Blick für die hinter den Statistiken stehenden Menschen nicht verlieren.
Keine große Überraschung im Bereich der Technik: Die beiden ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten (Informatik und Elektrotechnik sowie Maschinenbau und Schiffstechnik) weisen sowohl bei den Fachanfängern als auch beim Studierendenbestand und bei den Absolventinnen mit 10 bis 20 Prozent die niedrigsten Frauenanteile auf.
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Fühlst du dich diskriminiert? Du willst dich informieren oder engagieren? Hier sind ein paar Ansprechpartner: Die Gleichstellungsbeauftragten:
AStA-Referentin für Gleichstellung: Inna Barinberg
Die Gleichstellungsbeauftragten unterstützen bei der Erfüllung des gesetzlichen Auftrags, die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu fördern und auf Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken. In Berufungsverfahren für Professorinnen und Professoren hat sie das Recht auf Abgabe einer Stellungnahme. Bei allen die weiblichen Beschäftigten betreffenden Maßnahmen wie z. B. Einstellungen, Förderungen oder Formulierung von Stellenausschreibungen ist sie zu beteiligen. Sie berät, informiert und unterstützt die weiblichen Beschäftigten der Hochschule bei Problemen. Sie ist deine erste Anlaufstelle für Meldungen von sexueller Belästigung und Diskriminierung. Jede Fakultät unterstützt die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten durch eine eigene Vertreterin. Die Namen findest du hier: l.hh.de/gleichstellung.
Das neue Referat ist in erster Linie dafür da, um sich mit Problemen und Fragen in Hinblick auf die Gleichstellung von Geschlechtern, LGBTI-Menschen (Lesbian, Gay, Bisexual, Trans* und Inter*) und Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. „Mir liegt es sehr am Herzen, für schwierige gesellschaftliche Themen zu sensibilisieren und Menschen aufzuklären. [...] Es sollen nun ein Mal im Jahr die Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie stattfinden. Des Weiteren möchte ich mich stark dafür einsetzen, dass so viele Satzungen und Ordnungen wie möglich eine geschlechtergerechte Sprache verwenden. Außerdem werde ich versuchen, die „Rainbows & Unicorns Party“ als neue Partyreihe in Rostock zu etablieren und damit auch ein bisschen auf die Homophobie- und SexismusThematik aufmerksam zu machen.“ Inna ist für euch immer mittwochs von 10 bis 11 Uhr im AStA-Büro zu erreichen (oder jederzeit per E-Mail: gleichstellung.asta@uni-rostock.de) und hat für eure persönlichen und universitären Probleme, Anregungen und Initiativen stets ein offenes Ohr.
Gender/Queer-AG: Das ist eine von Student*innen verschiedener Fachdisziplinen initiierte AG, die sich gegen Sexismus, Homo- und Transphobie sowie für viele weitere queere Belange engagiert. Zusammen mit Inna hat die AG die Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie an Hochschulen gestaltet und will nun mit neuen Veranstaltungsformaten Rostocks studentisches Leben färben. Du willst dich auch engagieren, diskutieren und mitdenken? Finde sie auf Facebook: facebook.com/gequro.
Anne Halbauer und Christoph Behrens hören gern den Rock-Klassiker Love me
Gender.
Kommentar Anne zum Thema Gendern im Sprachgebrauch: Ich gendere. Und das erst seit Kurzem, denn lange vertrat ich die Meinung, dass es ungewohnt, sogar unnatürlich sei und den Lesefluss störe. Als Frau fühlte ich mich nie ausgeschlossen und „emanzipiert“ genug, um Sätze wie „Im Folgenden schließen die männlichen Formen die weiblichen ein“ zu akzeptieren. Seit ich mich jedoch intensiver mit dem Thema Sexismus beschäftige, stelle ich mir die Frage, warum ich das akzeptiere. Warum fühle ich mich beim generischem Maskulinum (Studenten = Studentin) angesprochen, während das generische Femininum (Professorin ≠ Professor) auf mich befremdend wirkt? Natürlich hat sich dies im Sprachgebrauch etabliert und gefestigt, denn früher gab es nur Lehrer, nur Studenten und nur Dichter. Doch heute im Jahr 2014 gibt es eben auch Lehrerinnen, Studentinnen und Dichterinnen. Auf diesen Wandel in der Gesellschaft können wir stolz sein und sollten ihm auch in der Sprache Ausdruck verleihen, beeinflusst doch Sprache in nicht unerheblichem Maße unser Denken. Vor allem neutrale Formen wie „Studierende“ halte ich für selbstverständlich. Hinzu kommen Menschen, die queer sind. Dafür steht die sogenannte gender gap (Student*innen). Ich möchte niemanden zum Gendern zwingen, aber ich möchte sensibilisieren. Ich möchte, dass wir uns damit auseinandersetzen und beginnen zu hinterfragen: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Warum sollte ich Personengruppen aus meiner Welt ausgrenzen, wenn ich es besser machen kann?
▶ Deine Meinung ist gefragt. Wir möchten auch in kommenden heuler-Ausgaben den Gender- und Sexismusdiskurs weiterführen. Teile uns dazu deine Ansichten, Erfahrungen und Erlebnisse mit unter redaktion@heulermagazin.de.
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Mitmachen statt mitmeckern – Studentische Beteiligung an der Uni ist wichtig
Jeder kann es tun. Wirklich jeder. Doch nicht viele Studenten beteiligen sich. Dabei sind vor allem Fachschaftsräte das Bindeglied zwischen den Studierenden und den Dozenten.
Autoren: Maria Annemüller und Florian Lemke sind beide gewählte Mitglieder im Fachschaftsrat der Politikwissenschaftler.
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ie Fachschaftsräte (FSR) sind das erste Gremium der Studenten und damit essenzielles Bindeglied zwischen Studierendenschaft und den Dozenten der jeweiligen Fachbereiche. Sie arbeiten unabhängig von anderen studentischen Gremien wie dem AStA oder dem StuRa, erhalten jedoch auf Antrag beim AStA finanzielle Unterstützung durch den StuRa. Sie entsenden die studentischen Mitglieder für den Institutsrat ihres Fachbereichs. Derzeit gibt es an der Universität Rostock 26 Fachschaftsräte, die sich für die unterschiedlichsten Fachrichtungen einsetzen: Von Altertumswissenschaften über Humanmedizin, medizinische Biotechnologie und Informatik bis hin zur Physik – sie sind vielerorts vertreten. Von hier wird die Möglichkeit zur unipolitischen Partizipation, zur Unterstützung verschiedener fachlicher Projekte und Veranstaltungen oder zur kreativen Mitgestaltung des Universitätslebens von den Studierenden wahrgenommen. Die Kreativität der einzelnen Mitglieder kann man schon am Namen der Fachschaftsräte erkennen: So nennt sich die studentische Vertretung der Fachrichtung Maschinenbau MaFiA, die der Philosophie PROvoKANT, die der Politologen POLDI und die der Sonderpädagogen Sonderfall. Die Mitglieder der Fachschaftsräte werden jährlich neu gewählt. Das bedeutet: Ein Mal im Jahr hat jeder Studierende die Möglichkeit, sich um einen Sitz im jeweiligen Fachschaftsrat zu bewerben und
sich damit aktiv gestaltend für die Belange der Studierenden des eigenen Fachbereichs einzubringen. Doch wie wird (man in) die Fachschaft gewählt? Zwei Wochen vor der Wahl muss die Wahl öffentlich bekannt gemacht werden. Die Kandidatenliste muss sieben Tage vor dem Wahltermin aushängen oder den Studierenden der Fachschaft zugänglich sein. Dazu bedarf es Bewerbern um das Engagement im FSR. Die Zahlen der Bewerber und der sich engagierenden Studierenden schwanken leider von Jahr zu Jahr stark. Viele der Kandidaten haben sich während ihrer Schulzeit bereits aktiv und gestaltend für ihre Mitschüler und ihre Schule eingesetzt – was jedoch keine Voraussetzung für ein Engagement in Unigremien darstellt. Anschließend wird gewählt: Die Kandidatenliste zur Wahl der Fachschaft ist die Grundlage für die Abstimmung, denn die Mitgliederanzahl für den FSR ist begrenzt. Die wahlberechtigten Studierenden können je Kandidat zwischen „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“ entscheiden; die Kandidaten mit den meisten Stimmen ziehen in den FSR ein. Alle Fachschaftsräte der Universität Rostock unterliegen der Fachschaftsrahmenordnung (FSRO) der Studierendenschaft. Sie ist maßgebend für die Unterteilung der Studierendenschaft in die einzelnen Fachschaften und bestimmt auch die Richtlinien für die Arbeit innerhalb der Fachschaftsräte. Ab einer Summe von 1.200 immatrikulierten Studenten innerhalb eines Fachbereichs können mehrere Fachschaftsräte gebildet werden. So werden beispielsweise die Studierenden der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) durch die Fachschaftsräte Landeskultur- und Umweltschutz
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sowie Agrarökologie, die der Medizinischen Fakultät (MEF) durch die FSR Medizin und Zahnmedizin und die der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät (MNF) durch die Räte Mathematik, Physik, Biologie und Chemie vertreten. Aktuell sind Elektrotechnik und Informatik zusammengelegt und Maschinenbau von der Schiffstechnik (zurzeit kein FSR vorhanden) getrennt. Auch das Bauingenieurwesen ist momentan nicht durch einen FSR vertreten. Die Theologische Fakultät (THF) besitzt den FSR Theologie, die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (WSF) die Fachschaftsräte der Politik- und Verwaltungswissenschaften, Soziologie/Demografie und Wirtschaftswissenschaften. Die Aufgaben der einzelnen Räte beziehen sich vor allem darauf, die Interessen ihrer Studenten zu vertreten. Auch die Durchführung und Organisation verschiedener Veranstaltungen, wie der Einführungsveranstaltungen für die neuen Studenten, liegt im Aufgabenfeld der jeweiligen FSR. Weiterhin gibt es die Möglichkeiten, Fachschaftsvollversammlungen oder Urabstimmungen einzuberufen. Ein FSR gilt erst dann als konstituiert, wenn die Organe des Sprechers, seines Stellvertreters und des Finanzers besetzt sind. Erst dann ist der FSR arbeitsfähig. Die einzelnen Fachschaftsräte treten innerhalb der Fachschaftsrätekonferenz (FSRK) zusammen, um die Zusammenarbeit mit anderen studentischen Gremien voranzutreiben. Verantwortlich hierfür ist der Innenreferent des AStA. Solltest auch du auf den Geschmack gekommen sein, informiere dich einfach auf der Webseite deiner Fakultät, denn: Deine Meinung und dein Engagement zählen!
politik Rostock ist Fairtrade-Hauptstadt! Ist das gerechtfertigt? Wie geht es eigentlich den Fl체chtlingen in Lichtenhagen? Wie viel Wert hat die Satzung des Studentenwerks? Und ist die Tabakrichtlinie der EU sinnvoll? Antworten dazu und noch mehr interessante Themen zur Politik in Rostock, Mecklenburg-Vorpommern und Europa findet ihr auf den n채chsten Seiten. Yvonne Hein und Theresia Ziegs
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Extremer Mist?
Satire ist was Feines. Denn: Sie unterliegt dem Schein, unterhalten und/oder anprangern zu wollen. Ihre eigentliche Funktion ist jedoch eine ganz und gar andere.
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atire ist weitaus mehr als intellektuelle Unterhaltung. Sie ist ein Spionageinstrument. Eine ideologische Lockstofffalle. Neben dem Liefern von Denkanstößen dient sie ihrem Hersteller zur Entlarvung der politischen An- und Unsichten seiner Leser. Haben Sie Freunde, Bekannte, Wahlverwandtschaften, die Sie aus der politischen Reserve locken wollen, ist Ihnen die Satire zu Diensten. Sie kann die Testumgebung sein, in der Sie ihre Testsubjekte auf Herz und Nationalismus prüfen können, auf Differenzierungs-, Toleranz- und Humorfähigkeit. Sie werden sehen: Wer am linken Rand runterfällt, kommt häufig am rechten wieder hoch. Stößt man beispielsweise im weiten Feld des virtuellen Anonymitätsraumes für cholerische Alles-außer-sich-selbst-Hasser, die beständig das Cerebrale vermissen lassen, auf offensichtlich nicht ernst gemeinte Texte, die aber über eine dementsprechende Kennzeichnung nicht immer verfügen, haben die Kommentare einen hohen Unterhaltungswert. Dort sammelt sich allzu oft eine Schar von meinungsgeilen Anhängern jedweder politischen Färbung. Gerade die gesichtslose Kommunikation führt hier leider häufig zur Präsentation des aus dem geistigen Nichts hervorgebrachten intellektuellen Kotzens durch Tippen mit unterdrückter Rufnummer. Eine rezensierende Kolumne über ein satirisches Minderheitenquartett, das zu keiner Zeit mehr sein will als eine Persiflage auf das Aufeinanderhetzen von Minoritäten, in unserem und anderen sogenannten modernen Staaten, wird zum Stammtisch umfunktioniert. Da innerhalb des Spiels die Karte „Nazis“ den Trumpf besitzt, „Neger und Juden zu schlagen“, sei das Quartett „zum wiederholten Male unter dem Deckmantel der Satire verbreiteter Rassismus etc.“ und gehöre verboten, so eine Äußerung, auch geistig, unterhalb des Textes. Der Kolumnenautor aber grinst sich eins. Bei Beobachtung des weiteren Verhaltens offenbart sich das vor Wut tippende Männchen als zur Gattung der sogenannten „rotlackierten Faschisten“ gehörend. Der Gattung der Faschisten eigen ist das Versprühen eines Giftes,
das zu den „Stereotypotoxinen“ zählt. Es lähmt seine Gegner, also alle Andersdenkenden, durch pauschale Verleumdung. Das Besondere des Giftes der „rotlackierten Faschisten“: Die Opfer können sich mit einem Ausschlag auf der Stirn, der die Formen der Buchstaben R-A-S-S-I-S-T annimmt, nicht mehr frei in der Öffentlichkeit bewegen. Der „gemeine, oder auch durchfallbraune, Faschist“ dagegen schwingt nicht die Moralkeule, sondern von stumpfen Parolen begleitet den Baseballschläger, was einem komisch ankommt, ist Baseball ja nicht gerade deutscher Volkssport Nummer 1. Letzterer scheint heute das Fletschen des nationalistischen Gebisses zu sein, bei der bloßen Erwähnung des Wortes „Flüchtling“ im Einklang mit „aufnehmen“. Wenn also der Extreme zum Extremisten wird, egal welcher Färbung, ist das nicht nur sprachlich extremer Mist. Pauschalen sind was fürs Finanzamt, nichts für zwischenmenschliche Kommunikation. Gleichwohl gilt: Wenn der Linke alles rechts von sich als gefährlich und der Rechte alles links von sich als dämlich einstuft, benutzen beide Seiten die gleiche Intoleranz wie der aus der politischen „Mitte“, der die Konkurrenz von links und rechts als „undemokratisch“ ausgrenzt und sich selbst als Ikone der politischen Systeme darstellt. Mark Twains „Keine Toleranz der Intoleranz“ ist ein Schwert, dessen Führung niemandem obliegen kann, ohne dass er sich selbst damit schneidet. Und um Sie zum Schluss endgültig in den politisch inkorrekten Wahnsinn zu treiben, dürfen Sie am Wochenende Ihr Hirn noch über Folgendes zermartern: Wenn jemand Adolf Hitler, der anscheinend oder nur scheinbar jüdische Vorfahren hatte, kritisiert, ist das dann Antisemitismus? Oder ist es vielleicht allein schon diese Frage? Leider gibt es nichts zu gewinnen – außer Erkenntnis. Alle Angaben sind ohne Gewähr und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Autor: Fritz Beise möchte nur akustisch ein Stereotyp sein.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie kategorisch Kant und fragen nicht Ihren Arzt oder Apotheker, sondern einfach sich selbst.
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Auf den Weg in eine faire Zukunft?
Rostock ist „Hauptstadt des Fairen Handels 2013“ Seit der Bewerbung um den Titel einer „Fairtrade Town“ vor zwei Jahren (der heuler berichtete in Ausgabe 95) hat sich in Rostock offenbar viel getan. Wir leben jetzt nicht nur in einer offiziellen Fairtrade-Stadt, sondern seit der Preisverleihung im September 2013 sogar in der deutschen Hauptstadt des Fairen Handels. Autoren: Beke Detlefsen und Henning Wüstemann versuchen es weiter mit Fairtrade.
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nsgesamt 70 Kommunen hatten sich im vergangen Jahr mit 843 Projekten um diesen Titel beworben. In Rostock wurden durch eine Steuerungsgruppe aus Vertretern der Universität, Stadtverwaltung, Kirchen, dem Eine-Welt-Landesnetzwerk M‑V, Einzelhandelsverband und Ökohaus verschiedene Projekte und Aktionen, z. B. eine Fairtrade-Messe, koordiniert. Dies überzeugte die achtköpfige Jury und bescherte der Stadt den 1. Platz. Nun stehen der Stadt Rostock als Sieger des Wettbewerbs 30.000 Euro Preisgeld zu. Äußerst lobenswert natürlich, aber so mancher wird sich vermutlich doch fragen: Fairtrade in Rostock? Im alltäglichen Leben scheint einem auch in der Hauptstadt des Fairen Handels das berühmte, an Yin-Yang erinnernde Symbol nur selten zu begegnen. Oder liegt es an uns? Laufen wir einfach zu blind durch die Welt und die Supermärkte, auf der Suche nach den gewohnten, günstigen und studentenfreundlichen Produkten? Hier wollten wir eigentlich einen Selbstversuch folgen lassen. Einen Tag lang wollten wir nur Fairtrade-Produkte konsumieren und herausfinden, ob das satt machen kann, ob es alltagstauglich und vor allem, ob es bezahlbar ist. Die Idee hatte uns gefallen: Zum Frühstück fairen Kaffee, den Mittag überstehen mit Reis und Bananen und zwischendurch ein wenig Schokolade. Sogar die Blumen für die Oma und Wein zum Vortrinken schienen möglich. Die Rostocker Fairtrade-Realität allerdings sieht anders aus. Die meisten Supermärkte haben zwar mittlerweile Fairtrade-Kaffee und -Blumen, teilweise auch fair gehandelte Bananen oder Schokolade im Sortiment (zu überraschenderweise durchaus erschwinglichen Preisen), doch eine richtige Auswahl an fairen Produkten
Die FairtradeInfobanane
gibt es eigentlich nur in Biomärkten oder natürlich im Weltladen. Wer dort bereit ist, ein paar Euro mehr auszugeben, kann sich unter anderem mit Fairtrade-Reis, -Espresso oder -Pralinen eindecken. Doch selbst damit ist ein reiner Fairtrade-Tag kaum zu bestreiten. Auch in der Hauptstadt des Fairen Handels ist Fairtrade noch immer ein Luxus und nur Wenige achten bei ihren Einkäufen auf ▶ Beim gerechten Handel das kleine grün-blaue Logo. wird den Produzenten von Dafür, dass die Idee des fairen Handels sich künftig Fairtrade-Produkten ein stabiler auch an der Uni mehr in den Köpfen festsetzt, engagiert Marktpreis für ihre Waren gasich Linda, AStA-Referentin für Umwelt, Wohnen und Inrantiert. Dieser liegt über dem frastruktur. Die Kaffeeautomaten, die faire Heißgetränke durch Spekulationen starken ausgeben, und Fairtrade-Schokoriegel in der Mensa reichen Schwankungen unterworfeihrer Meinung nach nicht aus. So soll noch in diesem Jahr nen Weltmarktpreis und soll ein FAIR-o-mat® in der Südstadtbibliothek installiert werdie Produktionskosten auf faire den, um „den Studis das Fairtrade-Konzept näherzubringen“. Art und Weise decken. Die Des Weiteren haben der AStA und der StuRa im vergangenen Hersteller ihrerseits versprechen, November das „Positionspapier für soziale und umweltgebestimmte soziale, ökologische rechte Mensen in Ostdeutschland“ unterzeichnet, das sich und ökonomische Bedingungen unter anderem der Förderung des Fairtrade verschreibt. wie zum Beispiel das Verbot von Verhandlungen mit einem Zulieferer fairer Produkte lauKinderarbeit einzuhalten. fen, und wer weiß, vielleicht können wir in naher Zukunft Fairtrade-Reis, -Zucker oder -Quinoa in der Mensa ▶ Der FAIR-o-mat® ist ein verspeisen. Einfach so, mitten im Alltag. Unser SelbstWarenautomat, der ausschließversuch ist zunächst zwar gescheitert, aber was wir lich fair gehandelte Produkte mitnehmen, ist eines: Wenn wir uns ein bisschen beinhaltet. Er ist CO2-neutral, fair, anstrengen und unsere Augen auch für die ökologisch und nachhaltig. kleinen Möglichkeiten öffnen, können wir im Grunde schon heute damit anfan▶ Weitere Informationen und eine gen, die Welt ein klein bissÜbersicht über Standorte mit fairen chen gerechter Produkten in Rostock gibt es hier: zu machen. rostock.fairtrade-towns.de.
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Interview mit Holger Matthäus, Senator für Bau und Umwelt
Unser Blick schweift über das Wasser der Warnow, hinüber zum Stadthafen und zu den Türmen und Kirchen der Innenstadt. Es ist ein toller Blick aus dem siebenten Stockwerk des Hauses des Bauens und der Umwelt, wo wir mit Holger Matthäus verabredet sind, unserem Senator für Bau und Umwelt, mit dem wir über den Gewinn des Titels „Hauptstadt des Fairen Handels“ sprechen wollen.
Autor: Henning Wüstemann stand beim Bananenkauf in der Obstabteilung und traf die richtige Entschei-
dung.
Henning Wüstemann: Rostock ist FairtradeHauptstadt 2013 geworden und Du hast den Preis in Bremen entgegengenommen. Wie war die Stimmung bei der Übergabe? Holger Matthäus, Senator für Bau und Umwelt: Dieses Jubelfoto ist ja durch die Medien gegangen. Ich durfte die drei Hauptaktiven vom Eine-Welt-Landesnetzwerk M‑V begleiten. Das war schon erhebend, als wir dort in dem festlichen Bürgerschaftssaal der Bremer saßen. Platz 5, 4, 3 und wir wurden immer noch nicht genannt, und dann blieb eigentlich nur noch Platz 1. Und das waren wir dann auch. Das war schon einen riesigen Jubel wert. Die drei Hauptaktiven? Wer war denn maßgeblich beteiligt? Zum Beispiel Andrea Kiep als „Miss Fairtrade“, die den Fair-Handel in Rostock seit 20 Jahren mit Zielorientierung und Vehemenz vorangetrieben hat. Dann waren auch Alexis Schwartz und Bauke von Rechenberg bei der Verleihung in Bremen dabei. Gemeinsam koordinieren diese drei das Projekt seit mehreren Monaten. Kannst du uns kurz erklären, was das für ein Preis ist? Viele Rostocker dürften bislang nicht viel damit anfangen können. „Hauptstadt des Fairen Handels“ ist ein Titel, der alle zwei Jahre von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt ausgelobt und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Ziel des Wettbewerbs ist es, den Gedanken einer fairen Weltgemeinschaft, eines fairen Handels in der ganzen Welt in unseren Köpfen zu verankern, damit einen Ausgleich des Reichtums in der ganzen Welt voranzutreiben und dies auch über Aktionen und Maßnahmen in den Städten zu befördern.
Ist es für dich eher eine symbolische Ehrung oder stehen die konkreten Maßnahmen im Vordergrund? Der Titel ist natürlich ein Symbol. Dazu erhält Rostock noch 30.000 Euro Preisgeld. Aber die Maßnahmen und Aktionen, die als Kriterien auch Basis für die Bewerbung und für den Titel waren, sind ja richtig harte Fakten. Es hat sich etwas verändert in Rostock. Wir nutzen unseren Handlungsspielraum als Stadt, um den Fairtrade-Gedanken voranzubringen. So achten wir beispielsweise auf Fairstone, wenn wir Granit für den Städtebau einkaufen. Das ist ein Gebiet, auf dem sich Fairtrade erst noch durchsetzen muss, und wir wollen sicher sein, dass dort, wo das Produkt produziert wurde, die Menschen leben können und die Umwelt hinterher noch in Ordnung ist. Jetzt ist der Titel da, was sind die weiteren Ziele? Wir haben sehr intensiv diskutiert und möchten nun gerne möglichst viele Rostocker zu einer öffentlichen Veranstaltung im Rathaus einladen, um auf dieser Veranstaltung zu bestimmen, wie wir mit diesem Titel in den nächsten zwei Jahren umgehen und was wir mit den 30.000 Euro machen werden. Dies soll im Januar stattfinden und ich freue ich mich schon, was aus der Bevölkerung an neuen Ideen kommen wird. Der Titel ist natürlich schön, das Anliegen dahinter sehr schätzenswert. Trotzdem lässt sich der Eindruck gewinnen, dass man sich mit einem Titel schmückt, den man nicht verdient hat. Ist es vielleicht sogar eine Beruhigungspille, um zu zeigen: Wir sind schon ganz toll, wir sind der obere Maßstab, viel zu tun ist nicht mehr? Also, das stimmt garantiert nicht. Erst einmal haben wir uns den Titel nicht selbst gegeben, sondern wir wurden anhand von Kriterien ausgewählt. Und beim Vergleich mit anderen Städten haben wir sie anscheinend besser erfüllt, sonst hätten wir den
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Titel ja nicht bekommen. Gerade die Entwicklung in den letzten zwei Jahren ist bei vielen FairtradeProdukten exponentiell nach oben gegangen. Das geschah zuvor jahrelang auf einem relativ kleinen Niveau. Es war eine Nische. Doch wenn man sich die letzten beiden Jahre ansieht, welche Aktivitäten, welche Breite die Fairtrade-Bewegung in Rostock bekommen hat, dann kann man schon sagen: Für diese zwei Jahre haben wir den Preis wirklich verdient. Nur mit Beschlussfassung kann man die Welt nicht verändern. Man muss Beschlüsse auch leben und ausgestalten. Welche Tipps hast du für einen fairen Einkauf? Ich würde erst einmal in den Bioladen gehen und mir da meinen Grundbedarf holen. Bei Äpfeln, Brot, Butter und Käse braucht man nicht nach Fairtrade zu gucken, sondern nach Möglichkeit regional und ökologisch erzeugte Produkte kaufen. Wenn man sich dann die Luxusprodukte anschaut, die zum Leben dazugehören – Kaffee, Tee, exotische Früchte, Bananen – versuche ich, Fairtrade zu bekommen. Marktwirtschaft ist Angebot und Nachfrage. Ich wohne in Warnemünde. Da hab ich meinen Händler gequält, ich möchte hier auch endlich mal Fairtrade-Kaffee haben, und den gibt es nun seit einem halben Jahr. Also hilft persönliches Engagement weiter? Ja, klar. Wichtig finde ich den Kontakt zu denjenigen, die vor Ort einkaufen und verkaufen. Gutes machen und darüber reden. Wer sich beim Einkauf fair verhält, kann das auch in seinem Bekanntenkreis sagen. Ich glaube, wir haben jetzt die riesige Chance, Fairtrade durch die Aufmerksamkeit, die uns der Titel „Hauptstadt des Fairen Handels“ verschafft, in unserer Stadt voranzutreiben. Und ich freue mich, dass das Thema auch von den Medien aufgegriffen und in eine breite Stadtgesellschaft getragen wird. Wir danken für das Gespräch.
Flüchtlingssituation in Rostock
„Alles hinter sich zu lassen, was einem lieb und teuer war, bedeutet, sich in einer unsicheren Zukunft wiederzufinden, in einer fremden Umgebung. Stellen Sie sich vor, welchen Mut es erfordert, mit der Aussicht fertig zu werden, Monate, Jahre, womöglich ein ganzes Leben im Exil verbringen zu müssen.“ (António Guterres, Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge)
Autoren: Gesa Wiesner und Marcel Zimmermann
wünschen sich mehr Engagement für Flüchtlinge.
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ie Tragödien vor Lampedusa Anfang Oktober des letzten Jahres haben die Flüchtlingsproblematik schlagartig an die Spitze der Agenda europäischer Politik befördert. Seither wird auch in der Öffentlichkeit kontrovers darüber diskutiert, inwieweit die EU für die Flüchtlinge rechtlich und moralisch verantwortlich ist. Ferner steht die europäische Flüchtlingspolitik vor der Aufgabe, die Lasten zwischen den südlichen Ländern, die unmittelbar von der Flüchtlingsproblematik betroffen sind, auch den übrigen europäischen Staaten angemessen zu verteilen. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Menschen ihre Heimat verlassen, in der Hoffnung, dass sie in einem anderen Land die Möglichkeit erhalten, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Der Arabische Frühling hat in vielen Ländern zu blutigen Auseinandersetzungen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen geführt. Dies hat entscheidend dazu beigetragen, dass zunehmend Flüchtlinge aus Nordafrika und dem Nahen Osten nach Europa emigriert sind. Flüchtlinge unterscheiden sich von Migranten dadurch, dass sie in ihren Heimatländern vertrieben, verfolgt oder mit dem Tode bedroht wurden. Allein in Deutschland wurden bis Ende Oktober 2013 87.442 Erstanträge auf Asyl gestellt. Mehr als ein Drittel der Antragssteller stammt aus Russland, Syrien und Serbien. Auch wenn die
bewegenden Schicksale vieler Flüchtlinge bei der Mehrheit der deutschen Bevölkerung Solidarität und Spendenbereitschaft hervorbringen, gibt es jedoch Unbelehrbare, die sich diverser Ressentiments bedienen, um gegen Flüchtlinge zu hetzen. Im August 2013 demonstrierten Rechtsradikale in Berlin-Hellersdorf mehrfach medienwirksam gegen die Eröffnung eines Flüchtlingsheimes. Diese Bilder wirkten über Landesgrenzen hinaus und erinnerten sehr stark an die fürchterlichen Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen. Mehr als 21 Jahre liegen diese pogromartigen Ausschreitungen zurück. Was hat sich getan? Wie leben Flüchtlinge im heutigen Rostock? Für Flüchtlinge gibt es besondere Rechtsvorschriften. Als Grundrecht ist das Recht auf Asyl für politisch Verfolgte im Artikel 16a des Grundgesetzes verankert. Als politisch Verfolgte gelten Personen, die wegen ihrer religiösen Überzeugung, ihren politischen Ansichten oder unveränderlichen körperlichen Merkmalen durch staatliche Maßnahmen in ihren Rechten verletzt worden sind, sodass der Schutz ihrer Menschenwürde nicht mehr gewährleistet ist. Flüchtlinge, die keinen Anspruch auf Asyl nach Art. 16a GG haben, können Flüchtlingsschutz beantragen oder als letztes verfügbares Mittel auf subsidiären Schutz hoffen. Das Asylbewerberleistungsgesetz regelt die Leistungen, die Flüchtlinge während ihres Aufenthaltes in Deutschland erhalten. Es handelt sich dabei um Geld- und Sachleistungen, die seit 1993 nicht angepasst wurden. Erst durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im Juli 2012
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wurde die Politik dazu verpflichtet, die Leistungen für Asylbewerber auf ein menschenwürdiges Existenzminimum anzuheben. Die Ablehnung des Asylantrages führt zur Abschiebung. Sollte eine sofortige Abschiebung unmöglich sein, da z. B. der Pass nicht vorhanden ist, eine Erkrankung vorliegt oder die Auslieferung in eine Krisenregion nicht realisierbar ist, erhält der Flüchtling den Status der Duldung. Nicht selten passiert es deshalb, dass Menschen mehrere Jahre mit dem Status der Duldung in Deutschland verbringen. Die Residenzpflicht zwingt Flüchtlinge dazu, sich in einem geografisch festgelegten Gebiet aufzuhalten. Flüchtlinge, die in MecklenburgVorpommern untergebracht sind, dürfen sich im ganzen Bundesland frei bewegen. In anderen Bundesländern kann der Aufenthaltsbereich auf einzelne Landkreise beschränkt sein. Asylbewerber und Geduldete müssen grundsätzlich in speziellen Wohnheimen untergebracht werden. Manche Bundesländer fördern jedoch aus humanitären und finanziellen Gründen zunehmend eine individuelle Unterbringung in Privatwohnungen. Auch Rostock hat eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber, die in Rostock überraschend zentral liegt. Betrieben wird die Einrichtung vom gemeinnützigen Verein Ökohaus. Die sechs Mitarbeiter sehen sich selbst nicht als schnöde Verwalter, sondern vielmehr als engagierte und fürsorgliche Betreuer, die den 250 Bewohnern täglich zur Verfügung stehen. „Asyl ist Menschenrecht“, betont Ulrike, einst ehrenamtliche und inzwischen feste Mitarbeiterin.
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Die Unterkunft besteht aus mehreren Häusern, die mit Doppelzimmern ausgestattet sind. Alle Mitbewohner einer Etage teilen sich eine Küchenzeile und die Sanitäranlagen. Insgesamt bleibt nicht viel Platz für Privatsphäre. Einer dieser 250 Bewohner ist Adam. Er stört sich nicht an den Wohnbedingungen der Gemeinschaftsunterkunft. Seit sechs Monaten lebt er dort bereits und wartet auf das Urteil über seinen Asylantrag. Adam ist ein junger, sympathischer Mann, gelernter Bäcker und kommt aus Mauretanien. Er floh nach Deutschland, nachdem er für einen längeren Zeitraum unbegründet im Gefängnis festgehalten worden war. Die Flucht über Marokko glückte durch die Unterstützung der Familie. Die mangelnde Privatsphäre und das Zusammenleben mit fremden Menschen nimmt er gelassen hin, aber die Ungewissheit über seine Zukunft und der triste, strukturlose Alltag bedrücken ihn sichtlich. Ein Asylverfahren dauert im Regelfall bis zu acht Monaten. Staatliche Integrationsprogramme wie zum Beispiel Sprachkurse werden nur für Asylberechtigte angeboten. Damit werden die Menschen, die sich in einem Asylverfahren befinden, systematisch vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Nach einer Frist von neun Monaten ist für die Asylbewerber eine eingeschränkte Arbeitsaufnahme zwar möglich, aber nur wenige Arbeitgeber sind bereit, Flüchtlinge mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus zu beschäftigen. Die Mitarbeiter vom Ökohaus e. V. und viele andere ehrenamtliche Helfer versuchen, den Bewohnern einen Anschluss an die Gesellschaft zu
vermitteln. Es werden Sprachkurse angeboten, die für jeden zugänglich sind, und für Kinder und Jugendliche werden Hauaufgabenhilfen und Freizeitangebote organisiert. Man trifft sich zu Bastelrunden oder begibt sich auf eine gemeinsame Radtour. Neben der Leitung der Gemeinschaftsunterkunft und der Förderung der Integration liegt ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt auf der Beratung von Geflüchteten. Die nötigen Informationen und rechtlichen Bestimmungen für das Asylverfahren werden von staatlicher Seite nur ungenügend vermittelt. Die Unwissenheit über das deutsche/europäische Rechtssystem kann sich fatal auf das Urteil auswirken. Auch hier ist die Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer, die die Betroffenen zu Behördengängen begleiten, gesucht und willkommen. Dazu ist kein umfangreiches Fachwissen nötig. Auch eine angemessene medizinische Versorgung ist für Flüchtlinge, die keinen offiziellen Aufenthaltsstatus besitzen, schwierig zu erhalten. Aus diesem Grunde hat sich der gemeinnützige Verein Medinetz Rostock e. V. im Jahre 2009 gegründet. Medinetz sieht die Politik in der Verantwortung und versteht sich insofern als Provisorium. Es soll solange Bestand haben, bis der Staat politische Maßnahmen einleitet, die eine angemessene medizinische Versorgung aller Flüchtlinge ermöglichen. Derzeit wirken zehn engagierte Personen an der Betreuung dieses karitativen Projektes mit. Flüchtlinge erhalten die Möglichkeit, in der wöchentlichen Sprechstunde medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Medinetz organisiert Dolmetscher und Fachärzte,
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um eine angemessene und zumeist kostenlose Behandlung der Patienten zu ermöglichen. Manche Versorgungsleistungen sind jedoch mit hohen Kosten verbunden. Zur Finanzierung notwendiger medizinischer Leistungen werden Soli-Partys veranstaltet und Spenden erbeten. Medinetz lebt von aktiven Teilnehmern, die das Vorhaben tatkräftig unterstützen, unabhängig davon, über welche individuellen Qualifikationen die Interessenten verfügen. Bei Medinetz ist jeder willkommen! Oftmals zählen Flüchtlinge auch in Rostock zu den Opfern rassistischer Übergriffe. Beschimpfungen, Ausgrenzungen und tatsächliche Gewalttaten gegenüber Ausländern nahmen im vergangenen Jahr deutlich zu. Politische Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation von Flüchtlingen werden nur in unbefriedigendem Ausmaß forciert. Gerade deshalb ist bürgerliches Engagement in diesem Kontext dringend erforderlich. Gemeinschaftliche Kochabende oder gemeinsames Fußballspielen sind nur zwei Beispiele für Projekte, an denen sich jeder beteiligen kann. Mit der Organisation, Unterstützung und Teilnahme an solchen Vorhaben kann jeder seinen individuellen Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation der Flüchtlinge in Rostock leisten. Bereits ein einfacher Besuch in der Gemeinschaftsunterkunft kann dazu beitragen, dass die Bewohner ihren tristen und monotonen Alltag vergessen.
Studentenwerk auf Abwegen
Volle Mensen, keine Kitaplätze. Und eine Wohnung in Rostock zu finden gleicht der legendären Nadelsuche im Heuhaufen. Dafür bräuchten die Studierenden die bestmögliche Unterstützung durch das Studentenwerk. Dass dies im Moment nicht der Fall ist, liegt unter anderem an Problemen in der Geschäftsführung und in den Gremien.
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m August 2013 kam es zur Entlassung des Geschäftsführers: Mit Unterstützung des studentischen Vorstandsmitglieds der Universität Rostock setzten sich einige Mitglieder des Vorstandes des Studentenwerks erfolgreich für die Kündigung von Herrn Dr. Dieter Stoll ein. Denn nach intensiver Recherche und Überprüfungen sämtlicher Berichte zu Ausgaben, Einnahmen und Gehältern, sprich: nach der Wahrnehmung der Vorstandspflichten, fiel auf, dass Herr Stoll über Jahre hinweg monatlich rund 2.500 Euro mehr einnahm, als ihm laut Arbeitsvertrag zustanden, was auch anderweitig nirgendwo rechtlich festgehalten wurde. Ein Fall von Veruntreuung der Gelder? Klarheit kann hier nur das noch laufende Gerichtsverfahren schaffen. Aufgedeckt wurden die Unstimmigkeiten, nachdem zwei Professorinnen wegen Wahlbetrugs zurücktreten mussten und dadurch sichtbar wurde, wie sehr sich Herr Stoll weigerte, Vorstandsbeschlüsse umzusetzen. Nach diesen Turbulenzen gab es Neuwahlen und das Studentenwerk hoffte auf frischen Wind. Am 26. November 2013 wurde ein neuer Vorstand des Studentenwerks für die Uni Rostock, die Hochschule Wismar und die Hochschule für Musik und Theater Rostock (hmt) gewählt. Aber auch diese Wahl hat den bitteren Beigeschmack, dass nicht alle Mitglieder eine superweiße Weste haben. Besonders auffällig ist,
dass die Aufklärer*innen der Causa Stoll nicht wieder in den Vorstand gewählt worden sind, obwohl sie an der Aufdeckung im Fall Stoll beteiligt waren. Oder vielleicht gerade, weil sie maßgeblich beteiligt waren? Doch der Fall Stoll ist zurzeit nicht die einzige Merkwürdigkeit im Studentenwerk. Dazu muss erwähnt werden, dass neben den Hauptamtlichen, die Angestellte der Uni sind, auch zehn Studierende im Verwaltungsrat und drei Studierende im Vorstand des Studentenwerks sitzen. Sie vertreten die Uni Rostock, die hmt und die Hochschule Wismar. Doch das ist bei jeder Verwaltungsratssitzung ein neuer Kampf. Ein Kampf um das ihnen zustehende Wort, um Aufmerksamkeit für all die Probleme, die die Studierendenschaft wirklich beschäftigen, und vor allem ein Kampf um die rechtmäßige Mitentscheidung und um Information. Es kommt oft das Gefühl auf, dass die Geschäftsführung Entscheidungen ohne Rücksprache mit dem gesamten Gremium trifft. Demokratische Vorgehensweise? Anscheinend nur auf dem Papier. Auch im Verwaltungsrat sieht die Situation nicht besser aus. Kenntnisse über die eigenen Rechtsgrundsätze? Fehlanzeige! Wo wiederholt mehr Personen in den Vorstand gewählt werden, als nach Satzung erlaubt sind, kann von rechtsgültigen Wahlen schwerlich die Rede sein. Doch den Vorsitzenden stört das anscheinend überhaupt
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nicht. Und trotzdem wurde derselbe Vorsitzende wiedergewählt, der zwei Wahlperioden lang nicht gemerkt hat, dass ihm von der Geschäftsführung fehlerhafte Wahlunterlagen vorgelegt wurden. Mit der Folge, dass er 2009 und 2011 einen satzungswidrigen Vorstand hat wählen lassen, wodurch das Mehrheitsverhältnis im Vorstand zum Nachteil der Studierenden verändert worden ist. Auch die letzte Wahl 2013 war von mehreren Problemen begleitet, z. B. waren die ausgegebenen Wahlzettel umstritten. Zudem haben auch nicht stimmberechtigte Ersatzmitglieder an der Abstimmung teilnehmen dürfen. Wünschenswert wäre ein Vorsitzender, der Probleme, zum Beispiel das der fehlenden Kitaplätze, zielstrebig angeht, diese eigenständig auf die Tagesordnung setzt und eine Lösungsfindung befördert. Ein Vorsitzender, der auch den Mangel an sozialer Beratung erkennt und Abhilfe schafft. Wünschenswert wären auch eine gesteigerte Transparenz in den Führungs- und Entscheidungsprozessen des Studentenwerks und die Stärkung der Rechte der ehrenamtlichen Gremienmitgliedern durch den Vorsitzenden des Verwaltungsrates, da die Geschäftsführung den Gremien derzeit strukturell an Wissen und Möglichkeiten immer ein Stück voraus ist. Autorin Yvonne Hein freut sich, dass zumindest beim
heuler alles satzungsgemäß und transparent abläuft.
tra Con
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Tabakrichtlinie
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ie ist durch, die Tabakrichtlinie. Freudestrahlend erzähle ich dies in meinem Bekanntenkreis und entfache lautstarke Hasstiraden gegen die EU, in der die Wörter „Schwachsinn“, „Bevormundung der Bürger“ und „Kosten“ überdurchschnittlich oft vorkommen. Klar, es ist ja auch das oberste Ziel der EU, den Bürger zu verärgern. Da freuen sich die Abgeordneten natürlich und reiben sich genüsslich die Hände. Da haben wir uns wieder etwas Schönes einfallen lassen, um den Bürger zu ärgern, feixen sie. Beschlossen ist Folgendes: Die Tabakverpackungen werden künftig zu 65 Prozent aus Warnhinweisen bestehen, alle Zusatzstoffe, die den Tabak rauchbar und für junge Menschen erst attraktiv machen und außerdem krebserregend sind, sollen entfernt und Mentholzigarreten verboten werden. Unterm Strich: Die EU will den Wolf aus dem Schafspelz treiben und den Tabak als das verkaufen lassen, was er wirklich ist. Niemand aber will ihn generell verbieten, selbst die Lobbyisten nicht. Dazu sind die Tabakkonzerne, rein wirtschaftlich gesehen, viel zu wertvoll. Es soll lediglich die Einstiegsrate um zwei Prozent reduziert werden, denn 75 Prozent der Raucher fangen als Minderjährige damit an. Und es ist keine schlechte Absicht, die Jugend vor Großkonzernen, die aus der Sucht und Schwäche mit allen Mittel Profit machen wollen, zu schützen. Zwar ist die EU auch eine Wirtschaftsunion – aber eben nicht nur. Sie hat sich daneben die Erhaltung von Frieden, Sicherheit und den Schutz des EU-Bürgers zur Aufgabe gemacht. In diesem Sinne sind auch die Einfuhrbeschränkungen beispielsweise von Lebensmitteln oder schadstoffbelastetem Spielzeug aus Nicht-EU-Ländern zu verstehen. Und eben auch die neue Tabakrichtlinie. Gesundheit vor wirtschaftlichen Interessen. Zeigt das Beispiel Tabakrichtlinie nicht überzeugend, dass in der EU nicht die Wirtschaft, sondern der Bürger im Vordergrund steht? Am Rande bemerkt: Käme Tabak heute neu auf den Markt, so würde er, wie chinesisches Spielzeug, sofort verboten werden, da er hochgiftig, gesundheitsschädigend und suchtfördernd ist.
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ndlich war er da: der Tag, auf den ich so lange gewartet hatte. Der eine Geburtstag, der ein wenig wichtiger war als alle anderen: Endlich 18! Geraucht hatte ich zwar schon vor dem Achtzehnten, aber endlich, endlich konnte mir keiner mehr reinreden. Klar, meine Eltern wussten wahrscheinlich schon vorher, dass ich rauche. Sich nach der Schule schnell ins Bad zu schleichen, dick mit Parfüm einzudampfen, ratzfatz die Zähne zu putzen und die Zunge zu schrubben war wahrscheinlich doch zu auffällig. Egal, jetzt hatte ich das Okay vom Staat. Ich war jetzt erwachsen! Gutes Gefühl. Dass man als Raucher die ganze Zeit stigmatisiert wird, ist noch zu verkraften. Mit anderen Hartgesottenen in der Kälte zu stehen und eng zusammengerückt „gemütlich“ sein Kippchen rauchen zu dürfen, das geht ja noch. Sich ständig bei Freunden zu entschuldigen, weil sich gerade wieder der Wind dreht – egal, wie sehr man bemüht ist, den Rauch in die andere Richtung zu blasen. Gut, sind ja Freunde, da macht man das gerne. Aber jetzt auch noch das: Schon wieder neue Tabakrichtlinen! Da wird man dann mit über 18 doch wieder von Vater Staat erzogen. Und diesmal gleich mit dem Rohrstock. Ekelbilder sollen 65 Prozent der Packung bedecken. Warum dann nicht eine Leberzirrhose auf der Wodkaflasche oder ein Diabetes-Fuß auf der Merci-Packung? Das Zweite, was mich ärgert, ist das Mentholverbot. Sind wir doch mal ehrlich: Nur, weil eine Zigarette nach Menthol schmeckt, wird sich wohl kein Jugendlicher beim ersten Zug denken: Gott, das hat so köstlich, minzig-frisch geschmeckt, da macht der Reizhusten gleich doppelt Spaß. Zum Schluss das Lachhafteste überhaupt: das Verbot von Schokozigaretten. Ein Glück, dass Salzstangen, Mikado und Co. nicht als Pseudo-Kinderzigarette genutzt werden können. Aber da ist ja auch noch die Mehrbelastung fürs Gesundheitssystem. Obwohl: Steht nicht in dicken schwarzen Lettern „Raucher sterben früher!“ auf der Packung? Vielleicht sollte man dann lieber über eine Pflegeversicherungserhöhung für passionierte Jogger, Nichtraucher und Fitnessgurus nachdenken, die dann noch mit 120 nichtrauchend durch Pflegeheime geistern. Und eines wissen wir ja schon lange: Die Dosis macht das Gift.
Autorin: Bei Yvonne Hein raucht höchstens der Kopf – von den heißen Diskussi-
Autorin: Auf eine Zigarette mit Verena Mikic.
onen um die Tabakrichtlinie.
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Löblich, verwerflich – oder patriotisch?
Regionale Produkte werden immer wieder angepriesen, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Doch wo endet die Unterstützung lokaler Produzenten und wo beginnt Regionalpatriotismus? Wie lange ist eine Unterstützung löblich, bis sie verwerflich wird?
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b Satower Honig, Glashäger Mineralwasser, Rostocker Fleischwaren oder Störtebeker Bier – auch in Mecklenburg-Vorpommern sind regionale Produkte sehr beliebt. Sanddorn, Fisch, Wild, Rapsöl, Tee, Müritzlamm, Maränenkaviar, Ostseeschnäpel und Satower Fruchtsäfte – diese und viele weitere lokale Produkte vermarktet der Verband Agrarmarketing Mecklenburg-Vorpommern e. V. So auch Fleisch- und Wurstwaren wie beispielsweise den „Pommernstolz“, dessen Name bereits auf Regionalpatriotismus hinweist, oder den Alt-Mecklenburger Käse. Hier wird der Käufer auf die historische Trennung von Mecklenburg und Vorpommern aufmerksam gemacht. Da der Zusammenschluss erst 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, erfolgte, gibt es noch heute nicht nur Unterschiede im politischen Wahlverhalten, sondern auch bei der Beliebtheit regionaler Produkte. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs setzten sich in Deutschland nur wenige Produkte aus den Gebieten der ehemaligen DDR durch. Auf regionaler Ebene konnten mehrere Produkte bestehen bleiben. Vor allem Biomärkte, die einen Schwerpunkt auf hiesige Produkte legen, fördern Betriebe vor Ort. Doch wo ist die Grenze zum Regionalpatriotismus? Unter Regionalpatriotismus versteht man eine Zuneigung beziehungsweise eine Vorliebe zur Kultur, zu Sehenswürdigkeiten oder auch Produkten einer Stadt oder Region, aus der man stammt, in
der man wohnt oder zu der man eine bestimmte Bindung hat. Hierbei muss unterschieden werden zwischen der einfachen Verbindung zu einem Ort und dem gezielten Kauf jener Produkte, um die heimische von den anderen Regionen abzuheben. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern sollte intensiv betrachtet werden, ab wann der Kauf lokaler Produkte zu Patriotismus führt und somit rechtes Gedankengut fördert. Produktnamen haben meist eine lange Tradition und werden nach ihrer Einführung nicht mehr geändert, denn nicht nur das Aussehen eines Produktes, sondern auch der Name ist prägend für die Käuferschaft. Trägt nun ein Bier den Namen einer Stadt, beispielsweise Rostocker, so fördert dies die Verbindung mit der Stadt und der Region. Der Supermarkt Netto Marken-Discount nutzt dies und hat sich vor allem auf regionale Produkte und lokale Vielfalt spezialisiert. Das Tourismusportal des Landes Mecklenburg-Vorpommern schreibt sich den Slogan „MV tut gut!“ auf die Fahne. Wenn aber im gleichen Zuge Sanddorn als die Zitrone des Nordens oder auch Honig als das Gold des Landes bezeichnet und verschiedene Säfte nicht mehr mit ihrem Geschmack oder ihrer Qualität, sondern mit ihrer Herkunft vermarktet werden, so stolpert man sehr rasch über Regionalpatriotismus. Über einen Regionalpatriotismus, der nicht zuletzt zu radikalen Einstellungen bis hin zu Ausgrenzungen anderer Produkte und anderer Regionen führen kann. Natürlich ist nicht jeder, der regionale Produkte
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kauft und unterstützt, ein Regionalpatriot. Natürlich ist es wichtig, lokale Händler zu unterstützen, weil man so einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann, da die Transportwege kürzer sind. Auch ist es wichtig, in der heutigen Zeit Traditionelles aufrechtzuerhalten – obgleich lokale Erzeugnisse oft teurer sind als Produkte aus dem Supermarkt. Dennoch muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass dies Grundlage für Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung anderer sein kann. Kampagnen wie „MV tut gut!“ und regionale wirtschaftliche Förderprogramme schaffen hierfür möglicherweise ungewollt einen Nährboden.
Autoren: Maria Annemüller und Florian Lemke wissen,
wie schmal der Grat zwischen Unterstützung der lokalen Wirtschaft und Regionalpatriotismus ist.
Mit Courage für Demokratie
Das Netzwerk für Demokratie und Courage e. V. gilt schon seit Jahren als eines der wohl wichtigsten Projekte zur Diskriminierungsprävention an Schulen und Bildungsstätten. Auch in M‑V sind junge Freiwillige tätig und treten mit einem einfachen, doch vielsagenden Slogan auf: „Sei mutig“.
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as ist Mut? Mut ist, sich etwas zu trauen, was nicht selbstverständlich ist. Mut ist, auch mal aufzustehen und etwas zu sagen, wenn andere lieber schweigen. Wohl auch aus diesem Grund wurde vor nun fast 15 Jahren das Netzwerk für Demokratie und Courage e. V. (NDC), dessen Schirmherr heute Wolfgang Thierse ist, in Sachsen gegründet. Finanziert wird es in Mecklenburg-Vorpommern aus dem Europäischen Sozialfonds und unterstützt vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Die Idee war es, einen Anstoß zu geben, mutig für ein humanes, diskriminierungsfreies gesellschaftliches Miteinander einzutreten. Und um jungen Menschen, deren politische Ansichten sich erst in der Entwicklungsphase befinden, einen Weg aufzuzeigen, der weg von teilweise tief verwurzelten Klischees und diskriminierenden Ansichten führt. „Wir sind nicht da, um festgefahrene Meinungsbilder umzustoßen, sondern um Menschen, die sich in ihrer Haltung nicht sicher sind, zu schulen. Mitläufer meistens“, erklärt Aenne. Sie ist seit 2006 beim NDC und mittlerweile hauptamtlich tätig. Inzwischen ist das NDC in elf Bundesländern sowie in Belgien und Frankreich tätig und übernimmt einen nicht unerheblichen Teil der Vermittlung demokratischer Teilhabe und respektvollen Umgangs miteinander. Hauptsächlich versuchen die Teamenden, an Schulen über alle Arten von menschenverachtenden Äußerungen aufzuklären. Zu den Themen zählen Rassismus, Antisemitismus,
Fremdenfeindlichkeit, aber auch Homophobie und Sexismus. Mittlerweile hat das NDC eine umfangreiche Palette an Veranstaltungen und Projekten aufgebaut, die in allen Bundesländern gleichermaßen angeboten wird. „So‘n bisschen wie McDonald‘s“, vergleicht Clemens. Er ist seit vier Jahren beim NDC und kam eher durch Zufall dorthin. Langweilig sei es nie, berichtet er weiter, auch wenn es immer die gleichen Themen seien, sie würden von jeder Altersstufe und jeder Klasse anders aufgenommen. Acht verschiedene Projekttage werden alleine in M‑V für Schulen und weitere Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden jedes Jahr neue Projekte initiiert, die sich an aktuellen gesellschaftlichen Debatten orientieren. Der am häufigsten durchgeführte Projekttag beschäftigt sich mit Rassismus, Diskriminierung, Migration und couragiertem Handeln. Weiter gibt es Projekttage zu Neonazismus, Europa, Medien und Diskriminierung, Sexismus, respektvollem Umgang, Konfliktlösung, Kommunikation und weiteren Themen. Dabei versuchen die Teamenden, den jungen Leuten in einem Mix aus Informationen, Spielen und didaktischem Geschick neues Wissen zu den jeweiligen Themen zu vermitteln und sie zum intensiven Nachdenken anzuregen. An den Projekttagen, die alle altersspezifisch gestaltet werden, können Jugendliche ab der fünften Klasse teilnehmen. Es sind häufig die Schulen, die beim NDC nach Projekttagen anfragen; Werbung
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braucht das NDC kaum. Mittlerweile bietet das NDC auch Lehrenden und Lehramtsstudierenden Möglichkeiten zur politischen Weiterbildung. Dabei werden nicht nur Kenntnisse zu einer bestimmten Thematik, sondern auch geeignete Lehrmethoden und Handlungsstrategien vermittelt. Nicht nur die Schüler lernen beim NDC: „Das Durchführen von Projekten trägt unglaublich zur Persönlichkeitsentwicklung bei“, erzählt Aenne. „Man erfährt viel über menschliche Interaktionen und somit auch über sich selbst und man kriegt natürlich eine Menge Soft Skills mit, egal ob nun Rhetorik oder sicheres Auftreten.“ Das NDC lebt von seinen Teamenden. Getreu dem Motto „Jugend für Jugend“ beteiligen sich Studierende, Azubis, Berufstätige – Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft – am Netzwerk. Die Wichtigkeit von Courage und das Miteinander in der Gesellschaft verbindet sie. Tritt das NDC für eine bessere Welt ein? Aenne meint: „Wir wollen nicht die Welt verändern – können wir auch gar nicht. Aber wir haben schon viel erreicht, wenn die Klassen unsere Standpunkte verstanden haben und sich einige Schüler in der Zukunft couragiert für Demokratie und gegen Rassismus, Vorurteile und Diskriminierung einsetzen.“
AutorInnen: Yvonne Hein und Reik Wachtel stehen nur auf dieser Seite am rechten Rand.
kultur Kultur ist Kunst. Unbestritten. Doch sie ist noch mehr als das. Kultur ist Gesellschaft, Geschichte und Entwicklung. Und vor allem: nicht nur unterhaltsam. So wollen wir in diesem Ressort einen kritischen Blick auf die Vergangenheit werfen und zeigen, auf welchen künstlerischen Wegen man sich dieser nähern kann. Deswegen wünschen wir euch dieses Mal für die folgenden Seiten neben Spaß besonders Besinnung. Anne und Ole
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„Dein Fleisch ist ein zerrissenes Segel“
Am 3. November 2013 lief die Ausstellung „INGE & JO – das Künstlerpaar JASTRAM“ in der Rostocker Kunsthalle aus. Wir konnten einen Blick auf die Arbeiten werfen und haben mit Inge Jastram gesprochen. Autoren: Ole Schulz und Fritz Beise ließen sich positiv vom Negativen inspirieren.
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er Name Jastram ist aus Rostock schon lange nicht mehr wegzudenken. Das Stadtbild wäre deutlich trostloser ohne Jos Plastiken, der Brunnen der Lebensfreude (1974/75) sei stellvertretend genannt. Inge Jastram hatte mit der Kuratorin Antje Schunke eine Zusammenstellung ihrer eigenen Grafiken mit den Werken ihres 2011 verstorbenen Mannes Jo erarbeitet. Den Vorschlag, nur Inge Jastrams Werke auszustellen, wies diese entschieden ab; sie wolle nicht von den Plastiken ihres Mannes getrennt dargestellt werden. Die thematische Anordnung von ihren Zeichnungen und Radierungen erzeugte einen angenehmen Einklang mit der gegenübergestellten Chronologie der Plastiken und Zeichnungen Jos. Ein Muss: die afrikanische Reisegruppe in mehrfacher Ausführung, eines der bekanntesten Werke. Nie war die Perfektion von Realismus sein Ziel, durch einfache Formen gelangte er zu dem Ausdruck, den er darzustellen gedachte. Menschen, Stangen, Boote, Pferde. Die Darstellung des Dirigenten Mendelssohn Bartholdy verdeutlicht seine Arbeit mit simplem Ausdruck. Zu sehen ist eine Komposition aus beiden Händen und dem Kopf, angebracht auf drei unter-
schiedlich hohen Blöcken. Die bloße Konzentration auf das Wesentliche eines Dirigenten: seine Hände. Mit ihnen komponierte, dirigierte Bartholdy, mit ihnen bediente er das Klavier. Inge dagegen illustriert Gedichte, stellt ihre Beobachtungen auf einer Vernissage mit einem Augenzwinkern in einer Radierung dar und greift Tabu-Themen auf: die Rolle der Frau, Alkohol und Prostitution. Auch eine Arbeit über die Geschehnisse am Sonnenblumenhaus in Lichtenhagen ist zu finden. Auf die Frage, warum sie so düster zeichne, antwortet Inge, es seien die negativen Eindrücke, die inspirieren – nicht die positiven. Eine verständliche Erklärung, allerdings schwer zu glauben angesichts des ruhigen, ausgeglichenen Charakters einer erfahrenen Künstlerin, die auf Umwegen zu diesem Beruf gelangt ist. Der Lichtraum birgt Erinnerungen. Fotos der Familie Jastram sowie von den Künstlern mit anderen bekannten Persönlichkeiten. Die Jastrams zwischen Loriot und Kurt Masur, zwischen Gerhard Schröder und Feliks Büttner, Hans Marquardt oder Manfred
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Böttcher. Nicht zuletzt mit Peter Weiss, für dessen Theaterstück „Viet Nam Diskurs“ Jo das Bühnenbild gestaltete. Ein Lächeln schleicht sich auf Inges Gesicht, als sie Bilder einer Faschingsfeier in ihrer alten Galerie betrachtet. Drei Tage dekorieren, ein Tag feiern mit Freunden – die Lebensfreude und Kreativität des Paares findet sich auf jedem Foto, egal ob allein oder im Freundeskreis. Ein dankender Blick zur Kuratorin, die aus der privaten Fotosammlung einen eindrucksvollen Zugang für die Besucher und anscheinend bewegende Erinnerungen für Inge zusammenstellte. Inges Landschaftsdarstellungen ihrer Winteraufenthalte, die ihre Depressionen verbildlichen, leiten auf das Ende des Lebens über. Das Ehepaar beschäftigte sich ausgiebig mit dem Tod. Mutter und Schwiegermutter werden in Zeichnungen im Sterbebett festgehalten. Vor dem Blick auf die größeren Plastiken im Ausstellungsraum steht Jos letzte Arbeit am Ende des Rundgangs. Sie birgt erneut ein Boot. Das letzte. Über den Styx in das Totenreich des Hades.
FRIEDA 23 – Freiräume für Kunstprojekte
Die FRIEDA 23 in der Friedrichstraße ist in ganz Rostock bekannt als Zentrum der Kunst. Lange Zeit wurden Zeichen- und Malkurse, Fotoworkshops und Künstlertreffen angeboten. Seit September 2012 jedoch wird das Gebäude erneuert – und mit ihm die Idee.
[ AutorInnen: Yvonne Hein und Philipp Rose bestaunten
freie Räume für Freiräume in Rostock. Fühlte sich gut an.
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eue Allianzen zwischen Kultur und Wirtschaft sollen geschaffen werden, erklärt Annette Winter vom Vorstand der KARO gAG, eine Investition in Kultur sei wichtig, da Kultur nützlich für die Gesellschaft und für die Wirtschaft sei. Knapp dreißig Leute versammeln sich in dem leeren Raum und hören Frau Winter gespannt zu. Drei russische Kronleuchter hängen an der Decke. Das ist alles, was der Raum an Einrichtung beherbergt, und einen Laptop und einen Beamer, der Folien an die Wand schmeißt, auf denen Zahlen, Baupläne und Projektinfos festgehalten sind. Schon lange war in dem Gebäude der FRIEDA 23 nicht mehr so viel Leben wie an diesem Abend. Die KARO gAG hatte zu einem Stelldichein geladen, um das neue Projekt in der FRIEDA 23 vorzustellen und Partner für die Zukunft zu gewinnen. Glühwein wird ausgeschenkt, kostenlos für alle, er lockert die Stimmung. Man kommt ins Gespräch. „Wir wollen frische Kultur nach Rostock bringen“, erklärt uns Ingo Körber, eines der Aufsichtsratmitglieder. Denn wer nach Rostock ziehe, erzählt er weiter, frage nach kulturellen Angeboten. Bereits im Jahre 2003 spukten erste Ideen zum Umbau des 30 Jahre alten Schulgebäudes durch den Rostocker Kulturkosmos. Anfangs verloren sich die Vorstellungen noch in den Tiefen utopischer Herrlichkeit. Im Zuge eines kreativen Denk-
] prozesses formte sich aus der Utopie jedoch schnell eine konkrete Idee – die Schaffung eines Kulturzentrums inmitten der Hansestadt. Schule, Werkstatt, Labor, Atelier, Galerie, Kino, Studio, Büro, Tagungszentrum, Eventlocation. Vielfalt statt Einfalt. Das ist das Grundprinzip der FRIEDA 23. Und über allem steht die Kreativität. Die geschaffene Atmosphäre soll ein Freiraum sein, in dem Grenzen ganz bewusst überschritten werden dürfen. Jeder ist dazu eingeladen, Teil dieser Idee zu werden und seinen eigenen Talenten und Visionen Luft zum Atmen zu geben. Ein Impulsgeber der lokalen Kultur werden – das Konzept der FRIEDA 23 ist Angebot und Aufforderung zugleich. Schon seit 2003 läuft das Projekt, aber immer wieder gab es neue Ideen, andere Konzepte und zwischendurch auch Probleme. Dann kam eine Zeit der „KAROsklerose“, denn es war zunächst schwierig, Investoren für das Projekt zu gewinnen und finanzielle Mittel aufzutreiben. Mittlerweile konnte die KARO gAG auch die Stadt überzeugen, dass Rostock ein Kunstzentrum wie die FRIEDA 23 braucht. Was aber verbinden die Initiatoren mit der baldigen Eröffnung des neuen Kulturzentrums? Ralf Kirsten von Radio LOHRO beschreibt es so: „Aufgrund der Dynamik einer Kulturlandschaft gleicht eben diese einer Zeltstadt. Neues entsteht, Altes weicht. Die FRIEDA 23 wird dieser Energie eine kräftigende Basis bieten – einen Pflock, der nicht so leicht umzustoßen ist.“ Ob für ihn mit dem Pro-
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jekt ein Traum in Erfüllung gehe? Kirsten überlegt. „Ja, schon.“ Das Gebäude existiert seit den Siebzigerjahren. Damals war es eine Schule, bis zur Wende, dann zog die Jenaplanschule ein. Später stand es eine Zeit lang leer und dann zogen das Institut für neue Medien und die Kunstschule Rostock ein. Wir stehen mit Ingo Körber vor einem Pappmodell, das die fertige FRIEDA 23 zeigt. Im Anbau draußen wird das li.wu. einziehen, aber das Kino im Barnstorfer Weg bleibt trotzdem bestehen. LOHRO sitzt oben rechts, die Kunstschule im linken Flügel. Noch ist der Umbau nicht fertig. Noch sind die Räume leer und die Wände kahl. Aber jetzt ist schon genau geplant, wie es ab Mai 2014 aussehen soll und wer in das umgestaltete Gebäude einziehen wird. Neben den Projektinitiatoren der ersten Stunde, zu denen die Kunstschule Rostock, das Institut für neue Medien, Radio LOHRO und das li.wu. gehören, findet eine Vielzahl weiterer Kulturinstitutionen ein Zuhause in der FRIEDA 23. So sollen unter anderem auch die Heinrich-Böll-Stiftung, die PopKW und der Jugendmedienverband MV ein paar Räume angemietet haben. Durch dieses Miteinander werden Synergien genutzt und kreatives Potenzial vereint. Die Bauarbeiten sind zwei Wochen im Verzug. „Die holen wir auf“, lacht Körber und sein Blick schweift gedankenverloren zurück zu der kleinen Pappkonstruktion.
Erhöhte Radioaktivität in Rostocks Mitte Mit drei Leuten und einer Antenne gründete sich vor zehn Jahren der kleine, aber feine Radiosender LOHRO. Seitdem ist viel passiert, heute ist er fester Bestandteil der Kulturlandschaft. Die Erfolgsformel: engagierte Enthusiasten. Autoren: Philipp Rose und Sophie Auer gehen auf (den) Empfang.
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ls dann das erste Mal Töne aus dem Radio zu hören waren, die wir selbst machten, war das wie eine Geburt“, so beschreibt noch heute ein LOHROianer von damals das Gefühl des ersten Sendens. 2003 feierte das Radioprogramm von LOHRO Premiere – zu diesem Zeitpunkt noch als Veranstaltungsrundfunk im Windschatten der Kulturwoche. Nach einem weiteren Probelauf im Jahr 2004 konnte man ab 2005 Dauerbetrieb vermelden. Für all die von der bestehenden Radiolandschaft Frustrierten war eine echte Alternative geboren. Eine neutrale und unangepasste Berichterstattung war den Hörern in Rostock bis dato nämlich nicht bekannt. Angefixt, ruhelos und etwas angespannt, aber voller Erwartungen – das waren die Gründungstage bei LOHRO. Redaktionen sprossen wie Pilze aus dem Boden. In der Anfangszeit war bei der Mitarbeit vor allem eines wichtig: Improvisationstalent. Doch nichts ist bekanntlich beständiger als der Wandel: LOHRO avancierte rasch zu einer festen Größe in der Radiolandschaft.
Radiomachen ist mehr als Regler zu schieben und loszuquatschen. Wer kümmert sich um die aktuellen Nachrichten? Hat schon jemand den Interviewtermin weitergegeben und sind die neuesten Singles schon in der täglichen Musikrotation? Was LOHRO aber von kommerziellen Radiosendern unterscheidet, ist die Vielfalt des musikalischen Programms: An jedem Abend der Woche spielt ein neues Orchester auf. Dienstags beispielsweise kann man der Indie-Sinfonie lauschen oder am Mittwoch seinen booty zu Reggae und Dancehall shaken. Auf LOHRO hat der „Traumzauberbaum“ Platz neben krassem Death Metal, und genau diese Bandbreite macht den unverkennbaren Charakter des kleinen Rostocker Radiosenders aus. Wem heimischer Stereosound dauerhaft zu monoton wird, der kann auch gepflegt mit LOHRO ausgehen: Am 25. Januar findet die mittlerweile neunte „LOHRO KLUBNACHT“ statt: Verschiedene Rostocker Lokalitäten werden die ganze Nacht mit einem Shuttleservice verbunden, damit die Feierwütigen zu verschiedenen DJs und Acts bis in
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die frühen Morgenstunden das Tanzbein schwingen können. Auch durch diesen Event hat sich LOHRO zu einer vernetzenden kulturellen Instanz in Rostock entwickelt. Aber LOHRO lebt nur durch Leute, die Lust haben, sich freiwillig zu engagieren. Es besteht die Möglichkeit, als Praktikant Einblicke in die redaktionelle Arbeit zu erhalten. Und nein, ihr müsst auf keinen Fall Kaffee kochen oder den halben Tag am Kopierer rumstehen. Sofort heißt es, Verantwortung zu übernehmen, d. h. rauszugehen, Termine wahrzunehmen, Interviews zu führen und daraus einen Beitrag zu entwickeln, der oft noch am selben Tag in den Äther geschickt wird. Denjenigen, die mitmachen wollen, sei der „LOHRO-Fahrschein“ wärmstens empfohlen. An zwei Tagen, meist am Wochenende, wird euch von Experten alles beigebracht, was für die Arbeit beim Radio wichtig ist – vom ersten Einblick in die Radiolandschaft M-V über digitale Schnitttechniken bis zum Moderieren einer Sendung. Dann ist nur noch eines gefragt: eure eigene Kreativität!
Abgrundtief
„Mit Comics verbinden die meisten eher Spiderman oder Mickey Mouse, daher wird ihr didaktisches Potenzial oft unterschätzt oder belächelt und nicht einmal annähernd ausgeschöpft. Dabei bietet die Arbeit mit Comics im Geschichtsunterricht ein vielfältiges Spektrum von Methoden an, die den Unterricht abwechslungsreich gestalten und an die Lebenswelt von Schülern anknüpfen“, heißt es im Vorwort zu „Abgrundtief“.
Autorin Dörte Glänzer ist Lehramtsstudentin und steht kurz vor ihrem Examen.
Im Rahmen eines Geschichtsdidaktikseminars suchte sie nach neuen Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung und entdeckte das Genre Comic: für sich, für die Schülerinnen und Schüler und für uns. Ein didaktischer Comic, der detailgetreu und gut recherchiert die geschichtlichen Fakten des Holocaust skizziert, ist das Ergebnis. Ein Exemplar ist für 7 Euro bei Dörte Glänzer erhältlich und ist nicht nur für Lehramtsstudierende interessant.
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Bei den hier dargestellten Bildern handelt es sich um ausgewählte Ausschnitte des Geschichtscomics. Für Interessierte: Facebook-Gruppe Comi G Geschichtscomic Für Bestellungen: doerte.glaenzer@uni-rostock.de
Auf dieser Seite veröffentlichen wir Literatur von Studierenden der Uni Rostock. Du bist schriftstellerisch aktiv und möchtest deine Texte im heuler sehen? Dann schreibe an kultur@heulermagazin.de.
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Der Weg, den er ging – Ein Leben nach Auschwitz
Noah Klieger hat Auschwitz überlebt und ist einer der letzten Zeugen der Schoah. Sein Buch „Zwölf Brötchen zum Frühstück“ ist mittlerweile ausverkauft. Er sprach mit uns über Überlebenswillen, Zionismus, Mathematik und deutsche Sprichwörter.
Autorinnen: Anne Halbauer und Wiebke Glitzner betreiben Denkmalpflege.
tive Redaktionsmitglied. „Ich bin fast überall der Älteste“, schmunzelt er. Die Berichte in seinem Buch waren ursprünglich als Kolumne in dieser Zeitung erschienen, bevor er sie ins Deutsche übersetzte und gesammelt veröffentlichte. Er beherrscht die deutsche Sprache besser als mancher Muttersprachler. In der Zeit im Lager habe er viel gehört und dadurch gelernt, sagt er. Erklären kann er den Holocaust nicht. Doch er kann davon erzählen. Und das tut er auf eine Art und Weise, wie wir sie noch kein zweites Mal erlebt haben. Es ist unmöglich zu beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn man bei minus 24 Grad über viele Stunden nackt im Freien stehen muss, während neben einem die Menschen reihenweise erfrieren. Es ist unmöglich, den Hunger zu beschreiben, den man verspürt, wenn man jeden Tag hart arbeitet und sich ausschließlich von einer dünnen Suppe ernähren kann. Es ist unmöglich, den Gestank zu beschreiben, der herrscht, wenn Tausende Menschen zusammengepfercht mit Durchfall und stets derselben Kleidung auf engstem Raum leben. Es ist unmöglich zu beschreiben, welche Schmerzen ein Gefangener in Auschwitz erleben musste. Auch die Angst vor neuen Selektionen und dem allgegenwärtigen Tod ist kaum in Worte zu fassen. Es ist nicht zu beschreiben, welche Anstrengung es bedeutet, vollkommen ausgemergelt auf einen Marsch von Auschwitz nach Nordhausen geschickt zu werden. Es ist unmöglich zu beschreiben, wie es ist, wenn man nach Jahren im Lager seinen Eltern wieder begegnet, die Auschwitz wie durch ein Wunder auch überlebt haben. Doch Noah Klieger gelingt es zumindest, uns eine Vorstellung davon zu vermitteln. Liest man sein Buch, werden all die Menschen wieder lebendig, die im KZ ihr Leben ließen. Man liest vom Lagerleben, von einer Reihe von Wundern, die das Überleben möglich machten, und man erfährt dabei so viel mehr als aus Geschichtsbüchern. Noah Klieger ist echt, seine Geschichte und die Menschen in ihr sind echt. Er hat ihnen und sich ein Denkmal gesetzt und es ist nun an uns, dieses Denkmal zu pflegen, zu bewahren und weiterzugeben.
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uhig und doch ganz aufmerksam sitzt er da. Dann steht er auf, tritt an die Gäste in der ersten Reihe heran und fragt: „Wer war der erste Fußballer der Weltgeschichte?“ Als niemand eine Antwort weiß, sagt er: „Na ganz klar Jesus! In der Bibel steht: Jesus stand im Tor und seine Jünger abseits.“ Der Mann, der diesen Witz erzählt, hätte mehr als einmal in seinem Leben allen Grund gehabt, den Humor zu verlieren, und doch ist er noch heute zu Scherzen aufgelegt und bereit, allen, die sie hören wollen, seine Geschichte zu erzählen. Noah Klieger ist heute 86 Jahre alt und Überlebender des Holocaust. Er wurde in Straßburg als Sohn eines jüdischen Journalisten geboren, musste Frankreich aber schon mit zwölf Jahren verlassen. 1939 zog er mit seiner Familie nach Belgien, da sein Vater glaubte, dass Belgien im nahenden Krieg verschont bleiben würde. Der damalige König Leopold III. galt als Anhänger des Führers. Doch am 10. Mai 1940 wurde auch Belgien angegriffen und so war die vermeintliche Sicherheit schnell vorbei. Noah Klieger begann, in einer Untergrundorganisation zu arbeiten, die Juden zur illegalen Ausreise in die neutrale Schweiz verhalf. Die Arbeit lief gut, doch kurz bevor er sich selbst absetzen wollte, wurde er verraten und mit nur 16 Jahren von der Gestapo ins Sammellager Mechelen deportiert. 1943 kam er dann in einem der vielen Transporte nach Auschwitz. Von seinen Erfahrungen im Lager berichtet er sowohl in dem Buch „Zwölf Brötchen zum Frühstück“ als auch regelmäßig vor Jugendgruppen. So auch am 27. November 2013 vor Studierenden unserer Universität, gemeinsam mit Batsheva Dagan, Michael Goldmann-Gilead und Jacov Tsur. Klieger lebt heute in Tel Aviv und arbeitet noch immer als Journalist für Israels größte Tageszeitung, „Jedi’ot Acharonot“. Er ist das älteste ak-
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Landtagspräsidentin Frau Bretschneider im Gespräch mit Noah Klieger
Abends treffen wir Noah Klieger in seinem Hotel. In unserem Gespräch hat uns vor allem interessiert, was passierte, als er aus Auschwitz zurückkam und wie er heute gegen das Vergessen arbeitet. Anfänglich blättert er ein bisschen durch die 103. Ausgabe des heuler, seine O-Töne: „Ah, hier ist ja Frau Bretschneider, mit ihr treffe ich mich morgen. Brauner Wolf im Schafspelz? Von der NPD droht keine Gefahr. Am besten ist es, wenn man sie komplett ignoriert und nicht darüber schreibt oder spricht. Je weniger Aufmerksamkeit, desto besser. Auf der anderen Seite habt ihr doch jetzt diese Piraten. Dass eine solche Partei ohne richtiges Programm gewählt wird, kann auch nur in Deutschland passieren.“ (S. 42) „‚Der frühe Vogel fängt den Wurm.‘ Das ist auch so ein deutsches Sprichwort wie ‚Morgenstund hat Gold im Mund.‘ Alles Schwachsinn.“ (S. 37) Er bestellt einen Glühwein und schon geht’s los. heuler: Nach Ihrer Befreiung gingen Sie weder nach Frankreich zurück noch blieben Sie lange in Belgien. Warum nicht? Noah Klieger: Niemand wurde nach Auschwitz
gebracht, um dort zu überleben. Das ist eine Tatsache, die mir und anderen jüdischen Inhaftierten täglich aufs Neue bewusst wurde. Doch wir haben uns zwei Dinge geschworen: Wenn wir Auschwitz überleben, werden wir erstens der Welt von den Verbrechen der damaligen Deutschen erzählen und wir werden uns zweitens für die Gründung eines jüdischen Staates einsetzen. Niemand auf der Welt vertrat bis dahin die Rechte der Juden. Die Reichspogromnacht am 9.11.1938 spiegelte deutlich das Desinteresse der Welt gegenüber dem Judentum wider. Ich bin in Auschwitz Zionist geworden und so träumte ich wie viele andere Juden auch von Eretz Israel. Einem Land, das zum ersten Mal die Stimme der Juden in der Welt vertreten sollte. Mittlerweile leben Sie seit 65 Jahren in Tel Aviv. Geboren sind Sie allerdings in Frankreich, Französisch ist Ihre Muttersprache. Welcher Nationalität fühlen Sie sich zugehörig? Ich bin Israeli. Ich bin sogar ein israelischer Fanatiker und fühle mich nicht als Franzose. Auch wenn das die Franzosen immer noch nicht einsehen wol-
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len. Für sie lebe ich derzeit im Exil, im Exil, das schon 65 Jahre andauert. In diesem Moment unterbricht ein Anruf unser Gespräch. Noah Klieger: Ja? Ja ... Ich gebe gerade ein Interview. Ich werde nun berühmt in Rostock. [...] Rostock, das ist eine Großstadt mit 200.000 Einwohnern, aber es sieht eher aus wie 20.000 [...] Sie erzählten von Ihrem Ziel eines jüdischen Staates, was haben Sie nach dem Holocaust unternommen? Nach meiner Befreiung in Ravensbrück 1945 ging ich nach Belgien zurück, um mich einer zionistischen Bewegung anzuschließen. Wir hatten das Ziel, unseren Traum eines jüdischen Staates zu verwirklichen, dort, wo das Judentum seinen historischen Ursprung hat. Der Traum vom Heiligen Land und der Glaube an unseren einen Gott hat die Juden über Generationen hinweg überleben lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine Einwanderungswelle von Juden aus Europa nach Palästina, das damals in englischer Verwaltung war. Ziemlich schnell verhängten die Engländer
eine Einwanderungssperre. Ich war an Bord des berühmtesten Flüchtlingsschiffes, der Exodus. Kurz vor unserem Ziel wurden wir von den Engländern aufgehalten und zum Umkehren gezwungen. Um ein Exempel zu statuieren, wurden wir zurück nach Europa geschickt, um in Deutschland in zwei Lager gesperrt zu werden. Dieses Vorgehen sorgte für einen Aufschrei in der Welt. Wie konnte man zwei Jahre nach Ende des Krieges Juden in deutsche Lager sperren? Es gelang uns schließlich doch noch, nach Israel zu kommen. Dort kämpfte ich für die Unabgängigkeit. Im Mai 1948 wurde schließlich der Staat Israel gegründet. Um dort als Journalist Fuß fassen zu können, musste ich Hebräisch lernen. Zum Glück fällt mir das Sprachenlernen leicht. Ich höre Sprachen und lerne sie nicht. Was mir nicht zufliegt, kann ich nicht, ich bin zu faul. Apropos, ich bin Perfektionist. Wenn ich mir bei einer Sache nicht hundertprozentig sicher bin, spreche ich auch nicht darüber. Zum Beispiel Elektronik oder Mathematik. 90 Prozent der Menschen brauchen sowieso keine Mathematik, trotzdem zwingt man sie dazu. In der Schule haben alle Angst vor Mathe. Folgten Ihnen Ihre Eltern nach Israel? Wie war das Verhältnis zu ihnen und wie wurde das Thema Auschwitz in Ihrer Familie behandelt? Mein Vater war ebenfalls Journalist und veröffentlichte bereits 1947 ein Buch mit dem Titel „Der Weg, den wir gingen“, in dem er über das Erlebte berichtete. Wir sind mit dem Thema immer offen umgegangen. Anfang der 60er-Jahre sind sie nach Israel ausgewandert. Wir sind die einzige Familie, deren Mitglieder alle in Auschwitz waren und alle überlebt haben. Wie wird die Geschichte der Schoah (hebr. Katastrophe) heute in Israel vermittelt? Ähnlich wie in Deutschland ist sie Teil des Geschichtsunterrichts, aber das ist nicht ausreichend. Wie ist der Kontakt nach Rostock entstanden? Petra Klawitter, Lehrerin an der Europaschule Rövershagen, arbeitet mit ihrer Projektgruppe „Kriegsgräber“ die Geschichte des Holocausts auf und hat mich vor vier Jahren zum ersten Mal als Zeitzeugen an die Schule eingeladen. Seitdem komme ich regelmäßig nach Rostock. Die Klawitter ist wirklich außergewöhnlich. Sie reisen trotz Ihres Alters schon seit Jahren quer durch die Welt, um von Ihren Erlebnissen zu erzählen. Wenn Sie das nicht mehr schaffen, haben Sie Angst, dass die Geschichte des Dritten Reiches in Vergessenheit gerät? Natürlich habe ich Angst. Wenn es mich und die anderen Zeitzeugen nicht mehr gibt, wird der Zweite Weltkrieg ein Kapitel im Geschichtsbuch sein, neben all den anderen. Das Problem daran ist, dass Geschichtsschreiber noch nie objektiv waren. Dagegen kann sich das Buch nicht wehren, wir allerdings schon. Wenn die Geschichte geleugnet wird, sind wir da, um zu berichten, welche Verbrechen die damaligen Deutschen an uns begangen haben. Ist euch schon aufgefallen, dass ich nicht das Wort „Nazi“ verwende, sondern immer „damalige Deutsche“ sage? Die Nazis waren kein Volk, was plötzlich von einem anderen Planeten gekommen ist und danach wieder verschwand. Hitlers Machtergreifung war keine Machtergreifung, sondern er wurde von den damaligen Deutschen gewählt. Wie kann es sein, dass das kultivierteste Volk der Welt ein solches Verbrechen begeht? Im Holocaust sollte das erste Mal in der Geschichte der Menschheit ein ganzes Volk systematisch vernichtet werden. Das kann man nicht erklären.
„Zwölf Brötchen zum Frühstück“ von Noah Klieger: Nur noch erhältlich über Andrew Walde vom DGB Berlin „Der Weg, den wir gingen“ von Bernard Klieger ASIN: B001G6EHWY Revue des Zeitzeugentreffens 2013: http://l.hh.de/zeitzeugentreffen
Vielen Dank für das Gespräch!
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Rostock in 100 Worten
Autorin: Antonia Wolschon ist nicht ganz klar im Dachstübchen.
Im Dach einer alten Kirche zu leben ist ungewöhnlich und fast einmalig in Deutschland. Um 1976 endete die Nutzung der Nikolaikirche in der Altstadt. Man suchte nach innovativen Nutzungskonzepten und wurde prompt im Dachstuhl fündig. 13 Wohnungen und 5 Gästezimmer wurden in das hölzerne Gebälk installiert. Hier bekommen die BewohnerInnen und BesucherInnen nicht nur einen grandiosen Ausblick. Bei Konzerten im Kirchenschiff kann ebenso jeder Ton mitgesungen werden. Des einen Freud ist eben des anderen Leid. Die Gästezimmer sind vor allem für Besucher der Hansestadt ein Highlight. Wer kann schon Zuhause erzählen, während seines Urlaubs in einer Kirche gewohnt zu haben?
* * Sie befinden sich hier.
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TXT.FEST: Die Revolution ist vielseitig Die Veranstaltung zur Veröffentlichung der Weisz auf Schwarz #13 im Peter-Weiss-Haus vereinte neben Dadaismus im Superlativ und brachialem Anspruch auch jene in zwanghaft gespielter Konkurrenz stehenden Literaturzeitschriften Risse und Weisz auf Schwarz. Don’t judge a book by it’s cover.
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a. Es war ein Fest. Dem Publikum, den Moderatoren, den Künstlern wohl, aber auch meiner Winzigkeit. Und so fällt es mir schwer, in Ermangelung von Objektivität eben jene zu liefern. So wage ich vage den utopischen Versuch, einen Bericht zu verfassen und werde doch am Ende eine Laudatio gehalten haben – auf den Abend. Prost. Das unter dem Motto „Die Demokratie überwinden. Die Diktatur der Kunst verhängen“ gestaltete Stelldichein begrüßte seine Gäste noch vor eigentlichem Beginn mit von „Schlepp Geist & Maré“ collagierten Sounds; elektronisch untermalte, von WASHerausgeber Steffen Dürre eingesprochene Texte. In diesen Versatzstücken fickte alles und jeder jedem und allem in den Arsch. Was im jetzigen Moment dem Leser vulgär und niveaulos aufstoßen mag, war im Grunde eine Persiflage, die ihresgleichen sucht und suchen wird. Bei Betrachtung der schwarz-rosagolden behangenen, chaplinschen Bühnenausstattung relativiert sich ganz nebenbei alles zu einer
harmonischen polyphonen Kakophonie. Mit leichter Verspätung – Literatur kann nie pünktlich, nur punktuell oder auf den Punkt sein – begannen Steffen Dürre und Jens Lippert (Redakteur der Risse – Zeitschrift für Literatur in M und V) die mit Moderation äußerst abschätzig beschriebene Abendgestaltung, welche eine Unterscheidung zwischen geplanter Improvisation und improvisiertem Plan unmöglich machte. Ein Vergleich mit Joko und Klaas würde wohl nicht nur den Literaten missfallen, sondern auch die Privatfernseh-Spaßmacher in ihre Einzelteile zerlegen. Kunst kommt von Können: Es wäre albern, wenn nicht vermessen, das Können der 5+2 Darbietenden des totalen Wahnsinns bewerten, gar kritisieren zu wollen, wenn einem selbst jegliches Können für diese Form der Kunst vom Füller und der Zunge springt. So sei im Folgenden durch die bloße Niederschrift meiner spärlichen Notizen eine möglichst interpretationsfreie Berichterstattung ge-
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geben. Wobei letztere aus Richter und Bestattung zusammengesetzt ist und so das Todesurteil der Kunst bedeutete. Deshalb sprechen wir lieber von einem aphoristischen Aquarell. 1. Oliver Kluck. Schreibender Mensch. Theatertexte. Dramatiker. Jutebeutel. M&O. [Aktuelles Stück: Über die Möglichkeiten der Punkbewegung. Läuft noch im Volkstheater Rostock.] „Wikipedia verfolgt mich.“ „Hat man erstmal einen Preis, folgen weitere automatisch.“ „Ich bin teuer.“ „Auftragsarbeiten sind scheiße.“ Künstlerfeindliche Arbeitsweise an Theatern. „Die Suche nach einem Land, in dem man niemanden kennt, wo es keine christliche Union gibt.“ Frau Macher: Das Schweizer Femininum von Superstar? Die Technik scheitert. Geplant war, die verlesenen Machtwerke mit Hilfe eines Gebläses und eines Shredders im Publikum zu verteilen. „Der Text wehrt sich dagegen.“
2. Mara Genschel. Der Schein der personifizierten Verwirrtheit. „Wir haben doch besprochen, dass es kein Programm gibt.“ Genschel hat das Heft in der Hand. Moderatoren zu Lakaien. „DU stehst jetzt einfach da, und hältst den Klebestreifen.“ Marx. Der Autor. Referenzfläche. Ideenklau unter Literaten. Der Autor im Nichts. Auf der Bühne herrscht der freigelassene Sinn des Irrsinns. Dürre zerschneidet Exkremente von „Der Autor“. Lippert und Genschel kleben zusammen. Wie baut man einen Text aus fremden Versatzstücken? Noch Dada, oder schon Gaga? Publikum im Kollektiv der Zwerchfellkrämpfe. Pause. Erneut fickt jeder und alles jedem und allem in den Arsch. 3. Martin Badenhoop. Die Vorhaut des Kapitals. Live-Schalte per Skype. Zwei Korken in Cork, Irland. Klangschalen-PDF. Japanisch. Heideggerhaiku.
Akzentvolles Englisch. Rückständige Entwicklungsländer. Mecklenburg-Vorpommern. Wider den berlinistischen Kulturimperialismus. Interview mit Sarrazin: Dürre als Puppenspieler; oral schneller als manuell. Anstößige Ergebnisse über die Verbesserung der Dichtkunst. 4. Wolfram Lotz. Hofft, dass man wenigstens seinen Namen richtig ausspricht. Text über Thilo Sarrazin über Bord geworfen. Verteidigungsrede eines somalischen Piraten vor dem Hamburger Landgericht. Akademischer Werdegang eines DiplomPiraten. „Dinge im Arsch töten den zwitschernden Vogel in unserem Herzen.“ Entwaffnend. 5. Lukas Rauchstein. Carloihdes Klavier. Grebesk. Stimmgewaltig: Bassstimme wäre untertrieben. Die Zunge Einsteins. „Für Depression gibt es keinen Mindestlohn. Nicht mal Hohn.“ Exzentrisch. „Geh nicht. Und wir verschlafen die Wahl.“
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Triviale Revision der Liebe: „Auch das schönste Liebeslied ist beschissen, wenn die Liebe nicht mehr blüht.“ Volksnahes Kneipen-Akkordeon für Bardame Roswitha. Das Winterfest der Volkspoeten. Literatur darf auch manchmal carloihde sein. Dennoch verweigerte Lippert letztendlich den Bruderkuss der gerissenen Weisz auf Schwarz. Doch bald dichtet, was verdichtet gehört. Die Bühnengestaltung war ziemlich dürre und kompletter Fasching. Aber Dank an alle. Noch mehr Eindrücke zur Weisz auf Schwarz und Material zur Veranstaltung gibt es hier: weisz-auf-schwarz.de l.hh.de/TXTFEST Autor Fritz Beise weiß auch nicht, WAS da eigentlich los war.
Fotos 1, 4, 5: Fabian Scheller / 2, 3, 6, 8, 9: Reiner Mnich.
„Du bist der Fluss, nicht das Floß“ Interview mit Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi
heuler mit Tentakeln Ole, Shaban, Boris, Tobi, Robert und Anne (v. l. n. r.). Logbucheintrag 6-1-2: An meinem Fenster fliegen Socken vorbei. Währenddessen befindet sich Rostock in den Fängen der Tentakel. Genauer gesagt in einer wummernden Blase aus Fragen, Rätseln und Denkanstößen – getextet und präsentiert von Käptn Peng (Robert) und musikalisch unterlegt von Shaban (Butzklatz), Moritz (Shring), Peter (Krakkaschlack) und Boris (Bmfh). Die Tentakel von Delphi eben. Gemeinsam sind sie diesen Januar auf Tour, die – dem vielfältig gemischten Publikum zur Freude – am 8.1. im Rostocker M.A.U. Club startete. Dabei brachten die Songs und Gedichte des unkategorisierbaren Kombinats die Füße und Köpfe der Lern- und Lärmwilligen zum Dampfen. Wir trafen Robert, seinen Beatmaster Shaban und (Kontra-)Bassist Boris nach dem Konzert zum Gespräch übers Singen und Sein. heuler: Ihr produziert zu vielen eurer Songs aufwendige Videos und benutzt auf der Bühne verschiedene Kostüme und Ähnliches. Gibt es für euch überhaupt eine Trennung zwischen den einzelnen Kunstbereichen? Robert: Gute Frage. Das Lustige ist, dass wir ja damit angefangen haben. Also schon zu unserem vierten Lied („Oha“) haben wir ein Video gemacht und damit gewisse Bekanntheit erreicht, obwohl wir noch gar nicht so viele Songs hatten. Das hat sich so ergeben – es ging ziemlich schnell und
spontan. Da sind wir dann auf den Geschmack gekommen, dass wir unsere Musik so oft es geht verbildlichen. Und genauso, wie wir gelernt haben, Musik zu machen, wuchsen wir dann auch mit der Videoarbeit. Shaban hat oft Kamera gemacht und ich habe geschnitten und Regie geführt. Ihr stellt viele Fragen und Rätsel in euren Songs. Seid ihr mit der Zeit den Antworten schon nähergekommen? Robert: Die Antwort auf die Frage ist ein Gefühl oder eine Perspektive, die man einnehmen kann. Und ändert sich diese Ansicht auch, wenn man die Songs immer wieder spielt? Robert: Ja. Das ist nicht jedes Mal gleich. Wenn man Wörter so oft wiederholt, dann orientiert man sich zwar an dem Inhalt, den sie gehabt haben, als man sie aufgeschrieben hat, aber trotzdem wird es jedes Mal zu etwas anderem, weil es ja zur Musik wird. Dadurch ist man dann nicht hundertprozentig in der ursprünglichen Situation, die man beschreibt. Man nutzt zwar die Beschreibung, aber es ist eben nicht mehr nur Philosophie, wenn man es rappt, sondern ... Musikolomie, oder so ähnlich. Singst du denn jedes Mal bewusst diese Texte oder kommt irgendwann auch ein gewisser Automatismus dazu?
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Robert: Manchmal kommt man tatsächlich in so einen Automatismus. Der Kampf ist dabei, es immer so frisch wie möglich zu halten. Shaban: Es ist eher so ein ... sagen wir mal ... Fluss. Manchmal ist es wirklich so, dass die Texte einfach drin sind und dass man sich dann auf ganz andere Kleinigkeiten darin konzentriert. Robert: Teilweise entdeckt man Sachen auch ganz neu. Man hat es vielleicht noch nicht ganz verstanden, als man es aufgeschrieben hat, sondern es geht einem dann live auf, was man eigentlich meinte. Das passiert mir auch oft. Man denkt dann eher einfach nach und das ist dann gar nicht Sprache, sondern irgendwas. Dann schreibt man es auf und wird dabei schon sehr vom Reim regiert – Hauptsache, es passt erst mal. Und später fällt einem dann auf, dass es total krass Sinn macht. Als wenn der Text sich selbst schreibt und eine eigene Entwicklung hat. Das ist dann nicht immer nur vom Willen geleitet, sondern auch vom Text selbst. An welchem Punkt kommt da die Musik dazu? Wo kommen die Impulse her? Robert: Das wechselt sich immer ab. Also manchmal ist Musik da und die inspiriert einen zu einem ganz bestimmten Gefühl und manchmal ist Text da und dann wird Musik dazu erschaffen. Shaban: Und manchmal trifft sich's auch. Dann gibt es bereits einen Text und man entwickelt parallel Musik und dann merkt man, dass es total gut dort rein passt. Da gibt es ganz verschiedene, sich selbst ergebende Herangehensweisen und kein festes Modell. Von wem kommt denn was genau? Shaban: Also die Texte kommen komplett von Robert (Anm. d. Red.: Peng). Angefangen hat es ja damit, dass ich die Musik gemacht hab – elektronisch – und relativ kurze Zeit später entwickelte sich dann auch das Projekt mit der Band. Also eigentlich sind es zwei Projekte. Aber da diese denselben Frontsänger haben und dadurch die gleichen Themen und den gleichen Kern, ist es schwer auseinanderzuhalten. Manchmal sind's halt zwei Sachen, aber letztendlich gehört es zusammen. heuler (zu Boris): Und kannst du dich mit den Texten auch identifizieren?
Gespannte Blicke der Kollegen – natürlich ganz ohne Druck – dann allgemeine Heiterkeit. Boris: Identifikation? Warum? (lacht.) Robert: Er lacht, aber es ist sein Ernst. Shaban: Also ich kann mich sehr identifizieren. Auch als wir an dieser Hydra gearbeitet haben („Die Zähmung der Hydra“ als erstes Album von Shaban & Käptn Peng, Anm. d. Red.), war es für mich auch ein Wahnsinnsspaß, diese Texte mit zu entdecken. Dieser Schwall, diese textstarke Musik – du kannst ja gar nicht alles beim ersten Mal erfassen. Und es ist eben toll, wenn man mit so etwas arbeiten kann. Gibt es für euch einen Fall, wo ihr gar keinen Zugang findet? Tauscht ihr euch als Band auch aus? Gibt es auch Sachen, die verworfen wurden? Boris: Also textlich wird so etwas, glaub ich, nicht vorkommen – musikalisch schon. (Zu Robert:) Die letzte Textinstanz bist ja dann doch du, da du ja schon sehr kritisch mit deinen Texten umgehst. Ich könnte mich jetzt nicht entsinnen, dass wir da mal gesagt hätten: „Ey, so geht das aber nicht.“ Robert: Aber es gibt den lustigen oder komischen Effekt, dass manche Texte ihren Glanz verlieren oder ich sie aus inhaltlichen Gründen nicht mehr rappen will. Dann gibt es manchmal den
Konflikt, dass es einen coolen Song gibt, den die Band gerne spielen will, ich aber mit den Texten nicht mehr ganz klarkomme. So einige Songs auf der Hydra-Platte, wie „Störung“, die funktionieren in einem ganz bestimmten Gefühl. Das hat schon ein bisschen mit Schub und Kraft und „Ey, wir dreh'n euch auf'n Kopf“ zu tun. Das ist dann so eine Hip-Hop-ähnliche Attitüde, die total Spaß machen kann in manchen Momenten. Aber wenn man dann dieses Gefühl gerade nicht hat, kommt man sich ziemlich bescheuert vor. Bei anderen Texten ist es dann so, dass sie gar keine direkte Haltung, sondern viele verschachtelte Fragen und Bilder haben. Und da kann man sich fast gar nicht nicht hinterstellen, weil es viel zu abstrakt ist. Der Text hat gar keine Meinung. Er sagt nur: „Guck mal, A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, und dann dreh ich's um und dann isses immer noch so.“ Und du so: „Hä.“ – Ist wie so'n Mathedings. Vielen Dank für das Interview! Zum ganzen Artikel geht es hier: l.hh.de/peng Autoren: Anne Specht und Ole Schulz Fotos: Tobias Prill
„Das ist doch kein Märchen!“ Autor: Martin Fietze kann sich zwischen Höhenflug und absteigendem Ast nicht entscheiden.
Das nunmehr zehnte Buch des Österreichers Thomas Glavinic wurde von der Kritik schon frühzeitig als Kitsch gebrandmarkt und zugleich als ein modernes Märchen gepriesen. Auf zwei Handlungsebenen, die Kapitel für Kapitel wechseln, begegnet der Leser dem Exzentriker Jonas, der nach einer Trennung von seiner Freundin Marie auszog, den Himalaya zu erklimmen. Zwischen den gefährlichen und buchstäblich atemberaubenden Anstrengungen auf dem größten Gipfel der Erde, bei denen Jonas gar eine Rippe wegen seines Hustens bricht, wird die Lebensgeschichte des Wunderknaben, der mühelos sämtliche Sprachen zu verstehen scheint, ohne sie je gelernt zu haben, erzählt. So erfährt man nicht nur, dass Jonas mitsamt seinem geistig behinderten Bruder von einer alkoholabhängigen Mutter an einen mafiösen alten Mann namens Picco gegeben wurde, sondern auch, dass der Hang zu halsbrecherischen Aktionen Jonas schon seit seiner Kindheit beglei-
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tet. Finanziell unabhängig und nach diversen Todesfällen so ziemlich ganz allein auf der Welt verkommt das Reisen zu einer sinnlosen Tätigkeit. Für den Zeitvertreib und den Versuch, die eigenen Ängste zu überwinden, reicht das jedoch allemal. Das Buch folgt dabei einer simplen Logik: Je steiler der Aufstieg Jonas' auf dem Berg, desto wahnwitziger die erzählten Erlebnisse aus seiner Vergangenheit. Die Hyperbolik streift bisweilen gar das Absurde und man fragt sich, wann das Buch und seine Hauptfigur ein Ende nehmen. Doch auch nach über 500 Seiten bleiben viele Fragen unbeantwortet. Glavinic betont diese Offenheit. Er wollte nicht alles erzählen, sagt er. Anders gesagt: Er ist noch nicht fertig mit dieser Figur. Und wie sagt es Picco noch so schön? Antworten werden überschätzt. Manche Autoren auch. Thomas Glavinic – Das größere Wunder Hanser Verlag / 22,90 Euro 04.02.14, 20 Uhr, PWH: Lesung & Gespräch mit Thomas Glavinic „Das größere Wunder“
Kulturtermine Liebes Tagebuch,
Theater:
Ausstellung:
25.1.2014, 20:00 Uhr / Private Rooms / Tanztheater / Ateliertheater / ab 5 Euro
20.2.–12.3.2014 / Mo.–Fr., 7:00 – 18:00 Uhr / Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen / Foyer Rostocker Rathaus / Eintritt frei
9.2.2014, 18:00 Uhr / Premiere: COSÌ FAN TUTTE / Komische Oper von Mozart / Großes Haus / ab 15 Euro 14.2.2014, 20:00 Uhr / Premiere: Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn / Schauspiel Kleine Komödie Warnemünde / ab 15 Euro
21.1. – 15.2.2014 / Hanns Eisler und das Hollywooder Liederbuch / 20.1.2014, ab 19:00 Uhr: Eröffnung und Konzert Ins Paradies vertrieben ... / Foyer hmt / Eintritt frei
21.2.2014, 20:00 Uhr / Premiere: Sonnenallee / Koproduktion mit der hmt / Ateliertheater / ab 15 Euro 1.3.2014, 19:30 Uhr / Premiere: Dracula / Vampirklassiker nach Bram Stoker / Großes Haus / ab 15 Euro
Besonderes: 31.1.2014, 19:30 Uhr / Musikalisch & kulinarisch / Werke von Johannes Brahms und George Onslow mit dem ENSEMBLE ARABESQUES (Hamburg) und Kulinarisches von Starkoch Tillmann Hahn / Barocksaal Rostock / Eintritt ab 25 Euro 25.1.2014, ab 21:00 Uhr / LOHRO Klubnacht / Eintritt 10 Euro 04.02.14, 20 Uhr / Peter-Weiss-Haus / Lesung & Gespräch mit Thomas Glavinic „Das größere Wunder“ / Moderiert von Prof. Dr. Lutz Hagestedt und Studierenden des Instituts für Germanistik
Konzert: 21.1.2014, 19:30 Uhr / Hochschulorchester: Werke von Richard Strauss / Katharinensaal hmt / Eintritt ab 5,50 Euro 1.2.2014, 19:30Uhr / Hochschulchor: Chormusik mit zwei Klavieren / Katharinensaal hmt / ab 5,50 Euro 23.2.2014, 18:00 Uhr / 6. Philharmonisches Konzert: Werke von Ludwig van Beethoven / Großes Haus / ab 5 Euro 22.2.2014, 20:00 Uhr / Captain Planet / Zwischenbau 31.1.2014, 20:00 Uhr / Alin Coen & Band / M.A.U. Club / Eintritt ab 17 Euro 28.3.2014, 21:00 Uhr / Knorkator / M.A.U. Club / Eintritt ab 21,50 Euro
ich bin von Zuhause weggelaufen. Mama hat die ganzen letzten Tage geschimpft, weil ich immer nicht aufessen wollte. Das schmeckt ja alles, aber kein Mensch auf der Welt kann so viel essen. Höchstens dieser Amerikaner, der in zehn Minuten 69 Hotdogs essen kann. Der bin ich aber nicht! Ich bin eben so, wie ich bin. Keiner versteht mich. Dann hat sie die ganze Zeit genervt, dass ich auch ja die Gedichte alle auswendig lerne. Voll öde. Ich musste sie sogar aufsagen, als Oma und Opa da waren. Extra schick machen musste ich mich auch. Mag mich denn keiner so, wie ich bin? Ey, wenn mich meine Freunde so gesehen hätten, das wär sooo oberpeinlich gewesen. Außerdem ist das Internet voll langsam und Papa will das Wi-Fi nicht einschalten. Er hat voll Schiss, dass dann die NSE (oder so ähnlich) bei uns in die Wohnung gucken kann. Neulich wollte ich mich mit ein paar Kumpels aus meiner Klasse treffen. Da hat Mama dann extra nochmal gesagt, ich soll nicht so viel trinken. Als wenn die damals nicht gesoffen hätten. Als wir später alle nach Hause wollten, hab ich sogar mal an Martins Zigarette gezogen. Hat mir aber gar nicht geschmeckt. Na ja, jedenfalls komme ich zurück und glaub, ich guck nicht richtig: da brennt noch Licht im Wohnzimmer! Mutti ist extra lange aufgeblieben. Ich bin dann ganz schnell rein, hab „Bin zurück. Gute Nacht!“ ins Wohnzimmer gerufen und dann ab ins Bett. Hoffentlich hat sie nichts gemerkt. Dann haben meine Eltern versucht, mich mit einem Haufen Geschenke zu bestechen. Aber ich gehe trotzdem. Da können die machen, was sie wollen. Ich fahr schön zurück nach Rostock in meine eigene Wohnung. Schließlich ist Weihnachten vorbei. Die Hausarbeiten schreiben sich auch nicht von selbst und so ein Staatsexamen will auch vorbereitet sein. Mal gucken. Vielleicht lade ich meine Alten ja zu meinem 29. Geburtstag ein. Dann müssen sie sich mal so richtig schick machen, so viel essen, bis sie platzen und mir Bescheid sagen, wenn sie gut wieder zu Hause angekommen sind. Ich krieg sowieso kein Auge zu, wenn sie so spät noch durch die Gegend fahren. Ach ja, das wird schön. Autor: Stephan Holtz würde gern als Wingman arbeiten.
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Jens Ilg (Ansprechpartner Umfrage, Projektkoordination): jens.ilg@uni-rostock.de Tel: +49 381 498-8718 Tom Kräplin (Projektgeschäftsführung): tom.kraeplin2@uni-rostock.de Foto: Silke Meyer Motiv: Schreibtisch - Kunst-Wasser-Werk e.V. Neumühle
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