Heuler #106

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Das Studentenmagazin der Uni Rostock auf Papier

In diesem Heft:

Upcycling

archivierte Stammb채ume

Schildb체rger

nackte Wahrheiten

www.heulermagazin.de



Re D enstra

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Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm. Und deshalb ist es auch gut, dass uns Fragen erreichen, wobei sie uns noch lange nicht reichen. So zum Beispiel folgende: Warum zieht ihr das mit dem Gendern nicht im ganzen Heft durch? Die Redaktion des heuler hat sich schon vor vielen Monaten darauf geeinigt, niemanden zum Gendern zu zwingen. Es steht allen AutorInnen frei, dies zu tun oder es zu lassen – in welcher Form auch immer. Hier zeigt sich, dass der Heftinhalt von den einzelnen Persönlichkeiten und deren Sicht auf die Welt abhängt. Folglich kann eine weitere Frage, die nach der politischen Position des heuler, nicht einfach mit links oder rechts, oben oder unten beantwortet werden. Die politische Schwingung in einzelnen Artikeln ist immer autorInnenabhängig und spiegelt nicht eine gesamtredaktionelle Meinung wider. Nichtsdestotrotz ist es gewünscht, dass auch persönliche Ansichten in den Artikeln ausgedrückt werden. Ein Thema, das uns, wie viele an der Uni, besonders beschäftigt, ist die Ehrendoktorwürde für Edward Snowden. Momentan ist das Vergabeverfahren durch den Rektor gestoppt. Da es uns aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse nicht möglich ist, hier im Heft aktuell zu bleiben, informieren wir euch jederzeit online, wenn sich etwas Neues hierzu ergibt. So, wie wir es auch bei vielen anderen aktuellen Aufregern handhaben. Lasst uns aber hoffen, dass die ganze Aktion keine große Täuschung ist. Friederike und Fritz

Eine optische Täuschung erschien auch schon im letzten Heft. Der Artikel „Kein Asyl im Bebeltower“ aus #105 führte zu einigen Missverständnissen: Selbstverständlich waren keine Aussagen von Prof. Mackenthun geschwärzt, der Wortlaut des Gesprächs mit ihr ist in Gänze wiedergegeben. Die Balken dienten lediglich dem Layout. Wer versucht hat, sie wegzurubbeln, konnte keine vermissten Buchstaben finden und auch nichts gewinnen.

Fritz Beise

Friederike Wollgast Theresia Ziegs

Yvonne Hein

Nicole Korte

Isabell Kilian

Anne Halbauer

Nur echt mit 52 Seiten.

Ole Schulz

Sophie Auer

Philipp Rose

Stephan Holtz

Martin Fietze

Luise Wagner

Johannes Hörnschemeyer

Christoph Behrens

Jenny Horn

Roland Rau

Clemens Langer

Franziska Klein

Romy Stieger

Sven Schannak

Lisa Martens

Ilka Westendorff

Tobias Gebhardt

Tjark Wölk

Jasmin Henke

Isabelle Pejic

Maxi Musterfrau

Auch echt, aber online:

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Wir sind heuler – du auch? Steffen Dürre

Andreas Doneith

Marcus Sümnick

Hauke Ruge

Meld dich per E-Mail: redaktion@heulermagazin.de

Nadine Krämer

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heuler-Studentenmagazin Parkstraße 6, 18057 Rostock Tel/Fax: 0381-498-5608 / -5603 www.heulermagazin.de Nr. 106 | Juli 2014

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Herausgeber Studierendenschaft der Universität Rostock Redaktionsleitung Fritz Beise (V. i. S. d. P.) Friederike Wollgast redaktion@heulermagazin.de Geschäftsführung Nadine Krämer gf@heulermagazin.de Ressortleitung Friederike Wollgast, Theresia Ziegs (Uni)

Inhalt / Ausgabe 106

Isabell Kilian, Nicole Korte (Leben) Yvonne Hein (Politik)

6 LEBEN

28 Politik

7 Vipstær – Upcycling

29 Versteckte Öffentlichkeit – das Uni-Konzil

8 Family Trees

30 Interview mit Mathias Brodkorb

10 Fotostory Ein Sommer in Rostock

Anne Halbauer (Kultur)

Der Bildungsminister zur Unterfinanzierung, Lehrersituation und vielem mehr2

12 FKK

33 Wir. – Demokratiefonds

13 Studium als „Elite“

34 Bildungsstreik 2014

14 Postcrossing 15 Do it yourself – Kuchenmischung

Wieso? Weshalb? Warum?

Steffen Dürre, Fritz Beise Bildredaktion & Fotografie Marcus Sümnick Korrektorat/Lektorat Andreas Doneith

36 Fracking in M-V Nach Energie bohren

16 UNI

Layout, Grafik, Illustration

Redaktionelle Mitarbeit Sophie Auer, Christoph Behrens, Martin

17 Biotechnologie // Leihkultur

38 Kultur

18 Scheitern bis wolkig

39 Peter-Weiss-Haus

ke, Johannes Hörnschemeyer, Stephan

40 Festival-Knigge

Holtz, Jenny Horn, Franziska Klein, Cle-

Soziologisches von Prof. Junge

20 Vom großen Glück, ein Geisteswissenschaftler zu sein 22 Lobbyismus 24 Good Governance Betrachtungen einer Betroffenen

Fietze, Tobias Gebhardt, Jasmin Hen-

Tipps und Tricks für die Saison

42 Walter Kempowski Archivar deutscher Befindlichkeiten

mens Langer, Lisa Martens, Isabelle Pejic, Roland Rau, Philipp Rose, Hauke Ruge, Sven Schannak, Ole Schulz, Romy Stieger, Luise Wagner, Ilka Westendorff, Tjark Wölk

44 Serie: Uni-Chor 45 Pro/Contra: Dresscode im Theater

Redaktionssitzung: in geraden Wochen montags, 19:00 Uhr

25 Gesprächsbedarf – Kommunikationsseminarik

46 F.C. Hansa Rostock – ein Stück Kulturlandschaft?

26 Ehemalige Rostocker Studenten im Beruf

47 Nachruf: Montagsbalkon // Buchrezension

Druck: ODR Ostseedruck Rostock

27 Auge um Auge, Zahn um Zahn

48 Roland Rau vs. Clemens Langer: Apocalypse Now?

Auflage: 3.500 Exemplare

50 Rostock in 100 Worten // Postskriptum

Erscheinungsweise: viermal im Jahr

Das Miteinander der Human- und Zahnmediziner

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Du findest gut, was wir machen,

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Wir suchen im Bereich Fotografie und Bildredaktion, Lektorat und

Politik Verstärkung!

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leben Aufregend, interessant und spannend. Einfach einzigartig. So kann man unser Ressort in dieser Ausgabe beschreiben. Neben einem weiteren individuellen Start-up gibt es nicht nur unsere versprochene Fotostory (Ein kleiner Traum wurde für einige Redakteure und Ressortleiter endlich wahr!), sondern auch Themen wie die geliebte oder verpönte Freikörperkultur oder, für die Kreativen unter euch, auch wieder eine schöne Back- bzw. Geschenkidee. Also viel Spaß auf den nächsten Seiten und vor allem beim Ausprobieren, Nachmachen und Begeistert-Sein. Isabell und Nicole

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Vipstær

Zwickmühle: Alte Klamotten im Kleiderschrank, getragen werden die schon lange nicht mehr, zum Wegschmeißen sind sie aber auch zu schade. Mit Vipstær könnt ihr aus euren alten Kleidungsstücken etwas ganz Besonderes machen. Autoren: Dank Tobias Gebhardt ist Nicole Korte ein Vipstær. Foto: Vipstær

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ie Hipster-Bewegung in den letzten Jahren geht zweifelsohne mit dem Jutebeutel einher. Darüber hinaus soll mit dem VIP im Namen etwas Besonderes und Einzigartiges zum Ausdruck gebracht werden; es steht für „Very Individual Products“. Das „æ“ ist ein dänischer Buchstabe und soll die Herkunft symbolisieren, da das ganze Projekt seinen Ursprung in Dänemark hat. Denn im September 2012 zog es Tobias fürs Masterstudium an die University of Southern Denmark. In einem Kurs entwarf und entwickelte er zusammen mit einem Kommilitonen eine Geschäftsidee. Die beiden arbeiteten an einem Businessplan, um aus alten Kleidungsstücken neuartige Produkte schneidern zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt entstanden auch schon die ersten Prototypen der beliebten Jutebeutel aus Hemden und T-Shirts. Darüber hinaus kreierten die beiden Jungs mit weiteren Designern und Schneidern noch andere Produkte und brachten diese auf Papier. Leider konnten die Schneider nicht überzeugt werden, auf längere Sicht Teil des Teams zu werden, sodass das Projekt Vipstær fürs Erste auf Eis gelegt wurde. Mit der Rückkehr nach Rostock im März 2014 wurde auch das Projekt wieder zum Leben erweckt. Dank des Tipps eines anderen Gründers wurde schnell die passende Schneiderin gefunden, die jetzt das Team bereichert und die Ideen an der Maschine umsetzt. Zahlreiche Jutebeutel wurden bereits angefertigt. Zudem sind erste Schritte in Richtung

individuelle Laptop-Tasche aus eigenen Kleidungsstücken unternommen. Darüber hinaus sind Kopfkissen aus Shirts und Umhängetaschen aus Jeans mögliche Produkte, die bereits als Umwandlungsservice in Anspruch genommen werden können. Um all diese Ideen zu verwirklichen, arbeitet Tobias auch mit dem Upcycling Atelier zusammen. Dort treffen sich Migrantinnen und Migranten, die einer Beschäftigung nachgehen und dazu ihre Schneiderfähigkeiten nutzen möchten, um ausrangierten Kleidungsstücken einen neuen Nutzen zu schenken. Der internationale Austausch läuft hier also weiter. Mithilfe von Vipstær könnt ihr euren lieb gewonnenen alten Kleidungsstücken, die euch treu durch dick und dünn begleitet haben, wieder neues Leben einhauchen und so eure Erinnerungen aufleben lassen. Wie das geht? Einfach euer Kleidungsstück an Vipstær schicken, Produkt aussuchen und etwas ganz Besonderes zurückbekommen. Mehr erfahrt ihr auf www.vipstaer.de. Upcycling: Es handelt sich dabei um eine Form des Recyclings mit der Besonderheit, dass hier eine stoffliche Aufwertung geschieht. Materialien werden durch die Umwandlung in neuwertige Produkte geformt.

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Family Trees

Veranstaltungsreihe zur Familienvielfalt oder Die Frage, ob Familie überhaupt definiert werden kann

„Was ist Familie 2014?“ Dies ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Die Diskussion mit mehr als 20 Expert*innen konnte dabei auch zu keiner Klärung führen. Rechtliche Hürden, wirtschaftliche Benachteiligung, Hierarchisierung, soziale Stigmatisierung sind nur einige der herausgearbeiteten Problemstellen der ‚Familie‘. Eins ist jedoch klar geworden: Jede Definition, wörtlich jedes Abgrenzen dieses Begriffs, führt zum Ausschluss einer oder mehrerer (Zusammen-)Lebensformen. Wenn dies der Fall ist, sollten wir dieses normative Konzept gehen lassen.

Autor*innen: Christoph Behrens und Jenny Horn malen die Blätter bunt.

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as Wort Familie hat für uns alle eine persönliche, individuelle Bedeutung. Für viele sei sie sogar das höchste Gut, so sagen viele Einwohner*innen in Deutschland, sie sei eine Institution. Was wir darunter verstehen und wen wir dazuzählen, was ‚die Familie‘ für jede* und jeden* ausmacht, was sie bindet, wie viele wir sind und wie wir sind, ist allerdings kaum auf einen Nenner zu bringen und sollte umso weniger auf einen gebracht werden. Sind das Mütter, Väter oder Kinder? Sind das die Personen, die den gleichen Namen tragen wie wir? Die Ahn*innen, der Nachwuchs, die Partner*in(nen), die Anverwandten? Die Personen, die wir am liebsten haben? Die, mit denen wir am meisten Zeit verbringen? Die, die uns am besten kennen vielleicht? Akzeptanz, Toleranz, Schutz, Geborgenheit und Liebe gehören für viele Personen genauso zum Familienbegriff wie vielleicht die biologische Reproduktionsfunktion der Keimzelle unserer Gesellschaft, die wirtschaftliche Absicherung oder deren Sozialisationsfunktion. Family Trees – die Veranstaltungsreihe zur Familienvielfalt, veranstaltet von der Gender/Queer AG, unterstützt vom AStA, dem Studentenwerk, Gaymeinsam e. V. (LSVDLandesverband der Lesben und Schwulen in MecklenburgVorpommern), in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Mecklenburg-Vorpommern, hatte sich zum Ziel gesetzt, exemplarisch an sieben Abenden ein Panorama dieser Vielfalt aufzuzeigen, darüber zu informieren und dafür zu sensibilisieren, wie diese Familienvielfalt konkret aussieht und was notwendig ist – besonders auch an der Universität Rostock –, um diese zu leben. Darüber hinaus bot die Veranstaltungsreihe eine Diskussionsplattform für intensive Gespräche über die Konzeption von ‚Familie’ oder über das Nicht-mehr-Konzept eines Modells, das für viele (Zusammen-) Lebensformen im Jahre 2014 sehr einschränkend ist. Jeder der sieben Abende hat nach einem oder mehreren kurzen Inputs aus wissenschaftlicher und auch ganz praxisnaher Perspektive sowie kreativen Zugängen (Lesung, Film, Theater) zum Thema einen der von uns gewählten Family Trees in den Mittelpunkt des Gespräches zwischen Referent*innen, Künstler*innen, Familien und Zuhörer*innen gesetzt.

Dopp – Chanc Ein euro mann), in w gen ihrer fr zum Ausdruc wird als ihre fi in veränderten arbeitet mit Juge sprechenden Pro Rostock kümmer

Challenges, Hilfe, www.awo-rosto Rechte – Familien mit www.bpb.de/v speziellen körperlichen und geistigen Bedürfnissen Anke Baumann und Ricarda Willam (ASB Rostock) unterstützen Familiensituationen, in denen körperliche und geistige Beeinträchtigungen/Krankheiten zum Alltag gehören. Sie helfen den Personen, ihre eigene Routine zu finden, aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Es handelt sich dabei um Wohnprojekte, die eine Hilfestellung für ein unabhängiges Familienleben geben. www.asb-kjh.de/asb/P.A.U.L.I.N.E..html www.asb-kjh.de/asb/L.i.V..html

„Norm“ für ? Was bedeutet e Elternschaft gleichgeschlechtlich fam ilien sehen sich mit nbogen Sogena nnte Rege nf rontiert; Adopischen Hü rden ko ist jur len seh r vie rden. Neben Behörden ka mpf we tion ka nn zu einem och auch nicht und Gesel lscha ft jed diesen sind Ki rche e qualitat ive Studie dies bezeug ten ein oh ne Voru rteile – die uns Ch ristiailie genbogen fam n, mit Ki ndern aus Re berichte des evange ellte, und Erlebnis ne Quadflieg vorst . ias em Pastors Til ma n Jer lischen Rostocker aeltin.html lei-siegert.de/anw ww w.anwaltskanz ildren/ rlin.de/rainbowch ww w.gender.hu-be sioen downloads/studie/ ww w.ekd.de

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oppelte Familienbürgerschaft hancen mit Migrationshintergrund paweites Forschungsprojekt (Dr. Eckart Müller-Bachwelchem Migrant*innen aus aller Welt über die Auswirkuneiwilligen oder gezwungenen Migration berichten, brachte ck, dass der Nutzen einer Migration letztendlich höher bewertet finanziellen und sozialen Folgen – so leben Migrant*innen meist Familienstrukturen. Tilo Segert (Jugendmigrationsdienst Rostock) endlichen aus Familien mit Migrationshintergrund in einem vielverojekt, in dem sich bereits etablierte Jugendliche um Neuankömmlinge in rn und so den Verlust familiärer Strukturen auffangen.

Wie allein sind Alleinerziehend e*? Eine Phase im Le ben vieler Erziehen der* in Deutsch land – so das Ergebn is des Abends. Allein ist jedoch relativ, den n eigene soziale Ne tzwerke und soziale Initiativ en können unter die Arme greifen. ww w.familien-in-hro.

de

ock.de/index.php/migranten/jugendmigrationsdienst veranstaltungen/dokumentation/integration-partnerschaftlich-gestalten/

ei Eltern hat ehr als zw ind m K ein e Familien Und wenn -monogam e und nicht n Er wachsere Polyamori von meh re en m or sf en eb el len sich dem (Zusam men-)L ne K inder – st oh ch au er od d-fü r-i m mer“nen – m it utter-Vater-K in „M en iv at ig te, rm quasi no ieser A bend ze gegenü ber. D h sc n iti fe kr of t e ep nd Konz s „111 Grü noch meh r al ch do . es bt ss gi da leben d zusa m men zu zu lieben“ un

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Transsexualität und Elternschaft – Jenseits von Norm und Möglichkeit? Tra ns*Elternschaft un d Tra ns*Personen wa ren seit Thomas Beati Mu nde und in rei ßer e in aller ischer Presse. Der Sit uat ion von Tra ns*Fam ilie das au f Zweigeschlecht n ka nn lich keit ber uhende deu tsche Recht ssystem jed trotz Änder ung des Per och sonensta ndsgeset zes nicht gerecht werden. Ku rzi nfos zu Tra ns*: ww w. tra ns interq ue er. org/d ow nlo ad/P ub lik ati on en/ TrIQ_ Basiswissen.p df

Zum Buchtitel von Cornelia Jönsson, die für uns gelesen hat: www.schwarzkopf-verlag.net/111-gruumlnde-offen-zu-lieben.html Pieper, Marianne/ Bauer, Robin (2005): Polyamory & Mono-Normativität. Ergebnisse einer empirischen Studie über nichtmonogame Lebensformen. In: Laura Méritt et al. (Hrsg.): Mehr als eine Liebe. Polyamouröse Beziehungen. Berlin, 59–69.

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Fotostory: „Ein Sommer in Rostock“

Das war’s! Das Sommersemester ist fast vorüber und wir wollen es gern Revue passieren lassen: Von Ausflügen zum Strand über Planungsschwierigkeiten bis zum fertigen Referat, das keiner hören will, zeigen wir euch – nicht ganz ernst gemeint – die Stolpersteine des vergangenen Semesters. Lest sie, schmunzelt, freut euch, dass ihr ein weiteres Semester überstanden habt: Hier kommt die heuler-Fotostory zum Sommer in Rostock. DarstellerInnen: Ilka Westendorff, Jasmin Henke, Nicole Korte, Lisa Martens, Martin Redlich, Tjark Wölk. Fotos: Hauke Ruge

Ganz schön kuschlig hier ...

Das ist Paul ...

Battle um Seminarplätze

... und das ist Petra.

Semesterbeginn

Wann wollen wir uns für den Vortrag treffen? Am Freitag?

Nee, da kann ich nicht. Wie wär's mit Donnerstag, 13 Uhr?

Boah, geht voll gar nicht. Da hab ich bis 15 Uhr Uni.

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Ey, aber ich brauch' das Buch!

Ich aaaauch. Dringend!

In der Bibliothek ...


Kann ich zuerst? Ich brauch' nur 'ne Unterschrift.

Zzzzz ... Aber ...

Sprechstunde heute nur von 12:30 bis 12:35 Uhr.

Semesterende ... Hand in Hand ab an den Strand ...

Uni

Strand

Strand oder Uni?

Und die Moral von der Geschicht': Am Strand gelernt ist kein Verzicht. 11


Und, liegst du nackig am Strand?

Die Freikörperkultur hatte besonders in der ehemaligen DDR ihre Blütezeit. Heutzutage hat man eher den Eindruck, dass sich kaum noch einer nackig an den Strand legt. Oder doch? Ein Artikel über FKK in Mecklenburg-Vorpommern. Autorin: Yvonne Hein findet freie Körper(kultur) sehr spannend.

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er Sommer kommt mit großen Schritten und die Zeiten am Strand werden häufiger. Und je fortgeschrittener die Zeit, desto voller der Strand. Oft hilft da nur ein Ausweichen auf entferntere Badestellen oder auf die FKK-Strände. FKK? Nackig am Strand? Wo doch die halbe Uni da liegt? Doch warum eigentlich nicht, denn unsere Elterngeneration aus den neuen Bundesländern war schließlich auch nur nackig baden an der Ostsee – so zumindest der Ruf. Doch wie steht es heutzutage mit der Freikörperkultur in Mecklenburg-Vorpommern? Dazu treffe ich mich mit Kay Nadolny, Vorstandsmitglied des Peter-Weiss-Hauses, der sich in seiner Freizeit lange und intensiv mit der Freikörperkultur beschäftigt hat und mich zuallererst fragt, ob ich selber nackig baden gehe. Die Freikörperkultur hat in Deutschland eine lange Tradition; sie kämpft seit der Aufklärung hauptsächlich darum, ein Recht auf Nacktsein durchzusetzen. Immer wieder wurden Nudistenvereine und auch Nacktbaden verboten, zuletzt 1954 von der SED. Jedoch wurde dieses Verbot bereits 1956 wieder aufgehoben und die FKK-Bewegung ein fester Teil der Freizeitkultur in der DDR. Sie fungierte unter anderem als Ausdruck der Freiheit des eigenen Körpers, wennschon andere Freiheiten eingeschränkt waren. Zwar gab es auch schon in der DDR spezielle FKK-Strände, doch war es üblich, auch an Bekleidungsstränden nackig zu sein und es störte niemanden. Mit der Wende wurden jedoch wieder FKK-Strände festgelegt und gut sichtbar von den Bekleidungsstränden abgetrennt. Für den DDR-Bürger war dies ungewohnt, noch ungewohnter war es, dass ein Ordnungshüter oder der Bademeister des Strandabschnittes den FKK-Freund darum bat, sich doch bitte etwas anzuziehen, da dies ein Bekleidungsstrand sei. Streng getrennte Strände waren neu. Doch bis heute gibt es kein gültiges Gesetz, das Nacktbaden regelt. Nacktsein als Verstoß wird mit dem Sicherheits- und Ordnungsgesetz begründet, wenn die Entblößung als anstößig und gegen den allgemeinen Willen gesehen wird. Das Sicherheits- und Ordnungsgesetz ist jedoch von Bundesland zu Bundesland verschieden. So entschied das Landesgericht in Köln, welches

über einen Fall von Nacktjogging entscheiden musste, dass mindestens die Geschlechtsteile des Mannes bedeckt sein müssen. Folglich zog der Jogger eine Socke über sein edelstes Stück und durfte von da an ungestört weiter (nahezu) nackig laufen gehen. Doch wie sieht es heutzutage in Mecklenburg-Vorpommern aus? Jeder Strandabschnitt habe mindestens einen FKK-Strand, sagt Tobias Woitendorf vom Tourismusverband M‑V. Die Frage, ob die Freikörperkultur seit der Wende zurückgegangen sei, verneint er: „Das wirkt nur so, weil wir heutzutage getrennte Strände haben und die FKK-Strände aus den Zentren der Badeorte gerückt sind. Meistens müssen Sie ein bisschen laufen, ehe Sie an einen FKK-Strand gelangen.“ In der DDR waren 15 Prozent der Strandabschnitte den Nacktbadenden vorbehalten, heute liege die Zahl bei 10 bis 15 Prozent. Zudem gebe es über 30 Campingplätze in M‑V, auf denen Nacktcampen erlaubt beziehungsweise erwünscht sei. Zudem organisieren FKK-Vereine aus Deutschland auch regelmäßig nackte Wanderungen oder Nacktsport an der Ostsee. Ist Nacktsein nicht auch irgendwie politisch? „Na klar“, antwortet mir Kay Nadolny, „und zwar in mehreren Dimensionen“. Die Leute kämpften damals um ihr Recht auf das Nacktsein. Das Sich-trotz-Verbots-Entblößen sollte nicht nur körperliche, sondern auch ideologische Freiheit zeigen. Auch heute noch können freie Körper einem politischen Zweck dienen: Man mag sich über die Ziele und die Art und Weise von Femen-Aktionen streiten – ihre nackten Oberkörper aber sind definitiv ein politisches Statement. Und FKK ist gesund, behauptet Nadolny weiter. Nicht nur aus physiologischer Sicht, weil keine nasse Badehose die Gefahr einer Unterkühlung birgt, sondern auch gesund für unsere Auffassung von der menschlichen Figur. Wer häufig unbekleidet am FKK-Strand liegt, kann und braucht nichts an seinem Körper zu verstecken. Er lernt schnell, dass der nackte Mensch selten Ähnlichkeit mit den Models auf den Plakaten der Sommerkollektion hat und trotzdem mit allen seinen „Problemzonen“ schön ist.

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Studieren und Leben als „Elite“

Egal ob man in St. Gallen, Oestrich-Winkel oder Rostock studiert: Im Endeffekt sind wir alle Studenten. Oder gibt es vielleicht doch Unterschiede zwischen „Elite-Studenten“ und Rostocker Studenten? Ich durfte einige Zeit bei Studenten verbringen, die mindestens 6.000 Euro im Jahr alleine für Studiengebühren zahlen, um an den sogenannten „Elite-Universitäten“ zu studieren. Autor: Sven Schannak würde sich freuen, wenn es weniger Elite und mehr Chancen für alle gäbe.

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ommen wir gleich zum universitären Alltag: Es gibt viele und kleinere Übungs- bzw. Seminargruppen, die meistens von gut bezahlten und erfahrenen Dozenten gehalten werden. Die Dozenten sind ständig für alle Studenten erreichbar. Die Vorlesungsgebäude sind fast immer gut ausgestattet und befinden sich in abgelegenen, ruhigen Gegenden. Man wundert sich oft, warum es außer der Aula keine großen Vorlesungssäle gibt. Die Erklärung: Sie sind bei diesen kleinen Seminargruppen einfach nicht notwendig. Ansonsten müssen die Studenten, genauso wie wir in Rostock, viele Aufgaben erledigen und es wird meistens von ihnen erwartet, eine exotische Sprache wie Arabisch oder Chinesisch zu lernen. Englisch wird hier vorausgesetzt, was auch daran liegen mag, dass viele Studenten nicht aus Deutschland, sondern aus ganz Europa kommen. Den Berichten der Studenten zufolge werden an Klausuren und Hausarbeiten hohe Ansprüche gestellt. Auch als Elite-Student muss man genauso studieren wie an jeder anderen Hochschule, man hat aber oft bessere Voraussetzungen, die man auch teuer bezahlt. Der Alltag außerhalb der Uni dreht sich, zumindest in Oestrich-Winkel, eigentlich trotzdem stets um die Uni. Um gute Praktika zu bekommen und am Ende überhaupt zu bestehen, muss eine bestimmte Anzahl an SocialPoints erreicht werden. Die bekommt man zum Beispiel für persönliches Engagement in studentischen Vereinen oder für die Bereitschaft während verschiedener Veranstaltungen an der Uni Studenten von anderen Unis aufzunehmen. Die Abende werden meistens mit irgendwelchen halbwegs wichtigen Persönlichkeiten aus der Wirtschaft verbracht. Oder auf den angeblich so tollen Studentenpartys, die absolut „legendär“ sein sollen. Ich hatte die Gelegenheit, ein paar dieser Partys zu besuchen und muss sagen, dass es Rostock mindestens ebenso draufhat. In St. Gallen jedoch bezahlt man auch mal gerne für zwei Bier und einen Kurzen 20 Euro. Das liegt aber eher an der Schweiz selbst. Neben den Studiengebühren ist das Finden einer bezahlbaren Wohnung für Studenten, die nicht aus extrem wohlhabenden Familien kommen, das wohl größte Problem. Da zum Beispiel Oestrich-Winkel nur ein kleines Städtchen am Rhein ist, gibt es dort eher wenig Wohnraum, sodass man selbst für 20 Quadratmeter im Randgebiet über 400 Euro bezahlen muss. Vergleicht

man das Preisniveau der Mensen, so stellt man fest, dass Oestrich-Winkler Elitestudenten beim Essen etwa so tief in die Tasche greifen müssen wie Rostocker Mensa-Gastesser, also etwa doppelt so tief wie Rostocker Studenten. In den Städten selbst sind die Studenten oft nicht sehr beliebt, da sie die Preise für alltägliche Dinge hochtreiben und ihre Zahl fast so hoch ist wie die aller anderen Einwohner. Aber was für Persönlichkeiten sind die Studenten eigentlich? Natürlich gibt es den versnobten Studenten, der wahrscheinlich niemals richtig arbeiten muss und einen Wagen fährt, der wahrscheinlich mehr kostet, als die meisten von uns später im Jahr verdienen werden. Aber die meisten sind tatsächlich Durchschnitt. Viele der Studenten scheinen sehr intelligent, was man wohl auch sein muss, um die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Ihre Studiengebühren werden oft aus Stipendien-Fonds ehemaliger Studenten finanziert und für alles werden harte Bankkredite aufgenommen. Manch einer startet so nach vier Jahren Studium mit einem Kredit von über 60.000 Euro ins Berufsleben. Da bleibt nicht viel Zeit für eine kreative Pause, denn so ein Kredit kann auch in ein Berufsfeld, das man später bereut, zwingen. Insgesamt habe ich mich mit zahlreichen Studenten etliche Stunden lang unterhalten. Viele von ihnen wollen mit ihrem Leben vor allem etwas Sinnstiftendes anfangen und dafür die bestmögliche Ausbildung erhalten. Sie sind meistens nicht an einer Elite-Uni, weil sie zu viel Geld haben, sondern weil sie von den deutschen Hochschulen und deren Bildungsstandards enttäuscht sind. Für mich konnte ich aber feststellen, dass Bildung nur aus einem selbst heraus entstehen kann. Und gerade im 21. Jahrhundert, in einer Zeit, in der Wissen überall verfügbar ist, ergeben Elite-Unis kaum noch Sinn. Auch dort kann man nicht mehr lernen als an jedem anderen Ort der Welt. Man kann vielleicht andere Erfahrungen sammeln und sich mit tollen Anzugträgern treffen. Aber ist es für die Vita eines Zwanzigjährigen wirklich wichtig, mal mit dem Vorstand einer Unternehmensberatung gemeinsam gegessen zu haben? Oder ist es nicht eigentlich wichtiger, dass mal etwas wie den „Montagsbalkon“ live miterlebt zu haben, um selbst zu entdecken, was mit ein paar guten Leuten und Freude an dem, was man tut, tatsächlich erreichbar ist – und zwar ohne großen finanziellen Aufwand?

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Bitte freimachen!

Postcrossing

Du schreibst und bekommst gerne Post? Doch alles, was dein Briefkasten zu bieten vermag, sind Werbezettel, Wochenblätter und Mahnungen? Dann ist Postcrossing genau das Richtige für dich.

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Die Grundidee von Postcrossing ist es, Postkarten aus aller Welt im eigenen Briefkasten zu finden.

U nd so funktioniert das Ganze: Du meldest dich auf www.postcrossing.com an und erstellst dein eigenes Profil. Du kannst etwas über dich erzählen, sodass die Leute, die dir eine Postkarte schicken, dich ein bisschen kennenlernen und eine Karte nach deinem Geschmack auswählen. Hier wird auch angegeben, welche Sprache du sprichst bzw. schreibst. Dann wird dir ein erster Postcrosser zugeteilt, dem du dann eine Postkarte schickst. Aus seinem Profil kannst du ebenfalls erfahren, welche Postkartenmotive er toll findet und welche eher nicht so. Du kannst zu Beginn bis zu fünf Postkarten gleichzeitig verschicken. Ganz wichtig: die Postkarten-ID, die du immer auf die Postkarte schreiben musst. Sobald deine Postkarte angekommen ist und durch den Empfänger mittels der Postkarten-ID auf der Website registriert wurde, wird deine Adresse per Zufallsprinzip an einen anderen Postcrosser verteilt und du bekommst einige Tage später auch eine Karte. Außerdem kannst du jetzt wieder eine neue Postkarte verschicken. Das Tolle daran ist, dass es immer auch eine gewisse Überraschung mit sich bringt, da du nicht weißt, wer deine Adresse erhalten hat und von wo du eine Postkarte bekommst. Natürlich kannst du auch so Kontakt mit anderen Postcrossern aufnehmen und ihnen zum Beispiel für ihre Postkarte danken. Da fragt man sich, wer auf so eine Idee gekommen ist. Das Team hinter Postcrossing verteilt sich mittlerweile auf der ganzen Welt: Berlin, Australien, Portugal, USA und so weiter. Angefangen hat alles als kleines Projekt in Portugal. Mit der Zeit begeisterten sich immer mehr Leute dafür, sodass sich Postcrossing, durch Medienpräsenz unterstützt, weiterverbreitete. 2008 wurde die millionste Postkarte versandt, am 10. April 2014 waren es bereits 23 Millionen. Ein solches Projekt muss aber auch finanziert werden, da immer Kosten anfallen und das Ganze zudem auch weiterentwickelt werden soll. Dafür gibt es auf der Internetseite den Punkt Support. Hier kann quasi per Mausklick für die Aktion gespendet werden. Denn es ist wichtig, Aktionen zu unterstützen, die man selbst gut findet und auch am Leben erhalten will.

Ziemlich cool, Post aus aller Welt zu bekommen, oder?! Na dann: HAPPY POSTCROSSING!

PS: www.postcrossing.com de.wikipedia.org/wiki/Postcrossing

Autorinnen: Nadine Krämer und Nicole Korte schreiben nicht nur an den heuler.


Do it yourself:

Backmischung – der Kuchen zum Selberbacken Autorin/Fotos: Romy Stieger kauft für Dieter Hallervorden eine Flasche Kuchen. Palim, Palim.

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Zutaten: Weizen meh l, Roh rzuck er, Zucker Va n il li n, B , Ma ndel n ack pu lver , , bu nte Sch okoli nsen Ha ferflock , en, Gew ü rze.

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uni In dieser Ausgabe haben wir gelernt: Wir sollten unsere eigene Lobby sein. Ob sich dadurch etwas an der Gebäudesituation vieler Geisteswissenschaftler ändert, bleibt fraglich. Dennoch kann man sich auch über neue, experimentelle Studiengänge freuen: Good Governance hat sich mittlerweile etabliert, in diesem Sommersemester werden die ersten Studierenden fertig und können dann vielleicht auch so interessante Geschichten über ihr Studium erzählen wie die beiden Absolventen, die wir in diesem Heft befragt haben. Also sucht euch ein schattiges Plätzchen, wir wünschen viel Spaß beim Lesen. Friederike und Theresia

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Biotechnologie

An der Uni Rostock, wie auch an anderen Hochschulen in M-V, wird stark im Bereich Biotechnologie geforscht, auch weil die Landesregierung dieses Thema seit Jahren immer wieder nach ganz vorne auf die politische Agenda setzt. Autor: Sven Schannak kann sich für manches Forschungsprojekt begeistern.

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iotech ist nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Wirtschaft ein riesiges Thema. Dass sich beides auch verbinden lässt, beweist ein sechsköpfiges Team der Uni Rostock, das dieses Jahr eine Ausgründung (hierbei wird aus einem Forschungsprojekt ein unabhängiges Unternehmen) anstrebt und kürzlich mehr als zwei Millionen Euro an Fördermitteln durch die „Gründungsoffensive Biotechnologie GO-Bio“ eingeworben hat. PoreGenic, so der Name des Teams um den Projektleiter Dr. Philipp Julian Köster, konnte diese Mittel mit dem Projekt „Per Biochip Zellnetzwerke analysieren und Wirkstoffe testen” einwerben. Im Prinzip geht es darum, Wirkungen von Medikamenten und Wirkstoffen, die sich noch in der Entwicklung befinden, zu untersuchen. Neben den klassischen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus müssen dabei auch elektrische Signale, die an der Steuerung von Mechanismen, beispielsweise dem Stoffaustausch zwischen Zellen beteiligt sind und Einfluss auf die

Wirksamkeit haben und ggf. auch unerwartete Nebenwirkungen hervorrufen könnten, betrachtet werden. Dazu wird ein Chipsystem genutzt, welches zur Durchführung von Medikamenten-Wirkstofftests eingesetzt werden kann. Zum einen werden die Ergebnisse dadurch genauer. Entscheidend ist aber auch, dass infolgedessen zum Beispiel Tierversuche verhindert werden können. Dies gehört wiederum zu den Kernzielen des Projektes. Bereits zuvor konnte das Team im Jahr 2010 drei Millionen Euro von „GO-Bio” einwerben, Mittel, die in den letzten Jahren zur konsequenten Weiterentwicklung des Konzepts verwendet wurden. Diese Auszeichnung war die erste große Fördermittelvergabe aus „GO-Bio”, die an ein Team aus Mecklenburg-Vorpommern vergeben wurde. Die ersten Publikationen zum Thema gab es bereits 2007 und es konnte bereits ein Prototyp entwickelt werden, mit welchem ein Proof-of-Concept (also belastbare Daten, welche die Durchführbarkeit der Idee unterstützen) durchgeführt wurde.

Leihkultur

Der AStA der Uni Rostock bietet eine bunte Sammlung von allerlei Nützlichem zum Verleih an, ob Grillfestgarnituren, Kabeltrommeln und Glühweinkocher oder das für Referate gebräuchliche Tandem aus Laptop und Beamer. Einfach im Büro im Grünen Ungeheuer (Parkstr. 6) melden oder unter 0381-498-5601. 17


Scheitern bis wolkig

In leistungs- und erfolgsorientierten Gesellschaften ist das Scheitern ein regelmäßiger, aber äußerst unliebsamer Begleiter. Der Rostocker Soziologe Matthias Junge rückt das Phänomen derzeit wieder in den Mittelpunkt seiner Forschung – und erläutert dessen Bewältigung. Autor: Clemens Langer sieht die positiven Seiten des Scheiterns – und freut sich, dass der Artikel dennoch fertig geworden ist.

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n der massenmedialen Öffentlichkeit ist vor allem das Scheitern von Prominenten präsent und bietet immer wieder neuen Diskussionsstoff. Bundespräsidenten, Minister, Manager und viele andere werden hautnah beim Scheitern beobachtet. Auch das Interesse der Wissenschaft konzentriert sich derzeit darauf – und zeigt, dass gerade die soziologische Forschung stagniert. Prof. Dr. Matthias Junge beschäftigt sich nach zehn Jahren erneut mit dem Scheitern. Ein zugehöriger Band wird Ende 2015 erscheinen. Erste Einblicke und Perspektiven liefert Prof. Junge im heuler. Laut Matthias Junge hat die Soziologie zum Thema Scheitern nichts Ernsthaftes beizutragen. Bisherige soziologische Auseinandersetzungen beginnen und enden an einem bestimmten Punkt: Fehler werden gemacht, um daraus zu lernen – Fehler werden gemacht, um es danach besser zu machen. „Die Soziologie ist eine handlungstheoretische Wissenschaft – und Scheitern ist ein Widerfahren, da handelt man nicht“, erklärt Prof. Junge. „Interessant für die Soziologie wird es erst, wenn die Scheiternsbewältigung betrachtet wird. Dann muss man nämlich handeln.“

man es als Misslingen fehlinterpretiert. Die richtige Strategie wäre aber, nach den strukturellen Ursachen zu suchen. Die Gründe des Scheiterns sind sofort zu externalisieren. Wenn man sie internalisiert, wenn man also sagt, dass man selbst den Fehler gemacht hat, dann läuft es von vornherein schief. Man wird nicht einfach arbeitslos, sondern man muss sofort fragen, warum man vom Arbeitsmarkt aus dessen Strukturen entlassen wurde.“ Eine Fehlqualifikation kann die Ursache auf der individuellen Seite sein, aber der Grund liegt auf der strukturellen Ebene, nämlich in den Ansprüchen und Regeln des Arbeitsmarkts. Eine Soziologie des Scheiterns muss daher das Individuum in gesellschaftliche Strukturen eingebettet sehen, statt sich nur auf das individuelle Scheitern zu konzentrieren. „Normalerweise erfolgt unsere Handlungsplanung auf der Grundlage, dass wir kalkulieren, was alles schiefgehen kann. Unsere Handlung besteht darin, diese Fallstricke zu vermeiden. Gerade dabei treten aber im Regelfall neue Fallstricke auf, die wir vorher nicht bedacht haben, die sogenannten ungesehenen Nebenfolgen des Handelns.“ Lässt sich das Scheitern also nicht vermeiden, liegt die anschließende Aufgabe in der Scheiternsbewältigung. Die Comicfigur Donald Duck aus Entenhausen bewältigt ihr permanentes Scheitern, indem sie immer wieder weitermacht und nicht aufgibt. Trotz aller Misserfolge überwindet Donald Duck diese, weil er überzeugt ist, dass er beim nächsten Versuch erfolgreich sein wird. Dadurch befindet er sich im ständigen Kreislauf von Scheiternsbewältigung und dem Scheitern an der Scheiternsbewältigung. „Donald Duck würde scheitern, wenn er Erfolg hat. Dann wäre die Figur gescheitert und der Mythos zerstört. Er hätte einen Identitätsschaden, denn er weiß, dass er eigentlich scheitern muss.“ Die Scheiternsbewältigung, die im Film oder in der Literatur ein gängiges Mittel zur Figuren- und Handlungsentwicklung ist, wird in der sozialen

Die Individuen scheitern innerhalb der sie umgebenden gesellschaftlichen Strukturen. In modernen Gesellschaften hängen Scheitern und Erfolg eng miteinander zusammen. „Wir leben jetzt in einer Phase, wo der gesellschaftliche Erfolg fast alles dominiert. Gerade dann ist besonders das Scheitern ärgerlich.“ Matthias Junge sieht hier einen wichtigen Eckpfeiler der soziologischen Betrachtung. Zwar sind es vor allem Individuen, die scheitern, aber sie scheitern innerhalb der sie umgebenden gesellschaftlichen Strukturen. Aus soziologischer Sicht sieht er daher ein grundlegendes Problem in der fehlerhaften Ursachenzuschreibung: „Man schreibt sich das Scheitern selbst zu, indem

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Realität nicht immer so explizit beleuchtet. „Der Moment des Scheiterns, insbesondere von Prominenten, ist für die Gesellschaft unheimlich wichtig.“ Matthias Junge denkt dabei insbesondere an die Argumentation eines Klassikers der Soziologie, die des Franzosen Émile Durkheim, und meint: „Wir brauchen abweichendes Verhalten, damit wir wissen, wie wir uns ohne Abweichung zu verhalten haben. Das heißt: Scheiternde sind als Symbol für eine Gesellschaft unverzichtbar. Es muss einige Scheiternde geben, damit man weiß, dass dieser Weg nicht zum Erfolg führt. Wir brauchen Scheiternde, damit die Erfolgskultur der Gesellschaft aufrechterhalten werden kann. Sie haben also eine unverzichtbare gesellschaftliche Funktion. Das ist allerdings den Scheiternden schlecht zu vermitteln. Vor allem dann, wenn nur der Moment des Scheiterns für die Gesellschaft wichtig ist, die individuelle Bewältigung aber irrelevant wird.“ Dementsprechend bleibt nur zu fragen: Wer spricht derzeit noch von den gescheiterten Ex-Bundespräsidenten und Ministern sowie deren Bewältigungsstrategien? Das öffentliche Interesse hat nach dem Scheitern und dessen Konsequenzen schlagartig nachgelassen.

gar die Autonomie. Das sind die katastrophalen Folgen, die mit dem Scheitern verbunden sein können, wenn man nicht handelt. Das Handeln suggeriert aber, dass die Handlungsfähigkeit wieder zurückkommt. Dann ist man auf einer guten Spur.“ Deshalb ist Donald Duck – bei allem Pech – auf gewisse Art und Weise dennoch erfolgreich. Das Scheitern ist eine normale Erfahrung und kann auch positiv wirken. Man muss dem Scheitern einen Sinn abgewinnen und wieder handlungsfähig werden, sodass man lernen kann, mit dem Scheitern umzugehen. Dass das leichter gesagt als getan ist, vor allem im Studium, weiß auch Matthias Junge. „Das Scheitern bei einer Prüfung – das sage ich als Professor ganz entspannt – ist das Beste, was einem passieren kann, weil man als Konsequenz weiß, dass es so nicht geht und man dann zum Beispiel den Lernstil ändert. Schlechte Noten sind also nicht wirklich schlecht, sondern sie sind gut, weil man daraus lernen kann, es anders zu machen.“ Das eigentliche Ziel bleibt aber dennoch, die Prüfung zu bestehen. Scheitern ist also hochgradig subjektiv und normativ, es orientiert sich immer an idealtypischen Vorstellungen. Wer scheitert, der muss sich auf einen Plan B einigen. In der Regel ist der anvisierte Plan B ein angepasster Plan A. Zur leichteren Bewältigung des Scheiterns sieht Matthias Junge vor allem eine große Bedeutung im sozialen Netzwerk eines Individuums. „In einer neuen Stadt muss man erst einmal Fuß fassen und Leute kennenlernen – denn mit einem großen Netzwerk im Hintergrund kommt man mit dem Scheitern besser klar, indem man dessen unterschiedliche Ressourcen zur Bewältigung nutzt.“ Vom Scheitern spricht man häufig geradezu selbstverständlich, aber gibt es eine passende Definition für das Phänomen? Soziologisch abstrakt lässt es sich für Matthias Junge nur so ausdrücken: „Scheitern ist strukturell verursachte Unmöglichkeit.“ Wie das wiederum zu verstehen ist, lässt sich Ende 2015 in „Plan B – Scheitern und Erfolg“ nachlesen.

„Solange man in der Situation verharrt, macht man sich selbst zum Opfer der Verhältnisse.“ Matthias Junge zufolge ist aus soziologischer, aber auch individueller Perspektive das Entscheidende, dass man sofort wieder anfängt zu handeln, um aus der Situation herauszukommen. „Solange man in der Situation verharrt, macht man sich selbst zum Opfer der Verhältnisse und man kann gut sehen, wie drastisch die Konsequenzen sein können. Wenn man zwischen sich und der Situation nicht mehr unterscheiden kann, dann verschmelzen beide miteinander und man wird von den Ereignissen getrieben, statt sie selbst zu steuern. Dann verliert man die Handlungsfähigkeit und im letzten Schritt so-

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Vom großen Glück, ein Geisteswissenschaftler zu sein

Neben Prunk und Pracht des neuen Hauptgebäudes und dem entstehenden Campus Südstadt bietet die Universität Rostock auch Geisteswissenschaftlern funktional-schöne Architektur. Man muss nur etwas genauer hinschauen. Autoren: Friederike Wollgast und Fritz Beise bauen auch manchmal Scheiße.

August-Bebel-StraSSe Der größte Stolz eines Studenten der Philosophischen Fakultät ist der zentral gelegene, repräsentative Prachtbau im klassischen unverschnörkelten Stil des real existierenden Sozialismus. Das ehrfurchtsvoll „Bebeltower“ genannte Gebäude verfügt neben seiner anmutigen Architektur auch über eine hervorragende Funktionalität. Die Studenten profitieren von gut gefüllten, kuschelig warmen Seminarräumen, die jeden Saunabesuch überflüssig machen. Selbstverständlich verfügt der Bebeltower auch über eine hochmoderne Infrastruktur, wie z. B. zwei dynamische Fahrstühle, die in der heutigen schnelllebigen Zeit zur Entschleunigung des Alltags beitragen. Auch die Gesundheit der Studenten wird in diesem modernen Gesamtkonzept nicht vergessen: Jeder vorbildlich im 5. Stock der geisteswissenschaftlichen Bibliothek lernende Student freut sich, ins Erdgeschoss zu laufen, um die Toilette aufzusuchen und anschließend an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Auch für die Professoren bietet der Komplex coole Features. Dozenten des Historischen Instituts erfreuen sich der geschichtlichen Relevanz ihrer Büros als ehemalige Stasi-Verhörzellen. Und manche Studenten berichten auch heute noch von verhörähnlichen Erlebnissen in Prüfungsgesprächen. Alle können zudem die idyllische Umgebung genießen, die zwar wie Musik klingenden Verkehrslärm durch Autos, aber keinerlei Störungen durch öffentlichen Nahverkehr bietet.

Art verwunschenen Märchenwald entlang der beschaulichen Stadtautobahn erfreut das Herz. Hier lässt sich hervorragend über authentische Schreibanlässe nachdenken. Endlich ergibt sich zudem die Gelegenheit, die hippen Gummistiefel sinnvoll einzusetzen, um Schlamm und Pfützen zu trotzen. Absolutes Highlight im Gebäude der Grundschulpädagogen ist der sogenannte Schulgarten. Dieses im Innenhof gelegene, gefühlte drei Quadratmeter große Biosphärenreservat ist einer der idyllischsten Plätze in Rostock, und wer hier einmal für ein Seminar gegärtnert hat, weiß, dass Fotosynthese auch ohne Sonnenlicht funktionieren kann. Sollte der geplante Umzug in die Innenstadt tatsächlich einmal vollzogen werden, werden alle die S-Bahn-Fahrten in die wundervolle Peripherie des Rostocker Stadtgebiets vermissen. Hörsaal Radiologie Um alle Muskelgruppen gleichermaßen zu trainieren, bietet sich den geisteswissenschaftlichen Studierenden der Hörsaal Radiologie an. Nur wer beim Yoga gut aufgepasst hat und mindestens den Lotussitz beherrscht, kann anderthalb Stunden Vorlesung ohne körperliche Schäden am Knie überstehen. Auch für die Sozialkompetenz der Studierenden wird hier etwas getan: Wer die gesamte Vorlesung ohne genervten Kommentar ob der Schuhspitzen im Rücken durchhält, ist als Lehrer jedem Problemkietz deutscher Großstädte gewachsen.

Lichtenhagen Der angehende Grund- oder Sonderschulpädagoge kann sich neben dem Tower noch an einem anderen Wunder universitärer Baukunst erfreuen. Glücklicherweise sind diese schlossähnlichen Gebäude anderen Studenten kaum bekannt. Damit hat die Uni große Weitsicht bewiesen und durch Neid verursachte Unruhen verhindert. Bereits der Weg vom S-Bahnhof durch eine

Fazit Es bleibt zu hoffen, dass alle derzeitig Studierenden der PHF ihr Studium rechtzeitig beenden können, um sich nicht in der harten Realität eines Neubaus auf dem Campus Ulmenstraße wiederfinden zu müssen.

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Gestiftete Uni-Bildung – Lobbyismus an Hochschulen

Lobbyismus ist ein Thema, das polarisiert, auch an Hochschulen. Aber ist Lobbyismus generell schlecht? Und wo beginnt eigentlich Lobbyismus? Autor: Sven Schannak freut sich über mehr Engagement und weniger Lobbyismus.

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obbyismus, Korruption und Bestechung: Begriffe, denen wir allzu gerne, je nach Situation, verschiedene Farben geben. Mal schwarz, mal gelb, mal rot und manchmal sogar grün. Am Ende geht es um die Beeinflussung von Entscheidungen. Was grundlegend kein Problem ist, denn per Definition ist das unser Grundrecht in der Demokratie. Aber der Unterschied zwischen den meisten von uns und Lobbyisten besteht darin, dass wir dazu kein filigran aufgespanntes Netzwerk persönlicher Verbindungen nutzen, sondern unser Stimmrecht. Und da gerade Gremienwahlen waren, wisst ihr, wovon ich spreche. An einer Universität nimmt aber die Beeinflussung von außen ganz andere Dimensionen an, egal, mit welchen Mitteln Überzeugungsarbeit geleistet wird – ob finanzieller Art oder mit der Steigerung der eigenen Reputation. An einer Universität soll wissenschaftlich exzellente Arbeit geleistet werden. Doch kann das überhaupt möglich sein, wenn man zu eng mit der Wirtschaft kooperiert und sich Lehrstühle finanzieren lässt? Natürlich können wir dann alle den Unternehmen zujubeln und ihnen danken, dass sie den Studenten helfen wollen. Und es ergibt auch Sinn, mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten, da viele Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeiten, gerade im Bereich der Naturwissenschaften, später marktwirtschaftlich verwertet werden. Tendenziell stellt es aber eher schemenhaft das Versagen einer Bildungspolitik und der Landesregierungen dar, da es doch klar aufzeigt, dass es relevante wissenschaftliche Themen gibt, die durch finanzielle Engpässe an den Hochschulen nicht bedient werden. Aufgabe der Landesregierung ist es unter anderem auch, Reformen an den Universitäten umzusetzen. Ein Beispiel sind Reformvorschläge vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Das CHE wurde 1994 von der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz als gemeinnützige GmbH gegründet und wird etwa zur Hälfte durch die Bertelsmann Stiftung finanziert. Kritiker sehen im CHE eher einen Lobbybetrieb, der eine Neoliberalisierung der Hochschulen vorantreibt und sich für „sozialverträgliche“ Studiengebühren und Elite-Universitäten

einsetzt. Aber was hat das mit der Uni Rostock zu tun? Nur ein Beispiel: Im Wissenschaftlichen Beirat für Qualitätssicherung in Studium und Weiterbildung der Universität Rostock sitzt eine Mitarbeiterin des CHE. Doch bevor man sich zu stark auf die Einwirkung von außen fokussiert, sollte zunächst die uniinterne Beeinflussung in den Blick genommen werden. An der Uni Rostock ist es in dieser Hinsicht relativ ruhig. Das mag vor allem daran liegen, dass an der Universität Rostock unter den Studierenden ein eher entspanntes Verhältnis zu politischen Aktivitäten existiert, welches vor allem durch Desinteresse geprägt ist. Es ist wahr: Viele von uns wehren sich nicht. Zu einer Fahrrad-Demo im vergangenen Monat, bei der es um die Inhalte des Bildungsstreikes ging, erschienen gerade mal 30 Teilnehmer, während einen Tag später zu einem Facebook-Event am Stadthafen 2.000 Leute erschienen, um dort zu feiern. Anscheinend sind wir Studenten sehr gut informiert darüber, was in Rostock passiert, schauen aber lieber weg, wenn es unbequem wird. Das wiederum mag seinen Ursprung darin haben, dass viele Studenten Rostock nach dem Studium wieder verlassen. Und unter den Studenten sind immer wieder Rufe zu vernehmen, in AStA und StuRa wären viele Entscheidungen vor allem politisch durch die eigenen Meinungen der Vertreter geprägt. Dies ist aber ihr gutes Recht. Das ist kein Lobbyismus und auch nicht per se falsch. Es liegt aber in der Hand eines jeden Studenten, diesen Zustand zu ändern: Jeder Student hat die Möglichkeit, Teil dieser Gremien zu werden und seine Meinung zu vertreten. Und anstatt ständig auf die wenigen, die sich noch engagieren, einzutreten, sollten wir ihnen dankbar sein, dass sie versuchen, uns zu vertreten. Stiftungsprofessuren Vor 64 Jahren wurde die erste Stiftungsprofessur in Deutschland ausgerufen. Heute haben wir in Deutschland nach Angaben des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft ca. 660 davon. Andere Quellen sprechen von etwa 1.000 Stiftungsprofessuren bei 40.000 Professorenstellen insgesamt. An 75 Prozent aller deutschen Universitäten soll es demnach Stiftungs-

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professuren geben. Allein an der Goethe-Universität Frankfurt sind es 50 Stiftungsprofessuren, in Mecklenburg-Vorpommern gibt es ungefähr 15. Diese werden oft in den ersten fünf bis acht Jahren von Stiftungen und/oder Unternehmen gefördert und anschließend weiter durch die Hochschulen finanziert. Bis 2013 war dies sogar im Gesetz festgeschrieben, wurde aber im „Gesetz zur Stärkung des Ehrenamts“ [sic!] aufgehoben. Der Stifterverband der Deutschen Wissenschaft empfiehlt privaten Förderern einen „Code of Conduct“ für die Einrichtung von Stiftungsprofessuren. Dieser soll helfen, die Freiheit von Forschung und Lehre sowie die Unabhängigkeit der jeweils geförderten Hochschule von wirtschaftlichen und sonstigen Interessen zu wahren, und konstatiert auch, dass Stifter kein Anrecht auf die Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse haben. Trotzdem stieg der Unmut gegenüber Stiftungsprofessuren in den letzten Jahren bei Studierenden und anderen Professoren. 2011 protestierten in Bremen 63 Wissenschaftler und Professoren gegen einen Stiftungslehrstuhl der OHB System AG, die auch Geschäftsfelder im militärischen Bereich betreibt. Viele Wissenschaftler und der AStA Bremen sahen darin einen Verstoß gegen die Zivilklausel, die besagt, „dass jede Beteiligung von Wissenschaft und Forschung mit militärischer Nutzung abzulehnen sei“. Ebenfalls 2011 hagelte es Kritik für ein Institut der Deutschen Bank in Berlin, welches auch zwei Stiftungsprofessuren für die HU und TU in Berlin beinhaltet. Dort ging vielen Kritikern die geplante Einflussnahme von außen zu weit: Ein von Uni und Bank eingesetzter Lenkungsrat konnte 60 Tage vor Veröffentlichung alle wissenschaftlichen Ergebnisse einsehen. Fürsprecher meinten nach Beendigung der Professur, dass die Bank aber nie ihre Möglichkeiten zur Einflussnahme genutzt hätte. Erst im April dieses Jahres regte sich Kritik am sogenannten „Kissinger-Lehrstuhl“. Missbilligung rief zunächst der Name hervor, da Attac (globalisierungskritische Nichtregierungsorganisation) und vielen Studenten Henry Kissinger als Namensgeber für einen Lehrstuhl mit dem Thema „Internationale Beziehungen und Völkerrecht“ als unpassend erschien. Darüber hinaus regte sich auch Unmut über die Finanzierung dieses Lehrstuhls durch das Auswärtige Amt und das

Verteidigungsministerium. Dieser Lehrstuhl soll, außerhalb der zwei bereits existierenden Bundeswehruniversitäten, der erste Lehrstuhl sein, der direkt vom Verteidigungsministerium mitfinanziert wird. Die größte Frage in diesem Zusammenhang ist: Warum verfügt ein Ministerium über ein genügend großes Budget, um Aktivitäten in einem Bereich zu fördern, der eigentlich im Verantwortungsbereich der Länder und der Bildungsministerien liegt? Generell sind Stiftungsprofessuren nicht zu verteufeln, da es utopisch wäre zu glauben, dass das Budget einer Hochschule ausreichen könnte, um den gesamten Bedarf an wissenschaftlicher Forschung und Betreuung von Studenten leisten zu können. Am Ende müssen aber immer die Interessen einer unabhängigen Forschung gewährleistet sein, zudem sollte sich ein Stiftungslehrstuhl nach einem bestimmten Zeitraum in die normale Hochschulfinanzierung eingliedern. In Rostock gibt es beispielsweise Stiftungsprofessuren für die Wasserwirtschaft und für Windenergietechnik. Auf den Internetseiten der Uni sind auch die jeweiligen Sponsoren angegeben: Eurawasser und Nordex. Bei beiden liegt der Fokus laut offizieller Aussage auf der Ausbildung von Studenten mit „hoher Methodenkompetenz“. Am Ende bedeutet das, dass an Hochschulen Studenten so ausgebildet werden, dass sie später bereits mit guten Fachkenntnissen aus der Hochschule kommen, um dann schneller in die Unternehmen integriert werden zu können. Fazit Gibt es denn nun Lobbyismus an unseren Hochschulen? Definitiv. Er existiert in verschiedenen Ausprägungen und man sollte nicht jedem, der Einfluss auf die Lehre und Studenten nehmen will, gleich böse Absichten unterstellen. Am Ende liegt es aber in der Hand von uns Studenten selbst, in welcher Form wir Unternehmen und politischen Gruppen die Möglichkeit zur Einflussnahme geben. Das letzte Wort liegt bei uns und unserem Engagement.

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Good Governance – Wirtschaft, Gesellschaft, Recht Neuer Name, aber doch nicht anders als Jura? Oder doch? Über eine Disziplin zwischen Jurisprudenz und Interdisziplinarstudiengang. Autorin: Nadine Krämer evaluiert ihren Studiengang.

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as ist das eigentlich?“ Jeder Student, der Good Governance studiert, muss diese Frage ziemlich oft über sich ergehen lassen. Grundlegend dauert der Bachelorstudiengang acht Semester und zielt auf den Erwerb des akademischen Grads Bachelor of Laws, kurz LL. B. (Legum Baccalaureus). Ab dem kommenden Wintersemester kann daran anschließend auch ein zweisemestriger Master an der Uni Rostock absolviert werden. Gemäß dem derzeitigen Studienplan, der sich zum kommenden Wintersemester aber ändert, werden in den ersten drei Semestern zunächst philosophische, soziologische und historische Grundlagen vermittelt. Dazu gehören u. a. Philosophie, Soziologie, Politikwissenschaft, VWL, Rechtsphilosophie, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte. Ab dem dritten Semester liegt der Fokus dann auf den rechtswissenschaftlichen Fächern. Die meisten Lehrveranstaltungen sind dabei eigentlich normale Jura-Vorlesungen, die entweder an den Bachelor angepasst und umbenannt oder völlig neu konzipiert wurden. Im Wesentlichen werden die klassischen Rechtsbereiche – Zivilrecht, Öffentliches Recht, Strafrecht – abgedeckt. In den letzten beiden Semestern ist dann eine Spezialisierung in drei verschiedenen Bereichen möglich: im Unternehmens- und privaten Wirtschaftsrecht, im deutschen öffentlichen Wirtschaftsrecht und Re-

gulierungsverwaltungsrecht oder im europäischen und internationalen Wirtschaftsrecht. Ab dem kommenden Wintersemester sieht die Studienordnung vor, die Rechtsmodule bereits ab dem ersten Semester einzubinden, sodass der interdisziplinäre Teil weiter auf die Semester verteilt wird. Nun stellt sich natürlich die Frage, was damit nach Abschluss des Studiengangs angefangen werden kann. Der Arbeitsmarkt ist aufgrund fehlender Erfahrungen noch nicht auf Absolventen dieses konkreten Studiengangs vorbereitet, allerdings ist der Abschluss Bachelor of Laws bereits bekannt, da Wirtschaftsjuristen diesen ebenfalls führen. Daher eröffnen sich verschiedene Wege. Sollte man beabsichtigen, als Rechtsanwalt tätig zu werden, so sind noch ein paar Semester in Greifswald notwendig, um den Weg zum Jura-Staatsexamen einzuschlagen. Sollte das nicht in Frage kommen, gibt es die Möglichkeit, rechtsberatend in der Wirtschaft, in Verbänden, aber auch in der Verwaltung und in der Politikberatung tätig zu werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die bereits im Rahmen von verschiedenen Praktika – hierfür sind im 6. und 7. Semester Zeiträume vorgesehen – entdeckt werden können. Meiner Meinung und Erfahrung nach sollten die ersten Semester anders konzipiert werden. Grundsätzlich finde ich es zwar nicht verkehrt,

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wenn umfassende Grundlagen in verschiedensten Fachbereichen vermittelt werden. Dennoch sollte ab dem ersten Semester der eigentlichen Rechtswissenschaft eine höhere Bedeutung zugemessen werden, die weiteren Grundlagenfächer hingegen eher ein „Beifach“ darstellen. Ab dem kommenden Wintersemester soll auch eine Reform umgesetzt werden, die das Ganze zumindest ein wenig aufweicht. Daran sieht man, dass der Studiengang noch in den Kinderschuhen steckt und kontinuierliche Verbesserungen möglich sind.

Immatrikulationszahl im 1. Semester nach Einrichtung des Studiengangs (WS 2010/11): 226 Studenten davon derzeit noch übrig: 67 Immatrikulationszahl insgesamt im Studiengang: 378 Studenten davon 113 Studenten im WS 2013/14 NC (eingeführt WS 2013/14): 3,34


Gesprächsbedarf – im Kommunikationsseminar

Erfolgreich zu kommunizieren und zu verhandeln will gelernt sein – aber wie? Genau dafür gibt es im fortgeschrittenen Semester im Studiengang Good Governance ein spezielles Seminar. Autorin: Nadine Krämer findet das Konzept des Seminars ziemlich ansprechend.

Bestanden!

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ach dem noch aktuellen Studienplan ist vorgesehen, dass Studenten des Studiengangs Good Governance im 7. Semester das Modul „Einführung in die Verhandlung, Kommunikation, Mediation & Streitschlichtung“ besuchen. In einem ausführlichen Gespräch mit dem zuständigen Dozenten, Prof. Dr. Bernhard Hardtung, wird sehr schnell klar, dass dieses Modul kein ganz gewöhnliches Modul ist. Das Seminar ist im Moment mit zwei Semesterwochenstunden (SWS) und drei Leistungspunkten veranschlagt. Aufbau Für das Modul sind pro Kurs maximal 45 Teilnehmer zugelassen. Dies hängt damit zusammen, dass die Teilnehmer nach den ersten sieben Wochen in drei Gruppen zu je 15 Personen aufgeteilt werden. Die Gruppen werden von Herrn Prof. Dr. Hardtung, Herrn M. A. Langer und Frau Dipl. Päd. Ozik-Scharf geleitet. Die Gruppenphase dauert auch wieder sieben Wochen, anders ist es bei Frau Ozik-Scharf, da sie das Ganze als Blockveranstaltung durchführt. Am letzten Tag der Veranstaltungen findet eine mündliche Prüfung statt. Bei dieser Prüfung liegt der Notendurchschnitt insgesamt erfreulicherweise sehr hoch und es ist bisher auch kein Student durch die Prüfung gefallen. Das liegt vorrangig daran, dass

sich die Studenten untereinander selbst bewerten. Sie müssen in drei Gruppen zu je fünf Personen jeweils eine 20-minütige Präsentation halten. Danach gibt es ein Feedback der anderen zehn Teilnehmer, gefolgt von einer Selbstbewertung der vortragenden Gruppe und einer Bewertung durch die anderen zehn Teilnehmer. Diese Bewertung ist dann der Notenvorschlag an die Prüfer. Diese beraten am Ende über die Notenvergabe und ob die Note so bleibt. Die Prüfer haben somit ein Vetorecht, von dem sie aber selten Gebrauch machen. Entscheidend für das Gelingen dieses Konzepts ist es, dass die Studenten Eigenverantwortung übernehmen, was sie im Laufe des Seminars auch lernen sollen. Ich halte es für die persönliche Entwicklung der Studenten für überaus bedeutsam und förderlich, dass hier die Bewertung durch die Studenten selbst stattfindet, sodass die gelernte Selbst- und Fremdreflexion zur Anwendung kommt. Nach der Reform wird das Seminar ab dem kommenden Semester „Theorie und Praxis guter Kommunikation“ heißen. Hier sind dann drei SWS vorgesehen

Generell sollen die Studenten neben der technischen Stoffvermittlung auch Fähigkeiten in den Bereichen Feedbackgabe und Selbstreflexion erwerben und verbessern. Das Seminar findet hohen Anklang bei den meisten Studenten, sodass bislang alle angebotenen Seminare seit dem Sommersemester 2012 – und es wurde nicht nur im Sommersemester angeboten, sondern auch jeweils im Wintersemester – voll belegt waren. Das Seminar ist offen für alle Studenten; teilweise waren nicht nur Siebtsemester da, sondern auch niedrigere Semester.

Inhaltlich: Folgende Themen werden in dem Seminar unter anderem behandelt: Was ist Kommunikation? Mediation Streitschlichtung Verhandlung 3–4 Säulen

und insgesamt sechs Leistungspunkte. Das Modul ist

1. Kommunikationsmodelle

weiterhin für das 7. Semester geplant, wird sich dann

2. Kommunikationspsychologie

aber über zwei Semester erstrecken. Die SWS sind dann

3. Allg. Psychologie dahinter

wie folgt gegliedert: eine SWS Vorlesung, eine SWS Seminar und im folgenden Semester eine SWS Übung. Am Ende steht weiterhin die mündliche Prüfung.

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(Wie werde ich zu dem, der ich bin?) 4. Gruppendynamik/-prozesse


Studium – und dann?

Was bringt ein Studium? Werden die erlernten Fähigkeiten im Beruf überhaupt genutzt oder benötigt? Oder ist ein Studienabschluss bloß eine notwendige Basis? Zwei Absolventen schreiben hier über ihre Erfahrungen im und nach dem Studium.

Christoph Paul, M. Sc. Wirtschaftsingenieurwesen (Vertiefung Maschinenbau/Logistik), arbeitet für einen mittelständischen Automobilzulieferer im Rostocker Umland.

Elisa Witt, B. A. Sozialwissenschaften, Praktikantin, Filmproduktionsfirma in Hamburg.

Ich habe als Logistics Manager bei einem Automobilzulieferer angefangen und bin seit etwa einem Jahr dort als Qualitätsbeauftragter tätig. Bevor ich 2012 fertig geworden bin, habe ich noch ein Auslands- und ein Praktikumssemester absolviert. Beides war für meinen jetzigen Beruf sehr hilfreich: die englische Kommunikation mit Kunden und Lieferanten und natürlich die Übernahme bei meinem Praktikumsbetrieb. Ohne die vielen Praktika, viele davon Pflichtbestandteil des Lehrplans, wäre der Einstieg ins Berufsleben deutlich schwerer geworden. Ich würde mir für das Studium noch mehr Praxisnähe in den Vorlesungen und Übungsveranstaltungen wünschen. Auch jetzt noch erlebe ich oft einen Aha-Effekt im Berufsalltag, wenn die gelernten Theorien endlich in praktischer Umsetzung Anwendung finden. Ich würde sagen, dass etwa 40 Prozent meines Studieninhalts genutzt werden. Vor allem die Spezialisierungs- und Maschinenbaufächer. Besonders ein Verständnis für wirtschaftliche und technische Situationen und Denkansätze lehrte mich die Universität.

Zu Studienbeginn hatte ich genaue Vorstellungen, was danach folgen sollte. Die Welt des Films war das Ziel – ein Traum, der als SetRunner beim „Tatort“ in Hamburg geweckt wurde. Ganz so einfach ist es aber nicht. Erst stand ein unerfülltes und abgebrochenes Studium an. Danach begann ich das Studium der Sozialwissenschaften, um einen breit gefächerten und zukunftssicheren Abschluss zu erreichen, anstatt nur einem Traum vom Film nachzulaufen. Anstelle eines Filmproduktionsstudiums entschied ich mich also für den sicheren Weg, kämpfte mich durch die Grundmodule – und versuchte mich an der häufig schwierigen Aufgabe, film- und medienbezogene Themen anderer Studiengänge in die Wahlbereiche zu integrieren, um über den Tellerrand zu blicken. Besonders wichtig war für mich ein Seminar mit Stationen bei rok-tv, LOHRO und einem Kamerakurs, denn derzeit greife ich intensiv auf diese Erfahrungen zurück. Nach dem Studium ist die Leidenschaft für den Film für mich noch immer mit vielen individuellen Empfindungen und Einstellungen verknüpft und weniger mit einer wissenschaftlichen Perspektive. Dennoch hat das Studium meiner Leidenschaft einen Bezugspunkt gegeben, von dem aus ich die Zukunft konkreter planen kann. Inzwischen habe ich ein Praktikum bei einer Filmproduktionsfirma in Hamburg begonnen. Nach dem Studium folgt also das Praktikum – mal sehen, was sich hier noch draus machen lässt.

Insgesamt bin ich zufrieden. Das Grundlagenwissen hat die Universität Rostock mir ziemlich gut vermittelt. Und die Bereitschaft zum und den Spaß am Lernen, denn das ist das Wichtigste.

Kennst du auch Absolventen der Universität Rostock, die über ihre Erfahrungen im und nach dem Studium berichten wollen – oder gehörst du selbst dazu? Wir suchen für heuleronline weitere Berichte. Schreib uns an uni@heulermagazin.de.

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Auge um Auge, Zahn um Zahn Eine fiktive Dokumentation über das tägliche Mit- und Ohneeinander von Zahn- und Humanmedizinern. Autorin: Luise Wagner, selbst Humanmedizinerin, nimmt die Koexistenz von Zahnis und Humanis als unkompliziert und bereichernd wahr.

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lappe, die erste: Es ist Mittwochmorgen, kurz nach neun. Kai sitzt mit einem dicken Buch im Physiologie-Hörsaal. Er ist sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, heute zur Atmung-Vorlesung zu kommen. In Gedanken ist er vollkommen ins Kreislaufsystem vertieft, über das er in zwei Stunden ein Testat schreiben wird. Kai studiert im vierten Semester Humanmedizin. Er möchte Augenarzt werden. Im Moment ist das für sein Studium jedoch völlig irrelevant. Erst einmal müssen alle einen Überblick über alles bekommen. Kameraschwenk. Nur wenige Plätze von Kai entfernt sitzt Sandra. Sandra studiert Zahnmedizin. Auch sie ist mit ihren Gedanken nicht bei der Atmung, als der Beamer aufflackert und die ersten Folien an die Leinwand projiziert. Sie rechnet sich aus, was sie nachher im Phantomkurs – hier werden klassische Behandlungen an einem künstlichen Phantomkopf geübt – in der Zahnklinik alles schaffen muss, um heute die Unterschrift des Kursleiters für den nächsten erledigten Arbeitsschritt an ihrer Zahnkrone zu bekommen. Untertitel: Jedes Jahr beginnen rund 220 Human- und 25 ZahnmedizinerInnen ihre akademische Ausbildung an der Uni Rostock. Das Grundstudium beider Studiengänge ist zunächst sehr ähnlich. Sandra und Kai sitzen zum größten Teil in denselben Vorlesungen und haben ähnliche Prüfungen. Doch es gibt auch einige Punkte, in denen sich das Studium der beiden gravierend unterscheidet. Während Kai in mehreren Seminaren pro Woche vertiefende Einblicke in die Vorlesungsinhalte erhält, quasi in dauerhafter Testatvorbereitung steckt, in vielen Klausuren bereits auf den MC-Fragestil des Physikums getrimmt wird und im Gegensatz zu den Zahnmedizinern bereits zu Studienbeginn in die Medizinische Psychologie und Soziologie eingeführt

wird, wird im zahnmedizinischen Studium von Anfang an die Praxis großgeschrieben. Jede Woche verbringen die „Zahnis“ viele Stunden damit, in ihren zahntechnischen Kursen Prothesen, Inlays und Kronen herzustellen. Im klinischen Abschnitt des Studiums, der bei Humanmedizinern nach dem Physikum, bei Zahnmedizinern nach der vorzahnärztlichen Prüfung beginnt, werden die beiden jedoch verschiedene Wege gehen. Sandra wird es nahezu täglich in die Zahnklinik verschlagen, wo sie sich um ihre eigenen Patienten kümmern und eine lange Liste von Behandlungen abarbeiten muss. Kai hingegen wird zwischen Hörsaal und Seminaren am Krankenbett pendeln und nur ab und zu mal in den weißen Kittel schlüpfen dürfen. Szene zwei. Mittlerweile ist die Physiologie-Vorlesung vorbei und Sandra auf dem Weg zum Phantomkurs. Inzwischen geht sie nicht mehr ihre heutige To-do-Liste durch, sondern ärgert sich ein wenig über einige „Humanis“, die sich für etwas Besseres halten. Nicht, dass alle so wären oder sie allzu viel auf das Geschwätz einiger weniger geben würde. Trotzdem hatte sie gehofft, dass diese Vorurteile nach fast zwei Jahren gemeinsamen Studiums endlich einmal ausgeräumt seien. Sandra weiß, dass Zahnmediziner nicht „nur Zahnis“ alias bessere Dentisten sind, sondern eben auch Mediziner, die eine ärztliche Ausbildung erhalten. Gern wird behauptet, dass viele nur Zahnmedizin studieren, weil sie den NC für Humanmedizin nicht geschafft hätten und sich über ihren Zahni-Platz durch einen Wechsel ins Medizinstudium schmuggeln wollen. ... Hier geht's weiter: bit.ly/1qkcrWe

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politik Rechtzeitig vor der Sommerpause der (Hochschul-)Politiker haben wir sie alle noch einmal getroffen und ausgequetscht: über Geschehnisse im Konzil, über Fracking, über die Unterfinanzierung der Hochschulen und über eine besondere Art, demokratiefördernde Projekte in M-V zu unterstützen. Und eins verspreche ich dir: Es bleibt spannend! PS: Wie dir aufgefallen ist, bin ich zurzeit leider die einzige Verantwortliche für das Ressort Politik. Auf der Startseite ist aber noch Platz für mindestens einen zweiten. Yvonne

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Versteckte Öffentlichkeit

Während gut 250 Studierende am Bildungsstreik teilnahmen, tagte das Konzil der Universität. Wofür ist es eigentlich zuständig? Was wird dort behandelt? Autor: Fritz Beise weist auf die Wortähnlichkeit mit dem englischen Wort conceal hin.

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as unter der Studierendenschaft am unbekannteste und doch das

schließlich durch den Senat und die dafür zuständige Senatskommission für Struk-

höchste aller universitären Gremien ist das Konzil. Seine Aufgabe be-

tur, deren Vorsitzender Dr. Glöckner ebenfalls ist, erfolgen. Zusätzlich ist Dr. Glöck-

steht im Groben aus der Wahl des Rektorats und der Beratung „über

ner als Justiziar auch Ansprechpartner der Studierendenschaft in Rechtsfragen.

grundlegende Angelegenheiten der Hochschule“, so das Landeshoch-

Aus seinen Ausführungen, die sehr juristisch begannen, aber in eine persön-

schulgesetz (LHG). Die Sitzungen sind universitätsöffentlich, doch das Interesse

liche Meinung übergingen, könnte die subtile Schlussfolgerung gezogen wer-

gering. Von den aktuell 65 Mitgliedern sind 22 Studierende. Dabei handelt es sich

den, dass das Konzil nur ein Abnick-Gremium für Senatsbeschlüsse sei, was der

größtenteils um KommilitonInnen, die es auch anderweitig häufig in die Hoch-

momentanen Praxis entspricht. Dem Präsidium lag auch eine andere juristische

schulpolitik treibt. Wenn sie also gerade mal nicht einen Bildungsstreik organi-

Auffassung vor, die jedoch nicht an das Konzil weitergeleitet wurde. So blieb die

sieren bzw. an ihm teilnehmen, vertreten sie, wie am 25. Juni, die Studierenden-

Meinung des Justiziars die einzig gehörte. Unter dem Eindruck dieser wurden

schaft im Konzil.

die beiden Anträge nicht abgelehnt, sondern es wurde gleich entschieden, sich gar nicht mit „grundlegenden Angelegenheiten der Hochschule“ zu beschäftigen.

Im Voraus dieser Sitzung warfen die Studierenden Fragen zur akademischen

Soviel zur Tagesordnung.

Selbstverwaltung in der Universität auf. Konkret heißt das, dass die studentischen Vertreter aus StuRa, AStA und Rektorat in einem offenen Brief an die Konzilsmit-

In den folgenden Punkten zeigte sich das Konzil von seiner abnickenden Seite.

glieder auf die „Ausweitung der demokratischen Strukturen“ drängten. Momen-

Ein Universitätsratsmitglied wurde gewählt und eine Änderung der Grundord-

tan können die vier studentischen Vertreter im Akademischen Senat gegenüber

nung im Hinblick auf das Leitbild der Uni angenommen. Die Stellungnahme zum

den zwölf ProfessorInnen und sechs MitarbeiterInnen durch ein Veto Entschei-

Universitätsentwicklungsplan sollte beschlossen werden, wobei man sich fragen

dungen zu studentischen Belangen bis zur nächsten Sitzung aufschieben. Dies will

darf, warum viele Fakultäten nicht an diesem Plan beteiligt wurden, obwohl

die Studierendenschaft nun verschärfen und das suspensive in ein absolutes Veto

dies laut Grundordnung der Fall zu sein hat. Anschließend gab Koordinatorin

umwandeln. Erst auf Drängen der Studierendenvertreter wurde der Brief vom Prä-

Dr. Bärnreuther einen groben Überblick zum anstehenden Universitätsjubiläum

sidium an die Konzilsmitglieder weitergeleitet, aber mit dem Hinweis, der Antrag

2019. Rektor Prof. Dr. Schareck erfreute sich an einer von ihm entdeckten Baulü-

zur Änderung der Grundordnung sei „unzulässig, da dieser sich nicht nach dem

cke zwischen Physikgebäude und Barocksaal am Uniplatz. Hier wolle er einen

Verfahren“ gemäß §§ 80 und 81 des LHG richte. Das Konzil könne somit nicht

„Hafen der Wissenschaften“ errichten; das Land möge doch der Universität zum

über den Antrag entscheiden.

runden Geburtstag dieses Grundstück schenken. Die darauffolgende, eher knappe

Dabei ist fraglich, warum das Präsidium versuchte, den Antrag zurückzu-

Vorstellung des Rechenschaftsbericht des Konzils der letzten beiden Jahre unter-

weisen, obwohl es nur Aufgabe gewesen wäre, den Antrag unverzüglich weiter-

strich die Bedeutung des Gremiums, das Fehlen von ca. einem Drittel seiner Mit-

zuleiten. Über die Annahme zur Beratung entscheidet laut der Geschäftsordnung

glieder ebenfalls.

nur und ausschließlich das Konzil. Da das Gremium wie oben beschrieben über

Letzter inhaltlicher Tagesordnungspunkt blieb nun noch der Antrag von

grundlegende Fragen entscheiden soll, überlegte die Studierendenvertretung, wie

Katharina Wilke. Die hierzu aufkommende Diskussion nahm zum Teil absurde

sie die Sitzung inhaltlich aufwerten könnte. So kamen noch zwei weitere Anträge

Züge an. So wurde von einem Professor argumentiert, dass, wenn das Präsidium

für den 25. Juni hinzu. Darunter ein Änderungsantrag von StuRa-Vizepräsident

aus vier Personen bestünde, ständig Patt-Situationen entstehen könnten – momen-

Tom Lüth zur Ergänzung des § 24 der Grundordnung, der die Ombudspersonen

tan besteht es aus zwei Personen, aber auch bei drei Personen ist ein Patt bei Stim-

zur „Aufsicht über die Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis“

menenthaltung möglich. Auch die Frage, worüber das Präsidium überhaupt zu

neben den bestehenden vier ProfessorInnen um eine/n wissenschaftliche/n Mitar-

entscheiden hätte, konnte nicht beantwortet werden. Auf die Spitze trieb es die fol-

beiterIn erweitern sollte. Als Erstes wurde jedoch der Antrag von Katharina Wilke

gende Aussage – nicht aus Reihen der studentischen Vertreter geäußert: Aus dem

zur Änderung der Geschäftsordnung behandelt. Dieser sah eine Erweiterung des

Antrag sei ein Misstrauen gegenüber dem amtierenden Präsidium zu erkennen.

Präsidiums (PräsidentIn, Vize-PräsidentIn) um zwei Personen vor, die jede Sta-

Lässt sich nicht aus der strikten Ablehnung des Antrags ein massives Misstrauen

tusgruppe (Profs, Studis, akadem. MitarbeiterInnen und nicht-akadem. Mitarbei-

gegenüber den 15.000 Studierenden ablesen? Während der verschiedenen Wortmeldungen beschränkte Prof. Wree einzelne

terInnen) vertreten sollen. Prof. Dr. Andreas Wree, seit vier Jahren Präsident des Konzils, bat die Antrag-

Redezeiten, obwohl laut § 5 (2) Geschäftsordnungsanträge zur Beschränkung ge-

stellerin, den Antrag zu verlesen, eine Aussprache darüber solle jedoch nicht statt-

stellt werden müssen, die auch er hätte stellen können und die dann vom Konzil

finden. Auf die Möglichkeit der Begründung musste der Präsident extra hingewie-

hätten abgestimmt werden müssen. Letztendlich wurde der Antrag doch noch von

sen werden. Das Konzil entschied, den Antrag auf die Tagesordnung zu setzen.

den gut 40 Anwesenden angenommen. Ob das Gremium nun die „vorbildliche Verwirklichung der Erfordernisse von

Nicht so bei den folgenden. Nach Vorstellung der beiden übrigen Anträge durch Tom Lüth und Martin War-

Basisdemokratie und Transparenz“ ausfüllt, wie Prof. Wree in einer Stellung-

ning wollte Prof. Wree en bloc abstimmen lassen. Hinsichtlich der Frage, ob das

nahme aus dem Januar 2010 an das Bildungsministerium M-V als Antwort auf

Konzil den Vorschlag des Senats zur Änderung der Grundordnung bearbeiten oder

die vom Landesrechnungshof aufgeworfene Effizienzfrage formulierte, sollte neu

nur annehmen bzw. ablehnen dürfe, suchte sich Prof. Wree juristischen Beistand.

bedacht werden. Ohne das Konzil an sich in Frage zu stellen: Braucht man ein

Dr. Markus Glöckner, Justiziar der Universität, sprach sich dezidiert dafür aus, dass

Gremium, das ein anderes Gremium bestätigt? In den Causae Basisdemokratie,

die Anträge nicht zulässig seien. Änderungen zur Grundordnung könnten aus-

Transparenz und Willensbildung gibt es wahrlich noch viel Luft nach oben.

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„Unbezahlte Lehraufträge komplett zu verbieten, halte ich nicht für sinnvoll“ Die Unterfinanzierung der Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern ist zurzeit ein brisantes Thema. Wir trafen den Bildungsminister Mathias Brodkorb und sprachen mit ihm über die Hochschulfinanzierung und noch weitere Themen. Doch lest selbst. Autorinnen: Isabelle Pejic und Yvonne Hein // Foto: Linda Marx

heuler: Welche Aufgaben haben die Hochschulen für das Land Mecklenburg-Vorpommern? Mathias Brodkorb, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern: Die Kernaufgabe der Hochschulen ist es, Wissenschaft zu betreiben und zu sichern als eines der höchsten kulturellen Güter, die eine Gesellschaft hat. Die Ergebnisse sollten dann auch zur Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände dienen, ob nun in der Wirtschaft, in der Medizin oder bei der Lehrerbildung. Und schließlich dient Wissenschaft der Ansiedlung junger Menschen in MecklenburgVorpommern, die engagiert, qualifiziert, begeistert und offen sind. Und möglichst sollten sie erfahren, dass M-V das schönste Land unserer Republik ist. Wo kommen Sie denn her? Aus Berlin. – Und ich aus NRW. – Aus Sachsen. Sehen Sie, hat ja geklappt! Also sollten Hochschulen junge Fachkräfte nach M-V holen, damit diese zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in M-V beitragen? Ich würde die Wissenschaft von der Wirtschaft nicht zu sehr abhängig machen. Es ist positiv, dass die Wissenschaft zum Wirtschaftswachstum beitragen kann. Aber es gibt genug wichtige wissenschaftliche Forschungsergebnisse, aus denen wir keinen ökonomischen Nutzen ziehen können. Das eigentliche Ziel von Wissenschaft ist eben die Wahrheit. Nun braucht eine Uni, die gute Fachkräfte ausbilden möchte, auch gute Studienbedingungen. Was sind Ihren Ansichten nach gute Studienbedingungen? Das Betreuungsverhältnis ist sehr entscheidend, aber auch das Engagement der Lehrenden. Ich denke, dass kleinere Unis ein viel größeres Betreuungspotenzial haben als Massenunis mit 30.000 Studierenden oder mehr. Weiterhin sollte eine möglichst gute investive und räumliche Ausstattung zur Verfügung stehen. Da besteht an unseren Hochschulen noch

Nachholbedarf, aber wir sollten trotzdem nicht vergessen, dass M-V vergleichsweise hohe Investitionsausgaben für Hochschulen je Einwohner hat. Allein seit 2011 haben wir die Planungen bis 2020 noch einmal um mehr als 200 Mio. Euro angehoben. Davon wollen wir in Rostock zum Beispiel endlich auch eine neue Philosophische Fakultät am Campus Ulmenstraße bauen. Was heißt das speziell? Wie viele Studierende sollten auf einen Betreuer kommen? Das muss man studiengangspezifisch betrachten. Durchschnittlich gesehen liegen wir bundesweit gut. Und trotzdem gibt es an der WiSo-Fakultät immer noch Vorlesungen mit 500 Studierenden, zu denen kein Tutorium angeboten wird, und Seminare mit 50 Teilnehmenden, weil die Lehrkräfte fehlen. So etwas gibt es natürlich, aber das ist nicht der Regelfall. Aber ob 100 oder 500 Personen in einer Vorlesung sitzen, ist, glaube ich, nicht ganz so entscheidend. Schwieriger ist es, wenn Seminare und Übungen überfüllt sind. Allerdings hängt die Zahl der Studierenden immer auch davon ab, wie viele Studierende aufgenommen werden. Hier gibt es trotz des strengen Kapazitätsrechts auch einen eigenen Entscheidungsspielraum der Hochschulen. Ich setze hier aber auch auf den neuen Hochschulpakt III, der hoffentlich noch in diesem Jahr verhandelt wird und den Hochschulen in Zukunft weitere Spielräume eröffnet. Die HIS [Hochschul-Informations-System eG, Anm. d. Red.] hat für die Uni Rostock aufgrund des verfügbaren Lehrkörpers eine Kapazität von 9.000 Studierenden ausgerechnet, zurzeit studieren dort jedoch ungefähr 14.000. Wie ist das zu verstehen? Zunächst: Es gibt mehrere Bundesverfassungsgerichtsurteile, die den Unis vorschreiben, ihre Kapazitäten „erschöpfend“ auszulasten, da Studieren ein Grundrecht ist. Hier gibt es zwar einen

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Entscheidungsspielraum, aber Hochschulen können auch nicht machen, was sie wollen. Nun hat jeder Studiengang aber auch Studienabbrecher und nicht alle Studierenden besuchen das ganze Jahr über jedes Seminar. Daher ist es üblich, etwas mehr als 100 Prozent zu immatrikulieren, um dies auszugleichen. In der erwähnten Studie, ich nehme an, Sie meinen den AKL [Ausstattungs-, Kosten- und Leistungsvergleich, Anm. d. Red.], dürften allerdings weder die Medizin noch die aus dem Hochschulpakt finanzierten Studienplätze enthalten sein. Wenn Sie dies alles hinzunehmen, relativiert sich die Differenz deutlich. Nun ist die Uni aber zurzeit mit 150 Prozent statt mit 100 Prozent ausgelastet. Ich kann mich nur wiederholen: Die HIS-Studie bildet nicht alles ab. Wenn Sie die genannten Faktoren berücksichtigen, verändert sich das Bild deutlich. Laut dem Hochschulpolitischen Sprecher der Grünen konnte die Uni Rostock trotz Hochschulpakts im letzten Jahr 88 Stellen nicht besetzen, weil ihr die Gelder fehlen. Richtig ist, dass die Uni im Jahr 2013 – auch aus Vorsorge – diese Stellenzahl frei gehalten hat. Dies entspricht etwa 4,7 Mio. Euro. Allerdings kam es dann noch 2013 zu einer anderen Besoldungsanpassung und zusätzlichen Mitteln durch das Land. Für das Jahr 2014 rechnet die Hochschule nach meiner Kenntnis aufgrund dieser zusätzlichen Mittel mit einer Vakanz von etwa 2,4 Mio. Euro, also von etwa 50 Stellen. Zwei Millionen davon oder etwa 40 Stellen entstehen aber ganz automatisch durch Wiederbesetzungslücken. Es kann zum Beispiel zu Verzögerungen bei der Besetzung von Stellen kommen, weil etwa der beste Bewerber nicht sofort zur Verfügung steht. Diesen Effekt gibt es in jedem „Betrieb“, zum Beispiel auch im Bildungsministerium. Insofern hat sich die Lage gegenüber dem Vorjahr 2013 nun schon deutlich entspannt. Und ich bin optimistisch, dass wir den Rest mit weiteren zusätzlichen Mitteln auch noch gemeinsam gelöst bekommen. Auch die zusätzlichen Mittel, die wir


2013 noch zugewiesen haben, erklären übrigens den Überschuss von 3,6 Mio. Euro im letzten Jahr. Sind das nicht Rückstellungen? Nein, das ist ein laufender Überschuss gewesen. Der ist unseren Kenntnissen nach zweckgebunden und nicht frei verfügbar. Dass die Uni mit diesem Geld etwas Sinnvolles vorhat, davon gehe ich aus. Aber der Überschuss allein aus dem letzten Jahr beträgt 3,6 Mio. Euro und insgesamt hat die Uni 18,3 Mio. Euro Rücklagen. Ich glaube, seit zehn Jahren steigen diese Rücklagen recht kontinuierlich an. Würden sie alle für unmittelbar unabweisbare Ausgaben zeitnah notwendig sein, müsste die Summe ja irgendwann auch wieder deutlich geringer werden. Wird sie aber nicht. Insofern wird die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegen: Manches wird unabweisbar und unmittelbar notwendig sein, manches vielleicht nicht. Dass eine Hochschule Rücklagen bildet, ist übrigens nicht zu kritisieren, im Gegenteil. Der entscheidende Punkt ist ein anderer: Keine Hochschule sollte auf Dauer gezwungen sein, den regulären Betrieb aus Rücklagen zu bedienen. In Rostock konnte dies bisher

vermieden werden. Bei der Klärung der Frage, ob die derzeitige Finanzausstattung auskömmlich ist oder nicht, soll auf gemeinsamen Wunsch von Land und Hochschulen der Landesrechnungshof als unabhängige Institution helfen. Ich bin optimistisch, dass wir am Ende einen Weg finden werden, mit dem alle gut leben können. Nun waren am 20. Mai die Auftaktveranstaltungen zum Bildungsstreik 2014. Eine Forderung der Studierenden ist, das Kooperationsverbot aufzuheben. Wie stehen Sie dazu? Da bin ich definitiv gleicher Meinung wie die Studierenden. Wir wollen, dass der Bund miteinsteigt in die Finanzierung der Hochschulen, wie er es auch schon bei den außeruniversitären Einrichtungen macht. Das hat die SPD im Koalitionsvertrag verankert und nun im jüngsten Kompromiss auch durchgesetzt: Eine Mrd. Euro gibt es für Kita, außerdem eine BAföG-Reform und das Land wird ab 2015 etwa 22 Mio. Euro zusätzlich für Schule und Hochschule zur Verfügung haben. Wie viel die Hochschulen und darunter die Universität Rostock bekommen werden, hängt natürlich auch von der Untersuchung des Landesrechnungshofes ab. Die

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wird gegen Ende des Jahres vorliegen. Aber so viel steht schon heute fest: Es wird mehr Geld geben! Und wie sieht’s mit dem elternunabhängigen BAföG aus? Prinzipiell wäre das eine feine Sache, aber ich glaube nicht, dass man das ohne Weiteres hinbekommt, weil es sehr, sehr teuer wäre. Daher hätte ich zunächst einen anderen Vorschlag. Das BAföG ist zurzeit zur Hälfte Unterstützung und zur Hälfte verschulden sich die Studierenden. Das ist problematisch. Das BAföG wurde eingeführt, um mehr Chancengleichheit zu schaffen. So können junge Menschen aus nicht ganz so gut gestellten Kreisen auch studieren. Allerdings entlassen wir die Studierenden nach ihrem Abschluss mit vielen Schulden auf den Arbeitsmarkt – und zwar ausgerechnet die Studierenden aus nicht so gut gestellten Elternhäusern. Sollten wir in einem ersten Schritt nicht lieber darüber nachdenken, dass Studierende, die BAföG erhalten und ihr Studium erfolgreich abschließen, nichts zurückzahlen müssen, damit sie nicht mit Schulden in das Berufsleben starten? Das wäre auch für die Familiengründung wichtig.


Im Jahr 2009 haben Sie beim Bildungsstreik noch mitdemonstriert. Unter anderem ging es dabei um die Demokratisierung der Hochschulen. Wäre mehr studentische Beteiligung heute noch ein Punkt, den sie mit ins Landeshochschulgesetz, wo es doch gerade überarbeitet wird, aufnehmen würden? Grundsätzlich ja, aber man muss das differenziert betrachten. Zum einen kann eine Universität in heutigen Zeiten nur demokratisch funktionieren, auf der anderen Seite können Sie über die Güte von wissenschaftlichen Theorien aber nicht im Seminar mehrheitlich abstimmen lassen. Und da liegt das Problem: Ich denke, dass ein gewisses Übergewicht an Professoren bei Entscheidungsprozessen aus zwei Gründen sinnvoll ist. Zum einen sind die Lehrstuhlinhaber viel länger an den Hochschulen als die Studierenden. Sie verantworten also die Auswirkungen von Entscheidungen über Jahrzehnte hinweg. Zum anderen lernen trotz der akademischen Lehr- und Lerngemeinschaft eher Studierende von Professoren als umgekehrt. Ansonsten wäre ja auch nicht zu erklären, warum die einen die Professoren und die anderen die Studierenden sind. Also sollten bei Angelegenheiten, die die Wissenschaft im engeren Sinne betreffen, die Professoren einen entsprechenden Einfluss haben. Bei Fragen, in denen es um vorrangig studentische Belange geht – zum Beispiel beim Studentenwerk –, muss jedoch die Anzahl von studentischen Vertretern groß sein. Nun nehmen wir mal als Beispiel den Senat: Dort sitzen 22 Mitglieder, davon sind vier Studierende. Nun entscheidet der Senat aber auch über Studiengänge und deren Prüfungsleistungen, die Studierende ja direkt betreffen. Das stimmt, aber Sie werden einen Studiengang nur dann wissenschaftlich überzeugend konstruieren können, wenn Sie ein Fach oder ein Forschungsgebiet weltweit auf hohem Niveau überschauen. Das ist bei Studierenden meist nicht der Fall, bei mir war das jedenfalls nicht so. Insofern führt nichts daran vorbei, dass gerade die Konstruktion von Studiengängen – von wissenschaftlicher Seite betrachtet –

vorrangig Aufgabe der Professorenschaft sein muss. Studierende müssen aber ein Mitspracherecht bei der Ausgestaltung der Studiengänge haben – zum Beispiel bei Kombinationsmöglichkeiten, Modulanrechnungen, Prüfungen usw. –, weil sie ja am Ende die „Betroffenen“ sind. Und Fragen, die die Hochschule betreffen? Das ist etwas abstrakt gefragt, man muss das jeweils konkret betrachten. Welche Änderungen zum Landeshochschulgesetz schlagen Sie vor? Dazu will ich mich noch nicht äußern, weil wir im Moment die Änderungsvorschläge aus Hochschulen und Verbänden auswerten. Aber es stehen eher kleinere Korrekturen als eine Generalreform an. Nun noch was zur Situation der Promovierenden. An der Uni Rostock müssen viele Promovierende einen unbezahlten Lehrauftrag annehmen. Aber das, unbezahlt arbeiten zu müssen, entspricht doch eigentlich nicht der Vorstellung der SPD. Die Arbeitsbedingungen für Nachwuchswissenschaftler sind teils wirklich ein problematisches Feld. Aber unbezahlte Lehraufträge komplett zu verbieten, halte ich nicht für sinnvoll. Ich sehe vielmehr in der bisherigen Konstruktion des Hochschulpaktes ein Problem, weil der Bund immer nur jährlich die Gelder zuweist und die Hochschulen damit kaum planen können und ihre Mitarbeiter dann nur auf sechs Monate anstellen können, weil sie nicht wissen, ob sie nächstes Jahr auch noch das Geld bekommen. Davon müssen wir weg. Für den Hochschulpakt II haben wir mit den Hochschulleitungen dafür ein gutes Modell entwickelt und uns in einer Vereinbarung festgelegt: Im Regelfall sollen die Verträge künftig keine Laufzeit von unter zwei Jahren haben. Und abschließend: Haben Sie noch etwas, was Sie der Studierendenschaft unbedingt mitteilen möchten?

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Unbedingt: Nutzen Sie bitte die Chance, die in der Wohnsitzprämie liegt! Die Universität erhält von uns Geld, wenn sich möglichst viele neu immatrikulierte auswärtige Studierende nach Rostock ummelden. Greifswald konnte dadurch in diesem Jahr 197.000 Euro für sich verbuchen und 20 Prozent davon gehen direkt an die Studierendenschaft. Nach einer Anlaufphase sollte es in Rostock möglich sein, auf diesem Weg bis zu einer Million Euro pro Jahr zusätzlich einzunehmen. Von der Ummeldung der Studierenden profitieren alle – die Hochschule, also die Lehrenden und die Studierenden selbst, nicht zuletzt aber auch die Hochschulstädte, weil sie über den Kommunalen Finanzausgleich ebenfalls mit Mehreinnahmen rechnen können, und das Land. Sie haben also die Chance, die Studienbedingungen an Ihrer Uni auch selbst zu verbessern. Daran arbeiten wir, aber wir müssen auf den entsprechenden Erlass warten. Der Erlass ist bereits unterzeichnet, Sie könnten also loslegen. Am besten gleich morgen. Nur eine ganz kleine Frage noch: Wenn die Entscheidung über Snowdens Doktorwürde in ihre Hand kommt … …, dann werde ich meine Entscheidung davon abhängig machen, was ich in meinem Studium an der Philosophischen Fakultät und durch meine akademischen Lehrer gelernt habe. Es könnte­spannend werden. Wir bedanken uns für das Gespräch.


WIR. Erfolg braucht Vielfalt

Eine Initiative für mehr Demokratie und Toleranz im Land Bildungsprojekte zu starten ist die gängigste Methode, über Demokratie aufzuklären. Doch es gibt auch weitere Möglichkeiten: zum Beispiel die, mit Demokratieaktien zu handeln. Autorin: Franziska Klein setzt sich vielfältig ein.

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er Kampf gegen den (Rechts-)Extremismus und gegen antidemokratische Handlungen hat unterschiedliche Gesichter. Doch von demokratieförderlichem Aktienhandel hört man diesbezüglich selten. Die Initiative „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“ tut jedoch genau dies. Sie wurde 2008 ins Leben gerufen und ist eine Bewegung für mehr Demokratie, Toleranz und Respekt. Vielfalt ist das, was das Projekt auszeichnet – und das zeigt sich auch bei den Initiatoren und Unterstützern der Initiative. Hinter der Initiative stecken Menschen aus vielen unterschiedlichen Bereichen wie z. B. Verbänden, Kirchen, der Wirtschaft, Kultur, aber auch Privatpersonen. Sie alle setzen sich, unabhängig von Parteien, für ein demokratisches, freiheitliches und weltoffenes Mecklenburg-Vorpommern und gegen Nationalismus, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus ein. Kirsten Balzer vom Diakonischen Werk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche ist eine der vielen UnterstützerInnen und beschreibt die Kampagne folgendermaßen: „Unser Leben ist sehr schnell geworden. Wir müssen Werte entwickeln und vermitteln, die beständig sind, die Halt vermitteln. Ich möchte mit WIR. die Grundlagen unseres Lebens festigen: die Demokratie.“ Um den Wohlstand, das heißt Bildung, Arbeitsplätze, gelebte Vielfalt, im Land zu sichern und zu fördern, bedarf es zahlreicher Aktionen und wirksamer Öffentlichkeitsarbeit. „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“ ist zwar ein Projekt, das durch Mittel des Europäischen Sozialfonds und Mittel des Landes Mecklenburg-Vorpommern gefördert wird. Dennoch ist auch die finanzielle Unterstützung durch BürgerInnen essenziell für das Gelingen des Projekts: Durch

den Kauf einer sogenannten Demokratieaktie wird „das ehrenamtliche Engagement für Demokratie, Weltoffenheit und Toleranz ganz konkret vor Ort unterstützt, so dass attraktive Veranstaltungen, effektive Bildungsarbeit und zielgruppengerechte Publikationen finanziert werden können.“ Bei dem Erwerb einer solchen symbolischen Aktie handelt es sich eigentlich um eine Spende. Spenden sind in Höhe von 25, 50, 100, 500, 1.000, 5.000 Euro möglich. Unterstützt werden mit den Geldern ausschließlich Veranstaltungen und Publikationen in Mecklenburg-Vorpommern, „die das Verständnis von Demokratie und Menschenrechten fördern und die lokal bzw. regional wirksam sind“. Der Erwerb der Demokratieaktie ermöglicht demokratiefördernde Netzwerkarbeit, die Durchführung von Projekttagen an Schulen und Ausbildungseinrichtungen sowie öffentliche Veranstaltungen. Es werden durch die Einnahmen der Demokratieaktien also solche Projekte gefördert, die sonst nicht ausreichend oder gar nicht gefördert werden. Doch nicht nur durch Spendengelder, sondern auch durch den persönlichen Einsatz der BürgerInnen und Unternehmen des Landes MecklenburgVorpommern soll das Projekt vorangetrieben werden. Ideen und Hilfe jeglicher Art sind ausdrücklich erwünscht. Wer sich für das Projekt interessiert oder gar selber aktiv werden möchte, erhält hier weitere Informationen: Akademie für Politik, Wirtschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern e. V. Geschäftsbereich WIR. Erfolg braucht Vielfalt www.wir-erfolg-braucht-vielfalt.de

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Zum Bildungsstreik 2014

Ende März trafen sich viele Studierendenschaften aus ganz Deutschland und planten den Bildungsstreik 2014, um auf die Unterfinanzierung der Hochschulen aufmerksam zu machen. Die bisherigen Aktionen waren eher gering besucht, denn warum nochmal gibt es einen Bildungsstreik 2014? Autorin: Yvonne Hein findet die finanzielle Situation unserer Uni zum Heulen!

A

m 20. Mai fanden bundesweit die Auftaktveranstaltungen zum Bildungsstreik 2014 statt. Schaute man am nächsten Tag in die Tagespresse, so wurde schnell klar, dass sich die Zahl der Demonstrationsteilnehmenden stark in Grenzen hielt. Eine Ausnahme bildete Greifswald, wo rund 700 studentische Demonstranten vordergründig gegen die Unterfinanzierung ihrer Hochschule auf die Straße gingen. Dort war auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Johanna Wanka zu Besuch und hielt eine Rede, die aufgrund ihres indirekten Vergleichs mit der wirtschaftlichen Situation von Griechenland bei den Greifswaldern eher auf Kritik stieß. In Rostock gab es eine kleine Fahrraddemo und Informationen auf dem Ulmencampus. Die großen Zeitungen vermuteten, dass die geringe Beteiligung der Studierendenschaft auf die Tatsache, dass es nicht um ihr Geld ginge, zurückzuführen sei. Damals, als im Rahmen des Bildungsstreikes 2009 Tausende von Studierenden auf die Straße gingen, wurde für bzw. gegen Entscheidungen demonstriert, die diese direkt betrafen beziehungsweise betreffen könnten: Die Länder überlegten, Studiengebühren einzuführen, beziehungsweise hatten diese bereits umgesetzt. Ferner war das BAföG mittlerweile zu gering, um die Lebenshaltungskosten ausreichend decken zu können. Gleichzeitig wollten die Studierenden mehr Mitbestimmungsrecht in den universitären Strukturen, eine demokratisierte Uni, in der auch die Studierenden ein Mitspracherecht bei der Gestaltung und Strukturierung der Studiengänge beziehungsweise bei universitären Veränderungen haben wollten. In Rostock wurden nahezu alle Forderungen umgesetzt, das Ergebnis ist zum Beispiel die Schaffung des Amtes Studentische_r Prorektor_in. Und nun, fünf Jahre später? Geht es der Studierendenschaft zu gut? Ist sie zu faul zum Demonstrieren

oder einfach nur schlecht informiert? Oder gar beides? Man hofft eher Letzteres. Doch warum trafen sich Ende März Studierendenvertretungen aus dreizehn Bundesländern in Halle und beschlossen, einen Bildungsstreik 2014 ins Leben zu rufen? Der Grund ist folgender: Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ist so gut wie lange nicht und trotzdem geht es den staatlichen Hochschulen in der Bundesrepublik so schlecht wie nie zuvor, sodass die meisten unterfinanziert laufen müssen. Der Grund dafür ist zum einen die Nichtkompensation des steigenden Mehrbedarfs der Fixkosten und der Tarifbeschlüsse und zum anderen die steigende Studierendenzahl, obwohl diese von Bund und Ländern sehr gewünscht ist, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken. Die Folgen davon tragen die Studierenden: zu volle Hörsäle, überarbeitete und schlecht bezahlte Dozierende, die sich mehr auf die Lehre als auf die Forschung konzentrieren müssen, und ein Studium, das oftmals ungewollt länger als Regelstudienzeit dauert. Auch die Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern sind vom Sparkurs der Landesregierung betroffen und können sich besonders seit dem Beschluss des Doppelhaushaltes 2014/15 nicht mehr ausreichend finanzieren. So sind die Universitäten gezwungen, Kürzungen beim Personal und in der Forschung hinzunehmen, die sich wiederum auf alle Universitätsangehörige auswirken werden. Natürlich können Seminare auch mit 50 statt 20 Teilnehmern statt-

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Fotos (Fritz Beise): Vom Bildungsbürger zum Schildbürger. finden, aber Studieren wird damit nahezu unmöglich. In der Bibliothek sieht’s ähnlich überfüllt aus: Kommt man während der Klausurenphase erst 5 Minuten nach 8 dort an, findet man kaum noch einen freien Sitzplatz. Auch bei den Promovierenden ist die Situation nicht besser: Viele Doktorand_innen müssen unbezahlte Lehraufträge annehmen und sich noch einen Zweitjob suchen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Ist das ein guter Rahmen, um sich der Forschungsarbeit ausreichend widmen zu können? Mittlerweile sind viele Forscher in Deutschland mehr damit beschäftigt, Drittmittel einzuwerben, als zu forschen, weil die Hochschulen sie und ihre Forschungsprojekte nicht bezahlen können. Doch zurück zu den Studierenden der Uni Rostock. Dem AStA liegen Bilder vom Uni-Gebäude der Grundschulpädagogen in der Möllner Straße vor: Efeu rankt sich durch die Wände hindurch in die Seminarräume, Brandschutztüren sind aus Holz und die Fluchtwege mit einem Vorhängeschloss verriegelt. Gesprungene Fenster sorgen für eine frostige Kälte im Winter und Schimmel an den Decken steigert das Risiko von Atemwegserkrankungen. Doch laut Bildungsministerium hat die Uni im letzten Jahr rund 3,6 Millionen Überschuss im laufenden Haushaltsjahr erwirtschaftet, warum saniert sie dann nicht ihre Gebäude, bezahlt ihre Promovierenden und sorgt für kleinere Seminarräume? Weil das zweckgebundene Drittmittel sind, die nicht flexibel genutzt, sondern nur für bestimmte Forschungszwecke ausgegeben werden dürfen. Es sind also

keine Rücklagen, sondern Rückstellungen, eine Tatsache, die das Bildungsministerium übersieht. Doch auch das Thema Drittmittel ist fragwürdig. Drittmittel sind ohne Frage ein guter Zuschuss für die Institute, doch es sollte auch die Kehrseite betrachtet werden. Ein medizinisches Forschungsprojekt, das sich von einem Pharmakonzern finanzieren lässt, wird nicht unbedingt nach neuen Erkenntnissen für die Gesundheit der Menschen suchen, sondern vielmehr die Wirtschaftlichkeit auf dem Markt in den Vordergrund stellen. Ähnlich sieht es mit Chemieinstituten aus, die von der Bundeswehr finanzierte Forscher anstellen. Natürlich gibt es auch andere Bereiche in der Bundesrepublik und im Land, die auf eine stärkere Unterstützung vom Bund und vom Land angewiesen sind, jedoch sollte man angesichts des Fachkräftemangels und des Ziels des Landes M-V, mehr Forschung und Innovation in M‑V anzusiedeln, Priorität auf die Bildung setzen. Es mag beim Bildungsstreik 2014 nicht direkt um das Geld der Studierenden gehen, aber indirekt tut es das auf jeden Fall. Volle Hörsäle und überarbeitete Dozenten führen zu einer ungewollten Verlängerung der Studienzeit. Schlechte Lehr- und Forschungsbedingungen haben schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt zur Folge. Sind das nicht ausreichende Gründe, sich am Bildungsstreik 2014 zu beteiligen und für eine Rückkehr der Hochschulen zu ihren eigentlichen Aufgaben, unabhängigem Forschen und Lehren, zu demonstrieren?

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Fracking in M-V

In Mecklenburg-Vorpommern soll Fracking als Methode zur Erdölgewinnung angewendet werden. Während die Landesregierung darin eine Chance für das Land sieht, warnen Gegner vor der Verschmutzung des Grundwassers. Autorinnen: Yvonne Hein und Romy Stieger sind dem Fracking auf den Grund gegangen, bis zum Grundwasser hin.

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rdöl wurde schon in den Zwanzigerjahren in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt. Seit den Sechzigerjahren wird es gefördert, wobei die Förderung immer wieder aussetzte und zuletzt 2011 eingestellt wurde. Nun plant das deutsch-kanadische Erdölunternehmen CEP, die Erdölförderung hierzulande wieder aufzunehmen und das Öl mittels des Fracking-Verfahrens zu fördern. Unsere Landesregierung verabschiedete einen Beschluss, der Fracking aufgrund der Umweltstandards in MecklenburgVorpommern verbietet – und dennoch darf CEP Testbohrungen im ganzen Land durchführen. „Fracking ist die falsche Bezeichnung für das in Mecklenburg-Vorpommern angewandte Verfahren“, erklärt Alexander Kujat, der Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion in M‑V. Das sei ein negativ verwendeter Kampfbegriff, der fahrlässig das gefährliche Schiefergas-Fracking, wie es zum Beispiel in Amerika praktiziert werde, mit den anderen Gegebenheiten hierzulande gleichsetze. Das Verfahren nenne sich hydraulische Stimulation und im Unterschied zum Schiefergas-Fracking würden in 3.000 Metern Tiefe in grundwasserfernen Schichten die Ölfelder angestochen, sodass das Öl alleine fließe. Normalerweise wird das Fracking folgendermaßen praktiziert: Lagert Erdgas in konventionellen Lagerstätten, so kann es aufgrund der hohen Porosität des Gesteins frei wandern und sammelt sich unter dem Deckgestein. Wird eine konventionelle Erdgaslagerstätte angebohrt, entweicht das Erdgas durch den Überdruck und kann ohne technische Hilfsmittel gefördert werden. Bei unkonventionellen Lagerstätten handelt es sich um Gesteinsschichten mit geringer Durchlässigkeit (Permeabilität). Die Gewinnung des Gases ist nur mit hohem technischem Aufwand realisierbar, dem Fracking. Hier werden

Fracfluide, mit chemischen Zusätzen und Stützmitteln versetztes Wasser, unter einem Druck von mehreren Hundert Bar tief in das Erdreich gepumpt. Dadurch werden im Gestein Risse erzeugt, geweitet und stabilisiert und der Druck erhöht. In M‑V gibt es jedoch kein Erdgas, sondern nur Erdöl. Es ist auch kein schwarzes Schwermetallöl, sondern durchsichtiges und ganz reines Öl, das sich besonders gut für die Herstellung von Kunststoffen eignen würde. Anders als in Amerika wird das Erdöl nicht aus oberflächennahen Schichten geholt, sondern aus viel tieferen Schichten und somit möglichst weit weg vom Grundwasser. Auch sind die Förderanlagen keine fußballfeldgroßen Gebiete, sondern so klein, dass sie einem Ortsfremden nicht auffallen würden. Zudem soll in M‑V an maximal zwei Stellen gleichzeitig das Erdöl geholt werden. Die Stabilisatoren der Förderung sind keine giftigen Chemikalien wie in den USA, sondern Stoffe, die auch in gewöhnlichen Putzmittel enthalten und auch in unseren Seen und Flüssen nachzuweisen sind. „Insgesamt ist das eine industriepolitische Chance für das Land und die Kommunen, das somit Arbeitsplätze schaffen und Fachkräfte herholen kann“, meint Kujat. Würde diese Chance nicht wahrgenommen werden, wäre das fahrlässig für die strukturschwachen Regionen. Doch Kujat kann die Bedenken hinsichtlich einer Umweltgefährdung verstehen. Aus diesem Grund sehe die Landesregierung bei einem Förderantrag strengste naturschutzrechtliche Auflagen vor. Zudem würden unabhängige Wissenschaftler und Behörden die Testbohrungen von CEP überprüfen und begleiten, um sicherzugehen, „dass nicht durch die Hintertür doch Fracking in M‑V angewendet wird“. Das Bergamt, welches dem Bund untersteht, hat grünes Licht für Test-

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bohrungen gegeben, sodass CEP bis Mitte 2015 Testbohrungen durchführen darf. Anschließend werden die Berichte hinsichtlich der Kosten, Risiken und Vorteile geprüft und auf die Umweltstandards hin überprüft, sodass vor 2018 keine hydraulische Stimulation in Mecklenburg-Vorpommern angewendet wird. In der Presseerklärung der Landesregierung Mecklenburg‑Vorpommern vom 11. März 2014 heißt es: „Damit beantragte die Firma, in einer Tiefe von etwa 2.700 Metern die Durchlässigkeit des 20 Meter mächtigen Zielhorizonts (Zechsteinkarbonat) zu erhöhen ...“ Bereits 2011 wurde die Anlage errichtet, wobei die Bohrungen ca. 2.700 Meter in die Tiefe getrieben und dort gut einen Kilometer horizontal abgelenkt wurden. Mit dieser Bohrung soll nun ein Fördertest stattfinden, um die Ergiebigkeit der Lagerstätte zu testen. Insgesamt zehn Mal wird die Bohrung Barth11 „hydraulisch stimuliert“, indem 150 Kubikmeter Frack-Flüssigkeit in die Tiefe gepumpt werden, um dort Risse zu erzeugen, die bis zu 70 Meter ins Gestein reichen – vertikal und horizontal. Christa Labouvie von der Bürgerinitiative Lebensraum Vorpommern sieht eher eine Fahrlässigkeit in den Testbohrungen als in dem Verbot des Frackings. Auch sie hat sich mit den Plänen von CEP beschäftigt und hält Fracking für eine Gefährdung für das Grundwasser und somit für die Umwelt in M‑V. Das in Barth11 verwendete Fracfluid der CEP heißt CleanStim® und besteht nach Herstellerangaben ausschließlich aus Stoffen, die nicht gesundheitsschädigend sind, wenngleich CleanStim® nicht für den Verzehr empfohlen wird. Für jede Produktionsbohrung werden ungefähr sieben Tonnen Chemikalien pro Frackvorgang ins Erdreich gepumpt, unter anderem 525 kg

Natrium-Carboxymethyl-Cellulose (E466), 30 kg Schwefelsäure (E513) und 75 kg Aluminiumsulfat (E520). Garantiert sei die Ungefährlichkeit des Fracfluids in Labouvies Augen nicht, da es in Deutschland ein Betriebsgeheimnis gebe. So wie ein Lebensmittelhersteller einen kleinen Prozentsatz seiner Rezeptur geheim halten darf, so braucht auch ein Unternehmen einen kleinen Prozentsatz seiner Maßnahmen nicht zu veröffentlichen. Doch neben den Stabilisatoren müssen auch noch Biozide in Rohre geleitet werden, um rohrschädigenden Bakterien vorzubeugen. „Und diese sind schließlich kein Suppengewürz.“ Wenn das Grundwasser erst einmal verunreinigt ist, ist dessen Qualität für immer weg. Dies hätte nicht nur für die Anwohner Konsequenzen: Es würde sich auf den Tourismus auswirken, der in M‑V neben der Landwirtschaft die stärkste Wirtschaftsbranche ist, denn das Lebens- und Erholungsgebiet M‑V wäre dann verunreinigt. Ferner befinden sich die Bohrungen in Tiefen, in denen radioaktive Elemente wie Bohrschlämme vorkämen. Noch ist es unklar, inwiefern diese an die Oberfläche treten können. Frau Labouvie fordert eine Zusammenarbeit mit den Bürgern, in deren Regionen gefrackt werden soll, schließlich müssen diese im Falle einer Verschmutzung des Grundwassers mit den Folgen leben. In Niedersachsen wurden bereits Verunreinigungen des Grundwassers festgestellt. Neben Mecklenburg-Vorpommern wendet auch Niedersachsen die hydraulische Stimulation zur Erdölförderung an. Ein Beschluss der rot-grünen Landesregierung.

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kultur

Ich kann fliegen! Na gut, kann ich nicht. Oder doch? Ich könnte theoretisch fliegen, alles eine Frage des Blickwinkels. Und der Fantasie. Auf jeden Fall hebe ich ab. Und bekomme den Kopf frei – vom Klausurenstress und Alltagstrott, atme frischen Wind und neue Ideen und freue mich auf die folgenden Seiten voll von Kreativität und Kunst und Räumen und Möglichkeiten. Willkommen in der erfrischenden Welt des Kulturressorts! Anne

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Rostock funktioniert auch ganz gut ohne Eingreifen der Politik. Besonders das Peter-Weiss-Haus liefert tagtäglich leidenschaftliche Beweise. Über ein lebendiges Kulturzentrum mit Geschichte. Autor: Fritz Beise kann sich auch ohne Kriegsbemalung Fußball anschauen.

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ls wir an einem Dienstagmorgen das Peter-Weiss-Haus (PWH) mit Vorstandsmitglied Stefan Nadolny besichtigen, ist tatsächlich schon etwas los. Studierende der hmt proben im großen Saal Theater. Vereinzelt sitzen Leute an Schreibtischen in den eher provisorisch eingerichteten Büros. Im Café Marat findet eine kleine Besprechung statt. Zum 150. Gebäudejubiläum im Juni wurde es erneut eröffnet. Anfang des Jahres musste es rasch wieder schließen, da die Brandschutzauflagen noch nicht erfüllt waren. In eine Wand sind drei Türen eingebaut, die aus bereits abgerissenen Rostocker Gebäuden stammen. Der anliegende Möckel-Saal beherbergte zu DDR-

hen, im Souterrain Schlafräume im Jugendherbergsstil. Wenn es soweit ist, wird im Erdgeschoss nur noch Veranstaltungsfläche zur Verfügung stehen und die Büroräume ziehen in den 1. Stock. Das Literaturhaus hat sich hier schon eingefunden, der Verein Soziale Bildung e. V. sitzt aber noch unten, in einem großen Raum, dessen Verkleidung den Stil der Siebziger ausatmet und dessen Wand ein Gemälde von Briefmarkenkünstler Jochen Bertholdt schmückt. Es zeigt „eine geostrategische Karte der Sowjetunion. Viele kommen hier rein und sagen: ‚Ah, ‘ne Karte von Meck-Pomm.‘“ Usedom? Kamtschatka? Hauptsache M-V.

Zeiten, damals als Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft genutzt, das Restaurant Latvia. „Für die beste Soljanka berühmt“, schmunzelt Nadolny. Seit der Übernahme des Gebäudes Ende 2008 wurden vorwiegend Instandhaltungsarbeiten durchgeführt, bis man 2012 die Baugenehmigung erhielt und die Renovierungen vollends beginnen konnten. Das Amt für Denkmalschutz sei dabei angenehm positiv aufgefallen, die Brandschutzverordnungen wären zwar immer wieder eine Hürde, jedoch berechtigt. Da sich der Verein in Partnerschaft mit der subraum e. G. nahezu vollständig aus Spenden und den Einnahmen von Veranstaltungen finanziert, kann aber nur gebaut werden, was gerade bezahlbar ist. Die ehemalige Damentoilette erstrahlt in neuem Glanz, die ehemalige Herrentoilette dagegen lädt noch nicht zwanghaft zur Notdurft ein. Durch die Einführung des Unisex-Toilettenkonzepts wurde wenigstens dieses Problem erst einmal behoben. Laufende Betriebskosten von 4,62 Euro/m² haben aber, verständlicherweise, Priorität. Quasi als Investitionstipp wirft Nadolny ein: „Ein Achtel von jedem Bier im Freigarten fließt in das PWH.“ Die gesamten Renovierungskosten werden sich letztendlich auf 1,5 bis 1,8 Mio. Euro belaufen. Die Hälfte sei im Sommer 2015 fertig, so Nadolny. Wiederholt fänden Soli-Aktionen von Handwerkergruppen statt, die dann für zwei Wochen aushülfen. Im Dachgeschoss sollen Gästewohnungen entste-

Nach dem Rundgang kommen wir im anliegenden Freigarten auf die politische Seite des Hauses zu sprechen. Für Namensgeber Peter Weiss waren Politik und Kunst untrennbar. Nahezu jedes Theaterstück, dass er inszenierte, rief große Debatten hervor. Auch das gleichnamige Haus hatte schon seine kleinen Skandälchen. Nicht alles läuft hier immer rund. Zusätzlich muss man aber sagen, dass die Journaille ihre persönlichen, emotionalisierten Geschichten braucht. Da wird aus einer Meinungsverschiedenheit schnell ein Würgegriff. Und bei einer Public-Viewing-Veranstaltung, die ohne betrunkene, patriotisch-grölende Fans auskommen möchte – da es schließlich um den Sport gehen sollte –, stilisiert man ein armes, kleines Kind, dass sich die schwarz-rot-goldene Schminke abwischen muss, zur Hauptattraktion. „Das ist Demokratie. Natürlich darf und soll darüber geredet werden“, so Stefan Nadolny, aber dann doch bitte realitätskonform. „Der pluralistische Ansatz, den wir hier leben, lässt fast allen Gruppierungen Raum, das Gebäude zu nutzen.“ Leider führe das auch dazu, dass einige Grenzgänger dem Irrglauben anhängen, dieses Haus wäre ihr persönliches Begegnungszentrum. „Wir sind kein autonomes Zentrum. Das vereinbart sich ja auch gar nicht mit der Struktur des Hauses.“ Nach persönlichen Erlebnissen stellt das PWH in erster Linie einen kulturellen Treffpunkt dar. Und zwar für die gesamte Lebenswelt der KTV: das alternative, aber vielschichtige Studierendenmilieu.

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Neben der Musik – Festivalspaß abseits der Bühne

Die Festivalsaison steht vor der Tür! Welche ungeschriebenen Regeln im Konzertdschungel gelten und wie ihr die Zeit zwischen den Konzerten möglichst aufregend füllen könnt, hat die heulerRedaktion für euch zusammengestellt. AutorInnen: Sophie Auer und Ole Schulz garantieren für Spaß, haften für nichts.

Auf der Pirsch im Konzertdschungel Der gemeine Konzertbesucher ist unter normalen Umständen gut an seine natürliche Umgebung angepasst. Mit geschmeidiger Eleganz bewegt er sich durch die Enge eines ausverkauften Konzerts. Dabei schafft er es mühelos, sein Getränk nicht zu verschütten und seinen Artgenossen nicht auf die Nerven zu gehen. Trotzdem findet man immer wieder Exemplare dieser Gattung, die die Anpassung an die Umgebung nicht vollständig geschafft haben. Aber ihnen kann geholfen werden:

Regel #2 : Geht aus einande r

Regel #1: Passendes Schuhwerk!

Immer wieder fallen im Dickicht vereinzelt Konzertbesucherinnen auf, die ihr Federkleid durch sehr hohe Absatzschuhe schmücken. Dabei kann es passieren, dass sie ihren Artgenossen schmerzhafte blaue Zehen verpassen oder sie nach der Hälfte der Zeit die Lokalität verlassen müssen, weil die Schuhe neu waren und das Konzert nicht der beste Ort, diese einzulaufen.

Regel #4: Steckt das Smartphone weg! In den letzten Jahrhunderten der Evolution ist der Mensch und somit auch der gemeine Konzertbesucher eine symbiotische Verbindung mit seinem Smartphone eingegangen. Dieses holt er nun fortan heraus, um jedes gespielte Lied in Bild und Ton mehr oder weniger unprofessionell festzuhalten. Leider verdeckt er damit seinen Artgenossen den ungetrübten Blick auf das musikalische Geschehen. Später kann es zu folgendem Gespräch zwischen den Tieren dieser Art kommen: „Und wie war das Konzert?“, „Ich weiß nicht, ich hab meine Handyaufnahmen noch nicht angeguckt.“ Empfehlenswert ist es stattdessen, den Moment zu genießen und sich von der tatsächlichen Bild- und Soundqualität beeindrucken zu lassen.

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Gerade wäh rend der P aa ru ngszeit merk sa me kan n der au Beobachte r ei n beso ferleben. E nderes Phän in Män nch omen en u nd ei auch z wei n Wei bchen Wei bchen oder oder z wei sich zu ei n Män nchen er Gemei n h ab sc en h af u nd si nd n t zusa m men icht gew il lt gesch lossen , diese Gem bis 120 M ei nschaf t fü inuten au fz r 90 u lösen. W Besonderes as an sich wäre, kan n n ic hts si ch aber zu entw ickeln , wen n die ei nem Pro blem beiden u m imag inäre sich her u m Liebesblase ei ne bilden, in treten dar die n ieman f. Tan zt m d ei nan also zu sich zu m R r M usi k u nd b hy th mus, er eweg t ntet man d gener v ten en ei n oder Blick der b anderen eiden: Wie gen, h ier zu kan n der/d ta n zen! Ich ie es waw il l m it m u msch lu nge ei nem/r P n stehen u artnerIn nd m ich n Verbindu n icht beweg g kön nte so en! Unsere nst gestört werden.

Regel #3: Den richtigen Platz in der Nahrungskette finden!

Die Hierarchien im Konzerttierreich sind klar vergeben. Vorne sind die Fans und die Mutigen. Ganz hinten sind die Entspannten, weniger Aufgeregten und Vorsichtigen. Eine ungeschriebene Verhaltensregel besagt, dass sich niemand aus der Herde der Tiefenentspannten mit einem Kissen in die erste Reihe setzen darf, um dort einen körperkontaktfreien Abend zu erleben. Andersherum sollte auch keine Gruppe hyperaktiver Jungtiere einem Moshpit in einem Revier eröffnen, das vor allem von eher ruhigen Konzertgängern bevölkert wird. Also bitte immer schön Rücksicht nehmen.

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Festival-To-do-Liste: Selbstverständlich geht es bei Festivals in erster Linie um die Musik. Aber auch das Zeltplatz-Gegammel, das rege intersubjektive Geschehen und der allgemeine Ausnahmezustand sind nicht zu vergessen. Um Letzteres bestmöglich auszunutzen und die Zeit zwischen den Konzerten eurer Lieblingsbands humor-, liebes-, und adrenalinfördernd zu verbringen, gibt es hier die heuler-Festival-Liste:

Tausche dein T-Shirt mit einer fremden Person! Erörtere mit überzeugten nichtrauchenden Zigarettenverkäufern den Sinn und die Berechtigung ihres zwielichtigen Verkaufs! Gewinne ein Seifenblasenwettpusten! Veranstalte ein Schlammcatchen! Dringe in den Backstagebereich vor! Besorge dir ein Autogramm von einer Band, die du überhaupt nicht leiden kannst! Rezitiere inmitten der Menschenmenge gestenreich und gut betont Rainer Maria Rilkes „Der Panther“! Umarme den Securitymenschen, der dich gerade filzt! Bring dem Securitymenschen doch mal einen Kaffee! Suche dir mindestens 10 Leute für eine Line-Dance-Gruppe und studiere eine Choreografie ein! Baue aus Ohropax, Sonnenmilch, Restalkohol und natürlich Gaffa-Tape eine Bombe! Male dir mit Sonnencreme ein Bild auf den Rücken: Entweder mit Creme das Motiv zeichnen oder alles eincremen und das Motiv freikratzen – ein bis zwei Stunden in der Sonne genügen und schon ist das Meisterwerk fertig!

Die Festival-Allmacht: Das Gaffa-Tape Ganz nach guter alter Mac-Gyver-Manier könnt ihr aus etwas Gaffa-Tape und wenigen anderen Utensilien eine ganze Welt erschaffen. Baut euch z. B. eine Umhängehalterung für eure Tetrapaks, die ihr mit vor die Bühne nehmen wollt. Einfach das Gaffa-Tape an das Tetrapak kleben, ein langes Ende übrig lassen, die Klebeflächen so umklappen, dass es nicht an eurer Haut oder Kleidung kleben bleibt, und fertig! In Kombination mit Müllsäcken könnt ihr es auch als Sonnensegel verwenden oder als Regencape, Gummistiefel und Kondom. Die Möglichkeiten sind unendlich. Auch im und am Zelt eignet es sich hervorragend, um die Taschenlampe an der Zeltdecke zu befestigen, als Flickzeug oder als Sonnencreme- oder Mullbindenersatz. Oder ihr baut ein Lasso damit und fangt euch was Leckeres für den Grill.

Ultimativer Tipp: Bier kühlen trotz heißer Sommertemperaturen und kaum Schatten: 1. Bier in eine Socke stecken 2. mit Wasser übergießen 3. in der Sonne trocknen lassen Durch die Verdunstung wird dem Bier Wärme entzogen und ihr habt ein kühles Bier und eine trockene Socke. Die Wunder der Physik!

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Walter Kempowski Archivar deutscher Befindlichkeit

Auch Rostock hat Persönlichkeiten hervorgebracht, man glaubt es kaum. Darunter ein Schriftsteller, dessen Bekanntheitsgrad in keiner angemessenen Relation zu seinem Werk steht. Dieser Diskrepanz soll nun Abhilfe geleistet werden. Autor: Fritz Beise ist chronisch auf Spurensuche.

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ie letzten Jahre verbrachte der Chronist vorwiegend in Nartum, einem kleinen Nest im provinziellen Nirgendwo zwischen Hamburg und Bremen. „Ein wenig Höhle, ein bisschen Gutshaus, Schule und Kloster.“ Hier in seinem Haus „Kreienhoop“ fanden die „legendären Literaturseminare mit Schriftstellergrößen wie Harry Rowohlt und Martin Walser statt“. Von Marikke Heinz-Hoek in einem Video verewigt, sieht man den langhaarigen „Swingheini“ als gekämmtes Albert-Einstein-Imitat durch das eigene Haus schlurfen, was durchaus als liebevolle Beschreibung aufgefasst werden darf. Zu dieser Zeit, zwei Jahre vor seinem Tod 2007, wohnte Kempowski praktisch in seiner eigenen Ausstellung. Seine Frau Hildegard führt heute noch die schon zu Lebzeiten gegründete Stiftung. Man schließt den kleinen, greisen und verschrobenen Künstler schnell in sein Herz. „Das ist das Reich meiner Frau. Also ich hab hier eigentlich gar nichts zu suchen. Ich geh hier abends – wenn ich sie besuche, sozusagen – denn geh ich hierher. … Ich wohn auf der Seite und meine Frau hier.“ Die Hochzeit fand 1960 statt. An der Wand hängt sozialistische, den Arbeiter idealisierende Kunst neben Kupferstichen mit Rostocks Stadtansicht aus dem Jahr 1900.

Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde 2002 (Kempowski-Archiv)

„Ich kauf alle Gemälde von Rostock, das 's' meine Heimatstadt, lieb ich sehr.“ Auch Miniaturdarstellungen der Stadt aus Holz stehen in Vitrinen. Bücher reihen sich in die Unendlichkeit. Tagebücher, Geschichtswerke. Tolstoi als Büste: ein Idol. Porzellan und Holzfiguren, so weit das Auge reicht. „Manche würden sagen, das ist Kitsch. Aber das sind die, die nicht richtig hingucken. Die sehen nicht, was für 'ne Kunst das eigentlich ist.“ Unter einem grünen Tuch eine gewaltige Bibel mit „wunderschönen Bildern, nech?“ und auf dem Tuch ein kleiner Koran. „Da suche ich gerade noch ein schön'res Exemplar

mit schönen Bildern …“ Im Tagebuch-Archiv (8.000 Bände) liegen Pappschilder mit Aufschriften wie ‚Habe Hunger‘, „von Bettlern, nech. Sind ja auch, wenn man so will, Biografien. Ich geb den'n immer 10 Euro dafür und die wollen die gar nicht wirklich hergeben.“ Zwischen gebrannten Tonfliesen im Boden tanzt eine Stelle aus der Reihe; an seinem Arbeitsplatz ein Stein aus dem Bautzener Gefängnis: „Dort hab ich immer meine Füße drauf.“ Glasvitrinen mit Essensschalen aus dem Gefängnis in den Ausstellungsräumen. Andere würden das auf ewig verbannen. Doch Kempowski sah in vielem eine Biografie, eine menschliche Symbolik. So auch bei sich selbst.

"Rostock-Raum" im Haus Kreienhoop

Tagebuchturm in Nartum (beide Rainer Mnich)

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Im Jahr der großen Wirtschaftskrise wird er am 29. April in Rostock geboren. 1948, im zerteilten Deutschland ohne Friedensvertrag und im Alter von 18 Jahren, verurteilte ein sowjetisches Militärtribunal Kempowski, samt Bruder, zu 25 Jahren Zuchthaus. Bruder Robert, der die väterliche Reederei in Rostock fortführte, hatte Walter Beweise über die zusätzlichen Demontagen der Sowjets zugeführt, die dieser dem US-Nachrichtendienst CIC zuspielen sollte. Kempowski war aus Wiesbaden, wo er nach einer Kaufmannslehre in Rostock und Hamburg als Verkäufer Arbeit gefunden hatte, auf Besuch bei Mutti, als sie verhaftet wurden. Letztere bekam wegen „Nichtanzeige von ausländischen Agenten“ 10 Jahre Zwangsarbeit. Die Reederei des Bruders wurde mit Haftbeginn aufgelöst. Nach seiner vorzeitigen Entlassung 1956 holte Kempowski in Hamburg das Abitur nach und studierte in Göttingen Pädagogik. Er fing an aufzuzeichnen, und zwar sich selbst: Tagebücher. Aus seinem Innersten entstand bald die „Deutsche Chronik“. Eine Sammlung autobiografischer Romane, der bekannteste wohl „Tadellöser & Wolff“, die, entgegen jeder chronologischen Reihenfolge geschrieben, von 1971 bis 1984 in neun Bänden veröffentlicht wurden. Teilweise sogar vom ZDF in Mehrteilern in den Siebzigern verfilmt, hier noch ohne Veronika Ferres und Heino Ferch. Die eigene Biografie als „Deutsche Chronik“ aufzufassen, lässt Höhenflüge vermuten. Nicht so hier: Es ist das Ideal des deutschen Bürgertums, das in dieser Reihe seinen Niedergang feiert. Kempowski erzählt, indem er es an seinem Beispiel beziehungsweise dem seiner Familie manifestiert, die Geschichte der typisch-deutschen, bürgerlichen Familie zwischen Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus, Flucht und Teilung. Damit stand Kempowski nicht allein. Auch Günter Grass tat und tut das in ähnlicher Weise. Doch den Unterschied stellte Hellmuth Karasek 2007 in seinem Nachruf heraus: „Kempowski war nie laut. Aber er war beständig in seiner Wahrheitssuche. Erst im Tod offenbarte er auch das schreiende Unrecht, das ihm Moralin-Apostel wie Günter Grass zugefügt hatten. Kempowski war größer als Grass.“ Zu der persönlichen und doch allgemeinen Chronik gesellte sich später das „Echolot“. Eine Tagebuchsammlung, an der heute kein Kriegshistoriker vorbeikommen wird. In mehreren schweren Bänden teilen sich Akteure einer grausamen Epoche aus allen Schichten mit. Ob aus dem Künstleratelier im Exil oder von der Front. Kempowski collagierte Einträge von Hitler, Stalin, Churchill, aber auch von Schriftstellern wie Thomas Mann bis hin zu einfachen Soldaten mit unbekanntem Namen. So schaffte er es, die Zeit festzuhalten, auf Papier. Gerade jetzt, wo allmählich die Zeitzeugen ausgehen, wird einem bewusst, warum es Kempowski 2002 verdient hatte, für seine Tätigkeit die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Uni Rostock verliehen zu bekommen.

Walter Anfang der 30er-Jahre (Hildegard Kempowski) Empfehlungen: Heinz-Hoek, Marikke: Sichtachsen. Notizen aus Kreienhoop: Walter Kempowski führt durch sein Haus, 2 DVDs, Hachmannedition, 2007 (FB Geisteswissenschaften [Magazin]: GN 7051 H472). Kempowski-Archiv-Rostock im Klosterhof Haus 3 (links vom Hauptgebäude) www.kempowski-archiv-rostock.de Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop Zum Röhrenberg 24, 27404 Nartum www.kempowski-stiftung.de

Die Geschwister mit Mutter in Hamburg 1958 (Hildegard Kempowski)

Haus Kreienhoop in Nartum (Kempowski Stiftung)

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Welch ein Singen, Tirilieren!

Schon seit mehr als 60 Jahren singt der Universitätschor an der Uni Rostock. Dabei stehen vor allem klassische Stücke im Vordergrund. Ein Einblick in Arbeit und Schaffen. Autorin: Theresia Ziegs will im nächsten Semester wieder mitsingen. Foto: Prof. Fedor Mitschke

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ienstag, 19:15 Uhr: Bevor die Proben des Chores beginnen, machen die Mitglieder noch ein paar Stimm- und Atemübungen. Thomas Koenig, Musikdirektor der Uni, zeigt mit großen Gebärden die Bewegungen. Er leitet seit zwanzig Jahren den Chor. Seitdem habe sich viel verändert. Am Anfang sangen noch viele Schulmusiker im Chor mit, aber seit es die Hochschule für Musik und Theater gebe, hätten viele der Sänger gewechselt und die Anzahl der jungen Leute sei zurückgegangen. „Das liegt daran“, erklärt Koenig, „dass sich bei den Studierenden populäre Gesänge durchsetzen, aber im Unichor die klassische Musik im Vordergrund steht.“ Er möchte mit den Stücken etwas ausdrücken, was man nicht anders vermitteln kann. Das könne, so ist er überzeugt, vor allem klassische Musik. Das Repertoire geht somit von der Barockzeit bis hin zu ein paar wenigen modernen Liedern. Chorsinfonische Stücke zusammen mit dem Uniorchester sowie A-cappella-Stücke werden eingeübt und aufgeführt. Im Sommersemester sangen die Mitglieder Liebeslieder von P. D. Q. Bach und Brahms sowie ein norwegisches Hochzeitslied. Im Dezember soll von Camille Saint-Saëns „Oratorio de Noël“ aufgeführt werden und „Magnificat“ von Johann Sebastian Bach. Abgesehen von der Immatrikulationsfeier finden meistens zwei Konzerte im Jahr in der Universitätskirche hinter dem Hauptgebäude der Uni statt. Im Wintersemester seien es immer 50 bis 60 Studierende und Mitarbeiter, die mehr oder weniger regelmäßig zum Chor kämen, während im Sommer die Sonne locke und weniger Sänger dabei seien, erzählt der Leiter. Die hohen Stimmen werden gesucht, besonders Tenöre gibt es wenig. Durch den ständigen Wechsel der Mitglieder gebe es nach drei Jahren einen kompletten Austausch. Nur einige Mitarbeiter und Dozenten

sind schon viel länger dabei und geben dem Chor eine gewisse Stabilität. Die Stückauswahl wird von Koenig selbst getroffen, wenn jemand eine Idee hat, ist er jedoch aufgeschlossen. Mitsingen kann jeder, der Noten lesen kann und vor dem Leiter – jeweils zu Beginn des Semesters – vorgesungen hat und aufgenommen wurde, auch ohne Chorerfahrung. Der akademische Förderverein unterstützt den Universitätschor und auch das Universitätsorchester Collegium musicum finanziell, zum Beispiel bei der Finanzierung von Gastkonzerten oder Solisten. Ab und zu unternimmt der Chor auch Reisen. Im letzten Jahr war man in Paris und sang in der Kirche Saint-Germain-des-Prés. Lange musste der Chor in dem Seminarraum der Physik proben, wo ein verstimmtes Klavier zur Verfügung stand und ab dem hohen Fis die Lampen durch akustische Schwankungen zu klirren begannen. Doch seit diesem Sommersemester probt der Chor erfreulicherweise wieder in der Aula des Hauptgebäudes.

Kontakt: Thomas Koenig www.musik.uni-rostock.de/chor/ Proben: jeden Dienstag, 19:15 Uhr in der Aula des Uni-Hauptgebäudes Serie: In den nächsten Ausgaben zeigen wir euch weitere Möglichkeiten, kulturell an der Uni aktiv zu werden. Es folgen: Uni-Orchester und Uni-Theater.

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Dresscode im Theater

Vom Abendkleid bis zur zerrissenen Jeans: Rostocker TheatergängerInnen sind sich, was den Kleidungsstil betrifft, nicht einig. Die heuler-Redaktion auch nicht.

Pro – oder auch: Kleider machen Leute

Kontra – oder auch: Viel Lärm um Nichts

18:15 Uhr: Ich öffne voller Vorfreude auf die heutige Theatervorstellung meinen Kleiderschrank und entscheide mich für ein hübsches, blaues Kleid und passende Schuhe. Noch einen Blick in den Spiegel, um die Haare zu etwas zu bändigen, was den Titel „Frisur“ verdient, und ich kann ins Theater eilen. Dort angekommen steige ich die Treppe zur Garderobe hinunter und prüfe die Kleidung der anderen Gäste. Ich verorte mich selbst irgendwo im Mittelfeld der Kleiderhierarchie und ärgere mich insgeheim über den Kapuzenpulli-Jeans-Turnschuhe-Kandidaten von gegenüber. Wenn ihm nach Sofa-Chill-Kleidung ist, dann soll er es sich bitte auf dem WG-Sofa vor dem Fernseher bequem machen und nicht im Theatersessel. Ein Theaterbesuch ist meines Erachtens immer noch etwas Besonderes, man hat die Möglichkeit, dem Alltag zu entkommen und dies auch in seinem Outfit zu zeigen. Wie oft ergeben sich sonst Anlässe, sich mal in Schale zu werfen? Der Gang ins Theater wird dann zu einem Erlebnis, wenn mehrere Faktoren zusammentreffen. Ein Gläschen Rotwein in der Pause gehört für mich genauso dazu wie die Frage nach dem richtigen Kleidungsstück. Die neue Rostocker Theaterintendanz Sewan Latchinian möchte den Theatergang wieder zu einem Fest für alle Teilnehmenden machen. Dazu zählt für mich auch festliche Garderobe. Auf einer Hochzeit würde auch niemand in Kapuzenpulli erscheinen. Man möchte schließlich das Paar nicht beleidigen, genauso wenig wie im Theater die KünstlerInnen. Zwar kann ich meinen Respekt mit Beifall zollen, aber ich drücke meine Wertschätzung in unserer Gesellschaft eben auch über angemessene Kleidung aus. Tendenziell werden wir, was das betrifft, immer toleranter. Natürlich sind wir heute alle frei, uns so zu kleiden, wie wir es für richtig halten. Das ist ja auch schön, aber: Wer möchte dem Theater seinen Hang zur Theatralik absprechen? Ich persönlich freue mich, für einen Abend Teil dieses Mikrokosmos von Inszenierung und Darstellung zu sein.

19:15 Uhr: Ich ziehe meinen löchrigen Kapuzenpullover über, schlüpfe in meine Turnschuhe und eile zum Volkstheater Rostock. Dort angekommen steige ich die Treppe zur Garderobe hinunter und werde von einer Kleiderstange Krawatte tragender Menschen mit Hochsteckfrisuren, behängt mit samtenen Sakkos und glamourösen Glitzerkettchen empfangen. Besonders fällt mir eine Frau in einem blauen Kleidchen auf, die mich völlig entgeistert ansieht. Offensichtlich kann sie mit meiner Kleidungswahl nichts anfangen. Immerhin bin ich ja auch beinahe der einzige ohne Hemd und schwarze Schuhe … So oder so ähnlich ergeht es mir bei den meisten Theaterbesuchen. Während sich die Mehrheit der Zuschauer in Schale wirft, sehe ich so aus, als wolle ich einen entspannten Abend in lockerer Kleidung auf dem Sofa verbringen. Es fragt sich nur, inwiefern Theater nicht auch diese Atempause im Alltag schaffen soll. Ich habe oft das Gefühl, dass nicht Kunst und Kultur im Vordergrund stehen, sondern dass Frack und Fliege die erste Geige spielen. Noch im 18. Jahrhundert war das Theater ein Privileg der gehobenen Klasse, die sich edle und schmuckvolle Kleidung leisten konnte. Heutzutage stehen die Theatertüren allen Gesellschaftsschichten offen und die Eintrittskarten sind mittlerweile verhältnismäßig günstig. In Anbetracht dieser Tatsache sollte man theatralische Kleidungskonventionen hinterfragen und eine Abkehr von diesen tolerieren. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Respekt vor dem Künstler. Ich kann meine Anerkennung für seine Leistung nicht durch die Kleidung ausdrücken, sondern indem ich ihm Beifall klatsche. Dies erreicht den Künstler meiner Meinung nach viel mehr. Ich möchte nicht diejenigen anklagen, die eine Theatervorstellung in langem Abendkleid besuchen. Selbstverständlich kann man sich gerne für Kultur herausputzen. Allerdings sollte diese Entscheidung aus freien Stücken gefällt werden und nicht, „weil man das so macht“. In letzterem Fall stünde immerhin nicht mehr der Schauspieler auf der Bühne im Rampenlicht.

Autorin: Anne Halbauer liest gern Novellen von Gottfried Keller.

Autor: Johannes Hörnschemeyer präferiert Shakespeare.

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F.C. Hansa Rostock – ein Stück Kulturlandschaft?

Sportlich befindet sich der Verein spätestens seit dem ersten Bundesligaabstieg 2005 auf einer Achterbahn durch die Ligen der deutschen Fußballwelt. Eine Karussellfahrt auf Kosten anderer kultureller Projekte der Hansestadt? Autor: Philipp Rose objektiviert die Subjektivität. Ein Versuch.

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er 9. Mai 2012. Bürgerschaftsentscheid zum Schuldenerlass zugunsten des F.C. Hansa Rostock im Rathaus. Das Stadtparlament hat sich zu einem mehrheitlichen JA zum FCH durchgerungen. Hätte man damals eine direkte Abstimmung der Rostocker Bürger über das Rettungspaket zugelassen, wäre diese Mehrheit wohl nicht zustande gekommen, man hätte den Verein in die Insolvenz laufen lassen und damit einen Neustart in Liga 5 erzwungen. Im Zuge der damaligen Kampagne wurde klar, dass die Unterstützung für den ehemaligen Vorzeigeklub in der Bevölkerung deutlich zurückgegangen ist. Im Mai 2012 wurde dem Verein von privater und öffentlicher Seite mit etwa 5,5 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Jüngst wurde ein weiterer Schuldenschnitt bekannt, der durch rund 2,5 Millionen Euro aus öffentlichen Töpfen ermöglicht wurde. In weniger als 24 Monaten wurden also von öffentlicher Seite finanzielle Maßnahmen von mehreren Millionen Euro zum Erhalt des Vereins gewährt. Wie viele Jahre hätte man mit dem Betrag eigentlich der MS Stubnitz den Liegeplatz im Rostocker Stadthafen finanzieren können? Hätte man nicht vielleicht sogar ein Teil des Geldes auf die Rettung des MELIClubs verwenden können? Die Frage bezüglich einer Überfinanzierung der Fußballkultur gegenüber anderen Projekten steht unweigerlich im Raum. Dr. Sybille Bachmann, Fraktionsvorsitzende des Rostocker Bundes und Mitglied in der Bürgerschaft der Hansestadt Rostock, unterstützt grundsätzlich dieses Hinterfragen, gibt aber auch zu bedenken, dass kein Automatismus bei einer anderweitigen Verwendung der Gelder bestanden hätte. Vieles davon wäre, so sagt sie, in andere Haushaltsstellen gegangen, wäre gar nicht ausgegeben oder zum Schuldenabbau verwendet worden. Es handelte sich also stets um außerordentliche Gelder, um die kulturelle Institutionen nicht im Wettbewerb standen. Dass sich der Verein in schwierigem Fahrwasser befindet, dass gibt Lorenz Kubitz, Pressesprecher des Vereins, ohne Zögern zu. Trainerwechsel in heavy Rotation, ständige Umbrüche in der Mannschaft,

Missstände im Management der vergangenen Jahre – schnell sind Gründe für die sportliche und finanzielle Talfahrt benannt. Warum es sich trotzdem lohnte, den Verein derart massiv mit Geldern zu unterstützen? Kubitz antwortet darauf: „Der Verein war bis vor ein paar Jahren der beliebteste Verein in Ostdeutschland. Noch vor den Bayern, Cottbus und Union. Dies zeigt deutlich, welche Strahlkraft der Verein und auch die Marke Hansa für die Stadt Rostock gehabt hat. Diese Strahlkraft kann und konnte auch die heimische Wirtschaft nutzen.“ Das klingt zugegebenermaßen ein wenig nach längst vergangener Zeit und Durchhalteparole. Kubitz benennt aber auch bis heute existente Errungenschaften des Vereins. Ohne Zweifel gehört dazu die hervorragende Nachwuchsarbeit. Schnell werden Erinnerungen an das Endspiel der A-Junioren um die Deutsche Meisterschaft im Sommer 2013 wach. Damals verfolgten rund 20.000 Zuschauer dieses Ereignis im Ostseestadion. Ein großes Erlebnis für alle Beteiligten. Das zeigt deutlich, dass F.C. Hansa mehr bedeutet als nur Drittliga-Tristesse mit all seinen Negativseiten. Vor einer eindimensionalen Betrachtung warnt auch das „Fanprojekt Rostock“. Dieses Projekt arbeitet vereinsunabhängig und richtet seine Angebote direkt an die aktive Fanszene des F.C. Hansa Rostock. Hauptziel der Arbeit ist die Förderung einer positiven Fankultur, etwa durch Engagement gegen rassistische Tendenzen oder durch die Förderung und Schaffung von sinnvollen Freizeitaktivitäten – Arbeit an der Basis. Hier wird nochmals ganz klar: Fußball ist mehr als nur ein Event. Der Fußball generell und Hansa im Speziellen hat eine große Bedeutung für die Stadt und seine Fans, aus sportlicher, emotionaler und auch soziologischer Sicht. Der F.C. Hansa Rostock – ist das noch kulturell oder kann das weg? Die Beantwortung dieser Frage ist hoch subjektiv. Kultur ist sehr heterogen und in sich streitbar. Unstrittig ist der Einfluss des Fußballs auf jugendkulturelle Aspekte. Institutionell gesehen ist aber kein Projekt in Stein gemeißelt, auch nicht der FCH. Sportlicher Erfolg, nachhaltige Buchhaltung sowie eine ausgeglichene Fanarbeit – mittelfristig wird der Verein seine Existenzberechtigung nur dann verteidigen können, wenn er es schafft, auf allen Ebenen neues Potenzial zu erschließen.

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Nachruf zum Montagsbalkon Autor: Philipp Rose meint, Abschied ist ein scharfes Schwert!

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ieber Montagsbalkon, es kam sehr selten vor, dass ich meine Freunde aus Bärlin und Hypezig mit kulturellen Finessen aus der Hansestadt beeindrucken konnte. Hab ich aber von dir erzählt, dann wurden Bauklötze gestaunt. Du warst nicht irgendwie eine billige Kopie aus den Hotspots der Republik, die es nach 50 Jahren nun auch endlich an die Küste geschafft hat. Nein! Du warst was ganz Besonderes, was Schönes, was Außergewöhnliches – the one in the million. Montag – ein Tag, gezeichnet von eigenem Wundenlecken, Startschwierigkeiten und Post-Wochenend-Depressionen. Und müsste ich einen Kulturbanausen unter den Wochentagen ausmachen, dann hätte ich bis vor zwei Jahren mit dem nackten Zeigefinger auf ebendiesen Tag gezeigt. Doch dann kamst du. Montagsbalkon, du Retter in der Not! Nicht nur ich möchte Danke sagen. Ohne Bedenken sage ich: Ganz Rostock dankt dir! Mir wirst du fehlen. 10 Minuten Kurzweil, das Gute-NachtLied und der Blick in so glückliche und zufriedene Gesichter an einem Montag. Das schafft sonst keiner. Aber aufhören soll man, wenn es am schönsten ist. Das hast du getan. Doch weg bist du noch lange nicht. Vielmehr bist du umgezogen – in meine Erinnerungen. Die werden mir nicht verloren gehen. Wenn du es montags zu gewohnter Zeit laut ploppen hörst, dann bin ich das und trinke ein Bier auf dich. Vielleicht auch zwei.

Keep on walking, Stefan! Autor: Martin Fietze rennt gern offene Türen ein.

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it seinem nunmehr zweiten Album „The Door to the Unknown“ schlägt der gebürtige Schwede Stefan Johansson ganz neue Töne an, die man so von ihm nicht unbedingt erwartet hätte. Da swingt oder jazzt es in Teilen des Klanggeflechts zum Teil so stark, dass sich die Balken biegen („Touch Me“, „Blue Ice“), doch vom musikalischen Bruch noch weit genug entfernt, erwacht auch das Folkgemüt des Sängers zu neuem Leben („Long Forgotten Friend“). Die Mischung auf dem Album macht den Genuss eben perfekt. Im Vergleich zum Erstling „Finding Home“ spricht aus den elf neuen Songs eine reichhaltigere Lebenserfahrung, sodass es nicht verwundert, dass sich Johansson nun auch stimmlich mehr zutraut. Mit seiner Fahrradtour wird er im August auch durch unseren schönen Norden ziehen und hoffentlich bringt er seine kleinen Meisterwerke wie „I´m Sorry“, „Inside of Me“ oder „The Door to the Unknown II“ mit, welche beweisen, dass dieser Mann vom richtigen musikalischen Weg nicht mehr abkommen wird. Bestes Beispiel dafür ist der letzte Track namens „Keep on Walking“! So etwas, und nichts anderes, nennt man herzzerreißend.

Stefan Johansson: The Door To The Unknown, 20 Euro. www.stefan-johansson.de

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ROLAND RAU VS. CLEMENS LANGER:

Unter Filmfreunden: Es war einmal ... Da schlich sich in eine Unterhaltung zwischen Prof. Roland Rau und Clemens Langer die Frage ein, wie beide „Apocalypse Now“ (USA 1979) deuten. Einer kannte den Film schon, der andere noch nicht. Interpretatives Konfliktpotenzial inbegriffen? Schriftlich, aber ohne Napalm als Tinte, hier nun zwei Sichtweisen.

CLEMENS LANGER VS. APOCALYPSE NOW: SYMPATHY FOR THE DEVIL?

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rancis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ (USA 1979) ist mehr als nur ein hervorragend erzählter und gestalteter Film. Es ist, wie schon der Titel des Originalromans von Joseph Conrad andeutet, eine Reise in das „Herz der Finsternis“. Captain Willard und die Zuschauer reisen ab, ohne die lauernden Erlebnisse auch nur zu erahnen. Im Film ist das Setting von Afrika in die Gefilde des Vietnamkriegs verlegt. Captain Willard erhält den Auftrag, den abtrünnigen, verrückt gewordenen und mordenden Colonel Kurtz, der sich über die Grenze nach Kambodscha abgesetzt hat, auszuschalten. Bereits zu Beginn sagt er als Erzähler, dass er die Geschichte von Kurtz nicht erzählen kann, ohne nicht auch seine und die der Reise zu erwähnen. Beide hängen unerwartet und unmittelbar zusammen. Genau dies macht sich auch in dem waghalsigen Kunstgriff bemerkbar, dass Colonel Kurtz, der immer wieder verbal erwähnt wird, erst äußerst spät im Film als tatsächlicher Charakter auf der Leinwand erscheint. Die von den Widersprüchen, Absurditäten und dem Wahnsinn des Krieges gezeichnete Reise, die Captain Willard zum Dschungelversteck antritt, wird nicht nur zu einer Spurensuche nach Colonel Kurtz, sondern zu einem Hineintreten in dessen Stapfen. Würde es sich um einen schlichten Actionfilm handeln, dann wäre der Colonel so etwas wie der Endgegner, zu dem sich der Protagonist im Verlauf des Films durchschlagen muss. Einerseits stimmt das auch hier, andererseits

verbirgt sich dahinter aber nicht nur, wie sonst üblich, dass man sich aneinander messen kann und sich kräftemäßig auf Augenhöhe begegnet. Die Augenhöhe, die beide Charaktere hier erreichen, hat etwas mit Verstehen und Verständnis aufgrund ähnlicher Erfahrungen zu tun. Vielleicht lässt sich sogar sagen, dass für Colonel Kurtz eine Erlösung aus dem Wahnsinn darin liegt, dass er mit Captain Willard das Leid teilen kann – denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Colonel Kurtz ist kein zimperlicher Charakter, sondern jemand, der eine gewaltige Blutspur hinter sich herzieht. Der einstige Prototyp des hochdekorierten Offiziers überlebte den mentalen Absturz in die Finsternis, in die er durch die Umstände, Widrigkeiten und unverständlichen Erlebnisse der normalen kriegerischen Welt gestoßen wurde. War der Weg seiner inhumanen Taten geradezu vorgegeben? Welche Schuld trägt er? Ist er Täter oder nicht? Der Colonel dachte immer, die Welt zu verstehen und in Balance seinen Weg zu beschreiten. Verstanden hat er aber nur, dass alles Absurde, was er gesehen und erlebt hat, die Realität ist. Die Welt dreht sich und findet eine stabile Position – genau über dem Abgrund. Alles, was er bisher gedacht und als echt wahrgenommen hat, ist in den Wirren von Kriegen zerbrochen. Dieser letzte Krieg hat dem Colonel das wahre Bild des Humanen vor Augen geführt. Das ist Kurtz‘ Apokalypse. Das Vertrauen auf die Richtigkeit der Sache existiert nicht mehr. Vernunft und Rationalität gehen Hand in Hand mit der schwer wiegenden Gebrochenheit des Colonels. Die Taten von Kurtz sind unmenschlich. Dennoch scheint man sie nach der Reise etwas mehr verstehen zu können. Vielleicht ist ein wenig Sympathie für den Teufel dabei, wie es von The Rolling Stones in „Sympathy for the Devil“ gesungen wurde. Der Teufel ist eben auch ein Zahnrad in der großen Maschinerie des Lebens. Es kann sich schnell oder langsam drehen, blockieren oder freien Lauf lassen – die Kette wird immer darauf reagieren. Der Colonel ist beides, vom Teufel gezeichnet, aber auch der zeichnende Teufel. Captain Willard erkennt dies, aber auch nur durch die Höllentour, die er selbst hinter sich hat und die auch sein Weltbild zu zerstören wusste. Zwar spielt der Film während des Vietnamkriegs, aber die Botschaft ist eine universelle, zeitlose Parabel. „Apocalypse Now“ ist nicht einfach ein Spielfilm, sondern eine Ausnahme von der Regel. Ergreifend, nachdenklich und taktvoll zermürbend. Es ist die Frage, welches Zahnrad jeder Einzelne von uns wann ist – und wie viel Zeit wir uns noch geben.

Autor: Clemens Langer hat neben „Catch 22“ (USA 1970) nun einen zweiten ersten Platz der großartigen Filme, die die Absurditäten des Krieges herausstellen.

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ROLAND RAU VS. APOCALYPSE NOW: FILM NOIR?

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m es gleich vorwegzunehmen: Für mich ist „Apocalypse Now“ (USA 1979) der großartigste Film, den ich kenne. Und das nicht aufgrund von Zitaten wie „I love the smell of napalm in the morning“ oder Szenen wie dem mit Wagners „Ritt der Walküren“ unterlegten Hubschrauberangriff, die sich alle ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben. Auf das Minimale heruntergebrochen handelt es sich um die Mission eines Mannes, der den Auftrag erhält, einen anderen zu töten. Was macht also meine Faszination für diesen Film aus, der eine Geschichte erzählt, wie sie schon unzählige Male erzählt worden ist? Schwierig wird bereits die Kategorisierung des Films: Um was handelt es sich? Vielleicht einen Kriegsfilm? Ein Antikriegsfilm ist es wohl nicht, fehlt doch die notwendige kritische Perspektive, wie sie Kubricks „Wege zum Ruhm“ oder Trumbos „Johnny zieht in den Krieg“ bis ins Mark gehend einnehmen. Es kommt eher eine Ambivalenz zum Ausdruck. Ähnlich wie auf Private Jokers Helm in Kubricks „Full Metal Jacket“ gleichzeitig ein Peace-Symbol und die Aufschrift „Born To Kill“ zu sehen sind, ist auch der Hauptdarsteller in „Apocalypse Now“ gleichermaßen angezogen wie auch abgestoßen vom Krieg: „When I was here, I wanted to be there. When I was there, all I could think of was getting back into the jungle.” Vermutlich ist dies kein Zufall. Michael Herr verfasste die Stimme des Erzählers in „Apocalypse Now“ und arbeitete auch am Drehbuch von „Full Metal Jacket“ mit. Die Interpretation als Adaption von Joseph Conrads „Herz Der Finsternis“ ist die wohl bekannteste. Die interessanteste Interpretation ist für mich jedoch eine ganz andere, eine, die vielleicht zuerst etwas abwegig klingen mag: Bei „Apocalypse Now“ handelt es sich demnach um eine Art Hardboiled-Detektivgeschichte im Stile von Raymond Chandlers Philip Marlowe. Bei genauerem Hinsehen erscheint dieser Ansatz jedoch vielleicht sogar ganz plausibel: Captain Willard (Martin Sheen) ist ein zerrissener Charakter. Er wird mit einer Schnapsflasche auf dem Bett liegend eingeführt. Ein Ventilator dreht sich an der Decke, typische Elemente von Detektivfilmen aus der Ära des Film noir, ebenso wie die lakonische, manchmal ans zynische grenzende Stimme aus dem Off: „I hardly said a word to my wife until I said yes to a divorce.“ Auch die Art und Weise, wie der Protagonist seine Mission erhält, könnte einem Film noir entsprungen sein. Da diese Filme häufig in Kalifornien der 1950er Jahre spielen, wirkt das zweimalige Surfen in „Apocalypse Now“ auch weniger surreal. Der Weg zu seinem Ziel, nämlich den von Marlon Brando gespielten Colonel Kurtz zu tö-

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ten, ist für Willard eine Reise zu sich selbst, seinem eigenen Herz der Finsternis. Im Verlauf des Films kommt diese Seelenverwandtschaft immer stärker zum Vorschein. So sagt Willard einmal: „It was a lie. And the more I saw of them, the more I hated liars.” Ganz ähnlich ist Kurtz' Meinung: „… there is nothing I detest more than the stench of lies.” Dieser Nähe ist sich auch Willard bewusst: „It was no accident that I got to be the caretaker of Colonel Walter E. Kurtz. There was no way to tell his story without telling my own.” Zwei Seelen wohnen also (, ach!) in Willards Brust, wodurch die Katharsis am Ende fast schon notwendig erscheint. Dass es die Kurtz'sche Seite ist, die eliminiert werden muss, ist Willard klar: „Never get out of the boat. Absolutely goddamn right. [...] Kurtz got off the boat.“ Willard bleibt hingegen im Boot, folgt also den Spielregeln, von denen er aber selbst nicht überzeugt scheint: „Charging a man with murder in this place is like handing out speeding tickets at the Indy 500.“ Oder ist „Apocalypse Now“ vielleicht eine Adaption der Odyssee, zwar mit Sirenen – den Playboy Bunnies –, aber einem gebrochenen Helden ohne Heimathafen für die Rückkehr? Es wäre die Apokalypse für den klassischen Odysseus. Viel Vergnügen – es bleibt noch viel zu entdecken, wie z. B. Harrison Ford, R. Lee Ermey oder Lawrence Fishburne in Nebenrollen. Almighty, almighty! Autor: Roland Rau überlegt noch immer, wie eine

Adaption von Joseph Conrads Buch unter der Regie von Stanley Kubrick ausgefallen wäre.


Rostock in 100 Worten o Aut

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Im Westen nur Noise Regen. Seit zwei Tagen ununterbrochen dieser verdammte Regen, der aus allen Richtungen zu kommen scheint, jede Faser durchtränkt und einen fortwährend frösteln lässt. Die sichtlich ermüdete Truppe sitzt um das Feuer und vertilgt in kleinen Rationen die letzten Reste der Vorräte. Was morgen wird, weiß keiner. Von der anfänglichen Euphorie, die uns beflügelte, als wir hier ankamen, ist in den leeren Blicken vieler Kameraden gerade in den späten Nacht- und frühen Morgenstunden nur noch wenig zu sehen. Einige hat es ganz schön hart erwischt. Sie werden in den Zelten von uns so gut wir nur können versorgt. Die Besten unter uns schaffen es jedoch immer wieder mit ihrer schier endlosen Energie, einem freundschaftlichen Schluck aus ihrer fast schon leeren Flasche und einem herzlichen Lachen, alle anderen mitzureißen – in einen weiteren Tag, eine weitere Nacht. Wie mag es wohl unseren Kameraden in der ersten Reihe ergehen? Wir hören Geschichten von riesigen Matschfeldern, Menschenmassen, Gedränge, Menschen, die zu Boden gehen und schnell wieder aufgerichtet werden, damit sie nicht überrannt werden. Geschichten von lauten Trommeln, die die Massen immer wieder anstacheln sollen. Einige werden über die Köpfe der anderen hinweg aus der tobenden Menge gebracht. Aber auch immer wieder Geschichten von Euphorie der begeisterten Menge. Ich muss an sie denken, unsere Brüder in der ersten Reihe, immer wenn das dumpfe Grollen aus der Ferne, das Aufflackern von Licht am Horizont wieder für eine Weile stärker wird. Der Funkkontakt ist schon seit letzter Nacht abgebrochen. Wann sie wiederkehren? Wir wissen es nicht. Und trotzdem werden wir es vermissen, wenn wir erst einmal wieder in unseren gemütlichen Heimen sitzen. Die Freundschaft, die durchwachten Nächte, die Lautstärke und die Lichtblitze. Die schlimmen Seiten werden mit der Zeit verblassen und die Geschichten ausgeschmückt und übersteigert in glühenden Farben erzählt werden. Ja, die Festivalsaison ist eröffnet. Euphorie macht sich breit.

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Für die einen ist der IGAPark vor allem Konzertlocation, für die anderen das perfekte Naherholungsgebiet. Ganz nebenbei befindet sich hier aber auch das größte lebende Bauwerk der Welt: der Weidendom. Diese natürliche Kirche, die sich aus biegsamen Weiden zusammensetzt, wurde ab März 2001 „gebaut“ und gehörte zu den Highlights der IGA 2003. Auch heute wird jede Woche an der Pflege der Weiden gearbeitet. Besucher können den Weidendom während der Öffnungszeiten des IGA-Parks besichtigen oder bei einem der offiziellen Gottesdienste und Konzerte dabei sein. Und für alle, die demnächst vor den Traualtar treten möchten: Man kann im Weidendom auch (kirchlich) heiraten.

Stephan Holtz fährt seit 2002 aufs Immergut Festival mit seinem Kumpel Pavel Jong, dem der Regen nie was auszumachen scheint.

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