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No. 92 JANUAR 2011
DAS STUDENTENMAGAZIN DER UNI ROSTOCK
KARRIERE! GESPRUNGEN Wege auf der Karriereleiter
GEPRÜFT Studienberater im Test
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# GeSTARTET Serie zur Wissenschaft
Machen wir es nicht kompliziert. Wir können das Rad nicht nochmal erfinden. Aber wir bieten das passende Zubehör für den urbanen Fahrradalltag. Die erste Adresse für innovative und internationale Marken.
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schichtwechsel Editorial
F
ür den erfolgreichen Berufseinstieg braucht es gute Kontakte und viel Praxiserfahrung. Das optimale Pensum neben der Uni ist oft eine Gratwanderung. Die Prioritäten verschwimmen, wenn man zwischen Geld verdienen, einem guten Abschluss und Referenzen für den Lebenslauf hin und her gerissen ist. Der Job im Supermarkt erhöht das Budget, das Engagement in Hochschulpolitik oder Ehrenamt soll spätere Arbeitgeber überzeugen und eine gute Abschlussnote muss hart erarbeitet werden. Auch wir zwei in der neuen heuler-Redaktionsleitung haben manchmal Probleme mit dem Mittelweg. Immer wieder verlagert sich das Gleichgewicht zulasten des Studiums auf das ehrenamtliche Engagement und den Nebenjob. Diese Ausgabe zeigt Möglichkeiten auf, Finanzen und Referenzen sinnvoll zu verknüpfen. Unsere Autoren berichten von lukrativen Jobs an der Uni, Auslandspraktika, effektiven Netzwerken und dem Weg in die Selbstständigkeit.
Änne Cordes
Gesa Römer
u | redaktion@heulermagazin.de
RÜCKR SPIEPS GELLEG
Pünktlich zum neuen Jahr startet in dieser Ausgabe unsere neue Serie »Wissenschaft an der Uni Rostock«. Dr. Classen von der Kinder- und Jugendklinik stellt als erster Autor die Forschungsergebnisse seiner Arbeitsgruppe zur Krebsimmunologie vor. Außerdem informieren wir euch über die neuesten Entwicklungen in der Hochschulpolitik und setzen uns mit der Frage auseinander, warum Kultur zum Luxusgut geworden ist. In der heuler-Redaktion kündigt sich derweil der nächste Generationswechsel an, einige der heuler-Urgesteine gehen bald »in Rente« und machen Platz für neue Ideen. Um die Reihen zu füllen, suchen wir nach motivierten Jungtalenten: Euch stehen alle Posten offen, vom Ressortleiter bis zum Chefredakteur, vom Lektorat bis zum Layout brauchen wir früher oder später engagierte Nachfolger. Nutzt die Chance, um den heuler und seine Mitstreiter kennenzulernen – traut euch und bringt den heuler voran! < PS: Besucht doch mal unsere Facebook-Seite und sagt uns eure Meinung zur aktuellen Ausgabe. Klickt den »Gefällt mir«-Button, vernetzt euch mit uns und gewinnt Kinogutscheine, Konzerttickets und andere tolle Sachpreise!
nar führen. Gnädige Dozenten dürfen dann jedoch eine
»Nachtragshaushalt« geben wird. Das heißt, der frisch
»angemessene Äquivalenzleistung« festsetzen und doch
verabschiedete Haushalt wird wieder überarbeitet.
noch einen Teilnahmeschein ausgeben. Alles Quatsch,
Innerhalb der Debatte war besonders die Kulturwoche
meinen wir! Wie im letzten heuler berichtet, entziehen sich
ein großer Streitpunkt. Von kompletter Abschaffung bis
diese Vorgaben jeder rechtlichen Grundlage. Eine Anwe-
Beibehaltung ohne Veränderung wurde alles diskutiert.
senheitspflicht müsste in der Studien- bzw. Prüfungsordnung
Mittlerweile ist klar: Eigentlich ändert sich nichts. Daniel
festgeschrieben sein – ist sie aber nicht. Also kann man
Karstädt bleibt Organisator und sein Programm für die
Anwesenheit: Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät
auch von niemandem zur Anwesenheit im Seminar gezwun-
Frühjahrskulturwoche wurde am 12. Januar auch schon
positionierte sich Mitte Januar in der turbulenten Diskussion
gen werden. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA)
genehmigt. Dennoch sorgte sein Konzept für viel Trubel:
um die Anwesenheitspflicht. Der Beschluss, der ab sofort
hat bereits eine erneute Prüfung durch das Justiziariat der
Karstädt ist angehalten, möglichst viele Werbeeinnahmen
die Voraussetzungen für die Teilnahme an Seminaren regelt,
Universität veranlasst und die entsprechenden Prüfungsämter
an Land zu ziehen und legte dem StuRa deshalb ein
gilt auch rückwirkend für das laufende Wintersemester. Es
informiert, sodass am Ende des Semesters sicherlich jeder
Angebot des Zigarettenherstellers Lucky Strike vor. Ergebnis
ist, so zumindest die Vorstellung des Gremiums, nunmehr
einen Teilnahmeschein erhalten wird. <
der Diskussion: Der StuRa stimmte der Tabakwerbung unter
NACH DEM LETZTEN HEFT ...
erlaubt, maximal 20 Prozent einer Veranstaltungszeit zu
Vorbehalt zu. Warum das mittlerweile aber Schnee von
verpassen. Aber auch entschuldigtes Fehlen kann jetzt
Haushalt: Kaum dass der Haushalt für 2011 vom Studen-
gestern ist und welche Konsequenzen der AStA-Vorsitzende
nach Ermessen des jeweiligen Hochschullehrers als Fehlzeit
tINNenrat (StuRa) beschlossen und vom Rektor unterschrie-
Christian Berntsen daraus zog, lest ihr auf Seite 29. <
gewertet werden und zu einem Ausschluss aus dem Semi-
ben wurde, steht bereits fest, dass es Mitte des Jahres einen
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INHALT STUDENTENLEBEN
Universität
STUDIENFACHBERATUNG
6 TITELTHEMA
Wege in den Job
POLITISCHES
KULTUR
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LÜCKE IM DISKURS Sprachkurs für Asylbewerber
JAHRESRÜCKBLICK
2010 im Schnelldurchlauf
SERIE – WISSENSCHAFT
7 DOKTORSPIELE
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Hirntumorforschung in Rostock
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Praxiserfahrung an der Uni
UNTERNEHMENSGRÜNDUNG 16 2 2
Selbst ist der Student
SANDBERGE IM ARBEITSAMT 17 FLYERFLUT
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KULTUR AUF SPARFLAMME
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Her mit dem Stoff!
UNI-MASTERPLAN
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ZUM TOTLACHEN
Zielvereinbarung unterzeichnet
VERWÄHLT? Fachschaftratswahlen
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BÜCHER BRAUCHEN PATEN
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VORBILDER
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Tipps für die Vorlesung
4
ACHILLES VERSE
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Low Budget nach Helsinki
REZENSIONEN
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42 43
RÄTSELSEITE
20 PROTEST-PIONIERE IN MV
Kinder der Uni Rostock
LANGEWEILE?
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REZENSIONEN
LEHRER AUF FACEBOOK
FISH AND SHIP
KULTUR IM KLOSTER
Kolumne | Comic | Impressum
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Medizinstudentin im Interview
36
Literatur | Musik | Anderes
PRO/CONTRA
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28 KULTURTIPPS 6
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NEUE NÄHBEWEGUNG
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Nachruf auf Leslie Nielsen
Studentenverbindungen
NICHT AUFGEBEN!
Apologie des Theaters
POLITISCHE BILDUNG
Wer ist eigentlich AIESEC?
VOM FUCHS ZUM PAPST
LUXUSGUT KULTUR
29
Castor-Aktionen in Lubmin
PROREKTOR IM RECALL
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PSA-NEWS
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FRONTEN STATT REFORMEN
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AStA-Vorsitz zurückgetreten
UNILEAKS Dreck am Stecken?
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BildNACHWEIS 17 Michael Schultz 2 Alfonso Maestro 3 Hannes Falke 4 Björn Giesecke 5 Elisabeth Woldt 6 Maximilian Berthold
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UNIVERSITÄT
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igentlich hatte sich Tobias B. alles so schön ausgemalt: Viele von seinen Prüfungen hatte er früher absolviert, als es die Regelstudienzeit vorsieht. In seinem sechsten Semester hätte er deshalb tatsächlich die Zeit haben sollen, sich ausschließlich seiner Bachelor-Arbeit im Fach Politikwissenschaft zu widmen. Nur in seinem Zweitfach, Neuere Geschichte Europas, sollte vorher noch zu einem beliebigen Zeitpunkt eine mündliche Prüfung bevorstehen. Als er sich jedoch dafür anmelden wollte, kam alles ganz anders: Tobias erfuhr von seinem Dozenten, dass er keine mündliche Prüfung mehr ablegen könne. Stattdessen müsse er nach seiner Studienordnung aus dem Jahr 2008 ein Hauptseminar belegen und darin eine 25 Seiten lange Hausarbeit schreiben. »Von der Studienfachberatung wurde mir immer gesagt, dass ich eine mündliche Prüfung ablegen muss«, erklärt Tobias. Leider war das Semester nun schon zu weit fortgeschritten, sodass der Student nicht mehr die Möglichkeit hatte, an einem Hauptseminar teilzunehmen, und dies nun auf das nächste Semester verschob. »Das ist leider sehr bitter für mich, da ich die gewonnene Zeit neben der Bachelor-Arbeit auch noch für ein Praktikum nutzen wollte.« Auf Anfrage beim Studienfachberater für Geschichte, Dr. Manfred Jatzlauk, stellte sich heraus, dass Tobias auf Grundlage einer falschen Studienordnung beraten worden war. Am Historischen Institut herrscht derzeit viel Verwirrung, da bis zu drei verschiedene Studienordnungen für dasselbe Fachgebiet existieren. »Es gibt Geschichtsstudenten im Bachelor, die mit einer Studienordnung von 2003, 2008 oder von 2010 studieren«, erklärt Jatzlauk. »Jeder muss anders beraten werden. Leider bin ich in diesem Fall von einer falschen Ordnung ausgegangen.« An anderen Instituten gab es ähnliche Zwischenfälle. So wurde Studierenden der Politikwissenschaft über mehrere Semester mitgeteilt, sie müssten zu ihrer Bachelor-Arbeit kein Kolloquium absolvieren. Jedoch stellte sich vor Kurzem heraus, dass dies sehr wohl Teil der Abschlussprüfung ist. »Das ist etwas, das mir persönlich sehr unangenehm ist«, sagt die Studienfachberaterin Dr. Conchita Hübner-Oberndörfer. Über die Politikwissenschaftlerin hatte es bisher nie Beschwerden gegeben und auch vom Fachschaftsrat wird sie in hohem Maße gelobt. Als jedoch die entsprechenden Unterlagen für den Politikwissenschafts-Bachelor aus dem Jahr 2008 an das Bildungsministerium geschickt worden waren, hatte es einen Übermittlungsfehler gegeben, der erst bemerkt wurde, als die Studienordnung schon festgeschrieben war. Für den neuen Bachelor aus dem Jahr 2010 wurde das Kolloquium nun tatsächlich aus den Studienanforderungen herausgenommen, wer jedoch immer noch für 2008 eingeschrieben ist, muss es nach wie vor absolvieren. Kann der Studierende sich also auf keine Aussage mehr verlassen? Monika Bartz vom Fachschaftsrat für
BERATEN UND VERKAUFT? 1
Für jeden Studiengang gibt es an der Uni Rostock einen Ansprechpartner, der sich mit den jeweiligen Studienund Prüfungsordnungen sehr gut auskennen muss. An diesen wenden sich Studierende für gewöhnlich, wenn sie Fragen zu ihrem Studienverlauf haben. Es handelt sich um die Studienfachberater. Doch was genau leisten sie und sind ihre Aussagen immer verlässlich? TEXT: André Olbrich
Philosophie widerspricht, sie hält die Beratung für sehr kompetent und hilfreich: »An uns wurden noch keine Beschwerden über unsere Studienfachberater gerichtet, im Gegenteil, wir sind sehr zufrieden.« Auch die anderen Fachschaftsräte äußerten nur wenig Kritik, aus dem Bereich der Naturwissenschaften gab es sogar überhaupt keine Klagen. Im Allgemeinen werden die Studienfachberater eher ein wenig bemitleidet, da dieser Posten mit enorm viel Zeitaufwand verbunden ist. Denn die Aufgaben, die ein solcher Fachberater bewältigen muss, sind umfangreich: »Ich könnte eine komplette 40-Stunden-Woche nur mit der Bera-
tung von Studierenden verbringen«, erklärt Jatzlauk, der dazu noch als Dozent Seminare und Übungen am Historischen Institut leitet. Er bietet derzeit zwei Sprechstunden in der Woche zu je zwei Stunden an. Häufig kommt es vor, dass er darin jeweils die Fragen von 40 bis 50 Studierenden beantworten muss. Nicht verwunderlich, ist Jatzlauk doch bis vor einiger Zeit noch der alleinige Ansprechpartner für alle Lehrämter, BA- und MA-Studierende im Fach Geschichte gewesen, die immerhin über 1.000 an der Zahl sind. Zusätzlich zu den persönlichen Anfragen erreichen ihn unzählige E-Mails, die alle bearbeitet werden müssen. Inzwischen lässt Herr Jatzlauk deshalb Anrede und Grußformel in einer Nachricht gänzlich weg, was er jedoch nicht als Unhöflichkeit missverstanden sehen möchte. Nur so könne er den enormen Zeitaufwand bewältigen. Darüber hinaus bemühe er sich trotz aller Umstände, jeden einzelnen Studierenden anzuhören und niemanden mit ein paar Phrasen wieder nach Hause zu schicken. Inzwischen ist noch ein zweiter Studienfachberater für Geschichte hinzugekommen, der sich die Arbeit mit Jatzlauk teilt. Dadurch hat sich die Situation etwas verbessert. Warum es aber bei einer solch hohen Anzahl von Studierenden nicht viel mehr Berater gibt, ist schnell erklärt: Die Funktion des Studienfachberaters geht in der Regel nicht mit einer zusätzlichen Vergütung einher. Häufig werden Dozenten schlicht dafür eingeteilt oder übernehmen diese Aufgabe aus rein ideellem Aspekt. Dazu wird ihnen die Arbeit teilweise noch erschwert: Bereits seit Monaten und auch nach mehrfachem Hinweis sind die entsprechenden Studienordnungen etwa von der Webseite des Historischen Instituts nicht mehr herunterzuladen, da die Zuständigkeit für die Internetpräsenz wohl nicht näher definiert ist. So bleibt den Studierenden keine Möglichkeit, sich selbst zu informieren. Die einzige Unterstützung erfahren die Studienfachberater häufig nur durch die Fachschaftsräte: »Der Fachschaftsrat leistet bei uns hervorragende Arbeit. Die engagierten Studierenden haben mich sehr entlastet und mit ihren Kenntnissen in Studien- und Prüfungsordnungen ihre Kommilitonen sehr gut beraten«, Hübner-Oberndörfer. Im Allgemeinen scheint also an der Universität Rostock ein gutes Beratungsklima zu herrschen, das aber dennoch an einigen Punkten stark verbesserungswürdig ist. In der Regel ist den Aussagen der Studienfachberater zu vertrauen, auch wenn die entsprechenden Dozenten noch besser unterstützt und entlastet werden müssten. So ist es immer noch ratsam, sich als Student auch selbst um den Verlauf des Studiums zu kümmern und bestimmte Aussagen zu überprüfen. <
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Foto: Bilderdatenbank Uni Rostock
2010 im Schnelldurchlauf Zweitausendundzehn – ein Jahr geht vorüber, jedoch nicht stillschweigend, sondern mit Pauken und Trompeten. In den vergangenen zwölf Monaten durchlebte die Uni Rostock Höhen und Tiefen.
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TEXT: Carsten Gramatzki
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enkt man an das vergangene Jahr zurück, ist womöglich der seit 2009 präsente Bildungsstreik das Erste, das in den meisten studentischen Köpfen auftaucht. So prägten vereinzelnd Demonstrationen – wie ein gemeinsamer Streiktag mit der Uni Greifswald im Juni – und andere kleinere Aktionen das Stadtbild, um die Missstände im Bildungswesen zu verbalisieren und den Forderungen Nachdruck zu verleihen. In diesem Zusammenhang wurde im November durch die Bildungsaktion Rostock, den Bildungsstreik Greifswald, die Jusos MV und weitere Bündnisse von Gewerkschaften, Jugendorganisationen und freien Verbänden erstmalig landesweit zur Teilnahme am Alternativen Bildungskongress, kurz »Abiko«, aufgerufen. Diese Zusammenkunft versuchte zum einen, bestehende Probleme, Alternativen, Ideen und Lösungen zu artikulieren und vor allem zu diskutieren. Die hier bekräftigten Forderungen wurden gebündelt, um in diesem Jahr noch vor den Landtagswahlen die Verantwortlichen damit zu konfrontieren und eventuell erfolgreich zu einem Schritt in die richtige bildungspolitische Richtung zu bewegen. Zum anderen sollte neben dem gemeinsamen Austausch für die Teilnehmenden ein Forum geschaffen werden, um die regionale Vernetzung nachhaltig effektiver zu gestalten. Erstaunlicherweise war – trotz des regen Engagements beim Kampf gegen die Kommerzialisierung der Bildung – die Beteiligung an den Wahlen zum neuen StudentINNenrat (StuRa) mehr als dürftig. Mit unscheinbaren 12,2 Prozent stellte die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät die höchste Wahlbeteiligung. Durchschnittlich wurden an den jeweiligen Fakultäten lediglich 8,4 Prozent der möglichen Wahlstimmen abgegeben, sodass sich im lau-
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fenden Jahr sicher der Frage gewidmet wird, woher diese geringe Anteilnahme rührt und wie ihr entgegengewirkt werden kann. Unter dem Motto »Aller guten Dinge sind drei« sollte eine andere Wahl klarer ausfallen: »Der nette Querulant«, wie Die Zeit Heiko Marski betitelt, ging aus seiner Kandidatur für das Amt des studentischen Prorektors siegreich hervor. Er bewies Ausdauer und konnte unter anderem durch sein langjähriges Engagement den StuRa, den Senat und das Konzil der Universität Rostock von sich überzeugen. Somit wurde er ein Teil der Hochschulleitung und konnte im vergangenen Jahr als hilfreicher Vermittler und Interessenvertreter zwischen Studentenschaft und Rektorat fungieren. Doch 2010 war nicht nur ein Jahr der Wahlen und der geringen Wahlbeteiligung, der Diskussionen relevanter und gleichermaßen ernster Themen, sondern durfte im vergangenen Jahr auch der guten Laune gefrönt werden. So war neben der 23. Rostocker Kulturwoche die Campus Explosion im Juli eine gut besuchte Attraktion, um dem manchmal tristen Alltag zu entfliehen. International erfolgreiche Künstler wie der Official Secrets Act und die Ohrbooten
bezauberten den Campus der Ulmenstraße und brachten circa 1.000 Besucher – und damit rund 300 mehr als im Vorjahr – zum Tanzen. Auch im Zeichen des Sports stand das Jahr 2010 an der Uni Rostock. Die Kurszahlen des Hochschulsports wurden erhöht, neue Sportarten wie Baseball und Inlineskating angeboten, und wie jedes Jahr waren viele Plätze der begehrten Veranstaltungen schlagartig belegt. Besonders hervorzuheben sind allerdings unsere Hochschulteams: Sie bewiesen Sportsgeist und Teamwork, sodass sich vor allem die Mannschaften der Sportarten Drachenbootrennen, Volleyball, Fußball, Futsal, Judo und Ju-Jutsu an ein medaillenreiches Jahr erinnern können. Ob sie 2011 an diese fantastische Leistung anknüpfen können, welche Veränderungen bevorstehen und wie sich alle Erwartungen und Hoffnungen bewahrheiten werden, zeigt sich in den kommenden Monaten. In diesem Sinne: ein frohes neues Jahr, treue Leserschaft! <
125 Fotos: heuler-Fotoarchiv 3 Foto: Kanufreunde Rostocker Greif 4 Illustration: Michael Schultz
Angriff der Killerzellen E
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in Tumor kann im Organismus nur entstehen, wenn er nicht vom Immunsystem abgestoßen wird. Normalerweise werden fremde Gewebemerkmale durch sogenannte dendritische Zellen den T-Lymphozyten präsentiert, also Immunzellen, die dadurch zu Killerzellen werden und die entarteten Zellen zerstören. Bei Glioblastomen werden diese Tumormerkmale offenbar nicht ausreichend präsentiert, und der Tumor kann wachsen. Mit dem neuen Verfahren, der sogenannten Zellvakzine, soll das durchbrochen werden. Dies erfolgt in mehreren Schritten (vgl. auch Schema). Einerseits werden nach der Tumoroperation aus dem frisch entnommenen Gewebe Extrakte hergestellt. Zum anderen werden aus weißen Blutkörperchen des Patienten im Labor dendritische Zellen gezüchtet, die das Immunsystem gegen bestimmte Gewebemerkmale mobilisieren können. Diese werden dann mit den Tumorextrakten beladen und mit verschiedenen Techniken stimuliert, damit sie zu einer möglichst starken Immunreaktion führen. Schließlich werden sie dem Patienten nach einem festgelegten Zeitplan geimpft. Dadurch entstehen in ihm Killerzellen, die die verbliebenen Tumorzellen angreifen. An der Universitätsklinik Leuven, wo diese Behandlung entwickelt wurde, zeigten sich bereits einige sehr ermutigende Erfolge. Wir sind dabei, dieses Verfahren in Rostock aufzubauen. Dies ist nicht einfach, da äußerst komplizierte Vorschriften zur Verfahrensreinheit und Wirksamkeit der Impfzellen beachtet werden müssen. Das Ziel kann nur durch Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen erreicht werden. Darum sind wir sehr glücklich, dass es eine intensive Kooperation gibt – mit den Kollegen der Universitätskliniken für Innere Medizin, für Neurochirurgie und für Allgemeine Chirur-
Gewinnung von
Glioblastome und andere hochgradige Gliome (HGG) sind besonders bösartige Hirntumoren, die auch heute noch – trotz Operation, Strahlen- und Chemotherapie – bei Kindern und Erwachsenen eine außerordentlich schlechte Heilungschance haben und bei fast allen Patienten nach wenigen Jahren zum Tode führen. Erste Daten zeigen nun, dass eine zusätzliche Therapie, die wie eine Impfung das Immunsystem einbezieht, die Heilungsrate möglicherweise verbessern kann. TEXT: PD Dr. Carl Friedrich Classen
SERIE Wir studieren in Rostock. Wir leben hier. Und dennoch wissen wir höchstens von unserem eigenen Fachbereich, woran die Wissenschaftler an unserer Uni forschen. In unserer neuen Serie »Wissenschaft an der Uni Rostock« stellen wir interessante Forschungsprojekte vor.
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Tumor-OP
weißen Blutkörperchen (Monozyten) des Patienten
Grafik: AG Hirntumorvakzine. Die Zellvakzine bei bösartigen Gliomen Illustration: Christian Kobsda
gie, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, aber auch mit Forschern in ganz Deutschland und in Europa. Wir hoffen, dass hier vielleicht in einem oder zwei Jahren erste Patienten behandelt werden können, dies ist aber noch offen. Zugleich arbeiten wir an verschiedenen Forschungsansätzen, um die Impfung noch effektiver machen zu können. Wir untersuchen die Merkmale individueller unterschiedlicher Hirntumorproben – denn kein Hirntumor gleicht dem anderen genau. Möglicherweise müssen für unterschiedliche Patienten auch unterschiedliche Behandlungen gefunden werden. Ein weiterer Forschungsansatz hat damit zu tun, dass die stimulierten dendritischen Zellen offenbar oft kurz nach der Impfung schon wieder absterben. Wir entwickeln daher Verfahren, um sie durch Ausschaltung und Übertragung bestimmter Gene, die den programmierten Zelltod fördern beziehungsweise unterdrücken, überlebensstärker zu machen. Derart manipulierte dendritische Zellen können möglicherweise eine viel stärkere und vor allem dauerhafte Immunreaktion gegen versteckte Tumorzellen bewirken. Schließlich untersuchen wir, wie die Chemotherapie und die Immuntherapie sich gegenseitig beeinflussen. Normalerweise bewirkt eine Chemotherapie die Schwächung der Immunzellen. Möglicherweise gibt es da aber Ausnahmen, die man sich zunutze machen kann. Auf diese Weise kann es gelingen, dass sich Chemo- und Immuntherapie durch die richtige Anordnung der Verfahren sogar gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken. Wir haben die große Hoffnung, dass durch alle diese Bemühungen der Erfolg der Hirntumorimpfung in den nächsten Jahren noch deutlich gesteigert werden kann. <
Killerzellen zerstören verbliebene
Herstellung von Extrakten
Zellen des Hirntumors
aus dem Tumorgewebe
PD Dr. Carl Friedrich Classen ist Leiter der Arbeitsgruppe Hirntumorvakzine an der Kinder- und Jugendklinik der Universität Rostock
Daraus werden unreife dendritische Zellen (DC)
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gezüchtet
Beladen der DC mit den Extraten, Ausreifung im Labor
Impfung: Killerzellen
und forscht gemeinsam mit fünf Mitarbeitern an der
werden aktiviert
Bekämpfung von Hirntumoren.
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KEINE WEISSE FLAGGE Vor Kurzem belegte die Universität den ersten Platz in einer Studie der »Landkarte Hochschulmedizin«, denn über 90 Prozent der Rostocker Medizinstudenten bestehen das Vorklinikum – ein absoluter Spitzenwert. Der Weg dahin ist steinig: Welche Hürden es gibt und warum es sich trotzdem lohnt, erzählt Franziska, Rostocker Medizinstudentin, im Interview.
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INTERVIEW: Michael Schultz
heuler: Wie viele Stunden in der Woche brauchst du für dein Studium? Franziska: Wenn ich mich auf eine langfristige Prüfung vorbereite, dann arbeite ich vor allem an den Wochentagen. Mit Vorlesung und Seminaren kommt man dann schon locker auf zwölf Stunden am Tag. Kurz vor der Prüfung wird es nochmal mehr. Man kann gut 60 Stunden in der Woche für das Studium nutzen, und das auch noch unbezahlt!
1 dass das so bleibt. Aber sollte ich dieses Jahr nicht zum Physikum zugelassen werden, muss ich mich nach anderen Möglichkeiten umsehen.
Man hat sich für das Studium entschieden und weiß, auf was man sich einlässt. Ich will Ärztin werden und das ist nicht nur so ein Gedanke oder eine Idee. Das ist mein Lebenstraum, für den ich momentan noch alles tun würde. Leider bleibt bei mir nicht so viel Zeit für das übliche Studentenleben. Ich muss ziemlich viel Zeit investieren, und dann fällt man abends nur noch kaputt ins Bett. Ich gehe sehr gerne weg, aber von einem echten Studentenleben kann ich nicht sprechen. Da werden die großen Partys schon mal langfristig geplant und oft auf die legendären MediPartys gelegt.
Wie kommst du mit dem Prüfungsstress zurecht? Wie verarbeitest du, wenn du eine Prüfung nicht schaffst?
Könntest du dir auch einen anderen Berufsweg vorstellen? Ich habe keinen Plan B. Seit ich denken kann, will ich Ärztin werden und deswegen war mein bisheriger Weg so, wie er sein sollte. Nach dem Abitur kam gleich das Studium und ich brauchte keine Alternative. Ich hoffe,
Je näher die Prüfung kommt, desto nervöser werde ich. Bei mir hat sich in den letzten Jahren eine Art Prüfungsangst vor mündlichen Prüfungen eingeschlichen, die es vor dem Studium nicht gab. Man versucht, sich mit Lernplänen den ganzen Stress etwas zu nehmen. Aber je mehr Prüfungen man hat, desto unübersichtlicher wird es. Es kommt vor, dass man drei Prüfungen in fünf Tagen hat. Da läuft man nach ein paar Tagen wie ein Zombie rum. Es ist auch nicht sehr förderlich, wenn man ständig durch Prüfungen fällt und die ganze Arbeit nicht belohnt wird. Jetzt habe ich ein Stadium erreicht, wo jede verpatzte Prüfung ein Schlag ins Gesicht ist. Mein Selbstbewusstsein reduziert sich mit jedem Durchfaller und das macht
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Grafik: Alfonso Maestro
mich für die nächste Prüfung nicht zuversichtlicher – ein Teufelskreis. Die psychologische Beratung für Studenten konnte mir auch nicht richtig helfen, aber ich habe etwas Selbstvertrauen zurückgewonnen. Wie genau musst du dich auf die einzelnen Profs einstellen? Fühlst du dich manchmal ungerecht behandelt? Man muss sich auf jeden Fall auf die Prüfer einstellen. Jeder hat seine eigenen Spezialbereiche, die er gerne abfragt. Da muss man sich Tipps von den höheren Semestern holen. Es kann natürlich sein, dass man mit dem Prüfer Pech hat, weil er so ins Detail geht, dass man sich fragt: Was mache ich hier nur? Da bleibt es nicht aus, dass man sich ungerecht behandelt fühlt, weil man wegen Details durchgefallen ist, die andere Prüfer gar nicht gefragt hätten. Was stört dich am Medizinstudium allgemein? Was besonders an der Uni Rostock? Vor allem stört mich, dass es keine einheitliche Linie gibt. Jede Uni macht das, was ihr am wichtigsten
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Das Medizinstudium ist hart und kostet viel Kraft und Zeit. Ist es das wert, fast kein Privatleben zu haben?
Franziska ist Medizinstudentin im 5. Semester, muss aber wegen nicht-bestandener Prüfungen ein Jahr ihres Studiums wiederholen. Die Anzahl aller nicht-bestandenen Prüfungen schätzt sie auf über 20. Sollte sie später keine Anästhesistin oder Sportmedizinerin werden, könnte sie sich mit der Stelle einer vielgefragten Mecklenburger Landärztin anfreunden.
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ist. Das macht auch einen Wechsel nicht so einfach. Man wird außerdem erstmal zwei Jahre in die Vorklinik »eingeschlossen«, ohne Kontakt zum Patienten zu haben. Da überlegt man schon mal, zu welchem Zweck man sich das überhaupt antut. Speziell an der Uni Rostock gefällt mir nicht, dass vor allem in den ersten zwei Jahren so stark gesiebt wird, dass viele ans Aufhören denken oder ein bis zwei Jahre länger machen müssen. Überall hört man, dass Ärzte fehlen – und die Uni siebt und siebt, das passt nicht ganz zusammen. Die Uni schneidet dafür deutschlandweit in verschiedenen Statistiken sehr gut ab. Ich verstehe, dass man nochmal aussieben muss. Aber muss man das so stark tun, nur damit am Ende die
ROSTOCKER BÜCHER BRAUCHEN PATEN In den Archiven unserer Universitätsbibliothek lagern große Sammlungen schriftlichen historischen Kulturguts. Lange waren sie dem Fraß der Zeit ausgesetzt, doch seit einigen Jahren gibt es den Versuch, dem Verfall entgegenzuwirken. TEXT: Susann Renner
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anchen von euch sind sie sicherlich beim Gang durch die Bibliotheksgänge der Philosophischen Fakultät aufgefallen: die Bilder von verschiedenen historischen Objekten, versehen mit einem Hinweis auf mögliche Patenschaften - zurzeit von einer Fritz Reuter Ausstellung überhängt. Man nimmt sie mit einem Blick wahr, ist in Gedanken jedoch bei dem Buch, das dort irgendwo seinen Stellplatz hat und das man sich ausleihen will. Oftmals waren die Aushänge bereits aus den Gedanken verschwunden,
Uni in irgendeiner Statistik auf Platz eins steht? Da ist nie die Rede davon, wie viele Studenten jedes Jahr wiederholen müssen und dass mit ständig wachsendem Niveau und speziellen Klausurfragen deren Zahl ständig steigt. Viele Professoren haben außerdem kein Verständnis dafür, dass es auch andere Fächer gibt, für die man was tun muss. Am Ende muss man dann für jedes Fach 100 Prozent geben. Gibt es Kommilitonen, die neben dem Studium arbeiten müssen? Ist das noch machbar? Es gibt schon welche, die arbeiten. Und ich bewundere sie jedes Mal aufs Neue. Keine Ahnung, wie die das schaffen. Ich selber habe auch schon überlegt, arbeiten zu gehen. Wenn man BAföG bekommt, ist das Geld manchmal doch sehr knapp und ich will meinen Eltern auch nicht die ganze Zeit auf der Tasche liegen. Doch am Ende war ich einfach überfordert. Wenn ich am Tag arbeite, neben Vorlesung und Seminaren, muss ich nachts lernen. Das hält niemand aus. Und wenn doch, zolle ich jedem großen Respekt für diese Leistung. Manchen bleibt auch nichts anderes übrig,
bevor man die Bibliothek wieder verlassen hat, und vielleicht kann sich bei späterem Nachfragen kaum jemand daran erinnern, für was dort geworben worden wird. Es handelt sich dabei jedoch um ein Projekt, welches etwas mehr Aufmerksamkeit benötigt. In den Archiven der Universitätsbibliothek lagern viele alte Objekte, deren Zustände durch intensive Benutzerspuren und Alterserscheinungen stark beeinträchtigt sind. Sie sind Teil einer der bedeutendsten historischen Sammlungen im norddeutschen Raum, was ein Grund dafür ist, dass die Initiative der Universitätsbibliothek zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes seit September 2005 mit dem Projekt »Bücher brauchen Paten« versucht, sie Stück für Stück restaurieren zu lassen. So wurden bisher zum Beispiel ein alter Druck von Nikolaus Kopernikus und zwei seltene Reformationsschriften aufgearbeitet. Insgesamt haben schon 140 Objekte einen Paten gefunden und konnten gerettet werden. Die Behebung der Schäden, welche vom Schimmelbefall über Wasserschäden bis hin zu Tintenfraß reichen, ist bei vielen der Objekte nicht sehr kostenintensiv, jedoch aufgrund der Menge von der Bibliothek selbst kaum zu tragen. Je nach Aufwand werden zwischen 50 und 1.000 Euro benötigt, um alte Drucke, Stadtpläne, Handschriften und komplette Bücher vor der Zersetzung zu retten. Die Spende wird also zu einhundert Prozent für das jeweilige Objekt verwendet. Für klei-
denn wenn nach einer längeren Studienzeit das BAföG wegfällt, dann ist man gezwungen, arbeiten zu gehen. In der Klinik, also die vier Jahre nach dem Physikum, soll mehr Zeit sein und ich werde mir dann auf jeden Fall eine Arbeit suchen. Aber momentan ist dafür keine Zeit, das Studium geht vor. Du hattest in deinem Studium viele schwierige Situationen zu meistern. Was hält dich davon ab, das Handtuch zu werfen? Der Arztberuf ist mein Traum. Der treibt mich immer wieder an. Jemand sagte mal zu mir, dass man sich nicht für dieses Studium entscheidet, sondern man fühlt sich dazu berufen. Solange ich dieses Gefühl noch habe, werde ich das Handtuch nicht werfen. Außerdem habe ich jetzt fast drei Jahre investiert, die sollen ja nicht für die Katz gewesen sein. Am Ende stehe ich sonst wieder bei null. Außerdem will ich den Professoren nicht das Feld überlassen. Ich weiß, was ich kann, und ich lasse mich da nicht so schnell von abbringen. Noch will ich den Profs nicht den Triumph gewähren und die weiße Flagge hissen. <
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nere Beträge wurden ein Konto sowie eine Sammelbox in der Bibliothek angelegt. Nach einer erfolgreichen Patenschaft erhält der Pate als Dank ein Foto des Werkes, eine Urkunde sowie ein Patensignet, also einen Vermerk in dem restaurierten Objekt. Altes Kulturgut kann durch die Restaurationen weiterhin der Zeit und dem Verfall entgegenwirken und ist damit wieder neuen Interessenten zugänglich. <
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Foto: Bilddatenbank der Uni Rostock
VORBILDER
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Eine Absolventin unserer Alma Mater ist Prof. Dr. MarieLouise Henry. 1932 begann die Deutsch-Französin in Rostock ihr Theologie-Studium, das sie nach vier Jahren erfolgreich beendete. Schon in diesen jungen Jahren trotzte sie dem herrschenden Nazi-Regime und engagierte sich
Über die berufliche Zukunft nach dem Studium macht jeder von uns sich immer wieder Gedanken. Dabei ist es sicherlich ermutigend, mal zu schauen, was Absolventen und ehemalige Dozenten der Uni Rostock schon so erreicht haben, und gibt vielleicht sogar neue Ideen für das eigene Vorankommen. Hier einige der großen Kinder Rostocks.
für die Bekennende Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg promovierte sie dann und schloss 1952 ihre Habilitation im Fach Theologie mit dem Thema »Studien zum Kulturkampf der Deutschen Evangelischen Kirche mit besonderer Berücksichtigung der mecklenburgischen Verhältnisse« ab, woraufhin sie an der Uni Rostock als Dozentin lehrte. Als Marie-Louise Henry vier Jahre später von der Universität Leipzig auf einen Lehrstuhl für Altes Testament berufen wurde, war sie damit die erste Frau Deutschlands.
TEXT: Kristina Aberle GRAFIK: Michael Schultz
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on besonders berühmten Persönlichkeiten, die einst Station in Rostock machten, wussten einige vielleicht schon: etwa von Walter Hallstein und Karl von Frisch. Hallstein, einst hiesiger Professor für Privat- und Gesellschaftsrecht, wurde als Staatssekretär im Bundeskanzleramt und im Auswärtigen Amt sowie als Präsident der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bekannt. Von Frisch, der Anfang der 1920er-Jahre Ordinarius für Zoologie und Institutsdirektor an der Uni Rostock war, erhielt sogar den Nobelpreis. Doch es gibt weitere sehr interessante Ehemalige, von denen es lohnenswert ist, sie näher zu betrachten.
Ein viel frischerer Alumni der Uni und wahres
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Kind der Stadt ist hingegen Steffen Bockhahn. Er ist Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Rostock und gehört mit Anfang 30 zu den jungen Volksrepräsentanten im Bundestag. Nach seinem Abitur im Jahr 1997 leistete er zunächst den Zivildienst und absolvierte dann Praktika bei der Ostseewelle und Antenne Mecklenburg-Vorpommern. Anschließend entschied er sich aber doch für ein Studium der Politikwissenschaften an der Uni Rostock, welches er mit dem Master of Arts abschloss. Außerdem war Steffen Bockhahn zwischen 2007 und 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter. Schon 1995 wurde er Mitglied der PDS (inzwischen DIE LINKE), zwei Jahre später fungierte er erstmals als Delegierter für deren Bundesparteitag. Heute ist der junge Politiker Landesvorsitzender der Partei DIE LINKE in Mecklenburg-Vorpommern sowie Mitglied des Deutschen Bundestages, in den er bei der Wahl im Jahr 2009 als Direktkandidat hineingewählt wurde.
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Auch Jörg Hahn ist ein Rostocker Absolvent der jüngeren Vergangenheit, er studierte Elektrotechnik. Inzwischen ist Hahn Geschäftsführer von Optimal Media in Röbel an der Müritz und beschäftigt dort etwa 600 Personen. Seit 1990 hat er das Unternehmen aus kleinsten Anfängen hochgezogen. Optimal Media produziert Ton- und Datenträger wie CDs, DVDs und MCs, von der Idee bis zur Auslieferung wird alles in einem Haus organisiert. In den letzten Jahren wurde die Firma für ihre moderne Architektur und ihre innovativen Ideen bei der Realisierung neuer Industriebauten geehrt. Für den Bau des Druck- & Mediencenters ist Optimal Media 2010
1 Original: Chris Loll, Rahmen: Artshop Berlin 2 Original: Pressefoto, Rahmen: Hermann Historica 3 Original: mediabiz.de, Rahmen: Rokita
mit dem Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet worden. <
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SPIEL, SPASS, SPANNUNG! Der Laptop ist stets ein treuer Begleiter in der Uni. Ob der vorbildliche Student nun mit seiner Hilfe für ein anstehendes Referat recherchiert, ein anderer den neuesten Fund bei Amazon bestellt oder günstige Flüge ins Warme für die nächsten Semesterferien erstöbert – 90 Minuten sind in diesem Fall keine allzu lange Zeit. Wer jedoch verstärkt auf
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die Verwendung sozialer Netzwerke setzt: Es kann doch nie schaden, jeden einzelnen Teilnehmer des Kurses bei Facebook oder studiVZ zu suchen.
Ein jedes Semester beginnt gleich: Die ersten drei Wochen widmet man dem Studium, druckt sich eifrig Skripte, Folien und Präsentationen aus, versucht, diese im Wirrwarr der alten Unterlagen neu zu ordnen – und hat spätestens zu Beginn der vierten Uni-Woche keine Lust mehr, sich all dies anzutun. Mitschriften finden kaum noch ihren Weg auf das Papier und gerade in Veranstaltungen, die im Vorlesungsverzeichnis mehr versprochen hatten, als ihr Dozent nun hält, muss unbedingt ein Notfallplan her! Was also tun, wenn die Langeweile zuschlägt?
Die Folien, die an die Wand geworfen werden, sind einfach nur überfüllt und unspektakulär? Kein Problem, wenn ihr einen Laserpointer habt, mit dem ihr synchron über die Präsentation leiten könnt. So wisst nicht nur ihr, sondern gleich der ganze Hörsaal, zu welchem Punkt bereits seit einer Viertelstunde diskutiert wird.
Wenn kaum noch etwas hilft, um die Langeweile durchzustehen, kann es nützlich sein, die Perspektive zu wechseln. Euch geht es nicht alleine so? Dann schließt euch zusammen! Alle fünf Minuten packt ihr eure Stifte, Hefter und Thermobecher ein und setzt euch auf einen anderen Platz. Mit einem anderen Blickwinkel sieht man viele Dinge doch gleich in einem ganz neuen Licht.
TEXT: Tanja Frenzel ILLUSTRATION: Hannes Falke Jeder Dozent hat seine Lieblingsworte, mit denen er uns ahnungslosen Studenten gern theoretische Inhalte greifbarer machen möchte – genau das Richtige für eine kleine Partie Bingo. Am besten klappt dies, wenn die ersten drei Wochen bereits dafür genutzt wurden,
Mit leerem Magen lernt es sich nicht gut, deshalb
besagte Phrasen herauszufinden, damit der Spielspaß
haben wir schon in der Grundschule gelernt, ausgiebig
danach beginnen kann. Es gelten die normalen Regeln,
zu frühstücken. Alleine macht das aber kaum Spaß und
und wer als Erstes eine Reihe komplettiert, darf es
Ihr wurdet wieder einmal mit Handouts und Kopien
mit den Mitbewohnern mag man morgens eh kein Wort
natürlich verkünden: Bingo!
ausgestattet, die völlig unübersichtlich sind und die eh keiner
wechseln. Bereitet also doch einfach zusammen etwas in
versteht? Zerreißt das Blatt in möglichst kleine Schnipsel, steht
kleiner Runde vor – der eine bringt Käse und Wurst mit, ein
auf und werft sie in die Luft! Je nach Jahreszeit könnt ihr dabei
anderer kümmert sich um Brötchen ...
»Frohe Weihnachten«, »Guten Rutsch« oder »Helau« rufen. Wenn ihr danach immer noch im Kurs sitzen dürft, fragt doch freundlich nach einem neuen Blatt und begründet dies damit, dass ihr die andere Kopie verloren habt.
Wenn wir schon so unerhört frech sind und eine Veranstaltung mit Getuschel und Nichtstun boykottieren, Auch nachdem ihr alle möglichen Spiele, Sudokus und
sollte der Dozent – der im Privaten meist ein sehr lieber Mensch ist – auch mit einer kleinen Aufmerksamkeit
Kreuzworträtsel gespielt und gelöst habt, fällt euch in euren
entschädigt werden. Was eignet sich da besser als
Ihr habt schon seit Langem jemanden aus dem Kurs im Auge?
Vorlesungen immer noch die Decke auf den Kopf? Der dritte
Blumen? Für uns chronisch geldlose Studenten ist ein
Doch er ist weder im Studentenkeller anzutreffen, noch habt
Strickpullover ist bereits in Arbeit und auf Papierflieger-
echter Strauß jedoch kaum finanzierbar, also muss eine
ihr rausgefunden, wo er arbeitet, um einen Scheinkauf zu
Basteln habt ihr schon lange keine Lust mehr? Ihr versteht
Alternative genügen. Malt einfach 90 Kreise auf ein
tätigen? Ganz einfach: Verlegt euer erstes Kennenlernen in
so gut wie nichts von dem, was vorne gesagt wird?
Blatt Papier. Alle zehn Sekunden wird ein Blütenblatt
den Hörsaal! Brezelt euch auf, setzt euch neben euer Herzblatt
Dafür gibt es nur zwei Lösungen: Entweder nutzt ihr die
hinzugefügt, und der Kreis ist komplett, wenn ihn sechs
und verkündet ihm (ohne jede Schüchternheit), dass ihr jetzt
abgesessene Zeit effektiv, um euch zu Hause auszuschlafen
Blütenblätter schmücken. Am Ende der Veranstaltung habt
ein Date habt und ihr euch schon seit Wochen darauf gefreut
und wenigstens im nächsten Kurs etwas lernen zu können.
ihr dann ein wunderbar buntes Blumenmeer geschaffen,
habt. Wenn er oder sie Humor besitzt und euch nicht für
Oder ihr geht zur Studienberatung und lasst euch beraten,
über das sich der Dozent sicherlich freuen wird.
verrückt erklärt, können das sehr lustige 90 Minuten werden.
ob nicht vielleicht doch ein Fachwechsel besser wäre.
AUF nimmer Wiedersehen LKU – Die Uni Rostock schafft sich ab
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arum tauscht die Uni einen so einzigartigen Studiengang wie Landeskultur und Umweltschutz (LKU) gegen, ja, wogegen eigentlich? Gegen nichts? Der Schriftsteller Charles Caleb Colton hat einmal gesagt: »Die Nachahmung ist die aufrichtigste Form der Schmeichelei.« Daher sollte die Universität Rostock sich wohl geschmeichelt fühlen, schließlich wird der Studiengang Landeskultur und Umweltschutz, der seit 1991 an unserer Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) besteht, seit Kurzem an gut einem Dutzend anderer deutscher Universitäten unter dem Namen Umweltingenieurwesen nachgeahmt. Warum also einen Studiengang abschaffen, der sich über Jahre bewährt hat und immer wieder eine Vielzahl von Studenten an die AUF lockte? Es besteht ganz offensichtlich eine Nachfrage nach Absolventen in diesem Bereich, dennoch sind Sie, Herr Rektor, dafür verantwortlich, dass die Universität Rostock in absehbarer Zeit keine Teilhabe daran haben wird. Schließlich soll die beispielgebende Kombination aus Umwelt-, Planungs- und Ingenieurswissenschaften in einem einzigen Studiengang hier in Rostock langsam und möglichst leise sterben. Diesen Eindruck erwecken zumindest Ihre Taten. Und diese Taten sind eher schlechte Witze – hier eine Auswahl: Planungswissenschaftler werden ausgeplant, Küstenwasserbauingenieuren wird der Boden unter den Füßen genommen und Ökonomen werden Mittel entzogen. Über Monate hieß es, wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben, nichts sei endgültig entschieden, auch trotz Einsparungen alles noch offen. Viel Arbeit wurde investiert, als es darum ging, Sie zu überzeugen, LKU zu erhalten. Aber selbst die eisernsten Verfechter mit den besten Argumenten rannten bei Ihnen sprichwörtlich mit der Schrotflinte in die Panzerschlacht und trafen auf taube Ohren. Es entstand der Eindruck, Sie hätten nie die Absicht gehabt, LKU am Leben halten zu wollen. Wir sind enttäuscht und verärgert, dass Sie uns erst fast zwei Semester zappeln lassen, um uns schließlich einfach abzuwürgen und damit die Arbeit
derer mit Füßen treten, die viel Zeit und Mühe investiert haben, um unseren Studiengang zu retten und weiterzuentwickeln. 1991 ist ein Jahr, das schon so weit zurückliegt, dass sich viele, wenn nicht gar die meisten, unserer Kommilitonen nicht daran zurückerinnern können. Die Jüngsten unter uns waren damals noch gar nicht geboren. Im Jahre 1991 waren die aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit kaum abzusehen. Dennoch gab es hier visionäre Menschen, die einen damals neu- und einzigartigen Studiengang entwickelt haben. Einen Studiengang, den andere Universitäten und Hochschulen heute – das heißt 20 Jahre später – einführen und dabei als neuartig bezeichnen. Wir sind Innovation. Und wir hatten bereits die Gelegenheit, daraus eine Tradition zu machen. Daher steht wohl kein anderer Studiengang so sehr für unseren Wahlspruch »Traditio et Innovatio« wie Landeskultur und Umweltschutz. Und davon wollen Sie sich abwenden?
Nachruf Liebe Elka U., Du warst so einzigartig in deiner Art. Deine schier grenzenlosen Fähigkeiten und Interessen beeindruckten viele. Du konntest nicht nur stundenlang über den Boden reden, als wir an Schnittufern wanderten. Du hast mir gezeigt, wie Wolken entstehen, wie Wind und Eis Winterwälder zaubern, warum Vermeiden besser als Verbrennen ist und warum Fahrräder nicht in die Kanalisation gehören. Dass du von uns gegangen bist, trifft viele schwer, wir werden immer an dich denken und du wirst immer ein Teil von uns sein. Ruhe in Frieden. FACHSCHAFTSRÄTE DER AUF
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Schildert uns euer Problem und wir veröffentlichen es, auf Wunsch auch anonym, denn nur so kann sich etwas verändern. Adresse: U redaktion@heulermagazin. de. Die Achilles Verse spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.
STUDENTENLEBEN
TITELTHEMA
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KARRIERE, BERUF, NETZWERK K
ommilitonen kennenzulernen und rein private Kontakte zu gewinnen, ist gerade an einer Universität wie der unsrigen relativ leicht. Man trifft sich in Vorlesungen, auf Feiern oder durch gemeinsame Freunde und schon steigt die Zahl der Freunde in den sozialen Netzwerken wieder an. In der Mensa kann man im Grunde gar nicht alleine Mittag essen und beim Shoppen in der Stadt trifft man mindestens zwei Leute, deren Namen man eigentlich gar nicht kennt, die aber trotzdem wissen wollen, wie die Klausur gestern gelaufen ist. Doch was nutzen einem diese Kontakte im späteren Berufsleben? In der Regel gar
Doktorspiele I Oft ist zu hören, die Ausbildung an der Uni sei zu theoretisch und praxisfern. Allerdings werden den Studenten dort einige Gelegenheiten geboten, um sowohl Berufserfahrung zu sammeln als auch gutes Geld zu verdienen. Die Möglichkeiten erstrecken sich hierbei von der Arbeit als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft bis hin zur Anstellung als studentischer Mitarbeiter. TEXT: Maximilian Berthold
Wir studieren, um für unseren Wunsch-Beruf möglichst perfekt ausgebildet zu sein. Um möglichst viele Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen, die uns sowohl in unserem späteren Privat- als auch Berufsleben weiterbringen. Um Freunde zu finden, die uns vielleicht unser ganzes Leben lang begleiten werden. Das Studium ist also ein wichtiger Abschnitt unseres Lebens – doch was kommt danach? Will man auf der Karriereleiter ein paar Stufen überspringen oder einen anstrengenden Umweg vermeiden, spielt auch das Knüpfen von Kontakten und das Bilden von Netzwerken eine wichtige Rolle. TEXT: Gesa Römer
nichts – es sei denn, man bemerkt erst durch Freunde, dass man eigentlich doch das Falsche studiert. Doch das Studium lässt sich auch bestens nutzen, um hilfreiche »Vitamin B-Kontakte« zu knüpfen, sich in bestehende Netzwerke einzuklinken und mehr Wissen oder Unterstützung zu erwerben als irgendwo anders so leicht möglich. Von der Finanzierung bis hin zur Hilfe bei der Gründung eines eigenen Unternehmens zeigen wir euch auf den nächsten Seiten einige Möglichkeiten, eure Studienzeit so sinnvoll zu nutzen, dass auch ihr eines Tages mit Rückenwind in den Beruf starten könnt.
n Bezug auf ihre Bezeichnungen sind die Posten im universitären Umfeld kaum voneinander zu trennen, jedoch unterscheiden sie sich hinsichtlich der Aufgabenbereiche und der Bezahlung stark voneinander. Ein studentischer Mitarbeiter ist eine bei der Uni angestellte Teilzeitkraft, die im Verwaltungsapparat tätig ist. Die Anforderungen für eine Einstellung sind entsprechend leicht zu erfüllen. Es spielt hier keine Rolle, in welchem Semester man ist oder was man studiert. Die Mitarbeiter erledigen Aufgaben wie den Erhalt und die Pflege von Internetseiten, Kommunikation mit Studieninteressierten und Kopier- und Sortierarbeiten. Die Tätigkeiten gehen dabei nicht über die Anforderungen an eine normale Bürokraft hinaus. Die Vergütung erfolgt nach dem Tarifvertrag für Anstellungen des öffentlichen Dienstes der Länder. Mit über zehn Euro pro Stunde sind das durchaus gut bezahlte Jobs. Das Mehr an Geld wird mit geringem persönlichen Erfahrungsgewinn ausgeglichen, kopieren und abtippen können die
meisten Studenten schließlich vorher schon. Wer jedoch einen simplen Job sucht, der nicht gleichzeitig zur beruflichen Selbstverwirklichung führen soll, kann als studentischer Mitarbeiter in flexiblen Arbeitszeiten zumindest ordentlich verdienen. Außerdem muss es auch nicht immer so ablaufen, wie das Beispiel von Gesa Römer zeigt. Sie ist studentische Mitarbeiterin in der Allgemeinen Studienberatung. »Ich fahre mit zu Messen, bin beim Hochschulinformationstag dabei und beim Projekt »Auf nach Rostock«. Ich habe viel Kontakt zu Schülern der Oberstufe, was für mich als Gymnasiallehramtsstudentin sehr interessant ist. Dabei helfe ich, Stadtrundgänge zu führen und Schüler für unsere Uni zu begeistern. Außerdem ordne ich Stellenangebote von Firmen an die Studenten der Uni Rostock in eine Kartei ein und bekomme so selbst einen Überblick über das Angebot.« Im Gegensatz zu den Aufgaben eines studentischen Mitarbeiters, die nichts mit seinem Studium zu tun ha-
ben, soll eine studentische Hilfskraft laut der Verordnung zu Hilfskräften der Uni Rostock »unterstützende Dienstleistungen in Lehre, Forschung und Entwicklungsvorhaben [und] in Zusammenhang stehende Verwaltungsaufgaben« erledigen. Das heißt, ein Soziologe wird in der Astrophysik nicht besonders hilfreich sein. Hilfskräfte erledigen zwar auch Tätigkeiten wie Kopieren und ähnliche Büroarbeiten, allerdings gehört auch die weiterführende, unterstützende Forschungsarbeit für den Dozenten zu ihren Aufgaben. Eine studentische Hilfskraft verdient mit 8,28 Euro pro Stunde zwar weniger als ein studentischer Mitarbeiter, erledigt aber praxisbezogenere Arbeit und kann seine Erfahrungen in Zusammenhang mit dem eigenen Studium anwenden. Bei diesem Posten stehen ganz klar der Erfahrungsgewinn und der Bonus für das spätere Berufsleben im Vordergrund. Für den Studierenden ist es möglich, das in den Seminaren Gelernte in die Tat umzusetzen und jenseits von meist unbezahlten Praktika selbstständig zu arbeiten. Doch auch einfache Hilfsarbeiten als studentische Hilfskraft können beim Erklimmen der Karriereleiter helfen: Sie bieten Kontakte, Erfahrungen, Einblicke in künftige Berufsfelder und werfen nebenbei noch Geld für das Studium ab. Anna Hermann ist studentische Hilfskraft bei Prof. Helbig am Institut für Germanistik: »Als mir diese Stelle angeboten wurde, wusste ich noch gar nicht, was ich zu erwarten hatte. Ehrlich gesagt entschied ich mich zunächst aufgrund des Geldes für die Arbeit. Wo in Rostock verdient man schon mehr als acht Euro pro Stunde? Mittlerweile gefällt mir der Nebenjob aber so gut, dass das Finanzielle beinahe nebensächlich geworden ist.« Neben einem guten Arbeitsklima schätzt Anna an ihrem Job die flexiblen Arbeitszeiten und die Abwechslung. »Da ich nach meinem Abschluss gerne an der Uni bleiben möchte, bedeutet die Arbeit für mich auch, erste Einblicke in die Dozententätigkeit zu gewinnen.« So gehört zu ihren Aufgaben unter anderem das Scannen und Kopieren von Seminarmaterialien und die Überprüfung des geplanten Handapparats in der Universitätsbibliothek. Hinzu kommen unregelmäßigere Tätigkeiten, wie Inhaltsverzeichnisse von Ordnern zu erstellen, Briefe einzutüten oder handschriftliche Dokumente abzutippen. »So viel Abwechslung, flexible Arbeitszeiten und eine solche Bezahlung sind woanders sicher schwer zu finden.« Die praxisbezogene Arbeit der studentischen Hilfskräfte sieht im naturwissenschaftlichen Bereich natürlich ganz anders aus. Diese erarbeiten selbstständig Ergebnisse, die dann in wissenschaftliche Arbeiten einfließen. Ein Beispiel dafür ist Christoph Kantzke: Er arbeitet in der Arbeitsgruppe Angewandte Ökologie und beschäftigt sich dort mit der Vermessung von Cyanobakterien und arktischen Kieselalgen. »Ich wollte mein
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Ein Klassiker der Büroarbeit. Foto: Paul Fleischer
Praxiswissen erweitern, und da ich später durchaus in der Zellbiologie arbeiten möchte, bot sich die Arbeit an Mikroskopen an. Ich habe viel über den Ablauf in einem Labor gelernt und einen guten Einblick in meinen möglichen späteren Berufsalltag bekommen. Ich möchte auf jeden Fall als Hilfskraft weiterarbeiten.« Neben den studentischen gibt es auch noch wissenschaftliche Hilfskräfte, die allerdings schon über ein abgeschlossenes Hochschulstudium verfügen müssen. Dabei unterscheidet man, auch in Bezug auf den Stundenlohn, zwischen Hilfskräften mit Bachelor- oder Masterabschluss. Aufgrund ihrer universitären Ausbildung werden ihnen meist weiterführende Aufgaben als den studentischen Hilfskräften, die nur ein abgeschlossenes Grundstudium vorweisen sollten, übertragen. Grundsätzlich lohnen sich die Anstellungen bei der Uni zumindest finanziell, nur sollten Studenten sich vorher klar machen, auf was für Posten sie sich bewerben und was für Aufgaben sie übernehmen möchten. Für einige liegt der Fokus auf dem Verdienst, für andere steht das Plus an Erfahrung und die Einsicht in spätere Arbeitsfelder im Vordergrund. <
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Der ZAUBERLEHRLING
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ls Zauberlehrling wird man behutsam dem mächtigen Feuer der Wissenschaft näher gebracht. Nach einer Reihe von Initiationsritualen, die mir mein Eid an dieser Stelle leider zu bekunden verbietet, wurde mir – so viel kann ich verraten – der berühmte Mitarbeiterchip eingepflanzt. Dieser intelligente Chip steht in ständiger Datenfluktuation mit dem Rechenzentrum und übermittelt den Sojagehalt meines Blutes. Historisch betrachtet – ich stehe im Abhängigkeitsverhältnis zum Lehrstuhl für historische Linguistik und stelle folglich häufig historische Betrachtungen an – sind diese technologischen Spielzeuge unserer Universität allerdings eine periphere Förmlichkeit. Denn im Mittelpunkt meiner HiWi-Tätigkeit, so war es schon zu Zeiten des Aischylos, steht das Denkorgan. Die Lernerfolge einer studentische Hilfskraft überschlagen sich mit jeder gearbeiteten Sekunde, sodass sich eine ausschweifende Instruktion vonseiten des Professors erübrigt. Man lernt durch Beobachtung. Außenstehende mögen von folgendem Vergleich Erkenntnis gewinnen: Die Arbeitsabläufe verhalten sich analog zu den pädagogischen Strategien im Netz der Mafia. Sagen wir, Antonio soll sich um eine bestimmte Zeit an eine bestimmte Ecke stellen und auf einen Boten der verfeindeten Familie warten. Die Information ist kurz, und doch ist der Erfahrungswert, der Antonio stillschweigend übermittelt wird, sehr hoch. Er erlernt das Wie. Lautet mein nächster Auftrag also, Osterborg/Osterborg 1999 zu kopieren und kurz vor der Mittagsstunde hinter einem Baum vor der Hautklinik einem Subjekt mit Tonsur und Gewand zu übergeben, so kann ich die Gewissheit haben, gerade am kosmischen Tanz der Wissenschaft teilzuhaben. Wenn ich nicht mit Tanzen beschäftigt bin, mache ich meiner Professorin Forschungsliteratur verfügbar, die sie anschließend auf den Gebrauchswert für ihre mannigfaltigen Forschungsprojekte untersucht. Oder ich bekleide die Funktion des technischen Supports. Apropos, wenn die neuen Forschungsgelder da sind, kann ich endlich den Dienstwagen mit Flatscreen und BluRay ausstat- ten, natürlich zur besseren Vorbereitung des multimedialen Materials für die nächste Linguistiksitzung.
TEXT: Alfonso Maestro GRAFIK: Hannes Falke
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ngesichts der enormen Möglichkeitenvielfalt und der individuellen Persönlichkeit lässt sich die Frage nach dem »Und was kommt nach dem Studium?« nicht pauschal beantworten. Das weiß auch Anja Klütsch, Leiterin des Careers Service der Uni Rostock: »Jeder Mensch hat eigene Werte, Wünsche und Präferenzen, weswegen die Berufswahl immer etwas sehr Individuelles ist.« Nicht immer führt der Weg auf den bereits vorhandenen Arbeitsmarkt, sondern bringt den Studenten zuweilen auf die Idee der eigenen Unternehmensgründung. Gut also, dass die Uni Rostock es im Ranking »Vom Studenten zum Unternehmer – welche Universität bietet die besten Chancen?« der Ludwig-Maximilians-Universität München im Jahr 2009 unter die besten zehn Deutschlands geschafft hat. Zentrale Anlaufstelle für alle Gründungswillige ist das Gründerbüro. Dessen Angebot ruht auf vier Säulen: der Ideenfindung, der Konzepterstellung, der Gründungsvorbereitung und zu guter Letzt der Unternehmensgründung. Egal, ob schon eine ausgereifte Idee vorhanden ist oder nicht, wer sich für das Thema Gründung interessiert, kann sich dort erst einmal ganz unverbindlich beraten lassen. Zusammen wird dabei überlegt, was die nächsten Schritte sein könnten – ob nun die Teilnahme an einem Workshop zur Weiterentwicklung der Idee oder etwa am Ideenwettbewerb. Bei Letzterem werden auch in diesem April wieder die besten Ideen gesucht und mit Prämien im Wert von 36.000 Euro bedacht. Manchmal ist also, wie man sieht, eine Idee schon die halbe Miete – aber eben auch nur die halbe. Ein Konzept muss her, und auch dabei unterstützt das Gründerbüro mit Veranstaltungen, bei denen
SELBST IST DER STUDENT Eine Unternehmensgründung ist kein Kinderspiel, aber eine Möglichkeit, seinen ganz persönlichen Traumberuf auszuüben. Außerdem steht man dank des Gründungsnetzwerkes der Uni Rostock nicht alleine da. TEXT: Luisa Uchtenhagen
EIN KONZEPT MUSS HER – DABEI UNTERSTÜTZT DAS GRÜNDERBÜRO
1 es neben der Erstellung des Geschäftsplanes natürlich auch darum gehen kann, wie man seine ausgearbeitete Idee schützt und an welche Kundengruppe sich das Ganze überhaupt richten soll. Was natürlich auch nicht fehlen darf, ist das kaufmännische Rüstzeug, um aus dem Konzept anschließend auch wirklich ein Unternehmen werden zu lassen. Womit wir auch schon auf Stufe drei angekommen wären: Hier geht es neben den wichtigen Seminaren auch darum, Mentoren zu finden, die den Gründer mit ihrem aus der Praxis gewonnenen Wissen unterstützen. Wer sein Geschäftsmodell schon einmal in einen Testlauf schicken will, hat außerdem die Möglichkeit, am EXIST PrimeCup teilzunehmen.
Hat der zukünftige Unternehmer dann das Wichtigste an Wissen gesammelt, kann er sich endlich ans Gründen machen. Natürlich braucht jeder Gründer auch die entsprechenden finanziellen Mittel, um seine Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Auch da steht das Gründerbüro helfend zur Seite. Gemeinsam werden Investoren gesucht und auch weiterhin wichtige Kontakte vermittelt, die nie schaden können. Der Ablauf ist in der Praxis nicht so statisch, wie es sich jetzt anhört. Nicht jeder fängt bei null an – wer schon ein Konzept ausgearbeitet hat, braucht natürlich keine Idee mehr zu generieren. Es geht stattdessen immer darum, gemeinsam einen Plan zu entwerfen und den Gründungsinteressierten an die richtigen Stellen zu verweisen. Dabei kommt es nicht selten auch zur Zusammenarbeit mit anderen Projekten in Rostock, die sich ebenfalls mit der Materie beschäftigen. Denn: »Natürlich sollen die Gründungsinteressierten alle ihnen offenstehenden Möglichkeiten nutzen, um sich zu informieren und weiterzubilden«, so Kathrin Krüger, Mitarbeiterin des Gründerbüros. »Ich würde es ja auch so machen!« Neben dem phasenbezogenen Angebot des Gründerbüros gibt es etwa noch »roxi«, die Rostocker Existenzgründer-Initiative, bei der ein großes Spektrum an Existenzgründertrainings im Mittelpunkt steht, die aufeinander aufbauend in einem Kurs angeboten werden. Dieser kann entweder semesterbegleitend oder als dreiwöchiger Kompaktunterricht belegt werden, das nächste Mal vom 21. Februar bis zum 11. März. Aber nicht nur die Kompaktheit unterscheidet den roxi-Kurs von allen anderen Angeboten, sondern auch die spezielle Art und Weise der Wissensvermittlung. »Aktionslernen« ist hier das Stichwort. »Im roxi-Training werden Fachwissen für die Existenzgründung und unternehmerische Kompetenzen gleichzeitig durch selbst- und fremdreflektiertes Training vermittelt«, erzählt Martin French, Mitarbeiter bei roxi. Es handelt sich also nicht um Frontalunterricht, sondern um ein Zusammenspiel aus Theorie und Praxis. Ein weiteres hilfreiches Projekt an der Uni Rostock ist die Gründungslehre, bei der man sich um eine Integration der für eine Selbstständigkeit wichtigen Kompetenzen in die wissenschaftliche Ausbildung bemüht. Neben zwei Teilmodulen, die bereits angeboten werden, ist es außerdem gelungen, den Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik um ein Element zum Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik zu erweitern. Auch dort wird in Zukunft sicherlich noch eine Menge zu tun sein, sodass wohl zu sagen bleibt, dass das Gründungsnetzwerk der Uni Rostock noch längst nicht an seine Grenzen gestoßen ist. Für Hilfe beim Verwirklichen einer Idee ist also < gesorgt.
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Illustration: Michael Schultz/Sophie Lehmann
SANDBERGE IM ARBEITSAMT »Vom Ostseestrand ins Alpenland« – so oder so ähnlich heißt es auf motivationslosen Postern im Hanse-Jobcenter Rostock. Darauf zu sehen: eine nach Essensfrau aus Schultagen aussehende Köchin mit HaifischLächeln. Warum ich das hier sehe? Selbst wenn man gute Chancen auf der Betonwüste des deutschen Arbeitsmarktes hat, soll es vernünftig sein, sich mit Uni-Abschluss erst einmal als Hartzer zu melden – und vernünftig sollte man inzwischen ja sein, man ist jetzt ja auch erwachsen und so. TEXT: Juliane Waack
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evor man im Hanse-Jobcenter überhaupt mit einem Menschen reden darf, muss man mindestens eine Stunde lang Schlange stehen, die sich vorne immer ganz merkwürdig staucht. Wahrscheinlich folgt dies der Hoffnung, der Wartende möge mit Vorder- und Hintermann zur bräsigen Köchin verschmelzen, die dann im Alpenland ihre neue Stelle als Schulessensverteilerin starten kann. Geisteswissenschaftlichen Pöbel sieht man hier daher auch gar nicht gerne, denn der ist sich für gewöhnlich zu fein für zerkochte Kartoffeln – nicht einmal Jobs im Callcenter lassen wir uns unterschieben, weil uns das sowohl ethisch als auch moralisch unter der philosophisch überstrapazierten Würde liegt. Dass ich zum sozialen Außenseitertum gehöre, wird mir dann am Empfang noch einmal weniger subtil entgegengegackert: »Anglistik und Philosophie, was macht man denn damit?« Der Hohn in der Stimme der Dame mit 70er-Jahre-Hausfrauenfrisur ist nicht zu überhören. Da soll ich jetzt wohl ganz verschämt mit den Schultern zucken und mir wünschen, ich hätte etwas Ordentliches aus meinem Leben gemacht. Aber nicht mit mir: »Na, man kann beispielsweise in einer Redaktion arbeiten.« »Gibt‘s da überhaupt noch was?« Touché, Frau 70er-JahreHausfrauenfrisur, touché.
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EISSÄCK WAS? Vor der Vorlesung kurz noch mal auf die Toilette und da ist er schon wieder, einer dieser Zettel, der mir sagt: »AIESEC, mehr als Kaffee kochen im Ausland.« Schön und gut, aber was ist es denn nun eigentlich dann, dieses AIESEC? TEXT: Luisa Uchtenhagen
egründet im Jahr 1948 durch sieben Studenten aus sieben verschiedenen Nationen, war AIESEC eine einfache Idee, die inzwischen mit rund 50.000 Mitgliedern in über 107 Ländern die größte Studentenorganisation weltweit geworden ist. Sinn und Zweck des Ganzen ist es, Studenten Praktika im Ausland zu ermöglichen, um ihnen einen Blick über die eigenen Landesgrenzen hinaus auf andere Kulturen zu ermöglichen. Dabei reicht die Auswahl vom Entwicklungshilfe-Praktikum in Afrika bis hin zur Management-Stelle in Indien. Ein Unterschied zu anderen Organisationen liege in der Betreuung, sagt Alexander Silbernagel, der sich hier in Rostock um die Studenten kümmert, die ins Ausland möchten: »Man wird nicht nur hier in Deutschland betreut, sondern auch während des Praktikums vor Ort gibt es immer jemanden aus dem dortigen Lokalkomitee, der hilft.« Aber da ist noch mehr, das AIESEC kann, denn schließlich wachsen Praktikumsplätze nicht auf Bäumen, irgendwer muss das Ganze organisieren. Auch da finden sich viele Möglichkeiten für Studenten, sich in verschiedenen Führungspositionen weiterzuentwickeln. »Man übt und testet seine Führungsqualitäten
Nachdem man seinen hundertseitigen Antrag nach wochenlanger Arbeit unter Vernachlässigung der Abschlussarbeit ausgefüllt abgegeben hat, darf man dann endlich sein erstes Gespräch führen. Das dauert ungefähr fünf bis zehn informationsleere Minuten und endet im schlimmsten Fall mit einer Bewerbungsmaßnahme, in der man unter anderem lernen soll, wie man das Internet zur Jobsuche nutzt (da man im Studium ja nur mit verstaubten Papierrollen zu tun hatte). Wenn Bin Laden wirklich Angst und Schrecken verbreiten will, dann hält er Seminare für die ganze Welt, in denen gescheiterte Schicksale erklären, wie man sich bewirbt. Wenigstens wird man dafür bezahlt, werden einige sagen, aber nein, man wird bezahlt, damit man nicht auf der Straße leben und darben muss. Man wird nicht dafür bezahlt, dass man sich Seminarleiter in einer offensichtlichen Midlife-Crisis und in grellen Hawaiihemden zwei Wochen lang wegwünscht, während ein 90er-Jahre-Bewerbungsgesprächsvideo nach dem anderen über die Pupille flimmert. Aber so kann man sich wehren, liebe Kommilitonen und Kommilitoninnen: immer weiter studieren, bis zum bitteren Ende, das akademische Perpetuum mobile wird es ihnen schon zeigen. Muahahaha! <
für den späteren Beruf. Wenn man Fehler macht, lernt man daraus und macht diese dann später im Berufsleben sicherlich kein zweites Mal«, glaubt Andreas Leichert, der momentan den Chefposten der Rostocker Vertretung besetzt. Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch, dass AIESEC als eine Art Kontaktbörse dient. Um immer im Austausch zu bleiben, gibt es regelmäßig Konferenzen, auf denen sich die Mitglieder weltweiter Lokalkomitees treffen. Manchmal entstehen bei solchen Gelegenheiten Videos von seltsam anmutenden Tänzen, die bei Außenstehenden des Öfteren den Eindruck einer Sekte erwecken. Dies sei einfach etwas, das zu AIESEC gehöre, erzählt Andreas: »Am Anfang einer Konferenz soll so zum Beispiel das Eis gebrochen werden.« Vor allem aber geht es auf den Konferenzen darum, Wissen weiterzugeben und neue Sichtweisen zu ermöglichen. So soll ein globales Netzwerk aus Studenten entstehen, die sich miteinander identifizieren und friedlich zusammenarbeiten, um vielleicht künftig in Führungspositionen die globale Welt von heute ein kleines bisschen mitzugestalten. Genau so, wie es der Grundgedanke der sieben Studenten war, als sie AIESEC vor über sechzig Jahren gründeten.<
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VOM FUCHS ZUM PAPST Studentenverbindungen und insbesondere Burschenschaften sind verschrien als nationalistische bis rechts-konservative Elite-Vereine, die am liebsten unter sich bleiben und es mit dem Geld und Vitamin B ihrer Bundesbrüder nach oben schaffen. Der Feind der Burschenschaft ist die Pauschalisierung, wie Einblicke in die Rostocker Verbindungsszene beweisen. TEXT: Änne Cordes, Maximilian Berthold 18
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er Raum 224 in der Ulmenstraße füllt sich allmählich, der Referent sitzt bereits vorne am Pult und studiert seine Notizen. Auf Einladung der AG Bildungskeller ist Jörg Kronauer eigens aus Köln für diesen Vortrag angereist: »Studentenverbindungen in Deutschland. Ein kritischer Überblick aus antifaschistischer Sicht.« Bei der Volksküche vor der Veranstaltung erklärte er auf Nachfrage, dass die Rostocker Szene nicht besonders auffällig und wenig exponiert sei. Die Burschenschaften unter dem Dachverband Deutsche Burschenschaft seien jedoch im rechts-konservativen Spektrum anzusiedeln, wie alle Burschenschaften, welche die rechten Positionen der Organisation mittrügen. Eben diese schlagenden Verbindungen der unauffälligen Rostocker Szene – Obotritia, Redaria Allemannia und die Landsmannschaft Baltia – treffen nach und nach ein. In großen Gruppen, mehrheitlich dunkel und in klassischem Stil gekleidet, betreten sie den Hörsaal und nehmen ganze Bankreihen in Beschlag. Die Organisatoren des Bildungskellers wirken leicht nervös angesichts dieser Präsenz der Männerbünde. Die wiederum haben auf das Tragen ihrer traditionellen Couleur verzichtet. Man wolle nicht zu aggressiv wirken, erklärt mir ein Burschenschafter aus der Reihe hinter mir. Anwesend ist auch ein Vertreter des Rostocker Wingolf, einer nicht-schlagenden, christlichen Studentenverbindung. Der Referent beginnt mit einer Darstellung des komplexen Verbindungswesens in Deutschland: Man müsse differenzieren zwischen Corps, Landsmann- und Turnerschaften, schlagenden und nicht-schlagenden Burschenschaften und christlichen Verbindungen. Ein Mitglied des Corps Vandalia, gegründet 1824 und somit die älteste Rostocker Studentenverbindung, bedankt sich hinterher für die differenzierte Ausführung. Verbindungsstudenten sind es gewohnt, in ein und denselben vorurteilsbehafteten Topf geworfen zu werden. Der Erzfeind der studentischen Verbindungen ist die Verallgemeinerung. Im Vortrag wird innerhalb von zweieinhalb Stunden eine grundlegende Einführung gegeben, die Geschichte der Burschenschaften wird ebenso erklärt wie Traditionen, Organisationsstruktur und »Seil-
schaften«, stets begleitet von Raunen, Schnauben und verhaltenen Kommentaren der beleuchteten Objekte, die gekommen sind, um die Wahrheit über sich selbst zu erfahren. Tatsächlich lässt der Referent kaum ein pauschalisiertes Vorurteil über Studentenverbindungen im Allgemeinen und Burschenschaften im Speziellen aus: nationalistische, rechts-konservative Männerbünde, die Frauen diskriminieren und mittels ihres fast 200 Jahre alten Machtgeflechts bis heute Bundesbrüder in Machtpositionen hieven. An Beispielen mangelt es nicht, vom deutschen Verkehrsminister bis zum Papst waren viele heutige Führungspersonen aus Politik und Wirtschaft in Verbindungen aktiv. Ob Ratzinger es auch ohne die Hilfe seiner Bundesbrüder geschafft hätte? Immerhin überließ er nichts dem Zufall: Papst Benedikt XVI. ist ordentliches Mitglied der Katholischen Studentenverbindung Lichtenstein-Hohenheim zu Erfurt, zudem Ehrenmitglied in sechs weiteren Verbindungen. Er ist bereits der dritte Papst, der einer Studentenverbindung angehört; ebenso wie das Papstamt ist nämlich auch der Beitritt zu einer Studentenverbindung in der Regel eine Wahl für den Rest des Lebens. Die Aufnahmekriterien sind unterschiedlich, gemeinsam ist den Rostocker Verbindungen, dass sie nur Studenten als vollwertige Mitglieder zulassen. Die Nautische Kameradschaft Poseidon beschränkt sich auf Studierende des Fachbereichs Seefahrt und nimmt als einzige in Rostock sowohl Frauen als auch Männer auf. Der Rostocker Wingolf ist eine christliche Verbindung, der Anwärter muss getauft sein, Ausnahmen gelten für in der DDR geborene Jahrgänge. Wogegen sich alle ansässigen Verbindungen einvernehmlich abgrenzen, sind politische Extreme: Laut ihren Satzungen sind sie allesamt unpolitisch, die Mitglieder reichen von bekennenden Trotzkisten (zum Beispiel im Corps Vandalia) bis zu Jungliberalen (Wingolf und Sapientia) und einem Linken mit Pali-Tuch (Obotritia). Was darüber hinaus auf alle Rostocker Verbindungen zutrifft: Sie haben sich dem Lebensbundprinzip verpflichtet, wollen eine freundschaftliche Gemeinschaft sein und jeweils eigene Traditionen und Bräuche pflegen. Aber was ist dran am Vorwurf des Rechtsextremismus, der Diskriminierung von Frauen und dem berüchtigten Netzwerk? Was ist dran an »Saufen, Schlagen und Seilschaften«, wie es der Flyer des Bildungskellers zum Vortrag Kronauers ankündigt? Zum Vorwurf der Diskriminierung sagt Marco Vorpahl vom Wingolf: »Versucht mal, als Mädels in eine Männer-Fußballmannschaft aufgenommen zu werden!« Stimmt. Will ja eigentlich auch keiner. Für Mädels, die mitspielen wollen, gibt es Damen-Mannschaften. In Rostock gibt es seit 2010 die Damenverbindung Sapientia Rostochiensia, die zurzeit noch aus vier Damen und einem Fuchs (gegendert wird hier nicht) besteht und Nachwuchs sucht. Zum Saufen lässt sich sagen: Ja, es stimmt, Burschenschafter trinken viel Bier. Die Obotritia räumte bei einem Besuch in ihrem Verbindungshaus in der Goethestraße ein, dass sie zu zehnt pro Woche durchschnittlich sechs Kästen Bier vernichten, allerdings nicht gemeinsam mit Couleurbesuch und Gästen. Viele Bräuche in den Kneipen beinhalten das Lieblingsgebräu aller Studenten, beispielsweise die Fuchsentaufe der Nautischen Kameradschaft Poseidon: »Zunächst kommt der Fuchsenritt, bei dem sich alle verkehrt herum auf die Stühle setzen und darauf durch den Saal hoppeln. Dann schwört der Fuchs seinen Eid und bekommt einen halben Liter Bier über den Kopf gegossen. Abschlie-
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Im Rostocker Wingolf tragen Füchse ein goldweiß-goldenes Band. Foto: Paul Fleischer
ßend wird er mit einem B egrüßungsspruch und dem Fuchsenband in der Kameradschaft aufgenommen«, erklärt Bjela König, Fuchsmajor der Nautischen Kameradschaft Poseidon. Der Rostocker Wingolf hat sich dagegen wie einige andere dem Mäßigkeitsprinzip verschrieben. »Wer sich bei uns bis zum Erbrechen die Kante gibt, bekommt erstmal Trinkverbot. Wir finden, man sollte sich auch beim Feiern einigermaßen im Griff haben«, sagt der 1. Vorsitzende Christian Hamann. Bei den regelmäßigen Kneipen der Verbindungen wird nicht nur »gesoffen«, sondern auch gesungen. Während die Nautiker ihr eigenes Liederbuch mit teils klassischen Seemannsliedern und Volksliedern bestückt haben, hält sich die Obotritia eher an das Allgemeine Deutsche Kommersbuch, eine alte Sammlung traditioneller Lieder. Gleich zu Beginn fällt dem antifaschistischen Betrachter das »Lied der Deutschen« auf, vollständig mit drei Strophen. Falk Hamann erklärt: »Wir singen traditionell alle drei Strophen. Nicht, weil wir den Nationalsozialismus verherrlichen wollen, sondern weil wir die eigentliche Entstehungsgeschichte des Liedes kennen und wissen, wie es – außerhalb aller völkischer Ideologie – gemeint ist.« Als Adenauer 1950 zum Singen der dritten Strophe aufforderte, rechtfertigte er das damit, dass diese unter den Nazis verboten gewesen sei. Theodor Heuss erklärte schließlich das gesamte »Lied der Deutschen« mit Hervorhebung der dritten Strophe zur Nationalhymne, erst 1991 wurde ausschließlich die dritte Strophe zur Deutschen Hymne. So viel zum Saufen und Singen. Das »Schlagen« praktizieren unter anderem die Rostocker Verbindungen: Obotritia, Redaria Allemannia und die Landsmannschaft Baltia. Jedes Mitglied muss ein bis zwei Pflichtmensuren schlagen, allerdings überflügelt die Fantasie Außenstehender die gängige Praxis bei Weitem. In der Vorstellung jagen sich die Duellanten wie d’Artagnan gegen Zorro über die Wiesen, in der Praxis weichen die Gegner jedoch weder vor noch zurück, ausgeführt werden immer nur vier bis sechs Hiebe (ein Gang), dann wird unterbrochen und circa 30 Mal wieder von vorne begonnen. Die Klingen kreuzen sich weit über dem
Kopf, oft enden die Paukanten allerdings blutüberströmt, weil sie einen Schmiss an Stirn oder Wange abbekommen haben. Die feinen Narben sind indes kein Grund zur Schande, »sie zeigen, dass ein Fehler beim Fechten gemacht wurde, vor dessen Folgen der Teilnehmer nicht zurückgeschreckt ist«, erklärt Daniel Braun, Sprecher der Obotritia. »Bei jeder Mensur sind Sekundanten, Ärzte und Bundesbrüder anwesend, die allesamt auf die strikte Einhaltung der Regeln und die körperliche Verfassung der Fechtenden achten«, fügt Falk Hamann hinzu. »Es geht nicht um Gewinnen oder Verlieren, sondern darum, sich der Mensur zu stellen, das Selbstbewusstsein zu stärken und darum, Technik und Charakterstärke zu beweisen.« Die Obotritia, die Redaria und die Baltia sind zusammen im Rostocker Waffenring organisiert, wo sie miteinander Mensuren austragen, aber sich auch gesellschaftlich engagieren, zum Beispiel beim alljährlichen Korpo-Lauf, bei dem Spenden für die Rostocker Kinder-Krebs-Station gesammelt werden. Bleiben noch die »Seilschaften«. Die Netzwerke der Studentenverbindungen sind effektiver als deren digitale Verwandten »Monster« und xing.de, weil sie wesentlich größer und älter sind. Die aktiven Burschen profitieren von Erfahrungen, Kontakten und dem Vermögen der Alten Herren. Diese stiften unter anderem Verbindungshäuser oder bezahlen Reisekosten für Besuche anderer Verbindungen. Wie effizient die Kontakte für einen erfolgreichen Berufseinstieg sind, ist für Außenstehende schwer zu beurteilen. »Es sollte eigentlich allen bewusst sein, dass es sich heute kein Personalchef mehr leisten kann, einen Posten aufgrund von Sympathien im Bekanntenkreis zu vergeben. Was zählt, sind Qualifikationen, und unser Ziel ist es, den Studenten diese Qualifikationen zu vermitteln«, sagt Stefan Dobner, Sprecher des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft. Die »Seilschaften« des heuler reichen immerhin auch schon 15 Jahre in die Vergangenheit, einige unserer »Alten Herren« – auch wenn sie garantiert nicht so, sondern als ehemalige Chefredakteure bezeichnet werden möchten – arbeiten heute für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Spiegel Online und Die Zeit. Wir haben unter anderem gute Kontakte zur Deutschen Presse-Agentur und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften in Berlin. Kommt in die heuler-Verbindung! <
BURSCHEN-ABC Couleur Farben der Verbindung Lebensbundprinzip Kontakt bleibt auch nach dem Studium bestehen Fuchs Anwärter zum Burschen Bursche aktiver Verbindungsstudent Alter Herr Burschenschafter nach dem Studium Kneipen regelmäßige, interne Treffen zwischen Füchsen, Burschen und Alten Herren Hohe Dame Pendant zum Alten Herren in einer Damenverbindung Fuchsmajor Ausbilder der Füchse Mensuren »Gefecht« zwischen zwei Paukanten Paukboden Übungsraum zum Fechten Auspauken »Kampftrinken« als Revanche für Streiche, zum Beispiel
Diebstahl der Flagge oder Aufgreifen fremder Füchse
Schmiss Verletzung beim Fechten (am Kopf) Schwarzgast Teilnehmer einer Kneipe, der kein Verbindungsstudent ist
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PRO&
CONTRA VITAMIN B Mutti hat früher immer gesagt, dass man viele Vitamine zu sich nehmen muss. Recht hat sie! Aus der Zitrone kommt natürlich Vitamin C, aber Obst hin oder her – ein ganz anderes Vitamin ist in unserer konsumfunkelnden, kapitalstrotzenden Business-Welt ungleich wichtiger. Warum nicht täglich neben ZitrusfruchtGenüssen auch eine kräftige Dosis Vetternwi... ähm, Hilfsbereitschaft unter Bekannten konsumieren? Das gibt den richtigen Kick in der Uni, im Nebenjob und gelegentlich auch bei sonstigen Dingen des Alltags. Ohne ausgeklügeltes Social Network und Beziehungen nach ganz, ganz oben muss man sich nämlich verdammt anstrengen, um was zu reißen. Schmutzige Hände inklusive! Ein kontinuierlich hoher Vitamin-BSpiegel dagegen spült Gelegenheiten direkt vor die Haustür beziehungsweise ins Handy. Strömt genug Connection durch die eigenen Adern, folgen schon bald die schönen Momente, in denen man nicht mehr so genau weiß, wen man da gerade grüßt. Und mit wem man sich über den letzten Urlaub unterhält. Was war denn da mit dem? Projekt, Arbeit, Wohnung, Waschmaschine? Und wer verdammt nochmal ruft da schon zum dritten Mal an? MICHAEL SCHULTZ
PRO
1 Eine öde Volksweisheit besagt, dass man für Erfolg neben Kompetenz auch jemanden von der eigenen Brillanz wissen lassen sollte. Das nennt, wer auf Anglizismen abfährt, Networking. Problematisch wird es aber, wenn dies zu sehr in den Vordergrund gerät und so nicht länger die Besten in Führungspositionen kommen, sondern die mit den besten Beziehungen. Es gibt eine Reihe von Ideen dazu, wie eine Gesellschaft ohne solche Seilschaften aussehen sollte. Eine gedachte Welt mit Vitamin-B-Overload wäre dann das Gegenteil. Die könnten wir – ebenso international – die »worst world« schimpfen. Von dieser W-Welt kriegen wir etwa dann einen Vorgeschmack, wenn irgendeine inkompetente Pfeife US-Präsident wird. Nur, weil schon sein Vater den Job mal gemacht hat. Zur leichteren Einordnung wird der Sprössling dann mit einem W. im Namen gebrandmarkt. Das W ist wohl generell ein gutes Hinweisschild für ein Ungleichgewicht zwischen Position und Kompetenz. Sorgen müssten wir uns also machen, wenn wir es in Rostock mit einem WAStA anstelle eines AStA zu tun hätten – denn das ist obendrein noch die arabische Bezeichnung fürs Networken, weshalb man Vitamin B dort auch Vitamin W nennt. Welch ein Zufall! CHRISTIAN KOBSDA
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oziale Netzwerke gehören zu unser aller Leben wie das Zähneputzen am Abend und die langweiligen Vorlesungen – die spannenden sind ja leider die Ausnahme. Fast jeder von uns dürfte das fast schon zwanghafte Gefühl kennen, mehrmals täglich zu gucken, was die Freunde heute alles erlebt haben. Zu unseren Internet-Freunden gehören dabei neben wahren Vertrauten und Bekannten auch jene, die wir gar nicht erst kennen, und solche, die wir nur selten bis nie sehen. Zu Letzteren zählen wohl auch unsere alten Lehrer. Jahrelang sah man sie jeden Tag und plötzlich sind sie weg. Einfach so. Aber dank Facebook and friends lässt sich nun zumindest der Kontakt halten. Und plötzlich weiß man viel mehr über sie als vorher. Man erfährt, wann sie Klausuren korrigieren und dass diese Klassenarbeit besonders nervig sei, wann und wo sie sich mit Freunden verabreden und dass die neue Katze das schöne Katzenklo offensichtlich noch nicht kennt. Man kann in Fotoalben ganz private Einblicke von der letzten Geburtstagsfeier erhalten ... Aber andersherum ist es natürlich genauso: Auch mein Privatleben breitet sich magisch vor meinen alten Lehrern aus. Aber was soll‘s? Schließlich ist er oder sie nicht mehr mein Lehrer, und wenn wir uns unterhalten oder treffen, dann ja ohnehin als reine Privatperson.
»FRAU BERLING« HINZUFÜGEN? Einige von uns haben es sicher schon bemerkt: Unsere alten Lehrer sind im Netz. Via Facebook und Konsorten stehen nun auch wir wieder mit ihnen in Kontakt. Einige mehr, andere weniger, aber zumindest lässt sich nun mitverfolgen, wann die alte Geschichts-Lehrerin ständig krank ist, dabei ihre »Hasis« in der Schule ganz fürchterlich vermisst und plötzlich mit dem alten Klassenkameraden »best friends« ist und feiern geht, obwohl sie doch eigentlich krank war, oder? TEXT: Gesa Römer *Name von der Redaktion geändert
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Grafik: Michael Schultz
Doch was wäre, wenn ich noch Schüler wäre? Befreundet auf Facebook mit einem Lehrer? Immer öfter findet man diese Konstellation, immer häufiger lese ich unter meinen Lehrer-Freunden Ankündigungen für Tests, Diskussionen über Nachschreibetermine oder Klassenausflüge. Immer öfter auch Kommentare von Schülern dazu, dass die Biologie-Stunde heute besonders Spaß gemacht habe oder das Referat in Musik wirklich Probleme bereite. »Facebook und Co. gehören zu unserem Leben«, so sieht das auch meine alte Englisch-Lehrerin Susanne Berling*. »Angefangen hat alles damit, dass ich mit Freunden im Ausland Kontakt halten wollte, heute gehört die Kommunikation mit ehemaligen und aktuellen Schülern dazu«, erläutert sie. Vieles von dem, das die Schüler posten, ist ihr aber egal: »Dinge, die ich als Lehrer ethisch-moralisch nicht vertreten kann, beantworte ich nicht. Bei kriminellen Handlungen würde ich natürlich einschreiten.« Frau Berling ist wichtig, dass sie im Internet eine Privatperson sein kann, sie möchte 2 nicht 24 Stunden am Tag die kontrollierende
Lehrerin sein. Gleichzeitig dürfe ihre Aktivität im Netz aber auch nicht mit ihrem Beruf kollidieren. Deshalb sei sie auch vorsichtig beim Verfassen ihrer eigenen Posts. »Was ich auf Facebook schreibe, sind keine Geheimnisse und dürfen auch keine sein«, ist dabei ihr Grundmotto – Freunde und Kollegen, die nicht möchten, dass sie veröffentlicht werden, halte sie daher streng aus den sozialen Netzwerken heraus – eine Einstellung, von der sich jeder von uns vielleicht eine Scheibe abschneiden sollte. »Facebook ist ein lustiges Zusatzmedium«, so Berling, »doch es kann nie das alleinige Kommunikationsmedium sein« – schließlich gibt es auch Schüler, die dort nicht angemeldet sind. Gerade aus diesem Grund ist es für viele andere Lehrer jedoch fragwürdig, überhaupt eine Kommunikation bei sozialen Netzwerken mit aktuellen Schülern einzugehen. »Wenn alle Schüler die Ankündigung zu einem Test oder eine Hausaufgabe in der Stunde hören, dann ist es gerecht: Diejenigen, die nicht zuhören, sind selber schuld, aber jeder hätte die Möglichkeit gehabt. Wenn ich die Ankündigung in einem Online-Forum wiederhole, dann bestrafe ich diejenigen, die sich – zum Teil aus gutem Grund – nicht angemeldet haben«, meint der
alte Klassenlehrer Helmut Meier*. »Ein Schüler kann nicht begreifen, dass der bekannte Lehrer im Internet plötzlich eine Privatperson sein soll, nicht zwingend wie ein Lehrer handeln muss. Für ihn ist diese Person nun einmal ein Lehrer, der im Zweifel nicht mehr ernst genommen werden kann, wenn er über ethische oder
GEFÄLLT MIR (NICHT?) andere Themen, die im Unterricht sofort besprochen würden, im Internet einfach stillschweigt – oder im schlimmsten Fall sogar selbst zweifelhafte Äußerungen postet.« Dennoch scheint die Hemmschwelle im Internet deutlich geringer zu sein. Niemand von uns hätte sich schließlich vor den Augen unserer Lehrer für die nächste Mathe-Stunde zum Shopping verabredet; im World Wide Web jedoch kommt dies häufiger vor, ebenso wie das Verbreiten von Testfragen. Alles auch für die Lehrer sichtbar – nur scheinen sie irgendwie doch ganz weit weg. Deshalb wird auch schnell mal der besten Freundin auf die Pinnwand geschrieben, dass die olle Physik-Lehrerin heute ja mal wieder ganz
besonders scheiße war – dass besagte Lehrerin auch in der eigenen Freundesliste auftaucht, kann doch mal vergessen werden bei 478 Freunden. Ganz persönlich sieht Meier die Freundschaft mit Schülern: »Ich will nicht mit jedem Schüler befreundet sein, und eine Freundschaftseinladung eines einzelnen Schülers abzulehnen, kommt für mich nicht infrage, das würde zu Ungerechtigkeiten führen. Also lasse ich es ganz bleiben.« So unterschiedlich ist also die Sichtweise von Lehrern auf soziale Netzwerke: Die einen wollen durch den Gebrauch authentischer sein, die anderen ihr Privatleben privat lassen. Nicht immer, um sich von Schülern zu distanzieren, häufig auch, um Ungerechtigkeiten vorzubeugen oder um gar nicht erst in Situationen zu kommen, in denen sie als Lehrer handeln müssten, als Privatperson aber vielleicht auch ein Auge zudrücken könnten. Ich selbst hatte einen Lehrer, dessen Sohn in meinen Jahrgang ging. Oft genug waren wir bei ihm zu Hause, dort auch per Du, häufig im hauseigenen »Partykeller«. In der Schule hat es trotzdem irgendwie funktioniert. »Wir Lehrer kochen auch nur mit Wasser und sind menschlich«, meint Frau Berling, »dass die Schüler das sehen, ist doch schon etwas Gutes«. <
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FISH AND SHIP Einmal Helsinki und zurück, bitte! Was man von Billig-Seereisen erwarten kann und welche Abstriche man dafür machen muss … TEXT: Anna Hermann
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ie Sonne glitzert auf dem azurblauen Wasser, das langsam vor- und zurückwiegt und schließlich von einem riesigen weißen Bug geteilt wird. Er gehört zu einem Luxusliner, der sich durch das Meer den Weg zur nächsten Hafenstadt bahnt. Oben auf dem Deck liegen die Passagiere auf ihren Sonnenliegen, um das warme Wetter zu genießen, oder suchen eine Abkühlung im Pool. Wer genug vom Bräunen und Baden hat, findet innerhalb des Schiffs jede Menge Abwechslung: eine riesige Wellnesslandschaft mit den unterschiedlichsten Angeboten, Theater, Kinos, Kasinos … So oder so ähnlich stellen sich wohl die meisten eine Kreuzfahrt vor: Von einer imposanten Stadt zur nächsten und dazwischen während der Seetage an Bord entspannen. Wenn man nun aber Student ist und beim besten Willen keine 2.000 Euro oder mehr für einen Urlaub investieren kann, muss man augenscheinlich einige Abstriche machen. Das war mir schon im September letzten Jahres klar, als ich mich für eine fünftägige Silvesterreise auf der MS Finnstar, einem Passagier- und Frachtschiff der Finnlines, entschied. Es sollte nach Helsinki gehen. Die Skandinavische Reiseagentur, die seit zehn Jahren die Kurzreisen für die Finnlines vermittelt, versprach ruhige und entspannte Tage auf See sowie einen eintägigen Ausflug in die Hauptstadt Finnlands. 380 Euro sollte der Spaß pro Person kosten, inklusive Vollpension. Ich verglich Angebote anderer Reiseagenturen und kam zu dem Entschluss, dass dieses in Sachen Seereisen ein echtes Schnäppchen ist. Drei Monate nach der Buchung ging es dann auch schon los – die Sachen waren gepackt und nicht einmal die Deutsche Bahn, mit der wir nach Travemünde reisten, machte unserem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Als wir dann beim Terminal des Skandinavienkais ankamen, sahen wir zwei ältere Damen in Pelzmänteln vor dem Check-in stehen. Mir schossen gleich mehrere Gedanken durch den Kopf: Ob das wohl das Durchschnittsalter der Mitreisenden ist? Und vor allem: Wenn das echte Pelzmäntel sind, wo sind wir denn hier gelandet? Nach dem Einchecken und endlos währenden drei Stunden, die wir am Terminal warten mussten, ging es um Mitternacht endlich aufs Schiff. Als ich unsere Kabine betrat, erkannte ich allmählich, warum die Reise so günstig war. Um die Unterkunft einmal anders zu beschreiben: Auf der Titanic hätten wir als Bewohner dieser Kabinenkategorie sicherlich keinen Platz in einem Rettungsboot ergattern können. Es war klein, heiß, dunkel und dazu noch
nicht einmal ordentlich sauber. Ich dachte an die Pelzmanteldamen … Aber man hätte ja auch eine größere Außenkabine buchen können, die dann auch glatt 200 Euro mehr gekostet hätte. Immerhin war ja die Rede von Saunas und Whirlpools an Deck und auf irgendeine andere Weise ließe sich die Zeit sicherlich auch totschlagen, um nicht ständig unter Platzangst in der Kabine leiden zu müssen. Schließlich dauert die Überfahrt von Travemünde nach Helsinki ja auch nur 27 Stunden. Als wir uns von dem ersten Schock erholt hatten, ging es zum versprochenen Mitternachtsbuffet ins Restaurant, in dem wir dann tatsächlich das Durchschnittsalter deutlich senkten. Ausgeschrieben war das Essen eigentlich nur als kleiner Willkommenssnack, die Auswahl überraschte mich auf dem ersten Blick gerade deshalb: Eine Vielzahl von kalten und warmen Platten lud zum Schlemmen ein. Bei genauerer Betrachtung wurde mir aber klar, dass sich das Essen eindeutig an einem bestimmten Geschmack orientierte: Gut die Hälfte der angebotenen Gerichte bestand aus Meeresgetier – schön für Fischesser, blöd für jemanden wie mich, der absolut keinen Fisch isst. Ich hatte mir schon fast so etwas im Vorfeld gedacht, fand es aber trotzdem erstaunlich, dass auch an den nächsten Tagen bei den Mittags- und Abendbuffets das Sortiment an maritimen Köstlichkeiten nicht abnahm. Selbst Fischesser sollten doch irgendwann einmal genug davon haben … Von dem abgesehen gab es aber auch ausreichend fischlose Alternativen – Rind, Schwein, Geflügel, Wild, Vegetarisches, Laktosefreies, Glutenfreies, dazu eine Vielzahl von Salaten, Aufschnitt, Brot und Brötchen, Obst, Torten, Eis, Dessertcremes – und das jeden Tag. Wer hier nicht satt wurde, war selbst daran schuld. Im Wellnessbereich, wenn man ihn denn so nennen kann, gab es leider nicht so viel Auswahl. Es stand ein Sportraum mit insgesamt vier Sportgeräten zur Verfügung und außerdem jeweils eine Sauna und ein Whirlpool für jedes Geschlecht. Erstaunlicherweise war es aber nicht gerade selten, dass ich die Sauna und den Whirlpool alleine nutzen konnte. Vielleicht finden die älteren Herrschaften keinen Gefallen am Schwitzen und Entspannen? Es bleibt bloß fraglich, wo sich überhaupt die anderen Passagiere die
ganze Zeit über aufhielten. Das Sonnendeck war zum größten Teil aufgrund von Schnee und Glätte gesperrt und auch so wäre es hier wohl zu kalt gewesen. Auch wenn das Thermometer nur einige Grad unter null anzeigte, so lud der starke Wind mitten auf der Ostsee nicht gerade zum Verweilen ein. Einen Überblick über alle Mitreisenden bekam man eigentlich nur im Restaurant während der Essenszeiten. Jeden Abend spielte zwar eine Band namens »Blue Highway« Coversongs jeglicher Art, doch selbst diese schaffte es nicht, das in einen Tanzraum umfunktionierte Restaurant zu füllen. Noch im alten Jahr war dann endlich wieder Land in Sicht: Vorbei an einer Vielzahl von Schären erreichten wir um halb acht Uhr morgens den Vuosaari Harbour, den neu erbauten Hafen etwa 30 km vor Helsinki. Der Shuttle-Bus brachte uns für sechs Stunden Landgang in die Innenstadt Helsinkis. Ob Dom, die alte Markthalle oder die Felsenkirche – die Hauptstadt Finnlands verzaubert einen in kürzester Zeit. Und dabei ist es auch egal, welches Schiff einen bis dorthin gebracht hat. Ziemlich kaputt nach der Sightseeingtour zu Fuß und mit einem leckeren Kaffee im Bauch – der Kaffee war wohl die größte Schwachstelle des Buffets an Bord – ging es zurück aufs Schiff. Das Silvesterdinner stand an und zu meiner großen Überraschung gab es zusätzlich noch mehr Meerestiere: diesmal Sushi und Muscheln. Zur Feier des Jahres gönnten wir uns dazu einen Drink von der Bar, alkoholische Getränke waren nämlich nicht im Reisepreis miteingeschlossen. Letztendlich blieb es dann aber bei zwei Getränken pro Person – ein 0,4 l-Bier aus der Flasche für 4,20 Euro entsprach doch nicht so ganz unseren Preisvorstellungen, dafür aber wohl umso mehr den in Helsinki zugestiegenen finnischen Mitreisenden. Kein Wunder, wenn man die Alkohol-Preise in ganz Skandinavien bedenkt. Den Sekt um null Uhr gab es immerhin kostenlos, ebenso das typisch deutsche Jahreswechselessen: Berliner, Kartoffelsalat und Würstchen.
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Grafik: Björn Giesecke/Michael Schultz
Neujahr begrüßte uns dann das Wetter auf seine bisher stürmischste Art und Weise, was zur Folge hatte, dass ich fast alleine zu Mittag im Restaurant essen musste. Ich dachte an die betrunkenen Finnen vom Vorabend: Kater und starker Wellengang dürften wohl nicht allzu gut zusammenpassen. Mich störte es nicht, so war ich im Wellnessbereich mal wieder ungestört. Am nächsten Tag erreichten wir dann schon wieder den Travemünder Hafen. Endlich sahen wir so auch einmal eine Hafeneinfahrt bei Tageslicht, denn sowohl die Ein- als auch die Abfahrt aus Helsinki hatten bei Dunkelheit stattgefunden. Als kleines Abschiedsgeschenk strahlte nun sogar die Sonne mit voller Kraft, was dazu führte, dass das Sonnendeck erstmals geöffnet wurde. So gab es selbst während noch etwas Neues zu entdecken. der letzten Minuten unserer Reise <
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Die Lücke im Diskurs Ausländer, die in Deutschland leben, sollen auch die deutsche Sprache lernen. So der allgemeine Konsens zur Integrationspolitik der Bundesregierung. Asylbewerber jedoch haben keinen Anspruch auf Unterstützung für Sprachkurse. Eine Gruppe engagierter Studierender aus Rostock versucht im Moment, diese Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit durch selbst organisierten Unterricht zu schließen.
POLITISCHES
TEXT und FOTO: Elisabeth Woldt
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»Igel – I-g-e-l – Igel.« Zehn Frauen unterschiedlichen Alters blicken konzentriert nach vorne, als die junge Afghanin namens Farsan das Wort mit Kreide an die Tafel schreibt. Danach lesen und buchstabieren sie gemeinsam. Einige murmeln die Buchstaben noch leise vor sich hin, andere reihen bereits selbstbewusst die richtigen Zeichen aneinander. Nur zwischendurch sehen manche der Frauen noch etwas unsicher zu ihren beiden Lehrerinnen für diese Stunde. Doch Juliane Muxfeld und Mareike Schmitz, beide Studentinnen der Universität Rostock, lächeln nur ermunternd zurück und halten selbst gezeichnete Bilder von den Bedeutungen der Wörter hoch. Nach und nach wird die Stimmung unter den Frauen etwas lockerer. In dieser dritten Unterrichtsstunde erkennen sie bereits viele Vokale und Konsonanten wieder und helfen sich auch untereinander beim Verständnis der Aufgaben und der Wörter, die sie lesen. Denn wenn Schüler und Lehrer keine gemeinsame Sprache für die grundlegende Verständigung haben, dann fallen individuelle Erklärungen oft schwer. Alle Frauen dieser Lerngruppe sind Bewohnerinnen des Asylbewerberheims in der Satower Straße am Neuen Friedhof in Rostock, ganz am Ende der Straßenbahnlinie 6. Einige von ihnen sind bereits mehrere Jahre, andere erst ein paar Monate in Deutschland. Fast alle Anwesenden kommen aus Afghanistan. Nur wenige kennen mehr als einzelne deutsche Wörter. Denn als Flüchtlinge im Asylbewerberverfahren oder im Duldungsstatus haben sie keinerlei Anrecht auf Integrationsleistungen oder gar auf eine Arbeitserlaubnis. Wie alle im Moment 220 Bewohner des Asylbewerberheims sollen sie nur so lange hierbleiben, bis
geklärt ist, ob sie Anspruch auf Asyl in Deutschland haben, oder aber bis die Lage in ihrem Herkunftsland eine Rückkehr in ihre Heimat zulässt. Nur dauert es eben manchmal viele Jahre, bis dieser Zeitpunkt eintritt. So lange heißt es häufig warten. Steffen Vogt, einer der fünf zuständigen Sozialarbeiter für die Flüchtlinge, ist jedenfalls sehr dankbar, dass hier durch die ehrenamtliche Arbeit der Studierenden die Lücke zwischen dem allgemein kommunizierten Integrationsanspruch an Ausländer in Deutschland
DER GRÖSSTE WUNSCH DER ASYLBEWERBER IST ES, DEUTSCH ZU LERNEN und den fehlenden Integrationsangeboten für Asylbewerber ein wenig geschlossen werden kann. Denn der Verein Ökohaus, der die Unterkünfte in der Satower Straße trägt, kann sich das Angebot von Sprachkursen im Moment nicht ohne zusätzliche Fördergelder leisten und für die Flüchtlinge selbst seien die Kosten für einen Volkshochschulkurs einfach nicht bezahlbar. Initiiert wurde das Projekt jedoch letztlich von jungen Leuten, die sich bereits seit einiger Zeit mit den
Umständen der Asylbewerber in der Unterkunft in der Satower Straße beschäftigen und sich dabei »irgendwo im Spannungsfeld zwischen Willen zur Veränderung der Strukturen« und »Sozialarbeiterrolle« sehen. »Angefangen hat es eigentlich mit einer Vokü [Volksküche]«, berichtet Kerstin Gollmer, die bereits von Anfang an bei der Organisation der Aktivitäten für die Asylbewerber dabei war. »Wir haben die Leute hier eingeladen, mit uns zu kochen, um mit ihnen in Kontakt zu kommen.« Hinzu seien dann bald Angebote zur Hausaufgabenbetreuung für die Kinder in der Unterkunft gekommen oder auch zur Hilfe bei Behördengängen. »Als man dann so mit der Zeit ins Gespräch kam, stellte sich heraus, dass es der größte Wunsch vieler Bewohner hier ist, Deutsch zu lernen«. erzählt Kerstin weiter. Die Idee für die Sprachkurse war geboren. Im September des letzten Jahres hatten die ehrenamtlichen Helfer eine Rundmail über den Verteiler des AStA an Lehramts- und Germanistik-Studenten geschickt. Darauf meldeten sich genug Studierende zurück, um eine tägliche Hausaufgabenbetreuung und regelmäßige Deutschkurse auf die Beine stellen zu können. Die drei Sprachklassen – eine für Anfänger, eine für Fortgeschrittene und eine nur für Frauen – treffen sich seit Mitte Januar jeweils drei Mal pro Woche für je eine Stunde. Um diese Zeiten im vollen Uni-Alltag gewährleisten zu können, werden die Lerngruppen immer von mehreren Studierenden betreut. Vielen fällt es zusätzlich leichter, wenn sie nicht gleich allein vor
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TERMINE ZUR POLITISCHEN BILDUNG WAHLWEISHEITEN ZUM MITNEHMEN Jetzt we can! Am 4. September 2011 findet die nächste Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern statt, außerdem Kommunalwahlen und die Abstimmung zu den neuen Kreisnamen. Das unabhängige Magazin wahlweise will bei Erstwählern Lust auf demokratische Beteiligung wecken. Dafür sucht der Jugendmedienverband MV junge Medienmacher, die Interesse haben, sich am Entstehungsprozess des Magazins zu beteiligen und in einer Schreibwerkstatt erste Wahlweisheiten, Illustrationsideen und politische Hintergrundinformationen zu sammeln. Weitere Infos unter: www.jmmv.de 18. bis 20. März 2011, Stralsund
FEINDBILD FEMINISMUS? den zehn bis 26 Leuten stehen müssen. Freiwillige treffen hier aufeinander und das spürt man auch. Auf der einen Seite sitzen die Asylsuchenden, die außerordentlich motiviert sind, die Sprache des Landes lernen wollen, in dem sie Zuflucht gesucht haben. Ohne Zertifikat, ohne Kosten und ohne Anspruch auf Perfektion. Auf der anderen Seite stehen Studierende, die sich einfach mal in der praktischen Lehre ausprobieren oder auch die eigene Sprache aus einem neuen Blickwinkel betrachten wollen. Sogar auf ein bisschen Geld für Lernmaterialien dürfen beide Seiten im Moment hoffen, denn noch bis zum 26. Januar können Rostocker im Rahmen eines Wettbewerbs der Drogerie-Kette dm im KTC für das Projekt abstimmen. Falls die Gruppe der Satower Straße gewinnen sollte, winken 1.000 Euro, die man zum Beispiel für Arbeitsblätter, Wörterbücher und Kreide ausgeben könnte. Doch bis dahin werden die Schülerinnen von Mareike und Juliane erst einmal mit selbst gezeichnetem Material weitermachen. Jede der Frauen zählt am Ende der Stunde einige Wörter auf, die sie neu gelernt hat. Farsan nennt den »Igel« und verabschiedet sich mit einem »Bis bald!« <
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Besa und Souri lassen sich von ihrer Mitschülerin helfen. Foto: Elisabeth Woldt
Geschlechterdebatte auf Abwegen: Zunehmend bezeichnen Männerrechtler und Antifeministen »das Projekt Feminismus« als »überholt« und verlangen das Ende aller staatlicher Gleichstellungspolitik in Form der »organisierten Besserstellung« des weiblichen Geschlechts. In einer Diskussionsveranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung referiert Thomas Gesterkamp über diesen neuen »Geschlechterkampf von rechts«. Er fordert eine Auseinandersetzung mit traditionalistischen männlichen Rollenbildern und Zuschreibungen und mahnt der modernen Gesellschaft angemessene Formen männlicher Lebensführung an. 2. Februar, 18:00 Uhr, InterCity-Hotel, Rostock
Geschichtsaufarbeitung im Film »Die Luftbrücke«, »Dresden«, »Die Flucht« … Dies sind nur drei der zahlreichen Fernsehfilme aus Deutschland, die sich in den letzten Jahren mit dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt haben. Doch welche Beiträge leisten solche Produktionen tatsächlich für die Versöhnung der Deutschen mit ihrer Geschichte? Und welche Auswirkungen haben die häufig stereotyp erscheinenden Muster dieser Filme auf das Geschichtsbild ihrer Betrachter und die Gesellschaft? Im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Politischen Donnerstage diskutiert der Verein Soziale Bildung zusammen mit einer Gruppe aus Hamburg über die Geschichtsaufarbeitung im deutschen Fernsehfilm. 3. Februar, 20:00 Uhr, Peter-Weiss-Haus, Rostock
Politische Partizipation von Migranten Ohne Staatsbürgerschaft keine politische Teilhabe, aber ohne Teilhabe keine Integration? Die Heinrich-Böll-Stiftung lädt ein zur Diskussion über Partizipationschancen und Hindernisse für Migrantinnen und Migranten. Nach einer Einführung von Prof. Schulte werden regionale Bundestagsabgeordnete zusammen mit Vertretern der Zugewanderten auf dem Podium Platz nehmen. 2. März 2011, 19:30 Uhr, Haus Böll, Rostock
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stille EXPLOSION Dass mit dem Sparen immer bei der Kulturförderung angefangen wird, ist traurige Realität. Egal ob Stadtverwaltung oder Studierendenvertretung: Wenn rote Zahlen drohen, fallen ihnen Kunst und Kultur als Erstes zum Opfer. Im vergangenen November erwischte es die Campus-Explosion. TEXT: Änne Cordes
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ls sich Ende letzten Jahres das ominöse »schwarze Loch« im Haushalt der Studierendenschaft auftat, war die Stimmung beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) und im StudentINNenrat (StuRa) mit jener in einem brennenden Ameisenhaufen vergleichbar (der heuler berichtete ausführlich in Ausgabe 91). Ein Minus von etwa 64.000 Euro drohte: Es war an der Zeit, schreiend im Kreis zu laufen. Im Grunde können wir also froh sein, dass es letztendlich nur der Campus-Explosion den Hals brach. Die Debatte um das Luxusgut Kultur wurde mit harten Bandagen geführt, zum Glück für die Frühjahrs- und Herbstkulturwoche setzten sich jedoch die konstruktiven Strömungen durch: Ein eigens gegründeter Ausschuss – bestehend aus dem Organisator der Kulturwochen Daniel Karstädt, dem AStA-Vorsitzenden Christian Berntsen sowie den Referenten für Finanzen und Kultur, Sarah Grote und Karoline Heinzel – sollte die kopflose Streichmentalität zur Raison bringen. Die Campus-Explosion schaffte es nicht von der Streichliste, weil sie in der Vergangenheit regelmäßig den Finanzrahmen gesprengt hatte: Statt der veranschlagten 3.500 Euro kostete sie 2010 beispielsweise gute 7.500 Euro. Genau um diese ursprünglichen 3.500 Euro wurde die gesamte Kulturförderung letztendlich gekürzt. Auf der StuRa-Sitzung am 12. Januar präsentierte Daniel Karstädt sein Konzept für die anstehende Frühjahrskulturwoche und schlug dem Gremium ver-
schiedene Möglichkeiten zur Einnahmensteigerung vor. So könne man einen symbolischen Eintrittspreis für bisher kostenlose Veranstaltungen wie den Poetry Slam im »Ursprung« verlangen oder bei Events wie dem Campuserwachen einen Bauzaun als Absperrung aufstellen, um zu verhindern, dass die Besucher ihre eigenen Getränke mitbringen. Das würde den Getränkeumsatz steigern und die Möglichkeit schaffen, auch hier einen geringen Eintrittspreis zu kassieren. Zudem liege Karstädt ein Werbeangebot eines Tabakwarenherstellers vor, der bereit sei, 1.000 Euro dafür zu zahlen, wenn ein Promotion-Team auf dem Campus Produktproben verteilen dürfe. Aus verschiedenen Gründen wurden jedoch alle diese Vorschläge abgelehnt. Die Lage ist verzwickt: Einerseits vermitteln Eintrittspreise den Eindruck, dass man sich der klammen Haushaltslage bewusst und bemüht ist, die Kosten möglichst gering zu halten. Andererseits könnte das Kassieren von Eintritt unverschämt erscheinen, weil sowieso schon alle höhere Semesterbeiträge zahlen. Auch stellt sich den Studenten vielleicht die Frage, ob es wirklich nötig war, die Campus-Explosion zu streichen, wenn man offenbar in der Lage ist, Veranstaltungen kostenlos für jedermann zu organisieren. Die Signale dieser Ablehnung können sehr unterschiedlich interpretiert werden. Daniel Karstädt hat es zumindest versucht. <
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Illustration: Sophie Lehmann
DER UNIMASTERPLAN Planungssicherheit auf Augenhöhe. Am 11. Januar unterzeichneten die Rektoren der sechs staatlichen Hochschulen Mecklenburg-Vorpommerns ihre Zielvereinbarungen mit dem Bildungsministerium. In diesen werden die ausgehandelten Rahmenbedingungen zur Entwicklung der Hochschullandschaft im Bundesland bis 2015 festgehalten. Einer der wesentlichen Knackpunkte in den vorangegangenen Verhandlungen war die zukünftige Gestaltung der Lehrerbildung. TEXT: Elisabeth Woldt
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ach fast zweijähriger Vorbereitungszeit für die vorliegenden Vereinbarungen zeigt sich der Rektor der Universität Rostock Prof. Dr. Wolfgang Schareck zwar »nicht glücklich, aber froh« über die erzielte Einigung. Eine Einschätzung, die auch die Gemütslage der anderen Hochschulrektoren während der feierlichen Unterzeichnung der Zielvereinbarungen im Konzertfoyer des Schweriner Staatstheaters zu repräsentieren scheint. Ein langwieriger bürokratischer Prozess auf unterschiedlichsten Entscheidungsebenen findet hier ein Ende. Allein die Tatsache, dass es ein Ergebnis gibt, das hier mit Unterschrift, Häppchen und Sekt formal bekräftigt werden kann, gilt bereits als Erfolg. Dieses Mal sollte es nämlich eine gemeinsam ausgehandelte Vereinbarung sein und nicht nur ein Diktat des Landes, nach welchen Zielen die Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern in den kommenden Jahren zu streben hätten. Raus kam ein anscheinend bis zum absoluten Minimalkonsens reichender Kompromiss zwischen dem Bildungsministerium, seinen finanziellen Mitteln und den Vorstellungen der sechs Hochschulen des Landes. So liegt es wohl in der Natur der Sache, dass letztlich auch keiner vollends mit dem Ergebnis zufrieden sein kann. Denn was der eine zusätzlich an Geld haben will, muss in Zeiten dauerhaft knapper Bildungskassen immer einem anderen am Tisch aus der Tasche gezogen werden. Der Universität Rostock jedenfalls werden in den kommenden vier Jahren insgesamt 548 Millionen Euro durch das Land zur Verfügung gestellt. Doch in den eigentlichen Verhandlungen ging es im Kern eigentlich »nur« um zwei zusätzliche Millionen – also um zwei Prozent des jährlichen Gesamthaushaltes der Rostocker
Universität. »Wenn mit der gleichen Energie an einem großen Drittmittelprojekt oder Forschungsprojekt gearbeitet worden wäre, dann wäre wahrscheinlich auch mehr Geld rausgekommen«, kommentiert Rektor Schareck die Lücke zwischen personellem sowie zeitlichem Aufwand und dem finanziellen Nutzen der Zielvereinbarungen. Auch von den Entwicklungen für den Ausbau der Universität Rostock als zentralen Standort für Lehrerausbildung in Mecklenburg-Vorpommern hatte man sich wohl mehr erhofft. So bleiben entgegen früherer Vorgaben des Landes auch alle bisherigen Lehramtsstudiengänge in Greifswald weiterbestehen. 2.500 der insgesamt 4.000 Studienplätze für zukünftige Lehrer in Mecklenburg-Vorpommern sollen langfristig durch die Universität Rostock bereitgestellt werden. Zusätzliche Stellen für die Ausbildung in diesem Bereich wurden jedoch nicht bewilligt. Hier werden langfristig also Personalstellen zugunsten der Lehrerbildung »umgewidmet« werden müssen, meint Schareck. Beispielsweise könnte dafür der noch bestehende Überhang von Stellen, der durch den Abbau der Juristischen Fakultät entstanden ist, genutzt werden. So wirkt am Ende nur einer der Unterzeichner wirklich zufrieden – Bildungsminister Henry Tesch. Der von ihm formulierte Anspruch, »partnerschaftlich und auf Augenhöhe« miteinander zu sprechen, scheint geglückt. Ob aus dem Ergebnis nun tatsächlich der Masterplan für die Hochschulen des Landes herausgeholt wurde, bleibt abzuwarten. < 27
WEITERE INHALTE DER VEREINBARUNG Im Zentrum der Zielvereinbarungen steht die Herausforderung, auch angesichts des demografischen Wandels die Studierendenzahl der Universität Rostock von aktuell 15.000 Studierenden zu sichern. Es ist dabei eine Bestrebung des Hochschulstandortes, den Anteil von »non-traditional students« und ausländischen Studierenden zu steigern, beispielsweise durch neue Möglichkeiten zum Teilzeitstudium, die Entwicklung von »fast track«-Masterstudiengängen und die Verbesserung der bereits bestehenden Studiengänge. Weitere Vernetzungsmöglichkeiten (vor allem im Ostseeraum, mit den USA oder auch China) werden gesucht, der Anteil fremdsprachiger Lehre erhöht und neue Mobilitätsfenster für den Gang ins Ausland geschaffen. Die Interdisziplinäre Fakultät mit den vier dort gebündelten Profillinien »Leben, Licht & Materie«, »Maritime Systeme«, »Erfolgreich Altern« sowie »Wissen – Kultur – Transformation« soll durch ein Zentrum für Projektkonzeption und Projektmanagement erweitert werden und dadurch die Forschung in der Hansestadt weiter vorantreiben. Auch weitere Bau- und Modernisierungsvorhaben wurden in den Vereinbarungen festgehalten.
Illustrationen: Hannes Falke
GESCHEITERTER VERSUCH
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Geringe Wahlbeteiligung und Desinteresse sind Missstände, die nicht nur auf bundespolitischer Ebene auftreten. Auch an unserer Universität sind nahezu alle Gremien mit der Problematik bestens vertraut. Um zumindest auf Fachschaftsebene Abhilfe zu schaffen, arbeitet der Referent für Interne Gremienkommunikation, Michael Mundt, derzeit an einem Entwurf zu einer Gremienwahlwoche. TEXT: Michael Mundt
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as Wintersemester ist jährlich die Zeit, in der sich die Fachschaftsräte neu zusammensetzen. Für Erstsemester ist dieser Zeitpunkt ideal, nach zwei Monaten Eingewöhnungsphase besteht sogleich die Möglichkeit, im für Studenten vermeintlich wichtigsten Gremium aktiv zu werden. In Mecklenburg-Vorpommern haben wir dazu das Privileg, dass die Fachschaftsräte im Gesetz verankert sind und ihnen auch Geldmittel zur Verfügung stehen. Dies bringt natürlich auch Verantwortung mit sich. Neben einer ordentlichen Buchführung muss auch eine demokratische Wahl durchgeführt werden. Die Recknitz mündet zwar wenige Kilometer östlich von Rostock in den Saaler Bodden, doch ein Stück weit preußische Ordnung hat es auch in unsere Alma Mater geschafft. Und das ist bei Wahlgrundsätzen und Wahlordnungen sogar sehr gut. In den letzten Jahren ist es das ein oder andere Mal zu Differenzen mit den Wahlrechtsgrundsätzen ge-
kommen. Da wurde dann schon mal freitags von 17 bis 18 Uhr am Flurende oder nur unter den bereits Aktiven des Fachschaftsrates gewählt. Natürlich könnte das ganze Prozedere in Zeiten des Internets durch eine Online-Wahl stark vereinfacht werden, doch ein solches Vorgehen wäre mit dem Paragraphen 8 der Fachschaftsrahmenordnung – »Die Wahl erfolgt unter Verwendung von Wahlurnen […]« – und schon gar nicht den allgemeinen Wahlgrundsätzen vereinbar. Wie schnell so eine Wahl außerdem nicht mehr geheim ist, hat der Chaos Computer Club aufgezeigt. Die Esten haben es trotzdem geschafft, als erstes Land der Europäischen Union bei den Parlamentswahlen 2007 eine Stimmabgabe über das Internet zu ermöglichen. Die Überzeugungsarbeit hat Jahre gedauert, die nötige Infrastruktur viel Geld verschlungen. Für die Universität sind die Kosten für eine notwendige Sicherheitsarchitektur kaum zu stemmen. Selbst wenn »E-Voting« mittelfristig auch in Deutschland Einzug nimmt, waren die ersten Gehversuche durch den Wahlausschuss der Sportwissenschaftler dann doch nicht mit den Wahlgrundsätzen vereinbar. Besonders tragisch ist eine Online-Wahl dann, wenn es ohne Boshaftigkeit möglich ist, einzusehen, welcher Student denn welchem Vertreter sein Vertrauen geschenkt hat. Auch erinnert die Möglichkeit, mit »Ja« zu stimmen oder gar nicht zu wählen, dann doch eher an mein Heimatland die DDR als an Estland. Wahlen an der Universität sind größtenteils geprägt von geringer Wahlbeteiligung. Über die Ursachen wurde auch im heuler mit konstanter Regelmäßigkeit philosophiert. Dabei erreichen die Fachschaftsratswahlen durchweg höhere Beteiligungen als jene für den StudentINNenrat (StuRa). Der Fachschaftsrat POLDI schafft es beispielsweise jährlich, 25 Prozent der Politikwissenschaftler an die Urne zu bringen. Das signalisiert die auf dem Papier starke Stellung der Fachschaftsräte gegenüber dem StuRa, die in natura leider etwas zu kurz kommt. Schließlich wird hier in Reformkommissionen gearbeitet und Studienberatung geleistet. Auch Grillfeste und Weihnachtsfeiern werden in Eigenregie organisiert. Durch die gesetzliche Verankerung der Fachschaftsräte ist
eine hohe Wahlbeteiligung in erster Linie wichtig für die Legitimierung sich selbst und anderen Institutionen gegenüber. Dabei ist die Organisation einer Fachschaftsratswahl gar nicht so kompliziert. Diese übernehmen meist alte Mitglieder, die sich nicht mehr zur Wahl stellen. Der Wahlausschuss besteht in der Regel aus drei Personen und konstituiert sich mindestens 14 Tage vor Wahlbeginn. Sieben Tage später werden die Kandidatenlisten ausgehängt und jeder Student hat die Möglichkeit, sich ein Bild von seinen möglichen Vertretern zu machen. Wiederum sieben Tage später beginnt dann die Wahl. Nicht alles ist durch Regeln festgelegt und so hat der Wahlausschuss hier ein wenig Freiraum. Ihm bleibt es überlassen, wann und wo er die Stimmenabgabe durchführen lässt. Auch nach Abschluss der letzten Wahlhandlung sind Fristen einzuhalten. Innerhalb von drei Tagen muss das Wahlprotokoll mit dem Wahlergebnis fachschaftsöffentlich gemacht werden. Im Anschluss hat jedes Fachschaftsmitglied 14 Tage Zeit, Widerspruch einzulegen. Erst auf der anschließenden konstituierenden Sitzung ist nach einem Monat der neue Fachschaftsrat gebildet. Möglichkeiten zur einfacheren und transparenteren Gestaltung der Wahlen gibt es. In Greifswald werden alle Gremienwahlen in einer Woche abgehalten. Derzeit arbeite ich als AStA-Referent an einer Umsetzung dieses Konzepts für unsere Fachschaftsratswahlen. Eine Explosion der Wahlbeteiligung in Regionen der Volkskammerwahl ist sicherlich nicht zu erwarten. Eine durchweg sauber geführte Wahl ist aber ein wichtiger Schritt in Richtung demokratischer Legitimierung. Das ist besonders wichtig, wenn die eigene Stellung gegenüber anderen Akteuren in der Hochschulpolitik gestärkt werden soll. Daher ist es angedacht, möglichst viele Fachschaftsräte innerhalb dieser Woche zu wählen. Durch die eine Konzentrierung der Wahlhelfer auf einen kurzen Zeitraum ist es ebenfalls vorstellbar, Wahlstände an diversen Orten in der Universität zu organisieren. Auch im Hinblick auf eine mögliche Umstellung zur Listenwahl im StuRa kann es nur positiv sein, die Fachschaftsräte durch eine hohe Legitimierung zu stärken. <
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PROTESTPIONIERE IN MV Im Dezember 2010, einen Monat nach den Castor-Protesten im Wendland, sollte nun ein Atommüll-Transport nach Lubmin, in der Nähe von Greifswald, fahren. Von Seiten der Gegner wurde wieder zu vielen Protestaktionen und Demonstrationen aufgerufen. Ich hatte vor Ort die Möglichkeit, mir ein eigenes Bild zu machen.
TEXT: Maximilian Berthold
»Übersichtlich« – das war mein erster Gedanke, als ich am 11. Dezember vom Wall auf den Greifswalder Bahnhofsvorplatz schaute. Dort versammelte sich gerade eine Gruppe von Atomkraftgegnern. Während der Demo hatte ich dann den Eindruck, es würden im Vergleich zum Wendland mehr Parteiflaggen als die obligatorischen »Atomkraft? – Nein danke!«-Fahnen geschwenkt. Das Spektrum der diversen Wimpel, Fähnchen und Flaggen erstreckte sich von der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschland über die Sozialistische Alternative bis hin zur Partei DIE LINKE und – nicht zu vergessen – den Grünen. Es wirkte, als wollten sich die Parteien die Auftaktdemonstration und die allgemeine Protestkultur für ihren Wahlkampf zunutze machen. Im September steht in Mecklenburg-Vorpommern die nächste Landtagswahl an, besonders ambitioniert sind hier die Grünen, die dieses Jahr zum ersten Mal in den Schweriner Landtag einziehen wollen. Auf der Demo im Stammland der ehemaligen PDS dominierten allerdings deutlich die roten Flaggen. Hätte im Mittelpunkt der Demo jedoch nicht eigentlich der Fakt stehen sollen, dass nach 2006 nun wieder ein Castor nach Mecklenburg rollte? Abgesehen davon waren die Stimmung, die Anzahl der Teilnehmer und die »Qualität« der Auflehnung nur schwer mit Gorleben-Protesten zu vergleichen. Ursache dafür ist wohl die Tatsache, dass die Protestkultur im Wendland nach 33 Jahren mittlerweile Tradition hat, während solche Zustände in
MV eher neu sind. Dem Protestzug durch Greifswald begegneten die Anwohner deshalb teilweise mit ungläubigem Kopfschütteln. Sie schienen erstaunt und überrascht zugleich, dass der Widerstand vom weit entfernten Wendland inzwischen samt Demonstranten direkt vor ihre Haustüren gerückt war. Mit besonders großem Unverständnis reagieren Unbeteiligte gemeinhin auf Protestaktionen wie das »Schottern« der Gleise – also das Ausräumen von Steinen aus dem Gleisbett – oder Sitzblockaden, die den Transport um Stunden verzögern. Einige Kritiker sehen darin nur ein unnötiges In-die-Höhe-Treiben der Transportkosten. Abgesehen davon steigt die Belastung der Polizeikräfte durch den verlängerten Einsatz, was möglicherweise im Wendland in Einzelfällen zu einem rabiateren Vorgehen gegenüber den Demonstranten führte. Die Castorgegner wollen allerdings ganz bewusst durch ihre verstärkte Präsenz und die explodierenden Kosten Druck aufbauen: Sie wollen mit der Belastung der Steuerzahler die Politiker zum Handeln und zum konsequenten Atomausstieg bewegen. Als eines ihrer Hauptargumente führen sie die nach wie vor ungeklärte Endlagerfrage an. In Mecklenburg-Vorpommern kritisieren die Demonstranten vor allem den Umstand, dass ent-
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Flaggen zeigen gegen den Castor – mehrheitlich rote in MV, buntere Ansichten im Wendland. Fotos: Maximilian Berthold
gegen dem ursprünglichen Vertrag auch westdeutscher Atommüll in Lubmin gelagert werden soll (siehe heuler-Ausgabe 91). Die Landesregierung hatte 1991 lediglich die Zustimmung zur Einlagerung ostdeutscher Abfälle gegeben, jedoch wurde diese Vereinbarung bereits ein Jahr später hinfällig. Die Mobilmachung der Atomkraftgegner und Parteien in Greifswald hat ihre Wirkung sicher nicht verfehlt. Ob der Protest wie im Wendland durchgehalten werden kann, bleibt abzuwarten. Der nächste Castor soll voraussichtlich am 17. Februar durch Mecklenburg rollen. <
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ARBEITSTIER, SIE DANKEN DIR Pünktlich zu jedem Jahreswechsel wird der Prorektor für Studentische Angelegenheiten neu gewählt. Viele Gremien muss der Bewerber durchlaufen, um im April endlich in sein Amt berufen werden zu können. TEXT: Gesa Römer
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in Jahr ist es nun her, dass ich an genau dieser Stelle – in der Januar-Ausgabe 2010 – einen Artikel über unseren neuen Prorektor für Studentische Angelegenheiten (PSA) geschrieben habe. Heiko Marski ist es damals geworden. Ein Lehramtsstudent, der zügig sein Studium durchlaufen hatte und dann aufgrund seiner geringen Semesteranzahl nicht in Kurse kam, die er brauchte, um sein Studium zu beenden. Missmutig über die Situation an der Universität Rostock informierte er sich im Studentensekretariat, wo man ihm riet, nicht zu gehen, sondern etwas zu verändern. Mittlerweile blickt Marski auf eine lange Mitarbeit in den unterschiedlichsten universitären Gremien
zurück – von Fachschaftsrat bis Senat und nun eben auch Rektorat war alles dabei. Turnusgemäß stand nun die Neuwahl des PSA an und Heiko Marski kandidierte erneut. Niemand anderes wollte – oder traute – sich gegen Heiko aufstellen. Im vergangenen Jahr hat er viel erreicht, viel gearbeitet und sich zu einer Art allwissendem Vorbild entwickelt. Neben seiner eigentlichen Arbeit nimmt er an fast allen Sitzungen des StudentINNenrats (StuRa) bis zu deren meist spätem Ende teil und kann damit eine höhere Anwesenheit als so manches ordentliches StuRa-Mitglied vorweisen. Dem StudentINNenrat scheint dies auch zu gefallen, hat man doch so jemanden, auf dessen Urteile man sich immer verlassen und dessen Meinung man annehmen kann, sollte man sich noch keine eigene gebildet haben. Marskis Stimme hat Gewicht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der StuRa im Dezember fast einstimmig sein Vorschlagsrecht nutzte, um ihn in den Senat zu schicken. Auch dort wurde er mit großer Mehrheit gewählt. Bei Drucklegung des heuler stand die abschließende Entscheidung des Konzils zwar noch aus, doch es ist zu erwarten, dass auch dort der Vorschlag aus der Studierendenschaft und dem Senat angenommen wird. Während seiner bisher einjährigen Amtszeit hat Heiko Marski viel ins Rollen gebracht. Er beendete einige Projekte seines Vorgängers Andreas Karsch, wie den Uni-Kindergarten, und brachte eigene Ideen ein. Besonders intensiv hat er sich um die Sicherheit der Studierenden gekümmert. Sein Tätigkeitsbereich
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reicht von der Anwesenheitspflicht über Änderungen im BAföG-Recht bis hin zum neuen Landeshochschulgesetz und der Qualitätssicherung von Vorlesungen. Viele seiner Projekte stehen jedoch noch am Anfang und sollen nun durch seine zweite Amtszeit gefestigt werden. Geplant ist beispielsweise die Einführung eines Servicecenters, um die Beratung der Studierenden zu verbessern. In allen universitären Bereichen – von Studienberatung bis hin zu psychologischer und rechtlicher Beratung – sollen Studenten im Servicecenter eine erste und kompetente Anlaufstelle finden. <
1 Heiko Marski. Foto: Bilddatenbank der Uni Rostock
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NEUIGKEITEN VOM PSA: INTERNATIONALISIERUNG Liebe Mitstudentin, lieber Mitstudent, auch von mir ein frohes, gesundes und glückliches neues Jahr! Ich wünsche Dir für Dein Studium und die anstehenden Prüfungen viel Erfolg, eine gute Hand und das nötige Quäntchen Glück. Auch für Dein Privatleben ist Prorektor für Studentische möchte ich Dir großartige Begegnungen, tiefe Ein- Angelegenheiten (PSA) und sichten und den einen oder anderen Schritt nach kümmert sich im Rektorat um vorn wünschen – vor allem aber die Muße, all das 2 die Belange der Studierenden. auch zu genießen. Aufenthalt unserer Mitglieder im Ausland, den AufEine der Möglichkeiten, alles drei auf einen Schlag zu erledigen, ist ein Auslandsaufenthalt. Vie- enthalt von Ausländerinnen und Ausländern bei uns und ein vielfältigeres und bunteres Miteinander hier len bleibt er als eine der bereicherndsten Zeiten ihres Lebens in Erinnerung. Dieses Jahr wird sich die Uni- in der Universität Rostock ermöglichen soll. Gefragt sind dabei auch Deine Ideen und kreativen Ansätze. versität sehr intensiv mit ihrer Internationalisierung Einige Vorschläge dazu habe ich schon bekommen auseinandersetzen. Dabei werden viele Fragen zu den Themen »incoming«, »outgoing« und dem »In- – jetzt fehlen mir noch Deine! Wie waren Deine Erternationalen Flair« gestellt werden. Ziel ist ein Ge- fahrungen mit Deinem Auslandsaufenthalt? Was war gut, was könnte besser klappen? Welche Informasamtkonzept, das mit möglichst hoher Qualität den
HEIKO MARSKI
tionen waren wichtig oder wären wichtig gewesen? Wer konnte/könnte Dich unterstützen? Du willst ins Ausland? Wer informiert Dich, wer könnte Dich noch besser informieren? Du kommst aus dem Ausland? Wie geht es Dir hier, wie fühlst Du Dich hier und was klappt gut, wo können wir besser werden? Du hast mit Ausland nichts am Hut, würdest Dich aber über einen breiteren Horizont der Universität freuen? Wie sähe der aus – in welche Richtung sollen wir schauen? Ich freue mich auf viele spannende Gedanken und Anregungen, die Du bitte einfach an psa@ uni-rostock.de mailst (Betreff: Internationalisierung). Einen guten Start ins neue Jahr und viele Grüße, EUER PSA
2 Illustration: Sophie Lehmann
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as politische System der Studierendenschaft krankt. Die Grünteil neu besetzt – sorge ebenfalls dafür, dass Wissen über Rechtsde hierfür sind vielfältig. Zum einen leidet die studentische grundlagen zunächst einmal durch die neuen Mandatsträger anSelbstverwaltung an einer schwachen Partizipation. Dies wird geeignet werden müsse – und dieser Lernprozess benötige Zeit. anhand der niedrigen Wahlbeteiligung deutlich. Noch nie in der Auch für den studentischen Prorektor Heiko Marski ist der RückGeschichte des StudentINNenrats (StuRa) lag diese über einem tritt von Berntsen eine teilweise nachvollziehbare, dennoch heftige Wert von 20 Prozent. Auch eine gewisse Anzahl der Plätze im GreReaktion. Er kritisiert die teils unsachliche und persönliche Ebene mium bleiben mangels Kandidaten regelmäßig unbesetzt. Bei fehim Gremium sowie die stets lange Sitzungsdauer. Aspekte, die oftlender Partizipation stellt sich nun die Frage nach der Legitimität mals einen negativen Einfluss auf die Debatte hätten. AStA-Geder Repräsentanten. Auch die AStA-Referate leiden des Öfteren schäftsführerin Katharina Mahrt hält die Entscheidung gar für eine unter einem Bewerbermangel. Katastrophe. Schon lange sei die Arbeit in den Gremien nicht mehr Doch das System krankt auch innerlich. Die vergangene Wahlso gut gewesen wie im Moment. Ein neuer AStA-Vorsitz müsse sich periode war ein Tanz auf dem Eis. Die ständige Gefahr und Redagegen erst einmal einarbeiten, was Zeit verschlingen und den alität der Beschlussunfähigkeit – welche eintritt, wenn zu wenige nötigen Reformprozess bremsen könne. Mitglieder einer Sitzung beiwohnen – lähmte den StuRa in seinen Die Defekte im System dürften allen Beteiligten bekannt sein. Entscheidungen. Kein Schritt vor, kein Schritt zurück. Zudem beEs stellt sich die Frage nach der Lösung. Marski schlägt im Zusamdrohen die Strukturen noch auf einem anderen Wege die Arbeitsmenhang mit dem aktuellen Beispiel vor, eine Antragskommission fähigkeit von StuRa und AStA: Eine Konfrontation von »Parlament«, einzurichten, welche alle Anträge im Vorfeld der Sitzung auf ihre also dem StudentINNenrat, und der rechtliche Beschließbarkeit prüft. Aber »Regierung«, dem Allgemeinen Stuauch Christian Berntsen will die Bühne dierendenausschuss, hat fast schon nicht ohne einen gewissen Teilerfolg verTradition. Viele Diskussionen enden lassen. Sein politisches Erbe wird wohl in Querelen – welche mitunter auch ein Vorschlag zur völligen Umstruktuauf persönlicher Ebene ausgetragen rierung der beiden Gremien sein. Wie werden. im Bundestag fände nach einem ersten Symptomatisch ist da der Rücktritt Entwurf, der jedoch noch auf seine Umdes AStA-Vorsitzenden Christian Berntsetzbarkeit geprüft werden muss, die sen. Auf der StuRa-Sitzung im Januar Arbeit hauptsächlich in elf verschiedeDer Vorsitzende des Allgemeinen überschlugen sich die Ereignisse, wienen Ausschüssen statt, denen nicht nur Studierendenausschusses (AStA) der einmal schieden sich die Geister StuRa-Mitglieder beiwohnen könnten. Christian Berntsen will Anfang Februar an Finanzierungskonzepten zur KulAus diesen Gruppen würde dann jeweils zurücktreten. Dies offenbart die Probleme turwoche. Jener Beschluss dazu, der ein Vorsitzender gewählt werden, deren der studentischen Selbstverwaltung an offenbar maßgeblich für Berntsens Summe den AStA bilden würde. Neben der Uni Rostock: Statt auf Reformen zu Entscheidung sein sollte, sah vor, die einer deutlich besseren Verzahnung der setzen, drohen sich die Fronten zwischen Finanzierung der diesjährigen FrühGremien könnten mithilfe einer optijahrskulturwoche zu 20 Prozent zu mierten Vergütungsstruktur gleichzeitig StudentINNenrat und AStA zu verhärten. stützen – mithilfe eines Tabakunternehbis zu 12.000 Euro eingespart werden. mens, das als Gegenleistung das Recht StuRa-Präsident Krause hat dagegen TEXT: Paul Fleischer bekäme, im Rahmen der Veranstaltung seit Amtsantritt das Ziel, das Wahlsystem »Campuserwachen« Zigaretten an umzugestalten. Der jetzige Wahlmodus Raucher zu verteilen. Christian Berntsen erachtete dies schon wähteilt jeder Fakultät je nach Anzahl der ihr zugehörigen Studenten rend der Sitzung als rechtswidrig und brachte seine Argumente in eine bestimmte Zahl an Mandaten zu. Die scheinbar von Seiten der Debatte mit vor. Vorbehaltlich der Prüfung durch das Rektorat des StuRa favorisierte Listenwahl würde die Wahl öffnen. Als kriwurde der Beschluss dennoch gefasst. tisch betrachten manche Parlamentarier eine mögliche PolitisieFür Berntsen gab es kein Halten mehr. Der kritisierte Beschluss rung und Fraktionierung in der Hochschulpolitik. Vorteile sehen wurde zwar schon am nächsten Tag vom Justiziariat der Uni kasandere in einer stärkeren Rolle der Inhalte im Wahlkampf. Verfalsiert, weil der AStA-Vorsitzende jedoch die Entscheidungen des ihm lende Stimmen, die bei einer höheren Kandidatenzahl als Mangegenüber weisungsbefugten StuRa weder mit seinem Gewissen, datsanzahl entstehen und im jetzigen Wahlmodus einen Anteil von seinen Moralvorstellungen noch seinem Rechtsverständnis vereinetwa einem Drittel ausmachen, könnten durch diese Neugestalbaren könne, zog Berntsen die Konsequenzen und teilte auf der tung ebenso minimiert werden. darauffolgenden AStA-Sitzung mit, dass er dem StuRa im Februar Will die Hochschulpolitik nicht im Sumpf der allgemeinen seinen Rücktritt verkünden werde. Politikverdrossenheit versinken und auch weiterhin arbeitsfähig Für den ebenfalls von Berntsen kritisierten StuRa-Präsidenten Jobleiben, sind Reformen zwingend notwendig. Für den 26. Januar hannes Krause ist die Entscheidung bedauerlich wie überraschend. wurde nun eine StuRa-Sondersitzung einberufen, auf welcher die Nachvollziehbar seien die Vorwürfe jedoch nur in einigen Punkten Probleme zwischen den Gremien noch einmal ausführlich bespround teilweise auch überzogen. Natürlich könne es im Rahmen der chen werden sollen. Bleibt zu hoffen, dass sich durch die aktuellen Gremienarbeit auch zu fehlerhaften Entscheidungen kommen. Die Entwicklungen der Fokus nicht von Reformbestrebungen auf politihohe Fluktuation im Gremium – alle Jahre wieder zu einem Großsche Nebenkriegsschauplätze verschiebt. <
FRONTEN STATT REFORMEN
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ie funktioniert das Internetportal Wikileaks? Die Philosophie sieht so aus: Wer auch immer geheime Unterlagen zur Verfügung habe, solle sie bei Wikileaks hochladen – denn nur vollständig informierte Bürger könnten kompetente Wahlentscheidungen in einer Demokratie treffen. Jedoch werden hochgeladene Dokumente nicht sofort bekannt gemacht, sondern zunächst von »Experten« – es gibt keine Information darüber, wer sie dazu ernannt hat und warum sie es sein sollten – gesichtet und auf Authentizität geprüft. Auch dieser Vorgang ist nicht vollständig transparent. Wer genau welche Entscheidungen trifft, ist fraglich; Aussteiger wie Daniel Domscheit-Berg kritisieren eine starke Zentrierung auf den Australier Julian Assange. Gegebenenfalls werden die Dokumente vor der Veröffentlichung noch minimal geschwärzt. Aber auch nur manchmal. Technisch sieht es so aus: Daten über den Einsender werden nach eigenen Angaben gar nicht erst vom System erhoben, bisher wurde auch tatsächlich noch keiner von ihnen enttarnt. Zumindest nicht von Wikileaks aus. Diejenigen, die durch die Medien geisterten, haben sich selbst verraten. Was doch einmal in eigener Sache geleakt wurde, war eine Liste von Wikileaks-Spendern. Diese Liste blieb auch danach öffentlich. Für die einen ein Zeichen von Rückgrat, für diejenigen auf der Liste vielleicht suboptimal. Aber nicht alle Veröffentlichungen sind so spektakulär wie das, was es in die großen Medien schafft – das Irakvideo im Frühling oder die schon genannten Depeschen. Zumindest nicht für die Öffentlichkeit. Für die Betroffenen ist es immer spektakulär und fast immer schmerzhaft. Die amerikanische Exekutive schäumt unterdessen. Auch das ist nur zu gut nachzuvollziehen, wurden sie und ihre Diplomaten doch vor versammelter Weltöffentlichkeit beschämt und ihr diplomatisches System als nicht vertrauenswürdig offenbart. Wer will noch wirklich guten Gefühls mit ihnen zusammenarbeiten? Forderungen tönen durch die Presse, Wikileaks mit Al-Qaida auf eine gemeinsame Feindesliste zu setzen. Und Wikileaks hat noch mehr – es wurden für Januar bereits weitere Veröffentlichungen angekündigt, die »eine US-Bank zu Fall bringen könnten«. Die Ansage lässt aufhorchen. Weshalb wird so etwas prognostiziert? Ginge es den Wikileaks-Aktivisten nur um die Sache, die Veröffentlichung selbst, dann wäre das nicht notwendig. Es würde ausreichen, einfach zu veröffentlichen. Ein seltsamer Beigeschmack bleibt also. Bei aller Freude an der Öffentlichkeit – Julian Assange wirkt mehr und mehr wie eine zwielichtige Gestalt und es fällt auf, dass sich die bekannt gemachten Do-
WIKILEAKS – UNILEAKS? Spätestens Ende November schaffte es Wikileaks in aller Munde. Das Portal hatte bis dahin geheime Nachrichten von US-amerikanischen Botschaften in aller Welt für alle Welt publiziert. Bezogen auf Deutschland war zwar skandalmäßig nicht viel mehr drin als die Beschreibung des Außenministers als eitel und arrogant sowie jene von Frau Merkel als berechnende Teflon-Politikerin. Aber dennoch, es sorgte für Furore. TEXT: Andreas Dähn
Illustration: Sophie Lehmann
kumente zumeist gegen die USA richten. Die immer mal wieder auftauchenden »Versicherungen« der Art »Wenn-Assange-verschwindet-werden-wir-ganz-besonders-brisantes-Material-freigeben« stärken diesen Eindruck. So handeln zwielichtige Gestalten wie BILDRedakteure, die ein »Interview« von einer unwilligen Person wollen – man denke in diesem Zusammenhang an das noch nicht rechtskräftige Urteil im Fall Ottfried Fischer, der mit einem Video, welches ihn in verfänglicher Situation mit Prostituierten zeigte, zu einem ebensolchen Interview genötigt wurde. Aber jemand, der sich Transparenz und Demokratie auf die Fahnen schreibt? Dennoch: Es ist inspirierend und auch verlockend. Wie wäre es also mit einem »Unileaks«-Portal? Einer Seite, auf der jeder Student und jeder Mitarbeiter alle Informationen anonym veröffentlichen kann, die ihm zu Ohren gekommen sind. Informationen über die großen und kleinen Skandale an der Uni. Über die Einstellungspolitik der Institute und Lehrstühle, über zweifelhaften Umgang mit Fördermitteln – über die Vergabe guter Noten gegen Gefälligkeiten. Wer ist der Erste? Wer registriert als Erster die Domain unileaks-rostock.de? Denkt man das Ganze aber mal komplett durch, wird schnell klar, dass es ebenso gewichtige Nachteile gibt. Es beginnt damit, dass man eine Kontrollstelle bräuchte, die ein Auge darauf hat, dass nur Tatsachen veröffentlicht werden. Aber wer sollte diese Kontrollstelle sein? Was unterscheidet einen Vorwurf von einer Tatsache? Im einfachsten Falle sind es schlüssige Beweise, im härtesten Fall ein Gerichtsurteil. Aber – ein Freispruch von einem üblen Verdacht erlangt selten die Breitenwirkung des Verdachts. Man stelle sich den Fall eines Missbrauchsvorwurfs gegen einen Hochschullehrer vor. Allein der Vorwurf wird ihn, wenn er nur publik genug wird, den Rest seines Lebens verfolgen. Es ist der üblen Nachrede egal, ob sie gerichtlich falsifiziert wurde. Im Gegenteil – der Reiz des Verbotenen lockt. Und eine Manifestation eines Vorwurfes in Form einer Internetseite macht es nicht besser. Etwas Schriftliches hat eine andere, höhere Glaubwürdigkeit als ein mündlich zugetragenes Gerücht. Das sieht man schon am Beispiel der US-Depeschen: Wären es nur aufgefangene Gespräche gewesen und keine manifeste Korrespondenz, es hätte lange nicht das beobachtete Ausmaß angenommen. Damit ist Unileaks wieder eine dieser verlockenden Ideen, von deren Realisierung man aus guten Gründen sowie Verantwortungsbewusstsein absehen sollte. Aber irgendwem wird es egal sein, dass Dritte und Vierte darunter leiden könnten – und er wird es doch machen. Ich habe schon einen Verdacht. <
APOLOGIE DES THEATERS
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Ist Theater Luxus? Wenn ja, können wir ihn uns noch leisten? Über eine veraltete Kulturform und die Frage »Was kann eine gut stehende Schaubühne eigentlich wirken?«. TEXT: Thomas Friedrich
KULTUR
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n den letzten Jahren scheint der Stern der Institution Theater merklich zu verglühen. Dem Zeitalter der analogen, unmittelbaren Kultur, so ist es wohl, wird der Rang abgelaufen. Der Teufel »Digitales Zeitalter« hat Einzug gehalten in die Menschheitsgeschichte und frisst sich durch jahrhunderte-, ach was, jahrtausendealte Kulturerrungenschaften. Die jungen Leute lassen sich berieseln durch YouTube und schlecht gemachtes Fernsehen. Nicht einmal Kino zieht mehr. Und wer guckt sich denn heute noch antike Dramen im Theater an? Alte Leute, Spießer im Jackett und gutbetuchte Obsoleten, die kein Handy haben. Und sogar die rennen mittlerweile nach und nach lieber in die Trivial-Musicals am Potsdamer Platz. Aber klar ist auch: Facebook ist nicht an allem schuld. Ein Stadttheater nach dem anderen schließt seine Pforten aufgrund von kommunalen Haushaltsengpässen, von den finanziell noch schlechter gestellten Jugend- und Kultureinrichtungen ganz zu schweigen. Es scheint, als gäbe es keine unbedingte Notwendigkeit mehr, Kulturinstitutionen wie ein Theater zu erhalten. Sie machen Platz für prahlerische Investitionen aus Glas und Stahl. Vielen, die solche Entwicklungen beklagen, wird Weltfremdheit und Linkelei vorgeworfen: Das Geld fehle überall, jeder wolle schließlich sein Stück vom Kuchen. Und ja, vielleicht sind wir weltfremd. Wir sind eurer Welt fremd. Schließlich und offensichtlich fehlt das Geld eben nicht überall. Für Prestigeprojekte wie Megabahnhöfe und zur Ausbügelung verfehlter Bankermoral fallen regelmäßig Bundes- und Landesmilliarden ab. Und warum nur dreht sich alles ums beschissene Geld? Hier geht es nicht darum, Haushaltspläne zu verhandeln, ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden! Doch weg von Geschrei und Plakat. Zurück zum Theater. Friedrich Schillers berühmte Frage »Was kann eine gut stehende Schaubühne eigentlich wirken?« schwirrte mir seit Langem immer wieder durch den Kopf. Die Frage nach der Relevanz der Institution Theater muss einer Frage nach der Finanzierbarkeit vorausgehen. Nach Schiller ist ein Theater nicht nur eine »ästhetische«, sondern auch »eine gesellschaftspolitische Anstalt und Instrument der Aufklärung«. Das mag veraltet klingen und überholt, doch geht es hier eher darum, Schillers Mahnung neu zu interpretieren, sie in unsere Zeit zu
hieven und eine Selbstverständlichkeit von Kunst und Kultur als fünfte Gewalt im Staat vorauszusetzen. Ins Theater zu gehen ist eine der vielen Möglichkeiten, für eine gewisse Zeit aus unserem Alltag, in dem wir oft auf unsere bloße Funktionalität reduziert werden, herauszutreten. Nun wird man vielleicht sagen, soziale Netzwerke, das Fernsehen und ähnliche Massenmedien würden uns dasselbe erlauben. Doch vergisst man dabei, dass solche Medien uns oft in ebendieser Funktionalität sehen und haben wollen. Mit Funktionalität ist hier die Reduzierung des Menschen auf seinen Nutzen hin gemeint: der Staatsbürger als Konsumpotenzial. Des Weiteren dienen viele, wahrscheinlich sogar die meisten, solcher Massenmedien ausschließlich der einsamen, distanzierten und indirekten Unterhaltung. Die unmittelbare Begegnung von Mensch zu Mensch und die oft daraus resultierenden Momente vollen Zaubers sind unbedingter Teil der menschlichen Natur und kommen selten auf vor PC und Flimmerkiste. Ich jedenfalls habe bei YouTube noch nie dieses unhörbare Knistern empfunden, das sich einstellt, wenn ein ganzes Publikum starr vor Spannung an den Lippen eines guten Schauspielers hängt. Auf der Bühne eines guten Theaters erschöpft sich das gesamte Kontingent menschlicher Erfahrungen und es wird einem die Vielfalt, die das Leben ausmacht, ins Gesicht geschleudert. Hässliches und Schönes, schmerzhafte und wohltuende Wahrheiten werden dort durch physische Nähe erlebt, und all das kann man mit anderen Menschen unmittelbar teilen. Zudem gilt das Theater als Ort der Aufklärung, ein Ort, der der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten kann, der uns wach hält, wenn wir in einen Dornröschenschlaf zu fallen drohen. Ein Ort, der unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf die menschlichen Grundkonflikte in klassischen Dramen lenkt, sondern auch auf aktuelle Probleme in Politik und Gesellschaft. Kurzum, das Theater ist eine Institution, die es zu schützen gilt. Und so wie eine Sprache nur mit beiden ihrer Säulen, Syntax und Semantik oder Ordnung und Inhalt, bestehen kann, so kann auch das Dasein des Menschen nur menschenwürdig sein, wenn sich seiner Aufgabe als arbeitender und funktionierender Bürger ein spaß- und inhaltserfüllter Ausgleich entgegenstellt. Diesen Ausgleich nennt man Leben. Also: Geht ins Theater. Lasst uns wach bleiben. Viva la Empfindsamkeit! <
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Grafik: Michael Schultz
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HER MIT DEM STOFF! Die neue Handarbeitsbewegung schwappte vor Kurzem von den USA über den Atlantik zu uns herüber und grassiert nun in ganz Deutschland. Vorsicht ansteckend! TEXT: Eva Behringer
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rüher in der Schule war der Handarbeitsunterricht eher lästig und erinnerte an das Schema der strickenden Hausfrau und des schraubenden Ehemanns. Man lernte die Grundlagen des Häkelns, Töpferns und Schnitzens, vergaß sie aber bald darauf wieder. Davon abgesehen konnte man mit den in mühsamer Kleinarbeit geschaffenen Werken höchstens Oma und Opa begeistern. Zeitsprung ins Jahr 2011. Die Internetseite DaWanda, auf der jedermann Selbstgemachtes verkaufen kann, boomt. Es werden Nähcafés in ganz Europa eröffnet, wie etwa in Paris und Berlin. Auf YouTube gibt es unzählige sogenannte Tutorials zu den verschiedensten Bastel- oder Nähprojekten. Das Internet zeigt, in hunderten Blogs und Foren, was hinter verschlossenen Türen an Schreibtischen und Nähmaschinen passiert. Und Zeitungen sprechen von einer rasant wachsenden Do-it-yourself-Bewegung. Der Unterschied zu immer mal wieder auflebenden Handarbeitswellen ist heute, dass die Lust am Selbermachen ein neues Niveau erreicht hat. Was früher als altbacken und irgendwie »öko« galt, ist nun cool und trendbewusst – wie zum Beispiel an der Zeitschrift Cut zu sehen, die es seit 2009 zu kaufen gibt und die sich gezielt an junge, modebewusste Frauen und Männer (!) richtet. Doch wieso lassen sich gerade heutzutage so viele junge Leute fürs Nähen, Stricken und Basteln gewinnen? Die Finanzkrise klingt zwar noch in aller Ohren, taugt für eine Erklärung aber wenig, denn die Begeisterung am Nähen ist keine Folge von extremer Sparsamkeit, da Ausrüstung und Stoffe viel Geld und noch mehr Zeit kosten. Andere Gründe spielen eine weitaus größere Rolle: zum Beispiel der Faktor der Individualität. Selbst wenn man ein Schnittmuster oder eine Vorlage benutzt, ist das eigens Hergestellte immer einzigartig. In Zeiten, in denen in jeder mittelgroßen Stadt dieselben Klamottenketten zu finden sind, sehnen sich die Menschen nach Details, die sie von der einheitlichen Masse
1 abheben. Zu Dingen, die man selbst produziert hat, entwickelt man außerdem eine ganz andere Verbindung als zu einem T-Shirt, das man »nur« gekauft hat. Man ist stolz auf das, was man geschaffen hat und unterscheidet sich so von den reinen Konsumenten. Häufig erhält man auch Wertschätzung von seinen Mitmenschen und wird dadurch angetrieben, sein Hobby weiterzuverfolgen. In einer Frauenzeitschrift wird sogar der meditative Aspekt des Handarbeitens angepriesen. Es soll eine Art Ruhephase in der sonst so hektischen Welt und eine Rückkehr zu urzeitlichen Formen darstellen (schließlich unterscheidet uns die Fähigkeit, etwas herzustellen, von den meisten Tieren). Selbst Stars, die ja häufig den Ton angeben, wenn es um Mode und Trends geht, sind in den Boulevard-Zeitungen immer häufiger mit Wollknäueln und Stricknadeln abgebildet. Doch wie kann man, beispielsweise, nähen lernen, wenn es niemanden im Freundes- oder Verwandtenkreis gibt, der einem das beibringen kann? Viele Stoffgeschäfte bieten seit Jahren – also unabhängig vom aktuellen Trend – Nähseminare an. Aber auch in den in vielen deutschen Großstädten (wie Frankfurt und Hannover) neu eröffneten Nähcafés kann man nicht nur gleich loslegen, sondern auch erst einmal die Grundlagen lernen. Vor allem für Leute, die sich nicht sofort eine eigene Nähmaschine kaufen wollen, ist das praktisch, da sie in den Cafés stundenweise eine »mieten« können (so wie in einem Internetcafé). Neben der Möglichkeit, dort nähen zu können, ist vor allem der kreative Austausch wichtig und wird dazu führen, dass die Do-it-yourself-Bewegung nicht so schnell abebbt. Der Spaß am Selbermachen besteht nämlich auch im Zusammensein mit Gleichgesinnten, in der Möglichkeit, Hilfe zu bekommen oder das eigene Wissen weiterzugeben. Worauf wartet ihr also noch? Geht im Internet auf Anleitungs- und Ideensuche und kreiert etwas, das einzigartig ist. Und wenn ihr Lust habt, könnt ihr das dann auf dem studentischen Handwerksmarkt der Kulturwoche ausstellen, der voraussichtlich am 1. Mai stattfinden wird. <
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Foto: grafbea@sxc.hu
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ECHO EINES DEAFPANS TEXT: Alfonso Maestro
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eslie Nielsen war die Definition von straight, heißt: ernste Miene zum blöden Spiel. Die Ernsthaftigkeit war das Zentrum seiner Schauspieltechnik und das Epizentrum des närrischen Chaos, das der Kanadier am Set verursachte. Nicht zuletzt aus diesem Grunde schrieb seine enge Vertraute Lady Gaga ihm, sein baldiges Ende vorausahnend, mit zarter Feder eine Huldigung – heraus kam »Pokerface«. Nun ja, Gerüchte hin oder her, die straightness beherrschte Nielsen wie kein Zweiter. Ein Mann von vortrefflicher Statur und klassischen Zügen, klassisch im Sinne von Casablanca, der tragischen Liebesgeschichte und der Trageuhr. Und tatsächlich besteht das ältere Vierteljahrhundert seines cineastischen Schaffens nahezu ausschließlich aus ernsten Rollen. Ernst(gemeint)e Filme mit Titeln wie »Alarm im Weltall« und »Die Höllenfahrt der Poseidon« und die immer wiederkehrenden Polizistenrollen im Fernsehen waren – ähnlich wie der Auftritt in »Armageddon« für Owen Wilson – ein vielversprechender Hinweis auf eine große Karriere als Komiker. Doch dann – durch die schicksalhafte Begegnung mit dem Kreativtrio Jim Abrahams, David und
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indestens ein Mal pro Woche Kultur – das sollte, vor allem in der vorlesungsfreien Zeit, zur moralischen Pflicht werden und ist auch gar nicht so schwer umzusetzen: Kino, Theater, Konzerte, Ausstellungen: Die Möglichkeiten sind vielfältig. Im Volkstheater werden unter anderem die alten Klassiker aufgeführt. So läuft »Der Schimmelreiter« am 22. Februar um 18 Uhr im Theater am Stadthafen. Im gleichen Haus hat drei Tage später Schillers »Die Räuber« Premiere. Die Kooperation mit dem »Theater an der Parkaue – junges Staatstheater Berlin« hat durchweg positive Kritiken erhalten und ist ein Zugewinn für die künstlerische Qualität des Volkstheaters. Wer es hingegen satirischer mag, der kann am 27. Februar im Großen Haus Hans-Hermann Thielke bewundern. Die »Intensiv-Station« des NDR Info bietet ab 20 Uhr einen satirischen Monatsrückblick.
1 Jerry Zucker – erlebte die Reputation Nielsens den entscheidenden Wechsel. Für den Slapstickfilm »Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug« casteten die Producer gezielt Schauspieler, die man aus dramatischen Werken kannte, um den parodistischen Effekt perfekt zu machen. Sie sollten dem Komischen stoisch gegenüberstehen – da kam der klinisch taube Leslie Nielsen wie gerufen. Die Macher der »Scary Movie«- und »Hot Shots«-Reihen, die auch unter dem Namen ZAZ firmieren, fanden in Nielsen zudem die perfekte Besetzung für Lieutenant Frank Drebin. Sie brachten 1982 die TV-Serie
Auch für die Freunde des bewegten Bildes hat der Februar definitiv ein Highlight zu bieten: Die Berlinale startet am 10. Februar mit dem neuen Film der Cohen-Brüder »True Grit«. Der Vorverkauf für die begehrten Tickets beginnt Anfang Februar. Die zehn Euro für die Mitfahrgelegenheit sind hier definitiv ihr Geld wert.
Q-TIPPS! Wer lieber zu Hause bleiben möchte, dem sei »Was will ich mehr« empfohlen. Der Film läuft noch bis Ende Januar im Li.Wu. und sucht nach einer Antwort auf die Problematik des Egoismus in der Liebe. Wer wissen möchte, wie eine Stadt musikalisch klingen kann, dem sei die Ausstellung »Soundscapes«
»Die nackte Pistole« ans Licht, der jedoch ein kurzes Leben beschieden war und die siebte Folge nicht überlebte. Ihre humoristische Vision von deadpan forderte nämlich die volle Aufmerksamkeit des Publikums, denn die Witzkunst der Produzenten erstreckte sich, musikalisch gesprochen, über mehrere Takte. Sechs Jahre später erwies sich die Leinwand als richtiges Format für die Umsetzung und die »Nackte Kanone« wurde zum weltweiten Hit. Der Rest ist Geschichte. Am 28. November 2010 um 17:30 Uhr wurde ihm die Lungenentzündung unangenehm, also verließ Leslie Nielsen das Fort Lauderdale Hospital in Richtung Stratosphäre und erreichte des dichten Nachmittagsverkehrs wegen – das sonnige Florida ist ein Rentnermagnet und diese bevorzugen eben den Nachmittagstod – kurz vor dem Abendessen die goldenen Pforten des St. Malkovich. Leslie steht also vor ihm und es tönt: »Nach einem langen, nutzlosen Leben des billigen und turbulenten Klamauks hoffe ich, dass du wenigstens jetzt, da deine Stunde geschlagen hat, den Ernst siehst!« »Ich kenne diesen Ernst nicht, aber ich bin sicher, dass sich hier oben eine angenehme Gesellschaft herumtreibt.« Leslie Nielsen, Leslie Nielsen ... ach, bei diesem Namen muss ich irgendwie immer an Leslie Nielsen denken. <
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Foto: Wikimedia Commons
empfohlen. Studenten der Hochschule für Musik und Theater haben damit versucht, ihre audiovisuellen Impressionen in Form von Audio-Installation, Fotos und Texten umzusetzen. Eröffnet wird die Ausstellung am 24. Februar und läuft dann für einen Monat im Haus Böll. Für Lesenarren sei noch der Rostock-Besuch von Hellmuth Karasek empfohlen. Dieser beehrt am 14. April ab 20:15 Uhr die Universitätsbuchhandlung Weiland. Das ultimative Highlight in diesem Frühjahr ist aber definitiv der Besuch des wahrscheinlich stilvollsten Burger-Gourmets auf Erden: Mr. Don´t hassle the hoff, David Hasselhoff persönlich, wird am 19. Februar in der Stadthalle auftreten. Auch K.I.T.T. ist dabei. Dieser Kulturtipp ist nicht nur Kultur, sondern schon fast Kult. Also: Don´t miss it! <
KULTUR IM KLOSTER
PROF. FRANZ-JOSEF HOLZNAGEL ist Inhaber des Lehrstuhls für Germanistische Mediävistik an der Universität Rostock.
Maria Jonas, gab es sogar einen so großen Ansturm, dass es im Kloster richtig eng wurde. Wir könnten die Resonanz jedoch ohne Schwierigkeiten noch steigern, wenn die Veranstaltungen in den Rostocker Printmedien besser präsentiert würden; wir werden da leider etwas stiefmütterlich behandelt.
Manchmal lassen sich interessante kulturelle Beiträge nur detektivisch aufspüren. Dann aber fragt man sich, warum man sie eigentlich vorher nie wahrgenommen hatte. Solch ein Geheimtipp ist die Kooperation von Universität und dem Kloster zum Heiligen Kreuz mit ihren umfangreichen Vortragsreihen über das alte Klosterleben. TEXT UND INTERVIEW: Susann Renner
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ft übersehen liegt neben dem Hauptgebäude der Universität das aus dem 13. Jahrhundert stammende Kloster zum Heiligen Kreuz. In Rostocks einzig vollständig erhaltener Klosteranlage gibt es nicht nur Ausstellungen, sondern seit 2005 auch jedes Semester die Reihe »Kultur im Kloster« zu erleben. Organisiert wird das Ganze von Prof. Holznagel aus der Germanistik, Prof. Wagner vom Historischen Institut, dem Medizinhistoriker Prof. Lammel, Prof. Möller von der Hochschule für Musik und Theater sowie Dr. Stuth und Dr. Lorenzen vom Kulturhistorischen Museum. Das Projekt stellt das komplexe und facettenreiche Bild der klösterlichen Kultur speziell zur Zeit des Mittelalters auf vielfältige Weise dar. So wird versucht, im Semesterverlauf einen Vortrag pro Monat anzubieten. Das Kloster als Vortragsraum ist ein Schritt aus den festen Mauern der Universität heraus in die Stadt, um die Veranstaltungen im entsprechenden Ambiente und auch für Interessierte leichter zugänglich anzubieten. Dass dieser Schritt gerne unternommen wird, zeigt sich an den jeweils 20 bis 30 Zuhörern. Dennoch kommt in den ersten Minuten das bekannte Gefühl einer Vorlesung auf, da Professoren und Kommilitonen anwesend sind und der Referent oft aus universitärem Umfeld stammt. Aber die Atmosphäre lockert sich schnell auf und wirkt entspannt. In 90 Minuten wird dann in Inhalte eingeführt, von denen man oft gar nicht wusste, dass es sie gibt. Die Dozenten halten ihre Vorträge aus reinem Interesse am entsprechenden Thema, was sich auch an den angeregten Diskussionen mit dem Publikum zeigt.
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Ähnliche Konzepte lassen sich bereits in anderen Städten finden. Wurden Sie davon inspiriert?
1 Kulturelle Projekte und universitäre Veranstaltungen sind als also keine Gegensätze. Davon kann sich jeder überzeugen, der die interdisziplinäre, bunte Vortragsreihe besucht.
INTERVIEW MIT PROF. FRANZJOSEF HOLZNAGEL heuler: Wie werden die interdisziplinären Themenkomplexe geplant? Prof. Holznagel: Jeder der Organisatoren meldet sein Interesse an, jemanden einzuladen, und dann machen wir aus den verschiedenen Angeboten ein Programm. Wer dann kommt und zu welchem Zeitpunkt, ist dabei oftmals von den Lücken in den stets vollen Terminkalendern der Eingeladenen bestimmt. Welche Resonanz haben die Vorträge bei den Zuschauern? Die Resonanz ist erstaunlich gut. Es gibt einen festen Kern von Bürgern und Studierenden, die sehr regelmäßig und mittlerweile über Jahre hinweg zu »Kultur im Kloster« kommen. Zu manchen Veranstaltungen, wie zum Beispiel zum Vortrag von Prof. Dr. Ortrun Riha über die Klostermedizin bei Hildegard von Bingen oder zu einem Mittelalter-Konzert der Sängerin
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Foto: Bildarchiv Uni Rostock Illustration: Christian Kobsda
Nein, nicht wirklich. Diese Mischung aus interdisziplinärem Gespräch und dem Bemühen, sowohl ein städtisches wie ein universitäres Publikum anzusprechen, gibt es auch gar nicht so oft. Am Anfang stand auch nicht der Wunsch nach einem bestimmten Veranstaltungsformat. »Kultur im Kloster« ist vielmehr entstanden, weil Prof. Wagner und ich der Meinung waren, man müsse sich etwas einfallen lassen, um die Mittelalterforschungen der Universität Rostock besser zu präsentieren. Außerdem wollten wir von Anfang an den Kontakt mit der Stadt verbessern. Welche Themenkomplexe möchten Sie unbedingt noch einmal abdecken? Als germanistischer Mediävist bin ich natürlich besonders daran interessiert, Vorträge über Literatur und Sprache der Klöster zu organisieren. Wie zum Beispiel am 25. Januar: Da wird Frau Prof. WichReif von der Universität Bonn über die Benediktsregel sprechen. Dabei handelt es sich um den Schlüsseltext der mittelalterlichen Klosterkultur, der in seiner sprachlichen und literarischen Gestalt immer wieder an die sich wandelnden regionalen und zeitlichen Umstände seiner Rezipienten angepasst wurde. Wann findet der nächste Vortragskomplex statt und können Sie uns bereits das Thema verraten? Die nächste Vortragreihe wird im Sommersemester starten. Über deren Themen müssen sich die Organisatoren aber erst noch verständigen. Spätestens zum Anfang des neuen Semesters sind die Termine und Themen online oder als Plakat an den bekannten Aushängen nachzulesen, sodass jeder Interessierte die Veranstaltungen besuchen kann. <
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BÜCHER, CDs, SPIELE, THEATER, FILME, WEB! REZENSIONEN
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Buch
Sammelband
DEUTSCHLANDSTIFTUNG INTEGRATION – SARRAZIN: eine DEUTSCHE DEBATTE Der Aufschrei der Entrüstung über Thilo Sarrazins sozialdarwinistische Thesen ist noch längst nicht verhallt,
denn die Diskussion um den Bestseller »Deutschland schafft sich ab« hat einen wunden Punkt unseres Demokratieverständnisses getroffen – den der Meinungsfreiheit. Darf uns diese zu ungehinderten Äußerungen über angebliche Judengene sowie muslimische Integrationsfaulheit verleiten? Eine Frage, die die Nation spaltet. Doch für all jene, die nach den etlichen Beschimpfungen und Schuldzuweisungen der letzten Monate den Überblick verloren haben, gibt es bereits eine Zusammenfassung des großen Theaters: Im November erschien im Piper-Verlag »Sarrazin – eine deutsche Debatte«. Das Buch vereint eine Vielzahl der unterschiedlichsten Kommentare zum politischen Diskurs über Integration und Meinungsfreiheit der vergangenen Monate. Auf 240 Seiten dokumentiert es die Standpunkte von Politikern und Publizisten, die sich in der täglichen Berichterstattung intensiv mit den Sachverhalten des »Märtyrers der Freiheit«, wie ihn Berthold Kohler betitelte, auseinandergesetzt haben. Herausgegeben wurde das Buch von der Deutschlandstiftung Integration, die damit »einen Beitrag für eine qualifizierte Argumentation« leisten möchte. Ob man solch eine Argumentation führen kann, ohne Sarrazins Buch gelesen
zu haben (Angela Merkel spricht sich ja klar dagegen aus), sei einmal dahingestellt, dennoch eröffnet das Kompendium an Meinungen, welche von klassischer Polemik bis hin zu nüchterner Analyse reichen, für viele Leser einen neuen Blickwinkel. Zugegeben, einige Kommentare sind in der Tat, um es mit den Worten der Kanzlerin zu sagen, »nicht sehr hilfreich«. Immerhin beweist so manche polemische Äußerung, dass unser deutscher Wortschatz ein nie versiegendes Gut ist. Andere Ausführungen hingegen sind sehr aufschlussreich. Insbesondere sei hier der Aufsatz »Frau Merkel sagt, es ist alles gesagt« von Frank Schirrmacher erwähnt. Dieser steht stellvertretend für das vorläufige Postulat der hitzigen Auseinandersetzung: »Es geht um die Freiheit der Meinung, man stehe zu Sarrazin, wie man wolle. Frau Merkel sagt: ,Es ist alles gesagt.‘ Sie müsste sich auch um ihretwillen wünschen, dass das nicht der Fall ist.« Die Aufbereitung der Kommentare aus Spiegel, Welt, FAZ, Hürriyet oder Berliner Tageszeitung zeigt das Bemühen der Deutschland Stiftung Integration, dem Leser ein möglichst breitgefächertes Diskussionsangebot zu unterbreiten. Viel schlauer ist man nach der Lektü-
re des Buches allerdings auch nicht, die allgemeine Verwirrung scheint eher gestiegen. Doch zugleich ist das Werk auch ein anschauliches Lehrbeispiel für die Beschaffenheit der derzeitigen deutschen Medienkultur. Gerade dieser Querschnitt durch die Tagespresse zeigt, wie leicht es ist, das eigentliche Ziel einer Diskussion aus dem Auge zu verlieren. »Sarrazin – Eine deutsche Debatte«: Treffender könnte der Titel des Buches nicht lauten. MARTIN FIETZE
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Deutschlandstiftung Integration Sarrazin: eine deutsche Debatte Piper-Verlag, München 2010 238 Seiten, 10 Euro ISBN: 978-3-49205-464-5
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Roman
HOLGER NOLTZE – DIE LEICHTIGKEITSLÜGE Zwischen der Musik Johann Sebastian BuchBachs und jener Justin Biebers liegen Welten, nicht nur zeitliche, sondern vor allem qualitative. Doch was nützt es dem klassischen Virtuosen noch? Tot ist er schon lange, und wenn es nach Holger Noltzes Befürchtungen geht, dann dürfte das Werk Bachs bald in Vergessenheit geraten sein. Wie so vieles andere kulturelle Gut auch. Wer es nicht glaubt, der gehe einmal ins Theater oder in die Oper und suche im Sumpf der Weißkohlköpfe nach jungem wallenden Haar. Für Noltze, Professor an der TU Dortmund und Musikjournalist, ist dies ein katastrophaler Missstand, den unsere Bildungskultur erreicht hat. Die Zeit der Schnelllebigkeit fordere ihren Tribut und als Opfer gäben wir ihr die ungeliebten Spießigkeiten. In seinem Buch »Die Leichtigkeitslüge« fordert er daher einen »furchtlosen Umgang mit Komplexität« und versucht, die Musik hinsichtlich ihres Bildungscharakters zu rehabilitieren. Dazu bedarf es seiner Meinung nach einer neuen
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Buch
Einstellung gegenüber dem Erfahrungswert des Ästhetischen. Dieser verkomme in der alltäglichen Handhabung der Medien und ihrer »Verblödungsspirale«, weil sich das Seichte besser verkaufe und mehr Menschen erreiche. Strawinsky, Monteverdi und Konsorten gehen da meistens leer aus. So ganz innovativ wirkt der Stil Noltzes zwar nicht, ist die polemisch geladene Medienkritik doch mittlerweile ein alter Hut, aber dafür bietet er uns einen umfassenden Überblick zur Thematik der Musik und ihrer sozialen Bedeutung. Wer diese kennenlernt, der vermag Noltzes Appell beipflichten: »Es geht nicht um Alltagsverschönerung und Freizeitvergnügen, es geht, so viel Pathos mag erlaubt sein, ums Ganze.« Und weil das junge Blut von solchem Pathos nur wenig versteht, lohnt es sich durchaus, einen Schritt in Richtung Verständnis zu wagen. Ohne Scheu und ohne Leichtigkeitslügen. MARTIN FIETZE Holger Noltze - Die Leichtigkeitslüge: Über Musik, Medien und Komplexität ed. Körber-Stiftung, Hamburg 2010 294 Seiten, 18 Euro ISBN: 978-3-89684-079-0
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Spiel
Kartenspiel
LABOR CHAOS Wer kennt das nicht? Gemeinsam sitzt man in der WG oder mit Freunden am Küchentisch und isst, unterhält sich oder – zur Abwechslung mit dem
Ziel eines geselligen Miteinanders – man spielt etwas. Harmonische Atmosphäre, gute Stimmung und plötzlich klingelt das Handy eines Mitspielers. Dein rechter, rechter Platz bleibt nun erst einmal frei, weil der telefonierende Kartengeber doch lieber für zehn Minuten den Raum verlässt, ehe man fortfahren kann. Doch jetzt gibt es endlich ein Spiel, das solcherlei unsoziales Verhalten bestraft! »Wenn das Handy eines Spielers klingelt, kannst du ihm sofort diese Karte geben«, lautet es auf der entsprechenden Karte des NICHTLUSTIG-Spieles LABOR CHAOS, die man in solch einem Falle besitzen sollte. Ganz schön praktisch bei einem Spiel, dessen Ziel es ist, keine Karten mehr auf der Hand zu haben. Ansonsten geben die drei witzig illustrierten Kartentypen »Wissenschaftler«, »Dinosaurier« und »Maschinen« ihr Bestes, um die Spieler an ihrem Vorhaben zu hindern. Denn Achtung: Nicht nur das Telefonieren kann ein Nachteil sein. Auch zu niesen oder zu jammern, der Vollmond, ein Hund in der Küche oder ein Schlüssel in der Tasche können die Spielbedingungen verändern. Einige der Dinokarten sorgen sogar dafür, dass sich die Spielziel ändert. Dazu gibt es selbstverständlich witzige Cartoons mit den bekannten Gesichtern der beiden Professoren und des Dinos im typischen Stil von Joscha Sauer. In gewohnt amüsanter Manier kommt das bisher kleinste Spiel von NICHTLUSTIG daher. Es ist ein witziger Zeitvertreib für drei bis sechs Personen, bei dem deren Verhalten und die Spielumgebung den Verlauf und den Ausgang bestimmen. Allerdings ist LABOR CHAOS kein Spiel für den täglichen Gebrauch, denn wenn man die Kartentexte erst einmal kennt, lassen sich die Rahmenbedingungen schon vor Beginn entsprechend anpassen. Am meisten Spaß hat man in einer größeren Gruppe, da die Wahrscheinlichkeit, dass die Aussagen der Karten zutreffen, mit der Anzahl der Spieler steigt. Nicht nur für Fans von NICHTLUSTIG-Artikeln ist es ein schönes Spiel für zwischendurch oder die Partyrunde. Also: Muss mal
jemand aufs Klo? Gut überlegen! Einer der Mitspieler könnte folgende Maschinenkarte auf der Hand haben: »Wenn ein Mitspieler zur Toilette geht oder dieses Bedürfnis äußert, gib ihm sofort diese Karte.« GESA RÖMER
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Nichtlustig Labor Chaos 3–6 Spieler Kosmos Spiele Preis: 5,98 Euro
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GHOSTFACE KILLAH – APOLLO KIDS Wie kommt es, dass alles, was der Wu-Tang Clan jemals angefasst hat, zu Gold wird? Auch das neue Ghostface Killah-Album ist ein Beweis für die ewige Überlebensfähigkeit des Clans. Harte Beats, wunderbar getunete Refrains und direkte, geniale Raps (unter anderem wurden auch die Tears for Fears-Rhythmen von »Shout« miteingebaut) verkörpern ein stimmiges Werk. Je länger man das Album hört, desto klarer wird, wie viel Kraft in einem anständigen Rapsong steckt: zum Beispiel beim ausdrucksstarken Song »2gether Baby« mit den Lyrics »She looked like she get it from her momma / That‘s right Michelle, I‘m Obama/ Or maybe she get it from Madonna/ Material Girl I still don ya«. Zwar entzieht sich auch mir etwas der Sinn von der Phrase, aber gerappt hört es sich einfach klasse an. Jazzeinlagen, Soulremixes
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Ghostface Killah – Apollo Kids Def Jam (Universal) 17.99 Euro
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Köpfe der Hörer zu bringen. Eine Kombination aus dramatischen Geschichten und offenbarenden Liebesbekundungen (»Loving You is Killling Me« und »You Make Me Smile«) entfachen ein »theater of mind«. »Mama hold my hand«, das muss man sich als erwachsener Mann erst mal trauen zu sagen. So viel Ehrlichkeit liegt in dieser Musik, so viel Gefühl. Das Album wagt einen gekonnten Spagat aus Krisenund Pornomusik und ist definitiv ein Brett! Es birgt jedoch auch die Gefahr, zu gut zu sein, um schlicht noch besser zu werden. Aloe Blacc bringt den Soul zurück, sagt man. Vielleicht ist er aber auch nur ein Symptom der Zeit. Und diese werden wieder, so heißt es, besser. PAUL FLEISCHER Aloe Blacc – Good Things Vertigo Berlin (Universal) 14,95 Euro
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Soul, Hip-Hop
ALOE BLACC – GOOD THINGS 40
»It´s important to look as good as the music sounds«, so könnte der AlbumTitel auch lauten. Wie ein perfekter Dressman steht er da, mit Fliege und weißem Smoking (ein neues FashionIdol?). Aloe Blacc schreibt mit seinem Album Geschichte. Sein Song »I Need a Dollar« kann als Hymne der weltweiten Krisenzeit gelten und ist gleichzeitig ein Appell an die Menschlichkeit: »And if I share with you my story would you share your dollar with me?« Das Album versteht sich zudem als Fundamentalkritik an allen Elekronisierungstendenzen der Musik, indem es bewusst auf die Akustik »echter« Instrumente setzt. »All that glitters ain‘t gold«, singt er, doch golden ist seine Stimme. Der studierte Kommunikationswissenschaftler und ehemalige Wirtschaftsprüfer versteht es, seine Botschaften in die
FILM NOWHERE BOY Zum 70. Geburtstag von John Lennon gibt die Fotografin Sam Taylor-Wood mit einer Comingof-age-Geschichte über den jungen Musiker ihr Regiedebüt. Der sechzehnjährige John, der bei seiner pinseligen Tante Mimi in Woolton aufwächst, sucht seine eigentliche Mutter, Julia, und findet schließlich seine Bestimmung im Rock´n´Roll. Den Protagonisten verkörpert Aaron Johnson naturgetreu als Pennymünzen schnipsender, in den Bibelstunden Kaugummi kauender Rebell mit Tolle, Liverpool wird durch Teds, Docks und Taschenmesser charakterisiert. Im Mittelpunkt der ohnehin sensiblen Familiengeschichte steht ein traumatischer Schicksalsschlag: Kaum hat John seine Mutter kennengelernt, wird sie schon vom Auto überrollt. »Das Schlimmste, was mir je passiert ist«, sagte er einmal in einem Interview. Julia, Johns Feuer und Tau, eröffnet ihm ein Leben in Leidenschaft und bahnt ihm den Weg zur Musik. Ihre kurze Beziehung prägt Lennon für immer, sie bleibt ein Wink zu einem unerreichbaren Glück. Doch, wie wir wissen, ist aus John
3 noch was geworden. Und weil hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht, hält Mimi alles zusammen, sodass John mit seinen Beatles für Live-Shows nach Hamburg gehen kann, um im Hinterzimmer eines Porno- und Westernkinos auf der Reeperbahn Unterkunft zu finden. Immerhin der erste Schritt einer großen Karriere. Lennons fast lückenfrei dokumentierte Vita verhält sich wie ein Korsett für die erzählerische Freiheit der Filmemacher. Die obligatorische Genuinität lässt aber trotzdem Leben durchscheinen, etwa durch Johns unverwechselbare Körpersprache und sein Timbre. In Ansätzen erkennbar (siehe die spastischen Quasimodo-Grimassen) kommt der für Lennon typische schräge Goon-Humor, wie ihn Fans aus »In His Own Write« kennen, leider etwas kurz. ALFONSO MAESTRO
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und hochklangvolle Frauenstimmen vollenden dann das Werk. Vielleicht etwas zu eintönig an bestimmten Stellen für Hip-Hop-Beginners und ein wenig langatmig zum Schluss hin, aber kleine Fehler kann man verzeihen. Zumindest liefert uns Ghostface einen guten Start ins neue Jahr. KAROLIN BUCHHOLZ
www.nowhereboy.senator.de
Mixtape zum Download
Electronic, Hip-Hop
M.I.A. – VICKY LEEKX MIXTAPE Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das Julian Assange-Zitat am Anfang – »We choose the right format and leak the information to the public« und so fort – wirkt auf mich mehr pathetisch als politisch. Dieses »wir!« klingt fast wie die Off-Stimme aus Star Wars oder Sailor Moon: »Wir, Rebellen, gegen die Konföderation.« M.I.A. ist nicht wie Rio Reiser und
Public Enemy, die ernsthaft zum politischen Denken einladen, jedenfalls nicht im Song. Bei ihr ist Politik gear, style, Teil einer schönen Pose. Das ist nichts Schlechtes. Und Maya Arulpragasam hat sicher eine definierte und impermeable Haltung, nur hat die nichts mit der Musik zu tun. Suche ich sie, verpasse ich den ganzen Funk und das wäre schlecht. Ohne diese Last kann ich also das Neujahrsgeschenk auspacken und raus kommt ein bunter, schneller, muskulöser Partytrack, mit Mixmaterial von M.I.A. und den üblichen Verdächtigen Diplo, Blackstarr, Switch und Co., auf dem wir mit Atari-Tuten
beschossen werden und sich Billy Jean auf Palestine reimt. Mit Beat impetuoso führen Maya und die Telekomstimmen durch 36 Minuten Tanzvergnügen. Zwischendurch gibt es interaktive Intermezzos, in denen man sich entscheiden muss, ob man gerade einen Dodo hört oder eine gepimpte Hupe, und plötzlich ist es auch egal, denn wir sind schon wieder im nächsten Safari-Level. So viele Pokemon-Bälle kann ich nicht werfen, um die Exoten alle einzufangen! Wir reden hier also von ziemlich heißen Temperaturen. Aber keine Bange, die Producer haben an alles gedacht und an zwei, drei Stellen wirklich untanzbare
M.I.A. – Vicky Leekx Mixtape http://www.freeload.de/songs/mia/ vicki-leekx-mixtape
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Stop-Motion-Animationsfilm Will it blend
Videotipp
PACK DIE SCHERE AUS Ein Stop-Motion-Video zu drehen, ist eine zeitaufwändige Sache. Wenn das Filmmaterial vorher allerdings noch ausgeschnitten und aufgeklebt werden muss, erhöht sich der Arbeitsaufwand drastisch. Dafür ist das Ergebnis der Bastelarbeiten mitunter umso schöner. So auch bei »Skateboardanimation«, einem Animationsfilm von Tilman Singer. »Tonnen digitaler Fotos, tonneweise Lifestyle-Magazine und eine Stunde Musikaufnahmen« hat der Kölner zu einem 1:30-minüten Skateboard-Video im Street-Style zusammengebastelt. Inklusive halsbrecherischen Tricks, funkensprühendem Grind und urbaner Umgebung. Ein Hoch auf die Bastelschere! MICHAEL SCHULTZ http://vimeo.com/8461831
THEATER AMPHITRYON Am vorletzten Tag des Jahres 2010 verbrachte ich einen gediegenen Abend mit meinen Freunden im Theater am Stadthafen, wir waren bei der Erstaufführung von Molières »Amphitryon«. Zugegebenermaßen konnte ich meine Theaterbesuche in den vergangenen zwölf Monaten an einer Hand abzählen und wollte damit sowohl mein Gewissen beruhigen als auch das Jahr mit etwas Kultur zu Ende bringen. Als dann das Stück mit dem Rolling Stones-Klassiker »(I can’t get no) Satisfaction« eröffnet wurde, war ich jedoch etwas irritiert. Zahlreich musste man sich schon Bühnenklassiker mit versucht lässiger Musik, ungeduschten, langhaarigen Gitarristen oder sogar über 50 Bands ansehen, bei denen man danach nicht einmal mehr Bock auf The Who-Songs hatte. Diese gezwungen coolen Aufführungen hatten mich regelrecht traumatisiert – doch im Zusammenhang dieser Vorstellung hat es dann tatsächlich mal gepasst. Das Stück handelte vom unzüchtigen Jupiter (oder auch Zeus genannt), der einen Komplott mit dem gelangweilten Merkur plante, um die wunderschöne Alkmene, Gattin von Amphitryon, zu schwängern. Der Schluss: Mission accomplished. Alkmene war schwanger! Stücke über die Verführungstechniken des Jupiters lassen keine anzüglichen Gestiken, Sprüche oder Gedanken offen. Von der Blow-Job-Imitation bis hin zum In-den-Schritt-Gegrapsche war alles dabei. Man muss dazu sagen: Dieses Stück bietet sich förmlich dazu an, einfach mal einen versauten Witz loszulassen. Wenn ein glückliches Ende darin besteht, dass Jupiter Amphitryon seine Identität verrät und dieser doch froh darüber sein kann, dass der große Jupiter sich SEINE
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Will it blend Videomixer
Webtipp
VJ IM HAUS Frau ausgesucht hat und er den Sohn (Herkules) großziehen DARF, dann hat das mit Ernsthaftigkeit nicht viel zu tun. Mal ganz davon abgesehen, dass mein EmanzenHerz wieder etwas schmerzte. Warum sollte Amphitryon den ganzen Ruhm bekommen und nicht Alkmene? Sie musste doch den Akt und auch mindestens 80 Prozent des Kindergroßziehens auf sich nehmen! Mal ganz von der Storyline abgesehen, war die Darstellung aber sehr gelungen. Die Bühne wurde innovativ genutzt und das Ende einmalig dargestellt. Kleine äußerliche Tricks unterstützten zudem den Verwechslungscharakter des Stückes sehr gut und auch der Klang, gemixt mit MikroEinlagen hinter der Bühne, konnte dem überirdischen Charakter der Aufführung entgegenkommen. Ob nun auch die Schauspieler einen professionellen Eindruck hinterlassen haben, kann ich leider nicht einschätzen. Ich war überzeugt! Ich kann euch nicht sagen, ob sie nun eher die interne oder die externe Methode benutzten, nur dass ein Schauspieler verblüffende Ähnlichkeit mit Dieter Hallervorden hatte und das ganze Stück noch sympathischer machte. Also, wenn ihr auch mal wieder die LUST verspürt nach dreckigem Humor und einer einfallsreichen Performance, kann ich euch »Amphitryon« nur empfehlen! KAROLIN BUCHHOLZ
Martin Luther King hatte einen Traum. Aber ihm fehlte der Soundtrack! Dieser historische Fauxpas lässt sich allerdings ohne großen Aufwand beheben. Der aufs Wesentliche reduzierte Star unter den Hunderten YouTube-Mixern ist die Lösung von v3ga.net. Video links, Video rechts, Lautstärken-Mixer in der Mitte, fertig. Bei YouTube die Clips suchen (die eigene Suche ist etwas abenteuerlich und funktioniert nicht unbedingt zuverlässig), Links einfügen, Play-Button drücken und VJ-Feeling aufkommen lassen. Für Zwischendurch eine spaßige Spielerei. Was immer klappt: Funkigen Beat oder Elektromucke auf die eine, Politiker-Rede auf die andere Seite. Ernsthaftere Projekte und großangelegte Artrock-Arrangements sollte man dann allerdings doch lieber mit professionelleren Tools angehen. MICHAEL SCHULTZ
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Schluckauf-Beats eingebaut, zum Abkühlen. So viel zu Vicky. Bei diesem Mixtape und dieser Künstlerin muss ich an Heine denken: »O, dieser Streit wird enden nimmermehr, stets wird die Wahrheit hadern mit dem Schönen.« ALFONSO MAESTRO
http://v3ga.net/YouTubeMixer
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Amazon.de rap-up.com Alfonso Maestro vimeo.com Volkstheater Rostock v3ga.net/YouTubeMixer
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Postskriptum
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eine Lieben! Es ist an der Zeit, Abschied zu nehmen! Nach drei Jahren als Kolumnist beim heuler werde ich den Platz frei machen und einem anderen von euch die Chance geben, sich schriftlich über das Studentenleben zu äußern. Da es auch längst überfällig ist, dass ich mein Studium abschließe, möchte ich zum Ende ein kurzes Resümee meiner Zeit an der Universität ziehen. Ich weiß nicht, in welchem Semester ihr seid, was ihr für Pläne und Ziele habt, ob ihr gerade eine Krise durchlebt oder einen Lauf habt. Doch glaubt mir, ich habe das auch fast alles mitgemacht. Und ich rate euch Folgendes: Nutzt euren Grips, aber macht euch nicht immer einen Kopf! Was ich damit ausdrücken möchte, ist, dass einerseits mit einem Studium der Grundstein für eure Zukunft gelegt wird – und das sollte nicht mit Nachlässigkeit angegangen werden. Andererseits ist ein Studium auch eine Lebensphase, die es umfangreich zu nutzen gilt. Es geht nicht nur um Noten und Wissen, sondern vielmehr um Kontakte und Netzwerke, Soft Skills und die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem trennen zu können und seinen eigenen Weg zu gehen. Ein Studium ist eine Herausforderung, leider ist aber auch viel heiße Luft dabei. Manche an der Hochschule nehmen sich und ihr Fach sehr wichtig und merken nicht, dass sie sich in Akademismus verfangen. Versucht stattdessen, viele Praktika zu machen! Belegt Sportkurse und lernt noch eine Fremdsprache! Nutzt die Zeit für Reisen oder ein Auslandssemester, übt öde Studentenjobs aus, feiert die Nacht durch, verliebt euch, demonstriert und mischt euch ein oder schwänzt einfach mal alles! Ich möchte euch nichts aufdrängen, wozu ihr kein Verlangen habt, aber wann sonst im Leben könnt ihr so viele verschiedenen Erfahrungen machen? Und noch etwas: Frühere Generationen haben die Universität als Brennpunkt für neue Ideen genutzt. Dieser Geist ist meiner Meinung nach etwas abhanden gekommen. Es muss ja nicht gleich eine Revolution sein, aber etwas mehr Ecken und Kanten fände ich manchmal wünschenswert. Und mit diesen Worten fällt nun der Vorhang für mich. Es war mir stets eine Ehre, hier schreiben zu dürfen und ich hoffe, ihr konntet euch in meinen Texten gelegentlich wiederfinden. Adieu, bye-bye, arrivederci oder einfach: HautWitt rein! TEXT: Rüdiger
FERIEN?
ComiC von Hannes Falke
IMPRESSUM
Parkstraße 6 18057 Rostock Telefon: 0381 498 5604 Telefax: 0381 498 5603 No. 92 | Januar 2011 Herausgeber: StudentINNenrat der Universität Rostock Redaktionsleitung: Änne Cordes (V.i.S.d.P.) Gesa Römer redaktion@heulermagazin.de
Geschäftsführer: Paul Fleischer gf@heulermagazin.de Ressortleiter: Gesa Römer (Universität) Änne Cordes (Studentenleben) Elisabeth Woldt (Politisches) Paul Fleischer (Kultur) Grafik und Layout: Michael Schultz mschultz@filterfreak.net Lektorat: Annika Riepe Mitarbeit: Gesa Römer und Tanja Frenzel
Redaktionelle Mitarbeit: Kristina Aberle, Eva Behringer, Maximilian Berthold, Marieke Bohne, Karolin Buchholz, Andreas Dähn, Hannes Falke, Martin Fietze, Tanja, Frenzel, Thomas Ernst Friedrich, Anna Hermann, Paul Fleischer, Björn Giesecke, Carsten Gramitz, Alfonso Maestro, Michael Mundt, André Olbrich, Susann Renner, Annika Riepe, Michael Schultz, Luisa Uchtenhagen, Rüdiger Witt, Juliane Waack, Elisabeth Woldt
Druck: Stadtdruckerei Weidner, Carl-Hopp-Str. 15, 18069 Rostock Auflage/Erscheinungsweise: 4.000/vierteljährlich Titel: Sophie Lehmann Redaktionsschluss für das Heft 92 war der 4. Januar 2011. Der nächste heuler erscheint voraussichtlich im Mai 2011. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 01/2011.
Foto und Grafik: Paul Fleischer und Michael Schultz, Rätsel: Annika Riepe und Marieke Bohne
THESAURUS RÄT‘S Welches Sprichwort wurde hier mithilfe von Thesaurus verfremdet?
SUBURBIA Welches Rostock seht ihr hier?
Namensvettern Welchen Vornamen teilen sich die Beschriebenen?
DES RÄTSELS LÖSUNG Schicke deine Lösungen bis zum 14. Februar per E-Mail an U redaktion@heulermagazin.de. Mit etwas Glück kannst du einen der tollen Preise gewinnen! WIR VERLOSEN: 2x2 Karten für‘s Lichtspieltheater Wundervoll, einen Gutschein vom »Stoffhaus« im Wert von 20 Euro und 2x2 Freikarten für das Volkstheater.
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