heuler - das Studentenmagazin #101

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Das Studentenmagazin der Uni Rostock auf Papier In diesem Heft: Fehlende Gener채le und Gerechtigkeiten / Provokatives und Seltenes / Unbezahlbares und fast Ausgestorbenes

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Zum 100. Mal: Alte Besen kehren gut?!

Der langersehnte richtige Frühling ist nun (fast) da, passend dazu: Frühjahrsputz im heuler-Büro. Wir haben unsere Gehirne geputzt, Gedanken abgewaschen und den Staub von alten Luftschlössern gepustet. Damit sind wir bereit für neue Ideen, frische Inspirationen, neue Leute und natürlich: für die einzig wahre Ausgabe 100 des heuler. Aber wir brauchen uns nicht schlecht fühlen, schließlich ist nicht nur die 39. heuler-Ausgabe, sondern auch der Generalschlüssel der Uni spurlos verschwunden. Wir bereuen jedenfalls nicht, dass wir die heuler-Jubiläumsparty eigentlich ein Heft zu früh gefeiert haben. Jetzt können wir offiziell mit der neuen Ausgabe in eine neue heulerÄra starten und ausgelassen unseren Hirngespinsten und Frühlingsgefühlen freien Lauf lassen. Steffie & Tona

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Stefanie Krauß

Antonia Wolschon Theresia Ziegs

Marcel Dittmann

Paula Leutner

Maria Annemüller Anne Halbauer

Carlo Ihde

Reik Wachtel

Annika Riepe

Ole Schulz

Sarah Schüler

Friederike Wollgast

Robert Giessmann Marei Stade

Martin Fietze

Fritz Beise

Christoph Treskow Charlotte Kohl

Hannes Falke

Carsten Gramatzki Berenike Block

Martin Badenhoop Stephan Holtz

Alex Hintze

Wir sind heuler - du auch? Meld dich per E-Mail: redaktion@heulermagazin.de Steffen Dürre

Dirk Ramthor

Andreas Doneith

Henning Wüstemann


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heuler-Studentenmagazin Parkstraße 6, 18057 Rostock Tel/Fax: 0381-498-5608 / -5603 >>> heulermagazin.de Nr. 101 | April 2013 Herausgeber

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Studierendenschaft der Universität Rostock Redaktionsleitung Stefanie Krauß (V. i. S. d. P.) Antonia Wolschon redaktion@heulermagazin.de Geschäftsführung Henning Wüstemann gf@heulermagazin.de

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Inhalt / Ausgabe 101 6 Uni 7 Eine Elite schmieden? Das Deutschlandstipendium an der Uni Rostock

8 Von Bildungshunger und anderen Lebenswelten: Ältere Studierende an unserer Uni

11 In Abwesenheit der Generalität Fehlende Generalschlüssel und ihre Folgen

11 Entspannung gefällig? Massagestudio im Bebeltower?

12 Wissenschaftsserie: Klinische Demenzforschung ... und was das mit uns zu tun hat

14 Serie: Wie funktioniert die Uni? AStA und StuRa: Wer macht hier eigentlich was

16 Wenn's knallt und pufft: Schauvorlesungen

17 Gerechtigkeit und ihre Bestimmung: Schüler und Studenten diskutieren gemeinsam

18 Leben 19 Achilles Verse / Pro und Contra 20 Von Austauschstudenten und anderen Seltenheiten

24 Alle Mann on Board! Skating in Rostock

26 Stress, Burnout und Co

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Ressortleitung Sarah Schüler, Friederike Wollgast (Uni) Antonia Wolschon, Marcel Dittmann (Leben) Theresia Ziegs, Ole Schulz (Politik) Stefanie Krauß (Kultur) Layout & Grafik

28 Politik 29 Nachhilfe in Sachen Transparenz:

Dirk Ramthor & Steffen Dürre Korrektorat/Lektorat

Hochschulwatch.de

Andreas Doneith

Vom hohen Preis der lokalen Demokratie

Redaktionelle Mitarbeit:

30 Haushaltssicherungskonzept 32 Leidkulturen: Vom Aussterben der alternativen Kultur in Rostock

34 Professor Egon Flaig im Gespräch Provokateur, Althistoriker, Fossil mit überlangen Zähnen

38 Unsichtbar hinter Mauern aus Stahlbeton: Dokumentations- und Gedenkstätte der Stasi in Rostock

39 Termine Politische Bildung 40 Kultur 41 Lukas Rauchstein

Maria Annemüller, Martin Badenhoop, Fritz Beise, Berenike Block, Hannes Falke, Martin Fietze, Robert Giessmann, Carsten Gramatzki, Anne Halbauer, Alex Hintze, Stephan Holtz, Carlo Ihde, Charlotte Kohl, Paula Leutner, Annika Riepe, Marei Stade, Christoph Treskow, Reik Wachtel Cover: Steffen Dürre, Dirk Ramthor

Die schönsten Lieder auf der ganzen Welt

42 Literaturseiten 44 Zahlen, bitte! Kulturanalyse: Wie interessiert sind wir wirklich?

46 No-Budget-Filme und das FiSH 47 Kulturtermine 48 Geschmackspolizei Rezensionen

50 Postskriptum / Comic 51 Rätsel

Druck: ODR Osteedruck Rostock Auflage: 3.500 Exemplare Erscheinungsweise: viermal im Jahr



uni Wir haben den ultimativen Plan, um an ein Deutschlandstipendium zu kommen! Dazu empfehlen wir euch ein wenig Engagement in den Gremien der Uni, die wir ab jetzt in jedem Heft vorstellen. Erholung finden alle – egal, ob jüngere oder ältere Studenten – im Massagestudio im Bebeltower. Und das sogar ohne Generalschlüssel. Viel Spaß beim Lesen! Friederike Wollgast und Sarah Schüler

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Eine Elite schmieden? Das Deutschlandstipendium an der Uni Rostock Matthias Krüger hat es geschafft. Der 24-jährige Master of Science hat nach Abschluss seines Mathematikstudiums im Oktober den Weg von Rostock nach Göttingen bestritten und ist nun an der dortigen Uni wissenschaftlicher Mitarbeiter. Autor: Carlo Ihde schmiedet Texte, solange sie heiß sind.

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r gehörte im Herbst 2011 zu den 48 ersten Deutschlandstipendiaten an unserer Uni. Naturwissenschaftler werden gerne gefördert: Wo Stipendien vorgewidmet sind, freuen sich in der Regel Elektrotechniker und Informatiker. Matthias Krüger hatte sich lange in verschiedenen Chören, im Kirchgemeinderat Warnemünde und im RHO-Verein, der mathematische Schülerförderung betreibt, sowie in Berufungskommissionen seines Institutes engagiert, 2011 gründete er mit anderen Enthusiasten den „Freundeskreis der Kirchenmusik in Warnemünde e. V.“ Trotz der ideellen Anerken-

nung durch das Stipendium auch für dieses ehrenamtliche Engagement gesteht er ein: „Ich müsste lügen, wenn ich sagte, das Geld sei mir egal gewesen. Wer braucht als Student kein Geld?“ Da die Uni Rostock nicht gerade deutschlandweit als Anziehungspunkt für Einser-Abiturienten aus großbürgerlichen Münchener Akademikerhaushalten gilt, kommen Deutschlandstipendien (DS) hier häufiger da an, wo sie hingehören: bei Studierenden, die es trotz schlechter Lebensunterhaltsbedingungen schaffen, sich durchzubeißen. Solche Einsatzbereitschaft und hohe Frustrationstoleranz für belohnenswert zu halten, scheint im Studierendenparlament StuRa allerdings zu einer denkerischen Außenseiterposition zu verkümmern. Das Votum des StuRa fällt mit schöner Regelmäßigkeit generell gegen das Deutschlandstipendium aus. Schon seit dem Bildungsstreik Ende 2009 wird immer wieder versucht, Breitenförderung und Elitenförderung gegeneinander auszuspielen. Davon abgesehen, dass das DS ursprünglich 10 Prozent aller Studierenden zugutekommen sollte – also durchaus als Breitenförderungsinstrument intendiert war – sollten studentische Parlamente sich

vor so viel Gehorsam hüten, in ihren Forderungen hinter dem mangelhaften Umsetzungsstand der Bundespolitik zurückzubleiben. Die für das DS nicht ausgeschöpften Mittel werden weniger wahrscheinlich der Breitenförderung als den wie Pilzen aus dem Boden schießenden Exzellenzinitiativen zufließen, an denen Ost-Unis noch seltener beteiligt sind. Matthias Krüger meint: „Generell bin ich für eine Spitzen- und Elitenförderung, allerdings denke ich auch, dass im Bundeshaushalt wesentlich mehr investiert werden könnte.“ Es gab Zeiten, da war es in studentischen Gremien noch üblich, dieses Mehr für Studierende laut einzufordern. Auf eine akademische Zukunft zu fokussieren – auch das ist Teil studentischer Lebenswirklichkeit – wird andernfalls diskreditiert. Ein Stipendienbezug unterstreicht als Notiz im Lebenslauf aber auch außerhalb der Uni-Mauern die erbrachten Leistungen: „Jedem Arbeitgeber würde das gefallen“, ist sich Matthias Krüger sicher. Ein Stipendium, das eine Auswahl darstellt, soll den besten Bewerbern zugutekommen. Die Stipendienanzahl Rostock ist auf 65 im Jahr 2012 leicht angestiegen, die Bewerberzahl hatte dagegen abgenommen: Dass die Ausschreibung und die Bewerbungsphase von Anfang an suboptimal verliefen, weil sie vonseiten der Uni mit begrenzter Personaldecke neben den Regelaufgaben in den Sommermonaten gestemmt werden mussten, tat neben dem geringen Bekanntheitsgrad sein Übriges. Wenn sich die Besten allerdings mangels Informationen nicht bewerben, kann auch eine Stipendiatenriege nicht repräsentativ sein. Voraussichtlich im August endet die neue Ausschreibungsrunde für das Jahr 2013/14.


Von Bildungshunger und anderen Lebenswelten Interview: Antonia Wolschon und Carsten Gramatzki

Gut 40 Jahre nach seinem ersten Studienabschluss stellt sich Bolko Kölle erneut den Herausforderungen eines Studiums und drückt seit letztem Jahr regelmäßig mit Dutzenden Zwanzigjährigen die Rostocker Studienbank. 1968 hatte Kölle die Revolten an seiner Fachhochschule erlebt. Heute strebt er vor allem nach einem strukturierten Lernalltag, ohne jedoch das Klischee eines vorlauten Seniorstudenten zu erfüllen.

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inen 66 Jahre alten Bachelorstudenten trifft man an der Universität Rostock sicherlich nicht häufig. Bolko Kölle ist eigentlich Wirtschaftsprüfer von Beruf und hat bereits mehrere Abschlüsse in seinem Leben erlangt. Trotzdem zog es ihn noch einmal an die Uni, wo er nun auf Bachelorniveau Philosophie und Religion im Kontext studiert. Die Vorurteile gegenüber älteren Studenten sind groß und manchmal nicht unberechtigt. Bei einigen Jüngeren gelten sie als besserwisserische Langweiler, die permanent den Dozenten unterwandern und sich ständig in den Vordergrund spielen.

Ein Prinzip einer Universität ist, dass Menschen verschiedenen Alters voneinander lernen und profitieren können. Wir waren neugierig, wie das in der Praxis aussehen könnte. Uns hat daher nicht nur interessiert, wie sich Herr Kölle zwischen Studenten fühlt, die größtenteils seine Enkelkinder sein könnten. Wir wollten auch ergründen, wie es für eine blutjunge Studentin ist, jemanden zu dozieren, der etwa 44 Jahre älter ist. Wir haben uns daher zusammen mit Bolko Kölle und Lisa Prange, seiner Übungsleiterin für das Tutorium „Disziplinen der Philosophie“, getroffen und die Auffassungen, Empfindungen und Herausforderungen beider Seiten bezüglich des intergenerationellen Lernens diskutiert.


heuler: Herr Kölle, warum haben Sie sich für die Fächerkombination Philosophie und Religion im Kontext entschieden? Herr Kölle: Nun ja, Philosophie, weil mich das immer interessiert hat. Das stand für mich außer Frage. Zunächst hieß es, Philosophie hätte einen Numerus clausus und wäre voll. Auf dem Studententag sagten mir jedoch alle, dass dies nicht der Fall wäre. Ich wollte natürlich keinem den Platz wegnehmen, schließlich ist das mein Zweitstudium. Aber man beruhigte mich und sagte mir, dass eigentlich Platz genug wäre und ich habe jetzt auch gemerkt, dass dies so ist. Als Zweitfach wollte ich eigentlich Soziologie studieren, weil ich die Theorie von Grund auf kennenlernen wollte. Hier sagte man mir aber, dass dort 600 Bewerbungen auf 50 Plätze kämen. Das Gleiche galt für Politik, sodass das für mich kein Thema mehr war. Religionen im Kontext habe ich sozusagen aus Verlegenheit genommen. Ich bereue das nicht, aber das ist für mich ein unheimlich schwieriges Fach, weil es nicht unbedingt meiner Weltanschauung entspricht. Wie haben Sie sich an der Universität Rostock beworben? Herr Kölle: Zunächst habe ich mich auf diesem Studententag erkundigt, wie ich die Bewerbung angehen kann. Dort verwies man mich an das Studentensekretariat, wo ich alle wichtigen Informationen erhalten habe. Und dann musste ich wie jeder andere Student einen Antrag auf das Zweitstudium stellen und meine Zeugnisse einreichen, auch wenn diese schon ein paar Jahrzehnte alt sind. Warum haben Sie sich noch einmal für ein richtiges Bachelorstudium entschieden? Herr Kölle: Ich habe mich in meinem Leben mit vielen Dingen beschäftigt, aber wenn ich als Autodidakt etwas mache, dann ist das immer, wie ein Tortenstück aus einer Torte zu nehmen. Es gibt Bereiche, in denen ich mich gut auskenne, aber mir fehlt der Zusammenhang, der Überblick. Aus meinem Studium kenne ich es selbst: Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, ob ich ein Fach von Grund auf gelernt habe. Ich wollte die Fächer systematisch und strukturiert erschließen. Das Studium erfordert viel Arbeit und Engagement. Ich hoffe, dass meine angeschlagene Gesundheit mir keinen Strich durch die Rechnung macht. Wie ist der Kontakt zu den anderen Studenten? Herr Kölle: Hand aufs Herz, zwischen mir und den anderen Studenten liegen Generationen. Am

studentischen Leben möchte ich eigentlich nicht mehr teilnehmen. In dem Logikseminar beispielsweise sind die anderen Studenten noch in die Kneipe gegangen, um dort weiterzumachen. Da würde ich nicht mehr mitmachen. Da pass ich nicht rein und die anderen könnten vielleicht auch befangen sein. Aber der Umgang ist sehr respektvoll, sehr höflich und sehr freundlich. Lisa: Ein Problem, die Leute kennenzulernen, hängt aber auch damit zusammen, dass man ständig in großen Hörsälen mit immer anderen Leuten sitzt. Herr Kölle: Dem möchte ich widersprechen [lacht]. Ich sitze immer auf dem gleichen Platz.

Viele Studenten besuchen aus Zeitnot fast nur noch Kurse, die sie anschließend auch anrechnen können. Bei Ihnen ist das Eigeninteresse sicherlich höher. Schlägt sich das auf die Mitarbeit in den Seminaren nieder? Lisa: Ja, total. Herr Kölle: Ich stelle mir nicht die philosophische Frage: „Wofür ist das gut?“ Alles, was ich gelernt habe, hat mir irgendwann mal etwas gebracht. Eine unmittelbare Zweckorientiertheit finde ich geschenkt. Aber das ändert natürlich nichts daran, dass ein Studium trotzdem ökonomisch sein muss. Ich muss ja mit meinen Kräften und Ka-

"Ich denke schon, dass es auffällt, wenn ein älterer, grauhaariger Kerl zwischen lauter 20-Jährigen sitzt." Ich würde sagen, es ist wie in einem Hochhaus. Man grüßt sich freundlich, aber ansonsten kennt man sich nicht besonders gut. Herr Kölle, wie empfinden Sie die Beziehung zu den Dozenten? Herr Kölle: Ich denke schon, dass es auffällt, wenn ein älterer, grauhaariger Kerl zwischen lauter 20-Jährigen sitzt. Daher gehe ich davon aus, dass man mich einfach kennt. Ich habe erlebt, dass mich ein Professor auf dem Weg grüßte, nachdem wir uns erst zweimal gesehen hatten. Lisa: Das würde uns nicht passieren. Herr Kölle: Das Verhältnis ist sehr freundlich und liebenswürdig, aber es gibt auch eine gewisse Distanz von meiner Seite. Ich möchte keine Sonderrolle spielen. Sicherlich kann ich mit denen anders reden. Vom Alter, Beruf und Leben her läuft es wohl eher auf der Ebene Gleich und Gleich ab, während zwischen Studenten und Dozenten ein gewisses Gefälle herrscht. Das ist wie bei Lehrern und Schülern oder dem Chef und seinen Angestellten. Dieses Gefälle gibt es bei mir wahrscheinlich nicht. Ich muss mich genauso an die Regeln halten wie ihr. Aber es gibt Dinge, die sind mir egal. Zum Beispiel Details einer Zitierweise, die über die Anforderungen meiner bisherigen Übung und berufsüblichen Praxis, in der großen Wert auf präzise Zitation gelegt wurde, hinausgehen, und die mach ich dann auch nicht mit. Ich will das den anderen Studenten auch nicht ausreden. Wenn ich deswegen durchfalle, habe ich halt Pech gehabt. Aber ich lerne nicht für die Prüfung. Ich will die Sachen durchdringen und gut können.

pazitäten haushalten. So muss zum Beispiel jetzt das Ziel sein, dass ich erst einmal durch die Prüfungen komme. Andere Dinge sind zweitrangig. Aber das ändert nichts an der angesprochenen Grundfrage. Lisa, wie war das für dich, als Herr Kölle zum ersten Mal in dein Tutorium gekommen ist? Was dachtest du eigentlich im ersten Moment? Lisa: Na ja, ich wusste das schon vorher. Ich habe bereits in den Semesterferien von unserem Betreuungsdozenten eine E-Mail bekommen, in der er mir mitteilte, dass ich mich nicht wundern bräuchte, schon einen Teilnehmer im Tutorium zu haben. Es handle sich dabei um einen Herrn älteren Semesters und dieser wäre besonders bemüht um einen Platz in einem guten Tutorium. Ich war verwundert, weil die Anmeldezeit noch nicht begonnen hatte, hab Bolko dann mal gegoogelt und gelesen, dass er Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ist. Ich dachte: „Oh mein Gott, warum ausgerechnet ich?“ Ist ja mein erstes Tutorium und dann gleich so was Schwieriges, aber unser Betreuungsdozent hat uns Mut gemacht. Dann hatten wir das erste Seminar, haben über Erwartungen gesprochen und ich hatte dann gleich den Eindruck von jemand Umgänglichem, Nettem und Freundlichem. Im Nachhinein auch echt cool. Paul, der andere Tutor, und ich teilen die Auffassung, dass die Uni sich auch für Ältere öffnen sollte, und von einem System des längeren gemeinsamen Lernens und auch des generationsübergreifenden Lernens. Das bringt neue Ideen, obwohl es auch anspruchsvoll ist. Manche Stu-


denten kleben an unseren Lippen, Bolko hingegen widerspricht dann auch mal und sagt, dass er etwas anders sieht. So was bereichert das Seminar.

Herr Kölle: Du hast mir gegenüber ein Vorwissen von zwei bis drei Semestern und das ist der entscheidende Unterschied zwischen uns.

Fühlst du deine Autorität in dem Moment untergraben, weil Herr Kölle sehr viel älter ist? Gehst du mit Kritik oder Widersprüchen anders um, als wenn jemand Gleichaltriges Ähnliches geäußert hätte? Lisa: Ja, da besteht schon ein Unterschied, weil du bzw. der Student die Prüfung bestehen muss, aber Bolko macht das, um sich privat weiterzubilden, und wenn er z. B. Zitierweisen nicht lernen möchte, dann lege ich ihm die Wichtigkeit nicht so mit Nachdruck nahe wie bei den anderen, jüngeren Studenten. Mein Umgang ist also weniger vom Alter, sondern eher von der Zielrichtung gelenkt. Herr Kölle: Doch, das ist vom Alter abhängig. Wäre ich jünger, hättest du meinen Widerspruch vermutlich nicht zugelassen. Aber diese Marschroute seitens der Tutoren ist richtig.

Rein vom Wissensstand ist Lisa Ihnen also voraus? Herr Kölle: Genau. Wenn es nicht so wäre, säße ich nicht dort.

Lisa, du erwähntest, es sei dein erstes Tutorium. Jetzt wirst du mit einem älteren Studenten konfrontiert. Welche Schwierigkeiten hast du erwartet bzw. sind eingetreten? Lisa: Ich habe damit gerechnet, dass Bolko viel mehr Vorwissen hat als ich und ich ihm kaum noch etwas beibringen könnte. Denn zu denken, man könne alle Teilbereiche der Philosophie wie Ethik, Ästhetik usw., ist total utopisch. Zudem liegen meine Stärken eher im Logikbereich.

mehr vor- und nachbereitet als die anderen Studenten und daher sehr viel Wissen hat. Herr Kölle: Die Sache macht natürlich nur Spaß, wenn du dich ein bisschen kompetent fühlst. Trotzdem denke ich, dass du, Lisa, deine Erwartungen von Anfang an projizierst. Nur weil ich ein Stückchen älter bin, brauche ich davon noch längst keine

"Nur weil ich ein Stückchen älter bin, brauche ich davon noch längst keine Ahnung zu haben." Gibt oder gab es eventuell Kommunikationsschwierigkeiten aufgrund der Generationsunterschiede? Genauer: Haben generationsbedingte unterschiedliche Sprachcodes z. B. in Diskussionen zu Verständnisproblemen geführt? Herr Kölle: Nein, aber es sind andere Lebenswelten. Das liegt in der Natur der Sache und das ist auch gut so. Lisa: Ich finde, Bolko ist ein sehr zuverlässiger Student. Er ist immer sehr pünktlich, immer gut vorbereitet und immer freundlich. Er hat mir auch noch mal ein anderes Bild von einem Studenten vermittelt. Er hat einmal zu mir gesagt: „So ein Studium bedeutet echt Arbeit, das hätte ich so auch nicht gedacht.“ Ich würde sagen, dass er jemand ist, der

Ahnung zu haben. Letztendlich kenne ich mich mit einigen Dingen in der Philosophie ein wenig aus, aber ich weiß es immer nicht genau. Deshalb finde ich auch Studieren so gut. Die Grundlagen und Zusammenhänge müssen sitzen und dann kann ich mich auch mit Details beschäftigen. Lisa: Was haben eigentlich deine Freunde dazu gesagt, dass du noch mal studierst? Herr Kölle: Der eine sagte, ich wäre bekloppt. Er macht andere Sachen, zu denen ich keine Lust hätte. Die meisten finden es gut, aber auch etwas exotisch verrückt.

Vielen Dank für das Interview!

Kommentar Bei allem Respekt den Mühen und Komplikationen gegenüber, die es zu überwinden gilt, wenn man sich im, sagen wir, vorangeschrittenen Alter für ein Studium entscheidet, erwecken entsprechend zugehörige Kommilitonen nicht immer ein Gefühl von Ehrfurcht in mir. Nicht allzu selten scheinen nämlich konzentrations- und motivationsraubende Diskussionen mit Dozenten oder Tutoren (gendert selbst) gerade dort ih-

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ren Ursprung zu finden, wo lebenslang verinnerlichte Ansichten und Erfahrungen den Vorlesungsinhalten widersprechen. Nicht, dass frischen Erstsemestern das gepflegte Kritisieren autoritär vermittelten Wissens fremd wäre. Jedoch lässt sich hier trotz aller Einsprüche ein geregelter Umgangston feststellen, der manchen Altstudenten offenbar über die Jahre abhandengekommen ist, was meinerseits zu bitterem Fremdschä-

men führt. Selbst wenn man die ein oder andere Karriere nachweisen kann und eine noch so spannende Vita vorzuweisen hat, sollte man sich über eines im Klaren sein: Wer studiert, übernimmt damit auch eine Rolle – und sich dieser übermäßig zu widersetzen, kann nicht nur peinlich, sondern auch sehr anstrengend für den restlichen Hörsaal sein. Ole Schulz


In Abwesenheit der Generalität Was nach dem Diebstahl der Generalschlüssel bisher geschah und was es für die Universität Rostock bedeutet, nahezu das gesamte Schließsystem erneuern zu müssen. Autor: Fritz Beise hat keinen fröhlichen Schlüssel :-)

M Illustration: Hannes Falke

itte November wurden Generalschlüssel von mehreren Unikomplexen entwendet. Welche das betrifft, hat hier nichts zu suchen, wir sind ja keine Springer-Tochter. Die Polizei ermittelt weiterhin gegen unbekannt und die Uni war genötigt, vorerst für ca. 50.000 Euro die Außentüren der betroffenen Gebäude neu zu sichern. Die Schlösser wurden mit einem programmierbaren Verso-Klick-System versehen. Der Schlüssel zeigt also einen :-), wenn er mit dem Schloss befreundet ist. Bei erneutem Diebstahl würde einfach umprogrammiert. Die Öffnungszeiten der Unigebäude wurden auf die Zeit zwischen 7:00 und 19:30 Uhr (Mo–Fr) beschränkt. Sollte jemand Veranstaltungen außerhalb der Öffnungszeiten planen, müssen diese mit genauen Daten und einer Teilnehmerliste an das Referat Gebäude- und Liegenschaftsverwaltung (Ulme, Haus 6) gemeldet werden. Das

Wachunternehmen GSE wird daraufhin informiert und ist befugt, innerhalb der Schließzeiten nach Anwesenheitsgründen zu fragen und sich Ausweise zeigen zu lassen. Diese Maßnahmen bestehen bis heute. Bis Ende Mai sollen nun die restlichen circa 2.500 Innentüren sicher ausgestattet werden – ein logistischer Kraftakt. Dieser ist finanziell für die Uni nicht zu meistern, daher wurde der zuständige Staatssekretär des Landes M-V um Unterstützung gebeten. Aufgrund der Diskrepanz zwischen Eile und Bürokratie bleibt der zuständigen Stelle der Uni für Gebäude und Liegenschaften um Anja Keuneke und Manfred Kitschke bisher nur die Hoffnung – oder das finanzielle Risiko. Warum klaut man aus einer verschlossenen Kassette in einem verschlossenen Auto eines Sicherheitsdienstes einen Generalschlüssel einer Universität und benutzt ihn dann nicht, um etwas Wertvolles zu erbeuten? Will man die Uni Rostock nur finanziell ruinieren? Depressive, möglicherweise beleidigt exmatrikulierte Perspektivlosigkeit, stelle dich der Verantwortung! Hinweise selbstverständlich an die Polizei. Info: Anja Keuneke (Referatsleiterin) Tel.: (0381) 498-1413 anja.keuneke@uni-rostock.de

Entspannung gefällig? Als „Ersti“ erlebt man manchmal verwirrende, stressige, lustige und kuriose Dinge, die man wohl immer mit dem Beginn der Studienzeit verbinden wird. Autorin: Paula Leutner ist Massage-Erstsemester.

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ei meinem ersten Besuch im Gebäude der Philosophischen Fakultät in der August-Bebel-Straße 28, liebevoll auch Bebeltower genannt, hatte ich nach ungefähr fünf Minuten eines dieser kuriosen Erlebnisse. Mein erstes Seminar sollte dort stattfinden und ich hatte noch eine Stunde Zeit. Also beschloss ich, etwas im Inter-

net zu surfen. Auf der Suche nach dem PC-Pool und einem kurzen Blick auf die Wegweisertafel bei den Fahrstühlen war ich der Meinung, dass sich dieser im 1. Stock befindet (nicht, wie sich später herausstellte, im 10. Stock). Auf der Suche nach ebendiesem gelangte ich zu einer bunt plakatierten Tür auf der Seite rechts des Eingangs im Erdgeschoss. Das Schild neben der Tür war mit „Arbeitsraum“ beschriftet und natürlich verstand ich Arbeitsraum als mögliche Bezeichnung für Computerarbeitsraum. Ich öffnete munter die Tür, doch was ich nun sah, war nicht nur verwirrend, sondern auch peinlich. In einem dunklen Raum im Schein von Kerzenlicht lag ein älterer Herr auf einer Liege und wurde von einer Frau massiert. Rasch entschuldigte ich mich, schloss vor Schreck die Tür und ging wie

automatisch in Richtung Fahrstuhl. Dort angekommen überlegte ich kurz und erinnerte mich daran, dass ich sogar leise Musik gehört hatte und es stellte sich mir die Frage: „Ein Massagestudio in einem Gebäude der Universität Rostock?“ Und danach gleich die zweite: „Ob das hier für die Dozenten zur Entspannung zwischen zwei Veranstaltungen angeboten wird?“ Bis zum Redaktionstreffen des heuler hatte ich nicht mehr an diese Tür gedacht. Nachdem ich dort einige Lacher für meine eben dargestellte Schusseligkeit geerntet hatte, beschloss ich, für den heuler herauszufinden, was denn nun genau hinter dieser Tür steckt. Zurück am Ort des Geschehens verwies ein kleines Schild inmitten der Tür auf eine Physiotherapie, jeden Donnerstag von 7 bis 16 Uhr.


Wissenschaftsserie

... und was das mit uns zu tun hat Autor: Prof. Dr. Stefan Teipel, Universitätsmedizin Rostock, Klinik für Psychosomatische Medizin und DZNE Rostock/Greifswald Illustration: Steffen Dürre

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tudien des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Rostock belegen, dass es in den nächsten Jahren eine deutliche Zunahme von Demenzerkrankungen in Deutschland geben wird, von derzeit 1,4 Millionen Fällen auf etwa drei Millionen im Jahr 2050. Das hat eine eigentlich sehr erfreuliche Ursache: Unsere Lebenserwartung steigt, und zwar um drei Monate jedes Jahr, das wir leben. Leider steigt aber mit höherem Alter auch die Häufigkeit chronischer Krankheiten. Die Häufigkeit der Demenzerkrankungen verdoppelt sich etwa alle fünf Jahre ab dem Alter von 65, im Alter von 85 Jahren leidet bereits ein Drittel der Bevölkerung an einer Demenz. Auf die Frage, was Menschen im Alter am meisten fürchten, nennt die große Mehrzahl der Befragten die Abhängigkeit von Pflege, den Verlust der eigenen Identität und die Sorge, die nächsten Familienangehörigen irgendwann nicht mehr zu erkennen. All diese Erscheinungen sind eng mit der Demenz assoziiert. Unter Demenz verstehen wir einen Verlust höherer kognitiver Fähigkeiten, insbesondere des Gedächtnisses, der Sprache und der räumlichen Orientierung, so dass der Betroffene seinen normalen Alltagsaktivitäten nicht mehr alleine nachgehen kann. Eine Demenz kann zahlreiche Ursachen haben. Am häufigsten findet sich die Alzheimerkrankheit als alleinige oder wesentliche Mitursache (insgesamt in ca. 70 Prozent aller Fälle), dazu kommen Störungen der Hirndurchblutung

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und andere neurodegenerative Erkrankungen. Stehen im Frühstadium einer Demenz bei Alzheimerkrankheit vor allem noch die kognitiven Störungen, also die Vergesslichkeit und der Verlust der Orientierung, im Vordergrund, kommen im weiteren Verlauf Verhaltensstörungen hinzu, die die Versorgung der Erkrankten durch die Familie zunehmend belasten und schließlich zu einer Heimeinweisung führen: nächtliches Umherwandern, Personenverkennungen, Angstzustände, aggressives Verhalten, anhaltendes Rufen und Schreien. Die Belastung der pflegenden Angehörigen durch die Demenz ist enorm; Krankheit, erhöhte Mortalität bis hin zum Suizid der Pflegenden können die Folge sein, wenn nicht rechtzeitig Hilfe gesucht und bereitgestellt wird. Für die Gesundheitssysteme verursachen die Demenzerkrankungen hohe Pflege- und Versorgungskosten. Derzeit wird weltweit nach Lösungen gesucht, um mit dem Problem der steigenden Zahl Demenzerkrankter besser umzugehen. Dabei werden auch schlimme Irrwege beschritten. Die Gesetzgebung in den Niederlanden und in Belgien erlaubt die Euthanasie von Demenzerkrankten durch Ärzte unter der Voraussetzung, dass der Betreffende in seiner gesunden Zeit eine Euthanasieverfügung abgefasst hat. Hier wird gerade in Zeiten sinkender staatlicher Ressourcen ein Damm geöffnet, der zukünftig ältere Menschen dazu bringen kann, den vermeintlich guten Tod („Eu-thanasie“) zu wählen, um nicht der Fa-

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milie oder dem Staat weiter auf der Tasche zu liegen. Es ist die Aufgabe der klinischen Demenzforschung, sich dem Problem zu stellen und solchen vermeintlich einfachen Lösungen Alternativen entgegenzusetzen. An der Universitätsmedizin Rostock und am Standort Rostock/Greifswald des DZNE haben wir in Zusammenarbeit mit dem Department Altern des Individuums und der Gesellschaft (AGIS) der Interdisziplinären Fakultät (INF) daher folgende Forschungsschwerpunkte etabliert: 1. Epidemiologisch-demografische Forschung: In Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung Rostock und dem DZNE in Bonn untersucht die Arbeitsgruppe um Frau Professorin Doblhammer gesellschaftliche und gesundheitliche Faktoren, die das Auftreten der Demenzerkrankungen in der Bevölkerung erhöhen, und berechnet Prognosen für den Anstieg der Demenzfälle und die daraus entstehenden Versorgungskosten. Diese Daten sind eine wichtige Entscheidungshilfe für die Kostenträger und helfen dabei, Faktoren zu identifizieren, die zukünftig einer Demenz vorbeugen können. 2. Frühdiagnostik: Eine frühe Diagnosestellung ist die Grundlage für eine frühzeitige Behandlung. Die Entwicklung von Bildgebungsmarkern der Hirnstruktur und -funktion in MRT- und PET-Datensätzen bildet einen Schwerpunkt unserer Arbeit. Mithilfe dieser Bildgebungsmarker können wir heute eine Alzheimerkrankheit bereits vor Auftreten der De-


Abbildung: Fasersystem des menschlichen Gehirns rekonstruiert aus einer Diffusions-SpektrumImaging(DSI)-Aufnahme einer gesunden Person. Mittels einer DSI-Untersuchung im MRT-Scanner können wir heute hochauflösend die Fasersysteme des menschlichen Gehirns, die die Verbindung zwischen den Nervenzellen konstituieren, beim Lebenden darstellen (Blick von oben anterior u. a. auf das Fasersystem des Balkens, grau schattiert die dreidimensional rekonstruierte Kortexoberfläche). Veränderungen der Integrität der Nervenzellverbindungen charakterisieren die frühen Stadien einer Alzheimerbedingten Neurodegeneration.

menzbeschwerden diagnostizieren. Dies dient der Identifikation von Risikopersonen, die an einer für sie geeigneten Behandlungs- bzw. Präventionsstudie teilnehmen können. Zudem geben uns diese Marker Einblick in die Veränderungen, die im Gehirn noch vor Ausbruch der Symptome stattfinden. So konnten wir die Integrität der Nervenzellverbindungen als wesentlichen Faktor identifizieren, der erklärt, warum manche Menschen trotz deutlicher Hirnschädigung wenige oder keine kognitiven Symptome ausweisen. Diese Schutzfaktoren sind ein wichtiger Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Therapien. 3. Behandlung: Eine Behandlung muss vor Manifestation der Demenz einsetzen, um ursächlich in den Krankheitsprozess eingreifen zu können. Die Verfügbarkeit der Prädemenzmarker macht es uns heute möglich, Therapiestudien in diesen frühen Stadien durchzuführen. Aktuell verfolgen wir u. a. den Ansatz einer passiven Impfung gegen die Alzheimerkrankheit. Aber auch nicht-pharmakologische Behandlungen spielen eine große Rolle: Durch die Bereitstellung von technischen Assistenzsystemen in Frühstadien können Demenzerkrankte ihre sozialen Kontakte länger aufrechterhalten. Verfahren der unterstützten Navigation ermöglichen es Demenzerkrankten, trotz ihrer Beschwerden wieder alleine außer Haus unterwegs zu sein und den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. So können sie Familienangehörige und Freunde besuchen. Die Entwicklung von technischen Systemen zum Erhalt sozialer Teilhabe

trotz Demenz geschieht in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe um Herrn Professor Kirste vom Lehrstuhl für Informatik. Entscheidend für das Wohlergehen des Demenzerkrankten ist das Wohlergehen seines engsten Angehörigen. Zusammen mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft MecklenburgVorpommern erforschen wir daher, wie wir durch frühzeitige Schulung und Unterstützung der Angehörigen die häusliche Situation stabilisieren und die Angehörigen entlasten können. 4. Transfer in die Versorgung und Qualitätskontrolle: Alle Maßnahmen der Diagnostik und Behandlung bleiben nutzlos, wenn sie nicht den Menschen in der Realität unseres Versorgungssystems zugutekommen. Hier setzt die gemeinsame Arbeit des DZNE Rostock/Greifswald mit dem Institut für Community Medicine der Universität Greifswald an. In einer landesweit durchgeführten hausarztbasierten Interventionsstudie werden Ansätze zur verbesserten Diagnose und Behandlung von Demenzerkrankten in der Realität der Versorgung überprüft. Die im Bereich der Frühdiagnose und Behandlung entwickelten Verfahren müssen hier beweisen, ob sie den Anforderungen des Alltages gewachsen sind. Zudem werden gesundheitsökonomische Analysen zeigen, welche Verfahren der Diagnose und Behandlung auch zukünftig finanzierbar sein werden. Goldstandard in der Ursachendiagnostik bei Demenz bleibt der Hirnbefund nach dem Tode. Wir haben daher ein prospektives Hirnspende-

programm etabliert, in dessen Rahmen im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit der Rechtsmedizin 18 Hirnautopsien bei Personen mit neurodegenerativen Erkrankungen durchgeführt wurden. Was geht das aber nun uns an, jenseits der Binsenweisheit, dass die meisten von uns einmal in das Alter kommen werden, in dem wir von einer Demenz betroffen sein können? Selbstbewusstsein, Leistungsfähigkeit, Individualität und Autonomie sind Schlüsselbegriffe für das gesellschaftlich vorherrschende Idealbild vom Menschen. Diesen Vorstellungen hält die Demenzerkrankung den Spiegel vor: Die Autonomie zerbricht, wie in der frühsten Kindheit sind wir wieder auf die Pflege durch andere Menschen angewiesen, um unsere elementarsten Bedürfnisse zu befriedigen; das Selbstbewusstsein weicht einem Verdämmern der eigenen Identität, die Leistungsfähigkeit dem Scheitern gegenüber kleinsten Anforderungen des Alltages. Damit bietet die Demenz uns allen eine Chance. Die Vorstellung vom autonomen Menschen wird als Trugbild entlarvt, unsere Fähigkeit zur Beziehung, zum Empfangen und zum Geben von Hilfe als Kern unseres Menschseins leibhaftig vor Augen geführt. Diesen Spiegel deutlich zu machen, seine Chance für die Gesellschaft offenzulegen, den von irrationalen Ängsten und Tabus geprägten Diskurs über das Altern und die Demenzen durch die nüchterne Darstellung der Fakten einzuholen, sind die wesentlichsten Aufgaben klinischer Demenzforschung, die uns alle angehen.


: a R u t S d n u A t S A ? s a w h c i l t n e g i e r e i h t h c a m r e W

Serie: Wie funktion

ier t die Uni?

Die Universität Rostock ist mit ihrem studentischen Prorektor einzigartig in Deutschland. Selten können Studenten selbst so viel Einfluss nehmen wie hier. Doch wie funktioniert eigentlich Hochschulpolitik? Und wie kann sich jeder Einzelne einbringen? An dieser Stelle möchten wir euch in dieser und in den nächsten Ausgaben zeigen, welche Gremien es an der Uni gibt und wie sie arbeiten.

StuRa-Wahl:

sich aufstellen lassen vom 30.04.-13.05.2013 Wahl vom 05.-19. 06.2013

Öffnungszeiten AStA-Büro:

Mo., Mi., Do. 10.00–16.00 Uhr Di. 11.00–19.00 Uhr / Fr. 10.00–14.00 Uhr

Autorin: Friederike Wollgast wünscht sich mehr Aufsteller. Illustration: Steffen Dürre

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er StudentINNenrat bietet Studenten aller Fakultäten die Möglichkeit, hochschulpolitisch aktiv zu werden. Jeder kann sich bei den einmal jährlich stattfindenden Wahlen in den StuRa wählen lassen. Wahlberechtigt sind hierbei alle Studierenden, wobei die Wahlbeteiligung meist eher gering ausfällt. Der StuRa kann über 50 Mitglieder haben, zurzeit sind es 30. Dabei steht jeder Fakultät gemäß ihrer Größe eine bestimmte Anzahl an Sitzen zur Verfügung. In den zweiwöchentlichen Sitzungen am Mittwochabend wird über Anträge der verschiedensten Art entschieden. Besonders wichtig ist hierbei die Diskussion und gegebenenfalls Verabschiedung des vom AStA ausgearbeiteten Haushalts, also die Verteilung der Gelder aus den Semesterbeiträgen. Aktuelle StuRa-Themen im letzten Semester waren zum Beispiel die Erarbeitung einer neuen Fachschaftsrahmenordnung, der Erhalt des Freiversuchs und der Erhalt des Amtes

des studentischen Prorektors. Die Sitzungen sind meistens öffentlich und können von den Studenten vor Ort mitverfolgt werden. Man kann sich aber auch live bei Twitter (twitter.com/heulerLive, Hashtag #StuRa) oder im Nachhinein auf heuleronline (heulermagazin.de) informieren. Zusätzlich gibt es im StuRa verschiedene Ausschüsse, die sich mit Themen wie Finanzen, Wahlen oder Sozialem – hierzu gehört beispielsweise die Ausarbeitung einer Sozialordnung für die Semesterticketrückerstattung – auseinandersetzen. Der StuRa wählt einmal im Jahr den AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss), der die Exekutive der Studierendenschaft ist. Die zwölf Referenten, die sich unter anderem mit den Themen Kultur, Studium und Lehre und Hochschulpolitik auseinandersetzen, setzen die Beschlüsse des StuRa um. Bei Problemen oder mit Ideen für den UniBetrieb können sich Studenten auch direkt an den

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jeweiligen AStA-Referenten wenden. Um selbst Referent zu werden, kann man sich beim StuRaPräsidium bewerben, wobei Erfahrungen im Fachgebiet des jeweiligen Referats von Vorteil, aber nicht Voraussetzung sind. Der StuRa kontrolliert die Arbeit des AStA. So werden dem StuRa Monatsberichte der AStA-Referenten vorgelegt und der StuRa kann Widerspruch gegen AStA-Beschlüsse einlegen. Beide Gremien sind somit eng miteinander verknüpft und funktionieren nur zusammen. Für die Mitsprache der Studenten an der Uni sind AStA und StuRa unverzichtbar, was allerdings die Mitwirkung möglichst vieler Studierender voraussetzt. Mit der Teilnahme an der kommenden StuRa-Wahl im Juni kann jeder einen Anfang in der Mitbestimmung an der Uni machen. Wer selbst direkt etwas bewegen will, kann sich noch bis zum 13. Mai als Kandidat für den StuRa aufstellen lassen.


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Wenn's knallt und pufft

Schauvorlesung: Mit James Bond, Schokoküssen und Stickstoffexplosionen versuchen Physikstudenten, ihr Fach interessierten Laien näherzubringen. In einem selbst geschriebenen Theaterstück führen sie Experimente vor und erklären diese. Autorin: Theresia Ziegs findet Physik spannend und studiert es deshalb. / Foto: Marcus Sümnick

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uhe bitte! Die Proben sind in vollem Gange. Etwa 20 Physikstudenten üben an einem Theaterstück. Es geht um Bond, James Bond. Als blutjunger Agent soll er einen Anschlag einer wahnsinnigen Professorin, die die Weltherrschaft übernehmen will, verhindern. Während der Mission begegnet Bond allerlei Phänomenen und Experimenten, die von den Studenten, verkleidet unter anderem als M und Q, erklärt werden. Solche Verbindungen aus Theater und Vorlesung nennen die Studenten Schauvorlesung. Deutschlandweit gibt es sie, vor allem in Fächern wie Chemie, Physik und Materialwissenschaften, da man hier gut Experimente vorführen kann. Karsten, einer der Studenten, sitzt bei den Proben weiter hinten und macht sich Notizen. Er übernimmt bald die Leitung und beobachtet, was schon gut läuft und was noch verbessert werden muss. Dann übt er mit den anderen Darstellern,

lauter, deutlicher und langsamer zu sprechen. „Besonders gut muss auch der Auf- und Abbau zwischen den Szenen klappen, sonst langweilt sich das Publikum“, sagt der 19-Jährige. Meistens übernehmen zwei Studenten Organisation und Regie, während sich die anderen um Licht- und Tontechnik, Kostüme und Bühnenbild kümmern und die Experimente betreuen. Seit 2003 gibt es die Schauvorlesung der Rostocker Physikstudenten. Mit jedem Wintersemester beginnt die Arbeit an einem neuen Programm. Zuerst wird ein Thema gesucht. Dabei achten die Studenten darauf, dass sich Menschen jedes Alters davon angesprochen fühlen. Denn häufig sitzen im Publikum nicht nur Schüler, sondern auch deren Eltern oder Großeltern. In diesem Jahr haben sich die Schauvorleser für James Bond als Thema entschieden. Daraus beginnt dann eine kleine Gruppe ein Theaterstück zu schrei-

ben und Versuche einzubauen. Ronja, die die Schauvorlesung zurzeit leitet, gefällt die Phase sehr, in der „das Stück noch eine Idee ist, die erst geschrieben und entwickelt werden muss. Dazu gehören die Zusammenarbeit vieler Semester und das Entstehen eines Gemeinschaftsgefühls in einer bunt gemischten Gruppe von Studenten.“ Dann folgt im Januar und Februar die Probenzeit, bis das Stück das erste Mal im März zum Physiktag aufgeführt wird. Insgesamt gibt es etwa sieben Auftritte pro Programm. Manchmal kommt es vor, dass ein Versuch bei der Aufführung nicht klappt. Dann müsse man improvisieren, erklärt Karsten. „Beim Indiana-Jones-Programm letztes Jahr hat die Mehlstaubexplosion nicht funktioniert und ich musste eine weitere Runde mit der Mumie, die Jones ausgegraben hatte, drehen, bis wir den Versuch noch einmal durchführen konnten.“ Spannende

Experimente zu erklären und das Publikum für Physik zu begeistern, das sei das Anliegen der Studenten. James Bond oder Indiana Jones geben diesem Ziel einen Rahmen. „Allgemein hoffen wir, Begeisterung an der Physik zu vermitteln, indem wir dem Publikum zeigen, dass Physik etwas Lebensnahes ist, mit dem man Spaß haben und Alltagsphänomene erklären kann“, sagt Ronja. Dieses Jahr spielen die Physikstudenten zum ersten Mal noch ein zweites Stück gemeinsam mit ihren Kollegen aus der Chemie. Es heißt „Asterix & Obelix und die Bologna-Reformen“. Die Schauvorlesungen finden großen Zuspruch. Besonders die Aufführung zur Langen Nacht der Wissenschaften – dieses Jahr am 25. April – sei in der Regel überrannt, sagt Karsten und fügt hinzu: „Dann sehen die Schüler, wie toll Physik ist, beginnen das zu studieren und merken anschließend, dass ja noch mehr dahintersteckt.“ Besonders eindrucksvoll sind das brennende Buch, das nicht verbrennt und die Lichtschwerter, mit denen James Bond kämpft. Doch wer das verstehen will, sollte sich eine Schauvorlesung anschauen.

Termine: 25.04.2013 – Lange Nacht der Wissenschaften / 27.04.2013 – Hochschulinformationstag / 08.–11.08.2013 – Science@Sail

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Gerechtigkeit und ihre Bestimmung Schüler und Studenten diskutieren gemeinsam Das von langer Hand geplante Projekt „Gerechtigkeit im Alltag“ sah sich am 28. Februar mit einem Bildungsstreik innerhalb der Rostocker Schullandschaft konfrontiert. Nach langem Zittern aber konnten die Initiatoren, der Fachschaftsrat Philosophie (PROvoKANT), das Ökohaus Rostock e. V. und Soziale Bildung e. V., insgesamt 17 Teilnehmer pünktlich um 8:45 Uhr im PeterWeiss-Haus begrüßen, um sich über mögliche Gerechtigkeitsprinzipien zu verständigen. Autor: Martin Fietze tritt gelegentlich als Anwalt der Gerechtigkeit auf.

„E

s hat sich gelohnt, ich hab ganz viele neue Inputs gekriegt, die Schüler waren begeistert und ich bin stolz auf sie, wie sie den Tag angenommen haben – ich würde das gern jederzeit wieder machen“, erzählt mir die Klassenlehrerin der 11b der Borwinschule, Frau Sahr, am Ende einer erfolgreich durchgeführten Veranstaltung. Die Klasse wurde zu Beginn des Projekts in

zwei Gruppen aufgeteilt, welche sich dann zeitgleich in zwei Workshops auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema „Gerechtigkeit“ auseinandersetzen sollten. So erwartete die Teilnehmer der Ökohaus'ler nach einer kurzen Vorstellungsrunde eine anspruchsvolle Textarbeit, in der die identitätsbildende Funktion von Geld innerhalb des Sozialstaats untersucht wurde. Die letzte Morgenmüdigkeit vertrieb dann ein Rollenspiel, das den Lernenden auch körperlichen Einsatz für den Erhalt einer von ihnen zuvor entworfenen gerechten Schule abverlangte. „Wir haben über Geld geredet und nach Argumenten gesucht, wie wir die Ungleichheiten an Schulen, auch hier in Rostock, beheben könnten, und ganz allgemein wurde das Problem ungleicher Verteilungsmaßnahmen des Staates in den Blick genommen. Bisher finde ich es ganz interessant, gerade haben wir eine kurze Pause, es gibt dann noch Mittagessen und am Nachmittag geht es mit dem zweiten Workshop weiter. Ich find's ganz cool“, berichtet Schülerin Marie. Auch hinter den Kulissen wurde hart gearbeitet, denn weder Kaffee noch Nudeln kochen sich von selbst, und so sorgten u. a. Elisa Schwark und Marie-Sophie Meyer vom Fachschaftsrat Philosophie trotz zeitweiligen Stromausfalls für das leibliche Wohl aller. Nach dem Mittagessen gingen alle Beteiligten gestärkt in ihren zweiten Workshop. Der Gruppenwechsel brachte auch neuen Schwung in das Konzept von Team PROvoKANT und führte zu fruchtbaren Diskussionen, in denen sich unterschiedliche Schwerpunkte herauskris-

tallisierten. War das Thema „Presse- und Meinungsfreiheit“ und seine Einstufung als möglicher Grund für Ungerechtigkeit noch der Aufreger des Vormittags, so standen im zweiten Teil des Tages eher die Bewertungsvorgänge innerhalb der Schule im Fokus. Die Begriffsanalyse als klassisches Werkzeug der Philosophie mündete in beiden Diskussionsgruppen jedoch immer wieder im semantischen Spannungsfeld von „Chance, Gleichheit, Freiheit“ und der Zweiteilung in Individualitätsund Allgemeinheitsaspekt. In einer gemeinsamen Abschlussrunde wurden die Ergebnisse dann zusammengetragen und unterschiedliche Kriterienkataloge gerechter Staatsutopien vorgestellt. Die Diskussion über Gerechtigkeit wurde damit aber längst noch nicht beendet, wie Schüler Friedel feststellt: „Ich fand den Workshop echt gut und bin auch positiv überrascht. Ich hab auch schon mehrere solcher Projekte mitgemacht und der hier war definitiv einer der besten. Besonders gut hat mir dieses fiktive ‚Was wäre, wenn …?‘ gefallen. Leider haben wir aber an vielen Stellen nur an der Oberfläche gekratzt und es wäre schön gewesen, wenn wir da noch ein bisschen gebohrt hätten, doch dazu hätte man noch sehr viel mehr Zeit gebraucht.“ Der Fachschaftsrat Philosophie plant indes, das Projekt zur Tradition werden zu lassen und so den Studenten des Faches zusätzliche Möglichkeiten zu eröffnen, sich im Umgang mit Schülern zu erproben und Praxiserfahrungen zu sammeln.


LEBEN Endlich Frühling! Nach diesem unglaublich langen Winter kommen endlich Frühlingsgefühle ins Land, welche tatkräftig von der Spotted-App unterstützt werden. Auch die Austauschstudenten freuen sich über den Jahreszeitenwechsel, denn nun können auch sie Rostock einmal bei schönem Wetter genießen. Denjenigen, die nun im Freien nach Freizeitbeschäftigungen suchen, bietet sich vielleicht das Skaten an. Und damit euch das alles nicht zu sehr stresst, haben wir am Ende dieses Ressorts noch einen Artikel zur Stressbewältigung nachgeschoben. Also genießt die neue Jahreszeit! Antonia Wolschon und Marcel Dittmann

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Warum gibt es kein Fundbüro an der Uni Rostock?

I

m Laufe des Studiums verliert man schon mal das ein oder andere. Manchmal lässt man den Block im Hörsaal zurück, manchmal vergisst man die Federtasche im Seminarraum oder die Kopierkarte im Drucker. Wenn man Glück hat, werden diese Sachen von einem ehrlichen Finder an sich genommen. Aber was passiert dann? Die Universität Rostock hat kein allgemeines Fundbüro, an das man sich wenden könnte. Es gibt keine zentrale Stelle, wo gefundene Sachen abgegeben und verlorene Dinge wieder abgeholt werden können. Stattdessen ist das „Schwarze Brett“ bei Stud.IP der Anlaufpunkt, auf den viele verweisen; unter „Verloren :-(“ und „Gefunden“ kann man fast täg-

lich lesen, wer wo was verschludert hat. Natürlich ist vom strebsamen Studenten auch etwas Eigeninitiative zu erwarten. Egal ob Finder oder Verlierer: Auf beiden Seiten wird sich bemüht, irgendwie Kontakt zum jeweils anderen aufzunehmen. Und so schmückt in fast jedem Unigebäude eine Tafel mit dem Titel „Gesucht/Gefunden“ die Wand. Das heißt, wenn man etwas verloren hat, kann man erst mal seinen Tagesablauf (oder Wochenablauf) zurückverfolgen und kreuz und quer durch die Stadt fahren, um nachzulesen, ob jemand das geliebte Verlorene gefunden hat. Da viele Gebäude in der ganzen Stadt verteilt sind und der mögliche Ort des Verschlampens praktisch überall sein könnte,

Nimm mich wahr!

ist das nicht nur anstrengend und nervig, sondern auch nicht immer von Erfolg gekrönt. Ich selbst sitze bis heute auf einem Handy, das ich trotz zweier Anzeigen auf Stud.IP nicht losgeworden bin. Autorin: Paula Leutner grüßt ganz lieb das Mädchen, dessen verlorenes Handy sie noch immer hat!

DIE ACHILLES VERSE MÜSSEN NICHT DIE MEINUNG DER REDAKTION WIDERSPIEGELN. SCHILDERT UNS EUER PROBLEM UND WIR VERÖFFENTLICHEN ES – AUCH ANONYM.

>>> redaktion@heulermagazin.de

it schaffen mit dem Anonyme Vertrauthe

Pro

Er mag sie, sie mag ihn, sie mögen sich – vielleicht. Vielen mutlosen Herzen fehlt die Courage, den im turbulenten Unialltag entdeckten Schwarm in Echtzeit zu adden. Zu groß ist die Angst vor einer peinlichen Begegnung, gar Enttäuschung. Doch später hallt es durch ihre Köpfe: „Ach hätte ich doch nur …“ Realisierend, dass ihre Chance entschwunden ist, wenden sie sich an ihre Kuppler des Cyberspace, aus sicherer Distanz und im Schutze der Anonymität. Ein Klick, ein Tipp-Tipp, ein Klick. Warten, in der Hoffnung, dass jemand diesen bestimmten Jemanden kennt. Kontakt hergestellt – vielleicht. Entdecken, adden, verlieben. Autor: Carsten Gramatzki

Spotted-App

Contra

Aufgeregt werden täglich die Beiträge von Labelkennern, Parfümliebhabern und Modeexperten verfolgt. Während sich die einen mit einem ernsten Hintergedanken zu ihrem Stalkerdasein bekennen, nutzen es die anderen, um sich mit ihren Freunden einen Spaß auf Kosten anderer zu machen. Wer nicht gespottet werden will, geht aus Furcht vor einem überbewerteten Lächeln, Blickkontakt oder Anrempler diesem gänzlich aus dem Weg. Wer jedoch darauf aus ist, jemanden zu spotten oder vielmehr gespottet zu werden, legt sich noch einmal so richtig ins Zeug, um seinen Schwarm auf sich aufmerksam zu machen. Es bleibt nur zu wünschen, dass Spotted, wie so viele Hypes, erlischt und wir endlich wieder anfangen, uns zu trauen, anderen Komplimente persönlich zu machen, anstatt uns hinter anonymen Schmeicheleien zu verstecken. Autorin: Berenike Block


Von Austauschstudenten und anderen Seltenheiten

Von Multikulti kann an der Uni Rostock kaum die Rede sein. Unübersehbar füllen vor allem deutsche Studierende die Hörsäle. Wir haben uns gefragt, ob man sich als Student aus dem Ausland in Rostock wohlfühlt und haben uns dafür auf die Suche nach „international students“ gemacht. Autorin: Anne Halbauer zeigt sich weltoffen.

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erade einmal 941 Studierende aus dem Ausland waren im Wintersemester 2011/12 an der Universität Rostock eingeschrieben. Davon entfiel ein großer Teil auf die Fakultät für Informatik und Elektrotechnik. Hier studierten damals allein 269 internationale Studenten. Immerhin: Im Vergleich zum Wintersemester 1995/96 konnte die Zahl der Auslandsstudierenden um einiges gesteigert werden. Damals waren gerade einmal 290 Studenten der gesamten Universität aus dem Ausland. Der Standort Rostock mit Meerblick, einer ausgeprägten Studentenszene und vielen Grünflächen ist zwar sehr attraktiv, jedoch hat Rostock im Vergleich zu anderen Universitäten in Deutschland ein nur spärliches Angebot an fachspezifischen englischsprachigen Kursen. Hinzu kommt die schwierige Wohnsituation.

Das hält jedoch zahlreiche Studierende nicht davon ab, in die Hansestadt zu ziehen, um hier das Experiment „Studieren im Ausland“ zu wagen. Wir wollten uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen und erfahren, wie Studierende aus dem Ausland in Rostock leben. Dafür haben wir zunächst mit einer Erasmus-Studentin gesprochen und erfahren, wie ihr Studentenalltag aussieht, wie zufrieden sie mit ihrem Studium an der Universität Rostock ist und wie schnell sie sich in ihrem neuen Zuhause einleben konnte. Danach haben wird bei einem „KTV-Lichtenhagen-Austausch“ herausgefunden, dass das Leben im Wohnheim Möllner Straße in Lichtenhagen sehr aufregend sein kann, aber auch seine Schattenseiten hat. Auf den folgenden Seiten habt ihr die Gelegenheit, Rostock aus einer neuen Perspektive kennenzulernen.

Expedition ins Studentenwohnheim Lichtenhagen „Fährst du wieder zurück in dein Getto?“

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ls einzige Ausständige eines Freundeskreises voller KTVler und Südstädtler wohne ich in Lichtenhagen. Und nicht irgendwo in Lichtenhagen, sondern im Studentenwohnheim in der berühmt-berüchtigten Möllner Straße 11. Dort, wo noch nie ein KTVler zuvor gewesen ist, befindet sich ein geheimes Subsystem der Unikultur. Doch jetzt stürzen sich drei mutige Freiwillige ins Abenteuer und begeben sich auf die Expedition Lichtenhagen. Es ist ein trister grauer Februarabend, an dem Johannes, Clara und Wiebke ihre bekannten Gefilde des Rostocker Zentrums und ihre lieb gewonne-

nen Stadtteile verlassen, um die Reise nach Lichtenhagen anzutreten. Ein bisschen mulmig ist ihnen schon zumute, man hört so viel Negatives. Deshalb rüsten sie sich vor ihrer Expedition gründlich aus und stellen das ultimative Lichtenhagen-SurvivalKit zusammen, bestehend aus Gummistiefeln, Pfefferspray, Taschenlampe und aufgeladenen Handys. Bestens präpariert nehmen sie die S-Bahn Richtung Warnemünde und steigen an der Haltestelle in Lütten Klein aus. Nach ersten Orientierungsschwierigkeiten bahnen sich die drei Abenteurer ihren Weg parallel zur Stadtautobahn Richtung Wohnheim. „Zwischen Fußweg und Autobahn

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gibt es noch nicht mal eine Leitplanke, das ist ja lebensgefährlich!“, echauffiert sich Johannes später. Der anschließende Trampelpfad bereitet vor allem den Frauen Schwierigkeiten: „Du kannst ja niemals hohe Schuhe anziehen, wenn du hier wohnst, was machst du nur, wenn du tanzen gehst?“, fragt sich Wiebke. Anschließend passieren die drei das kleine unbeleuchtete Wäldchen, dabei werden Taschenlampen und Pfefferspray gezückt, doch ein Verbrecher lauert ihnen zum Glück nicht auf. Völlig erschöpft und außer Atem kann ich sie schließlich im Wohnheim begrüßen. Darauf erst mal einen Schluck Sekt!


Berichte aus dem Leben der „Abenteurer“ Clara wohnt am Doberaner Platz:

„Überleben: Ja. Leben: Nein!“ Ein Semester lang in Lichtenhagen als Notlösung zu hausen, wäre sicher noch akzeptabel, aber ich liebe WGs mit Persönlichkeit und Individualität. In Wohnheimen ist es schwer, es sich gemütlich zu machen und sich wirklich wohlzufühlen, es wirkt dort alles steril und einheitlich. Außerdem liegt Lichtenhagen viel zu dezentral. Warum dort noch so viele Studenten einquartiert werden, ist mir ein Rätsel, zumal die Juristische Fakultät nach der Ausgliederung der Juristen nach Greifswald kaum noch genutzt wird. Ich könnte mir niemals vorstellen, in der Möllner Straße zu wohnen. Johannes wohnt im Zentrum der KTV:

„Schlimmer geht’s immer.“ Ich habe mir das Wohnheim viel furchtbarer vorgestellt, als es in Wirklichkeit ist. Der orange-weiße Gebäudekomplex der Häuser 1 und 2 wirkt freundlich und die Flure und Gemeinschaftsküchen sauber. Alles ist frisch renoviert und die Bäder sind sehr hübsch. Es gibt außerdem einen Fahrradabstellraum. Direkt vor dem Haus befinden sich auch ausreichend Fahrradständer und sogar ein Beachvolleyballplatz. Das ist im Sommer bestimmt schön. Natürlich wohne ich trotzdem lieber in der KTV, aber die Lage spiegelt sich leider auch im Mietpreis wider, der deutlich höher als in Lichtenhagen ist. Wiebke wohnt am Neuen Markt:

„Nicht ohne meine Lasagne!“ Mir ist vor allem die Ausstattung des Wohnheims negativ aufgefallen. In der Küche hat jeder nur einen kleinen Hängeschrank zur Verfügung, ich wüsste gar nicht, wohin mit meinem Geschirr, den Töpfen, Pfannen und Grundnahrungsmitteln. Außerdem

gibt es nur vier Kochplatten für acht Personen und keinen Backofen. Adieu, Tiefkühlpizza, Aufbackbrötchen und Lasagne, dabei ist das doch mein Lieblingsgericht. In dem Waschmaschinenkeller stehen nur zwei Waschmaschinen für mehr als 200 Studenten bereit ... Da lob’ ich mir meine eigene Küche und mein Bad, in dem ich Wäsche waschen kann, wann immer ich will und ohne dafür Gebühren zu zahlen. Annes Leben in der Möllner Straße:

„Überall gibt es Pro und Kontra.“ Das Leben in Lichtenhagen ist wirklich nicht immer leicht. Wenn ich zum Beispiel in den Bebeltower muss, bin ich eine Dreiviertelstunde unterwegs – nur für den Hinweg. Da überlege ich es mir zweimal, ob ich zur Lehrveranstaltung gehe oder die eineinhalb Stunden sinnlos vergeudete Fahrzeit lieber effektiv zu Hause nutze, um den Stoff nachzuholen.

Überfälle in Lichtenhagen

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it einer Eisenstange wurde eine 19-jährige japanische Studentin von einem ca. 1,75 m großen Mann am 19.10.2012 gegen 16:30 Uhr auf dem Weg von der S-Bahn-Haltestelle Lütten Klein zum Wohnheim in der Möllner Straße niedergeschlagen. Sie konnte leicht verletzt entkommen. Am 02.11.2012 wurde an selber Stelle eine 27-jährige chinesische Studentin angegriffen und ins angrenzende Gebüsch gezogen. Dank ihrer erbitterten Gegenwehr konnte sich die Studentin letztlich befreien und in Sicherheit bringen. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um denselben Täter wie beim ersten Überfall handelt. Er wurde bis heute nicht gestellt. Mehr als 500 Studenten sind in den vier verschiedenen Häusern des Wohnheims der Möllner Straße untergebracht und immer noch der Gefahr beim täglichen Nachhausegehen ausgesetzt. Viele Studentinnen trauen sich nur mit einem Pfefferspray auf den Weg zur Uni (, welches über das Internet oder in der Zoohandlung erworben werden kann und offiziell nur zur Abwehr von wilden Tieren angewendet werden darf).

Das wird unternommen:

Doch es geht hier auch sehr lustig zu. Bei Kochsessions, Flurpartys und Schneemannbauen auf den Dächern des Wohnheims – natürlich mit Bierflaschendekoration. In der Facebook-Gruppe „Wir Kinder vom Wohnheim Möllner Straße“ werden gemeinsame Unternehmungen geplant, nach Staubsaugern oder Bügeleisen gefragt und wem noch eine halbe Zwiebel für sein Kochrezept fürs Abendbrot fehlt, der wird diese sicher auch irgendwo im Wohnheim auftreiben können. Außerdem habe ich sehr viel Kontakt zu den Erasmus-Studenten, da viele von ihnen hier wohnen. Das fördert meine Fremdsprachenkenntnisse und ich lerne viele Studenten aus aller Welt kennen.

Die Polizei, das Studentenwerk und auch die Stadt werden nun überraschend aktiv. Sofort nachdem die Überfälle zur Anzeige gebracht worden waren, überwachten zwei Polizisten einige Zeit regelmäßig zwischen 15:00 und 20:00 Uhr den Weg zur S-Bahn-Haltestelle. Die Stadt Rostock verkündet einen Ausbau des Trampelpfades mit Befestigung durch Straßenbelag und mit Aufstellung von Straßenlaternen sowie die Beseitigung der Bäume, Büsche und Sträucher, die bislang ein optimales Versteck für die Täter darstellen. Der Ausbau sei für das Jahr 2014 geplant. Bis dahin bietet das Studentenwerk bei Interesse für alle Bewohner des Studentenwohnheims Möllner Straße einen Selbstverteidigungskurs an. Diese helfen nicht nur im Notfall, sondern steigern auch das Selbstbewusstsein.


Erasmus-Student in Rostock:

Mein Leben bei den Deutschen Eine Erasmus-Studentin erzählt von der Wohnungssuche, ihrem Uni-Alltag und der großen Liebe. Interview: Anne Halbauer

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o ist der Hörsaal Schwaansche Straße, welches Buch steht in welcher Bibliothek, wie funktioniert die Mensa-Card und wo werde ich eigentlich wohnen? Der Start ins Studentenleben gestaltet sich für viele Erstis als kompliziert. Noch komplizierter jedoch wird es, wenn man sich als Studentin aus dem Ausland durch den Alltag in Rostock kämpft. Annette, eine 20-jährige Französin, lebt, lernt und liebt nun seit einem Semester in Rostock. In Frankreich studiert sie LEA – Langues Etrangères Appliquées au Commerce –, was ungefähr dem Studiengang Kulturwirtschaft mit Schwerpunkt Sprachen entspricht. An der Rostocker Universität besucht sie Wirtschafts-, Deutsch-, Englisch- und Russischveranstaltungen. heuler: Annette, warum hast du ausgerechnet Rostock für dein Erasmus-Jahr gewählt? Annette: Erst mal ging es mir nur darum, überhaupt ein Auslandsjahr zu machen. Am liebsten in Deutschland, weil ich dort meine Deutschkenntnisse für mein Studium verbessern wollte. Ich mag die deutsche Kultur und gerade in Frankreich sind Deutschkenntnisse für die deutschfranzösische Freundschaft von Vorteil. Außerdem bietet Deutschland einen guten Ausgangspunkt, um in Europa herumzureisen. Ich liebe das Reisen

und ich kann hier von der zentralen Lage profitieren. Rostock habe ich eigentlich nur gewählt, weil es die deutsche Partnerstadt von Nantes, meiner Universitätsstadt in Frankreich, ist. Wann hast du denn mit deinen Planungen begonnen? War es schwierig für dich, mit der Uni Rostock in Kontakt zu treten? Mit den Vorbereitungen habe ich im März letzten Jahres angefangen. Es wird im Allgemeinen dazu geraten, ein Jahr vor dem Aufenthalt mit der Planung zu beginnen. Tatsächlich war es schwer für mich, mit der Uni in Rostock zu kommunizieren, da ich zu diesem Zeitpunkt kaum Deutsch gesprochen habe. Teilweise reagierten die Menschen genervt und unhöflich auf meine Verständigungsprobleme. Außerdem wurden wir nicht ausreichend über das Kurssystem, die Klausuren und die Teilnahmescheine aufgeklärt, wodurch ich anfänglich große Schwierigkeiten hatte, mich an der Uni zu orientieren. Zum Glück hat es mit allen Vorbereitungen letztendlich geklappt und du bist gut in Deutschland angekommen. Wie wurdest du in Rostock empfangen? Na ja – alles konnte ich von Frankreich aus nicht vorbereiten. Ich bin nach Rostock gefahren, ohne zu wissen, wo

ich wohnen werde. Das war anfänglich sehr schwierig, doch schließlich habe ich einen Platz im Wohnheim in der Möllner Straße bekommen. Im Großen und Ganzen wurde ich gut in Rostock willkommen geheißen. Es gab verschiedene Einführungs- und Willkommensveranstaltungen. Allerdings hatte ich zu wenig Information über das Leben in Rostock und ich wusste auch nicht, wer meine Ansprechpartner bei einzelnen Problemen waren. Die Möllner Straße ist weit von der Innenstadt entfernt. Wie kommst du damit zurecht? Fühlst du dich nicht manchmal ein wenig „ausgestoßen“? Haha, ausgestoßen, also wirklich nicht! Es stimmt, dass sehr viele Erasmus-Studenten in Lichtenhagen wohnen, aber das finde ich gerade gut daran, wir kreieren uns dort unseren eigenen Kosmos, unsere eigene kleine internationale Welt. Es macht sehr viel Spaß und es ist das pure ErasmusLeben: Wir feiern häufig, aber reisen auch sehr viel herum, um möglichst alles zu sehen und zu erleben. Das klingt, als hättest du hier schon viele Freundschaften schließen können. Wie sieht es denn mit der Liebe aus? Ich habe hier wirklich sehr gute Freunde gefunden, vor allem aber

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Erasmus-Studenten und leider nicht so viele Deutsche. Und ja: Ich habe auch meinen Freund Mario in Rostock kennengelernt, bei einem ErasmusStammtisch, den die LEI, die Lokale Erasmus Initiative Rostock [siehe Infobox auf der kommenden Seite], organisierte. Er kommt aus Spanien und ist zweisprachig (Spanisch, Deutsch) aufgewachsen, außerdem spricht er auch Französisch. Die meiste Zeit sprechen wir auf Deutsch miteinander, somit kann ich gleich meine Deutschkenntnisse um einiges verbessern. Ab und zu sprechen wir aber auch Französisch oder Spanisch, das kommt immer auf den Tag an. Du bist Französin, er ist Spanier und ihr habt euch in Deutschland kennengelernt. Welches wird das Land eurer Zukunft? Erst mal machen wir beide noch ein Erasmus-Semester in Deutschland. Danach würde ich gern ein Jahr als Sprachassistentin in Deutschland bleiben. Außerdem will ich noch meinen Master machen und ein bisschen durch Asien reisen. Mario und ich würden später gern in Frankreich oder in Spanien leben, wir mögen zwar Deutschland sehr, aber die Sonne in unseren Heimatländern ist dann doch zu verlockend. Vielen Dank für das Interview.


AAA

Akademisches Auslandsamt Das Akademische Auslandsamt ist für vier Aufgabengebiete verantwortlich: 1. 2. 3. 4.

Unterstützung von Studenten bei der Planung ihres Auslandsaufenthaltes Recruiting und Betreuung ausländischer Schülergruppen in Rostock Hochschulkoordination, vertragliche Angelegenheiten mit Partnerunis Betreuung der ausländischen Gaststudenten

So unterstützt das AAA unsere ausländischen Gaststudenten: Bereits vor der Ankunft der Gaststudenten steht das Auslandsamt in engem Kontakt mit den Partneruniversitäten sowie mit den einzelnen Studenten. Dabei wird der gesamte Prozess bis zur Anreise begleitet, über die Erstinformation des Fach- und Studienangebots in Rostock bis zur Abstimmung der Learning Agreements (= Studienplan, sichert die Kursanerkennung in der Heimatuniversität). Es wird darauf hingewiesen, dass es in Rostock nur zwei englischsprachige Studiengänge gibt und die Studienleistungen somit meist auf Deutsch erbracht werden müssen. Das AAA vermittelt auch wichtige Kontakte, zum Beispiel zum Studentenwerk.

Erasmus-Studenten werden vor allem in den Wohnheimen der Südstadt untergebracht. Einige Studenten geben allerdings direkt die Möllner Straße als Wunschoption an, andere bewerben sich zu spät und werden daher nach Lichtenhagen vermittelt. Nach ihrer Ankunft erhalten die ausländischen Studierenden in einer Einführungsveranstaltung wichtige Informationen zur Kurseinschreibung und zur Ausländerbehörde; zudem werden die ErasmusFachkoordinatoren der Institute als Ansprechpartner vorgestellt. Während des Semesters können sich die Studenten mit ihren Fragen und Problemen an das AAA wenden. Häufig wird der Studienplan noch einmal geändert, da sich die Gaststudenten andere Inhalte vorgestellt hatten. Regelmäßig gibt es einige Gaststudenten, die sich während ihres ErasmusAufenthaltes für ein Vollstudium in Rostock entscheiden und sich dann über die Möglichkeiten informieren. Aber die Studenten haben auch ganz praktische Probleme: „Wo bekomme ich ein deutsches Bankkonto her?“ oder „Kann mich jemand zur Ausländerbehörde begleiten?“ Nach dem Auslandssemester gibt es in einigen Fällen noch eine Nachbetreuung, indem zum Beispiel Prüfungsergebnisse nachgeschickt werden. >>> uni-rostock.de/internationales/ Autorin: Anne Halbauer

erstag n n o D n e d Je t 10 % Rabat en* für Student

LEI

Lokale Erasmus-Initiative Die Lokale Erasmus-Initiative ist ein freiwilliger Zusammenschluss von 15 auslandserfahrenen Studenten, die sich um die Betreuung, Beratung und Information der ausländischen Gaststudenten kümmern. Hierbei greift die LEI dem Akademischen Auslandsamt (AAA) unter die Arme, da dieses mit den vorhandenen personellen und zeitlichen Ressourcen eine permanente intensive Beratung nicht leisten kann. Finanzielle und organisatorische Unterstützung erhält die LEI hierbei vom AAA, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem AStA. Die LEI bietet den Erasmus-Studenten neben einem stets offenen Ohr auch eine Reihe von Aktivi-

täten, um den Gaststudenten zu helfen, in Rostock Fuß zu fassen. So organisiert sie beispielsweise jeweils zum Semesterein- und -ausstand eine Party, bietet Stadtführungen sowie Stammtische an. Die Initiative ist zudem für alle Studenten, die bereits im Ausland waren oder gerne interkulturelles Flair genießen möchten, eine sehr gute Plattform, um mit Studenten aus aller Welt in Kontakt zu kommen.

* bei Vorlage eines gültigen Studentenausweises. Tabakwaren und Zeitschriften sowie alle Aktionsartikel sind von dem Rabatt ausgenommen. Pro Einkauf kann nur ein Rabatt gewährt werden, darum sind diese 10 % nicht mit eventuellen anderen Rabatten kombinierbar.

viv BioFrischeMarkt im Kröpeliner-Tor-Center · 18055 Rostock

Mo– Sa von 9–20 Uhr Backshop ab 8.00 Uhr

>>> lei-rostock.org/ Autorin: Charlotte Kohl

www.viv-biofrischemarkt.de


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lymeutsche O d r fü ld o ig G n, keit streite der zu wen m ie a s W . t rk r e o p Aufm Rads m unsere i, um dann u ping beim e o n rb D o . te ll r v a a t n b r e ß Fu ihn Spo rgen rgrund an populären techung im te s r e in e d H rb es kein Mo te le im h a e c d b n ri ä n s te a g d ä k it ie S ls v a h Sc en, itakti h die . bt zu werd che Freize ährend sic n le a e W g m . s n u o im Norden e a s r ik e n re n e is h g le fa li pio t il t d w n re u ttb ngs ln sich still n Bewegu den der Tri te in F n d te n is s u schmugge re n s e tion uch von sensa en. Vom S rd a o b te a ungestört k . ist S d Rollern boards un von ihnen e von Long in E en g r. n u h er e m en Schild

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Autor: Ole

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er ebenssti l, d ist es der L en er d an t. is m Zu verbu nden dem Sport it m ar lb u n m itte hon in ju n er opfern sc at Sk e ig e BretNicht wen tes fü r neu l ih r Erspar al n au f re h Ja ld gen u ngedu ig rt so behe, sitzen o u h Sp Sc n eise er lz ie d ter o as K li nge macht d arten au f d A ber was das gew , ch k si an t lb eu u u erfr der Sch Startsch ss u m ei nen dlich den iven at en rn en te sonders? Z n al ih ei nes ih rem en, das önen dan n lbrett reiten l ch mei ne Rol g ibt, u nd fr l, Handbal al n b le ß späol u F R er d m zu tn isse , von dem kön nen. Lichtverhäl Charakters ie d en m is b gel äu ie y, tr R b Hob ei nen ybal l nu r den ih nen ampf als n oder Vol le u tk st et d W en b fü er ten A af tsge h l, en iger d Gemei nsch orderder Sem iei steht w V as ab D er D st im . en en F er b ei nand vorsch ie ge u nd das en n die r das M it ber wer bei elten Erfol ü eh zi to el er eg lm Si ie eb se v B ei er d w im n icht g. Freidie sch ritt nar räu me A ntr ieb ist hen süchti si nd, ne A ngst. g ru nd; der reiheit mac r geöf fnet F ge te n ei et vo fü r ie l W d h ü m is Gef g ute pat het ch er n ü ber rn u nd K la dere, sond ht et was zu Gren zen te ic an at ie n d R as d en es an t et eb m Is heit? ei n u nst t? Nei n, er weitert ch Trick s kan n man che Sportar li emei nsa m lick lässt si en B G ch n sä ge en st ei en er n nt, abgeei ne neb beitet an . Au f den en mag. prolige Hol z ke ön nens, ar m ei K cken hören So h m . es n as ko d d re es n h er icht. Den aß am Fa ser, keine el len, woh sieht ei n fach Sp d u nd Was er, n n d en at h Sa an n icht fest st au , n d h n ei en sc u h as in rc R H ocker eute du sehen von genauerem ch die Rost la nu nter 20 L Doch bei det, u nd so geben si bieren m it in den Wal d en n k s U ar . en ao n ep h ze C at im Gren den Sk vorgesehen n n icht selten man ih n – dem daf ü r , wen n d Studente as it n er d u w m e t an h n ch ic li ei u n d it nd m au f Erk nSkater er, Jugen sich fü r- u der n gehen h len des Zwar n lagen. K ind en ra . so st gt eu , n fr en li en n d n ge ie dan n ssen sich Park zu fr ie ersten So 30. Versuch Treppen la em altplatz m h e ch ei gen ießen d sp li b ch A rt el o es W sp em d man s m it du ngstou r. verlei hen der kan n ch Contest Ja h res u nd m it jedem g ibt es au elche Gelän Leben. W er en d p ? je n u nd r am ge s ie R n h spri hel len ips, turn ch fiebert m it seinen eg ner n“ ssen sich fl la Eifer, jedo „G o n W te ? u g h en n g ri nd r mac en? sst sich vo oder ru nte g völl ig er n b m it u nd lä ru rü ie f, tz u la ndp ten, vom g rabs ra , was die E v iel zu bie at h t anspornen ad st t. s das Die Hanse werden läss t. Und fa ll r In nenstad z weitrang ig zu is b eben en an Haf , fä h rt m seit ig w ird n ei zu al ei n m gerne auch Berli n oder , rg u b am nach H beg ibt sich hagen u nd en p o K h mal nac Suche. dort au f die

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Stress, Burnout und Co

Stress. Jeder kennt ihn, jeder hasst ihn und vor allem: jeder hat ihn! Aber warum haben wir eigentlich Stress, wie kann man ihm vorbeugen und was kann man tun, wenn alle Präventivmaßnahmen schon längst gescheitert sind? Autor: Marcel Dittmann begab sich zur psychologischen Beratung. Illustration: Hannes Falke

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ls Maria endlich ihr Abitur in der Tasche hatte, war klar, wie ihr Weg weitergehen würde: Studium an der Universität. Vonseiten der Hochschule gab es dabei auch keinerlei Probleme und Maria konnte ohne große Schwierigkeiten ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre zum Wintersemester aufnehmen. Ein ganz normaler Werdegang also? Fast. Einige Wochen nach Studienantritt wird Maria von ihrem Freund verlassen. Die genauen Gründe erfährt sie nicht, sie weiß nur, dass er wohl eine andere für sich entdeckt hat. Maria ist am Boden zerstört, muss Weihnachten allein verbringen, vernachlässigt das Studium. Dann erst bemerkt sie, dass die Prüfungen näherkommen und sie bekommt Angst, nicht nur in der Liebe, sondern auch in der Karriere zu versagen. Also versucht sie zu retten, was zu retten ist, und lernt bis zum Äußersten, wissend, dass bald die Prüfungen anstehen. Doch dabei ignoriert sie die Bedürfnisse ihres Körpers. Zum Schlafen, Essen und vor allem zum Trinken kommt sie nicht. Nach knapp zwei Wochen erhält sie von ihrem Körper dafür die Quittung: Ihre Ohren beginnen, ein penetrantes Piepen wahrzunehmen, welches außer ihr niemand sonst hört.

Tinnitus. Der Beziehungsschmerz und der Prüfungsstress, welchem Maria sich ausgesetzt hat, und dann noch der Flüssigkeitsmangel führten dazu, dass sie körperliche Schäden davongetragen hat, die ihren Gesamtzustand noch weiter verschlechtern. Maria kann sich nicht mehr konzentrieren, bekommt Panikattacken, weil sie mit dem Geräusch im Ohr nicht umgehen kann, und die Ärzte können ihr kaum helfen. Sie fällt durch alle Prüfungen, und nur wenn sie großes Glück hat, wird der Tinnitus wieder verschwinden … Auch Thomas hat sich für den Hochschulbildungsweg entschieden. Im Gegensatz zu Maria schloss er sein Abitur allerdings mit Bestnote ab. Daher war er sich sicher, dass er auch an der Uni ähnliche Erfolge erzielen würde. Schnell wird Thomas klar, dass die Stofffülle an der Uni erheblich größer ist als während des Abiturs. Daher kompensiert er dies mit erhöhtem Lernaufwand. Als dann die ersten Prüfungen anstehen, wird er allerdings durch eine Krankheit aus der Bahn geworfen, sodass er einige Prüfungstermine nicht wahrnehmen kann. Auch wenn er die verbliebenen Klausuren mit Bravour besteht, ist ihm klar, dass er im folgenden Semester die verpassten Prüfungen nachholen muss und daher zusätzlichen Aufwand hat. Während er zuerst ohne

größere Probleme den erforderlichen Aufwand bewältigt, wird ihm später bei den sich erneut nähernden Prüfungen bewusst, dass sein Einsatz nicht ausreicht, wenn er weiterhin Bestnoten erreichen will. Um dem entgegenzuwirken, beschließt Thomas, seinen Lernaufwand zu erhöhen: Er reduziert seinen Schlaf, gönnt sich weniger Pausen und vernachlässigt außeruniversitäre Interessen. Als sein Körper erste Auswirkungen dieser Lebensweise in Form von Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten zeigt, steuert er dem mit exzessiven Mengen Koffein und Taurin entgegen, da er sich nicht durch körperliches Unwohlsein vom Lernen ablenken lassen will. Dass er seinen Körper damit noch mehr schwächt, bemerkt er nicht. Kurz vor den Prüfungen erleidet Thomas dann einen Kreislaufzusammenbruch … Beide Geschichten sind zwar fiktiv, aber die darin beschriebenen Ereignisse und vor allem die Resultate sind real. Genauer gesagt, sie beruhen auf tatsächlichen Berichten und Schilderungen, die ich während meiner Recherche erhalten habe. Wahrscheinlich kann jeder etwas mit dem Begriff Stress anfangen. Aber nur wenigen ist bekannt, dass es zwei Formen davon gibt: Zum ei-

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Anke Wichmann (Dipl.-Lehrerin; Dipl.-Soz.päd./Soz.arb.)

ist psychosoziale Beraterin beim Studentenwerk Rostock und verfügt neben ihrer jahrelangen Berufserfahrung als solche über eine Ausbildung in systemisch-lösungsorientierter Familientherapie und Beratung. Sie ist in ihrem Büro in der St.-Georg-Straße 104–107, Zimmer 108 a zu folgenden Sprechzeiten anzutreffen: Di. 14–17 Uhr, Do. 10–12 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Tipp!

Außerdem ist sie unter der Telefonnummer 0381-4592-640 und unter der folgenden E-Mail-Adresse zu erreichen: anke.wichmann@studentenwerk-rostock.de.

Die dritte Veranstaltung der Beratungsreihe des ZLB für Lehramtsstudierende: "Beratung zur Lehrer/-innengesundheit: Stressbewältigung, Krankenversicherung/ Berufsunfähigkeit" 14.05.2013 | 17:30-19:30 Uhr HS 323, Ulmenstraße 69, Haus 1 >>> zlb.uni-rostock.de

nen den auch als „positiven Stress“ bezeichneten Eustress und zum anderen den negativen Disstress. Der Eustress wird als positiv bezeichnet, weil er durch Glücksmomente verursacht wird und den Menschen anspornt und motiviert. Der Disstress hingegen ist die typische unangenehme Form, die einen nicht zur Ruhe kommen lässt und nach zu langem Andauern sowohl den Körper als auch die Psyche beschädigt. Der Eustress wird nur dann ein Problem, wenn die Motivation überhandnimmt und eigentliche Glücksmomente nicht mehr als solche, sondern als Standard verstanden werden. Dadurch mutiert der Eustress zum Disstress. Dies ist z. B. in unserer zweiten einleitenden Geschichte dargestellt. Der Disstress, also der „Klassiker“, ist jedoch das weitaus größere Problem. Der größte Stressverursacher der Rostocker Studenten ist der Prüfungsdruck. Nach Aussage von Frau Anke Wichmann (siehe Infokreise), ist die Angst der Studenten vor den Prüfungen aber nicht einfach nur der Hauptgrund für einen Besuch bei ihr; die Zahl der Ratsuchenden hat seit mehreren Jahren eine steigende Tendenz. Grund dafür sind wahrscheinlich vor allem der Bologna-Prozess, welcher das Bachelor- und Master-

studium einführte, und die Tatsache, dass viele Studenten ernsthaft darüber nachdenken müssen, wie sie ihr Studium finanzieren können, da nicht alle von ihnen BAföG erhalten bzw. das BAföG allein für den Lebensunterhalt nicht ausreicht oder keine Zeit für studienfinanzierende Erwerbstätigkeit bleibt. Als weiteren Grund für einen Besuch bei ihr nannte Frau Wichmann überdies private, vor allem Beziehungsprobleme. Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, ist es wichtig, einen Ausgleich für sich zu finden. Fachleute sprechen hierbei von der Work-Life-Balance. Zumeist ist es hilfreich, sich selbst frühzeitig zu reflektieren und abzuschätzen, welche Konflikte unvermeidbar und welche selbst produziert sind. Ein beispielsweise selbst provozierter Lern- und Leistungsdruck ist vermeidbar, indem frühzeitig angemessene Arbeitstechniken entwickelt werden. Mangelnde Motivation könnte beispielsweise über geeignete Lerngruppen kompensiert werden. Ebenso förderlich ist es, sich Pausen zu gönnen und Zeit für seine persönlichen Interessen zu nehmen. Dabei kann man beispielsweise vom Angebot des Hochschulsports oder der Kulturwerkstatt des Studentenwerkes Gebrauch machen.

Wenn es aber bereits zu spät sein sollte, keine der zuvor aufgeführten Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation beiträgt oder einfach nur eine Hilfestellung zur allgemeinen Stressbewältigung gesucht wird, steht Frau Wichmann gern mit Rat und Tat zur Seite. Bei ihr können Probleme geschildert sowie bewertet und darauf aufbauend die Gesamtsituation eingeschätzt werden. Anhand dieser klärenden Beurteilung kann das weitere Vorgehen bestimmt werden. Dazu können beispielsweise auch Empfehlungen für Workshops gehören, die zur Kompetenzerweiterung beitragen. Über die Beratung mit Frau Wichmann – je nach Bedarf einmalig oder wiederholt – kann auch der Weg zu den Campus-Psychologen bzw. zu niedergelassenen Therapeuten gefunden werden. Es gibt also Möglichkeiten, die zur Problembewältigung beisteuern können, falls einem das Studium, die Arbeit oder auch das Privatleben über den Kopf zu wachsen droht. Dabei ist nur entscheidend, dass die Hilfe rechtzeitig in Anspruch genommen wird, um zu verhindern, dass die Gesundheit geschädigt wird und man womöglich ein Leben lang beeinträchtigt ist.


POLITIK Deadline im heuler-Büro: Fotos sind geschossen, Grafiken gestaltet und die Texte redigiert. Doch da fällt uns auf: Der Platz reicht nicht aus, um alle interessanten Themen unterzubringen. Genau wie Politiker müssen auch wir die Kunst der Kompromisse erlernen und so entscheiden wir uns schweren Herzens für einige Streichungen. Letztendlich gelingt es uns, ein Puzzle aus Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukünftigem zu basteln. Lest selbst, auf den nächsten Seiten! Theresia Ziegs und Ole Schulz

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Unis kompensieren ihre Ausgaben für Forschungsprojekte unter anderem aus Drittmitteln von Unternehmern. Dies ist nicht ganz unbedenklich, da private Interessen die Unabhängigkeit der Wissenschaft gefährden können.

Autorin: Maria Annemüller weiß, dass Wirtschaft nicht immer Wissen schafft.

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orschung ist frei, aus Liebe zur Wissenschaft. Zumindest ist man davon überzeugt. Aber stimmt das? Die Beziehungen, die Universitäten aus finanziellen Gründen zu Unternehmen aufbauen, sind selten transparent. Doch die Internetseite hochschulwatch.de will das nun ändern. Hier werden jene Verbindungen aufgezeigt, durch die bestimmte Forschungsprojekte gefördert werden. Bislang sind die jeweiligen Unterstützer und die Geldmittel aus dem Jahr 2010 aufgelistet. Auch zur Uni Rostock, zur Hochschule für Musik und Theater Rostock und zur medizinischen Fakultät der Uni Rostock gibt es Wiki-Einträge. Da die Funktionsweise der Website ähnlich der von Wikipedia und WikiLeaks ist, deren Einträge von Lesern gestaltet werden, hängt auch der zukünftige Erfolg des noch jungen Projektes von der Mithilfe der Besucher ab. Jeder Eintrag wird vor Veröffentlichung von der „taz. die tageszeitung“ geprüft, womit die Seriosität der Seite gesichert werden soll. Dennoch ist es möglich, dass sich auch Hochschulwatch zu einer Plattform entwickelt, die in akademischen Kreisen unbeliebt ist. Zu viele Projekte sind auf private Mittel angewiesen und aufgrund schlechter Publizität könnten diese schnell wegfallen. Trotzdem ist es wichtig, dass sich nun eine Website diesem komplexen Thema widmet. Denn Durchschaubarkeit ist in einem folgenschweren Bereich wie der Forschung, deren Ergebnisse die ganze Bevölkerung betreffen, unabdingbar.

Welcher Vorteil springt für wirtschaftliche Unternehmen dabei heraus? Da die Gelder nicht allein aus Gutmütigkeit fließen, liegt die Vermutung nahe, dass besonders Projekte gefördert werden, deren Ergebnisse den Investoren zugutekommen. Doch wie frei ist dann noch die Wahl der Forschungsgebiete? Auch die Universität Rostock, das Klinikum ausgeschlossen, erhielt laut Hochschulwatch im Jahr 2010 mehr als fünf Millionen Euro aus der Wirtschaft im gewerblichen Bereich. Mittel, die das Land nicht aufbringt, auf die jedoch nicht ohne Weiteres verzichtet werden kann. So führt, wie so oft im Leben, finanzielle Not zum moralischen Konflikt. Neben der linksgerichteten taz wird die Website unterstützt vom freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) und Transparency International Deutschland. Mehr Transparenz und unabhängige Forschungsarbeit, das sind ihre Forderungen. >>> hochschulwatch.de


Haushaltssicherungskonzept

Vom hohen Preis der lokalen Demokratie Zahlen sind nicht jedermanns Sache und im Wirrwarr eines kommunalen Haushaltsplanes durchzusehen stellt für Laien eine erhebliche Herausforderung dar. Fakt ist aber, dass uns im politischen Bereich kaum etwas so direkt betrifft wie die finanzielle Misere der Stadt, in der wir leben. Von den Mieten einer WIRO-Wohnung, dem Besuch im Schwimmbad, der Stadtbibliothek oder dem Theater bis hin zu den Parkgebühren und den Kosten des Semestertickets: Alles steht und fällt mit dem kommunalen Haushalt. Autor: Henning Wüstemann will bald schreiben, wie lebendige Demokratie von unten funktioniert.

Die Finanzsituation der Hansestadt Rostock ist schlecht. Das ist nicht neu, aber trotzdem verwunderlich, denn seit einigen Jahren hört man immer wieder Jubelmeldungen, was die Entwicklung der Stadt angeht. So gehört Rostock zu den wenigen Kommunen im Land, deren Bevölkerungszahl steigt. Darüber hinaus sinkt die Arbeitslosenquote ausgehend von einem hohen Niveau seit Jahren und die Wirtschaftskraft steigt. Trotzdem hat Rostock seit 2001 keinen ausgeglichenen Haushalt mehr und steht damit unter der Aufsicht des Landes. Rostock muss deshalb als Auflage ein Haushaltssicherungskonzept (HaSiKo) erstellen, um zu zeigen, wie das Defizit mittelfristig abgebaut werden kann. Die Ursachen der Rostocker Finanzmisere liegen zunächst in den vielen Fehlern der Vergangenheit. Manchmal will Rostock einfach nicht Provinz sein, sondern lieber Regiopole im baltischen Raum. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat sich Rostock unter OB Pöker (1995–2004) allerhand Großes zugemutet, von der IGA 2003 über die Bewerbung zusammen mit Leipzig um die Olympischen Sommerspiele 2012, die dann nach London gingen, bis hin zur Subventionierung des privaten Warnow-

tunnels. 2004 summierten sich die Schulden im Vermögenshaushalt auf 214 Mio. Euro, dazu kamen kurzfristige Kassenkredite von 210 Mio. Euro, insgesamt also über 400 Mio. Euro Schulden. Die Investitionen in Rostocks Weltgeltung allein erklären aber nicht, dass deutschlandweit Kommunen unter einem Berg von Schulden zu ersticken drohen. So heißt es im Bericht des Städtetages 2012: „Es schreit zum Himmel, wenn Kommunen derzeit mehr als 44 Milliarden Euro kurzfristige Kassenkredite brauchen. Ohne diese explosionsartig gestiegenen Überziehungskredite können viele Städte laufende Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr erbringen oder Altdefizite nicht mehr ausgleichen.“ Während Deutschland in Europa als fiskalischer Musterknabe dasteht, scheint es für viele Kommunen keinen Ausweg mehr aus der Schuldenspirale zu geben. Für dieses Paradoxon kennt der Volksmund einen einfachen Grund: „Scheiße fällt immer nach unten.“ Es ist ein offenes Geheimnis, dass die kommunalen Haushalte ein strukturelles Problem haben, das im Wesentlichen dadurch verursacht wird, dass immer mehr Aufgaben und Lasten, insbesondere im sozialen Bereich, durch

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Entscheidungen des Bundes auf die Kommunen übertragen wurden, ohne dass der Bund die entsprechenden Mittel dafür zur Verfügung stellt. So betrugen im Jahr 2012 die Ausgaben für soziale Sicherung im Rostocker Haushalt 218 Mio. Euro, 224 Mio. Euro im Jahr 2013 und sie steigen bis 2016 voraussichtlich auf 233 Mio. Euro. Diese Ausgabensteigerungen ohne eine adäquate Deckung sind der Hauptgrund für die chronische Finanzmisere der Kommunen. Eigentlich gilt für einen funktionierenden Föderalismus das Konnexitätsprinzip. Das bedeutet, dass der Bund, wenn er dem Land Aufgaben überträgt, auch für deren Finanzierung aufkommen muss. Dieses Prinzip gilt aber nicht bei der Übertragung von Aufgaben vom Bund auf die Kommunen. Sie sind das letzte Glied in der Kette und haben kaum Möglichkeiten, sich gegen Entscheidungen der höheren Ebenen zu wehren. Hier müsste eingegriffen werden und das Konnexitätsprinzip auch für die Aufgabenverteilung vom Bund auf die Kommunen eingeführt werden. Die vorläufige Antwort auf die Defizite heißt Haushaltssicherungskonzept. Da man an den Pflichtaufgaben, die Rostock durch Bund und Land

übertragen wurden, nicht sparen kann, bleiben nur Kürzungen bei den sogenannten „freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben“ und Einnahmesteigerungen. Um sich die Verhältnisse vor Augen zu führen: Im Haushalt 2012 betrugen die Pflichtaufgaben im Haushalt von Rostock 475,1 Mio. Euro. In diesem Bereich gibt es kaum Entscheidungsspielräume der Kommune. Die freiwilligen Aufgaben betrugen 38,9 Mio. Euro. Das ist der Bereich, in dem Rostock nach Belieben kürzen kann. Das aktuelle Haushaltssicherungskonzept sieht in den nächsten Jahren Kürzungen im Bereich der Jugendhilfe, bei den Stadtbibliotheken, den Zuschüssen fürs Volkstheater, den freien Kulturträgern, dem Zoo, dem Konservatorium u. v. a. vor. Die Einnahmeerhöhungen sollen zu wesentlichen Teilen durch höhere Ausschüttungen der städtischen Unternehmen an die Hansestadt realisiert werden. Insbesondere die WIRO soll in den nächsten Jahren deutlich mehr Geld an die Hansestadt abführen (20 Mio. Euro). Aber auch die Hafengesellschaft, das Südstadtklinikum und die RVV, eine stadteigene Holding, zu der unter anderem die Stadtwerke und die RSAG gehören, sollen mehr zahlen. Darüber hinaus ist die Erhöhung der

Grundsteuer, der Hundesteuer und beispielsweise der Parkgebühren geplant. Über jede einzelne Maßnahme könnte man sich sicherlich streiten. Betrachtet man das Gesamtbild, muss man allerdings feststellen, dass es hier nicht nur um die Zukunft des Theaters oder die ohnehin schon hohen Mieten in Rostock geht. Demokratie kann es nur da geben, wo es auch Entscheidungsspielräume gibt. Nicht umsonst ist das Haushaltsrecht das Königsrecht eines jeden Parlamentes. Rostock hat dieses Recht schon lange verloren, wenn es nur noch darum geht, wo gekürzt werden kann. Damit ist auch ein Stück Demokratie verloren gegangen, ausgerechnet an der Stelle, wo Politik und Lebenswelt am dichtesten aufeinandertreffen: hier in unserer Stadt. Zur Lösung der Probleme reicht Kommunalpolitik und ein noch so ehrgeiziges Haushaltssicherungskonzept nicht aus. Es handelt sich um ein strukturelles Problem. Bürger und Politiker auf allen Ebenen müssen sich endlich der Bedeutung kommunaler Politik und direkter Demokratie vor Ort bewusst werden. Eine lebendige Demokratie kann nur von unten funktionieren.


Leidkulturen Vom Aussterben der alternativen Kultur in Rostock

Es ist schon wieder passiert, ganz still und leise. Ein weiteres Rostocker Kulturprojekt ist einfach verschwunden. Das alte Trafohäuschen mit dem ganz besonderen alternativen Charme, ansässig in der KurtDunkelmann-Straße 10, musste dichtmachen. Die Rede ist vom Polyvolt. Autor: Reik Wachtel fordert Alternativen für die Alternativen.

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ie WIRO hat den Mietvertrag mit dem Rostocker Kunst- und Kulturverein Palette e. V. zum 3. Januar dieses Jahres gekündigt. Ein Investor hat das lukrative Grundstück und damit das darauf befindliche Gebäude gekauft und will an der Stelle nun einen Archivkomplex entstehen lassen. Bei dem sogenannten Polyvolt handelte es sich um eine Gruppe ambitionierter junger Leute, die mit dem Grundgedanken, emanzipatorisch zu wirken, ein politisches Freiraumprojekt in Rostock etablieren wollten. Zusammen mit dem Palette e. V. entstand in den Räumen des für lange Zeit leer stehenden Trafohäuschens am Werftdreieck eine Reihe von vielfältigen Angeboten: Politische Vorträge, Kunstprojekte, Konzerte, Kino, Partys und sogar gemeinsames Kochen (Volxsküche) fanden hier statt. Doch diesen Möglichkeiten zur Selbstentfaltung ist jetzt vorerst ein Riegel vorgeschoben worden. Trotz mehrerer Streitgespräche ist, außer zwei Verschiebungen des Auszugstermins, keine Einigung erfolgt. Die Stilllegung des Projekts war unvermeidlich.

Mit dieser unfreiwilligen Räumung wird ein trauriger Trend sichtbar: Der langwierige Neubau des JAZ (Jugend Alternativ Zentrum Rostock e. V.), die Schließung des Meli-Clubs, das vorläufige Fehlen der Stubnitz und eben jetzt auch der Rausschmiss des Polyvolts und des Palette e. V. – die Liste der zurzeit fehlenden Kulturstätten wird länger und länger. Und auch wenn das Projekt mit der Popularität der anderen noch nicht mithalten konnte, wohl auch, weil es sich noch ein wenig in den Kinderschuhen befand, wird nicht zuletzt mit dieser Schließung der Riss in der alternativen Jugend- und Kulturlandschaft Rostocks immer deutlicher. Dennoch geben die engagierten Ehrenamtler vom Polyvolt noch nicht auf. Öffentlichkeitsarbeit und Stadtanfragen sollen die Suche nach brauchbaren Räumlichkeiten voranbringen. Außerdem ist ein weiteres Projekt namens „SEMA“ (StadtEntwicklung Mal Anders) in Überlegung. So hoffen wir auf dementsprechend gute Neuigkeiten in naher Zukunft, die die bleibende Angst vor dem Aussterben der alternativen Kulturszene in Rostock mindern, gar beseitigen können.

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© Ton Koene

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„Ich l Ich w ebe vom ill, da Wider sp ss ma n ,Ne ruch. in‘ sa gt.“

„Ich lasse mir nicht den Mund verbieten, nur weil jemand sagt: ,Oh, ich fühl mich angegriffen.‘“

Provokateur, Althistoriker, Fossil mit überlangen Zähnen:

Professor Egon Flaig im Gespräch Professor Egon Flaig polarisiert: Die einen schätzen den Rostocker Geschichtswissenschaftler als Kenner seines Faches und genialen Didaktiker, die anderen verorten in ihm eine rechte Gesinnung und meiden seine Veranstaltungen. Die Studierendenschaft scheint gespalten – und sprachlos. Autoren: Annika Riepe und Alex Hintze trinken dasselbe, denken unterschiedlich. Oder auch nicht?

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nde Oktober des vergangenen Jahres tauchte an verschiedenen Stellen der Rostocker Uni ein Flyer der Initiative „Campus Antifa“ auf, in dem den Verantwortlichen des Studiengangs Alte Geschichte Fremden- und Frauenfeindlichkeit sowie Islamophobie vorgeworfen wird. So lehre in Person von Prof. Flaig ein Experte in „Populismus und Demagogie“ am Heinrich Schliemann-Institut. Ziel des Studienganges sei es, „ein Verständnis für die dauerhaften Errungenschaften, die bis heute die Überlegenheit des Abendlandes begründen“, zu erwerben und „politische Sachverhalte so darzustellen, dass die vermittelten Botschaften gegenüber potentiellen Kritikern unverfänglich erscheinen“. Diese als universitäre Broschüre getarnte Anschuldigung erreichte auch die heuler-Redaktion,

ging jedoch zunächst unter – zu unscheinbar war ihre Aufmachung, zu schnell waren die Flyer wieder verschwunden. Einige Wochen später hörten wir die Vorwürfe zum zweiten Mal, als ein Mitglied des StudentINNenrats (StuRa) während einer Sitzung nach dem Stand der Dinge fragte. Wir horchten auf. Allerdings wurde dem Thema auch dort keine größere Aufmerksamkeit zuteil. StuRaPräsident Björn Hertle wiegelte ab: Es gebe bislang keine offiziellen Aussagen oder Beschwerden von studentischer Seite, man suche noch nach Betroffenen. Zudem stellte er den Erfolg von Aktivitäten in Frage, da Prof. Flaig eine hohe Reputation an der Uni genieße und ohnehin in zwei Jahren emeritiert werden würde. Der Rektor sei jedoch von dem Fall in Kenntnis gesetzt, allerdings sehe auch er bisher keine Handhabe. Wir bekamen zunehmend den Eindruck, dass hier ein schwerwiegendes Problem bestand, das verharmlost und vernachlässigt wurde. In den folgenden Wochen versuchten wir, uns selbst einen Eindruck zu verschaffen, indem wir uns in die Schriften von und über Prof. Flaig einlasen und Gespräche mit Gremien- und Gruppenvertretern führten, von denen Aufklärung und Initiative zu erwarten war. Schnell stießen wir auf Flaig'sche Aussagen, die mindestens im ersten Moment oder aus dem Kontext gerissen den Atem stocken lassen – „Der Holocaust ist so singulär wie der Rotz in meinem Taschentuch“ ist wohl die am häufigsten zitierte unter ihnen. Auf der anderen Seite ergab sich vor uns das Bild einer Mauer aus unterlassener Kommunikation und massiven Verständigungsproblemen.

Der Fachschaftsrat des Heinrich SchliemannInstituts FIdA, der sich mittels eines offenen Briefes scharf von den Anschuldigungen der Campus Antifa distanziert hatte, da er darin das ganze Institut inklusive seiner Studierenden angegriffen sah, wisse nichts von Problemen mit dem Professor und komme selbst gut mit diesem aus. Dagegen spüre es der Fachschaftsrat des Historischen Instituts, die FaIGe, durchaus unter der Oberfläche der Studierendenschaft massiv brodeln, habe jedoch keine offiziellen Beschwerden, die ihn zum Handeln anregten. Der Fachschaftsrat könne nur „reagieren, nicht agieren“. Durchaus offen wie deutlich kritisieren die Mitglieder der Juso-Hochschulgruppe Prof. Flaig für dessen Veröffentlichungen, aber auch für seine Lehre. Sie fordern etwa, dass er seine Lehrveranstaltungen nicht als Bühne für persönliche politische Ansichten nutze. Ähnliches hörten wir wiederholt von vereinzelten Geschichtsstudierenden – genau wie die Gegenmeinung. Viele sind der Ansicht, dass der Professor schlicht missverstanden werde, dass er durch Provokationen zum Denken anregen wolle. Wer dies nicht verstehe und ihn kritisiere, höre nicht hin. Was alle Parteien eint, ist eine nicht zu verleugnende Sprachlosigkeit: Betroffene Studierende wenden sich nicht an ihre Vertreter, FIdA und FaIGe sprechen sich nicht ab und überhaupt niemand tritt an Prof. Flaig heran und bittet ihn um eine Stellungnahme. Höchste Zeit, dies nachzuholen, finden wir. Im Anschluss an ein persönliches Gespräch erhoffen wir uns größeres Verständnis – möge dieses zu Kommunikationsbereitschaft von allen Seiten und fundierter sowie konstruktiver Kritik führen.

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Herr Professor Flaig, was sehen Sie als Inhalt Ihres Lehrauftrages? Prof. Flaig: Der Lehrauftrag beinhaltet für mich, der jüngeren Generation darin beizustehen, ein kulturelles Gedächtnis zu erwerben, in dessen Zentrum die Besinnung auf die Grundlagen der europäischen Kultur steht: erstens die enorme Bedeutung der Menschenrechte, zweitens die Bedeutung einer republikanischen Lebensordnung, einer radikal-demokratischen, direkt-demokratischen, die mir ja sehr am Herzen liegt. Und drittens die Rolle der Wahrheit in der Auseinandersetzung zwischen Menschen und des Bezugs auf die Wissenschaft als des Gradmessers von Wahrheit. Das heißt, Ziel Ihrer Lehrveranstaltung ist nicht Wissensvermittlung, sondern Wertevermittlung? Nein, beides! Wertevermittlung unbedingt. Wissensvermittlung deswegen, weil ohne Wissen Diskussionen meistens ins Leere laufen. Man kann Werte nicht vermitteln, ohne gleichzeitig einen Hintergrund mitzuliefern, innerhalb dessen diese Werte relevant geworden sind. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn Sie nicht wissen, wie entscheidend es ist, den Artikel 1 der Menschenrechte hochzuhalten, wenn Sie nur wissen, der Artikel 1 ist wichtig, aber nicht wissen, warum, dann werden Sie heute akzeptieren, dass die Burka in Europa getragen wird und die Gleichheit der Geschlechter langsam verschwindet. Morgen werden Sie akzeptieren, dass sich Menschen in die Sklaverei verkaufen. Also, der Wert wird erst durch ein Minimum an kulturellem Wissen stabilisiert, das uns bewusst macht, warum dieser Wert unbedingt verteidigt werden muss. Dient damit die Geschichtswissenschaft der Erinnerung an schlechte Bespiele? Auch der, insofern schlechte Beispiele

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in der Geschichte Warnschilder, Verbotsschilder sind. Stellen Sie sich vor, wir hätten eine Vergangenheit ohne Verbotsschilder. Eine solche Vergangenheit wäre ein Roman, eine Anekdotensammlung, aber sie hätte im Grunde genommen keine Relevanz für unsere Orientierung und für unser Handeln. Erst durch die Verbotsschilder wird klar, dass moralische Dimensionen auf dem Spiele stehen. Indes, Sie brauchen zusätzlich positive Orientierungspunkte, sozusagen Landmarken in der Vergangenheit, an denen man sich misst, ohne dass man sie idealisiert. So etwas wie das römische Recht. Vierzehn Mal kommt der Satz darin vor: „Alle Menschen sind von Natur aus gleich und frei.“ Ein fundamentaler Satz, wenn es um die Abschaffung der Sklaverei geht, denn Sie brauchen nur das Naturrecht höher zu stellen als das gesetzte Recht und bekommen ein Riesenproblem mit Sklaverei. Wenn Sie das nicht tun, wenn Sie sagen, wie es ebenfalls die Römer taten, das Kulturrecht stehe höher als das Naturrecht, dann lässt sich sehr gut mit Sklaverei leben. Aber wenn man sagt, das Naturrecht sei eine übergeordnete Norm, wird Sklaverei problematisch. Es ist interessant, dass nur die westliche Kultur die Sklaverei abgeschafft hat. Das ist die einzige Kultur, die die Abschaffung der Sklaverei auf ihr Banner geschrieben hat und mit einem ungeheuren militärischen und politischen Aufwand durchgesetzt hat. Gegen einen ungeheuren Widerstand anderer Kulturen. Sie behandeln also diese Landmarken in der Alten Geschichte, um anhand dieser moralisches Denken zu vermitteln? Wäre dies nicht in einem anderen Fach wie Ethik besser aufgehoben? Moral ist nicht mein Thema. Mein Thema ist kulturelles Gedächtnis, und das heißt politische Orientierung sowie kulturelle Orientierung in einer sich sehr rasch wandelnden Welt. Ich

kann in hohem Maße dazu beitragen, den Rahmen abzustecken, innerhalb dessen moralische Fragen überhaupt relevant werden. Wenn Ihnen zum Beispiel verboten würde, darüber nachzudenken, wie man gegen Sklaverei vorgeht, weil Sklaverei eventuell gottgegeben ist oder nicht infrage gestellt werden darf, dann stellen sich moralische Fragen anders. Ich möchte aber, dass wir niemals mehr in eine Situation zurückfallen, in der die Frage der Sklaverei keine radikal-moralische ist. Ich will nicht, dass sie eines Tages wieder zu einer politischen oder militärischen Frage wird. Wie viel Tagespolitik halten Sie in Vorlesungen zur Alten Geschichte für angebracht? So wenig wie möglich. Es sei denn, es drängen sich aufgrund der gegenwärtigen Ereignisse Themen auf, wie die Notwendigkeit von Volksentscheiden, da fühle ich mich direkt aufgerufen, etwas zu sagen. Ich als jemand, der die direkte Demokratie glühend liebt und verteidigt und sie auch unentwegt thematisiert, fühle mich in die Pflicht genommen, wenn ich in Zeitungen relativ unkompetente Meinungen zu Volksentscheiden zu lesen bekomme. Ich bin aber auch genauso gehalten, zu schweigen, wo ich nicht kompetent bin und wo andere Historiker das Sagen haben sollen. Wie viel von dem, was Sie in Ihren Vorlesungen sagen, zum Beispiel über direkte Demokratie, ist Meinung und wie viel ist wissenschaftlich belegter Fakt? Das unterscheide ich immer klipp und klar. Ich sage immer: „Das ist jetzt meine Meinung.“ Ich trete sozusagen einen Schritt vom Katheter zurück und sage: „Ich muss dazu etwas sagen, das kann ich nicht unkommentiert lassen.“ In diesem Augenblick weiß der ganze Vorlesungssaal: „Jetzt spricht er nicht ex cathedra, jetzt spricht er als ein engagierter In-

tellektueller.“ Das Recht, ein solcher zu sein, habe ich mir nie abstreiten lassen. Auch in Zukunft möchte ich das für mich ungestraft beanspruchen dürfen und, mein Gott, wenn gestraft, dann eben gestraft. Ich lasse es mir trotzdem nicht nehmen. Das heißt, das machen Sie, weil Sie mit Ihren Meinungen nicht an sich halten können? Das kann auch heißen, dass man sich Grenzüberschreitungen erlaubt, die unüblich sind oder in so einer Häufigkeit auftreten, dass die Zuhörer es sehr seltsam finden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das immer nur dann auffällt, wenn man nicht Mainstream ist. Es fällt immer dann auf, wenn man das sagt, was niemand hören will oder was niemand erwartet. Und deshalb bin ich nun mal dafür bekannt, dass ich Dinge sage, die sehr wenig erwartet werden oder nicht erwünscht sind. Gefallen Sie sich in der Rolle als Provokateur? Ja, sehr! Ich lebe vom Widerspruch. Ich will, dass man „Nein“ sagt. Unbedingt. Wie oft wird in Ihren Lehrveranstaltungen „Nein“ gesagt? Zu wenig. Zu wenig. Liegt das an Ihnen oder an Ihren Studierenden? Es liegt an einer Generationenverschiedenheit. Meine Generation, die 68er- und Nach-68er-, war eine sehr verbiesterte Generation, sehr auf Konfrontation und Polemik aus. Die heutige Generation ist dagegen extrem freundlich und nett. Ich werde wahrscheinlich wahrgenommen wie ein Fossil mit überlangen Zähnen und Klauen. Ich wirke zu einschüchternd. Ich kann aber nichts dafür. Es ist sozusagen eine Last, die ich mit mir rumtrage und die aus der 68erGeneration stammt.


Wie sollte ein Studierender in Ihrer Idealvorstellung sein? [Einige Sekunden nachdenkliches Schweigen.] Seltsam, dass ich jetzt nicht spontan antworten kann, obwohl ich im Grunde genommen seit über 25 Jahren dieses Idealbild vor Augen habe. Also, das Idealbild wäre erstens: Ich möchte junge Menschen, die Selbstachtung haben. Selbstachtung heißt: Weil sie sich selber achten, achten sie auch das, was sie selber tun. Das ist keine Belanglosigkeit, auf die sie sich einlassen, vielleicht aus Verzweiflung, aus Notwendigkeit und aus Getriebensein, Alternativlosigkeit, sondern es ist eine Entscheidung, die mit glühendem Herzen gefasst werden muss. Die intensive Beschäftigung mit dem Wissen kommt dann von alleine. Ich geb' dafür nur Anregungen. Und das dritte ist, in und auf eigenen Wegen zu denken. Wenn ich da helfen kann, helfe ich, wo ich kann. Glauben Sie, dass der Studierende das eigene Denken Ihnen gegenüber formulieren würde? Selbst wenn Sie zurücktreten von Ihrem Pult, bleiben Sie immer der Herr Professor, von dem er oder sie abhängig ist. Ich kann das hierarchische Gefälle nicht auflösen, das ist gegeben mit der Universität. Die Universität ist eine Bildungsanstalt, in der arrivierte ältere Damen oder Herren jüngere unterrichten, aber auch bilden. Es hat keinen Sinn, es den Studierenden leicht zu machen und zu sagen, ich nehme mich so weit zurück wie nur möglich. Ich vertrete genau die entgegengesetzte Meinung: Sie müssen mich als Person – und ich bin eine sehr massive Person – ertragen lernen, um dagegen anzuwachsen. Ich denke, dass ich in Streitgesprächen das Hierarchiegefälle dennoch abbauen kann, solange man auf der Argumentationsebene bleibt. Ich kann es aber prinzipiell nicht beseitigen. Ich muss darauf vertrauen, dass der- oder diejenige den Mut hat, mir zu widersprechen, und weiß, dass das in keiner Weise in die Benotung eingehen wird. Ist Politik Bürgerpflicht? Werfen Sie einem unpolitischen Studierenden sein Desinteresse vor? Meine spontane Antwort zu Politik als Bürgerpflicht lautet: Ja. Aber meine vernünftige Antwort lautet: Das darf es nicht werden. Es sollte ein innerer Drang sein, eine innere Verpflichtung, sozusagen ein kategorischer-moralischer Imperativ. Aber es darf nicht zur Pflicht werden, das führt zu nichts

Gutem. Ich war eine Zeitlang selbst sehr unpolitisch, geradezu antipolitisch. Nach dem Zusammenbruch der 68er-Ideale gab es keinen apolitischeren Studenten an der FU Berlin als mich. Ich war nur noch zu haben für Ästhetik, für Kunst, Literatur, Poesie und sonst gar nichts.

Unbedingt. Das ist das A und O. Die Kontroversität ist das A und O, weil sie die Argumente zunächst explizit auf den Tisch bringt und dann ermöglicht, sie gegeneinander abzuwägen. Davon lebt der Geist. Wenn die Kontroversität aufhört, können wir die Uni schließen.

Zur Gegenseite: Wie viel Didaktiker muss der Dozierende sein? Das ist ein wichtiger Punkt. Meine Seminare sind relativ stark didaktisiert. Ich wiederhole oft die erreichten Ergebnisse und formuliere sie explizit; ich liefere Zusammenfassungen der Diskussion. Die Studierenden sollen etwas mitnehmen und das Gefühl haben, dass diese Stunde nicht umsonst war. Außerdem ist es eine Frage der Ehre. Ich habe eine viel zu große Achtung vor jungen Menschen und würde sie entehren und sie beleidigen, wenn ich ihnen die Zeit stehlen und sie vollquatschen würde mit unstrukturiertem Stoff, aus dem sie keine klaren Gedanken mit nach Hause nehmen könnten.

Beachten Sie dies denn? Sagen Sie: „Ich bin Verfechter der attischen Demokratie, aber andere sehen das anders, weil ...“? Das tue ich schon. „Andere sehen das anders, weil ...“ und dann kommen zwei, drei wichtige Argumente. Etwa die antidemokratischen Argumente, ohne die wir nicht auskommen, wenn wir den Gegenstand kontrovers und theoretisch sauber situieren wollen.

Was Sie dazu erzählen, hört sich sehr nach Politischer Bildung an. Ja, das ist es. Sicher kennen Sie den Beutelsbacher Konsens zur Politischen Bildung … Nein, den kenne ich nicht. …, auf den sich in den 70er-Jahren die Landeszentralen für politische Bildung geeinigt haben. Er beginnt mit dem Überwältigungsverbot: Der Dozent soll nicht seine eigene Meinung darstellen, sondern stattdessen den Lernenden in die Lage versetzen, sich selbst eine Meinung zu bilden. Das halte ich für grundfalsch und sinnlos. Ich habe die genau entgegengesetzte Erfahrung gemacht, dass mich nämlich jene Lehrer am meisten stimuliert haben, selber nachzudenken, die mich bis aufs Blut gereizt und mich aufgefordert haben: „Und jetzt denken Sie selbst!“ Das hat wehgetan und war zugleich enorm produktiv. Während Watte intellektuell langweilig und unaufregend ist. Der zweite Grundsatz des Beutelsbacher Konsenses ist das Gebot der Kontroversität. Das heißt, Sie dürfen nicht losgelöst eine einzige Meinung darstellen, sondern müssen auch die Gegenpositionen aufzeigen.

Nennen Sie diese, um sie sofort zu entkräften? Nein, ich kann sie ja nicht widerlegen. Wären sie widerlegt, wären wir doch die Sorgen los. Das Problem ist, Sie können Werte nicht widerlegen. Sie können Meinungen widerlegen, wenn Meinungen Aussagen sind, die auf Prämissen gründen. Aber zieht sich der Kontrahent zurück auf einen Wert, was wollen Sie dann machen? Wenn einer sagt: „Ich glaube an die radikale Ungleichheit der Menschen.“ Das ist für mich das rote Tuch. Aber ich kann ihn nicht widerlegen, denn mein Glaube an die natürliche Gleichheit der Menschheit ist nicht beweisbar, sondern hat nur hochgradige Plausibilitäten für sich. An diesem Punkt kann ich nur noch appellieren: „Geben Sie sich Rechenschaft darüber, welchen Werten sie jetzt folgen, und wohin sie kommen, wenn Sie ihnen folgen.“ Aber niemand kann Sie zwingen, einen Wert fallen zu lassen. Fühlen Sie sich von den Studierenden in Ihrer Art der Wissens- und Wertevermittlung verstanden? Ja. Gibt es einen Unterschied innerhalb der Reaktion der Studierenden der Alten Geschichte und jener der Allgemein-Historiker? Ja, da ist schon ein Unterschied. Die Studenten am Heinrich Schliemann-Institut sind aufgrund der Vertrautheit mit bestimmten Stoffen weniger zu überraschen und zu provozieren. Das finde ich schade.


STOP

Welcher Art sind die Reaktionen, die insgesamt an Sie herangetragen werden? Kommen nach den Veranstaltungen Studierende zu Ihnen und sagen: „Jetzt haben Sie mich geschockt“? Ja, das gibt es schon und ich nehme mir dann die Zeit, zu begründen, was ich meine. Manchmal hatte ich Reaktionen mitten in der Vorlesung: „Aber das ist doch so und so!“ Da habe ich nach zweimaligem Hin und Her gesagt: „Gut, wenn Sie glauben, das verhalte sich so, dann müssen Sie dies oder jenes lesen.“ Das mache ich ungern, muss es aber tun, um klarzustellen, dass es sich in diesem Fall um eine Wissensfrage handelt. Es hat ja keinen Sinn, mit einem Analphabeten über Shakespeare zu diskutieren. Mit anderen Worten: Manche Diskussionen sind sinnlos. Ist es Ihnen lieber, wenn der Student nach der Veranstaltung persönlich zu Ihnen kommt oder Ihnen eine E-Mail schreibt, um mit Ihnen zu diskutieren? E-Mails zu meinen Veranstaltungsinhalten beantworte ich nicht, face-to-face diskutiere ich immer. Oder aber ich mache einen Termin zum Spaziergang oder Kaffee. In Seminaren frage ich am Anfang, was liegen geblieben ist, und wenn ich einen Abschnitt abschließe, frage ich: „Gibt es Fragen oder Einwände?“ Ohne diese Fragen kann ich gar nicht richtig unterrichten. In jeder Veranstaltung können nach drei Tagen noch Fragen zum Thema kommen und dann ist der Dozent in der Pflicht, in der nächsten Sitzung am Anfang fünf Minuten einzuräumen, diese Frage zu stellen. Sie muss privilegiert behandelt werden. Im Gegenteil: Ich bin immer enttäuscht, wenn keine Fragen kommen. Studierende lernen Sie in der Einführungsveranstaltung, wie Sie gesagt haben, mit überlangen Klauen kennen. Glauben Sie nicht, dass dies davon abhält, weitere Veranstaltungen bei Ihnen zu belegen? Das ist die Entscheidung eines jeden Menschen. Solange die Universität ein Raum ist, in dem die Gesellschaft sich über sich selbst Rechenschaft abgibt, das heißt, der Raum der Selbstreflexion ist, muss die Kontroverse und die Provokation an der Universität ertragen werden. Wer das nicht erträgt, dem fehlt ein bestimmter intellektueller Pulsschlag. Das Herz muss doch auch ein bisschen pulsieren. Man muss sich doch von jemandem, der provoziert, gereizt fühlen.

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Ist je eine Studierendengruppe auf Sie zugekommen und hat Ihnen vorgeworfen, dass Sie gewisse Minderheiten angreifen? Niemals. Never ever, und das würde mich sehr, sehr wundern. Haben Sie davon gehört, dass sich muslimische Studierende von Ihnen angegriffen fühlen? Ich habe nie davon gehört und würden sie das tun, würde ich sagen: „Bitte sagen Sie mir, an welchem Punkt Sie sich angegriffen fühlen. Zeigen Sie, wo ich falsch liege.“ Ich lasse mir nicht den Mund verbieten, nur weil jemand sagt: „Oh, ich fühl’ mich angegriffen.“ Andernfalls ließe sich mit diesem Trick jede Diskussion an der Universität abwürgen. Das wäre der geistige Tod. Können Sie es nachvollziehen, wenn Ihnen jemand vorwirft, dass Sie eine abwertende Denkweise zum Islam vertreten? Nein, das tue ich nicht! Ich spreche über den Scharia-Islam. Über den Islam ohne die Scharia denke ich wie Goethe: Er ist die Religion der Erhabenheit. Ich habe also kein Verständnis für einen solchen Vorwurf, nicht das geringste. Und ich gebe nicht einen Millimeter nach in diesem Punkt. Ich finde Vorwürfe dieser Art diffamierend, geisttötend und intellektuellenfeindlich. Wenn jemand sagt: „Ich fühle mich angegriffen als Minderheit und ich möchte, dass er einen Maulkorb bekommt“ und wenn er damit ungestraft durchkommt, dann ist das der Tod aller intellektuellen Kultur. Wenn wir nicht zurückwollen ins Mittelalter, müssen wir an diesem Punkt „Stopp!“ sagen. Es gibt hier kein Pardon und keine Ausnahme für niemanden. Alles muss sagbar sein. Denn die Basis aller Freiheit ist die Meinungsfreiheit. Wie kommt es überhaupt dazu, dass Sie als Althistoriker immer wieder über den SchariaIslam sprechen? Immerhin ist der Islam erst um 600 nach Christus entstanden. Das ist logisch, denn ich beschäftige mich mit der griechischen und römischen Antike. Sehen Sie, die Menschheit hat diverse Möglichkeiten von politischer Ordnung hervorgebracht. Die radikalste anthroponome – also von Menschen intentional gestaltete – der Selbstorganisation entstand in der griechischen Antike: freie Republiken mit selbstgeschaffenen Verfassungen. Dem entgegen steht die radikalste theonome Organisation menschlicher

Kultur in den theokratischen Kulturen: in manchen Strömungen des Judentums, in wenigen Strömungen des Protestantismus und im sunnitischen und schiitischen Islam, im Scharia-Islam. Daher ist es doch logisch für jemanden, für den die direkte Demokratie einen dermaßen hohen Wert hat und die Menschenrechte dermaßen im Zentrum stehen, dass er die Bedeutung der theokratischen Welle, die wir im Moment erleben, seinen jungen Mitbürgern historisch bewusst zu machen sucht. Deswegen weise ich darauf hin, dass wir in Europa eine kostbare republikanische Tradition haben, welche nur Ordnungen als legitim gelten lässt, die von den Bürgern errichtet und kontrolliert werden. Der Gegenpol ist hier schon im Lande und wühlt. Wir haben 36.000 Dschihadisten unter Verfassungsschutzüberwachung, und das ist zu viel. Sie nennen in Ihren Veranstaltungen immer wieder die athenische Demokratie als leuchtendes Beispiel, obwohl wir gewisse Errungenschaften wie das Frauenwahlrecht erst jetzt haben. Sehen Sie keinen Grund, Ihr Lob einzuschränken? Die athenische Demokratie ist kein Vorbild für uns. Sie ist, aber auch nur in verfassungsmäßiger Hinsicht, eine Ideallinie, an der sich alle Demokratien messen lassen müssen, auch die repräsentativen. Es ist aber verfassungsunabhängig, ob sie die Frauen miteinbeziehen. Die Frage ist hier: Wer ist das Volk? Sie können einer Demokratie nicht absprechen, Demokratie zu sein, nur weil die Frauen kein Wahlrecht haben. Andernfalls wäre die türkische Militärdiktatur 1937 demokratischer gewesen als die dritte Französische Republik. In dem Fall gilt es, darum zu kämpfen, den Artikel 1 der Menschenrechte in die politische Sphäre zu heben. Indes, Demokratie macht kollektive Entscheidungen nicht richtiger. Demokratie heißt nur, das Volk entscheidet, auch wenn es falsch entscheidet. Demokratie ist nicht an sich moralisch gut, sondern sie gewährt die maximale Partizipation des Volkes und darum höhere Chancen, dem Guten und dem Gerechten näherzukommen. Wenn das Volk dumm ist, ist das egal? Seit 2.450 Jahren höre ich dieses Argument ... Wir danken für das Gespräch. Illustration: Steffen Dürre


Sie haben ein Denkmal gebaut Unsichtbar hinter Mauern aus Stahlbeton

Dokumentationsund Gedenkstätte in der ehemaligen UNTERSUCHUNGSHaftANSTALT der Stasi in Rostock (hinter dem Bebeltower) Hermannstraße 34b 18055 Rostock Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag: 10–18 Uhr Sonnabend: 10–17 Uhr Eintritt frei

Fast 40 Jahre lang sind tausende Menschen in der ehemaligen Stasi-U-Haft in Rostock gepeinigt worden, weil sie frei sein oder selbst über ihr Leben bestimmen wollten. Die dort geschaffene Dokumentationsund Gedenkstätte gibt den Opfern ein Andenken. Autorin: Antonia Wolschon war nicht bei der Stasi.

eine Untersuchungshaftanstalt befindet, auf deren Areal sogar Waffen und Sprengkörper lagerten. Um die Öffentlichkeit abzuschirmen, wurden Wohnungen mit Blick auf die U-Haft ausschließlich an StasiFunktionäre vergeben und ein Plattenbau errichtet, der heute unter dem umgangssprachlichen Namen „Bebeltower“ bekannt ist. Durchschnittlich 191 Häftlinge saßen von 1950 bis 1989 pro Jahr in der U-Haft. Insgesamt wurden über 4.900 Personen ab 14 Jahren Opfer von schrecklichen Haftbedingungen, psychischem Druck sowie Angst und Ungewissheit. Der Haftalltag war rigoros organisiert. Manche Häftlinge hatten bestimmte Aufgaben, wie Küchenarbeit zu

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er weiße Kalkputz blättert langsam von den Wänden, der abgelatschte, braune Linoleumboden mit Blumenmuster wirft Blasen und das Glasbausteindach ist so grün vor Algen, dass es kaum noch einen Lichtblick hindurchlässt. Zwar hat der Zahn der Zeit deutlich am Gemäuer der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Bezirksverwaltung der Stasi in Rostock genagt, doch der Anblick ist so bedrückend und authentisch, als hätte jemand vor mehr als 20 Jahren die Welt hier stillstehen lassen. Vier Stockwerke hat das Gebäude, in welchem vorwiegend aus politischen Gründen Inhaftierte, angebliche Hochverräter und Mörder, untergebracht und unter unmenschlichen Bedingungen verhört und erpresst wurden. Wie ein Labyrinth schlängeln sich die Treppenaufgänge, Fahrstühle und Gänge vom obersten Stockwerk bis zum Keller, wo sich die gefürchteten Dunkelzellen befanden. Eine gewollte Maßnahme, um die Flucht von Inhaftierten zu erschweren. Der Bau der Rostocker Stasi-U-Haft war am Ende der 1950er-Jahre gut geplant worden. Die Rostocker sollten möglichst nicht erfahren, dass sich mitten in ihrem Stadtzentrum auf dem Gelände des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) auch

verrichten, doch viele Inhaftierte fristeten den Tag mit drei Mahlzeiten, dem Putzen der Zelle, der körperlichen Hygiene und dem kurzen täglichen Freigang. Wer den Anweisungen nicht folgte, hatte mit Disziplinarmaßnahmen zu rechnen, zu denen auch das Anlegen einer Führungskette, einer Zwangsjacke, die Anwendung von Schlagstöcken oder die Anwendung der Schusswaffe gehören konnte. Vernehmungen wurden zeitlich nicht festge-

legt. Sie konnten mitten in der Nacht oder während des ganzen Tages stattfinden. Teilweise über Monate. So lange, bis der vermeintlich Schuldige sich in hanebüchenen Geständnissen zu „staatsfeindlicher Hetze“, „Rowdytum“ oder „landesverräterischer Agententätigkeit“ „bekannte“. Wer in einer Einzelzelle saß, konnte das Gefühl bekommen, er wäre alleine in der U-Haft. Jeglicher Kontakt wurde vermieden, selbst bei dem täglichen kurzen Rundgang auf dem Hof. Oftmals waren die Vernehmer, denen die Gefangenen schutzlos ausgeliefert waren, ihre einzigen Bezugspersonen. Nicht wenige Gefangene brachen unter der psychischen Belastung zusammen oder gestanden Dinge, die sie nie getan hatten. Einige versuchten oder begingen sogar Selbstmord. Die Dokumentations- und Gedenkstätte des BStU in der ehemaligen U-Haft in Rostock will den Menschen, die den schrecklichen Demütigungen der Staatssicherheit zum Opfer gefallen sind, eine Stimme geben. Unter dem Motto „Erinnern, Verstehen, Gestalten“ möchte die Institution der Öffentlichkeit die Geschehnisse, die hinter den Mauern geschahen, zugänglich machen sowie über die Arbeit des SED-Regimes und der Stasi in Rostock informieren. Seit 1999 haben über 150.000 Menschen dieses Angebot genutzt. Allein 2012 waren es mehr als 10.000 Besucher. Die Aufarbeitung der Schicksale bleibt ein schwieriges Puzzle, bei dem noch so manches Teil fehlt. Zum einen hat die Stasi nach dem Sturz der DDR tonnenweise Dokumente vernichtet, zum anderen schaffen es viele Betroffene einfach nicht, über das Erlebte zu sprechen. Ich habe mich oft gefragt, wann der Bebeltower und seine umliegenden Gebäude endlich von außen saniert werden. Doch diese Gebäude haben kein Recht auf Farbe, denn nichts sollte beschönigen, dass sie nur errichtet wurden, um zu verheimlichen, dass Menschen von der Stasi ausspioniert und gefoltert wurden.


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10., 24. April, 8., 22. Mai, 12., 26. Juni, jeweils 19 Uhr Sitzung des Rostocker Studentinnenrates Alle Studierenden der Universität Rostock sind willkommen. Ulmenstraße 69, Raum 224 >>> asta.uni-rostock.de/stura/ >>> twitter.com/heulerLive 17. April, 17 Uhr Der weiSSe Strich Vorgeschichte und Folgen einer Kunstaktion an der Berliner Mauer Ausstellung, Lesung und Diashow über die Kunstaktion „Der weiße Strich“ und die Subkultur der 80er-Jahre in Ost- und Westberlin. Eintritt frei, Haus Böll, Mühlenstraße 9 >>> boell-mv.de/veranstaltungen/ 17. April, 18 Uhr Israel aktuell Reiseeindrücke 2013 Vortrag mit Diskussion über die Friedens- und Sicherheitspolitik Israels mit Prof. Dr. Heinrich Fink Volkssolidarität >>> osalux.de/event/47781 18. April, 19 Uhr Bleibt alles gut? Vom „kranken Mann“ Europas zur erfolgreichsten Volkswirtschaft des Kontinents Vortrag mit Diskussion über Deutschlands Wirtschaft Eintritt frei, mit Anmeldung, InterCityHotel, Herweghstraße 51 >>> kas.de/schwerin/de/events/54294/ 25. April, 19 Uhr Nutzen statt Besitzen Auf dem Weg zu einer ressourcenschonenden Konsumkultur Vortrag und Gespräch im Rahmen der 10. „Langen Nacht der Wissenschaften“ mit Fr. Istel, Referentin für Nachhaltigen Konsum im NABU Eintritt im Ticket für die „Lange Nacht der Wissenschaften“ enthalten, Ulmenstraße 69 >>> boell-mv.de/veranstaltungen/ 7. Mai, 18 Uhr „Abraham war Optimist“ Rabbiner Wolff und seine Gemeinde Ausstellungseröffnung über den Schweriner Rabbiner Wolff und seine Gemeinde in Bildern bis zum 28. Juni 2013, täglich 10–16 Uhr, Zentrum Kirchlicher Dienste, Alter Markt 19 >>> boell-mv.de/veranstaltungen/

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KULTUR Darf es noch ein bisschen kultureller Nachschlag in Rostock sein? Wie und wo stillen wir unseren Heißhunger nach Kultur am liebsten? Diese und andere Fragen beantwortet die Kulturanalyse vom AStA. Was der regionale Musiker Lukas Rauchstein am liebsten isst und dass der Fis(c)h nicht nur als regionale kulinarische Köstlichkeit etabliert ist, erfahrt ihr ebenfalls auf den nächsten Seiten. Pikant gewürzt hat das Ganze unser ehemaliger Lektor mit einigen seiner politischen Gedichte auf den Literaturseiten. Abgerundet wird euer kulturelles Rostocker Allerlei mit zahlreichen Kulturterminen für die nächsten Monate und einigen Rezensionen. Soll noch mal einer sagen, dass man in Rostock nicht auch kulturell satt werden kann. Steffie Krauß


Die schönsten Lieder auf der ganzen Welt und dazu ein Rinderkotelett Autorin: Sarah Schüler sprach mit Deutschlands letzter Popstarhoffnung.

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n einem verschneiten Nachmittag treffe ich den 24-jährigen Musiker Lukas Rauchstein zum Interview im CarLo 615 am Stadthafen. Es passt zu ihm, dass wir uns hier treffen, denn es handelt sich um sein Lieblingsrestaurant. „Ich habe nicht, wie viele denken, mein Hobby zum Beruf gemacht, sondern mein Hobby ist Kochen und Essen. Ich bin nicht der Typ, der sich, wenn er traurig ist, an das Klavier setzt. Dann brate ich mir ein Rinderkotelett“, sagt er bestimmt. Ich erinnere mich an unsere erste Begegnung vor einigen Jahren in der Doberaner Bäckerei Sparre, wo er noch etwas schüchtern, aber mit verschmitztem Lächeln musikalisch leichte Kost beim gemütlichen Nachmittagskaffee zum Besten gab. Dort begann er, sich regelmäßig vor Publikum zu präsentieren, sein Repertoire mit immer neuen Stücken zu erweitern und zu improvisieren. Seitdem hat sich viel getan bei der „letzten deutschen Popstarhoffnung“. Der Erfolg spricht für sich. Er gewann u. a. den Singer Songwriter Slam 2011 sowie 2012 in Hamburg, war Preisträger bei den Berliner Festspielen 2011 und wurde für den Deutschen Chansonpreis nominiert. Sein zweites Album erscheint Anfang des kommenden Jahres, die neue Single „Der goldene Füller“, für die er sich musikalische Verstärkung geholt hat, am 12. April. Von der Musik leben zu können ist das Schönste, was er sich vorstellen kann. Trotzdem sollte man sich nicht gleich wie Gott in Frankreich fühlen, nur weil man ein Lied geschrieben hat, was die Leute mitsingen können. Privat hört er gerne Torfrock oder die Toten Hosen. Am prägendsten für ihn ist und bleibt aber Marius Müller-Westernhagen, den er für seine Perfektion bewundert: „Er ist radikal dabei, Popmusik als große Kunst zu begreifen. 2005 war ich auf einem Konzert, bei dem 20.000 Leute da waren und bei dem er eine Atmosphäre geschaffen hat, als wären wir in einem kleinen Club“, erzählt er begeistert. Vom künstlerischen Aspekt ist dem Rostocker egal, ob er im Peter-Weiss-Haus spielt oder im Ostseestadion. Aber natürlich hat er nichts dagegen, reich zu werden, gibt er lachend zu. Hat Perfektionist Lukas eine konkrete Vorstellung, so setzt er diese in Lieder um: Die erste

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Empfindung soll dabei so mitreißend sein, dass man dazu tanzen möchte. Seine Texte sollen sowohl zum Nachdenken als auch zum Schmunzeln anregen. Da Lukas beim Komponieren am Klavier stets über eine mögliche Rock- und Pop-Besetzung des entstehenden Songs nachdenkt, ist „Der goldene Füller“, bei dem er mit der Ironie des Künstlerdaseins spielt, etwas Besonderes. Zusammen mit seinem Freund Tobias Wolff, Sänger und Gitarrist der Band „The Hoodoo Two“, sowie dem Schlagzeuger Christoph Keck und Bassist Michael Bahlk spielen sie 90erJahre-Garagenrock. Das hört sich anders an als die Singer-Songwriter-Attitüde zuvor. „Wenn man die Lieder betrachtet, die ich bis jetzt gemacht habe, ist das harmonisch und rhythmisch gesehen schon immer Rock ‘n‘ Roll gewesen, nur dass ich es am Piano vorgetragen habe. Aber wenn die Leute aus dem Konzert kommen, dann grölen sie mit und haben Spaß.“ Seine bildhaften, pointierten Lieder wie „Sahnsucht“ oder „Roswitha“ sind aber keinesfalls autobiografisch. Er sieht sich als Geschichtenerzähler. Vielleicht entstammt daraus auch sein Interesse

für die Schauspielerei, in der er nach eigener Aussage immerhin mittelmäßig talentiert ist. Heute führt er neben seinen zahlreichen Auftritten Regie und inszenierte u. a. „Wilhelm Tell“ in Leipzig. Ab April wird er im renommierten Hamburger Off-Theater Kampnagel in dem Stück „Hamletanstalt“ zu sehen sein, für welches er in Zusammenarbeit mit dem Schauspieler und Regisseur Stefan Kolosko und der Autorin Nina Ender die Songs schrieb. Für seinen Freund und Schriftsteller Peter Wawerzinek spielte er 2010 in Klagenfurt das Begleitprogramm zur Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises des ORF. Er drehte Filme, gab Auftritte gegen Armut und soziale Ausgrenzung. Das klingt ja fast wie im Bilderbuch. Ob er schon einmal aufhören wollte? „Das letzte Mal dachte ich das heute Morgen vor dem Aufstehen. Das gehört ja dazu. Man muss immer seine Arbeit in Frage stellen. Die Frage ist, wie sehr mich das in meiner künstlerischen Arbeit beeinflussen darf. So lange ich Leute im Konzert habe, die selig auf dem Tisch stehen und meine Lieder mitgrölen oder hinterher auf mich zukommen und mir sagen, dass es ein schöner Abend war, dann habe ich meine Aufgabe als staatlich anerkannter Possenreißer gut erledigt.“ Nach meinem Gespräch mit dem sympathischen Hanseaten bin ich mir sicher: Von Lukas Rauchstein werden wir noch viel hören. >>> lukasrauchstein.de


Literaturseiten

Die (politische) Lyrik ist tot! – Schlimm, wenn es so wäre, findet Christoph Treskow. Verse eignen sich hervorragend sowohl für Reflexionen, die nach innen, aber auch für jene, die nach außen gerichtet sind. Dabei zu sich selbst zu kommen, dem eigenen oder anderen Standpunkt näherzurücken und der Sprache spielerisch etwas abzuverlangen, das sei es,

was ihn immer wieder zur Feder greifen lässt. Gerade am Beispiel Koreas bemerke man, wie fremd und verbunden zugleich man sich fühlen kann, dass Kategorien wie Gut und Böse zwar bequem, aber in der Praxis untauglich seien. Natürlich seien Gedichte nur eine Ausdrucksform, der er sich bedient. Auch in Kurzgeschichten und längeren Er-

zähltexten verarbeitet Christoph solche und ähnliche Gedanken. Als über zwei Jahre alter heuler und ehemaliger Magazinlektor freut er sich, jetzt mal eine Spur seiner Gedankenexperimente im wohl besten deutschen Studentenmagazin zu hinterlassen. Christoph lebt inzwischen in Hamburg und schreibt zurzeit an seiner Rostocker Masterarbeit.

Nordkorea III Was man liest und hört: Sie seufzen Ach und Weh, doch Danguns Wille sei’s, wenn Sprösse gleich einer Welle farbenschwingend grauen Gebäuden Buntheit wie wimmernde Schatten an die Wände werfen. Kimme und Korn! Kimme und Korn! Wir treten auf der Stelle und blicken nach vorn! Die Gottheit beordert ihnen diese Rakete. Doch was immer diesem Pfuhl entspringt, auch wenn ein Mädchen von Liebe singt, es bleibt nur die Stimme, die ewig Verwehte.

Kimme und Korn! Kimme und Korn! Wir treten auf der Stelle und blicken nach vorn! In Gangnam wird getanzt, wenn die Sonne sich teilt, und Wolken tragen Wunden, zerkratzt, mit sich fort. Beflissen ziehn sie gen Norden, ’s trifft sie Trübsinn dort, stöhnend, dass die Röte sie töte, wo sie nur weilt. Kimme und Korn! Kimme und Korn! Wir treten auf der Stelle und blicken nach vorn!


Nordkorea IV

Lima

Du breitest Moos auf meiner Stirn und pustest mein Dasein fort von mir. Es bilden sich Hochnebeltränen, dort, wo der Blätterboden atmet, und pilzumsäumt liegt mein Lächeln.

Vom alten Kontinent, Land der Täufer, Seuchenparasiten, Erfinder der Geheimratsecken und Minderwertigkeitskomplexe, Felder der fruchtlosen Träume und Idealkonserven, sende ich Briefe nach Lima. Es ist mir so vertraut wie griechische Büsten des Walhalla, Bilder von Wüsten, Sternkonstellationen, Menschengesichter in allen Farben aus dem Fernsehen, suchmaschinellen Bilderfluten.

Nebel! Höher noch als Wipfel trage meine Tränenströme, erklimme Äste, Bergesgipfel; Atme Boden! Deine Lungen dringen tief ins Reich der Wurzeln, in den Bezirk der Tausend Zungen; Pilze! Seid ihr die Liebesboten und harsche Zweifler meiner finsteren Empfindungsschoten! Denn Deine Gewalt müssen Zeit, Sterne und makellose Monde adeln. Alles Leben schüttelt seine Knospen, und gewiss ist: In diesem Forst haben die Schleichpfade Deiner Seele gelegen.

Ich schreibe, sage ich, nach Lima. Wir schreiben über Menschen, den Menschen, im Allgemeinen und Speziellen, und wägen uns’re Horizonte wie Schüler ihre Frühstücksstullen. Hör, ich will Dich provozieren: Miraflores vor meiner Tür, und Europa überall.

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Kultur in Rostock:

„Zahlen, bitte!“ Wie interessiert sind wir wirklich? Autoren: Robert Giessmann studiert die Kunst der Chemie und schaut gerne im Kulturbereich vorbei. Martin Badenhoop ist gelernter Maurer und studiert Philosophie und Germanistik. 2012 erschien in Zusammenarbeit mit Martin Stegner der Lyrikband „Die Vorhaut des Kapitals“.

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TOP 5 DER INTERESSEN

1.

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Praktisch: In Rostock gibt es im Vergleich zu anderen Städten gleicher Größe und Struktur tatsächlich eine ziemlich gut ausgeprägte Musikund Filmszene. Man schaue sich nur die ganzen Konzerte an, die zahlreichen Clubs (Okay, ehrliche Frage: Wem geht’s da jetzt in erster Linie um die Musik?) – und das Filmfestival FiSH.

Die Frage bleibt jetzt nur noch: Interessieren wir uns für die Bereiche, in denen es gute Angebote gibt, oder ziehen ausschließlich Musikliebhaber nach Rostock? Und wie ist es zu erklären, dass Subkultur auf dem letzten Platz liegt, wenn doch die studentische Szene so häufig beschworen wird?

WIE VIELE JAHRE WOHNST DU BEREITS IN ROSTOCK? Während jeder Fünfte an unserer Uni Ersti 15,9 % ist, trifft das Prädikat Ur-Rostocker nur auf 1 Jahr jeden Zehnten zu. Echte Ur-Rostocker (für uns nur die, bei denen das Alter der Anzahl 16,9 % der Jahre entspricht, die sie schon in Rostock 2 Jahre wohnen) und Erstis – könnte es größere kulturelle Gegensätze geben? 11,8 % Dass das nicht nur ein Vorurteil ist, 3 Jahre zeigten uns die Statistiker, die im Hintergrund werkeln: Ur‑Rostocker sagen viel sel9,6 % tener „dort gehe ich nie hin“ und natürlich 4 Jahre behaupten sie auch, dass sie viel mehr Einrichtungen kennen. Häufig sind das dann 25,4 % solche, die ihnen schon in der Schulzeit be>5 Jahre gegnet sind. Die Erstis sind da wenigstens ehrlich: Da kommt schon mal häufiger ein „noch nie gehört, geh ich nie hin“ als Antwort. Literatur interessiert sie nicht so, dafür sind sie beim Tanz vorne mit dabei! Und während man Ur‑Rostocker häufiger mal auf Konzerten oder in Restaurants trifft, zeigt der durchschnittliche Ersti öfter als der Durchschnitt ein brennendes Interesse an bildender Kunst. Kurios!


Welche Gründe hindern dich, eine Veranstaltung zu besuchen, die dich interessiert? Hier zeigt’s sich wieder: Studenten haben zu wenig Geld für Kultur – oder doch eher einfach keine Lust, Geld dafür auszugeben? Auch schade: Zeitlich kann man es uns einfach nicht recht machen. Zu spät geht eigentlich gar nicht, aber wenn’s der falsche Wochentag ist oder man schon was anderes vor hat, bleibt so manches auf der Strecke. Und manchmal erfährt man auch erst hinterher davon – also: bessere Werbung, aber auch mal Eigeninitiative zeigen.

Welche der Einrichtungen sind dir vom Namen her bekannt? Na klar: Studentenkeller, LT und ST tummeln sich ganz weit vorne, was die Bekanntheit angeht. Aber auch das Volkstheater, Peter-Weiss-Haus und li.wu. kennen die meisten. 1. Studentenkeller: 96,8 % 2. Volkstheater: 96,7 %

3. Stadtbibliothek: 96,0 %

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Illustration: Steffen Dürre, Dirk Ramthor

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4. LT: 95,8 %

5. ST: 94,4 % 12. StuRa/AStA: 83,1 %

15. Peter-Weiss-Haus: 77,8 %

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„Wie oft nimmst du Angebote der folgenden Einrichtungen wahr ?“ Tja, was heißt schon oft. Zugegeben, die Frage war ein bisschen knifflig. Bildet man den Mittelwert, sind die klaren Gewinner ST und Keller – aber nur mit einem „selten“. Dass es schwierig ist, die Lebenswirklichkeit mit Statistiken abzubilden, zeigt sich bei dieser Frage am deutlichsten. Das Erfreuliche: Wir Studierenden sind unglaublich breit aufgestellt und unterschiedliche Leute in den verschiedensten Bereichen unterwegs. Dass aber über 90 Prozent „gar nicht“ für die meisten Kulturanbieter angeklickt haben, lässt nur eine Konsequenz zu: Auf zur Horizonterweiterung! Außerdem gab es die Möglichkeit einer freien Antwort. Das wurde auch sehr fleißig genutzt.

Hier unser persönliches „Best‑of“: „Ich wünsche mir einen Tag im Jahr, an dem Studenten in Gruppen etwas für die Stadt tun. Quasi ein Flashmob mit positivem Nutzen!" „Untergrundkultur sollte besser bekannt gemacht werden ..." „Generell: Kultur darf nicht aufgegeben werden. Auch wenn mich viele Dinge nicht interessieren, bin ich doch froh und sehr dankbar dafür, dass es sie gibt und auch in Zukunft noch geben wird!" „Mehr studentische Flohmärkte!" „Kultur: keine Zeit dafür, muss lernen!" „Noch mehr Transparenz und Sichtbarkeit der kulturellen Angebote und Projekte; mehr Relevanz und Verknüpfung zu den Themen der Stadt; mehr Engagement, nicht nur spezielle Zielgruppen, sondern die breite Öffentlichkeit zu erreichen; mehr Unruhe und Frechheit; noch mehr Mut, Kultur und Kunst als selbstverständlichen Raum der Artikulation lebensrelevanter Themen in der Stadt zu entwickeln."


No-Budget-Filme und das FiSH

Qualität muss nicht teuer sein 300.000.000 Dollar, 260.000.000 Dollar, 258.000.000 Dollar – das kosteten die derzeit teuersten Filme der Welt. Die ausgegebenen Gelder für eine Produktion sind jedoch bei Weitem kein Garant für gute Unterhaltung. Zugleich gilt: Qualität muss nicht immer teuer sein. Dies stellt der ein oder andere No-BudgetFilm gerne unter Beweis.

FiSH

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18.-21.0 .de 4.2013 tock

Autor: Carsten Gramatzki sieht immer in 3-D.

ser Spagat zwischen kreativer Ausgestaltung und geldlichen Mitteln erfordert teils eine hohe Kompromissbereitschaft, spornt auf der anderen Seite jedoch auch alle Beteiligten zusätzlich an, einen tollen Film zu produzieren. Hierfür sind besonders Netzwerke und der Rückhalt von Freunden wichtig, deren Engagement den Dreh maßgeblich unterstützt: Sei es durch das Sponsoring eines Bierkastens oder eine Fahrt von A nach B. Selbst solche vermeintlichen Kleinigkeiten helfen dabei, das wenige Geld für relevantes Equipment oder Ähnliches zu investieren und ein Projekt zu verwirklichen, so Mundthal. In Abgrenzung zu Low-Budget-Produktionen sind No-Budget-Filme vordergründig nicht profitorientiert und gelangen vor allem mithilfe der ein-

Langspielfilme als auch Dokumentarfilme aus und über Mecklenburg-Vorpommern umfasst. Die Teilnehmer kommen dabei nicht nur aus Deutschland, sondern es wird auch ausländischen Regisseuren aus einem jährlich wechselnden Gastland, dieses Jahr Lettland, die Möglichkeit der Partizipation geboten. Trotz wachsender Begeisterung dem Festival gegenüber bleibe das FiSH ein Community-Festival mit Underground-Zügen, wie Toni Altmann, Verantwortlicher für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Instituts für neue Medien, dem heuler erzählte. Es ist maßgeblich auf die finanzielle Förderung des Landes angewiesen, hat kein eigenes Budget und zehrt vom Etat zur Finanzierung der Medienwerkstatt des Instituts für neue Medien,

Mit School Shooting - The Musical begeht Steffen Gruber ein Wagnis: ein Kurzfilm über einen Amoklauf.

Mee wird ständig mit Fragen bombadiert - und möchte eigentlich nur essen.

Five Ways To Kill A Man zeigt, wie aus Entscheidungen Konsequenzen werden.

schlägigen Plattformen unseres Medienzeitalters wie Youtube und Co an die Öffentlichkeit. Oft eint die Filmemacher jedoch zusätzlich das Bestreben, an entsprechenden Festivals teilzunehmen. Die gelungensten Werke werden mit der Zulassung zu einem oder mehreren von ihnen belohnt – wie etwa dem Rostocker Festival im StadtHafen: FiSH. Das FiSH ist ein Filmkunstfestival, das jungen Regisseuren erlaubt, ihre Werke vor Publikum und Juroren vorzuführen. Es wird jährlich vom Festivalbüro des Instituts für neue Medien konzipiert, organisiert und ausgerichtet und floriert von Jahr zu Jahr. Die positive Annahme schuf in den vergangenen Jahren Platz für neue Programmfenster, wie den Medienkompetenz-Preis M-V für das beste medienpädagogische Projekt des Landes oder die Kategorie „SehSterne“, die sowohl Kurz- und

obwohl die Landesregierung das FiSH zu einem der drei wichtigsten Filmfestivals MecklenburgVorpommerns erklärte. Ein Kraftakt: Im Gegensatz zum Rostocker FiSH wird das Schweriner Kunstfilmfestival beispielsweise komplett vom NDR getragen. Das FiSH ist von daher enorm auf die Hilfe Ehrenamtlicher angewiesen, die in etwa zwei Drittel aller Mitarbeiter ausmachen. Ohne ihr Engagement könnte das Festival nicht stattfinden. Um so erfreulicher, dass auch in diesem Jahr tatkräftige Unterstützung zur Seite steht, sodass das FiSH wieder stattfinden kann und euch vom 18. bis zum 21. April spannende Unterhaltung, Filmpartys und Workshops bietet – sowie natürlich die Ergebnisse zahlreicher Jungregisseure, die darauf brennen, euch an ihren Werken teilhaben zu lassen.

No-

Budget-Filme bezeichnen eine Filmgattung, die dadurch charakterisiert wird, dass es sich vorrangig um unabhängige Filmproduktionen handelt, die mit einem sehr geringen bis gar keinem Etat verwirklicht werden. Protagonisten und Crew verzichten dabei zumeist auf eine Bezahlung. Die Verwendung von gebrauchter oder geliehener Drehausstattung und simplen Videokameras wirkt dazu kostensenkend. Was derartiges Filmen zusätzlich auszeichnet, berichtete uns Paul Ruben Mundthal, seines Zeichens: universell Schaffender. Die Kunst, einen Film mit wenig Geld zu verwirklichen, gleich ob Kurzfilm, Musikvideo oder Dokumentation, besteht vor allem darin, in diesem engen finanziellen Rahmen seine Ideen und Visionen bestmöglich umzusetzen. Doch genau die-


Kultur termine

28./29.04.

13. Juni

"Ich armer Tor" ein faustisches Eroticum

"Die Musketiere" Theater am Ring

Bühne 602

Peter Weiss-Haus

ab 20:00

THEATER

Klostergarten ab 20:30

"Tschick"

03. Mai

Bühne 602

"Don Juan Komödie von Molière" Premiere / ab 20:00 Eintritt: ab 6,50 Euro 30. Mai 20:30 Premiere im Klostergarten

LESUNG 15. Mai

19. April

Volkstheater

"Atropa - die Rache des Friedens"

Schauspiel (TiS) Premiere / ab 20:00 Eintritt: 12,- Euro

28. April

Volkstheater

"Nabucco"

Premiere / ab 20:00 Eintritt: 12,- Euro

Musiktheater (GH) Premiere / ab 19:30 Eintritt: 12,- Euro

andere Buchhandlung

Fr. 19. April

Poetry Slam – mit Bas Böttcher

Claudia Rusch "Zapotek und die strafende Hand"

ab 20:30 Eintritt: 3,-Euro

ab 20:00 Eintritt: 6,- Euro

Peter Weiss-Haus

11.-13. Mai Volkstheater

16. Mai

Michael Schulte

Peter Weiss-Haus

ab 19:00 Eintritt: 17,20 Euro

Max Gold liest "Die Chefin verzichtet"

KONZERTE

ab 19:30 Eintritt: 11,-Euro VVK / 14,-Euro AK

Helgas Stadtpalast

Südamerikanische Nacht

25.04.-05.05.

Lukas Graham ab 20:00 Eintritt: 16,- Euro

05. Juni

ab 21:00 Eintritt: ab 5,- Euro

28. Rostocker Kulturwoche

Bühne 602

Bühne 602

Herr Lehmann wünscht: Gute Besserung

Premiere Kabarett RohrSTOCK Studenten ab 20:00 / 6,50 Euro

Special mit Les Bummms Boys ab 20:00

27. April "WG Total"

SONSTIGES

ab 19:00 Eintritt: 11,- Euro

15. Mai

Helgas Stadtpalast

27. April

20. April Honky Tonk Festival

9. Philharmonisches Konzert

Helgas Stadtpalast

23./24. April

Illustration: Dirk Ramthor

17. Mai

Volkstheater

bis 05.05. Kunsthalle

Steve Schapiro "Then and Now" Eintritt: 6,- Euro

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COMEDY / KABARETT

03. Mai

Stadthalle

Olaf Schubert ab 20:30 Eintritt: 25,- Euro


Kontrollverlust auf beiden Seiten?

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Verkehrte Welt

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enn bei uns Krieg wäre, wohin würdest du gehen?“ Eine Frage, die angesichts des aktuellen Wohlstandes Deutschlands und eines Netzwerks europa- und weltweiter Friedensverträge sowie wirtschaftlicher Symbiosen nahezu überflüssig scheint. Zwar sieht und hört man tagtäglich Berichte von Konflikten, Flüchtlingen und Armut, allerdings herrschen solche Zustände anscheinend weit genug weg, um weiterhin mit ruhigem Gewissen und ohne Sorgen zu leben. Zugegeben, ich selbst wahrte auch den Abstand zu diesem Thema, dachte mir ab und zu im Stillen, wie schrecklich das doch alles sei, und vergaß dann einfach wieder, dass ein friedliches Leben nicht selbstverständlich ist – bis ich von Janne Teller auf unvergleichliche Weise wieder daran erinnert wurde: „Krieg: Stell dir vor, er wäre hier“. Eine simple, aber anspruchsvolle Aufforderung in Form eines sechzig Seiten langen Essays, der den Leser in ein Kriegsszenario reißt, das plötzlich näher ist als befürchtet. „Die Demokratie hat zur Europäischen Union geführt, und die Europäische Union ist zusammengebrochen. […] In der neuen Welt darf niemand Demokrat sein.“ Kurz und direkt zerren die Wörter mich im Schnelldurchlauf durch ein Leben, das mir für den Augenblick wirklich eigen ist. Vom gewaltsamen Überlebenskampf in Deutschland treibt

mich der Konflikt in ein ägyptisches Flüchtlingslager – für Europäer. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, als die Rollen sich vertauschen. Es wird deutlich, dass es hier um mehr geht, als schlicht daran zu erinnern, wie gut es uns und wie schlecht es anderen Menschen geht. Das selbstverständliche Weltbild des Westens wird aus seinen Angeln gehoben und die Anmaßung, fremden Kulturen unsere Werte aufzudrängen, wird fiktiv mit Verachtung bestraft. Trotz der detaillierten Beschreibungen bleibt Platz für die eigene Fantasie, ausreichend, um zu erschreckenden Erkenntnissen und bestürzenden Zweifeln zu gelangen. Ein Buch, das meiner Meinung nach auf den Lehrplan gehört. Nicht um zu Pessimisten zu erziehen, sondern um ein Bewusstsein für unseren als normal erachteten Lebensstandard und die damit verbundenen Pflichten zu schaffen. Wenigstens jedoch, um sich der fremden Realität für einen Moment zu stellen. Janne Teller Krieg: Stell dir vor, er wäre hier Carl HanseR / 6,90 EURO

Autor: Ole Schulz fühlt sich im Jetzt sicherer.

as das Lesen von Schochs Büchern schwierig macht, ist der enorme Verlust an Beständigkeit. Die Figuren wirken eigen, sind aber nicht selbstständig. Trotzdem werden sie auf sich allein gestellt. Sie sind vereinzelt und nicht verbunden mit ihrer Umwelt, sie erfahren nichts mehr und wühlen im Bestand ihrer Erinnerungen. Sie puzzeln mit ihren Gedanken an der eigenen Vergangenheit, die Rekognition bleibt skizzenhaft, weil sie dazu neigt, sich selbst zu überwältigen. Als wäre das nicht genug, rollt die Kugel der Veränderung auch durch den Rest von Handlung namens Geschichte. Der große Relativismus solcher Erzählwelten wirkt sich unweigerlich auf den Lesenden aus. Auch er fühlt sich alleingelassen und nicht mitgenommen. Darin liegt das Verhängnis und die Stärke ihrer Bücher. „Selbstporträt mit Bonaparte“ ist das Beste, was uns die Autorin bislang vorgelegt hat. Aber nicht wegen der sonst so gerühmten Poesie ihrer Sprache, sondern weil hier etwas auf die Spitze des Berges getrieben wird, ohne es genau zu benennen. Die Idee, im Buch einzelne Worte kursiv zu setzen, mag als Hilfestellung für das Verstehen durchaus nützlich gewesen sein und bietet sich im Falle dieser Rezension ebenso an. Allein es bleibt die Frage, ob man es damit nicht zu weit auf die Spitze treibt. Julia Schoch Selbstporträt mit Bonaparte Piper / 16,99 EURO Autor: Martin Fietze hat nichts zu verbergen.


Foals – Holy Fire

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ü-hopp, hü-hopp – die Britrocker Foals melden sich zurück, mit neuem Album (!) und neuem Sound (?). „Holy Fire“ titelt das Cover des aktuellen Werkes, allerdings bleibt das angekündigte Feuerwerk zunächst aus und lässt die LP fad wie eine Lasagne mit Pferdefleisch schmecken. Die Platte scheint sich davor zu sträuben, ähnlich energetisch und dynamisch wie ihre Vorgänger zu sein, und gleicht einer ab-

gerittenen Stute, die jeden Willen zu glänzen verloren hat. Lediglich die erste Singleauskopplung – quasi das beste Pferd im Stall – „Inhaler“ kommt gewohnt kräftig und mächtig daher, doch ebben die Hoffnungen eines sich derart fortsetzenden Klangvergnügens abrupt ab. Ohne Aufregung trabt Track nach Track vor sich hin und lässt den Rezensenten die Flinte zücken. Den Finger am Abzug, drauf

und dran, die Fohlen zum Abschuss freizugeben, wird genauer gelauscht. Und plötzlich werden die kleinen verspielten Details wahrgenommen. Die zuvor abgehungert wirkenden Jungtiere erstrahlen auf einmal im Lichte als majestätische Hengste. Jeder Titel ist bis ins Kleinste liebevoll komponiert, jede noch so feine Nuance scheint genauestens geplant und strukturiert. Ein insgesamt harmonischer Longplayer kommt daher-

geritten, der facettenreich vor allem mit dem Song „Providence“ nochmals instrumentell-gewaltig aufschäumt. Letztlich benötigt das Album Zeit, um seine komplette Hörfreude zu entfalten, doch lässt man sich nicht abschütteln, galoppiert es ins Ohr und nicht so schnell wieder heraus. Autor: Carsten Gramatzki vergallopiert sich beim Zuhören nicht.

Das Leben der Familie Dotcom

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ir schreiben das Jahr 40.000 vor Christus. In einem Tal leben Homo Sapiens und allerlei Getier zusammen. Die Comicserie „Silex and the City“ nach einem Buch des französischen Zeichners Jul zeigt den Alltag der Bewohner des Tales. Silex steht für Feuerstein. Mittelpunkt ist die Familie Dotcom: der Vater Blog, die Mutter Spam mit ihren Kindern Web und Url. Sie begegnen in den 40 voneinander unabhängigen Folgen aktuellen Problemen und politischen Themen, die im Gewand der Altsteinzeit humorvoll bearbeitet werden: von Einwanderpolitik über Umweltzerstörung zu Ultraliberalismus – fressen oder gefressen werden. Dabei versucht der Sohn Url seine Familie permanent zu einem bewussteren Leben zu erziehen. Er besteht zum Beispiel darauf, keine Vulkanenergie „Energie aus dem Feuer“ (EdF) mehr zu nutzen, um das Monopol von EdF zu boykottieren. Dabei steht Edf eigentlich für Électricité de France, den zweit-

größten Energieerzeuger weltweit. Doch die Serie greift nicht nur politische Themen auf, sondern überträgt viele bekannte Aspekte in die Altsteinzeit. Auf einer Party räkelt sich zum Beispiel in der VIP(Very Important Primaten)-Lounge ein gewisser Brad Pithe Canthropus (Pithe-canthropus erectus ist ein Art der Menschenaffen) zu der Musik von Darwin Guetta. Die Idee, das heutige Leben in die Steinzeit zu verlegen, ist nicht neu. Beispielsweise spielt auch eine der ehemals erfolgreichsten Zeichentrickserien, „Familie Feuerstein“, in der Steinzeit. Sie wurde in den 60er-Jahren produziert. Es geht um das Leben der amerikanischen Mittelschicht des 20. Jahrhunderts. Weiterhin nimmt der Autor sogar auf die französische Steinzeit-Comicserie „Rahan, Sohn der Vorzeit“ von 1969 Bezug, in dem er seinen Figuren Namen aus dieser Serie gibt. Allerdings beinhaltet keine dieser Serien gesellschaftskritische Themen wie bei „Silex and the City“. Manchmal geht es zu viel um Kanni-

balismus und manche Folgen sind überdreht. Doch es ist den Machern gelungen, die Kritik mit vielen kleinen, klug ausgedachten Wortwitzen und versteckten Hinweisen in Humor zu verpacken. Man übersieht es leicht, aber jede Abkürzung und jede Szene wurde mit Bedacht gewählt und hat eine Bedeutung. Dabei werden die Geschichten von gelungener Musik untermalt, manchmal mit Zirpen der Grillen, manchmal mit Instrumenten. Der Inhalt ist auf die drei Minuten sehr gut abgestimmt. Besonders der Abspann gibt noch viel Aufschluss über das jeweilige Thema. Ich finde, es ist eine sehr gelungene Serie! Die Serie lief auf ARTE oder ist bei YouTube zu sehen. Außerdem sind Bücher auf Französisch erschienen. Autorin: Theresia Ziegs mag lustige Gesellschaftskritik.

Wusstet ihr schon, ... ... dass von der Fassade eines Bankhauses in einer kleinen Straße in Stadtmitte ein Mann mit goldener Nase tagtäglich auf euch herabschaut? Vor ihm liegt eine Weltkugel, hinter ihm schweben Planeten und über ihm hängt eine Sonnenuhr. Der Mann heißt Tycho Brahe und war ein dänischer Astronom, der vor über 400 Jahren in Rostock studiert hat. Aus seinen Messungen entwickelte sein Schüler Johannes Kepler das heliozentrische Weltbild weiter. Eine Gravur auf einem Schild unterhalb des Reliefs zeigt Tycho Brahe im Duell – wo er seine Nase verlor. Der Legende nach trug er deshalb eine goldene Prothese. Nun leuchtet sein Riecher auf die Fußgänger hinunter. Autorin: Theresia Ziegs / Foto: Marcus Sümnick

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Hannes' Strip 101 Dalmatiner oder:

Über die Bedeutung der Wetterlage „Schneefall“ als Furunkel der Kommunikation Gibt es ein belangloseres Thema? Sind wir denn ein Haufen studentischer Rentner, die außer dem Wetter nichts Besseres zu diskutieren haben? Ich glaube, die Welt wäre ein besserer und weitaus unverkrampfterer Ort, wenn sich stattdessen mit derselben Selbstverständlichkeit über die Konsistenz des Morgenstuhls unterhalten würde. Aber nein. Jeden Morgen neue Facebook-Fotos von zugeschneiten Balkonen oder Fahrrädern mit humoristischen Seitenhieben auf den nur noch Stunden entfernten astronomischen Frühlingsbeginn. Jeden Morgen ein neuer Zeitungsartikel über Uwe Saftkopp (46, arbeitssuchend), der auf dem Weg zum Zigarettenholen mit seinem sommerbereiften Vehikel im Schnee steckengeblieben ist. Die nächste Wetterkröte, die mir vom „heftigsten Jahrhundertwinter der letzten vier Jahre“ erzählt, darf sich morgen, nebst Zeitung, über eine Ladung gelben Hundeschnee im Briefkasten freuen. Der Einzige, der Humor beweist, ist der Winter selbst, der ein paar Tage lang Frühling vorgetäuscht hat, nur um dann noch mal volles Mett rechts zu überholen. In your face, ihr Winterblues-Legenden! Wie eintönig wäre die Welt ohne ihre 23,5° Neigung? Wir hätten bei uns nur eine Jahreszeit, die zu kalt für einen heißen Sommer und zu warm für einen knackigen Winter wäre. Keine Chance also, schicke Mäntel und Schals spazieren zu tragen. Es gäbe nur Übergangskleidung, das ganze Jahr über. Jack Wolfskin würde die Welt regieren. Also – in Petrus Namen – hört bitte, bitte, bitte auf, über Schnee zu sprechen. Es ist nicht der Day After Tomorrow, nur ein bisschen gefrorenes Wasser. Autor: Stephan Holtz klagt nicht übers Wetter, sondern über Wetterklager.

Täglich grüßt das Heulertier Comic: Hannes Falke


I don't belong here

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Man sieht nur mit dem Herzen gut

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