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Panorama

Gastbetriebe nicht allein lassen Corona-Krise: DEHOGA Bundesverband fordert Rettungspaket für deutsches Gastgewerbe

Die Mitte April getroffenen Entscheidungen zu den Corona-Hilfsmaßnahmen in Deutschland beweisen erneut, dass das Gastgewerbe die hauptbetroffene Branche der Krise ist.

„Unsere Betriebe waren die ersten, die geschlossen wurden, und sind nun die letzten, die wieder öffnen dürfen“, erklärt Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband). Zöllick betont, dass das Gastgewerbe alles akzeptiert, was gesundheitspolitisch geboten ist. Allerdings müssten die Maßnahmen nachvollziehbar und begründet sein. „Umso wichtiger ist jetzt ein sofortiges Rettungspaket für die Branche, wie wir es von Beginn an gefordert haben“, sagt Zöllick. Nur so ließen sich eine Pleitewelle nie gekannten Ausmaßes und Massenarbeitslosigkeit verhindern.

Reduzierter Mehrwertsteuersatz

An erster Stelle stehe dabei die Einführung der reduzierten Mehrwertsteuer für gastronomische Umsätze ab dem ersten Tag der Wiedereröffnung. „Mit sieben statt 19 Prozent Mehrwertsteuer könnten die nicht unerheblichen Umsatzausfälle aufgrund der dann einzuhaltenden Abstandsregelungen ein wenig kompensiert werden – und das völlig unbürokratisch, antragslos und sofort wirksam“, erläutert Zöllick. Der reduzierte Satz würde zudem mittelfristig helfen, aufgenommene Kredite auch tilgen zu können. Im Abhol- und Liefergeschäft, das derzeit von eini

gen Unternehmen angeboten werde, würden bereits sieben Prozent Umsatzsteuer gelten. „Wir brauchen jetzt dringend Maßnahmen, die Perspektiven eröffnen und Mut machen“, so Zöllick.

Bildung eines Rettungsfonds

Angesichts der dramatischen Corona-Folgen für die Branche fordert Zöllick neben der steuerlichen Entlastung die Bildung eines Rettungs- und Entschädigungsfonds für das Gastgewerbe. „Es darf nicht sein,

Die DEHOGA fordert direkte Finanzhilfen für Gastbetriebe. Foto: pixabay

dass Deutschlands Gastgeber nur mit einer hohen Verschuldung aus der Krise gehen, sollten sie sie überhaupt überstehen, und keine Entschädigung erhalten“, so Zöllick. „Hier muss schnellstens ein Rettungsfonds mit direkten Finanzhilfen für die Betriebe geschaffen werden.“ Andere Branchen hätten in weitaus weniger dramatischen Situationen hohe staatliche Unterstützungsleistungen erhalten.

Sollten die Hilfen nicht oder zu spät fließen, befürchtet Zöllick, dass Tausenden kleinen und mittelständischen Betrieben die Luft ausgeht: „Unsere Familienbetriebe haben nicht die Rücklagen und Möglichkeiten großer Industrie- oder Versicherungskonzerne, um aus eigener Kraft aus der Krise herauszufinden. Damit steht die einzigartige Vielfalt von Gastronomie und Hotellerie in Deutschland auf dem Spiel.“ Ganzen touristischen Strukturen drohe die Zerstörung.

Die bislang getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung sowie der Landesregierungen erkenne die Branche an, aber sie reichen definitiv nicht aus. „Die Politik darf Deutschlands Gastgeber, die öffentlichen Wohnzimmer unserer Gesellschaft, die maßgeblich zur Lebensqualität beitragen, in diesen schwersten Tagen ihrer Geschichte nicht allein lassen“, so Zöllick. „Es kann und darf nicht sein, dass nur Großkonzerne durch den sogenannten Wirtschaftsstabilisierungsfonds gerettet werden und 223.000 gastgewerbliche Betriebe mit 2,4 Millionen Beschäftigten das Nachsehen haben.“ Hier müsse ein Rettungspaket auf den Weg gebracht werden.

Überleben eines zentralen Wirtschaftszweiges Corona-Krise: ÖHV hat Mitgliederbefragung und Gästeerhebung durchgeführt

Kaum ein anderer Wirtschaftszweig wurde von der Corona-Krise so hart getroffen wie die Leitbranche Tourismus. Das zeigt auch der nüchterne Blick auf die Zahlen: Seit Ausbruch haben die Betriebe in Österreich durchschnittliche 700.000 Euro an Umsatz verloren, während die laufenden Kosten das Loch in der Bilanz noch weiter vergrößerten.

In den Hotels ist man, so gut es geht, um Schadensbegrenzung bemüht: Kurzarbeit wird laut Umfrage der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) von mehr als 80 Prozent der Befragten genutzt, um das Team und den Betrieb durch die stürmische Zeit zu bringen. Eine klare Kehrtwende ist aktuell nicht in Sicht. Das unterstreicht auch der Blick auf die Erwartungen für die Sommersaison.

Eine ÖHV-Mitgliederbefragung zur Sommersaison und eine Gästeerhebung vom Marktforschungsinstitut Mindtake zeigen auf, dass jede dritte Buchung bei den Hotels bis jetzt storniert wurde. Jedes dritte Hotel rechnet mit Nächtigungseinbußen jenseits der 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Drei Viertel aller österreichischen Nächtigungen kommen aus dem Ausland: „Diese werden heuer zum Großteil wegbrechen. Die einzige Hoffnung, das zu erwartende Minus etwas zu schmälern, ist, verstärkt auf den Inlandsmarkt zu setzen“, erklärt Michaela Reitterer, Präsidentin der ÖHV.

Laut der Umfrage bleibt knapp jeder zweite Sommerurlauber, der ursprünglich ins Ausland wollte, zu Hause, statt einen Urlaub in Österreich zu buchen. Gleichzeitig gibt es noch einen großen Pool an Unentschlossenen. „Viele wissen oft gar nicht, in was für einem tollen Land sie leben, mit großartigen Landschaften, Bergen und Seen, kulturellen Highlights an allen Ecken und Enden, und das noch gepaart mit Topkulinarik“, unterstreicht Präsidentin Reitterer.

Laut Umfrage werden nur knapp 17 Prozent aller annullierten Urlaube umgebucht, d. h., auch hier wäre noch Potenzial vorhanden. Die Entwicklung bei den Nächtigungen schlägt sich natürlich auch auf die Umsatzerwartungen in der Branche nieder.

Finanzielle Absicherung schaffen

ÖHV-Präsidentin Reitterer fordert auch Klarheit in Sachen Grenzöffnungen: „Die Betriebe brauchen einen Zeithorizont für die Planung. Die reservierten Zimmer können nicht unendlich lange geblockt werden, wenn die Gäste nicht kommen.“ Genauso wichtig sind für die Branchenvertreterin auch die Bedingungen für die Öffnung der Betriebe und der Grenzen. Die Unternehmen brauchen klare Leitlinien und eine Vorlaufzeit für die Umsetzung der Maßnahmen. Laut Plan der österreichischen Regierung sollten Hotels ab 29. Mai wieder öffnen können. Sollten die Grenzen im Sommer aber geschlossen bleiben, ist für Reitterer klar, dass es eine finanzielle Absicherung für die Hotels geben muss: „Da geht es nicht um Almosen, sondern um das Überleben eines der zentralsten Wirtschaftszweige des Landes und der damit verbundenen Lieferanten und Gewerbebetrieben.“ mi

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