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Editorial Liebe Kommilitonen, Liebe Leser, im vergangenen Semester haben wir uns mit dem Thema „Bewegung“ beschäftigt. Bewegung bringt Wandel mit sich und Wandel existiert in Verbindung mit der Variable Zeit, die unveränderbar scheint. Aber bewegt sich nicht alles langsamer, wenn wir uns etwas ersehnen und verfliegt nicht die Zeit, wenn wir sie gerade genießen? Die Zeit können wir nicht beeinflussen, aber durch das Treffen von Entscheidungen haben wir die Macht eine Situation zu verändern. Es kommt am Ende also auf unsere persönlichen Entscheidungen an, um etwas zu bewegen. Lest in dieser Ausgabe alles über die Macht von Bewegung, und zwar jeglicher Art. Wie können Dritte Einfluss auf unsere Bewegung haben und warum kann es gut tun nicht jeder Bewegung unseres Umfelds zu folgen? Warum Bewegung zerstörend sein kann, mussten schon viele Menschen erleben. Eine der größten Bewegung findet momentan in unserem Klima statt. Leonardo die Caprio brachte es in seiner Rede bei den diesjährigen Oskars auf den Punkt. “Climate change is real, it is happening right now. It is the most urgent threat facing our entire species, and we need to work collectively together and stop procrastinating.” Neben dem Leitthema findet ihr eine Kolumne über Unternehmensgründung von Felix Thönnessen, dem Coach der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“. Lasst euch außerdem durch einen Erfahrungsbericht über ein Praktikum in Peking und vielen weiteren spannenden Themen inspirieren. Erfahrt schlussendlich von unseren Astronomen wie die Sterne in den nächsten Monaten für euch stehen. Viel Spaß!
Charlotte Ponzelar Chefredakteurin
FRESENEWS 1/2016
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Inhaltsverzeichnis
Magazin
Campus Leben
Bewegung die zerstören kann
S. 8
Der digitale Dom
S. 26
Bewegung - Freund oder Feind?
S. 10
Gesamt-AStA Treffen
S. 28
Bewegung tut gut
S. 12
Ein Tag am Set von „Wilsberg“ S. 30
Heteronormativität und Homophobie am Arbeitsplatz
S. 14 Standort Hopping
S. 32
Wenn Dritte deine Bewegung verhindern
S. 16
skip stellt sich vor
S. 36
Zieh dich aus!
S. 38
Mit dem Zug durch Europa
S. 18
15°C an Weihnachten. Ja und!?
S. 21
Ein Kulturevent an der HS Fre- S. 40 senius in Köln Couchsurfing
S. 42
FreseCup WS 15/16
S. 44
Work Life Balance
Am Skript vorbei
Löwen füttere ich am liebsten mit Nutella
S. 48 Wat is dat eijentlich, Kölner Karneval?
S. 74
Drei Dinge, die auf der nächsten WG-Party nicht fehlen dürfen
S. 51
Eine gratis Behandlung, bitte!
S. 76 S. 78
Papierloses Arbeiten
S. 53
Wer kümmert sich um die Flüchtlinge?
Ein Praktikum in Peking
S. 56
Think Positive
S. 82
Rund ums Gehirn
S. 62
Ein einziger Tag
S. 85
Ton! ist an. Kamera! - Läuft.
S. 66
Wusstest du schon...?
S. 88
Semester-Horoskop
S. 68
Selbstständigkeit bei Frauen
S. 90
Auswahlverfahren bei Top-Unternehmen
S. 92
Deine Stadt, dein Foto
S. 94
Bewegung, die zerstören kann Erdbeben in Chile
Bewegung muss nicht immer positiv sein. Bewegung kann mächtig sein. Bewegung kann dir als einzelnem Menschen zeigen, wie wenig deine eigene Bewegung ausmachen kann. Das Erdbeben ereignete sich am 16.09.2015 nördlich der chilenischen Hauptstadt in der Region Coquimbo. Mit einem Wert von 8,4 auf der Richterskala ist es durchaus als schweres Erdbeben zu bezeichnen. In der Hauptstadt Santiago de Chile, mit knapp fünfeinhalb Millionen Einwohnern, waren sowohl das Beben als auch heftige Nachbeben zu spüren. Pablo Becerra ist 32 Jahre alt und gebürtiger Chilene, wohnhaft in Santiago de Chile. Er arbeitet als Administrator in einem Hostel in der Stadt, relativ zentral in der Touristengegend Bellavista. Für ihn sind schwache Beben nichts Besonderes, er hat schon unzählige davon erlebt. Als das Erdbeben vom 16. September abends begann, befand er sich an seinem Arbeitsplatz. Er beschreibt seine Eindrücke des Erdbebens wie folgt:
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„Ich war auf der Arbeit, als es begann. Das Erdbeben war unglaublich stark. Das Hostel hier ist ein altes, antikes Haus und hat sich dementsprechend auch sehr stark bewegt. Einige Sachen sind aus den Regalen gefallen und Gläser, Bilderrahmen, Vasen sind am Boden zerbrochen. Natürlich ist man als Chilene an Erdbeben gewöhnt und es ist nichts Besonderes mehr für einen selbst. Aber sogar für mich war dieses Erdbeben ein besonders starkes, so etwas habe ich selten erlebt. Die höher gelegenen Stellen sind sichere Orte bei einem Erdbeben, also hab ich mir nicht allzu große Sorgen gemacht, trotz der starken Beben. Es gab sogar eine Tsunami-Warnung für die Küste, was auch nicht bei jedem Erdbeben hier der Fall ist. Die Gäste, die zu der Zeit im Hostel waren, waren völlig verschreckt. Für sie war das eine ungewohnte Situation, hilflos und aufgelöst war die Stimmung. Ich wies sie an, sich unter die Türrahmen zu stellen, zu ihrer eigenen Sicherheit. Da waren sie sicher vor herunterfallen Gegenständen. Um die Stimmung zu lockern,
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erzählte ich ihnen: „It‘s very normal here in our country, it‘s a good touristic experience for you! Welcome to Chile everyone!“ Niemandem ist etwas passiert und wir alle kamen bloß mit dem Schrecken davon.“ Danielle Samuni ist 22 Jahre alt, Amerikanerin und zum wiederholten Male in Chile, um Freunde zu besuchen. Auch sie hat schon das ein oder andere Erdbeben miterlebt, jedoch keines davon mit einer solchen Stärke. Sie schildert ihre Erinnerungen: „Ich war sehr überrascht. Ich dachte nicht, dass ich so heftig reagieren würde. Es war nicht mein erstes Erdbeben, einige kleinere zuvor habe ich schon mitbekommen. Aber dieses war ein starkes Beben, ich hatte wirklich große Angst. Es begann irgendwann in der Abendzeit, ich erinnere mich an keine Uhrzeit. Ich war gerade auf der Straße, auf dem Weg nach Hause vom Einkaufszentrum. Es begann damit, dass es mir seltsamerweise schwer fiel, geradeaus zu gehen. Ich konnte nicht einen Fuß vor den anderen setzen. Auf einmal fing alles an, sich zu bewegen und zu wackeln. Realisiert, dass es ein Erdbeben war, habe ich erst, als mein chilenischer Freund meinte, dass ich aufpassen soll und es ein stärkeres Beben als sonst sei. Ich wollte einfach nur noch nach Hause. Auf dem schnellstmöglichen Weg. Ich lief die restliche Strecke und als ich in meinem Apartment ankam, ging das Beben gefühlt noch stärker weiter. Türen, Schränke, Bilder – alles hat sich bewegt. Auf der Straße draußen waren die Leute auch ängstlich, teilweise panisch. Sogar Chilenen, die eigentlich Erdbeben gewohnt sind. Die Menschen verließen fluchtartig und schutzsuchend öffentliche Gebäude, wie Supermärkte und Malls, um nach Hause oder auf die offene
Straße zu gelangen. Nachdem das starke Beben vorbei war, war ich froh. Nur leider war es nicht vorbei. Es gab viele kleinere Nachbeben. Diese Nachbeben machten mir besonders Angst, weil man nie weiß, wann es wieder losgeht. Als alles endlich vorbei war, brach ich in Tränen aus. Ich war so erleichtert, dass alles gut gegangen ist.“
Das Gefühl inmitten eines Erdbebens zu sein, ist, als würde man sich in einer Blase befinden. Du kannst nicht fliehen, indem du den Raum oder das Haus verlässt. Du kannst nichts tun, bist der Gewalt der Natur schutzlos ausgeliefert. Diese Art der Bewegung ist alles andere als positiv.
Sina Flick Redaktion Köln
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Bewegung Freund oder Feind? Gesellschaftsdruck gleich Gesellschaftsfrust? Der Mensch wird gezwungen, sich zu bewegen, niemals still zu stehen oder inne zu halten. Wir werden in eine Welt hineingeboren, die sich stets und mit rasender Geschwindigkeit weiterentwickelt. Entscheidungen, Vorstellungen wie auch Bedürfnisse werden nicht nur individuell geprägt, sie sind Ergebnis des Gesellschaftsdrucks. Die Schulzeit ist für Kinder und Jugendliche die bis dahin vorzustellende „schlimmste“ Zeit. Das Abitur ist Ziel vieler Jugendlicher. Nach dem Abitur, so denkt man, beginnt das richtige Leben, aber wie sorgenfrei kann dieses noch sein? 18-Jährige sollen sich nun darüber Gedanken machen, was sie studieren möchten, die Antwort „Ich weiß es nicht.“ ist nicht akzeptabel. Die Gesellschaft sieht vor, immer weiter zu machen und sich stets zu bewegen. Nach dem Abitur folgt das Studium, danach der Master oder eben Doktor und das Ergebnis ist ein vorbildlicher Mensch, der zugleich natürlich auch noch eine Familie gegründet hat und Kinder bekommt. Das Geheimnis hinter dem Erfolg scheint mir ein Zaubertrank, der die Menschlichkeit verschwinden lässt und maschinelles Handeln bestärkt. Jene, die nach der Schule nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen, gönnen sich eine Auszeit. Der Druck, sich schnellstmöglich der Masse anzupassen, verschwindet dadurch allerdings nie. Heutzuta-
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ge pocht der Mensch auf Individualismus und strebt nach dem Bedürfnis der Selbstverwirklichung. Sein Ich zu finden und mit diesem im Reinen zu sein, ist Ziel des Menschen. Es stellt sich mir die Frage, ob dies überhaupt möglich ist. Schon als Kind merkt man, dass es wichtig ist, sich anzupassen. Im Alter von 12 Jahren wird dies noch extremer, der Pferdepulli und die Barbies müssen verschwinden. Coole Klamotten und Smartphone halten nun Einzug. Manche Kinder sind dafür noch nicht bereit, geben ihre Schätze aber auf, um nicht ausgeschlossen zu werden und auf einmal nicht mehr dazu zu gehören. Diese Veränderungen sind zeitbezogene Trends, die im Großen und Ganzen etwas Positives sind, doch der Teenager ist gezwungen, sich diesen anzunehmen, andernfalls gehört er nicht mehr dazu. Dies ist für viele Menschen die größte Angst, aus der Spirale des Lebens zu fallen und den Wiedereinstieg zu verpassen. Es stellt sich mir die Frage: „Leben wir nach unseren Vorstellungen oder sind wir Marionetten der Gesellschaft?“ Es ist möglich, sein ganz persönliches Leben so zu schaffen, wie wir es möchten, doch die Weichen stellen wir nicht. Die Kindheit ist die schönste Zeit des Lebens, doch wir können es gar nicht abwarten, erwachsen zu werden. Doch diese Entwicklung bringt viele Verpflichtungen und den Druck, etwas aus sich zu ma-
Magazin chen mit sich, und Naivität sowie kindliches Handeln muss für Realität und Rationalismus weichen. Der Druck, sein Leben zu bestreiten, endet nicht mit Beendigung der Schule oder des Studiums. Er ist ein unterschwelliger Begleiter, der bei dem Einen stärker und dem Anderen weniger stark auftritt. Das Gerüst des Lebens steht mit dem Eintritt des Lebens, doch der Weiteraufbau bestimmt sich durch unser Handeln. Es ist wichtig, sich selbst kennen zu lernen und sich immer wieder etwas Ruhe zu gönnen, um in sich hinein zu hören. Andernfalls agiert man wie ein Roboter, gelenkt von der Gesellschaft, ohne positive, wie auch negative Gefühle. Der Druck, etwas aus seinem Leben zu machen, bringt auch viel Positives mit sich. Kinder würden ohne ihn niemals zur Schule gehen und sich weiterbilden, da sie noch nicht erkannt haben, wie wichtig dies ist, um sich einen Platz im Leben sichern zu können. Die Angst, was nach dem Studium kommt, ist berechtigt, aber sie sollte nicht überhand nehmen. Das Leben lässt sich nicht vorher bestimmen; es spielt, wie es will. Wir sollten selbstreflektierend handeln, um uns besser kennenzulernen und danach handeln und entscheiden zu können. Der Mensch ist Fan von Kontrolle, aber das Leben lässt sich eben nicht kontrollieren. Zu viel zukünftiges Planen verschließt den Blick für die Gegenwart und ist dazu auch noch vollkommen sinnlos, da man nur einen geringen Einfluss auf sein eigenes Leben hat. Es hat seine eigenen Spielregeln, die wir niemals kennenlernen werden. Zu sagen ist, dass der Druck der Gesellschaft stark vertreten ist, wir uns aber trotzdem einen Moment Ruhe gönnen sollten, in dem wir versuchen, auf das zu hören, was wir wollen. Auch wenn einem dies nicht direkt gelingt, bringt es nichts, sich für etwas zu entscheiden, ohne mit vollstem Herzen dahinter zu stehen. Die Angst vor einer Pause im Riesenrad sollte keine sein. Sie ist notwendig.
Phillis Walter Redaktion Idstein
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Bewegung tut gut nicht nur dem Körper, auch der Seele Dass der Körper Bewegung braucht, brauche ich niemandem erzählen. Sich allerdings erstmal von der Couch aufzuraffen und den ersten Schritt Richtung Sportschuhe zu machen, braucht ein wenig Motivation. Allein der bloße Gedanke an ein bisschen Bewegung strengt den ein oder anderen von uns womöglich schon an. Woran liegt das? Ich habe keine Ahnung. Ich persönlich begründe es gerne mit Faulheit oder damit, dass das Faulenzen schlicht und ergreifend gemütlicher ist. Ich ertappe mich gerade dabei, wie ich versuche diesen Beitrag in die Richtung „Wie faulenze ich am liebsten?!“ laufen zu lassen, aber unser Leitthema ist dieses Semester „Bewegung“. In den vergangenen Wochen habe ich mich für euch bewegt! Und zwar habe ich verschiedenste Sportangebote des Hochschulsports in Köln ausprobiert und möchte euch darüber berichten. Nach den einzelnen Sportstunden fühlte ich mich trotz Muskelkater tatsächlich gut und hatte keinerlei Schwierigkeiten einzuschlafen.
Breakdance
Damit ich nicht für immer nur ein grinsender Kopfnicker am Rande eines Tanzbattles in meinem Lieblingsclub bin, entschied ich mich auch mal „cool“ zu sein und ging zur Breakdance AG an der Sporthochschule Köln. Schon kurz vor der Halle konnte ich die tiefen Bässe der Oldschool-Musik in meinem ganzen Körper spüren. Als ich hereinkam, waren die meisten auch schon voll dabei, sich durch lässiges Wippen oder auch „Bouncen“ im Takt warm zu machen. Es ging direkt los mit den ersten Basic-Steps und ich merkte, wie sich mein Puls mit dem Beat zu verschmelzen begann. Nach und nach lernte ich Schritte, von denen ich dachte, sie wären nur den Profitänzern aus den Tanzfilmen zugeschrieben. Nach einem gran-
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diosen Abschluss-„Battle“, bei dem sich jeder am Ende der Stunde präsentieren durfte, ging ich mit meinem durchnässtem XXL-T-Shirt mit stolzem Grinsen und chronischem Kopfnicken nach Hause. Das nächste Tanzbattle kann also kommen.
Calisthenics
Eine große Halle. Ungefähr 20 andere Studentinnen und Studenten. Von der Decke hängende Ringe, Schwebebalken und Recks in verschiedenen Höhen. Bevor ich zu diesem 2-stündigen Kurs gefahren bin, habe ich mir bei YouTube ein Video angeschaut und war halbwegs auf die 3-Tage anhaltenden Schmerzen in meiner verstaubten Muskulatur vorbereitet. Ich möchte mich aber nicht beschweren, denn es hat sehr viel Spaß gemacht. Es war mehr ein freies Training und ein Trainer stand immer für Fragen bereit, hat Übungen vorgemacht und gezeigt, wie man auf Figuren wie „Human Flag“ und „schwebende Plank“ hinarbeitet. Letztere kann ich jetzt auch…mit ein bisschen Hilfe.
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auf und machte ein paar Kniebeugen. Der Trainer begann uns zu erklären, dass man bei den einzelnen Sprüngen immer so leise wie möglich auf den Fußballen landen sollte, um möglichst präventiv zu landen. Körperspannung war gefragt und auch Gleichgewichtssinn, wenn es darum ging, von Kästen unterschiedlichster Höhe auf die Kante einer umgekippten Bank zu springen. Beim Parkour geht es darum, eine Strecke mit Hindernissen so elegant und so schnell wie möglich zu überwinden. Bei meinem ersten Sprung über einen Kasten war ich zwar nicht elegant, aber ich war ziemlich schnell
Tricking
Die ersten 20 Minuten war mir nicht bewusst, dass ich mich im Kurs „Tricking“ befand. Ich wollte zur AG „Parkour“ und wunderte mich, warum wir uns so seltsam warm machten. Mit ca. 14 Mitstreitern bewegte ich mich mit Hilfe von unterschiedlichsten Kampfbewegungen quer über einen 40m² großen Mattenboden. Auf meine Frage, wann wir mit Parkourübungen begännen, folgte ein kurzes Schweigen, dann ein Lachen gefolgt von meinen geröteten Wangen. Der Groschen war gefallen – wenn auch in Zeitlupe. Nichts desto trotz genoss ich die Mischung aus Ninja Turtle-Kampfkunst und Bewegungen aus dem Videospiel Tekken und versuchte mich an den unter den Zockern berühmt berüchtigten Specialmoves. Hinten rechts gleichzeitig mit Pfeiltaste unten und dem Dreieck. In der Fachsprache auch bekannt als „den Gegner verwirrende Landung auf dem Po“. Alles in allem ein interessanter Kurs, aber um bei der Wahrheit zu bleiben, nichts für mich.
Parkour
Das wollte ich schon immer ausprobieren. Hochmotiviert wärmte ich meine Handgelenke
– und zwar hängengeblieben und innerhalb von Sekunden hinter dem Kasten am Boden. Aber alles halb so schlimm. Auch der Trainer sah nur das Positive und lobte meinen Enthusiasmus, ich solle „beim nächsten Sprung nur ein bisschen vorsichtiger“ sein. Diese AG machte mir trotz blauem Fleck am Schienbein tatsächlich am meisten Spaß. Vielleicht werde ich in Zukunft auf dem Weg zur Uni doch mal die ein oder andere Abkürzung nehmen.
Charlotte Ponzelar Chefredakteurin
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Heteronormativität und Homophobie am Arbeitsplatz Das Thema Heteronormativität und Homophobie am Arbeitsplatz ist schon länger ein Thema in den Medien und hat in den letzten Jahren immer mehr an Popularität gewonnen. Des Weiteren wurden Studien veröffentlicht, in denen es um diese Themen geht. Heteronormativität beschreibt die für natürlich gehaltene, ausschließlich binäre Geschlechtereintei-lung, die als gesellschaftliche Norm angesehen wird. Das Gender ist dabei direkt mit dem anatomi-schen Geschlecht verbunden. Unter Homophobie versteht man eine Feindseligkeit gegenüber Ho-mosexuellen, welche man in die Kategorie „gruppenbezogene Feindseligkeit“ einordnen kann. Eine Studie aus dem Jahr 2007 hat ergeben, dass mehr als ein Drittel der Befragten heute offener mit ihrer Sexualität umgehen als noch vor 10 Jahren. Jedoch haben schon 60% es für notwendig erachtet, ihre Sexualität zu verschweigen und über die Hälfte sprechen mit keinem oder nur weni-gen Kollegen darüber. Des Weiteren wurde festgestellt, dass das Alter einen hohen Einfluss auf die Offenheit mit der Sexualität hat. Befragte im Alter von 35-50 Jahren gingen am offensten damit um. Das Geschlecht hingegen hat fast keinen Einfluss. Befragte, die in einem konservativen Unterneh-men arbeiten, verschweigen eher ihre Homosexualität. Besonders auffällig sind die Zahlen vom Militär, da verschweigen nämlich über 80% ihre Sexualität. Viele homosexuelle Menschen mussten schon Diskriminierung in Form von Kündigung, Isolation oder Tuscheln erfahren. Bei Männern werden Gerüchte verbreitet oder es wird hinter ihrem Rücken getuschelt, wohingegen Frauen mit
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Isolation und Ignoranz rechnen müssen. Ob sich jemand für oder gegen ein Outing entscheidet, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Einerseits spielt der Charakter der Person eine Rolle, andererseits die Unternehmenskultur; also ob ein Unternehmen offen für Homosexualität ist oder nicht. Der Umgang mit der eigenen Homosexualität hat auch Einfluss auf die psychische und physische Gesundheit. Je verschlossener man ist, desto höher sind die psychosomatischen Beschwerden, die Suizid-Gefährdung, die Appetitlosigkeit und die Einschlafschwierigkeiten. Außerdem fühlen Homosexuelle, welche offen mit ihrer Sexualität umgehen, sich eher mit der Organisation verbunden und die Arbeitszufriedenheit ist auch höher. 70-80% der Befragten gaben an, dass sie ihr Handeln durch Informationen beeinflussen lassen, ob ein Unternehmen „gay-friendly“ ist oder nicht. Das bedeutet, ob ein Unternehmen schwulen- bzw. lesbenfreundlich ist. Die Situation hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, besonders durch die Veränderungen in den rechtlichen und organisationalen Bereichen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Verbesserung möglich und auch auf jeden Fall nötig ist!
Magazin
Hierzu werden nun zwei Erfahrungsberichte geschildert, welche in den letzen Jahren in Portland, Oregon stattgefunden haben: (Die Namen wurden verändert)
darf auch kein Bild von meinem Verlobten und mir aufstellen, da die Kinder und besonders ihre Eltern nichts von meiner Sexualität wissen dürfen. Das finde ich sehr schade.
Lukas, 23 Ich habe mich bei einer Fast Food-Kette beworben, da ich einen Job brauchte, um meine Studiengebühren zu finanzieren. Das Unternehmen war nicht bekannt für seine Offenheit mit der Homosexualität, deshalb habe ich sie zunächst verschwiegen. Nachdem ich dort ein halbes Jahr gearbeitet habe, habe ich mich gegenüber meinem Vorgesetzten geoutet, da ich mir keine Gedanken mehr darüber machen wollte, ob mich ein Kollege oder mein Vorgesetzter mit meinen Freund irgendwo sieht. Nach meinem Outing wurde ich zu fast keinen Schichten mehr eingeteilt und einen Monat später ohne Begründung gefeuert. Sebastian, 30 Ich bin Lehrer und wollte immer schon Lehrer werden. Als mir klar wurde, dass ich schwul bin, habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, ob es ein Problem sein könnte, jedoch war es mein Traumberuf und ich wollte es machen. Als ich dann ein sehr gutes Angebot von einer katholischen Privatschule bekam, nahm ich es ohne Zögern an. Ich unterrichte da immer noch und bin glücklich. Das Einzige, was mich traurig macht, ist, dass ich mit niemandem über meine Sexualität reden darf. Mein Freund und ich sind nun verlobt und wollen heiraten und wir haben uns vor kurzem eine Wohnung zusammen gekauft. Mein Glück darf ich nicht teilen und ich
Berenike Wachendorf Redaktion Köln
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Wenn Dritte deine Bewegung verhindern Pendeln mit der Bahn Wer kennt es nicht? Wer jemals Gebrauch vom Regionalbahnverkehr gemacht hat, weiß mit dem Begriff Pendeln durchaus etwas anzufangen. Und wer weiter entfernt von seinem Arbeits- oder Schulort wohnt, weiß auch, dass manchmal zweieinhalb Stunden Zugaufenthalt täglich nichts Besonderes sind. Die Bahngesellschaft unseres Vertrauens sorgt für einen vermeintlich reibungslosen Reiseverlauf, der natürlich nicht immer einwandfrei gewährleistet werden kann. Beitragend zur gemütlichen Atmosphäre innerhalb eine Zugabteils sind ganz klar die Mitreisenden. Wer würde sich schon nicht neben „coolen“ Jogginghosen-Trägern wohlfühlen, die ihren deutschen Gangster-Rap auf höchstmöglicher Lautstärke hören müssen? Oder gegenüber von dem betrunkenen Schwarzfahrer, dessen Plastikflaschenbier sich je nach Streckenbeschaffenheit nicht nur auf seiner Jeanshose, sondern auch auf seinem schnarchenden Astralkörper verteilt? Dies sehr zum Leidwesen aller Fahrgäste, die über einen funktionierenden Geruchssinn verfügen. Als „sinnvoll“ bezeichnen lassen sich die aussagekräftigen Sprüche der Lieblingsbahngesellschaft auf den Anzeigetafeln: „Geringfügige Verspätungen durch betriebsinterne Verzögerungen“. Wessen Gehirn nicht selbst morgens unter betriebsinternen Verzögerungen leidet, dem ist klar, dass hier eindeutig jemand einfach nur verschlafen hat... Machen wir uns doch nichts vor! Während ein Bahnmitarbeiter sich
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noch ein weiteres Mal im Bett umdreht, kommen andere erwerbsfähige Menschen bereits fünfzehn Minuten zu spät zum Arbeitsplatz, zur Montagsvorlesung et cetera. Voller Stolz wurde der Regionalexpress RE 9 als „pünktlichste Linie“ ausgezeichnet. Wow, herzlichen Glückwunsch! Die Zeit, die in das Auswerten und Vergeben dieses Titels investiert wurde, hätte die Bahngesellschaft sinnvoller nutzen können... Beispielsweise in pünktliches Fahren eines Zuges, dem die Ehre des wertvollen Titels nicht zuteil wurde, der dennoch täglich massenweise Menschen von A nach B transportiert. Ist eigentlich noch niemandem in den Sinn gekommen, dass die Klimaanlagen in den Zügen teilweise dezent zu kalt eingestellt sind? Natürlich ist diese Frage saisonabhängig, aber in unseren Breitengraden ist es ja nicht zu abwegig, dass es gerade in den Morgenstunden eher frisch ist. Auch in den Sommermonaten. Folgende Situation also: Morgendliche 80-minütige Zugfahrt, immerhin eine Direktverbindung von der geliebten, ländlichen Heimatstadt nach Köln. Früh genug in den Zug steigen, damit man als motivierter Student a) seine Vorlesung nicht verpasst und b) nicht als letzter vor dem Lieblingsdozenten in den Seminarraum schlüpft. Stolz auf sich selbst, zwischen Omis mit Gehstöcken und Anzugträgern dennoch einen Fensterplatz ergattert zu haben, lehnt man sich entspannt zurück und betrachtet die Außenwelt, die kaum wärmer als zwölf Grad Celsius sein
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kann. Nach wenigen Minuten Fahrt wird einem dann jedoch mal wieder klar, dass der Fensterplatz mit toller Sicht nicht mehr so viel wert ist. Eine von dem Fahrtwind beinahe gefrorene Fensterscheibe erscheint wohl niemandem reizvoll und spendet auch keine Wärme, soviel ist klar. Auch der eiskalte Heizkörper, der zu dieser knackig frischen Jahreszeit natürlich nicht in Betrieb ist, wird zu einem Alptraum auf Wadenhöhe. Zu allem Überfluss ist die flugzeugähnliche Klimaanlage betriebsfähig (wie sollte es auch anders sein?) und pustet den Fahrgästen munter gefühlte zehn Grad Celsius abgestandene Luft auf den Kopf. Nun, wer da nach fast anderthalb Stunden Fahrt nicht mit wenigstens einem penetranten Halskratzen den Zug verlässt, dem gebührt großer Respekt. Wenn an dem selben Morgen auch noch die netten „betriebsinternen Verzögerungen“ dazukommen und der Sitznachbar in gepflegtem Anzug ein Telefongespräch über Zimmerlautstärke führt, sodass die eigene Musik trotz Kopfhörern unverständlich wird, steht dem perfekten Start in den Pendler-Alltag nichts mehr im Wege.
Trotz persönlicher Überzeugung der oben genannten Situationen und Argumente ist dies natürlich nur eine Sichtweise, die auf keinster Weise übertrieben dargestellt ist. #keinEndeinSicht
Sina Flick Redaktion Köln
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Mit dem Zug durch Europa 30 Länder, drei Wochen, ein großes Abenteuer – in einem Wort: Interrail. Du liebst es, zu reisen, Neues zu entdecken und möchtest in einem Urlaub so viel wie möglich erleben? Dann ist eine Interrail-Tour durch Europa genau das Richtige für dich! Denn gerade für Studenten, bei denen der Geldbeutel vielleicht doch nicht immer so prall gefüllt ist, bietet diese besondere Art des Reisens eine super Möglichkeit, mit einem vergleichsweise geringen Budget, einen einzigartigen Urlaub zu erleben. Wohin du willst, wann du willst und wie lange du willst: Mit einem Interrail-Pass setzt du dich einfach in den Zug und los geht’s. Ein Global-Pass gilt für 30 Länder in Europa und kostet für Jugendliche unter 25 Jahren in der zweiten Klasse zwischen 192 Euro für fünf Rei-
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setage innerhalb von zehn Tagen und 461 Euro für einen fortlaufenden Monat. Der Pass kann bequem online nach Hause bestellt oder in einer Deutschen Bahn-Filiale abgeholt werden. Hat man sich für einen Pass entschieden, kann man sich theoretisch direkt in den Zug setzen und drauf losfahren oder erstmal eine Route abstecken. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein guter Mittelweg hier die wohl beste Lösung ist: eine grobe Route festlegen, sich aber nicht durch zu langfristige Hostel- oder Zugreservierungen einengen und seiner Reisefreiheit berauben lassen. Denn gerade das ist es, was Interrail ausmacht: Die Freiheit, spontan bestimmen zu können, wie lange man an welchem Ort verweilen möchte.
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Die Route von zwei Freundinnen und mir führte uns im Sommer 2013 drei Wochen lang durch den Süd-Westen Europas. Bepackt mit Rucksäcken so groß wie wir selber, starteten wir von Venlo aus nach Brüssel zum Atomium und Manneken Pis. Der einzige Nachteil des Global-Pass ist leider, dass er nicht im Heimatland verwendet werden kann. Über Brüssel ging es weiter nach Paris, wo wir die erste Übernachtung eingeplant hatten. Im Vorfeld hatten wir die erste Hälfte der Tour genau geplant und Hostels reserviert, um die zweite Hälfte dann spontan anzugehen und beide Reisevarianten ausprobiert zu haben. Wenn man nicht nur möglichst günstig reisen, sondern auch übernachten möchte (im Schnitt 15-20€ p.P.), muss man sich allerdings vorher darüber im Klaren sein, dass die kleine Jugendherberge damals auf Klassenfahrt teilweise purer Luxus gewesen ist. Auch auf Privatsphäre sollte man nicht allzu großen Wert legen, wenn man sich mit 13 anderen ein 12-Betten-Zimmer teilen muss. Natürlich kann man aber auch Glück haben und sehr süße Hostels mit schönen Gemeinschaftsküchen finden, in denen es sich für ein paar Tage wie in einer bunt gemixten Familie lebt. Auf einer Reise durch Hostels sind viele neue Bekanntschaften und lustige Backpacker-Abende auf jeden Fall garantiert.
Nach zwei Nächten in der traumhaften Stadt Paris nahmen wir abends unseren ersten Nachtzug nach Barcelona. Auch dort zogen wir in zwei Tagen straff das gesamte Touri-Programm
durch und setzten uns dann in einen weiteren Nachtzug nach Cascais, einen kleinen, sehr süßen Küstenort in Portugal.
Hier hatten wir ein paar Tage entspannten Strandurlaub eingeplant. Gut erholt und leicht gebräunt machten wir uns anschließend über einen Zwischenstopp in Lissabon auf den Weg zu unserem nächsten Halt Madrid und von dort aus nach Nizza. Ab diesem Punkt hatten wir nichts mehr reserviert, weder Hostels noch Züge, und ließen das Abenteuer einfach auf uns zukommen. An dieser Stelle muss ich allerdings anmerken, dass es einem zwar unglaubliche Freiheit verleiht, nicht an eine feste Route gebunden zu sein, das ganze jedoch nur dann Spaß macht, wenn man freie und vor allem bezahlbare Hostelplätze findet. Und so kam es, dass wir die zweite Nacht in Nizza im besagten, leicht überfüllten 12-Betten-Zimmer verbrachten. Aber dennoch: Morgens aufzustehen, ans Meer zu gehen und in Nizza zu sein, entschädigt einen für vieles. Als nächstes Ziel hatten wir uns in Italien die Stadt Genua gesetzt. In Genua allerdings angekommen und die ersten Schritte vor den Bahnhof gesetzt, war für uns alle gleichzeitig klar: Hier wollen wir nicht bleiben! Warum auch immer, aber irgendwie hatten wir ein ungutes Gefühl und disponierten kurzentschlossen um, mit dem nächsten Zug weiter nach La Spezia zu fahren. Von dieser Stadt hatten wir zwar noch nie etwas gehört, aber nach einer kurzen und
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überzeugenden Google-Recherche machten wir uns auf den Weg. Manchmal denke ich, dass es Schicksal gewesen sein muss, denn sonst hätten wir nie mein persönliches Highlight der gesamten Reise entdeckt: Portovenere, eine kleine Gemeinde in Ligurien.
Nur durch Zufall landeten wir in diesem Örtchen, da es im näheren Umkreis von La Spezia ansonsten keine Hostels gab, aber es war das Beste, was uns hätte passieren können. Die kleine Stadt, die mit ihren bunten Häuschen aussieht wie gemalt, versprüht ein ganz besonderes Flair und hat abends am Hafen eine unglaublich schöne und gemütliche Atmosphäre. Die gesamte Region Italiens kann ich nur wärmstens empfehlen. Von Portovenere aus konnten wir zudem Ausflüge zu den wunderschönen Dörfern der Cinque Terre unternehmen. Und so klein die Örtchen auch sein mögen, sie sind auf jeden Fall einen Ausflug wert! Mein heimlicher Favorit: Manarola
Bevor es schließlich nach knapp drei Wochen mit großen Schritten auf das Ende unseres Abenteuers zuging, lehnten wir uns noch gegen den schiefen Turm von Pisa und bewunderten die Piazza del Duomo in Florenz. Und schon war der Tag der Rückreise gekommen. Einen kleinen Zwischenstopp legten wir auf dem Rückweg noch in Nizza ein, wo wir eine Nacht am Strand verbrachten (trotz der nächtlichen Kälte sollte das jeder wahre Backpacker mindestens einmal gemacht haben) und dann erreichten wir auch schon glücklich und erschöpft das Ende unserer Reise, den Punkt, an dem vor drei Wochen alles begonnen hatte, Venlo. In diesen drei Wochen sind wir insgesamt durch sieben Länder gereist, haben mehr gesehen als ich je erwartete hätte, von Verzweiflung bis zur puren Freude, alle möglichen Emotionen durchlebt und Erfahrungen gesammelt, die ich niemals würde missen wollen. Eine Interrail-Tour ist nicht nur eine tolle Reise, eine perfekte Mischung aus Städtetour und Strandurlaub, sondern auch ein Abenteuer, welches Freunde zusammenschweißt und einzigartige Erinnerungen schafft. Ich kann nur jedem ans Herz legen, eine solche Tour in Betracht zu ziehen, denn glaubt mir: Wer es nicht macht, verpasst möglicherweise die beste Reise seines Lebens!
Carina Roeser Redaktion Köln
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15°C an Weihnachten. Ja und!? Ein Beitrag zum Klimawandel. Warum er uns alle etwas angeht und wie wir die rapide Bewegung der Thermometeranzeige eindämmen können. Der natürliche Treibhauseffekt, der das Leben auf der Erde überhaupt erst ermöglicht hat, ist uns allen ein Begriff. Wasserstoff, CO² und andere Gase wirken wie ein Glashaus und lassen die Wärme der Sonnenstrahlung nur bedingt aus der Erdatmosphäre wieder austreten. Der größte Anteil Kohlenstoffdioxid (CO²) ist in Böden, Ozeanen und Wäldern gebunden und wird vornehmlich nur durch natürliche Prozesse wie Verrottung oder „plötzliche Waldbrände“ freigesetzt, wodurch der Treibhauseffekt verstärkt wird. Dieses System Erde hört sich doch sehr positiv an – die Erde ist nur deshalb für uns bewohnbar und wäre mit vollkommener Reflektion der Sonnenstrahlen viel zu kalt. Was für ein Glück. Nun kommt die Variable ‚Mensch‘ ins Spiel. Wir forschen, wir entwickeln, wir revolutionieren, wir leben – am liebsten so bequem wie möglich, denn wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt. Während wir in unserem Schaffen nicht zu bremsen sind, nehmen wir uns aus der Natur, was wir gerade brauchen. Zur Energieerzeugung für unsere stetig wachsende Industrie verbrennen wir fossile Rohstoffe wie Erdöl oder Kohle, wobei zusätzliches CO² freigesetzt wird. Die Menge im Verhältnis zu den natürlich existierenden Treibhausgasen im Klimasystem ist aber verschwindend gering. Also was soll der Geiz?! Die Klima-Forscher forschten und schon bald war klar, dass sogar die kleinsten Veränderungen der CO²-Mengen starke Auswirkungen auf unser natürliches Glashaus haben – Geiz wäre also doch ganz geil. Nicht in jedem Land macht sich der Effekt des Klimawandels auf die gleiche Art und Weise bemerkbar. Einige Regionen werden heißer und andere werden trocke-
ner oder feuchter. Wetterextreme vermehren sich. Gletscher schmelzen und lassen den Meeresspiegel steigen, sodass Menschen an Küstenregionen um ihre Heimat bangen. Durch die steigende Wassertemperatur entstehen leichte Stürme und sowohl starke Regenfälle, als auch lange Trockenperioden machen der Landwirtschaft und somit unserer Nahrung zu schaffen. Unser Klima kommt in Bewegung und mit ihm unsere Politiker. Seit 1995 treffen sich jährlich alle Unterzeichner der 1992 beschlossenen Klimarahmenkonvention UNFCCC (= United Nations Framework Convention of Climate Change) auf der Vertragsstaatenkonferenz (Conference of Parties/ COP), auch bekannt als Klimagipfel. In der Kon-
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an Verpflichtungen halten, weil der Klimawandel ja nicht ihre Schuld ist. Glücklicherweise wurde 2015 in Paris ein Folgeabkommen beschlossen, welches jeden Staat im gleichen Sinne an eine Emissionsreduktion bindet.
vention wurde festgehalten, dass die durch den Menschen verursachten Treibhausgase verringert werden müssen. Schön, dass sich da alle einig waren, aber sehr präzise klingt das ja nicht. Innerhalb von knapp 25 Jahren formten sich aus wagen Vorsätzen zwei Beschlüsse, welche den rapiden Anstieg der Erderwärmung mildern sollten: das Zwei-Grad-Ziel (2009) und das Kyoto-Protokoll (1997). Bis zum Jahre 2100 soll sich die Erderwärmung, durch die Reduktion der Treibhausgasemissionen einzelner Staaten, auf zwei Grad beschränken. Industriestaaten werden im Kyoto-Protokoll dazu aufgefordert ihre Emissionen bis zunächst 2012 und nun 2020 um 5,2 % im Vergleich zu 1990 zu verringern. Wird dieses Ziel nicht erreicht, folgt die Verpflichtung zu Strafzahlungen. Ansonsten sind die Industriestaaten durch Emissionshandel flexibel in der Art und Weise, wie sie die Minderung ihres Treibhausgasausstoßes erreichen. Entwicklungsländer genießen eine Sonderstellung und sind von Verpflichtungen befreit, da sie dazu zum einen nicht die Mittel besitzen und zum anderen durch ihre fehlende Industrialisierung nur marginal zum Klimawandel beigetragen haben. Blöd, dass Russland, Kanada, Japan, Neuseeland und die USA zur zweiten Periode wieder aus dem Protokoll austraten oder es gar nicht erst unterzeichnet hatten (USA). Ob das im Fall Kanadas an den 14 Milliarden Dollar Strafzahlungen lag, die das Land für die Nichterfüllung der Reduktionspflicht seiner Emissionen aus der ersten Kyoto-Periode hätte zahlen müssen? Da kann man wohl nur spekulieren. Es heißt also für den Klimaschutz, dass die Länder mit den größten Emissionsmengen austreten, wenn es ihnen danach ist und andere Länder müssen sich nicht
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Ab 2020 soll das Paris-Abkommen das Kyoto-Protokoll ablösen. Das Zwei-Grad-Ziel wurde auf 1,5°C runtergeschraubt und bis 2050 soll erreicht werden, dass alle menschengemachten Treibhausgase durch die Natur gebunden werden. Zum Beispiel in den unzähligen Wäldern, die wir jedes Jahr um 13 Millionen Hektar verkleinern. Hier ein ironischer Fakt am Rande: Der Anteil aller Treibhausgasemissionen, der durch die Abholzung unserer Wälder entsteht, wird auf 20%25% geschätzt. CO² kann aber auch, wie oben schon beschrieben, in Gewässern gebunden werden. Voraussetzung dafür ist, dass diese bis 2050 durch den Klimawandel noch nicht ausgetrocknet sind. Bis 2025 sollen die Industrieländer den Entwicklungsländern 100 Milliarden Dollar bereitstellen, damit diese besser mit den klimabedingten Umstrukturierungen und eintretenden Naturkatastrophen umgehen können. Ob am Ende 55 Prozent aller Staaten das Abkommen unterzeichnen werden und es damit gültig machen, ist abzuwarten. Die Vergangenheit lehrt uns aber, dass selbst eine solche Unterzeichnung die Staaten nicht daran hindern wird, vor Begleichen möglicher Strafgebühren wieder auszutreten. Genug der Politik. Was kann der einzelne zum Klimaschutz beitragen und hat es überhaupt eine Wirkung? Wie Beobachtungen der Naturforscher und vergangene Naturkatastrophen gezeigt haben, können kleinste Veränderungen der Treibhausgasemissionen Veränderungen im Meeresspiegel bewirken, sodass Menschen durch Überflutung ihres Landes sterben müssen oder es anderen durch eine lange Dürreperiode an Nahrung fehlt. Nicht nur Industrien und Kraftwerke produzieren Treibhausgase, sondern auch jeder einzelne von uns. Warum sollen wir dann weitere Jahre auf eine Entscheidung oder
Magazin klare Handlungsmaßnahmen der Politik warten? Wir können schon heute mit dem eigenen klaren Menschenverstand etwas zum Klimaschutz beitragen, wenn wir denn wollten. Das Einzige, was den meisten fehlt, ist das Bewusstsein über dieses Thema und jeder, der bis zu diesem Satz gelesen hat, gehört nun nicht mehr zu den meisten. Genauso, wie kleinste Grade auf der Erde im wahrsten Sinne des Wortes Berge versetzen, kann die kleinste Einsparung der einzelnen Person einen Unterschied machen. 1. Koche mit Deckel. Dadurch verbraucht man 2/3 weniger Energie und vermeidet bis zu 120 kg CO² pro Jahr. 2. Gieße deine Pflanzen mit Regenwasser 3. Seid stolz auf euer regionales Bier und genießt es. Kein Scherz! Der Import von Biersorten aus dem Ausland kostet momentan pro Kopf rund 25 kg CO² im Jahr. Das gleiche gilt für andere regionale Lebensmittel. 4. Serviere ein Abendessen bei Kerzenschein. Das macht bei Frauen sowieso mehr Eindruck. 5. Reduziere deinen Rindfleischkonsum. Hört sich für manch einen schwerer an, als es in Wirklichkeit ist. 700 kg CO² können im Jahr eingespart werden, wenn auf nur 1 kg Rindfleisch in der Woche verzichtet wird. 6. Lass das heiße Wasser während des Zähne Putzens nicht laufen und gönn dir unter der Dusche mal eine Minute weniger. Es wird dir kaum auffallen. 7. Spare dir eine Fahrt mit dem Auto pro Woche und nutze das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel. Jede zwanzigste mit dem Auto gefahrene Strecke ist nur 1 km lang. Durch ihre Vermeidung würden wir mehrere Millionen Tonnen CO² pro Jahr einsparen. 8. Lass das Licht nicht brennen, wenn du das Haus/den Raum verlässt. 9. Ersetze Glühlampen mit LEDs und achte beim Kauf von Elektrogeräten auf sogenannte Energieeffizienzklassen, um Energie zu sparen.
Ohne philosophisch werden zu wollen, hier noch einige Gedankenanstöße: Es werden sich Lebensräume verändern und um diese nicht gänzlich durch Menschenhand zu zerstören, muss ein Bewusstsein über die Energiewende geschaffen werden. Auch wenn es sehr provokant klingen mag, aber macht die Erderwärmung nicht Gegenden wie Sibirien bald sogar erst bewohnbar? Möglicherweise ist der Klimawandel aber auch nur als ein Ereignis in der Weltgeschichte zu betrachten. Oder vielleicht soll der Mensch gar nicht überleben und diese Bewegung gehört zum evolutionären Grundgedanken?
Charlotte Ponzelar Chefredakteurin
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Der digitale Dom Studiengang 3D-MM scant den Kölner Dom 05:30 Uhr morgens– eine leere Domplatte. Mit diesem ungewohnten Blick beginnt die erste Phase des Domscans in den frühen Morgenstunden im März 2015. Der 3D-Scanner wird an seine erste Position gestellt und die Studierenden des Studiengangs 3D Mind & Media werden mit ihren Aufgaben vertraut gemacht. Auf den ersten Blick wirkt der 3D-Scanner wie eine unscheinbare Kiste auf einem Stativ. Er dreht sich langsam um sich selbst und in der Mitte der Kiste rotiert etwas.
Douglas Pritchard, ein Dozent der Heriot Watt University in Edinburgh, erklärt den Studierenden wie der Scanner arbeitet und worauf geachtet werden muss. Der Scanner arbeitet, vereinfacht gesagt, nach dem selben Prinzip, wie wir es von Google Streetview kennen. Für Streetview werden Fotos in alle Richtungen geschossen und eine Software fügt die Einzelbilder später zu einem 360° Bild zusammen. Dieser Prozess wird an verschiedenen Positionen wiederholt und wir sind schließlich in der Lage, am PC beispiels-
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weise durch die Straßen von Köln zu wandern. Zu den Fotos der Umgebung misst der 3D-Scanner außerdem die Entfernung von seinem Standpunkt zu jedem Objekt in einem Radius von bis zu 350 Metern. Hierzu verwendet er einen rotierenden Laser, der mehrere tausendmal pro Sekunde ausgesendet und reflektiert wird. So errechnet der Scanner die exakten Maße für jeden Millimeter des gescannten Objektes. Um schließlich ein 3D-Modell des Objektes zu bekommen, muss der Scanner an verschiedenen Orten, rund um das Objekt, platziert werden. Im Falle des Doms waren mehrere hundert Scanpunkte nötig, um alle Details und die Komplexität des Gebäudes einzufangen. Dank der GPS-Daten der einzelnen Scanpunkte weiß die Software anschließend, welche Scans zusammengehören und ist in der Lage, die einzelnen Scandaten zu einem vollständigen 3D-Modell zusammenzufügen. Trotz moderner Software muss immer noch viel per Hand verbessert oder retuschiert werden. So müssen beispielsweise Menschen, die während des Scans im Bild standen, entfernt werden oder fehlerhaft zusammengesetzte Kanten korrigiert werden. Um einen reibungslosen Ablauf des Scannens zu gewährleisten, waren die Studierenden mit verschiedenen Aufgaben betraut. Einige waren mit Hinblick auf die Retuschearbeiten damit beauftragt, Passanten darauf aufmerksam zu machen, nicht im Scanbereich zu stehen. Andere wiederum damit, weitere Scanpunkte vorzubereiten, was gerade im Inneren des Doms schwierig war, da man sich dort zeitlich mit den Gottesdiensten abstimmen musste. Außerdem waren Studierende für Infostände eingeteilt oder für die Auffrischung der Sozialen Netzwerke der Hochschule zuständig.
Um die Arbeiten des Scannens zu dokumentieren, war zusätzlich ein Filmteam, bestehend aus Studierenden, immer vor Ort und begleitete Douglas Pritchard auf seinem Weg um den Dom. Der erste Teil der Dokumentation wurde bereits auf dem YouTube Kanal der HS Fresenius veröffentlicht. Nachdem der Scan des unteren Teils des Doms im März abgeschlossen war, begannen die Arbeiten im Dach und an den Türmen im November 2015. Insgesamt erstreckte sich der Scanprozess über drei Wochen, in denen direkt am Dom gearbeitet wurde. Dazu kommen etliche Stunden der Aufbereitung der Daten und auch das Schneiden der Dokumentation. Das gesamte Projekt wurde von der Stadt Köln und der Dombauhütte ins Leben gerufen und hat zum Ziel, ein ultra hochaufgelöstes 3D-Modell des Kölner Doms zu erhalten. Mithilfe der Daten soll es in Zukunft nicht mehr nötig sein, den Dom per Hand und Klettergeschirr nach Schäden abzusuchen, sondern anhand des 3D-Modells Schäden zu Sichten und zu doku-
mentieren. Um die Daten aktuell zu halten, gibt es bereits erste Überlegungen, die Scan-Daten alle zwei bis drei Jahre zu erneuern. Ein Teil der ausgewerteten Daten soll den Studierenden des Studiengans 3D Mind & Media zur Verfügung gestellt werden, um zu lernen, wie man mit solchen Daten arbeitet. Obwohl es für viele der erste Kontakt mit dieser Art der Technik war, wird sie in Zukunft einen immer wichtigeren Teil in unserer Geschichte einnehmen. Douglas Pritchard war bereits an zahlreichen Scan-Projekten auf der ganzen Welt beteiligt. Dazu zählt der Scan des Mount Rushmore in den USA oder das Opernhaus in Sydney. Auf diese Weise sollen Denkmäler und Bauwerke digital für die Nachwelt „konserviert“ werden, bzw. im Fall einer Zerstörung wiederaufgebaut werden können. So bleibt den Kölnern ihr geliebter Dom auf ewig erhalten.
Björn Hamann Layout
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Gesamt-AStA Treffen Im Land der Weißwürstel
„Servus“ oder „Grias eich“ hieß es im Oktober 2015, denn das halbjährliche Gesamt-AStA Treffen ging dieses Semester vom 23.10-25.10.15 in die bayrische Landeshauptstadt München. Wieder einmal kamen alle neu gewählten AStA-Mitglieder für das Jahr 2015/2016 der jeweiligen Hochschulstandorte wie Köln, Hamburg, Frankfurt, Idstein, München und Düsseldorf zusammen. Erfreulicherweise zum ersten Mal dabei auch der Berliner Standort. Da freitags alle Standorte anreisten, verabredete man sich zu später Stunde und lernte sich bei kühlen Getränken und einem Gaumenschmaus kennen. Schon zu Anfang unterhielt man sich gut und war sich sympathisch. Am Samstagvormittag ging die eigentliche Arbeit los. Erstaunlicherweise waren trotz des langen Abends alle anwesend und motiviert, sich in den jeweiligen Referatsgruppen zusammenzusetzen. In den Referaten 1. Vorsitz, 2. Vorsitz, Finanzen, Karriere, Kultur&Event, Sport und Öf-
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fentlichkeitsarbeit begann ein Austausch über bestehende Projekte und Aufgaben als auch über neue Ideen und Vorschläge. Danach, am späten Nachmittag, erfolgte die große Sitzung zusammen mit allen Referaten, in der intern Besprochenes, ausgearbeitete Konzepte, Verbesserungen und Alt-Bestehendes sowohl für die Standorte selbst, als auch übergreifend, in der großen Runde diskutiert wurden. So wurden beispielsweise im Referat Kultur&Event die kommenden Feste, wie Weihnachtsund Sommerfest, ausgetauscht und neue Ideen, wie ein Live-Stream bei First-Contact-Parties, in Betracht gezogen. Organisation und Umsetzung der anstehenden FreseCups wurden vom Sportreferat überarbeitet und man beriet sich über einen möglichen VolleyballCup. Das Referat Finanzen unterhielt sich unter anderem über die Sozialbeiträge, die Haushaltspläne und beschäftigte sich mit Rechtsfragen in Bezug auf die Haftung, wobei auch über die Satzung diskutiert wurde.
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Natürlich folgte auf einen produktiven und arbeitsreichen Tag der Ausklang in einem traditionellen Münchener Brauhaus mit Bier, Sauerbraten, Klößen und ausgelassener Stimmung. Nach dem Motto: „Wer feiert, kann auch früh aufstehen“, beinhaltete der letzte Tag des AStA Wochenendes die Zusammenfassung und Präsentation aller ausgearbeiteten und besprochenen Themen. Die Skype-Konferenz mit Herrn von Portatius, der sehr angetan von der großen Runde war und sich sehr zufrieden und offen mit auch neuen Konzepten und Überlegungen gab, rundete das Wochenende ab. Insgesamt war es ein produktives und arbeitsreiches Wochenende mit AStA- Mitgliedern aller Standorte, die nicht nur hochmotiviert waren, sondern auch viel Freude, Spaß und Action mitbrachten, sodass es zwei gelungene und abwechslungsreiche Tage waren. Es herrschte eine super Stimmung untereinander, weil jeden die gleiche Motivation antrieb: Die Studenten gewissenhaft zu vertreten und auch etwas im AStA und um den AStA zu bewegen, jedoch den Spaß dabei nicht zu vergessen. Danke dafür und kemmts fei wida! (bis zum nächsten Mal)
Lisa-Marie Allhoff AStA Öffentlichkeitsarbeit Köln
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Ein Tag am Set von „Wilsberg“ Ein Filmset aus nächster Nähe sehen, Schauspieler treffen und den Regisseur ausfragen: Das alles durfte der Schwerpunkt Media Management im Sommer 2015 erleben. Am 17. Juni zog unser intimes Kursgrüppchen von vier Studentinnen los, um am Butzweilerhof dabei zu sein, wenn ein Teil der Fernsehserie „Wilsberg“ entsteht. Organisiert worden war dieser Ausflug von Gabriele Graf, einer freien Film- und TV-Produzentin, die einen Teil der Vorlesungen im Modul „Content Management“ hält.
Für alle, die den ZDF-Klassiker „Wilsberg“ nicht kennen, hier eine kleine Zusammenfassung der Rahmenhandlung: Es handelt sich um eine Krimiserie, die in Münster spielt, aber zu einem großen Teil in Köln gedreht wird. Im Mittelpunkt der Serie steht der Buchantiquar Georg Wilsberg (gespielt von Leonard Lansink), der aus
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Geldmangel nebenbei auch Aufträge als Privatdetektiv annimmt. Bei seinen Ermittlungen wird er von Steuerprüfer Ekki Talkötter (gespielt von Oliver Korittke) und seiner Patentochter, Anwältin Alex Holtkamp (gespielt von Ina Paule Klink), unterstützt. Die drei geraten dabei des Öfteren mit der Polizei aneinander, wodurch der für die Fernsehreihe bekannte Witz entsteht. Seit 20 Jahren schon ist die Krimiserie auf dem ZDF ein Garant für hohe Quoten. Am Set am Butzweilerhof angekommen, konnten wir zunächst bestaunen, wie sich ein Teil des ehemaligen Flughafengeländes in ein Asylantenwohnheim inklusive Einwohner verwandelt hatte. Die Szenerie wirkte so authentisch, dass man ohne die umherwuselnden Filmleute glatt hätte vergessen können, wo man sich wirklich befand. Frau Graf führte uns über das Set und stellte uns diversen Mitarbeitern der Filmcrew vor, wodurch wir die Chance hatten, unter anderem den Regisseur Martin Enlen und einen der Hauptdarsteller, Oliver Korittke, mit unseren Fragen zu löchern, bevor es schließlich hieß „und Action bitte!“. Ich persönlich hatte mir die Dreharbeiten zu einem Krimi immer sehr spannend und aufregend vorgestellt und möchte nicht sagen, dass ich enttäuscht, aber nach einigen Stunden vielleicht doch ein wenig ernüchtert war, als wir beobachteten, wie ein und dieselbe Szene eine gefühlte Ewigkeit aus allen möglichen Perspektiven gefilmt wurde. Es handelte sich um eine Szene, in der Ekki zu dem Asylantenwohnheim kommt und von einem Sicherheitsmann gefilzt wird. Mal war der Kopf des Sicherheitsmanns verdeckt, mal der Text vergessen oder die Umgebungsgeräusche zu laut. Immer wieder gab es Verbesserungsvorschläge für die kleinsten
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Details. Alles musste auf den Punkt sein, erst dann war die Szene im Kasten und es konnte weitergehen. So ein Filmdreh ist wirklich Millimeterarbeit. In den vier Stunden, die wir auf dem Set verbringen durften, ist schließlich nur circa eine Minute der endgültigen Episode entstanden, die im November 2015 ausgestrahlt worden ist. Unglaublich, wieviel Zeit und Arbeit in 90 Minuten Entertainment stecken, die wir uns dann gemütlich am Samstagabend mit kritischem Blick auf dem Sofa anschauen. Auch, wenn Wilsberg zugegeben kein Hollywood-Streifen ist, so war dieser Ausflug zu einem Filmset doch mein Highlight des letzten Semesters, für das ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Frau Graf bedanken möchte! Der Tag am Butzweilerhof war eine tolle Erfahrung und ich war sehr gespannt darauf, die fertige Folge im Fernsehen zu sehen.
Carina Roeser Redaktion Köln
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Standort Hopping Irgendwann packt es jeden. Irgendwann verspürt jeder diesen sonderbaren Drang. Zwar lässt es sich kaum in Worte fassen, doch jeder kennt es. Es ist dieses seltsame Gefühl, das auch einen gebürtigen Berliner im Jahre 2013 in die weite Ferne nach Düsseldorf getrieben hat – fernab von der gewohnten, gemütlichen Heimat. Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, war, dass mich diese Reiselust kurze Zeit später wieder packen sollte. Meine Reise führte mich nur wenige Semester später weiter nach Berlin und später nach Köln. Manch einer bezeichnet diesen Wunsch, diesen Durst, seine Sachen zu packen und etwas Anderes an einem fremden Ort zu erleben, als Fernweh. Man möge es nennen, wie man möchte. Mir hat es zwei unvergessliche, abwechslungsreiche Jahre bereitet, in denen ich an drei vollkommen unterschiedlichen Standorten studiert habe. Mich trieb es 2013 jedenfalls nach Düsseldorf, wo ich mein Studium in Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule Fresenius begann. Düsseldorf ist facettenreicher als die meisten (insbesondere meine derzeitigen Kölner Kommilitonen) denken. Natürlich steht die hochberühmte Königsallee mit ihren exquisiten Boutiquen irgendwo symbolhaft für das Düsseldorfer Leben, doch die Stadt verfügt auch über eine sehr außergewöhnliche Seite. Man muss nur die richtigen Ecken Düsseldorfs ausfindig machen, denn die Stadt ist ein (sozio-) kultureller Melting Pot im wahrsten Sinne des Wortes. Speziell die japanische Gemeinde, die die größte Deutschlands ist, hat die Stadt geprägt. Im Laufe der letzten 50 Jahre hat die Stadt viele japanische Familien und zahlreiche japanische Unternehmen angezogen. Ein Ausflug in das “Little Tokyo” Düsseldorfs fühlte sich nicht selten an wie eine Reise in das Land der aufgehenden Sonne. Sushi-Liebhaber werden daher aufgrund des großen Angebots an traditionellen Sushi-Restaurants garantiert auf
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ihre Kosten kommen. Auch der jährlich stattfindende Japan-Tag in Düsseldorf gewährt Einblicke in die Kultur des Landes. Die zahlreichen interessanten Cosplayer und das spektakuläre japanische Feuerwerk bieten an dem Tag den Augenschmaus schlechthin. Cosplay ist ein japanischer Verkleidungstrend. Beim Cosplay stellt der Teilnehmer eine Figur aus Manga, Anime, Computerspiel oder Film durch Kostüm und Verhalten möglichst originalgetreu dar.
Der Standort der Hochschule Fresenius ist im multikulturellen Derendorf nicht unweit des Rheins gelegen. Der Stadtteil Derendorf hat sich in den letzten Jahren sichtlich gewandelt. Aufgrund der guten Lage am Rhein haben sich viele nennenswerte Unternehmen dort angesiedelt – viele davon sitzen unmittelbar an der Hochschule Fresenius. Zu erwähnen hierbei ist vor allem die Kommunikationsagentur Grey, die zu den größten in Deutschland zählt und sich mit der Hochschule Fresenius das Gebäude teilt. Die Grey-Mitarbeiter sind typische Kreative. Sehr aufgeschlossene, offene Menschen, die auch früh morgens zur Vorlesung rennende Fresenianer freundlich begrüßen. In Düsseldorf haben wir uns auch die Kantine mit den Leuten von Grey und der direkt gegenüberliegenden AMD geteilt. Und so ergaben sich hin und wieder spannende Gespräche mit Leuten, mit denen man normalerweise nicht viel zu tun hat, beim gemeinsamen leckeren Mittagessen. Die Suppen in der Düsseldorfer Kantine jedenfalls waren unschlagbar. Aber auch die Hochschule Düsseldorf (ehemals Fachhochschule Düsseldorf) ist gerade dabei, nach Derendorf umzuziehen, was in naher Zukunft den Stadtteil zu einer attraktiven Studentengegend machen wird.
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In der ehemaligen Botschaft Iraks in Berlin-Pankow Kaum hatte ich mich nach drei Semestern in Düsseldorf eingelebt, hörte ich von der Möglichkeit, einen Schwerpunkt am neugegründeten Standort in Berlin zu belegen. Die Hochschule Fresenius hatte nun endlich einen Standort in meiner Heimatstadt. Die Freude war groß. Doch die Qual der Wahl plagte mich. Zwei Schwerpunkte wurden in Berlin angeboten: Personalpsychologie und Marketing Management. Beides reizte mich sehr, doch schließlich fiel die Entscheidung auf Personalpsychologie. Diese Entscheidung bereue ich nicht. Marketing ist zwar in vielerlei Hinsicht sehr nützlich und spannend, doch mich reizte die Aussicht, über den Tellerrand meines Studiums in Medien- und Kommunikationsmanagement zu schauen. Für mich war es sehr aufregend, zumindest für ein Semester in die Welt der Psychologie einzutauchen. Nachdem die Entscheidung feststand, lief alles sehr einfach ab. Die Exmatrikulation und der Standortwechsel mussten schriftlich beantragt werden. Beide Formulare fand ich im Ilias und gab sie im Studierendenservice ab. Dann nahm ich den Kontakt zur Standortleitung Berlins auf, Herrn Marcus Bergs. Herr Bergs, eine
sehr freundliche und aufgeschlossene Person, informierte mich darüber, dass ich mich wohl oder übel eine Weile gedulden müsste, bis die Mindestteilnehmerzahl von etwa 10 Leuten für meinen Schwerpunkt in Berlin erreicht war. Bis zum Ende der Anmeldefrist (Mitte Dezember) vergingen mehrere Wochen in totaler Spannung. Einen Tag, nachdem die Frist verstrichen war, erhielt ich die Email, auf die ich über einen Monat gewartet hatte. Der Schwerpunkt Personalpsychologie kam mit 5 Studenten zustande. Ich kehrte für ein Semester in die Heimat zurück. Im Grunde genommen ist die Belegung eines Schwerpunktes in Berlin eine Art Auslandssemester und vergleichbar mit den Programmen in New York und Shanghai. Man kann dort das vierte Semester belegen und kehrt zum fünften Semester wieder an seinen ursprünglichen Standort zurück. Man kriegt vorher noch einen Vertrag, in dem man noch einmal bestätigt, lediglich das vierte Semester in Berlin belegen zu wollen. Die in Berlin besuchten Kurse und geschriebenen Klausuren werden selbstverständlich standortübergreifend anerkannt.
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In der ehemaligen Botschaft Iraks in Berlin-Pankow Da eine Person sich kurzfristig umentschieden hatte, saßen wir am ersten Tag zu viert in unserer ersten Veranstaltung am Berliner Standort. Dieser befindet sich direkt am Gendarmenmarkt. Besser und zentraler hätte es in Berlin nicht sein können. Dass der Berliner Standort über keine eigene Kantine verfügt, vergisst man schnell aufgrund des großen Angebots an Cafés, Bäckereien und anderen Essmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe. Das Little Green Rabbit möchte ich für die zauberhaften Salate und Suppen loben. Das kleine Team an der Fresenius in Berlin bestehend aus Herrn Bergs, Frau Metallidis und Herrn Kraushaar war hervorragend. Bei allen Problemen halfen sie uns sofort. Auch zu allen unseren sehr kompetenten Dozenten hatten wir einen guten Draht. Ganz nach Berliner Manier wurde uns auch schnell das “Du” angeboten, was wir dankend annahmen. An keinem anderen Standort erlebte ich eine solche persönliche Nähe zu Personal und Dozenten der Hochschule Fresenius. Der Stoff war sehr praxisorientiert, anschaulich erklärt und für jeden nachvollziehbar. Auf Rückfragen erhielten
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wir immer eine ausführliche Antwort. Ganz besonders schön war es, dass wir durchgehend Tipps für unsere eigenen Bewerbungen von den Profis schlechthin erhielten. Wir haben nicht nur gelernt, wie Bewerbungsgespräche und Assessment Center durchgeführt werden, sondern auch wie man diese erfolgreich meistert. Auch bei unseren Hausarbeiten unterstützten uns die Dozenten, beantworteten Fragen und verwiesen auf sehr hilfreiche Quellen. Man wurde zu keinem Zeitpunkt alleine gelassen. In Berlin waren wir ein sehr bunter Haufen. Meine Kommilitonen kamen aus allen Ecken Deutschlands und von unterschiedlichen Studiengängen. Gruppenarbeiten waren daher sehr aufregend, da jeder von uns eine andere Perspektive und Herangehensweise an den Tisch brachte. Insgesamt ist der Berliner Standort (noch) klein und überschaubar. Aber genau das zeichnet den Standort aus. Diese gemütliche, ja fast familiäre Atmosphäre an einer Hochschule in einer sonst riesigen und chaotischen Stadt bereitete mir große Freude.
Campus Leben Schweren Herzens musste ich die Stadt, die sich damit brüstet zwar arm, aber sexy zu sein, verlassen. Die berühmte Berliner Luft, von Peter Fox besungen und angepriesen, musste weichen. Es wurde Zeit für etwas Neues. Köln bietet eine große Auswahl an Schwerpunkten, weshalb für mich schon vor Berlin feststand, dass ich nach Köln ziehen würde. Gerne bezeichnen die Düsseldorfer Köln als ihren Erzfeind. Diese Stadtrivalität zwischen Düsseldorf und Köln war für mich immer sehr amüsant, aber schwer nachvollziehbar. Im Grunde genommen herrscht zwischen Düsseldorf und Köln eine niedliche Hassliebe. Allerdings muss ich auch einräumen, dass der Karneval in Köln tatsächlich besser ist. Nicht, dass ich als gebürtiger Berliner eine Ahnung von Karneval hätte. Rheinländer sind ein lustiges Völkchen. Die Kölner aber besonders. Und besonders stolz sind sie auf ihre Stadt. Jeder, der in Köln war, wird wissen, wie große Lokalpatrioten die Kölner sind. Und irgendwie ist die Liebe zu Köln ansteckend. Seit kurzer Zeit studiere ich nun hier in Köln. Nach anstrengender WG-Suche bin ich auch hier angekommen und muss ehrlich gestehen: Köln ist eine tolle Stadt. Irgendwo war es eine Herausforderung, im Laufe von 2 Jahren in drei vollkommen unterschiedlichen Städten zu wohnen und zu studieren. Doch die Hochschule Fresenius bietet mit ihren vielen Standorten die einzigartige Möglichkeit, ein Semester oder mehr in anderen Städten zu erleben. Man lernt neue Leute kennen. Man lernt eine Stadt so kennen, wie man es als Tourist nie könnte. Man lernt eine andere Lebensweise kennen. Nicht nur im Auslandssemester schlummert das ein oder andere Abenteuer, sondern auch an den Standorten der Fresenius. Nicht für jeden kommt ein Auslandssemester in Frage, doch ich dürfte nicht der Einzige sein, den die Reiselust mitten im Semester packt. Ein „Standort Hopping“ ist eine sehr aufregende Alternative. Mal schauen, wohin es mich im nächsten Semester treibt. Antonio Hersonski Layout
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skip stellt sich vor
skip Gründungsmitglied Dieter Claus am Schnittpult mit Studentin Anna Pöttker
Frisch gegründet von Prof. Chris Wickenden und weiteren sieben Kollegen (Prof. Dr. Achim Menges, Prof. Dr. Kristian Foit, Dr. Oliver Faber, Dr. Susanne Konigorski, Dr. Britta Lambers, Dipl.-Kfm. Thomas Terrail, Dieter Klaus), findet das skip Institut für angewandte digitale Visualisierung seinen Standort an der Hochschule Fresenius in Köln. Die gemeinnützige Einrichtung (e.V.) gibt Studierenden aus allen Studiengängen die Möglichkeit an forschenden und praxisnahen Projekten mitzuarbeiten. Dabei liegt der Fokus auf der Visualisierung von innovativen Produkten, Business Modellen, Apps, Marketing Tools und Strategien, aber auch Animationen und Dokumentationen – insbesondere in 3D.
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Strategien – also vornehmlich immaterielle Dinge 3-dimensional visualisieren?? Scheint seltsam, aber seien wir ganz ehrlich: Wenn nun schon sogar Unterwäsche entwickelt wurde, die unsere Kalorienverbrennung misst, dann gibt es wohl so einige Themengebiete, die auf den ersten Blick unmöglich scheinen. Dieses Institut wirkt auf mich als eine spannende Einrichtung seine Fähigkeiten neben dem Studienalltag auf die Probe zu stellen und neue Herausforderungen im Team zu meistern.
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Motiviert durch reale Kooperationen mit Unternehmen, die aus den praxisorientierten Projekten in den Bachelor Studiengängen 3D-Mind & Media und angewandte Medien entstanden, formte sich Stück für Stück der Gedanke einer Arbeitsgemeinschaft (AG) aus Studenten. Diese AG beschäftige sich zunächst experimentell mit der Entwicklung von innovativen und kreativen 3D-Darstellungen und Moving Content. Mit der Gründung des gemeinnützigen Instituts skip an der Hochschule Fresenius in Köln und mit Hilfe der Förderung durch Unternehmen aus der Wirtschaft, durch Verbände, Vereine und Privatpersonen wurde schließlich die institutionelle Grundlage geschaffen. Bei den zu bearbeitenden Themen soll über den Tellerrand hinaus geschaut werden. Die Auseinandersetzung begrenzt sich nicht nur auf sichtbare, sondern auch unsichtbare und abstrakte Themen für die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Güterindustrie und für den einzelnen Menschen.
sowie dem wissenschaftlichen und technologieorientierten Austausch mit anderen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und weiteren Institutionen wird es uns möglich gemacht, unseren Horizont neben den Inhalten unseres Studiums stetig zu erweitern. Für kommende Projekte werden Ausschreibungen publiziert, für die sich Interessierte bewerben können. Haltet die Augen danach offen und informiert euch.
www.skip-institut.de oder persönlich bei Prof. Wickenden im MediaPark Köln 4b OG 4.
Prof. Chris Wickenden Gründer und Vorsitzender skip. Institut für angewandte digitale Visualisierung e. V.
Vornehmlich werden Projekte oder Forschungsaufträge durch Unternehmen aus der Wirtschaft, des Bundes und der EU vergeben. SKIP bildet für uns Studierende somit eine geeignete Schnittstelle zwischen Realität, praxisnahem Studieren und innovativer Entwicklung. Durch die Zusammenarbeit mit den Unternehmen,
Charlotte Ponzelar Chefredakteurin
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Zieh dich aus! Die Sammelaktion für Flüchtlinge
„Wir sammeln Kleidung, ihr sammelt Karma“ – unter diesem Motto wurde an der Fresenius in Köln eine Woche lang Winterkleidung für Flüchtlinge gesammelt. Vom 9. bis 14. November konnte während jeder Mittagspause alles abgegeben werden, was in der kalten Jahreszeit warm hält. Wer weder Kleidung noch Schuhe übrig hatte, aber trotzdem helfen wollte, konnte dies mit einer kleinen Geldspende tun. Entstanden war das Projekt des Schwerpunkts Medienmanagement im Modul „Managing Media Firms“ bei Herrn Schneider. Aus der Vorgabe heraus eigenständig ein Projekt zu entwickeln, entstand schnell der Wunsch, etwas Gemeinnütziges zu tun und schließlich die Idee der Sammelaktion, die auch von Herrn Beyer sowie dem Hochschulmarketing aktiv unterstützt wurde. Auch von Seiten der Studenten und Mitarbeiter der Hochschule war die Unterstützung groß. Neben viel positivem Feedback wurde jeden Tag fleißig gespendet, wobei von Winterjacken über dicke Pullover bis hin zu Winterschuhen alles dabei war. Das Ergebnis der Sammelaktion: ein bis zum Rand gefüllter Bully und 537€
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im Spendenglas! Alles Gespendete wurde zur Kleiderkammer des DRK gebracht, wo es dankend entgegengenommen wurde. Das DRK betreut in Köln Flüchtlinge in über 15 Notaufnahmen und freut sich immer über Unterstützung, seien es Sach- oder Geldspenden oder ehrenamtliches Engagement. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an alle Spender und Unterstützer der Sammelaktion. Ohne Euch wäre ein so tolles Ergebnis nicht möglich gewesen!
Stella Hannemann Layout
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Š Nina Fischer
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Ein Kulturevent an der HS Fresenius in Köln Musikalische Vielfalt für Lebensdurst-ICH e. V. Von Klassik bis Samba: Wie vielseitig Harfenmusik sein kann, zeigten acht junge Harfenistinnen am Donnerstag in Köln. Alle Erlöse des Abends gingen an Lebensdurst-ich. Ein Rückblick. Mit der Harfe, dem Instrument der Engel, verbinden die meisten den Himmel. Sanfte, weiche Klänge, fließend, aber auch irgendwie monoton, einschläfernd. Wie ein schöner Traum, den man einige Minuten nach dem Aufwachen schon wieder vergessen hat. Doch Harfenmusik kann so viel mehr sein: Rhythmisch. Schnell. Lebendig. Sie kann Ohrwürmer erzeugen, Hallen füllen und über hundert Menschen zu minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen bringen. Dass all dies möglich ist, davon konnten sich die Zuhörer am 26. November im Atrium der Hochschule Fresenius überzeugen. Die Musikerinnen des jungen Harfenensemble Hürth hatten zum Benefizkonzert eingeladen – und weit mehr als hundert Besucher waren dieser
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Einladung gefolgt. „Mit so einer großen Resonanz haben wir nicht gerechnet“, sagt Charlotte Ponzelar vom Harfenensemble, die das Konzert organisiert hat. Schon wenige Minuten nach Einlass sind die Sitzreihen im Atrium vollständig gefüllt, zusätzliche Stühle müssen organisiert werden. Dennoch ist es komplett still im Saal, als die Harfenistinnen die ersten Takte eines Tanzes von Michael Praeturius anschlagen – die Zuhörer lauschen. Als der letzte Ton des Stückes erklingt, spenden sie tosenden Applaus. „Vielsaitig“ lautete der Titel des Benefizkonzerts zugunsten von Lebensdurst-ich. Und voller musikalischer Vielfalt war auch das Programm, das die Harfenistinnen unter der Leitung von Ursula Roleff-Lenders den Zuhörern präsentiert haben. Nach den beiden Eröffnungstänzen aus Praeturius‘ „Terpsichore“ folgt der weltberühmte „Türkische Marsch“ von Wolfgang Amadeus Mozart, danach „Anitras Tanz“ von Edvard Grieg und das Zwischenspiel zum 3. Akt aus der Oper „Carmen“. Dass die Harfe noch viel mehr kann als Klassik, beweisen die Musikerin-
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nen im zweiten Teil des Konzerts: Von Tango bis Samba ist alles dabei und die Zuhörer hält es kaum auf den Stühlen: Nach der letzten Zugabe gibt es für das Ensemble minutenlangen Applaus und stehende Ovationen. Sämtliche Erlöse des Abends spendete das Harfenensemble Hürth an Lebensdurst-ich. Wir freuen uns sehr und danken allen, die an diesem Donnerstag mit dabei sein konnten und uns unterstützt haben, durch eine Spende genauso wie auch durch die vielen guten Gespräche, die wir gemeinsam führen konnten. Vielen Dank an alle, die uns in der Pause an unserem Stand besucht haben und sich mit uns über den Verein unterhalten haben, die Fragen gestellt, sich Flyer mitgenommen und in den Gesprächen die Bereitschaft signalisiert haben, uns vielleicht auch in Zukunft zu unterstützen – ihr seid wunderbar! Unser besonderer Dank geht an Charlotte Ponzelar, die das gesamte Projekt hervorragend koordiniert und organisiert hat und selbst Teil des Harfenensembles ist, sowie an die Harfenistinnen Mareike Bäcker, Gina Domke, Sophia Schön, Lina-Sophie Falkenberg, Ellen Goebel, Johanna Deuter, Hannah Kentenich und Dirigentin Ursula Roleff-Lenders für den perfekten Abend und dafür, dass sie uns allen gezeigt haben, wie vielseitig die Harfe sein kann. DANKESCHÖN!
Alexandra Jegers Kommunikation Lebensdurst-Ich e.V
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Couchsurfing HS Fresenius und AMD „Ich würde gerne mal nach München auf die Wiesn, aber es ist alles schon ausgebucht und so teuer.“ „Über Karneval wär ich gerne in Köln.“ „Ich würde gerne mal Hamburg kennenlernen, aber ich kenne dort niemanden, der mir die Stadt zeigen könnte.“
Erkennt ihr euch in diesen Aussagen wieder? Wolltet ihr auch schon einmal über ein Wochenende in eine andere Stadt, aber das Geld war knapp und die meisten Hotels schon ausgebucht? Oder braucht ihr noch spontan ein Dach über dem Kopf, weil der FreseCup, das Innovation Weekend oder andere Veranstaltungen der Hochschule bald stattfinden? Euer ASTA hat nun die perfekte Lösung: Couchsurfing – und zwar hochschulintern! Keine Ahnung, was das ist und wie es geht? Dann lasst es uns schnell erklären. Du schreibst in die Facebook-Gruppe, wo du gerne hinmöchtest und deine Kommilitonen an den verschiedenen Standorten laden dich ein, bei ihnen auf der Couch zu schlafen. Es ist praktisch, kostet nichts und ihr lernt neue Leute kennen. Falls ihr euch entscheiden solltet, ein Semester an einem anderen Standort zu studieren, habt ihr dann dort schon jemanden kennengelernt und kennt euch sogar in der Stadt schon ein wenig aus.
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Die Facebook-Gruppe ist eine interne Gruppe für Studenten der Hochschule Fresenius und der AMD. Um in diese aufgenommen zu werden, müsst ihr zunächst eine Anfrage schicken, da die Gruppe geschlossen ist. Dann bekommt ihr eine Mail zugeschickt, in welcher ihr gebeten werdet, Angaben zu machen, damit man auch sicher sein kann, dass ihr an der Frese studiert oder studiert habt. Schon kann das Abenteuer losgehen. Durch diese Möglichkeit könnt ihr zwischen München, Köln, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Berlin und Idstein hin und her reisen. Nun seid ihr an der Reihe: Werdet Mitglieder in der Gruppe und lernt die verschiedenen Standorte eurer Hochschule kennen. Je mehr Mitglieder, desto mehr Möglichkeiten einen Kurztrip zu starten.
Berenike Wachendorf Redaktion Köln
Dein
Talent
f端r die
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/fresenews
Fresecup WS15/16 A mords Gaudi!
Das FreseNews-Team beim FreseCup! Ende November war es wieder einmal soweit: der Fresecup öffnete seine Pforten, dieses Mal im schönen München! 33 Teams aus fünf Standorten fanden sich zusammen, um den Wanderpokal des Fresecups nach Hause zu holen. Köln reiste unter dem Motto „Mission Titelverteidigung“ mit acht Teams an. Das erste Mal sogar mit einem eigenen Team der FreseNews. Doch auch Hamburg und München, als Gastgeber, waren zahlreich vertreten. Auch Berlin als jüngster Standort stellte zum allerersten Mal ein Team. Ein erstes „Get together“ fand bereits am Freitagabend in den Räumlichkeiten des Münchener Campus statt. Bei Hot Dogs, Glühwein und Bier konnten sich die Teams erstmalig „beschnuppern“ und auf den morgigen Turniertag einstimmen. Der Fresecup war damit offiziell in München eröffnet! Am Samstagmorgen war es dann endlich soweit: Pünktlich um 11:00 Uhr fanden sich alle Teams in der SportScheck-Allwetter-Sportanla-
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ge in München-Unterföhring ein. In fünf Gruppen, zu je sieben bis acht Teams, kämpften die Teilnehmer um jedes Tor und jeden Punkt, um sich für die „k.o.“-Runde zu qualifizieren. Dieses Jahr war die Kreativität der Studenten besonders deutlich an der Erkennungskleidung einiger Teams zu bewundern. Ob Lamas mit Einhorn, komplett pinke Trikots oder die Tutus der FreseNews-Spieler, dieses Jahr war Auffallen ein Teil der Erfolgsstrategie. Halbfinalzeit: nach über fünf Stunden sollte sich die Qualifikation für das große Finale zwischen Hamburg und Köln und zwischen zwei Teams aus München entscheiden. Nach zwei hart umkämpften Partien konnten sich „Ajax Dauerstramm“ aus Köln und das Team „FC Nutmeg Stars“ aus München nach zehn Minuten Spielzeit gegen ihre Gegner durchsetzen. Nach über sechs Stunden und mehr als 100 Spielen sollte sich nun im Finale entscheiden, wer den heiß begehrten Wanderpokal des Fresecups mit nach Hause nehmen darf. Titelverteidiger Köln oder Gastgeber München?
Campus Leben
Das Siegerteam Die Spieler aus München und Köln schenkten sich nichts. Mehrere Tore fielen auf beiden Seiten, mehrmals erfolgte der sofortige Ausgleich. Letztendlich konnte sich aber die Kölner Mannschaft, bestehend aus Studenten des ersten Semesters des Studiengangs „Sportmanagement“, gegen München durchsetzen und holte somit den Pokal zurück ins Rheinland, nach Köln. Mission Titelverteidigung war damit erfolgreich abgeschlossen! Wenige Minuten nach dem endgültigen Sieg der Kölner Studenten, überreichte unser Präsident, Herr Botho von Portatius, endlich den hart erkämpften Pokal den Jungs und dem Mädel von „Ajax Dauerstramm“! Herr von Portatius war begeistert von dem Engagement und Einsatz der Studenten und hob die gelungene Kreativität bei den Trikots hervor. Nach einem letzten gemeinsamen Posieren für die Kameras war dann endlich Feiern angesagt! Abends ging es exklusiv für die ganze Truppe rund um den Fresecup zum Tor Club im Herzen von München.
Bis in die frühen Morgenstunden wurde dort der Abschluss des Fresecups des WS15/16 in München begossen und gefeiert. Am berühmten Morgen danach hieß es dann für die übrigen Standorte ab gen Heimat! Die Busse nach Köln und Hamburg traten die Heimfahrt an und auch Frankfurt, Idstein und Berlin machten sich auf den Weg nach Hause. Und wieder war ein tolles Fresecup-Wochenende zu schnell vorbei! Doch lange wird das Warten nicht anhalten müssen: Nächstes Semester lädt Hamburg zum nächsten Fresecup! Und dann heißt es bereits im Mai „Moin, moin Hamburg!“.
Björn Ebbe Referat Sport AStA Köln
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Löwen füttere ich am liebsten mit Nutella - an alle Gründer da draußen Es gibt Menschen, die mögen kein Nutella. Was es nicht alles gibt auf der Welt. Aber kein Nutella? Das ist mir suspekt. (Wenn mich das als Autor disqualifiziert – bitteschön.) Ich könnte einen Tag ohne den samtigen Schokoladenaufstrich nicht überstehen. Wenn es den ersten jetzt schon in den Fingern juckt, dass das hier Schleichwerbung ist, ich kann hier leider nicht nachgeben. (Konditionierung auf ungesunde, fetthaltige Nuss-Nougat-Creme ist doch etwas Feines.) Aber warum wähle ich das als Einstieg? Nutella dient hier als Appetizer, um einen Tag voller Hürden zu überstehen. Ein Tag, der Dinge bringt, von denen ich beim Frühstück noch keine Ahnung habe. Ähnlich geht es den Teilnehmern bei Die Höhle der Löwen auch. Klar, die Teilnehmer wissen, wer ihnen da gegenüber sitzt, können sich alte Folgen anschauen und sich perfekt vorbereiten, aber ein wenig Ungewissheit bleibt doch, oder?
Unser Gläschen Nutella (oder Mett)
Und das trifft eben nicht nur auf die Sendung zu, sondern genauso auf etliche Gespräche mit Bankern, Investoren, Kunden und Kooperationspartnern. Oft gibt es Dinge, die sie vorher nicht vorbereiten können. Aber wir wollen hier nicht verzagen, sondern lieber ein bisschen Kohle in den Kessel werfen, um mit einem Taschen-Bulldozer die Hindernisse oder Hürden sanft aus dem Weg zu räumen. Wir bauen uns also ein mobiles Glas Nutella, das wir immer mit uns herum tragen. Wenn es Probleme gibt, greifen wir schnell in unsere Tasche. Damit ich hier nicht völlig in meiner Bildersprache versinke, machen wir es ein bisschen praktisch, beschäftigen uns mit den sinnvollsten Tageshelfern und fangen an, unser kleines Gläschen zu füllen (an der Stelle dürfen Sie gerne auch eine andere Füllung wählen, vielleicht Marmelade oder einfach gutes Mett).
Was passiert …
… das passiert eben manchmal. Ja, tolle Floskel, Herr Dozent. Aber auf viele Dinge trifft das nun mal zu. Ein paar Dinge lassen sich so eben auch nicht verhindern. Da können Sie machen, was Sie wollen. Das wird Ihnen in Ihrem Gründer-Dasein mehr als einmal passieren. Vor ein paar Jahren haben ein paar freundliche Zeitgenossen mein kleines Büro aufgebrochen und dabei ein ziemliches Chaos hinterlassen. Das konnten auch diverse Sicherheitsmaßnahmen nicht verhindern. Und dann? Dann habe ich erst einmal da gesessen, vor den Scherben, und mich gefragt, was ich jetzt machen soll. Glauben Sie mir bitte: Ich war mehr als demotiviert und hätte am liebsten alles hingeschmissen. Was ich dann gemacht habe? Ich bin zum Ki-
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osk um die Ecke gegangen und habe mir zwei Flaschen Bier gekauft (ich klinge leicht unprofessionell). Die habe ich mir mitten im Chaos aufgemacht und dann meinen iPod voll aufgedreht und irgendwann – sicher nicht nach ein paar Minuten – ist etwas sehr seltsames passiert. Was? Nun, ich musste mich ziemlich kaputt lachen. Das kann sicher daran liegen, dass ich keinen Alkohol vertrage und bereits nach zwei Bier betrunken bin, oder es lag vielleicht auch einfach daran, dass ich feststellen musste, dass das einzige Wertvolle in meinem Büro, eine mobile Klimaanlage, immer noch da stand. Aus der Sache habe ich für mich eine ganze Menge gelernt. Nicht immer läuft es so, wie man selber plant und man sollte sich darauf gefasst machen, dass es Rückschläge gibt. Nochmal: Es geht nicht darum, wie hart man austeilt, sondern darum, wie viel man einstecken kann. Gerade als Gründer ist das doppelt wichtig.
Herz über Kopf oder auf den Bauch hören?
Oft habe ich das Gefühl, in meinem Kopf tanzen gleich eine ganze Menge Felixe herum. Wenn man früher den Teufel links und den Engel rechts kannte, habe ich teilweise eine ganze Bande, die mich nicht in Ruhe lassen will und sich leider auch nicht einigen kann. Nein, ich habe keine multiple Persönlichkeitsstörung, sondern bin mir hoffentlich nur meiner verschiedenen Blickwinkel bewusst. Vielleicht geht es Ihnen an der einen oder anderen Stelle ähnlich. Gerade in der Anfangsphase eines Start-ups müssen Sie täglich hunderte Entscheidungen treffen und dabei sind Sie in erster Linie auf sich selbst gestellt. Klar, Sie können sich umfangreiche Unterstützung besorgen, aber letztendlich
Gründer sind Sie der Herr im Ring, haben die Boxhandschuhe an und entscheiden, wo es langgeht. Suchen Sie sich Unterstützung, besorgen Sie sich Experten, lesen Sie von mir aus auch mein Buch, aber jede Entscheidung, die Sie treffen, muss auch zu Ihnen passen. Wenn ich Ihnen als Berater sage, Sie sollten ein zusätzliches Produkt anbieten, Sie aber davon nicht überzeugt sind, lassen Sie es. Das meine ich wirklich ehrlich. Das Feuer brennt in Ihnen und das kann kein anderer entzünden. Ich kann höchstens beim Holzsuchen helfen. Also liebe Gründer, es ist absolut ok, wenn Sie manchmal nicht wissen, welche Entscheidung richtig ist. So ist das nun mal in der lustigen Welt des Unternehmerseins.
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Links fährt gerade ein Ferrari an mir vorbei
Sie dürfen in meiner Überschrift gerne Ferrari durch Maserati, Porsche oder irgendeine andere schmucke Sportkiste ersetzen. Zu Beginn meines eigenen Gründer-Daseins hatte ich einen heißen Lupo in meinem Besitz, einen mit grandiosen 50 PS und leider ohne Klimaanlage, ohne Zentralverriegelung und auch ohne anderes elektrisches Spielzeug. Der Kleine war häufig zu Besuch auf diversen Firmenparkplätzen, auf denen er umrahmt von edlen Luxuskarossen ein Schattendasein fristen musste. Warum ich Ihnen das erzähle? Nun, die Weltherrschaft ist etwas Tolles, aber der Weg dahin doch lang. Akzeptieren Sie also, wenn Sie zu Beginn vielleicht nur mit 50 PS unterwegs sind. Das waren die meisten anderen auch. Jede PS, was dazu kommt, haben Sie selbst erschafft. Jochen Schweizer würde jetzt sagen: „Die Hand am Arm.“ Ich war auf vielen Beratertreffen und hatte zu Beginn das Gefühl, nicht über den Status des kleinen Jungen, der auch mal Berater spielen will, hinaus zu kommen. Und heute? Heute bin ich immer noch der kleine Junge. Vergleichen Sie sich nicht mit den Besten – lernen Sie von diesen, aber akzeptieren Sie einen kleinen Start. Wenn ich mich im Fitnessstudio mit den anderen Sportskanonen vergleichen würde, dann wäre ich sicher äußerst demotiviert und würde überhaupt nicht mehr hingehen.
Ich belohne mich immer mit einer Flasche meiner Lieblingsbiersorte oder ein paar Löffeln Nutella. Die Belohnung dürfen Sie sich selber aussuchen. Toll, oder? Wir vergessen viel zu oft, diese Momente zu genießen. Vergessen Sie das bitte nicht. Genau in den Momenten schöpfen Sie die Energie für alles, was noch kommt. Ob das unbedingt Champagner sein muss? Nein, natürlich nicht. Mir war wichtig, ein paar persönliche Dinge zu beleuchten, denn letztendlich brauchen Sie die, um erfolgreich durch das Gründer-Sein zu kommen. Ob das dann das kleine Glas Nutella ist, das weiß ich nicht, aber ich finde das Gefühl, ein wenig gewappnet zu sein, doch ganz schön. Bleiben Sie hungrig!
Champagnerduschen im Mondschein
Meine Überschriften sind heute meiner guten Laune geschuldet. Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Als Gründer hat man viel zu tun. Die Floskel mit „selbst und ständig“ spare ich mir an der Stelle einmal. Sie werden am Anfang schuften wie ein Berserker. Was ein Berserker ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen, aber ich glaube es bedeutet: viel. Bei diesem ganzen Schaffen sollten Sie aber das Feiern nicht vergessen. Damit meine ich jetzt nicht, dass Sie jedes Wochenende auf eine hippe Party gehen sollten, sondern, dass Sie Ihre kleinen Erfolge feiern.
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Felix Thönnessen Dozent an der HS Fresenius
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Drei Dinge, die auf der nächsten WG-Party nicht fehlen dürfen! Blätterteigschnecken, der richtige Dip für Rohkost und das 5-Zettel-Topf-Spiel. Du bist bald wieder der Gastgeber und möchtest, dass es deinen Gästen gut geht? Dann sorg dafür, dass die eben genannten drei Dinge nicht fehlen. Wenn du für den richtigen Dip sorgst, bringen deine Gäste die Rohkost schon von alleine mit. Die Blätterteigschnecken sorgen für eine schmackhafte Abwechslung zwischen Chips & Gummibärchen und das 5-Zettel-Topf-Spiel ist der Ice-Breaker, der selbst den schüchternsten Gast über seinen Schatten springen lässt – ganz ohne Alkohol. Langweilig? Probieren geht über Studieren.
Blätterteigschnecken mit Schinken & Käse Man nehme: - Blätterteig - Schmand - Schinken/Speck - geriebenen Käse
Paprika – Frischkäse – Creme Man nehme: - ½ Paprikaschote, rot - ½ Zwiebel - 125g Crème fraiche - 200g Frischkäse - 1 TL Tomatenmark - Salz, Pfeffer
Paprika und Zwiebel werden zunächst in feine Würfel geschnitten. Alle anderen Zutaten werden gut verrührt und das geschnittene Gemüse wird untergehoben. Am Ende würze man die Crème nach Belieben und es kann gedippt werden.
Man breite den Blätterteig aus und verteile gleichmäßig den Schmand darauf. Nach Belieben kann es dann mit Salz, Pfeffer und Kräutern gewürzt werden. Nun kommen noch Schinkenwürfel und Käse oben drauf, der Blätterteig wird zusammengerollt und in 1 cm breite Scheiben geschnitten. Bei 180 Grad und Heißluft sind die Blätterteigschnecken nach ca. 10-15 min im Ofen goldbraun gebacken und gehören nur noch serviert auf die Küchenzeile.
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Die Bude ist zwar voll, aber die Laune könnte besser sein? Greife schleunigst zum „5- ZETTEL - TOPF“ – Spiel. DAS Highlight, das die Ekstasewelle zum Überlaufen bringt. Man nehme ein hilfloses Getümmel an Gästen, 5 Notizzettel pro Spieler und jeder schreibe je ein witziges Wort bestehend aus 2 Wortteilen (Bsp.: „Ohr-Wurm“) auf, lege es gefaltet in einen Topf und voilà, es kann losgehen. Die Regeln sind dabei ganz einfach: Ihr spielt Team vs. Team (meist zwei Teams) und müsst dabei innerhalb von 45 Sekunden so viele Begriffe wie möglich ‚erklären‘. Doch nicht einfach nur so.
am Ende die Gruppe mit den meisten erratenen Begriffen. Nach jeder Runde werden die Zettel gezählt und die Begriffe landen wieder im Topf. Ohne viel Schnick Schnack kannst du mit Hilfe eines Topfes und ein paar Notizzetteln einen unvergesslich witzigen Abend herbeizaubern. Die Party kann steigen. Viel Spaß beim Ausprobieren!
1. Runde = Erklären, ohne die
Begriffe vom Zettel oder der Wortfamilie zu benutzen (vgl. TABU) 2. Runde = Pantomime
3. Runde = Ein anderes Wort muss das
auf dem Zettel beschreiben (innerhalb der 45 Sekunden darfst du dich nicht für ein anderes Wort entscheiden)
4. & beste Runde = Du hast 45 Sekun-
den Zeit, deinem Team die Begriffe mit Hilfe von Geräuschen zu erklären. NUR Geräusche!
Ihr durchlauft insgesamt vier Runden (unten aufgeführt), in denen ihr die Begriffe auf spezielle Art und Weise eurem Team verständlich machen müsst. Die Runde geht dabei so lange im Wechsel, bis alle Zettel aus dem Topf erraten und anschließend gewertet wurden. Wenn der Topf leer ist und die Punkte jedes Teams aufgeschrieben sind (je Zettel ein Punkt), kommen alle Zettel wieder vermischt in den Topf und die nächste Runde beginnt. Gewinner ist
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Charlotte Ponzelar Chefredakteurin
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Papierloses Arbeiten Über Notwendig- und Möglichkeiten Seit etwa drei Jahren kann ich von mir behaupten, meinen beruflichen als auch privaten Alltag “papierlos” gestaltet zu haben - keine Zettel oder Post-It’s, keine herumliegenden Stifte oder Büroklammern mehr. Warum das wichtig war, ist und auch bleiben wird, wie der Weg dahin aussehen kann, das möchte ich im Folgenden kurz erläutern: Warum “Papierloses Arbeiten”? Vorab: “Papierlos” ist eigentlich eine fehlerhafte Übersetzung. Der Ursprungsbegriff “paperless” (engl.) bedeutet nämlich nicht die komplette Eliminierung von Papier, sondern die konsequente Reduktion (gesetzliche Aufbewahrungspflichten bspw. verhindern ein vollständiges Wegfallen von zellstoffbasierten Datenträgern...).
Was spricht dafür?
Ursachen für den Weg dahin gibt es dennoch genügend:
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Flexibilisierung von Arbeitszeiten & -orten (beim Kunden / Lieferanten / zu Hause / in Meetings) Gewöhnung an asynchrones Arbeiten, Zugriff auf Informationen zu jeder Tages& Nachtzeit und von jedem Ort aus Zuarbeit von Mitarbeitern in Teams ist häufiger parallel, temporär, situativ zunehmende Komplexität und Dynamiken verlangen flexible Projekt- statt starre Aufbau- & Ablauforganisationen
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Was sprach/spricht dagegen?
in Hard- & Softw are (für den Start reichen aber meist vorhandene Devices) 1Anfangsinvestitionen and bei der Einführung (Designstandards vereinfachen die Bedienung mittlerw eile immens) 2Lernaufw 3P erformance der Endgeräte (mittlerw eile gelöst) (mittlerw eile gelöst - Ausnahmen Bahn/Flugzeug/Eifel...) 4Bandbreite 5Speicherkosten (mittlerw eile gelöst) 6Flexible Bürosysteme (mittlerw eile gelöst) Rahmenbedingungen (mittlerw eile zum Grossteil gelöst, aber hohe Dynamik w ie bspw. 7SafeRechtliche Harbor-Urteil) Risiko des Datenverlusts (Backups anlegen, Cloud8Fortbildung!) dienste & Verschlüsselung nutzen, dauerhafte
Was benötige ich dafür?
Eine gewisse Grundausstattung von geeigneter Hardware ist unumgänglich, notwendig sind: • Smartphone und/oder Tablet • Eingabestift und/oder lernende Tastatur (bspw. SwiftKey) • cloudbasierter “Mobile-Desktop-Rechner” oder Laptop (bspw. Chromebooks) • Scanner (alternativ entsprechende Smartphone-Software, s.u.) • externe Festplatte(n), idealerweise mit dauerhaftem Webzugang Mein persönliches Setup setzt sich wie folgt zusammen:
Wo sollte ich anfangen?
Zuerst muss eine grundlegende Bereitschaft vorhanden sein, etwas zu ändern! Technik ist oft sehr hilfreich, aber ohne die entsprechende Einstellung dazu, wird sich Frust einstellen und schnell wieder auf alte Muster zurück gegriffen. Daher müssen folgende Aspekte dauerhaft reviewed werden: • Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden! • Alte (Arbeits-)Gewohnheiten in Frage stel len (und was heute passend ist, kann morgen schon veraltet sein…) • Papier konsequent reduzieren - weiter-/wiederverwenden - recyclen! • Rituale schaffen (bspw. feste Druck-/Kopierzeiten einführen, wo sich nochmal bewusst gemacht werden kann, ob das wirklich auf Papier gebracht werden muss)! • Workflow etablieren: Wegwerfen - Scannen & Löschen - Scannen & Archivieren
[LG Nexus 5, Asus Nexus 7, HP Chromebox, GoogleTV-Stick (wird ab 2016 ersetzt durch Asus Chromebit); nicht im Bild: WD MyCloud NAS-Server]
Kombiniert mit der entsprechenden Software ergibt sich ein deutlicheres Bild: • • • • • •
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CamScanner (mächtige Scanner-Anwendung für Smartphones & Tablets mit Cloudunterstützung) Interfax & Faxtomail (notwendig als Schnittstelle zur “alten Welt”) Google Drive und integrierte Office-Tools (inkl. Kalender, Maps, GMail & Hangout als Kommunikationsplattformen) MindMeister (Mindmapping-Tool mit optionaler Hangout-Integration) feedly RSS-Organisator zum Informationsmanagement TickTick als To-Do- & Task-Manager unter dem GTD-Prinzip
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• • • • •
Automagic Premium zum Automatisieren von Workflows und Gerätefunktionen (bspw. abhängig von Zeit, Standort, Gerätestatus, Events wie Emails/Nachrichten/ Terminen etc.) Evernote als zentrale Organisationsplattform mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten zur Informations- und Projektorganisation, auch und gerade im Team, bspw.: Projektplanungen aller Art (auch im privaten Bereich für bspw. Reisen, Umzüge, Hochzeiten, Events, Kochbuch etc.) Linksammlungen / Favoriten / How-To-Do-Anleitungen Listen aller Art (Einkaufslisten, Checklisten, Geschenkelisten, Packlisten, Notfalllisten etc.) Sammlungen aller Art (Rechnungsbelege, Bedienungsanleitungen, Beipackzettel, Versicherungs- und Fahrzeugunterlagen etc.) Wiedervorlagen aller Art (Deadlines, Geburtstage, Steuererklärungen, Impftermine, Verträge wie Mobilfunk/Strom/Gas etc.)
=> Key-Features wie Geräte- & OS-Unabhängigkeit, Team-Workchat, Passcode-Verschlüsselung, Offline-Zugriff und Export-Funktionen machen die Plattform in Verbindung mit Supportdiensten wie WebClipper, Clearly, virtuellem Dokumentensafe, Penultimate, IFTTT.com uvm. nahezu unverzichtbar, die effiziente Notizbuchstruktur ermöglicht die volle Durchsuchbarkeit und Wiederverwendung von einmal erstellten Inhalten.
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D/EU, Überwachung durch Geheimdienste durch Verschlüsselung erschweren!) Es gibt keinen vernünftigen Kundendienst in der Cloud! (ChatSupport, Wikis etc. sind heute Standard)
Und wie geht’s weiter?
Wichtig ist, neben der genannten Auseinandersetzung mit persönlichen und technischen Möglichkeiten, die fortlaufende Hinterfragung von Prozessen und Diensten, das System ist und wird nie perfekt oder “fertig” sein (auch im Digitalen gilt: Überflüssiges wegwerfen = löschen)! Neue technologische, gesellschaftliche und rechtliche Entwicklungen sollten immer beobachtet und in den eigenen Workflow integriert werden, nur so kann eine Umstellung gelingen und ein wirklicher Mehrwert bzgl. Zeit, Komfort und Finanzen generiert werden.
“Disclaimer” bzw. persönliche Anmerkung:
Die hier genannten und empfohlenen Unternehmen und Produkte stellen aktuell - nach meinem beschränkten Kenntnisstand - die optimale Kombination für meinen eigenen Workflow dar, Konkurrenz- und Alternativprodukte sollten zwingend getestet und auf die individuelle Eignung geprüft werden.
Das große ABER - Vorurteile & Realitäten zum Cloudcomputing: • • • • •
Die Cloud ist nicht sicher! (Private vs. Public, idR justierbar) Ich verliere die Rechte an meinen Daten! (AGB‘s lesen) One size fits all (Skalierbar- und Individualisierbarkeit prüfen) Ich bin für immer an den Dienst gebunden! (Unternehmensentwicklung beobachten) Der Datenschutz ist in der Cloud nicht gewährleistet! (klare Regelungen für Einsatz in
Frank Rippel Dozent an der HS Fresenius
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Ein Praktikum in Peking
Name ist Laura Mattes und ich studiere Meinim fünften Semester Media and Commu-
nication Management, mit den Schwerpunkten Marke- ting und Communication Management, an der Hochschule Fresenius in Köln. In meinem vier- ten Semester habe ich mich dazu entschlossen, ein sechsmonatiges Auslandspraktikum zu ma- chen. Dieses habe ich bei dem Videoproduk- tionsunternehmen „Studio Output“ als „Sales and Marketing Associate“ in Peking absolviert. In dieser Zeit war ich hauptsächlich in alle anfal- lenden Tätigkeiten im Marketing involviert und habe zusätzlich dreimal eigenverantwortlich das Networking Event „Glug“ organisiert. Durch die Förderung mit dem PROMOS Stipendium konnte ich das Auslandspraktikum überhaupt erst antreten. Praktikum finden und Bewerbungsgespräch Da ich mein gesamtes Auslandspraktikum selber organisiert habe, musste ich zuerst einen Praktikumsplatz finden. Dazu suchte ich auf der Webseite http://www.creativehunt.com/beijing/ nach Firmen, die für mich interessant erschie-
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nen. Auf dieser Webseite war auch das Videoproduktionsunternehmen „Studio Output“ aufgeführt. Die Webseite des Unternehmens und die Unternehmensphilosophie sprachen mich direkt an und ich setzte eine Bewerbung auf. Diese versendete ich und erhielt kurze Zeit später eine Rückmeldung, dass mich das Unternehmen gerne kennenlernen würde und wir vereinbarten ein Skype-Interview. Das Skype-Interview war ein ganz normales Bewerbungsgespräch auf Englisch und verlief sehr positiv. Nach diesem Gespräch erhielt ich eine Zusage und den Arbeitsvertrag. Die Bedingung war jedoch, dass ich mich selber um die Unterkunft und das Visum kümmere, das Unternehmen bot mir jedoch an, mir jederzeit beratend zur Seite zu stehen. Formalitäten vor der Reise Das Visum Für das Visum benötigte ich ein Einladungsschreiben, das mir mein künftiger Arbeitgeber ausstellen musste. Dieses Einladungsschreiben ist zwingend nötig, um ein Auslandspraktikum absolvieren zu können. Da ich ein Urlaubssemester genommen hatte, mir jedoch den Praktikumsbericht als eine Prüfungsleitung anrechnen ließ, konnte ich mich für das Studentenvisum bewerben. Es muss darauf geachtet werden, dass das Praktikum offizieller Teil des Studiums ist, ansonsten erhält man kein Studentenvisum für 180 Tage. Ich musste also das Einladungsschreiben, einen Antrag (diesen kann man auf der Webseite des „Visa Application Center“ herunterladen und ausfüllen), einen gültigen Reisepass und ein Schreiben oder einen Nachweis der Hochschule über den offiziellen Zusammenhang zwischen Studium und Praktikum abgeben. Es gibt auch Agenturen, die das alles für einen erledigen, was ich im Nachhinein auch
Work Life Balance hätte in Betracht ziehen sollen, da ich nachher dreimal nach Frankfurt fahren musste. Generell ist bei solchen Agenturen nur darauf zu achten, dass es keine unseriösen sind. Man spart sich je- doch Zeit und Nerven wenn man eine besagte Agentur für das Visum engagiert. Die Versicherung Ich hab eine Auslandskrankenversicherung bei der Envivas abgeschlossen. Ich habe einfach meine Krankenkasse gefragt und diese hat mir ihren Partner, in diesem Fall Envivas, empfohlen. Dort habe ich dann eine TravelXL Reise- versicherung abgeschlossen, welche mich für jeden Tag im Ausland einen bestimmten Tagessatz gekostet hat. Ich wurde während meiner Reise zum Beispiel sehr krank und alle Kosten die für die Behandlung angefallen waren, wurden mir rückerstattet.
Die Kreditkarte Ich habe mir vor der Reise eine DKB Visa Karte angeschafft, da ich mit dieser im Ausland kostenlos Geld abheben kann. Es gibt da verschiedene Anbieter, aber generell sollte man darauf achten, dass man wirklich mit der Karte Geld abheben und nicht nur damit bezahlen kann. Diese Karte hat an fast jedem Automaten in China einwandfrei funktioniert und ich hatte keine Probleme damit. Es muss nur immer Geld auf die Kreditkarte geladen werden, was über
eine Überweisung von dem DKB Konto auf die Kreditkarte von statten geht. Die Impfungen Spätestens einen Monat vor der Abreise sollte man seinen Hausarzt aufsuchen und eine Impfberatung in Anspruch nehmen. Welche Impfungen man braucht kommt ganz auf den persönlich vorhandenen oder nicht vorhandenen Impfschutz an. Generell ist aber sehr zu Impfungen geraten, da China kein besonders hygienisches Land ist.
Die Unterkunft Ich habe mein WG-Zimmer auf der Webseite TheBeijinger gefunden. Dort gibt es viele Inserate und Angebote auf Englisch. Ich habe einfach einen Text über mich verfasst und den Zeitraum angegeben, in dem ich gerne in der WG wohnen würde. Dann habe ich alle potenziellen WG’s angeschrieben und mein Zimmer schlussendlich auch so gefunden. Generell sollte man für die Miete zwischen 400 und 500 Euro kalkulieren. Man sollte sich außerdem im Vorhinein auf der Karte eingrenzen, in welchem Bezirk man leben möchte. Ich habe das von meinem Arbeitsplatz abhängig gemacht und im Endeffekt 15 Minuten von meiner Wohnung bis zu meiner Arbeit und in die Innenstadt gebraucht. Ich habe mit einer Chinesin zusammengelebt, die zwei Zimmer in ihrer Wohnung immer an Praktikanten vermietet. In dieser WG habe ich mich sehr wohlgefühlt und eine sehr schöne Zeit verlebt. Das Zusammenleben war sehr unkompliziert, herzlich und harmonisch.
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Die Kommunikation Vor der Reise sollte man sich einen VPN anschaffen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Astrill gemacht. Ohne VPN kann man ansonsten so gut wie keine App nutzen. Da sich Google in China selber zensiert hat, haben Android Nutzer einen VPN dringend nötig, da nicht ein- mal der App-Store genutzt werden kann. Man sollte also immer darauf Acht geben, dass man den VPN auf dem Handy und dem Laptop ins- talliert hat. Auch die App WeChat sollte man sich unbedingt herunterladen. WeChat ist eine Art Whatsapp, nur mit mehr Funk- tionen. Die Chinesen kommunizieren zu fast 90% über WeChat und bezahlen auch teilweise darüber. Bevor eine E-Mail geschrieben wird, wird eine Nachricht über WeChat versendet. Auf Networking Events werden zum Beispiel Visitenkarten und WeChat QR-Codes ausgetauscht. Die App „Pleco“ erleichtert die Kommunikation mit den Menschen, da es eine Übersetzer-App ist und auch offline funktioniert. Ankunft im Gastland Bahn und Taxi Die U-Bahn ist sehr günstig und eine Fahrt kostet teilweise nicht einmal 40 Cent. Die Beschilderung ist auf Englisch und sehr einfach zu verstehen. Das Netz ist logisch aufgebaut und mit der App „ExploreBeijing“ könnt Ihr genau sehen, wie und wohin ihr fahren müsst. In den
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Bahn-Stationen kann man eine Bahnkarte für 20 RMB erwerben, welche immer mit Guthaben aufgeladen werden muss. Taxis sind im Gegensatz zu Deutschland auch sehr günstig. Jedoch ist der Verkehr in Peking eine absolute Katastrophe und Stau an der Tagesordnung. Die Taxifahrer sprechen jedoch kein Englisch. Man sollte immer die Adresse auf Chinesisch dabei haben oder es dem Taxifahrer auf der Karte zeigen können, alles andere ist vergebene Müh. Es bietet sich aber auch an, ein Fahrrad oder einen kleinen Elektroroller zu kaufen. Mit einem Elektroroller ist man sehr schnell, da man jeden Stau umfahren kann. Diese Geräte können einfach im Laden ohne Führerschein oder Formalitäten gekauft werden. Ich habe meinen Elektroroller einfach und unkompliziert vor meiner Abreise wieder verkauft. Die Batterien aus den Elektrorollern und Fahrräder sind allerdings beliebtes Diebesgut und sollten nicht über Nacht draußen stehen gelassen werden. Es ist aber eigentlich in jedem Haus möglich, jegliche Fahrzeuge, wenn sie denn in den Aufzug passen, mit vor die Wohnungstür zu nehmen.
Handykarte In China werden Nummern gekauft, da bestimmte Zahlen Glückszahlen sind und eine Handynummer aus besonderen Glückszahlen sehr teuer und begehrt ist. Ich würde jedem empfehlen, einen Chinesen mit zu China Mobi- le oder China Unicom zu nehmen. Wenn
Work Life Balance man das selber versucht, ist es eher Glück was man später für einen Tarif bekommt, da keiner in die- sen Läden Englisch spricht. Außerdem muss der Reisepass vorgelegt werden um eine Handykar- te zu erhalten. Bei der Polizei melden Nachdem man in das Land eingereist ist, muss man sich 24 Stunden nach der Ankunft bei der Polizei in seinem Distrikt anmelden. Dazu muss man den Mietvertrag und den Personalausweis vorlegen. Dort wird allerdings auch keiner Englisch sprechen. Legt man aber den Vertrag und den Ausweis vor, wissen die Polizeibeamten eigentlich was zu tun ist und stellen ein Dokument aus.
Sehenswürdigkeiten Peking hat unfassbar viel zu bieten. Auch nach 6 Monaten habe ich noch lange nicht alles gesehen. Deshalb liste ich meine persönlichen Highlights auf: Alter Sommerpalast, Neuer Sommerpalast, Die Mauer (Besonders schön sind die unrenovierten Teile bei Mutianyu), Das Wasserreservoir in Miyun (echter Geheimtipp), Chinesisches Nationalmuseum, Der Lama Tempel, Der Himmelstempel, Die Verbotene Stadt, Tian’anmen-Platz, Der Kohlehügel, Die Ghost Street, Gulou, Houhai See, Beihai Park, Chaoyang Park, Ritan Park, das Olympiastadion abends. Es lohnt sich auch einfach durch die Hutongs zu streifen und alles zu entdecken. Bei diesen Streifzügen findet man sowieso die besten und nettesten Sachen.
Bars, Restaurants und Clubs Um etwas trinken zu gehen oder um zu feiern, bietet sich das Ausgehviertel Sanlitun an. Dieses liegt im ersten Ring und hat alles, was Peking an Clubs zu bieten hat. Auch um das Worker Stadium findet man viele verschiedene Clubs, in welche sowohl Einheimische als auch Ausländer gehen. Wenn man etwas verrückter feiern will, sollt man die Studentengegend „Wudaokou“ aufsuchen. Dort tummeln sich viele Studenten in Clubs und Bars. Ansonsten gehen die Chinesen eher nicht feiern, sondern zum KTV. Das KTV ist nicht wie unser klassisches Karaoke, sondern artet meist in eine Art Privatparty unter Freunden aus. Muss man auf jeden Fall mit ein paar Chinesen und Freunden erlebt und gemacht haben.
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Neue Leute und Gleichgesinnte kennenlernen German Chamber North China: Die German Chamber veranstaltet jeden Monat einen Stammtisch, zu dem alle Praktikanten eingeladen werden und sich bei zünftiger Deutscher Kost kennenlernen und austauschen können. Einfach eine E-Mail an chamber@bj.china.ahk.de schreiben und in den Verteiler aufnehmen lassen, dann wird man über bevorstehende Events informiert. Meetup: Auf der Meetup Internetseite kann man sich Ausflügen anschließen oder selber organisieren. Egal ob es Wandern, Sightseeing oder Ausflüge zur Mauer sind, dort kann man neue Leute kennenlernen und gemeinsam etwas unternehmen.
Internations: Diese community richtet sich etwas spezieller Experts. Internations organisiert Veranstaltungen und Events, welche jedoch von jeder- mann besucht werden können. Auf der Internetseite findet ihr dann den Preis, das Datum und genauere Informationen zur Location. Networking Events: Es gibt viele verschiedene Networking Events in Beijing, u.a das Glug Event, welches ich während meiner Zeit in China drei Mal organisieren durfte. Nicht nur deshalb lege ich es jedem ans Herz, sondern
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wegen seiner Besonderheiten. Es handelt sich bei Glug um kein herkömmliches Networking Event. Es soll die kreative Szene von Beijing zusammenbringen, findet immer unter einem neuen Thema mit dazu passenden Rednern statt und das in einer besonderen Location. Nach den Reden kann sich ausgetauscht, getanzt und gefeiert werden. Magazine: Generell informieren die Internetsei- ten Time Out, TheBeijinger, That’s Beijing und City Weekend auf ihren Internetseiten über bevorstehende Events und Veranstaltungen in Peking. Mein Fazit Ich habe mich in China sehr schnell und sehr gut eingelebt. Die Leute sind herzlich und hilfsbereit, was einem den Start erleichtert. Auch die vielen Plattformen, auf denen man Gleichgesinnte kennenlernen kann, helfen enorm beim Einleben. Von den Chinesen spricht leider fast niemand Englisch in Peking, aber mit Händen und Füßen versteht man sich trotzdem. Es gibt auch zahlreiche Möglichkeiten einen Sprachkurs zu besuchen, diese sind allerdings relativ teuer. Ich habe versucht, so viel wie möglich aufzuschnappen und habe dann im Alltag geübt. Da Chinesisch eine reine Tonsprache ist, kann das sehr schwierig, aber auch lustig sein. Nach sechs Monaten konnte ich auf Chinesisch in Restaurants bestellen, mit dem Taxifahrer kommunizieren und ein paar andere Kleinigkeiten die man zum Leben braucht sagen. Man darf nur keine Scheu haben, muss offen sein und sich auch mit schwierigen Situationen arrangieren können. Generell sollte noch gesagt sein, dass es sich um eine ganz andere Kultur handelt und man nicht mit einer deutschen Erwartungshaltung nach China gehen sollte. Es gibt andere Gepflogenheiten und auch die hygienischen Standards sind sehr gewöhnungsbedürftig. Das sind Dinge, über die man sich vorher bewusst sein sollte und mit denen man umgehen kann. Ich habe viele Deutsche in Peking kennengelernt, denen es nicht gefallen hat, weil sie eine andere Erwartungs- haltung gehabt haben. Es ist
Work Life Balance deshalb wichtig, dass man bereit ist, sich auf das Abenteuer einzulassen. Man kann so viele Eindrücke sammeln und erlebt auch eine andere Politik, eine andere Sprache und eine komplett andere Kultur. Ich habe ganz wunderbare sechs Monate in Peking verlebt und würde die Zeit als die beste meines Lebens bezeichnen. Ich habe unheimlich viel gelernt, skurriles gesehen, bin manchmal ein bisschen über mich selbst hinausgewachsen und habe neue Freunde gefunden. Eine neue Arbeitsweise und eine neue Lebensweise kennenzulernen, ist etwas unheimlich interessantes. Ich konnte aus meiner Arbeit und auch aus dem Leben in China sehr viel für mich mitnehmen. Die Events zu organisieren und dann am Tag des Events zu sehen, was man geleistet hat, war ein wahnsinnig tolles Gefühl. Es kommt natürlich immer darauf an, wo man sein Praktikum macht, aber ich musste sehr viel und sehr lange arbeiten. Das ist jedoch nicht die Regel und abhängig von der Tätigkeit und dem Unternehmen. Allerdings habe ich sehr gerne viel gearbeitet und viel Freude daran gehabt. Wenn man sich also für die Arbeit und für das Land begeistern kann, kann ich jedem Peking nur wärmstens empfehlen. Ich habe Peking als eine sehr kontroverse und zugleich vielseitige Stadt kennen und lieben gelernt. Es war auch mit Sicherheit nicht mein letzter Besuch in China. Einen Einblick in ein ganz anderes Land erhalten zu dürfen, dort zu leben und zu arbei-
ten, sind einmalige Erfahrungen. Ich bin unheimlich dankbar für die Förderung mit PROMOS Fördergeldern und somit für die Chance, all das erlebt haben zu dürfen. Ohne das Stipendium wäre mir das Auslandspraktikum nicht möglich gewesen und deshalb möchte ich mich noch einmal in aller Form dafür bedanken.
Laura Mattes Gastbeitrag
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Rund ums Gehirn Wär’s nicht kacke ohne Macke? Warum in unserem Kopf Sachen verloren gehen, die wir uns eigentlich merken wollten und Gewohnheiten dafür Stammgäste bleiben
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acke anziehen. Jacke zuknöpfen. Nach der Tasche greifen. Nach dem Schlüssel suchen. Schuhe an. Tür zu. Treppe runter. Rechter Fuß. Linker Fuß. Türklinke drücken. Mo-ment mal. Wo ist eigentlich der Schlüssel? Tasche auf, Schlüssel da. Immer wieder morgens begrüßt uns das Gehirn mit Warnglocken, lustigen Suchspielchen und Milli-Sekunden-Schocks. Und doch läuft eigent-lich alles reibungslos. An wie vielen Tagen verlässt man schon ohne Schlüssel oder Schuhe das Haus? Im Verhältnis gesehen ziemlich selten. Denn Kopf sei Dank, gibt es Gewohnheiten, die dafür sorgen, dass wir die Tür aufmachen, bevor wir dagegen rennen. Als der liebe Gott Hirn verteilte, dachte er sich was Tolles aus. Gebe ich den Menschen doch für ihren 1,4 kg schweren Denkapparat ein Zentrum, um das sich alles dreht. Dieser Ort muss ungefähr so sein wie der Kern einer Avocado: mittig, unzerstörbar und vom weichen Äußeren gut geschützt. Nach heutigem Stand der Biologie befin-den sich in diesem Zentrum die Basalganglien, in jeder Gehirnhälfte eines. Dort werden zum Beispiel Gewohnheiten gespeichert. Aber warum ausgerechnet Gewohnheiten? Diese manchmal lästigen Eigenarten, diese kleinen Macken eines jeden Individuums? 40 Prozent der Entscheidungen, die der Mensch vermeintlich täglich trifft, sind gar keine echten Entscheidungen, sondern getarnte Angewohnheiten. Besonders hinter den kleinen Handgriffen und Bewegungen verbergen sich diese häufig. „Unser ganzes Leben setzt sich, soweit es eine bestimmte Form hat, aus einer Anzahl von Gewohnheiten zusammen“, stellte William James schon 1892 fest. Der US-amerikanische Philosoph und Psychologe kam nämlich auf die Idee, eine Verbindung zwischen dem Bewusstsein und dem Gehirn zu schaffen und machte damit die Psychologie zur Wissenschaft. Er war der Erste, der Gewohnheiten als lebenswichtige
neuronale Verknüpfungen sah. Wie diese aber wirklich ticken, haben Neurologen, Psychologen, Soziologen und Marketingfachleute erst in den letzten 20 Jahren angefangen zu verstehen. „Leute, ich geh nach Hause“, murmelt ein Typ leicht schwankend seinen Freunden zu und stellt sein halb volles, mittlerweile bestimmt schales Bier schwungvoll auf dem Bartresen ab. „Nimm dir mal lieber ein Taxi! Du kannst ja gar nichts mehr!“, ruft ein Kumpel ihm noch zu, aber der Besoffene reagiert nicht und ist kurz danach schon aus der Tür und auf dem Fußmarsch nach Hause. Er wird morgens aufwachen und seinen hämmernden Schädel nach Erinnerungen der letzten Nacht und nach einer Antwort darauf, wie er es bloß heil bis hier her geschafft hat, durchsuchen. Die Antwort liegt wieder im gut geschützten Kern. Während der Alkohol alle Sinne benebelt und dadurch die sonst so schnell ablaufenden Gedankengänge verlangsamt oder komplett einstellt, werden wir bloß von als Gewohnheiten abgespeicherten Abläufen geleitet. Da der Weg nach Hause bereits als Routine markiert wurde, genau wie das motorische einenFuß-vor-den-anderen-setzen, schafft es der Berauschte nach Hause. Dass er sich daran beim bösen Erwachen nicht erinnert, zeigt, dass die Kommunikation der Nerven in den grauen Zellen gestern wohl nicht mehr funktioniert hat. Sonst hätten diese wie immer Eindrücke, Gerüche und Geräusche gesammelt und diese im Gedächtnis abgelegt. Zum Glück ist der Mensch ein Gewohnheitstier. „Gewohnheiten entstehen, weil das Gehirn ständig nach Wegen sucht, um sich weniger anzustrengen“, so formuliert es Charles Duhigg 2012 in seinem Buch the power of habit. Der Verhaltensforscher und Journalist beschäftigte sich acht Jahre mit dem wohl komplexesten Teil unseres Gehirns und schrieb anschließend ein Buch darüber. Dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, ist also gar nicht mal so schlecht. Während einige Areale
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im Gehirn daran arbeiten, neue Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, werden aus den Basalganglien unbewusst Auslösereize gesendet, die zum Bei-spiel dafür sorgen, dass wir einen Fuß vor den anderen setzen. Damit unser Verstand sich aktiv mit seiner Umwelt beschäftigen kann, kümmern sich die Basalganglien um typische Bewegungen und Gesten. Sinnvoll werden Gewohnheiten auch dann, wenn andere Teile des Gehirns beschädigt werden. Kommt es zum Beispiel bei Operationen zu Beschädigungen des Großhirns, in dessen äußeren Falten das Kurz- und Langzeitgedächtnis liegen und auch Eindrücke und Informationen verarbeitet werden, bleibt der innere Kern meist unversehrt. Das Gleiche passiert bei Krankheiten wie Demenz und Alzheimer. Bei an Gedächtnisverlust Leidenden ist sehr häufig zu beobachten, wie sie sich gedanklich in eine frühere Zeit versetzen und in dieser bleiben. Andere Erinnerungen werden brüchig und verwirrend. Aber wenn es zum Beispiel am Nachmittag Kuchen und Kekse gibt, greifen sie beherzt in die Richtung ihrer Lieblingssorte. Etwas, das häufig verzehrt wird, bekommt genauso den Status Gewohnheit wie die typischen Sätze, Bewegungen, Handgriffe und co. Wenn unser Gedächtnis oder unsere Erinnerung nicht funktioniert, schaltet sich unsere Motorik ein: Als Ritual gekennzeichnete Abläufe übernehmen Bewegungen, Sprache und finden, sogar ohne unsere Gedanken in Gang zu bringen, von allein den Weg, wenn dieser häufiger zurückgelegt wurde.
Sie wollen mehr über Gewohnheiten, ihre Auswirkungen und wie man sie kontrollieren oder verändern kann erfahren? Lesen sie nach. »» »» »»
„The Power of Habit“ schaffte es in den USA 2013 auf die Bestsellerliste der Neuerscheinungen“ Um lästige Gewohnheiten zu verändern, muss man diese erst einmal verstehen Unter anderem das Militär und die Anonymen Alkoholiker nutzen Gewohnheiten in ihren Grundsätzen und Strategien
Gewohnheiten sind also nicht nur lästige Macken, Sachen, die wir uns angewöhnt haben, weil wir sie häufiger tun. Viel mehr machen sie unseren Alltag leichter und erlauben unserem Geist, häufiger herunterzufahren und zur Abwechslung mal weniger bewusst nachzudenken. Carlotta Schaffner Standortleitung Hamburg
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Š Nina Fischer
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Ton! - ist an. Kamera! - Läuft. Über den Quereinstieg in die Filmproduktion und die Arbeit hinter der Kamera
Gabriele Graf, Freie Film- und TV-Produzentin (Fotograf: Jürgen Bindrin)
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Frau Gabriele Graf ist freischaffende Filmproduzentin und gewährte mir Einblicke in ihre Arbeit. Trotz des Studiums der Pädagogik hat sie sich für die praktische Arbeit der Produktion entschieden. Zunächst leitete sie zehn Jahre die Produktion eines Modelabels. Der Produktionsarbeit blieb sie bis heute treu, doch sie verabschiedete sich vor circa zwanzig Jahren von der Mode und ging einer weiteren Leidenschaft nach: Filme. Die Kunst, das richtige Verhältnis zwischen Realität und Dramatik herzustellen. Ihr erster Schritt in diese Richtung war die Teilnahme an einem Autorenseminar, von dem sie durch eine Freundin erfahren hatte. Diese vermittelte ihr auch direkt einen Job im administrativen Bereich der veranstaltenden Firma, durch die sie auch gleich die Chance nutzte und erste Kontakte zu Filmproduzenten knüpfte. Sie wusste, wie wichtig es war, nun in diesem Job alles zu geben, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Das zahlte sich aus. Kurzer Hand wurde ihr eine Festanstellung im Bereich Produktionsmanagement angeboten. Diese lehnte sie dankend ab, mit der Begründung: „Ich möchte Producerin werden. Ich möchte das machen, was ihr macht - Filme produzieren!“. Kein leicht zu erfüllender Wunsch; denn das Berufsbild ‚Producerin‘ gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Doch nah mit den Künstlern zusammenzuarbeiten, die Finanzen zu planen und den Content, also das Produkt, an ein großes Publikum zu verkaufen oder ihm nahezubringen war das, was ihr auch in der Modebranche schon zusagte. Dieser konkrete Wunsch war damals besonders als Quereinsteigerin nur bei einem großen Unter-
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nehmen realisierbar. „Das ist heute leider gar nicht mehr möglich. Ich hatte sehr viel Glück und ich war beharrlich!“. Sie suchte stetig den Kontakt zu großen Firmen und schließlich suchte eine Produktionsfirma jemanden für die Serie ‚Is‘ was, Trainer?‘. Beharrlichkeit ließ sie ihr Ziel erreichen. Die Aufgabe eines Filmproduzenten ist es zunächst, eine geeignete Story zu finden. Sei es, einen Roman als Vorlage zu verwenden und ein Drehbuch in Auftrag zu geben oder es sogar selber zu schreiben. Es muss zu Sender und Sendeplatz passen, so dass der Produzent die Senderverantwortlichen überzeugen kann, das Geld in sein Projekt zu investieren. Also Überzeugungsarbeit leisten. Nach dem ersten Manuskript folgen weitere schriftliche Ausarbeitungen inklusive Kostenaufstellungen des Produktionsleiters bis zum endgültigen ‚Budget‘ des Senders. Die Dreharbeiten können beginnen. Für einen 90-minütigen Film sind meist 22 Dreh-Tage vorgesehen, an denen je Tag ca. vier Minuten Film gedreht werden. Es werden keine Entscheidungen ohne den Produzenten getroffen. Er ist nicht immer am Drehort, aber muss jederzeit erreichbar sein. Frau Graf erzählt, dass sie gerne zu den Drehorten fährt, um ihrem Team Respekt für dessen Arbeit zu zeugen und um den spannenden Prozess mitzuverfolgen. Als ich sie zu guter Letzt nach ihrer spannendsten Entscheidung fragte, die sie während eines Drehprozesses treffen musste, begann sie zu schmunzeln. Für einen Film fanden Aufnahmen im Oktober vor einigen Jahren in Bayern statt.
Regisseur, Produktionsleitung und Produzentin Graf waren zufrieden mit der Arbeit, denn sie lagen gut im Zeitplan. Niemand von ihnen rechnete damit, dass sie am nächsten Morgen im Schnee stehen würden. „Eine Variable, die man nie unterschätzen sollte ist das Wetter. Egal, wie gut der Zeitplan aufgestellt ist, muss man auf alles vorbereitet sein.“ Frau Graf entschied Szenen, die in Italien gedreht werden sollten, vorzuziehen. Sie wusste nicht, ob sich das Wetter ändern würde, aber sie ging das Risiko ein, ohne lange Zeit verstreichen zu lassen. Mut zur Entscheidung! Es war die richtige, denn wieder in Deutschland angekommen, war das Wetter wieder auf ihrer Seite und der Schnee verschwunden.
Charlotte Ponzelar Chefredakteurin
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Semester-Horoskop
für alle, denen die Sterne schnuppe sind! Wassermann (21.01.-19.02.) Du bist ein kreativer und verrückter Zeitgenosse. Deine neusten Erfindungen sind bei allen sehr beliebt. Aber wage dich lieber nicht an neue verrückte Trinkspiele, denn dein nächster Versuch endet mit leichter Grünfärbung und einer Nacht überm Klo.
Fische (20.02.-20.03.) Die Sterne sind im Moment einfach nicht auf deiner Seite, schon zum fünften Mal in dieser Woche bist du in die falsche Vorlesung geplatzt, weil du dich immer wieder in der Uni verläufst. Doch Amor ist auf deiner Seite. Durch deine verpeilte Art und dem Hang, dich zu verlaufen, triffst du bald die wahre Liebe, die dich auf den richtigen Weg führt. An alle Vergebenen: Ihr habt euch wohl schon oft genug verlaufen und jemanden gefunden, auch den Richtigen?
Widder (21.03.-20.04.) Du hast alles, was du dir immer erträumt hast. Einen Partner, der dich liebt, ein eigenes Haus, ein tolles Auto und eine super Job. Als du deine Augen öffnest, merkst du, dass der Dozent mit grimmigem Gesicht vor dir steht. Du bist schon wieder in der Vorlesung eingeschlafen und hast alles nur geträumt. Du solltest versuchen, nachts zu schlafen und die Nächte nicht mit feiern, saufen und tanzen zu verbringen und versuche doch mal tagsüber, etwas für die Uni zu machen und nicht nur Nachtschichten einzuschieben, dann wird das auch was mit dem Wachbleiben.
Stier (21.04.-20.05.) Du hasst ständige Veränderungen und wie das Glück so will, hast du dieses Jahr viele Dozenten, die du aus anderen Semestern schon kennst. Deine Vorlesungen finden fast immer im gleichen Raum statt und immer sitzen deine Freunde um dich herum. Aber pass auf: Ein Wechsel kommt auf dich zu und alles, was du so geschätzt hast, stellt sich auf den Kopf. Pass dich lieber schnell an oder du gehst in der Welle von Veränderungen unter.
Zwillinge (21.05.-21.06.) Du liebst Gerüchte und noch mehr, sie zu verbreiten. Doch gebe Acht, nicht alles was du hörst, solltest du auch weitersagen. Deine Neugierde auf Klatsch und Tratsch ist einfach unstillbar und auch in diesem Monat wirst du einige interessante und nicht immer wahre Gerüchte erfahren.
Krebs (22.06.-22.07.) Mal wieder nichts im Kühlschrank? Das passt dir gerade recht. Du gehst gerne einkaufen und am liebsten, wenn Menschenmengen unterwegs sind, denn du liebst die Aufmerksamkeit. Du machst aus einem Einkauf im Supermarkt eine Modenschau. Aber pass auf die Einkaufswagen auf, jemand hat es auf dich abgesehen und der Einkaufswagen könnte dich umfahren.
Löwe (23.07.-23.08.) Feuer ist dein Element und genau so wirst du auch mit vollem Elan in das neue Semester starten. Du bist motiviert, freust dich, deine Kommilitonen wieder zu sehen. Doch dann kommt auch schon das Tief… nach der dritten Woche…. und es wird andauern… Nutze Uranus, um dich voll auf die Arbeit zu konzentrieren, dann wird es ein erfolgreiches Semester! Hoffentlich.
Jungfrau (24.08.-23.09.) Du stehst in der Blüte deines Lebens! Du bist aktiv, jung und willst das Leben genießen. Doch dann grätscht dir das Studium dazwischen. Die furchtbare Lernerei lässt sich auch dieses Semester nicht vermeiden. Venus schenkt dir jedoch ein angenehmes und erotisches Ablenkungsprogramm. Vielleicht solltest du eher auf ein Humanbiologiestudium umschwenken? Nie mehr wieder wirst du so viel Erfahrung am lebenden Objekt sammeln.
Waage (24.09.-23.10.) Schreibblockade bei der nächsten Hausarbeit? Nervös vor einer Präsentation? Merkur ist dieses Semester auf deiner Seite und schenkt dir Unmengen an Selbstvertrauen und Überzeugungskraft! Doch pass auf, dass dich dein neu erworbenes Selbstvertrauen nicht arrogant macht. Wenn das passiert, dann sei vorsichtig, wenn eine Sahnetorte in deiner Nähe ist… Die könnte in deinem Gesicht landen…
Skorpion (24.10.-22.11.) Du lebst, du liebst und du feierst! Du feierst, was das Zeug hält! Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag… So sehr, dass du am Wochenende total erschöpft bist. Mann/Frau wird ja auch nicht jünger. Das Blöde ist nur, dass am Wochenende keine Vorlesungen stattfinden und das mit dem Lernen ist irgendwie auch nicht so spannend. Du nutzt dieses Semester viel lieber dazu, zukünftig hilfreiche Kontakte zu knüpfen. Ist doch allgemein bekannt, dass der härteste Trinker später auch der erfolgreichste Chef wird. Oder?
Schütze (23.11.-21.12.) Studieren ist anstrengend, schweißtreibend und du stehst unter enormen Leistungsdruck. Du willst es ja nicht nur dir, sondern auch deinen Eltern beweisen und den Ansprüchen gerecht werden. Saturn mutet dir dieses Jahr ganz schön viel zu. Doch du darfst nicht verzweifeln! Es gibt Tipps und Tricks, wie man sich die Erholung ins Leben holt. Meditation zum Beispiel. Nur sieh zu, dass du in deinem Ehrgeiz, immer der/die Beste zu sein, nicht auf ewig im Schneidersitz bleibst.
Steinbock (22.12.-20.01.) Dieses Semester ist Murphy dein bester Freund. Beim Verpassen der Bahn, dem Vergessen der Anmeldung zu den Klausuren oder dem PC-Absturz kurz vorm Speichern der Hausarbeit, er ist stets an deiner Seite und sorgt dafür, dass immer alles schiefgeht. Aber versuche, die Dinge positiv zu sehen: Du bekommst mehr Schlaf, wenn dein Wecker nicht mehr funktionieren will, und ein gelegentliches Schlammbad in einer Regenpfütze kann durchaus wertvoll für die Haut sein!
Berenike Wachendorf & Chiara Kämpfe
Am Skript vorbei
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Wat is dat eijentlich, Kölner Karneval? Jedes Jahr am 11.11. um genau 11:11 Uhr steht das Rheinland und besonders die Karnevals-Hochburgen Köln und Düsseldorf Kopf. Denn dann beginnt die sogenannte „fünfte Jahreszeit“! Doch was ist eigentlich der Kölner Karneval und wieso zieht er jährlich Feierlustige und „Jecke“ aus aller Welt an? Der Kölner Karneval, auch Fastelovend oder Fasteleer genannt, ist ein weltberühmtes Volksfest im Rheinland. Die Eröffnung jeder neuen Karnevalssession [Karnevalssaison] findet traditionell immer am 11.11. um genau 11:11 Uhr auf dem Kölner Heumarkt und Alter Markt statt. Typische Punkte dieser Tradition sind unter anderem die Auftritte diverser Bands der Karnevalsmusik und die Vorstellung des neuen Kölner Dreigestirns, bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Karnevalsmusiker und ein Dreigestirn? In Köln zur Karnevalssession ganz normal, vor allem
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die kölschen Karnevalsbands sind sehr gefragt. Ganz ehrlich, der Ohrwurm „Viva Colonia“ von den Höhnern kommt nicht von irgendwoher – das habt ihr tatsächlich den Jecken [Verrückten] aus Kölle zu verdanken! Genauso wie diverse andere Hits, die schon die deutschen Charts eroberten. So wie die Jungs von Brings, deren Song „Halleluja“ sogar Platz 23 in den Charts erreichte. Die Band Cat Ballou schaffte mit ihrem Song „Et jitt kei Wood“ [Es gibt kein Wort] DIE neue Hymne für Köln und den absoluten Karnevalshit der letzten beiden Sessionen! Kölsche Musik hat also viel zu bieten! (Zwinker-Smiley) (Ihr könnt euch ja auf YouTube selbst davon überzeugen!) Nun zur Frage nach dem Dreigestirn: Während der gesamten Karnevalssession sind Prinz, Bauer und Jungfrau die offiziellen Stadtoberhäupter und Repräsentanten. Jedes Jahr wird ein neues Dreigestirn bestimmt, und auch, wenn es die Frauenbewegung um einige Jahre zurückwirft,
Am Skript vorbei so ist es doch Tradition, dass das komplette Dreigestirn, und damit auch die Figur der Jungfrau, mit Männern besetzt wird. Doch hey, ein Mann in einem Kleid und mit blonden Zöpfen passt doch eigentlich ganz gut in den bunten und verrückten Trubel der Karnevalszeit, findet ihr nicht? Einige „Außenstehende“ haben bestimmt das Gefühl, dass so eine Karnevalssession das ganze Jahr über andauert und wir lediglich einen Tag Pause zur Erholung einlegen würden. Tja, es ist tatsächlich so, dass eine ganze Session vom 11.11. bis Aschermittwoch dauert, was je nach Jahr durchaus bis März gehen kann. Eine lange Zeit, in der sich die Jecken allerlei einfallen lassen. Nach der Advents- und Weihnachtszeit beginnen zunächst die Karnevalssitzungen und -bälle. Dabei gehören sogenannte „Büttenredner“ fest zum Programm. Kurz gesagt, es handelt sich um die Komiker der Karnevalsszene, die dem kostümierten Karnevals-Volk während der Session einheizen. Der Höhepunkt jeder Karnevalssession ist die Zeit zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch. Dort wird der Straßenkarneval in Kneipen und auf der Straße bis (Veilchen-) Dienstagabend wild kostümiert gefeiert. Weiberfastnacht findet immer am Donnerstag vor Aschermittwoch statt, der Rosenmontag gilt mit seinem riesigen Festumzug als absoluter Höhepunkt der ganzen Session. Der Rosenmontagszug dauert dabei bis zu mehreren Stunden, viele der selbstgebauten Wagen nehmen sich vor allem politische Themen aus einer satirischen Sichtweise zum Thema. Immer wieder sehens-
wert. Obendrein werfen alle auch noch Kamelle [Süßigkeiten] und Strüßje [kleine Blumensträuße] - perfekter geht es doch kaum! (Aber nicht vergessen, fleißig danach zu rufen, sonst gibt es nichts!) Hier ist vor allem zu erwähnen, dass der Veilchendienstag und der Aschermittwoch sich hervorragend dazu eignen, den Kater der ganzen Session auszukurieren!
Damit wäre auch schon wieder eine ganze Karnevals-Session vorüber – das geht mal wieder schneller, als man denkt. Aber keine Sorge: Am 11.11. beginnt im Rheinland wieder die nächste aufregende Karnevalszeit und dieses Mal seid ihr mit dem wichtigsten Grundwissen bestens für die wilde Feierei gerüstet! In diesem Sinne: Kölle Alaaf! (Klar gibt es auch „Helau“, aber als Kölnerin nehme ich dieses Wort nicht in den Mund! [Zwinker-Smiley]) Und nicht vergessen: Jede Jeck is anders!
Lara Malburg Redaktion Köln
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Eine gratis Behandlung, bitte! Wie auf zwei Quadratmetern ehrenamtliche Ärzte und Schwestern tausenden Menschen helfen – und das ohne Rechnung Er steuert schnurstracks auf den Mini-Van mit den milchigen Scheiben zu. Ein knappes Nicken zur Begrüßung und ein fragender Ausdruck in den Augen. Sie richten sich auf ein bekanntes Gesicht: Anja*. Ihr Mund formt sich zu einem geduldigen, aufmunternden Lächeln. Das Zeichen für ihn hereinzukommen, er ist hier willkommen. Tadeusz tritt ein und klettert ohne ein Wort auf den leicht erhöhten Stuhl. Jetzt sind alle Blicke auf ihn gerichtet. Tadeusz bleibt still. So ganz wohl fühlt er sich noch nicht. „So, dann gucken wir uns die Wunde unter dem Verband doch mal an.“ sagt Frau Dr. Ingwers und macht sich gleich an die Arbeit. Wie ein Kind sitzt Tadeusz da: Hände auf dem Schoß, Füße parallel nebeneinander, und das alles ohne einen Mucks von sich zu geben. Er zieht ruckartig den Ärmel seines dunklen Pullis hoch, sodass sein lädierter Arm und die daran baumelnde, verbundene Hand besser zu sehen sind. Die Ärztin und Schwester Anja wickeln vorsichtig den Verband ab. Es breitet sich ein unangenehm stechender Geruch in dem höchstens zwei Quadratmeter großen Krankenmobil aus. Die Hand sieht alles andere als gesund aus. Tadeusz bekommt einen frischen Verband und die Bitte Donnerstag zum Check-Up zu kommen. „Zur gleichen Zeit, in Ordnung?“ Tadeusz nickt und nimmt seine Papiere von Fahrer und Protokollant Bernd entgegen. Als er die Stufe raus aus dem Mobil und rein in die kalte Abendluft geschafft hat, dreht er sich noch einmal um. „Vielen Dank“, kommt es schüchtern und mit einem Lächeln aus seinem Mund. Dann ist er weg.
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Wie das Eintreffen des Eiswagens Fälle wie der von Tadeusz sind die harte Konsequenz des Lebens auf der Straße. Wer nicht mal ein Dach über dem Kopf hat, hat in den meisten Fällen auch keine Krankenversicherung und somit wenig Chancen auf ärztliche Betreuung. Für diesen Zweck gibt es das Krankenmobil. Hingebungsvoll wird sich hier um jeden gekümmert, der seinen Weg in das Innere des Miniatur-Behandlungszimmers findet. Ausnahmslos durch Spenden finanziert, werden durch die „Mobile Hilfe“ im Durchschnitt zwischen 4000 und 7000 Patienten jährlich behandelt, ohne dass diese für ihre Behandlung oder die ausgeteilten Medikamente bezahlen müssen. Für diese Menschen ist das Krankenmobil wie das Eintreffen des Eiswagens an einem Sommertag für hungrige Kinder. Sie schreien zwar nicht und stürmen lachend darauf zu, wenn der Wagen vorfährt, aber man sieht ihnen ihre Dankbarkeit deutlich an. „Leute, ich bin erkältet!“ Eine Frau am Hansaplatz steuert zielstrebig auf den Behandlungsstuhl zu. Ihr pinkes Portemonnaie passt farblich zu ihrem glitzernden Nagellack. Während sie redet, wird sie ständig von Husten-Attacken geschüttelt. „Leute, ich hab Husten, Schnupfen und immer wieder Hatschi!“, sagt sie. „ Ich bin Erkältung! Was soll ich machen?“ Sie entschuldigt sich fürs Niesen. „Schlafen!“, sagt Anja. „Dann verdiene ich aber kein Geld!“, sagt sie und verstaut die Medikamente, die ihr gereicht werden, in ihrer Jacke. „Bis bald! Danke nochmal!“ Im Gehen zupft sie ihre Sachen zurecht.
Am Skript vorbei „Hallo! Morjen!“, begrüßt der letzte Patient des Tages das Team auf ihrer dritten Station: der Mönckebergstraße. Sein Name ist Jens, von allen Jensi genannt. Er trägt einen vollen Bart, zwei dicke silberne Ringe und seine Wangen sind gut durchblutet. Er lispelt ein bisschen und seine Stimme ist laut und selbstbewusst. Er hat Asthma und einige Allergien. Eins seiner Sprays ist aufgebraucht, deswegen ist er hier. „Also das Pulver war scheiße, das kann man ja in der Pfeife rauchen!“ Lieber möchte er wieder das rote Spray vom letzten Mal. Schwester Anja sucht in den erstaunlich ergiebigen Arzneischränken und findet tatsächlich in einem der Fächer das von Jens bevorzugte Spray. Dieser freut sich riesig, denn bei ihm im Wohnheim kiffen alle non-stop, da würde das Asthma sonst einfach nicht besser werden! Er scherzt ein bisschen mit Bernd, bedankt sich und geht zurück zu seinem Rollwagen, den er vor der Tür geparkt hat. Kraft tanken im Hafenkrankenhaus Die im Mobil am häufigsten behandelten Beschwerden sind Kopf- und Magen-schmerzen, Hautinfektionen, Grippen und kommende Lungenentzündungen, aber auch offene Wunden sind nicht ungewöhnlich. Häufig Krankheiten, die in direkter Verbindung zu grenzwertigen Lebensbedingungen stehen. Es gibt aber auch hin und wieder Härtefälle, die an ein Krankenhaus oder eine kooperierende Krankenstation überwiesen werden müssen. Mittlerweile haben die Mitarbeiter des Krankenmobils eine ansehnliche Kartei an Praxen und Anlaufstellen für Patienten, die keine Versicherung und immer häufiger auch keine Aufenthaltsgenehmigung haben, gesammelt. Allerdings sind dies immer nur Notlösungen für eine kurze Zeit. Für Menschen, die, um richtig gesund zu werden, ein warmes Bett, Pflege und eine Art Erholungsurlaub von der Straße brauchen, gibt es die Krankenstube für Obdachlose im alten Hafenkrankenhaus in St. Pauli. Hier wird nicht nur das Krankenmobil getankt, sondern auch die Patienten füllen hier ihre Kraftreserven wieder auf. *alle Namen geändert
In Hamburg wurden diesen Winter beim Weihnachtsmarkt der Hochschule Spenden gesammelt, die der Mobilen Krankenhilfe des Caritas Verbandes zu Gute kommen. Für jeden Glühwein mit Schuss gingen mindestens 50 Cent in den Spendentopf. Dabei wurden 418,85€ gesammelt, fast so viel wie Glühwein in Litern ausgeschenkt wurde! Die Koordinatoren des Krankenmobils, Annette Antkowiak (2.links), hat diese Spende dankend angenommen. Die davon finanzierten Medikamente werden gerade in der Winterzeit besonders benötigt. Vielen Dank also an alle, die sich an der Schuss Spende beteiligt haben!
Carlotta Schaffner Standortleitung Hamburg
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Wer kümmert sich um die Flüchtlinge? Der Wecker klingelt, müde schaltet Herr Hauser ihn aus und setzt sich auf. Er ist nicht mehr der Jüngste. Mit 61 Jahren hat er nur noch zweieinhalb Jahre Arbeit vor sich. Nachts kann er nicht mehr richtig schlafen. Genau jetzt, in den letzten Jahren bei der Stadt Bergheim, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Um 7.15 Uhr erreicht er den Flur, den er schon seit Jahren kennt, der ihm fast ein wenig wie sein Zuhause erscheint und geht am Büro seiner Chefin vorbei. Die ist schon länger nicht mehr da. Vor nicht allzu langer Zeit hatten die beiden sich geschworen, die letzten Jahre zusammen zu arbeiten, aber eines Tages wurde sie krank. Und dann arbeitsunfähig, wieder eine Hand weniger. Herr Hauser ist Sachgebietsleiter für Wohnungswesen und Unterbringung. Vorgesetzter wollte er eigentlich nie werden. Sie ist nicht die erste, die der Überbelastung nicht mehr standhalten konnte. Die Stadt sucht händeringend nach Unterstützung. Herr Hauser fühlt sich erschöpft. Immerhin ist heute Freitag. Im Büro betrachtet er die Liste der Notunterkünfte. Viele Plätze hat die 60.000-Einwohner-Stadt nicht mehr zur Verfügung. Bald benötigt sie neuen Platz für die Flüchtlinge, die jeden Tag die deutsche Grenze passieren. Die meisten erreichen zuerst Bayern und werden von dort aus mit Zügen und Bussen in andere Bundesländer transportiert. Dort melden sie sich in
Königssteiner Schlüssel: Verteilt die Flüchtlinge abhängig von Steuereinnahmen und Einwohnerzahl auf die Bundesländer.
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den Hauptstellen an. Unsere sind aktuell in Köln, Dortmund und Düsseldorf. Von dort werden sie auf die Städte verteilt. Jede Stadt - so wie auch Bergheim und Köln - muss dem Land Landesnotunterkünfte zur Verfügung stellen. NRW erhält nach dem Königssteiner Schlüssel 21% der Flüchtlinge. Für ein Bundesland mit hohen Mieten und Wohnungsnot eine schwierige Aufgabe! Früher haben 300 Schlafplätze in ganz NRW gereicht. Als hätte er es geahnt, als wären die Mitarbeiter nicht schon überfordert genug, klingelt wenig später sein Telefon. Kurz und knapp erklärt ihm eine nüchterne Stimme, dass am Montag 150 Flüchtlinge die Kreisstadt erreichen werden. 150 Flüchtlinge? Für einen Moment fühlt sich Herr Hauser machtlos. Wie soll er das noch organisieren? Andererseits kann er die Menschen nicht im Stich lassen. Im Laufe des Tages beruft das Bürgermeisterbüro einen Krisenstab ein. Dieser alarmiert erst die Feuerwehr, die Malteser und Bauhof. Das Team wählt die Dreifachturnhalle eines Gymnasiums aus. Montagabend haben die Helfer gemeinsam eine Unterkunft für 150 Menschen geschaffen. Weitere freiwillige Helfer und Ärzte warten an der Turnhalle auf die Flüchtlinge. Mitten in der Nacht erreichen die Busse Bergheim. Jeder muss untersucht werden. Die Ärzte röntgen die Flüchtlinge und testen sie auf ansteckende
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Krankheiten. Außerdem sind Impfungen nötig. Alle brauchen Kleidung und Essen. Nicht alles schaffen die Helfer in dieser Nacht. Trotzdem haben sie sehr viel erreicht und sind glücklich, den Geflüchteten helfen zu können. Herr Hauser ist erleichtert, dass die Stadt die Aufgabe gemeinsam stemmen konnte. Es ist Dienstag und er erklärt einer jungen Sozialarbeiterin, wie die Menschen in den Notunterkünften leben: „Sie werden dort versorgt, bis ihre Registrierung abgeschlossen ist. Sie leben in Hallen dicht bei einander und ohne Privatsphäre. Sicherheitskräfte und Sozialarbeiter betreuen die Flüchtlinge. Morgen begleitest du sie. Sie verteilen wöchentlich 30€ Taschengeld an Erwachsene und 15€ an die Kinder. Ein Caterer beliefert die Menschen mit Essen.“ Sie sitzen in seinem Büro und die junge Frau schreibt eifrig mit. Sie sieht unschuldig und naiv aus. Herr Hauser kann sie sich schlecht unter den lauten, temperamentvollen Flüchtlingen vorstellen. Er will sie nicht verschrecken und gleichzeitig fühlt er sich verpflichtet, sie zu warnen. „Sie sollten auf sich aufpassen. Diese Menschen haben viel erlebt. Die Lebensumstände sind schwierig. Es gibt Flüchtlinge, die ihr Geschäft in der Dusche erledigen und welche, die sich ihre Teller vollschaufeln und nicht mal die Hälfte davon schaffen. Dann bleibt nicht genug für alle. Manche horten Kleidung und verkaufen sie, während andere zu wenig haben. Nicht immer können wir das verhindern. Einige Albaner haben andere Flüchtlinge terrorisiert, sie von der Essensausgabe verdrängt oder Flammenwerfer aus Deos gebastelt. Das Leben ist für die Frauen, Kinder und die vielen jungen Männer dort ungemütlich. Das Warten macht sie unzufrieden. Die Menschen in den Landesnotunterkünften warten auf ihre Registrierung.“ Die neue Mitarbeiterin schaut ihn etwas verun-
sichert an. Sie ist wohl wirklich etwas naiv, sie kommt direkt aus dem Studium und ist erst 22 Jahre alt. „Was passiert bei der Registrierung?“, fragt sie. Die Frage ermüdet ihn. Er hatte sie schon sehr, sehr oft beantwortet: „Die Neuen werden mit Bussen nach Niederaußem gefahren. Jeder muss sein Gepäck mitnehmen, denn bei der Registrierung werden sie manchmal anderen Bundesländern zugewiesen. Die Mitarbeiter in der Registrierungsstelle rechnen aus, ob NRW zu viele Flüchtlinge hat und schicken die Restlichen zurück in die Notunterkunft. Dort müssen sie weiter auf ihre Zuweisung warten. Da die Bezirksregierung Arnsberg überlastet ist, kann das lange dauern. Wenn es soweit ist, teilt
sie die Flüchtlinge einer bestimmten Stadt zu, in der sie dann endgültig bleiben.“ „Also sind diese Turnhallen gar nicht die endgültigen Unterkünfte, sondern nur Unterkünfte des Landes? Müssen Sie dann noch mehr Wohnraum zur Verfügung stellen?“ Er seufzt: „Oh ja, wir benötigen unglaublich viele Wohnungen. Um uns das leisten zu können, leihen wir uns Mittel vom Land. Die Sozialwohnungen reichen nicht aus. Auch hier brauchen wir die Turnhallen. Oft müssen wir auch Hotels belegen. Die Stadt kann manchmal auf Monteurs-Wohnungen
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zurückgreifen. Das sind voll möblierte Wohnungen, die von Monteuren zur Arbeit genutzt werden. Bauern stellen Wohncontainer für Saison-Arbeiter zur Verfügung. Weil das alles nicht reicht, baut die Stadt Bergheim 61 Häuser. Leider gibt es immer wieder Personen und Unternehmen, die die Notlage ausnutzen und Wohnungen zu hohen Preisen anbieten. Manchmal muss die Stadt diese Angebote annehmen, weil die Flüchtlinge ja nicht auf der Straße leben können. Auch dann leben die Flüchtlinge auf engem Raum. In einem Einfamilienhaus wohnen etwa 10 Personen.“
Erstaunt erhebt sich die junge Frau und räuspert sich. „Wow, ich dachte immer, naja, dass die Mitarbeiter bei der Stadt nicht viel zu tun haben. Aber jetzt, wo Sie das erzählen, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das alles zu stemmen ist.“ „Unrecht haben Sie nicht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie lange das noch gut geht.“ Sie verabschieden sich. Herr Hauser muss noch einige Anfragen beantworten. Zehn Minuten später klingelt das Telefon. Die Stimme von Hamit Alaya raunt durch das Telefon: „Hallo Hauser, alles gut?“ Er schmunzelt. Alaya ruft alle paar Monate bei ihm an. „Ja alles gut und bei Ihnen, Herr Alaya?“ In gebrochenem Deutsch erklärt der Syrer, dass er wieder mal auf dem Weg nach Deutschland sei. Der Flüchtling hatte mit Drogen einen Teil seines Gehirns beschädigt. Wenn er in Deutschland war, wollte er zurück nach Syrien und umgekehrt. Durch seine Krankheit hat er einen Vormund, der ihm die Einreise immer wieder ermöglicht. Alaya ist nicht der Einzige, der mal in Deutschland und mal in seiner Heimat lebt. Viele Flüchtlinge, vor allem die,
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die wenig Aussicht auf Asyl haben, beantragen eine freiwillige Rückreise. Sie wird ihnen bezahlt. Zusätzlich erhalten sie Lunchpakete und Taschengeld – der Grund, weshalb viele zurückkommen. Herr Hauser reibt sich die Stirn. Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Briefe und Mahnungen für unerledigte Aufgaben. Als strukturierter Mensch hasst er es, Arbeit liegen zu lassen. Schon länger bleiben seine eigentlichen Aufgaben liegen. Man muss eben Prioritäten setzen. Er entscheidet sich für einen Kaffee und greift nach der leeren Tasse, als das Telefon erneut klingelt. Er stellt seine Tasse zur Seite und hebt ab. Sein Kollege erzählt ihm, dass 20 Personen der Stadt Bergheim zugewiesen wurden. Außerdem sei ein weiterer Sprachkurs zustande gekommen. Drei Flüchtlinge haben eine Arbeit gefunden. Solche Nachrichten sind selten. Langsam, aber schleppend geht es voran. Während die Flüchtlinge auf ihre Anträge warten, dürfen sie noch nicht arbeiten. Eigentlich können sie nur da sitzen und auf ihren Asylantrag oder die Zuweisung warten. Sie erhalten Geld nach dem Asylbewerber-Leistungsgesetz. Das ist etwas weniger als ein Hartz 4 Empfänger erhält. Die Stadt versucht auch Menschen, die noch nicht angenommen wurden, zu integrieren. Es gibt einige Deutschkurse oder die Bürgermeisterin geht mit Kindern auf die Kirmes.
Ich möchte den Flüchtlingen helfen: Meldet euch bei der Kölner Drehscheibe unter 0221 / 22122223, online oder per E-Mail (koelnhilft@stadt-koeln.de).
Während Herr Hauser endlich seinen Kaffee holt, ist er in Gedanken. Die Integration beginnt erst nach der Annahme des Asylantrags. Zu diesem Zeitpunkt haben die meisten Menschen schon viel Zeit in Deutschland verbracht. Die syrischen Flüchtlinge werden erst einmal
Am Skript vorbei
für drei Jahre aufgenommen. Wenn der Antrag angenommen wird, sind sie in der Pflicht, sich eine eigene Unterkunft zu suchen. Nun ist das häufig leichter gesagt als getan, da ja fast alle Wohnungen schon belegt sind. So bleiben viele Asylanten längere Zeit in der Unterkunft. Durch Freiwillige und Spenden können sie Sprachkurse belegen. Sie werden mit Hartz 4 Mitteln unterstützt und dürfen arbeiten, wenn sie schon über 15 Monate hier leben. Ihm gefällt die Ausnahmeregelung, die besagt, dass Flüchtlinge arbeiten dürfen, wenn sie erst 3 Monate hier leben. Das ist immer dann möglich, wenn ein Arbeitgeber kein geeignetes EU-Mitglied als Arbeitnehmer findet. Besonders unglücklich gelöst empfindet er die Organisation der Asylanträge. Fast niemand kann erfolgreich abgeschoben werden, das deutsche System stellt sich manchmal selbst ein Bein. Falls der Asylantrag abgelehnt wird, müssen die Menschen zurück in ihr Land. Die Ablehnung ist schließlich begründet. Nach der Ablehnung nutzen sie noch viele Möglichkeiten, um im Land bleiben zu können: Eine Klage zieht die Abschiebung in die Länge. Viele Personen gehen zum Arzt, welcher psychische Krankheiten diagnostiziert oder eine, die sie transportunfähig macht. Manche kommen nach einiger Zeit wieder und versuchen es erneut. Genau diese Menschen bereiten ihm Kopfschmerzen. Als Leiter für das Wohnungswesen kann er nichts an dem sperrigen System ändern. Folglich finden viele Kollegen die Arbeit unbefriedigend. Heute geht er etwas früher nach Hause. Er ist viel zu erschöpft, um weiter zu machen. Seine
Familie hängt ihm schon im Nacken, so könne es nicht weiter gehen. Doch er fühlt sich verantwortlich. Letztendlich geht es hier um Menschen. Es geht um die Flüchtlinge, aber auch um seine Kollegen, um die Bewohner der Stadt und um die Stimmung in der Bevölkerung. Es muss irgendwie weiter gehen. Wenn er etwas ändern könnte, würde er das veraltete System verbessern. Ein schnelles, effizientes System kann die Lage verbessern. Er wünscht sich eine Zusammenarbeit der gesamten EU. Es wäre schön, wenn alle Menschen an einem Strang ziehen würden, um genau den Menschen zu helfen, die wirklich in Not sind.
Christina Eschweiler Redaktion Köln
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Think Positive Ein Beitrag über Psychologie, das Empfinden von Glück und die Wahrnehmung der Realität
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hawn Achor ist wohl definitiv ein Optimist! Der Harvard Absolvent befasst sich seit mehreren Jahren mit der Erforschung des menschlichen Glücksempfindens und prägte dadurch den Begriff Positive Psychologie. In den vergangenen Jahren bereiste er über 50 Länder, um der Ursache des Glücks auf den Grund zu gehen und mit seinen Erkenntnissen neue Wege zu finden, eine positivere, gesündere und letzten Endes auch deutlich produktivere Einstellung des Individuums gegenüber seinen alltäglichen Aufgaben und beruflichen Verpflichtungen zu implementieren. Hierbei handelt es sich nicht nur um mittlerweile abgedroschene Binsenweisheiten wie „Denke immer positiv und dir wird auch nur Positives widerfahren“, sondern um eine fundierte wissenschaftliche Forschung, welche das ernste Ziel einer kognitiven Leistungssteigerung in sämtlichen Bereichen unseres Lebens verfolgt. Der Kerngedanke hinter Achors Forschung ist, dass unsere Wahrnehmung der Realität weniger durch die Realität selber geprägt ist, sondern viel mehr davon, wie wir diese Realität wahrnehmen und unsere Umwelt betrachten.
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Die individuelle Linse, durch welche wir unsere Welt sehen, beeinflusst also viel mehr unsere Welt, als dass die tatsächliche Realität unsere Welt formt. Beispielsweise kann man sich hier die beinahe schon panische Besorgtheit vorstellen, wenn man es trotz jeglicher Warnung wagt, bei unbekannten körperlichen Leiden doch wieder Dr. Google um Rat zu bitten. Ohne jegliche Vorwarnung wird einem eine schier unendliche Liste von vorher völlig unbekannten Symptomen und sich daraus ergebenden Krankheitsbildern präsentiert. Nur um wenige Sekunden später zu realisieren, dass man wohl alle hat! Was meistens natürlich fernab jeglicher Realität ist. Bezogen auf Achors Themengebiet beeinflusst diese Linse auch unser Glücksempfinden und letztendlich unsere Leistungsfähigkeit. Unser Glücksempfinden entsteht also daraus, wie unser Hirn die äußeren Umwelteinflüsse verarbeitet. Eine der gängigen Regeln war lange: „Arbeite hart, damit du erfolgreich bist und letzten Endes wird dieser Erfolg dich glücklich machen“. Falsche Schlussfolgerung hieraus ist, dass sich durch die Betrachtung der beruflichen und sozialen Umwelt einer Person auch tiefgrei-
Am Skript vorbei fende Rückschlüsse auf das glückliche Wohlbefinden dieser Person schließen lassen. Tatsächlich sollen lediglich 10% des Glücksempfindens eines Individuums von der externen Umwelt beeinflusst sein. Der weitaus größere Teil wird durch die innere Verfassung und Lebenseinstellung geprägt. Das Empfinden von Glück steigert die Produktion von Dopamin in unserem Hirn, welches sämtliche Lernzellen stimuliert. Dies führt nachweislich zu einer deutlich höheren Aufnahmefähigkeit, Kreativität bei der Suche nach unkonventionellen Lösungsansätzen und einer verbesserten Stressbewältigungsfähigkeit. Dieser innerliche Optimismus, der soziale Rückhalt und auch das Stressbewältigungspotenzial machen 75% des beruflichen Erfolges aus. Wohingegen Intelligenz und IQ lediglich 25% dessen ausmachen sollen. Ein problematischer Punkt ist jedoch, dass wir häufig Erfolg als Weg zum Glück betrachten. Dies bedeutet aber auch, dass sich unser Gehirn sobald wir einen großen Erfolg erzielt haben, an diesen gewöhnt und wir somit nach immer weiteren Erfolgen jagen, um unser Bedürfnis nach Glück zu decken. Schreiben wir gute Noten, so brauchen wir das nächste Mal bessere Noten. Erzielen wir hohe Quartalsabschlüsse, sollen beim nächsten Mal noch höhere folgen. Wir gehen also davon aus, erfolgreich sein zu müssen, um glücklicher zu werden. Folglich schieben wir unser Glücksempfinden immer weiter über unseren kognitiven Horizont hinaus. Jagen wir diesem vermeintlichen Glück durch
Erfolg immer weiter hinterher, so verschieben wir die Grenzen, die wir erreichen müssen, um glücklich zu werden, immer weiter nach oben. Tatsächlich sollten wir aber in erster Linie glücklich mit uns und unserem Umfeld sein und in Konsequenz daraus auch erfolgreich werden in dem, was wir tun. Er geht jedoch auch eindringlich darauf ein, dass ein träumerischer Optimismus die Gefahr birgt, sich in seiner eigenen kleinen Scheinwelt zu isolieren. Er rät viel mehr zu einem rationalen Optimismus, in dem positive Aspekte im Alltag entsprechend gewürdigt werden, und dennoch zu einem klaren Blick auf die vor einem liegenden Ziele und die damit verbundenen Herausforderungen. Achor wählt hier den Ansatz, in erster Linie das persönliche Glücksempfinden und somit auch die berufliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Das funktioniert auch gut, wenn man versucht, andere Personen im näheren Umfeld in das eigene Glücksempfinden mit einzubeziehen. Jetzt mag man natürlich schnell denken:
„Na toll, nur weil ich jetzt grinsend durch die Gänge laufe, sind auf einmal alle glücklicher und produktiver?“ Vereinfacht gesagt: -JA!Grund hierfür sind Spiegelneuronen in unserem Hirn, welche Effekte von außerhalb wie z.B. ein Lächeln oder eben auch einen unfreundlichen Blick realisieren und unverzüglich weiterleiten. Als Resultat wird unser Gemüt auch von diesen äußerlichen Faktoren in Teilen beeinflusst. Man kann sich das leicht mit Passivrauchen vorstellen. So nehmen wir leicht sowohl Stress als auch Glücksgefühle von unserer Umwelt auf. Das lässt sich ganz einfach in einem kleinen Experiment veranschaulichen: Setzt euch einfach zu zweit gegenüber und schaut euch an. Person 1 versucht komplett neutral und regungslos zu bleiben während Person 2 dieser tief und
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mit dem charmantesten Lächeln in die Augen schaut. Viel Glück! Ihr werdet schnell merken..... schwerer als gedacht! In einem Versuch Achors hat er über mehrere Wochen eine gesamte Krankenhausbelegschaft darauf fokussiert, sich stets freundlich zu behandeln, Lächeln zu verteilen und zu versuchen, dem anderen möglichst eine Freude zu bereiten. Was von der Ferne betrachtet natürlich durchaus oberflächlich wirken kann. Fakt ist jedoch, dass dieses Experiment zu immensen Erfolgen geführt hat. In internen Umfragen zur Arbeitszufriedenheit wurden die besten Ergebnisse der vergangenen zehn Jahre erzielt. Und selbst bei Befragungen der Patienten schnitt das Krankenhaus überdurchschnittlich gut ab. Tun wir jedoch etwas lediglich aus der Motivation heraus, uns dadurch Spaß oder Freude zu verschaffen, so währt diese ähnlich wie beim Erfolg meist nicht lang und muss immer wieder aufs Neue befeuert werden. Was ein nachhaltiges Empfinden von Glück schier unmöglich macht. Tun wir aber etwas aus unserer innersten Überzeugung heraus und sehen unsere Tätigkeit als bedeutungsvoll an, so wird uns dies auch nachhaltig glücklicher machen und folglich auch ein solides Fundament für den Erfolg in unseren Tätigkeiten legen. In den Jahren nach dem Abschluss in Harvard betreute Shawn Achor lange Zeit die neuen Studierenden der ersten Semester an der prestigeträchtigen Universität. Ihm fiel jedoch auf, dass nach dem ersten großen Glücksempfinden immer mehr Studenten an Depressionen litten. In erster Linie waren Stress und Noten unterhalb der persönlichen Erwartungen der Studenten dafür verantwortlich. Durch den hohen finanziellen Aufwand stehen die Studenten unter einem enormen Notendruck und haben stetig Angst, nicht die erwünschten Positionen in beliebten Unternehmen ergattern zu können. Gerade diese Motivation des unbedingten beruflichen Erfolgs sieht Achor hierbei problematisch. Im Gegensatz dazu schienen die Studenten, welche das Glück empfanden, diese Möglichkeit zur Weiterbildung und zum reinen Lernen
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fürs Leben in Harvard zu bekommen, stets resistenter gegen depressive Stimmungsschwankungen zu sein. Achor beschreibt dieses Glück als das positive Empfinden, welches wir auf dem Weg zum Erreichen unserer Potenziale empfinden. Unsere oberste Motivation sollte also sein, etwas in unseren Augen Bedeutungsvolles zu erreichen und Ziele nicht lediglich aufgrund oberflächlicher Vorstellungen von Spaß oder auch materiellen Wohlstand zu verfolgen.
Carlo Thissen Redaktion Köln
Am Skript vorbei
Ein einziger Tag „You have to understand that no one put his children in a boat, unless the water is safer than the land.“
Ein anstrengendes Semester ist vorbei, alle Klausuren geschrieben, der Urlaub kurzfristig und ohne große Überlegungen gebucht. Hauptsache Sonne. Hauptsache Strand. Hauptsache weg. Einfach mal wieder abschalten! 4. September 2015: Nach drei Tagen faulenzen am Strand kann ein wenig Kultur sicher nicht schaden und so geht es für uns auf nach Kos Stadt, die Hauptstadt der griechischen Insel Kos. Natürlich hat man schon das ein oder andere über die Flüchtlinge dort gehört. Erst ein paar Tage zuvor kamen 10.000 neue Menschen auf der Insel an. Kos Stadt ist an sich ein ganz schönes Städtchen. Gepflasterte Straßen, die einen vorbei an kleinen Cafés und Geschäften durch die Gegend führen. Direkt im ersten Laden werden wir von einer jungen Frau in Small Talk verwickelt und vor dem Hafen gewarnt. Denn ausgerechnet heute kommen zwei Politiker auf die Insel, um sich die Lage der Flüchtlinge aus nächster Nähe anzuschauen. Da gäbe es sicher
große Aufruhr, davon höre man ja ständig in den Medien: Flüchtlinge, die sich gegen die Polizei stellen und nur mit größter Mühe und dem Einsatz von Wasserwerfern ruhig gestellt werden können. Gerade zwei Frauen sollten sich davon besser fernhalten! Und überhaupt, was machen diese Menschen hier? Sie wollen doch gar nicht auf Kos bleiben, es ist nur ein Zwischenstopp auf ihrer Reise nach Deutschland. Können die sich nicht einfach in ein Flugzeug setzen und wie ganz normale Urlauber nach Deutschland reisen? Das wäre erstens günstiger, als tausende von Euro an zwielichtige Schlepper zu zahlen, zweitens wäre die Reise sehr viel kürzer und drittens müssten sie dann nicht alle hier auf der Straße leben und das schöne Stadtbild verunstalten. Sprachlos verlassen wir den Laden. Unfähig, das eben Gehörte zu verarbeiten und spontan darauf zu reagieren. Na gut, der Hafen hört sich zurzeit wirklich nicht sehr verlockend an und wir möchten in unserem Urlaub auch nicht unbedingt aufgebrachten
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Menschenmengen zum Opfer fallen. Also versuchen wir, den Hafen zu meiden und spazieren weiter durch die Gassen. Da wir beide zum ersten Mal auf Kos sind und uns gar nicht in dieser Stadt auskennen, kommt es wie es kommen musste: Wir stehen plötzlich am Hafen. Im ersten Moment sind wir erschrocken und wollen direkt wieder umdrehen. Doch als wir uns vorsichtig umsehen, stellen wir fest, dass hier gar nichts los ist. Nur ein paar Touristen, die gemütlich entlang der Hafenpromenade spazieren. Also gehen wir weiter. Vorbei an Menschen, die in Cafés sitzen und sich fröhlich unterhalten. Vorbei an Menschen, die in Ruhe einen sonnigen Tag genießen. Auf einmal sehen wir in der Ferne eine Menschenmasse. Unschlüssig gehen wir weiter. Irgendwie ist man ja doch neugierig und bis jetzt scheint alles friedlich zu sein. Als wir näher kommen, sehen wir, dass die Menschen vor dem Rathaus stehen. Es hat sich ein Kreis um den Eingang gebildet. Die meisten sind Reporter, die mit ihren großen Kameras auf etwas Spannendes warten. Es stehen auch viele Touristen dort, die wahrscheinlich, wie wir, von ihrer Neugier gepackt wurden. Nur ganz wenige Menschen, die von ihrem Aussehen her Flüchtlinge sein könnten, stehen ruhig vor dem Rathaus. Es ist keine Unruhe zu erkennen und daher gehen wir auch mitten durch die Menschenmenge, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Doch mit dem, was uns dort erwartet, hätten wir niemals gerechnet! Wir gehen die Straße entlang, vorbei an unzähligen bunten Camping-Zelten, vor denen Flüchtlinge sitzen. Man sieht nichts anderes mehr – nur diese schrecklichen Zelte und traurige Menschen. Als wir an der Stadtmauer ankommen, hoffen wir, dass es hinter dem Torbogen besser aussieht. Doch egal, ob man rechts oder links die Straßen entlang schaut, alles ist voll mit diesen Zelten. Wir entscheiden uns, zunächst die linke Seite zu nehmen. Es geht also entlang der Stadtmauer. Rechts ist das Meer, in dem kleine Kinder spielen. Sie tragen orangefarbene Schwimmwesten und lachen im Wasser. Neben ihnen treiben schmutzige schwarze
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Schlauchboote, in denen sie wahrscheinlich erst vor wenigen Tagen das Festland erreichten. Trotzdem freut man sich mit den Kindern, dass wenigstens sie für einige Momente das Elend, dem sie zurzeit ausgesetzt sind, vergessen können. Links von uns ist die Stadtmauer, vor der sich Zelt an Zelt reiht. Die Menschen sitzen oder lie-gen vor ihnen. Mitten drin stehen drei Dixi-Klos – die einzigen in der ganzen Stadt. An einer Stelle ragt ein Wasserschlauch aus der Mauer. Ein paar junge Flüchtlinge stehen dort in Unterwäsche und waschen sich mit einem Stück Seife. Alle sehen schrecklich abgemagert aus. Wir gehen weiter. Doch immer noch sehen wir nichts außer Zelte. Es ist ein heißer Tag und unsere Wasserflaschen sind leer, daher be-schließen wir umzukehren. In der Innenstadt ist es schwierig, zwischen den ganzen Cafés und Restaurants einen Kiosk zu finden. Etwas abseits finden wir schließlich einen kleinen Stand, der Wasserflaschen verkauft. Wir überlegen, wie viel Wasser wir heute wohl noch trinken werden. Zwei oder drei Flaschen? Es ist wirklich sehr heiß und wir fragen uns, ob die Flüchtlinge hier überhaupt Wasser bekommen? Wir kaufen zwei große Pakete mit jeweils 25 0,5-Liter Flaschen. Der Verkäufer sieht uns lächelnd an und fragt, ob das Wasser für die Flüchtlinge sei. Wir bejahen seine Frage und er zeigt uns eine Abkürzung zu den Zelten. Wir
Am Skript vorbei müssen einfach nur diese Treppe runter und schon sind wir mitten drin. Dankbar für diesen Tipp gehen wir zu besagter Treppe. Oben riecht es schon etwas streng, aber die Flaschen sind schwer und unhandlich zu tragen – also auf! Je weiter wir die Treppe hinuntersteigen, desto strenger wird der Geruch. Schnell wird deutlich, dass drei Dixi-Klos für tausende Menschen nicht ausreichen. Wenigstens führt die Treppe wirklich direkt hinter die erste Zeltansammlung. Sofort kommen jede Menge kleine Kinder auf uns zu. Sie bleiben vor uns stehen und schauen uns mit großen Augen an.
Als wir beginnen, die Wasserflaschen zu verteilen, fangen ihre kleinen Gesichter an zu strahlen. Innerhalb kürzester Zeit haben wir unsere 50 Flaschen verteilt und es bricht uns fast das Herz, die übrigen Kinder enttäuscht zurücklassen zu müssen. Also ge-hen wir wieder zurück zu dem kleinen Stand – meiden dieses Mal aber die Treppe! Zurück am Wasserstand kaufen wir erneut 50 Flaschen. Dieses Mal treffen wir dort auf eine Frau, die uns rät, zu Flüchtlingen etwas weiter außerhalb zu gehen. Denn diejenigen, die ihre Zelte nah am Stadtzentrum haben, bekommen die meisten Spenden von Touristen. Voll gepackt machen wir uns erneut auf den Weg und gehen dieses Mal erst ein kleines Stück durch die Innenstadt, um hinter der Stadtmauer an das andere Ende der Zelte zu kommen. Die Menschen dort sitzen einfach nur vor ihren Zelten und schauen regungslos auf das Meer.
Es sind auch viele alte Menschen dort. Als wir auf die Ersten zugehen und jedem eine Flasche Wasser in die Hand drücken, kehrt wieder Leben in ihre Gesichter und sie reden auf Arabisch mit uns – obwohl wir kaum ein Wort verstehen, ist ihnen die Dankbarkeit deutlich anzusehen. Diese glücklichen Gesichter nehmen auch uns ein wenig die Anspannung – unsere traurigen Gedanken verschwinden, vergessen sind die schmerzenden Arme und Füße vom schweren Tragen und vielen Laufen. Auch wenn wir bis jetzt nur vergleichsweise wenigen Menschen geholfen haben und das verteilte Wasser nur für einen Tag reichen wird, so haben wir den Menschen wenigstens für diesen einen Tag wieder Hoffnung gegeben – und Hoffnung ist das Einzige, was ihnen in dieser Situation bleibt!
Amina Saïd Marketing Leitung
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WUSSTEST DU SCHON...? Der Inhalt der allerersten E-Mail lautete QWERTYUIOP.
Laut einer britischen Studie verdient ein Bankräuber im Schnitt 25.000€ im Jahr.
Seit 1994/95 gab es in jeder Bundesligasaison mindestens einen Trainer aus den Niederlanden.
Die Angst vor Freitag, dem Dreizehnten heißt Paraskavedekatriaphobie.
Der Mensch wird mit 300 Knochen geboren, stirbt aber mit nur 206.
Der Freistaat Bayern hat dem Grundgesetz niemals zugestimmt.
Mäusemilch ist die teuerste Milch der Welt - ein Liter kostet 20.000€.
Die US-Finanzbehörde hat für die Steuererklärung von Bill Gates einen eigenen Rechner - die regulären Computer können nicht mit so hohen Zahlen umgehen.
Reis hat mehr Gene als Menschen.
Sticht eine Mücke einen Betrunkenen, hat sie danach die halbe Blutalkoholkonzentration des Opfers.
Julia Weiland
Selbstständigkeit bei Frauen „Disziplin und Freude an der Arbeit ist unbedingt erforderlich.“ - Christina Hochmuth, Steuerberaterin „Die Freiheit in der Einteilung meiner Arbeitszeit und die Selbstbestimmung in der Auftragsannahme waren das wichtigste für mich bei der Selbstständigkeit.“ - Georgia Freisler, Cutterin „Unsere Arbeit ist keine Arbeit. Es ist mehr ein Hobby.“ - Phillis Maaß, Inhaberin einer Boutique Es gibt immer mehr und neue Wege heutzutage, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen. Der Startplatz direkt neben der HS Fresenius Köln ist da zum Beispiel eine gute Anlaufstelle, wie bereits in vorheriger Ausgabe berichtet wurde. Doch was mir auffällt ist, dass die meisten neuen Unternehmen von Männern gegründet werden. Daher frage ich mich, woran das liegt? Studien haben ergeben, dass vorsichtig geschätzt, die Persönlichkeit zu 25% erfolgsentscheidend ist bei der Neugründung eines Unternehmens. Mut zum Risiko, Verantwortungsbereitschaft, viel Eigeninitiative und Ehrgeiz, sowie Konsequenz und Durchhaltevermögen im Handeln sind dabei die wichtigsten Faktoren. Doch erstaunlicherweise unterscheiden sich hier die Persönlichkeiten von Männern und Frauen bei einer Selbsteinschätzung gar nicht. Lediglich bei der Bereitschaft, überdurchschnittlichen Einsatz zu zeigen und der Fähigkeit, komplizierte und komplexe Sachverhalte
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schnell zu erfassen, schätzen sich die Männer etwas besser ein. Daran kann es also nicht liegen, woran dann? Für Frauen gelten schlicht weg andere Erfolgsverhinderer als bei den Männern. So werden Mädchen oft eher zu Team-Playern erzogen, anstatt ihnen beizubringen, wie man mit Konkurrenz umgeht. Frauen haben Angst davor, dass Erfolg zu einem Liebesentzug von der Kollegin/ Freundin führen könnte, aufgrund von Neid. Konkurrenz bedeutet bei Ihnen oft Rivalität, obwohl das Wort vom lateinischen „concurrere“ stammt, was „zusammen laufen“ bedeutet und das könnte ja Spaß machen. Ein weiterer Erfolgsverhinderer ist noch die weibliche Aggression. Frauen verleugnen oft ihre aggressive Seite, da sie von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird. Aggression setzen sie mit Destruktivität und Gewalt gleich, dabei ist es wichtig, sich durch produktiv genutzte Aggression im Wirtschaftsleben zu behaupten, um voran zu kommen. Außerdem leiden Frauen häufiger als Männer an Kompetenz-Scham. Das bedeutet, dass sie Angst davor haben, im Mittelpunkt zu stehen, was wieder häufig an der Erziehung liegt. Mädchen werden eher weniger dazu ermutigt, sich
Am Skript vorbei zu behaupten, wobei Jungs sich schon im Kindergarten mit anderen messen. In der Pubertät denken dann viele Mädchen, dass Erfolg sie für das männliche Geschlecht weniger attraktiv wirken lässt und dadurch die Partnersuche erschwert wird. Das alles führt dann schließlich dazu, dass Männer sich Erfolg eher selber zuschreiben, Frauen diesen eher auf äußere Gründe schieben. Genau umgekehrt verhält es sich dann mit Misserfolgen. Männer machen eher andere Gründe als sich selbst dafür verantwortlich, während Frauen denken, dass sie alleine Verursacher des Versagens sind. Dadurch wird das Selbstwertgefühl der Frauen gemindert. Des Weiteren gründen Frauen auch anders als Männer. Sie wählen eher Branchen mit geringen Markteintrittsbarrieren, wie die Eröffnung eines Friseursalons, Dienste im Gesundheits- und Sozialwesen oder der Erziehung und Kultur. Zusätzlich nutzen sie eine geringere Anfangsinvenstition, da diese auch zu potentiell geringeren Verlusten führt. Daher starten Frauen eher klein und wachsen auch nur weniger als die von Männern gegründeten Unternehmen. Die Überlebenswahrscheinlichkeit eines neu gegründeten Unternehmens ist jedoch unabhängig vom Geschlecht. Auch die Gründe, warum sich jemand für die Selbstständigkeit entscheidet sind weitestgehend gleich bei Männern und Frauen. Die Schaffung eines Arbeitsplatzes in geeigneter Lage ist jedoch für 25% der Frauen ein wichtiger Faktor, da sie noch immer oft versuchen, Haushalt, Kindererziehung und Beruf günstig zu vereinen. Im Laufe der Jahre hat sich eine starke Veränderung bei den Profilen von Gründern ergeben, besonders bei dem Gründungsalter. Männer waren 1999 noch im Schnitt 39 Jahre alt, im Jahr 2008 dann nur noch 29,5 Jahre. Die Frauen hingegen waren 1999 etwa 38 Jahre alt und sind 2008 im Durchschnitt 39,5 Jahre alt. Das könnte daran liegen, dass sich Frauen oft erst nach dem ersten Kind dazu entschließen, ein eigenes Unternehmen aufzubauen und inzwischen immer später Kinder bekommen.
Ein möglicher Lösungsansatz wäre zum Beispiel das Informations- und Beratungsangebot auszubauen. Dabei sollten die gründungsförderlichen Persönlichkeitseigenschaften gestärkt werden, da sich Frauen in ihrer fachlichen Kompetenz nicht von den Männern unterscheiden. Außerdem müssen Frauen eine Toleranz für das „nicht geliebt werden“ entwickeln, da die wenigsten Führungspersonen durchweg beliebt sind und ausschließlich nur populäre Entscheidungen treffen. Zusätzlich müssen überzogene Erwartungen abgebaut werden und man sollte sich als Frau (aber auch als Mann) der Erfolgsverhinderer bewusst werden, um gezielt gegen diese zu steuern. Aus dem Grund dieser Ungleichverteilung bei der Unternehmensgründung wurde vor einem Jahr die Bundesinitiative ,,FRAUEN unternehmen“ gestartet, die Mut zur Selbstständigkeit vermitteln möchte: www.existenzgruenderinnen.de Die Seite „Frauennetz-aktiv“ bietet darüber hinaus weitere Hilfestellung, zum Beispiel bei der Finanzierung. http://www.frauennetz-aktiv.de/selbststaendigkeit/foerderung Also Mädels, es gibt keine Ausreden mehr. Traut euch! Lasst die Köpfe qualmen und dann ran ans Werk. Die Frau ist auf dem Vormarsch.
Chiara Kämpfe Standortleitung Köln
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Auswahlverfahren bei Top-Unternehmen Meistern Sie jedes Assessment Center! Wer sich bei einem Top-Unternehmen wie McKinsey, Deutsche Bank, Audi, PwC oder L‘Oréal um ein Praktikum, ein Traineeprogramm oder den Direkteinstieg bewirbt, muss damit rechnen, dass er im Bewerbungsverfahren ein Assessment Center oder Einstellungstest absolvieren muss. Die Auswertung des Arbeitskreises AC e.V. zeigt, dass 27 der DAX-30 Unternehmen im Bewerbungsverfahren auf Assessment Center setzen – Trend steigend. Hierbei kann es nicht nur Nachwuchsführungskräfte (61%) treffen, sondern auch Trainees (15%) und Praktikanten müssen zunächst die Hürde Assessment Center schaffen. Und weiter: Die befragten 125 Unternehmen beschrieben 120 verschiedene Verfahren, um Bewerber bei den Schlüsselqualifikationen Kommunikationsfähigkeit, Durchsetzungskraft und Analysefähigkeit auf Herz und Nieren zu prüfen. Learning by doing – Tests, Übungen, Cases Auswendig lernen? Auf keinen Fall! Um ein Assessment Center erfolgreich zu bestehen, sind drei Erfolgsfaktoren gefragt: Köpfchen, Authentizität und Methodentraining. Das Köpfchen haben Sie mit dem Prädikatsexamen bereits bewiesen – authentisch zu bleiben, muss in großen Lettern auf Ihren Fahnen stehen und das beste Mittel für ein zielgerichtetes Training geht über ein intensives Kennenlernen unterschiedlichster Testarten.
Insider-Tipps aus der AC Praxis Der neue squeaker.net-Ratgeber hilft Ihnen dabei, das Mysterium Assessment Center besser zu verstehen. Persönliche Erfahrungsberichte und Abläufe von Auswahlverfahren nach Branchen sind dabei Ihre Wegweiser, ganz gleich ob Ihr Traum Consultant, Wirtschaftsprüfer, PwC oder Unilever heißt. Durch echte Erfahrungsberichte der squeaker.net-Community werden Sie zum Zaungast von Rollenspielen, Case Studies, Präsentationen und Bewerbungsgesprächen mit Young Professionals, die genauso ticken wie Sie. Sie greifen mit dem Buch auf einen ständig aktualisierten und von unseren Lesern angereicherten Erfahrungsschatz von Young Professionals und Experten zurück, die die Hürde Assessment Center erfolgreich genommen haben und ihre Tipps direkt an Sie weitergeben möchten. So erfahren Sie, in welchem Stadium Daimler zum Test greift, welche Cases sich in der Schreibtischschublade von BCG befinden und warum man als Besserwisser bei der Commerzbank sowieso keine Chance hat.
Stefan Menden, Jonas Seyfferth Das Insider-Dossier: Auswahlverfahren bei Top-Unternehmen, D 19,90 €, ISBN 978-3-940345-91-2 Auch als E-Book erhältlich unter squeaker.net/insider
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Am Skript vorbei
Die Autoren Die Autoren Stefan Menden und Jonas Seyfferth haben auf beiden Seiten persönliche Erfahrungen mit Assessment Centern und Einstellungstests in großen Top-Unternehmen gesammelt. Vor seiner jetzigen Tätigkeit als Mitgründer der Karriere Community squeaker.net hat der Experte für Bewerbungsfragen, Stefan Menden, als Strategieberater und Mitglied des Recruiting Teams bei Oliver Wyman gearbeitet. Jonas Seyfferth arbeitet als Projektleiter bei Strategy&, ist langjähriger Mit-Herausgeber der squeaker.net „Insider Dossier“ Reihe und Absolvent des CEMS Master’s in International Management Programms. Mit im Gepäck: das breite Wissen des squeaker.net Autorenkreises mit zahlreichen Experten aus den verschiedenen Branchen.
Das Karrierenetzwerk squeaker.net informiert unter anderem über die Consultingbranche, gibt Tipps für die Bewerbung und hilft beim Networking. Die Insider-Dossiers sind Marktführer, weil sie das inhaltliche Vorgehen der Unternehmensberatungen und Top-Unternehmen aus zahlreichen Interviews mit Bewerbern, die kürzlich zu einem Interview eingeladen wurden, herauskristallisieren. Sie greifen dabei auf das Wissen der über 100.000 Mitglieder großen squeaker.net-Community und der zufriedenen Leser der vergangenen Auflagen zurück. Anders als allgemeine Ratgeber können sie so speziell auf die Besonderheiten bei der Bewerbung bei Top-Beratungen und Top-Unternehmen in Europa vorbereiten. www.squeaker.net
© Nina Fischer
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Deine Stadt
Hamburg
Cora M. Jennissen
Dein Foto
M端nchen
Julia Kober
Chefredaktion / Onlineredaktion
Charlotte Ponzelar MKM, Semester 6
Chefredaktion (Vertretung)
Berenike Wachendorf BP, Semester 4
In folgender Auflistung werden die Studiengänge folgendermaßen abgekürtzt: AM BP MKM THEM 3DMM
Angewandte Medien Wirtschaftspsychologie Medien- & Kommunikationsmamagement Tourismus- Hotel- und Eventmanagement 3D Mind & Media
Redaktion Köln
Redaktion Köln
MKM, Semester 5
THEM, Semester 2
Carina Roeser
Standortleitung Köln
Chiara Kämpfe BP, Semester 4
Sina Flick
Redaktion Köln
Carlo Thissen MKM, Semester 6
Redaktion Köln
Lara Malburg
MKM, Semester 6
Layout/Fotografie
Layout
Julia Weiland
Laura Louisa Kรถberle
AMD, Semester 3
Layout Leitung
Bjรถrn Hamann
3DMM, Semester 4
3DMM, Semester 2
Layout
Antonio Hersonski MKM, Semester 6
Korrektur
Christina Eschweiler MKM, Semester 5
Layout
Stella Hannemann MKM, Semester 5
Layout
Ekin Ozan Eksi
3DMM, Semester 4
Layout
Florian Rohde
MKM, Semester 2
Leitung Korrektur
Teresa Sobala
MKM, Semester 6
Marketing
Nathalie Evert
Marketing
Nazrin Davidashvili
MKM, Semester 6
MKM, Semester 6
Leitung Marketing Marketing
Virginia Singer
MKM, Semester 6
Marketing
Marie Klein
MKM, Semester 6
Amina Sa誰d
MKM, Semester 6
Impressum Chefredakteurin (V.i.S.d.P)
Charlotte Ponzelar Berenike Wachendorf (Vertretung)
Redaktion
Christina Eschweiler, Björn Hamann, Antonio Hersonski, Sina Flick, Chiara Kämpfe, Lara Malburg, Laura Mattes, Carina Roeser, Amina Saïd, Carlotta Schaffner, Carlo Thissen, Phillis Walther
Layout & Design
Björn Hamann (Leitung) Ekin-Ozan Eksi, Stella Hannemann, Antonio Hersonski, Laura Louisa Köberle, Florian Rohde, Julia Weiland
Marketing
Amina Saïd (Leitung) Nathalie Evert, Marie Klein, Virginia Singer, Nazrin Davidashvili
Korrektur
Teresa Sobala (Leitung) Christina Eschweiler
Fotografie
Julia Weiland
Herausgeber
Club Fresenius Studentenschaft der Fresenius Hochschule Köln e.V. Im Mediapark 4c, EG 2 50670 Köln club-fresenius.de
Fresenews ist eine studentische Hochschulzeitung, die sich aus Spenden und Geldern des Club Fresenius e.V. Finanziert. Der Vertrieb dieser Zeitung unterliegt einzig und alleine dem Club Fresenius e.V., bzw. eventuellen Partnerunternehmen. Alle Artikel stellen die Meinung der einzelnen Autoren dar. Sie spiegeln nicht die Meinung der Redaktion oder des Club Fresenius e.V. wieder. FreseNews dankt allen Helfern, Unterstützern und Fotografen, sowie besonders Herrn Prof. Dr. Jan Rommerskirchen, der uns jederzeit als Lektorat zur Seite stand. 100
Bildverzeichnis S. 5 S. 8f S. 10 S. 11 S. 13 S. 17 S. 18 S. 19 S. 21 S. 22 S. 26f S.28f S. 36f S. 42 S. 48 S. 54 S. 62 S. 66 S. 68ff S. 72f S. 74 S. 75 S. 82 S. 83 S. 90 S. 92
yanlev / fotolia.com Eigene Werke von Sfs90 / commons.wikimedia.org Performance Management von Trueffelpix / fotolia.com Zeit für mich von Marco2811 / fotolia.com Flashkick von Reeefo / commons.wikimedia.org Bahnübergang von lagom / fotolia.com Daily Commute von Ryan McGuire / flickr.com Eiffel tower Paris von Edisonblus / commons.wikimedia.org Cascais beach von Husond / commons.wikimedia.org Logo der Klimakonferenz Paris 2015 Conferencia de la ONU sobre Cambio Climático COP21 von Presidencia de la República Mexicana// flickr.com 3 Bilder vom Domscan / HS Fresenius 3 Bilder vom AStA Treffen / HS Fresenius 3 Bilder vom Institut skip / Christopher Wickenden Couch von StockSnap / pixabay.de Megaphone von ClkerFreeVectorImages / pixabay.de Löwe Linie Kunst-Profil von freepik.com Persönliches Setup von Frank Rippel thoughts von geralt / pixabay.de Gabriele Graf von Jürgen Bindrim Sternenhimmel über Teneriffa von Alexander Dreher / pixelio.de yanlev / fotolia.com Wagen der Roten Funken von Rolf Hahn / commons.wikimedia.org Kamelle! von Superbass / commons.wikimedia.org Bergisch Gladbach-Karneval 2011 von R.F.Dlugosch / fotocommunity.de Close up of smiling friends sitting on ity streets von tai111 / fotolia.de People shape brain crowd von tai111 / fotolia.de Person von Unsplash / pixabay.com Lightbulb Icon / freepik.com
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