Nr. 11 / 2023
CROWDED SPACES
IBIT 23
EVC
Viele Möglichkeiten, viele Grenzen?
Ausblick und Rückblick
Empfehlungen zum Verkehrsund Crowdmanagement bei Veranstaltungen
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EDITORIAL
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Liebe Leserinnen und Leser des MAGAZINs für Sicherheitskultur, das MAGAZIN endlich wieder regelmäßig an den Start zu bringen war schon lange ein Plan – aber wie das so ist; irgendwas kommt ja immer dazwischen. Jetzt ist es aber endlich wieder so weit und ich bin mega froh, mit unserer (nicht mehr ganz) neuen Kollegin Sarah nun jemanden zu haben, die sich schwerpunktmäßig um das MAGAZIN kümmert. Überhaupt hat sich hier in letzter Zeit viel getan: die Fachtagung hat einen neuen Namen bekommen, weil wir Lust hatten, nicht mehr nur „eine von den Fachtagungen Veranstaltungssicherheit zu sein“ – sondern wir sind die IBIT 23. Überhaupt haben wir viel über Namen nachgedacht. Und wenn ich sage „wir“, dann ist auch das vorrangig dem frischen Wind unserer Kollegin Lioba zu verdanken, die – erfrischend fachfremd – einfach mal alles hinterfragt und durchaus dabei auch den einen oder anderen wunden Punkt getroffen hat. Überhaupt: Hinterfragen ist eines der großen Themen 22 / 23. Alle wissen, was in 23 auf uns zukommt: eine Höllensaison. Es wirkt, als würden jetzt schon alle am Stock gehen und man muss – denke ich – wirklich mal die Frage stellen, wie lange man das – wenn überhaupt – eigentlich noch mitmachen will? Manchmal erschrecke ich, wenn ich Kollegen und Kolleginnen zum ersten Mal seit Monaten wieder sehe: mit dem fortschreitenden Alter müssen wir uns wohl alle abfinden, aber so müde, so abgekämpft – das ist schon anders. Vielleicht ist es aber auch wirklich das Alter. Alle meine Kollegen und Kolleginnen hier am IBIT sind jünger als ich – zum Teil deutlich. Das ist grundsätzlich ok, wirft aber die spannende Frage auf, die sich die meisten in meinem Alter (53) schon mal gestellt haben: wie lange will ich das eigentlich noch machen? Und dabei habe ich ja Glück: mein Job macht irre Spaß; ich kann helfen, Dinge verbessern, Leute schlauer machen, damit die helfen und Dinge verbessern können. Aber trotzdem. Es gibt ja noch andere Dinge, die auch Spaß machen – diejenigen, die mich kennen, wissen, dass mein „Nicht-IBIT-Herz“ an einem kleinen Hof im Bergischen hängt. Und so wird 2023 aus vielerlei Hinsicht ein spannendes Jahr: was bringt es fürs IBIT, für mich, für meine Freunde, Kollegen und Kolleginnen. Leider inzwischen auch eine Frage, die gestellt werden muss: werden sie, werden wir am Ende des Jahres alle noch da sein? 22 hat uns mehrfach den Boden unter den Füßen weggerissen, was Verluste anging – sich dem zu verschließen wäre wohl mehr als unrealistisch. Was gegen diesen Schwermut hilft, sind die unglaublichen Ideen, die wir haben: neue Inhalte, neue Formate, neues hier, neues da: solange das noch so ist, überwiegt am Ende wohl doch der Spaß und der Elan an der Sache – und ganz ehrlich: ich hoffe, dass das auch echt noch lange so bleibt. Viel Spaß beim Lesen des MAGAZINs Sabine
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I N H A LT S V E R Z E I C H N I S
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03
Editorial
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FahrradGarderobe & IBIT
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Inhaltsverzeichnis / Impressum
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Das ist passiert 2023
05
Das ist passiert 2023
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Rückblick auf die Fachtagung 2022
06 Schutz von öffentlichen Verkehrsflächen
39 Die IBIT 23
10 Crowd behaviour in response to perceived hostile threats
44 SISAME 2.0
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Das ist passiert 2023
16 pwc – Warum Daten für die Eventbranche besonders wertvoll sind 19
Das ist passiert 2023
20 ArchSiu: Sicherheitsgefühl von Musikfestivalbesucher*innen 24 EVC – Empfehlungen zum Verkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen
49
Neues aus der Sicherheitsforschung
50
IBIT schreibt
52 Kurs im Fokus: Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsflächen 53
#IBITLIEST
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#IBITGOODNEWS
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Über die Autoren
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Das ist passiert 2023
IMPRESSUM Herausgeber: IBIT GmbH – Bildung, Beratung, Forschung für die Sicherheit von Menschenmengen Auguststr. 18, 53229 Bonn Telefon: +49 (0)228 / 42 99 26 90 kontakt@ibit.eu, www.ibit.eu Geschäftsführung: Sabine Funk Erscheinungsdatum: November 2022
Verantwortlich: Sabine Funk Redaktion: Sarah Schlotzhauer Bilder: Titelbild MAG: Sarah Schlotzhauer Gestaltung: Christopher Korsch UStIdent.Nr. 274137547 SteuerNr. 206/5926/0976 Amtsgericht Bonn: HRB 19223
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Das MAGAZIN für Sicherheitskultur
9. Fachtagung Veranstaltungssicherheit (und mehr)
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▪ 8. / 9.11.2023
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DAS IST PASSIERT 2023 02.01. (UGA) Neun Tote bei Neujahrsfeier Bei Feierlichkeiten zum neuen Jahr kam es in Kampala zu einem kritischen Gedränge mit mehreren Toten. Die Menschenmengen bewegten sich zwischen einem Konzert in einer Mall und dem Feuerwerk draußen. Unter den Toten waren einige Kinder. Quelle: taz.de (2023)
06.01. (ES) Prunkwagen fährt in Menschenmenge Bei Feierlichkeiten am Vorabend der Dreikönigsfeier kam in der Nähe von Sevilla eine Frau um, fünf weitere Menschen wurden verletzt. Ein Trecker mit Festwagen war in eine Menschenmenge gefahren, nachdem er außer Kontrolle geriet. Quelle: argoviatoday.ch (2023)
15.01. (TH) Navy Helikopter bringen Zelte zum Einsturz Am nationalen Kindertag brachten Navy Helikopter in der Region Chanthaburi die aufgebauten Zelte zum Einstürzen. Die Navy wurde gebeten, eine Flugshow über den Festivitäten zu veranstalten und verletzte dabei acht Menschen, hauptsächlich Kinder. Quelle: bangkokpost.com (2023)
18.01. (IN) 6 Menschen sterben bei Flugdrachenshow In Gujarat kamen bei einem Drachenfest sechs Menschen ums Leben- darunter drei Kinder. Die Schnüre der Flugobjekte erfassten die Opfer und fügten ihnen lebensgefährliche Schnittverletzungen zu. Insgesamt wurden 176 Menschen verletzt. Die Schnüre der Flugdrachen wurden durch Metall und Glaspuder verstärkt. Quelle: joe.co.uk (2023)
19.01. (IQ) Viele Verletzte bei Gedränge vor Fußballstadion Bei dem Endspiel des Golf-Cups zwischen Irak und Oman kam es in einer Menschenmenge zu einem Todesopfer, 60 Menschen wurden verletzt. Tausende Fans versammelten sich vor dem Fußballstadion, viele davon besaßen keine Eintrittskarte und versuchten, dennoch hineinzugelangen. Quelle: tagesschau.de (2023)
22.01. (USA) Schusswechsel in Baton Rouge Nachtclub in Louisiana Bei einem Schusswechsel in einem Club kam es zu einer Schießerei zwischen zwei Gruppen. Die Gäste waren vorher in Streit miteinander geraten. Es kam zu 12 Verletzten. Quelle: edition.cnn.com (2023)
23.01. (USA) Zehn Tote bei chinesischer Neujahrsfeier in Monterey Park In einem Tanzclub in der Nähe von Los Angeles kam es am Rande der chinesischen Feierlichkeiten zu Schüssen. Es kam zu mindestens zehn Todesopfern, viele weitere wurden verletzt. Quelle: spiegel.de (2023)
23.01. (IN) Umgestürzter Kran tötet vier Menschen Bei religiösen Festivitäten in Nemili kam es zu einem Unglück, als ein mit acht Menschen besetzter mobiler Kran umkippte und in die Menge fiel. Es wird vermutet, dass der unebene Boden zu dem Unfall geführt hat. Quelle: metro.co.uk (2023)
02.02. (SL) Mehrere Verletzte im Stadium von Bo Bei einer Ansprache des Präsidenten von Sierra Leone kam es zu einem Unfall, als ein Schutzgeländer des Stadiums einstürzte. Unter den Verletzten befanden sich hauptsächlich Schulkinder. Quelle: english.alarabiya.net (2023)
13.02. UEFA Bericht zu Champions League Finale Mai 2022 veröffentlicht Die UEFA hat den Bericht eines unabhängigen Untersuchungsausschusses zum Champions League Finale in Liverpool im Mai 2022 veröffentlicht. Der Bericht zeigt ein umfassendes Versagen in Bezug auf die Planung und Durchführung des Spiels auf. Die UEFA verpflichtet sich, die wichtigsten Empfehlungen künftig bei ihren Spielen umzusetzen. Quellen: de.uefa.com (2023)
13.02. (AUS) Ein Toter bei Dance Festival in Sydney nach Drogenüberdosis In Sydney kam es nach dem Drogenmissbrauch auf dem Transmission Musikfestival zu einem Toten, 12 Menschen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Insgesamt wurden über 130 Menschen wegen Missbrauchs von Drogen und Hitzeerschöpfung medizinisch versorgt. Quelle: iq-mag.net (2023)
18.02. (AUS) Australia Sail Grand Prix in Sydney wegen Unwetter abgebrochen Wegen eines Sturms musste der zweite Tag des Sail Grand Prix abgesagt werden. Bei dem Unwetter wurden mehrere Segel und ein Boot beschädigt, Verletzte gab es keine. Quelle: sail-world.com (2023)
19.02. Kölner Karneval: Zoll findet zahlreiche Verstöße gegen Mindestlohngesetz Beim Kölner Straßenkarneval deckten Zollbeamte zahlreiche Verstöße beim Sicherheitspersonal vor Ort auf. Viele der 124 kontrollierten Sicherheitskräfte bekamen nicht den gesetzlich festgelegten Mindestlohn von 12 €, manche gaben an, nur 8€ pro Stunde zu verdienen. Außerdem gab es Fälle von Schwarzarbeit und Sozialleistungsmissbrauch sowie Bestechung von Ordnern durch Feiernde, um in abgesperrte Bereiche zu gelangen. Quelle: rp-online.de (2023)
20.02. (USA) Schussopfer bei Vorläufer der Mardi-Gras Parade Zwei Tage vor dem großen Karnevalsumzug Mardi-Gras in New Orleans wurden fünf Personen angeschossen, ein Mann starb. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Das Motiv für die Tat ist unklar. Quelle: spiegel.de (2023)
24.02. Todesfall auf Bobbahn Nach einer Kollision auf einer Bob-Rennstrecke kam es zu mehreren Verletzten und einem Toten. Es befanden sich noch Touristen in Schlauchringen im Auslaufbereich, als ein von einem Profi gesteuerter Bob mit hoher Geschwindigkeit auffuhr. Der Betrieb der Bahn wurde vorläufig eingestellt. Quelle: spiegel.de (2023)
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Schutz von (Veranstaltungen auf) öffentlichen Verkehrsflächen: Anregungen aus der „Protect Duty“ IBIT Geschäftsführerin Sabine Funk macht sich Gedanken über Alltagsgefährdungen und Schutznotwendigkeiten. Die Anfang 2021 von der britischen Regierung vorgelegten Vorschläge für eine neue „Protect Duty“ – zu übersetzen wohl am besten mit „Pflicht zum Schutz“ oder „Schutzverpflichtung“ – wurde von vielen begrüßt, nicht zuletzt von Figen Murray - der Mutter von Martyn Hett, einem der 22 Opfer des Anschlags in der Manchester Arena – die sich zusammen mit einer Vielzahl anderer Menschen unermüdlich für deren Einführung eingesetzt hat. Schon allein das ist ja durchaus erwähnenswert: nicht etwa die Regierung ist hier auf den Gedanken gekommen, etwas zum Schutze der Bürger zu unternehmen, sondern es war das
unermüdliche Wirken von Menschen, oftmals Privatpersonen, die – ob nun aus persönlicher Betroffenheit oder aus professionellem Interesse – für eine Verbesserung – gekämpft haben. „Protect Duty“ ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Sicherheit und des „Vorbereitseins“ auf öffentlichen Plätzen im Allgemeinen und damit natürlich auch bei Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsflächen. Aber natürlich gibt es auch kritische Stimmen: Gefürchtet werden zu hohe Auflagen, hohe finanzielle Belastungen und eine Materialschlacht, die vor allem diejenigen abschrecken, die eigentlich geschützt werden sollen.
Gefürchtet werden zu hohe Auflagen, hohe finanzielle Belastungen und eine Materialschlacht, die vor allem diejenigen abschrecken, die eigentlich geschützt werden sollen.“ Der aktuell zur Diskussion stehende Vorschlag wird von Eigentümern und Betreibern verlangen, die Möglichkeiten potenzieller Bedrohungen in Bezug sorgfältig zu prüfen und angemessene praktische Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um diese Bedrohungen zu mindern. Was sind die Standards? „Aber ist das nicht eigentlich
SCHUT Z VON ÖFFENTLICHEN VERKEHRSFL ÄCHEN
Standard“? – Sollte man eigentlich meinen – eine Gefährdungsanalyse gehört zu den Hausaufgaben der Sicherheitsplanung – allerdings klammert diese häufig eine Vielzahl von inzwischen möglichen Bedrohungen mit dem Verweis auf die Eintritts(un)wahrscheinlichkeit und die zur Verfügung stehenden Schutzmöglichkeiten („da kann man ja eh nichts machen“) aus oder verweist auf die Vielzahl anderer Bedrohungen, die man ja auch nicht adressieren würde. Was dann noch dazu kommt, ist, dass dieser „Standard der Sicherheitsplanung“ zwar in Bezug auf temporäre Ereignisse, z. B. Veranstaltungen existiert, gerade aber bei dauerhaft genutzten Plätzen und / oder Örtlichkeiten eher selten Anwendung findet. Öffentliche Orte Ein öffentlich zugänglicher Ort ist – der Name lässt es ja bereits vermuten – ein Ort, zu dem die Öffentlichkeit oder ein Teil der Öffentlichkeit entgeltlich oder unentgeltlich Zugang hat. Zu den öffentlich zugänglichen Orten gehören eine Vielzahl von Orten des täglichen Lebens, wie z. B. Sportstadien, Festivals und Musikveranstaltungen, Hotels, Kneipen, Einkaufszentren und Märkte, Schulen und Universitäten, Krankenhäuser, Gotteshäuser, Verwaltungsgebäude, Parks, Strände u. v. m.. Der Anwendungsbereich der „Protect Duty“ ist daher dementsprechend groß – allerdings muss man dabei sicherlich berücksichtigen, dass ja bereits eine Vielzahl von Maßnahmen existieren und auch umgesetzt werden – Ziel ist also sicherlich vor allem eine Art „Lückenschluss“, das heißt, auch diejenigen Orte zu erfassen, die bisher keine oder unzureichende Maßnahmen umsetzen.
Eine Balance finden Auch, wenn wir in den letzten Jahren zwar eine Zunahme terroristischer Aktivitäten erlebt haben, bleiben diese glücklicherweise immer noch vergleichsweise selten. Das ist grundsätzlich natürlich erfreulich – ein Blick auf die Seiten des Verfassungsschutzes erinnert jedoch regelmäßig daran, dass es noch Dinge da draussen gibt, die zumindest einmal bedacht werden wollen. „Die Bedrohungslage durch den Islamismus ist unverändert hoch. Wir müssen jeden Tag auch in Deutschland mit einem islamistischen Anschlag rechnen. Die Sicherheitsbehörden in Deutschland sind daher wachsam und werfen einen sehr scharfen Blick auf die uns bekannten Gefährder.“ (https://www.verfassungsschutz. de/DE/themen/islamismus-und-islamistischer-terrorismus/islamismus-und-islamistischer-terrorismus_node.html [online abgerufen 25.08.2023]))
Auch von Seiten des Rechts- und Linksextremismus gehen potenzielle Bedrohungen aus „Wir beobachten eine neue Dynamik im Bereich des Rechtsextremismus. Sicherheitsbehörden sehen sich dabei neben den alten Strukturen auch mit ganz neuen Formen wie rechten Netzwerken im Internet oder sich selbst radikalisierenden Einzeltätern konfrontiert.“ (https://www.verfassungsschutz. de/DE/themen/rechtsextremismus/rechtsextremismus_node.html [online abgerufen 25.08.2023])
„Wir sehen aktuell, dass die Gewalt sich hemmungslos gegen die Staatsmacht, aber auch gegen politische Gegner richtet. Wir müssen im Blick behalten, ob diese Radikalisierung sich zu terroristischen Strukturen hin entwickelt.“ (https://www.verfassungsschutz.de/DE/ themen/linksextremismus/linksextremismus_node.
Wie immer bei solchen (möglichen) Änderungen sind natürlich nicht alle gleichermaßen begeistert: gefürchtet werden zu hohe Kosten für die Betreiber, unverhältnismäßige Auflagen oder auch das Verpuffen der Maßnahme an sich durch fehlende Kontrollmöglichkeiten.
html. [online abgerufen 25.08.2023])
Dazu kommen dann noch die „Verwirrten“, die medizinisch lädierten (die ein Fahrzeug durchaus auch ohne Absicht zu einer Waffe machen können) und andere.
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Um nun aber das Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit eines wirksamen Schutzes gegen Bedrohungen und der Durchführung angemessener und verhältnismäßiger Sicherheitsmaßnahmen zu finden, müssen Anwendungsbereiche, Bedingungen und Faktoren definiert werden. Eine klare Definition des Anwendungsbereiches ist erheblich und erstreckt sich auf drei Hauptbereiche: öffentliche Veranstaltungsorte wie Festivals und Sportstadien, große Organisationen wie Einzelhandelsketten und/oder öffentliche Räume wie Parks. Es gibt viele vernünftige und geeignete Maßnahmen, die von Organisationen, die an solchen Orten tätig oder für diese verantwortlich sind, ergriffen werden können und oft auch schon ergriffen werden, wie z. B. Risikobewertungen und Planung von Sicherheitsmaßnahmen, Schulungsprogramme und Sensibilisierungskurse sowie einfache Sicherheits- und Zielschutzmaßnahmen wie Poller und Beschilderung. Die Frage ist nur: reicht das? Und: was ist mit denen, die nichts tun? Wer hat schon etwas gegen geschultes Personal?“
Anwendungsfaktoren Für eine Bewertung, wer grundsätzlich den Schutz gegen zusätzliche Bedrohungen berücksichtigen sollte, gibt es eine Vielzahl möglicher Anwendungsfaktoren: • Die Kapazität. Die Protect Duty geht u. a. von einer Kapazität ab 100 Personen aus – damit wären sicherlich ein Großteil der innerstädtischen Geschäfte, der Clubs und Kneipen oder der sonstigen öffentlichen Flächen involviert. Auf der anderen Seite: warum nicht? Erst einmal geht es ja nur um eine Überprüfung, ob Maßnahmen nötig sein (und wer hat schon etwas gegen geschultes Personal? … ).
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• Zugangsmöglichkeiten: Aufgrund der Vielfalt der Bedrohungen und Ziele ist es nahezu unmöglich vorherzusagen, wo oder wann ein Angriff stattfinden wird – insbesondere da, wo es keine – vergleichsweise einfach zu kontrollierenden – definierten Zu- & Abgänge gibt. Hier ließe sich allerdings in zwei Richtungen argumentieren: da, wo es Zu- & Abgänge gibt, sollten diese besonders betrachtet und geschützt werden ODER da, wo es keine Zu& Abgänge gibt, sollten besondere Maßnahmen zum Schutz ungeregelter Plätze getroffen werden. • Schadenmöglichkeiten: Ein Bewertungskriterium könnte die „Erreichbarkeit“ sein – so macht es einen Unterschied, ob man ein Fahrzeug als Waffe („vehicle as a weapon“) berücksichtigen muss oder nicht. Für Organisationen am unteren Ende der Kriterienschwelle könnten schon einfache und kostengünstige Vorbereitungsmaßnahmen helfen, wie z. B. geschultes Personal, die Sicherstellung der Einhaltung der
Standardprozedere (Brandschutz, Räumung etc.) oder auch ein einfaches Akkreditierungssystem. Ein Hauptziel der Protect Duty ist es, eine verbesserte Sicherheitskultur voranzutreiben. Betont wird daher immer wieder die Angemessenheit und die Balance zwischen Aufwand und Ergebnis. Was wie ein vorauseilender Gehorsam in Erwartung des wahrscheinlichen Gegenwindes klingt, könnte – allerdings wohl nur mit entsprechender Unterstützung – auch zu einem durchaus lehrreichen Denkprozesses über die eigenen Anfälligkeiten führen. Aber die Betonung liegt hier sicherlich auf „könnte“ … Die Entwicklung einer Sicherheitskultur bleibt ein wichtiger Aspekt.“
Die Rolle der physischen Sicherheitstechnik Auch wenn physische Sicherheitssysteme keine zentrale Anforderung innerhalb der Protect Duty sind, so wird in manchen Konstellationen
sicher kein Weg daran vorbei gehen. Geschultes Personal ist zwar nett, hält aber auch keinen schadensuchenden Autofahrer auf. Auf der anderen Seite sind physische Sicherheitssysteme aber auch kein Freibrief, das Überdenken und die ständige Verbesserung zu vernachlässigen. Die Entwicklung einer Sicherheitskultur bleibt ein wichtiger Aspekt. Zusätzlich gilt es, das richtige Gleichgewicht zwischen Sicherheitseffektivität, betrieblicher Effizienz und dem Besuchserlebnis zu finden. Eine hochmoderne Sicherheitspräsenz mit Beschilderung, Pollern, Zugangskontrollen und Kameras kann zwar auf potenzielle Täter abschreckend wirken und im Ereignisfall verwertbare Erkenntnisse liefern, kann aber gleichermaßen von den Besuchern als beängstigend und das Erlebnis einschränkend erlebt werden. Aufklärung Um die Erfolgsaussichten zu maximieren, werden Terroristen in Vorbe-
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reitung eines Anschlags wahrscheinlich Nachforschungen anstellen. Dazu kann es gehören, potenzielle Zielorte entweder diskret oder offen aufzusuchen, um Muster zu erkennen und mögliche Schwachstellen in den Sicherheitsvorkehrungen aufzudecken.
nahmen, über die kleine Clubs und Kneipen nachdenken werden – hier geht es sicherlich vorrangig um Schulungen und abgestimmte Prozedere.
Die Reaktionen
Dieses Verhalten ist aus verschiedenen Gründen schon sehr schwer zu erkennen (zufällig und ohne feste Zeiten und Orte, lange Zeiträume über Wochen, wenn nicht Monate, unterschiedliche Personen) wird aber dadurch noch erschwert, dass oftmals keine Abstimmung herrscht zwischen den Anliegern, so dass Auffälligkeiten, selbst wenn sie individuell erkannt werden, nicht zusammengeführt und so Zusammenhänge nicht erkannt werden.
Der erste Entwurf der „Protect Duty“ hat – wie erwartet – eine Vielzahl verschiedener Reaktionen hervorgerufen. Ziel der Konsultation der Regierung war es zu untersuchen und zu ermitteln, wie vernünftige und nicht übermäßig belastende Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden können, wo und für wen welche Rechtsvorschriften gelten sollten, wie die konkreten Anforderungen aussehen und die Einhaltung der Vorschriften sichergestellt werden können.
So bleibt das System anfällig, solange es nicht gesamtheitlich und koordiniert betrachtet wird – Maßnahmen Einzelner verpuffen und zeigen nicht die Wirkung, die durch eine abgestimmte Herangehensweise erreicht werden könnten.
70 % der Befragten stimmten zu, dass die Verantwortlichen für öffentlich zugängliche Orte Maßnahmen zum Schutz der Öffentlichkeit ergreifen sollten – einschließlich der Gewährleistung einer angemessenen Schulung des Personals.
Vorfall im Gange – Automatisierte Reaktion – Überwachung und Kontrolle Die Erfahrung zeigt, dass bei einem Angriff Sekunden Leben retten können – sowohl, was externe Maßnahmen angeht aber auch in Bezug auf das Handeln jedes Einzelnen.
Es wurden starke Meinungen zur Verantwortlichkeit geäußert, wie z. B. die Notwendigkeit klarer Rollen und Verantwortlichkeiten – insbesondere bei Veranstaltern und Eigentümern.
Was die einzelnen Maßnahmen angeht, so wird von niemandem außerhalb der Gefahrenabwehrbehörden aktives Eingreifen erwartet – aber schon allein, die richten Wege, die richtigen Orte zum Verstecken zu kennen, zu wissen, dass Prozedere befolgen eine wichtige Hilfe für diejenigen ist, die der Situation aktiv begegnen müssen, hilft. Darüber hinaus gibt es auf der technischen Ebene natürlich eine Vielzahl von Möglichkeiten, seien es kluge Gebäudemanagementsystem(e), um die Bewegung von Personen und Angreifern zu kontrollieren als auch die Beleuchtungs-, Feueralarm- und Aufzugssystemen eines Gebäudes – diese sind aber nicht die Maß-
Die Hälfte der Befragten sprach sich für eine Aufsichtsbehörde aus, die die wichtigsten Schwachstellen und verbesserungsbedürftigen Bereiche ermitteln und bewährte Verfahren weitergeben sollte. 66 % der Befragten stimmten mit den Kosten- und Nutzenschätzungen der Regierung nicht überein und nannten zusätzliche Kosten, wie z. B. zusätzliche polizeiliche Anforderungen, potenzielle Geschäftsschließungen von Kleinunternehmen aufgrund von zusätzlichen Kosten und Versicherungsprämien. Die Befragten wiesen darauf hin, dass Leitlinien zur Unterstützung der Unternehmen bei der Einhaltung der Vorschriften erforderlich seien, wobei der Schwerpunkt auf Klarheit, der Sicherstellung spezifischer Leitlinien für verschiedene An-
wendungen, Leitlinien für physische Sicherheitsmaßnahmen wie Videoüberwachung und Unterstützung bei Risikobewertungen u. a. liege. Dabei geht es nicht darum, „alles abzureißen und neu anzufangen“, sondern vielmehr darum, die aktuellen Abläufe zu ändern und die Fähigkeiten und Ressourcen so zu verbessern, dass die Sicherheit stets im Vordergrund steht.“
Fazit Die in diesem Artikel erörterten Ansätze können zu einem besseren Schutz öffentlich zugänglicher Orte führen, wenn sie als Teil einer umfassenden Sicherheitsstrategie umgesetzt werden. Dabei geht es nicht darum, „alles abzureißen und neu anzufangen“, sondern vielmehr darum, die aktuellen Abläufe zu ändern und die Fähigkeiten und Ressourcen so zu verbessern, dass die Sicherheit stets im Vordergrund steht. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Vorbereitung: Es muss sichergestellt werden, dass die für einen Standort verantwortlichen Manager, Mitarbeiter und Sicherheitsfachleute wissen, was von ihnen erwartet wird, und dass sie umfassend darin geschult werden, was in einer Krisensituation zu tun ist, unterstützt durch modernste Technologie, die Vertrauen schafft. Das zeigt aber auch, dass diese Aufgabe nicht bewältigt werden kann, wenn man sie den Kneipen- und Ladenbesitzern, den Betreibern von Shops aufbürdet. Ohne eine verbindliche Strategie, eine kontinuierliche Hilfestellung und – leider – auch einer entsprechenden Kontrolle bleibt ein solcher Ansatz zum Scheitern verurteilt. Das Wichtigste ist aber, überhaupt erst einmal ein Verständnis für die Notwendigkeit zu schaffen – sowohl bei den Betreibern öffentlicher Plätze als auch bei den Besuchern dieser Plätze. Leider sind wir in Deutschland davon noch weit entfernt. Nr. 11/2023
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Crowd behaviour in response to perceived hostile threats: New evidence and some recommendations for practitioners By John Drury, University of Sussex, @ProfJohnDrury
Since the 2010s, there have been a large number of high-profile false alarm incidents involving crowd flight. In Great Britain, some examples include was the mass evacuation incident at Westfield shopping centre in 2018, the crowd flight from Stone Bluewater Shopping Centre in 2018, and most famously the mass flight incident in Oxford Street in November 2017. Similar high-profile false alarm incidents were also reported in Europe in the same period. In Paris in 2016, for example, football fans mistook firecrackers for shots and fled from a fanzone, causing minor injuries. In Turin in June 2017, three people died and over a thousand were injured, seven seriously,
when a crowd fled at the sound of pepper spray which was mistaken for gunshots. There were also dozens of similar incidents in the USA in the same period, including several at music festivals, where crowds fled from what they thought was an active shooter. As well as causing distress and potentially injuries and fatalities, these false alarm incidents can be socially and economically disruptive, and involve resource-heavy emergency responses, including armed police responses. Since there is no genuine threat, they are flight incidents that should not happen.
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Recent genuine attacks predict false alarms: frequency, magnitude, and psychological relevance Occurring at roughly the same time as the rise in false alarms, hostile threats themselves evolved in form. As the 2020 National Risk Register noted, the ‘nature of terrorism is changing… Attackers are increasingly acting alone and using low-sophistication methods such as bladed weapons or vehicles.’ (p. 100). Our systematic review found that there was a correlation between false alarms and genuine marauding terrorist attacks in the ten years from 2010. Yet, despite their significance, these events are widely misunderstood. Typically, they are referred to as outbursts of collective irrationality – as ‘mass panic’, mindless ‘stampedes’, and ‘contagion’ – judgements which substitute for serious investigation and analysis. There is therefore a need for research to properly examine how these false alarm flight incidents occur and what actually happens during them – for understanding, planning and preparedness, and for remedy (if necessary). The present article summarises some recent research in response to that need, based on the findings from a three-year research project, carried out by teams at the University of Sussex, Keele University, University of St Andrews, University of Edinburgh, Lund University and the UK Health Security Agency. Through a combination of archive data, interviews, video data analysis, and controlled experiments using virtual reality technology, we were able to examine experiences, measure behaviour, and test hypotheses about underlying psychological mechanisms in false alarms.“ Here I focus on two parts of the findings: a review of all known false alarm incidents in Great Britain over a tenyear period; and a case study of the large false alarm incident in Oxford Street, London, that took place in November 2017. I finish with a series of recommendations for practitioners who work in emergency preparedness and response. Why do false alarms occur? Our systematic review of collective flight responses from misperceived threats in Britain 2010–2019 identified 126 incidents. This comprised 26 ‘urgent’ crowd flight incidents, involving groups of people running, and 100 ‘non-urgent’ incidents, with no evidence of running. Our analysis examined whether certain contextual factors were associated with the occurrence of the urgent flight incidents, and which therefore could be said to predict them: specifically the official threat level and the magnitude, frequency, and psychological relevance of real terrorist incidents.
However, the relationship between them was not straightforward. The 2017 peak of false alarms in Great Britain followed several real attacks that year; but there were in fact (five) more real attacks in 2014 than in 2017, yet the number of false alarms in 2014–15 was much lower than in 2017. Therefore, the correlation between the number of UK attacks and false alarms was uneven. However, there was a relatively consistent association between false alarm incidents and the magnitude of terror attacks in Great Britain (as measured by the number of dead). Thus, peaks in the number of people killed in terror attacks and false alarms were observed in 2013, 2017 and 2019. The indiscriminate nature of Islamist MTAs compared to the targeting of minorities by far-right terrorists means the perceived risk of terrorist attacks varies for different groups in Britain. Given British security services’ primary concern with Islamist terrorism, and only relatively recent acknowledgement of the risks of far-right terrorism, it is likely that public perceptions of the risk of terrorism in Britain would be dominated by the threat from Islamist terrorism in the period 2010–19. Thus, we found that a clear correlation between terrorist attacks in Western Europe and false alarms in Britain when we separated out the attacks by ideology. Some of the largest attacks in the period in question were by far-right terrorists – the firearms attack in Utøya, Norway, in 2011 involved 77 deaths, many of them children, for example. Yet it was not these, but the Islamist-inspired attacks that showed an association with frequency of false alarm flight incidents in the UK. The absence of false alarm incidents following the Norway attack, and the association with the magnitude of the Islamist attacks, suggests the role of group-based relevance in public perceptions of the risk of terrorism, beyond simple frequency and magnitude. It is likely that media coverage was important in the impact of the Western European attacks on British false alarm incidents. Numerous solidarity demonstrations were held in Britain following the high-profile terrorist attacks in France in 2015. The demonstrations Nr. 11/2023
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C R O W D B E H AV I O U R I N R E S P O N S E T O…
emphasized a shared identity associated with attack from a common enemy. The attacks in France were not only salient and shockingly severe, but also collectively self-relevant to people in Britain. As such, they arguably contributed to increased public perceptions of risk which was reflected in the increase in false alarm reports. The Utøya MTA in 2011 was also shocking and severe. However, the attack was arguably not as self-relevant for most people in Britain. The attack was discussed less on social media by news agencies. It was also targeted rather than indiscriminate, and did not fit easily into ‘clash of civilizations’ discourse prevalent in British media. These factors arguably meant that this attack was not construed as an attack on an ingroup including British citizens. Accordingly, it was not associated with an increase in crowd flight incidents.
ce included information inferred from police actions, further crowd movements, rumours of threat, observed injuries, and discarded belongings. Interviewees said they took into account these multiple pieces of evidence before concluding there was a serious (but in many cases undefined) threat. These findings make the important point that for many people on Oxford Street on Black Friday 2017 the decision to flee was not sudden or impulsive. Rather, in a similar way that people tend to (initially) discount more common threat signals (such as fire alarms), at first many people on Oxford Street rejected that interpretation and it was only gradually that they changed their minds, often influenced by the observed behaviour of others. Even in the context of genuine threats, public response was not a ‘hair trigger’, but rather was somewhat disbelieving.
Together, then, this evidence suggests that the context of recent genuine terrorist attacks increased vigilance amongst members of the public. Given the larger number of attacks in 2017 than in previous years, and indeed the ‘severe’ official threat level from 2014 to 2019, the degree of public vigilance at this time was arguably calibrated proportionately, rather than random or not associated with the reality of terrorist threat. In short, the more genuine attacks, the more likely a false alarm event.“ Other people’s urgent behavioural reactions are the basis of perceptions of hostile threats Our interviews with people present during the false alarm on Oxford Street on Black Friday 2017 examined what kinds of information they reacted to on the day. What made them think there was a terrorist attack happening? For many, the first sign that something was wrong was not the sound of ‘gunshots’ but the sight of other people who were already apparently responding to something. Seeing a blue light response and armed police operated as a further indication that there was a hostile threat nearby. Thus, an initial rush from Oxford Circus station meant that other people, as they were approaching the station, saw large groups of people running and hurrying towards them. This caused some of them to turn round and join the throng in running away from the direction of Oxford Circus. Most of our interviewees – 20 of the 39 – reported seeing urgent mass movements of people often described as ‘stampedes’. However, even after seeing other people fleeing, most interviewees reported continuing to gather and evaluate evidence that could explain their situation. This eviden-
How do the public behave in false alarm flight incidents? Our review of ‘urgent’ crowd flight incidents suggests that a diverse range of public behaviours occurs in these events. While some people ran, not everyone did. Some apparently ignored the ‘threat’. Many walked away without much urgency, others stopped and filmed, others investigated the reason for the commotion. In some cases, people intervened against the apparent sources of threat (such as a fight or a fire). As well as fleeing, the most common behaviours observed included sharing and seeking information, returning to shops and other properties, hiding, and gathering outside venues. There were also instances of spontaneous mutual coordination amongst people. Fewer than half the urgent flight incidents featured reports or videos of competitive behaviours (like pushing and trampling). Reported injuries from crowd flight were rare in the 2010–2019 urgent false alarms. In our dataset, there were more reported injuries (47) resulting from the cause of the crowd flight incident (e.g., fights, exploding batteries, a car accident) rather than from running (19).
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Four of the ‘urgent’ false alarm incidents resulted in nineteen injuries from crowd flight, sixteen were from just one incident (the Oxford Street Black Friday 2017 false alarm). The 2017 Oxford Street evidence provides a rich illustration of the variety of behaviours during a false alarm incident. Thus, the initial evacuation of Oxford Circus tube station was a mixture of both urgent and nonurgent. A witness who was on the top steps of one of the exits described how a crowd of people came towards him ‘sprinting upstairs’, looked around as got they out, and ‘sauntered away.’“ A passenger arriving on a train on the same platform as the altercation described how people left in a ‘civilized manner’ when they got to the main concourse and started to walk up the steps to the exit. There were reports of people dropping their shopping, and people falling over. There were also accounts of pushing. Often this happened in shops with people trying to get into an already crowded space or tripping over each other people. Behaviour was often a mixture frantic escape efforts with cooperation. As well as people falling over, people often held hands and hugged each other. The public and the police helped those who had fallen over.
Cooperation and supportive behaviour among members of the public are common in emergencies, and competitive behaviour is less common. These facts should be crucial foundational assumptions that should inform all planning and preparation in civil contingencies. In addition, it’s important to recognize that false alarm flight incidents do not in the main involve a lapse into irrationality, since their occurrence is meaningfully related to both the wider context of threat and the observed behaviour of other people on the day. In other words, procedures and processes put in place to facilitate collective resilience processes in the public should be informed by the most up to date crowd psychology theory and evidence. A simple way to achieve this would be for key points from this article to be embedded in the relevant guidance and training. Recommendation 2: Continue to inform the public and promote public awareness where there is an increased likelihood of threat. The old orthodoxy of withholding information from the public (‘in case they panic’) has been strongly challenged on several fronts. In the case of fires, there is evidence demonstrating that when members of the public are told what the threat is and where it is they evacuate more efficiently compared to a simple alarm or non-specific evacuation order. In a range of emergencies, withholding information can seriously damage relations with the authorities, impacting on subsequent trust as well public self-confidence and efficacy. Therefore, the public should be told about clear threats – but what should the authorities say when there is uncertainty about the threat? There is a well-documented tendency for the public to discount signals of threat for many types of emergency and disaster. They normally ignore fire alarms, for example. Thus, the main argument in favour of campaigns to raise public vigilance is that they can reduce false negatives; that is, threats are correctly identified and casualties reduced.
A guide for practitioners and policymakers On the basis of our three-year research project on false alarms, in combination with the accumulated existing knowledge on public behaviour in response to hostile threats, we propose a number of practical recommendations for those working in the field of civil contingencies and emergency response. Recommendation 1: Embed the psychology of public behaviour in emergencies in your training and guidance.
Recommendation 3: Build long-term relations with the public to achieve trust and influence in emergency preparedness. The relationship between the public and the source of information is crucial for determining whether information is trusted and internalized. In social identity terms, trust is a function of the perceived identity of the source in relation to that of the recipient. Members of the public will be more persuaded by messages from fellow ingroup members than those seen as outgroup members. Therefore, those responsible for emergency preparedness need to prioritize relationships – and specifically shared social identity -- with the community as part of their work of communicating. There are many Nr. 11/2023
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ways to build shared social identity with communities and the wider public, including listening to them to understand their identities and norms, being seen to trust them (as opposed to being seen to distrust them and withhold information), and including them in decisions (to encourage a sense of ownership). Linked to this advice is the recommendation that the rationale for any instructions given to the public should be clearly explained, to increase engagement with those instructions. Recommendation 4: Use a unifying language and supportive forms of communication to enhance unity both within the crowd and between the crowd and the authorities. A problem of the public response during the Oxford Street Black Friday 2017 false alarm was a relatively low level of coordination in public behaviour, which was a function of a relatively low level of psychological unity, or shared social identity, across the crowd. Previous research has suggested that there are actions that can be taken to support, scaffold, and facilitate the shared identity within the crowd, as well as between the professionals and the crowd. Thus, communications with the crowd should use collective nouns (e.g., ‘community’). Where there is a particular group involved, use the group’s own name for itself (e.g., fans of a particular music artist) to reinforce the collective identity. To create or enhance shared identity between the crowd and professionals, simple techniques include referring to ‘us’ and ‘we’ (rather than just ‘you’) when addressing the public, and referring to common context, common experience, and common goals. In addition, communications that are experienced as helpful, open, and respectful can build a bond between the two parties. Recommendation 5: To give emotional support, prioritize informative and actionable risk and crisis communication over emotional reassurances. Members of the public caught up in the false alarms examined in this briefing document often described being distressed and fearful, and the word ‘panic’ was frequently used to describe people’s emotional state during these events. Often, the advice given to the public both before and during an emergency is on their emotions, or on how to feel: ‘remain calm’, ‘don‘t panic’. I am not aware of evidence that this kind of advice either reduces unnecessary anxiety or increases the sense of efficacy or confidence people need in an emergency. Indeed, if people are already very anxious, this advice on emotions is probably not enough to change that. Moreover, if there is already mistrust between the public and the authorities, advice that there is nothing to worry about might itself increase public anxiety. In an emergency, members of the public require practical information; this will help them to make informed decisions, but will also meet their emotional needs and make them less distressed. Practical information is more likely to be lis-
tened to, trusted and internalized, and therefore provide emotional support, when there is a positive relationship with the source providing the information. Acknowledgements and funding Funder: ESRC, reference number ES/T007249/1 Project website: https://www.sussex.ac.uk/research/ projects/stampedes/research-outputs/data-sharing This article is based on the following report: Drury, J., Arias, S., Au-Yeung, T., Barr, D., Bell, L., Butler, T., Carter, H., Choudhury, S., Eriksson, J., Neville, F., Philpot, R., Radburn, M., Reicher, S., Ronchi, E., Stott, C., Telga, M., & Templeton, A. (2023). Public behaviour in response to perceived hostile threats: An evidence base and guide for practitioners and policymakers. University of Sussex. https://dx.doi.org/10.20919/VJVT7448
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DAS IST PASSIERT 2023 26.02. (CH) Konzertabsage wegen Drohungen Die Arena de Genève wurde vor einem Konzert des Rappers Lomepal evakuiert. Im Nachhinein stellte sich die als Grund angegebene Drohung eines Mannes im Netz nicht als terroristische Bedrohung heraus. Weitere Hintergründe sind nicht bekannt. Quelle: bluewin.ch (2023)
06.03. Polizei räumt Kinosaal nach Randale Hinter den Vorkommnissen, die auch in anderen Städten auftraten, vermutet die Polizei einen Tik Tok Trend: während der Vorführung des Films „Creed III – Rocky’s Legacy“ randalierten Jugendliche und provozierten so den Abbruch der Vorführung. Quelle: faz.net (2023)
10.03. Acht Schussopfer in Kirche in Hamburg In einer Kirche der Zeugen Jehovas kam es zu mehreren Toten, als eine Person auf die zum Gottesdienst Anwesenden schoss. Anschließend erschoss der Täter sich selbst. Über die Person, die offiziell eine Pistole besitzen durfte, war zuvor eine anonyme Meldung eingegangen. Dieser war die Polizei auch nachgegangen, hatte aber nichts Auffälliges finden können. Quelle: stern.de (2023)
10.03. Veranstaltungen abgesagt nach Geiselnahme in Karlsruher Apotheke Aufgrund einer Geiselnahme in direkter Nähe musste die Messe Karlsruhe aus Sicherheitsgründen zwei Veranstaltungen in der gesperrten Zone absagen. Der Täter, der mit einer Schreckschusspistole bewaffnet war, forderte sieben Millionen Euro Lösegeld. Alle Geiseln konnten unverletzt befreit werden. Quelle: spiegel.de (2023)
11.03. Defekt an Kettenkarussell in Halle Auf einer Kirmes in Halle kam es bei einem Kettenkarussell zu einer Panne. Die Anlage konnte nicht wie geplant abgesenkt werden. Die Feuerwehr musste die 24 Fahrgäste mit einer Drehleiter evakuieren. Ursache war offensichtlich eine nicht festgezogene Schraube. Quelle: spiegel.de (2023)
13.03. (ZAF) Sänger Costa Titch kollabiert während Auftritt Der südafrikanische Rapper Costa Titch ist während eines Konzertes zusammengebrochen und verstarb anschließend im Krankenhaus. Die Todesursache war zum Zeitpunkt der Nachrichtenerstellung noch unklar. Quelle: berliner-zeitung.de (2023)
19.03. Messerattacke auf Kirmes In Münster Auf einer Kirmes in Münster kam es zwischen zwei Besuchern zu einem Streit. Bei der Auseinandersetzung wurde einer der beiden Männer tödlich mit einem Messer verletzt. Die Kirmes wurde daraufhin abgebrochen. Quelle: zdf.de (2023)
24.03. Mann fährt gezielt in Menschenmenge am Flughafen Köln/Bonn Am Flughafen Köln/Bonn entwendete ein Mann einen Minibus einer Autovermietung und rammte damit vorsätzlich Fußgänger und parkende Autos. Mehrere Menschen wurden dabei verletzt. Quelle: derwesten.de (2023)
03.04. (GBR) Manchester Attack Verschwörungstheoretiker angeklagt Gegen den Verschwörungstheoretiker und „Disaster Troll“ Richard Hall wurde von Überlebenden der Manchester Arena Attack eine Klage wegen Verleumdung und Belästigung eingereicht. Richard Hall veröffentlichte bereits mehrere Bücher, in denen er behauptet, sowohl der Terroranschlag in Manchester als auch weitere Anschläge seien inszeniert und die Opfer seien Schauspieler. Es ist das erste Mal in Großbritannien, dass gerichtlich gegen einen Verschwörungstheoretiker vorgegangen wird. Quellen: bbc.com (2023)
05.04. 1. FC Nürnberg erlässt Springverbot auf dem Oberrang Vor dem Spiel 1. FC Nürnberg gegen den VfB Stuttgart bat der Club die Fans um Rücksichtnahme beim Feiern aufgrund der „besonderen Architektur und Statik des Stadions“. Bereits im Jahr 2011 gab es Umbaumaßnahmen, um das starke Mitschwingen der Tribünen beim koordinierten Springen der Fans einzudämmen.
09.04. (GBR) Bodyguard Musical abgebrochen wegen mitsingender Zuschauerin Während eines Musicals in Manchester kam es zu mehreren Unterbrechungen, weil eine Zuschauerin laut mitsang und dabei die Sängerin übertönte. Kurz vor Schluss wurden zwei Personen vom Sicherheitspersonal entfernt, die Vorstellung wurde anschließend nicht fortgesetzt. Quelle: stern.de (2023)
18.04. Bewährungsstrafe wegen selbstgebautem Sprengsatz auf Kirmes Nach den Vorfällen auf der Dürener Annakirmes und der Düsseldorfer Rheinkirmes im Sommer 2022 kam es zu einer Verurteilung. Der Angeklagte wurde auf Bewährung freigelassen und darf in den nächsten drei Jahren keine Massenveranstaltungen besuchen. Quelle: wdr.de (2023)
19.04. (YEM) Mindestens 85 Tote bei Gedränge in Menschenmenge Bei einer Spendenaktion in Sanaa im Jemen kam es zu einem tödlichen Gedränge, als mehrere Händler unkoordiniert Geld verteilten. Augenzeugen berichteten, dass es ebenfalls zu Schüssen und einer Explosion nach einem Kurzschluss gekommen war, was die Situation zusätzlich verschärft haben soll. Zwei mutmaßlich verantwortliche Händler wurden festgenommen. Quelle: tagesschau.de (2023)
19.04. Security stößt Schalke Fan Treppe hinunter Bei dem Spiel des TSG Hoffenheim gegen S04 kam es zwischen einem Schalke Fan und einem Sicherheitsmitarbeiter zu einer handfesten Auseinandersetzung auf der Eingangstreppe. Der Fan erlitt schwere Kopfverletzungen, nachdem er von dem Sicherheitsmitarbeiter die Treppe hinuntergestoßen wurde und schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Dem Mitarbeiter droht nun eine Gefängnisstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung. Quelle: sport1.de (2023)
Quelle: t-online.de (2023)
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Warum Daten für die Eventbranche besonders wertvoll sind Big Data. Internet of Things. Data Intelligence. Es ist nahezu unmöglich, diese Buzzwörter heutzutage zu überhören. Daten gewinnen zunehmend an Bedeutung und wirken sich disruptiv auf die Geschäftsmodelle und Arbeitsweisen in der digitalisierten Wirtschaft aus. Doch das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Nicht umsonst beschreibt Dhanurjay Patil, der erste leitende Datenwissenschaftler der US-Regierung und ein prominenter Datenwissenschaftler aus Silicon Valley, Daten als
» Daten sind das ‚neue Gold‘.« Die Datenerhebung, Datenverarbeitung und der Datenaustausch müssen gefördert werden, damit Daten als fundierte Grundlage für Entscheidun-
gen dienen können. Das zeigen auch Initiativen auf europäischer Ebene, wie z. B. GAIA-X für die Schaffung einer sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur oder die Plattform “European Data Portal” (EDP), die den Zugang zu öffentlichen Daten in Europa erleichtert. Auf die richtige Datenverwertung und -kommunikation kommt es an Tatsächlich mangelt es selten am Zugang zu Daten. Datenquellen, wie z. B. Smartphones, IoT-Sensoren, Internet- oder Unternehmensdaten gibt es genug und die Datenmenge wächst heutzutage auch noch exponentiell. Doch Rohdaten allein haben so gut wie keinen Wert. Die Heraus-
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forderung ist eher, diese Daten wertstiftend zu analysieren und Interessierten bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Die Prozesse der Datenanalyse und -kommunikation sind somit das Entscheidende. Allerdings zeigt die Praxis, dass viele Unternehmen sich nur auf die manuelle Sammlung von Daten konzentrieren, z. B. durch die Verwendung von Feedback- oder Bewertungsbögen während eines Events, die dann von Veranstalter:innen manuell in eine Datenbank erfasst
In welchen Bereichen die Eventbranche von Daten profitieren kann Wie wichtig die Erhebung, Verarbeitung und Kommunikation von Daten ist, lässt sich am Beispiel der Eventbranche gut erklären. Die Eventbranche ist ein besonderes Themengebiet, weil sich die Anforderungen und Herausforderungen anders gestalten als in anderen Branchen. Das liegt daran, dass neben der Optimierung des Besuchererlebnisses und dem damit verbundenen kommerziellen Erfolg, Veranstalter:innen zusätzlich die Sicherheit von großen Menschenmengen gewährleisten müssen. Um diese Ziele bestmöglich zu erreichen, ist eine effektive Datenerhebung, -verarbeitung und -kommunikation insbesondere in den folgenden Einsatzbereichen von großer Bedeutung: 1. Zielgruppenanalyse: Durch die Analyse von Zielgruppen und vergangenen Daten über Events, wie z. B. Besucherzahlen und demogra-
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werden, ohne weitere Schritte bzgl. der Analyse und Kommunikation einzuleiten. Das Zitat
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Wir ertrinken in Informationen, aber wir hungern nach Wissen« vom amerikanischen Autor, Redner und Gesellschaftskritiker John Naisbitt veranschaulicht dieses Problem sehr gut.
phische Daten erhalten Veranstalter:innen ein besseres Verständnis über die Vorlieben, Interessen und Bedürfnisse von einzelnen Besuchergruppen. Somit können sie diese nochmal differenzierter durch ein attraktives Programm und personalisierte Erfahrungen ansprechen. 2. Besucher:innen-Engagement: Durch die Messung des Besucher:innen-Engagements während des Events und dessen Verbesserung in Echtzeit wird ein optimales Besuchererlebnis geschaffen. Beispielsweise können Standortanalysen eingesetzt werden, um zu erkennen, welche Attraktionen bevorzugt besucht, wie viel Zeit an den Bühnen oder Ständen verbracht und in welcher Reihenfolge welche Bühnen besucht werden. 3. Marketing und Werbung: Durch Zielgruppenund Besucher:innen-Engagement-Analysen lässt sich die Wirksamkeit von Marketingkampagnen messen und darauf basierende effektiNr. 11/2023
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ve Marketingstrategien entwickelt werden. Dies ist vor allem für Sponsoraktivitäten interessant, da Veranstalter:innen ihren Sponsoren zusätzliche Einblicke in die Effektivität ihrer Werbung bereitstellen und erklären können, warum ihr Veranstaltungsort als Werbefläche geeignet ist. 4. Sicherheitskonzepte: Für die Gewährleistung der Sicherheit sind als zusätzliche Datenquellen Kameras, IoT-Sensoren und Smartphones sinnvoll, um die Bewegungen von Besucher:innen und potentielle sogenannte “Bottlenecks” zu erkennen. Diese lassen sich auf einer Heatmap mit farblichen Markierungen als visuelle Hilfe nutzen, da in Notfällen schneller Risiken erkannt werden und dementsprechend rechtzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. 5. Nachhaltigkeitsziele: Mehr und mehr Veranstalter:innen legen Wert auf die Reduktion ihres CO2-Fußabdrucks. Um Einsparpotenziale auszuschöpfen, ist es wichtig zu erkennen, wo die meisten CO2-Emissionen ausgestoßen werden. Ein erster Anhaltspunkt ist die An- und Abreisemobilität von Besucher:innen, da viele z. B. mit eigenem Fahrzeug anreisen. Deshalb ist es sinnvoll, sich mit den meistgenutzten Modalitäten auseinanderzusetzen und mit ÖPNVAnbieter:innen in Kontakt zu treten, um das Mobilitätsangebot für das Event auszuweiten. 6. Budgetierung und Ressourcenmanagement: Für jedes Event ist der optimale Einsatz von Ressourcen wie Personal, Technologien und Ausstattung von großem Interesse. Auch hier ist die Analyse historischer Daten ein erster Anhaltspunkt, um die Kosten für verschiedene Aspekte des Events besser abzuschätzen. Welche Fragestellungen für Event-Veranstalter nun wichtig sind Anhand der zahlreichen genannten Einsatzbereiche von Daten wird deutlich, warum Daten gerade für die Eventbranche besonders wertvoll sind. Um ihre Relevanz in der Eventbranche weiter auszubauen und ihre Event-Ziele zu erreichen, sollten sich Veranstalter:innen zukünftig daher insbesondere mit den folgenden drei Fragestellungen im Bezug auf Daten beschäftigen: 1. Datenerhebung: Nutze ich wirklich alle relevanten, mir zur Verfügung stehenden Quellen, um Daten über mein Event zu erheben? Es ist wichtig, Daten aus unterschiedlichen Quellen miteinander zusammenzuführen und miteinander zu verschneiden, sei es durch Echtzeit-Daten, Umfragen, Sponsoraktivitäten, KPIs aus dem Marketing, etc., um aus der Vergangenheit zu lernen, sich an die
Anforderungen von heute anzupassen und tiefere Einblicke in das Event zu erhalten. 2. Datenanalyse: Verwerte ich die Daten, die ich bereits habe, nutzenstiftend? Um aus den erhobenen Daten zu profitieren, müssen diese sinnstiftend analysiert werden. Es müssen also Muster, Zusammenhänge und Trends identifiziert werden, die zu fundierten Entscheidungen in den jeweiligen Themengebieten führen. Relevante Analysen können z. B. Zielgruppen-, Besucher:innenEngagement-Analysen, aber auch Nachhaltigkeits- und Sicherheitsanalysen sein. 3. Datenkommunikation: Kommuniziere ich die gewonnenen Erkenntnisse an alle relevanten Stakeholder? Die obigen Beispiele zeigen, wie viele – teils heterogene – Stakeholder und Informationsbedürfnisse in der Eventbranche insgesamt abgedeckt werden müssen. Veranstaltungsplaner:innen, Sicherheitspersonal, Besucher:innen, Marketingabteilungen und Sponsoren haben alle verschiedene Interessen. Daher ist es von hoher Relevanz, ihnen die Daten und Erkenntnisse auf eine verständliche und ansprechende Art und Weise bereitzustellen, z. B. anhand von Diagrammen, Grafiken und interaktiven Dashboards. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Datenerhebung, -analyse und -kommunikation ein vielseitiges und komplexes Thema ist, welches Aufwand und Fachwissen erfordert, aber dementsprechend auch für viele Interessengruppen sehr hohe Relevanz hat. Sobald diese Prozesse korrekt ausgeführt werden, verwandeln sich Daten in Wissen, das zu fundierten Entscheidungen und letztlich zum Erfolg von Events führt. Quellen https://www.fraunhofer-innovisions.de/big-data/ lebendige-zukunft/ https://www.it-daily.net/it-management/big-data-analytics/ daten-sind-das-neue-oel-aber-informationen-sind-dasneue-gold https://www.iml.fraunhofer.de/content/dam/iml/de/ documents/101/04_Whitepaper_Perspektive_Daten_WEB.pdf https://www.infopoint-security.de/ueber-die-wachsendebedeutung-von-daten-und-die-folgen-fuer-die-mitarbeiter/ a14091/ https://www.wiwo.de/unternehmen/it/daten-gold-desdigitalen-zeitalters/12844090-3.html
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DAS IST PASSIERT 2023 19.04. Alemannia-Hooligan wegen versuchten Mordes an Ordner angeklagt Fast vier Jahre nach den Vorfällen am 25. Mai 2019 im Bonner Sportpark Nord erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen mehrfach vorbestraften Alemannia Aachen Fan, der einen Ordner bis zur Bewusstlosigkeit würgte. Dieser saß zwischenzeitlich weitere Haftstrafen ab. Stand 28.4.23 wird noch geprüft, ob die Beweise der Staatsanwaltschaft für einen Prozess ausreichen. Quelle: aachener-zeitung.de (2023)
30.4. (MAR) Besucherin stirbt in Stade Mohammed V Beim Spiel Rajas gegen Al-Ahly kam es außerhalb des Stadions zu einem Gedränge, bei dem eine junge Frau starb. Wie es dazu kommen konnte, wird nun von den lokalen Gemeinden geprüft. Quelle: caughtoffside.com (2023)
05.05. Neues Sicherheitskonzept bei der UEFA Nach dem chaotischen Champions- League Finale im Mai 2022 mit 230 Verletzten hat die UEFA ein neues Sicherheitskonzept vorgestellt. Dieses umfasst zum Beispiel den ausschließlichen Gebrauch von digitalen Tickets und den Einsatz von mehr eigenem Sicherheitspersonal. Außerdem wurde eine Kontrollgruppe gebildet, die die wichtigsten Begegnungen überwachen soll. Laut einer unabhängigen Untersuchung trägt die UEFA die Hauptverantwortung für die chaotische Situation im Mai 22 Quelle: tz.de (2023)
17.05. Abschluss des Forschungsprojekts „Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen“ (KviAPol) Nach Abschluss des Forschungsprojekts KviAPol meldete sich der Fanhilfe e.V. mit einer Pressemitteilung zu Wort. Fußballfans seien nach wie vor die am zweitstärksten betroffene Gruppe von Polizeigewalt- die Polizei müsse ihr Feindbild ‚Fußballfan‘ endlich systematisch abbauen. In der Studie wurden 3.300 Betroffene von Polizeigewalt befragt, sowie 60 Experteninterviews geführt.
18.05. (FRA) Nicht genehmigtes Techno Festival mit bis zu 40.000 Besuchern in Zentralfrankreich Über Christi Himmelfahrt fand in der Ortschaft Villengongis ein nicht genehmigtes Festival statt. Das „Teknival“ fand bereits zum 30. Mal statt, der Ort blieb bis zum Beginn geheim. Das Festival wurde den Behörden nicht angekündigt, aufgrund der hohen Besucherzahlen von geschätzt 40.000 brachen die Behörden die Teknival aber nicht ab. Gegen die Organisatoren wird nun ermittelt.
08.06. (GBR) Massive Verzögerungen bei Anreise zu Download Festival Für viele Autofahrer kam es am ersten Tag des Download Festivals im Donington Park zu einem Verkehrschaos, bei dem Reisende teilweise ihre Flüge am nahegelegenen East Midlands Flughafen verpassten. Die Organisatoren hatten im Vorhinein Anweisungen veröffentlicht, über welche Routen man anreisen sollte und dazu geraten, während des Festivals viel Zeit für Autofahrten einzuplanen.
Quelle: heute.at (2023)
Quelle: bbc.com (2023)
20.05. (AUT) Rund 1.500 Jugendliche bei Eröffnung von Pop-Up Store Zur Eröffnung eines Pop-Up Stores in Wien veranstalteten die Ladenbetreiber eine Schnitzeljagd, die den ersten 80 Eintreffenden Gratiskleidung versprach. Als die richtige Adresse bekannt wurde, strömten rund 1.500 Jugendliche zu dem Bekleidungsgeschäft und sorgten für einen Tumult. 2 Menschen kamen mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus.
10.06. (USA) Toter bei Schießerei auf Konzert in Michigan Auf einem Konzert in Kalamazoo schoss ein Unbekannter auf mehrere Menschen. Ein Mann starb an seinen Verletzungen, ein weiterer musste in einem Krankenhaus behandelt werden.
Quelle: orf.at (2023)
05.06. Wiederbelebung bei Rock im Park Bei dem Musikfestival „Rock im Park“ musste ein Besucher von Rettungskräften wiederbelebt werden. Laut des Sanitätsdienstes bestehe kein Zusammenhang zwischen dem Vorfall und dem Festivalgeschehen, der Besucher hatte aber „Glück, dass er sich auf einer Großveranstaltung mit entsprechend schneller medizinischer Betreuung befand.“ Quelle: merkur.de (2023)
07.06. (QAT) FIFA für Werben mit Klimaneutralität gerügt Nach der Fußball- WM 2022 in Qatar wurde die FIFA von der schweizerische Lauterkeitskommission (SLK) wegen unlauteren Wettbewerbs abgemahnt. Laut der SLK läge trotz selbsternannter Klimaneutralität weder ein Konzept für die Kompensationsmaßnahmen noch Nachweise über die bereits kompensierten Emissionen vor. Quelle: faz.net (2023)
Quelle: iq-mag.net (2023)
12.06.23 (AUT) Champions Trophy aus Sicherheitsgründen abgebrochen Das Nachwuchs- Fußballturnier in St. Pölten wurde von der Stadt wegen eines fehlenden Sicherheitskonzeptes kurzfristig abgebrochen. Während des Turnieres war es zu versperrten Fluchtwegen, Drohungen gegen Schiedsrichter und körperlichen Ausschreitungen gekommen. Die Stadt St. Pölten hatte den Veranstalter wiederholt um die Einhaltung eines Sicherheits- und Müll-Konzeptes inklusive Parkleitsystem und Ordner gebeten. Quelle: meinbezirk.at (2023)
17.06. (USA) Zwei Tote und drei Verletzte nach Schießerei auf Beyond Wonderland Festival In der Camping Area des Gorge Amphitheaters in Washington State tötete ein Schütze zwei Menschen und verletzte weitere Besucher. Ein Tatverdächtiger konnte festgenommen werden- dieser behauptet, während der Tat unter dem Einfluss von Drogen gestanden zu haben. Quelle: tri-cityherald.com (2023)
Quelle: kviapol.uni-frankfurt.de (2023)
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A R C H S I U: S I C H E R H E I T S G E F Ü H L V O N M U S I K F E S T I VA L B E S U C H E R*I N N E N
ArchSiu: Sicherheitsgefühl von Musikfestivalbesucher*innen Von Thomas Sakschewski & Carolina Grafe Unsicherheit ist dem Menschen eigen, insofern als dass das Streben nach Sicherheit die Gefahr der Verunsicherung bedingt.“ In der Sozialpsychologie wird Unsicherheit der Angstforschung zugeordnet. Ängste können durch Unsicherheit hervorgerufen werden. Unsicherheit über die Umwelt, das Verhalten der anderen, einem fehlenden Vertrauen in Organisationen, der Unsicherheit über Verhaltenskonformität und Verhaltensfolgen. In der Soziologie gilt diese Unsicherheit als wesentlicher Teil des sozialen Miteinanders. Luhmann charakterisiert die Offenheit sozialer Systeme als kontingent, also als etwas, was so, wie es ist sein kann, aber auch anders möglich ist (Luhmann, 1984). Da angenommen werden kann, dass nicht nur ich unsicher über die Wirkung meines Verhaltens beim anderen bin, sondern auch der andere unsicher über seine Wirkung bei mir, kann von einer doppelten Kontingenz ausgegangen werden. Erst durch Erfüllung der Erwartungen über das eigene Verhalten beim anderen und somit durch soziale Systeme kann die Kontingenz reduziert werden und die Unsicherheit gemindert werden. Das Streben nach Sicherheit kann so als wesentliche Verhaltensform menschlichen Handelns angesehen werden (Auriga, 2014). Ein von den eigenen Erfahrungen abweichendes Ereignis kann Angst auslösen. Ein unbekanntes Umfeld oder eine unerwartete Kritik kann Unsicherheit verursachen (Lantermann et al., 2009). Wahrnehmungsgrenzen, kognitive Kapazitätsgrenzen, die Komplexität möglicher Wechselwirkungen und die Unvorhersehbarkeit des Verhaltens Dritter begrenzen die Möglichkeiten der Antizipation eigenen Verhaltens. In einer zunehmend komplexen Welt nehmen die Kontingenzerfahrungen daher zu, die Unsicher-
heit wächst. Vor diesem Hintergrund haben wir uns in einer Untersuchung 2022 gefragt, welche Faktoren das Sicherheitsgefühl der Besuchenden auf Musikfestivals beeinflussen. Sicherheitsgefühl der Besucher:innen von Musikfestivals In einer teilstandardisierten Onlinebefragung von Besucher:innen von Musikfestivals haben im April 2022 1.372 Personen zwischen 18 und 67 Jahren teilgenommen. 242 Fragebogen sind nicht ausgewertet worden, weil sie unvollständig beantwortet waren, als Festivals Veranstaltungen angegeben wurden, die keine Musikfestivals waren wie Expo Plaza, Metallica oder das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum, Festivals genannt wurden, die nicht in Deutschland stattfanden, oder nicht eindeutig erkennbar war, auf welches der Festivals sich die Antworten beziehen. Dadurch ergeben sich 1.130 auswertbare Fragebogen. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Teilnehmenden nach den Erfahrungen beim Besuch von Musikfestivals im Jahr 2019, also damit vor Corona befragt worden. Mehr als zwei Drittel der Befragten fühlen sich ausreichend zur Sicherheit der Veranstaltungen informiert. Aber mit deutlichen Unterschieden bei den Festivals. Nur jeder Sechste der Besucher des Rock am Ring bewertet die sicherheitsrelevanten Informationen als ausreichend, aber alle Befragten des Reload Festivals fühlen sich ausreichend informiert.“
Abbildung 1: Ergebnis der Frage „Die generellen sicherheitsrelevanten Informationen sind…“ (n=770)
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Dabei sind die wesentlichen Informationskanäle die über Flyer, Übersichtspläne, Durchsagen oder LEDWände zur Verfügung gestellten Informationen vor Ort sowie die Festival-Webseite und soziale Medien (Facebook, WhatsApp und Instagram), aber auch allgemeine Warn-Apps werden als Kanäle für die Information über Sicherheitsmaßnahmen genutzt. Kaum eine Rolle spielen die Festival-Apps. Hier ist die Verbreitung und Anwendung genauer zu überprüfen, denn gerade diese Apps sollten doch für eine spezifische und schnelle Information genutzt werden.
oder unbehaglich gefühlt haben. Von den Teilnehmern, die zwar üblicherweise auf Festivals gehen, 2019 allerdings kein Festival besucht haben, gaben mit einem Anteil von 4,5 % nur sehr wenige als Begründung an, dass es ihnen zu gefährlich ist. Alle Daten weisen auf ein insgesamt positives Sicherheitsgefühl von Besucher:innen bei Musikfestivals in Deutschland hin und stützen somit die Angaben in Bezug auf das gesamte (Un-)Sicherheitsgefühl auf Festivals, bei dem 54,3 % sehr sicher und weitere 42,7 % eher sicher auswählten. Besonders sicher fühlten sich die Teilnehmer laut Umfrage auf dem Reload Festival und dem Highfield Festival. Für die beiden Festivals wurden ausschließlich die Antwortmöglichkeiten sehr sicher und eher sicher gewählt, wodurch die Antworten kumuliert jeweils 100 % erreichen. Oftmals ist es um das Sicherheitsgefühl schlechter bestellt, als die durch objektive Messungen und Erhebungen beschriebene, tatsächliche Sicherheitslage vermuten lässt.“
Abbildung 2: Ergebnis der Umfrage zu der Frage „Wie informieren Sie sich während des Festivals über Sicherheitsmaßnahmen?“ (n=770)
Das Sicherheitsgefühl auf Musikfestivals ist sehr hoch. 97,3 % der Befragten fühlen sich auf dem Veranstaltungsgelände eher sicher oder sehr sicher. Insgesamt konnten 80,7 % der Teilnehmer keinen Ort auf dem Veranstaltungsgelände nennen, an denen sie sich unsicher
Zur Überprüfung, ob dies auch auf den erhobenen Status Quo des Sicherheitsgefühls von Musikfestivalbesucher:innen in Deutschland zutrifft, bietet sich ein Vergleich der subjektiven und objektiven Sicherheitslage auf Musikfestivals an. Für die Gegenüberstellung der subjektiven Einschätzung mit der objektiven Sicherheitslage konnten Polizeistatistiken zu den einzeln ausgewerteten Festivals recherchiert werden. Für die Festivals Baltic Open Air, Rockharz und Rocken am Brocken konnten weder Presseartikel noch Polizeiberichte ausfindig gemacht werden. Zudem hat keine der angefragten Polizeiinspektionen Fallzahlen zur Verfügung gestellt. Daher umfasst die Übersicht der deliktspezifischen Straftaten ausschließlich die restlichen sieben Festivals.
Abbildung 3: Übersicht der Anzahl deliktspezifischer Straftaten nach Festival im Jahr 2019
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Die festivalbezogene Gegenüberstellung zeigt, dass der Durchschnittswert der geschätzten Wahrscheinlichkeit, Opfer einer kriminellen Straftatbestandes auf einem Festival zu werden, nicht in Zusammenhang zu der tatsächlichen Anzahl der angezeigten Straftaten des jeweiligen Festivals steht. Hier erklärt sich wohl auch die Divergenz zwischen dem allgemein sehr hohen Sicherheitsgefühl auf Festivals und der trotzdem recht großen Wahrscheinlichkeit die einzelnen Taten zugemessen wird. Bei der Bewertung des Unsicherheitsgefühls haben gemäß der Umfrageergebnisse insbesondere folgende
Faktoren einen großen Einfluss in der Reihenfolge der Nennungen: 1. Angst vor sexualisierter Gewalt, Beleidigung und Diebstahl durch andere Festivalbesucher 2. Mobile Fahrzeugsperren, Terrorgefahr und Präsenz von Polizist:innen auf dem Veranstaltungsgelände 3. Gefährdung durch Konsum von Alkohol und/oder illegalen Drogen durch andere Festivalbesucher 4. Sicherheitspersonal und Unternehmen 5. Infrastrukturelle Mängel (z. B. dunkle Ecken, Sanitäranlagen)
Abbildung 4: Übersicht der Antworten zur Wahrscheinlichkeitsschätzung sexuell belästigt oder angegriffen zu werden.
In Anbetracht der Schwere der Tat ist der Anteil derjenigen, die es als eher wahrscheinlich oder wahrscheinlich betrachten, dass ihnen auf einem Festival eine sexuelle Belästigung oder ein sexueller Angriff widerfährt, sehr hoch. Mehr als jede/r fünfte Befragte betrachtet eine sexuelle Belästigung als eine durchaus realistische Gefahr. Dabei sind sehr große Unterschiede bei den Musikfestivals zu erkennen, die auch in den Mittelwerten ablesbar sind, aber im besonderen Maße in der Antwortverteilung deutlich wird. Mit einem Mittelwert von 2,30 liegt Wacken (n=106) vorne in Bezug auf die subjektiv
eingeschätzte Wahrscheinlichkeit auf dem Festival sexuell belästigt oder angegriffen zu werden. In der Summe bewerten sogar 40,6 % der Befragten die Möglichkeit einer sexuellen Belästigung als eher oder sehr wahrscheinlich. Damit liegt der Wert 17,7 Prozentpunkte über dem Mittelwert der Festivals (22,9 %). Beruhigend jedoch ist dabei, dass nur ein Viertel der Befragten persönliche Erfahrungen mit Gewalt bzw. Kriminalität auf Musikfestivals gemacht haben. Der Anteil derjenigen, die sexuelle Belästigungen oder Übergriffe auf Festivals erfahren haben, beträgt weniger als 22,9 % (subjektive Einschätzung), aber immerhin noch 7,5 %. Sicherheit durch Polizei und Ordnungsdienste Die Präsenz von Polizeikräften ist kein eindeutiger Einflussfaktor für eine Erhöhung des Sicherheitsgefühls. Ganz im Gegenteil kann die Präsenz auch Einflussfaktor für ein erhöhtes Unsicherheitsgefühl sein.“
Abbildung 5: Ergebnis zur Frage: "Haben Sie selbst auf einem Musikfestival schon Gewalt oder Kriminalität erfahren?“
Hier wirken vermutlich zwei Größen. Zum einen ist die sichtbare Anwesenheit von Polizei auf dem Veranstaltungsgelände Auslöser für die persönliche Beschäftigung mit möglichen Risiken, zum anderen ist gerade in Bezug auf das Mitführen oder den Konsum von nicht legalen Substanzen auch ein konkretes Unsicherheitsgefühl durch die Polizeipräsenz gegeben.
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Abbildung 6: Übersicht der Antworten hinsichtlich des (Un-)Sicherheitsgefühls durch Polizeipräsenz
Die großen Unterschiede, hier zwischen dem Fusion und Wacken, zeigen eine weitere Dimension auf: Die spezifische Kultur einer eher polizeifeindlichen Haltung. Niemand der Besucher:innen des Fusion Festival (n=31) und nur 6 % des Highfield (n=17) fühlten sich durch Polizeipräsenz sehr sicher, aber fast die Hälfte der Besucher:innen von Wacken.
Qualifikation
Die Bedeutung des Ordnungsdienstes für ein (Un)-Sicherheitsgefühl wird durch die Freitextantworten deutlich. Hier haben sich einige der Befragten sehr deutlich zur Bedeutung des Ordnungsdienstes geäußert. Dabei sind drei Schwerpunkte für die Befragten von besonderer Bedeutung:
▪ „Ordner/Security besser geschult und untereinander vernetzt“ (Deichbrand) ▪ „qualifizierteres Securitypersonal, was z. B. vor Ort nicht damit prahlt beinahe ins Gefängnis hätte gehen müssen oder, dass nicht mehr als zehn Stunden arbeiten muss. “ (Hurricane)
Personalauswahl
Fazit
▪ „Ich bin mit dem Sicherheitskonzept in Wacken sehr zufrieden gewesen. Auf anderen Festivals habe ich sehr offensichtlich rechtsextreme Ordner erlebt. Das lässt mich sehr unwohl fühlen und sollte nicht vorkommen.“ (Wacken Open Air) ▪ „Security ist meist schlecht qualifiziert und durch zu lange Schichten überarbeitet. Es sollten Mindeststandards bei Vergabe an entsprechende Dienstleister gefordert und deren Einhaltung auch kontrolliert werden.“ (Wacken Open Air) ▪ „Professionelle Security. Weniger Leute vom Typ „rechter Kampfsportler“.“ (Stoned from the underground) ▪ „Präsenz von Frauen im Sicherheitsteam, weil diese ein anderes Empfinden für manche Situationen mitbringen können. Fühle ich mich als Frau bedroht, verloren, etc. suche ich ungern die Hilfe von stämmigen SecurityMännern.“ (Rocken am Brocken)
Unsicherheit ist Teil der menschlichen Erfahrung. Eine lückenlose Sicherheit auf Musikfestivals ist weder möglich noch wünschenswert, denn jedes Festival sollte ein Erlebnis sein und das verlangt einen Grad an Unvorhergesehenheit, einen Grad an doppelter Kontingenz. Doch Musikfestivalbesucher:innen können sich auf ein hohes Sicherheitsniveau verlassen und betrachten Festivals allgemein auch als sicher. Dabei wird die individuelle Gefährdung von Musikfestivalbesucher:innen tendenziell überschätzt. Die Besucher:innen informieren sich über die Sicherheit des Festivals hauptsächlich vor Ort und über die Festival-Webseite. Andere Kanäle werden in geringerem Maße angenommen. Das (Un)-Sicherheitsgefühl bleibt subjektiv. Da kann eine massive Polizeipräsenz oder ein martialisches Auftreten von Secus eher kontraproduktiv wirken.
▪ „geschultes Sicherheitspersonal“ (Rock am Ring) ▪ „Dass das Sicherheitspersonal besser geschult ist.“ (Tante Mia tanzt)
▪ „Geschulte Security. Bessere „Überwachung“ der Security, sie sind sehr oft unter Drogen oder betrunken.“ (Wacken Open Air)
Präsenz ▪ „Mehr Präsenz von Sicherheitspersonal“ (Rock am Ring) ▪ „Ausreichend Personal/ Ordner:innen, die ansprechbar und wachsam sind.“ (Deichbrand) ▪ „Bessere Präsenz von Sicherheitspersonal, nicht nur vor der Bühne und Einlass.“ (Rockharz)
▪ Auriga, R. (2014), Sicherheiten – Risiken – Wahrscheinlichkeiten. Band 1: Vom Entstehen eines Sicherheitsgefühls. Wissenschaftlicher Verlag ▪ Lantermann, E.-D., Döring-Seipel, E., Eierdanz, F. & Gerhold, L. (2009). Selbstsorge in unsicheren Zeiten. Resignieren oder Gestalten. Beltz Verlag ▪ Luhmann, N. (1984). Soziale Systeme. Suhrkamp
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Kurzüberblick und Hilfestellung zur Anwendung des Regelwerks EVC
EVC – Empfehlungen zum Verkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen
FGSV
Vorgaben, Standards und Handlungsoptionen zur Berücksichtigung bei der Planung, bei Genehmigungsprozessen und bei der Durchführung von Veranstaltungen
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen Arbeitsgruppe Verkehrsplanung
EVC Empfehlungen zum Verkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen Vorgaben, Standards und Handlungsoptionen zur Berücksichtigung bei der Planung, bei Genehmigungsprozessen und bei der Durchführung von Veranstaltungen Ausgabe 2022
R1 R2 W1 W2 EVC
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Zum Hintergrund Nach der Loveparade-Katastrophe am 24. Juli 2010 in Duisburg hat die Forschungsgesellschaft für Straßenund Verkehrswesen (FGSV) Maßnahmen ergriffen, um eine Wiederholung solcher Ereignisse zu verhindern. Nachdem im Jahr 2020 die Erkenntnisse aus dem Gerichtsverfahren zur Loveparade vorlagen, veröffentlichte die FGSV im Jahr 2022 ein Regelwerk zur Planung, Genehmigung und Durchführung von Veranstaltungen, die sogenannten „Empfehlungen zum Verkehrs- und Crowd management für Veranstaltungen“ (EVC). Das Regelwerk gibt unter anderem Hinweise darauf, wie viele Menschen sich in einem bestimmten Areal versammeln können und wie man eine solche Menschenansammlung im Voraus plant, um gefährliche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen. Es gibt wichtige Hilfestellungen für die Planung von Verkehrs- & Personenströmen im Kontext von Veranstaltungen und Hinweise für z. B. die Bemessung von Kapazitäten und durchzuführende Maßnahmen im Umgang mit großen Menschenmengen. Das Regelwerk will damit einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass auch Veranstaltungen außerhalb des Geltungsbereiches der Versammlungsstättenverordnung nach standardisierten Kriterien sicher durchgeführt werden. Das Regelwerk zum Verkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen ist das Ergebnis einer ehrenamtlichen Arbeit von Expertinnen und Experten der Veranstaltungsplanung und -durchführung. Die Inhalte basieren auf zahlreichen belegten Forschungserkenntnissen, Evaluationen und vorliegenden Erfahrungen 2bei Veranstaltungen. Das Regelwerk enthält Vorgaben, Standards und Handlungsoptionen zur Berücksichtigung bei der Planung, bei Genehmigungsprozessen und bei der Durchführung von Veranstaltungen, die bisher noch nie so dokumentiert wurden.
he am ie Fornd Vergriffen, ignisse 020 die rfahren ntlichte erk zur ührung ten „Empfehlungen zum Verkehrs- und CrowdmanageWas kann das Regelwerk? as Regelwerk gibt unter anderem Hinweise darauf, wie Für wen ist es relevant? immten Areal versammeln können und wie man eine Das Regelwerk ist sowohl bei allen Planungsund erst Voraus plant, um gefährliche Situationen gar nicht Genehmigungsprozessen, bei denen Verkehrs- und Perge Hilfestellungen für die Planung von Verkehrs- und sonenströme zu und von Veranstaltungen behandelt eranstaltungen und Hinweise für z. B. die Bemessung nde Maßnahmen im Umgang mit großen Menschen-
werden, als auch bei der Abwicklung und Beurteilung dieser Ströme im Verlauf von Veranstaltungen heranzuziehen. Dies können Planungsprozesse im Vorfeld einer Veranstaltung oder in einem anderen Kontext erwarteten Menschenansammlung sowie Steuerungsmaßnahmen während der Anwesenheit der Menschen einschließlich der Zeit für An- und Abreise sein. Auch soll damit ein Blick auf den bisher nicht geregelten öffentlichen Bereich rund um genehmigte Versammlungsstätten geworfen werden, der regelmäßig in großem Umfang von Besucherinnen und Besuchern der Versammlungsstätte genutzt wird. Über 100 Bilder und viele Beispiele illustrieren das Thema und erleichtern die Anwendung. Die Umsetzung der Handlungsanleitungen gewährleistet eine möglichst sichere, leistungsfähige und verträgliche Abwicklung des Verkehrs- und Personenaufkommens. Im Mittelpunkt steht das Verkehrs- und Crowdmanagement als gemeinsame Aufgabe des Veranstalters und der öffentlichen Verwaltung. Die Empfehlungen stellen anerkannte Regeln der Technik sowie den Stand der Technik zu verkehrlichen Planungsprozessen und zum Crowdmanagement bei Veranstaltungen dar und sie berücksichtigen die Aufgaben der Planung, Lenkung und Steuerung von an- und abreisenden sowie anwesenden Personen. Behandelt werden insbesondere die Anforderungen an Veranstaltungssicherheit, öffentliche Sicherheit und Ordnung, Verkehrsqualität und Komfort, Umweltverträglichkeit und Wahrung der Interessen der Allgemeinheit. Wie verbindlich sind die EVC?
Wichtig zu wissen ist, dass eine solche Veröffentlichung der FGSV in Streitfällen als anerkannte Regeln der Technik bzw. als Stand der Technik gewertet und herangezogen wird. Es empfiehlt sich insofern, das Regelwerk bei allen Planungen und Durchführungen von Veranstaltungen und bei Vorbereitungen für Menschenansammlungen sorgsam anzuwenden. Dies beinhaltet sowohl die Anwendung der im EVC vorgeschlagenen Maßnahmen als auch eine begründete Abweichung davon. Dabei enthält das Regelwerk ▪ Vorgaben und Anforderungen („es ist / es muss / es darf nicht“), ▪ Standards und Regelfälle („es soll / es soll nicht“), ▪ Empfehlungen (es sollte / es sollte nicht) und ▪ Handlungsoptionen (es kann / es könnte). Vorgaben ergeben sich aus sicherheitsrelevanten und funktionalen Grundanforderungen sowie aus der UmNr. 11/2023
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setzung rechtlicher Rahmenbedingungen. Standards und Regelfälle sind aus dokumentierten und belegbaren Erkenntnissen abgeleitet und sichern angemessene Qualitätsansprüche. Empfehlungen geben Erfahrungen wieder, die auf die meisten Anwendungsfälle zutreffen. Handlungsoptionen sind nur in bestimmten Fällen, die aufgezeigt werden, zweckmäßig.
Was wird betrachtet?
▪ Straßenverkehrsanlagen, Plätze und Wege, ▪ Anlagen für den ruhenden Kfz-Verkehr, ▪ Angebote im öffentlichen Verkehr sowie des Reisebusund Taxiverkehrs, die als Teil des öffentlichen Verkehrsangebotes oder als Sonderverkehre die An- und Abreise unterstützen, Es empfiehlt sich, von Vorgaben und Anforderungen ▪ Radverkehrsanlagen und Fahrradabstellanlagen, nicht bzw. nur, wenn zwingend erforderlich, und von ▪ Fußverkehrsanlagen wie Gehwege für Fußwegetappen Standards und Regelfällen nur aus triftigen Gründen einschließlich Tunnel, Zugänge und Treppen, die zu 4 abzuweichen und diese Abweichungen – vorzugsweise und von den Publikumsflächen einer Veranstaltung im Sicherheitskonzept für eine Veranstaltung – schriftführen, WasWird wird betrachtet? lich zu begründen. dieses nicht beachtet, kann im ▪ Eingänge und Einlasskontrollsysteme wie Türen, Tore, Falle eines Schadens und einer Klage ein Verstoß gegen Durchgänge von Vereinze-lungsanlagen und Ein• Straßenverkehrsanlagen, Plätze und Wege, anerkannte Regeln der Technik vorgeworfen werden. lasskontrollstellen einschließlich der vorgelagerten • Anlagen für den ruhenden Kfz-Verkehr, Warteschlangensysteme oder der vorgelagerten War• Angebote im öffentlichen Verkehr sowie des Reisebus- und Taxiverkehrs, die als Worum geht es in den EVC? teflächen Teil des öffentlichen Verkehrsangebotes oder als Sonderverkehre die An- und AbWas wird betrachtet? ▪ Publikumsflächen, die durch stehende oder sich bereise unterstützen, wegende Personen als zentrale Veranstaltungsflächen • Radverkehrsanlagen und Fahrradabstellanlagen, genutzt werden, wie Räume und Säle oder Bereiche im • Fußverkehrsanlagen wie Gehwege für Fußwegetappen einschließlich Tunnel, Grundlage der Betrachtung ist der Weg der BesucherinFreien mit Sitz- und Stehplätzen, Tanzflächen, Wegen Zugänge und Treppen, die zu und von den Publikumsflächen einer Veranstaltung nen und Besucher vonführen, und zum Veranstaltungsort. Diese zwischen Ausstellungs- und Vergnügungseinrichtun„Customer’s Journey“ ist ein zentrales Element des VeroderTore, WegeDurchgänge zwischen Marktständen, • Eingänge und Einlasskontrollsysteme wiegen Türen, von Vereinzeanstaltungserlebnisseslungsanlagen aus Nutzersicht. ▪ Aeinschließlich nlagen und Angebote, die zur Lenkung und Einlasskontrollstellen der vorgelagerten Warte- und Leitung der An- und Abreise dienen, wie Informationsangeboschlangensysteme oder der vorgelagerten Warteflächen, Betrachtet werden•Aspekte des Managements undstehende der te, Wegweisungssysteme, Verkehrsleitzentralen und Publikumsflächen, die durch oder sich bewegende Personen als zentrale Raumnutzung von Verkehren und Personen ingenutzt allen werden, Ordnerdienste, Veranstaltungsflächen wie Räume und Säle oder Bereiche im Phasen einer Veranstaltung einerund anderen erwarte▪ Anlagen und Angebote, die für eine geordnete AnFreienbzw. mit SitzStehplätzen, Tanzflächen, Wegen zwischen Ausstellungsund ten Menschenansammlung sowohl in einer Normalsammlung und Bewegung von Personen in PublikumsVergnügungseinrichtungen oderals Wege zwischen Marktständen, auch in einer Schadenlage. bereitgestellt werden, wiedienen, Ordnungs- und • Anlagen und Angebote, die zur Lenkungflächen und Leitung der An- und Abreise Sicherheitsdienste oder Absperrungen, wie Informationsangebote, Wegweisungssysteme, Verkehrsleitzentralen und OrdDas Regelwerk ist modular aufgebaut. Die Ausführungen ▪ Ausgänge im Zuge von Fußwegetappen der Abreise nerdienste, können bei unterschiedlichen und sowie Ansammlung und Bewegung von • Anlagen Veranstaltungstypen und Angebote, die für eine geordnete -orten, wie z. B. bei Dorfund City-Festen, Länderfesten, ▪ Notausgänge, die Ordnungsin Notfällenund dieSicherRäumung sicherPersonen in Publikumsflächen bereitgestellt werden, wie heitsdienste oder Absperrungen, Märkten, Veranstaltungen im Freien sowie in Gebäuden, stellen. im Zuge von Fußwegetappen der Abreise sowie Hallen und Stadien• zurAusgänge Anwendung kommen. Je nach • Notausgänge, die in Notfällen die Räumung sicherstellen. Veranstaltung und Relevanz können dabei alle Aspekte des Verkehrs- und Crowdmanagements oder auch nur einzelne Module zum Tragen kommen. Etappen einer einer An- und als "Customer's Journey" (Bild: Riel) Etappen An-Abreise und Abreise als „Customer‘s Journey“ (Bild: Riel)
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Die inhaltlichen Module der EVC behandeln Einzelthemen, die im Rahmen der Planung, Genehmigung und Durchführung von Veranstaltungen relevant sein können. Inhaltliche Module der EVC Modul 1
Rechtliche Grundlagen zum Verkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen
Modul 2
Ermittlung, Abschätzung und Beeinflussung der Verkehrs- und Personenbelastungen bei Veranstaltungen für die verschiedenen Verkehrsmodi
Modul 3
Abwicklung des fließenden und ruhenden Kfz-Verkehrs, dessen Wegweisung und Verkehrsmanagement, Bereitstellung und Organisation von Anlagen des ruhenden Verkehrs sowie Sonder-verkehre (Logistik, Lieferverkehre, Rettungsdienste)
Modul 4
Bereitstellung und Organisation des öffentlichen Verkehrs (ÖV), sowie etwaiger Shuttledienste und Abwicklung des Reisebus- und Taxiverkehrs
Modul 5
Abwicklung des Radverkehrs und Bereitstellung von Fahrradab-stellanlagen
Modul 6
Planung der Abwicklung der Personenbelastungen auf Fußweg-etappen zu und von den Publikumsflächen sowie Management der Bewegungen und Ansammlungen auf den Publikumsflächen
Modul 7
Überwachung, Beurteilung und Lenkung von Menschenmengen während einer Veranstaltung
Modul 8
Management bei Störungen und Gefahrenereignissen
Modul 9
Checklisten und To-do-Listen
Modul 10
Praxisbeispiele 6
§
Modul 1
Nachfolgend wird ein kurzer inhaltlicher Einblick in jedes dieser Module gegeben. Rechtliche Grundlagen zum Verkehrs- und Crowdmanagement Modul 1 Rechtliche Grundlagen zum Verkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen Modul 1 zeigt auf, dass zu Beginn der Planung einer Veranstaltung sowohl auf der Veranstalterseite als auch auf der behördlichen Seite je eine koordinierende Stelle die Frage der einzelnen Zuständigkeiten klären und die Planung bzw. Genehmigung und Durchführung der Veranstaltung koordinieren sollte. Aufgezeigt werden die einzelnen Schritte der Vorgehensweise bis zur Durchführung der Veranstaltung. Relevante Gesetze und Verordnungen werden vorgestellt. Empfohlen wird zudem, nach Abschluss der Veranstaltung alle erarbei-teten und erzielten Ergebnisse zu dokumentieren bzw. vorliegende Dokumente und Evaluationen zu archivieren, so dass sie zu einem späteren Zeitpunkt abrufbar sind. Modul 2 Ermittlung, Abschätzung und Beeinflussung der Verkehrs- und Personenbelastungen bei Veranstaltungen für die verschiedenen Verkehrsmodi
für Veranstaltungen
fung von Straßenverkehrsanlagen auf Basis der SpitzenModul 1 zeigt auf, dass zu Beginn der Planung einer Veranstaltung sowohl auf der Veranstunde und von Fußverkehrsanlagen auf der Grundlage stalterseite als auch auf der behördlichen Seite je eine koordinierende Stelle die Frage der einzelnen Zuständigkeiten klären und die Planung bzw. Genehmigung und Durchführung des höchstbelasteten 2-Minuten-Intervalls erfolgt. Bei der Veranstaltung koordinieren sollte. Aufgezeigt werden die einzelnen Schritte der Vorgegroßen und längere Zeit andauernden Veranstaltungen, hensweise bis zur Durchführung der Veranstaltung. Relevante Gesetze und Verordnungen werden vorgestellt. Empfohlen wird zudem,mit nach mehreren Abschluss der Veranstaltung alle erarbeiwie Tagesveranstaltungen zeitlich hinterteten und erzielten Ergebnisse zu dokumentieren bzw. vorliegende Dokumente und Evalueinander angeordneten werden ationen zu archivieren, so dass sie zu Attraktionen, einem späteren Zeitpunkt abrufbarPrognosen sind. der erwarteten anreisenden, abreisenden und anwesenModul 2 Ermittlung, der Verkehrsund den Personen in Abschätzung der Regel und aufBeeinflussung der Basis von StundenPersonenbelastungen bei Veranstaltungen für die verschiedenen werten erstellt. Bei Veranstaltungen mit einer Attraktion Verkehrsmodi und mit An- und Abreisephasen kürzerer Dauer bieten Modul 2 enthält Standards und Empfehlungen zur Erstellung einer Prognose der Anzahl sich Prognosen in 30- oder 15-Minuten-Intervallen an. anreisender, abreisender und anwesender Personen in Zeitintervallen. Gängige Zeitintervalle dabei z. B. 60,in 30, diesem und 15 Minuten, wobei die Bemessung, Gestaltung und Diesind EVC geben Abschnitt Empfehlungen zurÜberprüfung von Straßenverkehrsanlagen auf Basis der Spitzenstunde und von FußverkehrsAbschätzung des Personenaufkommens, zeigen typische anlagen auf der Grundlage des höchstbelasteten 2-Minuten-Intervalls erfolgt. Bei großen und längere Zeit andauernden Veranstaltungen, wie Tagesveranstaltungen mit mehreren Ganglinien und Abschätzungen sowie Möglichkeiten der zeitlich hintereinander angeordneten Attraktionen, werden Prognosen der erwarteten anreiBeeinflussung des Modal Split auf die einzelnen Versenden, abreisenden und anwesenden Personen in der Regel auf der Basis von Stundenwerten erstellt. Bei Veranstaltungen mit einer Attraktion und mit An- und Abreisephasen kehrsmodi und geben so eine praktische Hilfestellung kürzerer Dauer bieten sich Prognosen in 30- oder 15-Minuten-Intervallen an. Die EVC geben diesem Abschnitt Empfehlungen zur Abschätzung des Personenaufkommens, zeibeiinder Planung von Veranstaltungen. gen typische Ganglinien und Abschätzungen sowie Möglichkeiten der Beeinflussung des Modal Split auf die einzelnen Verkehrsmodi und geben so eine praktische Hilfestellung bei der Planung von Veranstaltungen.
Modul 2 enthält Standards und Empfehlungen zur Erstellung einer Prognose der Anzahl anreisender, abreisender und anwesender Personen in Zeitintervallen. Gängige Zeitintervalle sind dabei z. B. 60, 30, und 15 Minuten, wobei die Bemessung, Gestaltung und ÜberprüNr. 11/2023 6
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Modul 3 Abwicklung des fließenden und ruhenden Kfz-Verkehrs, dessen Wegweisung und Verkehrsmanagement, Bereitstellung und Organisation von Anlagen des ruhenden Verkehrs sowie Sonder(Logistik, Lieferverkehre, Rettungsdienste) Modulverkehre 3 Kredit-, Debit-, Guthaben- oder Berechtigungskarte,
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Abwicklung des fließenden und ruhenden Kontrollmedien, wie Parkchips, Magnetstreifen- oder Kfz-Verkehrs, dessen Wegweisung und VerBarcodeticket. Dabei zeigen die EVC Verfahren auf, die Modul 3 der EVC behandeltund den fließenden und das Es werden Hilfestelkehrsmanagement, Bereitstellung Organisation von Verkehr in Abhängigkeit derParken. erwarteten Verkehrsbelastung und Anlagen des ruhendenwie Verkehrs Son-derverkehre systemspezifischen Kapazitäts-ausnutzung eine lungen gegeben, der sowie erwartete Kfz-Verkehrder auf An- und Abreiserouten verteilt werden (Logistik, Lieferverkehre, Rettungsdienste) Abschätzung von Wartezeiten undZeitpunkt Staulängenauf ermögkann. Ziel muss es dabei sein, dass alle anreisenden Personen zu dem den lichen. Behandelt werden zudem Sonderverkehre, wie Publikumsflächen seinden können, anVerkehr dem das ihnen erwartete Erlebnis beginnt. StauerModul 3 der EVC behandelt fließenden und von Polizei, Sanitätsund Rettungsdienste, VIPs, Liefer-verscheinungen im fließenden Verkehr Verlustzeiten vor der Abfertigung des ruhenden das Parken. Es werden Hilfestellungen gegeben,oder wie der kehre, Anreiseverkehr von Schaustellern, Personal, erwartete Kfz-Verkehr aufder An- Regel und Abreiserouten verteilthingenommen Menschen mit Behinderungen und spezielle ParkbevorVerkehrs können in in dem Maße werden, in dem dieses Ziel denwerden kann. Ziel muss es dabei sein, dass alle anreirechtigung sowie der Anliegerschutz. noch erreicht werden kann. Die EVC zeigen Verfahren auf, mit denen die Zielerreichung senden Personen zu dem Zeitpunkt auf den Publikumsabgeprüft werden kann. sind neben Handrechenverfahren auch der Einsatz von flächen sein können, an dem das Dies von ihnen erwartete Modul 4 Erlebnis beginnt. Stauerscheinungen im fließenden und Organisation des öffentmikroskopischen Simulationen von Personenströmen.Bereitstellung Werden Defizite identifiziert, sind Verkehr oder Verlustzeiten der Abfertigung des Maßnahmen lichen Verkehrs (ÖV)die sowie etwaiger Shuttleverkehrsregelnde undvorverkehrslenkende vorzubereiten, ebenfalls in dem ruhenden Verkehrs können in der Regel in dem Maße dienste und Abwicklung des Reisebus- und Taxiverkehrs EVC detailliert beschrieben werden. hingenommen werden, in dem dieses Ziel dennoch erreicht werden kann. Die EVC zeigen Verfahren auf, mit Modul 4 behandelt die Bereitstellung und Organisation Weiterhin geben die abgeprüft EVC Hinweise zumDies Parkraummanagement, wie z. sowie B. etwaiger Shuttledenen die Zielerreichung werden kann. des öffentlichen Verkehrs (ÖV) sind neben Handrechenverfahren auch der Einsatz von dienste und die Abwicklung des Reisebus- und Taxiver• die Ermittlung desvon Parkraumbedarfs, mikroskopischen Simulationen Personenströmen. kehrs. Anzustreben ist bei Veranstaltungen generell ein Werden identifiziert, sind undParkraumangebotes hoher Anteil des ÖV amsowie Gesamtverkehrsaufkommen, um • Defizite die Bemessung undverkehrsregelnde Gestaltung des verkehrslenkende Maßnahmen vorzubereiten, die ebeneine umweltfreundliche und verträgliche Abwicklung • die Bemessung und Gestaltung der Ein- und Ausfahrten zu und von den Parkflächen falls im EVC detailliert beschrieben werden. der An- und Abreise zu gewährleisten. Öffentliche Vereinschließlich Abfertigung und Kontrolle.kehrsmittel benötigen pro Person deutlich weniger Weiterhin geben die EVC Hinweise zum ParkraummaFläche als Kfz, so dass ein hoher ÖV-Anteil das erforderEbenfalls thematisiert werden die einzuplanenden Zeiten an fürInfrastruktur Kassierung durch Personal, nagement, wie z. B. liche Angebot für den fließenden und die Nutzung einer Kredit-, Debit-, Guthaben- oder Berechtigungskarte, Kontrollmedien, wie ruhenden Kfz-Verkehr erheblich reduzieren kann. Die ▪d ie Ermittlung des Parkraumbedarfs, beinhalten aufdie diesem Themengebiet Parkchips, Magnetstreifenoder Barcodeticket.EVC Dabei zeigen EVC Verfahrenzahlreiche auf, die in ▪ die Bemessung und Gestaltung des ParkraumangeboEmpfehlungen, mit denen ein hoher ÖV-Anteil erzielt Abhängigkeit der erwarteten Verkehrsbelastung und der systemspezifischen Kapazitätstes sowie und ein nachfragegerechtes und weitgehend barriereausnutzung Abschätzung Wartezeiten und Staulängen Behandelt ▪ die Bemessungeine und Gestaltung der Ein-von und Ausfreies ÖV-Angebot sowie ermöglichen. ein störungsar-mer Betriebsfahrten zu und vonSonderverkehre, den Parkflä-chen einschließlich ablauf des und ÖV gelingen kann. Sie enthalten Angaben werden zudem wie Polizei, SanitätsRettungsdienste, VIPs, LieferAbfertigung und Kontrolle. zum Fassungsvermö-gen von ÖV-Fahrzeugen oder auch verkehre, Anreiseverkehr von Schaustellern, Personal, Menschen mit Behinderungen und beispielhafte Kapazitäten für Linienverkehre, die als spezielle Parkbevorrechtigung sowie der Anliegerschutz. Ebenfalls thematisiert werden die einzuplanenden Basis für eine Planung herangezogen werden können. Zeiten für Kassierung durch Personal, die Nutzung einer
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Planung der Abwicklung der Personenbelastungen auf Fußwegetappen zu und von den Publikumsflächen sowie Management der Bewegungen und Ansammlungen auf den Publikumsflächen
Modul 6 ist ein Kernmodul mit zahlreichen Informationen zur Planung der Abwicklung der Personenbelastungen auf Fußwegetappen zu und von den Publikumsflächen sowie zum Management der Bewegungen und Ansammlungen auf den Publikumsflächen. Ziele sind neben Komfortaspekten insbesondere die Vermeidung von aus der Durchführung der Veranstaltung resultierenden Gefahren unter anderem durch die Optimierung der Abstimmung zwischen Nachfrage und Flächen- bzw. Routenangebot. Dabei werden lokale Staus, Personenansammlungen oder hohe Personendichten bis hin zu tatsächlichem Gedränge bei Modul 4 behandelt die Bereitstellung und Organisation des öffentlichen Verkehrs (ÖV) vielen Veranstaltungen zumindest temporär und/oder lokal nicht zu vermeiden sein. Sie sowie etwaiger Shuttledienste und die Abwicklung des Reisebus- und Taxiverkehrs. Anzu- sind nicht „per se“ gefährlich, müssen aber erkannt, beobachtet und bewertet werden und streben ist bei Veranstaltungen generell ein hoher Anteil des ÖV am Gesamtverkehrsauf- es müssen Maßnahmen geplant und vorbereitet werden, um lageabhängig und auch mit Modul 5 bedingen eine sorgfältige Planung. Modul 6 enthält kommen, um eine umweltfreundliche und verträgliche Abwicklung der An- und Abreise zu nur kurzer Reaktionszeit eingreifen zu können. Die übergeordneten und sicherheitsrelevangewährleisten. Öffentliche Verkehrsmittel pro Personund deutlich weniger Fläche als ten Ziele, Abwicklung des benötigen Radverkehrs Bereitstelhierzu Vorgaben, Standards und auf Erfahnachzahlreiche denen Kfz, so dass ein hoher ÖV-Anteil das erforderliche Angebot an Infrastruktur für den fließenlung von Fahrradabstellanlagen basierende Handlungsanleitungen, •rungen alle anreisenden Personenpraktische zu einem Zeitpunkt auf den Publikumsflächen den und ruhenden Kfz-Verkehr erheblich reduzieren kann. Die EVC beinhalten auf diesem können, dem das von ihnen erwartete Erlebnis beginnt, sind. Themengebiet zahlreiche Empfehlungen, mit denen ein hoher ÖV-Anteil erzielt und ein dieseinfür eineansorgfältige Planung zu beachten nachfragegerechtes und weitgehend barrierefreies ÖV-Angebot sowie ein störungsarmer • in keiner der Veranstaltungsphasen gefährliche Situationen entstehen, Im Moduldes 5 ÖV werden die Abwicklung deszumRadverkehrs enthalten die EVC adäquat Angaben zur Bemessung Betriebsablauf gelingen kann. Sie enthalten Angaben Fassungsvermögen von •Weiterhin bei Störungen und Gefahrenereignissen reagiert werden kann, ÖV-Fahrzeugen oder auch beispielhafte Kapazitäten für Linienverkehre, die als Basis für und die Bereitstellung von Fahrradabstellanlagen beund zum Management spezieller Situationen an Einlassbedingen eine sorgfältige Planung. Modul 6 enthält hierzu zahlreiche Vorgaben, Standards eine Planung herangezogen werden können. und kontrollstellen auf Erfahrungen basierende die für eine sorgfältige handelt. Die EVC geben in diesem Abschnitt Hinweise undpraktische deren Handlungsanleitungen, vorgelagerten Warteflächen, Planung zu beachten sind. Weiterhin enthalten die EVC Angaben zur Bemessung und zum zur Überprüfung von Kapazitäten und Konfliktpotenzial Management in Publikumsflächen und an Notausgängen. Es werden spezieller Situationen an Einlasskontrollstellen und deren vorgelagerten Warteflächen, in Publikumsflächen und an Notausgängen. Es werden Maßnahmen zur Lenkung Modul Verkehrsarten, 5 mit anderen zur Wegweisung für den Maßnahmen zur Len-kung von Personen beschrieben. von Personen beschrieben. Abwicklung des Radverkehrs und Bereitstellung von Fahrrad-
Modul 4 Bereitstellung und Organisation des öffentlichen Verkehrs (ÖV) sowie etwaiger Shuttledienste und Abwicklung des Reisebus- und Taxiverkehrs
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Radverkehr und auch zur Standortwahl und baulichen abstellanlagen Gestaltung von Fahrradabstellanlagen und deren OrIm Modul 5 werden die Abwicklung des Radverkehrs und die Bereitstellung von Fahrradabganisation im Zusammenhang Veranstaltungen. Dievon stellanlagen behandelt. Die EVC geben in diesemmit Abschnitt Hinweise zur Überprüfung Kapazitäten und Konfliktpotenzial mit anderen Verkehrsarten, zur Wegweisung für den Erfah-rung zeigt z. B., dass durch eine Person etwa 100 Radverkehr und auch zur Standortwahl und baulichen Gestaltung von FahrradabstellanlaFahrradabstellplätze bewacht sowie deren Annahme gen und deren Organisation im Zusammenhang mit Veranstaltungen. Die Erfahrung zeigt z. B., dass durch eine Person etwa 100 Fahrradabstellplätze bewacht sowie deren Anund Ausgabe der Fahrräder abgewickelt werden kann. nahme und Ausgabe der Fahrräder abgewickelt werden kann.
Warteschlangensystem mit Nummerierung von Personen, die frühzeitig vor Öffnung angereist sind und Segmentierung mit Hilfe von Flatterband
Modul 6 Planung der Abwicklung der Personenbelastungen auf Fußwegetappen zu und von den 8 Publikumsflächen sowie Management der Bewegungen und Ansammlungen auf den Publikumsflächen
Modul 7 Überwachung, Beurteilung und Lenkung von 9 Menschenmengen während einer Veranstaltung
Im Modul 7 wird die Überwachung, Beurteilung und Lenkung von Menschenmengen während einer Veranstaltung behandelt. Dabei werden Überfüllungszustände oft subjektiv bewertet werden müssen auf Basis der Rahmenbedingungen, aber auch der individuellen ErModul 6 ist ein Kernmodul mit zahlreichen Informatiofahrung der Bewertenden. Hilfreich kann hier zur Vorbenen zur Planung der Abwicklung der Personenbelasreitung z. B. Vergleichsmaterial sein, wie Bilder früherer tungen auf Fußwegetappen zu und von den Publikumsoder anderer Veranstaltungen am Veranstaltungsort flächen sowie zum Management der Bewegungen und oder auch eine tatsächliche Simulierung und VisualisieAnsammlungen auf den Publikumsflächen. Ziele sind rung verschiedener Personendichten auf der konkreten 10 der konkreten Perspektive. Lagemeldungen neben Komfortaspekten insbesondere die Vermeidung Fläche aus von aus der Durchführung der Veranstaltung resultieaus persönlichen Begehungen können neben der Errenden Gefahren unter anderem durch die Optimierung fassung der jeweiligen Stimmungslage helfen, Gefahren Modul 7 der Abstimmung zwischen Nachfrage und Flächenbzw. frühzeitig zu erkennen und adäquat zu reagieren. Die Routenangebot. Dabei werden lokale Staus, Personen-Beurteilung EVC enthalten hierzu Bewertungshilfen und zahlreiche Überwachung, und Lenkung von Menschenmengen ansammlungen oder hohe Personendichten hin zu Empfehlungen zu Maßnahmen, die Gefährdungen bewährendbis einer Veranstaltung tatsächlichem Gedränge bei vielen Veranstaltungen seitigen oder mindern können. zumindest temporär und/oder lokal nicht zu vermeiden Im se“ Modul 7 wird müssen die Überwachung, sein. Sie sind nicht „per gefährlich, aber Beurteilung und Lenkung von Menerkannt, beobachtet und bewertet werden und es währendwerden, einer Vermüssen Maßnahmenschenmengen geplant und vorbereitet anstaltung behandelt. Dabei werum lageabhängig und auch mit nur kurzer Reaktionszeit den Überfüllungszustände oft subeingreifen zu können. Die übergeordneten und sicherjektiv heitsrelevanten Ziele, nachbewertet denen werden müssen auf Basis der Rahmenbedingungen, ▪ alle anreisenden Personen zu einem Zeitpunkt aufErfahden aber auch der individuellen Publikumsflächen sein an dem das von Hilfreich ihnen rungkönnen, der Bewertenden. erwartete Erlebnis kann beginnt, hier zur Vorbereitung z. B. ▪ in keiner der Veranstaltungsphasen gefährliche SituaVergleichsmaterial sein, wie Bilder tionen entstehen, früherer oder anderer Veranstal▪ bei Störungen und tungen Gefahrenereignissen adäquat re-oder am Veranstaltungsort agiert werden kann,auch eine tatsächliche Simulierung und Visualisierung verschiedener Personendichten auf der konkreten Fläche aus der konkreten Perspektive. Lagemeldungen aus persönlichen Nr. 11/2023 Begehungen können neben der Erfassung der jeweiligen Stimmungslage helfen, Gefahren
der konkreten Fläche aus der konkreten Perspektive. Lagemeldungen aus persönlichen Begehungen können neben der Erfassung der jeweiligen Stimmungslage helfen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und adäquat zu reagieren. Die EVC enthalten hierzu Bewertungshilfen und zahlreiche Empfehlungen zu Maßnahmen, die Gefährdungen beseitigen oder mindern können.
E V C – E M P F E H L U N G E N Z U M V E R K E H R S- U N D C R O W D M A N A G E M EModul N T 8F Ü RbeiVStörungen E R A N Sund TAGefahrenereignissen LT U N G E N Management Modul 8 enthält Angaben zum Management bei Störungen und Gefahrenereignissen. Dabei ist die Stör- und Notfallplanung für Veranstaltungen gleichwohl eine eigenständige Disziplin, so dass in den EVC nur einzelne Schwerpunkte und hier insbesondere die Bestimmung von relevanten Räumungsszenarien und die Organisation einer Räumung behandelt werden.
Modul 8 Management bei Störungen und Gefahrenereignissen Modul 8 enthält Angaben zum Management bei Störungen und Gefahrenereignissen. Dabei ist die Stör- und Notfallplanung für Veranstaltungen gleichwohl eine eigenständige Disziplin, so dass in den EVC nur einzelne Schwerpunkte und hier insbesondere die Bestimmung von relevanten Räumungsszenarien und 11 die Organisation einer Räumung behandelt werden. Checklisten und Praxisbeispiele Checklisten und Praxisbeispiele
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Checklisten zur Grundlagenermittlung, To-Do-Listen und zahlreiche Praxisbeispiele runden
Checklisten zur die Grundlagenermittlung, To-Do-Listen zahlreiche Praxisbeispiele runden die zum Empfehlungen zum Verkehrsund und Crowdmanagement für Veranstaltungen als Empfehlungen AnVerkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen ab. hänge ab.
Anhang C
C 2 Erfahrungen zum Verkehrsmanagement evaluierter Veranstaltungen
Reale und fiktive Beispiele und Erfahrungen bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen
C 1.1 Prüfung der Eignung von zwei Teilstrecken einer Fußwegetappe bei der Anreise zu einer Veranstaltung
Hinweis: Es liegen generell nur wenig konkrete Zahlen über Veranstaltungen vor, sowohl über die Anzahl der Besucherinnen und Besucher, als insbesondere auch über Modal-Split, Einzugsgebiete und Erfahrungen über die Abwicklung der Verkehrs- bzw. Personenströme auf der An- und Abreise. Um zukünftige Regelwerke bzw. Weiterentwicklungen der EVC auf eine breitere Datenbasis stellen zu können, wird um Zusendung von Erfahrungswerten in Anlehnung an die in diesem Abschnitt beschriebenen Beispiele an die Geschäftsstelle der FGSV gebeten.
Aufgabenstellung
Eckdaten
Bei einer Ganztagsveranstaltung führen Teilstrecken begrenzter Breite zu den Publikumsflächen. Geprüft werden soll, ob das prognostizierte Aufkommen anreisender Personen über diese Teilstrecken zu den Publikumsflächen geführt werden kann.
Die Annakirmes findet 9 Tage lang Ende Juli/Anfang August statt. Öffnungszeiten ca. 11-24 Uhr. Dienstag, 30.07.2013 (Familientag), 12-22 Uhr, Freitag, 02.08.2013 (Feuerwerkstag), 14-24 Uhr
C 1 Beispiele zur Bemessung
C 2.1 Erfahrungen zur Annakirmes 2013 in Düren
Die Veranstaltungsfläche wird außerhalb der Kirmeszeiten als P+R-Platz genutzt.
Prognose anreisender Personen
In der Tabelle 11 werden für eine Beispielveranstaltung und für zwei Teilstrecken einer Fußwegetappe, die für die An- und Abreise vorgesehen sind, die Personenverkehrsstärken in 60-Minuten-Intervallen prognostiziert. Für die beiden Teilstrecken T1 und T2 weist das Zeitintervall von 08:00 bis 09:00 Uhr mit 35.000 bzw. 11.000 Personen pro Stunde die höchste Verkehrsverkehrsstärke auf. Tabelle 11: Exemplarische Personenflüsse in 60-Minuten-Intervallen
Teilstrecke
Zeitintervall
qA,60
qB,60
q60 = qA,60 + qB,60
T1
08:00 – 09:00 Uhr
10 .000
25 .000
35.000
09:00 – 10:00 Uhr
7 .000
12 .000
19.000
…
…
…
…
20:00 – 21:00 Uhr
20 .000
2 .000
22.000
21:00 – 22:00 Uhr
25 .000
1 .000
26.000
08:00 – 09:00 Uhr
6 .000
5 .000
11.000
09:00 – 10:00 Uhr
5 .000
3 .000
8.000
T2
…
…
…
…
20:00 – 21:00 Uhr
3 .000
2 .000
5.000
21:00 – 22:00 Uhr
2 .000
1 .000
3.000
…
…
…
…
Tn
Bild 31: Annakirmes Düren (Foto: Koppers)
Prüfung des Verkehrsablaufes auf der maßgebenden Teilstrecke der Fußwegetappen Innerhalb des maßgebenden Zeitintervalls kann es zu Verkehrsspitzen kommen. Insofern wird für die Prüfung die Bemessungsverkehrsstärke (Einheit: Personen pro zwei Minuten) auf Grundlage des höchst belasteten Zwei-Minuten-Intervalls zugrunde gelegt. Für die Teilstrecke T1 mit einer maximalen Verkehrsstärke von 35.000 Personen pro Stunde (vgl. Beispiel zu Schritt 2) ergibt sich die bemessungsrelevante fiktive Personenverkehrsstärke für das Zwei-Minuten-Intervall als qf,2 = f60 · q60 = 0,06 · 35.000 Pers/Std. = 2.100 Pers/2 min.
Bei einer Verkehrsstärke von qf,2 = 2.100 Pers/2 min. und einer nutzbaren Breite von B = 10 m ergibt sich der spezifische Fluss als die spezifische Personenverkehrsstärke qs,2 für das 2-Minuten-Intervall ergibt sich zu qs,2 = qf,2/B = 2.100 Pers/2min/10 m = 210 Pers/(m · 2 min).
Die spezifische Personenverkehrsstärke qs ergibt sich dann zu
qs = qs,2/120 s = 210 Pers/(m · 2 min)/120 s = 1,75 Pers/(m · s).
Bild 32: Übersicht der Verteilung der anreisenden Personen auf die Eingänge (Norden: Haupteingang, Osten: Nebeneingang, Westen: Notausgang) (Kartengrundlage: OpenStreetMap Mitwirkende)
Ergebnis der Prüfung
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Für den spezifischen Fluss von qs = 1,75 Pers/(m · s) ergibt sich, sowohl für den Ein- wie auch den Zwei-Richtungsverkehr, ein QSV ROT. Die Teilstrecke ist nicht dafür geeignet, die prognostizierten Personenverkehrsstärken bei der Anreise aufzunehmen.
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Lösungsmaßnahmen Die Problemlage wurde erfolgreich entschärft, in dem die jeweiligen Personenströme zum vorderen und zum hinteren Bereich entzerrt und schon im Vorfeld der Eingänge voneinander getrennt wurden. Hierzu wurde zunächst ein Sicherheitsgang mit einer Breite von ca. einem Meter an den Seitenwänden des Innenraumes im hinteren Bereich des Innenraumes eingerichtet (siehe Bild 83, rot markiert). Die Abgrenzungen des Sicherheitsganges wurden auf dem Hallenboden mit kontrastierendem Klebeband markiert.
Bild 46: Übersicht veranstaltungsspezifische Parkmöglichkeiten (Quelle: Veranstaltungsflyer WDR2feS)
Erfahrungen – Durch intensive Kommunikation sind viele Personen mit dem ÖPNV angereist – Die P+R-Parkplätze wurden gut angenommen – Die Parkhausbelegung in der Innenstadt lag unter der Auslastung eines normalen Samstags – P6 (ca. 50 Parkstände): ab ca. 10:30 Uhr voll besetzt – P7 (ca. 310 Parkstände): Befüllung bis ca. 16:30/17:00 Uhr, dann alle Parkplätze nahezu voll besetzt.
Bild 83: Sicherheitsgang im hinteren Bereich des Innenraumes (Quelle: Bernd Belka, Special Security Services Deutschland)
100,0%
Die Sicherheitsgänge wurden zu Bewegungsbereichen bzw. Transferstrecken, auf denen Personen nicht stehenbleiben durften. Ordnungsdienstkräfte positionierten die Personen auf der halleninneren Seite der Bodenmarkierung, achteten auf die Freihaltung der Sicherheitsgänge, erklärten das System und leisteten Hilfestellung bei Unklarheiten.
90,0% 80,0% 70,0% Befüllung der Parkplätze
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Zur Befüllung des hinteren Bereiches wurde sodann ein Einbahnstraßensystem eingerichtet (siehe Bild 84). Hierbei wurden die vor den Eingangstüren des Innenraumes vorhandenen Umlaufgänge in den hinteren Hallenbereich genutzt. An den Innenraumtüren wurden Ordnungsdienstkräfte eingesetzt, die durch eine Ticketkontrolle nur die zugangsberechtigten Personen in den bühnennahen Bereich eingelassen haben. Personen mit Tickets für den hinteren Bereich wurden umgeleitet. Personen im hinteren Bereich durften diesen Bereich über den eingerichteten Sicherheitsgang verlassen.
60,0% 50,0% 40,0% 30,0% 20,0% 10,0% 0,0%
Parkplatz 1 (600 Stellplätze)
Parkplatz 2 (300 Stellpläte)
Parkplatz 4 (200 Stellplätze)
Parkplatz 5 (75 Stellplätze)
Parkplatz 3 (200 Stellplätze)
Bild 47: Auslastung der Parkplätze 1 bis 5
Bild 84: Einbahnstraßensystem für den hinteren Bereich des Innenraumes und Entzerrung der Einlasskontrollstellen (Quelle: Bernd Belka, Special Security Services Deutschland)
Ergebnis Im Ergebnis blieben alle Zugänge zu allen Zeiten frei von Rückstaus. Alle Notausgänge waren jederzeit nutzbar. Das Bild 85 vermittelt einen Eindruck von der Situation im Innenraum während der Veranstaltung. Bild 48: Befragung der Parkplatznutzung der Pkw-Nutzenden
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Bezug der FGSV 172: EVC – Empfehlungen zum Verkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen, Ausgabe 2022: Internet: www.fgsv-verlag.de E-Mail: info@fgsv-verlag.de Bildquellen: S. 25: Wessely, D.; Boehmert, A.: Love Parade – The Trial, Film in the Category Documentary, https://german-documentaries.de/en_EN/films/love-parade-the-trial.19122, in Deutschland abrufbar unter https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/loveparade-die-verhandlung/das-erste/ Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWQwYmM4MjYxLTM1MjgtNGRhMS1iYzRkLTM0N2RhNDZjNzEzZQ S. 26: Riel S. 27: PTV S. 27: BaSiGo S. 29: (Bild links): Leven S.Bezug 29: (Bild rechts172: oben): Services der FGSV EVCLannert/Special – Empfehlungen Security zum Verkehrsund Crowdmanagement für Veranstaltungen, Ausgabe 2022: S.Internet: 29: (Bildwww.fgsv-verlag.de rechts unten): Funk (oben) S.E-Mail: 30: Zimme info@fgsv-verlag.de Icons Zollstock, Kamera: Flaticon.com S.Bildquellen: 30 u. S. 24: FGSV Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV): Empfehlungen zum VerkehrsS. 2: Wessely, D.; Boehmert, A.: Love Parade – The Trial, Film in the Category Documentary, und Crowdmanagement für Veranstaltungen (EVC), Ausgabe in2022, Köln, abrufbar 2022 unter https://german-documentaries.de/en_EN/films/love-parade-the-trial.19122, Deutschland
https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/loveparade-die-verhandlung/das-erste/ Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWQwYmM4MjYxLTM1MjgtNGRhMS1iYzRkLTM0N2RhNDZjNzEzZQ ©S.2023 für Straßene.V., Services Köln | S. 10: Funk (oben), Zimme (unten) | S. 6 und 4: Riel. Forschungsgesellschaft | S. 6: PTV | S. 7: BaSiGo | S. 8: Leven | S. 9 (Bild und oben):Verkehrswesen Lannert/Special Security S. 10Werk (Iconsist Zollstock, Kamera): Flaticon.com | S. 11 Die (und Deckblatt): Forschungsgesellschaft für Straßen- unddie Verkehrswesen (FGSV): Das urheberrechtlich geschützt. dadurch FGSV begründeten Rechte, insbesondere des Nachdruckes, der Empfehlungen zum Verkehrs- und Crowdmanagement für Veranstaltungen (EVC), Ausgabe 2022, Köln, 2022
Übersetzung, des Vortrages, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen sowie © 2023 Forschungsgesellschaft für Straßenund Verkehrswesen e.V., Köln Verbreitung Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die des Nachdruckes, imder Internet bleiben, des auchVortrages, bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Übersetzung, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen sowie ISBN 978-3-86446-362-4 Verbreitung im Internet bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. ISBN 978-3-86446-362-4
FGSV DER VERLAG
Herstellung und Vertrieb: FGSV Verlag GmbH Wesselinger Str. 15 -17 · 50999 Köln Tel. 02236 3846-30 info@fgsv-verlag.de · www.fgsv-verlag.de
Herausgeber: Forschungsgesellschaft für Straßenund Verkehrswesen (FGSV) Arbeitsausschuss 1.9 „Planung für und Steuerung von Menschenmengen“ März 2023
Nr. 11/2023
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FA H R R A D G A R D E R O B E & I B I T
FahrradGarderobe & IBIT: „Kleine Schritte für mich als Menschen, aber viele große für die Sicherheit von Menschenmengen“ Von Michael Kellenbenz Als wir erstmals vor über zehn Jahren Lösungen für PopUp-Fahrradparkplätze auf Großveranstaltungen konzipierten, war mir selbst vieles im Traum begegnet. Nicht jedoch, dass diese Reise uns eines Tages auch auf große Produktionsflächen bspw. rund um Fußballstadien führen könnte. Nun stehen wir schon längst dort und fanden uns direkt in den beiden nächsten großen Themenschritten wieder: „The Last Mile“ & Crowdmanagement. Dass also kontinuierliche und fundierte Weiterbildungen hilfreich sein würden, war mir schnell bewusst. Seit meiner ersten Begegnung mit dem IBIT in Bonn waren auch die Seminare-Schrittfolgen und Themen-Richtungen schnell klar. Folgerichtig war es mir jüngst eine große Freude, das IBIT-Angebot zur Koordination der fortlaufenden IBIT-Seminare in Hamburg anzunehmen. Es fehlten zunächst nur die notwendigen Räume. Mit Hendrik Niemann und Tony Fleischer (Geschäftsführende der Pro Sicherheit GmbH Hamburg) konnten wir nun strategische Kooperationspartner für die Zukunft finden, um gemeinsam viele weitere wichtige Schritte zu unternehmen. So haben IBIT-Seminare rund um Veranstaltungssicherheitskonzepte, Crowdmanagement, die neu im Fokus liegende „letzte Meile“ oder Klassiker wie die Musterversammlungsstättenverordnung wieder einen sicheren Ort an der Elbe.
Aktuelle Termine in Hamburg: 04.–05.10.2023
Veranstaltungsleitung
16.–18.10.2023
Crowd Safety Management
02.–03.11.2023 13.–17.11.2023
Intensivworkshop Sicherheitskonzepte Professional Certificate in Event Safety & Security Management
D A S I S T PA S S I E R T
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DAS IST PASSIERT 2023 18.06. Terroranschlag auf Wiener Regenbogenparade verhindert Nach Angaben der österreichischen Behörden konnte ein Anschlag auf eine Veranstaltung für LGBTQ-Rechte verhindert werden. Es wurden drei verdächtige junge Männer unmittelbar vor der Parade festgenommen. Für die Besucher*innen habe keine Gefahr bestanden. Quelle: handelsblatt.com (2023)
19.06. Brand in Europapark Rust Im Europapark Rust brach während des Betriebs ein Großbrand in einer der Attraktionen aus. Zu der Zeit des Vorfalls befanden sich ca. 25.000 Menschen im Park, die zügig vom Gelände geleitet werden konnten. Zwei der Feuerwehrmänner erlitten im Zuge der Löscharbeiten leichte Verletzungen. Quelle: spiegel.de (2023)
22.06. Lionel Richie Konzert abgesagt wegen Regen Wenige Stunden vor Beginn musste ein Konzert im Sparkassenpark Mönchengladbach aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Schon im Vorfeld hatten Besucher die Durchführung aufgrund einer bestehenden Unwetterwarnung hinterfragt, das Konzert sollte aber wie geplant stattfinden. Als Begründung für die dann doch erfolgte Absage wurde benannt, dass durch eine starke Windböe eine Seitenplane der Bühne beschädigt worden sei. Quelle: rp-online.de (2023)
25.06. (SWE) Achterbahnwagon entgleist während Fahrt In einem schwedischen Freizeitpark kam es zu einem Unglück, als während einer Achterbahnfahrt ein Wagon mitsamt Insassen von den Schienen abkam und abstürzte. Dabei kam mindestens ein Mensch ums Leben, viele weitere wurden verletzt. Quelle: spiegel.de (2023)
30.06. (USA) Keine Klage gegen Travis Scott wegen Astroworld Festival Nach der Tragödie beim Astroworld Festival im Jahr 2021, bei der ca 4.900 Menschen verletzt wurden und 10 weitere starben, gab es Kritik an den Veranstaltern, dem Künstler und weiteren Beklagten. Diese hätten zu viele Menschen in den Veranstaltungsort gelassen, weil sie wollten, dass das Konzert voll ist. Eine Geschworenenjury sah von einer Anklage gegen den Rapper ab, denn „Einzelpersonen seien strafrechtlich nicht für das Unglück verantwortlich.“ Quelle: deutschlandfunkkultur.de (2023)
03.07. (UK) Lange Schlange bei Wimbledon Eröffnung wegen verschärfter Sicherheitsmaßnahmen Bei der Eröffnung der Wimbledon Championships in London kam es wegen intensiver Taschenkontrollen zu stundenlangen Wartezeiten. Wimbledonchef Dite entschuldigte sich für die Verspätungen und passte die Sicherheitsmaßnahmen dementsprechend an. Viele der Fans waren trotz gültiger Tickets wieder nach Hause gegangen. Quelle: dailymail.co.uk (2023)
04.07. Rave the Planet in Berlin bis kurz vorher wegen fehlendem Sanitätsdienst auf Kippe Die Veranstaltung „Rave the Planet“ stand bis einen Tag vor Beginn aufgrund fehlenden Sanitätsdienstes vor einer möglichen Absage. Man konnte aber spontan einen kommerziellen Sanitätsdienst als Einsatzleitung gewinnen und die Parade wie geplant durchführen. Quelle: swp.de (2023)
05.07. Urteil: Von Behörden auferlegte Zuverlässigkeitsprüfung unzulässig Vor Beginn der Nature One 2022, dem größten elektronischen Musikfestival in Europa erteilten die Behörden den Veranstaltern die Auflage einer polizeiliche Zuverlässigkeitsprüfung. Diese sollte für alle Mitarbeiter gelten, die Zugang zu dem abgesperrten Veranstaltungsbereich haben. Die Veranstalter kamen dieser Auflage nach, reichten aber im Nachhinein Klage ein und bekam Recht, denn „Wachpersonen beauftragter gewerblicher Bewachungsunternehmen hätten bereits entsprechend der Gewerbeordnung eine Zuverlässigkeitsprüfung durchlaufen.“ Quelle: experten-branchenbuch.de (2023) justiz.rlp.de (2023)
08.07. Aggressive Stimmung und überrannte Wellenbrecher beim Rolling Loud Festival Beim Rolling Loud Hip Hop Festival in München kam es zu mehreren Zwischenfällen, zwei Konzerte am Freitagabend mussten wegen Stein- und Flaschenwürfen abgesagt werden. Am Samstag stand ein Abbruch des Festivals zur Debatte, nachdem ein Wellenbrecher überrannt worden war, die Konzerte wurden jedoch nur kurzzeitig unterbrochen. Quelle: sueddeutsche.de (2023)
20.07. Rheinkirmes teilweise abgesperrt wegen verdächtigem Gegenstand Teile der Rheinkirmes in Düsseldorf musste wegen einer Meldung bezüglich eines verdächtigen Gegenstandes abgesperrt und durchsucht werden. Nach einer knappen Stunde konnte die Polizei aber Entwarnung geben. Quelle: rp-online.de (2023)
22.07. Fünf Verletzte bei Oldtimer Show Bei der Street Mag Show in Hannover kam es zu einem Unfall mit fünf Verletzten, einer davon schwer, als ein Vorführwagen mit Vollgas in eine Menschenmenge fuhr. Als Unfallursache wird ein technischer Defekt am Wagen vermutet. Quelle: spiegel.de (2023)
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WISSEN. NET Z WERK. VER ANT WORTUNG.
Rückblick auf die Fachtagung 2022
Die 8. IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit war für uns, wie auch für viele andere etwas Besonderes. Ein herausforderndes Jahr 2022 lag hinter uns und die Rückkehr der IBIT nach Köln bedeutete so eine Art Homecoming. Vielleicht fiel es uns auch deswegen so leicht, auch am Ende eines auch für uns wirklich extrem anstrengenden Jahres noch so viel Energie in die Tagung stecken zu können, denn wir hatten auch unser Motto schnell gefunden: „Wir haben es uns verdient“. Mehr denn je hat die 8. IBIT Fachtagung gezeigt, wie wichtig der Aspekt Netzwerk ist – die Gespräche außerhalb der Vorträge waren geprägt von fachlichem Austausch, aber auch davon, einfach mal unter Gleichgesinnten die vergangene Saison reflektieren zu können. Perfekt dazu passend war auch der Auftritt von Meditationscoach Michael CURSE Kurth – wir waren sehr beeindruckt, dass fast alle Teilnehmer:innen bereit waren, sich auf dieses Experiment einzulassen. Dem Feedback nach wurden dann auch eine Menge Ideen und Anregungen mitgenommen – zum Beispiel, dass es manchmal ein „tiefes Durchatmen“ braucht, man sich selbst einmal einen Schritt zurücknehmen und „resetten“ muss.
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Der Vortrag von Michael Kurth war nur eines von vielen Experimenten, die großartig funktioniert haben Auch das World Café war für uns ein Testlauf und es war großartig zu sehen, wie viele Menschen sich darauf eingelassen und gemeinsam bemerkenswerte Ergebnisse erarbeitet haben.
Die IBIT Fachtagung hat sich über die Jahre entwickelt, von einer zunächst rein auf das Inhaltliche fokussierten Tagung zu „der IBIT“, die sie heute ist bzw. vor allem im letzten Jahr war: die Menschen, die „zur IBIT“ kommen, sind zumeist Freunde, mindestens Bekannte, die sich nicht nur auf spannende und aktuelle Themenstränge freuen, sondern auch auf Wiedersehen, auf Austausch und auf eine immer gute Party am ersten Abend. Das Motto Wissen. Netzwerk. Verantwortung. transportiert genau diese Transformation hin zu den Schwerpunkten, die neben der Veranstaltungssicherheit immer mehr in den Fokus gerückt sind. Das IBIT steht dafür, Gleichgesinnte zusammenzubringen und nicht nur Verantwortung zu übernehmen, sondern sie auch zu leben und dies auch nach außen zu transportieren In 2022 hat sich das IBIT Einiges getraut, z. B. nur rein vegetarisch-vegane Speisen anzubieten oder Sprechenden eben KEINE traditionellen Geschenke zu machen (stattdessen gab es Bäume zum Selbsteinpflanzen). Das führte vielleicht erstmal zu Irritation, im Nachhinein haben wir aber eigentlich durchweg positives Feedback bekommen.
Unser Mut, Dinge anders zu machen, vielleicht sogar zu den Ersten zu gehören, die keine Kompromisse mehr eingehen möchten, wurde belohnt. Das war und ist für uns der richtige Weg. Diese Gedanken fortzuführen und Ideen weiterzuentwickeln, ist unser Ziel für die IBIT 23. Nr. 11/2023
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R Ü C K B L I C K A U F D I E FA C H TA G U N G 2023
Bericht vom Themenstrang Recht Unser Moderator Daniel Schlatter blickt zurück auf einen interessanten Tag mit spannenden Diskussionen
„Sicherheit und Recht“ Die Beliebtheit des Themenstrangs zeigte sich am großen Interesse, welches sich in respektablen Teilnehmerzahlen und starker Beteiligung in den Fachdiskussionen manifestierte. Sowohl unklare Anwendungs- und Verfahrensfragen als auch Verantwortlichkeits- und Haftungsfragen führten gerade wegen neuer gesetzlicher Grundlagen und neuester Rechtsprechung mehr denn je zu spannenden Vorträgen und Diskussionen. „Veranstaltungen im Freien – ein Blick auf die nationale Lage?“ Mit profundem Blick und klarem Fokus hat Rechtsanwalt Volker Löhr aus bauordnungsrechtlicher Perspektive aufgezeigt, wo in welchem Bundesland welche Veranstaltungen im Freien gerade noch oder eben nicht mehr in den Anwendungsbe-
reich der Versammlungsstättenverordnungen fallen. Es wurde deutlich, dass Maß und Umfang der Übernahme der Vorgaben aus der MVStättvO 2014 eine entscheidende Rolle spielen und hier zeigen sich dann auch sehr schnell und deutlich die föderalen Eigenheiten – nur kleine Unterschiede in den gesetzlichen Formulierungen zum Anwendungsbereichen entscheiden hier über die Einbeziehung – mit gravierenden Konsequenzen für Betreiber und Veranstalter. Fallen die Veranstaltungen aus dem Anwendungsbereich der Versammlungsstättenverordnungen heraus, bleiben als Rechtsgrundlagen für behördliche Forderungen und damit als Rechtsrahmen für die „Belasteten“ die Generalklauseln des Polizei- und Ordnungsrechts bzw. das Stückwerk des Besonderen Verwaltungsrechts. Der von Volker Löhr in Zusammenarbeit mit dem EVVC e.V. schon im Jahr 2013 gefasste Entwurf einer Veranstaltungssicherheitsverordnung wirkt hier geradezu visionär im Rechtsvergleich zu den einzelnen Regelungen aus dem Bauordnungsund Ordnungsrecht. „Veranstaltungssicherheit als Teil des Polizei- und Ordnungsrechts – lassen sich Veranstaltungen durch Vorschriften wirklich schützen?“ Zu Zeiten der Pandemie und zunächst fast unbemerkt führten die Bundesländer Hamburg und Rheinland-Pfalz veranstaltungsspezifische Polizeirecht für die Verfahren sowie erforderlichenfalls auch für die Genehmigung von Veranstaltungen außerhalb des Geltungsbereiches der Versammlungsstättenverord-
nung ein. Dietrich Rühle stellte die Regelungen des § 26 POG in Rheinland-Pfalz in der für ein Verständnis erforderlichen Tiefe vor und berichtete von anfänglichen Hemmnissen, warb zugleich aber mit der neu geschaffenen Rechtssicherheit für Behörden und Veranstalter sowie sonst Beteiligte. Die neu getroffene Regelung in § 31 POG wurde von Florian Haidvogel vorgestellt. Im Unterschied zur Regelung in Rheinland-Pfalz ist hier nicht nur eine beschränkte Anzeigepflicht mit einer Option zur Auflagenerteilung gefasst, sondern ab einer bestimmten Veranstaltungsgröße eben auch ein echter Genehmigungsvorbehalt. Beide Sprecher sind nach zwei Jahren Anwendungspraxis überzeugt, dass zwar die ein oder andere Regelung nochmals der Anpassung bedarf, dass im Grundsatz das gewünschte Ziel, nämlich die Erlangung von mehr Sicherheit nicht nur im Verwaltungshandeln, sondern auch bei den Veranstaltern und beteiligten öffentlichen Stellen und Einsatzorganisationen, erreicht werden konnte. „Brauchen wir zukünftig überall einen Blitzschutz?“ & „Frag den Anwalt“ Rechtsanwalt Daniel Schlatter stellte, nachdem es im Jahr 2016 bei mehreren großen Open Air Veranstaltungen zu Blitzschlägen mit Personenschäden gekommen war und ein großer Schadensfall nach der strafrechtlichen Verfahrenseinstellung nun zivilrechtliche Aufarbeitung findet, die Grundzüge des erstinstanzlichen, aber nicht rechtskräftigen Urteils und seine
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möglichen Folgen für die Veranstalter und Sicherheitsplaner vor. Daran anschließend entspann sich eine sehr intensive Diskussion über die Erforderlichkeit technischer Blitzschutzmaßnahmen einerseits und die Kompensationsmöglichkeiten in organisatorisch-kommunikativer Hinsicht andererseits.
Die Diskussion war dann auch die Überleitung zur diesmal etwas kürzer gefassten Fragerunde an die in dieser Session vertretenen Rechtsanwälte Holger Kuhnt, Timon Löhr, Volker Löhr und Daniel Schlatter, die in der Erörterung von Fragen zum Vergaberecht und den immer weiter um sich greifenden Vergabe-
verfahren für Sicherheitsberatungsund Sicherheitsdienstleistungen mündete.
… und das sagen die anderen: „Mir hat es viel Freude gemacht, das Thema Sicherheitskommunikation“ zu diskutieren und ich habe selbst viele Impulse mitgenommen. Danke an die tollen Menschen, die mit mir auf dem Podium waren und danke für die Anregungen und Fragen auch aus dem Publikum - das macht es spannend! Ich finde, die Diskussion über Gestaltung, Möglichkeiten und Grenzen von Kommunikation im Veranstaltungskontext ist aktueller denn je und finde es daher prima, dass sie Raum auf der Fachtagung hat. Als Auftakt zur Paneldiskussion gab der Vortrag einen Überblick über ausgewählte psychologische Phänomene, die für gute Sicherheitskommunikation bedeutsam sind. Dazu gehört z. B. eine verstärkte Aufmerksamkeit für negative Ereignisse, die sowohl menschliche Wahrnehmung wie auch die mediale Berichterstattung prägt. Wird über Zwischenfälle bei Veranstaltungen berichtet, geht damit oft eine dramatisierende Wort- und Bildwahl einher, die ein verzerrtes Bild von den Ereignissen zeichnet und in der Folge die Risikowahrnehmung des Publikums beeinflusst. Weitere relevante Effekte sind psychologische Auswirkungen von hohem Stress und Zeitdruck auf Lageeinschätzungen, Kommunikation und Entscheidungen, die die Wichtigkeit unterstreichen, stringente Sicherheits- und Kommunikationskonzepte in ruhigen Zeiten vorzubereiten, um sie im Ernstfall fertig zur Hand zu haben.
Sicherheitskommunikation kann einen entscheidenden Beitrag zu sichereren Veranstaltungen liefern, wenn sie in die gesamte Konzeption integriert ist. Meiner Überzeugung nach sind drei Punkte zentral: ▪ Kommunikation besteht aus mehr als nur technischen Ausspielwegen, ▪ Kommunikation erfolgt auf Augenhöhe, ▪ interne und externe Kommunikation funktionieren nur gemeinsam – in beide Richtungen.
Persönlich war ich wirklich beeindruckt von der Vielfalt und Breite der Themen, der geballten Expertise und Erfahrung der Referent:innen und dem rundherum gelungenen Ambiente. Tolle Location, grandioses Essen, mit spürbar viel Liebe zum Detail, authentisch und konsequent nachhaltig – da können viele von lernen.
Um eine irreführende mediale Berichterstattung, die möglicherweise Angst hervorruft, zu vermeiden, sollte die Kommunikationsplanung zu jedem Zeitpunkt Antworten auf die Frage liefern: "Welche (Hintergrund-)Informationen brauchen Pressevertreter*innen wann?" Dabei gilt mit Blick auf Soziale Medien: Jede*r ist Presse! Hiermit schließt sich der Kreis für mich: die Kommunikation mit Besucherinnen und Besuchern muss in gleicher Weise – stimmig und kontinuierlich - erfolgen.
Katja Ehrenberg
Magdalena Binder Nr. 11/2023
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R Ü C K B L I C K A U F D I E FA C H TA G U N G 2023
„Ich fand die Fachtagung durchweg sehr interessant und bin froh, wieder daran teilgenommen zu haben.
Großes Lob für das Mittag- und Party-Essen. Schön, dass man sich „traut“ zwei Tage am Stück auf Fleisch zu verzichten, weiter so! Auch dass sonst das Thema Nachhaltigkeit immer weiter in den Fokus rückt (Taler statt Goodies, Share the Meal, etc.), finde ich großartig.“ Florian Haidvogl Wie immer ein nettes Wiedersehen mit guten Bekannten. Exzellente Organisation, sehr hilfsbereite Unterstützung seitens IBIT vor und während der Tagung. Kreatives, leckeres Catering. Ansprechender Themen-Mix. Malte Schönefeld
Die Experten für gelebte Inklusion. In Sport, Freizeit und Kultur.
BENA CONSULTING Wir bieten: Unterstützung und Beratung Audiodeskriptive Live-Reportagen (Blindenreportagen) von Events, Sport und Kulturveranstaltungen
Fachberatung zu Inklusion, Service und Sicherheit
Schulungen für barrierenbewusste Kommunikation
Vielfältige Expertise Wir betreuen Veranstaltungen und Projekte aus verschiedenen Bereichen wie Cavalluna, das Haus der Geschichte Bonn, die Special Olympics World Games Berlin 2023, den Goalball Nations Cup 2023 und den Rosenmontagszug der Stadt Bonn. Wir sind u. a. Partner von Hertha BSC, dem FC Bayern München, der Kölner Haie und der LANXESS Arena.
Mehr Informationen unter
bena-consulting.com
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WISSEN. NETZWERK. VERANTWORTUNG. Das Motto bleibt – die Location auch. Die Dienstleister sind auch wieder dabei, genauso wie viele Ausstellende. Und wie immer im November treffen sich am 08. und 09.11.2023 ca. 400 Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis im RheinEnergieSTADION in Köln, um über aktuelle Themen der Sicherheit von Menschen in Menschenmengen zu diskutieren. Also ALLES wie immer? Natürlich nicht: wir haben ein tolles neues Programm für Euch zusammengestellt! Neue Menschen, neue Themen, neue Diskussionen. Obwohl: Wie immer setzt sich das Programm aus aktuellen Themen Grundlagenwissen, best practice Beispielen, Forschungsergebnissen und allem, was die Teilnehmenden interessiert, zusammen. z. B. NEU: ein englischsprachiger Themenstrang In insgesamt sieben statt wie bisher sechs Themensträngen verteilt auf zwei Tage werden in Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops eine Vielzahl aktueller Themen behandelt. Erstmals wird es am zweiten Tag auch einen rein englischsprachigen Themenstrang geben, präsentiert von der YES Group.
Eines der zentralen Themen wird der Umgang mit (neuen und alten) Bedrohungslagen sein. Hierfür konnte nicht nur Figen Murray, die Mutter eines der Opfer der Manchester Arena Attacks gewonnen werden, die über ihren Weg in die Politik und die Umsetzung einer wegweisenden Gesetzesinitiative, der „Protect Duty“ berichtet, sondern auch der international anerkannte Experte Pete Dalton (UK), der über Strategien im Umgang mit Bedrohungslagen im Kontext von Veranstaltungen berichten wird. Darüber hinaus werden u. a. folgende Themen behandelt ▪ Drohnen: Möglichkeiten und Herausforderungen (Stephan Leukert, Von Zur Mühlen’sche (vzm) GmbH) ▪ Zusammenarbeit und Kommunikation in Veranstaltungsstäben (Magdalena Binder/Sebastian Stahn) ▪ Zusammenarbeit betrieblicher und polizeilicher Gefahrenabwehr bei lebensbedrohlichen Gewalttaten (Johannes Graubner, Messe Leipzig) ▪ Verkehrsplanung und -simulation (Dr. Tobias Kretz, PTV) ▪ Künstliche Intelligenz im Kontext der Sicherheitsplanung (Dr. Tobias Franke/PwC) ▪ Einsatz von Sprengstoffspürhunden (Frank Dickob/TEK9 Security Services) ▪ Die DIM-ICE Matrix in der praktischen Anwendung (Alexander Kollaritsch, 4mation event- & securityconsulting GmbH) ▪ Sicherheitskonzepte für komplexe Gebäudegruppen (Florian Bollig, Vasibeko)
▪ Neues aus der Sicherheitsforschung (Prof. Dr. Anna Sieben, Universität St. Gallen) ▪ Die Notwendigkeit der Planung für heterogene Personengruppen (Dr. Paul Geoerg, vfdb) ▪ Die Koordinierungsgruppe im Einsatz: Erfahrungen & Best Practice (Dennis Eichenbrenner, evs safety) ▪ Lessons from the Loveparade (Prof. Dr. Jürgen Gerlach) ▪ Sicherheit vs. (?) Inklusion (Heiko Reh, Rollstuhl-Erlebnisreisen GIAMBO gUG) ▪ Diskussionsrunde: Warum fällt es uns so schwer: der verkniffene Umgang mit dem Thema Bedrohungslagen Keine Angst vor schwierigen Themen Natürlich werden auch vermeintlich schwierige Themen aufgegriffen. Unter dem Titel „What happens in Backstage stays in Backstage?“ diskutieren Praktiker über notwendige Grenzen und Herausforderungen und die Diskussionsrunde zur Frage, wie „das“ (z.B. der Umgang mit den zum Teil wirklich krassen Wetterereignisse) eigentlich weitergehen soll, wird sicherlich auch spannend. Das detaillierte Programm der Fachtagung findet sich unter www.ibit23.de.
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Teilhabe vs Sicherheit Der Besuch einer Veranstaltung bringt als Mensch mit Behinderung viele Hürden mit sich. Heiko Reh ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Rollstuhl-Erlebnisreisen GIAMBO gUG, die kostenlose Ausflüge für Menschen mit Behinderung und hohem Assistenzbedarf organisiert. Er kennt daher eine Vielzahl dieser Hürden – ist sich aber auch bewusst, dass sein Blick als Assistenzkraft nur ausschnitthaft sein kann. Er begleitet Menschen mit Behinderung bei Veranstaltungen und bietet Hilfestellung, wenn diese benötigt wird. Auch, wenn dies eine außenstehende Perspektive bleibt, gibt es Erfahrungen, die ihn zu verschiedenen Fragen führen: Welche Konflikte gibt es zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht? Wie können wir für mehr individuelle Eigenbestimmung bei Veranstaltungen sorgen? Heiko berichtet über Erlebnisse positiver wie negativer Art aus vier Jahren Rollstuhl-Erlebnisreisen und möchte mit seiner Erfahrung dazu beitragen, einen konstruktiven Diskurs anzuregen. Bis zur Inklusion auf Veranstaltungen ist es sicherlich noch ein langer und beschwerlicher Weg. Doch es lohnt es sich, diesen zu fokussieren und anzupacken!
Zusammenarbeit und Kommunikation in Veranstaltungsstäben Die gelungene interne Kommunikation sowie Zusammenarbeit ist eine wichtige Stellschraube für die Steuerung von Maßnahmen im Ereignisfall und damit für eine erhöhte Besuchersicherheit. Ob Koordinierungsgremium, Koordinierungskreis, Veranstaltungsstab oder Krisenstab – es gibt viele Bezeichnungen für das Führungsorgan auf Veranstaltungen. Regelmäßig stellt sich dabei die Frage, wie die Zusammenarbeit – besonders die Kommunikation – miteinander funktioniert und wo Verbesserungspotentiale sind. Die Erkenntnisse für den Vortrag basieren auf eigenen der internen Kommunikation von verschiedenen Veranstaltungstypen in 2022 und 2023 in mehreren deutschen Städten. Verbesserungspotentiale werden praxisnah erläutert: Konkret geht es dabei um Rollen, gemeinsame Sprache, Raum und Ausstattung, Werkzeuge der Stabsarbeit und vieles mehr. Im zweiten Teil werden Erfahrungen speziell aus Perspektive der Feuerwehr erläutert: Seit 2022 wird bei herausragenden Großveranstaltungen ein Führungsdienst auf höchster Ebene vorgehalten, der speziell für die Veranstaltung und nicht parallel fürs ganze Stadtgebiet zuständig ist. Vorteile, Herausforderungen und Good Practices stehen beim Vortrag im Vordergrund.
Gemeinsam sicher feiern: was Forschung zur Umsetzung inklusiver Veranstaltungen beitragen kann Tagtäglich werden wir mit Buzzwords wie „Alternde Gesellschaften“, „Barrierefreiheit“ oder „gesellschaftliche Teilhabe“ konfrontiert. Wie verändern sich aber Bemessungskenngrößen für die Bewegung in der Gruppe, wenn Menschen mit Beeinträchtigungen berücksichtigt werden? Was passiert in der Gruppe und was unterscheidet sie von homogenen Gruppen? Der Vortrag nimmt Sie mit auf den langen, beschwerlichen Weg von Herausforderungen, Limitationen und Kompromissen bei der Durchführung von Studien im Labor, der Skalierung auf den Realmaßstab und dem anschließenden Transfer in die unterschiedlichen Anwendungsbereiche. Denn während sich – erwartbar – die klassischen Bemessungskenngrößen in Abhängigkeit der individuellen Mobilitätsmöglichkeiten verändern, lassen sich vor allem im unmittelbaren Nahbereich von Menschen mit Beeinträchtigungen Verhaltensänderungen in der Crowd beobachten. Die unterschiedlichen Perspektiven stellen hier eine bedeutende Quelle (und große Herausforderung) für alle beteiligten Disziplinen und Gewerke für die sichere Planung inklusiver Veranstaltungen dar.
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From Manchester Arena attacks to Protect Duty Figen will be taking you on an emotional and impactful journey around the legislation she is currently working on with the British government. She will start her presentation describing the experience of the first few weeks following the murder of her son Martyn who was killed in the Manchester Arena terrorist attack alongside 21 others. Figen also explains how the Martyn‘s Law campaign started and the journey it has taken so far. She explores how the legislation will eventually come to fruition.
Simulationsbasierte Schutzauslegung von Veranstaltungen und öffentlichen Plätzen gegen Überfahrtaten Die Ereignisse am Breitscheidplatz in Berlin, der Fußgängerzone in Trier oder dem Rosenmontagsumzug in Volkmarsen zeigen, dass Überfahrtaten auch in Deutschland eine ernst zu nehmende Bedrohung für eine breite Öffentlichkeit darstellen. Die Szenarien reichen dabei von terroristischen Anschlägen bis hin zu fahrlässig verursachten Unfällen. Mobile oder fest fixierte Zufahrtssperren ermöglichen den Schutz vor Überfahrttaten maßgeblich zu
erhöhen. Die Zertifizierung solcher Zufahrtssperren erfolgt gegenwärtig über einen realen Anpralltest für eine bestimmte Konfiguration. Verschiedene Parameter, wie beispielsweise Anprallgeschwindigkeit, -winkel oder Fahrzeugmasse können die Interaktion zwischen Fahrzeug und Zufahrtssperre maßgeblich beeinflussen. Die experimentelle Abdeckung eines gesamten Parameterraums wäre mit hohen Kosten verbunden. Numerische Simulationen können ein Anprallszenario hinreichend genau abbilden und mit einem geringeren monetären Aufwand verschiedene Parameter variieren. Der Beitrag fasst Resultate eines Forschungsprojekts zusammen, dass sich mit der simulativen Auslegung und Bemessung des physischen Anprallschutzes von Veranstaltungen befasst. Im ersten Schritt werden verschiedene Schutzkonzepte mit Hilfe von numerischen Simulationen untersucht. Mit der Variation diverser Einflussgrößen wird geprüft, wie sich dies auf die Ziel- oder Leistungsgrößen auswirkt, wie beispielsweise die Eindringtiefe des Fahrzeugs. Durch die Vielzahl an Simulationen entsteht eine große Datenbasis, welche für die Entwicklung eines Ingenieurtools verwendet wird. Identifizierte Korrelationen und dynamische Kräftegleichungen bilden die Basis, um schnell und effizient verschiedene Anprallszenarien zu bewerten. Im Austausch mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie Vertretern für Veranstaltungssicherheit wird das Tool zur Schutzauslegung von Veranstaltungen und öffentlichen Plätzen angewandt. Die Anbindung an digitale Stadtmodelle ermöglicht eine benutzerfreundliche Visualisierung und verschiedene Szenarien können kosten- und zeitsparend verglichen werden. Die Erkenntnisse werden in agentenbasierte Simulationen integriert, um ein gesamtheitliches Sicherheitskonzept in Bezug der Flucht und Rettungswege zu bewerten.
Zusammenarbeit betrieblicher und polizeilicher Gefahrenabwehr bei lebensbedrohlichen Gewalttaten – der Ansatz der Leipziger Messe Lebensbedrohliche Gewalttaten stellen unsere Gesellschaft und damit auch zunehmend Unternehmen vor große Herausforderungen. Dabei stellt sich nicht nur die Frage, wie man solchen Gefährdungen begegnet. Sondern auch bei wem die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten für solche Risiken liegen. Denn obwohl die gängige Fachliteratur die dringende Notwendigkeit formuliert, bleiben entsprechende Lösungsansätze für zivile Institutionen meistens unkonkret. Im Gegensatz dazu bestehen im Bereich der BOS bereits diverse Konzepte und Ideen wie mit solchen lebensbedrohlichen Einsatzlagen umzugehen ist. Die Zusammenarbeit behördlicher und betrieblicher Gefahrenabwehrorganisationen können Vorfälle wahrscheinlich nicht verhindern aber einen wichtigen Beitrag zur Schadensminimierung leisten. Darum kooperiert die Leipziger Messe seit mehreren Monaten erfolgreich mit dem Landeskriminalamt Sachsen, zur Vorbereitung auf LebEL. Der Beitrag soll nicht nur Erfahrungswerte und Ideen über Lösungsansätze bzw. Praxiserfahrung bei der Anwendung der VDI 4062 – Blatt 2 vermitteln. Sondern auch einen Appell an alle Beteiligten sein, sich auf entsprechende Vorfälle vorzubereiten. Nr. 11/2023
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Planning, managing and commanding Complex Security Operations in Crowded Places, Spaces and the Public Realm:
▪ Considering key threats to major crowded space events ▪ Identifying current terrorist attack methodologies ▪ Considering how threat actors target events through Hostile Reconnaissance ▪ Developing effective Protective Security Concepts of Operations ▪ Integrating Safety, Security and Service at major events
need to work together to manage the safety, security & service to all those attending the event.
In this presentation Pete Dalton will draw upon Protective Security considerations relating to complex public & crowded space events, where multi-agency planning teams
Pete will identify how counter terrorism measures, crowd management and Event.
Reviewing recent case studies and analysing the real and enduring terrorism threat to events, Pete will cover current and diversifying threats, attack methodologies, Risk Management, Event Safety Management & Incident Command.
Und sonst so..? Natürlich gibt es auch wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm und damit viele Möglichkeiten zum Netzwerken, Diskutieren und Spaß haben!
07.11.23 – Der Vortag der IBIT 23* Professionals Meeting Zum Auftakt der IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit treffen sich einen Tag vor dem offiziellen Beginn traditionsgemäß bereits die Absolvent:innen des Professional Certificate in Event Safety & Security Management zum „Professional’s Meeting”, um sich gemeinsam über die praktische Umsetzung der im Kurs gelernten Inhalte und über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen auszutauschen – in diesem Jahr erneut ergänzt durch Elemente einer Stabsübung.
Get together Das „Get together” am Vorabend der IBIT 23 hat Tradition. Hier gibt es die Möglichkeit, in entspannter Runde zu netzwerken – einige kommen auf ein Getränk, andere bleiben zum Essen, viele gleich den ganzen Abend. Speisen und Getränke werden von den Teilnehmenden selbst übernommen. Die ein oder andere Runde geht aber regelmäßig auf’s IBIT…
* Es handelt sich hierbei um kostenpflichte Angebote, die nicht Bestandteil des Fachtagungstickets sind.
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08.11.23 – Das Rahmenprogramm der IBIT 23 Das Innovationsforum Das Innovationsforum ist eine Plattform für die Vorstellung neuer Ideen, Erfindungen oder Produktentwicklungen. Unter den kritischen Blicken der Zuhörenden und potentiell Anwendenden werden Neuheiten präsentiert und diskutiert – oftmals verbunden mit intensiven Diskussionen im Nachgang des Forums. Einige der in den letzten Jahren vorgestellten Ideen sind inzwischen in der Praxis im Einsatz – nicht zuletzt motiviert durch das gezeigte Brancheninteresse und den erfahrenen Zuspruch im Rahmen des Innovationsforums.
Die Stadionführung Technische Stadionführungen gehören zu jeder Fachtagung – so ist es doch immer wieder interessant, auch mal hinter die Kulissen zu schauen. Der Schwerpunkt der Führung liegt dabei auf dem Aspekt der Sicherheit sowie dem infrastrukturellen Umgang mit Veranstaltungen im Stadion.
Die Party „Wir haben es uns verdient“ Die Party am Abend des ersten Tages ist ein fester Programmpunkt der IBIT Fachtagung. Unter dem Motto: Wir haben es uns verdient! bietet die Party neben gutem Essen und einer ausgezeichneten Getränkeauswahl eine entspannte Atmosphäre für den Austausch, für Diskussionen und fürs Netzwerken.
World-Café Das World-Café ist ein Diskussionsformat zu einem vorbereiteten Thema. Ziel dabei ist es, in einer „gelösten Kaffeehausstimmung“ offen und ungezwungen zu diskutieren und dabei neue Blickwinkel auf bekannte und neue Fragestellungen zu entdecken. Entwickelt wurde die Methode von den US-amerikanischen Unternehmensberatern Juanita Brown und David Isaacs – wir haben sie für unsere Zwecke etwas angepasst.
WIR FREUEN UNS AUF EUCH! Nr. 11/2023
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S I S A M E 2.0
Erfolgreicher Abschluss und Fortführung des Forschungsprojektes SISAME:
2.0 Das Forschungsprojekt SISAME (SImulations for SAfety at Major Events) wird mit erweiterten Inhalten fortgesetzt. Seit 2019 beschäftigen sich die Forschenden Jette Schumann vom Forschungszentrum Jülich und Ronald Nippold vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt im Rahmen des Projektes SISAME (SImulations for SAfety at Major Events / www.sisame.de) mit dem Einsatz von Simulationen als unterstützendes Mittel der Veranstaltungsplanung. An den beiden Forschungseinrichtungen werden die SimulationsTool JuPedSim (Juelich Pedestrian Simulator / www.jupedsim.org) und SUMO (Simulation of Urban Mobility / https://www.eclipse.org/ sumo/) zur Modellierung und Analyse von Personenströmen und des städtischen Verkehrs entwickelt. Es handelt sich dabei jeweils um Forschungssoftware, in welche neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft zur Erweiterung und Verbesserung der Simulationsmodelle einfließen. Im Hinblick auf die Anwedungsmöglichkeiten von Simulationen haben sich die Simulationsexperten zusammen mit Sabine Funk vom IBIT der Frage gewidmet, welches Wissen über Simulationen vermittelt werden muss, so dass diese zielführend und erkenntnisbringend bei der Planung von Großveranstaltungen eingesetzt werden können. Vor diesem Hintergrund hat das ProjektTeam mehrtägige Pilot-Seminare konzipiert und mit verschiedensten Akteuren der Veranstaltungsbranche evaluiert, um die Wissenslücke iden-
tifizieren und schließen zu können. Es wurde Lehrmaterial erarbeitet, das die Seminarteilnehmer:innen unterstützen soll, Simulationen in Auftrag zu geben und Simulationsergebnisse bewerten zu können. Einen guten Eindruck in die Seminare vermitteln die erarbeiteten E-Learnings zu Themen wie „Handrechenverfahren“ und „Fehlannahmen und Fallstricke im Umgang mit Simulationen“, welche über die Projekt-Webseite www.sisame.de frei verfügbar sind. Neben den Wissenstransfer-Aspekten wurde zudem die Weiterentwicklung der Simulations-Tools SUMO und JuPedSim verfolgt, so dass zukünftig die Wechselwirkung zwischen Prozessen des städtischen Verkehrs und der Bewegung von Menschenmengen wissenschaftlich beleuchtet werden kann. Das dreijährige Projekt SISAME wurde von der Helmholtz-Gemeinschaft gefördert und im Sommer 2022 abgeschlossen. In ihrem Vortrag auf der IBIT 22 haben Jette Schumann und Ronald Nippold über die bisherigen Projektergebnisse berichtet und die wichtigsten Learnings der Pilot-Seminare zusammengefasst (Verweis auf Vortragsseiten). Das Projekt konnte viele Fragen beantworten und Hilfestellungen geben – im Projektverlauf haben sich jedoch mindestens genauso viele neue Fragen und Themen ergeben. Die Forschenden konnten über Innovationsfonds ihrer jeweiligen Forschungseinrichtungen weitere Fördermittel für die Fortführung
ihrer Projektaktivitäten akquirieren. Im Januar 2023 startete das zweijährige Folgeprojekt SISAME 2.0, in dem die Themen Last Mile und Zufahrtsschutz ergänzend adressiert werden. Für den Abgleich mit der Praxis konnte das Projekt-Team die Veranstalter von Silvester in Berlin als assoziierte Partner gewinnen. Für diese Veranstaltung werden Simulationen im Bereich der Last Mile durchgeführt, welche anschließend in realistisches Lehrmaterial überführt und allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Ein weiteres Ziel von SISAME 2.0 ist zu überprüfen, inwieweit sich das gekoppelte Simulations-Tool einsetzen lässt, um bei der Bewertung von Zufahrtsschutzkonzepten zu unterstützen. Beide Themen, die Last Mile und der Zufahrt- bzw. Überfahrschutz werden einen wesentlichen Schwerpunkt im Rahmen zukünftiger Sicherheitsplanungen nicht nur für Großveranstaltungen, sondern generell für „crowded spaces“, also alle Flächen, auf denen sich regelmäßig große Menschenmengen aufhalten, einnehmen. In beiden Bereichen existiert noch eine Vielzahl offener Fragen, nicht nur im Hinblick auf die operative Umsetzung, sondern auch im Kontext des notwendigen Wissens zur Planung und Bewertung von Maßnahmen. Durch die Kombination von Forschung, Praxisanwendung und Schulungsinhalten kann durch SISAME 2.0 ein Mehrtwert geschaffen werden, der allen, die sich mit diesen Thmen auseinandersetzen (müssen), zur Verfügung gestellt werden kann.
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DAS SISAME-PROJEKT Überblick
„SImulations for SAfety at Major Events“ • Wissenstransfer-Projekt gefördert von
WAS HABEN WIR GELERNT? 16. November 2022
| Jette Schumann, j.schumann@fz-juelich.de | Ronald Nippold, ronald.nippold@dlr.de
• Simulationswerkzeuge und Wissen für Akteure der Veranstaltungsbranche • Schulungen zur Vermittlung von Kompetenzen und Knowhow zur Nutzung der Simulationswerkzeuge • Ganzheitliche Betrachtung des städtischen Verkehrs und Fußgängerverkehrs
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Photo: Uwe Weber
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PROJEKT-TEAM Institute for Advanced Simulation, Civil Safety Research Institut für Verkehrssystemtechnik, Verkehrsmanagement Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) Internationales Bildungs- und Trainingszentrum für Veranstaltungssicherheit
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SIMULATIONS-TOOLS
PROJEKTERGEBNISSE Wissenstransfer
Simulation des städtischen Verkehrs
Fußgängersimulationen
Von: „Anwender:innen können selber Simulationen durchführen.“ Zu: „Anwender:innen können Simulationen in Auftrag geben und Ergebnisse bewerten.“ Es wurden erarbeitet: • Glossar für Simulationen im Kontext von Großveranstaltungen • Formelsammlung Handrechenverfahren • Hinweise für Beauftragende/Bewertende von Simulationen • Curriculum • E-Learnings
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Was haben wir bzw. die Schulungsteilnehmer:innen gelernt?
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1. “Simulationen zeigen die Zukunft auf.”
TOP 5 Key Learnings
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SIMULATIONSTHEORIE 1. “Simulationen zeigen die Zukunft auf.”
• Simulieren = Anwendung abstrakter physikalischer bzw. mathematischer Modelle zur Abbildung komplexer Prozesse und Wechselwirkungen
Schön wäre es …
Geschwindigkeit
• Modelle = vereinfachte, aber dennoch wissenschaftlich fundierte Nachbildung des Zusammenhangs zwischen Geschwindigkeit/Dichte/Fluss von Verkehrsströmen
Dichte 16.11.2022
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S I S A M E 2.0
EINBLICK IN DIE MODELLIERUNG
EINBLICKE IN DIE MODELLIERUNG
Städtischer Verkehr mit SUMO
Personenströme mit JuPedSim
• Fahrzeugfolgemodelle:
• Abstrahierte Darstellungsform von Personen
• Abhängigkeit von Geschwindigkeit u. Abstand zum Vorausfahrenden • Zusatzparameter: • Routenplanung • Spurwechsel
Ellipse/Kreis
• Interaktion über kraft- oder geschwindigkeitsbasierten Ansatz Anziehung durch Tür Abstoßung durch Wände/Hindernisse, Nachbarn
• Verkehrsregeln • Überholen • Parken 16.11.2022
Wunschgeschwindigkeit in Richtung der Tür Veränderung durch Wände/Hindernisse, Nachbarn
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1. “Simulationen zeigen die Zukunft auf.”
2. “Das Ergebnis von Simulationen ist eine 3D-Visualisierung der geplanten Veranstaltung.”
Nein! Simulationen können aber Phänomene aus der Praxis abbilden. Dabei werden spezifische Rahmenbedingungen gesetzt.
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DAS SIEHT GUT AUS! Wirklich?
2. “Das Ergebnis von Simulationen ist eine 3D-Visualisierung der geplanten Veranstaltung.” Bühnenbereich
Naja …
Essen & Trinken Bus-Shuttle aus der Stadt zum Veranstaltungsgelände
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DAS SIEHT GUT AUS! Stimmen die Randbedinungen?
Sind die Busse nicht etwas schnell unterwegs? Welche Dichten werden erreicht?
2. “Das Ergebnis von Simulationen ist eine 3D-Visualisierung der geplanten Veranstaltung.” Nicht nur - viel wichtiger ist die Beantwortung konkreter Fragen (Werte, Vorgänge, …)!
Was passiert zwischen Verlassen des Veranstaltungsgeländes und Abfahrt?
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Anordnung vor der Bühne sinnvoll? Können alle Flächen genutzt werden? Folie 17
3. “Simulationen modellieren das Verhalten der Besucher:innen mit ihren individuellen Eigenschaften.”
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3. “Simulationen modellieren das Verhalten der Besucher:innen mit ihren individuellen Eigenschaften.” Jein!
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MODELLIERUNGSKONZEPTE Mikroskopisch vs makroskopisch
• Die Bewegung eines jeden Agenten wird simuliert à mikroskopisch
Makroskopisch: X Personen auf Fläche Y Mikroskopisch: Person 1..X an Position 1..Y
• Alle befolgen die gleichen grundsätzlichen Regeln
Jeder Agent wird einzeln simuliert. Besondere Verhaltensweisen sind aktuelle Forschung.
• Individuelles Verhalten kann nur modelliert werden, wenn es quantifiziert werden kann
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3. “Simulationen modellieren das Verhalten der Besucher:innen mit ihren individuellen Eigenschaften.”
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4. “Die Simulationswerkzeuge bilden zufällige Prozesse ab.”
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4. “Die Simulationswerkzeuge bilden zufällige Prozesse ab.” Nein!
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SIMULATIONEN UND ZUFALL
SIMULATIONEN UND ZUFALL
Beispiel städtischer Verkehr
Beispiel Personenströme
Wir verhalten uns nicht jeden Tag gleich! Und nun?
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• Angenehmes Wetter à normale Geschwindigkeit
• Sehr warmer Tag à geringe Geschwindigkeit
• Personen kennen sich à kleiner Abstand
• Personen unbekannt à großer Abstand
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SIMULATIONEN UND ZUFALL Deterministisch vs stochastisch
stochastisch
deterministisch
• Parameter sind eindeutig festgelegt • Klar definierte Abfolge von Simulationsschritten • Ergebnisse genau reproduzierbar und analysierbar
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• Mindestens ein Teil der Daten/Parameter wird (pseudo)zufällig bestimmt • Für den Veranstaltungskontext nicht geeignet
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5. “Simulationen modellieren die Abläufe meiner Veranstaltung.”
4. “Die Simulationswerkzeuge bilden zufällige Prozesse ab.” Nein! Die Simulation kann Ihnen bei Unsicherheiten die Entscheidung nicht abnehmen, bietet aber die Möglichkeit zur Parametervariation und Analyse.
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5. “Simulationen modellieren die Abläufe meiner Veranstaltung.” Jein!
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S I S A M E 2.0
MODELLIERUNG DER VERANSTALTUNG
DATENBASIS Verkehrssimulation
• Grundlegende Informationen und Prozesse müssen der Simulation mitgegeben werden, z.B.: Verkehrslast, Parkplatzeinweisungen, Tagesganglinie oder Routenwahl • Die Simulation berechnet unter Berücksichtigung mikroskopischer Wechselwirkungen die konkrete Ausprägung des Verkehrsgeschehens
Fahrzeuge / Fluss
Straßennetz 16.11.2022
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Verkehrsführung/ -management
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DATENBASIS Unstimmigkeiten im Netz
• Zuordnung und Anzahl von Fahrspuren (nicht nur vor Kreuzungen), (zeitabhängige) Busspuren, Dauer-Baustellen, etc. • Zulässige Höchstgeschwindigkeiten • Abbiegeverbote/ -gebote • Richtungsfahrbahnen/ Einbahnstraßen • Kreisverkehre/ Kreuzungen/ LSA 16.11.2022
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5. “Simulationen modellieren die Abläufe meiner Veranstaltung.”
Fazit nach drei Jahren Wissenstransfer
Sie müssen der Simulation so viele Informationen wie möglich mitgeben. Die Simulation bildet die komplexen (mikroskopischen) Wechselwirkungen ab.
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WISSEN ÜBER SIMULATIONEN
SISAME - WISSENSTRANSFER
Grenzen und Mehrwert
Projektergebnisse
• Simulation als Planungswerkzeug bei konkreter Fragestellung Dinge, die nicht bei der Konfiguration berücksichtigt wurden, werden auch nicht simuliert! Modelle sind eine Vereinfachung der Realität!
Nachhaltiges Schulungsmaterial frei verfügbar: www.sisame.de
• Identifizieren von kritischen Stellen • Testen auf Robustheit
Leitfaden zur Bewertung von Simulationsergebnissen
• Quantitative Beschreibung von Einflussfaktoren à Welcher Parameter hat welche Auswirkung? à Welcher Parameter ist ausschlaggebend bei der Planung? 16.11.2022
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Jette Schumann Forschungszentrum Jülich GmbH Institute for Advanced Simulation Civil Safety Research (IAS-7)
Ronald Nippold Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Institut für Verkehrssystemtechnik
j.schumann@fz-juelich.de
ronald.nippold@dlr.de
Handlungssicherheit im Umgang mit Simulationen
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NEUES AUS DER SICHERHEITSFORSCHUNG
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Neues aus der Sicherheitsforschung An dieser Stelle berichten wir über neue oder gerade abgeschlossene Projekte, die in den Kontext „Sicherheitsforschung“ fallen und von denen wir glauben, dass sie einen Mehrwert für die Lesenden des MAGAZINS darstellen.
Fortsetzung des SISAME Projektes
2.0 Das SISAME Projekt konnte viele Fragen beantworten und Hilfestellungen geben – im Projektverlauf haben sich jedoch mindestens genauso viele neue Fragen und Themen ergeben. Die Forschenden konnten über Innovationsfonds ihrer jeweiligen Forschungseinrichtungen weitere Fördermittel für die Fortführung ihrer Projektaktivitäten akquirieren. Im Januar 2023 startete das zweijährige Folgeprojekt SISAME 2.0, in dem die Themen Last Mile und Zufahrtsschutz ergänzend adressiert werden. Für den Abgleich mit der Praxis konnte das Projekt-Team die Veranstalter von Silvester in Berlin als assoziierte Partner gewinnen. Für diese Veranstaltung werden Simulationen im Bereich der Last Mile durchgeführt, welche anschließend in realistisches Lehrmaterial überführt und allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Ein weiteres Ziel von SISAME 2.0 ist zu überprüfen, inwieweit sich das gekoppelte Simulations-Tool einsetzen lässt, um bei der Bewertung von Zufahrtsschutzkonzepten zu unterstützen. Beide Themen, die Last Mile und der Zufahrt- bzw. Überfahrschutz werden einen wesentlichen Schwerpunkt im Rahmen zukünftiger Sicherheitsplanungen nicht nur für Großveranstaltungen, sondern generell für „crowded spaces“, also alle Flächen, auf denen sich regelmäßig große Menschenmengen aufhalten, einnehmen. In beiden Bereichen
existiert noch eine Vielzahl offener Fragen nicht nur im Hinblick auf die operative Umsetzung, sondern auch im Kontext des notwendigen Wissens zur Planung und Bewertung von Maßnahmen. Durch die Kombination von Forschung, Praxisanwendung und Schulungsinhalten kann durch SISAME 2.0 ein Mehrwert geschaffen werden, der allen, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen (müssen), zur Verfügung gestellt werden kann. Interessensbekundungen für die Teilnahme an kostenfreien Pilotseminaren bitte unter: Sisame@ibit.eu ▪ Gefördert durch: Innovationsfonds des FZJ und DLR ▪ Projekttitel: SISAME 2.0 ▪ Projektlaufzeit: Januar 2023–Dezember 2024 ▪ Projektverantwortliche: Dr.-Ing. Jette Schumann, Ronald Nippold https://www.sisame.de/de/forschungsvorhaben/ projekthistorie
Abschluss des Projektes CroMACrowd Management in Verkehrsinfrastrukturen Ziel des CroMa-Projektes war es, durch verbesserte bauliche Regelungen, geeignetes CrowdManagement und angepasste organisationsübergreifende Handlungsanweisungen eine höhere Robustheit, Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Bahnhöfen bei Belastungsspitzen zu erreichen. Das Projekt wurde im Dezember 2022 abgeschlossen.
Veröffentlicht wurde unter anderem ein Handlungsleitfaden mit Hilfestellungen zu verbesserten baulichen Regelungen, geeignetem Crowd-Management und angepassten organisationsübergreifenden Handlungsanweisungen, um eine höhere Robustheit, Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Bahnhöfen bei Belastungsspitzen zu erreichen Es sind eine Kurz- sowie eine Komplettversion verfügbar, die unter folgenden Links heruntergeladen werden können: Komplettversion (176 Seiten) https://www.croma-projekt.de/de/veroeffentlichungen/croma-handlungsleitfaden/@@ download/file
Kurzversion (25 Seiten) https://www.croma-projekt.de/de/veroeffentlichungen/croma-handlungsleitfaden-kurzversion/@@download/file https://www.sifo.de/sifo/de/projekte/schutz-kritischer-infrastrukturen/verkehrsinfrastrukturen/ croma-crowd-management-in-verkehrsinfrastrukturen/croma-crowd-management-in-verkehrsinfrastrukturen.html
Übersicht über alle BMBF geförderten Projekte Hier finden sich alle seit dem Start des Sicherheitsforschungsprogramms der Bundesregierung im Jahr 2007 bewilligten Forschungsprojekte. https://www.sifo.de/SiteGlobals/Forms/ sifo/projektsuche/projektsuche_formular. html?nn=248300
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IBIT SCHREIBT
IBIT schreibt: Handbuch für mittlere Führungskräfte im Sicherheits- & Ordnungsdienst bei Veranstaltungen Von Bernd Belka
Motivatorischer Hintergrund In meiner mehr als 30 Jährigen Tätigkeit als Führungskraft und Ausbildungsleiter im Sicherheits- und Ordnungsdienst bei Veranstaltungen sind mir immer wieder die Unterschiede bei operativen Handlungsabläufen von Sicherheitsund Ordnungsdiensten in ganz Deutschland aufgefallen. Diese Unterschiede bezogen sich etwa auf die Qualität von Einweisungen, Bezeichnungen von Führungskräften, Materialbezeichnungen, Crowd Management Systemen und Kapazitätskontrollmaßnahmen. Es fehlt eine einheitliche, allgemein anerkannte und praxisnahe Wissenssammlung im Sicherheit- und Ordnungsdienst für Veranstaltungen. Mein Ansatz war, dies für die mittlere Führungskraft darzustellen. Die mittlere Führungskraft, die einen Teilbereich im Sicherheits- und Ordnungsdienst der Veranstaltung führt ist ein ungemein wichtiger Baustein für eine belastbare Sicherheitsarchitektur. Zum Einen durch die enge Bindung an die Einsatzleitung und zum Anderen durch die professionelle Einweisung, Kontrolle und Hilfeleistung für das zugeteilte Personal. Diese enge professionelle Beziehung zwischen Führungskraft und Personal bietet die Basis für die zu leistenden Handlungsanweisungen und Muster in den einzelnen Bereichen. Eine strukturierte bereichsbezogene Einweisung für die der Basiskräfte etwa hat mehrere Vorteile: Für die Führungskraft bietet die Struktur die Möglichkeit die Informationen logisch und ge-
ordnet zu vermitteln. Die gelernte Struktur bietet rhetorische Sicherheit und schafft so höhere Akzeptanz bei den Basiskräften. Die Basiskräfte erkennen eine geordnete Informationsgabe und können dies besser aufnehmen und reproduzieren. Die Bezeichnungen von Führungskräften und deren Struktur weist gebietsbezogen große Unterschiede auf. Eine Vereinheitlichung von Führungsstrukturen und den in ihr enthaltenen Bezeichnungen für die unterschiedlichen Führungsebenen kann helfen Missverständnisse zu vermeiden. Führungskräfte werden zum Teil als Einsatzleitung bezeichnet, wenn sie als Ordnungsdienstleitung eingesetzt sind aber auch wenn sie als Bereichsleitung im Bereich diesen Einsatz leiten. Noch verwirrender sind die unterschiedlichen Materialbezeichnungen die oft auch in der gleichen Stadt voneinander abweichen. Das kann bei Materialbestellungen und bei der Umsetzung von Designplänen zu Problemen führen. Das Wissen und die Bedeutung und die Wichtigkeit des Crowd Managements ist gerade für die mittlere Führungskraft essentiell, da diese mit den zugeteilten Basiskräften die Maßnahmen innerhalb der Veranstaltung installieren und umsetzten. Deshalb ist eine einheitliche und praxisnahe Wissenssammlung für diese Führungsebene ein wichtiger Schritt um den Bereich Sicherheit und Service bei Veranstaltungen zu erreichen und zu stabilisieren. Ich hoffe, dass das Handbuch einen Beitrag zur Erleichterung und Verbesserung der täglichen Herausforderungen in der Veranstaltungssicherheit bringen kann.
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Bernd Belka:
Handbuch für Führungskräfte im Sicherheits- und Ordnungsdienst in Veranstaltungen In meiner mehr als 30 Jährigen Tätigkeit als Führungskraft und Ausbildungsleiter im Sicherheits- und Ordnungsdienst bei Veranstaltungen sind mir immer wieder die Unterschiede bei operativen Handlungsabläufen von Sicherheitsund Ordnungsdiensten in ganz Deutschland aufgefallen. Es fehlt eine einheitliche, allgemein anerkannte und praxisnahe Wissenssammlung im Sicherheitund Ordnungsdienst für Veranstaltungen. Ich hoffe, dass das Handbuch einen Beitrag zur Erleichterung und Verbesserung der täglichen Herausforderungen in der Veranstaltungssicherheit bringen kann.“ Bernd Belka Mehr Informationen unter: verlag@ibit.eu Nr. 11/2023
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KURS IM FOKUS
Kurs im Fokus: Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsflächen Nach wie vor gibt es für die Sicherheit von Veranstaltungen auf öffentlichen, nicht zugangsbeschränkten Verkehrsflächen, z. B. Märkte oder Stadtfeste kaum verbindliche Regelungen im Hinblick auf eine moderne Sicherheitsplanung. Auch wenn das grundsätzliche Verständnis sicherheitsplanerischer Maßnahmen seit den Ereignissen der Loveparade enorm gestiegen ist, herrscht bei diesen Veranstaltungen aufgrund der fehlenden Standardisierung immer noch ein hohes Maß an Unsicherheit, die sowohl zu nicht ausreichenden als auch zu überzogenen Maßnahmen führen kann. Häufig wird z. B. die Grundlast vernachlässigt. Dies ist die Menge der veranstaltungsunabhängig anwesenden Personen. Allerdings fehlen ohnehin häufig belastbare Berechnungen. Flächen und Wege sind „breit genug“ oder „ausreichend dimensioniert“ – in den allermeisten Fällen basierend auf Schätzungen und / oder Erfahrungen. Aber auch nicht begrenzte Veranstaltungsflächen haben Kapazitäten und damit
Bild: pixabay.com
auch eine Grenze, wie viele Menschen sich auf dieser Fläche aufhalten können. Es müssen sowohl die zur Verfügung stehenden Flächen als auch die Kapazität der Aus- bzw. Abgänge berücksichtigt werden, genauso wie die erwartete und tolerierte Dichte auf den Flächen – und in der Konsequenz braucht es Umlenkungsund/oder Sperrkonzepte, um darauf entsprechend reagieren zu können. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die sogenannte „Last Mile“ zu beachten – also der Bereich rund um die Veranstaltungsfläche. Dieser zählt zu den herausforderndsten Flächen im Rahmen der Sicherheitsplanung, da sich hier relevante Auswirkungen sowohl auf die Veranstaltungssicherheit als auch auf die öffentliche Sicherheit realisieren. Hier kommt es regelmäßig zu Schnittstellenproblemen und unabgestimmten Handlungen. Das Kurspaket „Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsflächen“ widmet sich genau diesen Fragestellungen. Es besteht aus insgesamt 3 Modulen
1. Einführung in die Sicherheitsplanung für Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsflächen. Das eintägige Seminar bieten einen ersten Überblick über relevante Aspekte, Herausforderungen und Lösungsansätze 2. Intensivworkshop Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsflächen. In diesem zweitägigen Intensivworkshop werden konkrete Herausforderungen aus der Praxis der Teilnehmenden diskutiert. Es werden die relevanten Handrechenverfahren eingeübt und die Anwendung des EVC („Empfehlung zum Verkehrs- & Crowd Management bei Veranstaltungen“) diskutiert. 3. Übung Veranstaltungen auf öffentlichen Verkehrsflächen. Diese zweitägige Stabsrahmenübung ist auf die Vorbereitung einer konkreten Veranstaltung angelegt und wird als INHOUSE Übung angeboten. Mehr Informationen unter: www.ibit.eu/bildung
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#IBITLIEST Wir versuchen immer offen zu sein für Neues, den Blick über den Tellerrand zu werfen. Nicht nur, weil uns interessiert, was „die anderen“ so machen, sondern auch, weil man nie aufhören sollte zur lernen. Aus diesem Grund lesen wir. Und einen Teil der Publikationen die wir lesen, möchten wir an dieser Stelle des MAGAZINs regelmäßig vorstellen.
Immer wieder werden wir gefragt, ob wir Literaturtipps haben – ob nun ganz allgemein zum Einlesen oder zu einem speziellen Thema. In den meisten Fällen können wir behilflich sein und so möchten wir hier auch einige der unserer Meinung nach interessanten, wichtigen oder wegweisenden Dokumente vorstellen.
Hier einige der Erkenntnisse:
Report of the Hillsborough Independent Panel Aus gegebenem Anlass haben wir uns noch einmal den Report of the Hillsborough Independent Panel angeschaut, der auch heute noch nichts von seiner Aktualität verloren hat – insbeondere auch im direkten Vergleich mit dem Bericht über die Ereignisse beim UEFA Champions League Finale 2022 Hillsborough – kaum ein anderes Wort steht nicht nur für so viel Leid, sondern auch für ein so großflächiges Versagen auf allen Ebenen – inklusive einer umfassenden Falschdarstellung bzgl. der Ereignisse durch die Polizei, die erst in einer erneuten Untersuchung in 2012 richtig gestellt wurden. Der Report of the Hillsborough Independent Panel ist bis heute ein eindrucksvolles Dokument, das sich zu lesen lohnt (insbesondere im Vergleich zum ersten, dem Lord Justice Taylor Report).
▪ Es ist offensichtlich, dass die Sicherheit der Menschenmenge, die auf die Terrasse gelassen wurde, auf allen Ebenen gefährdet war: – Der Zugang zu den Drehkreuzen von der öffentlichen Straße aus; – der Zustand und die Angemessenheit der Drehkreuze; – die Verwaltung der Menschenmenge durch die Polizei von South Yorkshire (SYP) und die Ordner des Sheffield Wednesday FC (SWFC); (…) – der Zustand und die Platzierung der Absperrungen; der Zugang zu den Tribünenblocks über einen Tunnel mit einem Gefälle von 1:6; – der Notausgang aus Tribünen über kleine Tore im Zaun; und – das Fehlen einer genauen Überwachung der Menschenmenge innerhalb der Tribünen. (…) Diese Mängel waren bekannt (…) Die Risiken waren bekannt und der Andrang im Jahr 1989 war vorhersehbar.“ ▪ Die Mängel bei der Reaktion auf die sich an diesem Tag abzeichnende Krise waren auf institutionelle Spannungen innerhalb und zwischen Organisationen zurückzuführen (…) – eine Mentalität der Polizei und der Ordner, die sich in erster Linie mit Störungen durch die Fans befasste; – das Versäumnis, die Folgen des Öffnens von Ausgangstoren zu erkennen, um den Stau an den Drehkreuzen abzubauen; – das Versäumnis, den Einlass der Menschenmenge und ihre Verteilung auf die einzelnen Bereiche zu steuern;
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– das Versäumnis, die Folgen der Folgen des Zulaufs durch den Tunnels in den zentralen Bereichen vorherzusehen; – die Verzögerung bei der Erkenntnis, dass die Krise in den zentralen Bereichen eine Folge der Überfüllung und nicht von Fehlverhalten der Fans war. ▪ Die Entscheidung der SYP, den erfahrenen Spielleiter ... nur wenige Wochen vor einem FA-Cup-Halbfinale zu ersetzen, wurde bereits früher kritisiert. Keines der Dokumente, die dem Gremium zur Verfügung gestellt wurden, gab Aufschluss über die Beweggründe für diese Entscheidung. (…) ▪ Während der gesamten 1980er Jahre herrschte erhebliche Unklarheit über die Zuständigkeiten der Polizei von South Yorkshire und des Sheffield Wednesday FC im Stadion. Der Umgang mit den Zuschauern wurde ausschließlich unter dem Gesichtspunkt möglicher Unruhen betrachtet, und diese Unklarheit wurde trotz der Probleme bei früheren Halbfinalspielen nicht beseitigt. SWFC und SYP waren auf die Katastrophe, die sich am 15. April 1989 auf den Tribünen abspielte, nicht vorbereitet. ▪ Es wurde nicht nur verspätet erkannt, dass es Massen von Opfern gab, sondern auch der Plan für den Ernstfall wurde nicht korrekt aktiviert (…) Infolgedessen wurden die Rettungs- und Bergungsmaßnahmen durch mangelnde Führung, Koordinierung, Priorisierung von Opfern und Ausrüstung beeinträchtigt. ▪ Während der [ersten] Untersuchung entschied der Gerichtsmediziner, dass die medizinische Beweisführung um 15:15 Uhr enden sollte, mit
der Begründung, dass das Schicksal all jener, die nach diesem Zeitpunkt starben, bereits durch frühere Ereignisse bestimmt worden war. Der Zugang des Gremiums zu allen relevanten Aufzeichnungen hat bestätigt, dass die Vorstellung eines einheitlichen, gleichbleibenden und schnellen Todesverlaufs (…) nicht haltbar ist. Einige der Verstorbenen starben nach einer längeren Phase der Bewusstlosigkeit, in der sie möglicherweise wiederbelebt werden konnten, oder aber sie erlagen einem neuen Ereignis, wie z. B. einer unsachgemäßen Lagerung. ▪ Aus den veröffentlichten Dokumenten geht hervor, dass SYP von Anfang an versuchte, einen Fall zu konstruieren, in dem das außergewöhnliche Maß an Trunkenheit und Aggression unter den Liverpooler Fans hervorgehoben wurde, und behauptete, dass viele von ihnen zu spät und ohne Eintrittskarten zum Stadion kamen und entschlossen waren, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. ▪ Acht Jahre nach der Katastrophe wurde zum ersten Mal öffentlich bekannt, dass die Aussagen der SYP-Beamten zunächst handschriftlich als „Erinnerungen“ niedergeschrieben wurden und dann einem Prozess der „Überprüfung und Änderung“ unterzogen wurden, an dem SYP-Anwälte und ein Team von SYPBeamten beteiligt waren. Etwa 116 der 164 Aussagen, die für eine inhaltliche Änderung identifiziert wurden, wurden geändert, um für SYP ungünstige Kommentare zu entfernen oder zu ändern.“ https://www.gov.uk/government/publications/the-report-of-thehillsborough-independent-panel
UEFA Report Der am Montag veröffentlichte Report zum Champions League Finale 2022 offenbart immenses Versagen auf allen Ebenen. UCLF22
Independent Review
2022 UEFA Champions League Final
Chaired by Tiago Brandão Rodrigues
February 2023
Leider auch wieder dabei: Arroganz, Ignoranz und eine Polizeitaktik, die an der Zielgruppe vorbei nur vom Allerschlechtesten ausging… Der Artikel fasst relevante Aspekte gut zusammen – es lohnt sich aber, den gesamten Report zu lesen (Link am Textende).
55 Hier einige Auszüge aus dem Artikel (Übersetzung durch uns): Das Gremium ist zu dem Schluss gekommen, dass die UEFA als Veranstalterin die Hauptverantwortung für die Versäumnisse trägt, die beinahe zu einer Katastrophe geführt hätten.“ Die UEFA blieb zwar während der gesamten Veranstaltung involviert, war dabei jedoch ineffektiv, hat keine Verantwortung übernommen und ihre eigene Sicherheitsabteilung nicht entsprechend eingesetzt.“ Der Polizeieinsatz war „mangelhaft“. Die Polizei bereitete sich auf ernsthafte Probleme mit Hooliganismus vor und ignorierte fundierte Informationen, wonach es in den letzten Jahren „keine nennenswerten Probleme mit fußballbezogener Gewalt“ unter Beteiligung von Liverpool- oder Real-Madrid-Anhängern gegeben habe. Die Polizei verfolgte ein Modell, das auf eine nicht existierende Bedrohung durch Fußball-Hooligans abzielte. Es gab keine Notfallpläne“ und keinen wirksamen Plan für den Umgang mit antisozialem Verhalten oder Gewalt durch Einheimische“.
Die „gefährlichen Bedingungen“ wurden durch den Einsatz von Tränengas und Pfefferspray noch verschärft. „Es ist bemerkenswert, dass niemand sein Leben verloren hat“. Der FFF ist es nicht gelungen ist, eine wirksame Interoperabilität mit mehreren Partnern herzustellen. Es sei ein „erhebliches Versäumnis“, dass es keinen Notfallplan zur Bewältigung des Andrangs an den Drehkreuzen geben habe, was „zu einer offensichtlich gefährlichen Gedrängesituation“ geführt habe: „Eine gemeinsame Notfallstrategie von Polizei und Ordnern war unerlässlich, um die gefährliche Situation vor den Drehkreuzen zu entschärfen… Das Gremium hat keinen Beweis für einen organisierten Versuch gefunden, dies zu tun“. Die UEFA veröffentlichte Informationen dass die Verzögerung des Anstoßes auf die ‚zu spät‘ eingetroffenen Fans zurückzuführen sei. Diese Behauptung war objektiv unwahr. https://www.uefa.com/insideuefa/news/027e174e2ba0479b-1d2e46569fa4-1000--uefa-championsleague-final-2022-independent-review-report/
Verkehrsdynamik und -simulation Sicherheitsplanung für Veranstaltungen braucht in den meisten Fällen eine Betrachtung der Schnittstellen – und ein Grundverständnis davon, wie diese Schnittstellen funktionieren. Obwohl das Buch weit über „einen grundsätzlichen Einblick bekommen“ hinausgeht, vermittelt es aber genau diesen Eindruck ziemlich gut und es beantwortet auch ein paar Fragen, die sich vermutlich jede:r schon einmal gestellt hat, z. B: warum es nun mal so lange dauert, bis man in einer Fahrzeugschlange an einer Ampel bei Grün endlich losfahren kann oder warum Staus entstehen, obwohl weit und breit keine Hindernis zu sehen ist… TREIBER, Martin; KESTING, Arne. Verkehrsdynamik und-simulation: Daten, Modelle und Anwendungen der Verkehrsflussdynamik. Springer-Verlag, 2010.
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#IBITGOODNEWS „Gutes“ passiert, jeden Tag, auch wenn oder obwohl wir im Alltag schnell den Blick dafür verlieren. Besonders im Kontext der Sicherheit von Menschenmengen erreichen uns tagtäglich viele erschreckende Neuigkeiten aus aller Welt, die wir zeitnah auf Social Media und unter der Kategorie „Was bisher geschah“ im Newsletter und hier im MAGAZIN aufgreifen. Mit #ibitgoodnews möchten wir eine neue Kategorie implementieren, die ganz bewusst aktuelle, gute Nachrichten im Zusammenhang mit der Sicherheitsplanung/bzw. dem Schwerpunkt der MAGAZIN-Ausgabe in den Fokus rückt. Viel Spaß beim Lesen!
US-Strandstadt verbietet Ballons, um den Ozean zu retten
Amsterdam verbietet Touristen busse im Zentrum
Ab 2024 dürfen in der kalifornischen Stadt Laguna Beach Ballons aller Art nicht mehr auf öffentlichem Grund oder bei städtischen Veranstaltungen eingesetzt werden. Immer mehr US-Bundesstädte ziehen nach und setzen Verbote dieser Art um. Ziel ist es vor allem, Strände und das Meer von Plastik und Müll zu befreien. Dabei sind Ballons aus Latex besonders schlimm für Meeresbewohner. Diese töten Seevögel 32 mal häufiger als Hartplastik, was sie zur tödlichsten Art von Meeresmüll für Seevögel macht.
300 bis 450 Touristenbusse fahren pro Tag nach Angaben der Stadt durch Amsterdam. Stockender Verkehr, Abgase, Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern sind die Folge. Auch für die Kaden an den Grachten und Brücken sind die Großtonner zu schwer. Dies soll sich nun ab 2024 durch ein Verbot für alle Busse ab 7,5 t im Zentrum ändern.
Quelle: https://theguardian.com/environment/2023/feb/23/california-laguna-beachbans-balloons-ocean
Finden wir super, weil: Dass alle Art von Plastik und Ähnlichem schlecht für die Umwelt und besonders für unsere Meere sind, brauchen wir hier nicht näher zu erläutern. Umso schöner, wenn immer mehr Städte mitziehen und sich zum Schutz unserer Meeresund Luftbewohner einsetzen!
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/reise/ tourismus-amsterdam-verbietet-touristenbusse-im-zentrum-dpa.urn-newsml-dpacom-20090101-230202-99-448793
Finden wir super, weil: Wer kennt es nicht? Dutzende Touristenbusse mit laufendem Motor wartend an den Hotspots einer Stadt. Da hält man am besten die Luft an und geht so schnell wie möglich vorbei. Noch problematischer wird es, wenn an Fußgängerwegen oder Zufahrtsstraßen gehalten wird. Durch die nicht einsehbaren Straßen ist hier oft die Sicherheit gefährdet „Orientierungsmöglichkeiten“ sind ein
wesentlicher Aspekt der Sicherheitserfahrung (auch) im öffentlichen Raum – das Entfernen der Busse ist also neben der faktischen Verbesserung der Verkehrssicherheit durch ein reduziertes Fahrzeugaufkommen auch eine wesentliche Verbesserung des Sicherheitserlebens von Fußgängern und Radfahrern. Ebenso ist es in Großstädten mit Millionen von Besuchern pro Tag, neben der Umwelt, eine hohe Belastung für Straßen und Brücken.
Erster weiblicher Crashtest-Dummy entwickelt Dass Autos aufgrund bisheriger fehlerhafter Tests unsicherer für Frauen sind, ist Teil des sogenannten Gender Data Gap, den Autorin Caroline Criado-Perez in ihrem Buch Invisible Women 2019 einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt hat. Das Schwedische Forschungsinstitut für Straßen- und Verkehrswegen will diese Lücke schließen und entwickelte den ersten weiblichen Crashtest-Dummy. In einem Auto ist alles normiert für den sogenannten 50-Perzentil-Mann. Dieser wurde
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1976 entwickelt, wiegt 78 kg und misst 1,75 m. Dieser Norm-Dummy wird heute für die meisten Crash-Tests verwendet. Der Dummy stellvertretend für Frauen hat eine Größe von 1,49 m und ein Gewicht von 49 kg, das entspricht nicht mal fünf Prozent der Frauen weltweit. Für mehr Sicherheit von Frauen am Steuer wurde „Eva“ entwickelt und stellt mit einer Größe von 1,62 m, einem Gewicht von 62 kg einen realistischeren weiblichen Crashtest-Dummy dar. Hier wurde auch auf unterschiedliche Schwerpunkte geachtet, z. B. sind Hüften und Becken unterschiedlich ausgeprägt und soll so für mehr Sicherheit für Frauen im Straßenverkehr sorgen. Quelle: https://goodnews-magazin.de/ersterweiblicher-crashtest-dummy/
Finden wir super, weil: Wenn man bedenkt, dass die bisherige Norm eines weiblichen Crashtest-Dummys dem eines zwölfjährigen Mädchens entspricht, wird schnell klar was hier fehlt: mehr Sicherheit in Fahrzeugen angepasst an weibliche Proportionen. Vor allem die Zahl an Nackenverletzungen ist bei Frauen, im Gegensatz zu Männern, besonders hoch. Mit dem neuen Dummy wird dies nun realitätsnäher getestet und in Zukunft sicherer bei der Herstellung von Fahrzeugen berücksichtigt.
Champignons-League-Finale hatte. Damals kamen rund 2.700 Fans trotz gültigen Tickets nicht in die Arena. In überfüllten Engpässen mit großem Gedränge gab es 238 Verletzte. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Fans zu Unrecht für diese Situation verantwortlich gemacht. In 1989, die Hillsborough-Katastrophe, gab es einen ähnlichen Vorfall bei dem 97 Fans ums Leben gekommen waren. Damals wurde ebenfalls fälschlicherweise Liverpool-Anhängern die Schuld gegeben. Jetzt werden die Ergebnisse der Untersuchung analysiert und an einer Rückerstattung für die Fans gearbeitet. Quelle: https://www.sportschau.de/fussball/ uefa-finale-paris-100.html
Finden wir super, weil: Man kann von viel Glück sprechen, wenn man bedenkt, dass kein Fan ums Leben gekommen ist. Bei solch großen Veranstaltungen – halt nein, bei jeder Veranstaltung – sollte die Sicherheit der Besucher (in diesem Fall der Fans) oberste Priorität haben. Das oft die Schuld bei anderen gesucht wird ist ein bekanntes Problem, umso schöner, wenn hier endlich ein Zeichen gesetzt und darauf aufmerksam gemacht wird in welch hoher Verantwortung Veranstalter für die Sicherheit von Besuchern stehen.
schusses im Europäischen Parlament (TRAN), Karima Delli, am 31. Januar in Brüssel nach dem vorbereitenden Votum zum 1. EU-Fahrradplan. Ziel ist es die grüne Transformation zu beschleunigen und dabei wurde ein 17-Punkte-Aktionsplan festgelegt. Das Fahrrad soll als vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt und bei allen Planungen berücksichtigt werden. Einige Hürden gibt es dabei noch: der Mangel an gesicherten Abstellplätzen und Radwegen sowie in Zügen oder sichere Parkmöglichkeiten an Haltestellen des ÖPNVs. Außerdem sollen die Mehrwertsteuersätze für den Kauf, den Verleih und die Reparatur von Fahrrädern und E-Bikes gesenkt werden. Quelle: https://t3n.de/news/eu-radfahren-verkehrsmittel-wirtschaftsfaktor-fahrrad-strategie-1535146/
Finden wir super, weil: „Radfahren bringt so viele Vorteile mit sich: bessere Gesundheit, weniger Staus, lebenswertere Städte und so weiter.“, so Delli. Da können wir nur zustimmen! Dazu kommt noch weniger CO2 Belastung für unsere Umwelt. In Köln investiert die Stadt jährlich 2,80 € pro Kopf in den Radverkehr, in München sind es jährlich nur 2,30 €. Schaut man sich dazu Städte wie Oslo mit 70 € und Utrecht sogar 132 € an, wird schnell klar, dass da noch ganz viel Luft nach oben ist. © Bilder: pixabay.com
UEFA für Final-Chaos in Paris 2022 verantwortlich
EU-Pläne: Fahrrad soll als vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt werden
Fast ein Jahr nach dem Unglück in Paris, die fast zu einer Katastrophe geführt hätte, kam eine unabhängige Untersuchung zu dem Schluss, dass die UEFA selbst schuld an den Geschehnissen rund um das
„Fahrradfahren kann heute nicht länger als reines Hobby verstanden werden, sondern ist als Teil der Transport-Infrastruktur in Europa anzusehen.“, erklärte die Vorsitzende des Verkehrs- und Tourismusaus-
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ÜBER DIE AUTOREN
Über die Autoren John Drury (University of Sussex) I am a social psychologist specialising in the study of collective behaviour. I completed my first degree at the University of Sussex, and my MSc and PhD at the University of Exeter. I have also studied and worked at the University of Amsterdam, the University of Abertay Dundee, and the Trust for the Study of Adolescence. I came back to Sussex in 1997. I am Director of Research and Knowledge Exchange in the School of Psychology. I am a former editor of the British Journal of Social Psychology. I am a UCU rep for Psychology.
Sabine Funk (IBIT GmbH) Sabine Funk arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Kontext von Großveranstaltungen – zu Beginn noch als Veranstalterin u.a. der RhEINKULTUR (2000–2011), später als Gründerin der IBIT GmbH. Sie hat in England Crowd & Safety Management studiert und hat sich zum Ziel gesetzt, interorganisationalen Wissenstransfer und Zusammenarbeit zu verbessern. Sabine Funk ist geschäftsführende Gesellschafterin der IBIT GmbH, NATO Zivil Expert for High Profile Events, stellvertretende Vorsitzende des VFSG e.V. und Boardmember der YES (Yourope Event Safety) Group. Zuletzt hat sie mitgewirkt an der Erstellung der EVC – Empfehlungen zum Verkehrs- & Crowd Management bei Veranstaltungen, der DIN SPEC 91414-2 zum Zufahrtschutz sowie der DIN SPEC 77202 – Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes.
Michael Kellenbenz (FahrradGarderobe) Michael Kellenbenz ist nachhaltiger, zukunftsfähiger Projektentwickler und Supervisor für Pop-Up-Fahrradparkplatz-Lösungen im Rahmen vieler unterschiedlicher Großveranstaltungen. Mit seiner Expertise unter anderem im Bereich Veranstaltungs- und Messeleitung sowie als Absolvent des Professional Certificate in Event Safety & Security Management und als Zertifizierter Veranstaltungsleiter für Events ist Michael seit diesem Jahr auch als Koordinator der IBIT-Seminare in Hamburg tätig. Darüber hinaus ist er als Beauftragter für Infektionsschutz & Hygiene für Veranstaltende jederzeit ansprechbar. Gelegentliche Teamleitungseinsätze in Festival-Sitecrews runden sein Portfolio direkt an der Basis ab.
Ronald Nippold (DLR) Ronald Nippold leitet die Gruppe „Simulation von Mobilitätssystemen“ am Institut für Verkehrssystemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Gruppe entwickelt die quelloffene Verkehrssimulationssoftware „SUMO“ (Simulation of Urban MObility), welche die Abbindung und Analyse einer Vielzahl von Verkehrsträgern im städtischen Raum ermöglicht.
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Thomas Sakschewski (Beuth Hochschule für Technik Berlin) Thomas Sakschewski ist Professor für Veranstaltungsmanagement und -technik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Er studierte Psychologie und Betriebswirtschaft (MA) und ist seit 1994 in verantwortlichen Positionen als Ausstellungsmacher und Projektmanager mit unterschiedlichen Aufgabenfeldern wie Veranstaltungsleitung, Projektleitung oder Technische Leitung für verschiedene Auftraggeber in Berlin tätig gewesen. Er ist Autor zahlreicher Publikationen im Themenkreis Veranstaltungsmanagement, darunter das Standardwerk „Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen“.
Rainer Schüler (Venue Planner) Seit 2017 ist Rainer Schüler bei Venue Planner geschäftsführender Gesellschafter. Zuvor hat er als Head of Operations, Safety & Mobility bei der Durchführung des Grand Départ 2017 in Düsseldorf die ersten Etappen der Tour de France organisiert. Als Operations Director arbeitete Schüler an der Machbarkeitsstudie für den Umbau und die Erweiterung des Zayed Stadiums in Abu Dhabi, VAE. Nach seinem langjährigen Engagement als Pressesprecher in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena, war er auch Geschäftsführer der Mubadala-Arena in Abu Dhabi.
Jette Schumann (Forschungszentrum Jülich) Jette Schumann studierte Angewandte Mathematik und Informatik und ist seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Zivile Sicherheitsforschung am Institute for Advanced Simulation (IAS-7) des Forschungszentrums Jülich. Im Rahmen ihrer Promotion befasste sie sich mit der Datenerhebung und -analyse in Laborstudien mit Menschenmengen hoher Dichte. Im Jahr 2019 wechselte sie von der Empirie zur Modellierung und koordiniert seitdem Forschungsvorhaben mit Fokus auf anwendernahe Fußgängersimulationen.
Louisa Uhlemann & Tobias Franke (PwC) Im Umfeld von Großveranstaltungen, Mobilität und der öffentlichen Sicherheit erlaubt die Crowd Management Plattform von PwC, das Bewegungsverhalten von Event-Besucher:innen effizient zu analysieren, Optimierungspotenziale zu erkennen und über intelligente Kommunikationsservices zu steuern.
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D A S I S T PA S S I E R T
DAS IST PASSIERT 2023 31.07. Veröffentlichungen des Referentenentwurfs zum Dienstleistungsgesetzt Am 31.07. wurde der lange erwartete Referentenentwurf zum Sicherheitsgewerbegesetz veröffentlicht, der eher mit großer Enttäuschung aufgenommen wurde. Der Entwurf bleibt in vielen Aspekten hinter den Erwartungen und Notwendigkeiten zurück. Quelle: bmi.bund.de (2023)
04.08. (USA) Influencer sorgt mit Playstation give away für Aufruhr Mit der Ankündigung, 300 Playstations zu verteilen, sorgte der Influencer Kai Cenat in New York City für einen Aufruhr. Circa 2.000 follower folgten seiner Aufforderung, sich nachmittags am Union Square in Manhatten einzufinden. Es kam zu Unruhen und Gewalt, auch gegen die ca. 1.000 eingesetzten Polizeikräfte. Der Streamer wurde am selben Nachmittag festgenommen, gegen ihn wird nun wegen eventueller Anzettelung eines Aufruhrs ermittelt. Zur versprochenen Verteilung der Spielekonsole kam es nicht. Quelle: news.com.au (2023)
19.08. Schaulustige behindern Notarzteinsatz bei Heroes Festival Beim Heroes Festival in Hannover kam es bei einem Notarzteinsatz zu einem Zwischenfall, mehrere Schaulustige mussten erst zurückgedrängt werden. Einer der Besucher versuchte sogar, den Einsatz zu filmen. Der Verletzte starb anschließend im Krankenhaus. Quelle: br.de (2023)
18.08. Sicherheitskraft auf Kirmes bei Trier erstochen Auf einer Kirmes in Wittlich kam es zu einem Toten, als zwei Tatverdächtige des US-Militärs auf einen Security- Mann einstachen. Die Kirmes wurde trotz des Zwischenfalls fortgesetzt. Für die Angehörigen des Toten wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Quelle: focus.de (2023)
26.08. (USA) Adele steht bei Konzert für Fan ein Bei einem Konzert in Las Vegas war ein Fan mehrmals von Sicherheitskräften bedrängt und aufgefordert worden, sich hinzusetzen, da sich andere Konzertgänger von diesem gestört gefühlt hatten. Adele mischte sich ein und bat die Sicherheitskräfte, den Besucher nicht weiter zu belästigen. Quelle: spiegel.de (2023)
02.09. (USA) Überwachungsdrohnen bei karibischem J´Ouvert Fest Beim diesjährigen karibikstämmigen J´Ouvert Fest soll das NYPD auch Drohnen zum Einsatz bringen, um die feiernden Menschenmengen zu überwachen. In der Vergangenheit war es am Rande dieser Veranstaltungen immer wieder zu Waffengewalt gekommen. Kritiker warnen „vor einem möglichen Missbrauch der Technik und verfassungsrechtlichen Verstößen.“ Quelle: spiegel.de (2023)
05.09. (USA) Burning Man Festivalbesucher sitzen in Schlamm fest Am Samstag, einen Tag vor Abreisebeginn vom berühmten Burning Man Festival, haben massive Regengüsse den Boden zu Schlamm werden lassen. Es wurde dazu geraten, sowohl Wasser als auch Lebensmittel zu rationieren, die Straßen wurden für Besucher gesperrt und durften ausschließlich von Rettungskräften genutzt werden. Die Abreise für die rund 70.000 Besucher war jedoch wie geplant ab dem 4.9. wieder möglich. Quelle: bbc.com (2023)
WISSEN. NETZWERK. VERANTWORTUNG. © FOTO: ANKE HESSE
IBIT 23 9. FACHTAGUNG VERANSTALTUNGSSICHERHEIT 08.–09.11.2023 ▪ RheinEnergieSTADION Köln 2 Tage, 400 Teilnehmende, mehr als 35 Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden, Netzwerkparty, Ausstellungsbereich, Kickerturnier u. v. m. Themen sind u. a.: ▪ Zusammenarbeit in Veranstaltungsstäben ▪ Zusammenarbeit betrieblicher und polizeilicher Gefahrenabwehr bei lebensbedrohlichen Gewalttaten ▪ Verkehrsplanung und -simulation
Mehr Informationen unter ibit.eu
▪ Best Practice Beispiele ▪ Neues aus der Sicherheitsforschung ▪ Teilhabe vs. Sicherheit? ▪ Was war? Was kommt: Ein Blick auf die Saison 23/24
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