Nr. 08 / 2021
#restart #reorganisation #resilienz
#restart
#reorganisation
#resilienz
Warum der #restart immer überraschend kommt
Warum #reorganisation immer eine Chance ist
Warum #resilienz mehr ist als ein theoretisches Konstrukt
KURSE & SEMINARE 2021 SEP TEMBER 2021
Professional Certificate in Event Safety & Security Management Sabine Funk, Ralf Zimme, Bernd Belka… 25.10.2021 - 29.10.2021, Wien
Aufsicht führende Person in Versammlungsstätten (Zertifikatskurs) Ralf Zimme 06.-07.09.2021, Bonn Professional Certificate in Event Safety & Security Management Sabine Funk, Ralf Zimme, Daniel Schlatter, Bernd Belka 20.-24.09.2021, Bonn
Infektionsschutz und Hygiene im Publikumsbetrieb und bei Veranstaltungen (Zertifikatskurs) Daniel Schlatter, Dennis Eichenbrenner 25.-27.10.2021, Bonn / Online NOV EMBER 2021
OKTOBER 2021 Veranstaltungsleitung für Events (Zertifikatskurs) Sabine Funk, Ralf Zimme, Daniel Schlatter 04.-06.10.2021, Weimar Veranstaltungsleitung für Events (Zertifikatskurs) Sabine Funk, Ralf Zimme, Daniel Schlatter 11.-13.10.2021, Bonn
Intensivworkshop Sicherheitskonzept Sabine Funk 02.-03.11.2021, Wien
Sanitätsdienst bei Veranstaltungen Dennis Eichenbrenner 15.-16.11.2021, Bonn
Veranstaltungsleitung für Events (Zertifikatskurs) Sabine Funk, Ralf Zimme, Daniel Schlatter 15.-17.11.2021, Hamburg
Infektionsschutz und Hygiene im Publikumsbetrieb und bei Veranstaltungen (Zertifikatskurs) Daniel Schlatter, Dennis Eichenbrenner 22.-24.11.2021, Online
Safety by Design Bernd Belka 24.-25.11.2021, Wien DEZEMBER 2021 Infektionsschutz und Hygiene im Publikumsbetrieb und bei Veranstaltungen (Zertifikatskurs) Daniel Schlatter, Dennis Eichenbrenner 06.-08.12.2021, Online Stand September/2021, Terminänderungen vorbehalten
7. IBIT FACHTAGUNG VER ANSTALTUNGSS ICHERHEIT 19.-20.10.2021 OLYMPIA STADION BERLIN
Weitere Termine und neue Kursangebote finden Sie in unserem regelmäßigen Newsletter
w w w.ibit.eu/bildung
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, Normalerweise bin ich kein Mensch für eine Schreibblockade – aber gerade musste ich doch gefühlte 100Mal ansetzen: das letzte MAGAZIN ist ein Jahr alt und in der Zwischenzeit ist so unfassbar viel passiert, dass ich einfach nicht mehr wusste, womit ich anfangen sollte: Ein Rückblick? Etwas ganz Aktuelles? Ich habe in der letzten Zeit so viele Kommentare geschrieben, mich so geärgert – keine Stimmung, die ich ins MAGAZIN transportieren möchte. Aber einfach ist das nicht: die gerade beendete Fußball EM lieferte so viele Anlässe, sich zu ärgern – ob es die Sonderstellung der Stadionveranstaltung unter der Flagge eines selbsternannten Modellprojektes war (Spoileralarm: es lief nicht besonders gut) oder die Forderungen der UEFA nach Ausnahmen und Sonderbehandlung in Zeiten, in denen immer noch jede Menge kleiner Veranstaltungen aus zum Teil seltsamen Gründen abgesagt werden. Besucher:innen, die sich (natürlich) nicht an die Regeln hielten und deren Auftreten das Zeug hatte, alle Bemühungen derer, die sich tatsächlich bemühen, zu ruinieren. Apropos „geschrieben“ Im letzten Jahr wurde, glaube ich, so viel geschrieben wie nie zuvor. Keine Sicherheitskonzepte, aber dafür Hygienekonzepte, Schriften zur Erstellung von Hygienekonzepten, Ratgeber über Ratgeber. Wie viel davon am Ende dauerhaften Bestand haben wird, wird man sehen – nicht wenig wurde geschrieben, damit es unter einem Namen veröffentlicht werden konnte, vieles ist schon lange wieder vergessen – was nicht wirklich erstaunlich ist im Hinblick auf die rasante Entwicklung. „Vergänglichkeit“ ist dabei auch ein schönes Schlagwort – hier insbesondere die Vergänglichkeit der Lerneffekte. Dabei haben wir so viel lernen können und auch tatsächlich gelernt – es wäre doch schön, wenn wir uns dieses Wissen bewahren würden – für das nächste Mal oder auch für den ganz normalen Weiterbetrieb. Daher soll das MAGAZIN vielleicht vor allem auch eine Dokumentationsfunktion haben – einfach mal ein paar Sachen aufschreiben, vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen. Wobei – neben der Dokumentation wird es in dieser Ausgabe vor allem auch um Meinungen gehen – das ist der Vorteil, einfach selbst entscheiden zu
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Kurz hatte ich überlegt, diese Ausgabe die „Depri“-Ausgabe zu nennen. Wenn ich nun aber auf die Texte und das Engagement der Schreibenden schaue, dann bin ich eigentlich total positiv gestimmt und schaue optimistisch nach vorne.« können, was veröffentlicht wird. Wir haben keinen Druck von oben - niemand der uns vorschreibt, womit wir uns beschäftigen sollen (oder eben auch nicht). Wir bringen das MAGAZIN heraus mit Inhalten, die uns gut gefallen – in diesem Fall ist es neben der Sicherheit auch die Nachhaltigkeit und das Thema der psychischen Gesundheit in dieser Zeit, in dieser Branche, in dieser Branche in dieser Zeit. Kurz hatte ich überlegt, diese Ausgabe die „Depri“-Ausgabe zu nennen, weil ich mich – siehe oben – so viel geärgert habe und so frustriert über das ein oder andere war. Wenn ich nun aber auf die Texte und das Engagement der Schreibenden schaue, dann bin ich eigentlich total positiv gestimmt und schaue optimistisch nach vorne – nicht nur auf die Veröffentlichung des MAGAZINS, sondern auf die Entwicklung unserer Branche, die es am Ende doch immer wieder schafft, ein gutes Gefühl zu schaffen. Gespannt, was die Lesenden denken, Sabine Funk
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S
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Editorial
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#reorganisation Aufruf zur Förderung einer nachhaltigen Veranstaltungswirtschaft
Inhaltsverzeichnis / Impressum
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Was bisher geschah
06 Die 7. IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit
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#resilienz stay SOUND & CHECK yourself
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Neues & Interessantes
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#resilienz Start-Up in der Krise
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Im Interview: Hannes Heepmann
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Was bisher geschah
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#resilienz #wirlebenwaswirlehren
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IBIT Kurse & Seminare 2021
03 05
50 #reorganisation YOUROPE – The European Festival Association
22 #reorganisation Mit safesight die Kontrolle behalten 25
Strukturentwurf Sicherheitskonzept
37 #restart Restart aus juristischer Sicht
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#resilienz Das Nationale Fachgremium Crowd Management NFCM in der Schweiz
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In eigener Sache
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Buchrezensionen
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Über die Autoren dieser Ausgabe
38 #reorganisation Die Chance auf eine nachhaltige Veranstaltungswirtschaft
IMPRESSUM Herausgeber: IBIT GmbH Internationales Bildungs- und Trainingszentrum für Veranstaltungssicherheit Auguststr. 18, 53229 Bonn Telefon: +49 (0)228 / 42 99 26 90 kontakt@ibit.eu, www.ibit.eu Geschäftsführung: Sabine Funk, Christoph Heiliger Erscheinungsdatum: September 2021
Verantwortlich: Sabine Funk, Christoph Heiliger Redaktion: Sabine Funk Anzeigenleitung und -verkauf: Christoph Heiliger Titelbild: Farbton-Videos Gestaltung Inhalt: Serap Lannert (grafisches hilfswerk, Bonn)
UStIdent.Nr. 274137547 SteuerNr. 206/5926/0976 Amtsgericht Bonn: HRB 19223 Copyright: Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Broschüre und aller in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt. Nr. 08/2021
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#restart
DIE 7. IBIT FACHTAGUNG
VER ANSTALTUNGSSICHERHEIT Nach einem coronabedingten Ausfall in 2020 findet nun vom 19.-20.10.2021 die 7. Fachtagung Veranstaltungssicherheit statt – wieder im Olympiastadion Berlin, wieder mit insgesamt 6 Themensträngen und mehr als 24 Vorträgen, Diskussionen und Workshops. Und natürlich einer Vielzahl von Möglichkeiten zum Netzwerken und Austauschen.
Die jährliche IBIT Fachtagung ist die Netzwerkplattform des IBIT. Die Fachtagung beschäftigt sich mit relevanten und aktuellen Themen der Planung und Durchführung von Veranstaltungen sowie generellen Fragestellungen in Bezug auf die Planung für und den Umgang mit großen Menschenmengen. Hierzu treffen sich regelmäßig Ende des Jahres nationale und internationale Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis zu Fachvorträgen, Diskussionsrunden und Workshops. Im Vordergrund steht dabei nicht die Aneinanderreihung von Vorträgen, sondern die Diskussions- und Reflektionsmöglichkeiten und natürlich der (durchaus auch kritische) Austausch untereinander. Aus diesem Grund haben wir uns auch entschieden, dass es in diesem Jahr keinen separaten Messebereich mehr geben wird, sondern dass sich die Austeller:innen mit(ten) in den Netzwerkbereichen befinden, so dass ein kontinuierlicher Austausch möglich ist.
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DIE THEMENSTR ÄNGE • Neues aus der Forschung Wie in jedem Jahr schauen wir, was es Neues im Bereich der Sicherheitsforschung gibt.
• Learning from Disasters Ein Blick auf einige Ereignisse der Vergangenheit, aus denen wir Lehren für die Zukunft ziehen können (und müssen).
• Rechtliche Betrachtungen Ein Klassiker. Betrachtet werden sowohl aktuelle Entwicklungen unter rechtlichen Gesichtspunkten als auch relevante Änderungen in der Rechtsprechung.
• Alte und neue Bedrohungen Bevor Corona alles lahmlegte, war das Thema „Bedrohungslagen“ eines der meistdiskutierten Themen der Veranstaltungssicherheit. Die Herausforderungen haben sich zwischenzeitlich nicht geändert und es wird Zeit, wieder einen Blick darauf zu werfen, wie wir diesen Herausforderungen begegnen können.
• Aktuelle Entwicklungen Auch wenn es in der Veranstaltungswelt selbst vergleichsweise still war, wurde doch überall gearbeitet: an neuen Papieren, Projekten und Ideen. • Alltagsprobleme Da es in diesem Jahr keinen „best practice“ Strang gibt, werfen wir einen Blick auf all die Herausforderungen, die uns sicherlich auch nach dem Neustart wieder beschäftigen werden.
Fotos: Anke Hesse (3), Dirk Eisermnn (1)
DIE THEMEN U.A. • Gedränge Gedränge ist ein Wort, das im alltäglichen Kontext der Sicherheitsplanung häufig und in verschiedenen Kontexten genutzt wird. Aber was ist eigentlich tatsächlich ein „Gedränge“? Was passiert physikalisch und auch emotional? Unter anderem auf der Basis von Aussagen Betroffener schaut der Vortrag auf das Konstrukt „Gedränge“ und die sich hieraus ergebenden Konsequenzen für die Sicherheitsplanung
• Das Forschungsprojekt CrowdDNA – Technologies for Computer Assisted Crowd Management Informatiker, Psychologen und Biologen forschen daran, das Auftreten von lokal verdichteten Hotspots automatisch zu erfassen. Das Ziel: Mit Hilfe eines KI-basierten Softwareinstruments unkontrollierte Bewegungen von Menschenmengen frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Weiterführender Link
• Warteschlangenmanagement Im Rahmen des Forschungsprojektes Croma – Crowdmanagement in Verkehrsinfrastrukturen liegen nun belastbare Ergebnisse vor, die einige der bisherigen Annahmen zu diesem Thema durchaus in Frage stellen. Weiterführender Link
• Das Forschungsprojekt Normalise – Nicht-pharmazeutische Interventionen und Analyse des sozialen Kontextes für sichere Veranstaltungen Trotz der wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bedeutung von Events findet sich bislang kein wissenschaftlich anerkanntes Schema zur Bewertung von Konzepten zur
Wiedereröffnung. Dies liegt auch an den wechselwirkenden sozialen, technischen und organisatorischen Komponenten, die Events schon vor der SARS-CoV-2-Pandemie in der Planung und Durchführung komplex machten. Weiterführender Link • Das Forschungsprojekt SiSaMe – SImulations for Safety at Major Events Da bei der Planung von Großveranstaltungen sowohl der städtische Verkehr als auch die Bewegung der Menschenmengen untersucht werden müssen, ist eine Simulationssoftware, die auch beide Aspekte berücksichtigt, wünschenswert. Neben den software-technischen Zielen testet das Projekt die Vermittlung des erforderlichen Wissens, um die Simula tionswerkzeuge sachgerecht einzusetzen und die Simulationsergebnisse überprüfen Nr. 08/2021
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#restart
und interpretieren zu können. Weiterführender Link • „Faszination Massenpanik“ (Diskussionsrunde) – warum fällt es so schwer, den Begriff loszulassen? • Sie fragen – wir versuchen zu antworten Ein Klassiker der Fachtagung und Garant für spannende, themenoffene und durchaus auch kontroverse Diskussionen • Lehren aus der Loveparade Betrachtet man die Faktoren, die zu den Ereignissen geführt haben, ergeben sich eine Vielzahl von Ansätzen für Lehren, die hieraus zu ziehen sind. • Manchester Arena Attacks Die öffentliche Inquiry und der erste von drei Berichten werfen viele Fragen auf, die wir uns sicherlich selbst auch stellen müssen: Wissen wir genau, was in unseren Verträgen steht? Sind wir sicher, dass alle Beteiligten die gleiche Vorstellung einer Leistung / Zusammenarbeit haben? Sind unsere Prozedere eigentlich wirklich realitätsgerecht? • Corona – und was kommt jetzt? (Diskussionsrunde): Der große Druck, die Geschäfte wieder ans Laufen zu bringen, birgt die Gefahr, nach dem restart „einfach weiterzumachen“ – ohne sich auf die notwendigen Lehren zu besinnen. Wir wollen zumindest einige der notwendigen Gedanken für einen besseren #restart zusammentragen.
• „Und wir so?“ (Diskussionsrunde) – Unsere Branche ist nicht berühmt dafür, offen mit Fehlern umzugehen, um diese auch für einen Lerneffekt nutzen zu können. Wir versuchen herauszufinden, warum das so ist und warum wir uns so schwer damit damit tun, aus Fehlern zu lernen • Bedrohungslagen Auch, wenn es aktuell nicht im Mittelpunkt der Planung steht: es gibt allgemeine und konkrete Bedrohungen, die auch die Veranstaltungswelt betreffen. Diese reichen von Hackerangriffen bis hin zu tatsächlichen physischen Angriffen auf Veranstaltungen. • Umgang mit Bedrohungslagen Wie können wir uns vorbereiten? Wie können wir unser Publikum aber auch die Mitwirkenden schützen? Was können wir präventiv vorbereiten und was braucht es für einen „entspannten“ Umgang mit dem Thema? • Die Last Mile Während wir innerhalb des Veranstaltungsgelände vergleichsweise klare Prozedere und Verantwortlichkeiten haben, sieht es unmittelbar um das Gelände herum schon anders aus: wer ist verantwortlich für das, was „draussen“ passiert“? Gilt die Veranstaltung als Zweckveranlasser und was sind eigentlich die Möglichkeiten, die eine privater Veranstalter im öffentlichen Bereich hat?
• Zufahrtsschutzkonzepte Alle sprechen drüber, alle wollen sie haben – aber was ist eigentlich ein Zufahrtsschutzkonzept? Und braucht es tatsächlich immer die zertifizierte Lösung? • Bemessung des Sanitätsdienstes Klingt einfach - ist es aber nicht. Es geht um Algorithmen und Gefährdungsanalysen, um Befindlichkeiten und Sinnhaftigkeit. • Die neue DIN SPEC 77202 (Diskussionsrunde) – Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes: Wunsch oder Wirklichkeit? • Relevante Urteile und E ntscheidungen – und was sie für uns bedeuten Mal mehr mal weniger unter Beachtung in der Öffentlichkeit werden Urteile gesprochen, die auch für das, was wir tun relevant sind. Wir stellen einige dieser Urteile und Entscheidungen vor und geben auch Raum, diese zu diskutieren • Praktische Fragen und die (gar nicht so komplizierten) Antworten Manchmal sind die Lösungen einfacher, als man denkt – wenn man die richtigen Fragen stellt. Dies gilt auch für rechtliche Belange, von denen wir hier einige klären wollen – natürlich gerne auch unter Einbindung der Fragen der Teilnehmer: innen.
SPRECHER / SPRECHERINNEN U.A. • Bernd Belka, Special Security Services Deutschland
• Ronald Nippold, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
• Dennis Eichenbrenner, EVS Safety
• Malte Schönfeld, Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastropehenhilfe und Objektschutz
• Sabine Funk, IBIT GmbH • Univ.-Prof. Dr.-Ing. Juergen Gerlach, Bergische Universität Wuppertal, Lehrund Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik • Eric Kant, Phase01 Crowd Management • Prof. Chris Kemp, Mind over Matter Consultancy • RA Volker Löhr, kanzleiloehr
• Dr. rer. soc. Patricia M. Schütte, Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastropehenhilfe und Objektschutz • Jette Schumann, Forschungszentrum Jülich GmbH, Institute for Advanced Simulation Civil Safety Research
• Prof. Dr. Armin Seyfried, Forschungs zentrum Jülich GmbH, Leiter des Institutes for Advanced Simulation Civil Safety Research • Dr. Anna Sieben, Forschungszentrum Jülich, Leiterin der Abteilung „Sozialpsychologie der Fußgängerdynamiken“ am Institute for Advanced Simulation – Zivile Sicherheitsforschung (IAS-7) • RA Daniel Schlatter, Schlatter–Zahl– Kuhnt Rechtsanwälte • Thorsten Steubesand, ZST Security • Ralf Zimme, IBIT GmbH
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„DA S SCHWEIZER- K Ä SE - MODELL vergleicht Sicherheitsebenen mit hintereinanderliegenden Käsescheiben. Die Löcher im Käse wie etwa beim Emmentaler sind ein Bild für die Unvollkommenheit von Sicherheits- oder Schutzmaßnahmen in einem Sicherheitssystem. Die Käselöcher als Schwachstellen können unerwartet ihre Größe und Lage verändern. Bei einer ungünstigen Kombination vieler ursächlicher Faktoren entwickeln sich einzelne
Fehler zu Schäden, Unfällen oder katastrophalen Folgen. Im Modell liegen dann die Käselöcher auf einer Linie und es entsteht die „Gelegenheit zu einer Flugbahn“, so Reason, die alle Sicherheitsbarrieren überwindet.[1][2] Anstelle eines Modells kann der Schweizer Käse auch als nützliche Metapher aufgefasst werden.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer-K%C3%A4se-Modell [online abgerufen 20.08.2021]
Foto: Ian M MacKay - https://figshare.com/articles/figure/The_Swiss_Cheese_Respiratory_Virus_Defence/13082618, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia. org/w/index.php?curid=97096018
DA S HYGIENEKONZEPT ZUR FACHTAGUNG In Bezug auf das Thema Infektionsschutz und Hygiene halten wir es mit dem sog. „Schweizer-Käse-Modell“ von James Reason. Die Zusammenführung verschiedener Maßnahmen soll dazu führen, dass die Anwesenden eine gute und sichere Zeit auf der Tagung verbringen.
Das bereits erprobte Hygienekonzept des Olympiastadions wird ergänzt durch unsere eigenen Maßnahmen – hierzu gehört insbesondere unsere „doppelte“ 3G + Schnelltest Strategie. Das heisst, dass alle Teilnehmer:innen ganz grundsätzlich die 3G Vorgaben erfüllen müssen, dass wir darüber hinaus aber alle Personen bei Ankunft noch einmal einem Schnelltest unterziehen (wir alle wissen ja inzwischen, dass z.B.
geimpfte Personen weiterhin ansteckend sein können). Zusätzlich sorgen wir natürlich für eine ausreichende Frischluftzufuhr in den Räumen, eine unterstützende Luftreinigung und zahlreichen weiteren organisatorischen Maßnahmen. Natürlich stellen wir das Konzept allen Interessierten zur Verfügung.
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NEUES & INTERESSANTES
NEUES & INTERESSANTES
Zusätzlich zu unseren über das MAGAZIN verstreuten Blinklichtern „Das ist passiert“ stellen wir an dieser Stelle noch einmal nennenswerte Entwicklungen, Veröffentlichungen oder sonst wie Interessantes in den Fokus.
Veröffentlicht
Veröffentlicht
„Security for the Arena” – d er erste von 3 Reporten zu den „Manchester Arena Attacks“
Großveranstaltungen unter Pandemiebedingungen – Projektstudie
Unter dem Titel „Security for the Arena“ werden eine Vielzahl von Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Ereignisse vielleicht hätten verhindert werden können. Der Report zeigt Versäumnisse beim Betreiber, dem Sicherheitsdienst und der „British Transport Police“ sowie bei einer Reihe anderer involvierter Personen auf. Der Report: https:// manchesterarenainquiry. org.uk/report-volume-one/ Das Verfahren: www.manchesterarenainquiry.org.uk Der offizielle YouTube Channel zu den Anhörungen: www.youtube.com/channel/UCdWYYDnEbLUOyFsCaVhqlxw
Wie können künftig auch unter Pandemiebedingungen Großveranstaltungen stattfinden? Dieser Frage stellt sich das Amt Schenefeld mit einer Projektstudie für die „Erstellung von Hygienekonzepten für Großveranstaltungen“. Ziel der Studie ist es, eine systematische und umfassende Grundlage für die Durchführung zukünftiger Großveranstaltungen zu erstellen. Die Studie soll sowohl als Grundlage für künftige politische Diskus sionen über weitere Öffnungsschritte als auch als Informationsquelle für die Veranstaltungswirtschaft genutzt werden. Unter anderem bietet sie Verordnungsgebern, Genehmigungsbehörden und den Veranstaltungsunternehmen Praxishinweise und Checklisten, um künftige Planungen von Veranstaltungen zu erleichtern. Die Studie gibt es hier: www.kommunalesicherheit.de/#studie
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Veröffentlicht
In Bearbeitung
DIN SPEC 91414-1:2021-04 Mobile Fahrzeugsicherheitsbarrieren für Sicherheitsanforderungen Teil 1: Anforderungen, P rüfmethoden und Leistungskriterien
DIN SPEC 77202 – Anforderungen an Ordnungsdienstliche Leistungen bei Veranstaltungen
Die DIN SPEC orientiert sich in Inhalt und Aufbau an der aktuell meistreferenzierten Norm IWA 14-1 / 14-2 „Vehicle Security Bariers“ (www.iso.org/standard/64736.html) sowie den Vorgaben der Deutschen Hochschule der Polizei. (www.dhpol.de/microsite/ pti/medien/downloads/richtlinien/technische-richtlinien/mobilefahrzeugsperren/2019-06-26_TR-mobile-Fahrzeugsperren_V0.8.pdf) und beschäftigt sich in diesem ersten Teil vorrangig mit den technischen Anforderungen an die Systeme.
Noch bis zum 24.08.2021 ist es möglich, den aktuellen Geschäftsplan für die DIN SPEC 91414-2 Anforderungen an die Planung für den Zufahrtschutz zur Verwendung von geprüften Fahrzeugsicherheitsbarrieren zu kommentieren und dem Konsortium beizutreten www.din.de/de/forschung-und-innovation/din-spec/allegeschaeftsplaene/wdc-beuth:din21:335189261?fbclid=IwAR3IO04a ZFFWAVom-hPCXEorGsmxs1bY7S8nllVT2Kk4hfcIcvtPN64e4FM
Basierend auf den Ergebnissen des Forschungsprojektes ProVOD – Professionalisierung des Veranstaltungsordnungsdienstes (www.provod. uni-wuppertal.de) und der Arbeitsgruppe Veranstaltungsordnungsdienst beim BDSW (www.bdsw.de/presse/ bdsw-pressemitteilungen/ bdsw-partner-fuer-professionellen-veranstaltungsordnungsdienst) wird zur Zeit eine DIN SPEC zum Thema erarbeitet. Unter dem Titel DIN SPEC 77202 – Anforderungen an Ordnungsdienstliche Leistungen bei Veranstaltungen werden Anforderungen definiert, wie die Qualität der bei Veranstaltungen arbeitenden Ordnungsdienstkräfte verbessert werden kann. Link zum Geschäftsplan: www.din.de/de/forschung-und-innovation/din-spec/allegeschaeftsplaene/wdc-beuth:din21:335522690
Ihr technischer Dienstleister für: Live-Entertainment, Corporate Event, Touring, Streaming & Rental www.eventures-gmbh.de
#discoveryourevents Nr. 08/2021
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#restart
Im Interview: HANNES HEEPMANN von Michael Kellenbenz
„Auf eine bessere Weiterfahrt“ – Hannes Heepmann im Interview mit Michael Kellenbenz (FahrradGarderobe) zum Thema „Neustart der Veranstaltungsbranche nach dem Corona bedingten Lockdown…“
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enn ein Fazit am Ende des Interviews lautet „so einfach wie nie“, lässt es sich eigentlich entspannt zurücklehnen. Hannes Heepmann aus Hamburg macht sich aber weder die Dinge leicht, noch platziert er für sich und andere bequeme Lehnstühle in der Veranstaltungswelt.
Hannes Heepmann interviewte uns in Zeiten hoher Inzidenzzahlen für seine Bachelorarbeit mit der Überschrift „Neustart der Veranstaltungsbranche nach dem coronabedingten Lockdown und dem damit verbundenen Wegfall der Beschäftigungsgrundlage – eine Analyse der Folgen einer Pandemie für das Projektmanagement und die Personalführung und -entwicklung in der Veranstaltungsbranche“. Jetzt, wo seine mit der Note 1,7 erfolgreiche Arbeit vorliegt, befragen wir ihn.
Hannes, in deiner Bachelorarbeit befasst du dich mit zwei sehr auch ohne Pandemie schon komplexen Themenfeldern: Projektentwicklung und Personalmanagement in der Veranstaltungs branche. W oher kam für dich als Neuling der Impuls, diesem Themenfeld mal gründlich auf den Grund zu gehen? Grundsätzlich kam der Impuls aus meiner aktuellen beruflichen Tätigkeit in der Veranstaltungsbranche. Es gibt ja viele Ansatzpunkte für die Themenfindung einer Abschlussarbeit, für mich war allerdings wichtig, dass ich mich mit dem Thema gut identifizieren kann und auch schon erste eigene Erfahrungen sammeln konnte. Mein Werkstudentenjob bei der eventteam GmbH hat mir da einige Einblicke geben können,
gerade im Bereich der direkten Veranstaltungsumsetzung. Da habe ich schnell gemerkt, dass der Erfolg einer Veranstaltung mit der vorbereitenden Planung und dem Personal vor Ort steht und fällt. Es lag also nahe, diese beiden Felder als – meiner Ansicht nach – wichtigste Standbeine der Veranstaltungsbranche genauer zu untersuchen. Und für eben diese Bachelorarbeit hast du neben der Recherche auch viele persönliche Interviews mit Akteur:innen aus der Veranstaltungsbranche geführt. Gab es in den Gesprächen inhaltlich überraschende Aussagen, die du aus deiner Perspektive so nicht erwartet hattest?
Der Fachkräftemangel war bereits vor der Pandemie ein Thema in der Branche und hat sich durch Corona nun zugespitzt. Deshalb war seit Beginn der Pandemie eines meiner wichtigsten Ziele, mein Team zusammen zuhalten. Mit allen MitarbeiterInnen sind wir im ständigen Austausch, suchen Lösungen und sind für sie persönlich da. Die stürmischen Zeiten haben uns aber vor allem gezeigt, was für ein leistungsfähiges und gefestigtes eps-Team wir haben, welches wir für den Re-Start 2022 gerade weiter ausbauen.« Celine Kühnel, Geschäftsführerin eps GmbH
Wer ist HANNES HEEPMANN
Foto: Heepmann
Hannes Heepmann hat es schon während seiner gar nicht so weit zurück liegenden Schulzeit nicht ausgereicht, Veranstaltungen einfach Veranstaltungen sein und bleiben zu lassen. Denn da hängen doch überall Strippen auf vielerlei Ebenen an denen sich arbeiten lässt. Und vielleicht, so dachte sich Hannes schon früh, finden sich sogar ein paar lehrreiche Stolperfallen von der ersten Veranstaltungsidee bis zur fertigen Planung und schließlich der erfolgreichen und sicheren Umsetzung. Folgerichtig hat Hannes in jungen Jahren nicht nur aktiv an der K onzeption und Umsetzung vieler Veranstaltungen mitgewirkt. Auch während seines „Business Administration“-Studiums hielt Heepmanns werkstudentische Tätigkeit in der Veranstaltungsbranche den Kontakt zur Materie weiter lebendig. Das Studium und seine Bachelorarbeit hat Hannes erst im April 2021 erfolgreich abgeschlossen. Spannendes und hochaktuelles Thema sind die durch die Pandemie bedingten Veränderungen im Personal- und Projektmanagement in der Veranstaltungsbranche.
Eure Anwälte und Mediatoren
im Veranstaltungsrecht Gerne unterstützen wir Euch mit unserem juristischen Fachwissen und unserer langjährigen praktischen Erfahrung in der Begleitung von Veranstaltungen:
Rechtsberatung im Veranstaltungsrecht Vertragsgestaltungen und AGB Beratung bei der Erstellung rechtskonformer Sicherheits- und Hygienekonzepte Rechtliche und fachliche Prüfung von Veranstaltungs-, Sicherheits-, Hygiene-, Verkehrs- und Rämungskonzepten Gutachten zu veranstaltungsrechtlichen Fragen Moderation bei Genehmigungsverfahren Begleitung veranstaltungsrechtlicher Verwaltungsverfahren Seminare für Sicherheits- und Hygienerecht
Grundsätzlich die Aussagen zur Nutzung von digitalen und technischen Werkzeugen. Ich hatte zum besseren Verständnis der Situation der Branche auch verschiedene Trends und Phänomene innerhalb der Branche betrachtet. Neben einem herrschenden Fachkräftemangel war die digitale Transformation der Branche Hauptbestandteil der Analyse. Hier hatte ich mehr Fortschritt erwartet, gerade im Bereich des Ticketing und der Informationsversorgung der Teilnehmenden. Das mag jedoch daran liegen, dass wenige Veranstaltungsagenturen eine eigene Innovationsabteilung haben, die sich auf die Entwicklung neuer und wirkungsvoller Tools spezialisiert, welche zusätzlich auch einen umfassenden Anwendungsbereich haben.
Arbeits- und Sozialrecht Auszug Bachelorarbeit: „Es gibt kein Tool für alle Anwendungen, nur für kleine Bereiche in der Branche. Ein digitales Tool in der Veranstaltungsbranche muss allerdings breit anwendbar sein, da die Vielfalt der Veranstaltungen für vielfältige Bedürfnisse sorgt. Digitale Elemente haben also ihre Grenzen, wenn sie nicht darstellen können, was gewünscht ist und sind dadurch nur Ergänzungen, da sie unsere Bedürfnisse nicht vollständig erfüllen können.“
Besucht uns auf der
19.-20.10.2021 im Olympiastadion Berlin
Schlatter-Zahl-Kuhnt Rechtsanwälte Schneckenburgstraße 11d 78467 Konstanz Tel.: +49 (0)7531 282 11 50 www.schlatter-zahl-kuhnt.de folgt uns auf facebook
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#restart
Wir sind in der glücklichen Situation unsere Expertise in anderen Bereichen eingebracht zu haben und konnten den Großteil unserer eigenen Kräfte mit Hilfe der staatlichen Unterstützungsprogramme halten. Nunmehr, mit einem kleinen bisschen Licht am Ende des Tunnels, konnten wir sogar einige der anderweitig abwandernden Mitarbeiter in der Dienstleistung kurzzeitig aufnehmen (Gastronomie, Flugbegleitung) und in fachfremden Bereichen (Impfzentrum, Diagnoseeinrichtung, Schnelltestzentren) einsetzen. Die Schwierigkeit sehen wir darin, geeignetes Personal in der richtigen Anzahl zu finden und entsprechend zu qualifizieren, wenn es wieder „laut und bunt“ wird. Die Themen sind zum Einen „der Mensch“, der von allen Dienstleistern gleichermaßen gesucht wird, sowie auch Kosten und natürlich Zeit die Neuen qualifiziert einzusetzen.« Martin Houbé, Geschäftsführer Special Security Services Deutschland GmbH
Im Interview: HANNES HEEPMANN Wenn du auf deine eigenen Beobachtungen, Recherche und Interviews zurückschaust: Hast du das Gefühl bekommen, dass „die“ Veranstaltungsbranche, sowohl digital als auch analog, eher kreativ mit dieser Krise umgegangen ist oder schien sie überfordert? Teilweise kreativ und teilweise überfordert, würde ich sagen. Es gab viele Akteure, die schnell und konsequent reagiert haben, beispielsweise mit neuen Veranstaltungsformaten oder mit dem Angebot von mit der Branche verwandten Produkten, aber auch bei der Entwicklung von Hygienekonzepten. Gerade in diesem Bereich waren auch die der Veranstaltungsbranche nahen Branchen Hotellerie und Gastronomie sehr pragmatisch ausgerichtet. Es gab aber auch Stimmen, die sich gegen die Veränderungen der klassischen Veranstaltungskonzepte ausgesprochen haben und keine virtuellen oder hybriden Veranstaltungen angeboten haben. So ein Festhalten an Bekanntem und Bewährtem resultiert häufig auch aus einer Überforderung mit der Gesamtsituation.
Auszug Bachelorarbeit:
Auszug Bachelorarbeit:
„Die Veranstaltungsbranche ist voll mit Menschen, die aus einer intrinsischen Motivation heraus Projekte umsetzen wollen und bereit sind, dafür Herausforderungen in Kauf zu nehmen. Diese Einstellung ist bei der Bewältigung dieser Krise und der zukunftsgerichteten Veränderung der Branche ein wichtiger Bestandteil.“
„Die Veranstaltungsbranche kann als ein fahrendes Auto bezeichnet werden. Auftretende Schäden (Probleme) werden während der Fahrt mit Dingen (Lösungen) vom Straßenrand repariert. Die Menschen in dem Auto sind bei dieser Art der Problemlösung sehr kreativ, daher ist die Fahrt des Autos nicht wirklich in Gefahr. Doch durch die Pandemie wurde der Zugriff zu Treibstoff (Aufträge) radikal unterbunden und das Auto war gezwungen die Fahrt zu stoppen. Somit wurde keine Strecke zurückgelegt, bzw. es wurden keine Umsätze generiert. Dies ist kein erstrebenswerter Zustand, allerdings war er unausweichlich. Doch da das Auto jetzt steht, können Schwachstellen beispielsweise an den Reifen und der Karosserie, also der strukturellen Basis, behoben werden, um eine bessere Weiterfahrt zu ermöglichen. Weiterhin können neue Mitfahrende (Fachkräfte) angeworben und aufgenommen werden, der Einstieg ist wortwörtlich und im übertragenen Sinne so einfach wie nie.“
Würdest du heute nach deinen Erfahrungen und den geschilderten Einblicken Berufseinsteiger:innen 2021/2022 eine Ausbildung in der Veranstaltungsbranche empfehlen? Auf jeden Fall! Der Fachkräftemangel, der durch die Pandemie noch verstärkt wurde, und die aufbrechenden Strukturen (Veranstaltungskonzepte, Teams, Hierarchien) geben viel Raum für motivierte und engagierte Menschen, einen Platz zu finden und auch aktiv die anstehenden Veränderungen zu begleiten und zu gestalten.
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WA S B I S H E R G E S C H A H
WAS BISHER GESCHAH 2020/2021 (ITA) Bürgermeisterin Turins zu Bewährungsstrafe verurteilt
Facebook “f ” Logo
CMYK / .eps
Facebook “f ” Logo
CMYK / .eps
(USA) Schadensersatz für Artisten nach Einbruch von Bühnenaufhängung
02. 04.
12. 22.
Nach einer Demonstration gegen eine AfD-Veranstaltung in Henstedt-Ulzburg wurde ein Aktivist von einem Auto angefahren und schwer verletzt.
01. 08.
10. 18. 12. 01.
Überfahrtat in Fußgängerzone in Trier Bei einer Überfahrtat in der belebten Einkaufsstraße Simeonstraße fuhr ein 51-jähriger Mann mit Hinweisen auf ein „psychisches Krankheitsbild“ in Schlangenlinien offenbar wahllos Menschen an. Dabei tötete er fünf Personen.
01. 27.
Auto fährt nach Kundgebung in Menschengruppe
Neun Artistinnen wurden nun 52 Mio. US-Dollar Entschädigung zugesprochen, nachdem sie 2014 bei einer Aufführung in Rhode Island (USA) teils schwer verletzt wurden. Während der Veranstaltung brach eine Aufhängung in der Hallendecke, wodurch die Frauen sieben Meter in die Tiefe stürzten.
Nachdem bei einer Public-Viewing-Veranstaltung am 03.06.2017 in Turin (ITA) 2 Menschen starben und mehr als 1.500 verletzt wurden, wurden nun die Bürgermeisterin Turins, der ehemalige Polizeichef sowie drei weitere Personen zu Bewährungsstrafen verurteilt. Gegen Ende des Champions-League-Finales 2017 wurden in der Zuschauermenge Feuerwerkskörper gezündet und Pfefferspray versprüht, worauf viele der Anwesenden schlagartig versuchten, das Gelände zu verlassen. Mangelnde Fluchtwege und ein fehlendes Glasflaschen-Verbot hatten die hohe Anzahl an Verletzten damals begünstigt.
(ITA) Parkplatzeinsturz in Neapel Teile eines Krankenhausparkplatzes in Neapel stürzten am Morgen des 08.01. in sich zusammen. Mehrere Fahrzeuge stürzten in das entstandene, etwa 20 Meter tiefe Loch. Die Stromversorgung des Krankenhauses war durch den Vorfall für einige Zeit unterbrochen, konnte aber mit Generatoren weiter gewährleistet werden.
(AUT) Fans wollen Beamten für Einkesselung von Fangruppe zur Verantwortung ziehen
1.300 Fans des österreichischen Fußballvereins SK Rapid Wien wurden im Dezember 2018 auf ihrem Weg ins Stadion festgesetzt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fand über mehrere Stunden hinweg eine Identitätsüberprüfung statt. Fünf Fans wollen den zuständigen Chef des Wiener Polizeikommissariats zur Verantwortung ziehen.
Nachdem Fans des englischen Erstligisten Manchester United wiederholt gegen die EigentümerFamilie Glazer protestierten, musste das Spiel gegen den FC Liverpool abgesagt werden. Etwa 200 Anhänger drangen über einen Tunnel bis zum Spielfeld vor und zündeten Leuchtfackeln
23.05 .
24.05.
Etwa 1.500 Sitzplätze des S tadions von Manchester United wolle man in Rail Seats umwandeln. Der Traditionsclub suche derzeit nach einer Firma, die das Safe Standing zur neuen Saison installiert. B ereits mehrere englische V ereine bereiteten sich in der Vergangenheit d arauf vor, dass das seit der HillsboroughKatastrophe geltende Stehplatzverbot in den nächsten Jahren gekippt werden könne.
(ENG) Spiel von Manchester United gegen den FC Liverpool aufgrund von Fan-Protesten abgesagt
Ausschreitungen nach Aufstieg des VfL Bochum Etwa 6.000 – 7.000 Menschen versammelten sich am 23. Mai trotz Verboten im Umfeld des Bochumer Stadions um den Aufstieg des VfL Bochum zu feiern. Die Polizei ahndete zahlreiche Verstoße. Darunter fielen illegales Abrennen von Pyrotechnik, Sachbeschädigung und Angriffe auf die Ordnungskräfte. Acht Polizistinnen und Polizisten wurden verletzt.
Nach einer weitestgehend friedlichen Aufstiegsfeier von etwa 6.000 Anhänger:innen des FC Hansa Rostock im Innenstadtbereich, kam es in der Nacht zu Sonntag zu Ausschreitungen. Eine Gruppe von etwa 250 Personen randalierte im Rostocker Stadtteil Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Ein mobiler Verkaufsstand sowie mehrere Mülltonnen wurden in Brand gesetzt. Außerdem wurden Polizei und Feuerwehr mit Pyrotechnik und Flaschen angegriffen
(ENG) Fan stürzt in London von Tribüne Unmittelbar nach dem Anpfiff des EM-Spiels England gegen Kroatien im Wembley-Stadion stürzte ein Zuschauer von einer Tribüne auf die darunterliegenden Sitzreihen. Der Verletzte sei zunächst im Stadion medizinisch betreut und danach in kritischem Zustand in ein Krankenhaus eingeliefert worden.
(CHN) 21 Tote nach Gebirgs-Marathon in China Mindestens 21 Teilnehmer:innen eines Gebirgs-Marathons in der Region Gansu (China) kamen ums Leben, mindestens acht weitere wurden verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Läufer:innen wurden von einem Temperatursturz, Eisregen und Sturmböen überrascht. 1.200 Helfer beteiligten sich an der Rettungsaktion.
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Der dänische Spielmacher Christian Eriksen e rlitt kurz vor Ende der ersten Halbzeit des EM-Spiels Dänemark gegen Finnland auf dem Spielfeld einen Herzstillstand und musste auf dem Feld reanimiert werden. Nach den erfolgreichen Wiederbelebungsmaßnahmen w urde Eriksen in ein Krankenhaus e ingeliefert. Nach knapp zwei Stunden Unterbrechung wurde das Spiel anschließend wieder fortgesetzt.
Über 4.000 Menschen fanden sich am 16. Mai 2021 vor dem Stadion des Drittligisten ein, der nach dem Heimsieg gegen Türkgücü München nächste Saison in der 2. Bundesliga spielt. Nach Spielschluss kam es zu massiven Ausschreitungen, bei denen Polizisten und Medienvertreter angegriffen wurden. Insgesamt wurden 185 Polizisten verletzt, 40 Männer verhaftet und 103 Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung geahndet.
Ausschreitungen nach Aufstieg des FC Hansa Rostock
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(DK) Christian Eriksen erleidet Herzattacke während eines EM-Spiels
Aufstieg von Dynamo Dresden löst Polizei-Großeinsatz aus
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(ENG) Old Trafford-Stadion erhält Erlaubnis für Safe Standing-Bereich
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Motorschirmflieger landet vor EM-Spiel in Münchener Allianz Arena Vor dem Anpfiff des EM-Spiels zwischen Deutschland und Frankreich landete ein Greenpeace-Aktivist mit einem motorbetriebenen Segelschirm auf dem Stadionrasen. Zuvor touchierte er eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach und kam ins Trudeln. Mindestens zwei Personen wurden verletzt. Ein Greenpeace-Sprecher betonte, dass der Segelflieger lediglich einen Ball über dem Stadion abwerfen wollte und nur durch ungünstige Windverhältnisse im Stadion landen musste. Nr. 08/2021
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#resilienz
#wirlebenwaswirlehren Zum Beginn der Pandemie veröffentlichte IBIT Geschäftsführerin Sabine Funk einen Artikel über Kontinuitätsmanagement und die Chance, gestärkt aus Krisen hervorzugehen – Ein Jahr später nimmt sie sich den Artikel erneut vor und blickt vor allem auf die Entwicklung des IBIT in dieser Zeit.
Quelle: IBIT GmbH „Der Eintritt eines Stör- oder Schadenfalles stellt für Unternehmen eine umfassende Belastung dar. Dies ist für Veranstaltungen und Veranstalter nicht anders als für andere Industriebereiche.“ So beginnt der Artikel zum Betrieblichen Kontinuitätsmanagement im BaSiGo Guide – und so begann auch der damalige Artikel (www.allbuyone. com/de/lp/auswirkungen-corona-virus/ kontinuitaetsmanagement-als-praeventiveschadensbewaeltigung.html) und jetzt, ein Jahr später, muss man wohl sagen: ja, das ist so.
ein Ereignis, das jemand anderem in einem fremden Land passiert ist und denkt sich „Hätte man sich darauf nicht vorbereiten müssen?“. Diese Frage wurde spannenderweise im letzten Jahr recht wenig diskutiert – die Branche hat sich zwar erschüttert, nicht aber besonders selbstkritisch gezeigt. Nun muss man natürlich trennen: Nein, auf eine Entwicklung dieses Ausmaßes hätten wir uns wohl nicht wirklich vorbereiten können – aber dennoch sind so ein paar Sachen übriggeblieben, von denen man jetzt denken würde „Hätte…“
Die meisten kannten das Gefühl vorher nur aus der Tagesschau: man schaut auf
„Hätte man“ nicht eigentlich immer schon mehr über das Thema „Hygiene“ nachden-
ken müssen? „Hätte man“ nicht eigentlich immer schon mal über das eigene Geschäfts- / Arbeitsmodell nachdenken müssen? „Hätte man“ sich nicht eigentlich immer schon unabhängiger machen müssen von dem einen Großauftrag / dem einen Kunden / dem einen Dienstleister?
„Die Branche hat sich zwar erschüttert, nicht aber besonders selbstkritisch gezeigt“ In diesem Artikel blicken wir einfach mal auf uns selbst und schauen anhand eines anderen Artikels, den ich zu Beginn der
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Pandemie geschrieben habe und für den ich durchaus auch negatives Feedback bekommen habe („jaja, auf dem Papier ist ja immer alles leicht gesagt – sei Du mal in meiner Position“), wie wir durch das Jahr gekommen sind. Der Vollständigkeit halber möchte ich an dieser Stelle aber durchaus noch einmal erwähnen, dass die Idee der Kontinuitätsplanung nicht von uns erfunden wurde, um besonders überschlau dazustehen – sondern dass es sich um einen weltweit anerkannten und umgesetzten Managementstandard handelt, der unter anderem dafür sorgt, dass es nicht deutlich mehr Kraftwerksunfälle gibt und dass in den meisten Fällen in Krankenhäusern auch das richtige Bein operiert wird. Kurz: es handelt sich um einen professionellen Standard, der Anfälligkeiten aufdeckt, der die Frage nach relevanten Prozessen stellt und damit das Handwerkszeug vermittelt, Schäden oder Krisen nicht nur zu überstehen, sondern auch, tatsächlich gestärkt aus einer solchen Situation herauszukommen.
Kontinuitätsplanung beschäftigt sich mit der Frage des Geschäfts fortbestandes trotz eines eingetretenen Schadens sowie der (gestärkten) schnellen Rückkehr zur Normalität.«
Am Beginn des Prozesses steht immer die Frage nach der Anfälligkeit. Warum, wodurch sind wir anfällig? In welchen Bereichen? Und in welchen Bereichen ist diese Anfälligkeit besonders relevant?
„Business Impact Analysis“ (BIA) oder auch „Schadenrelevanzanalyse“ beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkung ein Ereignis auf unsere Geschäftstätigkeit hätte und welche der unterschiedlichen Geschäftstätigkeiten diejenigen sind, die unbedingt aufrechterhalten werden müssen“. Für das IBIT bedeutete dies, sich noch einmal mit den eigenen Geschäftsfeldern auseinanderzusetzen: Bildung, Beratung, Forschung, dazu das MAGAZIN und die Fachtagung … Dabei ging es um zwei Fragen: mit welchen verdienen wir das Geld, um das IBIT am Laufen zu halten und welche sind uns besonders wichtig? Für uns waren die Antworten unerfreulicherweise nicht so einfach: natürlich sind uns die Seminare, mit denen wir einen Anteil des für den Geschäftsbetrieb notwendigen Geldes erwirtschaften, wichtig und natürlich stecken wir all unser Wissen und Können in jeden Beratungsauftrag – aber
Quelle: IBIT GmbH die tatsächlichen „Herzblutprojekte“ sind die, die überhaupt kein Geld bringen: die Fachtagung und das MAGAZIN. Innerhalb dieser Betrachtung kam auch noch einmal das Geschäftsfeld „Forschung“ auf den Tisch: Mit Forschung verdient man als Vertreterin der Wirtschaft kein Geld. Die Förderquote liegt durchschnittlich bei 60% der Kosten – alleine das Forschungsprojekt ProVOD hat uns in den 3 Jahren (sehr) hohes 5stelliges Geld gekostet. Hier wurde schnell klar: auch, wenn die aktuellen „Calls“ vermutlich erst nach der Pandemie realisiert werden, werden wir ja auch Zeit brauchen, uns wieder zu konsolidieren –
also haben wir einige wirklich interessante Beteiligungsanfragen abgelehnt. Wohl wissend, dass wir sicherlich inhaltlich viel dazu hätten beitragen können, wohl wissend, dass die Beteiligung an Forschungsprojekten natürlich auch gut für unsere eigene Weiterentwicklung ist. Im Nachhinein, jetzt, da ich weiss, dass wir „ok“ durch die Zeit gekommen sind, bereue ich diese Entscheidung natürlich – was allerdings wiederum auch ein wirklich guter Lerneffekt ist… Um das Geschäftsfeld Bildung aufrecht zu erhalten, haben wir alles an Elan und Kreativität in die Runde geworfen, was ging: Wir haben neue Inhalte entwickelt, Nr. 08/2021
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#resilienz
In dem zugrundeliegenden Artikel hieß es hierzu: Ein Aufdecken dieser Anfälligkeiten kann helfen, einen Rahmen für den Aufbau organisationaler Resilienz zu schaffen, der nicht nur eine effektive Schadenbewältigung unter Berücksichtigung der Sicherheit aller Beteiligten garantiert, sondern auch die Fortführung des Unternehmens / der Veranstaltung sicherstellt (vgl. BS 25999; ISO 22301) und der im besten Falle dazu führt, gestärkt aus der kritischen Lage hervorzugehen.
• Ziele des Unternehmens / der Organisation: ist das Erreichen der Ziele insgesamt gefährdet – oder nur einiger Teilziele?
Ein wesentlicher erster Schritt im Rahmen des Kontinuitätsmanagements ist die Schadenrelevanzanalyse (Business Impact Analysis). Hierbei werden quantitative und qualitative Einflussgrößen bestimmt, welche die potentiellen Effekte und Verluste beim Eintritt von Störungen oder Schäden beschreiben.
• zeitliche Abläufe und Fristen: wie viel Zeit habe / brauche ich, um was wiederherzustellen? Was ist die Maximal Tolerierbare Ausfallzeit (s.u.)? Wie viel Zeit muss ich „aushalten“ / überbrücken? Welche Verzögerungen ergeben sich und was sind die Konsequenzen dieser Verzögerung?
Eine der grundlegenden Annahmen der BIA ist, dass jeder Prozess einer Organisation zwar von der Funktion jedes anderen Prozesses abhängig ist, aber einige davon weniger verzichtbar sind als andere.
• Usw.
Es geht also nicht nur um die vordergründige Frage, wieviel Geld durch den verlorenen Auftrag fehlt, sondern auch die hieraus kaskadierenden Effekte: Freisetzen / Kündigen von wichtigen Mitarbeitern / Mitarbeiterinnen, fehlende Ressourcen für nachfolgende Aufträge usw. Auch gehören dazu z.B. Überlegungen in Bezug auf das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit: will ich einen Dienstleister, der bei Wegfall nur eines Auftrages bereits in die Knie geht? Und: was weiß ich eigentlich über meine Dienstleister? Was ist, wenn ich es (vergleichsweise) gut durch die Krise schaffe, dann aber nicht mehr auf das Wissen, das Können und die Erfahrungen meines bisherigen Dienstleisters zurückgreifen kann? Kann ein anderer Dienstleister einspringen oder brauche ich diesen einen, diesen speziellen? Relevanz hat oftmals etwas mit Abhängigkeiten zu tun – und stellt in diesem Zusammenhang natürlich dann auch immer eine große Anfälligkeit dar. Um die tatsächliche Relevanz eines Schadens / einer Geschäftsunterbrechung zu bewerten, müssen alle Geschäftsprozesse dahingehend überprüft werden, welche Konsequenzen ihr Ausfall haben würde in Bezug auf:
• Produkte / Angebote / Dienstleistungen: welche sind wichtig? Welche sind verzichtbar? Welche bringen den größten Gewinn? • Stakeholder: wer sind die Partner? Was passiert, wenn diese ausfallen / nicht liefern können etc.?
Sind alle Auswirkungen herausgearbeitet, müssen die folgenden Fragen beantwortet werden: • Welche Prozesse haben (aus ganz unterschiedlichen Gründen) die höchste Priorität und müssen unbedingt aufrechterhalten werden? • Welche Maßnahmen sind dafür notwendig? • Welche Ressourcen werden dafür mindestens benötigt?
Maximal Tolerierbare Ausfallzeit (MTA) Bei der Wiederaufnahme oder Wiederherstellung gestörter Prozesse ist die Zeit ein wichtiger Faktor. Die Maximale Tolerierbare Ausfallzeit beschreibt den Zeitrahmen, in dem die Aktivität wieder anlaufen muss, bevor der Ausfall dem Unternehmen (oder der Veranstaltung) nachhaltig schadet. Kontinuitätsmanagement beschäftigt sich mit der Frage des Geschäftsfortbestandes trotz eines eingetretenen Schadens sowie der (gestärkten) schnellen Rückkehr zur Normalität. Ein gutes Kontinuitätsmanagement stellt sicher, dass Abläufe robust und Organisationen resilient genug sind, um Kaskadeneffekte durch negative Ereignisse abzufedern – basierend auf dem Grundgedanken: „Sicherheit bedeutet, Schäden bewältigen zu können“.
neue Seminarformen. Auch hier kam schnell die Frage auf: was ist mit den Kursen, die nicht so gut laufen? Die, mit denen wir gerade mal die Kosten decken? Machen wir die „in dieser Zeit“ trotzdem? Zu diesem Zeitpunkt haben wir die Diskussion unterbrochen und sind noch einmal einen Schritt zurück gegangen: die Geschäftsfelder waren klar, aber was sind unsere Ziele? Und was sind unsere Ziele in dieser Zeit? Wir wollten überleben, klar und kein Mitarbeiter, keine Mitarbeiterin sollte entlassen werden. Aber: wir wollten uns auch nicht von unserem ganz grundlegenden Ziel trennen: dem Wissensaustausch und dem Informationstransfer. Diese Diskussion hat uns geholfen, die notwendigen Entscheidungen zu treffen: Ja, wir halten auch in diesen Zeiten an unserem Kursangebot fest, ja, wir versuchen eine Fachtagung. Die Entscheidung gegen ein zweites MAGAZIN in 2020 wurde aufgefangen durch unsere „solidarischen Schulungen“). Dass im Nachhinein nicht alle Ideen super brilliant waren und / oder sich auch umsetzen ließen, steht dabei auf einem anderen Blatt: wichtig war, dass wir gemeinsam als Team noch einmal sehr genau auf unsere Geschäftsfelder und -prozesse geschaut haben, dass wir alles hinterfragt und auf den Kopf gestellt und dass wir dann sehr bewusste und proaktive Entscheidungen getroffen haben.
„Wichtig war,dass wir gemeinsam als Team noch einmal sehr genau auf unsere Geschäftsfelder und -prozesse geschaut haben, dass wir alles hinterfragt und auf den Kopf gestellt und dass wir dann sehr bewusste und proaktive Entscheidungen getroffen haben“ Über die Schadenrelevanzanalayse (wo / wie trifft uns die Pandemie am meisten? Welche unserer Kunden und Kundinnen sind besonders betroffen, welche nicht) haben wir uns noch einmal auf das IBIT selbst fokussiert: ein wichtiger Schritt , um am Ende tatsächlich gestärkt aus dieser Krise hervorgehen zu können. Dazu gehört auch, dass wir uns über Anfälligkeiten Gedanken machen: was macht unsere Branche, das IBIT, uns als Menschen besonders anfällig für die Einwirkungen? Dabei ging es nicht nur um vordergründige Fragen, wieviel Geld durch den verlorenen Auftrag / die ausgefallenen Schulungen fehlt, sondern auch die hieraus kaskadierenden Effekte: können wir das Team halten? Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des IBIT selbst, die Referenten und Referentinnen? Denn diese Anfälligkeit war uns von Anfang an
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klar: Das IBIT lebt von den Menschen, die den Gedanken in die Tat umsetzen. Das ist als Idee toll, als Geschäftsmodell aber extrem anfällig. Also haben wir geschaut; was braucht der / die einzelne? Viele Gespräche oder Ruhe? Freie Tage, um den Kopf klar zu kriegen Homeoffice oder den (wenn auch reduzierten) Betrieb im Büro? Auch wir haben auf Kurzarbeitergeld zurückgegriffeninsbesondere durch den Ausfall der meisten Seminare war ja trotz aller kreativen Ideen nicht mehr viel zu tun. Das war objektiv gut, weil es einiges an finanziellem Druck aufgefangen hat, hat aber „ein schlechtes Gefühl“ mit sich gebracht, das aufgefangen werden musste. Das IBIT lebt von den Menschen, die die IBIT Idee leben – auf allen Ebenen. Und auch das war wichtig, das noch einmal explizit auszusprechen, denn letztendlich hat das dazu geführt, dass wir eine zusätzliche Ausbildungsstelle geschaffen und eine freigewordene Stelle auch sofort wieder besetzt haben. Auch die Referenten und Referentinnen haben eine kleine Honorarerhöhung bekommen. Es war uns vollkommen klar, dass ein kurzfristiges Einsparen am Ende für uns teuer werden würde: ein Teammitglied zu verlieren oder einen Referenten / eine Referentin, bedeutet ja immer auch, dass Wissen weggeht, dass andere erst mal mehr arbeiten müssen, dass Ressourcen gebraucht werden, die Lücke zu stopfen. Es bedeutet aber auch den Verlust von Charakter und eben einem Teil dessen, was das IBIT ausmacht. Aufgrund unseres Anspruchs wird die Fokussierung auf den Menschen immer eine „Anfälligkeit“ des IBITs bleiben – das ist für uns aber ok. Andere Anfälligkeiten haben uns durchaus unangenehmer überrascht, z.B. wie schlecht wir eigentlich auf das ganze Thema der Digitalisierung vorbereitet waren – unsere ersten „solidarischen Schulungen“ waren ambitioniert, technisch war da Luft nach oben. In der Konsequenz hat uns das Geld gekostet: Studios anmieten, Equipment kaufen etc. – letztendlich können wir aber sagen, dass auch das zu unserer Stärkung geführt hat: gute neue Kontakte, Wissen um unsere Möglichkeiten (und Grenzen), Erfahrungen und auch erweiterte Angebote, ob in Form von Online Schulungen oder der zuletzt eingeführten Nutzung der Lernplattform ILIAS. Im Kontinuitätsmanagement lautet die zugrunde liegende Fragestellung nicht, ob ein Schaden eintritt, sondern welche Auswirkungen er hat, wenn er eintritt.
Quelle: IBIT GmbH
Aus heutiger Sicht können wir sagen: wir haben es geschafft. Aus vielerlei Gründen. Manchmal war auch Zufall dabei (ein großer Beratungsauftrag zur rechten Zeit), manchmal haben wir auch falsch entschieden. Aber alles in allem hat die systematische Herangehensweise geholfen, den Fokus nicht zu verlieren. Der Verzicht auf die Forschungsprojekte war getrieben durch wirtschaftliche Überlegungen, nicht durch eine systematische Betrachtung. In anderen Bereichen haben wir anders entschieden und profitieren nun von diesen Entscheidungen. Wir haben unendlich viel gelernt und ich denke, ich kann sagen, dass wir im besten Sinne des Kontinuitätsmanagements gestärkt aus der Situation herauskommen. Dass das leicht war, behaupten wir nicht – das verspricht aber auch niemand. Im Gegenteil: Kontinuitätsmanagement zwingt uns, uns mit unangenehmen Wahrheiten auseinanderzusetzen. Ist nicht immer so angenehm – lohnt sich aber immer. Wer sich mit dem Thema beschäftigen und das System implementieren möchte, findet alle (wirklich alle!) hierfür notwendigen Informationen hier: www.bsi.bund.de
Weiterführende Literatur zum Thema • [1] http://www.thebci.org Business Continuity Institute. • [2] Barnes, J.C. (2001): A Guide to Business Continuity Planning. John Wiley and Sons: Chichester. • [3] Barnes, P. (2011): Business Impact Analysis. In: Hiles, A. (Hrsg.) (2011): The Definitive Handbook of Business Continuity Management. 3. Auflage. John Wiley and Sons: Chichester. • [4] Blyth, M. (2009): Business Continuity Management. Building an Effective Incident Management Plan. John Wiley and Sons: Hoboken. • [5] Kemp, C. (2010): A Strategic Methodology for a holistic approach to disaster management in a pre-staging and post event continuum. In: Kemp, C., Smith, P. (2010): Case Studies in Crowd Management, Security and Business Continuity. ET Press: Cambridge. S. 241-260. • [6] Hiles, A. (Hrsg.) (2011): The Definitive Handbook of Business Continuity Management. 3. Auflage. John Wiley and Sons: Chichester. • [7] Verwaltungs Berufsgenossenschaft (2011): Zwischenfall, Notfall, Katastrophe. VBG-Fachwissen BGI 5097. Nr. 08/2021
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#reorganisation
MIT DIE KONTROLLE BEHALTEN Safesight ist eine einfach zu bedienende Sicherheitsmanagement-Plattform mit Firmensitz in den Niederlanden. Sie sorgt dafür, dass alle Beteiligten die vorhandenen Sicherheitspläne, -protokolle und -vereinbarungen kennen und umsetzen können. Gründer und Geschäftsführer Edo Haan berichtet über die Anfänge und die Einsatzmöglicheiten der Software.
Von der Festival-App zur Sicherheitsmanagement-Plattform Die Software Safesight wird mittlerweile von Stadien, Kongresszentren und Regierungen genutzt, darunter De Kuip in Rotterdam, dem Borussia-Park in Mönchengladbach und der Stadt Amsterdam. Sie wird auch bei Festivals wie Mysteryland, Pukkelpop und Zwarte Cross eingesetzt. Und genau bei diesen Festivals kam Firmeninhaber Edo Haan die Idee für Safesight. Edo erklärt: „Jahrelang habe ich als Sicherheitsbeauftragter für Musikfestivals gearbeitet. Ich war für alle Sicherheitsaspekte vor, während und nach einer Veranstaltung verantwortlich. Das bedeutete, Sicherheitskonzepte zu schreiben, alle möglichen Szenarien wie Evakuierungen oder schlechtes Wetter vorzubereiten und mich mit relevanten Partnern und Behörden zu beraten. Kurz gesagt: Ich habe alles getan, um mich so gut wie möglich vorzubereiten.“
Arbeiten im Dunkeln Doch während der Veranstaltung selbst hatte Edo oft das Gefühl, im Dunkeln zu tappen: „Unser Team hat alles so gemacht, wie wir es geplant hatten, aber wir hatten keine Ahnung, ob andere Mitarbeiter und Beteiligte das Gleiche taten. Hat unser Sicherheitspartner regelmäßig alle Notausgänge und Fluchtwege kontrolliert,
wie wir es vereinbart hatten? Hat jemand dafür gesorgt, dass genügend Feuerlöscher auf den Bühnen vorhanden sind? Haben wir den umfangreichen Social-Media-Scan durchgeführt? Wir gingen davon aus, dass all diese Kästchen vor Beginn der Veranstaltung abgehakt waren. Aber im Vorfeld der Öffnung der Festivaltüren haben Sicherheitschecks für andere Abteilungen selten oberste Priorität. Sicher, dies mag nach kleinen Details klingen, aber eine Aneinanderreihung von kleinen Fehlern kann zu einer großen Katastrophe führen. Die Aufmerksamkeit für diese Details kann von entscheidender Bedeutung sein.“
„Ich war mir nicht ganz sicher, ob sich jeder, der eine Rolle in der Sicherheitsorganisation hatte, der Verantwortung bewusst war, die er hatte“, fährt er fort. „Und selbst wenn sie es waren, hatten sie die richtigen, aktuellen Informationen, um ihren Job zu machen? So kam ich 2015 auf die Idee, eine Softwareanwendung zu entwickeln, um alle beteiligten Sicherheitsakteure zu informieren und zu instruieren. Inklusive eines Tools zur Überwachung der Einhaltung von Vorschriften und Pflichtmaßnahmen. Etwa ein Jahr später brachten wir den ersten Entwurf von Safesight auf den Markt.“
Safesight hilft uns, Sicherheitspläne und -vereinbarungen innerhalb unserer Organisation mit Leben zu füllen. Jeder weiß genau, was von ihm erwartet wird: in der Vorbereitung, aber auch während der Veranstaltung. Safesight unterstützt unser Team auch in Szenarien wie schlechtem Wetter oder einer Evakuierung. Das stellt sicher, dass wir jederzeit die Kontrolle haben.« Douk Vos, Projektleiter Dekmantel Festival
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Quelle: safesight
Zusammenarbeit ist der Schlüssel
Safesight beim 1. FSV Mainz 05
Heutzutage lässt Safesight diese Erfahrung in die tägliche Praxis von Organisationen wie Bauunternehmen, Stadien, Kongresszentren, Gemeinden oder niederländischen Sicherheitsregionen einfließen.
Vor etwa einem Jahr hat der Bundesligist 1. FSV Mainz 05 Safesight das erste Mal eingesetzt, um sein Sicherheitsmanagement auf die nächste Stufe zu heben. Ihre OPEL ARENA ist ein multifunktionales Stadion mit einer Kapazität von weit über 30.000, in dem auch Heimspiele der deutschen Nationalmannschaft stattfinden.
Organisationen stecken viel Mühe in ihre Sicherheitspläne. Aber sie tun sich schwer damit, sie bei ihren Stakeholdern mit Leben zu füllen. Für Edo ist es nicht schwer zu verstehen, warum: „Aufgrund meines Hintergrunds als Sicherheitsbeauftragter weiß ich, wie viele Parteien involviert sind, was es schwer macht, alle Sicherheitsfragen in den Griff zu bekommen. Sicherheit ist eine gemeinsame Verantwortung, und das bedeutet Teamarbeit. Harte Teamarbeit, möchte ich hinzufügen. Zusammenarbeit ist der Schlüssel! Und das nicht nur in der Veranstaltungsbranche; das Gleiche gilt für Organisationen wie Regierungen, Bauunternehmen und Vergnügungsparks, um nur einige zu nennen.“ „Software-Plattformen können Teams dabei unterstützen, eine sichere Umgebung zu gewährleisten. Aber wenn ein System zu komplex ist, wird es nicht genutzt. Deshalb haben wir uns dazu verpflichtet, die praktischste und einfachste Sicherheitsmanagement-Plattform zu entwickeln, die es gibt. Eine, die in der realen Welt funktioniert.“
Stephan Bandholz arbeitet seit über zehn Jahren für den 1. FSV Mainz 05. Als stellvertretender Organisationsleiter und Leiter der Sicherheitsabteilung weiß er genau, wie komplex das Thema Sicherheit sein kann: „Stewards, Ticketing, Hospitality, unsere technische Abteilung, Bürokräfte. Es sind so viele Abteilungen, die an der Organisation von Veranstaltungen in der OPEL ARENA beteiligt sind. Und jede Abteilung trägt zur Sicherheit bei. Aber woher weiß man, ob alles nach Plan läuft? Hier kommt Safesight ins Spiel. Dank der Plattform können wir alle Sicherheitsaspekte an Spieltagen im Blick behalten.“
Immer auf dem neuesten Stand Er fährt fort: „Mit Safesight können alle Instanzen in einer einzigen Anwendung zusammenarbeiten, die einfach zu bedienen ist. Wir können sicherstellen, dass Mitarbeiter auf Schlüsselpositionen immer aktuelle Informationen in der App zur Verfügung
haben. Nicht nur Spielinformationen, sondern auch besonders zu berücksichtigende Punkte, Karten des Stadions, Kontakte, Krisenorganisation und so weiter. Die Mitarbeiter müssen ihre Verantwortlichkeiten und Aufgaben in der App annehmen, bevor sie ihre Schicht beginnen, damit jeder weiß, was zu bestimmten Zeitpunkten von ihm erwartet wird: ob sie sich auf die Eröffnung vorbereiten, ihre Aufgaben abarbeiten oder im Falle eines Zwischenfalls.
Check in: Wer arbeitet wo? Zu Beginn der Zusammenarbeit im Jahr 2019 beauftragte Mainz 05 Safesight mit der Entwicklung einer Check-in-Funktionalität, um alle anwesenden Ordner zu registrieren. Stephan: „Dank dieser Funktionalität können wir sicherstellen, dass alle wichtigen Positionen in unserem Stadion mit den richtigen Mitarbeitern besetzt sind, bevor wir öffnen. Ein Dashboard im Kommandoraum zeigt die verschiedenen Sektoren unseres Stadions und macht es einfach zu sehen, ob wir die vorgeschriebene Anzahl von Mitarbeitern an einem Ort einhalten.“
Persönliche Aufgabenlisten: Risiko- und Aufgabenmanagement Die Plattform ermöglicht es dem Management und dem Kontrollraum, Anweisungen oder Informationen direkt an persönliche Aufgabenlisten der Mitarbeiter zu senden. Nr. 08/2021
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#reorganisation
Quelle: safesight
„Die Mitarbeiter erhalten die Anweisungen auf ihrem Telefon, in der Safesight-App“, sagt Stephan. „Ad-hoc-Aufgaben, wie eine zusätzliche Reinigung der Toiletten, aber auch regelmäßige Kontrollen nach Sicherheitsplänen und Vorschriften, wie die Überprüfung der Notausgänge. Diese regelmäßigen Aufgaben und Kontrollen werden automatisch zu festgelegten Zeiten an die richtigen Personen in unserer Organisation gesendet.“ Edo fügt hinzu: „Zentralisierte Dashboards geben einen genauen Überblick darüber, welche Personen ihre Aufgaben erledigt haben – und welche nicht. Wenn jemand oder ein ganzes Team hinterherhinkt, ist dies in Echtzeit sichtbar. Das Management kann sofort Maßnahmen ergreifen: Welche Bereiche sind noch nicht bereit für den Einlass ? Welche Bereiche brauchen mehr Aufmerksamkeit? Und sind alle Fluchtwege und Notausgänge überprüft worden?“.
Cloud-basiertes Protokoll Alle Meldungen werden in einem cloudbasierten Logbuch gesammelt. Stephan: „Hier wird alles zusammengetragen. Dinge wie Schäden und Beschwerden, aber auch Vorfälle oder Kalamitäten. Bei Bedarf kann die Leitwarte diese Berichte im Handumdrehen mit den Beteiligten teilen.“ Edo Haan: „Mitarbeiter mit der richtigen Berechtigung können über ihre App auf das Protokoll zugreifen. Auf diese Weise wissen alle autorisierten Stakeholder genau, was im und um das Stadion herum vor sich geht – jederzeit und überall. Sie sind auch in der Lage, selbst Benachrichtigungen zu erstellen. Wenn sie wollen, können sie sogar ein
Dank Safesight arbeiten alle unsere Instanzen in einer einzigen, einfach zu bedienenden Anwendung zusammen. Wir wissen sicher, dass die Mitarbeiter die richtigen Informationen haben, wir haben einen Echtzeit-Überblick über die noch offenen Aufgaben und dank des Logbuchs wissen wir genau, was in und um unser Stadion herum passiert. Und mit der Check-in-Funktio nalität wissen wir, ob alle an der richtigen Stelle sind, bevor wir öffnen.« Stephan Bandholz, stellvertretender Organisationsleiter / Leiter Sicherheit, 1. FSV Mainz 05
Foto hochladen. Der Kommandoraum hat sozusagen überall Augen und Ohren. Und da alle nicht dringenden Angelegenheiten im Protokoll festgehalten werden, nutzen die Mitarbeiter das Funknetz nur für Dinge, die sofortige Aufmerksamkeit erfordern.“ „Safesight verschafft uns einen kompletten Überblick über alles, was in und um unser Stadion herum passiert“, so Stephan weiter. Da wir mit einheitlichen Vorfallcodes und Standorten arbeiten, fungiert die Plattform auch als wichtiges Werkzeug zum Sammeln von Managementinformationen. Das sind wertvolle Daten, die wir aktiv nutzen, um daraus Lehren zu ziehen: Wie oft waren die Notausgänge nicht frei? Wie viele Beschwerden sind bei uns eingegangen? Gab es Schadensfälle? Und wie viele? Das hilft uns, unsere Organisation immer weiter zu verbessern. Immer und immer wieder.“
Safesight und COVID-19 Die auferlegten COVID-19-Maßnahmen werden schrittweise heruntergefahren, und Organisationen haben viele Fragen, die beantwortet werden müssen. Wie bereiten Sie Ihre Organisation auf das vor, was auf sie zukommt? Wie stellen Sie sicher, dass Sie alle Vorschriften, Protokolle und Anforderungen erfüllen? Wie weisen Sie dies nach? Und wie informieren Sie Ihre Mitarbeiter? Die Beantwortung dieser Fragen ist das Herzstück unseres Unternehmens. Safesight ist eine aufgaben- und informationsgesteuerte Plattform, die sicherstellt, dass alle Beteiligten wissen, wie neue Protokolle, Pläne und Vereinbarungen umgesetzt werden..
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STRUKTURENT W URF SICHERHEITSKONZEP T Es ist 4 Jahre her, dass wir mit dem ersten MAGAZIN für Sicherheitskultur überhaupt einen Strukturentwurf für ein Sicherheitskonzept veröffentlicht haben. In der Zwischenzeit hat sich einiges geändert, die grundsätzlichen Anforderungen sind jedoch gleichgeblieben:
NICHT einfach irgendwas von irgendwem abschreiben!
GENAU hinschauen!
NICHT lügen! - auch nicht wissentlich Wichtiges weglassen
SELBST denken!
Trotzdem ist es natürlich möglich, zumindest einige der Aspekte, über die im Rahmen der Erstellung eines Sicherheitskonzeptes nachgedacht werden muss, allgemein aufzuführen. Die folgende Übersicht ist daher weder abschließend noch vollständig, sondern sie ist eher als „Minimalcheckliste“ zu verstehen.
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S T RU K T U RE N T W U RF SICH E RH EIT SKO N Z E P T
ALLGEMEINE ANGABEN
Sicherstellung, dass alle Beteiligten mit der gleichen Ausgabe (Version) arbeiten sowie Information über die Aktualität des Konzeptes. Informationen über die Personen, die an der Erstellung und Abstimmung beteiligt waren und Übersicht über den Änderungsverlauf innerhalb der Versionen • Benennung des Sicherheitskonzeptes (Veranstaltungsname und Datum) • Name des Verfassers/der Verfasserin • Aktuelle Versionsnummer • Datum der Erstellung und der letzten Bearbeitung
• Was beschreibt das Konzept im Folgenden?
• Was beschreibt das Konzept nicht (z.B. Vorgaben des Gesundheitsschutzes und der Arbeitssicherheit) • Was sind die Rahmenbedingungen bzw. Voraussetzungen (z.B. „findet zum XX. Mal statt " oder „in seiner Historie keine nennenswerten Zwischenfälle "...)
SCHUT ZZIELE
Verständnis von Sicherheit im Sinne dieses Konzeptes/für die konkrete Veranstaltung bzw. für den Veranstaltungsort Ohne die Formulierung von Schutzzielen ist die Bewertung, ob das Sicherheitskonzept sein Ziel erreicht, nicht möglich. Die Formulierung von Schutzzielen ist unabdingbar für die Planung von Sicherheit – dies umso mehr in Kontexten, in denen Sicherheit auch subjektiv bewertet werden muss (z.B. im Hinblick auf das Auftreten von möglicherweise „kritischen“ Dichten). Schutzziele wie „Die Sicherheit der Besucher bei der Veranstaltung gewährleisten“ sind dabei sinnlos. Sie sind weder erreichbar noch kontrollierbar. Schutzziele sollten immer auch der SMART Regel folgen – insbesondere im Hinblick auf die Eigenschaften spezifisch – messbar – realistisch. Sinnvollerweise werden die Schutzziele aufgeteilt in allgemeine sowie konkrete Ziele.
Verteiler des Konzeptes (mit Aufzählungszeichen). Nicht immer sind Verteiler für das Einvernehmen und Verteiler für die Umsetzung identisch - dies sollte entsprechend dargestellt werden.
EINLEITUNG
Kurzer Überblick über die Veranstaltung und die Grundlagen des Konzeptes.
Änderungshistorie (mit Aufzählungszeichen). Übersicht relevanter Änderungen zwischen den Versionen, ggf. mit Hinweis auf Begründung der Änderung. Bleibt im Gegensatz zur farblichen Markierung im Text, die jeweils nur die aktuellen Änderungen im Vergleich zur letzten Version darstellt, für alle Versionen im Dokument erhalten. Je nach Umfang ist die Änderungshistorie des Dokumentes sinnvollerweise ein Anhang
Allgemeine Schutzziele zielen auf den Aufbau einer widerstandsfähigen Organisation, die geeignet ist, auch auf ungeplante Ereignisse angemessen und ohne Zeit- und Kommunikationsverluste reagieren zu können, z. B. „Aufrechterhaltung Gefahrenabwehrmaßnahmen / Fluchtmöglichkeiten im Rahmen anlassbezogener Ereignisse" oder „Schaffung von Kommunikations- und Informationsstrukturen zur Gewährleistung der schnellen Reaktion auch auf ungeplante Ereignisse". Konkrete Schutzziele ergeben sich dort, wo die Erfahrungen der letzten Jahre das Verfehlen eines solchen Zieles aufgezeigt haben oder wo aufgrund z.B. räumlicher oder inhaltlicher Gegebenheiten besondere Ziele formuliert werden müssen. Darüber hinaus kann es notwendig sein, für einzelne Flächen oder Veranstaltungsbereiche (auch zeitlich) individuelle Schutzziele zu definieren, z.B. für die Phase des Einlasses und der Wartezeit.
GLOSSAR
Es gibt Begriffe, deren Definitionen sich auch in der Literatur unterscheiden (z.B. Räumung / Evakuierung), andere sind in sich bedeutungslos („Abschrankungen“).
Es ist daher wichtig, im Rahmen eines Sicherheitskonzeptes auch darzustellen, wie Begrifflichkeiten verwendet werden bzw. welche Bedeutung bei der Nutzung zugrunde gelegt wird.
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ROLLEN & VERANTWORTLICHKEITEN Beschreibung der Funktion, Aufgabengebiete und Schnittstellen aller Beteiligten. Bei Veranstaltungen ist die klare Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten sowie der bestehenden Schnittstellen von besonderer Bedeutung. Diese werden im Rahmen des Sicherheitskonzeptes jedoch nur insoweit beschrieben, als diese sicherheitsrelevant sind. In diesem Kontext ist zu beachten, dass notwendige Schnittstellen auch außerhalb des eigentlichen Veranstaltungskontextes bestehen können – im Rahmen einer Umfeldanalyse ist daher immer zu prüfen, welche relevanten Kontakte noch zu betrachten sind – entweder aufgrund der Auswirkungen der Veranstaltung oder umgekehrt aufgrund möglicher Auswirkungen auf die Veranstaltung. Sinnvollerweise werden die vollständigen Kontaktinformationen in einem Anhang geführt, damit kleine Veränderungen (z.B. einer Telefonnummer) nicht zu einer Änderung des gesamten Konzeptes führen. Die Führung einer Kontaktliste im Anhang erleichtert darüber hinaus die Übersichtlichkeit und Lesbarkeit des Dokumentes sowie dem schnellen Auffinden der Kontakte bei Bedarf. Alle Kontakte müssen komplett vorliegen (Name, Anschrift, Erreichbarkeit etc.) Sinnvollerweise erfolgt eine Aufteilung der Kontaktliste in „Kontakte Erstellung / Abstimmung" und „Kontakte Umsetzung" Wichtig: für alle sicherheitsrelevanten Positionen im Rahmen der Umsetzung der Veranstaltung müssen Vertretungen benannt werden, an die die gleichen Anforderungen gestellt werden, wie an die primär verantwortliche Person. Es empfiehlt sich, die Rollen und Verantwortlichkeiten auch in ihrer Zuordnung zueinander in einem Organigramm darzustellen.
BETREIBER:IN • Relevant im Geltungsbereich der Musterversammlungsstättenverordnung. • Klärung der Verantwortlichkeiten insbesondere im Falle der Delegation von Pflichten an den Veranstalter / die Veranstalterin. Analog hierzu können außerhalb des Geltungsbereiches Angaben zum Verpächter / der Verpächterin oder zum Besitzer / der Besitzerin einer Fläche notwendig sein.
VER ANSTALTER:IN Die Rolle des Veranstalters / der Veranstalter hängt vom Kontext der Veranstaltung ab. Innerhalb z.B. einer Versammlungsstätte ist das Zusammenwirken und die Aufgabenteilung zwischen Veranstalter:in und Betreiber:in zu prüfen. Die Verantwortung reicht von einer vollständigen Verantwortung für alle Teile der Veranstaltung bis hin zu einer Übernahme einzelner, zuvor festgelegter Pflichten. Immer aber ergibt sich eine Verantwortung für die selbst eingebrachten Abläufe, Prozedere, Aufbauten oder Personen.
Aufgrund der Vielzahl der Möglichkeiten sind die Rollen und Verantwortlichkeiten im Rahmen des Sicherheitskonzeptes sehr genau zu beschrieben – auch in Abgrenzung zu den äußeren Schnittstellen (räumlich im Sinne der „Last Mile“, zeitlich im Sinne der Frage nach dem Ende / dem Beginn der Verantwortlichkeit und natürlich auch in Abgrenzung zu anderen im Sinne des Sicherheitskonzeptes relevanten Personen).
VER ANSTALTUNGSLEITUNG Die Veranstaltungsleitung ist eine relevante Rolle, die sich auch außerhalb des Geltungsbereiches der Versammlungsstättenverordnung durchgesetzt hat. Sie beschreibt eine Funktion, die durch eine oder mehrere benannte Personen besetzt werden kann (Schichtbetrieb oder auch aufgeteilte Verantwortlichkeiten). Eine terminologische Überschneidung sollte jedoch unbedingt vermieden werden. Die jeweiligen Pflichten und Rechte müssen schriftlich festgelegt, konkret benannt und bekannt sein. Insbesondere müssen die jeweiligen Entscheidungsbefugnisse (hier besonders: Unterbrechung oder Abbruch der Veranstaltung) benannt sein. Die Veranstaltungsleitung muss (jeweils) namentlich benannt und geeignet sein, diese Aufgabe zu übernehmen.*
GE WERBLICHER SICHERHEITS - & ORDNUNGSDIENST Die gewerblichen Sicherheits- und Ordnungsdienste erfüllen im Rahmen von Veranstaltungen unterschiedliche Aufgaben (Bewachungstätigkeiten gem. § 34a GewO und Ordnungstätigkeiten). Diese Tätigkeiten müssen definiert, abgegrenzt und benannt werden. Dies kann im Rahmen des Sicherheitskonzeptes erfolgen oder auch im Rahmen eines Ordnungsdienstkonzeptes. Beim Einsatz von mehreren Dienstleistern müssen die jeweiligen Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Einsatzbereiche in Abgrenzung zueinander genauso definiert werden wie die Zusammenarbeit und die Führung in einer Schadenlage. Die Organisation des Sicherheits- & Ordnungsdienstes muss an späterer Stelle im Konzept oder in einem separaten Dokument („Ordnungsdienstkonzept“) genauer beschrieben werden.
FEDERFÜHRENDE STELLE Sofern vorhanden, handelt es sich hier um das Amt / die Organisation / die Person, das / die die Zusammenführung der relevanten Informationen übernimmt und ggf. die einzelnen Genehmigungen bündelt.
BETEILIGTE ÄMTER Die Auswahl der einzubindenden Ämter ergibt sich aus der Art der Veranstaltung sowie der Aufteilung der Verantwortlichkeiten innerhalb der Ämter. Aufgrund der länderspezifischen aber auch kommunalen Unterschiede empfiehlt es sich, alle Informationen zu den zu beteiligenden Stellen unmittelbar am Beginn des Planungsprozesses einzuholen – entweder vermittelt durch die federführende Stelle oder im Rahmen eines – unbedingt zu empfehlenden – „Kick-off“ Workshops unmittelbar zu Beginn des Prozesses.
*Siehe hierzu auch: www.basigo.de/handbuch/Grundlagen/private_AkteureVeranstaltungsleitung
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S T RU K T U RE N T W U RF SICH E RH EIT SKO N Z E P T
POLIZEI (Landespolizei / Bundespolizei) Die Polizei nimmt Aufgaben der polizeilichen Gefahrenabwehr sowie der Verhütung und Verfolgung von Straftaten wahr. Im Rahmen der Amts- und Vollzugshilfe wird die Polizei auf Anforderung tätig. Der Einsatz der Polizei erfolgt meist nach eigener Lageeinschätzung und eigener Einsatztaktik. Schnittstellen und Kommunikationswege müssen aber unbedingt geklärt sein. Die individuellen Zuständigkeiten sind grundsätzlich geregelt – in der Realität ergeben sich jedoch nicht selten Fragen in Bezug auf die tatsächliche Abgrenzung und die Schnittstellen. Diesbezüglich relevante Fragen, die für die Sicherheit der Veranstaltung – in der Normallage, insbesondere aber auch in einer Schadenlage - von Belang sind, müssen geklärt werden.
SANITÄTSDIENST
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VERANSTALTUNGSBESCHREIBUNG Zusammenstellung relevanter Informationen über die Veranstaltung, die in den folgenden Konzeptteilen aufgegriffen werden.
ALLGEMEINE BESCHREIBUNG DER VER ANSTALTUNG Um was für eine Art von Veranstaltung handelt es sich? Die hieraus resultierenden Herausforderungen werden in der Gefährdungs analyse beschrieben.
PROGR AMM, PROGR AMMABL ÄUFE, HIGHLIGHTS, AT TR AKTIVITÄT
Der Einsatz eines Sanitätsdienstes soll neben der Sicherstellung einer Ersten Hilfe dafür sorgen, dass der Regelrettungsdienst nicht schon durch kleinere Verletzungen im Rahmen der Veranstaltung beeinträchtigt wird. Insbesondere relevant ist die Frage, wer die Bemessung des Sanitätsdienstes übernimmt. Der Sanitätsdienst sollte wie alle anderen sicherheitsrelevanten Organsiation frühzeitig in die Planung miteingebunden werden.
• Was für Programm wird geboten? Welche weiteren Angebote gibt es? • In welchem Zeitraum findet Programm statt? • Welche Gefährdung geht vom Programm / den Künstlern / dem Angebot aus?
VERKEHR SBETRIEBE
ZEITEN (incl. Auf- und Abbauzeiten)
Die jeweiligen Verkehrsbetriebe müssen bereits in einem frühen Stadium der Planung miteinbezogen werden. Zu klären sind hierbei nicht nur die Möglichkeiten und Besonderheiten in Bezug auf den veranstaltungsbezogenen An- und Abreiseverkehr, sondern auch die Schnittstellen insbesondere beim Eintritt einer Schadenlage.
Übersicht über konkrete Zeiten (Abbau, ggf. Beginn/Ende der ersten/ letzten Maßnahme). Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Definition des zeitlichen Verantwortungsbereiches des Sicherheitskonzeptes! • Welche Phasen gibt es im Verlauf der Veranstaltung? • Was passiert in den unterschiedlichen Phasen, z.B. Anreisephase : gibt es schon Angebote für die Anreisenden?
Haltestellen gehören in den meisten Fällen nicht zum Veranstaltungsgelände, haben in Bezug auf ihre Organisation aber unmittelbaren Einfluss auf die Abläufe der Veranstaltung.
KOORDINIERUNGSGRUPPE Ist während der Veranstaltung eine Koordinierungsgruppe eingerichtet , müssen die notwendigen Informationen (Beteiligte, Leitung, Art der Arbeit (ständige oder anlassbezogene Zusammenkunft etc.) definiert werden. Es ist dabei insbesondere sicherzustellen, dass die gewählte Organisationsform den definierten Schutzzielen entspricht (z.B. kann eine zeitschnelle Reaktion auch auf ungeplante Ereignisse nur schwer erreicht werden, wenn die Koordinierungsgruppe nicht dauerhaft zusammensitzt). Alle Akteure der Koordinierungsgruppe handeln immer in eigener Verantwortung – die Gruppe dient u.a. • dem Informationsaustausch zwischen den beteiligten Behörden / Organisationen • der Beobachtung und Beurteilung der Lage • der Einleitung von abgestimmten Maßnahmen (jeweils im Rahmen der eigenen Zuständigkeiten) • der Weitergabe relevanter Informationen an das jeweilige Amt / Behörde / Pressestelle etc
VER ANSTALTUNGSFL ÄCHE, FL ÄCHEN NUT ZUNG UND FL ÄCHENGESTALTUNG Beschreibung des definierten Veranstaltungsbereiches (= Geltungsbereich des Sicherheitskonzeptes), genutzte Fläche etc. (immer auch als Plan in der Anlage beifügen,) z.B. • Wie groß ist das Veranstaltungsgelände insgesamt? • Welche Flächen sind für die Besucher nutzbar? • Wie ist die erwartete Verteilung der Besucher (ggf. zeitlich / nach Phasen aufgeschlüsselt) • Wie ist das Veranstaltungsgelände beschaffen? Untergrund? Übersichtlichkeit? • Als Versammlungsstätte zugelassen / etabliert / bekannt? • Wie ist die Zuwegung zum Gelände? Als sinnvoll besonders im innerstädtischen Raum erwiesen hat sich die Erstellung einer Umfeldanalyse - also eines Planes des gesamten Geländes (oder einzelner Geländeabschnitte), in dem die relevanten Informationen zum Gelände (ohne Veranstaltungseinbau) zusammengetragen werden. Die Umfeldanalyse ist ein wesentlicher Teil der Betrachtung der sogenannten Last Mile.
GEFAHRENQUELLEN
GEFÄHRDUNGEN
MASSNAHMEN
RESTRISIKEN
BEWERTUNG
Drohszenarien / verdächtige Gegenstände
• grundsätzlich nicht auszuschließen • Komplexität des Geländes • unkontrollierter Zugang
• Bewertung der Lage / Federführung bei erforderlichen Maßnahmen der Polizei in originärer Zuständigkeit • Organisationskonzept: Beobachtung und kontinuierliche Rückmeldung • Unterwiesene Kräfte des privaten Ordnungsdienstes bezgl. Monitoring und Alarmierung
• grundsätzlich nicht auszuschließen • Komplexität des Geländes • unkontrollierter Zugang
• Restrisiko ist nicht auszuschließen und im gewählten innerstädtischen Kontext nicht zu minimieren
Fahrzeugverkehr in den Flächen
• ungeplante Abbauten • Anwohnerverkehre • Einsatzkräfte
• Zu- und Abfahrlogistik (zeitlich begrenzte Zufahrtsgenehmigungen) • evtl. Begleitung Fahrzeuge durch Personal • Verkehrskonzept
• individuelles Fehlverhalten
• kein relevantes Restrisiko
Abbildung: mögliche Struktur einer rein qualitativen Gefährdungs-/ Risikoanalyse
BESUCHERPROFIL • Erwartete Besucherzahl (insgesamt, maximal gleichzeitig und im Verlauf von Phasen) • Wenn nötig auch beschreiben, wann und an welchen Stellen auf dem Gelände es zu hohen Personendichten kommen kann (erwartete punktuelle Besucher-Maximal-Belastung). • Demographische Daten, z.B. Altersstruktur oder Geschlechterverteilung. Welche Auswirkungen diese Daten jeweils haben, lässt sich pauschal nicht sagen und ist immer kontextabhängig. Die Auswirkungen können sich beispielsweise auf den Verkehr auswirken (Bring- & Abholverkehr) oder auch auf die Anzahl von Toiletten. • Erwartetes Besucherverhalten • z.B. hohe Emotionalität oder fehlende Veranstaltungserfahrung, Aggressivität oder Unsicherheit etc
ERWARTETE AN - & ABREISE Beschreibung der Anreisearten (ÖPNV, Individualverkehr, zu Fuß etc.) sowie der An- und Abreisezeiten. Die damit möglicherweise verbundenen Maßnahmen und / oder Notwendigkeiten werden ergänzend im Konzept oder in einem separaten Verkehrskonzept aufgeführt.
ERFAHRUNGEN / VER ÄNDERUNGEN VOR JAHRE Beschreibung von relevanten Erfahrungen aus dem Vorjahr, auf die im Rahmen dieses Konzeptes reagiert wird.
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GEFÄHRDUNGSANALYSE Die Gefährdungsanalyse ist die Grundlage für das Sicherheitskonzept. Eine schriftliche Gefährdungsanalyse hilft, Entscheidungen transparent und nach vollziehbar darzustellen und subjektive Einschätzungen abzugleichen. Welche Faktoren relevant sind / werden, ist immer veranstaltungsabhängig. Grundsätzlich steht die folgende Frage im Mittelpunkt: Was könnte für die Veranstaltung / die sich dort aufhaltenden Personen gefährlich werden? Oder anders gesagt: was kann dazu führen, dass die Schutzziele nicht erreicht werden können? Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Risikoanalysen durchzuführen, eine der bekanntesten ist die sg. Nohl Matrix, die eine quantitative Priorisierung nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenschwere ermöglicht. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl anderer Systeme bis hin zu einer rein qualitativen Beschreibung. Wichtig ist dabei immer Folgendes: • Ist die Bewertung / sind die Bewertungskriterien selbsterklärend, transparent und wiederholbar? • Ist die Auflistung vollständig (erfahrungsgemäß werden unangenehme Gefährdungsfaktoren gerne ausgelassen, z.B. eine schlechte Zusammenarbeit zwischen Veranstalter und Behörde oder die (fehlende) Leistungsfähigkeit eines nicht auswechselbaren Dienstleisters) • Ist die Beurteilung realistisch? Eine Veranstaltung ohne Restrisiken existiert nicht – wichtig ist nur, dass alle Beteiligten ein übereinstimmendes Verständnis über diese Restrisiken haben • Ist sichergestellt, dass die Risikoanalyse auch nach Abstimmung des Sicherheitskonzeptes kontinuierlich weitergeführt wird?
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S T RU K T U RE N T W U RF SICH E RH EIT SKO N Z E P T IBIT - Gefährdungsbeurteilungsmatrix - Beispiel
Phasen & Bereiche Gefahrenquelle Gefährdung Öffentliche Bereiche Eingänge zum Die Tore sind zu Veranstaltungs- klein für die erwartete ort Personenanzahl. Gäste können sich quetschen, stolpern, stürzen, ängstigen
Anreise
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Wahrscheinlichkeit
Rückstau auf Straßen, Erliegen der Anreise Stolperkanten auf Gäste und Veranstaltungs- Mitarbeiter können stürzen, stolpern, gelände sich Abschürfungen oder Verstauchungen zuziehen
Schadenschwere
Risikozahl
Maßnahmen
4
3
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Öffnen eines größeren Bereichs der Umzäunung, Umleiten der Gäste zum neuen Eingangsbereich, Ausschilderung zum neuen Eingang, Personal in Position, um Gäste zu leiten und zu lenken
2
3
6
s.o.
4
2
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Wahrscheinlichkeit
Schadenschwere
Risikozahl
1
3
3
1
3
3
2
2
4
Regelmäßig Geländeinspektionen, Crews auf stand by, um auf neue Stolperkanten oder Kabel etc. zu reagieren, Überprüfung des Geländes vor Öffnung, Kontinuierliche Überprüfung während der Veranstaltung
Professional Certificate in Event Safety & Security Management Modul 2 - Risikomanagement und Machbarkeitsanalyse
Abbildung: mögliche Struktur einer rein qualitativen Gefährdungs-/ Risikoanalyse
BELEUCHTUNG
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INFRASTRUKTUREN
• Notwendigkeit einer zusätzlichen temporären Beleuchtung? • Ausleuchtung neuralgischer Punkte (z.B. Ausgänge, WC Anlagen, gefährliche Stellen)? • Sicherheitsbeleuchtung vorhanden / notwendig ? • Umsetzung Sicherheitsbeleuchtung
Beschreibung der für die Veranstaltung sicherheitsrelevanten / auf dem Veranstaltungsgelände existierenden Infrastrukturen (mobil oder vorhanden). Die Umsetzungsmöglichkeiten und Anforderungen an die Infrastrukturen unterscheiden sich je nach Veranstaltung - daher werden im Folgenden nur beispielhaft einige der aus sicherheitsrelevanter Sicht zu berücksichtigenden Infrastrukturen benannt´. Besonders relevant ist die Fragestellung nach den Aufbauten im öffentlichen Bereich („last Mile“) sowohl im Hinblick auf Notwendigkeiten aber auch Möglichkeiten. Zu empfehlen ist immer die Erstellung eines Infrastrukturkatasters, das heisst, einer Übersicht der vorhandenen Infrastrukturen mit Standort, Ansprechbarkeit und Besonderheit (z.B. Windanfälligkeit).
• Umsetzung, Material • Kapazität der Schleusen (Durchflussgeschwindigkeit) im Verhältnis zu Zeit, Besucherzahl und zur Verfügung stehender Wartefläche • Prozedere (Bleiben die Schleusen stehen oder werden sie (sukzessive) abgebaut?) • Aufbau von zuführendem Material?
Z ÄUNE & ABSCHR ANKUNGEN
• Signalgebung (Schrift / Piktogramme) • Erkennbarkeit (Entfernung / Lichtverhältnisse) • Sichtbarkeit
• • • •
Störungsanfälligkeit (Windlasten etc.) Art und Funktionen der Abschrankungen Aufstellorte Aufgabe (Lenkung, Druckminderung, Einzäunung etc.)
K AMER A SYSTEM, VIDEOÜBERWACHUNG • • • •
Positionen und die von dort jeweils überwachten Bereiche Steuerung und Auswertung der Kameras Kriterien für die Auswertung der Bilder Datenschutz
ZUGANGSEINRICHTUNGEN, SCHLEUSEN
AUSSCHILDERUNGEN
BESCHALLUNG • • • •
Notwendigkeit einer zusätzlichen temporären Beschallung? Orts- / anlassspezifische Beschallungsarten Beschallung neuralgischer Punkte Einspeisung und Verantwortlichkeiten?
STROMVER SORGUNG • Zugänglichkeit, Schutz vor Vandalismus • Sicherheitsstromversorgung für alle relevanten Bereiche (Beschallung, Beleuchtung, Kommunikation) vorhanden?
TOILET TEN, BEHINDERTENTOILET TEN
AUFSTELLFL ÄCHEN
• Anzahl & Aufteilung • Platz für Warteschlangen und wartende Besucher:innen
• Getrennte Wege vom Besucherstrom? Sicherstellung der Nutzbarkeit • Infrastrukturelle Anforderungen • Größe und Freihaltung der Flächen
ZU - & ABWA SSER • Umsetzung Trinkwasserverordnung • Verlegung von Rohren / Schläuchen (Stolpergefahr, Schutz vor Vandalismus)
AUFBAUTEN, ZELTE, BÜHNEN • • • •
Notwendigkeiten einer Abnahme (Fliegende Bauten) Untergrund, Tragfähigkeit Verantwortlichkeiten Sonstige Stände und Einrichtungen : Standsicherheit, Verantwortlichkeiten, ... • Plätze für Nutzer von Rollstühlen
SONSTIGE GEGENSTÄNDE & AUFBAUTEN • Einrichtungen auf dem Gelände, z.B. Mülltonnen • Löschmittel (z.B. Feuerlöscher an den Ständen) • besondere Dekorationen etc.
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FLÄCHENKONZEPTION Besondere Wege und Flächen • Größe und Erreichbarkeiten der Flächen • evtl. spezielle Anforderungen (Stromversorgung etc.) • Trennung Fußgänger- / Fahrverkehre • Zugangs- / Zufahrtsbeschränkungen / Zufahrtsschutzkonzept • Übergang Veranstaltungsgelände - öffentlicher Straßenraum: Klärung der Schnittstellen und Verantwortlichkeiten • Betrachtung aller Flächen im Hinblick auf: Nutzung, Verteilung, Kapazität • ACHTUNG: Berücksichtig werden müssen immer auch alle Flächen und Wege im Rahmen der Last Mile, da deren Nutzung und Nutzbarkeit relevanten Einfluss auf die Sicherheit auf der Veranstaltungsfläche selbst haben
FLUCHT- & RET TUNGS WEGE • Angemessen für die Anzahl der Besucher? Beschaffenheit bei allen Wetterverhältnissen • Ausschilderung • Beleuchtung • Trennung von Fluchtwegen (für Besucher) und Rettungswegen (An- und Abfahrt von Einsatzfahrzeugen)
WARTEFL ÄCHEN FÜR BESUCHER • Wo halten sich Besucher auf, während sie auf etwas warten (z.B. Einlass, Beginn eines Programmpunktes, Toiletten, ÖPNV etc.)
ENTL A STUNGSFL ÄCHEN • Flächen, in die Besucherströme im Falle einer (drohenden) Überfüllung oder im Rahmen einer (Teil-)Räumung umgeleitet werden können Für wie viele Personen sind die Flächen geeignet? Wie sind die Flächen erreichbar?
BÜHNEN - & BACK STAGEBEREICHE, PRODUKTIONS - & LOGISTIK BEREICHE / BESONDER S SCHÜT ZENS WERTE BEREICHE • Wie sind die Bereiche geschützt / abgegrenz t ? • Fahrverkehre getrennt von Publikumsflächen (räumlich, zeitlich)
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PUBLIKUMSLENKUNG & - STEUERUNG Maßnahmen, die dazu dienen, das Publikum zu lenken und zu steuern. Hierzu können temporäre Sperrungen genauso gehören wie die Einrichtung von Einbahnstraßensystemen oder die gezielte Ansprache und Information der Besucher.
BEURTEILUNG VON PER SONENDICHTEN, FESTLEGUNG VON AUSLÖSEKRITERIEN • Festlegung von Befüllungsgraden abgestimmt auf die Nutzungsart der Fläche • Festlegung der Auslöser von Maßnahmen (z.B. 80% Befüllung > Einziehen der Sperren) • Bewertungskriterien (evtl. individuell je Flächenabschnitt)
TECHNISCHE LENKUNGSMA SSNAHMEN • Material, Positionierung, Auf- und Abbau • Ständige / temporäre Maßnahmen
ORGANISATORISCHE LENKUNGSMA SSNAHMEN • Personal und Positionierung, Ansprache
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S T RU K T U RE N T W U RF SICH E RH EIT SKO N Z E P T Aufgrund der unterschiedlichen Verantwortungsbereiche ist zu unterscheiden, ob die Kontrollen / Beschränkungen im öffentlichen Raum stattfinden oder auf dem Veranstaltungsgelände (Hausrechtsbereich Veranstalter) • Einlasskontrollen (Umsetzung und Grundlagen), Verbote • Zufahrtkontrolle (Akkreditierungen, Parkausweise) • Zugangskontrollen (Akkreditierungen) • Zufahrtsperren
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KOMMUNIKATION (intern, extern) INTERNE KOMMUNIK ATION Die interne Kommunikation basiert auf einer klaren Zuordnung von Verantwortlichkeiten, die auch die Kommunikationswege definiert. • • • • • • • • • •
Wer spricht mit wem? Worüber? Wer meldet wem? (Meldekette) Kommunikationsmittel Kommunikation vor der Veranstaltung: Welche vorbereitenden Gespräche gibt es? Kommunikation während der Veranstaltung Einsatzbesprechungen: Wie stimmen sich die Beteiligten im normalen Veranstaltungsablauf ab? Notfallkommunikation: Wie verläuft die Kommunikation / Entscheidungsfindung im Schadenfall? Kommunikationswege: Wie erfolgt die Kommunikation mit z.B. Betreibern von Ständen / Fahrgeschäften etc.? Presse und Öffentlichkeitsarbeit: Wer darf (insbesondere im Schadenfall) welche Informationen weitergeben (Informationshoheit)? Dokumentation: Wie und von wem werden Besprechungen / Entscheidungen dokumentiert?
EINWEISUNG ALLER PER SONEN IN DA S SICHERHEITSKONZEP T: • Sicherstellung, dass alle beteiligten Personen / Organisationen über die Inhalte des Konzeptes informiert sind, • Verpflichtung zur Umsetzung.
EX TERNE KOMMUNIK ATION Vor der Veranstaltung • was muss der Besucher wissen, um sich auf den Veranstaltungsbesuch vorzubereiten (z.B. Taschenverbote) • welche Möglichkeiten existieren, mit dem Besucher vorab zu kommunizieren (allgemein und gezielt) • welche Möglichkeiten existieren, mit dem Besucher während der Anreise kommunizieren (allgemein und gezielt) Während der Veranstaltung • • • • •
Beschallung, Durchsagen, Moderation Infostände, Serviceangebote, Hilfsangebote, Ansprechbarkeiten Apps, Soziale Medien Beschilderung Persönliche Ansprache
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NOTFALLPLANUNG / SZENARIEN Beschreibung von Handlungsweisen, Abläufen, Kommunikationswegen und Verantwortlichkeiten für Standardszenarien, die auch als Grundlage für andere, ungeplante Szenarien gelten können. Die Szenarienbeschreibung erfordert die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten bereits in der Konzeptionsphase, da Schnittstellen definiert und Abläufe koordiniert werden müssen. Die Notwendigkeit der Vorbereitung auf eintrittswahrscheinliche Szenarien ist veranstaltungsabhängig. Grundsätzlich sollte jedoch auf die Erstellung zu vieler detaillierter Einzelszenarien verzichtet werden (hohe Wahrscheinlichkeit der Abweichung im Ereignisfall). Szenarien werden immer nach dem gleichen Aufbau geplant • Auslösekriterien • Verantwortlichkeiten • Alarmierung: Woher kann ein Alarm kommen? / Wer wird im Folgenden wann alarmiert • Sofortmaßnahmen: Maßnahmen, die ohne weitere Rücksprache unmittelbar umgesetzt werden • Begleitende Maßnahmen • Rückkehr in den Normalzustand Folgende Szenarien sollten regelmäßig vorgeplant werden • Unterbrechung der Veranstaltung • Abbruch der Veranstaltung Beide Szenarien schließen unmittelbar an • Räumung der Veranstaltungsfläche • aktiv / passiv • spontan / geplant • teil / gesamt Darüber hinaus sollten Szenarien geplant werden, die spezielle Handlungsanforderungen und / oder Alarmierungsnotwendigkeiten darstellen. Hierzu gehört vor allem: • Unwetter (incl. vorbereitende Handlungen und Auslösekriterien) • Bedrohungslagen (z.B. Bombendrohung, Fund eines sprengstoffverdächtigen Gegenstandes) • Show-Stopp (aktive Unterbrechung des laufenden Programms)
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DURCHSAGETEXTE / EINSPIELTEXTE FÜR VIDEOWÄNDE ETC. Möglichkeiten der Einspielung und Verantwortlichkeiten bzgl. Auslösung / Realisierung. Regelmäßig notwendige Inhalte • Räumung der gesamten Veranstaltungsfläche • Räumung Teilbereiche Veranstaltungsfläche
• • • • •
Unwetterinformation / -warnung Programmunterbrechung Programmabbruch lokale, temporäre Sperrung angekündigter Einsatz (Rettungsmittel etc.)
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• Priorität oder Sicherheitsrisiko aller Bereiche auflisten, die innerhalb des Perimeters ungeschützt sind 8. Mögliche Ergebnisse und eventuelle Einschränkungen für jeden Bereich auflisten 9. Erfolgskriterien definieren, anhand deren eingerichtete Schutzmaßnahmen gemessen werden soll
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ANLAGEN Alle Dokumente, auf die sich das Sicherheitskonzept bezieht, z.B. • • • • • • •
Pläne Verkehrskonzept Ordnungsdienstkonzept Zufahrtsschutzkonzept Externe Konzepte (Einsatzaufträge etc.) Kommunikationslisten, Meldeketten Div. Nachweise
10.2
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BEISPIELSTRUKTUR ORDNUNGSDIENSTKONZEPT 1. Einleitung • Grundlagen des Handelns (Auftrag) sowie die Voraussetzungen des Handelns • Beschreibung der Veranstaltung aus Sicht des Dienstleisters • Beschreibung der relevant im Sinne des Konzeptes handelnden Personen 2. Gefährdungsanalyse (aus Sicht des Dienstleisters)
10.1
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BEISPIELSTRUKTUR ZUFAHRTSSCHUTZKONZEPT in Anlehnung an IWA 14-2:2013
3. Aufgabenbeschreibung • Allgemein • Positionsbezogen 4. Führungsstruktur / Organigramm 5. Materialeinsatz
1. Bedrohung definieren: • Vor welcher Art der Überfahrtat wollen wir uns schützen? (Unfall? Terroranschlag?) • Vor welcher Fahrzeugklasse wollen wir uns schützen? (PKW? 40to?)
6. Ablauf Veranstaltungstag 7. Einsatz- & Positionsplan 8. Notfallplanung
2. Betroffene interne und externe Gruppen benennen und einbinden • Wen betrifft der Schutz? Wer wird geschützt? Wer wird beeinträchtigt? 3. • • •
Zu schützende Objekte identifizieren, benennen und bewerten Was soll konkret geschützt werden? Priorität oder Sicherheitsrisiko aller Bereiche auflisten Konsequenzen beschreiben, wenn das Schutzgut geschädigt wird
4. Für jeden Bereich die wahrscheinlich erforderlichen Schutzmaßnahmen auflisten 5. Schutzzeitraum festlegen 6. Erforderlicher Abstand zu den zu schützenden Objekten ermitteln • Basierend auf Bedrohung, Schwachstellen, mögliche Fahrzeugeindringtiefe und physischen Widerstandsfähigkeit des zu schützenden Objekts. 7. Perimeter identifizieren • Welches ist der äußere zu schützende Rahmen? Nr. 08/2021
Ihr grüner Haken für mehr Nachhaltigkeit Die Sustainability – Checkliste
für die Eventbranche
1. Umweltfreundliche Anreise Informieren Sie das Publikum umfassend über umweltschonende Anreisemöglichkeiten? Kooperieren Sie mit einem Green-Ticketing-Partner zur Kompensation der Anreise? Beinhaltet Ihr Ticket die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel? Bieten Sie Veranstaltungstickets z.B. von der Deutschen Bahn an?
2. Energieeffizienz Kontrollieren Sie für optimale Energieeinsparungen Ihren Energieverbrauch ganzheitlich, vom Büro über Transport und auch die Veranstaltung selbst? Lassen Sie sich den individuellen Stromverbrauch bei Veranstaltungen berechnen? Bevorzugen Sie erneuerbare Energien und Ökostrom? Nutzen Sie LED-Technologie? Achten Sie beim Transport auf Effizienz und Auslastung? Sind Ihre Dienstleister nachweislich auf Nachhaltigkeit ausgerichtet?
3. Nachhaltiger Einkauf, Wiederverwendung, Recycling Berücksichtigen Sie bei allen Kaufentscheidungen die ethischen und ökologischen Folgen? Verzichten Sie auf Käufe, die zu Entwaldung, Boden- oder Wasserverschmutzung oder menschlicher Ausbeutung führen? Minimieren Sie Verpackungsabfälle? Vermeiden Sie nutzlose Einweg-Werbegeschenke von Sponsoren o.ä.? Bevorzugen Sie recycelte Materialien? Kontrollieren Sie die ethischen Quellen neuer Materialien? Haben Sie bei letzteren an ihre Wiederverwendung oder ihr Recycling gedacht? Stellen Sie eindeutig, farblich und multilingual gekennzeichnete Behälter für eine einfache Trennung, auch für Lebensmittelabfälle, zur Verfügung?
4. Essen und Getränke Geben Sie lokalen und saisonalen Lebensmitteln den Vorzug? Ziehen Sie stets den Bio-Lebensmittelhersteller vor Ort und im Falle von Getränkeherstellern Bio-Anbieter und Unternehmen, die einen Teil der Einnahmen in nachhaltige Projekte reinvestieren, vor? Sind alle angebotenen Fleisch-, Fisch- oder Milchprodukte zertifiziert und rückverfolgbar? Berücksichtigen Sie bei Ihrem Angebot den Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung? Treffen Sie Vorkehrungen, um überschüssige Lebensmittel zu sammeln und umzuverteilen? Verzichten Sie komplett auf Palmölprodukte? Stellen Sie Leitungswasser für Nachfüllungen bereit? Achten Sie auf fair gehandelte Produkte wie Tee, Kaffee, Zucker oder Schokolade und das entsprechende Siegel (Bsp. Fair Trade oder Rainforest Alliance)?
5. Plastik und Einweg-Kunststoffe Haben Sie Einweg-Wasserflaschen aus Kunststoff, Plastikbecher, Plastiktrohhalme, Plastiktüten, unnötige Verpackungen und Polystyrol von Ihrer Veranstaltung verbannt? Stellen Sie wiederverwendbares Geschirr bereit? Vermeiden Sie Lebensmittel mit übermäßiger oder nicht recycelbarer Verpackung?
Sustainable Event Solutions Eine Unternehmung von Stefan Lohmann – Talent Buyer & Booking Agent
6. Reduzierung des Wasserverbrauchs und des Risikos von Umweltbelastungen Haben Sie Vorkehrungen zur Vermeidung von Abwasser und Wasserverschwendung getroffen? Verwenden alle Beteiligten nur umweltfreundliche Reinigungsprodukte? Verhindern Sie potenziell schädliche Verunreinigungen von Land und Wasser durch vorbeugende Maßnahmen? Sind die Sanitäranlagen an den Außenstandorten umweltfreundlich, sauber und bedarfsgerecht?
7. Ethisch einwandfreie Handtücher, Kleidung, Merchandisingartikel Bestehen Handtücher, Kleidung und Merchandising aus ethisch und ökologisch korrekten Fasern wie z.B. Bio-Baumwolle und werden sie nachhaltig produziert?
8. Kein unnötiger Druck, nur Recyclingpapier von FSC / PEFC Vermeiden Sie unnötige Drucke? Nutzen Sie digitales Informationsmaterial und Veranstaltungs-Apps? Verwenden Sie ausschließlich zertifiziertes, ethisch einwandfreies oder recyceltes Papier? Für Toilettenpapiere ebenso wie für Servietten, Tickets oder Zugangsausweise? Ist die Tinte für notwendige Druckerzeugnisse biobasiert?
9. Lokale Unterkünfte und Hotels Achten Sie auf kurze Wege zwischen Veranstaltungsort und Unterbringung? Favorisieren Sie Unterkünfte mit einer geringen Umweltbelastung oder Umweltzertifikat?
10. Lokaler Transport- / Shuttle-Service Stellen Sie den bestmöglichen umweltfreundlichen und bedarfsgerechten Transfer sicher? Wählen Sie die Transportoptionen sorgfältig hinsichtlich Ausrüstung, Akkreditierung und Fahrplänen aus? Setzen Sie Elektro-/ Hybridfahrzeuge oder gemeinsam genutzte Shuttles ein?
11. Barrierefreiheit, soziale Gerechtigkeit, Inklusion Beachten Sie die Aspekte der Barrierefreiheit, Gleichberechtigung und Inklusion? Ist die Beschilderung ausreichend und gut lesbar? Bieten Sie gegebenenfalls eine/n Dolmetscher*in für Gehörlose an?
12. Zielgerichtete Kommunikation für 360°Nachhaltigkeit Verfolgen Sie eine transparente nachhaltige Kommunikationsstrategie und Informationsstrategie, die das Publikum ebenso anspricht wie alle Dienstleister? Geben Sie Hilfestellung, Informationen und bieten Pfandsysteme oder andere Vorteile zur Müllvermeidung sowie andere nachhaltige Kundenbindungstools? Haben Ihre Dienstleister für Eventpromotion ein nachhaltiges Profil? Verwenden Sie umweltfreundlichen Druck für unvermeidliche Flyer, Poster, Werbung?
13. CO2-Emissionsmessungen und Kompensation Messen Sie Ihre CO2-Emissionen? Leiten Sie aus den Messergebnissen wichtige Maßnahmen und Verbesserungspotenziale ab? Arbeiten Sie für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitsstrategie mit professionellen Offset-Unternehmen und Lieferanten zusammen?
www.stefanlohmann.com I www.sustainable-event-solutions.de
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#reorganisation
BEST PR ACTICE
im Einsatz beim FC Twente:
GEMEINSAM FÜR DIE SICHERHEIT D
as Stadion De Grolsch Veste, Beispiel der Spielplan, speziell die Heimat des FC Twente, zu berücksichtigende Punkte bietet Platz für fast 30.000 und die Einweisungen der Zuschauer. Und Fußball lebt verschiedenen Abteilungen. in der Region Twente – auch Weiter führt Vis aus: wenn es für die Anhänger nicht „Unsere Ansprechpartner bei selbstverständlich ist, die Spiele der Polizei und der Stadtverwalzu besuchen. So wie es jetzt tung haben einen eigenen Saaussieht, werden die niederlänfesight-Account. Das bedeutet, dischen Stadien zum Start der dass sie über ihr Telefon immer Saison 21/22 wieder komplett die aktuellsten Informationen gefüllt sein. Und das wird für den Spieltag haben – auch sicherlich auch beim FC Twente wenn es Änderungen in letzter der Fall sein. Mit all den zusätzMinute gibt. Dank Safesight sind lichen Sicherheitsvorschriften, sämtliche Sicherheitsbelange -maßnahmen und -protokolauf De Grolsch Veste für alle len, die für den Neustart des Beteiligten klar: Ihnen stehen xxx Fußballs erforderlich sind, ist Quelle: safesight alle Informationen direkt über die Zusammenarbeit in Sachen die App zur Verfügung. Und da Sicherheit wichtiger denn je. alle Pflichtaufgaben vor der Öffnung des Stadions geprüft werden Dabei spielt die Safesight-Plattform beim FC Twente eine zentrale müssen, gibt es keine Möglichkeit mehr, wichtige Aufgaben unbeabRolle. sichtigt offen zu lassen. Um eine gute und sichere Veranstaltung zu organisieren, ist es wichSafesight ist eine einfach zu bedienende Plattform, die uns tig, dass alle beteiligten Akteure über die gleichen Informationen hilft, eine sichere Umgebung für Mitarbeiter, Spieler und Fans zu verfügen. Und dass sie in der Lage sind, sich gegenseitig leicht zu schaffen.“ informieren. Denken Sie dabei an die internen Interessensvertreter Transparenz stärkt das Vertrauen wie die Spieltagsorganisation, Stewarding, Sicherheit, Hospitality, Verkehr oder die technische Abteilung. Aber auch an externe Sämtliche Maßnahmen und Aktionen zur Gewährleistung einer Beteiligte wie die Polizei, die Stadtverwaltung und die Staatsansicheren Umgebung werden – zu programmierten Zeiten – über waltschaft. eine Datenbank an die Aufgabenlisten in der App der Nutzer gesen-
Sicherer, effizienter und besser zusammenarbeiten 2018 war der FC Twente die erste professionelle Fußballorganisation, die die Safesight-Plattform nutzte, um besser, effizienter und sicherer zusammenarbeiten zu können. Ein Vorreiter. Heutzutage nutzen nicht nur die internen Stakeholder die Plattform, sondern auch die Polizei und die Gemeinde, um intensiv mit dem Verein bei der Organisation von sicheren Veranstaltungen in De Grolsch Veste zusammenzuarbeiten. Niels Vis (Sicherheitskoordinator FC Twente): „Mit der Safesight-App haben alle unsere Stakeholder Zugriff auf die wichtigsten Informationen, um einen guten Job machen zu können. Denken Sie an allgemeine Informationen über unser Stadion und unsere Organisation, Grundrisse, Akkreditierungsinformationen und verschiedene Szenarien wie eine Evakuierung des Stadions.“ Im Vorfeld eines Spieltages werden die Informationen in der App mit den relevanten spielspezifischen Informationen ergänzt. So zum
det. Und im cloudbasierten Logbuch werden alle Details, die den Fortgang des Spieltags beeinflussen können, von den verschiedenen Beteiligten registriert. Auch die Stadtverwaltung und die Polizei registrieren ihre Angaben in einem speziellen – geschützten – Safesight-Logbuch, das nur autorisierten Benutzern zugänglich ist. „Dashboards beispielsweise im Kommandoraum – zu dem auch die Polizei und die Stadtverwaltung gehören – bieten allen Anwesenden einen Echtzeit-Überblick über den Status unserer Organisation in diesem Moment: Sind alle Fluchtwege und Notausgänge kontrolliert worden? Sind relevante Schlüsselpositionen besetzt? Und für die neue Saison: Sind jegliche Corona-Maßnahmen rechtzeitig abgeschlossen worden? Weil wir völlig transparent sind, haben wir alle den gleichen Informationsstand und das stärkt das gegenseitige Vertrauen. Wenn sich nämlich herausstellt, dass wir bei einem bestimmten Thema anfällig sind, dann werden unsere Sicherheits partner sofort informiert und wir können – falls nötig – sofort nachrüsten und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nutzen, um diese Schwachstellen zu beheben.“
#restart
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RESTART AUS JURISTISCHER SICHT Von Schlatter-Zahl-Kuhnt Rechtsanwälte
Nach mehr als einem Jahr im Pandemie- Modus hat die Situation in diesem Frühsommer vielen Menschen Hoffnung gemacht. Die Zahlen sinken und die Pandemie scheint fast überwunden. In der Veranstaltungsbranche wurden mit hohem Aufwand viele Lösungen erarbeitet. Auch hat die Krise dazu geführt, dass die Branche zusammengerückt ist. Um in der Politik Gehör zu finden, mussten die Kräfte gebündelt werden. Teils ist dies sehr gut gelungen, auch wenn es über die Verbandsstruktur und die Sichtbarkeit der Branche durchaus noch unterschiedliche Ansichten gibt. Wie hat sich die rechtliche Praxis von Veranstaltern, Dienstleistern und Betreibern schon jetzt verändert? Was muss jetzt bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen berücksichtigt werden? Wir haben einige Aspekte aus unserer Praxis aufgelistet, die aktuell für Unsicherheiten und Diskussionen sorgen:
Auslegung von Corona-Verordnungen Grundlage für die Planung von Veranstaltungen sind momentan immer die jeweils geltenden Corona-Verordnungen. Zum einen sind die arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften des Bundes, insbesondere die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung und die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel zu beachten. Zum anderen gelten aber auch die landesspezifischen Corona-Verordnungen. Insbesondere bei Letzteren kam es in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Anpassungen und Änderungen. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass die Verordnungen zahlreiche Abgrenzungs- und Auslegungsschwierigkeiten enthalten. Wer bei der Planung einer Veranstaltung Rechtssicherheit haben möchte, also sicher sein will, im Nachhinein kein Bußgeld zu erhalten, sollte diese Unsicherheiten abklären und
im Zweifel mit der zuständigen Behörde abstimmen. Dabei wird man sicherlich mehr Erfolg haben, wenn man der Behörde ein umfassendes und fachlich einwandfreies Hygienekonzept vorlegen kann. Es gilt jedoch weiterhin das Rechtsstaatsprinzip: Auflagen oder Untersagungen sind Grundrechtseinschränkungen. Die Behörde darf sie also nur aussprechen, wenn eine Rechtsgrundlage gegeben ist und die Auflagen verhältnismäßig sind. Ist die Behörde zu vorsichtig und lässt sie sich auch nicht überzeugen, ist im Zweifel der Rechtsweg, also die gerichtliche Klärung, anzuraten. Nur wenn Fälle vor Gericht gebracht werden, können die Gerichte die Behördenentscheidungen überprüfen. Und nur dadurch bekommen die Behörden für die Zukunft Leitlinien und die Veranstalter Argumente.
Änderung von AGB Viele Unternehmen verwenden AGB. Vor Corona enthielten diese üblicherweise keine Regelungen zu einer Verteilung der Risiken im Falle von pandemiebedingten Absagen oder Verschiebungen. Die Änderung von Vertragsbedingungen für bereits abgeschlossene Verträge kann allerdings nur einvernehmlich erfolgen, beide Parteien müssen also aktiv zustimmen. Die Anpassung von AGB hat also nur Wirkung für Verträge, die erst danach abgeschlossen werden. Einige Gerichte haben schon Streitigkeiten entschieden, die Alt-Fälle, also Verträge aus der Vor-Corona-Zeit betroffen haben. Das Grundrisiko liegt danach in der Regel beim Veranstalter, einige Gerichte haben aber auch die Vertragspartner mit in die Pflicht genommen. Eine Rechtssicherheit besteht hier allerdings nicht, die Urteile sind immer sehr stark vom Einzelfall geprägt. Ein wesentlicher Punkt ist stets, dass die besondere Situation bei Vertragsschluss
nicht vorhersehbar war. Für zukünftige Verträge kann diese Besonderheit nicht mehr gelten. Daher empfiehlt es sich, zumindest für Neu-Verträge entsprechende Corona-Klauseln aufzunehmen und bereits bei Vertragsschluss zu vereinbaren, wer im Falle eine Absage der Veranstaltung was zu bezahlen hat. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, wer staatliche Corona-Hilfen für die Veranstaltung bezieht.
Beschränkung der Teilnehmer Das Übertragungsrisiko bei einer Veranstaltung hängt in hohem Maße davon ab, welche Personengruppen teilnehmen. Die Beschränkung auf GGG hilft nur bedingt, da die lediglich getesteten Teilnehmer durch unerkannt positive Teilnehmer weiterhin infiziert werden können. Eine weitergehende Beschränkung des Teilnehmerkreises auf geimpfte und / oder genesene Personen würde hinsichtlich der Risikobewertung einen größeren Unterschied machen. Juristisch dürfte eine solche Beschränkung durch den Veranstalter oder Betreiber zulässig sein.
Ausblick Die Corona-Pandemie hat die Veranstaltungswelt verändert. Der nächste Schritt in der Pandemiebekämpfung muss und wird der Wechsel von der Containment- zur Mitigation- (Folgenminderungs-) Strategie. Die Verbreitung des Corona-Virus kann akzeptiert werden, wenn die Folgen (stationäre, insbesondere intensivmedizinische Behandlung) z. B. aufgrund von Impfungen insbesondere der Risikogruppen gering bleiben. Das COVID-19 wird ein dauernder Begleiter werden. Dies wird auch bei der Veranstaltungsplanung einen Dogmen-Wechsel erforderlich machen: Weg vom Alarmismus – hin zu einer Schutzzielorientierung und einer Risikoanalyse. Nr. 08/2021
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#reorganisation
DIE CHANCE AUF EINE
NACHHALTIGE VER ANSTALTUNGSWIRTSCHAFT Eines der guten Dinge, die die Corona Pandemie hervorgebracht hat, ist, dass die Veranstaltungsbranche sich ihre Größe bewusst gemacht hat. Mit der Größe kommt aber auch Verantwortung – und die Chance, wirklich etwas zu bewirken Von Stefan Lohmann
U
nsere Branche ist der sechstgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland – mit ca. 1,5 Millionen Beschäftigen und 130 Milliarden Euro Umsatz. Die Veranstaltungsbranche ist keine Nischenbranche – auch wenn sie in der Öffentlichkeit bisher oftmals so wahrgenommen wurde. Initiativen wie #Alarmstuferot haben dies mehr als deutlich aufgezeigt.
Damit einher geht Verantwortung – oder, um genau zu sein: viele Verantwortungen Verantwortung für den faktischen Output der Veranstaltungen: CO2 Emmissionen, Müllaufkommen, Stromverbrauch sind nur einige der Schlagworte, die hier greifen (und wer glaubt, ein Festival produziere viel Müll, der möge sich mal mit dem Müllaufkommen großer Messeveranstaltungen beschäftigen). Verantwortung für Verbesserungen: mit der Größe, die wir für unsere Branche reklamieren, können wir uns nicht mehr hinter dem „was sollen wir schon bewirken“-Argument verstecken. Im Gegenteil: mit der Größe sind wir gefordert, unseren Anteil zu leisten: an faktischen Verbesserungen, Einsparungen, Entwicklungen. Verantwortung für unseren Einfluss: Wir bewegen Millionen Menschen – immer
und überall. Auf diese Menschen haben wir sowohl indirekt als auch direkt Einfluss. Wir können Vorbild sein, wir können Regeln aufstellen, wir können motivieren. Verantwortung, nicht stehen zu bleiben: nur, weil etwas letztes Jahr gut war, bedeutet es nicht, dass es nicht heute besser sein kann. Verantwortung für unsere Welt: Veranstaltungen sind ein wesentlicher Teil sozialen Miteinanders. Sie sind damit Teil dessen, was auf dieser Welt geschieht – der aktuelle pandemiebedingte Wegfall von Veranstaltungen zeigt, wie groß dieser Anteil ist. Als Teil dieser Welt tragen die Veranstaltungen die Verantwortung für diese Welt und es wird Zeit, sich dieser Verantwortung ein für alle Mal zu stellen.
Unsere Ziele sind nicht hoch genug gesteckt Betrachtet man eine Vielzahl von Ratgebern, geht es um „Vermeidung von …“, um „Ausgleich“. Es geht darum, die negativen Auswirkungen zu minimieren, „Klimaneutralität“ ist ein vermeintlich hochgestecktes Ziel. Aber wäre es nicht viel besser, das Ziel noch ein bisschen höher zu stecken? Klimaneutralität als Mindeststandard zu definieren
und danach zu streben, im Ergebnis sogar eine positive Bilanz zu haben? Ideen zur Reduzierung gibt es reichlich, genauso wie Möglichkeiten zur Kompensation. Was hindert uns, einen Schritt weiter zu gehen? Das Global Citizen Festival z.B. macht es vor: Tickets gegen gute Taten. [1]
Pflanzt Bäume, spendet, bindet ein – aber bleibt nicht bei der Neutralität stehen. Dabei geht es natürlich nicht nur um den Umweltschutz – Nachhaltigkeit beinhaltet so viel mehr: „der Umgang mit Mitarbeiter:innen, Diversität, Inklusion, Gleichberechtigung, faire Bezahlung, Arbeitsschutz, Kommunikation und vieles mehr“. [2] Faktoren wie diese lassen sich nicht so eindeutig bemessen wie der vergleichsweise einfach zu berechnende „Fußabdruck“. In der Nachhaltigkeit ist es jedoch nicht anders als in der Sicherheit: jede Maßnahme, jede Entscheidung hat eine Konsequenz. Eine Konsequenz, die vielleicht nicht unmittelbar messbar ist, die dafür aber nicht weniger wichtig ist, blickt man z.B. auf das Potential einer tatsächlich nachhaltigen Wertschöpfungskette. In meinem Beitrag zum Handbuch „Nachhaltigkeit in der Eventbranche – Konzepte
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Copyright: Mirjam Bourmans / Stefan Lohmann
und Beispiele für Veranstaltungen und ökologischer, ökonomischer und sozialer Ausrichtung“ (VÖ Sept. 2021) habe ich dies schon einmal durchexerziert anhand eines Ökostromanbieters wie Greenpeace Energy. Greenpeace Energy liefert vorrangig regenerative Energie – also z.B. CO2 freien Ökostrom. Greenpeace Energy investiert zudem in neue Windräder und neue Technologien, damit immer mehr Ökostrom in Zukunft zur Verfügung steht. Dies wiederum ist die Voraussetzung zur sinnvollen Verwendung und Herstellung von grünem Wasserstoff. Mit Greenpeace Energy unterstützt man indirekt auch die Ziele von Greenpeace, die als nachhaltige Organisation wiederum einen enorm posi tiven Impact auf Natur und Gesellschaft hat usw usw.
Gleiches gilt eigentlich für jedweden Bereich: angefangen bei den offensichtlichen positiven Auswirkungen von Fair Trade Produkten bis hin zur Auswahl eines Dienstleisters, der nicht nur gerechte Löhne zahlt, sondern auch einen guten Umgang mit seinen Mitarbeiter:innen pflegt … usw. usw. … Bevor wir aber zum positiven Impact kommen, müssen wir den negativen loswerden – allen voran die bereits angesprochenen Faktoren Energieverbrauch, Ressourceneinsatz, Abfallaufkommen, die nicht nur für eine negative Wahrnehmung, sondern faktisch für immense CO2 Emissionen sorgen. Im Fokus der Diskussion stehen dabei häufig die Veranstaltungen auf der grünen Wiese – die, für die alles gebaut werden muss – aber auch – und vielleicht insbesondere – Messeveranstaltungen mit ihrem
irrsinnigen Materialverbrauch (man denke nur einmal an die Teppiche, die regelmäßig nach 3 Messetagen im Müll landen) und dem immensen Transportbedarf.
Dies zu wissen und nicht zu ändern, zeigt etwas. Und es verdirbt etwas – nämlich Chancen – z.B. die, sich rechtzeitig zu positionieren. „Ob Pariser Klimaabkommen, das deutsche Klimaschutz- und Lieferkettengesetz sowie die Zielvorgaben der EU mit dem europäischen Green Deal geben den Weg klar vor: Deutschland und Europa werden klimaneutral bis spätestens 2050. Das bedeutet auch, dass alle Firmen und alle Veranstaltungen auf diesem Kontinent ebenfalls klimaneutral und nachhaltig werden müssen.“ [2]
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#reorganisation
Als Teil dieser Welt tragen die Veranstaltungen die Verantwortung für diese Welt und es wird Zeit, sich dieser Verantwortung ein für alle Mal zu stellen.«
Zwischenfazit: Betrachtet man den politischen Willen und auch den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel, wird offensichtlich, dass die Veranstaltungswirtschaft nur zukunftsfähig ist, wenn sie klimaneutral und nachhaltig wirtschaftet. Und wer könnte das besser als die Eventbranche? Kreativität, Optimierung und Effizienz gehören schließlich zu den Stärken der Branche!
#restart #reorganisation Sobald Veranstaltungen in einem größeren Rahmen wieder umsetzbar sind, wird es einen Boom in der Branche geben – und damit die Chance, den Neustart auch unter nachhaltigeren Aspekten zu planen. Hierzu braucht es das entschlossene Handeln aller Akteure: von der Politik bis hin zum Besucher. Um den Forderungen nach den dringend notwendigen Investitionen und nachhaltigen Konjunkturpaketen mehr Nachdruck bei der Politik und Regierung zu verleihen, hat eine Allianz aus Auftraggeber:innen, Auftragnehmer:innen, Verbänden der Green Economy, Veranstaltungswirtschaft, Politiker:innen und Künstler:innen einen Aufruf gestartet. Folgende Handlungsfelder werden identifiziert: Politik: gezielte und vor allem schnelle Förderprogramme / Konjunkturpakete unter Aspekten der Nachhaltigkeit Öffentliche Hand / Bundesländer, Städte und Kommunen: haben entscheidenden Einfluss, der stärker genutzt werden muss. Die Vergabe, Förderung und Durchführung von Veranstaltungen muss in Zukunft abhängig davon gemacht werden, ob diese
Veranstaltungen klimaneutral umgesetzt werden. Bei allen Ausschreibungen muss Klimaneutralität und Nachhaltigkeit als Grundlage verankert sein. [3] Verbände der Eventbranche: Die coronabedingten Bemühungen und Konsolidierungen der Branche haben gezeigt, was möglich ist. Dieses Potential gilt es nun auch für eine Nachhaltigkeitsstrategie zu nutzen. Verbände der Wirtschaft und der Green Economy: Das Wissen dieser Verbände, deren politische Erfahrung und Kontakte muss auch den Verbänden der Veranstaltungswirtschaft zur Verfügung gestellt werde. Hierdurch entstehen neue Allianzen und Interessensgemeinschaften, die sowohl den Druck als auch die Möglichkeiten erhöhen.
Veranstalter:innen / Betreiber Es gibt eigentlich keinen Grund mehr, Ver anstaltungen nicht nachhaltig umzusetzen. Auch die Dienstleister werden sich an die (möglicherweise dann geänderten Anforderungen) anpassen. Künstler:innen haben große Entscheidungsmacht, wenn es darum geht, wie eine Veranstaltung umgesetzt und organisiert wird. Wenn Tourneen z.B. nur noch an Tournee: veranstalter*innen, Locations, Technikdienstleister vergeben werden, die diese klimaneutral umsetzen können, dann wird sich die Branche schnell anpassen.
Besucher:innen Die vielleicht stärkste Macht. Beschwerden und Shitstorms über Missstände bei der Durchführung von Veranstaltungen zeigen mittlerweile große Wirkung bei Veranstalter:innen.
Angstgegner Kosten „Wenn man für einen Vergleich die wahren Kosten von Veranstaltungen zugrunde legen würde, wären nachhaltige Veranstaltung nicht nur deutlich günstiger, sondern konventionelle Veranstaltungen würden unbezahlbar werden.“ [2] Im oben schon genannten Artikel habe ich einen unangenehmen aber augenöffnenden Vergleich zwischen der Veranstaltungsbranche und der Billigfleischindustrie gezogen, den ich hier wiederholen möchte: Die Billigfleischindustrie sorgt dafür, dass die nachhaltige Produktion von Fleisch in den Augen der Verbraucher:innen als teurer angesehen wird und lenkt damit davon ab, dass die Fleischindustrie die wahren Kosten für die Zerstörung der Umwelt auf die Gesellschaft abwälzt. Würde man die wahren Kosten zugrunde legen, wäre dieses Billigfleisch ebenfalls unbezahlbar. Die konventionelle Veranstaltungswirt schaft verfolgt bis jetzt das gleiche Geschäftsmodell: die hohen Kosten für die Schäden, die durch Treibhausgasemis sionen, extremen Energie-, Ressourcenverbrauch und durch das hohe Abfallaufkommen mit niedriger Recyclingquote entstehen, werden von der Gesellschaft getragen und nicht von den Verantwort lichen.
Weiterführende Literatur / Links zum Thema Vgl. Dallas, Katie: Ergebnis des Global Citizen Festivals Hamburg: 706 Mio US-Dollar, die 113 Mio. Menschen erreichen werden, in: Global Citizen, 06.07.2017, [online] www.globalcitizen.org/de/content/706m-committed-to-affect-over-113m-lives-announced [1]
Vgl. Umweltfreundliche Beschaffung, Umweltleitfaden, Leitfaden umweltfreundliche Beschaffung: in: hamburg. de, [online] https://www.hamburg.de/umweltvertraegliche-beschaffung/ [24.02.2021]
[2]
[3]
[4]
z.B. www.hamburg.de/umweltvertraegliche-beschaffung) Vgl. Deutscher Nachhaltigkeitspreis: Sustainable Event: in: Deutscher Nachhaltigkeitspreis, [online] www. nachhaltigkeitspreis.de/dnp/sustainable-event/ [24.02.2021] www.nachhaltigkeitspreis.de/dnp/sustainable-event
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UND ES GEHT DOCH: DER POSITIVE IMPACT Als offizieller Partner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises bin ich als Artist Relations Manager zuständig für die Kontakte zu den Künstlern und kümmere mich um das gesamte Live Entertainment Konzept. Daher habe ich einen guten Einblick in die Abläufe der Veranstaltung und kann in Kurzform aufzeigen, welche positiven Wirkungen erzielt werden, wenn man Events neu denkt und Nachhaltigkeit als Grundlage der gesamten Planung versteht.
Das Zwischenziel: die klimaneutrale Veranstaltung Überprüfung aller Bausteine und Arbeitsschritte im Hinblick auf die jeweils nachhaltigste Lösung (Technik, Catering, Büroequipment, Logistik, Mietmöbel, Fairtrade Produkte, Teppiche, Bühnengestaltung, Papierverbrauch, Strombedarf und vieles mehr. Nicht vermeidbare Emissionen werden so weit wie möglich reduziert und dann kompensiert. [4]
Das Ziel: Der positive Impact Auch, wenn aktuell nicht messbar, zeigen die nachfolgenden Beispiele den positiven Impact, den die Veranstaltung auf Umwelt und Gesellschafft hat. • Durch die bundesweite mediale Aufmerksamkeit, Kommunikation und die Einbindung aller Stakeholder (u.a. die Bundesregierung, nationale und internationale Politiker:innen, CEOs, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Sport und Wirtschaft) sorgt die Veranstaltung ganzjährig für die Verankerung des Themas in der Mitte der Gesellschaft. • Durch die Awards für Städte und Kommunen vor Ort werden lokale Medien aktiviert. • Preisgelder für nachhaltige Aktionen und Initiativen müssen in neue Projekte investiert werden. So entstehen in den Gewinnerstädten und Kommunen automatische neue nachhaltige Initiativen. • Start-Ups mit neuen nachhaltigen Produkten und Services werden mit Preisgeldern und Medienberichterstattung stark gefördert.
• Konzerne mit großem wirtschaftlichem Einfluss entscheiden über Millionen Tonnen von Plastikverpackung, riesige Energiebedarfe oder über die Investitionen in nachhaltige Arbeitsabläufe. Der Nachhaltigkeitspreis beleuchtet das Verhalten dieser Konzerne öffentlich, verhindert Greenwashing und fördert Verbesserungen. • Inspiration von Gründer:innen und anderen Firmen, sich ebenfalls nachhaltig auszurichten oder neue nachhaltige Produkte und Services auf den Markt zu bringen. • Internationale Expert:innen, Wissenschaftler:innen, Politiker:innen sorgen bei der Konferenz für Wissensaustausch und Vernetzung, woraus neue Projekte und eine Zusammenarbeit gefördert werden. • Nachhaltig agierende Künstler:innen / Persönlichkeiten sorgen für Medienaufmerksamkeit und bringen das Thema Nachhaltigkeit in die Medien und an die Fans. • Usw usw
Sind Sie und Ihr Stadion bereit, die Türen wieder zu öffnen? Das Internationale Bildungs- & Trainingszentrum (IBIT) und die Software Plattform Safesight haben sich zusammengeschlossen, um Sie in einem dreiwöchigen Prozess bei der Vorbereitung für eine Wiedereröffnung zu unterstützen: auf der Basis von gebündeltem Wissen, abgestimmten Prozederen und unter Einsatz neuester Softwarelösungen. Anpassung Ihrer Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte an die bestehende Sicherheitsorganisation. Anpassung der Prozesse und Protokolle an die neuen Corona Schutzverordnungen und die themenbezogenen neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen im Hinblick auf die Thematik. Implementierung der bestehenden und aus der Anpassung resultierenden neuen Sicherheitsverfahren, -prozesse und -protokolle mit Hilfe der Safesight Software. Verbessern der Organisation durch Auswertung der operativ gesammelten Informationen. Intensive Prozessbegleitung und Folgeberatungen 6 Monate inclusive.
Möchten Sie mehr erfahren? Bitte kontaktieren Sie das IBIT unter 0228/ 42992690 oder restart@ibit.eu
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#reorganisation
AUFRUF ZUR FÖRDERUNG EINER
NACHHALTIGEN VER ANSTALTUNGSWIRTSCHAFT Die Veranstaltungswirtschaft steht vor einer existentiellen Bedrohung und benötigt Unterstützung. Gleichzeitig verdeutlichen Corona- und Klimakrise, dass es ein einfaches „Weiter so“ nicht geben kann! Um langfristig den Bestand der Veranstaltungswirtschaft zu sichern, brauchen wir jetzt zwei Dinge: Den Erhalt der Firmen und Selbständigen – wie vom Bündnis #AlarmstufeRot gefordert und der Bundesregierung vorgelegt – sowie die Förderung zur Umstellung der Branche auf Nachhaltigkeit und Klimaneutralität bis spätestens 2030. Für die Umstellung auf eine zukunftsorientierte und nachhaltige Veranstaltungswirtschaft, die auch die Vorteile der Digitalisierung für den Klimaschutz nutzt, wird eine gezielte finanzielle Förderung benötigt. Die angekündigten Konjunkturpakete der Bundesregierung und die Initiativen des Europaparlamentes mit Klimapakt und Green Deal zeigen den Weg. Allerdings muss die Politik sofort aktiv werden – bevor es zu spät ist!
Wir fordern deshalb die umgehende Erstellung eines gezielten Konjunkturprogramms zur Förderung einer nachhaltigen Veranstaltungswirtschaft. Unsere wichtigsten Ziele: 1. Förderung der Investitionssummen (70%) für Forschung, Umstrukturierung, Überprüfung der Lieferketten, Einführung von Kreislaufwirtschaft, umweltfreundliche Mobilität und Logistik, Digitalisierung, Sachanlagen, nach-
haltige Eventmaterialien und Technik, Ausbildung, Weiterbildungen, Zertifikate (z.B. ISO, EMAS, GWÖ, Ökoprofit, Deutscher Nachhaltigkeitskodex), die eine Transformation der Veranstaltungsbranche unterstützen – unter Einhaltung der Kriterien einer nachhaltigen Veranstaltungsorganisation analog des BMU-Leitfadens (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, www.bmu.de/fileadmin/ Daten_BMU/Pools/Broschueren/ veranstaltungsleitfaden_bf.pdf) 2. Langfristige Sicherung der Veranstal tungswirtschaft als wichtiger Wirt schaftszweig bei gleichzeitiger Klima neutralität (bis spätestens 2030) und maximierter Nachhaltigkeit, auf Grundlage der UN Sustainable D evelopment Goals (SDGs) 3. Erreichung der Klimaziele von Paris u.a. durch Selbstverpflichtung der Veranstaltungsbranche auf Klimaneutralität von Veranstaltungen bis spätestens 2030 und der Einhaltung der Kriterien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) zum nachhaltigen Veranstaltungsmanagement. 4. Vergabe aller Veranstaltungen der öffentlichen Hand auf regionaler, Landesund Bundesebene nur unter der Bedingung einer nachhaltigen Ausschreibung und klimaneutralen Umsetzung. Die Selbstverpflichtung der Branche, Veranstaltungen bis spätestens 2030 klimaneutral durchzuführen bezieht dabei auch die CO2-Emissionen von An- und Abreise (Mobilität) und Übernachtung (Hotellerie) mit ein.
Damit würde ein Pilotmodell geschaffen für die nachhaltige Ausrichtung einer ganzen Branche mit großer Ausstrahlungskraft hinein in die Gesellschaft (durch Festivals, Konzerte) und in andere Wirtschaftszweige (durch Messen, B2B Events, Firmenveranstaltungen).
Massive Energieeinsparung, CO2Reduktion und Ressourceneffizienz Die Veranstaltungswirtschaft hat ein immenses Einsparpotenzial bei CO2-Emissionen, Rohstoffen, Ressourcen und Energie. Die Veranstaltungswirtschaft sollte deshalb ein fester Bestandteil bei künftigen öffentlichen Investitions- und Förderprogrammen zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit werden. Moderne effiziente Techniken können und müssen endlich eingesetzt bzw. zur Marktreife gebracht werden (z.B. energieeffiziente Licht- / Ton- und Steuerungstechnik, nachhaltige Theatervorhänge auf Mietbasis, umweltfreundliche Generatoren, klimafreundliche Logistik, Einführung einer Kreislaufwirtschaft für Eventmaterialien). Investitionen in nachhaltige Lösungen dürfen nicht zu einem unkalkulierbaren Risiko werden.
Deadline für nicht-nachhaltige Veranstaltungen Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Veranstaltungswirtschaft braucht die politische Unterstützung auf allen Ebenen. Ambitionierte Nachhaltigkeitskriterien wie das geplante Umweltzeichen für Veranstaltungen müssen so schnell als möglich fester Teil von allen öffentlichen Ausschreibungen werden, damit Best Practice im Umweltschutz nicht aus Kostengründen
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Unsere Gesellschaft braucht eine nachhaltige und starke Veranstaltungswirtschaft. Wir fordern deshalb von der Politik eine sofortige und gezielte Förderung und Unterstützung.
länger außen vor bleibt, sondern im fairen Wettbewerb zur Bedingung wird. Nach einer Übergangsfrist in Anlehnung an den EU-Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis 2030 und im Hinblick auf das Pariser Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad muss die Klimaneutralität von professionellen Veranstaltungen verbindlich werden. Eine Recyclingquote von >90% muss als Bedingung für alle Veranstaltungen gelten. Auch eine:n verantwortliche:r Ansprechpartner:in für das Umweltmanagement sollte bei professionellen Veranstaltungen verpflichtend sein, so wie es bei den Sicherheitskonzepten oder beim Datenschutz bereits vorgeschrieben ist. Das sorgt nicht nur für eine langfristige Daseinssicherung der Veranstaltungswirtschaft in Zeiten des Klimawandels, sondern gibt der Branche auch die Vorbildrolle für modernes, nachhaltiges und innovatives Wirtschaften.
Über uns:
Die Initiator:innen:
Um die genannten Ziele zu erreichen, wollen wir gemeinsam ein starkes Zeichen an die Politik aber auch ausdrücklich an die Veranstaltungswirtschaft senden. Deshalb haben wir uns nicht nur innerhalb der Veranstaltungsbranche zusammengeschlossen, sondern kooperieren auch mit Verbänden und der Zivilgesellschaft.
• Stefan Lohmann (Live Entertainment Konzepte + Gründer von Sustainable Event Solutions) • Fritz Lietsch (Verleger, Chefredakteur, Altop Verlag – forum Nachhaltig Wirtschaften) • Marcus Stadler (Experte für Nachhaltigkeitsmanagement DIN ISO & EMAS) • Verband der Veranstaltungsorganisatoren (VDVO) • UnternehmensGrün e.V.
Gemeinsam bilden wir eine Allianz der Auftraggebenden, Auftragnehmenden, öffentlichen Hand, Lieferanten, Kreativen, Verbände, Locations, Politiker:innen, Influencer:innen und weiteren Unterstützer:innen.
Besucherzahlen in Echtzeit seit 10 Jahren Erfahrung
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hohe Betriebssicherheit
Fachplaner vertrauen auf das System
von vielen Behörden akzeptiert
Mit unserem Personenzählsystem sind Sie immer exakt über die aktuelle Besucherzahl informiert und können so die richtigen Maßnahmen einleiten. Unser hochgenaues System hat sich bereits seit 10 Jahren bewährt und ist bei Behörden und Sicherheitsentscheidern akzeptiert.
Bureau für Veranstaltungswissen GmbH | Oberasbach 4 | 51597 Morsbach Tel: +49 (0) 2294 993864 | Fax: +49 (0) 2294 993865 info@personenklicker.de | www.personenklicker.de
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WA S B I S H E R G E S C H A H
WAS BISHER GESCHAH 2021
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(FRA) Illegaler Rave gewaltsam aufgelöst
Motorschirmflieger landet vor EMSpiel in Münchener Allianz Arena
Mehr als 1.000 junge Menschen kamen nach dem Aufruf eines YouTubers zu seiner Werbeaktion auf den Parkplatz eines Dortmunder Baumarktes. Da ein geordneter Ablauf und das Einhalten der Hygieneregeln nicht mehr zu garantieren gewesen sei, löste die Polizei das Treffen auf und erteilte Platzverweise.
06. 27.
06. 21.
06. 18.
06. 16.
(GB) UEFA setzt Großbritannien wegen Quarantäneregeln unter Druck Aufgrund der Strenge der in Großbritannien geltenden Quarantäneregeln setzte der europäische Fußballverband UEFA die englischen Behörden wohl unter Druck. Man ziehe in Erwägung, das EM-Endspiel nach Ungarn zu verlegen, würde man zu keiner zufriedenstellenden Lösung kommen.
06. 27.
06. 19.
Vor dem Anpfiff des EM-Spiels zwischen Deutschland und Frankreich landete ein Greenpeace-Aktivist mit einem motorbetriebenen Segelschirm auf dem Stadionrasen. Zuvor touchierte er eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach und kam ins Trudeln. Mindestens zwei Personen wurden verletzt. Ein Greenpeace-Sprecher betonte, dass der Segelflieger lediglich einen Ball über dem Stadion abwerfen wollte und nur durch ungünstige Windverhältnisse im Stadion landen musste.
Etwa 1.500 Personen feierten am 18. Juni 2021 einen illegalen Rave in der französischen Bretagne. Nachdem die Veranstaltung zuvor von den Behörden aufgrund der coronabedingten Ausgangssperre untersagt wurde, schritt die Polizei mit ca. 400 Beamt:innen ein. Die Einsatzkräfte wurden mit Molotowcocktails, Boule-Kugeln und Steinen beworfen. Fünf Polizist:innen wurden verletzt, ein Partygast verlor aufgrund einer Explosion seine Hand.
Ordnungskräfte lösen YouTuber-Treffen auf
Stadt Augsburg verschärft Regeln im Innenstadtbereich nach Ausschreitungen Nachdem es im Innenstadtbereich von Augsburg nach einem EM-Spiel zu Ausschreitungen kam, bei denen 15 Polizist:innen verletzt wurden, schränkte die Stadt die Regeln in der Folge ein. Ab 18 Uhr gab es keinen Autoverkehr mehr an gewissen Punkten der Stadt. Außerdem galt ab 20 Uhr ein Alkoholverbot.
(FRA) Zuschauerin verursacht Sturz im Fahrerfeld der Tour de France Eine Zuschauerin sorgte mit einem Pappschild für einen Sturz im Fahrerfeld bei der ersten Etappe der Tour de France. Die Frau stand mit ihrer Grußbotschaft zu nah an der Strecke. Der Fahrer Tony Martin kollidierte mit der Zuschauerin und löste so einen großen Sturz im Fahrerfeld aus. Mehrere der Fahrer verletzten sich und mussten das Rennen aufgeben.
08.07.
Bis zu 50% Auslastung der Stadionkapazitäten, maximal jedoch 25.000 Zuschauer:innen wollen die Länder für die kommende Bundesligasaison erlauben. Dafür dürfe die örtliche Inzidenz nicht über 35 je 100.000 Einwohner liegen. Ist der Wert höher erlaube man maximal 5.000 Zuschauer:innen. Außerdem gebe es Begrenzungen zum Ausschank und Konsum von Alkohol in den Stadien.
(UK) Fans ohne Ticket für EM-Finale stürmen das Wembley-Stadion Vor dem Finale der Fußballeuropameisterschaft in London kam es zu chaotischen Szenen. Wie auf Videos in den sozialen Netzwerken zu sehen ist, stürmten Hunderte Fans durch den Einlass des Wembley- Stadions und lieferten sich zum Teil Auseinandersetzungen mit Ordnungspersonal. Dazu, dass Fans auch auf die Ränge des Stadions gelangen konnten, machten Behörden und die UEFA unterschiedliche Aussagen. Rund um das Finale, zu dem 67.000 statt 90.000 Personen zugelassen waren, wurden 19 Polizist:innen verletzt.
07. 14. Laut niederländischen Medienberichten haben sich auf dem Verknipt-Festival in Utrecht mindestens 960 Personen mit Coronavirus infiziert haben. Die Veranstalter gaben an, die 3G-Prüfungen sowie verpflichtende Maßnahmen durchgeführt zu haben. Auf dem Festival waren 10.000 Besucher und Besucherinnen je Tag zugelassen.
Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC registrierte mehr als 2.500 Infektionen mit dem Coronavirus im Zusammenhang mit der Fußball EM bis zum Ende der dritten Turnierwoche. Schottische Fans seien mit 1.991 Fällen am stärksten betroffen.
Kritik an UEFA nach Anstieg von Corona-Infektionen im Rahmen der Fußball-EM Zahlreiche Fans, die zu Spielen der dezentral ausgetragenen Fußball-EM gereist waren, haben sich im Rahmen der Reise mit dem Virus infiziert. Besonders in Kritik geriet die UEFA im Zusammenhang mit der Durchsetzung hoher Zuschauerzahlen, besonders in London, wo bis zu 67.000 Personen die Spiele im Stadion verfolgen durften. Medien berichten, dass zwar eine Testpflicht galt – das Selbsttest-Resultat von Stadionbesucher:innen jedoch online eingetragen werden konnte, ohne dass vor Ort das Ergebnis geprüft wurde.
Umbenennung der BBK-Bildungseinrichtung: AKNZ wird zur BABZ Die zum Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gehörende Aus- und Weiterbildungseinrichtung Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) wurde im Rahmen der eigenen Neuausrichtung zur Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) umbenannt. Ziel ist die Entwicklung einer BBK- eigenen Bundesakademie.
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(NL) Rund 1.000 Corona-Infizierte nach zweitägigem Festival in Utrecht
Mehr als 2.500 Corona-Infektionen im Zusammenhang mit der Fußball EM
01.07.
11.07.
Aufgrund mehrerer ausgefallener Flüge in die Türkei bildete sich am Flugsteig C des Düsseldorfer Flughafens zum Start der Sommerferien eine größere Menschenmenge. Da die Abstandsregeln nicht eingehalten werden konnten und einige Personen sich aggressiv verhielten, schritten Bundes polizei sowie eine Hundertschaft der Polizei ein.
Bundesliga in der neuen Saison wieder mit Zuschauern
08.07 .
Polizeigroßeinsatz aufgrund von zu dichtem Gedränge am Düsseldorfer Flughafen
06.07.
02.07.
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(EU) Keine Corona-Infektionen: Studie der ARA zu Testveranstaltungen veröffentlicht. Die Arena Resilience Alliance (ARA), eine Initiative der European Arenas Association (EAA), hat im Rahmen einer Studie die Verbreitung des Corona-Virus bei mehr als 20 Testveranstaltungen mit reduziertem Publikum analysiert. Laut dem nun veröffentlichten Bericht kam es dabei zu keinen Infektionen. Testevents fanden u.a. in großen Arenen und Stadien in Frankreich, Deutschland, Spanien oder den Niederlanden statt. Nr. 08/2021
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#resilienz
stay SOUND & CHECK yourself
Holger Jan Schmidt und Katja Ehrenberg xxx
Foto: Simone Breuer
Holger Jan Schmidt spricht über seine Motivation, sich mit dem Thema Mental Health zu beschäftigen
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ch war wahrscheinlich das beste Beispiel für das fehlende Bewusstsein für Mental Health-Themen und deren Herausforderun gen, die wir überall in unserer Branche finden können. Ja, sicher, ich habe psychische Gesundheit immer als sehr wichtiges Thema empfunden, aber eben für die, die es betrifft – sprich: persönlich damit zu tun haben. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich es nie näher an mich herangelassen habe. Nun, bis es mich eben selbst betraf. Ich habe meine Erfahrungen vor etwa fünf Jahren gemacht und es dauerte drei
lange Monate der Unsicherheit, bis bei mir Panikattacken diagnostiziert wurden und ich anfangen konnte, daran zu arbeiten (und für das Protokoll: erfolgreich). Es überrascht nicht, dass man erst dann beginnt, den Luxus zu schätzen, dass alles normal läuft, bis es nicht mehr der Fall ist – besonders wenn es um die eigene Gesundheit geht. In dieser Zeit der Auseinandersetzung habe ich herausgefunden, wie wenig es braucht, um das "business as usual" gänzlich in Frage zu stellen oder zumindest fast komplett durcheinander zu bringen. In einem unangemessenen Selbstbild fühlte ich mich manchmal tatsächlich unprofessionell, nur
weil ich plötzlich wertvolle Arbeitszeit für mich und meine Gesundheit aufwenden musste. Aber es kostet halt einfach seine Zeit und Mühe, diese Dinge richtig anzugehen. Ich stellte fest, dass es viele Situationen in meinem Privat-, aber auch in meinem Berufsleben gab, die am Ende dazu führten, dass „der Topf endlich überkochte“. Um nur ein paar zu nennen: • die Enttäuschungen eines Musikers, der nie den entscheidenden Schritt machen konnte,
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Über das Buch 284 pages | softcover | DIN A4 ISBN 978-3-947759-62-0
• der Chef, der so nebenbei die Weisheit verkündet, dass man in unserem Beruf kein geregeltes Privatleben, geschweige denn eine Beziehung haben kann,
Erschienen als Book on Demand im KID Verlag. E rhältlich sowohl im stationären Buchladen als auch online.
• die Verantwortung für die gesamte öffentliche Kommunikation rund um einen tragischen Todesfall innerhalb eines Festivals, ohne in irgendeiner Weise für einen solchen Fall geschult zu sein und
Alle Autorengewinne aus den Buchverkäufen werden in Projekte investiert, die die Sichtbarkeit des Mental Health Themas fördern und Präventions- und Interven tionsmaßnahmen aufbauen oder unterstützen.
• die Auswirkungen, die eine angespannte Arbeitsatmosphäre auf einer sehr persönlichen Ebene im Rahmen eines jahrzehntelang laufenden Projekts hinterlässt.
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it all dem wäre ich anders umgegangen oder hätte es anders verarbeitet, wenn ich seinerzeit gewusst hätte, was ich heute weiß. Natürlich ist es utopisch zu glauben, dass wir uns auf alle möglichen Fälle vorbereiten können, aber ich bin definitiv davon überzeugt, dass mehr Wissen, Bewusstsein und Akzeptanz für das Thema und seine Auswirkungen einen enormen Unterschied machen. Und das ist der Grund, warum ich die Idee meiner Freundin, der Psychologin Prof. Dr. Katja Ehrenberg, so gerne aufgegriffen habe: ein Buch zu schreiben, das zu dieser Bewusstseinsbildung beiträgt. Es heißt "stay SOUND & CHECK yourself" und soll dazu beitragen, dass das Thema Mental Health, das den Erfolg und die Kreativität der gesamten Branche entscheidend beeinflusst, besser verstanden und entsprechend beachtet wird.
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ir haben den Blick hinter die Kulissen der europäischen Livemusik-, Festivalund Eventbranche geworfen. Gemeinsam mit inspirierenden Interviewpartnern haben wir die Scheinwerfer auf die Menschen hinter der Bühne gerichtet. Es war bewegend, mit Experten aus elf europäischen Ländern in oft sehr persönlichen Einzelinterviews über ihre Erfahrungen mit Stress und psychischen Problemen, die Liebe zu ihrem
Job und das, was sie antreibt, zu sprechen. Wir sind stolz auf die Balance, die wir in Sachen Geschlechtern, Altersgruppen, regionale Abdeckung und verschiedener Positionen in der Branche erreicht haben – von der jungen Social-Media-Expertin bis zum altgedienten Festivalchef. Unser Buch soll ein ausführliches Feature mit persönlichen Einblicken zum Thema Stress und psychische Gesundheit in einer Branche sein, die eigentlich niemals schläft, angereichert mit Hintergrundinformationen zum Thema sowie Vorschlägen zur Prävention und Intervention – dank Katjas massiver Expertise. Und ja, es gibt ein ganzes Kapitel über den beispiellosen Stresstest, den die anhaltende Pandemie für unsere Branche bedeutet.
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achdem wir also jahrzehntelang hart daran gearbeitet haben, das Tabuthema Mental Health in die Tabu-Ecke zu stellen,
liegt es jetzt selbstverständlich auch an uns, daran zu arbeiten, dass diese Ecke verschwindet und wir uns mit der Realität auseinandersetzen. Und diese Realität bedeutet, dass diese Dinge eben passieren, dass sie jedem passieren können, dass die Verantwortung für psychische Probleme nicht zwangsläufig bei der Person liegt, die sie erlebt, und dass Menschen einfach unterschiedlich sind. Sie haben aus irgendeinem Grund unterschiedliche Veranlagungen, sind in u nterschiedlichen Situationen unterschiedlich belastbar und bringen eben unterschiedliche Fähigkeiten, Talente und einen Zauber mit, den nur sie allein beherrschen. Deshalb ist "stay SOUND & CHECK yourself" auch den unzähligen Menschen gewidmet, die man normalerweise nie sieht, ohne die aber die Stars auf der Bühne niemals strahlen könnten. Foto: Svenja Klemp
Nr. 08/2021
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#resilienz
START- UP IN DER K RISE Wie wir mit erstmal den Kopf eingezogen haben, jetzt aber wieder nach vorne schauen. Von Jörg Bremer
Restart, Reorganisation, Resilienz – Das klingt vernünftig, wäre aber bei Venue Planner fast ausgefallen. Wie viele, viele andere auch, verdienen wir unser Geld damit, dass Veranstaltungen stattfinden. Ohne Veranstaltung keine Planung von Veranstaltungen. Ohne Planung von Veranstaltungen kein Geschäft. An dieser Stellte sollten wir vielleicht aber erst einmal über die Bezeichnung „Startup“ in der Überschrift sprechen. Wer eine Gruppe junger Leute erwartet, die in einem fancy Büro tüfteln, liegt falsch. Passender wäre die Bezeichnung „Kleines Unternehmen, knapp älter als 36 Monate, mit notorisch knappem Budget aber innovativer Idee und Hang zu immer neuen, besseren Features“ gewesen, das passt aber nicht in die Überschrift.
„Start-up = Kleines Unternehmen, knapp älter als 36 Monate, mit notorisch knappem Budget aber innovativer Idee und Hang zu immer neuen, besseren Features“ Zu unserer Zielgruppe gehören Fußballvereine und Betreiber von Stadien und Arenen. Anfang 2020 hatten wir viele Eisen im Feuer: unsere Idee kam gut an, Menschen waren interessiert, mit uns zusammenzuarbeiten. Das hat sich im Laufe der Pandemie verändert. Verständlicherweise, schließlich
hatte unsere Kundschaft – die direkt von der Veranstaltungspause Betroffenen – etwas anderes zu tun als sich mit innovativer Software zu befassen. Nämlich damit, fürs erste selbst erst einmal zu „überleben“. Geduldige Gesellschafter und Partner, unkomplizierter Bezug von Kurzarbeitergeld und auch ein Förderprogramm einer Bank haben uns nach einigen durchaus auch unangenehmen Erfahrungen geholfen, die Zeit nicht nur zu überstehen, sondern auch vernünftig zu nutzen. Leicht war das nicht immer, aber es hat gezeigt, was es braucht, #resilient zu sein oder zu werden: Neben einem guten Produkt vor allem ein gutes Netzwerk, das im besten Falle die eigene Linie unterstützt und sich versuchsweise nicht unterkriegen lässt. So konnten wir das IBIT im April 2020 bei den Solidarischen Schulungen und im November 2020 bei den Wissenstagen unterstützen und unsere Erfahrungen teilen – gerade für unseren offenen Umgang mit unseren Sorgen und Herausforderungen gab es viel gutes Feedback. Auch haben wir den Kontakt zu all den Bekannten und Freunden aufgefrischt, die man so im Laufe eines betriebsamen Geschäftsjahres ungewollt aus den Augen verliert – auch das ein durchaus positiver „Nebeneffekt“ dieser Zeit.
Im Mai 2020 haben wir es in das Konzept der „Taskforce Sportmedizin / Sonderspielbetrieb im Profifußball“ von DFB und DFL geschafft und waren sogar kurz in den Tagesthemen zu sehen (wow!) – der kurzfristig erwartete, sensationelle Kundenansturm blieb allerdings vorerst aus. Während dieser Zeit waren wir sicher und optimistisch, dass es irgendwann wieder Veranstaltungen geben wird. Und, dass es eben nicht einfach weitergeht, sondern dass es irgendwie auch neu beginnt – die „Learnings“ dafür waren ja da.
„Es hatte viel Gutes, doch noch einmal mehr darüber nachzudenken, was wir besser machen können“ Es hatte viel Gutes, doch noch einmal mehr darüber nachzudenken, was wir besser machen können, alle Ideen zu durchleuchten und (weiter) daran zu arbeiten, Veranstaltungen aus einer oft viel zu kurzfristigen Planung herauszumanövrieren und insgesamt besser vorbereitet zu sein. Weg vom hemdsärmeligen und aus der Hüfte geschossenen „Planungsansatz“ hin zu „Das überrascht uns nicht, das haben wir kommen sehen – weil wir uns im Vorfeld Zeit dafür genommen haben.“.
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Sicher: Man kann z.B. die Sicherheitsdienstplanung weiterhin auf dem Papier machen. Oder in PowerPoint oder in Corel Draw. Man kann die Planungen auch singen und als MP3 speichern. Das Argument „das hat ja früher auch funktioniert“ ist aber ziemlich abgegriffen. Früher gab es auch im Auto hinten keine Anschnallgurte und warmes Wasser ist auch so eine Mode-Erfindung. Die Menschen wurden aber auch nur wenig älter als 40 Jahre. Einsatz von Personal und Material in einer Software zu planen, die in der Cloud sitzt und im Browser läuft, ist nicht nur eine zeitgemäße Weiterentwicklung von „Planung“, sondern sie ist auch resilient gegen Störungen (Datenverlust) und natürlich hilft sie auch, die Planung besser, weil aktueller und reaktiver zu machen. Alle Beteiligten haben immer den gleichen Planstand – an dieser Stelle bringen wir gerne das für unsere Entwicklung ausschlaggebende und auch sehr anschauliche Beispiel von der Arbeit beim Grand Départ der Tour de France in Düsseldorf 2017: Die Franzosen haben sich Mühe gemacht, allerfeinste Pläne zu erstellen. Sobald diese im Projektbüro ziemlich oldschool an der Wand hingen oder als PDF betrachtet wurden, waren sie schon wieder nicht mehr aktuell. Besser ist es natürlich, wenn alle relevant Beteiligten „live“ zur Planung beitragen können und dieses Ergebnis ebenso live und unmittelbar den anderen zur Verfügung steht. Live-Zusammenarbeit ist damit auch im Homeoffice unproblematisch möglich. Das Ergebnis ist, dass es nur noch genau einen Plan gibt. Zahlreiche Versionen auf verschiedenen Servern (Plan_final.pdf, Plan_finalV2.pdf und Plan_final_final.pdf) sind damit Geschichte.
„Herausgekommen ist eine Excel-Tabelle vom Ausmaß des Saarlandes. Ein Meisterwerk! – Aber nicht geeignet, während einer Veranstaltung als schnelle Referenz genutzt zu werden.“ Wie wäre es denn, wenn man Veranstaltungen so plant, wie sie wirklich sind? Wenn man nicht von „der Veranstaltung“ ausgeht, sondern von einer Veranstaltung, die in vielen unterschiedlichen Phasen abläuft. Es gäbe eine Planung für die Anreise, für den Einlass usw. Und weil man dafür keine
Quelle: venueplanner Wälder mehr abholzen muss (Stichwort: papierlose, weil browsergestützte Planung) kann man auch für jede Phase ein detailliertes Planwerk anlegen. Personal lässt sich wesentlich effektiver einsetzen, wenn man die Übersicht über die Anforderungen der verschiedenen Phasen hat. Um unsere Software doppelt fit zu machen, für den Tag X, haben wir vor kurzem auf den „Feuer-frei-Knopf“ gedrückt und weitere Features zur Programmierung freigegeben: Wir nähern uns von unten an Profi-Zeichenprogramme wie AutoCAD oder Vectorworks, halten dabei einen großen Sicherheitsabstand ein und ermöglichen in unserer Software die maßstabsgetreue Planung von Material („Container“, „Bühnenabsperrung“ oder „Dixi“). Messen von Flächen, Entfernungen und Breiten – und daraus abgeleitet: Flowrates – ist ein sprichwörtliches Kinderspiel. All das nicht mit der Millimetergenauigkeit eines CAD-Programms, aber eben auch ohne Master-Studium und vor allem „mal eben“, ohne einen CAD-Zeichner zu beauftragen. Der – vorerst – krönende Abschluss wird das Modul zu Risikobewertung: Während
meiner Zeit in der Düsseldorfer Arena durfte ich an der Risikobewertung für den Veranstaltungsbetrieb mitwirken. In einem kleinen Team haben wir sämtliche möglichen Risiken identifiziert und Maßnahmen zur Minimierung formuliert. Dabei herausgekommen ist eine Excel-Tabelle vom Ausmaß des Saarlandes. Weil wir alle Phasen einer Veranstaltung berücksichtigt haben, gab es fast 700 verschiedene Einträge. Ein Meisterwerk! – Bloß nicht wirklich übersichtlich, geschweige denn dazu geeignet, während einer Veranstaltung als schnelle Referenz genutzt zu werden. Heute nehmen wir die gleiche Methodik und packen sie in die Venue Planner- Mechanik. Das heißt, wir nutzen den Ansatz der in der Cloud liegenden Veranstaltungsplanung mit der Unterteilung der Veranstaltung in Phasen, gespickt mit der intuitiven Benutzung und erhalten so eine Risikoplanung und -übersicht, die übersichtlich ist und, ganz nach Vorliebe des Benutzers, nur das zeigt, was im Moment wichtig ist. In unserem kleinen Start-up hoffen wir, dass es bald wieder losgeht. Und dass das „Losgehen“ auch mit einem Umdenken verbunden ist – hin zu einer modernen, resilienten Sicherheitsplanung.
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#reorganisation
YOUROPE – THE EUROPEAN FESTIVAL ASSOCIATION
RESTRUKTURIERUNG DER ORGANISATION UND UMZUG NACH BONN YOUROPE – The European Festival Association hat ein neues Zuhause. Seit April 2021 ist die Organisation in Bonn ansässig und auch personell stellt sich die Association breiter und damit schlagkräftiger auf.
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998 wurde YOUROPE in London gegründet, kurz darauf in Roskilde / Dänemark als Association registriert und seit 2003 von St. Gallen / Schweiz aus verwaltet. In dieser Zeit hat sich die Organisation zum wichtigsten und einflussreichsten Verband europäischer Festivals entwickelt. Heute vertritt YOUROPE 108 Festivals und assoziierte Mitglieder aus 26 europäischen Ländern. Darunter einige der populärsten und relevantesten Events weltweit wie bspw. Roskilde Festival (DK), Sziget Festival (HUN), Wacken Open Air (D) oder Primavera Sound (E), um nur eine Handvoll zu nennen. Das übergeordnete Ziel des Vereins ist es, die europäische Festivalszene im Ganzen zu stärken und weiterzuentwickeln. „Die Bedeutung unserer Organisation wurde im vergangenen Jahr offensichtlicher denn je, denn gerade in Zeiten, in denen Großveranstaltungen pandemiebedingt unmöglich sind, wuchs noch einmal der Bedarf der Akteure in diesem Kulturfeld an Austausch, internationaler Kooperation und dem Sprechen mit einer gemeinsamen Stimme“, berichtet YOUROPEs Vorsitzender Christof Huber. „Und trotz dieser herausfordernden Zeiten ist es uns gelungen, unsere Organisation neu zu strukturieren, das Netzwerk zu erweitern und bewährte Kräfte noch enger an uns zu binden.“
Christof Huber, Director Festivals bei der Schweizer Gadget ABC Entertainment Group und verantwortlich für die YOUROPE Memberfestivals OpenAir St.Gallen und SummerDays, wird in Zukunft als „Working Chairman“ dem Vorstand von YOUROPE vorsitzen und somit auch weiterhin aktiv von der Spitze die Geschicke der Association lenken. „Es ist YOUROPEs Selbstverständnis, über Länder- und Branchengrenzen hinaus daran zu arbeiten, die Zukunft für Festivals zu gestalten und unsere Branche entsprechend gesund aufzustellen. Ich freue mich darauf, meine Kraft und Erfahrung weiterhin und zielgerichtet dafür einzusetzen – gemeinsam mit unseren Mitgliedern und dem neuen YOUROPE-Team“, so Huber. Huber gewinnt für diese Arbeit Freiraum, da von nun an seine Aufgaben als General Secretary von Holger Jan Schmidt übernommen werden. Dieser war bis dato Anchorman und Koordinator von YOUROPEs nachhaltigkeitsbezogener Arbeitsgruppe GO GROUP (Green Operations Europe) sowie TAKE A STAND, der Initiative für Soziales Engagement des Verbandes. Schmidt leitet ab sofort auch das neue Office in Bonn, wo YOUROPE nunmehr als eingetragener Verein registriert ist. YOUROPE wird somit Teil der Bürogemeinschaft des in Bonn ansässigen Compentence Net-
works rund um Schmidts Bonn Promotion Dept. (BN*PD) und das IBIT (Internationales Bildungs- und Trainingszentrum für Veranstaltungssicherheit), das seit Jahren maßgeblich seine Expertise im Steering Committee der YES GROUP (Yourope Event Safety Group) einbringt. „Wir sind seit 18 Jahren Mitglied von YOUROPE – erst mit unserem Festival, der RhEINKULTUR, und seit zehn Jahren als associated member mit dem Bonner Competence Network. Ich identifiziere mich mit dieser Institution von Anfang an und habe mit und für YOUROPE ganz Europa bereist. Um über Festivals zu sprechen, um Festivals die Möglichkeit zu geben, sich auszutauschen, und vor allem, um Festivals und ihre Philosophie kennenzulernen und zu erleben“, so Schmidt. „Ich könnte nicht stolzer und glücklicher sein, dass mir das Vertrauen geschenkt wird, diese neue Rolle für YOUROPE zu übernehmen und darüber hinaus auch weiterhin an meinen Herzensthemen weiterzuarbeiten. Und das von meiner Heimatstadt aus, was mir viel bedeutet.“ Der Umzug YOUROPEs nach Bonn wird in dieser historisch bedeutenden Stadt für die Musikgeschichte – Beethoven ist der wohl bekannteste Bonner – und einem starken Netzwerk international agierender Kulturinstitutionen nachhaltig begrüßt. „Es ist eine große Freude, dass YOUROPE Bonn zu seinem neuen Standort gewählt hat – gerade in diesen fordernden Zeiten für die Veranstaltungsbranche“, sagt Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Die Association ist eine tolle und
stimmige Ergänzung in der Riege wichtiger und einflußreicher internationaler Musik- und Kulturorganisationen, die von hier aus der Mitte Europas wirken. Bonn ist eine traditionsreiche Musikund Festivalstadt mit einer Vielzahl an großartigen Veranstaltungen diverser Spielarten. Gleichzeitig ist Bonn auch ein internationaler Nachhaltigkeitsstandort mit starken Institutionen, an dem man hervorragend an neuen Wegen für die Zukunft arbeiten kann. Ich glaube, dass YOUROPE und seine Mitglieder hier bestens aufgehoben sind und mit Sicherheit sowohl einen
wertvollen Beitrag dazu leisten werden, das Profil Bonns weiter zu schärfen und noch bunter und diverser zu machen, als auch ihrerseits von den zahlreichen Kompetenzen Bonns profitieren werden. Herzlich willkommen.“
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WAS BISHER GESCHAH 2021 04.08.
(USA) Eisberg in „Titanic“-Museum in den USA stürzt ein Zu drei Verletzten kam es im New Yorker „Titanic“-Museum, als die Eisbergwand einer Installation zusammenbrach.
Kontakt YOUROPE e.V. The European Festival Association Auguststr. 18 | D-53229 Bonn T: +49 – (0)228 – 20 70 80 5 F: +49 – (0)228 – 20 70 80 8 office@yourope.org www.yourope.org
06.08.
Unübersichtliche und tumultartige Einlasssituation an Kölner Pop-Up-Freizeitpark Auf dem Gelände an der Deutzer Werft kam es im Rahmen des „Familientags“ zu unübersichtlichen Szenen, besonders in den Einlassbereichen. In Warteschlangen wurden Abstands- und Hygieneregeln missachtet, 3G-Regeln wurden laut Angaben der Behörden teils unzureichend kontrolliert. Zusätzlich wurden Zäune zum Veranstaltungsgelände „Happy Colonia“ überrannt – durch die Warteschlangen mussten Passant:innen teils auf die angelegene Hauptstraße ausweichen. 06.08.
1. FC Köln lässt nur noch Geimpfte und Genesene zu Heimspielen zu Der 1. FC Köln lässt ab dem zweiten Heimspiel der neuen Bundesligasaison ausschließlich Geimpfte und Genesene ins Stadion – Ein Testnachweis wird nicht mehr akzeptiert. Ausgenommen von dieser Regelung sind Kinder von 7 bis einschließlich 16 Jahre und Menschen mit einem medizinischen Nachweis, nicht impffähig zu sein. 07.08.
Tagesschau-Artikel zur Zukunftstauglichkeit von Festivals
Veranstaltungen sicher durchführen Planen Sie eine Veranstaltung? Oder müssen Sie die Bewilligung für eine solche erteilen? Dann sind Sie früher oder später mit Fragen rund um die Sicherheit konfrontiert. Sie erstellen ein Sicherheitskonzept oder müssen dieses prüfen? Wichtige Informationen dazu finden Sie hier: event-safety-security.ch
Die Tagesschau beschäftigt sich unter dem Titel „Haben Festivals noch eine Zukunft“ mit dem aktuellen Status der Veranstaltungsbranche und stellt dabei Modellprojekte im In- und Ausland sowie deren Erfolg oder Misserfolg vor und s kizziert aktuelle Alternativen zum „klassischen“ Festival. 10.08.
Nur noch Geimpfte und Genesene im Düsseldorfer Karneval Das Comitee Düsseldorfer Carneval gab bekannt, in der kommenden Karnevalssession nur noch Geimpfte und Genesene auf eigenen Veranstaltungen zuzulassen. Ein negativer Coronatest solle nicht mehr aus reichen, so der Geschäftsführer des „CC“.
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#resilienz
DA S NATIONALE FACHGREMIUM CROWD MANAGEMENT NFCM IN DER SCHWEIZ
VOM FUNKEN ZUM FL ÄCHENBR AND Wie aus einer Lösung der Stadt Zürich ein nationales Fachgremium wurde. Adrian Zemp, Leiter der Fachstelle Crowd Management bei der Stadtpolizei Zürich und Initiator des nationalen Fachgremiums Crowd Management berichtet über seinen beharrlichen Weg, dem Ziel sicherer Veranstaltungen nahe zu kommen.
Der Funke – Das Unglück Der Funke, und damit Auslöser dieses Entwicklungsprozesses, war das Unglück an der Loveparade 2010 in Duisburg. Bei der Aufarbeitung und Prüfung auf gleichgelagerte Risiken in der Stadt Zürich hat die Führung der Stadtpolizei Zürich festgestellt, dass bei frei zugänglichen Veranstaltungen wie z.B. der Streetparade oder bei Stadtfesten eine Gesetzeslücke besteht. Dies, da es dort im Gegensatz zu kontrollierten Veranstaltungen in Räumen oder eingezäunten Festarealen, keine gesetzl. Vorgaben gibt. Mit der Schaffung einer Fachstelle, die sich explizit für die Besuchersicherheit einsetzt, sollte diese Lücke geschossen werden. Adrian Zemp, damals in der Einsatzplanung tätig, wurde 2012 damit beauftragt, ein Konzept für eine solche Fachstelle zu erarbeiten, welche 2013 operativ wurde. Mittlerweile befasst er sich hauptberuflich mit der Besuchersicherheit bei Großveranstaltungen in der Stadt Zürich.
Wir waren uns damals zwar bereits einig, dass die Besuchersicherheit primär Aufgabe des Veranstalters ist. Doch wer prüfte, ob die Veranstalter auch wirklich „Sicherheit können“?«
Das Feuer - Die Fachstelle Crowd Management der Stadtpolizei Zürich Damit war das Feuer in der Stadt Zürich für dieses Thema entfacht. Ziel der Fachstelle Crowd Management war es, die Großveranstaltungen durch eine fachkundige Person systematisch auf ihre Sicherheit zu prüfen und gegebenenfalls Auflagen an die Veran-
stalter zu machen. Dies vor allem in Bezug auf die Besuchersicherheit, im speziellen die Besucherdichten und die Lenkung und Überwachung der Besucherströme, also dem Crowd Management. Hierzu wurden in einem Gremium aus Feuerwehr, Sanitätern, Polizei und einem Ingenieurbüro fünf Handlungsgrundsätze als Schutzziele definiert, die für die Planung von Großveranstaltungen gelten sollen.
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Veranstaltungen in Zürich
„Dieses strukturierte Vorgehen sowie die Verwendung und richtige Anwendung der Vorlagen machten die Arbeit für mich als Prüfer natürlich auch wesentlich einfacher und nachvollziehbarer.“
Diese Handlungsgrundsätze sind • eine maximale Rettungs- bzw. Evakuationszeit von 10 Minuten für alle Bereiche im Festareal • eine maximale Gehdistanz von 200 m (10 Minuten) zu den Ausgängen des Festbereichs • eine maximale Gehdistanzen von 200 m (10 Minuten) zur sanitäts dienstlichen Versorgung • ein möglichst freier Personenfluss • strikte Vorgaben bei Attraktionsflächen im Hinblick auf Besucherdichten Diese Vorgaben haben seither maßgeblichen Einfluss auf die maximal zulässigen Personenzahlen, die Flucht- und Rettungswege sowie die Planung der Sanitätsposten bei Veranstaltungen in Zürich. Schnell zeigte sich aber, dass das Crowd Management eigentlich nur ein Teil - wenn auch ein wichtiger – eines allumfassenden Sicherheitskonzeptes ist.
Wir waren wir uns damals zwar bereits einig, dass die Besuchersicherheit primär Aufgabe des Veranstalters ist. Doch wer prüfte, ob die Veranstalter auch wirklich „Sicherheit können“? Ab 2013 mussten deshalb nach und nach zuerst die größten Veranstaltungen wie das Züri Fäscht (2,5 Mio. Besuchende), die Streetparade (1 Mio.) und der Silvesterzauber (300‘000) und dann auch die Veranstalter kleinerer Anlässe ein Sicherheitskonzept abgeben, das durch die Fachstelle Crowd Management, also durch mich, geprüft wurde.
Weiterbildung (u.a. auch am IBIT) zusammensetzte, selber verschiedene Mustervorlagen für die Erstellung der Dokumente für die Sicherheitsplanung erstellt. Diese wurden auf der Webseite der Stadtpolizei Zürich zum Download freigegeben und zur Verwendung empfohlen. Viele Veranstaltenden nutzten diese Vorlagen sowie mein Angebot zur Beratung und Support in der Folge bei der Erstellung der verschiedenen Dokumente der Sicherheitsplanung ihrer Veranstaltungen.
Die Qualität der damals eingereichten Sicherheitskonzepte und Veranstaltungspläne reichte mit wenigen Ausnahmen etwa von knapp genügend bis unbrauchbar. Und dies leider auch von „weltweit operierenden Sicherheitsunternehmen mit jahrelanger Erfahrung“…
Dies hatte gleich mehrere Vorteile: Auch wenn die Grenzen der Verantwortung natürlich nicht aufgelöst wurden, verbesserte sich das Verständnis für «die anderen». Das war nicht immer leicht (manchmal sogar sehr schwer) aber Jahr für Jahr wurden die Sicherheitskonzepte dadurch inhaltlich besser und „smarter“ (spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert).
Mangels brauchbarer vorhandener Vorlagen habe ich auf der Basis meines Wissens, das sich aus Erfahrungen und kontinuierlicher
Dieses strukturierte Vorgehen sowie die Verwendung und richtige Anwendung der Vorlagen machten die Arbeit für mich als Nr. 08/2021
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#resilienz
Der gemeinsame Abgleich der Sicherheitsmaßnahmen zwischen den Veranstaltern und den Blaulichtorganisationen, vor allem der Polizei, laufen von Anfang an sehr intensiv ab und die Maßnahmen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten werden dann im Sicherheitskonzept (SiKo) des Veranstalters sowie in der Einsatzplanung der Polizei beschrieben und umgesetzt.
Abbildung: www.event-safety-security.ch
Das Ziel war und ist es immer noch, schweizweit geltende Handlungsempfehlungen und standardisierte Musterdokumente zu etablieren, die Behörden und Veranstalter in der Sicherheitsplanung näher zusammenzubringen sowie mittelfristig gemeinsame praxisnahe Ausbildungen anbieten zu können.« Prüfer natürlich auch wesentlich einfacher und nachvollziehbarer.
ment erstellen und spätestens einen Monat vor der Veranstaltung einreichen.
Zudem waren die Maßnahmen nun auch klar beschrieben und damit bei einer Kontrolle vor Ort messbar.
Für Veranstaltungen von 500-5.000 Besuchenden gleichzeitig vor Ort muss lediglich die Risikoanalyse gemäß der Vorgabe erstellt werden. Die Maßnahmen zur Risiko minderung müssen aber detailliert und messbar beschriebenen sein und im Vorfeld mit dem örtlich zuständigen Kreischef der Polizei (Zürich hat 12 Stadtkreise) abgesprochen werden.
Seit 2019 müssen alle Veranstaltungen in Zürich mit > 5.000 erwarteten Besuchenden gleichzeitig vor Ort ein Sicherheitskonzept inkl. Risikoanalyse und Detailplänen gemäß der Vorgabe der Fachstelle Crowd Manage-
Dieses stufengerechte Vorgehen mit Sicherheitsauflagen und die verwendeten Dokumente haben mittlerweile nicht nur einen sehr hohen Standard, sondern insgesamt auch eine breite Akzeptanz bei Veranstaltern, den städtischen Ämtern und Behörden und sogar bei den politischen Gremien erreicht. Die neuen umfangreichen Auflagen und Maßnahmen der Fachstelle für das Züri Fäscht 2016 (2013 kam es nach dem Feuerwerk zu kritischen Besucherdichten und gefährlichem Gedränge mit 2 Verletzten) wurden zwar aus verschiedenen Gründen politisch sehr kritisch hinterfragt, aber nach erklärender Begründung trotz erheblichen Mehrkosten problemlos akzeptiert. Das Feuer der Veranstaltungssicherheit brennt mittlerweile also sehr gut in der Stadt Zürich.
Der Flächenbrand - Die Entstehung des nationalen Fachgremiums Crowd Management Das neue Vorgehen der Stadtpolizei Zürich vergrößerte das damals schweizweit bereits vorhandene Delta und Chaos bezüglich Vorgaben, Auflagen und Qualität in der Sicherheitsplanung. Viele Veranstalter führen ihre Events in verschiedenen Kantonen durch und erhalten daher oft komplett verschieden Auflagen für dieselbe Veranstaltung. Hier reicht die Palette auch heute noch von keinen Auflagen bis hin zum detaillierten Sicherheitskonzept, was für die Veranstalter sehr umständlich und auch nur schwierig zu erklären ist. Die Unsicherheit bei Veranstaltern aber auch bei Behörden, welche Großveranstaltungen bewilligen mussten, wurde immer größer und sie suchten deshalb bei der Fachstelle Crowd Management in Zürich vermehrt um Rat und Unterstützung. Es schien, dass die Zeit reif war, einen Weg zu suchen, wie das Thema der Veranstaltungssicherheit zwischen Veranstaltern und Behörden schweizweit endlich harmonisiert werden konnte.
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Abbildung: www.event-safety-security.ch
Das Ziel war und ist es immer noch, schweizweit geltende Handlungsempfehlungen und standardisierte Musterdokumente zu etablieren, die Behörden und Veranstalter in der Sicherheitsplanung näher zusammenzubringen sowie mittelfristig gemeinsame praxisnahe Ausbildungen anbieten zu können. Diese Ziele und Ideen sollten das Feuer der „neuen Veranstaltungssicherheit“ zu einem Flächenbrand in der Schweiz entfachen, was bei der Konstellation mit 26 eigenständigen Kantonen nicht so einfach war. Adrian Zemp erstellte deshalb ein Konzept für ein nationales Behörden-Fachgremium und stellte dieses dem Kommandanten der Stadtpolizei Zürich, Daniel Blumer vor, welcher die Idee sofort unterstützte. Das Konzept sah vor, mit dem Gremium auf polizeilicher Stufe alle Regionen der Schweiz behördlich zu vertreten. Als Fachexperten verfügen die Gremiumsmitglieder über die nötigen Ausbildungen zum Thema. Sie sind in ihren Regionen Ansprechpartner für alle Beteiligten und verbreiten das Wissen, die Empfehlungen und Mustervorlagen unter
den Behörden und Ämtern, aber auch unter den Veranstaltenden und Sicherheitsdiensten in ihren Konkordatsgebieten. Er beantragte die Umsetzung dieses Gremiums als Arbeitsgruppe der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz (KKPKS). Die KKPKS, welche sich aus vier Konkordatsgebieten mit jeweils mehreren Kantonen, dem Kanton Tessin sowie dem Kanton- und der Stadt Zürich zusammensetzt, vereint die Polizeikommandanten aller 26 Schweizer Kantone. Die KKPKS erkannte den großen Bedarf und Nutzen solcher Empfehlungen, Mustervorlagen und Ausbildungsmöglichkeiten und genehmigte das Konzept zur Gründung des Nationalen Fachgremiums Crowd Management per 01.01.2019. Dar Kommandant der Stadtpolizei Zürich führt dieses Gremium an, fachlicher Leiter ist Adrian Zemp.
Ziele des Gremiums Nach wie vor gibt es kein gesamtschweizerisches Veranstaltungsgesetz. Dies führte immer wieder zu Ungleichbehandlungen,
Unsicherheiten und großen Unterschieden bei der Erteilung von Auflagen an die verschiedenen Veranstaltungen in den Gemeinden und Kantonen. Das Ziel des Nationalen Fachgremiums ist deshalb die Definition und Bereitstellung gesamtschweizerisch anwendbarer Richtlinien und Dokumentvorlagen als Empfehlung für das Crowd Management und für die Veranstaltungssicherheit. Die Richtlinien stehen zwar nicht auf Gesetzesstufe, schaffen aber bei konsequenter Anwendung eine seit langem von verschiedenen Seiten erwünschte Verbindlichkeit, um damit die Vereinheitlichung der Praxis herbeizuführen. Mit einer vereinheitlichten Praxis kann einerseits den Veranstaltenden mehr Rechts- und Planungssicherheit über Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinweg geboten werden. Andererseits erhöht eine einheitliche Bewilligungspraxis die Glaubwürdigkeit der zuständigen Behörden und Kontrollinstanzen und ermöglicht eine zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen Behörden und Privaten, wodurch die Veranstaltungssicherheit erhöht und Reibungsverluste minimiert werden. Nr. 08/2021
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#resilienz
Veranstaltungen in Zürich
Andererseits erhöht eine einheitliche Bewilligungspraxis die Glaubwürdigkeit der zuständigen Behörden und Kontrollinstanzen und ermöglicht eine zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen Behörden und Privaten, wodurch die Veranstaltungssicherheit erhöht und Reibungsverluste minimiert werden.«
Plattform für Informationen, Vorlagen und Empfehlungen Zur Verbreitung der Informationen, Vorlagen und Empfehlungen wurde 2020 eine eigene Webseite in deutscher und französischer Sprache erstellt und per 01.11.2020 aufgeschaltet. Auf der Seite www.event-safety-security.ch stellt das Fachgremium viele aktuelle FAQ‘s und Informationen zum Thema Veranstaltungssicherheit vor, stellt Vorlagen für Risikoanalysen, Sicherheitskonzepte und Szenarien zum Download zur Verfügung und gibt Empfehlungen für die Belegung von Arealen ab. Weiter gibt es eine Seite
mit den Kontaktdaten zu den regionalen Ansprechpersonen und eine Seite mit zahlreichen weiterführende Links zu Ausbildungsangeboten, neuen Technologien und Sicherheitsdienstleistungsanbietern. Neu ist eine auch für Laien verständliche Wegleitung für die Sicherheitsplanung bei Großveranstaltungen, welche den Kreislauf der Sicherheitsplanung beschreibt und die Arbeiten beim Erstellen der Risikoanalyse und dem Sicherheitskonzept erklärt. Zusätzlich sind auch die Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Veranstaltern, Bewilligungsbehörden und Blaulichtorganisationen beschrieben und einige Tipps als Fazit aufgeführt.
Zielgruppen Das nationale Fachgremium ist zwar eine polizeiliche Behördenorganisation, das Ziel ist es aber, das gemeinsame und einheitliche Vorgehen aller Beteiligten durch diese Informationen, Empfehlungen und Vorlagen sowie später gemeinsame Ausbildungen zu fördern und weiter zu entwickeln. Die Webseite richtet sich deshalb einerseits an Ämter, Blaulichtorganisationen und Bewilligungsstellen, aber andererseits auch explizit an Veranstaltende aller Art und Größe, Sicherheitsverantwortliche sowie die privaten Unternehmen der Sicherheitsbranche. Für die Kommunikation zur Aufschaltung der Webseite wurde ein Flyer in Deutsch und Französisch erstellt, der national an alle Städte- und Gemeindeverbände, alle städtischen und kantonalen Polizeistellen, unzählige Großveranstalter, n ationale Sportverbände (Fußball, Eishockey, Schwingen, Swiss Ski etc.) das Bundesamt für Sport, SWISS Olympics, den Verband der schweizerischen Sicherheitsdienstleister VSSU und viele mehr verschickt wurde. Der Flyer wurde auch in Social Media Netzwerken geteilt und Fachzeitschriften abgedruckt. Oberstes Ziel für das Nationale Fachgremium Crowd Management und alle involvierten Stellen ist es, die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher jederzeit auf dem bestmöglichen Standard zu gewährleisten. Das Feuer für die flächendeckende Verbreitung der „neuen Veranstaltungssicherheit“ ist also gelegt, die Funken beginnen sich auszubreiten…
BILDUNG, BERATUNG, FORSCHUNG FÜR DIE SICHERHEIT VON MENSCHENMENGEN
7. IBIT FACHTAGUNG VER ANSTALTUNGSS ICHERHEIT Aktuelle Entwicklungen, neue Erkenntnisse, zukünftige Herausforderungen
19.-20.10.2021 • Olympiastadion Berlin
www.ibit.eu/fachtagung U NS E RE PA RT N E R:
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IN EIGENER SACHE
EINE AUSBILDUNG BEIM IBIT Von Anna Stockberg, seit April 2021 Auszubildende zur Veranstaltungskauffrau (IHK) bei der IBIT GmbH Lieber eine Ausbildung nach der Schule zu machen, anstatt ein Studium zu beginnen, war für mich schon länger klar. Dass es aber in die Veranstaltungsbranche gehen würde, hätte ich nicht gedacht - das war vielmehr Hobby als eine berufliche Perspektive. Ich bin von klein auf Tänzerin und habe bereits auf einigen Bühnen in Aachen gestanden, später auch mit meinem Textbuch bei kleinen Poetry Slams. Die Unterstützung bei der Organisation und Koordination hat mir großen Spaß gemacht und mich faszinierte die gesamte Realisation von Projekten fast mehr als der Showmoment selber. Seit einem Schulpraktikum beim Kulturbetrieb der Stadt Aachen stand fest, dass ich
eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau machen möchte. Drei Jahre, ein Fachabi, ein freiwilliges Jahr im Altenheim, einen Umzug nach Bonn und einen Betriebswechsel später bin ich angekommen im IBIT-Büro. Ein wirklich nettes, herzliches Team mit einem tollen Arbeitsklima und einem Ausbilder, der mich zeitgleich vor neue Herausforderungen stellt und bei der Umsetzung unterstützt. Nach den ersten Monaten habe ich mich sehr gut eingelebt, durfte mich bereits aktiv in den Themen Social Media, Terminkoordi nation, sowie Bürogestaltung einbringen und freue mich riesig auf die nächste Zeit und die Aufgaben, die ich übernehmen darf. Für mich bietet die Ausbildung, neben dem früheren Einstieg in das Berufsleben,
die große Chance Verschiedenes auszuprobieren – von selber wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass mir neben der Büroorganisation auch Buchhaltung großen Spaß machen würde. Besonders in der Berufsschule durchlaufen wir verschiedene Themenbereiche von den Rechtsformen eines Unternehmens bis zur Erarbeitung einer Marketingstrategie. Genau diese Vielfalt eröffnet mir einige Möglichkeiten für die Zukunft. Mein großer Traum ist allerdings bereits jetzt Brüssel: Ich möchte gerne als Assistentin einer / eines Abgeordneten des Europaparlaments, also langfristig mehr im Bereich Management arbeiten. Bis dahin ist der Weg allerdings noch lang und ich bin sehr gespannt auf das, was mir unterwegs begegnet.
MIT 30 IM ERSTEN LEHR JAHR? Von Jeffrey Giesa, seit September 2020 Auszubildender zum Veranstaltungskaufmann (IHK) bei der IBIT GmbH Es ist sicherlich nicht üblich, mit 30 Jahren noch einmal eine Ausbildung zu beginnen. Auch sein Studium dafür im fünften Semester abzubrechen, klingt im Hinblick auf mein Alter erst einmal – nun ja – unklug. Für mich war es aber genau die richtige Entscheidung. Von Anfang bis Mitte 20 war ich als Musiker sehr viel auf den Bühnen des Landes unterwegs. Auch heute bin ich das noch gerne, habe aber nun deutlich mehr Klarheit darüber, was eine sichere Einnahmequelle und eine gefestigte Zukunft und was Traum-, Wunschdenken oder Spekulation sind. So entschied ich mich dazu, mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg in Siegen zu machen, um anschließend
Musikwissenschaft an der Universität zu Köln zu studieren. Während des Studiums wurde mir zügig klar, dass die gelehrten Inhalte sowie die reine Theorie für mich in eine falsche Richtung gehen. Bestärkt wurde diese Erkenntnis dadurch, dass ich in meinen Studentenjobs im Bereich der Veranstaltungstechnik und Organisation deutlich mehr aufging. So bewarb ich mich im Sommer 2020 beim IBIT. Dort gab man mir bereits beim Bewerbungsgespräch die Rückmeldung, dass mein Alter als Azubi eher als Vorteil zu sehen sei und auch wenn es sich in meiner Entscheidungsphase während des Studiums nicht so anfühlte – irgendwie bin ich ja tatsächlich schon seit über zehn Jahren in
der Veranstaltungsbranche tätig – auf, vor oder hinter der Bühne. Ich bin glücklich darüber, diese Entscheidung getroffen zu haben und fühle mich beim IBIT wohl. So identifiziere ich mich voll und ganz mit dem Nachhaltigkeitsgedanken dieser Firma und mag die professionelle aber dennoch „veranstalterische“ Umgangsart unserer Dozentinnen und Dozenten, sowie auch die im Büro. Nach knapp einem Jahr im „Corona-Ausnahmezustand“ konnte ich bereits vieles im Bereich der Veranstaltungssicherheit lernen und mitnehmen – jetzt bin ich gespannt was so ein hoffentlich „normales“ neues Ausbildungsjahr so bietet.
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BUCHREZENSIONEN Wir versuchen, immer offen zu sein für Neues und den Blick über den Tellerrand zu werfen. Nicht nur, weil uns interessiert, was „die Anderen“ so machen, sondern auch, weil man nie aufhören sollte zu lernen. Aus diesem Grund lesen wir. Und einen Teil der Publikationen, die wir lesen, möchten wir an dieser Stelle im MAGAZIN regelmäßig vorstellen. Von Christoph Heiliger
MAGA ZIN: STADIONWELT INSIDE • Ausgaben / Jahr: 5 zzgl. 1 Sonderausgabe • Abonnement: 348,00 EUR zzgl. MwSt. Im benachbarten Brühl bei Köln wird die Stadionwelt INSIDE produziert. Mit dem klaren Fokus auf Arenen, Stadien und große Venues wird hier natürlich für eine spezielle Sparte der Eventbranche publiziert, wodurch das immer hochwertige Produkt für Außenstehende vielleicht auch erstmal etwas nerdig daherkommt; ein konkreter (und lohnenswerter) Blick ins Heft zeigt aber, dass weite Teile der Veranstaltungswelt (ggf. mit etwas Transferleistung) hier gute Inhalte finden können und bestätigt, warum die STADIONWELT so eine hohe Reichweite und Relevanz hat. Das in der Regel über 150 Seiten starke Magazin kommt alle zwei bis drei Monate mit sieben festen Kapiteln wie z.B. Planung & Bau, Event oder Karriere / Personal daher und bietet darin, neben Statistiken u.a. zur Auslastung Europas größter Venues, Artikel, Interviews oder länderbezogene Reports über die Stadien- und Arenenlandschaft. Auch das Thema Sicherheit auf Veranstaltungen wird als Sonderthema mehrfach im Jahr berücksichtigt. Abgerundet wird das Heft durch einen umfangreichen Branchen-Guide, der sämtliche Bereiche von Architektur bis Zutrittskontrolle abdeckt sowie im Abo auch durch einen Online-Zugang, der z.B. eine Auftragsbörse und den Zugriff auf alle bisher erschienenen Magazine ermöglicht. Der riesige Umfang des MAGAZIN ist vielleicht Vorteil und (einziger) Kritikpunkt zugleich, zeigt er doch eindrucksvoll, wie groß ein Teilbereich der Branche wirklich abgebildet werden kann, erfordert aber zur Lektüre auch die entsprechende Zeit. Wer sich die allerdings nimmt, bekommt für den vergleichsweise zwar hohen Abopreis von 349,Euro / Jahr auch in seinem Daherkommen ein herausragend produziertes Magazin, das, durch den klug eingebundenen Networkingaspekt, einen tatsächlichen Mehrwert für die tägliche Arbeit bietet. Website: www.stadionwelt.de
STAY SOUND & CHECK YOURSELF
(Mental health and stress behind the scenes of the live music, festival and event industry) • Katja Ehrenberg / Holger Jan Schmidt • (Originalsprache Englisch) • Book on Demand by Kid Verlag • Preis: 18,00 € Dass die Themen Stress, Überlastung und (Existenz)Angst in der Veranstaltungsbranche real und allgegenwärtig sind, wird spätestens nach den vergangenen anderthalb Jahren kaum jemand mehr bestreiten. Aber auch schon vorher schaffte es keine Branche wie die unsere, unvergessliche Momente auf der Basis von Selbstausbeutung zu erschaffen. Leider wurden –besonders im Teilbereich Veranstaltungssicherheit – aber genau diese Themen zu lange belächelt, nicht ernst genommen und schlichtweg missachtet. Auch ohne den Stereotypen vom „harten Security“, von einer männlich dominierten Domäne zu zeichnen, werden viele der Leserinnen und Leser dieser Zeilen in der täglichen Arbeit mit Überstunden, Wochenend- und Nachtarbeit oder Deadline- und Preisdruck konfrontiert sein. Umso wichtiger, dass Begriffe wie (Self)Awareness oder „Mental Health“ endlich „bei uns“ angekommen zu sein scheinen. Das im Dezember 2020 von Katja Ehrenberg und Holger Jan Schmidt veröffentlichte Buch stay SOUND & CHECK yourself unterstreicht das sehr deutlich. Auf rund 280 Seiten holen Schmidt und Ehrenberg die oben angesprochenen Themen aus der Tabuzone und lassen sich dabei im größten Abschnitt des Buchs von rund 15 Akteur:innen aus der Branche
unterstützen, indem sie deren (Lebens)Geschichten in Interviewform aufzeichnen. Vom Burnout in jungen Jahren über den Zusammenhang zwischen mentaler und physischer Gesundheit bis zum Thema Verantwortung („If you’re planning a tour, please think about the crew“) geben die 5–15-seitigen Interviews tiefe Einblicke in die Gefühlswelt, Gedanken und Erfahrungen inkl. gezogener Lehren derer, die die verschiedensten Veranstaltungen für Hunderttausende geplant und ermöglicht haben und noch immer planen. Im vorangestellten Kapitel werden die Begrifflichkeiten und Zusammenhänge eingeordnet und (wissenschaftlich) erklärt, nach dem Interviewteil folgt ein Kapitel mit transkribierten Gruppensessions zum Themenbereich – aufgezeichnet in einem Sommer ohne Festivals. Abgerundet wird das Buch mit dem Kapitel „Prevention and intervention“, in dem konkrete Tipps, Hilfsangebote und Literaturempfehlungen aufgeführt sind. Zu empfehlen ist stay SOUND & CHECK yourself allen, die Hilfe benötigen, sich und ihre Arbeit kritisch zu hinterfragen, allen, die Hilfe benötigen, sich ein erstes Bewusstsein für den Themenkomplex „drauf zu schaffen“, aber auch allen, die in besonders schwierigen Zeiten einen Anstoß brauchen, die eigene (mentale) Gesundheit aktiv anzugehen – Denn für alle diese Fälle bietet das Buch von Holger Jan Schmidt und Katja Ehrenberg Handwerkszeug und Anreize.
Nr. 08/2021
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AUTOREN
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ÜBER DIE AUTOREN DIESER AUSGABE SABINE FUNK Sabine Funk ist Geschäftsführerin der IBIT GmbH und Leiterin der Fachbereiche Bildung und Forschung. Sie hat in England „Crowd and Safety Management, BA (Hons)” studiert und zählt zu den führenden Fachleuten für Veranstaltungssicherheit und Crowd Management in Deutschland. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung im Veranstaltungsbereich, davon mehr als zehn als geschäftsführende Gesellschafterin und Produktionsleiterin der RhEINKULTUR, einem der größten eintrittsfreien Festivals in Deutschland, verfügt Sabine Funk über umfangreiche Erfahrungen in der Planung und Durchführung von (Groß-)Veranstaltungen.
STEFAN LOHMANN Stefan Lohmann ist Live Entertainment Experte und offizieller Partner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises sowie Gründer von Sustainable Event Solutions und Co-Gründer des nachhaltig agierenden Berlin Show Orchesters. Als Artist Relations Manager bucht er internationale Stars für Veranstaltungen und erstellt Live Entertainment Konzepte für Festivals, Firmenveranstaltungen, Locations, Public Events und Sportveranstaltungen weltweit. Mit der Onlineplattform Sustainable Event Solutions präsentiert er die Lösungen und nachhaltige Lieferant*innen für klimaneutrale und nachhaltige Veranstaltungen und Tourneen. Gemeinsam mit Verbänden, Auftraggeber*innen, Auftragnehmer*innen, Künstle*innen, Politiker*innen, Städten und Locations startete Stefan Lohmann den Aufruf zur Förderung einer nachhaltigen Veranstaltungswirtschaft.
JÖRG BREMER Jörg Bremer arbeitet seit über 20 Jahren in der Eventbranche, und zwar sowohl auf Veranstalter- wie auch auf Betreiberseite. In der Arena in Düsseldorf war er lange verantwortlich für Fußballspiele von Fortuna Düsseldorf, Konzerte und Special Events, wie den Eurovision Song Contest und verantwortete den Grand Départ der Tour de France in Düsseldorf mit. Seit 2019 ist er einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern von Venue Planner.
HOLGER JAN SCHMIDT Holger Jan Schmidt ist einer der führenden Netzwerker Europas in der Musikfestival-Branche mit Fokus auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Er leitet den europaweiten Think-Tank GO Group (Green Operations Europe) und ist General Secretary der internationalen Festivalorganisation YOUROPE. Er ist Vorstandsmitglied der Sounds for Nature Foundation e.V. mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Umweltthemen bei Veranstaltungen. Holger blickt zurück auf mehr als zwanzig Jahre bei Deutschlands größtem eintrittsfreien Festival - RhEINKULTUR in Bonn. Heute ist Schmidt Booker undBerater für Das Fest in Karlsruhe, eines der größten Festivals in Deutschland.
ADRIAN ZEMP Adrian Zemp arbeitet seit 1990 bei Stadtpolizei Zürich. Er war während mehrerer Jahre im uniformierten Streifendienst, als Detektiv der Kriminalpolizei und als Fachgruppenchef in der polizeilichen Einsatzplanung tätig, wo er intensiv mit den diversen Veranstaltern von Großveranstaltungen zusammenarbeitete. Als Konsequenz des Unglücks auf der Loveparade in Duisburg gründete er 2012 im Auftrag der Stadtpolizei Zürich die Fachstelle Crowd Management, mit welcher er sich seither explizit mit den Themen Besucherlenkung und Veranstaltungssicherheit bei Großveranstaltungen im öffentlichen Raum beschäftigt. Er ist seitens der Behörde einerseits für die Einhaltung der für Zürich geltenden Handlungsgrundsätze durch die Veranstalter verantwortlich und erteilt dazu entsprechende Auflagen für die Veranstaltungsbewilligung. Andererseits ist er für die formelle und inhaltliche Prüfung sowie die Genehmigung aller Sicherheitskonzepte von Großveranstaltungen zuständig. Weiter ist er Initiant und fachlicher Leiter des Nationalen Fachgremiums Crowd Management (NFCM), welches 2019 als Arbeitsgruppe der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz (KKPKS) gegründet wurde. Das Gremium gibt auf ihrer Webseite diverse Handlungsempfehlungen, Tipps und eine Wegleitung zur Umsetzung von Veranstaltungssicherheit ab und stellt diverse Musterdokumente zum Download zur freien Verfügung.
MICHAEL KELLENBENZ In den Achtzigern veranstaltete er Partys und Club-Konzertabende. Die Neunziger sahen ihn Interorganisation verinnerlichen im Krankenhausbetrieb. Später flogen Michael Kellenbenz in Plüschtieren versteckte Schlüssel im Backstreet Boys-Bühnengraben an den Kopf. Irgendwann fotografierte er an gleicher Stelle. Inzwischen ist er als zukunftsfähiger Mobilitäts-Dienstleister unterwegs und berät Großveranstalter in Fahrradparkplatz-Angelegenheiten.
Nr. 08/2021