10 minute read

reorganisation Die Chance auf eine nachhaltige

DIE CHANCE AUF EINE NACHHALTIGE VERANSTALTUNGSWIRTSCHAFT

Eines der guten Dinge, die die Corona Pandemie hervorgebracht hat, ist, dass die Veranstaltungsbranche sich ihre Größe bewusst gemacht hat. Mit der Größe kommt aber auch Verantwortung – und die Chance, wirklich etwas zu bewirken

Von Stefan Lohmann

Unsere Branche ist der sechstgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland – mit ca. 1,5 Millionen Beschäftigen und 130 Milliarden Euro Umsatz.

Die Veranstaltungsbranche ist keine Nischenbranche – auch wenn sie in der Öffentlichkeit bisher oftmals so wahrgenommen wurde. Initiativen wie #Alarmstuferot haben dies mehr als deutlich aufgezeigt.

Damit einher geht Verantwortung – oder, um genau zu sein: viele Verantwortungen

Verantwortung für den faktischen Output

der Veranstaltungen: CO2 Emmissionen, Müllaufkommen, Stromverbrauch sind nur einige der Schlagworte, die hier greifen (und wer glaubt, ein Festival produziere viel Müll, der möge sich mal mit dem Müllaufkommen großer Messeveranstaltungen beschäftigen).

Verantwortung für Verbesserungen:

mit der Größe, die wir für unsere Branche reklamieren, können wir uns nicht mehr hinter dem „was sollen wir schon bewirken“-Argument verstecken. Im Gegenteil: mit der Größe sind wir gefordert, unseren Anteil zu leisten: an faktischen Verbesserungen, Einsparungen, Entwicklungen.

Verantwortung für unseren Einfluss:

Wir bewegen Millionen Menschen – immer und überall. Auf diese Menschen haben wir sowohl indirekt als auch direkt Einfluss. Wir können Vorbild sein, wir können Regeln aufstellen, wir können motivieren.

Verantwortung, nicht stehen zu bleiben:

nur, weil etwas letztes Jahr gut war, bedeutet es nicht, dass es nicht heute besser sein kann.

Verantwortung für unsere Welt:

Veranstaltungen sind ein wesentlicher Teil sozialen Miteinanders. Sie sind damit Teil dessen, was auf dieser Welt geschieht – der aktuelle pandemiebedingte Wegfall von Veranstaltungen zeigt, wie groß dieser Anteil ist. Als Teil dieser Welt tragen die Veranstaltungen die Verantwortung für diese Welt und es wird Zeit, sich dieser Verantwortung ein für alle Mal zu stellen.

Unsere Ziele sind nicht hoch genug gesteckt

Betrachtet man eine Vielzahl von Ratgebern, geht es um „Vermeidung von …“, um „Ausgleich“. Es geht darum, die negativen Auswirkungen zu minimieren, „Klimaneutralität“ ist ein vermeintlich hochgestecktes Ziel. Aber wäre es nicht viel besser, das Ziel noch ein bisschen höher zu stecken? Klimaneutralität als Mindeststandard zu definieren und danach zu streben, im Ergebnis sogar eine positive Bilanz zu haben? Ideen zur Reduzierung gibt es reichlich, genauso wie Möglichkeiten zur Kompensation. Was hindert uns, einen Schritt weiter zu gehen? Das Global Citizen Festival z.B. macht es vor: Tickets gegen gute Taten. [1]

Pflanzt Bäume, spendet, bindet ein – aber bleibt nicht bei der Neutralität stehen.

Dabei geht es natürlich nicht nur um den Umweltschutz – Nachhaltigkeit beinhaltet so viel mehr: „der Umgang mit Mitarbeiter:innen, Diversität, Inklusion, Gleichberechtigung, faire Bezahlung, Arbeitsschutz, Kommunikation und vieles mehr“. [2] Faktoren wie diese lassen sich nicht so eindeutig bemessen wie der vergleichsweise einfach zu berechnende „Fußabdruck“. In der Nachhaltigkeit ist es jedoch nicht anders als in der Sicherheit: jede Maßnahme, jede Entscheidung hat eine Konsequenz. Eine Konsequenz, die vielleicht nicht unmittelbar messbar ist, die dafür aber nicht weniger wichtig ist, blickt man z.B. auf das Potential einer tatsächlich nachhaltigen Wertschöpfungskette. In meinem Beitrag zum Handbuch „Nachhaltigkeit in der Eventbranche – Konzepte

Copyright: Mirjam Bourmans / Stefan Lohmann

und Beispiele für Veranstaltungen und ökologischer, ökonomischer und sozialer Ausrichtung“ (VÖ Sept. 2021) habe ich dies schon einmal durchexerziert anhand eines Ökostromanbieters wie Greenpeace Energy. Greenpeace Energy liefert vorrangig regenerative Energie – also z.B. CO2 freien Ökostrom. Greenpeace Energy investiert zudem in neue Windräder und neue Technologien, damit immer mehr Ökostrom in Zukunft zur Verfügung steht. Dies wiederum ist die Voraussetzung zur sinnvollen Verwendung und Herstellung von grünem Wasserstoff. Mit Greenpeace Energy unterstützt man indirekt auch die Ziele von Greenpeace, die als nachhaltige Organisation wiederum einen enorm positiven Impact auf Natur und Gesellschaft hat usw usw. Gleiches gilt eigentlich für jedweden Bereich: angefangen bei den offensichtlichen positiven Auswirkungen von Fair Trade Produkten bis hin zur Auswahl eines Dienstleisters, der nicht nur gerechte Löhne zahlt, sondern auch einen guten Umgang mit seinen Mitarbeiter:innen pflegt … usw. usw. … Bevor wir aber zum positiven Impact kommen, müssen wir den negativen loswerden – allen voran die bereits angesprochenen Faktoren Energieverbrauch, Ressourceneinsatz, Abfallaufkommen, die nicht nur für eine negative Wahrnehmung, sondern faktisch für immense CO2 Emissionen sorgen. Im Fokus der Diskussion stehen dabei häufig die Veranstaltungen auf der grünen Wiese – die, für die alles gebaut werden muss – aber auch – und vielleicht insbesondere – Messeveranstaltungen mit ihrem irrsinnigen Materialverbrauch (man denke nur einmal an die Teppiche, die regelmäßig nach 3 Messetagen im Müll landen) und dem immensen Transportbedarf.

Dies zu wissen und nicht zu ändern, zeigt etwas.

Und es verdirbt etwas – nämlich Chancen – z.B. die, sich rechtzeitig zu positionieren. „Ob Pariser Klimaabkommen, das deutsche Klimaschutz- und Lieferkettengesetz sowie die Zielvorgaben der EU mit dem europäischen Green Deal geben den Weg klar vor: Deutschland und Europa werden klimaneutral bis spätestens 2050. Das bedeutet auch, dass alle Firmen und alle Veranstaltungen auf diesem Kontinent ebenfalls klimaneutral und nachhaltig werden müssen.“ [2]

Als Teil dieser Welt tragen die

Veranstaltungen die Verantwortung für diese Welt und es wird Zeit, sich dieser Verantwortung ein für alle Mal zu stellen.«

Zwischenfazit:

Betrachtet man den politischen Willen und auch den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel, wird offensichtlich, dass die Veranstaltungswirtschaft nur zukunftsfähig ist, wenn sie klimaneutral und nachhaltig wirtschaftet. Und wer könnte das besser als die Eventbranche? Kreativität, Optimierung und Effizienz gehören schließlich zu den Stärken der Branche!

#restart #reorganisation

Sobald Veranstaltungen in einem größeren Rahmen wieder umsetzbar sind, wird es einen Boom in der Branche geben – und damit die Chance, den Neustart auch unter nachhaltigeren Aspekten zu planen. Hierzu braucht es das entschlossene Handeln aller Akteure: von der Politik bis hin zum Besucher.

Um den Forderungen nach den dringend notwendigen Investitionen und nachhaltigen Konjunkturpaketen mehr Nachdruck bei der Politik und Regierung zu verleihen, hat eine Allianz aus Auftraggeber:innen, Auftragnehmer:innen, Verbänden der Green Economy, Veranstaltungswirtschaft, Politiker:innen und Künstler:innen einen Aufruf gestartet. Folgende Handlungsfelder werden identifiziert:

Politik: gezielte und vor allem schnelle Förderprogramme / Konjunkturpakete unter Aspekten der Nachhaltigkeit

Öffentliche Hand / Bundesländer, Städte

und Kommunen: haben entscheidenden Einfluss, der stärker genutzt werden muss. Die Vergabe, Förderung und Durchführung von Veranstaltungen muss in Zukunft abhängig davon gemacht werden, ob diese Veranstaltungen klimaneutral umgesetzt werden. Bei allen Ausschreibungen muss Klimaneutralität und Nachhaltigkeit als Grundlage verankert sein. [3] Verbände der Eventbranche: Die coronabedingten Bemühungen und Konsolidierungen der Branche haben gezeigt, was möglich ist. Dieses Potential gilt es nun auch für eine Nachhaltigkeitsstrategie zu nutzen.

Verbände der Wirtschaft und der Green

Economy: Das Wissen dieser Verbände, deren politische Erfahrung und Kontakte muss auch den Verbänden der Veranstaltungswirtschaft zur Verfügung gestellt werde. Hierdurch entstehen neue Allianzen und Interessensgemeinschaften, die sowohl den Druck als auch die Möglichkeiten erhöhen.

Veranstalter:innen / Betreiber

Es gibt eigentlich keinen Grund mehr, Veranstaltungen nicht nachhaltig umzusetzen. Auch die Dienstleister werden sich an die (möglicherweise dann geänderten Anforderungen) anpassen. Künstler:innen haben große Entscheidungsmacht, wenn es darum geht, wie eine Veranstaltung umgesetzt und organisiert wird. Wenn Tourneen z.B. nur noch an Tournee: veranstalter*innen, Locations, Technikdienstleister vergeben werden, die diese klimaneutral umsetzen können, dann wird sich die Branche schnell anpassen.

Besucher:innen

Die vielleicht stärkste Macht. Beschwerden und Shitstorms über Missstände bei der Durchführung von Veranstaltungen zeigen mittlerweile große Wirkung bei Veranstalter:innen.

Angstgegner Kosten

„Wenn man für einen Vergleich die wahren Kosten von Veranstaltungen zugrunde legen würde, wären nachhaltige Veranstaltung nicht nur deutlich günstiger, sondern konventionelle Veranstaltungen würden unbezahlbar werden.“ [2] Im oben schon genannten Artikel habe ich einen unangenehmen aber augenöffnenden Vergleich zwischen der Veranstaltungsbranche und der Billigfleischindustrie gezogen, den ich hier wiederholen möchte:

Die Billigfleischindustrie sorgt dafür, dass die nachhaltige Produktion von Fleisch in den Augen der Verbraucher:innen als teurer angesehen wird und lenkt damit davon ab, dass die Fleischindustrie die wahren Kosten für die Zerstörung der Umwelt auf die Gesellschaft abwälzt. Würde man die wahren Kosten zugrunde legen, wäre dieses Billigfleisch ebenfalls unbezahlbar. Die konventionelle Veranstaltungswirtschaft verfolgt bis jetzt das gleiche Geschäftsmodell: die hohen Kosten für die Schäden, die durch Treibhausgasemissionen, extremen Energie-, Ressourcenverbrauch und durch das hohe Abfallaufkommen mit niedriger Recyclingquote entstehen, werden von der Gesellschaft getragen und nicht von den Verantwortlichen.

Weiterführende Literatur / Links zum Thema

[1] Vgl. Dallas, Katie: Ergebnis des Global

Citizen Festivals Hamburg: 706 Mio

US-Dollar, die 113 Mio. Menschen erreichen werden, in: Global Citizen, 06.07.2017, [online] www.globalcitizen.org/de/content/706m-committed-to-affect-over-113m-lives-announced [2] Vgl. Umweltfreundliche Beschaffung,

Umweltleitfaden, Leitfaden umweltfreundliche Beschaffung: in: hamburg. de, [online] https://www.hamburg.de/umweltvertraegliche-beschaffung/ [24.02.2021] [3] z.B. www.hamburg.de/umweltvertraegliche-beschaffung) [4] Vgl. Deutscher Nachhaltigkeitspreis:

Sustainable Event: in: Deutscher

Nachhaltigkeitspreis, [online] www. nachhaltigkeitspreis.de/dnp/sustainable-event/ [24.02.2021] www.nachhaltigkeitspreis.de/dnp/sustainable-event

UND ES GEHT DOCH: DER POSITIVE IMPACT

Als offizieller Partner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises bin ich als Artist Relations Manager zuständig für die Kontakte zu den Künstlern und kümmere mich um das gesamte Live Entertainment Konzept. Daher habe ich einen guten Einblick in die Abläufe der Veranstaltung und kann in Kurzform aufzeigen, welche positiven Wirkungen erzielt werden, wenn man Events neu denkt und Nachhaltigkeit als Grundlage der gesamten Planung versteht.

Das Zwischenziel: die klimaneutrale Veranstaltung

Überprüfung aller Bausteine und Arbeitsschritte im Hinblick auf die jeweils nachhaltigste Lösung (Technik, Catering, Büroequipment, Logistik, Mietmöbel, Fairtrade Produkte, Teppiche, Bühnengestaltung, Papierverbrauch, Strombedarf und vieles mehr. Nicht vermeidbare Emissionen werden so weit wie möglich reduziert und dann kompensiert. [4]

Das Ziel: Der positive Impact

Auch, wenn aktuell nicht messbar, zeigen die nachfolgenden Beispiele den positiven Impact, den die Veranstaltung auf Umwelt und Gesellschafft hat. • Durch die bundesweite mediale Aufmerksamkeit, Kommunikation und die Einbindung aller Stakeholder (u.a. die Bundesregierung, nationale und internationale

Politiker:innen, CEOs, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Sport und Wirtschaft) sorgt die Veranstaltung ganzjährig für die Verankerung des Themas in der

Mitte der Gesellschaft. • Durch die Awards für Städte und Kommunen vor Ort werden lokale Medien aktiviert. • Preisgelder für nachhaltige Aktionen und Initiativen müssen in neue Projekte investiert werden. So entstehen in den

Gewinnerstädten und Kommunen automatische neue nachhaltige Initiativen. • Start-Ups mit neuen nachhaltigen

Produkten und Services werden mit Preisgeldern und Medienberichterstattung stark gefördert. • Konzerne mit großem wirtschaftlichem

Einfluss entscheiden über Millionen

Tonnen von Plastikverpackung, riesige

Energiebedarfe oder über die Investitionen in nachhaltige Arbeitsabläufe.

Der Nachhaltigkeitspreis beleuchtet das

Verhalten dieser Konzerne öffentlich, verhindert Greenwashing und fördert

Verbesserungen. • Inspiration von Gründer:innen und anderen Firmen, sich ebenfalls nachhaltig auszurichten oder neue nachhaltige

Produkte und Services auf den Markt zu bringen. • Internationale Expert:innen, Wissenschaftler:innen, Politiker:innen sorgen bei der Konferenz für Wissensaustausch und

Vernetzung, woraus neue Projekte und eine Zusammenarbeit gefördert werden. • Nachhaltig agierende Künstler:innen /

Persönlichkeiten sorgen für Medienaufmerksamkeit und bringen das Thema

Nachhaltigkeit in die Medien und an die

Fans. • Usw usw

Sind Sie und Ihr Stadion bereit, die Türen wieder zu öffnen?

Das Internationale Bildungs- & Trainingszentrum (IBIT) und die Software Plattform Safesight haben sich zusammengeschlossen, um Sie in einem dreiwöchigen Prozess bei der Vorbereitung für eine Wiedereröffnung zu unterstützen: auf der Basis von gebündeltem Wissen, abgestimmten Prozederen und unter Einsatz neuester Softwarelösungen.

Anpassung Ihrer Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte an die bestehende Sicherheitsorganisation. Anpassung der Prozesse und Protokolle an die neuen Corona Schutzverordnungen und die themenbezogenen neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen im Hinblick auf die Thematik. Implementierung der bestehenden und aus der Anpassung resultierenden neuen Sicherheitsverfahren, -prozesse und -protokolle mit Hilfe der Safesight Software. Verbessern der Organisation durch Auswertung der operativ gesammelten Informationen. Intensive Prozessbegleitung und Folgeberatungen 6 Monate inclusive.

Möchten Sie mehr erfahren? Bitte kontaktieren Sie das IBIT unter 0228/ 42992690 oder restart@ibit.eu

This article is from: