Das MAGAZIN für Sicherheitskultur 08/2021

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#reorganisation

DIE CHANCE AUF EINE

NACHHALTIGE VER ANSTALTUNGSWIRTSCHAFT Eines der guten Dinge, die die Corona Pandemie hervorgebracht hat, ist, dass die Veranstaltungsbranche sich ihre Größe bewusst gemacht hat. Mit der Größe kommt aber auch Verantwortung – und die Chance, wirklich etwas zu bewirken Von Stefan Lohmann

U

nsere Branche ist der sechstgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland – mit ca. 1,5 Millionen Beschäftigen und 130 Milliarden Euro Umsatz. Die Veranstaltungsbranche ist keine Nischen­branche – auch wenn sie in der Öffentlichkeit bisher oftmals so wahrgenommen wurde. Initiativen wie #Alarmstuferot haben dies mehr als deutlich aufgezeigt.

Damit einher geht Verantwortung – oder, um genau zu sein: viele Verantwortungen Verantwortung für den faktischen Output der Veranstaltungen: CO2 Emmissionen, Müllaufkommen, Stromverbrauch sind nur einige der Schlagworte, die hier greifen (und wer glaubt, ein Festival produziere viel Müll, der möge sich mal mit dem Müllaufkommen großer Messeveranstaltungen beschäftigen). Verantwortung für Verbesserungen: mit der Größe, die wir für unsere Branche reklamieren, können wir uns nicht mehr hinter dem „was sollen wir schon bewirken“-Argument verstecken. Im Gegenteil: mit der Größe sind wir gefordert, unseren Anteil zu leisten: an faktischen Verbesserungen, Einsparungen, Entwicklungen. Verantwortung für unseren Einfluss: Wir bewegen Millionen Menschen – immer

und überall. Auf diese Menschen haben wir sowohl indirekt als auch direkt Einfluss. Wir können Vorbild sein, wir können Regeln aufstellen, wir können motivieren. Verantwortung, nicht stehen zu bleiben: nur, weil etwas letztes Jahr gut war, bedeutet es nicht, dass es nicht heute besser sein kann. Verantwortung für unsere Welt: Veranstaltungen sind ein wesentlicher Teil sozialen Miteinanders. Sie sind damit Teil dessen, was auf dieser Welt geschieht – der aktuelle pandemiebedingte Wegfall von Veranstaltungen zeigt, wie groß dieser Anteil ist. Als Teil dieser Welt tragen die Veranstaltungen die Verantwortung für diese Welt und es wird Zeit, sich dieser Verantwortung ein für alle Mal zu stellen.

Unsere Ziele sind nicht hoch genug gesteckt Betrachtet man eine Vielzahl von Ratgebern, geht es um „Vermeidung von …“, um „Ausgleich“. Es geht darum, die negativen Auswirkungen zu minimieren, „Klimaneutralität“ ist ein vermeintlich hochgestecktes Ziel. Aber wäre es nicht viel besser, das Ziel noch ein bisschen höher zu stecken? Klimaneutralität als Mindeststandard zu definieren

und danach zu streben, im Ergebnis sogar eine positive Bilanz zu haben? Ideen zur Reduzierung gibt es reichlich, genauso wie Möglichkeiten zur Kompensation. Was hindert uns, einen Schritt weiter zu gehen? Das Global Citizen Festival z.B. macht es vor: Tickets gegen gute Taten. [1]

Pflanzt Bäume, spendet, bindet ein – aber bleibt nicht bei der Neutralität stehen. Dabei geht es natürlich nicht nur um den Umweltschutz – Nachhaltigkeit beinhaltet so viel mehr: „der Umgang mit Mitarbeiter:innen, Diversität, Inklusion, Gleichberechtigung, faire Bezahlung, Arbeitsschutz, Kommunikation und vieles mehr“. [2] Faktoren wie diese lassen sich nicht so eindeutig bemessen wie der vergleichsweise einfach zu berechnende „Fußabdruck“. In der Nachhaltigkeit ist es jedoch nicht anders als in der Sicherheit: jede Maßnahme, jede Entscheidung hat eine Konsequenz. Eine Konsequenz, die vielleicht nicht unmittelbar messbar ist, die dafür aber nicht weniger wichtig ist, blickt man z.B. auf das Potential einer tatsächlich nachhaltigen Wertschöpfungskette. In meinem Beitrag zum Handbuch „Nachhaltigkeit in der Eventbranche – Konzepte


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