WOMEN in Business 03/09

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WOMEN IN BUSINESS MAGAZIN

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SO WERDE ICH VERWALTUNGSRÄTIN Eine Wegleitung ERSTE CHEFIN IM VBS: Gespräch mit Brigitte Rindlisbacher

12 / 2009 – 01 / 2010

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EIN JAHR IM WEISSEN HAUS: EINE BILANZ

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E D I TO R I A L

Liebe Leserinnen und Leser Hand aufs Herz: Haben Sie vor einigen Wochen den Namen Catherine Ashton gehört? Überraschend erfuhr die Welt in der zweiten Novemberhälfte, dass die Britin Ashton künftig als EU-Aussenministerin einen der weltweit einf lussreichsten Chefdiplomatinnen-Posten besetzen wird. Und die Presse rätselte, wie es die kaum bekannte britische EU-Handelskommissarin zu diesem Posten gebracht hatte. Eine Politikerin, mokierte sich ein Teil der europäischen Presse, die nicht mal ein Jahr in Brüssel sei und kaum Erfahrungen aufweisen könne. Nur, haben wir nicht erst in den vergangenen Tagen gelernt, wie sich denn der Name jenes Mannes ausspricht, der gar EU-Ratspräsident wird: Herman Van Rompuy. Immerhin war Van Rompuy bisher Premierminister Belgiens, doch auch sein Name tauchte für Nichteingeweihte völlig überraschend auf, nachdem monatelang damit spekuliert worden war, ob gar der britische Ex-Premier Tony Blair EU-Präsident werden würde. Die Verwunderung über Van Rompuy blieb aus, umso grösser war sie bei Catherine Ashton. Die Frauen in Europa setzen sich durch, auch auf höchster politischer Ebene. Darauf angesprochen, weshalb eine unbekannte EU-Kommissarin diesen Posten erhalten habe, antwortete die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel: «Ich gehöre zu jenen Menschen, die wissen, dass Persönlichkeiten in Aufgaben hineinwachsen können.» Den Beweis dafür hat eine andere Frau in den vergangenen zwölf Monaten erbracht: Michelle Obama. Das ist auch der Grund, weshalb wir sie auf unseren Titel gehievt haben. Auf dass es in der Wirtschaft so weitergeht, wie es in der Politik längst begonnen hat. Denn auch auf den Teppichetagen werden sich die Mächtigen daran gewöhnen müssen, dass Frauen künftig auch an der Spitze grosser Unternehmen in eben diese Aufgaben hineinwachsen können, an denen vor und während der Finanzkrise so viele Männer gescheitert sind.

FOTO: NIK HUNGER

Und wie immer: Schreiben Sie uns Ihr persönliche Meinung, kritisieren Sie uns und loben Sie uns, sollten wir Ihre Neugier geweckt haben Herzlichst Dominique Hiltbrunner, Verleger, und Sabine Andersch, Verlagsleiterin

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I N H A LT

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Marktplatz

Coverstory

8 Britischer Ausverkauf: Die Bank der Queen kommt unter den Hammer

24 Michelle Obama: Ein Jahr First Lady – die Bilanz Der Aufstieg: Eine typisch amerikanische Geschichte

9 300 Jahre Tatler: Das älteste Magazin der Welt wird von einer Frau geführt. Akademikerinnen: Schlechter Lohn. Jobwechsel: Mövenpick-Gruppe, Verband Schweizer Werbung, MBT, Sunrise 10 Mode für Tally Weijl 11 Office: Software fürs Büro. Lebensläufe: Frauen, anders gesehen 12 Frauenerwerbsquote: Aufschwung in Europa 13 Nachrichten 14 Terminkalender 16 Das Business-Gadget des Monats 18 Facesheet: Rachida Dati, Comeback in Frankreich 20 Wer hat’s erfunden? Bette Nesmith Graham

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36 Unternehmen & Märkte 30 Verwaltungsrätinnen: Anleitung für den Aufstieg in den Aufsichtsrat 31 Die Vorbilder: Drei Fragen zum Einstieg 32 Frauen in Verwaltungsräten: Die Lage in Europa; nach Branchen 34 Norwegen: Was Quoten bringen 36 Die Model-Macherin Ursula Knecht 39 Missen: Wer entdeckt wurde 40 Käse: Eine Branche in Frauenhand 44 Business: Käseproduktion in der Schweiz. Standardwerk: Das Buch 47 Kolumne Sibylle Hamann

FOTOS/ILLUSTRATIONEN: MARTIN GARCIA, PRESSEDIENST, PHILIPP ROHNER, JOSEF RIEGGER, PD, NIK HUNGER

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50 BERUF & LEBEN 50 Jobs: Warum Berufe kein Geschlecht haben Das Buch: Frauen ohne Maske

64 pOUR LE pLAISIR

72 GESpRäCH

59 Schweizer Design: Schuhe und taschen von Stefi thalman 60 they always come back: Haarbänder Lieblingsplätze: Das Ono in Basel Beauty: Make you up 61 top 9: Die schönsten Überraschungen für Ihre Liebsten 62 Buchtipp: Mehr Zeit – mehr Leben Culture Club: Kunst, Film, Show, pop

72 Brigitte Rindlisbacher: Erste Generalsekretärin im Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) 82 Woman in History: Elisabeth Baulacre

64 parfums: Das Revival der schönen Düfte 66 181 Jahre Guerlain 68 Die grosse Übersicht: traditionshäuser, Artistique parfums, die Avantgarde 71 Für den Gaumen: Rogacki, Berlin

KONtAKt 6 Leserbriefe und Impressum

FOtOpORtFOLIO 51 Josef Riegger fotografiert Frauen ungeschminkt

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LESERBRIEFE

Women in Business Ausgabe 02 Oktober 2009

INTERESSANTE MISCHUNG Herzliche Gratulation zu dieser Publikation. Ich habe zwar noch nicht alles gelesen, doch finde ich die Mischung der Artikel und die Themen sehr interessant. Was mich freut ist, dass Sie Frauen sichtbar machen. Ich selber bin Präsidentin des BPW Clubs Langenthal/Huttwil und somit sehr mit den Themen Frauenförderung, Mentoring, Frauen und Familie etc. vertraut. Aus all diesen Diskussionen, die geführt werden, gehe ich oft mit dem Gefühl heraus, dass man irgendwie das System ändern sollte. Man muss weder den Frauen noch den Männern den schwarzen Peter zuschieben. Wir sind alles Menschen und müssen Aufgaben lösen. Die Artikel, die ich bis jetzt in Ihrer Zeitschrift gelesen habe liessen mich auf horchen. Sie lassen Menschen zu Wort kommen, die, so denke ich, auch davon überzeugt sind, dass nur ein Miteinander (Mann und Frau) zum Erfolg führt und die Gesellschaft als Ganzes davon profitieren kann. Klar gibt es im Moment noch zuwenig Frauen in den Chefetagen und in den Verwaltungsräten. Aber aus meiner eigenen Erfahrung habe ich gelernt, dass man mit guter Ausbildung und Engagement gute Chancen im Be-

ruf bekommt, sei man nun weiblich oder männlich. Wir dürfen nur nicht glauben, dass dies von heute auf morgen passiert. Und die demografische Entwicklung wird uns da bestimmt noch helfen. Die Medien lieben es zu polarisieren – ich frage mich jedoch, bringt uns das weiter? Mir ist es lieber, gut informiert zu sein, Leute kennen zu lernen und zu wissen was sie tun, damit ich allenfalls bei Bedarf Kontakt aufnehmen könnte. Sie und Ihr Team haben erkannt, dass Netzwerk ein sehr wichtiges, aber auch potentes Mittel ist um erfolgreich zu sein. Diese Informationen liefern Sie.

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12/2009 – 01/2010 / 3. Ausgabe Monatlich, 10 mal im Jahr www.womeninbusiness.ch Herausgeber Immobilien & Business Verlags AG Grubenstrasse 56, CH-8045 Zürich Telefon 043 333 39 49 womeninbusiness@ibverlag.ch Verleger Dominique Hiltbrunner hiltbrunner@ibverlag.ch Konzept & Publizistische Beratung Lüchinger Publishing GmbH, Zürich Chefredaktion Dominik Flammer redaktion@womeninbusiness.ch

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team weiterhin alles Gute und viel Erfolg. Beste Grüsse Marlis Roggwiller

Mitarbeit Chefredaktion Roderick Panchaud, Irina Radu

WIB 1/09 · September 2009

Autorinnen/Autoren dieser Ausgabe: Corinne Amacher, Regina Decoppet, Sibylle Hamann, Caroline Pelichet, Regula Stämpf li, Bettina Weber

ERFRISCHEND

Art Director Sandra Schwarzenberger schwarzenberger@ibverlag.ch

Ich möchte Ihnen herzlich zum Start der neuen Zeitschrift «Women in Business» gratulieren, der Start ist Ihnen wirklich gelungen. Der Mix von spannenden Berichten (besonders gefielen mir der erfrischende Bericht über Regina Fuhrer und der Einblick ins Projekt SeitenWechsel), die Aufführung der Persönlichkeiten von A-Z und auch der Werbeanteil stimmt für mich so.

Fotos/Illustrationen: Cover: Annie Leibovitz/Contact Press Images/ Swiss Press originally photographed for Vogue. Martin Garcia, Philipp Rohner, Fabian Scheffold, Josef Riegger, Nik Hunger

Herzliche Grüsse Eveline Hoffmann

Abonnemente Vanessa Badmann, badmann@ibverlag.ch

Women in Business freut sich über Ihren Leserbrief: womeninbusiness@ibverlag.ch Vergessen Sie nicht, uns Ihren Vornamen und Namen mitzuteilen.

Verlagsleitung: Sabine Andersch, andersch@ibverlag.ch Anzeigenverkauf: Michaela Schröder, schröder@ibverlag.ch Daniel Pauletto, pauletto@ibverlag.ch Auf lage: 15 000 Exemplare

Einzelpreis Fr. 8.90 Jahresabonnement Fr. 79.– Auslandsabo Fr. 99.– Probeabonnement (3 Monate) Fr. 25.–, Ausland Fr. 35.– Alle Titel des Verlages: Immobilien Business/ Immobilien Gespräche / Immobilien Brief / Immobilien Bauen & Wohnen / Women in Business Talks / Swiss Business Druck und Vertrieb: Kliemo AG Haftungsausschluss: Der redaktionelle Inhalt stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion dar und entbindet den Leser nicht von seiner eigenen Beurteilung. WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2009 / JANUAR 2010 | No.03

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NR. 01 · SEPTEMBER 2009 CHF 8.90 | EUR 6.50 www.womeninbusiness.ch

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M a r k t p l at z

BRITISCHER AUSVERKAUF Die Bank der Queen Elisabeth II. wird amerikanisch.

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Queen I: Königliche Skepsis – Wird die Queen nun von einer amerikanischen Grossbank beraten?

ährend die 83-jährige Queen Elisabeth II. in ihrer traditionellen Thronrede zur Eröffnung des britischen Parlamentes im Westminster Palace riskante Praktiken der Banker geisselte und neue Massnahmen der Finanzaufsicht präsentierte, wurde einige Strassen weiter südlich die Bank, welche die Queen seit Jahren berät, verkauft. Wohl weniger an den spitzen Worten der Königin, sondern mehr am konsequenten Akquisitionskurs der amerikanischen Grossbank JP Morgan Chase lag es, dass eine der traditionsreichsten Investmentbanken Londons nun definitiv gegen Westen zog. Denn bereits 2004 erwarb JP Morgan 50 Prozent der Bank Cazenove. Das Joint Venture Unternehmen JP Morgan Cazenove Holdings wurde gegründet, an welchem beide Parteien zugleich beteiligt waren; mit der einmaligen Option der Amerikaner, nach fünf Jahren das britische Finanzinstitut ganz zu übernehmen. Durch die Übernahme festigt JP Morgan seine

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Beziehung zu internationalen Kunden und sichert sich damit einen stabilen Einnahmestrom, denn die Reputation von Cazenove kann sich durchaus sehen lassen. 36 der 100 im britischen FTSE 100 Aktienindex gelisteten Unternehmen lassen sich von Cazenove beraten – und eben auch die Queen. Dies entspricht über 30 Prozent der hundert grössten und umsatzstärksten Unternehmen des Vereinigten Königreiches. Dazu kommt, dass das Gemeinschaftsunternehmen seit der Gründung stets schwarze Zahlen schrieb, auch durch die Finanzkrise geriet das Schiff nicht ins Schlingern. So lässt sich auch der Kaufpreis erklären. 2004 zahlte JP Morgan 700 Millionen Pfund für die erste Hälfte der Aktien, heuer waren es bereits 1 Milliarde Pfund, welche die Amerikaner den 1500 Aktionären für den zweiten Teil ausbezahlen mussten. Der Queen wird die Nachricht auf der Heimfahrt mit der Kutsche zum Buckingham Palace kaum Freude bereitet haben, gelten amerikanische Investmentbanker doch als einiges risikofreudiger als ihre europäischen Kollegen. rp

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NEUER JOB

JUNGES REH Die älteste Zeitschrift der Welt feiert 300 Lenze • Im Vergleich zum briti-

beinahe zwei Jahrhunderte von der britischen Medienschen Hochglanzmagazin landschaft verschwand. Cle«Tatler» wirkt die 230-jähriment Shorter, Verleger von ge NZZ wie ein junges Reh, «The Sphere», zog das Magadenn «Tatler» feierte diezin 1901 aus der Versenkung sen Herbst seinen 300. Geheraus und gab ihm das burtstag. Dem Alter voraus noch heute aktuelle Format: ist sie demnach der Zürcher «an illustrated journal of soZeitung, nicht jedoch ihrer ciety and the drama». Eine Kontinuität: Als Diskussionsplattform für sittliche Queen II: Blick zurück neue Illustrierte war geboren, welche heute noch eine und geistliche Fragen wurde in die Zukunft. kleine, jedoch wohlhabende das Blatt 1709 vom Verleger Richard Steele in London gegründet, Leserschaft über die gesellschaftlichen wo es vom intellektuellen Bürger- Agenda der Royals und Prominenz intum in literarischen Kaffeesalons der formiert. Die angesprochene Klientel Hauptstadt gelesen wurde. Die schwere liest also auch beim neuen «Tatler» am Kost der Zeitschrift erhielt Auf locke- liebsten über sich selber. Chefredaktorung mit Nachrichten über Tratsch rin des Blattes ist seit diesem Jahr Caund Klatsch rund um die Themse. therine Ostler, die ihre journalistische Als Konsequenz nistete sich in jedem Lauf bahn anfangs der Neunzigerjahre namhaften Etablissement ein Reporter beim gleichen Blatt in einem unbedes «Tatler» eines Spürhundes gleich zahlten Praktikum begann. Bezahlt ein, der seine Nachrichten gleich von gemacht hat sich jedoch sicherlich der Leserschaft selbst besorgte. Bereits ihre Heirat mit Ehemann Albert Read, zwei Jahre später liess Steele das Heft Generaldirektor des Conde Nast Verjedoch in «The Spectator» aufgehen; lages – dem Verlag, der unter anderem mit der Konsequenz, dass «Tatler» für auch «Tatler» publiziert.

B en ac h t e i l i g t e A k a d em i k e r i nnen

FOTOS: DUKAS, PD (3)

Weniger Lohn • Die Lohnungleich zwischen den Geschlechtern ist für Akademikerinnen mittlerweile grösser als bei geringer Qualifizierten. Die Berliner Sozialforscherin Kathrin Leuze hat in einer Studie festgestellt, dass Männer fünf Jahre nach dem Abschluss im Schnitt 3838 Euro verdienen, Frauen aber nur 3074. Und dies, obwohl fast fünfzig Prozent der Uni-Absolventen Frauen sind. Wurde dies bisher auf die Studienwahl zurückgeführt – Frauen ziehen die im

öffentlichen Dienst oder bei kleineren Betrieben gefragten Studienfächer wie Sozial-, Erziehungs- und Pf legewissenschaften vor – sind sie auch in typischen Männerberufen benachteiligt. Die Arbeitslosenquote von deutschen Ingenieurinnen war im Oktober doppelt so hoch wie bei Ingenieuren. Fazit: Wären die männlichen Manager bessere Ökonomen, würden sie mehr Frauen einstellen. Schliesslich sind diese ja für tiefere Löhne zu haben.

Nicole Weber hat die Leitung der Unternehmenskommunikation der Mövenpick-Gruppe mit Sitz in Cham übernommen. Weber kennt Mövenpick bereits gut; neben bedeutenden Unternehmen wie British Airways in London und der UBS AG in Zürich hat Weber auch während einigen Jahren als Brand-Managerin für Mövenpick Hotels & Resorts gearbeitet. Sie tritt die Nachfolge von Lynn Keller an, die sich nach intensiven Jahren entschieden hat, eine längere Auszeit zu nehmen. Ursula Gamper übernimmt ab Januar 2010 die Geschäftsleitung des Verbands Schweizer Werbung. Sie kennt die Werbung von der Pike auf. Nach der Handelsschule bildete sie sich zur eidg. dipl. Werbeassistentin aus und zur Kommunikationsleiterin. Im Laufe ihrer beruf lichen Karriere hat Ursula Gamper Erfahrung in Marketing und Kommunikation gesammelt, auf Agentur- wie auf Auftraggeberseite.

Bei der Schweizer Firma MBT (Marktführer für physiologische Footwear) kommt es zu einem Wechsel in der Direktion Marketing. Die aus der Mode- und Kosmetikindustrie kommende Monika Rot übernimmt neu diesen Job. Zuvor war Monika Rot Internationale Retail Director bei Akris Prêt-à-Porter; sie blickt auf eine zwanzigjährige Karriere in namhaften Mode- und Kosmetikunternehmen zurück. Natasja Sommer übernimmt die Leitung der Corporate Communications-Abteilung bei Sunrise. Als Kommunikationschefin verantwortet sie die Bereiche Medien, Public Affairs und interne Kommunikation.

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M a r k t p l at z

MODISCH Eine Zürcher Modedame mischt die Szene auf. • Für jeden Absolventen der Zürcher

Modeschule steht die Mitarbeit an der Kollektion eines Kleiderlabels auf der Wunschliste. Absolventin Fabienne Arrigoni zögerte nicht und erfüllte sich diesen Wunsch. Für das junge Schweizer Kleiderlabel «Tide» entwarf die Zürcherin ihre erste eigene Jeanskollektion, welche eine beachtliche Resonanz hervorrief. Die gut geschnittenen, soliden Tide Jeans gaben zusammen mit der populären «Timbuk2» Taschen etlichen adoleszenten Mädchen um die Jahrtausendwende eine modische Heimat. Etwas sexier, um es in der Sprache des Labels auszudrücken, war dann ihre

nächste Station. Zwei Jahre lang übernahm sie als Chefdesignerin die Führung der Designerzentrale von Tally Weijl in Paris. Neue berufliche Perspektiven suchend, lancierte Fabienne Arrigoni 2005 ihr eigenes Unternehmen Fashion – Concept. Durch Kollektionen mit Schweizer Designern wie Dorothée Vogel avancierte sie zu einer Grösse in der Schweizer Modeszene. Ihr neuester Coup: Während der Pariser Modewoche diesen Herbst hatte Arrigoni Zugang zu exklusiven Designerkleider aus der Haute Couture der 70er und 80er Jahre. So werden Zürcherinnen diesen Dezember die einmalige Gelegenheit haben, das eine oder andere verloren geglaubte Kleid zu ergattern. Doch die Kleinen kommen ebenfalls nicht zu kurz. Nächsten Frühling gelangt mit Kaija Jeans ihr erstes Kinderlabel in den Verkauf. Kurz, eine versierte Modemacherin, mit einem wunderbaren Auge für den Zeitgeist.

Im Dienst von Tally Weijl: Fabienne Arrigoni

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FOTOS: ANITA AFFENTRANGER, PD

• Der Zürcher Ingenieur Martin

Grueber hat eine Büroverwaltungssoftware entwickelt, die Leistungen erfasst und auch Projekte verwaltet. Ein Programm, das alle Aufgaben ermöglicht, die Standardsoftware nicht liefern kann. Einfaches Bedrucken von Etiketten ebenso wie Ordnerschilder oder Register. Mit dem selben Programm können verschiedene Firmen gleichzeitig arbeiten und es bietet sich für Bürogemeinschaften, Vereinssekretariate und Stiftungen an. Das Programm verfügt über eine freundliche Benutzeroberf läche, ist modern und logisch strukturiert und funktioniert sowohl auf PC wie auch auf Macs. www.simpleoffice.ch

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Opernsängerin & Katzennärrin: Noëmi Nadelmann

dame Etoile bekannte astrologische Beraterin Monica Kissling, Christina Jaccard die Zürcher Lady mit dem schwarzen Sound und Tania Kummer, Gewinnerin des Förderpreises für Lyrik der Stadt Winterthur. Es ist ein Blick durchs Schlüsselloch in das Leben interessanter Frauen und Männer, gespickt mit einzigarten Details und erstaunlichen Einsichten. Lesenswert!

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AUFSCHWUNG IN EUROPA Bei der Frauenerwerbsquote weisen Italien, Griechenland und die Türkei tiefe Werte aus. Doch in Europa zeigt sich ein steigender Trend.

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ufgrund des (Wahl)verhaltens der widerspenstigen Iren und trotzigen Staatspräsidenten erhielt die portugiesische Hauptstadt Lissabon durch den gleichnamigen Vertrag in jüngster Zeit grösste Aufmerksamkeit. Diese wird der Stadt auch im kommenden Jahr sicher sein. Denn dann wird sich zeigen, ob die zur Jahrtausendwende verfassten Ziele gefruchtet haben oder nicht. Eines dieser Ziele war es, die Frauenerwerbsquote europaweit auf ein hohes Niveau von sechzig Prozent heranzuführen. Im Gegensatz zum kontroversen Völkervertrag scheint dieses Abkommen realisierbar. Bereits Ende 2008 lag die Quote der 27 EU-Staaten bei stolzen 59,1 Prozent. Allerdings werden die Unterschiede innerhalb Europas gross bleiben. Mit enorm hohen Frauenerwerbsquoten (um die siebzig Prozent) waren die Staaten der ehemaligen Sowjetunion und deren Satellitenstaaten vor dreissig Jahren in Europa führend. Die von Moskau gesteuerte Planwirtschaft mit der strikten regionalen Produktionsaufteilung sorgte für eine hohe Beschäftigungsrate mit zu gleichen Teilen integrierten Geschlechtern. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR jedoch zerfielen die ökonomischen Strukturen in den beschriebenen Gebieten dermassen, dass die Beschäftigungsquote im allgemeinen, insbesondere aber die der Frauen, zu einem hohen Grade zusammenbrach. Nur

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langsam griffen die Privatisierungsbewegungen und die Frauenerwerbsquote erholen sich langsam aber stetig und liegt in diesen Staaten heute wieder bei knapp sechzig Prozent.

FRAUENERWERBSQUOTE IN EUROPA Europäische Union (EU27) Dänemark

Schweiz auf Rang 3

Deutschland

Griechenland

Spanien

Frankreich

Italien

Ungarn

Niederlande

Österreich

Polen

Portugal

Finnland

Vereinigtes Königreich Schweiz

Türkei

Norwegen

1998

2000 2004

2008

0%

20

40

60

80

Quelle: statistisches Amt, Brüssel

Eine zweite Strömung lässt sich in den Länder aus dem Mittelmeerraum und dem Balkan erkennen, welche gewöhnlich sehr tiefe Quoten haben. Dies kann nur mit der konservativen Familienstruktur in diesen Gebieten erklärt werden, doch haben auch diese Staaten in den letzten 15 Jahren aufgeholt; wenn auch auf eher tiefem Niveau, mit Ausnahme von Portugal (63 Prozent) und Spanien (55 Prozent). Ganz anders jedoch in Italien und Griechenland, welche mit 47,2 bez. 48,7 Prozent klar zu den Schlusslichtern des Kontinentes gehören. Am tiefsten liegt die Frauenerwerbsquote jedoch in der Türkei, nämlich bei 24 Prozent. Die dritte Strömung, welche in Europa beobachtet werden kann, ist die Entwicklung der alten Industrienationen. Diese zeichnen sich durch ein kontinuierliches Wachstum der Frauenerwerbsquoten aus; Quoten weit über sechzig Prozent sind der Normalfall. Auch die Schweiz gehört diesbezüglich zu den Europäischen Musterschülern und kann mit 73 Prozent zu den Spitzenreitern gezählt werden. Nur Norwegen (75 Prozent) und Island (80 Prozent) haben eine höhere Rate. Es kristallisieren sich verschiedene Ursachen für die Höhe der Frauenerwerbsquote heraus. Einerseits spielt die vorherrschende Staatsreligion eine massgebende Rolle, so dass etwa die Türkei die Annahme belegt, dass muslimische Länder generell sehr tiefe Raten aufweisen. Nur: keine Statistik ist vollkommen, so finden wir in Bosnien-Herzegowina, einem mehrheitlich muslimischen Balkanland, eine Frauenerwerbsquote von siebzig Prozent.

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NACHRIchten + + Monika Stocker auf neuen Wegen + + Die Ex-Stadträtin Monika

tens 1,70 Meter gross, gut angezogen. Keine Miniröcke oder tiefen Halsausschnitte». Gaddafi wolle mit den Damen Ideen austauschen und ihnen nach libyscher Art «Ehre erweisen».

Stocker wird Co-Autorin mit einem 20 Prozent Pensum bei der Zeitschrift «Neue Wege – Zeitschrift für Religion und Sozialismus». Die Stelle tritt die Zürcherin Anfang 2010 an.

+ + Justizministerin für Burkaverbot + + Wie Bundesrätin Evelyn

+ + Palins bittere Memoiren + + Ende

November brachte die Ex-Kandidatin des US-Vizepräsidium Sarah Palin ihre eigenen Memoiren in einem 430 Seiten Buch in den Handel. Dabei schlägt die Frau aus Alaska eines Grizzlibäres gleich wieder einmal wild um sich: Von den korrupten Wahlhelfern über die Homosexuellen, die abartig seien, bis zu den Frauen, die abtreiben und daher eine Geneozid betreiben, bekommen alle ihr Fett ab. So hat das Buch auch einen passenden Titel: «Going Rogue» – Zu Deutsch: Alleingang + + Lohnschere zwischen Mann und Frau geht wieder auf + +

FOTO: DUKAS

Erstmals sein 1996 hat sich heuer die Lohnschere zwischen Mann und Frau wieder vergrössert. Gemäss Studien des Bundesamtes für Statistik verdienen Frauen in der gleichen Branche im Schnitt 19,3% weniger als ihre männlichen Berufskollegen. Auffallend ist zudem der immer stärkere Lohnunterschied zwischen den Branchen. Während Berufsnehmer in

Widmer Schlumpf kürzlich in einem Interview bekannt gab, könne sie sich ein landesweites Burkaverbot gut vorstellen. Der Anblick sei «diskriminierend» und passe nicht zur «offenen und gleichberechtigten» Kultur der Schweiz. + + Besserer Schutz für die Marke Schweiz + + Der Bundesrat hat unter Muamar Gaddafi: «Den Frauen Ehre erweisen.»

Branchen wie der chemischen Industrie und den Banken deutlich über dem Median lagen, sind am unteren Ende der Lohnskala das Textilgewerbe oder persönliche Dienstleistungen. + + Neues aus Lybien + + Diktator Muamar Gaddafi hat für sein Abendprogramm während dem Welternährungsgipfel in Rom diesen November 500 italienische Schönheiten via Kontaktanzeige gesucht. Der Anzeigetext: 500 Mädchen gesucht, niedlich, zwischen 18 und 35 Jahre alt, mindes-

der Leitung von Justizministerin Evelyn Widmer Schlumpf dem Parlament eine Revision des Markenschutzes, sowie das Wappenschutzgesetz vorgelegt. Damit soll der Missbrauch der Schlagwörter «Made in Switzerland», «Schweizer Qualität» oder auch «Schweiz» besser geschützt werden, welcher in jüngerer Zeit immer einschlägiger wurde. So müssen gemäss dem Entwurf in Zukunft mindestens 80 Prozent des Rohstoffgewichtes von Naturprodukten aus der Schweiz stammen; bei Industrieprodukten müssen 60 Prozent der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen. Ausgenommen davon sind jedoch Rohstoffe, die es in der Schweiz nicht gibt, so etwa der Kakao.

women’s Talk

SPANNENDE FEIERABENDGESPRÄCHE MIT DR. OLIVIA BOSSHART

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25. Januar 2010 um 19.00 Uhr in der Griederbar, Bahnhofstrasse 30 (Paradeplatz), Zürich

Standortbestimmung: Aussteigen, Aufsteigen,

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TERMINKALENDER grafien der Pariser Künstlerin Sarah Moon ein fester Bestandteil der internationalen Modewelt. Kaum jemand wird sich der besonderen Magie ihrer Arbeiten, etwa denen für Chanel, Dior und Cacharel, entziehen können. Die Galerie zur Stockeregg präsentiert – zum ersten Mal in der Schweiz – eine aussergewöhnliche Auswahl von Sarah Moons einzigartigen Fotografien. www.stockeregg.com

• Seit den Siebzigern sind die eleganten, erinnerungswürdigen Foto-

Dienstag, 8.12.2009, 19.15 Soirées philosophiques & littéraires

Zürich, Le Pain Quotidien, Römerhofplatz 5 Daniel Schwartz, Photograph und schreibender Autor. Lesung und Gespräch mit Daniel Schwartz über Photographie, seine fotojournalistische Arbeit und seine Bücher «Schnee in Samarkand. Ein Reisebericht aus dreitausend Jahren» und «Travelling through the Eye of History», sein viertes Künstlerbuch mit Fokus auf Zentralasien und Afghanistan. www.kion.ch DONNERSTAG, 10. DEZEMBER 2009 «VISION – AUS DEM LEBEN DER HILDEGARD VON BINGEN»

Historischer Spielfilm von Margarethe von Trotta Schweizer Kinos Sie war die erste Frau, die ein Kloster gründete, die erste, die Bücher über Heil- und Kräuterkunde schrieb und auf Leserreise ging. Hildegard von Bingen lebte im Mittelalter (1098 bis 1179). Eine aussergewöhnlich Persönlichkeit, Äbtissin

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bis Donnerstag, 25.2. 2010, Ausstellung «à propos... SARAH MOON», ZÜRICH, GALERIE ZUR STOCKEREGG

und Autorin, Komponistin, Heilerin und Visionärin. Die deutsche Filmerin Margarethe von Trotta («Rosa Luxemburg») hat ihr ein filmisches Denkmal gesetzt – mit Barbara Sukowa in der Titelrolle. In gewissen Sinn war sie eine der ersten Unternehmerin der mitteleuropäischen Geschichte, die ein Kloster auf baute, leitete und managte. Donnerstag, 10.12.2009, 20.30 Lesung: «Worst Case Szenarien, die schlechtesten Ratgeber»

Baden, Café Frau Meise Eine humoristische Lesung mit Andreas Storm und Cathrin Störmer über Buchratgeber und ihre Autoren, die immer am besten wissen was für ihre Leser gut ist. Ein Spass für jede ratgebererprobte Businessfrau. www.fraumeise.ch Donnerstag, 10.12.2009, 17.00 Symposium Zivilcourage

Universität Zürich, KOH B10 Diese Tagung wird von der Gleichstellungskomission der Universität Zürich organisiert. Es sprechen

unter anderem die Präsidentin der Gleichstellungskomission und Strafrechtsprofessorin Brigitte Tag sowie die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Zürich Elisabeth Maurer und viele andere Professoren aus unterschiedlichen Feldern. Das Kernthema ist die Zivilcourage und ihre unterschiedlichen Aspekte. www.gleichstellung.uzh.ch Mo. 14. und Di. 15.12.2009 Selbst-PR Workshop für Frauen

Davos Wie sich Frauen besser wahrnehmbar positionieren und ihre Potenziale ausschöpfen. Zwei Coaches führen durch den Workshop und erarbeiten zusammen mit den Teilnehmerinnen einen individuellen Profil-Pass sowie die passenden Strategien, um authenisches Selbstmarketing zu betreiben und sich im Beruf voranzubringen. www.entwicklung-individuell.ch

Mo., Fr., Di., 14.01.,15.01., 25.03.2010 Coaching-Kompetenz für Führungspersönlichkeiten

Kursort im Raum Zürich, wird nach Anmeldung mitgeteilt Dieser Kurs richtet sich an Führungskräfte, welche die Stärken und Potenziale ihrer Mitarbeitenden fördern wollen. Hier sollen praktische und effektive Coachingwerkzeuge gelernt werden, sowie die Selbstwahrnehmung in der Rolle als Coach gestärkt werden. www.c2g.ch Montag, 18.01.2010, 19.15 Soirées philosophiques & littéraires

Zürich, Le Pain Quotidien, Römerhofplatz 5 Dr. Peter Schneider, Psychoanalytiker, Satiriker und Kolumnist über «Die Kunst der Kolumne». Der Autor der Frontseiten-Kolumne «P.S.» in der SonntagsZeitung und der satirischen Presseschau auf DRS 3 verrät im Gespräch, woher er neben seinem Beruf

FOTO: PD

TIPP D E S M O N AT S

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als Psychoanalytiker, Therapeut und Privatdozent die Inspiration für seine Satire nimmt. www.kion.ch Dienstag, 19.01.2010 Neujahrsapéro der FrauenUNternehmen

IKEA Spreitenbach Feiern, anstossen, netzwerken und neue Ideen schmieden für das Jahr. www.frauenunternehmen.ch Donnerstag, 21.01.2010, 09.00 Kurs zur Konflikt und Kommunikationskompetenz

Kursort im Raum Zürich wird nach Anmeldung mitgeteilt Die Zielgruppe sind Führungskräfte und Mitarbeitende, die lernen wollen, wie man konstruktiv Konf likte löst und gegenseitiges Verständnis und Kommunikation fördert. www.c2g.ch

Samstag, 23.01.2010, 09.15 – 16.30 Weiterbildungsseminar «Leadership and Emotional Intelligence»

Aarauerhof, Aarau Die Emotionale Intelligenz ist eng mit dem Begriff der Lebensqualität verbunden. Eine hohe Lebensqualität ist für Frauen im Beruf besonders wichtig. Wie begegnet man also alltäglichen Führungsaufgaben mit emotionaler Intelligenz und welche Auswirkungen hat diese Herangehensweise auf die Karriere? www.bpw.ch Montag, 25.01.2010, 16.00 – 19.30 Career women’s Forum: Women’s Added Value in the Economy (Wave)

Hotel Métropole, Genf Der Verein «Career Women’s Forum» (CWF) wurde 1982 in Genf gegründet. Das Ziel dieser Organisation ist die Selbstverwirklichung und Förderung

der Frau im wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereich. Durch ihre zahlreichen Initiativen und das Networking fördert das CWF den Fortschritt der Frauen in Leitungspositionen bei. Das Thema dieser zweiten Ausgabe ist die Vertretung der Frauen und deren Rolle im TopManagement von Firmen und der Akademie sowie die Effizienz von ausgewählten Massnahmen. www.cwf.ch Donnerstag, 28.01.2010, 18.30 – 21.30 Event «Ethical Leadership»

Zug, Casino Zug Symposium, moderiert von Anna Gamma und Sita Mazumder, mit Fragen rund um die Thematik «Ethical Leadership after the Breakdown». Musikalische Begleitung sowie ein Apéro runden dieses Symposium in den Räumen des Casino Zugs ab. www.womensfinance.ch

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M a r k t p l at z G a d g e t

Sportliches Spiel

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as Fitness- und Bewegungsgame «Wii Fit» aus dem Hause Nintendo war der Verkaufsrenner der Jahres 2008, dies vor allem dank der Erschliessung neuer Zielgruppen. Es schien, als würde dieses Spiel die ehemaligen Computerspielskeptiker bekehren. Seit Ende Oktober ist der Nachfolger auf dem Markt. «Wii Fit Plus» hat auch in der Schweiz Einzug gehalten. Das Ziel des Spiels, den Sport zum Spass werden zu lassen, bleibt auch beim Neuling gleich. Für diejenigen, die das Wii Fit schon gekauft haben, ist die Grossinvestition schon getätigt, Konsole und Balanceboard also bereits gekauft. Für das neue Spiel sind diese beiden Bestandteile weiterhin unverzichtbar. Steht man nun auf dem Balanceboard, hat man grundsätzlich die Auswahl zwischen den klassischen Trainingseinheiten wie Yoga oder Muskelübungen oder den in allen Hinsichten spielerischeren Aerobic- und Balancespielen. Erstere werden von einem virtuellen Fitnesstrainer vorgeführt und vom Balanceboard haltungstechnisch korrigiert. Das grösste Problem des Vorgängers an dieser Stelle: der Gewöhnungseffekt. Dem wollten die Hersteller im Wii Fit Plus durch eine grössere Auswahl an Übungen entgegenwirken. Nur: die neuen Übungen schieben die Langeweile hinaus, können sie jedoch nicht dauerhaft verhindern. Unbeschwert und damit ein echtes Highlight des alten und des neuen Wii Fit sind die Balance- und Aerobicspiele. Die etwas drögen Fitnesstrainer werden hier durch ein witzig animiertes Alter-Ego ersetzt, das einen durch die temporeichen Spiele führt. Nur: Kalorienzähler und Wiegefunktion für Babys und Tiere können nicht wettmachen, dass das Game langfristig nicht wirklich zur Konditionsverbesserung beitragen kann. So ermöglicht das Fitnessgame Wii Fit Plus am Ende doch eher ein sportliches Spielen als spielerischen Sport. Irina Radu www.nintendo-europe.com

FOTO: PD

«Der Nachfolger des Nintendo Kassenschlagers Wii Fit braucht den Vergleich mit seinem Vorgänger nicht zu scheuen. Im Guten wie im Schlechten.»

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Ressoucenverantwortung Die 4th Women’s Finance Conference, organisert von Prof. Dr. Sita Mazumder und Prof. Dr. Gabrielle Wanzenried vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg. Susanne Wille vom Schweizer Fernsehen führte durch das Programm.

Botschafterin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch

Alfred Gartner, Executive Chairman Partner Group

Monique Siegel gratuliert der strahlenden Preisträgerin Rosmarie Michel

Prof. Dr. Gudela Grote, Professorin für Arbeitspsychologie ETH Zürich

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Führte den ganzen Tag durch das Programm: Susanne Wille, Journalistin und Moderatorin beim Schweizer Fernsehen

Dr. David W. Syz, derzeit Filmemacher

FOTOS: PATRIK KÄLIN

Preisübergabe an die Gewinnerin: Tanja Fruithof, Bucherer AG; Prof. Dr. Gabrielle Wanzenried, Dozentin und Projektleiterin Hochschule Luzern; Dr. Doris Aebi, Jurypräsidentin; Rosmarie Michel, Preisträgerin des Women’s Finance Awards 2009 für ihr Lebenswerk und Prof. Dr. Sita Mazumder, ebenfalls Dozentin und Projektleiterin Hochschule Luzern

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Podiumsdiskussion mit Thomas Daum, Direktor Schweizerischer Arbeitgeberverband; Dr. Katharina Amacker, Nationalrätin und Head Diversity & Inclusion Switzerland, Novartis Pharma AG; Catherine Mühlemenn, Verwaltungsrätin Swisscom, Connie Vogt (Moderation), Peter Waser, CEO Microsoft Schweiz und Franziska Tschudi, Delegierte des VR der Wicor-Holding, VR Swiss Life

Mehr Frauen in der Unternehmensführung

FOTOS: PD

Bessere oder andere Performance? Das diskutierten Männer und Frauen am Executive Forum 2009 von der swissperformance academy.

Auch das Publikum wurde befragt

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Networking in den Pausen

Dr. Pierin Vincenz, Vorsitzender der GL der Raiffeisen-Gruppe

Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki über Female Shift in Wirtschaft und Gesellschaft

Sabine Schmelzer, Zentralpräsidentin BWP Switzerland im Gespräch

Brigitte Cavigelli, Kathrin M. Wyss, Präsidentin Verband Frauenunternehmen; Connie Voigt, Charles E. Imbacher und Peter A. Cavigelli (Organisatoren)

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M a r k t p l at z FAC E S H E E T

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m Rachida Dati, die ehemalige französische Justizministerin ist es stiller geworden. All jene, die ihr nach ihrem Rücktritt im Juni 2009 das politische Ende voraussagten, haben sich geirrt. Denn die Ausnahmepolitikerin ist bereits wieder im Europäischen Parlament aktiv, und dies gar als zweite auf der Liste ihrer Partei, der UMP. Nicht ganz so prestigeträchtig wie der Ministerinnenposten, zweifellos. Doch ein klarer Beweis dafür, dass dieses Aschenputtel aus den Banlieus – wie sie die Medien nannten – von vielen viel zu früh abgeschrieben wurde. Schon als Wirtschaftsstudentin verstand sie es, die richtigen Kontakte zu knüpfen. Sie verstand es zu schmeicheln, ohne sich anzubiedern. So geschehen auch mit Nicolas Sarkozy, damals noch Innenminister, den damals als Richterin tätige Rachida um eine Zusammenarbeit bat. Lange musste sie nicht warten und Sarkozy, wie so viele andere namhafte französische Persönlichkeiten vor ihm, reichte ihr die Hand. Im Frühjahr 2007 wird die Tochter einer algerischen Putz-

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Rachida Dati: Das Aschenputtel Wurde die ehemalige französische Justizministerin von den Medien politisch abgeschrieben, arbeitet sie bereits an ihrem Wiederaufstieg.

FOTOS: AFP, PD (3)

Nicolas Sarkozy

José Maria Aznar

Cecilia Sarkozy

frau und eines marokkanischen Maurers zur Justizministerin und damit zum Star des Sarkozy-Kabinetts gekürt. Die Politikerin wird hoch gelobt. Einige Monate nach ihrem Amtseintritt aber dreht der Wind. Der Kabinettschef und mehrere Spitzenbeamte verlassen das Justizministerium. Herrisch und arrogant sei Rachida Dati, munkeln manche. Systematisch wird jede vormals als positiv bewertete Eigenschaft der Ministerin ins Gegenteil verkehrt. Die Beziehungen zu wichtigen Vertretern der französischen Elite werden plötzlich als Zeichen für Opportunismus präsentiert, ihr teurer Kleidergeschmack als Bürde für die Staatskasse entlarvt. Als die Ministerin dann im Amt schwanger wird und der Öffentlichkeit den Namen des Vaters verweigert, droht das Fass überzulaufen. Es folgt ein bilderbuchartiger Medienzirkus. Ganz Frankreich sucht einen Vater. Gerüchteweise werden José Maria Aznar, ehemaliger Premierminister Spaniens, Sarkozys Bruder und selbst der Präsident als möglicher Vater gehandelt. Der öffentliche Geduldsfaden reisst aber, als Dati lediglich fünf Tage nach der Entbindung ihrer Tochter Zohra an die Arbeit zurückkehrt. «Warum Frau-

en Rachida Dati hassen», lautet der Titel eines darauf hin veröffentlichten Artikels. Im Sommer 2009 folgt die Kabinettumstrukturierung. Die eigentliche Abschiebung Datis. Dennoch kommt es auch dann weder zu verschmähenden Interviews oder medialen Abrechnungen durch ihre einstigen Förderer. Was zeigt, wie eng und geschickt Rachida Dati ihr Beziehungsnetz zu spinnen wusste. Denn auch nach ihrem Rücktritt steht ein ansehnlicher Teil der französischen Elite noch immer hinter ihr, sie hat der Politikerin auch den Wechsel ins Europäische Parlament ermöglicht. Selbst Sarkozy, für den Rachida gegen Ende der Amtszeit immer mehr zur Hypothek wurde, muss noch immer Rücksicht nehmen. Das weiss er auch. Denn Rachida ist mit seinem innersten Kreis eng verbunden. Seine Ex-Frau Cecilia Sarkozy ist ihre Freundin, sein Bruder besuchte die Politikerin nach der Entbindung im Spital, mit seinen Eltern verbringt sie gelegentlich die Feiertage. So sehr ihre Feinde sich das also wünschen, wird das Märchen um Rachida Dati so schnell nicht vorbei sein. Mitternacht schlug es wohl schon länger. Doch Aschenputtel bleibt am Ball. Irina Radu WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2009 / JANUAR 2010 | No.03

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Wer hats erfunden? Erste Hilfe für Tippsen

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M b ILLUSTRATION: MARTIN GARCIA

ies ist die Geschichte einer Frau, die in etwas, denkt sie sich, müsste auf Briefpapier auch möglich den 50er Jahren unter schwierigen Be- sein. Sie experimentiert in ihrer Küche und findet heraus, dingungen lernen muss, auf eigenen dass eine weisse, so genannte Temperafarbe zum Tilgen von Beinen zu stehen. Mit Glück, Fleiss und Tippfehlern bestens geeignet ist. Dabei handelt es sich um Geschäftssinn schafft sie dies. Buchstäb- eine Farbe, deren Pigmente mit einem Bindemittel aus eilich in einer Garage startet sie ein eige- ner Wasser-Öl-Emulsion gebunden werden. Wie von Geisnes Business und als sie dieses Jahrzehn- terhand lassen sich damit getippte Unpässlichkeiten der te später an einen Multi verkauft, wird sie zur Millionärin. Sekretärin zum Verschwinden bringen und den richtigen Buchstaben darüber platzieren. Fünf Es ist dies die Tellerwäscherkarriere Jahre lang merkt der Chef nichts einer Sekretärin made in USA. von diesem keinen Trick seiner VorDie Ausgangslage der Bette Nesmith zimmerdame und diese erspart sich Graham alles andere als rosig. 1924 dadurch einen Haufen Arbeit. Nach wird sie im texanischen Dallas gediesem gewissermassen ganz neboren, mit 17 quittiert sie die High benbei erfolgten Feldversuch, denkt School, mit 19 ist sie verheiratet und Bette darüber nach, wie sich diese während dem zweiten Weltkrieg, als Erfahrung vermarkten liesse. ihr Gatte an der Front steht, kommt Zunächst stellt sie zuhause einiSohn Michael auf die Welt – und mit ge Flaschen her und verkauft diese Ende zwanzig ist sie wieder geschiean ihre Berufskolleginnen, die auch den, mit einem rund zehnjährigen sofort auf die Namensgebung des Kind an der Hand. Es stellt sich die neuartigen Produkts anspringen – Frage: was nun? Bette Nesmith Gra«Mistake out», das versteht jede tipham wird Sekretärin. Naheliegend, pende Berufsfrau auf Anhieb. Nach hatte sie doch eine Schule für Sekrediesem Achtungserfolg baut Bette mit tärinnen besucht. Und sie schafft es, Hilfe von Freunden und Bekannten in der Gilde der Tippsen einen presin der Garage ihres Hauses eine kleitigeträchtigen Job zu ergattern. Bette ne Produktion auf und es dauert nicht arbeitet sich hoch bis zur Sekretärin Glück, Fleiss, Geschäftslange, bis sie manches Mal rund 100 des Präsidenten der Texas Bank im sinn: Erfinderin Graham Flaschen pro Monat absetzen kann. heimatlichen Dallas. Als sie 1951 Im Jahre 1958 verliert sie ihren Job dort angelangt ist, wird sie Zeugin als Sekretärin und so wird aus der einer technischen Revolution, welche ehemaligen Tippse eine Unternehden Alltag ihres Berufsstandes masmerin. Ihr Produkt nennt sie nun siv verändern wird: in der Bank wer«Liquid Paper», erste Teilzeitmitden erstmals elektrische Schreibmaarbeiter gehen ihr zur Hand und als schinen eingesetzt. Das Tippen wird dadurch zwar schneller, aber es häufen sich auch die Tipp- sie ihre Erfindung erfolglos IBM zu verkaufen versucht, ist fehler. Die Folgen für die Sekretärin Bette Nesmith Graham dies für Bette auch kein Beinbruch. Im Gegenteil: 1968 ist sind dramtisch. Ihr Chef ist einer der pingeligen Sorte und sie bereits Fabrikbesitzerin und setzt über eine Million Flaso heisst es bei jedem Fehler neues Papier einspannen und schen ab. Und als sie ihre Firma im Jahre 1980 an Gillette von vorne beginnen. Kein Zustand, denkt sie sich und sinnt verkauft, erweist sich auch dies als Glücksfall. Der Preis beauf Abhilfe. Als sie eines Tages die Maler vor ihrem Büro- trägt nun knapp fünfzig Millionen Dollar und nur ein paar fenster beobachtet, wie diese ein fehlerhaftes Ornament mit Jahre später macht der Computer Bettes Erfindung prakGrundfarbe überpinseln und von vorne beginnen, aktiviert tisch wertlos. So aber stirbt sie noch im Jahre des Verkaufs dies die Vorstellungskraft der tippenden Hobbymalerin. So immerhin als Millionärin. René Lüchinger

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Die Bilanz von einem Jahr First Lady: Michelle Obama

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Die Frau vor dem Manne

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Wie Michelle Obama zum «Role Model» wurde – nicht nur für die schwarzen Mädchen, sondern für alle Amerikanerinnen. Eine Bilanz nach einem Jahr First Lady. TEXT SIBYLLE HAMANN

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kiert, wofür sie steht. Denn selbstverständlich geht es hier nicht bloß um Gemüse. Es geht um bewusstes Essen und Gesundheit, um vorausschauendes Denken und Eigeninitiative, um Verantwortungsbewusstsein, familiären Zusammenhalt, Gemeinschaftssinn und harte Arbeit. Es geht um Werte. Es geht um Amerika.

First Ladies werden nicht gewählt Ein Jahr ist es her, dass Michelle Obama im zitronengrasgrünen Mantel ihren Mann Barack zur Vereidigung begleitete. First Ladies werden nicht gewählt. Sie haben keine klare Job Description, und formell in der Politik nichts mitzureden. Dennoch können sie eine Präsidentschaft entscheidend prägen – als Sympathieträgerinnen, als Orientierungsfiguren, als «Role Models», wie man in den USA sagt.

Je mehr Amerikanerinnen sich im Lebensnarrativ der First Lady wiederfinden, desto besser für den Präsidenten. Eleaneor Roosevelt, Jackie Kennedy, Nancy Reagan, Hillary Clinton oder Laura Bush verkörperten die weisse Amerikanerin in sehr unterschiedlichen Variationen. Nun jedoch ist erstmals eine Frau, die von Sklaven abstammt, Herrin in einem Haus, das einst von Sklaven errichtet wurde. Das weckte enorme Erwartungen, die Allison Samuels, Kolumnistin bei «Newsweek», so formulierte: «Was kann Michelle Obama für mich, als afroamerikanische Frau, tun? Normalerweise werden die Leben schwarzer Frauen kaum genauer angeschaut. Die gängige Theorie ist, dass wir allesamt auf brausende alleinerziehende Mütter sind, die keinen Mann an sich binden können … Deren Geschichten sind jedoch nicht die einzigen, die erzählt werden sollten. Die Welt wird auf Mi-

Eine typisch amerikanische Geschichte Michelle Robinsons Geschichte ist eine klassisch amerikanische. Ihr Urgrossvater arbeitete noch als Sklave auf der Reisplantage eines weissen Grossgrundbesitzers in South Carolina. Ihr Grossvater machte sich, wie hunderttausende andere Freigelassene, 1930 auf den Weg nach Norden, wo die Industrie Arbeiter suchte. Michelle kam 1963 in South Side, dem schwarzen Arbeiterviertel von Chicago zur Welt, ihr Vater war Hausmeister im städtischen Wasserwerk. Im selben Jahr unterzeichnete Präsident Lyndon B. Johnson den Civil Rights Act, der die Rassentrennung beendete. Michelles Bildungsweg wurde von der «affirmative action» und gezielten Förderprogrammen für schwarze Kinder beschleunigt. Sie erhielt Begabtenstipendien an den Eliteuniversitäten Princeton und Harvard, und machte einen Jura-Abschluss. Zuerst war sie Anwältin, dann wechselte sie ins Management und baute für die Stadtverwaltung Freiwilligenprogramme auf. An der Universitätsklinik von Chicago schließlich war sie ab 1996 für die Einbindung des Grossspitals in die Nachbarschaft zuständig und verdiente 200 000 Dollar im Jahr. Erst mit dem Wechsel ins Weisse Haus gab sie ihre Berufstätigkeit auf.

FOTOS: CORBIS, GETTY IMAGES, AFP,

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s war bewölkt an den letzten Oktobertagen, aber das Wetter blieb trocken. Alle, die im Weissen Haus Dienst hatten, zogen ihre Gummistiefel an. Dutzende Kinder aus den Schulen der Nachbarschaft würden kommen, Kameraleute aus dem ganzen Land hatten sich angesagt, es würde Schlagzeilen geben. Die Erde war klumpig und schwer. Sie klebte an den Profilsohlen der Stiefel. Die Süsskartoffeln herauszubuddeln, ohne sie mit der Harke zu beschädigen, war gar nicht so einfach. Es dauerte ein paar Stunden, bis die letzte Ernte der Saison eingebracht und fotogen in Schubkarren drapiert war: Karotten, Fenchel, Salat, Auberginen, Paprika, Pepperoni, Brokkoli. «Sehr viel Brokkoli», merkte die First Lady an. Vielleicht war das eine Spitze gegen ihren Vormieter George W. Bush, der einst gestand, wie sehr er Brokkoli hasse, aber das ist lang her. Am Ende des Tages, als sie sich die Gummistiefel auszog, konnte Michelle Obama mit dem Ertrag aus 93 Quadratmetern Anbauf läche jedenfalls zufrieden sein. Investitionen: 120 Dollar für Erdverbesserungen, 55 Dollar für Samen und Stecklinge. Ergebnis: 370 Kilo Gemüse, das sowohl den Staatsgästen bei festlichen Banketten als auch den Obdachlosen in der nahegelegenen Suppenküche «Miriam’s Kitchen» serviert wurde. Freiwillige Arbeitsstunden: viele, aber gratis. Werbewert: unbezahlbar. Der Gemüsegarten mitten im Rasen des Weissen Hauses sei «ein Meisterstück an nonverbaler Kommunikation», urteilen PR-Experten. Die First Lady habe damit eindringlich mar-

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Beliebter als der Präsident: Michelle Gartenarbeit: es geht um Amerika

chelle Obama schauen. Ihre wichtigste, vielleicht komplizierteste Pf licht wird darin bestehen, einfach sie selbst zu sein.» Tatsächlich ist das allgegenwärtige Klischeebild der afroamerikanischen Frau nicht sehr schmeichelhaft. In der Popkultur, in Videos und Hochglanzmagazinen kommt sie am häufigsten als Hip-Hop-Braut vor, die mit dem Popo wackelt und sich in laszive Posen wirft, um sich jenem GangstaRapper an den Hals zu werfen, der die dicksten Klunker trägt und den protzigsten Schlitten fährt. Im politischen Diskurs ist sie auf die Rolle des Problemfalls abonniert – übergewichtig, überfordert, unversichert. Ihr Klischee-Leben findet im Ghetto statt, zwischen der «Burger King»-Theke und der Pfandleihanstalt, ohne Ehrgeiz und ohne jede Perspektive. Fügt sie sich ihrem Schicksal, nennt man sie «Opfer». Lehnt sie sich gegen ihr Schicksal auf, nennt man sie «angry black woman». Beides ist nicht anerkennend gemeint. Weibliche schwarze Stars, die diese Klischees durchbrechen könnten, gibt es

bisher nur wenige: die Talkshow Queen Oprah Winfrey etwa, oder die Schauspielerin Hale Berry. Doch auch in deren Erfolgsgeschichten blitzt immer wieder die Erinnerung an Armut und Gewalterfahrungen auf; ihr Glamour ist sehr nah an Abgründen gebaut.

Michelle braucht keinen Beschützer Diesem traurigen Panoptikum an Identifikationsangeboten hat Michelle Obama nun ein völlig neues hinzugefügt – jenes der modernen, hart arbeitenden Mittelklassefrau, die darum kämpft, eine gleichberechtigte Beziehung zu führen, am Arbeitsplatz ernst genommen zu werden, und Kinder und Beruf miteinander zu vereinbaren. Ein unspektakuläres Angebot, möchte man meinen. Aber genau diese Durchschnittlichkeit wirkt in der schwarzen Version verstörend neu. Die Biographie der kleinen Michelle Robinson ist eine klassisch amerikanische Aufstiegsgeschichte (siehe Kasten). In dieser Geschichte geht es um

feste Wurzeln und hochf liegende Träume, um Leistung und Ehrgeiz. Symbol für dieses Narrativ sind Michelles muskulöse Oberarme, und es wird kein Zufall sein, dass sich die amerikanische Öffentlichkeit von deren Anblick monatelang kaum losreissen konnte. 1872 Trainingseinheiten stecken in diesen Oberarmen, verriet Cornell McClellan, ihr persönlicher Fitnesstrainer, der sich täglich um halb sechs Uhr früh gemeinsam mit der First Lady an die Gewichtsmaschinen hängt. Michelle Obama zeigt diese Muskeln gern. Sie trägt am liebsten ärmellose Kleider, beim Covershooting für die «Vogue» ebenso wie auf offiziellen Repräsentationsfotos. Sie signalisiert damit: Ich brauche keinen Beschützer, ich bin stark genug. Man kann seinen Körper, sein Leben, sein Schicksal formen, man hat sich selbst in der Hand. Im Prinzip ist es dieselbe Botschaft, die auch aus ihrem Gemüsegarten spricht. Für die Mädchen in den schwarzen Ghettos, die auf den Strassen herumlungern, die Schule schwänzen und die «Gangsta» anhimmeln, sind solche ›››

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Ermahnungen natürlich nichts neues. Aus dem Mund von Lehrerinnen und Sozialarbeitern, Eltern und Pfarrern tönt es seit Jahrzehnten ähnlich. Üblicherweise antworten die Kids, indem sie Strebsamkeit und gute Noten als «acting white» diffamieren: Fleiss ist weiss, Fleiss ist uncool. «Du redest wie ein weisses Mädchen», das habe sie, als sie klein war, in der Nachbarschaft ständig gehört, erzählt die First Lady den Kids heute, wenn sie Schulen in Problembezirken besucht. Und fügt stets an: «Es war mir egal. Ich habe so getan, als wüsste ich gar nicht, was das bedeutet. Ich habe mich davon nicht auf halten lassen.» Afroamerikanerinnen, die in der Businesswelt Karriere machen wollen, müssen sich an ein paar Codes halten. Die wichtigste äussere Regel ist, die Kräuselhaare zu zähmen und sie in einer aufwändigen Prozedur zu glätten. Es ist ein Zugeständnis an den weissen Mainstream, auch Michelle Obama hat sich dem nie entzogen. «Alles andere würde die Öffentlichkeit überfordern», ist ihr Friseur Michael Flowers sicher. «Eine First Lady mit ethnischen Haaren – nein, das ginge nicht.» Der Nation gefällt jedenfalls, wie bewundernd Barack Obama seine Frau anschaut, und wie stolz er sie bei offiziellen Anlässen herzeigt. Gern erzählt er, wie hartnäckig er um sie werben musste. In einem Land, in dem es für schwarze Männer bisher als Aufstiegssymbol galt, sich mit einer weissen Frau zu schmücken, ist das mehr als eine private Liebeserklärung. Es ist ein politisches Statement. «Alles wird politisch hier drin», seufzten die beiden kürzlich in einem grossen Beziehungsinterview, das sie

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dem «New York Times Magazine» gaben. Wer kommt auf Besuch, was kommt auf den Teller, wer gewinnt beim Scrabble, und wer legt die Kinder schlafen? Alles steht unter Beobachtung, jede Präsidentschaft muss sich in solchen Kleinigkeiten neu definieren, und jede neue Nuance bekommt einen ideologischen Subtext. Dass die beiden öffentlich miteinander turteln, zum Beispiel: Das ist im präsidialen Geschlechterverhältnis neu. Laura Bush wirkte eher wie Georges große Schwester. Hillary Clinton führte schmerzhaft vor, dass eine intellektuelle Seelenverwandtschaft mit dem Ehemann nicht davor schützt, sexuell gedemütigt zu werden. Barack und Michelle hingegen schlichen sich nach New York davon, zu einer «date night» ohne Kinder, samt Abendessen und Broadway-Show. Es wurde im ganzen Land, speziell von allen gestressten Eheleuten, neidvoll bewundert. Hier spiegelt sich das Beziehungsideal einer ganzen Generation. Sich nach vielen Jahren noch zu mögen, respektvoll miteinander umzugehen, ohne dass sich einer dem anderen unterordnen muss – so soll es wohl sein.

Ein gleichberechtigtes Beziehungsmodell Michelle Obama verkörpert dieses gleichberechtigte Beziehungsmodell so offensiv wie keine First Lady vor ihr. Sie sagt dazu, dass es nicht immer leicht war. In den meisten Phasen ihrer Ehe brachte sie mehr Geld nach Hause als Barack. Sie kümmerte sich um die beiden kleinen Mädchen und hielt den Alltag zusammen, während er seinen hochf liegenden Plänen nachjagte, ständig unterwegs. Beim großen Projekt, zwei Karrieren und eine Familie miteinander zu vereinbaren, hat Michelle Obama dasselbe erlebt wie Millionen Frauen im Land: Augenblicke, in denen sie sich von ihrem Mann im Stich gelassen fühlte. Selbtzweifel, Überforderung, Wut und körperliche Erschöpfung. Sie verschweigt es nicht. Im Gegenteil, sie sagt es allen, immer wieder, auch jenen, die es nicht hören wollen. «Junge Menschen versuchen sich ihr Leben aufzubauen, da ist es

Glamour am Abgrund: Oprah Winfrey

unfair, wenn man ihnen Perfektion vorspielt, die nie und nimmer existieren kann», erklärt sie. Du musst dein Leben in die Hand nehmen, aber ganz einfach ist es nie. Du kannst nach den Sternen greifen, aber du musst dich vorher vergewissern, dass deine Leiter auf festem Untergrund steht: Das ist es, was Michelles Vorbild ausmacht. Dieses Vorbild spornt an, ohne das Blaue vom Himmel zu versprechen. Männer und Frauen jeder Herkunft können sich darin wiederfinden. Es ist die passende Botschaft für eine Nation, die Krisen, Wut und Selbstzweifel erlebt, und dennoch nicht auf hören will, daran zu glauben, dass am Ende alles gutgehen kann. Die Beliebtheitswerte für Michelle Obama sind höher als jene für ihren Mann, und höher als für alle bisherigen First Ladies. Ein Jahr ist es her, dass sie Barack im zitronengrasgrünen Mantel zur Vereidigung begleitete. Und dass einem die Mantelfarbe heute eher in den Sinn kommt als die Farbe ihrer Haut – das zeigt wohl am besten, wie sehr sich Amerika in diesem Jahr verändert hat.

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FOTO: RETNA/CORBIS

«Alles wird politisch hier drin»

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unternehmen & m채rkte

Der Weg in den Verwaltungsrat Frauen in Aufsichtsr채ten von Schweizer Firmen sind noch immer eine Seltenheit. Das m체sste nicht sein. Eine Anleitung f체r den Sprung nach ganz oben. TEXT CORINNE AMACHER

Steiniger Weg in den VR: Beatrice Tschanz (oben), Claudia Bucheli-Ruffieux (links).

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o klar sagte es noch keiner. Stefan Portmann, geschäftsführender Partner des Modeunternehmens Schild, unterstreicht die Aussage mit drei Ausrufezeichen: «Wir wollten den Verwaltungsrat um ein bis zwei Personen vergrössern, und in Frage kamen nur Frauen!!!». Portmann hat gute Gründe für den Imperativ: Die Verwaltungsrätinnen sollen den Mitarbeiterinnen und den Kundinnen von Schild im obersten Führungsgremium eine Stimme geben. Denn egal, ob es um Männer- oder Frauengarderobe geht – beim Kauf von Kleidern spielen Frauen immer noch die Hauptrolle. Im April 2009 nahmen darum zwei Frauen Einsitz in den siebenköpfigen Schild-Verwaltungsrat. Die eine hat bereits Prominentenstatus: Die Kommunikationsberaterin Beatrice Tschanz Kramel, die der Swissair und später dem Kiosk-Konzern Valora ein Gesicht gab. Neben ihr nimmt eine Frau Platz, die in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt ist, aber bereits eine Karriere hingelegt hat, die durch ihre Wendungen für viele Frauen inspirierend und motivierend ist. Arianne Moser-Schäfer studierte an der Universität Zürich Betriebswirtschaft und machte nachher bei Unilever in der Schweiz und in Polen sowie bei Lindt & Sprüngli als Marketingspezialistin Karriere. Nach der Ge-

burt des ersten Kindes machte sie sich selbstständig und arbeitete einige Jahre lang mit einem reduzierten Pensum freischaffend im Auftrag einer Unternehmensberatungsfirma. Als das dritte Kind zur Welt kam, schaltete sie eine zweijährige Berufspause ein – bis die Anfrage für ihr erstes Verwaltungsratsmandat eintraf. Über die Familie ihres Ehemannes hatte Arianne Moser Kontakt zum Gründer der Drogeriekette Dropa, die in der Schweiz rund siebzig Drogerien in Eigenregie und im Franchising betreibt. Als im DropaVerwaltungsrat zwei Sitze frei wurden und mindestens einer davon mit einer Frau besetzt werden sollte, besann sich der Unternehmer auf Arianne Moser, sie trat 2004 in das Gremium ein. Was auf sie zukommen würde, wusste sie damals allerdings noch nicht. Weil der VR-Präsident krankheitsbedingt ausfiel, stand die Firma über Nacht ohne Führung da. Nolens volens übernahm Moser übernahm den Posten.

DREI FRAGEN AN PROMINENTE SCHWEIZER VERWALTUNGSRÄTINNEN

CARMEN HEINRICH, VIZE-PRÄSIDENT DES VERWALTUNGSRATES DER LENZERHEIDE MARKETING UND SUPPORT AG

1. Wie sind Sie zu Ihrem ersten Verwaltungsratsmandat gekommen? 2. Was war die grösste bisherige Überraschung in Ihrer Laufbahn als Verwaltungsrätin? Und die grösste Enttäuschung? 3. Was war die wichtigste Lehre die Sie aus Ihren Verwaltungsratmandaten gezogen haben?

Angst vor grossen Brocken Selbstkritisch und bescheiden, wie viele Frauen nun mal sind, fürchtete sie, der Job sei eine Nummer zu gross für sie. «Es war ein grosser Brocken. In dieser Zeit hatte ich zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben schlaflose Nächte.» Von Familie und Kollegen wurde sie unterstützt und ermun-

1. Ein ehemaliger Arbeitskollege hat mich empfohlen, worauf mich der VR-Präsidenten ansprach. Scheinbar hatte ich das Profil, das für den VR-Sitz bei Lenzerheide Marketing und Support AG gesucht wurde. Nach einer Vorstellungsrunde waren wir uns schnell einig. 2. Kaum hatten wir die Arbeit aufgenommen, mussten wir bereits dem Geschäftsführer kündigen. Unser fusioniertes Unternehmen startete erst einmal mit einer

tert, und bald wurde der Stress durch Spass abgelöst. Im Auftrag der Besitzer wickelte die VR-Präsidentin vergangenes Jahr einen Eigentümerwechsel ab, der sie nach Kräften forderte. Als sie merkte, dass sie sich durch die Transaktion selber überf lüssig machte, begann sie, sich nach anderen Mandaten umzuschauen. Sie trat dem Female Board Pool bei, einer im Jahr 2007 gegründeten Plattform für Verwaltungsrätinnen und Unternehmen. Parallel dazu verschickte sie auf Ratschlag eines Kollegen ihren Lebenslauf an ein Executive-SearchUnternehmen. Beide Vorstösse zeigten Wirkung: Aus dem einen resultierte das Mandat beim Nähmaschinenhersteller Bernina, wo Arianne Moser seit Sommer 2008 im Verwaltungsrat sitzt. Die Besitzerfamilie hatte ausdrücklich eine Frau gesucht. Und aus dem anderen ging der Sitz im obersten SchildGremium hervor, den sie seit April 2009 innehat. «Zum ersten Mandat kam ich durch Zufall und Glück. Alles weitere habe ich mir daraus erarbeitet», sagt Moser, die sich vorstellen kann, ihr Portefeuille noch um einige wenige Mandate zu ergänzen. Der Female Board Pool ist eine von zwei Organisationen, die antritt, die reine Männerwirtschaft in den Verwaltungsräten zu durchbrechen. «Finden, fördern, vernetzen und vermitteln» lautet das Motto der Kontaktbörse zwischen erfahrenen und potenziellen Verwal- ›››

Übergangslösung, der Verwaltungsrat musste sich kurzfristig mit der Abwicklung einiger operativer Aufgaben befassen. Enttäuschungen gab es bislang keine – im Gegenteil, die Zusammenarbeit mit den VR-Kollegen verläuft äusserst motivierend. 3. Den Respekt vor der möglichen Tragweite wichtiger Entscheidungen zu wahren, den «Adlerblick» zu behalten und sich nicht zu sehr in operative Prozesse einflechten zu lassen – wenn dies auch manchmal sehr verlockend und fliessend passieren könnte.

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unternehmen & märkte

VERWALTUNGSRÄTINNEN NACH LÄNDERN IN PROZENT 50%

2004

Norway is Europe’s Champion with 44.2%

2006

40%

2008

Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen angegliedert und wird von Unternehmerinnen wie Gabriela Manser, Chefin der Mineralquelle Gontenbad, oder Doris Albisser, Chefin der CLS Communication, unterstützt.

30%

Auf Netzwerke bauen

20% 9.7% Average

10% 0

Norway

Sweden

Finland

UK

Germany

France

Switzerland

Quelle: European PWN Board Women Monitor 2004, 2006, 2008

WO DIE MEISTEN FRAUEN IN DEN VERWALTUNGSRÄTEN SITZEN (in Europa, nach Branchen)

30% 20% 10% 0

Forestry & Paper

Tobacco

General Retailers

Software & Computers

Health

Media & Entertain.

Insurance

Quelle: European PWN Board Women Monitor 2008

Eine der treibenden Kräfte beim Aufbau des Pools ist die frühere Chefin der Orell-Füssli-Buchhandlungen, Ida Hardegger, die auch als Verwaltungsrätin eine beachtliche Karriere aufweist. Im Fall der Ostschweizer Swissregiobank wurde die Rechtsanwältin vom damaligen VR-Präsidenten direkt angefragt. Die Mandate beim Möbelunternehmen Pfister und der Immobiliengruppe Sitterthal beruhen auf ihrer beruf lichen Erfahrung als CEO und Konzernleitungsmitglied im Detailhandel. Der Female Board Pool strebt gemäss Hardegger «eine markante Erhöhung des Anteils kompetenter und engagierter Frauen in Verwaltungsräten von Unternehmen in der Schweiz» an. Was müssen Frauen für die Arbeit im Verwaltungsrat mitbringen? Ida Hardegger bringt es auf die Formel «Integrität, Kompetenz, Engagement, Courage.» Operative Erfahrung sei ein grosser Vorteil, aber nicht zwingend. «Die Arbeit in einem Verwaltungsrat dreht sich insbesondere um strategi-

tungsrätinnen und Unternehmen. Die Datenbank zählt inzwischen mehr als 100 Lebensläufe qualifizierter Frauen und wird laufend ergänzt. Regelmässig

werden Weiterbildungsveranstaltungen und Networking-Anlässe angeboten. Der Pool ist an das Center for Corporate Governance des Instituts für

MARGRIT LÜÖND, VR BEI ANTEO PARTNERS UND AVON SAX

etablieren. Ich muss aber anfügen, dass ich bis anhin vor allem in Verwaltungsräten von Industrieunternehmen tätig war, in denen Frauen generell untervertreten sind. Heute bin ich im Verwaltungsrat der Merger&Aquisition Beratungsfirma Anteo Partners tätig, wo wir zwei Frauen und zwei Männer im VR sind.

INGRID DUPLAIN, VR-PRÄSIDENTIN BEI METROBASEL

3. Wenn Entscheide des VR vom Management nicht mitgetragen werden, werden sie zum Teil nicht umgesetzt. Fachliche und soziale Kompetenz sind für ein VR-Mandat essenziell.

2. Überraschungen gab es eigentlich keine. Durch meine lange Erfahrung als Juristin und ehemalige Corporate Secretary bei Novartis war ich mit den Aufgaben, die mit einem Verwaltungsratsmandat einhergehen, recht vertraut und fühlte mich gut darauf vorbereitet.

1. Meinem früheren Arbeitgeber war es wichtig, dass ich im Verwaltungsrat der Tochterfirmen war, um sicherzustellen, dass die Unternehmensstrategie umgesetzt wurde. Bis heute habe ich Erfahrungen in fünf Verwaltungsräten gesammelt. Heute bin ich als Verwaltungsrätin von Anteo Partners und Avon Sax tätig. 2. In jedem Verwaltungsrat, in dem ich Einsitz genommen habe, war ich die einzige Frau. Das hat mich überrascht. Als Finanzfachfrau finde ich es schade, dass sich so wenige Frauen in dieser Männerdomäne

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1. Als mein früherer Chef altershalber aus dem Verwaltungsrat austreten musste, empfahl er mich als seine Nachfolgerin. Somit wurde ich Vizepräsidentin des Verwaltungsrats.

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sche Fragen, um vielfältige und anspruchsvolle Themen wie Finanzen, Marketing, Personal oder Produktion, da ist es nützlich, wenn man Erfahrung in Bezug auf die Problemstellungen mitbringt», sagt Hardegger. Auch das Anfang 2008 gestartete Netzwerk Get Diversity will dazu beitragen, die Verwaltungsräte zu feminisieren. Gegründet wurde es von den Unternehmensberaterinnen Barbara Rigassi und Michèle Etienne, die beide mehreren Verwaltungsräten angehören. Die Teilnahme ist kostenpf lichtig, dennoch ist die Nachfrage gross: 85 Führungsfrauen machen mit – Namen werden nicht bekanntgegeben – und bei 100 soll gemäss Michèle Etienne Schluss sein. Sie rät Frauen, die auf eine Verwaltungsratskarriere aspirieren, viel Zeit und Energie in den Auf bau und die Pf lege von Beziehungen zu stecken – geschäftliche Beziehungen, nicht freundschaftliche. «Frauen sollen sich an wirtschaftlich relevanten Anlässen zeigen», sagt Etienne, «schliesslich sind es immer noch Männer, die die wichtigen Posten vergeben.» Dem kann Sandra von May-Granelli nur beipf lichten. Die Leiterin des Berner Bildungszentrums Feusi sitzt seit Frühling 2005 aufgrund persönlicher Empfehlungen im Verwaltungsrat der Berner Kantonalbank (BEKB). «Durch meine Tätigkeit als Unternehmerin und die Mitarbeit in diversen Gremien der Berner Wirtschaft konnte ich über

«Die wichtigen Posten vergeben noch immer die Männer»

Eine Enttäuschung erlebte ich aber schon. Von einem meiner Verwaltungsratsmandate musste ich mich wieder distanzieren, als ich merkte, dass die unbedingt notwendige offene Kommunikationskultur nicht vorhanden war.

DORIS ALBISSER VR DER CLS COMMUNICATION AG

3. Bei allen meinen Mandaten stellte ich fest, dass die Effizienz eines Verwaltungsrats mit dem Verwaltungsratspräsidenten steht und fällt. Ist diese Voraussetzungen gegeben, ist die Tätigkeit als Verwaltungsrätin spannend und äusserst befriedigend.

Jahre ein interessantes Netzwerk aufund ausbauen», so von May-Granelli. Die Bank suchte damals nicht nur einen Vertreter aus der KMU-Szene, sie wollte sich auch als Ausbildungsbank profilieren. Sandra von May-Granelli entsprach als Leiterin einer Bildungsinsititution exakt dem gesuchten Profil. Während Managementpositionen praktisch immer durch ein professionelles Auswahlverfahren besetzt werden, führt der Weg zu einem Verwaltungsratsmandat noch immer häufig über Vitamin B. Meist ziehen Männer andere Männer aus ihrem Beziehungsnetz nach, dem sie ein Verwaltungsratsmandat gleichsam als Krönung der Karriere zuhalten wollen. Ein Blick in die Gremien verdeutlicht den Befund. Weltkonzerne wie ABB, Clariant oder

1. Mit der Gründung der CLS Communication AG 1997 wurde ich CEO und Delegierte des Verwaltungsrates. Das fachtechnische Rüstzeug dazu habe ich später durch eine Weiterbildung in Corporate Governance an der Universität St. Gallen ergänzt. 2. Dass die Verwaltungsratstätigkeit wenig mit Verwaltung zu tun hat. Sie ist eine spannende, vielfältige und herausfordernde Aufgabe in der Gestaltung und risikogerechten Steuerung einer Unternehmung. Grosse Enttäuschungen blieben mir bis anhin zum Glück erspart. Auch in einer

Panalpina haben noch gar keine Verwaltungsrätin. In den übrigen hochkapitalisierten Unternehmen von Adecco über Novartis und den Grossbanken bis zu Zurich Financial Services sind zwei Frauen das Höchste der Gefühle. Bemerkenswerte Ausnahmen in der hiesigen Corporate World sind die Grossverteiler Migros und Coop, die das Gebot der Stunde gerade im Detailhandel erkannt und je vier Frauen im Verwaltungsrat zählen. Ist der Anfang einmal gemacht, lässt der Elan, eine zweite oder gar dritte Frau zu rekrutieren, schnell nach. Ein Versäumnis, denn «der Mehrwert der Diversivität kommt erst ab drei weiblichen Mitgliedern zum Tragen», wie Michèle Etienne sagt. Sie appelliert darum an die Eigenverantwortung der Frauen, sich im Fall einer Vakanz für Kolleginnen einzusetzen.

Nach wie vor geringe Chancen Männer behelfen sich oft mit der Standardausrede, sie würden ja gerne mehr Frauen rekrutieren, wenn es denn welche gäbe. Dass die Rekrutierung einer Frau – wie etwa im Fall von Schild – bei einem externen Suchauftrag zur Bedingung gemacht wird, ist noch immer die Ausnahme. Meistens wird der Wunsch nach einer weiblichen Kandidatin auf der Shortlist geäussert. ›››

VR-Tätigkeit muss man ab und zu Rückschläge einstecken können. Das gehört mit dazu. 3. Die VR-Besetzung so zu gestalten, dass sie mit der Entwicklung einer Unternehmung Schritt hält. Dies bedingt ein Team mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungshorizonten – Thema Diversity. Diese Fähigkeiten und Erfahrungen gilt es zu bündeln und gezielt einzusetzen. Letztlich muss es unser Ziel sein, aus dem Verwaltungsrat einen Gestaltungsrat zu formieren – ein nicht ganz einfaches Unterfangen.

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Der Zielkonf likt zwischen Angebot und Nachfrage ist enorm. Gemäss Claudia Bucheli Ruffieux, Partnerin beim Executive-Search-Unternehmen Amrop, «ist es sehr, sehr schwierig, geeignete Frauen zu finden, weil die meisten nicht über das gewünschte Profil verfügen». Um in die engere Auswahl zu kommen, muss die Frau eine klassisch-männliche Karriere hingelegt haben, sonst tendieren ihre Chancen gegen Null. «Quereinsteigerinnen sind nicht gefragt», sagt Bucheli. Einerseits, weil sich die Gremien am Mainstream orientierten, anderseits weil niemand ein Risiko eingehen wolle.

Sich mehr zutrauen Anton Scherrer, früher Migros-Chef und heute VR-Präsident der Swisscom, hat eine klare Vorstellung vom Profil seiner Kolleginnen. «Damit eine Frau eine gute Verwaltungsrätin wird, braucht sie eine beruf liche Karriere mit Erfahrung auf oberster Ebene», sagt Scherrer im Sonderband «Frauen der Schlüssel für die wirtschaftliche Zukunft» des Arbeitgeberverbands. Mit der ehemaligen Fernsehmanagerin Catherine Mühlemann hat er eine Frau gefunden, die diese Kriterien erfüllt, sie ist allerdings die einzige im Gremium. Scherrer hält Durchmischung in den Führungsteams für einen «grossen Vorteil»: Frauen seien im Allgemeinen weniger kopf lastig, stehen mit beiden Füssen auf dem Boden. Sie hätten mehr Bodenhaftung als Männer, die eher planerisch operierten. Neben der notwendigen Fachkompetenz erwartet Scherrer von einem weiblichen VR-Mitglied ein gutes Sensorium und einen ausgleichenden Einf luss. Unabhängigkeit und Eigenständigkeit seien für einen Verwaltungsrat, egal ob männlich oder weiblich, zentral. Das sieht auch Arianne Moser-Schäfer so, Verwaltungsrätin von Schild, Bernina und Dropa. Sich eine eigene Meinung zu bilden und dafür zu kämpfen, gehört für sie neben der fachlichen Qualifikation zur Grundanforderung für die Arbeit im Verwaltungsrat.«Frauen dürfen sich ruhig etwas zutrauen», sagt sie.

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*

Mit dem Hammer durch die Glasdecke Der Staat weiss es besser. Zumindest in Norwegen. Seit 2008 gilt im Vorzeigeland der Gleichstellung eine Quotenregelung für Frauen in den Verwaltungsräten staatlicher Firmen, die auch an der Börse kotiert sind. Ist denn solch hartes Zupacken einer sonst eher an die Entscheidungsfreiheit gewöhnten Wirtschaft nötig, um Frauen nach vorne zu bringen? Und kann das gut gehen? Vibeke Heidenreich, norwegische Forscherin vom Osloer Sozialforschungsinstitut, die gerade an einer Arbeit über die Folgen der Einführung der Geschlechterquote in den Verwaltungsräten Norwegens arbeitet, sagt ja.

Ein Mann hilft nach Gross war die Empörung gewesen, als 2002 der rechte Politiker und damalige Wirtschaftsminister Ansgar Gabrielsen in einem Interview verkündete, dass in den norwegischen Chefetagen zu wenig Frauen vorhanden seien und man dieser Tatsache mit einer Quote nachhelfen sollte. «Ich bin doch kein Feminist», behauptete er später. Eine glaubwürdige Aussage. Aus dem Mund einer linken Politikerin wäre ein solcher Vorschlag ignoriert, ja belächelt worden. So brauchte es also wieder einmal einen Mann, und einen erzkonservativen dazu, um die Frauen nach vorne zu bringen. Er tat es nach eigenen Angaben aus reinen Effizienzüberlegungen. Im Dezember 2003 wurde das neue Gesetz verabschiedet. Es sieht vor, dass öffentliche börsenkotierte Unternehmen bei der Zusammensetzung ihres Verwaltungsrats mindestens vierzig Prozent des unterrepräsentierten Geschlechts aufweisen müssen. Die lediglich 400 Firmen, die vom neuen Gesetz betroffen sind, hatten

fünf Jahre Zeit, die Quote zu erfüllen und die passenden Frauen zu finden. Nun droht bei Nichterfüllung die staatlich verordnete Auf lösung. Eine etwas drakonisch anmutende Strafe, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Um ihr zu entgehen, entschieden sich manche Firmen tatsächlich dafür, aus dem Aktienmarkt auszuscheiden. Nicht alle Firmen. Der Anteil weiblicher Verwaltungsrätinnen stieg als Folge der Quote von 6 auf 44 Prozent in nur sechs Jahren. Sind denn solch unelegante Massnahmen wirklich nötig? Auch die Norweger und vor allem die Norwegerinnen waren anfänglich skeptisch. Viele erfolgreiche Frauen wollten nicht die Quotenfrau sein. Und viele Firmen mokierten, dass es eh nicht genügend qualifizierte Frauen gebe. Heidenreich kommt nach Auswertung ihrer Daten zu einem anderen Schluss. Wie sich gezeigt hat, waren die passenden Frauen schon immer da gewesen, nur wurden sie oft übersehen. Der Blick wanderte bei der Rekrutierung neuer Verwatungsräte nicht weiter als bis zum eigenen Netzwerk, das eben oft nur aus Männern bestand. Die Glasdecke als Sichtschutz sozusagen. Die Quotenregelung tat nichts anderes, als das Blickfeld der Rekrutierung zwangsweise zu erweitern. Eine erfolgreiche Massnahme, so qualifiziert die Soziologin Vibeke Heidenreich abschliessend die Quote für Frauen in Verwaltungsräten. Oft seien die Frauen unerschrockener, geben ehemalige Kritiker zähneknirschend zu. Ob eine nachhaltige Mentalitätsänderung stattfinden wird, ist noch unklar. Ein Blick auf den von der Massnahme nicht tangierten Teil der norwegischen Wirtschaft zeigt keinen Spillover- Effekt. Hier stagniert der Anteil der Verwaltungsrätinnen bei 18 Prozent.

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Vom Model zur Model-Macherin Ursula Knecht ist Gründerin und Besitzerin von Option Model Agency, der einf lussreichsten Schweizer Model-Agentur. Sie entdeckte international erfolgreiche Models wie Nadine Strittmatter, Patricia Schmid und Noreen Carmody. TEXT BETTINA WEBER FOTO PHILIPP ROHNER

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ie Frau, der die erfolgreichste Schweizer Model-Agentur gehört, wurde als 16-Jährige selbst als Model entdeckt. Am Bahnhof buffet im Zürcher Hauptbahnhof, von einer Visagistin, die ihr vorschlug, sich in Paris bei ihrer Agentur vorstellen zu kommen, sie habe das Zeug zum Mannequin. Ursula Knecht fuhr nach Hause zu ihren Eltern und berichtete von der Begegnung und natürlich, «es gab ein Drama.» Die Eltern hielten gar nichts von diesem Model-Zeugs und von Paris erst recht nicht, das Kind sollte bitteschön eine Lehre machen und sich die Flausen aus dem Kopf schlagen. Knecht fügte sich und lernte medizinische Assistentin. Ganz los liess sie der Gedanke an diese fremde, faszinierende Welt aber trotzdem nie. Und dass da irgendetwas an ihr sein musste, merkte sie daran, dass sie immer wieder mal gefragt wurde, ob sie es nicht als Model versuchen wolle. Mit 21, endlich volljährig, wollte sie es dann wissen. Bewarb sich entgegen dem Willen ihrer Eltern bei der damals schweizweit grössten Agentur Fotogen, wurde angenommen und arbeitete da-

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nach fünf Jahre als Model. Vor allem auf dem Laufsteg, für Bally, Gassmann, Jelmoli, für die Zeitschrift «Annabelle» und für Werbespots. Sie weiss also, wovon sie redet. Weiss, was Model sein bedeutet. Und deshalb sagt sie: «Das Endprodukt ist glamourös. Der Weg dorthin ist es nicht.» Und auch: «Wir verkaufen Illusionen. Das muss man durchschauen, es ist ein Geschäft und ein unromantisches dazu.»

Amtlich geprüft, geröngt und genehmigt Sie gründete die Agentur Option 1987, zu einer Zeit, als in der Schweiz zwei, drei grosse Agenturen ein Oligopol innehatten und man es Ursula Knecht nicht einfach machte. Sie musste nicht nur eine Lizenz beantragen für die Voraussetzung war, dass sie Schweizerin ist, sie musste einen guten Leumund nachweisen können und beim Gespräch mit den Beamten wurde sie auf Herz und Nieren geprüft, «geröngt», sagt sie. Heute beschäftigt sie vier Mitarbeiterinnen, hat durchschnittlich rund 180 Männer und Frauen unter Vertrag, was einer Agentur mittlerer Grösse entspricht, und macht in guten Jah-

ren einen Umsatz von drei Millionen Schweizer Franken. Die Zeiten waren indes auch schon besser, nicht nur wegen der Krise, deren Auswirkungen die Werbe- und Modebranche als eine der ersten spürt, sondern auch, weil viele grosse einheimische Auftraggeber weggefallen sind. «Der Markt wurde durch die Globalisierung verkleinert», sagt die 52-Jährige, «Hanro und Calida sind nicht länger in Schweizer Hand, Versandkataloge wie diejenigen von Jelmoli und Ackermann gibt es nicht mehr.» Dreissig Prozent des Modelhonorars bleiben bei der Agentur, wobei der Ansatz von Model und Auftraggeber abhängig ist; das fängt für sogenannte Editorials, sprich Fotoshootings für Modezeitschriften, bei 300 Franken pro Tag an und geht bis zu 2000 Franken pro Tag für Werbung. Im Ausland sind die Ansätze weitaus lukrativer, da können es für eine Kampagne schon Tagespauschalen von 20 000 Franken sein; in dieser Kategorie bewegen sich die drei Option-Aushängeschilder Nadine Strittmatter, Patricia Schmid und Noreen Carmody, die längst in New York und Paris wohnen. Ursula Knecht, kaum geschminkt, mit schlichter Frisur und die langen Beine in weiten Jeans versteckt, wirkt in ›››

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Ursula Knecht über das Model-Gewerbe: «Wir verkaufen Illusionen. Das muss man durchschauen, es ist ein Geschäft, und ein unromantisches dazu.» WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2009 / JANUAR 2010 | No.03

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«Ein Model braucht Bodenhaftung, sonst ist sie gefährdet»

ihrer Sanftheit beinahe schüchtern. Trotzdem wusste sie, dass sie sich auf ihr Gefühl verlassen konnte, dass ihr der Schritt ins Unternehmertum gelingen würde. Sie professionalisierte das Schweizerische Model-Business praktisch im Alleingang, auch dank ihrer früheren Kontakte aus der Zeit, als sie noch auf der anderen Seite tätig war, und so arbeitete sie von Anfang an mit der international anerkannten Agentur Elite zusammen; der Elite-Model-LookWettbewerb, der jedes Jahr auch in der Schweiz durchgeführt wird, ist ein anerkanntes Sprungbrett und war von Knecht in die Schweiz geholt worden. Die Gewinnerinnen qualifizieren sich für den weltweiten Final; dieses Jahr fand er in China statt, selbstverständlich begleitete Knecht ihre Schützlinge dorthin, eine umsichtige Betreuung ist für sie der Grundbaustein einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Während man früher das Modeln gar nicht kannte oder aus Unkenntnis einfach mal als unseriös abtat, sind heute die negativen Seiten der Branche allgegenwärtig. Von Essstörungen ist die Rede und von Drogen, von aufdringlichen Fotografen und Belästigungen gar, die Privatsender dokumentieren den Model-Alltag anhand von Minderjährigen, die allein in den Mode-

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metropolen dieser Welt in winzigen Wohnungen hausen und von Casting zu Casting hetzen. Knecht weiss das alles. Ihr Job besteht deshalb hauptsächlich darin, aufzuklären. «Ich bin», sagt sie, «vor allem Psychologin.»

Überzeugt werden müssen vor allem die Eltern Knecht spricht mit ruhiger Stimme, wirkt nicht abgehoben, sondern sehr menschlich, ohne anbiedernd zu sein. Sie ist verheiratet, wohnt mit drei Hunden und einer Schildkröte auf dem Land und gibt der als knallhart und unberechenbar geltenden Modebranche ein seriöses Gesicht. Ihre Liebenswürdigkeit ist Teil ihres Erfolgs, denn sie schafft Vertrauen, wenn sie sich mit Eltern bespricht, ihnen erklärt, was es bedeutet, wenn ein «Mädchen», wie sie ihre Schützlinge nennt, Potential hat. Die Crux liegt darin, dass die Jahre zwischen 16 und 20 entscheidend sind

für eine Karriere in diesem Business, verpasst man den richtigen Zeitpunkt, ist die Sache gelaufen. Wer am Gymnasium ist, soll die Matur machen, darauf besteht Ursula Knecht. Aber bei solchen, die gerade die Oberstufe abgeschlossen haben und eine Chance hätten, die sollten es versuchen, findet sie, da könne die Lehre ein, zwei Jahre warten. Eltern hören das nicht gerne, Schweizer Eltern erst recht nicht. Die Ausbildung geht vor. Und dann ist es eben an der Agentin, sich Zeit zu nehmen, Eltern zu überzeugen, psychologisch geschickt vorzugehen. Sie sagt aber auch: «Ich sehe heute, wie unendlich wichtig stabile Familienverhältnisse sind. Die Bodenhaftung ist essentiell, sonst ist man in diesem jungen Alter angesichts von so viel schönem Schein gefährdet.» Prominent steht in der Agentur am Zürcher Spyriplatz ein Metermass an der Wand, denn wer nicht 1 Meter 75 vorweisen kann, ist chancenlos. Und auch wenn sie ihrem Instinkt vertraut, dieses untrügliche Auge hat, das ihr bei einer jungen Frau sofort sagt, ob sie das Zeug zum Modeln hätte, die Grundvoraussetzungen müssen vorhanden sein. Das heisst, in erster Linie müssen die körperlichen Masse stimmen. Und, das ist Knecht wichtig, es geht dabei

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Ursula Knechts Models schaffen es auf die Covers der bekanntesten Modemagazine.

nicht darum, dass jemand dünn sei. Es muss die Figur stimmen, die darf durchaus athletisch sein, der Körperbau aber feingliedrig, mit schmalen Hüften, einem langen Hals und ebensolchen Beinen. Da kennt sie kein Pardon, da ist sie zu sehr Profi. Auf der Option-Homepage heisst es dann auch unmissverständlich: «Über Absagen wird nicht diskutiert.» Da hat sie auch manchmal weinende 15-Jährige am Telefon, die partout nicht verstehen wollen, warum sie abgelehnt werden. «Dabei», sagt Knecht, «bedeutet es nicht, «du bist nicht schön», es bedeutet bloss, das mit dem Modeln haut nicht hin.» Weil vielleicht die Figur nicht stimmt. Weil der Typ nicht gefragt ist. Weil auch eine attraktive Frau schlicht unfotogen sein, vor der Kamera nicht wirken kann. Ursula Knechts grösste Herausforderung ist es, ein Model auf dem Markt zu platzieren. Das muss so strategisch angegangen werden wie bei jedem anderen Produkt. Nur ist die Modelbranche weitaus f lüchtiger, sie ist dominiert von der Modeindustrie, die Trends setzt, ständig auf der Suche nach Neuem ist. Gesichter können als nicht modern gelten oder plötzlich als verbraucht, diese Veränderungen muss Knecht spüren, rechtzeitig erkennen.

«In Italien zum Beispiel», sagt Knecht, «mögen sie Schönheiten.» Strahlend sollen die Models sein, mit Busen und Formen und langen Haaren. In Paris hingegen mag man es extremer, da sind Models gefragt, die ungewöhnlich aussehen, die vielleicht nicht einmal als schön gelten, aber irgendwie eigen sind. Wie Nadine Strittmatter, eine von Knechts Aushängeschildern, und an die sie geglaubt hatte, als alle anderen abgewinkt hatten. Und sie bekam recht. Dior-Chefdesigner John

Galliano erkor Strittmatter zu seiner Muse, sie lief bei allen wichtigen Schauen über den Laufsteg. Dass die Regel aber nicht immer gilt, bewies Noreen Carmody, Knechts jüngster Schützling mit einer internationaler Karriere: Mit ihrer Kurzhaarfrisur wäre sie eigentlich nicht der Typ für Italien. Trotzdem hat sie nun einen Werbeauftrag von Trussardi ergattert. Weil Ursula Knecht das Bauchgefühl sagte, es könnte momentan der richtige Zeitpunkt sein.

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Nadine, Noreen und Patrizia Drei Schweizer Models, die international Karriere machen, entdeckt von Ursula Knecht: Nadine Strittmatter, 24 (seit November nicht mehr bei Option, sondern neu bei IMG unter Vertrag). Kampagnen für Gusto, Pinko, Wolford, Malizia by La Perla, Beldona, Migato. Arbeitete mit Michel Comte, Steven Meisel und Peter Lindbergh. Patrizia Schmid, 24. Kampagnen für Shiseido, Beldona, Jill Stuart, Feldpausch/ PKZ, Adidas, Hugo Boss. Arbeitete für mehrere Kampagnen mit Mario Testino, dann auch mit Steven Meisel & Michel Comte. Noreen Carmody, 20. Kampagnen für D&G, Moschino, Trussardi, H&M, Douglas. Arbeitete mit Peter Lindbergh und Mario Testino.

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Weit und breit kein Konkurrent in Sicht: Danièle Magnenat produziert die besten Vacherins Mont d’Or des Waadtländer Juras 40

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Zurück in die Käseküche Bevor Schweizer Käse zu einem Exportprodukt wurde, war die Käseherstellung lange in Frauenhand. Seit einigen Jahren machen aber einige Spitzenkäserinnen den Männern wieder den Rang streitig.

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TEXT DOMINIK FLAMMER FOTOS FABIAN SCHEFFOLD

ie Kunst der Käseherstellung beherrschten in der Schweiz bis weit über das Mittelalter hinaus fast ausschliesslich Frauen. Was sich alleine schon im Begriff «Käseküche» zeigt, der aus der Zeit stammt, als die Frauen Käse in erster Linie für die Selbstversorgung in ihrem Hoheitsbereich herstellten. So etwa bei den Alemannen, die während der Völkerwanderung Mitte des ersten Jahrtausends die Schweiz besiedelten. Selbst die Besorgung des Viehs war über Jahrhunderte Frauensache, erst mit dem Aufstieg des Rindes zum bevorzugten Fleisch- und Milchlieferanten begannen die Männer diese Aufgabe zu übernehmen. Doch es dauerte noch in vielen Gegenden der Schweiz bis ins 19. Jahrhundert, bevor auch das Käsen fast vollständig in Männerhand überging. Nur in den Gegenden wie der ehemaligen Grafschaft Greyerz übernahmen die Männer das Käsen schon im ausgehenden Mittelalter. Ebenso in Graubünden, wo italienische Hirten seit dem 16. Jahrhundert die Alpen besiedelten, die ihnen anvertrauten Herden betreuten und auch für die Verarbeitung der Milch zu Butter, Käse und Ziger zuständig waren, zumindest während des Alpsommers. Doch auch

in Graubünden blieb das Käsen in den Wintermonaten und in den Übergangszeiten den Frauen vorbehalten, denn die Milch reichte ausserhalb der Alpsaison in den meisten Fällen gerade mal für einige Käse, die den Eigenbedarf deckten. Das hat sich heute vor allem in den italienischsprachigen Südtälern der Schweiz bis heute gehalten. Mit der Eröffnung der Gotthardroute Mitte des 13. Jahrhunderts bekam Käse im Schatten des Viehhandels erst seine Bedeutung als Exportgut und damit als gewinnbringende Handelsware. In der Folge begannen sich in verschiedenen Gegenden der Schweiz Männeralpen zu bilden, die ausschliesslich von Sennen und Hirten betrieben wurden, da grössere Herden betreut und weit grössere Mengen an Milch als bisher verarbeitet werden mussten. Diesen Prozess muss man sich dennoch als langwierige Entwicklung vorstellen, die sich über Jahrhunderte dahinzog. Definitiv abgelöst wurden die Frauen in der Kunst des Käsens von den Männern in grossen Teilen der Schweiz erst im 19. Jahrhundert, als mit dem Auf kommen der Eisenbahn und dem Import von billigem Getreide aus Südrussland, Ungarn und später auch aus den USA im schweizerischen Mittelland die Viehwirtschaft den unlukrativ gewordenen Getreideanbau ablöste und man Käse in immer grösseren Mengen und immer grösse-

ren Käsereien herzustellen begann. Die Hoheit über ihre Käseküche behielten die Frauen in der Schweiz nur in wenigen Gegenden. Dort nämlich, wo fast ausschliessliche Ziegenmilch verarbeitet wurde oder wo die Alp zu klein war, um einer Familie ein volles Einkommen zu bieten.

Andeerer Käsewunder Seit dem Zusammenbruch der Käseunion, der planwirtschaftlichen und halbstaatlichen Vermarktungsorganisation des Bundes vor elf Jahren zeichnet sich allerdings auch in der Kunst des Käsens das ab, was man seit einigen Jahrzehnten auch aus der Gastronomie kennt. Die Frauen erobern sich ihren Platz in den Käseküchen wieder zurück, bereits haben es eine Handvoll Käserinnen geschafft, selbst den Schweizer Spitzenkäsern den Rang streitig zu machen. Zu den unbestritten erfolgreichsten Käserinnen des Landes gehört etwa, die im bündnerischen Andeer wirkende Käserin Maria Meyer, deren Bio-Bergkäse wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Sonnenecke der Schweiz wieder ihren Platz auf der Schweizer Käselandkarte gefunden hat. Meyers Käse, die von ihrem Mann Martin Floh Bienerth affiniert werden, wurden in den vergangenen Jahren mit Preisen überhäuft. Schon bei ihrer ›››

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ersten Teilnahme an einer Bergkäseolympiade vor zehn Jahren erhielt sie für ihren Bergkäse eine Goldmedaille. Und heute gehören die rund zwanzig verschiedenen Käse, wie der Andeerer Cristall oder der Andeerer Gourmet, zur absoluten Spitzenklasse unter den Käseglocken der Bündner Gourmetlokale.

Weibliche Innovation Selbst beim unbestrittenen König unter den Schweizer Weichkäsen, dem Vacherin Mont d’Or, gilt längst eine Frau als die ungekrönte Meisterin: Danièle Magnenat aus Le Lieu im waadtländischen Vallée de Joux. Ihr Vacherin wird von den besten Affineuren des Landes gepf legt und gehandelt, etwa vom Aargauer Rohmilch-Pionier Rolf Beeler oder dem begnadeten Thuner Affineur Christoph Bruni. «Magnenats Vacherin ist einzigartig und obwohl er thermisiert ist und nicht aus Rohmilch besteht, kann er problemlos mit den französischen RohmilchVacherins mithalten,» so Beeler. Dabei ist Magnenats Geschichte eine klassische Schweizer Nachfolger-Geschichte, wie man sie aus dem Gewerbe und auch aus dem KMU-Bereich zusehends kennt. Kaum hatte sie die Lehre abgeschlossen, musste sie im Alter von knapp zwanzig kurz nach dem Tod ihres Vaters mangels eines männlichen Nachfolgers die Käserei übernehmen. Dass sie dies als Frau ebenso konnte, war damals alles andere als selbstverständlich. Und dies, obwohl schon ihre Grossmutter als einzige Frau im Waadtländer Jura die Käse anderer Käsereien in ihrem eigenen Keller pf legte und ausreifen liess. Meyer wie auch Magnenat produzieren heute Käse, die zur Spitzenklasse gehören. Sie haben sich in Gegenden durchgesetzt, in denen das Käsen schon seit längerer Zeit fast ausschliesslich in Männerhand ist. Grösser ist der Frauenanteil unter den Käsern vor allem in der italienischsprachigen Schweiz, sowohl in den Bündner Südtälern als auch als im Tessin. Im Valle di Muggio etwa, der Heimat der grossen Tessiner Formaggini-Tradition, ist das Käsehandwerk heute wieder aus-

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Vreni Cadurisch produziert einen Ziegen-Ziger, wie er im Engadin und im Bergell schon im Mittelalter hergestellt wurde.

schliesslich Frauensache. Agnes Monotorfano etwa produziert in Bruzella mit ihren Formaggini alti und Formaggini bassi die besten Tessiner Frischkäse überhaupt. Und Marialuce Valtulini hat mit dem Zincarlìn im südlichsten Tal der Schweiz eine vergessen geglaubte Tradition wiederbelebt, die man im Muggiotal über Jahrhunderte gepf legt hat. «Für ein volles Einkommen reicht es nicht, aber zumindest kann ich damit einen Zustupf zu unserer Haushaltskasse erwirtschaften,» erzählt die innovative Tessiner Käserin.

Alpkäserin gesucht Auch im Bergell hat sich mit dem Mascarpin eine Urform des Käsens erhalten, die heute wieder mehrheitlich von Frauen gepf legt wird. Im romantischen Weiler Isola am Silsersee etwa hat Vreni Cadurisch das verzigern von Ziegenmilch von einer alten Bäuerin gelernt, die schon zuvor in dieser abgelegenen Gegend fast vierzig Jahre

lang den begehrten Sauermilchkäse hergestellt und damit dazu beigetragen hat, dass dieser Schweizer Urkäse nicht vollständig verschwunden ist. Mit der Unterstützung von Slow Food Schweiz läuft hier seit kurzem ein Programm, dass die Mascarpin-Produktion wieder breiter fördern soll. Dass sich vor allem Frauen daran beteiligen, mag daran liegen, dass auch hier die Produktion kaum ausreicht, um ein Familieneinkommen zu generieren. Vermehrt sind Frauen als Käserinnen in der Schweiz vor allem auf den Alpen tätig. Hier hat sich aber eine Form der Arbeitsteilung gehalten, die im alpinen Bereich wohl nie ganz verschwunden ist. Oft sind es heute Ehepaare, die gemeinsam käsen, wie etwa die Berner Oberländer Alpkäser Peter und Rebekka Ryter-Hofer. Gemeinsam haben die beiden das Käsen gelernt, gemeinsam wird auch täglich gekäst, auch wenn die eine oder andere Aufgabe im gesamten Prozess klar zugeteilt ist. «Wenn beide Käsen können, ›››

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Die Frau käst, der Mann affiniert: Maria Meyer, die begnadete Starkäserin aus Andeer, hat den Bünder Käse wieder auf die Schweizer Käselandkarte gebracht. WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2009 / JANUAR 2010 | No.03

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KÄSEPRODUKTION 2006 – 2008 IN TONNEN Mozzarella Quark Mascarpone Übrige Frischkäse Frischkäse total Weissschimmelkäse Blau-/Grünschimmelkäse Tomme Vacherin Mont-d’Or AOC Andere Weichkäse Weichkäse total Schweizer Raclette Appenzeller Tilsiter Vacherin Fribourgeois AOC Walliser Raclettekäse Tête de Moine AOC Alpkäse halbhart St. Paulin Suisse Schweizer Edamer Bündner Bergkäse Andere Halbhartkäse Halbhartkäse total Emmentaler AOC Le Gruyère AOC Sbrinz AOC Alpkäse hart Switzerland Swiss Andere Hartkäse Hart- & Extrahartkäse total Spezialkäse total (v.a. Schaf- und Ziegenkäse) Total Käseproduktion

2006 [t] 15’470 10’100 673 660 14’305 40’551 2’859 0 1’987 511 1’415 6’774 10’871 8’662 4’122 2’343 2’058 2’064 1’629 809 606 754 15’647 49’560 33’894 28’367 1’664 1’913 2’361 6’906 75’105 925 997

2007 [t] 16’191 10’463 610 14’066 41’382 2’878 3 2’062 520 1’445 6’909 11’609 8’841 4’126 2’322 2’102 2’222 1’805 803 339 777 17’217 52’159 30’773 28’211 2’002 1’918 3’103 8’833 74’840 1’080

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176’280

ist es einfacher, sich auch mal um anderes zu kümmern. So sind wir nicht beide dauernd gebunden und können uns auch mal ablösen,» so die Käserin. Die klassische Rollenteilung auf der Alp, wie man sie über Jahrhunderte in

2008 ∆ zum Vorjahr [t] [t] [%] 17’184 + 993 + 6.1 9’633 – 830 – 7.9 – 50 – 7.6 15’194 + 1’128 + 8.0 42’617 + 1’235 + 3.0 2’711 – 167 – 5.8 9 + 6 + 200.0 2’283 + 221 + 10.7 529 +9 + 1.7 1’652 + 207 + 14.3 7’182 + 273 + 4.0 11’538 – 71 – 0.6 8’924 + 83 + 0.9 4’177 + 51 + 1.2 2’547 + 225 + 9.7 2’164 + 62 + 2.9 2’197 – 25 – 1.1 1’960 + 155 + 8.6 732 – 71 – 8.8 389 + 50 + 14.7 840 + 63 + 8.1 20’183 + 2’966 + 17.2 55’649 + 3’490 + 6.7 28’830 – 1’943 – 6.3 28’206 –5 0.0 2’128 + 126 + 6.3 1’829 – 89 – 4.6 3’139 + 36 + 1.2 8’673 – 160 – 1.8 72’805 – 2’035 – 2.7 + 83 + 8.3 179’338

+ 3’058

+ 1.7

Quelle: TSM

der Schweiz gekannt hat, pf legen hingegen die Urner Alpkäser Maria und Bernhard Brand auf der Alp Gnov im Maderanertal. Hier oben haben die Frauen schon immer gekäst, vor allem auf den kleineren Alpen, zu denen auch

jene des Ehepaars Brand gehört. Stümpeler hätte man früher das AlpkäserPaar genannt mit ihrer Handvoll Kühen und der kleinen Ziegenherde. Die Arbeitsteilung ist hier aber so, wie es lange vor dem Aufstieg des Schweizer Käses zum Exportprodukt in dieser Gegend schon immer war. Bernhard Brand ist für das Vieh zuständig und Maria Brand für die Käseküche, in der sie auch die Mahlzeiten für ihre Familie zubereitet. Gekäst wird in einfachen Töpfen auf dem Herd in der Alpküche, die wenig mit den Käseküchen im Tal zu tun hat. Dort nämlich, wo auch alles andere gekocht wird und wo die Familie ihre Mahlzeiten zu sich nimmt. Maria Brand ist aber auch für die Pf lege ihres erstklassigen GrauschimmelAlpkäses zuständig und für den Verkauf. Und das mit Erfolg, denn von ihren Kuh- wie auch Ziegenkäsen schafft es keiner in den Käsehandel ins Tal, die gesamte Menge wird auf der Alp direkt vermarktet. «Da bleibt nicht viel übrig, allenfalls der eine oder andere Laib für die Familie,» erzählt Maria Brand. Dass die Frauen das Käsen schon immer beherrscht haben, zeigt sich im Ansatz auch im bekannten Lied der Appenzeller Käser, auch wenn hier die Männer das Zepter schon vor längerer Zeit übernommen haben: «Appezöller Meedli, wie machsch du dä Chäs,» heisst es darin. «I tuenen in e Chöbeli ond trocke mit äm Födeli, dromm ischt dä Chääs so rääss.»

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NEUES STANDARDWERK ÜBER SCHWEIZER KÄSE Eingebettet in die jahrhundertealte Geschichte der Schweiz als grosses Käseland, stellt dieses neue umfassende Standardwerk die besten Käserinnen und Käser der Schweiz und ihre herausragenden Produkte vor. Kein anderes Land der Welt produziert Käse so naturnah wie die Schweiz, zwei Drittel der gesamten Produktion wird ausschliesslich aus Rohmilch hergestellt. Garanten der Güte sind das Wissen der Käser und die hohe Qualität der Milch. In den letzten zehn Jahren hat die Schweizer Käsetradition zu ihren mannigfaltigen Wurzeln zurückgefunden: Viele alte Sorten wurden wiederentdeckt, unzählige unübertreffliche Neukreationen sind entstanden.

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Die Urkäse der Schweiz, wie der Bloderkäse, der Toggenburger Kümmel- und Kräuterziger oder der Bergeller Mascarpin, finden ebenso Platz in diesem Buch, wie die großen Traditionskäsesorten. So werden nicht nur die besten Hersteller von Emmentalerkäse und Gruyère vorgestellt, sondern auch die innovativen Käser, die dafür sorgen, dass etwa der traumhafte Etivaz-Alpkäse des Pays d’ Enhaut oder der Tessiner «Piora» bei Gourmets wieder, die ihnen zustehende Bedeutung erlangen. Mit einem umfassenden Lexikon der Schweizer Käsesorten und der Käsereifachbegriffe. «Schweizer Käse» – Ursprünge, traditionelle Sorten und neue Kreationen. Dominik Flammer (Text) und Fabian Scheffold (Bilder), 2009, AT Verlag, Baden und München. 346 Seiten, 98 Franken.

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Zweites Forum WOMEN‘S ADDED VALUE IN THE ECONOMY (WAVE) Der Verein “Career Women’s Forum” (CWF) wurde 1982 in Genf für selbständige und Kader-Frauen gegründet. Das Ziel dieser Organisation ist die Selbstverwirklichung und Förderung der Frau im wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereich. Durch ihre zahlreichen Initiativen und das Networking trägt das CWF dem Fortschritt und der Anzahl von Frauen in Leitungspositionen bei. Heute zählt das CWF mehr als 300 Mitglieder und davon sind ein Teil “Corporate Members” (CM). Die Mitgliederschaft von CM’s im CWF ist auf Firmen ausgerichtet, die Frauen in Management Funktionen und in der Problematik der Gender diversity unterstützen. Das CWF zählt zurzeit zwölf CM (alphabetisch): ALCOA, Banque Cantonale de Genève, Deloitte, Firmenich, Groupe Richemont, IBM, ICRC, Julius Bär Bank, Lloyds TSB, Mirabaud & Cie Banquiers Privés, Oak Philanthropy Limited, Pictet & Cie, PricewaterhouseCoopers. Das CWF soll eine wichtige Rolle zur Anerkennung der Frau im akademischen, politischen und wirtschaftlichen Bereich spielen. Aufgrund des Erfolgs des ersten Forums “WOMEN’S ADDED VALUE IN THE ECONOMY” (WAVE) im Januar 2009, hat sich der Verein entschieden, diese positive Erfahrung am Montag, 25. Januar 2010 von 16Uhr bis 19Uhr30 im Hotel Métropole in Genf zu wiederholen. Ein Networking Cocktail wird das Forum beenden. Das Thema dieser zweiten Ausgabe ist

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die Vertretung der Frauen und deren Rolle im Top Management von Firmen und der Akademie, sowie die Effizienz von ausgewählten Massnahmen, bzw. Quoten.

25.01.2010 16Uhr-19Uhr30 Hotel Métropole, Genf Eine der heutigen zentralen Fragen ist, ob es nötig ist, Quoten einzuführen, um die Vertretung von Frauen in Führungsrollen in Unternehmen und in der Politik zu garantieren und zu erhöhen. Diese Frage wird zurzeit in Frankreich heftig debattiert: man zieht die Einführung von Frauenquoten in der Höhe von 40% innerhalb der nächsten sechs Jahren in Verwaltungsräten von öffentlichen und notierten Firmen in Erwägung. Wäre das Modell der nördlichen Länder auch in der Schweiz möglich? Das Forum wird durch Professor Paul Strebel, IMD, Lausanne moderiert. Mehrere Persönlichkeiten werden ihre divergierenden Meinungen diskutieren, sowie Fragen von unseren Mitgliedern beantworten. Für weitere Informationen, wenden Sie sich bitte an: Lisa Parenti Präsidentin des CWF

+41 (0)22 301 14 54 president@cwf.ch

Geneviève Bauhofer Komiteemitglied und Projektleiterin des WAVE +41 (0)78 679 06 31 genevieve_bauhofer@msn.com

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Man gewöhnt sich an alles: Auch an Angela

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ie Deutschen haben jetzt also eine setz der Gewohnheit. Wir wählen denjenigen, der uns am neue Regierung, und es scheint kein vertrautesten erscheint. Wir ebnen jenem neuen Chef den übermenschlicher Kraftakt gewesen Weg, der dem alten Chef am ähnlichsten ist. zu sein. Es war kein Heldenepos in In den Vorstandsetagen funktioniert das genauso. Ein Platz Hollywood-Manier, in dem der Haupt- ist frei? Na, da passt doch sicher derjenige am besten drauf, darsteller mehmals haarscharf an der der mit seinem Vorgänger den Golfclub, die StudentenverKatastrophe vorbeischrammt, um, mit bindung oder zumindest die Vorliebe für friulische Landwehenden Haaren und Schweiß auf der Stirn, im letzten gasthäuser teilt! Angela Merkel hätte nach dem Gesetz der Gewohnheit eigentlich gar nicht pasMoment doch noch knapp die Zielsieren dürfen. Sie kommt aus keinem kurve zu kratzen. Die Deutschen haGolfclub und aus keiner der klassiben eine neue Regierung: Das kann schen Seilschaften der Bonner Reman diesmal in ganz nüchternem publik, sondern aus dem Osten, also Tonfall sagen, denn es sah wie eine von ganz weit draussen. Routineübung aus. Nach unglamouNichts an ihr passt in die Schablorös gewonnener Wahl ging Angela ne des prototypischen Alpha-MenMekel gemessenen Schritts zur Anschen: Sie ist kein Mann. Sie ist nicht gelobung, so, als sei sie immer schon grossspurig und raumgreifend, sondie logische Kanzlerin gewesen. dern sachlich und scheu. Sie liebt Angela, wer sonst? Diese Selbstvernicht den plakativen Effekt, sondern ständlichkeit ist allerdings ein neues das nüchterne Argument, auch um Phänomen. Schließlich ist erst vier den Preis der Langeweile. Prahlen, Jahre her, dass ein testosterongelapoltern und protzen kann sie nicht. dener Gerhard Schröder in seinem Sie wird den Stahlarbeitern nicht Talkshow-Sessel sass und seinen gönnerhaft auf die Schultern klophistorischen Fehler machte. Angela fen, und den Aufsichtsräten keine Merkel sass ihm gegenüber, doch er Zigarre am Kamin anbieten. Sie wird konnte weit und breit niemanden im die Kameramänner höchstens heimRaum identifizieren, der seine Kanz«Merkel ist anders als ein lich nach ihrer Statur taxieren, und ler-Rolle übernehmen könne – ausser Mann: nicht grossspurig ganz sicher wird sie niemals einen ihm selbst, natürlich. Angela wer?, hübschen jungen Begleiter als Troschien er zu sagen. Wer traut der im und nicht raumgreifend.» phäe am Arm vorführen. Ernst zu, sie könnte das? MittlerAngela Merkel ist Kanzlerin, sie hat weile kommt es wohl sogar Schröder Macht, aber sie hat immer noch ihr völlig normal vor, von Merkel regiert Angela-Merkel-Gesicht, ihre Angelazu werden. Und egal, was man vom inhaltlichen Programm der neuen CDU/FDP-Regierung Merkel-Körperhaltung und ihre Angela-Merkel-Sprache. Es halten mag – dieser Aha-Effekt war lehrreich. Denn Angela geht offenbar auch anders. Es geht auch einfach so. Merkel hat und uns allen etwas ganz Wichtiges vorgeführt: Und damit hat sie etwas Unerhörtes bewiesen: Alpha-MenGute Führungspersönlichkeiten können auch ganz anders schen kommen in vielen Arten und Varianten vor. Macht ist aussehen, als wir uns gute Führungspersönlichkeiten land- zu komplex und zu wichtig, als sie stets derselben Subspezies anzuvertrauen. Andere können das auch. Vielleicht können läufig vorstellen. Leider ist es mit unserer Phantasie nämlich nicht weit her. sie es sogar noch besser. Mal sehen. Wenn man uns fragt, wem wir im Wirtschaftsleben oder in der Politik eine leitende Aufgabe zutrauen, dann richten wir uns viel zu oft nach dem dümmsten aller Gesetze – dem Ge- Sibylle Hamann ist Autorin und Journalistin in Wien. WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2009 / JANUAR 2010 | No.03

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PORTFOLIO

Frauen ohne Maske Ein neues Buch zeigt Frauen ungeschminkt: Berufsfrauen, Frauen im Beruf. So vielfältig wie das weibliche Geschlecht. Die Berufe erhalten dadurch kein Geschlecht: Aber ein Gesicht.

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TEXT REGULA STÄMPFLI FOTOS JOSEF RIEGGER

s waren einmal ein Fotograf und eine Politologin. Der Fotograf stellte «dumme» Fragen wie: «Wieso ist Mutter kein Beruf?», «Weshalb gibt es so wenig Urologinnen, dafür umso mehr Gynäkologen?», «Sind wir gleichgestellt, wenn die nächste Finanzkrise mal von Frauen ausgelöst wird?» und, und, und. Diese Fragen führten den Bildmenschen zur Tat und zur Kamera. Es begann eine Bilderreise und eine Hommage an Frauen und ihre Berufe. Die Politologin ihrerseits schrieb sich schon seit Jahren die Finger wund und reiste von Krehti zu Plethi, um vielen Menschen das zu erklären, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: nämlich, dass Frauen Menschen sind. «Muttersein» beispielsweise war lange kein Beruf, da im Zuge der Industrialisierung alle menschlichen Fürsorgeleistungen zunächst an die Frauen delegiert und selbstverständlich nicht bezahlt wurden. Der Mann der Geschichte verkörperte den Staat, die Frau die Natur. Diese Zweiteilung prägt nun auch heute noch alle Frauen und Männer. Deshalb haben Berufe kein Geschlecht, dafür ein Image. Und dieses Image verändert sich mit dem Anteil Frauen und Männer in einem Beruf. Viele

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Männer in einem Beruf bedeuten Lohn und Ansehen. Viele Frauen in einem Beruf bedeuten wenig Lohn und noch weniger Anerkennung. So einfach ist das. So ist auch erklärbar, dass die Gewerkschaften bis zum heutigen Tag nicht besonders frauenfreundlich sind. Denn sie wissen, dass mit einer Feminisierung vieler Berufe sofort Lohneinbussen einhergehen und der politische Einf luss sinkt. Im vorliegenden Buch «Frauen ohne Maske» sehen wir weder Lohn noch Ansehen, noch Image. Dafür echte

Bilder von unterschiedlichsten Frauen und den überraschendsten Berufen, die den Wandel unserer Zeit dokumentieren: eine Hommage an Frauen aus bildnerischer und textlicher Sicht. Sagt der Fotograf: Der Blick der Portraitierten ist immer in die Kamera. Erst über den direkten Blick, der nicht ausweicht, erfahre ich etwas über den anderen. Meine Fotografien sollen eine Hommage an die Frauen darstellen und hoffentlich einen Beitrag zur Gleichberechtigung der Geschlechter leisten.

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GESICHTER EINER VIELFALT Rund zweihundert Berufe hat der Basler Fotograph Josef Riegger vor seine Linse bekommen. Es sind mehr als Berufe. Es sind Gesichter von Frauen, die im Berufe stehen. Berufsgesichter, die auch so etwas wie Berufsstolz ausstrahlen. In jedem Fall aber auch Selbstbewusstsein. Das fand der Bildmensch in jeder Berufsgattung. Von A wie Ärztin, über C wie Clownin, K wie Karikaturistin, P wie Pferdewirtin, R wie Ritualgestalterin, W wie Wollwerkerin oder Z wie Zimmerin. Und am Schluss des Buches steht: «Schauen Sie hin auf die Frauen, ihre Berufe, ihre Ausdruckskraft, und Sie sehen, dass Feminisierung das beste ist, was uns allen eigentlich passieren kann.» Das Buch «Frauen ohne Maske». Über Frauen und ihre Berufe ist im Berner Stämpfli Verlag erschienen.

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P o r t r a i t STEFI TALMAN

Moderne Klassiker • Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, Architek-

tin Gret Löwensberg-Leuenberger und auch die Schauspielerinnen Alexandra Prusa oder Sybille Canonica tragen sie – die Schuhe und Taschen der Schweizer Designerin Stefi Talman. Und gehören damit zum Zielpublikum der 51jährign Schuhkreateurin, «meine Kundinnen sind selbständige und unabhängige Frauen, die Wert auf schöne Dinge legen, aber nicht jeden Hype mitmachen wollen». Auch die aktuelle Herbst-Wintermode trägt die typische Talman-Handschrift. Animal Prints, einen Overknee-Stiefel und die Farbe Bordeaux sind die modischen Akzente in ihrer Kollektion. Die Formen sind dabei klassisch und schlicht, keine schwindelerregenden Absätze oder sonstige trendige Attribute, die das Tragen nächste Saison verunmöglichen. So geradlinig wie sich ihr Design präsentiert, so unkonventionell verläuft ihre Karriere. Alles beginnt in den 80er Jahren. Sie kreiert ihre erste Schuhkollektion und bekommt dafür viel Applaus. Später arbeitet sie für internationale Marken wie Charles Jourdan, Free Lance oder dem damaligen In-Label Fiorucci. Sie bereist die Welt und bleibt in Thailand hängen. 1990 kommt ihr Sohn Max Niran auf die Welt. «Auf einmal stand ich da als alleinerziehende Mutter, die Geld verdienen musste», sagt sie. Sie kehrt in die Schweiz zurück und tut das, was sie am besten kann, nämlich Schuhe kreieren. Mit Privatdarlehen baut sie ihr Business auf. 300 000 Franken Schulden hat

sie in der Zwischenzeit abbezahlt und ist seit zwei Jahren schuldenfrei. Etwa 4000 Paar Schuhe und ungefähr 1000 Taschen der Marke Stefi Talmann verkauft sie in ihrem Laden an der Oberdorfstrasse in Zürich und an 20 weiteren Verkaufspunkten pro Jahr. Sie beschäftigt 5 Angestellte und macht einen Umsatz von 2 Millionen Franken. Mit Beharrlichkeit und viel Talent ist der gelernten Schuhmacherin das kleine Kunstwerk geglückt in der Schweiz mit einem eigenen Label Fuss zu fassen und von der Mode Leben zu können. Ihre Handschrift ist dabei ein wesentlicher Teil des Erfolgsrezeptes: «Mein Design ist nicht trendy, ich kreiere moderne Klassiker». rd

Bridenschuh PAL in Nappa 498 Franken. Tasche SERA in Kalbfell und Nappa 798 Franken.

oberdorfstrasse 13, 8001 zürich, Telefon +41 44 252 81 10, www.stefitalman.ch

FOTOS: RITA PALANIKUMAR

Tasche MOON 598 Franken und Bottine MUG in hellbraunem Velours 689 Franken.

Tasche MILES 689 Franken und Bottine ACT in Kalbfell mit Raubtierprint 669 Franken.

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THE Y ALWAYS COME BAC K

In the Hair

• Wildes, dauergewelltes und auftou-

Haarbänder in diversen Farben für 115 Franken. Erhältlich in den beiden Missoni-Boutiquen in Zürich und Lugano. www.missoni.it

BEAU T Y

Make you up • Dinners, Partys und Apéros,

die Agenda ist im Dezember voll mit Terminen. Wer dabei eine gute Figur machen will, trägt zum Styling auch das passendes Make-up.

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Gutgelaunte Frauencliquen nippen im Ono an ihren Daiquiris.

L i e b l i n g s pl at z – Wo F r au e n g e r n e h i n g e h e n

Weltstädtisch • Vor fünf Jahren war es noch die Hauspapeterie emsiger Studenten, heute

ist es eines der angesagtesten und gelungensten Lokale der Stadt, das auch in London, New York oder Paris stehen könnte. Die Rede ist vom Ono. Bescheiden nennt es sich Deli – Café – Bar und befindet sich auf der Lyss, nur einen Steinwurf entfernt von der Uni und dem Spalenberg. Im elegant renovierten Jugendstil-Eckhaus trifft sich jetzt ein urbanes und trendbewusstes Publikum. Immer wieder sieht man auch gutgelaunte Frauencliquen, die entweder an der Bar an einem ausgezeichneten Daiquiri nippen oder auf einem bequemen Sofa andere Drinks geniessen. Essen kann man übrigens im Ono auch: Das Restaurant befindet sich ebenfalls im ersten Stock und überzeugt nicht nur mit seiner Pasta oder gepf legten Saisonküche. Wen wundert’s: Auf Hawaiianisch heisst Ono etwa soviel wie «genussvoll». Ursula Schaub Ono, Leonhardsgraben 2, 4051 Basel. Telefon +41 61 322 70 70, www.ono-lifestyle.ch

• Dunkel betonte Lider verleihen einen geheimnisvollen Blick. Mit dem Lidschattenset «Les Folies Noires» hat Chanel eine Hommage an das «kleine Schwarze» von Coco Chanel kreiert. Lidschatten Quatuor Boutons de CHANEL für 80 Franken im Fachhandel erhältlich. • Ohne Fondation geht gar nichts. Das neue Make-up von La Mer «The Treatment Fluid Foundation SPF 15» pf legt die Haut und gleicht Unebenheiten aus. Algen und Turmaline verleihen einen strahlenden Teint. Im Fachhandel für 115 Franken erhältlich, Pinsel 58 Franken.

• Ein Touch Glamour und Nostalgie. Der Lippenstift Rouge d’Armani setzt den Fokus auf die Lippen. Er verwischt nicht und verleiht ein samtiges LackFinish. Zudem hält er unglaublich lang und trocknet die Lippen trotzdem nicht aus. Lippenstift Rouge d’Armani für 55.75 Franken im Fachhandel erhältlich.

FOTOS: PD

piertes Haar und darin ein Haarband: Der typische Madonna-Look der 80erJahre. Ganz so zerzaust sind die Frisuren heute nicht mehr, das Haarband jedoch ist das ultimative Accessoire für diesen Herbst und Winter. Ob im edlen Hippie-Style in bunter Strickoptik, chic mit schillernden Pailetten oder rockigfrech in Leder – everything goes! Auch beim Styling ist alles möglich. Entweder werden sie wie ein Stirnband über den Haaren getragen oder in der klassischeren Variante unter den Haaren über Stirn und Nacken. Mit Maschen, Blumen oder Pompons verziert, sicher ist, das Accessoire peppt jede Frisur auf. cp

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w e i h n ac h t s g e s c h e n K e

TOP 9

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Die schönsten Überraschungen für Ihre Liebsten. 1. Den Lieblingsduft immer mit dabei: Parfumzerstäuber Nomades von Hermès, Leder, Fassungsvermögen 10ml, 450 Franken. www.hermes.com 2. Luxus für die Haut: Geschenkset von La Prairie Skin Caviar Luxe Cream 50ml und Skin Caviar Luxe Eye-Lift Cream 20ml erhältlich im Fachhandel für 742 Franken.

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3. Kunstvolles Geschenk: Penélope Cruz fotografiert von Michel Comte. Minis, 2001/2008, 18 x 22.5 cm, kaschiert, offene Edition, erhältlich bei Galerie Lumas für 159 Franken. www.lumas.com 4. Zeitloses Design: Uhren aus Porzellan, das Design von George Nelson stammt von 1950, erstmals produziert von Vitra (mit Quarzuhrwerk und wiederauf ladbarer Batterie) für 285 Franken, Infos unter www.vitra.com

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FOTOS: PD (7), VICENTE SAHUC (HERMES), MICHEL COMTE / WWW.LUMAS.DE (CRUZ); AUSWAHL: RD & CP

5. Fashion trifft Porzellan: Handbemalte Porzellankollektion «Intreccio Savnito» von Bottega Veneta, produziert von KPM (Königliche Porzellanmanufaktur), erhältlich in den Läden der Bottega Veneta ab 150 Franken.

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6. Delikatessen aus dem Puschlav: Verschiedene Geschenkboxen zum Beispiel gefüllt mit einem Ziegenkäse, zwei Salamettis, eine Flasche Sforzatto Veltliner für 69 Franken. Zu bestellen unter www.larosa.ch

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7. Frau der Ringe: Ring aus Weissgold mit Tahitikulturperle, braunen Brillianten, Koralle, grünen Granaten und sowohl orangen wie auch gelben Saphiren. Von Kurz für 8900 Franken. www.kurzschmuckuhren.ch 8. Magisches Schwarz: Wasserkaraffe «Alpha» aus mundgeblasenem Musselinglas, erhältlich für 140 Franken. Infos unter www.lobmeyr.at 9. Traditionelle Glaskunst: Magnum Tulipe von Daum, die Vase ist 55cm hoch und weltweit auf 50 Exemplare limitiert. 16 000 Franken, Infos unter www.maxmuellerthalwil.ch

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PoUr le Pl aisir

bUch

MEHR ZEIT, MEHR GELD, MEHR LEBEN • Eines vorweg: Die-

ses Buch ist eine Mogelpackung. Wer wirklich glaubt, dass Timothy Ferriss eine 4 - S t u n d e n -Wo c h e hat, braucht sich nur mal sein Blog anzuschauen. Aber: Dieses Buch ist auch ein wohltuender Tritt in den Hintern für alle Aufschieber und Bürolethargiker, die es einfach nicht hinbekommen, ihr Leben zu ändern. Viele Tipps und Prinzipien sind tatsächlich praktikabel, wenn auch nicht gerade revolutionär. Die wirklich

spannenden Dinge allerdings – Stichwort: Outsourcing der Routinearbeit – werden vielerorts schon aus Gründen der Sicherheit nicht funktionieren und sind zu offensichtlich von Ferriss’ Persönlichkeit und seinem Geschäftsmodell (Internetshop) abgeleitet. Wer also die Ratschläge des weltenbummelnden Teil- und Freizeitlers nicht eins zu eins umsetzen kann, hat zwei Möglichkeiten: Entweder, er schmeißt seinen aktuellen Job hin. Oder er gibt sich mit ein paar Stunden Zeitersparnis pro Monat zufrieden. Ersteres empfiehlt getAbstract allen, die im Herzen schon immer Entrepreneurs waren. Letzteres

allen Angestellten, die ihre Work-LifeBalance wenigstens hie und da in der Hängematte suchen wollen. die 4-stUnden-woche von timothY ferriss, econ verlag 2008, 341 seiten

Gesamtbewertung Umsetzbarkeit Innovationsgrad Stil

• • • • • • • • • • (7) • • • • • • • • • • (7) • • • • • • • • • • (7) • • • • • • • • • • (10)

getAbstract ist der weltweit grösste Anbieter von Wirtschaftsbuch-Zusammenfassungen www.getabstract.co

CULTURE CLUB K U n st Persön-

liches, Poetisches und Politisches vermischt Jenny Holzer zu Arbeiten, die zum Denken anregen. Die Amerikanerin zählt zu den wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. Deshalb ist sie die erste Frau, der das Beyeler-Museum eine Solo-Schau widmet. Sie zeigt ihre spektakulären LED-Installationen und Grossprojektionen. JennY holzer, 1.11.2009 bis 21.1.2010, fondation beYeler, www.beYeler.com

b U c h Eine hochspannende

Freimaurer-Schnitzeljagd in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten fesselt den Leser im neusten Buch des Bestsellerautors Dan Brown. Protagonist ist ein alter Bekannter. Zum dritten Mal ist Robert Langdon einer Verschwörung auf der Spur. Der Harvard-Professor für Symbolik jagt einen hochgebildeten, offenbar wahnsinnigen Widersacher durch ganz Washington. Spannung pur!

dan brown, das verlorene sYmbol, lübbe verlag, im bUchhandel für 44.50 franKen

s h ow Umberto Tozzi versprüht jede Menge mediterranen Charme und bringt die Herzen mit seinen Liebesliedern zum Schmelzen. Das Duo Fischbacher unterhält mit seinem schrägen Humor. Und auf feinsinnige Komik darf man sich beim Italo-Schweizer Massimo Rocchi freuen. Die mobile Kulturplattform «Das Zelt» ist wieder on tour und gastiert in 15 Städten der Schweiz. Unter dem weissen Zeltdach wird ein abwechslungsreiches Programm geboten. details Und Programm Unter www.daszelt.ch

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f i l m Das Remake

von «Fame» aus dem Jahre 1980, dem Tanzfilm par excellence und Vorläufer aller Superstar-Casting-Shows ist eine mitreissende Komposition. Regisseur Kevin Tancharoen begeistert mit dem erfrischenden Ensemble aus Schauspielern, Sängern und Tänzern, das an der New York School of Performing Arts voller Leidenschaft um seine Träume kämpft. fame (Usa

2009), filmstart: 23.12.2009

PoP Ein bisschen runder ist er geworden, weil er von chemischen auf kulinarische Glücklichmacher umgestiegen ist. Ansonsten ist Robbie, 35, ganz der Alte mit toller Stimme. Das stellt er mit dem neuen Album eindrücklich unter Beweis. Der Robster liefert 13 Songs ab – vom Schmusesong bis zum Dancefloor-Kracher. Mainstream, aber nie bieder – Prosecco für die Ohren quasi. robbie williams: realitY Killed the video star (chrYsalis records)

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Ganz nach dem Prinzip „weniger ist mehr“ unterstreichen Schlichtheit, klare Formen und Linien unsere Kollektion. Einfach, schnörkellos, schön und: Made in Switzerland.

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Hat die Nachfolge von Jean Paul Guerlain angetreten: Chefparfumeur Thierry Wasser.

Revival der schönen Düfte 64

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Ihre Halbwertszeit in den Regalen der Parfümerien ist kurz, das Dufterlebnis bescheiden: Viele Düfte sind heute banal und austauschbar. Pièce de Résistance gegen diesen olfaktorischen Einheitsbrei sind die Parfums von Traditionshäusern wie Guerlain, Floris oder die aussergewöhnlichen Kreationen einer experimentierfreudigen Avantgarde. TEXT REGINA DECOPPET

FOTOS: PD

D

ie Demonstration ist betörend: Ein Druck von Sylvaine Delacourte auf den Zerstäuber und ein feiner Sprühregen entweicht dem Flakon aus geschliffenem Glas. Sofort füllt sich die Luft mit dem sinnlichen Duft von Gardenien und weissem Moschus. Kaum hat die Nase dieses Dufterlebnis verarbeitet, versprüht die Parfümeurin von Guerlain eine weitere Komposition: Angelika, Bergamotte und Vanille verschmelzen zu einer herben Süsse. Es folgt eine zauberhafte Verbindung von Ottomanischer Rose mit einer frischen Honig-Zypressennote. «Les Exclusifes» heisst denn auch die Linie, unter denen diese drei edlen Eau de Parfums «Angélique Noir», «Rose Barbare» oder «Cruél Gardenia» lanciert wurden. Sie knüpfen an die Tradition der grossen Düfte des Hauses Guerlain an. Seit mehr als 180 Jahren steht das französische Parfumlabel für exklusive Düfte. Doch das Image hat zwischenzeitlich etwas an Glanz eingebüsst. Mit dem Verkauf von Guerlain 1994 an die französische Luxusgütergruppe LVMH (Louis Vuitton Möet Hennessy) setzte man auf ein weltweites Marketing und breitere Distribution. Zuwenig rentable Produkte wurden aus der Kollektion gestrichen, oft wurden nur noch Eau de Toilettes und keine Parfumkonzentrationen mehr produziert und die bei den Fans beliebten Seifen verschwanden teilweise oder ganz aus dem Sortiment. «Ein Aufschrei ging durch die

ven Boutique an den Champs-Elysées. Hier gibt es neben den «Les Exklusifes» auch die auf 250 Exemplare limitierte und nummerierte Vintage-Düfte «Mouchoir de Monsieur» und «Violette Madame», die Jacques Guerlain 1904 kreierte. Auch «Vega» ist wieder erhältlich, ein Duft mit pudrigem Blütenbouquet, dem die Pariserinnen schon 1936 verfielen. Und natürlich kann man sich hier auch einen ganz persönlichen «Talor made»-Duft machen lassen.

Guerlain besinnt sich auf seine Wurzeln

Duftende Verführung: Cruel Gardenia aus der Kollektion «Les Exclusif» von Guerlain.

Guerlain-Fangemeinde», sagt Duftspezialist Werner Abt von der Parfümerie Osswald an der Zürcher Bahnhofstrasse. Abt begrüsst diese Rückkehr zu den alten Werten und Traditionen des Hauses Guerlain. «Les Exclusifs» gibt es in der Schweiz nur bei Osswald. Die Rückbesinnung und Neupositionierung der Marke Guerlain begann 2005 mit der Eröffnung der exklusi-

Zum richtigen Zeitpunkt hat die Ikone der modernen Parfümerie die Banalisierung des Labels verhindert. «Die Luxus-Kundin kann sich nur für exklusive, gut gemachte Düfte begeistern und wenn sie dann auch noch eine Geschichte haben umso besser», sagt Werner Abt. Neben Guerlain sind auch andere legendäre Marken wie Creed, Caron, Floris oder Penhaligon’s gefragt wie nie. Doch nicht nur edle Kompositionen aus Traditionshäusern feiern ein Revival, auch eine neue, feine Avantgarde an Duftkreateuren hat sich herauskristallisiert und bereichert das traditionelle Handwerk mit neuen Impulsen und aussergewöhnlichen Düften. Ein Beispiel sind die Düfte des Franzosen Serge Lutens, der seit 30 Jahren in Marrakesch lebt und die Damenwelt mit orientalisch inspirierten Kreationen wie «Feminité du Bois» oder «Ambre Sultan» beglückt. Oder Jean- ›››

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Jacques Guerlain (links), Pierre-Francois-Pascal Guerlain (Mitte) und Jean-Paul Guerlain (rechts). Eau Impérial: Für Kaiserin Eugénie zu ihrer Vermählung mit Napoleon III. komponiert.

181 Jahre Guerlain 1828 eröffnet Pierre-François-Pascal Guerlain sein erstes Geschaft als Essigmacher und Parfumeur in Paris an der Rue de Rivoli. 1853 kreiert Pierre-François-Pascal Guerlain Eau Impériale für die Vermählung von Kaiserin Eugénie mit Napoleon III. Guerlain erhält den Titel «offizieller Parfumlieferant des Kaiserlichen Hofes». 1889 kreiert Aimé Guerlain Jicky und vereint zum ersten Mal in der Geschichte der Parfumkunst natürliche mit synthetischen Elementen. 1912 ist das Geburtsjahr von L’heure Bleue, kreiert von Jacque Guerlain. 1914 öffnet das heutige Stammhaus an der Champs Elysées seine Tore. 1919 mit Mitsouko kommt ein weiterer unsterblicher Duft von Jacques Guerlain auf den Markt. 1925 kommt Shalimar in den Verkauf. Auch dies eine Kreation von Jacque Guerlain. Insgeasmt hat er etwa 400 Düfte erschaffen. 1955 tritt mit Jean-Paul Guerlain die fünfte Generation. Jacque Guerlain nimmt seinen Enkel unter seine Fittiche. Bis 1994 ist Guerlain in Familienbesitz, dann wird es von der LVMH-Gruppe übernommen. 2008 folgt Thierry Wasser auf Jean-Paul Guerlain als neuer Parfümeur von Guerlain.

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Claude Ellena. Er hat für Bulgari die «Thé-vert»-Serie und für Van Cleef & Arpels das Parfum «First» geschaffen. Heute arbeitet er exklusiv für das Haus Hermès und ist verantwortlich für die Neuheit «Un Jardin sur le Nil». Sein eigenes Label, The Different Company, führt seine Tochter Céline Ellena weiter. Sie kreiert so exklusive Essenzen wie «Jasmin de Nuit», worin sie für 90 Milliliter 700 000 Nacht-Jasminblüten verarbeitet. Ein Avantgarde-Label hat Frédéric Malle ins Leben gerufen. Er beauftragte weltweit die talentiertesten Nasen, um Düfte zu kreieren. Die «Edition de Parfums Frédéric Malle» umfasst unverwechselbare Raritäten aus natürlichen Rohstoffen.

Hochwertige Düfte werden von «Nasen» kreiert Alle hochwertige Düfte sprechen spezielle Interessen an, sind elitär und selten. Sie werden immer von «Nasen» erschaffen. Nasen werden die Spezialisten genannt, weil sie ein ausserordentliches Talent zum Riechen haben müssen. Von insgesamt 32 000 Grundsubstanzen müssen sie etwa 3000 bis 5000 Essenzen kennen und voneinan-

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Werbeplakate aus den 20er Jahren: Düfte, die seit über 80 Jahren nichts von ihrem Nimus eingebüsst haben. Der exklusive Hauptsitz von Guerlain an der Champs Elysées in Paris. der unterscheiden können. Wenn es um die Arbeit der Parfümeure geht, sprechen die Szenenkenner dann auch unisono vom «schöpferischem Akt, vergleichbar mit der Komposition von Musik». Oder wie Thierry Wasser heutiger Chefparfümeur bei Guerlain sagt, «ein Parfum erzählt immer eine Geschichte». «Idyll», der erste Duft, der Wasser für Guerlain kreiert hat, ist für ihn die Inkarnation von Liebe. Die Kreationen von Jean-Paul Guerlain beispielsweise waren immer eine Hommage an die Frauen. Die Macher arbeiten nach einer Duftphilosophie: Kontrollierte, natürliche Inhaltstoffe und emotionale Werte wie eine Handschrift, eine Identität sind Kriterien. Exklusive Düfte enthalten immer seltene Materialien wie etwa Osmantus, die Blüte einer Olivenbaumart, von denen nur wenige im Mittelmeerraum und in China wachsen. Rare Inhaltsstoffe eignen sich natürlich von der Menge und vom Preis her nicht für eine Massenproduktion, und kleine Labels schützen sich damit auch vor Kopien, denn Duftformeln sind heute leicht zu knacken. In Sachen Inhaltsstoffen ist Guerlain gegenüber vielen Labels eindeutig im Vorteil. Durch

Exklusivverträge mit Zulieferern, die zum Teil 50 bis 100 Jahre bestehen, haben sie Zugang zu besten Qualitäten und Rohstoffen. So bekommen sie Vanille und Ylang Ylang von der Insel Mayotte, Bergamotte aus Kalabrien oder Sandelholz aus Goa.

Revival der alten Parfumhäuser Das Revival der alten Labels und die Umsatzsteigerungen bei exklusiven Nischenprodukten sind eine Reaktion auf einen Markt, der mit Massenwässerchen regelrecht überschwemmt wird. Jährlich gibt es etwa 100 Neulancierungen, sagt Andreas Amann, Geschäftsführer der Beauty Alliance Schweiz. Das Geld wird oft nicht in die Qualität des Inhalts, sondern ins Marketing investiert. Nicht Hände und Nasen machen die Arbeit, sondern der Computer. Kein einziger Starduft à la Paris Hilton oder Jennifer Lopez ist eine Erfolgsgeschichte. «Sie sind imagebildend für die Stars», sagt Amann, aber «überlebt hat noch keiner». Trotzdem werden die grössten Umsätze mit Massenware erzielt und das ist eine schöne Stange Geld, wenn

man bedenkt, dass allein der Schweizer Markt 2008 mit Düften 380 Millionen Franken umgesetzt hat. Branchenkenner Amann meint, die allgemeine Parfümerie sei zum Konsumtempel geworden und habe an Kompetenz eingebüsst. Um dem entgegen zu steuern und hat die Beauty Alliance an ihrer Akademie Lehrgänge entwickelt. Ausbildungen zum Parfümeriemanager, zur Visagistin und zur Dufttrainerin werden angeboten. «Wer diese Studien absolviert hat, weiss nicht nur über Neuheiten Bescheid und lernt Beipackzettel auswendig, sondern versteht es auch, die Kundin individuell zu beraten,» sagt Amann. «Nachts trage ich nur Chanel 5», sagte Marylin Monroe. Die Frauen hatten früher eine Beziehung zu ihrem Lieblingsduft. Mit den banalen Duftwässerchen ist das verloren gegangen. «Man packt den Lippenstift und den Schlüssel in die Handtasche und besprüht sich noch kurz mit einem Duft», sagt Thierry Wasser. Mit den edlen Düften tauchen auch die alten Rituale der Parfümierung wieder auf – ein Tropfen in die Kniekehle, ein Hauch aufs Handgelenk und ein feiner Sprühregen in den Nacken. ›››

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T r a d i t i o n s h äu s e r

Vom Schatten ins Rampenlicht Creed

1760 gründet Henry James Creed sein Parfumunternehmen in London. Königin Victoria erkürt ihn zum Hof lieferanten, was ihm weitere Klientel aus dem Hochadel bringt. Napoleon III. sowie Franz Joseph und Elisabeth von Österreich-Ungarn zählen zu seiner Kundschaft. Unter Königin Eugénie zieht Creed 1854 nach Paris. 40 exklusive Duftmeisterwerke hat die Familie Creed kreiert. Floris

Das älteste Londoner Parfumgeschäft gehörte dem Spanier Juan Famenias Floris. Seit über 270 Jahren werden bei Floris wunderschöne Blumendüfte komponiert. Die Jermyne Street, in der das Geschäft heute in der achten Generation betrieben wird, galt schon bei der Gründung 1730 als Epizentrum für den Londoner Gentleman. Königshäuser, Schauspieler und Filmstars stehen auf Floris. C a ro n

1903 ist das Geburtsjahr von Caron. Gründer ist Ernest Daltroff, ein Mann mit viel Sinn für ausgefallene und schöne Dinge. Er kaufte die Parfümerie von Anne-Marie Caron in Paris, und da er den Namen als elegant empfand, behielt er ihn bei. In den darauf folgenden Jahren entstanden Düfte, die der Marke Caron auch internationale Anerkennung brachten. Das Motto der Manufaktur war immer: Kunst ist, Gefühle in Parfum umzusetzen. Und so widerspiegeln die Kreationen den Zeitgeist einer Epoche. Penhaligon’s

1870 gründet William Henry Penhaligon in London seinen noblen HerrenRasiersalon. Dort verkauft er nicht nur Rasierwasser oder Pomade, sondern kreiert 1872 seinen ersten Duft, Hammam Bouquet. Er wird von Königin

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Victoria zum königlichen Barber und Parfümeur erkoren. Von Königin Alexandra bekommt er 1903 das königliche Siegel. 1988 wiederholt dies der Prinz von Wales. Seinen Duft Blenheim Bouquet trug auch Churchill.

A r t i st i q u e Pa r f u m s

Symbiose von Tradition und Moderne T h e D i f f e r e n t Co m pa n y

Jean-Claude Ellena, exklusive Nase von Hermès und einer der gefragtesten Parfümeure, hat das Label gegründet. «No compromises!» ist seine Devise. Die Produkte werden der Abteilung Kreation überlassen, und diese kann ohne Konzession an Kosten an ihren Studien arbeiten. In den Fussstapfen des Vaters kreiert heute Tochter Céline Ellena die neusten Düfte. L’A r t i sa n Pa r f u m e u r

Der Duftdesigner Jean-François Laporte gründet 1976 das kleine, feine Parfumhaus. Traditionelles Handwerk steht hinter diesem Namen. Parfümeure und Dufthersteller melden sich

mit Konzepten fürs Sortiment. Meist sind es Gefühle und Emotionen, die zu neuen Duftkreationen führen. Die Feigennote beispielsweise, erfunden von einer jungen Parfümeurin, ist heute als Trendsubstanz in vielen Düften zu finden Editions de Pa r f u m s F r é d é r i c M a l l e

«Parfums sans compromis» ist auch bei Frédéric Malle das Motto. Er lässt die besten Nasen der Zeit Düfte für sein Sortiment komponieren. Neun Parfümeure, Pierre Bourdon, Jean-Claude Ellena, Edouard Fléchier, Olivia Giacobetti, Maurice Roucel, Edmond Roudnitska, Michel Roudnitska, Ralf Schwieger und Dominique Ropion, haben bis jetzt für das Label kreiert. Das Ergebnis sind Perlen der Parfumkunst. S e rg e Lu t e n s

Die Karriere des Parfum-Gurus Serge Lutens beginnt 1956 in einem der schicksten Haarsalons in Lille, wo er als Friseur arbeitet. In der Folge wird er auch zum gefragten Visagisten. 1968 begegnet er Christian Dior, der ihm die Kreation und das Image seines Makeup-Programms anvertraut. 1980 holt sich die japanische Shiseido Holding den Trendsetter ins Unternehmen und macht ihn für das internationale Image von Shiseido Beauté Parfums verant-

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wortlich. Lutens entwickelt für Shiseido Make-up und einen ersten Duft, Nombre Noir. Im Jahr 2000 kreiert er seine eigene Marke.

fümeur und hat bei berühmten Nasen wie Alberto Morillas, Jaques Cavallier, Thierry Wasser und Calice Becker das Metier erlernt.

Miller Harris

Hinter dem englischen Label versteckt sich Lynn Harris, eine klassisch ausgebildete Parfümeurin, die heute als eine der innovativsten Nasen gilt. Sie arbeitet nach der Philosophie «Düfte sind so alt wie die Erde». Inspirieren lässt sie sich vom Familiengarten in den schottischen Highlands oder vom Duft von Blumen in der Abenddämmerung. Sie arbeitete 14 Jahre in der Parfumindustrie, bevor sie im Jahr 2000 Miller Harris gründete. Originalität und eine besondere Leichtigkeit, welche die Individualität der Trägerin betonen, sind ihr Markenzeichen.

FOTOS: SANDRA KENNEL

By K i l i a n

Kilian Hennessy, Enkel des Gründers der französischen Moët Hennessy Louis Vuitton Gruppe (LVMH) kreiert zusammen mit den besten Kreateuren der Welt Luxus-Parfums par excellence. Hennessy belebt die Parfümeurskunst wieder neu und knüpft an alte Traditionen an: Lange Planung, die Verwendung wertvollster Ingredienzien und ein durchdachter Plan für das Design bestimmen seine Arbeit. Kilian Hennessy ist ausgebildeter Par-

D i e Ava n tg a r d e

Avantgardistische Experimente E ss e n t r i c M o l e cu l e s

Die Deutsche Nase Geza Schön hat in der Duftwelt mit seinem radikalen Konzept für Furore gesorgt. Unter dem Label Essentric Molecules entwickelt er Düfte basierend auf einem einzigen – dazu noch synthetischen Duftstoff. Während «molecule 01» jeweils den «reinen Stoff», das heisst eine einzige Duftnote in hochprozentiger Konzentration beinhaltet, variiert «escentric» das Duftmolekül mit weiteren Ingredienzien. B o u d i cc a

Wode by Boudicca ist das weltweit erste Parfum, dass man nicht nur riechen sondern auch sehen kann. Inspiration für das Label ist der Mythos um Königin Boudicca, eine britannische Kö-

nigin und Heerführerin, die 60 nach Christi gegen die römischen Besatzer kämpfte. Die Legende sagt, dass sich die Königin und ihre Krieger mit blauer Kobaltfarbe das Gesicht bemalten. Es sollte ihnen Kraft im Kampf verleihen. Als schliesslich die Römer über die Königin Boudicca siegten, vergiftete sie sich selbst mit einem Schierlingstrank. Zu den aussergewöhnlichen Elementen des Duftes gehört denn auch der schwarze Schierlingsextrakt. Zudem hinterlässt der Duft einen Hauch kobaltblauer Farbe auf der Haut oder Kleidung, der sich jedoch innerhalb weniger Sekunden verf lüchtigt. N a s o m at to

Alessandro Gualtieri ist eine aussergewöhnliche Nase. Seine exklusiven Parfums entstehen aus dem puren Vergnügen an der Kreation. Im Gegensatz zu konventionellen Parfums stehen bei Nasomatto stets die verschiedenen Duftkomponenten und die assoziative und individuelle Interpretation dessen, der sie trägt, im Mittelpunkt. Seine Düfte verfolgen ein einziges Ziel: Emotionen erlebbar zu machen. Die aussergewöhnlichen Parfums von Nasomatto bestehen aus hochwertigsten Rohstoffen. Die Inhaltsstoffe gibt er nie preis, denn die Sinne sollen unvoreingenommen berührt werden.

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women’s Talk

SPANNENDE FEIERABENDGESPRÄCHE MIT DR. OLIVIA BOSSHART

Die Talkreihe von WOMEN IN BUSINESS bietet interessierten Teilnehmerinnen eine Plattform, welche sich ausgewählten Themen aus der Wirtschaftswelt unter weiblichen Aspekten betrachtet. Der abschliessende Apéro lädt zum Austausch und zum Networking. 25. Januar 2010 um 19.00 Uhr in der Griederbar, Bahnhofstrasse 30 (Paradeplatz), Zürich

Standortbestimmung: Aussteigen, Aufsteigen, Umsteigen, Absteigen, (Wieder)-Einsteigen Neue, zweite, andere Karriere: Neustart – etwas ganz Anderes oder woanders das Gleiche, grösseres oder kleineres Pensum, ab in die Selbständigkeit, ins Familienleben oder eine kreative Pause ...? Referentinnen • Maya Salzmann, Ex-Top-Bankerin, (ehem. Managing Director Market Area Private Banking UK, International und Eastern Europe, mit 800 Mitarbeitern – verlässt nach 32-jähriger Karriere die Grossbank und erfindet sich neu. • Christina Weber und Kristina Hempel, beide lic-oec. HSG, Ex-Bankerinnnen, Gründerinnen und Inhaberinnen von Globegarden und The KCC Group («kid‘s care concept») u.a. www.thekccgroup.org • Corinna Gerhäuser, lic oec HSG, Ex-Management Consultant, leitet als erste Frau das Nationale Pferdezentrum Bern. www.npz.ch • Monika von Elten, Ex-Bankerin, absolvierte mit 2 Kindern ein Architekturstudium, und arbeitet heute als Architektin und Innen-Architektin und führt gemeinsam mit Ihrer Tochter Elten & Elten, eine erfolgreiche Galerie für zeitgenössische Kunst. Eintritt Fr. 40.–, Anmeldung unter women@womeninbusiness.ch 2. März 2010 um 19.00 Uhr in der Griederbar, Bahnhofstrasse 30 (Paradeplatz), Zürich

Business Women – das multifunktionale Perpetuum Mobile im Dauereinsatz als Angestellte, Chefin, Dienstleisterin, Frau, Gattin, Mutter Referentinnen • Gabriele Burn, GL-Mitglied Raiffeisen Schweiz, zuständig für alle Niederlassungen, 2 Kinder • Dr. med Bettina von Seefried, Co-Leiterin GGS Gynäkologie Geburtshilfe Seefeld, 3 Kinder Und weitere Teilnehmerinnen Eintritt Fr. 40.–, Anmeldung unter women@womeninbusiness.ch

Veranstalterin:

Partner:

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AMUSE BOUCHE

Rogacki: Treffpunkt für Urberliner

FOTO: PD

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bwaschbar musste alles sein, als das Ber- vor allem Räucherfische, Meeresfrüchte, Käse, Frischf leisch liner Traditionshaus Rogacki (sprich: und eine reichhaltige Brotauswahl angeboten. Dithmarsche Rogazki) an der Willmensdorfer Strasse Gänse gibt es in der Weihnachtszeit, ebenso wie Hummer in den 80er-Jahren sein letztes Facelifting und Flusskrebse. Den Schwerpunkt bilden aber Räuchererlebte. Aus Resopal sind denn auch die fische in Spankisten, auch wenn in der festlichen Zeit im Stehtische, an denen eine bunte Kund- Fischbassin einige Dutzend Barsche auf ihr Feiertagsschicksal warten und die Lachs- und Thunschaft vom Sozifischfilets bereits küchenfertig auf alhilfeempfänger bis zu Mitgliedern Eis liegen. Doch vor allem locken die der Charlottenburger High-Society Häppchen des Stehimbisses täglich ihre Häppchen geniessen. Mindeseine treue Kundschaft an, die nicht tens die Hälfte der Kunden sind hier auf ihre geliebte Scholle verzichten 50. Für zwei Euro verspeisen hier möchte oder die auch nur ein Matjesdie Strassenarbeiter von nebenan Filet verdrücken will. Obwohl der ihr halbes Brathähnchen oder ein Laden für jeden Gourmet aufgrund Eisbein mit Sauerkraut, während seiner aussergewöhnlichen und sich an den Mittel- und Seitenthereichhaltigen Auswahl ein wahres ken die Charlottenburger Schickeria Paradies ist, feiern die Berliner ihmit Schnecken, Austern oder andern ren Rogacki heute in erster Linie als Spezialitäten des 1928 als FischräuUrberliner Grundversorger, wie die cherei gegründeten DelikatessenlaBerliner Zeitung kürzlich schrieb. dens verköstigt. Und wer etwas zu Denn zum Angebot gehört nebst den feiern hat, der gönnt sich auch mal ausserlesenen Fischdelikatessen auch ein Kaviarbrötchen oder einen Teller Pommern-Landbrot, Wurst und mit edlem Räucherstör. Ohne DünSchinken sowie eine grosse Auswahl kel vor dem einfachen Gericht wird an Rohkost-Salaten. Dass diese mit hier allerdings auch ein hausgemachRogacki in Charlottenburg: einer Fertigsauce serviert werden, ter Kartoffelsalat serviert, von dem Fischeräucherei und Delidie mehr mit einer Flüssigmayonnaivier Mitarbeiterinnen täglich bis se zu tun hat als mit einem leckeren zu 800 Kilogramm zubereiten. 500 katessgeschäft Dressing, sollte Gourmets nicht abKilo Fisch werden überdies täglich halten. Denn ausweichen lässt sich geräuchert. 120 Leute sorgen täglich bei dieser einzigartigen Auswahl fürs kulinarische Wohl tausender leicht. Und wen der Kauf hauscharme von Gästen, die schon am Mittag dieser wunderbaren Charlottenburbis weit in die Einkaufsstrasse hinger Institution stört, der sollte beim aus Schlange stehen. Vom trendigen Auf bruch Berlins verschont, mutet das Lokal zwar trotz sei- Besuch einfach die Augen schliessen und eine Scheibe Pumnem luxuriösen Speiseangebot etwas wie ein altmodisches pernickel mit geräuchertem Kabeljaurogen geniessen. Ein Supermarktlokal an. Doch dies scheint die sonst vom tiefen Traum sondergleichen. Sollte bei der Blindverköstigung ein Preisniveau und der blühenden Vielfalt in der Gastrono- Häppchen herunterfallen, braucht man sich nicht zu sorgen. mie verwöhnten Berliner nicht zu stören: Ohne Wartezeit Denn gereinigt sind die Plastiktablette und die Resopalbelägelangt hier niemand an die Theke, zumindest nicht zur ge im Handumdrehen. Dominik Flammer Essenszeit. Für Kenner und Liebhaber geräucherten Meeresgetiers kann die billigere Fischimbiss-Variante der Nordsee- Rogacki-Delikatessen, Berlin-Charlottenburg, Kette keine Alternative sein. Seit bald 80 Jahren werden hier WilmersdorferStrasse 145. www.rogacki.de WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2009 / JANUAR 2010 | No.03

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«Ich traute nicht, mich zu bewerben. Zunächst.» 72

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Brigitte Rindlisbacher, erste Generalsekretärin im Departement für Verteidigung, Bevölkerung und Sport (VBS) WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2009 / JANUAR 2010 | No.03

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Als erste Frau ist sie für die Verteidigung zuständig. Und damit mitverantwortlich, die neuen Kampfjets auf Eis zu legen. TEXT RODERICK PANCHAUD FOTOS NIK HUNGER

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enn Brigitte Rindlisbacher tag täglich über den Bundeshausplatz läuft, im Bundeshaus-Ost die Sicherheitsschleusen passiert und im Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) verschwindet, würde sie jeder für eine der zahlreichen gewöhnlichen Angestellten halten, die hier in einer mittleren Charge ihrem Tagewerk nachgehen. Von denen gibt es viele im grössten Ministerium des Landes, welches insgesamt 12 000 Seelen beschäftigt. Doch Brigitte Rindlisbacher gehört nicht zu diesem Mittelbau in der Verwaltung. Genauer gesagt: nicht mehr. Seit exakt fünf Monaten ist sie die erste Generalsekretärin in der Geschichte des Verteidigungsdepartementes und damit eine der Rang höchsten Frauen in der Verwaltung und im VBS die Nummer zwei hinter Departementschef Ueli Maurer. Dass sie sich dennoch weitgehend inkognito bewegen kann, liegt wohl nicht nur an ihrem eher unscheinbaren Äusseren, sondern auch an ihrer unaufgeregten Art und dem gemütlichen Berner Dialekt. Ihr Büro im ehrwürdigen Bundeshaus passt zu diesem Naturell; es ist funktional und aufgeräumt, irgendwo im Regal gibt es ein Foto von ihren zwei erwachsenen Töchtern. Nichts, was den Besucher daran erinnert, dass hier unter anderem auch die Schweizer Armee ein Thema ist. Der sichtbare Patriotismus reduziert sich auf eine Schweizer Flagge irgendwo draussen am Treppenaufgang, welche dem Historismus des Gebäudes etwas Farbe einhaucht. Es war am 17. Juni als die Bundesräte Maurer, Hans-Rudolf Merz und Doris

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Leuthard vor die Bundeshauspresse traten. Thema ist ein drittes Konjunkturprogramm angesichts der eher düsteren Konjunkturaussichten. Dann, gegen 14 Uhr, übernimmt Ueli Maurer das Wort und gibt den Namen seiner neuen Stabschefin bekannt. Es sei wohl überraschend, dass es eine Frau sei, sagt der VBS-Chef, Brigitte Rindlisbacher habe aber unter den rund drei Dutzend Anwärtern schlicht die beste Bewerbung abgeliefert. Und schiebt nach: Er brauche keinen General an dieser Stelle, das militärische Wissen sei genügend vorhanden in seinem Departement. Und zudem arbeite er sehr gern mit Frauen zusammen ... Frau Rindlisbacher, was bedeutet Ihnen persönlich die Armee? Haben Sie einen persönlichen Bezug zu dieser Schweizer Institution? Als Kind hatte ich einen Bezug wie ihn Brigitte Rindlisbacher (1953) Beruf: Bundesbeamte (Schweizerische Eidgenossenschaft) Ausbildung: Promovierte Chemikerin Abschluss Integriertes Umweltmanagement Universität St. Gallen Executive Master of Public Administration Universität Bern Privates: Verheiratet, Mutter von zwei erwachsenen Töchtern Ausserberufliche Aktivitäten: Vizepräsidentin Mittelländischer Frauenturnverband (bis 1998), Projektleitung Zusammenführung Männer- und Frauenturnverband Mittelland (bis 2001) Hobbys: Familie, Lesen, Golf, Tanzen

viele Schweizerinnen und Schweizer damals hatten. Wenn der Vater mit dem Tornister in den WK ging, haben wir ihm bei den Vorbereitungen geholfen. Später habe ich meinen damaligen Freund und heutigen Ehemann während seiner militärischen Karriere als Grenadier eng begleitet. Am Wochenende besuchte ich ihn oft im Tessin und wir sind Schiessplätze besichtigen gegangen. Doch das ist die Vergangenheit. Nunmehr arbeite ich seit 20 Jahren im VBS und dem früheren Militärdepartement und habe dadurch einen tiefen Einblick in die Armee erhalten. Hätten Sie sich, wenn Sie sich jetzt zurückerinnern an die Zeiten, als Sie zu ihrem späteren Ehemann ins Tessin gepilgert sind, jemals vorstellen können, dass Sie später im Militärdepartement arbeiten würden? Sicher nicht, nein. Denn während meiner Studienzeit habe ich die Armee aufgrund der vielen Abwesenheiten meines Partners nicht nur geliebt. Als Studentin war man der Armee gegenüber ohnehin eher kritisch eingestellt. Sie sind von Haus aus Chemikerin, aus welchen Motiven heraus entschieden Sie sich für diesen Studiengang? Die Naturwissenschaften haben mich interessiert, die exakten Wissenschaften übten seit jeher eine starke Faszination auf mich aus. Es reizten mich aber auch Wirtschaft und Jura. Die Juristen hatten jedoch den Ruf als langweilige Bürohocker. Über das Wirtschaftsstudium waren wir schlecht informiert und ich bin damals davon ausgegangen, dass ich Wirtschaft in St. Gallen hätte studieren müssen. Dazu kam, dass mein Freund hier in Bern lebte und so entschied ich mich, etwas in Bern zu machen. So landete ich also in der Chemie.

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Stammt aus einer Gewerblerfamilie: Brigitte Rindlisbacher

Das heisst, Ihr Werdegang wurde indirekt extrem stark von Ihrem Freund geprägt? (Lacht.) Ja, aber wirklich nur indirekt. Sie gehören zur Nachkriegsgeneration und studierten zudem in einer Männerdomäne. Wie war das? Das war schon speziell, denn ich war die einzige Frau in meinem Semester. Als ganz am Anfang ein Professor zu

mir kam und meinte: «Was wollen Sie hier, die Frauen gehören an den Herd», war das schon ein prägendes Erlebnis. Der Chemielehrer des Gymnasiums meinte zudem auch, das Chemiestudium sei nichts für die Frauen. Stammen Sie aus einer Akademikerfamilie? Nein, ich komme aus einer Gewerbefamilie. Meine Eltern hatten eine Au-

togarage in Merligen am Thunersee, welche mittlerweile meine Schwester übernommen hat. Aus diesem Grund war es eigentlich schon exotisch, dass man überhaupt aus dem Dorf heraus ins Gymnasium gegangen ist. In dieser Beziehung war ich eher eine Ausnahme. Was war den Ihr Berufswunsch nach dem Studium? ›››

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Ich sah mich am ehesten in einer Universitätskarriere. Gemäss Plan hätte ich nach der Dissertation eine Postdoc-Stelle in Amerika angetreten und wäre danach zurückgekehrt, um in der Forschung zu arbeiten. Doch mit der Geburt unserer ersten Tochter kam alles ein wenig anders. Über was haben Sie eigentlich promoviert? Ach, soll ich das wirklich sagen? Wieso, ist es unanständig? Nein, nein, aber es versteht kaum jemand. Es war «über die Funktion der Phospholipase A in Schaferythrozyten Membranen». Das war ein biochemisches Thema. Es ging um die Übermittlung zwischen Zellen. Dabei habe ich mit roten Blutkörperchen von Schafen gearbeitet. Und nach der Dissertation sind Sie am Institut geblieben? Während der Dissertation habe ich das erste Kind bekommen. Nach deren Abschluss habe ich noch ein Jahr lang im Institut gearbeitet. In dieser Zeit bekam ich das zweite Kind. Danach pausierte ich drei Jahre und konnte anschliessend eine Stelle als Assistentin bei meinem Dissertationsbetreuer antreten. Nach einigen Jahren Forschungstätigkeit und Studentenbetreuung wurde mein Professor 1989 pensi-

«Ich war damals die erste Frau im EMD, die nicht als Sekretärin angestellt wurde»

oniert. Dies nahm ich zum Anlass, eine neue Herausforderung zu suchen und einmal etwas anders als die Forschung kennenzulernen. Ich bewarb mich an verschiedenen Orten. Meine Kinder waren damals noch sehr jung und daher kam für mich lediglich eine Teilzeitstelle in Frage. Zu dieser Zeit wurden solche jedoch kaum angeboten. In welcher Richtung haben Sie sich denn beworben? Beim Bundesamt für Umwelt, beim Nationalfonds und eben beim EMD. Um was für eine Stelle ging es damals beim EMD? Es ging um die Beratung zur Lagerung von gefährlichen und giftigen Stoffen.

Können Sie ein Beispiel nennen? Wir mussten uns zum Beispiel fragen, wie man Kanister voll Schwefelsäure optimal lagern kann. Wir beschäftigten uns aber auch mit der Munitionslagerung, einfach mit gefährlichen Stoffen, die im Militär in hohen Mengen vorkommen. Was hat Sie an dieser Stelle gereizt? Ich dachte mir, «geh mal hin, schau es dir einmal an». Sie haben mich auch nicht auf Anhieb genommen, denn das EMD wollte zuerst eine 100%-Anstellung, was für mich mit den kleinen Kindern ausser Frage stand. Schlussendlich habe ich die Stelle dann doch erhalten. Ich war damals die erste Frau im EMD, die nicht als Sekretärin, sondern auf der Ebene einer Sachbearbeiterin angestellt wurde. Wie empfanden Sie die neue Stelle? Die Stelle empfand ich am Anfang eher langweilig, es wurde dann aber rasch sehr spannend. Sie entwickelte sich in sämtliche Richtungen des Umwelt-, Natur- und Gewässerschutz weiter. Die Themen wurden vielfältiger, die Probleme komplexer und der Bereich immer grösser, bis ich am Ende die Abteilung Raum und Umwelt VBS mit elf Mitarbeitenden führen durfte. Gab es diese Abteilung vorher nicht? Nein. Erst 1984 wurde das Umwelt-

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Hat unter vier Bundesräten gedient: Offen waren sie alle

schutzgesetz eingeführt, 1987 fand dann die Rothenthurm-Abstimmung statt, als gegen den Bau eines Waffenplatzes und für einen umfassenden Moorschutz gestimmt wurde. Das Resultat war sehr überraschend für die Armee, denn es war das erste Mal in der Schweiz überhaupt, dass in einer Abstimmung gegen die Armee entschieden wurde. Danach musste dies umgesetzt werden, was mehrere Jahre gedauert hat.

Insgesamt hatten Sie vier verschiedene Departementschefs in ihrer Zeit im EMD und VBS; wenn Sie diese vier aus Ihrer Sicht nebeneinander stellen, welches sind die prägnantesten Unterschiede von der Art wie sie führen? Alle arbeiteten oder arbeiten auf ihre Art hart für das Departement. Mit Kaspar Villiger hatte ich natürlich noch am wenigsten zu tun, doch er schien mir sehr strukturiert. Adolf Ogi war halt wie man ihn kennt, lebendig

und immer war etwas am Laufen. Samuel Schmid war der Denker und wog Entscheidungen erst gründlich ab und unter Ueli Maurer ist das Departement dynamisch. Spürt man den politischen Hintergrund bei den jeweiligen Bundesräten heraus? Natürlich merkte man das, obwohl Bundesrat Ogi sich zum Beispiel stark für die Öffnung des Militärs und ›››

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die Auslandeinsätze engagiert hat. Bundesrat Schmid orientierte sich wieder mehr nach innen. Doch offen waren sie alle auf ihre Art. Jeder hatte natürlich einen bürgerlichen Hintergrund und stand somit voll hinter der Armee. Sie erwähnten vorher, Sie seien die erste Frau mit einer Kaderfunktion im VBS gewesen. Wie ist die Situation heute? Es hat sich natürlich stark verbessert, doch es ist schon so, dass das VBS nicht das Departement mit dem höchsten Frauenanteil im Kader ist. Auf jeder neuen Hierarchiestufe war ich bisher die erste Frau. Im Topkader bin ich wie gesagt noch die einzige, im mittleren Kader hat es jedoch einige Frauen. Sie machen zwar noch keine zehn Prozent aus, die Tendenz ist aber stetig steigend. Förden Sie gezielt Frauen? Haben Sie aufgrund Ihrer eigenen Geschichte auch ein sensibles Ohr für Teilzeitstellen? Dies bestimmt, doch nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Denn heutzutage gibt es ja auch zuhauf Männer, die in einem Teilzeitpensum arbeiten wollen. Wir haben auch einige im Haus und ich denke, dass diese Möglichkeit bestehen sollte. Ich glaube aber, dass ein Teilzeitpensum, für das Topkader nicht machbar wäre. Wieso nicht? Sehen Sie, ich arbeite täglich 12 bis 14 Stunden. Wenn ich jetzt 80% angestellt wäre, würde das nichts bringen. In meiner Position muss man einfach omnipräsent sein. Was halten Sie von den Quotenregelungen in Unternehmen? Ich bin gegen Quoten in jeder Hinsicht. Wir haben ja mehrere Quotenprobleme; bei den Sprachen und bei den Frauen. Es gab ja Zeiten beim Bund, in denen man als Frau und Tessinerin die ausgeschriebene Stelle schon auf sicher hatte. Wir sollten dort wo es geht, Frauen hineinbringen. Was ich jedoch als problematischer sehe, ist unser Mangel an Romands und Tessinern. Ich bin je-

«Im mittleren Kader hat es einige Frauen»

doch gegen krampf hafte Frauenförderung. Es gibt ja schliesslich auch viele Männer in unserer Gesellschaft, die eine Familienkarriere machen wollen, und auch die brauchen Unterstützung. Was macht eigentlich eine Generalsekretärin den ganzen Tag? Ich habe drei Aufgabenbereiche: Der erste ist dem Chef des VBS zu helfen, das Departement zu führen. Diese Aufgabe beansprucht am meisten Zeit. Zudem führe ich das Generalsekretariat, ein Amt mit rund 280 Mitarbeitern. Die Ressourcenverantwortung des Departements wie die Stelle des Finanzchefs, Kommunikationschef, Personalchef und Informatik befinden sich ebenfalls hier. Der dritte Bereich ist die Tätigkeit als so genannten «Aussenministerin». Dies beinhaltet die Kontaktpf lege zu den anderen Departementen, zu den Politikern und den Kantonen. Als die Stelle frei wurde, dachten Sie da sofort: «Diese Stelle will ich?» Um ehrlich zu sein, habe ich mich zu Beginn gar nicht gewagt, mich für diese Stelle zu bewerben. Ich dachte mir, es käme nur ein Mann mit hohem militärischem Rang zum Zug. Wie ist dann der Entscheid gereift? Irgendwann fühlte ich mich bereit dazu. Zudem habe ich vor drei Jahren das Zusatzstudium Executive Master of Public Administration an der Universität Bern beendet. Die gab mir das Gefühl, dass ich das Rüstzeug für diese Aufgabe hätte.

Wann haben Sie sich dann entschieden? Haben Sie sich auch bei Herrn Maurer vorinformiert, ob es überhaupt Sinn machen würde, sich zu bewerben? Nein, dies habe ich nicht gemacht. Ich habe Herrn Maurer von Anfang an als sehr kompetenten Chef erlebt und als die Stelle frei wurde, ist der Entscheid, mich zu bewerben, irgendwann gereift. Was ist neu im Vergleich zu Ihrer früheren Tätigkeit im VBS? Vieles. Das Aufgabenspektrum ist breiter und näher am Epizentrum. Und dann war es einfach die Chance, noch einmal etwas anderes zu machen. Ich bin jetzt 56 Jahre alt und wusste, es ist die Chance, mich nochmals beruf lich weiterzuentwickeln. Weiter hinauf können Sie ja nicht mehr. (Lacht.) Nein, da haben Sie Recht. War dieser Wechsel von der introvertierten Forscherin zur medienwirksamen Generalsekretärin schwierig zu bewältigen? Das musste ich lernen. Schon bald lag es an mir, Sitzungen zu leiten, dann musste ich Referate halten und heute führe ich gelegentlich lange Interviews. Doch glauben Sie mir, auch heute habe ich noch oft vor Auftritten Lampenfieber. Die öffentliche Wahrnehmung der Armee hat sich ja unheimlich verändert. Vom kritiklosen Selbstverständnis der Armee während der Nachkriegszeit hin zu kritischen GSoA-Initiativen. Wie haben Sie diese Entwicklung erlebt? Ich habe sie hautnah miterlebt. Die Armee muss sich heute vielmehr für ihre Existenz rechtfertigen. Dazu kommt, dass wir relativ gesehen immer weniger Geld zu Verfügung haben und es ist für viele nicht mehr so leicht verständlich, wofür wir das Geld brauchen. Dies haben Sie sicherlich in den letzten Wochen unter anderem im Zusammenhang mit der Diskussion um die Kampfjets miterlebt. Es ist nicht einfach, doch es macht die Arbeit auch sehr spannend. ›››

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Reden Sie auch mit den Armeegegnern? Ja. Und wie verlaufen diese Gespräche? Sie sind interessant. Haben Sie Verständnis, wenn jemand sagt, die Armee sollte abgeschafft werden? Ja, ich habe Verständnis, doch ich versuche gleichzeitig diese Person von der Wichtigkeit der Armee zu überzeugen. Ich habe mich beispielsweise sehr viel mit den von der Armee verursachten Lärmemissionen beschäftigen müssen. Wenn ein F/A-18-Kampfjet startet, macht das einfach einen Höllenlärm und deshalb verstehe ich, wenn sich die Leute, die neben einem Flugplatz wohnen, enervieren und sogar zum Armeegegner avancieren. Aber ich denke, in der Schweiz hat alles Platz und diese Meinungsvielfalt macht unser Land auch so reich. Wäre ich ein fundamentaler Armeegegner, mit welchen zwei Argumenten würden Sie mich zu überzeugen versuchen? Ich würde Sie einmal fragen, ob Ihnen Wohlstand und Sicherheit in unserem Land nichts wert wäre. Warum haben wir Industrie und Tourismus, die sich in der Schweiz ansiedeln? Weil wir ein sicheres Land sind, und die Armee ist ein Garant für diese Sicherheit. Dies ist das Hauptargument. Das andere ist technokratischer. Wir haben uns für die Souveränität und Neutralität entschieden. Diese können wir nur garantieren, wenn wir in der Lage sind, unser Land zu verteidigen. Daher brauchen wir auch beispielsweise eine starke Luftwaffe. Würden Sie sagen, die Armee wäre heute bereit, in einem schwierigeren Umfeld diese Sicherheit zu gewährleisten? Wir haben Lücken, die sind auf dem Tisch. Doch ich denke nicht, dass die Armee gleich kollabieren würde, sollte sich das Umfeld verschlechtern und wir einen gewaltsamen Konf likt hätten. Glücklicherweise leben wir in einem politischen Umfeld, in dem wir

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«Ich rede auch mit Gegnern der Schweizer Armee»

viele Leute bereits recht gut kannte, doch die Erwartungen waren auch sehr hoch. Man kann nicht allen Erwartungen gerecht werden und es gibt immer Personen, die man nicht vollständig zufrieden zu stellen vermag. Ist nicht genau diese Haltung sehr typisch weibliche? Nicht nur, es gibt auch Männer, die so denken. Doch kommt diese Haltung mit Sicherheit mehr bei Frauen vor.

uns nicht von heute auf morgen in einem kriegerischen Konf likt befinden werden. Wie die Armee bei einem terroristischen Anschlag die Situation managen könnte, ist schwierig zu beurteilen. Ich denke jedoch, wir haben sehr gut ausgebildete Leute in der Armee, welche sehr motiviert sind. Aus diesem Grund glaube ich an unsere Armee. Würden Sie sich als Patriotin bezeichnen? Zu einem gewissen Grad ja – und zwar immer mehr. Ist das eine Altersfrage oder hängt das mit Ihrer immer wichtiger werdenden Rolle im VBS zusammen? Das ist eine Altersfrage. Nach etlichen Reisen wurde mit bewusst, in was für einem wunderschönen Land wir leben dürfen. Wir geniessen einen einzigartigen Wohlstand und es geht uns generell gut. Ich glaube schon sagen zu dürfen, ein wenig patriotisch zu sein. Doch zugleich bin ich genauso offen für Neues. Was ist Ihnen als erstes durch den Kopf gegangen, als Ihnen Ueli Maurer gesagt hat, Sie hätten den Job? Ich wollte es nicht glauben, war unglaublich überrascht und zugleich sehr erfreut natürlich. Hat Ihnen die Tatsache, dass Sie eine Frau sind, den Start erleichtert? Nein, ich denke nicht. Von Vorteil war, dass ich das Departement und

Was haben Sie gedacht, als Ueli Maurer seinen Kurs in der Kampfjetdiskussion geändert hat. Was haben Sie sich gedacht, als Sie das erste Mal dieses Problem mit dem Bundesrat besprochen haben? Das haben wir zusammen entwickelt und es war wohl überlegt, von dem her war das ein gemeinsam gefällter Entscheid. Denken Sie, dieser Entscheid war richtig? Aus meiner Sicht ist er richtig. Ich bin zwar Befürworterin einer starken Luftwaffe und der neuen Flugzeuge, doch momentan können wir es uns schlichtweg nicht leisten, da wir andere Probleme haben, die wir zuerst lösen müssen. Welche Probleme? Dazu gehören beispielsweise die Probleme mit den komplexen Informatiksystemen oder die ungenügende Ausrüstung der Armee. Eine weitere Herausforderung besteht darin, mit reduzierten finanziellen und personellen Ressourcen den Betrieb aufrecht zu erhalten. Was wollen Sie erreicht haben, wenn Sie einmal diesen Job abgeben werden? Meine Vision ist, ein gut funktionierendes Departement und eine leistungsfähige Armee zu haben. Zudem wünsche ich mir, dass es gelingt, mit Sport Bewegung in die Bevölkerung zu bringen. Wollen Sie dann eine Frau oder Mann als Nachfolgerin? Das überlasse ich meinem Chef.

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ie war eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit, Hilfskraft und beim Tod des Meisters die Statthalterrolle die Genfer Witwe und Geschäftsfrau Elisa- für den in Ausbildung stehenden Sohn zu. Trotzdem bliebeth Baulacre, die es im 17. Jahrhundert zur ben aber auch im Verlagswesen Berufsfrauen vom Zuschnitt wahrscheinlich reichsten Frau der Stadt Genf Baulacres die seltene Ausnahme. geschafft hatte. Baulacre wurde 1613 in Genf Das schrittweise Ausscheiden ihrer Mitkonkurrenten erals Tochter hugenottischer Religionsf lücht- möglichte es Baulacre, dieses Geschäft fast vollständig zu linge geboren. Sie heiratete einen wenig er- kontrollieren, so dass in der sogenannten Gold- und Silfolgreichen Seidenbandweber, dessen bescheidene Werkstatt berfadenwirkerei eine für das 17. Jahrhundert einzigartige Konzentration eines gesamten Insie nach dessen Tod zu einem der dustriezweiges entstand. Von etwa mächtigsten Genfer Unternehmen 2000 in diesem wichtigen Genfer Gedes ganzen 17. Jahrhundert ausbaute. werbe beschäftigen Personen stanBaulacre widmete sich der Produkden zu Spitzenzeiten ungefähr 1200 tion von Gold- und Silberfäden, die im Dienste Baulacres. vor allem für die Herstellung von PoSelbst ihrem Sohn gestand sie bis zu samenten (Bordüren) und wertvolle ihrem Tod nur eine Statistenrolle zu. Seidenstoffe eingesetzt wurden. Sie Dank ihrem unermüdlichen Einsatz galt damit als Mitbegründerin eiund auch einem einzigartigen Gener der ersten Luxusindustrien der schäftsmodell schaffte es Baulacre Schweiz. Doch wie es in dieser Zeit an die Spitze des Genfer Handelskawar, blieb sie stets im Hintergrund, pitals. Bei ihrem Tod im Jahr 1693 die wenigsten bedeutenden Genfer rangierte ihr Reichtum laut der Hiskannten ihr Gesicht und im Gegentorikerin Piuz offiziell nur an zweisatz zu den übrigen Honoratioren ter Stelle aller Genfer Vermögen. Nur ihrer Stadt liess sie sich auch nie von der Financier Jean Antoine Lullin einem Maler portraitieren. Ein Bild konnte zu Baulacres Lebzeiten ein von ihr konnte bis heute zumindest noch grösseres Vermögen äufnen, nie gefunden werden. Erhalten geder mit seinen Filialen in Turin und blieben ist dank der Genfer HistoriGenf, Heimat für viele Lyon im spanischen Erbfolgekrieg kerin Anne-Marie Piuz jedoch BauReligionsflüchtlinge beide Gegner mit Krediten bedient lacres reichhaltige Biographie. hatte und damit schwer reich geworAls eine der wenigen widmete sich den war. Zählt man das ihrem Sohn Elisabeth Baulacre diesem einzigarPierre Perdriau vermachte Geld noch tigen Genfer Gewerbe auch noch, als dazu – er blieb zeitlebens von den die meisten Genfer Kauf leute und Fähigkeiten seiner Mutter abhängig Investoren längst das Interesse und und stieg mit ihrer Hilfe zum bedeuden Glauben an diesen Industriezweig verloren und ihre Aktivitäten in den Handel verlagert tenden Marchand-Banquier auf – so dürfte sie möglicherhatten. Baulacre baute ihr Unternehmen sukzessive aus und weise gar die reichste in Genf lebende Person wenn nicht die leitete dieses mit vertraglich durch das Verlagssystem an sie reichste Frau auf heutigem Schweizer Boden gewesen sein. gebundene Handwerker persönlich. Möglich war dies, da Frauen sich einzig in der Landwirtschaft, im Handel und im Verlagssystem eine eigenständige Position auf bauen durften, während sie vom städtischen, zünftischen Handwerk kategorische ausgeschlossen waren. In Familienbetrieben kam Frauen höchstens die Stellung als Dominik Flammer WOMEN IN BUSINESS · DEZEMBER 2009 / JANUAR 2010 | No.03

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