Synapse 53

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Zeitschrift der Medizinstudenten an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Nr. 53 • Oktober 2008


Inhalt Today we proudly present ... Die unteren Semester werden wahrscheinlich nicht einmal mehr wissen, wer oder was die Synapse ist, dabei blickt sie auf eine lange Geschichte zurück. Auf jeden Fall ist dies die erste Ausgabe seit einer ganzen Weile. Ein (fast) komplett neues Team ist am Start, das die letzten Monate geschrieben, gelayoutet, organisiert und sich den Kopf zerbrochen hat. Die Startschwierigkeiten wurden dank der tatkräftigen Unterstützung von einigen ehemaligen Redakteuren und Layoutern schnell überwunden und so konnte die neue Ausgabe nach einem Semester fleißigen Arbeitens in Druck gehen, um nun endlich die fertige Ausgabe in den Händen halten zu können. Das Leitthema „Prüfungen“ stand von Anfang an fest. Es war für uns nicht nur interessant, uns in dieses Thema einzuarbeiten, sondern auch sehr hilfreich, nicht zuletzt weil die Hälfte unseres Teams dieses Semester das „Physikum“ erfolgreich meisterte. Doch das ist ja bekanntermaßen nicht die einzige Prüfung im Studium, denn jeder Medizinstudent hat ja nicht nur eine Prüfung geschrieben, nein, er hat sich durch diverse Klausuren gequält, dafür gelernt und sich meist später noch über das Ergebnis gewundert, wie auch immer es ausgefallen ist. Um hier Verwirrungen vorzubeugen, gibt es diese Synapse. Ihr werdet hoffentlich einen kleinen Einblick in die Irrungen und Wirrungen der Paragraphenlandschaft bekommen, etwas über die Ängste, Motivationen und Meinungen von Studenten und Professoren erfahren und die eine oder andere interessante Information beispielsweise über das Studium im Ausland oder die neue Approbationsordnung mitnehmen können. Viel Spaß beim Schmökern,

Unsere Chefredakteurin, stellvertretend für das gesamte Team

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Manche Layouter müssen jetzt dringend Schlaf nachholen.

Inhalt 2

Inhalt

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Lernen? - Wieso, weshalb, warum?

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Bist Du ein Mediholic?

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Survivalguide zum Physikum

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Die Neue AO – wie sie wurde, was sie ist

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Ausgebrannt

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Wenn Prüfungen Angst machen

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Wissenswertes zum USMLE

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After Physikum

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Interview mit Dr. Martin Fischer

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Recht so!

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OSCE - Was ist das?

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Medizinisches Bilderrätsel

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Medizinisches Bilderrätsel

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Dr. Eberharter

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Medizinstudium  lite

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Professor Becker

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Grüezi mitnand

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Dr. Kaiser

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Ein Famulaturbericht aus dem Jahre 2007

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Professor Shakibaei

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Oh nein, nicht schon wieder …

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Professor Imhof

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Lösung Bilderrätsel

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Professor Wurzinger

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Lösung Mediholic - Test

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PD Dr. Horn-Bochtler

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Wahre Geschichten

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Dr. Davis

Professoren zum Mündlichen

www.fachschaft-medizin.de/synapse

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Impressum Herausgeber: Breite Liste Gesundheit Pettenkoferstraße 11 80336 München

Auflage: 3.000 Exemplare

Redaktion: Telefon (089) 51 60 89 20 Telefax (089) 51 60 89 20 E-Mail infos@fachschaft-medizin.de

Druck: Mayer & Söhne

Sigrid BARTH, Maximilian BATZ, Tobias BENTHAUS, Elisabeth ENGLRAM, Elena GOTTLIEB, Dorothea HÖRL, Raphael KUNISCH, Sophie SCHLOSSER, Sylvère STÖRMANN

Satz: Sylvère Störmann, Maximilian Batz

Bildnachweis: sxc.hu, eigene Fotos und Grafiken


Lernen? - Wieso, weshalb, warum?

von Elena Gottlieb und Sigrid Barth

Sieben Uhr morgens aufstehen, schnell, schnell, noch zwei Löffel Müsli, den Kaffee runterkippen, dann aber los. Oh Gott, schon halb acht? Schon viel zu viel Zeit verloren. Jetzt aber ran an den Schreibtisch, acht Stunden lernen, dann wieder ein Lerntag rum... aber wie soll ich das bloß noch vier ganze Wochen durchhalten? Tja, das mag so manchem bekannt vorkommen. Welche Qualen nehmen wir auf uns, nur um eine Prüfung zu bestehen!? Da stellt sich doch die Frage, was uns motiviert, übereifrig mehrere Wochen Tag (und Nacht?!) zu lernen, lernen, lernen… und warum halten wir durch, obwohl uns eine innere Stimme sagt: „Keinen Tag länger, DU KANNST NICHT MEHR!!!“ Wir wollten von heutigen Medizinern und Nicht-Medizinern wissen, was sie bewegt bzw. was sie sich zwischendurch gönnen, um sich tapfer durch den Sumpf der Lernerei zu schleppen:

So manch einer hat es gut: „Ich lern´ nie, bin auch überhaupt gar nicht motiviert!“ Herzlichen Glückwunsch! Eine Möglichkeit, aber keine Alternative für jemanden, der doch etwas erreichen möchte!? Erreichen ist ein gutes Stichwort, denn so einigen schwebt Großes vor: ein guter Abschluss, ein gut bezahlter Job, ein neues Auto, ein eigenes Haus mit Familie und alles, was man sich dann noch leisten kann... Ehrgeiz ist etwas, was viele motiviert, doch leicht auch zum Denken in Superlativen führt. Ein besserer Job, ein besseres Auto, ein größeres Haus, ein größeres … Um dorthin zu kommen, muss man allerdings meist erst mal durchstarten.

Das klingt ja ganz gut, was aber sind die schönsten Pausen? 3. Süßigkeiten und ab und zu mal ein Eis. Das kann man sich schon mal gönnen, wenn schon so viel Fleiß gefordert ist. 4. Essen. Was Leckeres kochen oder bestellen muss einfach ab und zu sein. 5. Kaffee!!! Und Zigaretten!!! 6. Fernsehen, bei sinnlosen Sendungen kann man prima abschalten 7. Lesen, kein Lehrbuch, sondern etwas, was Spaß macht. 8. Gute Musik hören, oder vielleicht sogar selber machen. Einfach kreativ werden, da kann man am besten entspannen. 9. Einen Kuss von meinem Freund, oder ’ne Umarmung von einer guten Freundin. 10. Ein kühles Weißbier nach einem stressigen Lerntag ist immer noch das Beste. Das stimmt, ich als Medizinerin weiß sehr gut Bescheid über operante Konditionierung und so unsinnig einem manches in der medizinischen Psychologie erscheint, so Recht mag man mit diesem Prinzip haben. Mit kleinen Zielen, kleinen Belohnungen zwischendurch mag man doch schon weit kommen. „Noch ein Kapitel, dann hol ich mir ´ne Tafel Schoki…“ „Nur noch eine Stunde, dann geh ich kurz eben raus und rauche eine …“

Das sind doch alles Möglichkeiten … nun ja , und hoffen wir mal, dass diejenigen, die das rauchen unter Prüfungsstress anfangen, genauso schnell wieder damit aufhören, wenn sie sich fertig konditioniert haben… J

Wie packt man es an? Aber wie schafft man es überhaupt so weit? Wie packt man das Lernen an? „Kurz vor der Prüfung anfangen, nur unter Stress und Druck kann man produktiv arbeiten“. „Ich überlege mir erst, warum ich lernen muss, stelle mich geistig darauf ein und bekomme so eine vernünftige Einstellung dazu.“ „Nachdem ich mitbekommen habe, wie furchtbar fertig meine Freunde waren, die zu spät angefangen hatten, nehme ich mir immer genügend Zeit. Wirklich, man muss ja auch ein wenig auf sich achten, die waren völlig abgemagert und sahen nur noch müde aus, der ganze Stress war einfach zu viel! Ganz klar: Gutes Zeitmanagement ist das A und O!“

Tag der Prüfung, und was danach? Und wenn’s dann endlich soweit ist:

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Der Tag der Prüfung… und was danach? „Erst mal Zimmer putzen“ „Party Party Party, was sonst?“ „PC an, Urlaub gebucht, Sonne ich komme!!!“

Na dann, herzlichen Glückwunsch allen für jegliche bestandene Prüfung und toi toi toi. Durchhalten ist alles!

„Ab ins Zimmer, Tür zugeschlossen, in zwei Wochen sieht man sich wieder…“ „Augen zu und durch!“

Top Ten der Durchhaltestrategien

1.

Sport, Sport, Sport, nur so bekommt man einen klaren Kopf und kann sich wieder konzentrieren.

2. Pausen machen. Immer mal wieder zwischendurch. Und immer darauf achten, dass man auch wirklich Pausen macht.

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Aber nicht nur aller Anfang ist schwer, auch durchhalten will gelernt sein, hier sind die „Top ten“ der Durchhaltestrategien:


Bist Du ein Mediholic?

von Elisabeth Englram

Bist Du vor lauter Prüfungen schon zum Sklaven des Studiums geworden, ein Mediholic? Süchtig nach Bauchwand-anatomie, Leberzirrhose & Co.? Dieser Test gibt Auskunft darüber. Viel Spaß!

1. Ich studiere Medizin (Aussage 1), weil ich kranken Menschen helfen möchte (Aussage 2). A)

Aussage 1 richtig, Aussage 2 richtig, Verknüpfung stimmt.

B)

Aussage 1 richtig, Aussage 2 richtig, Verknüpfung falsch.

C)

Aussage 1 richtig, Aussage 2 falsch, keine Verknüpfung möglich.

D)

Aussage 1 falsch, Aussage 2 richtig, keine Verknüpfung möglich.

E)

Aussage 1 falsch, Aussage 2 falsch, keine Verknüpfung möglich.

2. Wofür steht die Abkürzung „GCS“?

6. Deine Doktorarbeit … A)

eine aufwendige Laborarbeit, die schon fertig geschrieben samt einer Publikation in „Nature“ in Deiner Schublade liegt – Du planst jetzt Deine Habilitation.

B)

Wer tut sich schon freiwillig den Stress einer Doktorarbeit an?

C)

Verpackt in 1000 Briefumschläge – es leben Umfragen & die Statistik.

A)

Gastronomie Catering Service

B)

Glasgow Coma Scale

D)

Klinisch, mit Praxisbezug.

C)

Guard Control Systems

E)

Gerade eben hingeschmissen.

D)

Modifiziert für: Glasgow Gomer Scale

E)

Gecko Computer Solutions

7. Du arbeitest/hast schon einmal zum Gelderwerb gearbeitet …

3. Hast Du heute schon Radio gehört? A)

Ja, beim Aufstehen.

B)

Nein, hatte leider keine Zeit mehr.

C)

Nein, wir hatten heute keine Vorlesung.

D)

Ja, Nachrichten & Verkehrsmeldungen.

E)

Hä, was *Ohrstöpsel raus nehm*?

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a)

als Taxifahrer

b)

im Büro

c)

im Pflegedienst

d)

als Sprechstundenhilfe

e)

in Verpflegungsbetrieben

f)

im Sanitäts- & Rettungsdienst

g)

im Verkauf

h)

als HiWi

A)

Alle der Lösungen a. - h. stimmen, aber jeweils nicht lange.

B)

Nur die Lösungen a. & e. stimmen.

C)

Nur die Lösungen c., d., f. & h. stimmen, Du hättest es aber auch unentgeltlich gemacht.

D)

Nur eine der Lösungen a. - h. stimmt.

E)

Keine der Lösungen a. - h. stimmt, Du musst nicht arbeiten.

8. Worauf achtest Du als erstes, wenn Du eine attraktive Frau/einen attraktiven Mann siehst? 4. Deine Daten beim Einwohnermeldeamt:

A)

Augen, ganz romantisch.

Haupt- & einziger Wohnsitz in München, wie sich das gehört!

B)

Po, Du bist wenigstens ehrlich.

In München, Zweitwohnsitz in der Lesehalle.

C)

Stimme, sonst wird das eine sehr schweigsame Beziehung.

In München, Zweitwohnsitz auf’m Oktoberfest.

D)

Figur – der Gesamteindruck muss stimmen.

D)

Ich war noch nie im Einwohnermeldeamt.

E)

Hände, speziell die Venen am Handrücken.

E)

Außerhalb von Stadt & Land München, ich pendle.

A) B)

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C)

5. Du bist auf einem Pop-Konzert. Die Stimmung ist aufgeheizt, Lichter blitzen, Dein Blick schweift in die Menge. Woran denkst Du? A) Du denkst nicht, Du genießt die Musik. B)

Du gehst nicht auf Pop-Konzerte.

C)

Das Mädel da drüben im Minirock scheint ohne Begleitung zu sein – dieser Zustand muss geändert werden!

D)

Hyperventilation, epileptischer Anfall, Exsikkose.

E)

Dein Blick schweift nicht, Du tanzt mit Deinem Freund/Deiner Freundin.


9. Du spielst Babysitter für das Kind einer Bekannten. Was passiert? A)

Du gehst mit dem Kind zum Spielplatz & blätterst derweil in mitgebrachten Lehrbüchern

B)

Du gehst mit dem Kind zum Spielplatz, entdeckst dabei das Kind in Dir wieder & buddelst zusammen mit dem Kleinen im Sandkasten.

C)

Du nutzt die Gelegenheit zu einer kompletten pädiatrischen Untersuchung inklusive Moro - Umklammerungs- & Schaltenbrand - Reflex.

D)

Du verzweifelst zwischen Windeln & Fläschchen, bei Abholung sind Kind & Du gleichermaßen entnervt.

E)

Du verbringst eine nette Zeit mit dem Kind, bist aber auch froh, als Du es wieder abgeben kannst.

10. Du bist selbst krank & gehst zum Arzt. Wie verhältst Du Dich? A)

Du beobachtest den Doc mit tiefstem Misstrauen & suchst die Fehler in seiner Praxis.

B)

Du lässt dem Doc gar keine Zeit für eine Anamnese, sondern legst Deine eigene Patientenvorstellung hin, komplett mit Diagnose & Therapievorschlag.

C)

Du möchtest lieber unerkannt bleiben, verschweigst Dein Studium & tust exakt das Gegenteil dessen, was Dir der Arzt rät.

D)

Du unterhältst Dich nett mit dem Arzt & Ihr findet in beiderseitigem Einvernehmen rasch eine pragmatische Lösung.

E)

Du treibst das gesamte medizinische Personal zum Wahnsinn, indem Du bei jeder Kleinigkeit das Für & Wider wissenschaftlich tief schürfend ausdiskutiert wissen willst, bevor Du Dir auch nur den Blutdruck messen lässt.

Dr. Eberharter

Dr. Eberharter

Lernen. Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auf mündliche Prüfungen anders zu lernen als auf schriftiche? Wenn ja, wie? Was sollte man beim Lernen beachten? Wie sehr sollte man sich auf Protokolle oder ähnliches verlassen? Ja, man sollte anders lernen. Man sollte gerade für mündliche Prüfungen (es heißt ja „mündlich“) das Aussprechen der Antworten üben, d.h. man sollte in kleineren Gruppen so zu sagen eine Prüfung durchspielen oder Themenbereiche untereinander abfragen und, wichtig: korrigieren durch Erarbeiten der richtigen Antworten. Die Prüflinge sollen sich fürs Erste ein fundiertes Grundwissen erarbeiten und Zusammenhänge verstehen lernen. Auf diese gute und ausgewogene Basis kann man sich dann Detailwissen aneignen und dieses Detailwissen wird dann auch viel eher verstanden werden. Nur auf Protokolle verlassen? - Naja, eigentlich gar nicht. Denn erstens, werden Prüfungen nahezu nie in der gleichen Art und Weise ablaufen, es ergeben sich immer wieder neue Situationen. Zweitens, meistens stellen sich die Prüflinge vor und erfragen so im Groben die Themen.

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Vorbereitung. Vorstellen beim Prüfer, oder nicht? E-Mail schreiben, anrufen? Oder die Prüfung abwarten? Ich persönlich habe es gerne, wenn sich die Prüflinge vorstellen. Ein kurzes persönliches Gespräch vor der Prüfung baut vor allem Ängste seitens der Prüflinge ab. Ob der Kontakt via E-Mail oder Anruf zustande kommt, ist völlig irrelevant. Kleidung. Bei mündlichen Prüfungen ist oft der erste Eindruck nicht ganz unwichtig. Legen Sie Wert auf bestimmte Kleidung? Gibt es etwas, was in puncto Dresscode absolut unerlässlich ist, oder etwas, was absolut zu vermeiden ist? Selbstverständlich ist der erste Eindruck wichtig, den habe ich aber schon beim Vorstellen der Kandidaten bekommen. Bei der Prüfung selbst wird Wissen, werden Problemlösungen und Zusammenhänge abgefragt, d.h. für mich ist die Kleidung der Prüflinge von keiner großen Bedeutung. Bei der Benotung spielt die Kleidung selbstverständlich keine Rolle. Umgangsformen, auch heute noch wichtig? Spielt es eine Rolle, wen ich zuerst begrüße? Welcher Fauxpas ist als Student unverzeihlich? Für mich sind gute, höfliche Umgangsformen in jeder Lebenssituation wichtig, auch heute noch (warum sollten sie heute keine Rolle mehr spielen?). Ob zuerst der Vorsitzende begrüßt wird oder einer der Prüfer spielt keine große Rolle. Aber als Gentleman sollte man zumindest die Frau zuerst begrüßen. Kein Wissen, kein Verständnis über die Wissensgebiete, oberflächliches Gehabe, das alles ist für mich unverzeihlich. Sprache und Atmosphäre. Kann ich mein Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken? Ist Umgangssprache bei Prüfungen tabu? Sind Abkürzungen erlaubt?

Inhalt. Wie kann ich geschickt schwierigen Themen unbemerkt ausweichen? Welche „Tricks“ funktionieren nie? Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat? Generell viel reden, oder den Prüfer das Gespräch leiten lassen? Gegenfrage: was sind denn schwierige Themen? Sind das Themen, die man nicht gelernt oder sich nur oberflächlich/lückenhaft angeschaut hat? Mangelndes Wissen durch extreme Lockerheit überspielen oder den Fragen ausweichen oder Gebetsmühlen-artig antworten, das funktioniert nie. Wenn man zu wenig gelernt hat, sollte man besser gar nicht zur Prüfung erscheinen, denn Hoffen auf Glück bei den Fragen hilft nicht wirklich. Viel Reden ist nie gut, denn je mehr man redet, desto mehr Fehler passieren zwangsläufig. Also, fürs Erste einmal die gestellten Fragen beantworten. Mitprüflinge. Wird eine Gruppe immer als solche wahrgenommen? Kann der schlechte Eindruck meines Mitprüflings auf mich abfärben? Nein, denn jeder Prüfling wird abwechselnd einzeln abgefragt. Und der schlechte Eindruck kann auch nicht abfärben.

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Niemals kann man Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken. Umgangssprache ist ein absolutes Tabu und Abkürzungen sind nur dann erlaubt, wenn man diese auch richtig erklären kann.


Survivalguide zum Physikum

von Maximilian Batz

So, Du willst also Physikum schreiben? Willkommen im Dschungel. Faustdicke Bücher mit klitzekleinem Text, mündliche Prüfung, bei der die Prüfer erst zehn Tage vorher feststehen … Ich habs’ geschafft, und möchte mit diesem Artikel Dir Mut machen, aus dem Fenster zu springen. Nach dem Physikum. Aber bitte setze erst ein Testament zu meinen Gunsten auf! Erstmal tief durchatmen.

Das Wichtigste zuerst: Nach dem Physikum

Gelbe Reihe klicken. Um motiviert zu bleiben, habe ich mit mir selbst gespielt und das ganze als sportliche Herausforderung genommen – die nächste Hürde an Fragengesamtzahl zu nehmen „so jetzt knacke ich den 1500er“.

Auf keinen Fall – ich wiederhole AUF KEINEN FALL - eine Famulatur oder Arbeiten oder weiter lernen. Modul 1 wird noch mal richtig hart (glaubt den Spinnern die sagen, dass Klinik entspannter ist nicht).

Falls man die Nase von Anatomie voll hat, kann man zwischendurch „zur Entspannung“ auch angenehmere Fächer kreuzen um am Ball zu bleiben. Für mich waren das Biologie, Psychologie. Dabei darf man sich nicht von Anderen demotivieren lassen, die sagen „3000 Fragen, das ist ja noch gar nichts.“ Ich habe mit meinen 3000 Fragen ein mehr als passables Ergebnis hingekriegt.

Lernplan

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Bücher: die, die man in der Vorklinik sonst immer Richte Deinen Plan so aus, dass Du gut am erbenutzt hat – mit den dicken Wälzern, von denen sten Termin mit dem Mündlichen drankommen im Auftakt so reißerisch die Rede ist, kam ich nicht „Verstehst Du jetzt, könntest, und bis dahin mit dem Stoff – in zurecht – zu umfangreich, ohne schöne Abbilseinen Grundzügen - weitgehend durch bist. warum ich sage, man ist dungen (vor allem zu wenig Farbe!!), komisches Glaube bloß nicht an „Wiederholer-kommenStichwortverzeichnis. ausgebrannt?“ vorher-dran“ oder „Die-Chance-ist-klein“. Ich bin In den eigenen Büchern kennt man sich aus, hat am ersten möglichen Termin (na gut, nachmittags) gemarkert, kennt die Abbildungen und das spart Zeit und drangekommen! Frust! Andererseits ist es nicht sinnvoll, den Stoff bis zu dem ersten Termin ins kleinste Detail zu lernen, weil dann nichts mehr übrig Mündliches: unbedingt zusammen mit einem Freund / einer bleibt, wenn man doch mehr Zeit haben sollte. Unserer ChefreFreundin, am Allerbesten mit Prüfungspartnern die dieselben dakteurin ist das so ähnlich passiert ... Mir als Last-Minute Lerner Prüfer haben! Ich hatte das Riesenglück mit einer Freundin droht diese Gefahr natürlich nicht. in der gleichen Prüfung zu sein. Wir haben zusammen von Nach dem Mündlichen ist man ausgebrannt (man hat immerhin früh bis spät „alles“ durchgesprochen, gemeinsam gegessen. zehn Tage lang nur gelernt), so dass danach die Motivation noch Zu zweit kann man sich viel länger konzentrieren, und übt das was zu tun sehr sehr klein ist. Deswegen – mit dem Stoff vorher durch sein. Falls man erst nach dem Schriftlichen drankommt, Sprechen und das Herleiten – das ist in der Mündlichen den kann man wiederholen, mehr klicken, und mehr Zeit in die Ne- meisten Prüfern sehr wichtig! Übe, bei Fragen, bei denen Du die Antwort nicht direkt weißt, drumherum zu erzählen, benfächer investieren. und - vielleicht mit Hilfestellung durch den Professor - doch noch Heilige den Sonntag. Oder von mir aus auch den Samstag. auf die Antwort zu kommen. Ein Tag in der Woche zum Ausruhen und Abschalten. So brennt Ich möchte, dass das in Euren Gehirnen so eingeschliffen ist, das man weniger aus, und kommt trotzdem auch noch durch. Es gibt immer etwas, was von einem vollen Einsatz abverlangt. selbst im schwersten Stress die Erklärungsautomatik einschaltet und Euch glänzend durch die Prüfung bringt. Die nächste Klausur kommt bestimmt. „Jetzt noch alles geben“ ist Selbstbetrug in künstlerisch hochwertiger Form. Überlaste Dich selbst nicht! Das meine ich ernst. Wenn Du Dich nicht mehr konzentrieren kannst, mache eine Pause. Gehe spazieren, oder mache etwas Sport. Bücher lesen oder Filme schauen entspannt nicht so sehr (im Selbstexperiment wissenschaftlich bewiesen!).

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Was und wie lernen?

Gönne Dir unbedingt, unbedingt, unbedingt, eine schöne Reise in die Karibik. Nichts tun, am Strand liegen, entspannen. Vielleicht einen Tauchschein machen. Schönen Frauen oder Männern hinterher schauen. Viele Cocktails!

Ich habe mir die Zeiten notiert, die ich wirklich gelernt habe. Ich bin selten über drei Stunden pro Tag gekommen, und zwei Stunden am Stück zu lernen war für mich eine Hochleistung. Für das Mündliche habe ich dennoch mit einer Freundin zusammen zehn reine Lernstunden pro Tag gebracht. Das ca. fünf Tage lang. Verstehst Du jetzt, warum ich sage, man ist ausgebrannt?

Verschiedenes Trotz aller Dementi scheint es bei der Zu„losung“ der mündlichen Termine diejenigen, die am ersten Tag ihre Prüfungsunterlagen abgeben, auch regelmäßig als erste zu treffen. Bei späteren Terminen ist anscheinend kein wirklicher Zusammenhang mehr festzustellen.

Zum Schluss Das sind meine eigenen Erfahrungen und Vorschläge. Vor allem sind sie darauf getrimmt nicht ALLES aus sich rauszuholen (so geht man auf Dauer kaputt), sondern eine gesunde Balance zu finden. Überhaupt können sie nicht für jeden zutreffen! Es findet nicht jeder die Karibik genauso gern wie ich ... Viel, viel Erfolg und Glück!! Wir sehen uns in der Karibik.


Die Neue AO – wie sie wurde, was sie ist

von Elisabeth Englram

Während für die Zahnmediziner seit 1955 mit kleinen Änderungen ein und dieselbe Approbationsordnung gilt, haben die Humanmediziner die ihre im selben Zeitraum schon zweimal grundlegend geändert. Zuletzt im Sommer 2002. Eine Reform, an die viele Hoffnungen auf eine praxistauglichere Ausbildung geknüpft wurden, für die es aber auch viel Kritik vor allem bezüglich des Prüfungssystems gab. Vier Jahre später haben sich die Wogen geglättet und die neue Approbationsordnung hat in Form von „MeCuM“ an der LMU München in allen Semestern Einzug gehalten. Wir sprachen mit Herrn Dr. jur. Haage, Referatsleiter für „Heilberufe und sonstige Berufe im Gesundheitswesen“ im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) über die Hintergründe, die Philosophie und gemeisterte Hürden auf dem Weg zur neuen Approbationsordnung.

Im Sommer 2005 wurde zum ersten Mal das Physikum nach neuer Approbation geschrieben. Welches Fazit ziehen Sie? Ein Fazit zieht das BMG in dem Sinne nicht. Das BMG ist als Verordnungsgeber zwar wesentlich am Zustandekommen der Approbationsordnung beteiligt, bleibt im Vollzugsgeschäft aber weitgehend außen vor. Die Erfahrung wird vor Ort gemacht. Das heißt in erster Linie an den Hochschulen, in zweiter Linie auf Länderebene und dort vor allem auf der Kultusseite, die die Aufsicht über die Hochschulen haben. Für das Bundesministerium für Gesundheit gibt es keine Informationsverpflichtung. Allerdings werden strukturelle Probleme in der Regel über die Landesministerien im Rahmen der allgemeinen Bund-Länder-Konsultation an uns herangetragen. Uns liegen derzeit keine besorgniserregenden Mitteilungen vor, so dass wir davon ausgehen, dass das relativ reibungslos verlaufen ist. In der mündlichen Prüfung werden jetzt verpflichtend drei Fächer abgeprüft. Warum hat man die alte Praxis von zwei aus vier Fächern verlassen und warum ist Psychologie aus der mündlichen Prüfung komplett raus? Da gab es eine lange, am Anfang sehr kontroverse, Diskussion in den Sachverständigengremien, wie man das machen soll. Man hat immer versucht, die Stofffülle zu begrenzen. Also hat man sich gefragt, ob man die Psychologie notwendigerweise schriftlich und mündlich prüfen muss. Am Schluss hat man sich unter Beteiligung der psychologischen Seite darauf geeinigt, im Mündlichen nur drei Fächer zu prüfen und die Psychologie in den schriftlichen Teil hineinzuziehen. Welche Überlegung stand dahinter, das Krankenpflegepraktikum in der Vorklinik von zwei auf drei Monate zu erhöhen? Die amtliche Begründung sagt, der frühe Umgang mit den Patienten und der daraus folgende Einblick in grundlegende praktische Aspekte der Krankenversorgung erfordere eine Erweiterung des Krankenpflegedienstes auf drei Monate.

Welche Überlegung stand dahinter, trotz der ohnehin enormen Stofffülle im Medizinstudium, sowohl in der Vorklinik als auch in der Klinik je ein verpflichtendes Wahlfach einzuführen?

Für das Wahlfach im Ersten Abschnitt hat man keinen entsprechenden Kanon aufgestellt, da es keine Vorgabe gab, an die man sich hätte anlehnen können. Aus unserer Sicht ist es jedoch sinnvoll, dass auch dieses Wahlfach einen klaren Bezug zum Ausbildungsziel, also zur ärztlichen Tätigkeit, hat. Ziel war auch, über die Wahlfächer die Schwerpunkbildung der Hochschulen zu fördern. Es wurde in diesem Zusammenhang auch immer wieder betont, dass wir nicht mehr an allen Standorten dieselben Hochschulen mit derselben Struktur haben, sondern dass die eine Universität einen onkologischen Schwerpunkt hat, eine andere vielleicht einen chirurgischen und so weiter. Die Wahlfächer spiegeln das wider und es können Dinge angeboten werden, die hochschulspezifisch sind. In der Approbationsordnung ist festgeschrieben, dass der Krankenpflegedienst von insgesamt drei Monaten aufgeteilt werden kann in Blöcke von jeweils einem Monat. Eine entsprechende Regelung zur Zulässigkeit von Unterbrechungen bei den Famulaturen gibt es nicht.

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Die Famulatur ist im Prinzip schon durch die Approbationsordnung strukturell aufgeteilt, in der es heißt, ein Monat muss im ambulanten Bereich abgeleistet werden, zwei Monate im Krankenhaus und ein Monat wahlweise in beiden. Es wird ja auch immer von Monaten geredet, wenn auch nicht noch einmal deutlich herausgestellt worden ist, dass das auch ein Monat pro Stück sein soll. Viele Dinge hat man nicht ins Einzelne geregelt,

Lange her

Lange her

Vor knapp zwei Jahren, also 2006, führte Elisabeth Englram, die derzeit selbst ihr Examen bestreitet, das Gespräch mit Dr. Haage. Obwohl einige der Fragen und Antworten zeitlos sind und damit auch heute noch aktuell, zeigen sich stellenweise die Spuren der Zeit. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, das Interview in der Form, wie es 2006 veröffentlicht werden sollte, abzudrucken.

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Der Krankenpflegedienst wurde schon immer als eine Art Sozialisationselement genommen und auch im Zusammenhang mit der Studieneignung und Studienzulassung diskutiert. Der wichtige Punkt dabei ist, dass das Krankenpflegepraktikum als einziges Element des Medizinstudiums im Prinzip komplett vor Studienbeginn absolviert werden kann. In der amtlichen Begründung wird auch empfohlen, diese Möglichkeit zu nutzen und zumindest einen Monat schon vor Beginn des Studiums zu absolvieren. Man wollte erreichen, dass Interessenten am Medizinstudium bereits früh den Kontakt zur Praxis haben, Erfahrungen im Krankenhaus sammeln und sich über den Berufswunsch Klarheit verschaffen können. Und man hat den Krankenpflegedienst verlängert, um möglichst viel Erfahrung vor Ort zu haben, da die Zulassung über die ZVS alleine doch sehr starr nur über Abiturnote und Wartezeit geht.

Man wollte interessierten Studierenden die Möglichkeit geben, sich schon relativ früh mit einem Spezialgebiet zu befassen. Es wurde auch diskutiert, die beiden Wahlfächer gegebenenfalls schon für eine Arztspezialisierung zu nutzen. Entweder in Richtung auf Forschung in Form einer Promotion oder in Richtung auf eine spätere fachärztliche Weiterbildung. Die Anlage 3 zur Approbationsordnung, die nur beispielhaft und nicht abschließend ist, gibt Hinweise auf das Wahlfach im Zweiten Abschnitt, die dadurch zustande gekommen sind, dass man die fachärztlichen Weiterbildungsmöglichkeiten, die es zu diesem Zeitpunkt gab, einfach übernommen hat.


um auch ein bisschen Spielraum zu geben und dann wird man in einer nächsten Runde sehen müssen, in welche Richtung sich das entwickelt. Im Prinzip sind aber bei der Famulatur, in Anlehnung an den Krankenpflegedienst, Blöcke von je mindestens einem Monat vorgesehen, um eine gewisse Kontinuität in der Ausbildung zu gewährleisten. Thema Übergangsregeln: Vom Bund wurde in der Approbationsordnung vorgegeben, dass, wer im Oktober 2003 beispielsweise das Physikum nach alter Ordnung bestanden hatte, bis einschließlich zum ersten Staatsexamen noch nach alter, und danach nach neuer Approbationsordnung studieren sollte. Was hieß, die Ausbildung im Klinischen Studienabschnitt zwischen alter und neuer Ordnung zu zerreißen. Warum hat man das so gemacht? Das war eine lange und gerade nach Verabschiedung der Verordnung sehr heiß diskutierte Thematik. Der Kern der Übergangsregeln wurde ja schon 1997 ausformuliert und von keinem Sachverständigen je kritisch hinterfragt, so dass wir von Bundesseite aus auch nie das Bedürfnis hatten, das nochmal explizit zu überprüfen. Im Prinzip lautete die Frage: ab wann soll das neue Recht gelten?

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und anrechnen können. Denn wenn das Recht diese Mischfälle produziert, dann muss ich den Leuten auch helfen und kann nicht sagen, Ihr müsst nach altem Recht studieren und dann aber plötzlich neue Scheine haben. Das wäre ein Widerspruch. Deshalb hat man eine Formulierung in den § 43 ÄAppO eingebaut, die den Landesprüfungsämtern die Möglichkeit gibt, alte Scheine als Neu-Scheine anzuerkennen, so dass die Studierenden keinen Zeitverzug haben, wenn sie dann in die neue Staatsprüfung gehen. Auch dieser Bestandsschutz hat eine gewisse Grenze, so dass man gesagt hat, wer bis zu einem gewissen Zeitpunkt die nächste vor ihm liegende Prüfung nach altem Recht immer noch nicht abgelegt hat, der wird automatisch ins neue Recht überführt. Sonst hätte man letztlich wieder zwei Systeme, die relativ lange parallel laufen. Es gab dann allerdings einen Beschluss der Landesprüfungsämter, dass Leute, die zum Oktober 2003 beispielsweise ihr Physikum schon hatten, das erste Staatsexamen nach altem Recht nicht mehr schreiben müssen, sondern gleich nach neuem Recht studieren können, was dann von den Hochschulen auch gerne so angenommen wurde. Wie bewerten Sie diese Praxis? Die Landesprüfungsämter können natürlich ihre eigenen Entscheidungen treffen, was man machen muss und was nicht. Die Approbationsordnung bot beide Möglichkeiten. Sie bot die Möglichkeit, den ersten Abschnitt noch zu machen und danach relativ schnell in das neue Recht überführt zu werden; dann also auch einen Anspruch auf Veranstaltungen nach neuem Recht und entsprechend neue Leistungsnachweise zu haben. Und sie bot die Möglichkeit, sich bewusst gegen das Ablegen des ersten Staatsexamens zu entscheiden. Allerdings sah in diesem Fall die Approbationsordnung ein Studium nach altem Recht noch bis Oktober 2005 vor, so dass die Studenten auf die GoodWill-Option der Hochschulen angewiesen waren, die sagen, wir bieten diese Kurse schon vorher an und lassen Euch dafür auch zu.

Der Schnittpunkt war das Inkrafttreten der neuen Ordnung und dann musste man nach einem Anknüpfungspunkt suchen. Also hat man gesagt, der Anknüpfungspunkt soll der Studienfortschritt nach regulärem Studienverlauf unter alter Approbationsordnung sein. Der wird typischerweise gekennzeichnet durch die Prüfungen, also ärztliche Vorprüfung, erster, zweiter und dritter Abschnitt der ärztlichen Prüfung nach altem Recht. Darauf baut der § 43 ÄAppO, also die Übergangsregel auf, die besagt: wer einen bestimmten Studienstand nach altem Recht bereits erreicht hat, für den Welche Vorgaben hat der Bund bezüglich des neuen gilt eine Übergangsregel, ein Staatsexamens gegeben? Zeitfenster, bis zu dem er die Der Vorschlag der Bund-Länder-Arbeitsnächste vor ihm liegende Prügruppe war zunächst, die alte Prüfungsfung noch nach altem Recht struktur zu belassen. Das ist aber auf Kritik ablegen kann. Das ist eine gestoßen, insbesondere bei den Fakultäten, ganz typische Fallkonstelladie gesagt haben, wir wollen Lehre und tion. Man kann Studierende, Prüfung wieder zusammenführen. Wir die noch nach altem Recht ihr wollten auch der Kritik von studentischer Studium aufgenommen haben, Dr. Heinz Haage war eine der vielen Personen, die an der Seite Rechnung tragen, die bemängelte, Ausarbeitung der Approbationsordnung beteiligt waren. nicht überfallen und von heute dass durch die vielen Prüfungsfragen im auf morgen mit einer neuen schriftlichen Bereich auch Fragen gestellt werden, die relativ fern Rechtslage konfrontieren, sondern man gibt eigentlich immer der Praxis sind. Man bezeichnete das als sogenannte „Kolibrieinen gewissen Bestandsschutz. Man kann diesen Bestandsschutz Fragen“. Nach längerer Diskussion haben wir uns dann darauf relativ umfassend gestalten, indem man sagt, wer nach altem Recht geeinigt, dass wir den ehemals zweiten Abschnitt der ärztlichen angefangen hat, der studiert auch nach altem Recht zu Ende. Oder, Prüfung freigeben und in die Verantwortung der Hochschulen was sehr oft der Fall ist, man macht eine dynamische Regelung, geben, weil diese so großen Wert darauf legen, selbst zu prüfen. um das alte Recht nicht noch so lange fortführen zu müssen. Der Staat zieht sich nur noch auf eine Abschlussprüfung zurück. Das war vor allem die Meinung der Hochschulen, die ganz veEine logische Konsequenz daraus ist, dass diese Staatsprüfung hement darauf gedrängt haben, die Übergangsphase relativ kurz am Ende des Studiums dann schriftlich, mündlich und praktisch zu halten, auch mit dem Argument, nicht über lange Zeit zwei sein muss, da der bisherige zweite Abschnitt der ärztlichen Prükomplett unterschiedliche Studiensysteme anbieten zu müssen. fung nunmehr in die Regie der Hochschulen fällt. Es war relativ Also hat man sich für die dynamische Variante entschieden und schnell klar, dass es keinen Sinn macht, im schriftlichen Teil der führt die Studierenden vom alten ins neue Recht über. So kommt Prüfung den Inhalt des ehemaligen zweiten Abschnitts, also 580 es dann allerdings zu Mischfällen, also zu Studierenden, die Fragen, einfach um ein Jahr nach hinten zu verschieben und dann dann, wenn sie in die neue Staatsprüfung gehen, noch einen Teil nach dem PJ zu prüfen. Denn diese Prüfung soll ja nicht zweimal nach altem Recht studiert haben mit den entsprechenden alten gemacht werden, einmal von den Hochschulen vor dem PJ und Leistungsnachweisen. Diese Scheinproblematik hat man gesehen einmal vom Staat nach dem PJ. Stattdessen ist man zu der Lösung und den Ländern einen relativ breiten Entscheidungsspielraum gekommen, eine fallbezogene Prüfung einzuführen. Die soll ja gegeben, wonach sie alte Leistungsnachweise als neu anerkennen nicht nur das Komplett-Wissen, das man von einem angehenden


Arzt erwarten kann, berücksichtigen, sondern soll insbesondere die Kenntnisse, die ein Studierender während des PJ’s gesammelt hat, also die praktischen Kenntnisse und Fertigkeiten, mit abprüfen. Dann hat man diskutiert, wie man das macht. Hat internationale Prüfungsmodelle und Entwicklungen mit einbezogen und sich dann für die Lösung der sogenannten Fallstudien entschieden. Das hat seinen Niederschlag gefunden im § 29 ÄAppO, der sich zur schriftlichen Prüfung äußert und in dem es heißt, Prüfungsgegenstand sollen insbesondere die berufspraktischen Anforderungen an den Arzt sein, die wichtigsten Krankheitsbilder und das unter fächerübergreifender und problemorientierter Fragestellung. Es wurden auch Gespräche mit dem IMPP geführt, das sich relativ früh mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat und das jetzt dabei ist, diese neue Prüfungsform zu entwickeln. Es geht also explizit nicht darum, jedes einzelne klinische Fach in die Tiefe zu prüfen? Nein. Die Fächer und Querschnittsbereiche werden durch die Hochschulen abgeprüft mit benoteten Leistungsnachweisen. Das ist der Ersatz für den bisherigen zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung. Die Prüfung der Fächer ist damit abgeschlossen. Mit der Staatsprüfung wollen wir letztlich die berufspraktische Kompetenz des Arztes prüfen. Die Fragen sollen einer Fallgestaltung folgen, die sukzessive mit weiteren Informationen angereichert werden. Der Prüfling erhält im Verlauf also zusätzlich bestimmte diagnostische Maßnahmen und deren Ergebnisse und kann den Fall im besten Sinne wie im wirklichen Leben durchlaufen. So hat man sich die Ausgestaltung dieses schriftlichen Prüfungsteils gedacht. Es wurde sogar diskutiert, vom Multiple-Choice-System abzukommen und eine frei formulierte Prüfung zu gestalten. Dafür sprechen sicher auch gute Gründe. Man hat dann aber letztlich davon abgesehen, weil es bei der hohen Anzahl von Studierenden, die an einer solchen Prüfung teilnehmen, nicht möglich ist, das in der gebotenen Gründlichkeit und Fairness auszuwerten. Der Zeitanteil pro Frage wurde allerdings erhöht, was einerseits damit zusammenhängt, dass man den Fall zunächst einmal aufnehmen muss, also eine längere Lesezeit hat. Zum anderen braucht man dann aber auch

mehr Zeit, um den Fall sozusagen einzusortieren und die Fragen im Kontext aller Informationen, die man über diesen speziellen Verlauf hat, zu beantworten. Alles, was die neue Approbationsordnung an Reforminhalt hat, das soll sich auch in der Prüfung widerspiegeln, insofern hoffen wir natürlich, dass auch die mündlich-praktischen Prüfungen diese Reformphilosophie mitnehmen und abbilden. Wie verlief die Kommunikation und Kooperation zwischen den einzelnen Beteiligten im Vorfeld der neuen Approbationsordnung? Die war sehr umfangreich, gerade bei dieser Reform. Im Grunde geht das zurück bis auf die 7. Änderungsnovelle der alten Approbationsordnung Ende der 80er Jahre. Man hat dort schon Maßnahmen ergriffen, aber in der Begründung festgestellt, dass das nur ein erster Schritt sein kann und wir eine grundlegende Reform des Medizinstudiums brauchen. In der Folge hat man eine relativ große Arbeitsgruppe eingerichtet, an der mehr als 40 Personen beteiligt waren, die sich über ein Jahr beraten und erste Elemente der Reform ausgearbeitet hat. Es gab weiterführende Diskussionen zu diesen Ergebnissen. Dann hat natürlich auch der Bund erste Arbeitsentwürfe vorgelegt, die diskutiert worden sind. Und man hat später noch eine sogenannte Bund-Länder-Arbeitsgruppe einberufen. Es gibt die AOLG, die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden, mit einem Berufeausschuss. Die treffen sich regelmäßig und hierüber läuft speziell die allgemeine Konsultation zwischen Bund und Ländern. So wurden auch landesspezifische Dinge ausreichend eingebracht. Das ist ganz wichtig, weil wir bei der Approbationsordnung immer auch die Zustimmung des Bundesrates brauchen. In der Schlussrunde, die sich inhaltlich mit der neuen Approbationsordnung befasst hat, war dann der Fakultätentag vertreten, die Bundesärztekammer, die einzelnen Fachverbände und auch die Studierendenschaft. Insofern waren auch alle Betroffenen beteiligt, so dass man über einen relativ langen Zeitraum in den neunziger Jahren die Dinge sehr umfassend und gründlich diskutiert hat.

Neues Buch – gutes Buch? H. Haage

Das neue Medizinstudium Medizinisches Ausbildungsrecht

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Erstauflage 2003 320 Seiten Shaker Verlag (s www.shaker.de) ISBN: 978-3-8322-1161-5 EUR 45,80

Warum die Approbationsordnung so ist, wie sie ist...

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unschätzbares Hintergrundwissen, das eine sachlich fundierte Diskussion [erst] ermöglicht. Wie oft ärgert man sich schließlich über gewisse Paragrafen, ohne sie wirklich zu verstehen - und schon gar nicht, welche Daseinsberechtigung sie haben. Aber das Buch ist auch keine Verteidigungsschrift. Es liefert einfach Fakten und hält sich in Bewertungen zurück. Wer also gerne mitreden möchte oder sich einfach nur mehr Information zur neuen Approbationsordnung wünscht, wird mit dem Buch bestens bedient. Sylvère Störmann

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Die neue Approbationsordnung hat vieles verändert. Und oft fragt man sich als Student, was man sich wohl dabei gedacht hat. Das Buch „Das neue Medizinstudium“ von Heinz Haage -im Bundesministerium für Gesundheit tätig und Mitverfasser der Approbationsordnung- erläutert Schritt für Schritt und sehr umfassend, was es mit den einzelnen Paragrafen auf sich hat. Trotz des juristischen Backgrounds liest sich der Text recht flüssig und bringt ob der vielleicht drögen Materie etwas Spannung mit sich. Schließlich kann man bei der Lektüre so manche Debatte und Diskussion herauslesen, die bei der Erstellung des neuen Gesetzestextes angefallen ist; und letztlich auch ihren Verlauf. Gerade dadurch bietet das Buch


Die neue Approbationsordnung hat im Gegensatz zur alten Regelung als Ausbildungsziel explizit den Arzt. Mit dieser Argumentation kann dann auch auf die AiP-Phase verzichtet werden. Der AiP wurde aber schon 2004 abgeschafft. Die Studenten, die jetzt jedoch fertig werden, haben ihr Studium noch komplett nach alter AO absolviert, sie unterscheiden sich also in nichts von den Ärzten, die vor 20 Jahren fertig wurden und die mussten alle in’s AiP. Wie begründen Sie das?

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Dazu muss man sagen, dass die Frage nach einer Praxisphase nach Abschluss des eigentlichen Studiums einer gewissen Wellenbewegung unterzogen ist. Wir hatten früher eine Medizinalassistentenzeit, die ähnlich ausgestaltet war wie das AiP. Für einen bestimmten Zeitkorridor in den 80er Jahren hatten wir dieselbe Situation wie heute, nämlich die volle Approbation direkt nach Abschluss des Studiums. Dann hat man den AiP eingeführt, den man 2004 wieder abgeschafft hat. Insofern ist das keine philosophische Grundsatzfrage, sondern eine Frage der aktuellen Entwicklung und des Bedarfs. Die Stichtagslösung zur Abschaffung des AiP’s war umstritten, der Bund hatte zunächst vorgesehen, das mit einer Übergangsfrist zu machen. Wir hatten dann aber in einer Anhörung im Bundestag eine ganz eindeutige und unwidersprochene Aussage der Verbände, die damals gesagt haben, sie haben über 3000 offene Stellen an deutschen Krankenhäusern, so dass im Prinzip gar kein Übergangsproblem entsteht, dass man im Prinzip die Leute direkt abnehmen kann. Man hat sich gefragt, ob die Ärztinnen und Ärzte überhaupt ausreichend qualifiziert sind und hat sich dann überlegt, dass der typische Werdegang eines im kurativen Berufsfeld tätigen Arztes praktisch immer eine Weiterbildung beinhaltet. Für die Niederlassung ist die Weiterbildung gesetzlich vorgeschrieben, im Krankenhausbereich ist der Facharztstandard etabliert über die Rechtssprechung. Die alte AiP-Struktur war in dieser Hinsicht ein Zwitter. Sie war zunächst Ausbildung, die 1 ½ Jahre wurden aber in aller Regel vollständig auf die Weiterbildung angerechnet, so dass man sagen muss, man hatte früher 6 Jahre Studium und 5 Jahre Weiterbildung, wie das für die meisten Fächer der Fall ist, und man hat heute 6 Jahre Studium und 5 Jahre Weiterbildung. Der Unterschied liegt darin, dass man heute schon nach 6 Jahren die Approbation hat. Das hat erhebliche Vorteile und das ist auch ganz bewusst so gesehen worden. Der Hauptvorteil ist die finanzielle Seite. Das war eine ganz bewusste Maßnahme schon im Hinblick auf den sich abzeichnenden zumindest regionalen Ärztemangel. Denn man hatte die Befürchtung, dass viele Studienabsolventen bei besserer Bezahlung und voller Approbation zunächst in’s Ausland gehen und nicht alle nach 1 1/2 Jahren wieder zurückkehren, um sich ihre Auslandstätigkeit als AiP-Zeit anrechnen zu lassen und weiter in Deutschland zu arbeiten.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Wie hat sich das Feed-Back zur neuen Approbationsordnung in den letzten Jahren geändert? Am Anfang wird natürlich viel diskutiert. Das ist aber praktisch immer so, wenn man neues Recht hat. Uns hat ja auch überrascht, wieviele Studierende gerade wegen dem Prüfungsrecht mit großer Vehemenz Kritik geübt haben. Die Studierendenschaft war ja beteiligt, sie hat diese Prüfungsregeln ’97 mit verabschiedet im Konsens. Die lagen dann sozusagen zu jedermanns Kenntnisnahme als offizielle Bunderatsdrucksache insgesamt fast fünf Jahre auf Halde bei den Ländern und wurden dann ja auch im Juli ’02 verabschiedet. Ich muss aber auch sagen, dass diese Kritik sehr schnell wieder abgeflaut ist und wir hier heute überhaupt keinen Problembereich mehr sehen. Mit der Abschaffung des AiP haben wir ja auch das PJ um zwei Monate vorverlagert, um die letzten

zwei Monate als Prüfungsvorbereitungszeit den Studierenden an die Hand zu geben. Da gab es anfangs wirklich hochgehende Wellen, aber nach ersten Klärungen auch durch die Landesprüfungsämter, vielleicht auch einfach durch einen kontinuierlichen Informationsfluss, sind die Dinge eigentlich problemlos gelaufen. Auch bei der Abschaffung der AiP-Phase mit Stichtagsregelung gab es teilweise Horrorszenarien, die Leute würden schlimmstenfalls monatelang ohne Approbation dastehen. Wir haben hier relativ früh die Länder eingeschaltet und sie gebeten, Vorsorge zu treffen, da zum Stichtag sehr viele sehr schnell ihre Approbation wollen. Die Länder haben dann auch reagiert, haben die Betroffenen informiert, die Anträge rechtzeitig zu stellen. Wir haben auch gesagt, wenn es zu absehbaren Engpässen kommen sollte, dann muss auch die Verwaltung ausnahmsweise Maßnahmen ergreifen, z. B. einen 24-Stunden-Notdienst, um für alle, die ab dem 1. Tag ihre Approbation brauchen, diese dann auch bereitstellen zu können. Auch da bekamen wir im Prinzip mit Inkrafttreten keinerlei Rückmeldung von Vollzugsseite oder von Betroffenenseite, die uns zu irgendwelcher Sorge Anlass bot. Das macht einen zufrieden, dass man sagen kann, man hat die Dinge doch so angelegt, dass sie auch umsetzbar sind, ohne dass es zu großen Problemen kommt. Der letzte Punkt wird sicherlich die neue Staatsprüfung sein, die im Herbst 2006 zum ersten Mal geschrieben wird und da hoffe ich auch, dass das relativ problemlos über die Bühne geht, so dass man am Ende sagen kann, man hat die Reform mit Erfolg umgesetzt. So wie nicht nur das Bundesministerium am Zustandekommen der Verordnung beteiligt ist, sondern auf eine breite Beteiligung der Sachverständigen und Betroffenen baut, so ist das auch bei der Umsetzung. Eine gelungene Umsetzung ist ein Erfolg aller, die an so einem großen Projekt mitgewirkt haben. Wenn Sie die Approbationsordnung nochmal ändern müssten – was würden Sie besser machen? Das ist schwierig, weil wir letztlich noch relativ wenig Rücklauf über die Kritikpunkte haben. Es gibt immer Ansprüche, die bei einer Reform nicht befriedigt worden sind, denn letztlich geht es ja z. B. auch um Lehrstühle, wenn man über die Fächer diskutiert. Besser machen könnte man im Nachhinein gesehen die Kommunikation. Wobei man sich hier fragen muss, ob die Kommunikation wirklich ureigenste Sache des Bundes ist. Ich denke, da könnten sich die Länder und auch gerade die Prüfungsämter mehr engagieren, denn da gab es doch sehr viele Unklarheiten. Die Landesprüfungsämter müssten sich vielleicht noch ein bisschen besser abstimmen mit den Fakultäten. Das ist aber nur eine Empfehlung, die ich als Außenstehender hier geben kann. Intern denke ich, haben wir insofern alles richtig gemacht, als dass wir alle Beteiligten an einem Tisch hatten. Und deshalb würd’ ich sagen, wenn man eine Novelle hat, wird man in der gleichen Weise verfahren, dass man sich den Sachverstand vor Ort holt, die jetzt mit dieser neuen Approbationsordnung Erfahrung gemacht haben: Die Studierenden, die Hochschullehrer, die Landesprüfungsämter. Und dann überlegt man, wo sind möglicherweise Stellen, die man besser machen könnte und versucht, einen vernünftigen Kompromiss zu finden.

Ständiger Begleiter auf dem Weg zum Arzt: Die Approbationsordnung für Ärzte


Ausgebrannt

von Sigrid Barth

Angst, Panik, psychische und physische Antriebsschwäche, Erschöpfung, vermeintliche Ausweglosigkeit, Tinnitus, Schlafstörungen, Drehschwindel, Immunschwäche... Alles Symptome einer Krankheit, einer relativ jungen Krankheit.

1973 verwendete Freudenberger erstmals den Begriff „Burnout“ für eine Ansammlung von Anzeichen, die damals wie heute besonders häufig in Berufen auftraten, die mit Menschen zu tun hatten, wie z.B. Krankenpfleger, Ärzte, Lehrer. Aber warum? Wie kommt es zum Zusammenbruch von Menschen, die es eigentlich „gut haben“; die ein perfektes Familienoder Studentenleben führen, mit allem, was dazu gehört? Ja, die eigentlich fast schon eine Verpflichtung dazu haben, glücklich zu sein, bei allem, was sie erreichen und in den Schoß gelegt bekommen. Dabei geht es fast jedem von uns so, dass er sich ab und zu mal ausgebrannt fühlt, manchmal macht auch der beste Freund oder ein Bekannter „schlapp“. Dabei denkt doch jeder, dass er überhaupt keinen Grund dazu hat. Hohe Anforderungen, ständige Aufmerksamkeit, großes persönliches Engagement - das eigene Wunschbild und die Realität, deren Unterschied in der eigenen Vorstellung zwar klein ist, klaffen in Wirklichkeit weit auseinander. Dies sind nur einige der Auslöser. Dann muss das Ganze nur noch mit ein paar Eigenschaften gemischt werden, die die meisten schon in diese Berufe mitbringen- und schon hat man einen schleichenden Zusammenbruch. Prädestinierend sind der Ehrgeiz, einfach immer der Beste zu sein. Aber auch Perfektionsstreben, schließlich können Fehler verheerend sein. Aufopferung ist meist auch noch mit im Spiel. Gepaart mit Ängstlichkeit und mangelnder Selbstachtung ist die gefährliche Mischung perfekt.

Der Ablauf der Krankheit Der Ablauf der Krankheit ist oft ähnlich oder, besser gesagt, es gibt einige Stadien, die von vielen unglücklichen Betroffenen durchlaufen werden. Dabei treten die Symptome aber äußerst variabel und oft auch unbemerkt auf: Es beginnt mit Warnsymptomen: der Labormensch wird auf einmal zur Laborratte, die ganze Nächte freiwillig durcharbeitet, ohne Rücksicht auf (persönliche) Verluste. Der Deutschlehrer, der doch immer ganz lustig war, wird immer langweiliger, ist ständig müde und immer schlecht gelaunt. Schließlich kann der Abteilungsleiter auf einmal nicht mehr stillsitzen und huscht nur noch von einer Sitzung zur nächsten und zur übernächsten...

Dadurch fühlen sich die Betroffenen einsamer und verlieren auch ihr letztes Interesse gegenüber dem Rest der Welt.

Und wer kennt keine Verwandten, Bekannten, Freunde, auf die nicht zumindest einige der oben genannten Beispiele zutreffen? Warum brennen immer mehr Menschen aus? Was ist anders in einer Zeit, in der doch alles besser ist? Es gibt hunderte von Theorien (beispielsweise von Freudenberger, Lauderdale, Edelwich und Malsach) und Tipps, auch gute Ratschläge zur Vermeidung von „Stressoren“ sind nicht selten. Freunde reden von Auszeit, von Pausen gönnen, das Leben genießen und verfallen reihenweise Frustration, Alltag und Arbeit. Die Eltern wollen in der Rente endlich richtig entspannen und schuften dann doch bis zum Umfallen. Schuld daran sind aber nicht nur persönliche Ursachen oder der Arbeitsplatz, sondern oft trägt auch der Wandel der gesellschaftlichen und sozialen Struktur ihren Teil dazu bei. Der Rückhalt durch Familie und Kirche verliert mehr und mehr an Bedeutung. Häufig ist die Alternative selbstvergessende Arbeit und Karriere, bei der es dann keine Rolle mehr spielt, wie viele Wochenenden man nacheinander durcharbeitet. Die ständige Forderung nach Flexibilität und Mobilität bedrohen die persönliche stabile Umgebung. Der Beginn eines neuen Lebens ist anstrengend, der von mehreren noch viel mehr. Die wachsende Komplexität, oft keine scharf umrissenen Aufgaben, Selbstständigkeit und ständige Aufmerksamkeit können schon mal überfordern. Zu oft ist der Einzelne nur auf sich gestellt und muss alleine klar kommen. Aber nicht selten ist das auch gewollt, denn man muss sich ja selbst verwirklichen, was aus seinem Leben machen, seine Ziele erreichen. Welche StudentIn will nicht Karriere, Familie, Freunde und Selbstverwirklichung unter einen Hut bekommen?

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All diese „neuen“ Anforderungen sind unsere ständigen Begleiter und führen irgendwann zu über 130 Anzeichen- von „Burnout“. Der souveräne Oberarzt weint sich die Seele aus dem Leib, die toughe Krankenschwester flieht vor ihrer Verantwortung, der Sozialarbeiter verweigert jeglichen sozialen Kontakt. So schleichen sich also in eine Gesellschaft mit einmalig gutem Gesundheitssystem, wunderbar funktionierender, ausgeglichener Sozialstruktur und florierender Wirtschaft (zumindest laut einigen Politikern) langsam immer mehr kleine Zusammenbrüche unentbehrlicher Menschen ein.

Dennoch verstehen viele einfach nicht, warum auf einmal Dr. Schmidt, der Oberarzt auf Station 12 mit dem scheinbar perfekten Leben es vorzieht, Kühe auf einer Ranch in Kanada zu melken.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Die nächste Phase wird d a n n schon offensichtl i c h e r. Freunde werden vernachlässigt oder ignoriert und die eigene Person tritt immer stärker in den Vordergrund. Plötzlich sind die Treffen mit der besten Freundin aus der Schulzeit nur noch eine lästige Angewohnheit.

Das alles endet dann in persönlicher Verzweiflung und einer Fülle körperlicher Beschwerden, nicht selten auch Suizidgefährdung.


Wenn Prüfungen Angst machen

von Elisabeth Englram

Es gibt Prüfungen, die sind so berüchtigt, dass sich das halbe Semester davor fürchtet. Biochemie z. B. oder Mikrobiologie. Was aber, wenn aus einer gewissen Nervosität, die jeder von uns vor einer Prüfung kennt, eine richtige Angst wird? Wenn ein Multiple-Choice-Antwortbogen soviel Angst macht, dass der Bleistift das richtige Kästchen nicht finden will, wenn man ratlos vor seinem Simulationspatienten sitzt und vor dem prüfenden Arzt im weißen Kittel am liebsten davonrennen möchte? Und das, obwohl man selber Arzt werden will, gut gelernt und in der Famulatur zig Anamnesegespräche geführt hat? Dann könnte es sich um Prüfungsangst handeln. Gut, dass man dagegen etwas tun kann. Geld zusammengetragen und hofft, dass er – Mann, Frau – hier ein Studium beendet. Der steht unter einem wahnsinnigen Druck. Das Studium muss möglichst schnell mit möglichst guten Leistungen Psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studentenwerks München. ohne irgendein Prüfungsdefizit beendet werden. Dass dieser Druck, wenn nochmal eine sprachliche Schwierigkeit dazukommt, dann Wie hoch ist der Anteil von Studenten mit Prüfungsangst unter allen Leuten, die unerträglich wird, und manchmal einfach zu einem Zusammenbei Ihnen in die Beratung kommen? bruch führt, zu einem Versagen, ist, glaub’ ich, nachvollziehbar. Man muss aber dann schon genau schauen, warum hat z. B. dieDr. Breit: Das schwankt immer mal, vielleicht zwischen 10 und ser Student Prüfungsangst? Da ist es dann ganz interessant, in 20 Prozent der Studenten und Studentinnen. den Gesprächen herauszufinden, dass das Prüfungsversagen in Allgemein kommen ja mehr Frauen als Männer. Frauen sind, das diesem ganz speziellen Fall z. B. auch als eine Opposition gegen ist meine Erfahrung, mehr bereit, über ihre psychischen Schwieeinen überstarken, übergroßen Vater aufgefasst werden kann, rigkeiten zu reden und sehen das als Problem, das gelöst werden der sagt: „Du gehst nach Deutschland und Du wirst der große muss. Männer harren etwas länger aus, versuchen, das mit Pillen Wissenschaftler und Du studierst Medizin.“ Also ist oder anderen Möglichkeiten irgendwie in den es eigentlich etwas ganz Wichtiges, dass der Griff zu bekommen. Aber sie finden dann Sohn sich auflehnt und sagt, ich will aber natürlich auch den Weg zu uns. meinen eigenen Weg gehen und dann „Ängste, die sich als Prüfungsangst in so einer Schwellensituation wie bei Welche Prüfungen machen besonders Angst? manifestieren, sind (...) zum großen Teil Ängste, die einer Prüfung, in so einer BewährungsDas können schon ganz kleine situation, sagt, ich verweigere mich von ungelösten Konflikten herrühren. “ Prüfungen sein. Das ist nicht festgelegt jetzt. Das ist unbewusst. Das erfordert auf irgendeine Bedeutung oder Größe der eine gewisse Anzahl von Gesprächen, bis so Prüfung. Auch eine Führerscheinprüfung kann etwas in die Bewusstheit reinschimmert und dann schon Prüfungsängste machen. vielleicht auch eine Therapie, um das durchzuarbeiten.

Ein Gespräch mit Dr. Breit,

Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, in der Psychosozialen und

Hängt das auch von der Prüfungsart ab, machen mündliche Prüfungen mehr Ängste als schriftliche?

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Nein. Das hängt überhaupt nicht von der Art der Prüfung ab, sondern eher von der psychischen Konstitution der Einzelnen oder des Einzelnen.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Gibt’s einen „Klassiker“, also gibt’s eine Konstellation, einen Typus von Mensch oder von Student, die besonders anfällig sind für Prüfungsängste? Ich drück’ mich jetzt ganz vorsichtig und sehr allgemein aus: Jeder, der vielleicht einen Konflikt hat, der nicht bewältigt worden ist - sehr oft sind’s Autonomie-/ Abhängigkeitskonflikte mit den Eltern – ist anfälliger für Prüfungsängste. Es kommt auch darauf an, inwieweit jemand wirklich studiert, was er studieren will. Das ist ja auch etwas ganz Wichtiges. Tut man das nicht, dann können in so einer Situation, in der wirklich ganz klar gefragt wird: „Kannst Du das?“, manchmal ganz heftige Ängste auftreten. Die Ängste, die sich als Prüfungsangst manifestieren, sind also zum großen Teil Ängste, die von ungelösten Konflikten herrühren. Ich geb’ Ihnen dafür ein Beispiel: ein ausländischer Student, der irgendwo aus einem Entwicklungsland kommt, Schwarzafrika, die ganze Familie hat das

Ängste, die also nichts mit der Prüfung an sich zu tun haben? Ja. Die eigentlich mit der Prüfung selbst gar nichts zu tun haben. Wir müssen natürlich auch noch mal die Prüfungsangst von der reinen Signalangst unterscheiden. Wenn ich in eine Prüfung gehe mit hohem Risiko, wenn ich nichts gelernt habe, dann finde ich die Angst vor der Prüfung sehr berechtigt. Das ist ganz klar. Das meine ich aber nicht. In unserem Sinne ist das nicht eine Prüfungsangst, sondern eine ganz normale Angst. Aber teilweise sind die Studenten sehr gut vorbereitet. Manchmal kann jedoch die drohende Nähe einer Prüfung auch eine heftige Arbeitsstörung verursachen. Genau eben dann, wenn ein lange in der Latenz gehaltener Konflikt angestoßen wird. Ich weiß, in einem halben Jahr hab’ ich eine Prüfung, jetzt muss ich anfangen, zu arbeiten. Plötzlich tauchen als erste Vorboten einer Prüfungsangst Arbeitsstörungen auf. Gibt’s eine „klassische“ Situation, wann jemand mit Prüfungsangst zur Beratung kommt? Das ist sehr unterschiedlich. Manche kommen wirklich erst, wenn die zweite Prüfung in den Sand gesetzt ist und wenn jetzt die letzte ansteht, wenn schon Panik aus der Prüfungsangst geworden ist. Und manche kommen, weil sie vielleicht merken, ich hab’ da jetzt Schwierigkeiten, in einem halben Jahr steht eine Prüfung an, der Stoff türmt sich wie ein riesiger Berg auf und ich schaff’ das gar nicht. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, alle kommen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Das ist ganz gleichmäßig verteilt.


Vielleicht haben manche auch die Erfahrung mit dem Abitur gemacht. Das ist ja auch so eine Schwellensituation, wo es dann von der Schule ins Studium geht. Das macht natürlich Angst, weil ich noch nicht weiß, studier’ ich das Richtige, krieg’ ich an der richtigen Uni einen Studienplatz? Da muss man schon relativ gut ausgerüstet sein. Stellen Sie sich vor, jemand kommt vom Land und soll plötzlich hier in München studieren, ist erstmal ganz alleine hier. Das ist schon für sich eine Situation, die nicht so ganz einfach zu bewältigen ist. Und wenn jemand aus anderen Gründen schon vorher ängstlich ausgestattet ist, dann kann so was natürlich besonders stark hervorkommen. Und wenn dann noch mal der Druck einer Eingangsprüfung dazukommt, das gibt es ja auch in bestimmten Fächern, dann kann das manchmal ganz manifest werden. Neben der Angst, eine Prüfung nicht zu bestehen, zu versagen, gibt es auch die, auf den ersten Blick weniger verständliche, Angst vor dem Bestehen einer Prüfung. Wie ist das zu verstehen? Das ist nichts Bewusstes. Gerade, wenn es um eine Abschlussprüfung geht. Die meisten Studenten sagen, ich möchte das fertig machen. Auch wenn ich vielleicht dann in einem Beruf arbeiten werde, in dem es schwierig ist, einen Job zu bekommen, aber dann habe ich meinen Abschluss. Denn ohne einen Abschluss irgendwo hinzugehen und zu sagen, ich habe das und das studiert, das hilft gar nix. Die fragen alle sofort, haben Sie ein Diplom, haben Sie einen Magister, haben Sie ein Examen? Ist ganz klar. Aber ich denke, dass manchen Studenten, dieser Schritt, sich dann plötzlich den Realitäten im Arbeitsleben zu stellen, soviel Angst macht, dass diese Angst sich ausdrücken kann in einer Prüfungsangst. Einer Prüfungsangst, die schon verhindert, dass ich genau diese letzte entscheidende Prüfung mache, die erst ermöglichen würde, in die Realität zu kommen, einen Beruf zu ergreifen.

Das ist eine Schwellenangst und dann verharre ich dort, dann bleibe ich da stehen. Und manche bleiben auch länger davor stehen. Weil es nicht so ganz klar ist, dass es wirklich diese Angst ist vor dem: was kommt danach? Ich spüre nur vage Ängste und es ist ja schon so, wenn man Angst spürt, dass man sagt, oh Gott, Angst, ich mach’ was anderes, lenk’ mich ab oder schau’ woanders hin. Es gibt ja auch eine Angst vor der Angst. Das ist eine Schwelle und die will man nicht überschreiten. Nicht bewusst. Erst in mehreren Gesprächen kriegt man dann raus, dass da doch was im Hintergrund ist. Man kann sich der Angst nur ganz langsam annähern, ganz behutsam, freundlich, die Angst ernst nehmend. Mit welchem Symptom oder mit welchen Problemen kommen die Studenten am häufigsten in die Beratung? Die kommen richtig mit den physiologischen Symptome einer Angst. Nasse Hände, Herzrasen, trockener Mund, ich kann nicht mehr denken; so richtig, wie es ist, wenn ich Angst habe. Der Körper macht ja keinen Unterschied, ob Sie Angst vor der dunklen Nacht haben, vor dem engen U-Bahn-Schacht oder vor der Prüfung. Sie reagieren ängstlich und spüren die Symptome der Angst in Ihrem Körper. Was dann natürlich auch zu Denkhemmungen führt und zu Fluchtreaktionen. Wie gehen Sie das dann an? Wenn jemand kommt und sagt, ich habe Prüfungsangst und Sie vermuten dahinter einen tiefer liegenden Konflikt, wie gehen Sie da vor? Das ist sehr unterschiedlich. Wir setzen den Rahmen, wir sagen, wir haben bis zu fünf Gespräche Zeit, in denen wir versuchen können, herauszufinden, ob es eventuell Auslöser gibt für diese Ängste vor der Prüfung. Es hängt dann schon sehr auch von dem Studenten oder der Studentin ab, inwieweit jemand bereit

Professor Becker

Professor Becker

Lernen. Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auf mündliche Prüfungen anders zu lernen als auf schriftiche? Wenn ja, wie? Was sollte man beim Lernen beachten? Wie sehr sollte man sich auf Protokolle oder ähnliches verlassen? In den schriftlichen Prüfungen werden häufig punktuelle Fakten abgefragt. Mir ist in der mündlichen Prüfung die zusammenhängende Sicht wichtig. Hat der Student verstanden, was sie/er gelernt hat? Ich selbst kenne keine Protokolle und habe noch nie in die ‚Schwarze Reihe‘ geschaut. Verlassen würde ich mich darauf nie. Ich selbst nehme mir für jede Prüfungsrunde vor, ein neues Themengebiet zu erfragen.

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Vorbereitung. Vorstellen beim Prüfer, oder nicht? E-Mail schreiben, anrufen? Oder die Prüfung abwarten? Bei der großen Zahl der Prüflinge verliert die persönliche Vorstellung aus der Sicht der Prüfer etwas von ihrer Bedeutung. Ich glaube aber, dass es den Studenten hilft, vorab zu sehen, mit wem sie es zu tun haben werden. Tipp: für den Prüfer ist es angenehm, wenn sich alle Prüflinge eines Termins gemeinsam vorstellen. Die Laune sinkt, wenn man jedem einzelnen alles erklären muss. Kleidung. Bei mündlichen Prüfungen ist oft der erste Eindruck nicht ganz unwichtig. Legen Sie Wert auf bestimmte Kleidung? Gibt es etwas, was in puncto Dresscode absolut unerlässlich ist, oder etwas, was absolut zu vermeiden ist? Ich ermutige alle Prüflinge, bequem zu erscheinen und z.B. auf Anzug und Krawatte zu verzichten. Bei mir zählt nur die Leistung. Versuche, Unsicherheiten mit Formalitäten zu überspielen, scheitern. Auch die Prüfer kleiden sich zunehmend leger. Umgangsformen, auch heute noch wichtig? Spielt es eine Rolle, wen ich zuerst begrüße? Welcher Fauxpas ist als Student unverzeihlich? Ich verzeihe alles, wenn die Leistung stimmt. Sprache und Atmosphäre. Kann ich mein Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken? Ist Umgangssprache bei Prüfungen tabu? Sind Abkürzungen erlaubt? Lockere Kommentare fordern zum Nachfragen heraus. Umgangssprache zeigt, dass man die Fachsprache nicht beherrscht. Ich lasse mir im allgemeinen die Bedeutung aller Abkürzungen erklären. Wehe, wenn dann nichts kommt!

Es gibt Prüfer, die sehr empfindlich reagieren, wenn eine Frage nicht beantwortet wird, sondern dafür andere Informationen im Umfeld gebracht werden. Andere nehmen auch diese wohlwollend zur Kenntnis. Grundsätzlich ist es wohl so, dass für sehr gute Noten die Fragen sehr präzise beantwortet werden müssen. Mitprüflinge. Wird eine Gruppe immer als solche wahrgenommen? Kann der schlechte Eindruck meines Mitprüflings auf mich abfärben? Grundsätzlich sollte natürlich jede einzelne Leistung unabhängig von allen anderen Leistungen bewertet werden und die meisten Prüfer haben dazu ‚interne‘ Standards. Da aber durch den Zwang, glatte Noten zu geben, immer ein wenig ‚gerundet‘ werden muss, spielt häufig der Vergleich mit den Mitprüflingen, aber auch den Prüflingen aus anderen Terminen eine gewisse Rolle, nie jedoch die entscheidende.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Inhalt. Wie kann ich geschickt schwierigen Themen unbemerkt ausweichen? Welche „Tricks“ funktionieren nie? Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat? Generell viel reden, oder den Prüfer das Gespräch leiten lassen?


Die Kurse

Die Kurse

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Der Entspannungskurs: Umfasst fünf Einzelstunden. Die Anmeldung erfolgt persönlich, immer freitags von 9.00h bis 11.00h bei Herrn Grill, Zimmer 403.

Der Lernkurs: Wird fortlaufend über je vier Wochen angeboten und umfasst insgesamt vier Doppelstunden, in denen zuerst eine sinnvolle Lernplanung erarbeitet wird, um dann Tipps zu geben für effektive Lernstrategien. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf acht Studenten pro Kurs. Die Anmeldung erfolgt persönlich zu den allgemeinen Sprechzeiten der Beratungsstelle bei jedem Psychotherapeuten. Für beide Kurse wird eine Gebühr von je 20 € erhoben. Sie sind jeweils mit einem Anmeldegespräch assoziiert — daher ist eine telefonische Anmeldung grundsätzlich nicht möglich.

ist, bei sich zu schauen, bei sich zu forschen. Der überwiegende Teil macht das sehr bereitwillig, weil sie einfach eine sehr große Motivation haben und einen sehr großen Druck, etwas zu ändern. Wenn man sich dann so die Biographie erzählen lässt, ganz langsam, von dem Alltäglichen, von dem Aktuellen in die persönliche Situation reingeht, da kann man schon oft in Zusammenarbeit mit dem Studenten herausfinden, ob eine Auslösesituation, z. B. so ein ungelöster Konflikt, im Hintergrund sein könnte. Da reichen auch mal ein paar wenige Stunden. Das kann man ansprechen, dann merkt der Student auch schon, was das macht. Manchmal setzt dann auch ein Nachdenken darüber ein. Da wird viel gelockert, viel gelöst auch schon. Manche kommen auch selber drauf. Es gibt nicht wenige, die sagen, ja Mensch, stimmt ja, warum studier’ ich das eigentlich? Ich sage das jetzt so leicht, aber das sind ja oft gewaltige Konflikte. Warum studiere ich das überhaupt, für wen mach’ ich das eigentlich? Wenn so eine Frage am Ende eines drei- bis fünfjährigen Studiums kommt, dann ist das etwas sehr Bedrückendes. Dann braucht jemand wirklich eine gute Hilfe.

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Wie therapiert man Prüfungsangst? Da gibt es viele therapeutische Verfahren. Wenn jemand sagt, ich will mir das genauer anschauen, weil ich das schon das zweite oder dritte mal merke, dann kann man vielleicht eine längere, gründliche, in dem Fall analytische, Therapie empfehlen. Wenn jemand ganz unter Druck ist und sagt, ich muss das aber nächste Woche bestehen, dann gibt es auch Ressourcenverstärkende Therapien, also Therapien, bei denen man ganz kurzfristig helfen kann, genau diese eine Prüfung zu bestehen. Dann gibt es auch die Verhaltenstherapie, bei der man richtig konditioniert wird. Bei Prüfungsängsten arbeiten die da mit sehr gutem Erfolg. Ohne, dass das in die Tiefe geht, ohne dass man jetzt genau die Genese dieser Ängste anschaut. Manche wollen das auch nicht. Die sagen, interessiert mich nicht, ich möchte, dass das schnell aufhört. Das muss man gemeinsam mit dem Studenten entscheiden, was vielleicht der Weg ist.

Dieses Bild veranschaulicht vielleicht die innere Entspannung, hat aber mit dem Kurs sonst nichts zu tun. Mein Tip: bereits jetzt auf sich wirken lassen und neue Ziele im Leben setzen. - liebe Urlaubsgrüße vom Layouter

richtig gelernt hat, zu lernen. In der Schule ist ja sehr viel vorgegeben, da weiß ich, ich hab’ eine Ex oder eine Schulaufgabe. Im Studium ist das oft sehr frei. Anders als jetzt im Medizinstudium. Und dann plötzlich steht die Prüfung an. Und die Leute haben eigentlich nie richtig gelernt, zu lernen. Man kann Lernen lernen. Da bieten wir hier auch Kurse an. Das ist eine Sache. Und dann denke ich, wenn man aber das Gefühl hat, ich habe gut gelernt, ich habe mich gut vorbereitet, und man merkt trotzdem: es tauchen da irgendwelche nicht klaren Ängste auf, das beschäftigt mich immer wieder, und ich stelle fest: normalerweise kenn’ ich das nicht von mir - das könnte ein erster Warnhinweis sein, bei dem es vielleicht nicht verkehrt wäre, dann auch schon in die Beratungsstelle zu gehen. Oft hilft’s ja schon, wenn man solchen Gedanken mal nachgeht. Was beschäftigt mich eigentlich, wenn ich an die Prüfung denke? Warum kommt das immer wieder? Warum lässt mich das nicht in Ruhe? Dass man dann schon anfängt, darüber zu sprechen. Manche tun das ja auch, manche reden mit Kommilitonen, mit Freunden darüber. Das hilft ja auch schon. Die Teilnahme an einem Lernkurs hier ist gekoppelt an ein Beratungsgespräch im Vorfeld. Wie läuft so ein Gespräch ab? Was fragen Sie dann allgemein? Wenn jemand in diese ganz spezifische Beratung kommt, dann schauen wir uns genau an, was fällt denn eigentlich schwer? Fällt das Lernen an sich schwer? Fällt es schwer, sich eine gewisse Zeit hinzusetzen und einen Stoff aufzuarbeiten? Meistens sind es ja keine intellektuellen Probleme. Ein intellektuelles Problem, dass ich einen Stoff nicht mehr verstehe, kann aber z.B. schon ein Hinweis auf eine ganz schwere psychische Erkrankung sein. Es gibt psychische Erkrankungen, die mit einer Störung der Lernfähigkeit, der Merkfähigkeit und der konzentrativen Belastbarkeit verbunden sind, z.B. psychotische Erkrankungen. Das ist auch ganz wichtig, dass Sie das herausfinden.

Gibt es unabhängig von diesen Konflikten allgemeine Tipps, die vielen Studenten mit Prüfungsangst gut helfen? Ich denke, dass man als Student schauen muss, ob man es überhaupt Gute Ratschläge anzunehmen fällt Vielen aus Angst, die eigene Freiheit zu verlieren, schwer.

Es kann aber auch sein, dass irgendein ganz aktuelles Ereignis der Auslöser ist. Stellen Sie sich vor, jemand trennt sich gerade von seinem Partner, sie waren jahrelang zusammen, und dann kommt eine Prüfung und jemand muss lernen. Dann kann dieses Lernen überdeckt sein durch die


ständige Beschäftigung mit der Trennung, die ansteht oder gerade eben geschehen ist. Oder jemand ist gestorben in der Familie. Also ein ganz aktuelles, psychisch sehr belastendes Ereignis kann auch Schwierigkeiten machen, sich hinzusetzen und zu konzentrieren. Also wir fragen alles ab, was im Zusammenhang mit den Fähigkeiten steht, die für das Lernen wichtig sind. Ich lass’ mir erklären, wie stellt einer das an, zu lernen. Das schaut man sich genau an und dann erst stellen wir eine klare Indikation für einen Lernkurs oder wir sagen, es ist doch besser, wir führen die Beratung fort. Wie häufig kommt es vor, dass jemand wg. Prüfungsangst das Studium abbrechen muss? Das ist sehr selten. Das muss man wirklich sagen. Ich möchte eigentlich jeden Studenten und jede Studentin ermutigen, wenn eine Prüfungsangst auftritt, das eher sogar als Chance zu sehen. Als Chance, sich etwas, das vielleicht nicht erledigt worden ist ich sprach vorher von dem Konflikt - anzuschauen. Mit Hilfe von uns, vielleicht auch mit Hilfe einer Therapie, um dann freier und unbeschwerter das Studium beenden zu können. Es lohnt sich auf alle Fälle, das sehr ernst zu nehmen. Gibt es Fälle, in denen Prüfungsangst nicht therapiert werden kann, kann Prüfungsangst „unheilbar“ sein? Unheilbar würde ich nicht sagen, aber es kann z. B. sein, dass ich über die Prüfungsangst tief liegende, ganz schwere Ängste transportiere. Das kann hingehen bis zu einer psychotischen Angst, bei der einfach eine akute Therapie im Vordergrund steht und vielleicht nicht unbedingt das Bestehen der Prüfung. Aber dafür sind wir ja da. Da können wir helfen, dass wir sagen, jetzt ist die psychische Erkrankung, die aufgetreten ist, im Mittelpunkt. Da gibt’s Therapien und da gibt’s vielleicht auch Medikamente, wenn’s sein soll. Und wir helfen über Atteste aus, damit die Prüfung verschoben werden kann. Weil einfach die Wiedererlangung der Gesundheit im Vordergrund steht. Wenn jemand so krank ist, wird er scheitern, weil er gar nicht lernen kann, oder weil die Ängste in der Prüfung selbst zu groß sind. Kommen Mediziner allgemein häufiger oder seltener in die Beratung als andere Studiengänge? Im Prinzip kommen die Naturwissenschaftler nicht so häufig wie die Geisteswissenschaftler oder die Künstler, aber die Mediziner sind von den Naturwissenschaftlern nicht so selten, weil sie doch die Studentengruppe sind, die unendlich viel arbeiten müssen, die in ihrem Studium eine wahnsinnig große Stoffansammlung haben. Deswegen sind die nicht selten, auch gerade die, die mit Prüfungsängsten kommen. Aber im Prinzip sind Mediziner nicht kränker als Psychologen oder Informatiker.

Was stresst speziell im Medizinstudium ganz besonders? Hängt das auch von der Prüfungsart ab, machen mündliche Prüfungen mehr Ängste als schriftliche? Teilweise sind das sehr persönliche Probleme. Wenn ich das noch vergleiche zu meiner Zeit, als ich studiert habe, da war das noch viel gemächlicher. Da war es noch möglich, nebenher auch andere Dinge zu machen. Ich hab’ mal so einen Stundenplan gesehen, der geht ja wirklich jeden Tag von acht bis acht, manche sind da einfach ständig beschäftigt und unterwegs. Sehr anstrengend. Gut, man kann sagen, ein Arzt lernt immer. Aber wenn Sie dann mal ein paar Jahre auf der Station sind, dann ist da auch schon Routine drin, Sie haben dann nicht immer Stress. Da wissen Sie, wenn jemand mit dieser Erkrankung kommt, dann mach’ ich so und so. Aber als Student hört man immer etwas Neues. Je größer die Anforderungen an ein Studium sind, umso größer sind auch die Anforderungen an die Stabilität der Psyche und umso eher knickt da mal etwas. Und dann kommt auch mal eher jemand und sagt, das pack’ ich nicht mehr. Also es ist die Arbeitsbelastung, teilweise auch die Menge der Studenten, der sehr mangelhafte Kontakt zu den Lehrenden, die stressen. Das ist sehr oft ein Thema. Auch teilweise eine Klage der Studenten, wie sehr die persönliche Ansprache oder auch mal die Gelegenheit zum Nachfragen fehlt. Man kann gar nicht mehr in einem persönlichen Gespräch weiterkommen, Interesse entwickeln an einer Geschichte. Man muss schauen, dass man seine Fragen irgendwie unterkriegt, man muss sich da durchbeißen. Und das denk’ ich, belastet doch sehr viele, dass München eine Massenuniversität geworden ist. Inwieweit ist der intensive Umgang mit Tod und schwerer Erkrankung ein Problem? Das wird dann zum Problem, wenn jemand Medizin studiert, weil er allen Menschen helfen möchte und dann im Studium und in der Famulatur feststellen muss, dass das nicht geht. Vorausgesetzt, man hat überhaupt die Zeit, um darüber nachzudenken, was das heißt, einen Menschen sterben zu sehen und nichts dagegen tun zu können. Wenn Ihnen gerade jemand auf dem OP-Tisch verstorben ist, Sie aber wissen, dass in der Notaufnahme schon zehn ambulante Patienten auf Sie warten, haben Sie gar nicht die Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Ärzte sind gegenüber der Gesamtbevölkerung anfälliger für Suchtverhalten und Suizide. Kann man Tendenzen in diese Entwicklung schon bei Studenten feststellen? Um das beurteilen zu können, verfolgen wir die Studenten hier in der Beratung nicht lange genug mit. Man erhält ja überhaupt erst als Arzt einfachen Zugang zu Medikamenten, für Studenten ist das noch nicht so leicht. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass so eine Entwicklung bereits im Studium anfängt.

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Die Beratungsstelle

Die Beratungsstelle

Anmeldezeiten … gibt’s mit ihrem psychotherapeutischen Teil seit 1953, den psychosozialen Bereich seit 1980. 1993 wurden beide Stellen zusammengefasst, Träger ist das Studentenwerk München.

Sie unterhalten außerdem begleitend ein Kursangebot zu allgemeinen Themen. Alle Psychotherapeuten, medizinische wie psychologische, verfügen über eine abgeschlossene klinische Ausbildung sowie über Zusatzqualifikationen beispielsweise in Psychoanalyse, Verhaltensoder Gruppentherapie.

9.00 h 13.45 h 14.00 h 9.00 h

- 11.30 h - 16.45 h - 16.00 h - 11.00 h

Adresse Studentenwerk München Psychosoziale und psychotherapeutische Beratungsstelle Leopoldstr. 15 / IV. Stock 80802 München Tel.: 089 / 38196-215

s www.studentenwerk.mhn.de/beratung

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Zurzeit arbeiten in der Leopoldstraße eine Sekretärin und vier fest angestellte Psychotherapeuten auf Halbtagsbasis sowie vier niedergelassene Psychotherapeuten als Honorarkräfte. Zusammen führen sie bei rund 600 Erstkontakten und durchschnittlich je drei bis fünf Gesprächen pro Student bis zu 3000 Beratungen pro Jahr durch.

Mo - Do Mi Do Fr


Wissenswertes zum USMLE

von Sophie Schlosser

Wer im Land der unbegrenzten Möglichkeiten als Arzt arbeiten will, kommt an einer Sache nicht vorbei: Er muss ebenso wie amerikanische Medizinstudenten die USMLEs ablegen. Einige US-Kliniken fordern sie sogar für eine Famulatur oder ein PJ-Tertial.

Auch Amis müssen kreuzen Die United States Medical Licesing Examination besteht aus insgesamt drei Steps. Step 1 ist eine Multiple Choice Prüfung, bestehend aus ca. 350 Fragen, die Wissen aus den großen Fächern der Vorklinik und Grundlagenfächern der Klinik prüft. Um an Step 1 teilnehmen zu können, muss man im Prinzip nur offiziell eingeschriebener Medizinstudent oder Absolvent einer medizinischen Fakultät sein und die Vorklinik abgeschlossen haben. Viele Studenten empfehlen jedoch, nicht direkt nach dem Physikum Step 1 anzupacken, sondern zumindest erst einmal Modul 1 und eventuell auch Modul 2 zu abzuwarten, weil sehr klinisch gefragt wird.

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Voraussetzungen für Step 2 sind die gleichen wie bei Step 1. Das Examen gliedert sich in eine schriftliche Multiple Choice Prüfung mit ca. 370 Aufgaben (clinical knowledge , Step 2 CK) und eine Praktische Prüfung (clinical skills – Step 2 CS). Der theoretische Teil erfordert vor allem Kenntnisse in Innerer Medizin, Urologie, Gynäkologie, Pädiatrie, Psychiatrie und Chirurgie. Im praktischen Teil sollen an 12 standardisierten Patienten in fünfzehn Minuten Anamnese und körperliche Untersuchung erhoben werden. Teilweise muss der Prüfling Fragen beantworten und den Patienten beraten. Nach jedem Fall hat man dann weitere zehn Minuten Zeit, die erhobenen Befunde niederzuschreiben, eine Liste an möglichen Diagnosen zu erstellen und wenn nötig, die weitere Vorgehensweise zu planen. Die Fälle entstammen typischen Situationen aus Praxen, Notaufnahmen und Kliniken in den USA. Step 2 wird von vielen Studenten vor oder nach dem Hammerexamen abgelegt. Zu beachten ist dabei jedoch, dass sich die Vorgehensweisen in Bezug auf Diagnostik und Therapie in den USA zum Teil von denen in Deutschland unterscheiden. Step 1, Step 2 CK und Step 2 CS können im Übrigen in beliebiger Reihenfolge angegangen werden. Für Step 3, welchem sich Amerikaner in der Regel während dem ersten Jahr ihrer Residency (Facharztausbildung) stellen, benötigt man als Ausländer ein EMCFG-Certificate. Dieses erhält man, wenn man einen Nachweis über ein abgeschlossenes Medizinstudium gebracht und Step 1 und 2 bestanden hat. In Step 3, der letzten Prüfung der USMLEs, trifft man auf ein Computerprogramm mit Fallsimulationen, die man anhand von insgesamt ca. 480 Multiple-Choice-Fragen zu lösen hat. Das Programm reagiert auf Entscheidungen in Bezug auf Diagnostik, Therapie und Monitoring und bietet sehr variable Situationen.

Rechtzeitig bewerben : Nur der frühe Vogel fängt den Wurm Nur ein Teil der Prüfungen kann in Deutschland abgelegt werden. Die nur in den USA ansässigen Center werden von den amerikanischen Medizinern vor allem in den Zeiträumen Mai bis Juli und November bis Dezember in Beschlag genommen. Online bewerben sollte man sich wirklich rechtzeitig mehrere Monate bis ein halbes Jahr vor dem gewünschten Prüfungstermin, da sich die Plätze schnell füllen. Die Educational Comission for Foreign Medical Graduates (ECFMG) koordiniert für ausländische Bewerber Step 1 und 2, die Federal State Medical Boards (FSMB) organisieren Step 3. An das jeweilige State Medical Board des Bundesstaates, in dem man als Arzt arbeiten will, sollte man sich generell wenden, denn jeder Staat hat seine eigenen Regeln und Anforderungen in Bezug auf die Erteilung der Approbation. So gibt es seitens der ECFMG keinerlei Begrenzung, wie oft eine Prüfung wiederholt werden darf. Allerdings empfiehlt sie den FSMBs zu verlangen, dass die Steps innerhalb von sieben Jahren abgeleistet werden müssen und nicht mehr als sechs Versuche pro Step erlaubt werden. Viele, aber nicht alle, halten sich an diese Empfehlung. Es wäre demnach sehr sinnvoll, sich schon vor Step 3 bei den Approbationsämtern über deren jeweilige Bestimmungen zu informieren. Generell gilt, dass die theoretischen Prüfungen nicht öfter als vier Mal und die praktische nicht öfter als drei Mal in zwölf Monaten wiederholt werden dürfen. Zu beachten ist, dass geplant wird, Step 1 und Step 2CK zusammenzulegen. Dadurch könnten sich einige Modalitäten verändern.

Um Vorbereitung kommt man nicht herum Wie soll man sich nun vorbereiten? Auch hier gilt: Kreuzen ist alles. Im Internet findet man Fragesammlungen, für die man sich ein Abonnement nehmen kann. Studenten empfehlen je nach Vorkenntnissen eine intensive Vorbereitungszeit von ca. zwei Monaten. Auf jeden Fall sollte man die Fragen auch unter realen Zeitbedingungen üben, da die Zeit bei den langen Texten knapp werden kann, v.a. wenn Englisch keine Muttersprache ist. Für Step 1 ist das Buch First Aid ein Muss, in welchem man auch weitere Literaturempfehlungen findet. Zu Gemüte führen sollte man sich unter anderem auch ein Buch über Behavioral Science, um die Fragen zum amerikanischen Gesundheitssystem lösen zu können. Ebenso sollte man ein gutes Pathologiebuch zur Hand nehmen. Ergänzend kann man die pathologische Fragendatabase Webpath besuchen.


Empfehlenswerte Links

Empfehlenswerte Links

offizielle Websites s s s s

allg. Fragensammlungen

informative Foren

www.ecfmg.org www.fsmb.org www.nmbe.org www.prometric.com

s www.studentdoctor.net s www.prep4usmle.com

Fragens. zur Pathologie

s www.usmleworld.com s www.usmlerx.com s www.kaptest.com

s http://library.med.utah.edu/WebPath

Fitnessriegel nicht vergessen Bei allen Prüfungen ist auch Ausdauer gefragt, denn Step 1 und 2 dauern jeweils acht bis neun Stunden. Step 3 zieht sich sogar über zwei Tagen mit jeweils acht Stunden hin. Anstrengend kann das vor allem dann werden, wenn man ein Test Center erwischt, in dem die Bildschirme flackern, was keine Seltenheit ist. Auch sollte man sich zuvor mit der Test-Software vertraut machen, da es am Prüfungstag nur eine kurze Einführung ohne Übungsmöglichkeit gibt. Beispielmaterial kann man unter anderem auf der USMLE Website erhalten. Gegen eine Gebühr ist es auch möglich unter nahezu realen Bedingungen eine Testprüfung für die theoretischen Teile im Prometic Test Center zu schreiben. Viele Studenten raten, diese Möglichkeit zu nützen.

Für Step 2 ist First Aid weniger zu empfehlen. Die Kaplan Lecture Notes und Kurzlehrbücher für Innere, Pädiatrie, Urologie und Gynäkologie bieten eine gute Vorbereitung. Von den „einheimischen“ Büchern können einem der Herold und der Karow gute Dienste leisten. Auch für Step 2 sind die oben genannten Fragensammlungen essentiell. Diese sind übrigens keine exakten Originalfragen, wie man es hierzulande zum Beispiel aus der gelben Reihe gewohnt ist, sondern aus der Erinnerung von Studenten zusammengetragen und dementsprechend meistens kürzer als die Originale. Wertvolle Infos zur aktuellen Vorbereitungsliteratur findet man sicherlich am besten in amerikanischen Studentenforen.

Wer eine Anstellung in den USA erwägt, sollte die eigene Messlatte nicht zu tief legen

Es lohnt sich, schon mal zu sparen Nicht nur bei der Vorbereitung muss man tief in die Tasche greifen, auch die einzelnen Steps sind keine Schnäppchen. Für Step 1 zahlt man 695$ Prüfungsgebühr und 160$ Zulage, dafür dass die Prüfung in Europa abgenommen wird. Bei Step 2 CK fallen an Zulage 20$ mehr an. Die Prüfungsgebühr für Step 2 CS beträgt 1200$. Der Flug in die USA kommt natürlich auch noch hinzu. Step 3 kostet je nach State Medical Board zwischen 670$ und 820$.

Die Prozentzahlen, mit denen man die Prüfungen bestanden hat, variieren. In der Regel sind aber 60-70% richtige Antworten notwendig. Bei den theoretischen Prüfungen wird man anhand einer komplizierten Punkteskala bewertet, bei Step 2CS wird nur „bestanden“ oder „durchgefallen“ vermerkt. Wenn man eine Anstellung in den USA plant, sollte man hohe Ergebnisse anstreben, da man als Ausländer eher schlechtere Karten als amerikanische Mediziner besitzt. Meist erhält man seine Ergebnisse drei bis vier Wochen nach dem Prüfungstag.

Die Steps im Überblick

Die Steps im Überblick Prüfungsart Prüfungsinhalt

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Step 1

Step 2 CK

Step 2 CS

Step 3

Multiple Choice

Multiple Choice

Standardisierte Patienten

Multiple Choice

Anatomie Psychologie Soziologie Biochemie Mikrobiologie Pathologie Pharmakologie Physiologie

• • • • • •

Innere Medizin Urologie Gynäkologie Pädiatrie Psychiatrie Chirurgie

• • • •

Anamnese körperliche Untersuchung Dokumentation Therapie

Fallsimulationen

und interdisziplinäre Bereiche wie Ernährung und Humangenetik

Prüfungsort

Kosten

Physikum

Physikum

EFCMG-Certificate

Prometric Test Centers (weltweit)

CSEC Centers (USA)

Prometric Test Centers (USA)

DE: München, Berlin, Frankfurt, Hamburg

Atlanta, Chicago, Houston, Los Angeles, Philadelphia

in praktisch allen Bundesstaaten

1200 $

670 $ — 820 $

695 $ + 160 $

Physikum

695 $ + 180 $

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Voraussetzung


After Physikum

von Elena Gottlieb

„Sie haben jetzt noch 10 Minuten Zeit…“ -Ah, was? 10 Minuten? Scheeeeeeeeeiiiiiiiii…!!!!!!!! VERDAMMT!

Komisch…Diese plötzliche Anspannung, dabei ist’s doch der große Moment. Endlich! Diesen dummen Wisch vom 2. Tag abgeben… der wundervolle Bogen, mit schönen 160 Kreuzchen… bloß weg damit, das hab ich schon seit einer Stunde gedacht… aber auf einmal, da packt mich die Panik… und das nur, weil eine tiefe, feste Stimme ins Mikro trällert, dass wir noch „10 Minuten“ haben?! Und dann ist es soweit: Eine aufmunternd lächelnde, kleinere, etwas korpulentere Dame nimmt mir den harmlos wirkenden, aber doch so entscheidenden Bogen aus der Hand. „Dankeschön“ raunt sie alle paar Sekunden vor sich her. Bitteschön!

jetzt auch sein…. mir wird es grad bewusst… ich habe keine Lust mehr, das Physikum mein Leben bestimmen zu lassen. Schön und gut, es ist der erste Abschnitt, jetzt ist’s aber vorbei, und weiter geht’s. Lieber überlege ich mir mal, was wir heute Abend machen… Ich meine, Feiern steht außer Frage…. Bloß wo? Na dort, wo man auch fleißig abtanzen kann. Oh Gott, lange, lange nicht mehr… ob ich es überhaupt noch kann? Klingt vielleicht etwas blöd, aber ich meine, doch irgendwie auch eine berechtigte Frage! Schließlich… -Oh Gott, jetzt ist es auf einmal schon acht Uhr, ich muss mich jetzt fertig machen und auf geht’s! Feiern, Feiern , Feiern…. und das vom feinsten! Das können wir Mediziner doch so gut!

Das war’s…aber wo bleibt das riesige Glück? Wo bleibt das erleichterte Aufstöhnen, auf welches ich seit Monaten warte? Es bleibt aus. Nix. Nur… ein Gefühl von Leere… und… circa 150 andere Menschen, aufgedreht, Ergebnisse vergleichend… Das hab ich mir anders vorgestellt, kommt es mir in den Sinn. Das hab ich mir irgendwie anders vorgestellt. Aber wie? Sofort den ersten Sekt? -Ich krieg nix runter! Erstmal… was essen! – Aber was? Und dann? Nach Hause, schlafen? – Bin kaputt, aber irgendwie nicht müde! Seit 8 Wochen mal wieder in die Stadt, shoppen? Freunde treffen? Quatschen? Telefonieren? Aufräumen? Endlich das soziale Leben zurück erobern! Irgendwas findet sich sicherlich … Die Auswahl ist groß. Immerhin gibt es wirklich viel aufzuholen. Naja… wenn man seit Wochen jeden Tag nur das eine im Sinn hatte: Lernen, lernen und noch mehr lernen.

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Ich entschließe mich, erst einmal nach Hause zu gehen, nach Hause in meine Wohnung, die mir irgendwann einmal vor langer Zeit gefallen hat, die jetzt aber leider zu einem dreckigen Loch geworden ist…

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Da sitz ich nun, in meinem Bett, nachmittags um 15 Uhr… Komisch irgendwie, aber schön! Und da, da wird es mir vielleicht zum ersten Mal ansatzweise bewusst: Du hast es hinter dir, das Mündliche bereits Anfang August und nun den zweiten Schritt in die Freiheit: Das Schriftliche! Juuuuuuuuuuuchhh... da klingelt das Telefon…Papa! „Und wie war’s, ist’s gut gelaufen? Hast du alles geschafft? War’s schwer? Was machst du jetzt?“ Aaaaaaahhhhh, Papa ich- „Wann kriegt ihr denn die Ergebnisse?“ Ich möchte jetzt…“Per Post?“ – Ich möchte jetzt einfach… „Oder schaut man das wo nach?“ - einfach nicht mehr drüber reden! Punkt aus Basta… und was neues, gibt’s auch noch nicht, ich melde mich einfach wieder! So… abgewürgt…. aber das musste

Der erste Abend ist der Anfang… aber es folgt noch mehr…viel mehr! Nix tun, in Urlaub fahren ( wo scheint die Sonne am schönsten?), endlich wieder Sport. Lesen! Keine blöden Vorklinikbücher. Den neuen Bestseller vom Hugendubel! Endlich mein kaputtes Fahrrad reparieren… aber, wo steht es bloß? In Ruhe, tagsüber mit Freunden ’nen Kaffee trinken…kein 5 Minuten-Ding aus der Poliklinik…ein richtiger! Mit Hinsetzen und so! Und das Beste: Endlich wieder vernünftige, unifreie Gespräche! Es gibt einen Haufen wunderbarer Dinge, die mir einfallen, die ich machen werde… denn nun hab ich die Zeit! Eins steht fest, in einer Hinsicht hat sich die Lernerei auf jeden fall gelohnt: Das Leben danach ist lebenswerter als je zu vor! Also, packt es wieder an: Die Leberei!


Interview mit Dr. Martin Fischer Was gab ihnen während ihres Studiums den Anstoß, in die Medizindidaktik zu gehen? Ich habe in Freiburg die Klinik absolviert. Wunderbare Stadt, alles herrlich, aber eigentlich hatte ich das Gefühl, dass das Interesse an mir als individuellem Lerner und Studenten sehr gering war, das sich eigentlich Niemand wirklich dafür interessiert hat, was ich mache, dass das Studium extrem wenig Praxisbezüge und Patientenorientierung hatte. Das fand ich sehr enttäuschend, dass mehr oder weniger aufschauend zu irgendwelchen großen Dozenten und Professoren im Hörsaal studiert wurde. Die klinischen Kurse am Krankenbett waren mehr oder weniger abzuleistende Übungen mit unwilligen, überlasteten Dozenten. Das fand ich ziemlich unangenehm. Was mich eigentlich motiviert und gehalten hat, war meine Doktorarbeit. Dabei wurde ich gut betreut und habe viel gelernt, auch über Forschung und ich arbeitete drei Jahre daran. Das war zwar anstrengend, hat mich aber dort gehalten. Außerdem einzelne Dozenten, die mich beeindruckt haben, das waren aber nur zwei, drei. Aber ich dachte, Mensch, so wie das Studium abläuft, so kann es nicht weitergehen. Ich habe schon das Gefühl gehabt, dass es extrem viel zu verbessern gibt. Was ich gut fand, waren die Famulaturen, ich war im Ausland während Famulaturen, auch während zwei Tertialen PJ, das hat mich sehr motiviert. Dies waren die wichtigsten Aspekte, also Doktorarbeit, praktische Erfahrung im Krankenhaus und im Ausland, und zwei, drei Mentoren, die sich für mich interessiert haben. Das waren die entscheidenden Größen, sonst hätte ich wahrscheinlich aufgehört, wenn ich nur das klinische Studium gesehen hätte. Waren Sie damals auch in der Fachschaft oder sonst aktiv um etwas daran zu ändern, oder haben Sie erst später für sich beschlossen, in diese Richtung zu gehen?

Damals gab es ziemlich viele abstruse Gruppen, außerdem eine extreme Vermischung von Fachschaftsarbeit und Politischem. Da habe ich mich nie engagiert. Ich habe stattdessen in Freiburg als Student eine Firma mitgegründet, bei der es um die Verbesserung der Lehre ging. Das war im frühen klinischen Studienabschnitt, wo wir versuchten dreidimensionale Modelle, beispielsweise Verständnis Embryologie usw., am Computer zu entwickeln. Es war ein halbes Jahr vor dem Fall der Mauer und 1989 im Oktober war hier in München eine erste Konferenz, bei der irgendwelche Gurus aus Amerika eingeflogen wurden, und klar wurde, wie man mit solchen neuen Medien besser lernen könnte. Dann entwickelten wir alle möglichen, auch sehr naiven Fantasien, die gesamte Medizin elektronisch abzubilden. Das war für mich ein Impetus, mich darum zu kümmern. Ansonsten habe ich in Freiburg als Dozent, als studentischer Lehrer Ethikseminare über Sterben und Tod mitangeboten und in Hamburg war ich in der Vorklinik als Vorpräparant, in der Anatomie tätig. Nach ihrem Studium, wann kam die Entscheidung, dass Sie primär universitär in die Lehre, bzw. Medizindidaktik gegangen sind? Unser System war lange Zeit am Rande, es hat kaum Bedeutung im Curriculum gehabt. Es war für ein paar freiwillige Studenten, und viele Dozenten haben auch den Kopf geschüttelt und gesagt, was soll das jetzt zusätzlich. Der Wendepunkt war für mich sicherlich, dass ich als jüngstes Mitglied Ende 1996 im Rahmen der München - Harvard Allianz nach Boston mitfahren durfte. Es wurde jemand krank, und ich durfte daher unter Leitung von Herrn Putz als Reservemensch mit zehn engagierten Fakultätsmitgliedern mitfahren. Es waren alle viel erfahrener und besser vorgebildet als ich.

Wer ist Dr. Fischer?

Wer ist Dr. Fischer?

von Sigrid Barth und Maximilian Batz

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Nach seinem Medizinstudium in Hamburg, Freiburg, Luzern und Hanover, New Hampshire, U.S.A., zog es Dr. Martin Fischer nach München. In der Medizinischen Klinik Innenstadt arbeitete er im Schwerpunktbereich Endokrinologie und gründete bereits 1993 eine Arbeitsgruppe für computergestützte Lernprogramme. Die Arbeitsgruppe mit dem Namen INSTRUCT begann die Entwicklung des heute weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten CASUSSystems. Seit 1996 engagierte sich Dr. Fischer besonders intensiv im Bereich der Hochschullehre und beeinflusste dadurch das Medizinstudium an der Ludwig-MaximiliansUniversität maßgeblich. So wundert es kaum, dass Dr. Fischer als Mitglied in der MeCuM-Projektgruppe aktiv war, Sprecher für das Modul zur konservativen Medizin war und gleichzeitig auch die Ämter des Prüfungs- und Evaluationsbeauftragten bekleidete.

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Seit Anfang Oktober ist Dr. Fischer nun Lehrstuhlinhaber an der Universität Witten/Herdecke und nimmt auch dort wieder eine Vorreiterrolle ein: Es handelt sich um den ersten Lehrstuhl für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen...


Wie alt waren Sie? Ich war 32. Das war ein Wendepunkt, ich habe gesehen, wie viel ich nicht weiß, wie viel ich nicht verstehe, auch was die aktuellen Trends in der medizinischen Ausbildungsszene angeht, über diesen computerbasierten Schlüssellochblick hinaus. Es war begeisternd und hat auch an der Fakultät viel bewegt. Ich war in einigen Aspekten kritisch, aber im Rückblick denke ich, das war für unsere Fakultät genau der richtige Weg, mit Unterstützung von der Leitungsebene und dem Ministerium. Das war sehr ehrenvoll und hochmotivierend. Es hat sich ein bisschen aufgeweitet, als es ans Umsetzen ging. Der kardiovaskuläre Kurs war der erste, den wir umgesetzt haben. Ich durfte mitwirken, unter der Leitung von Prof. Endres. Als nächsten Schritt wollte ich mich weiter professionalisieren, und habe den Master of Medical Education Studiengang in Bern absolviert, als erster dieser Fakultät. Das war ein großer Schritt in die Richtung weiterem Wissen. Mit dem Wissen im Gepäck konnte ich mich besser einbringen in die Entwicklung des MeCuM. Hat Harvard für Sie also eine Art eine Initialzündung dargestellt, bei der sie beschlossen haben: „Ich gehe in die Lehre“? Das war schon ein wichtiger Aspekt, und was das wirklich untermauert hat, war der Masterstudiengang in Bern, in der Schweiz. Und auch eben für mich diese Entscheidung zu treffen. Ich hätte

Internist werden können, oder Endokrinologe und mich niederlassen, oder Oberarzt in einem Krankenhaus. Oder ich hätte versuchen können an der Universität eine Professur anzustreben, wobei das für mich damals undenkbar war. Auch zum Thema Ausbildung, undenkbar. Ich habe gar nicht drüber nachgedacht, dass es das gibt. Das gab es gar nicht als Struktur. Ich habe mich insofern trotzdem mehr oder weniger klar entschieden, das ich in dem Bereich bleiben möchte. Ich bin froh, wenn ich an der Uni arbeiten kann, ich bin zufrieden, wenn ich weniger Geld verdiene, als mit anderen Karrierewegen, aber das Thema interessiert mich, und ich stürze mich weiter hinein. Das war wiederum zum Teil vielleicht auch naiv. Ihre Frage für ihren weiteren Weg war also, wie man das Studium effizienter gestaltet, sodass die Studenten am meisten für den späteren Beruf lernen. Absolut. Beispielsweise problembasiertes Lernen ist ja ein grundlegend neuer Ansatz gewesen, aus den 70ern. Die ersten Unis, die das umsetzten, waren interessanterweise alle ohne lange Tradition. Andere sind dann in den 80er Jahren mit dazugekommen, so wie Harvard, ein riesengroßer Schritt. Es gibt aber dazu viele Fragestellungen: „Warum funktioniert es jetzt? Was sind die Faktoren, die das Lernen begünstigen?“ Ich glaube, das ist sehr, sehr spannend, da müssen neue Forschungsfelder abgesteckt werden, die wirklich interdisziplinär sind. Es ist sehr schwierig, dafür Geld zu finden, man muss konkurrieren mit Pädagogen und Psychologen,

Dr. Kaiser

Dr. Kaiser

Lernen. Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auf mündliche Prüfungen anders zu lernen als auf schriftiche? Wenn ja, wie? Was sollte man beim Lernen beachten? Wie sehr sollte man sich auf Protokolle oder ähnliches verlassen? Theoretisch: Die Fakten des jeweiligen Faches sind immer dieselben, unabhängig von der Prüfungsart, mit der sie abgefragt werden. Das was Sie wohl meinen ist die Umsetzung des Gelernten in Sätze oder„schriftliche Antworten“. „Mündlich“ zu antworten setzt gute Sprachkenntnisse und Kommunikationsfreude voraus, beides im Kontakt mit dem Patienten unentbehrlich. Doch diese Fähigkeiten, die heutzutage aus der Ausbildung eher ausgeklammert werden, lernt man nicht im Studium, sondern muss sie anderswo erwerben. Lernen ist also, wenn man es richtig macht, unabhängig von „mündlich / schriftlich“. Vorbereitung. Vorstellen beim Prüfer, oder nicht? E-Mail schreiben, anrufen? Oder die Prüfung abwarten? Hierzu ist nichts zu sagen, weil in jedem Einladungsschreiben ausdrücklich steht, dass sich die Prüflinge mit dem Prüfungsvorsitzenden – und eigentlich nur mit ihm – in Verbindung setzten müssen.

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Kleidung. Bei mündlichen Prüfungen ist oft der erste Eindruck nicht ganz unwichtig. Legen Sie Wert auf bestimmte Kleidung? Gibt es etwas, was in puncto Dresscode absolut unerlässlich ist, oder etwas, was absolut zu vermeiden ist? Es ist heute leider nicht mehr üblich sich für die Prüfung in modischer Hinsicht so adäquat vorzubereiten, wie man es z.B. für den Diskobesuch oder das Kaffeekränzchen ganz selbstverständlich tut. Doch ist eine passende Kleidung gerade in Hinblick auf den Umgang mit dem Patienten wichtig. Denn eine bauchfreie Mode z.B. suggeriert, dass man eigentlich woanders sein will und die Beschäftigung mit dem Patienten wohl eher als notwendiges Übel betrachtet. Ich halte es für durchaus angemessen, wenn man einen Kandidaten wegen unpassendem Aufzug Heim schickt (auch wenn ich es in der Praxis nicht tue). In Abendkleid und Frack geht man eben nicht in die Sauna und zur Prüfung kleidet man sich angemessen. Dies gilt eigentlich für den Prüfer ebenso. Umgangsformen, auch heute noch wichtig? Spielt es eine Rolle, wen ich zuerst begrüße? Welcher Fauxpas ist als Student unverzeihlich? Es wundert und erschreckt mich eigentlich sehr, dass Umgangsformen überhaupt zur Debatte stehen. Denn, wie man aus der Geschichte wissen sollte, ein sehr aussagekräftiges Indiz für eine hohe Kulturstufe ist der Umgang miteinander. Wenn Sie jemand unter Beschimpfungen um etwas bittet, werden Sie Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Bitte haben. Und Studenten möchten eigentlich immer wohlwollende Prüfer. Sprache und Atmosphäre. Kann ich mein Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken? Ist Umgangssprache bei Prüfungen tabu? Sind Abkürzungen erlaubt? Unwissen kann man nur bei schlechten Prüfern „verstecken“. Auch ist eine Prüfung nicht „locker“ oder bedarf der Kommentare durch die Prüflinge. Auch die Prüfer sollen nicht „kommentieren“, sondern Wissen feststellen. „Umgangssprache“ ist natürlich nicht „tabu“, doch sollte man allgemein verständlich reden, d.h. man redet über einen medizinischen Sachverhalt, man „schwatzt“ nicht, wie es im nordöstlichen Niederbayern ganz normal heißen würde.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Abkürzungen müssen nach der jeweiligen Fachnomenklatur verwendet und gegebenenfalls erklärt werden, der Prüfer wird hier schon gegebenenfalls nachfragen. Denn z.B. „EKG“ bedeutet medizinisch „ElektroKardioGramm“, aber in Kirchenkreisen „EvangelischesKirchenGesangbuch“ Inhalt. Wie kann ich geschickt schwierigen Themen unbemerkt ausweichen? Welche „Tricks“ funktionieren nie? Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat? Generell viel reden, oder den Prüfer das Gespräch leiten lassen? Schwierigen Themen können Sie nur bei schlechten Prüfern ausweichen. Ausweichen signalisiert ansonsten Nichtwissen und sollte vermieden werden. Doch halten sich die meisten Prüfer in der Regel an ihre Lieblingsthemen, die ja in den Protokollen stehen. Viel Reden nützt nichts. Kann der schlechte Eindruck meines Mitprüflings auf mich abfärben? Natürlich wird die „Gruppe“ wahrgenommen, und so auch die Einzelleistungen verglichen. Trotzdem wird jeder für sich bewertet. Das Verhalten der Mitprüflinge „färbt“ nicht „ab.


die methodisch sehr viel mehr Möglichkeiten haben. Dabei ist es sehr reizvoll, es entwickelt sich. Da es international Standard ist, kommt schrittweise jetzt auch Deutschland in Schwung, das halte ich für wirklich ausbaufähig. Das hat dann auch nichts mehr mit computergestütztem Lernen zu tun. Das ist eine zentrale Frage, mit der wir uns beschäftigen, die wir weiter verfolgen wollen. Außerdem gibt es natürlich auch andere Themen, die uns beschäftigen, wo wir einsteigen wollen: Wie kann man Kommunikationskompetenz der Studierenden verbessern? Welchen Aufwand muss man treiben? Wie kann man feststellen, wer Defizite hat und wer nicht? Und dann geht es auch um das Thema interprofessionelle Ausbildung. Wie kann man dazu Konzepte entwickeln und vielleicht auch Integrationsforschung von computergestütztem Lernen. In welchem Kontext funktioniert es besonders gut, Stichwort neudeutsch „Blended Learning“ – wie kann man Präsenzlehre mit Onlinelehre sinnvoll verknüpfen, sodass sich die Synergien optimal entfalten können.

doch mal, alles ist freiwillig.“ Es wäre eine radikale Möglichkeit, dass man an nimmt, es gibt gar keine Pflichtveranstaltungen mehr, alles ist freiwillig, und am Schluss gibt es ausgeklügelte Prüfungen. Jeder kann sehen, wie er sich sein Wissen aneignet. Das ist für mich ein sehr idealistisches, vielleicht naives Modell, das ich aber prinzipiell gut finde. Das Ganze geht natürlich nicht ohne die nötige Rückmeldung von Seiten der Studierenden. Könnten Sie vielleicht einige Beispiele dafür anbringen, was durch die Evaluationen verbessert wurde?

Was kann die Uni dafür tun, dass man motiviert wird?

Eine ganze Menge, beispielsweise einen Lernzielkatalog (für übergeordnete Lernziele für Modul Zwei und Drei, mit über 2000 Lernzielen), die Einführung neuer Methoden, die Gründung des Zeus, mit einem weiteren in Großhadern in Planung. Es gibt jetzt Übungen zu praktischen Fähigkeiten und Kenntnissen, beispielsweise EKG Kurse, natürlich auch auf Wunsch der Studenten. Mit der dazugehörigen Prüfung, dem OSCE, die allerdings von unserer Seite die strukturierte Lernbarkeit der Inhalte fordert. Da hat sich ungeheuer viel getan. Schauspielpatienten sind im Einsatz für Kommunikationstraining, es gibt Videofeedback. Vor allem während der letzten vier Jahre Mecum-Entwicklung gibt es viele Fortschritte in der Unterrichtsmethodik. Skills Training, Kommunikationstraining, insgesamt mehr Praktisches, da hat sich erhebliches getan.

Es gibt verschiedene Punkte. Wenn man vom aufgeklärten Erwachsenen Lerner ausgeht, muss man gar nicht viel tun, außer zu sagen: „Das ist jetzt wichtig für Deinen späteren Beruf, komm

Außerdem auch Organisatorisches, Räume zum Selbststudium, Zeus, wie schon erwähnt, auch die bessere Abstimmung der Stundenpläne. In der Hinsicht haben wir viel von den Studenten

Es ist also ein wichtiger Aspekt, dass man den Studierenden Motivation am Studium selber vermittelt, durch Inhalte, durch Präsentation dieser Inhalte. Und andererseits, wenn man solche interprofessionelle Kurse anbieten möchte, muss man entweder etwas wegkürzen, oder den Stundenplan voller machen.

Professor Shakibaei

Professor Shakibaei

Lernen. Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auf mündliche Prüfungen anders zu lernen als auf schriftiche? Wenn ja, wie? Was sollte man beim Lernen beachten? Wie sehr sollte man sich auf Protokolle oder ähnliches verlassen? Im Prinzip nicht. In beiden Fällen muss das Lernkonzept einen logischen Sinn haben. Es fängt bei jedem Thema an mit Aufbau, Struktur, Funktion und es muss immer interdisziplinär kombiniert werden mit Physiologie, Biochemie und Klinik. Immer Bücher, Atlas und Vorlesungs-Mitschriften dabei haben. Vorbereitung. Vorstellen beim Prüfer, oder nicht? E-Mail schreiben, anrufen? Oder die Prüfung abwarten? Es ist immer sehr positiv aus menschlichen, fachlichen und persönlichen Gründen den Prüfer zu kontaktieren. Am besten per E-Mail. Kleidung. Bei mündlichen Prüfungen ist oft der erste Eindruck nicht ganz unwichtig. Legen Sie Wert auf bestimmte Kleidung? Gibt es etwas, was in puncto Dresscode absolut unerlässlich ist, oder etwas, was absolut zu vermeiden ist?

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Man möchte später Arzt werden, gute und saubere Kleidung gehört zu einer guten medizinischen Ausbildung und v.a. bei Kontakt mit Patienten spielt Aussehen eine große Rolle. Deshalb sollte man lernen so früh wie möglich auch darauf Wert zu legen. Umgangsformen, auch heute noch wichtig? Spielt es eine Rolle, wen ich zuerst begrüße? Welcher Fauxpas ist als Student unverzeihlich? Im normalen Alltag spielen gute Umgangsformen und Höflichkeit eine große Rolle. Damit erreicht man heute vieles. Sprache und Atmosphäre. Kann ich mein Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken? Ist Umgangssprache bei Prüfungen tabu? Sind Abkürzungen erlaubt? Sprache und Atmosphäre sind sehr wichtig. Nein, man darf nicht Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken. Man macht dabei einen sehr, sehr schlechten Eindruck. Lieber löst man das Problem mit Hilfe des Prüfers und einem gesunden Grundverständnis als irgendetwas zu erzählen. Umgangssprache ist nicht erwünscht. Abkürzungen sind erlaubt, aber es kommt darauf an! Inhalt. Wie kann ich geschickt schwierigen Themen unbemerkt ausweichen? Welche „Tricks“ funktionieren nie? Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat? Generell viel reden, oder den Prüfer das Gespräch leiten lassen? Man kann nie einem Thema ausweichen. Lieber bittet man um Hilfe und bleibt dabei höflich. In der Regel bekommt man indirekte Hilfe. Man sollte nur das beantworten, was man gefragt wurde. Es ist schwierig die Frage zu beantworten, wenn man wenig gelernt hat, es kommt darauf an: ob das allgemein gemeint ist oder themenspezifisch? Generelle Lücken (Grundverständnisse) sind sehr schlecht, themenspezifisch kann man das verzeihen oder mit einem anderen Thema ausgleichen. Kann der schlechte Eindruck meines Mitprüflings auf mich abfärben? Haben Sie noch interessante eigene Erfahrungen gemacht? Sie sollten immer pünktlich, sauber und gut bekleidet in die Prüfung kommen. Sie sollten immer interdisziplinär gelernt haben. Sie sollten immer mindestens das Grundwissen mitbringen. Sie sollten immer das beantworten, was sie gefragt worden sind.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Nein, nie!!!!


gelernt, gerade durch die Evaluationen. Wir haben es zwar nicht geschafft, die Vier-Tage –Woche einzuführen, aber dafür verbringen die Studenten ganz wenig Zeit in der Uni damit, auf irgendwelche Kurse zu warten. Eine wesentliche Verbesserung. Auch bei der Lehre und vor allem bei Prüfungen hat sich viel verändert. Die Qualität der OSCEs in Modul zwei und drei ist sehr hoch, was auch weltweit sehr gut belegbar ist. Ebenso die Qualität der schriftlichen Prüfungen. Können sie uns noch etwas über die Probleme und Anforderungen erzählen, die es bei einer guten Prüfung gibt? Naja, es gibt ganz klare Qualitätskriterien für schriftliche Prüfungen, die das Impp anwendet, die man lesen muss, um dann die Dozenten zu trainieren. Wir machen das beispielsweise mittels Prüfungsworkshops, von denen wir jetzt schon mehrere angeboten haben. Weiterhin die ständige Verbesserung durch Evaluationen, außerdem der Trennschärfekoeffizient, d.h.: Wie gut trennt eine Prüfung gute von schlechten Studenten. Wie viele Beschwerden gibt es über ein Prüfung, oder Fragestellung? Gibt es unplausible Fragen, zu schwere Fragen? Es werden neue Fragenformate ausgeführt, oder angedacht. Man muss mehr Flexibilität üben, und immer weiter denken. Insgesamt ist viel Arbeit eingeflossen und ich denke, da können wir stolz darauf sein. Das Prüfungswesen im klinischen Abschnitt Mecum kann im deutschen Kontext gut mithalten, das gesamte Mecum. In der Vorklink ist es sicher auch sehr gut, da weiß ich es nicht genau, bin aber fest überzeugt, ist sehr gut, sehr fair. Und wie kann man die Prüfungen und die Lehre dann letztendlich verbessern? Na, da muss darüber nachgedacht werden. Was kann man machen, dass die Studenten zufriedener werden, mehr praktischen Bezug, vielleicht auch mal interdisziplinär neu angehen. Aber die Themen sind erkannt und werden auch schrittweise abgearbeitet. So viel Dynamik in der Verbesserung der Lehre wie in den letzten vier Jahren war eigentlich, einmal abgesehen von der Anfangsphase der Harvardkurse, lange nicht. Ich finde das eigentlich sehr erfreulich, dennoch gibt es natürliche eine ganze Menge weiter zu verbessern. Das Thema Altklausuren würde mich auch noch interessieren. Jeder Student sucht natürlich einen Weg, um am einfachsten und bequemsten durchs Studium zu kommen, da kommt man an Altklausuren kaum vorbei. Warum werden die Fragen unter Verschluss gehalten?

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Naja, wenn man jetzt die Impp Fragen anschaut, sieht man, welche Spitzfindigkeiten abgefragt werden müssen. Ich denke, dass es auch hier um einen pragmatischen Weg geht.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Ich glaube, dass es keine Möglichkeit gibt, die Klausurfragen wirklich geheim zu halten, dazu sind die Studierenden zu gut organisiert. Trotzdem ist es ein Spiel, was wir versuchen, auf einem Niveau zu spielen, bei dem es darum geht, nicht aktiv die Fragen zu veröffentlichen. Solange wir nicht wirklich einen Fundus, einen entsprechend großen Fundus an guten Fragen haben. Weil wir uns denken, dass der andere Weg zwar ein gangbarer, aber kein richtiger ist. Wenn man jetzt zum Beispiel 5000 Innere-Fragen hätte und jeder würde damit lernen, wäre das wahrscheinlich auch eine Möglichkeit. Das Problem ist, dass wir zu wenig gute Fragen im Pool haben, den wir seit kurzer Zeit erst neu aufbauen. Und versuchen immer wieder neue Fragen zu erstellen, wir wollen uns auch nicht immer wieder zurück lehnen und mit geschlossenen Augen sagen, nehmen wir einfach hundert Fragen aus dem Topf. Ich glaube, man muss sich einfach von beiden Seiten anstrengen. Ich denke allerdings, das die Veröffentlichung irgendwann kommen muss. Ich bin jedoch ein bisschen skeptisch, weil man die Leute zu sehr ablenkt von den anderen Lernaktivitäten. Aber das ist meine persönliche Meinung.

Aber oft kommt man um das lernen mit Altklausuren nicht herum, wenn man bestehen will. Ja, aber dennoch: früher hatte man gar keine Lernziele, jetzt haben wir einen Lernzielkatalog, an dem man sich orientieren kann, der sollte die Richtschnur sein. Und natürlich wird die Dokumentation der Vorlesungen auch immer besser. Es gibt jetzt diese Podcasts, manche sind komplett im Netz. Was auch eigentlich ganz gut angenommen wird. Allerdings sind die Daten hierzu noch in der Auswertung. Ich will damit sagen, das die Inhalte besser abgebildet sind als vor ein paar Jahren. Und wir geben uns ja auch Mühe, das abzufangen, was auch vermittelt wurde. Ist ja nicht so, das wir in die Trickkiste greifen und das Kleingedruckte abfragen. Insofern hoffe ich, dass da die Verunsicherung kleiner geworden ist. Es ist wahrscheinlich einfach der bessere Weg, über Lernziele, über klar strukturierte Unterrichtsveranstaltungen, die abgefragt werden. Wobei die Altklausuren weniger wichtig werden. Aber, wie gesagt, als Lösung haben wir eine Prüfungsdatenbank mit zehn deutschen Fakultäten, in die wir jetzt Fragen einspeisen. Zusammen mit der Charité in Berlin und der Heidelberger Uni. Wir versuchen gerade, einen so großen Fragenpool aufzubauen, dass man den dann auch freischalten könnte. Das bezieht sich jetzt auf alle Fächer. Dann sind auch die armen Fragenschreiber nicht mehr so unter Druck, denn eine gute Frage zu schreiben, ist nicht ganz einfach, das kostet einige Stunden an Arbeit. Es ist ja auch nicht mit dem Stellen der Frage fertig. Die Frage muss noch in einer Gruppe besprochen werden: ist die Frage eindeutig, ist sie lösbar, sind die Distraktoren gleichwertig und homogen, sind die Antwortalternativen relevant, ist die Frage den Lernzielen entsprechend abgebildet? Ich denke, dieses Reviewprogramm, dass wir jetzt eingeführt haben, führt schon zur Qualitätssicherung. Das Ziel ist also, das Wissen der Studenten abzufragen? Absolut, denn natürlich hat jeder von „Wissen“ bis „Raten“ verschiedene Graustufen, in denen er sich bewegt. Und wir wollen natürlich möglichst gute Fragen produzieren, bei denen man nicht gut kombinieren können soll, sondern möglichst wissen. Daher haben wir auch diese Kombinationsfragen, bei denen man zwischen mehreren Antwortkombinationen auswählen kann, rausgeschmissen, die sind in der Beziehung einfach extrem schlecht. Und wie sieht es bei mündlichen Prüfungen aus? Naja, die schriftlichen Prüfungen und die OSCEs sind ja ganz gut, aber bei mündlichen ist wohl noch am meisten Nachholbedarf. Da sollte man vielleicht auch neue Prüfungsformate andenken. Da gibt es einige, die mir vorschweben...das würde jetzt aber vielleicht zu weit führen. Vielleicht können sie das Thema dennoch kurz streifen? Neue Prüfungsformate? Also mir persönlich schwebt eine Prüfung von Medizinischem Entscheidungswissen vor. Also besipielsweise, ob dieser Patient auf die Intensivstation aufgenommen werden soll, auf der normalen Station bleiben soll, oder nach Hause geschickt wird, wirkliches Entscheidungswissen, nicht nur Hintergründe. Um Entscheidungen zu prüfen, gibt es ein Format, das heißt Key-Feature, dabei werden zwei, drei Fälle mit Entscheidungsmöglichkeiten angeboten. Es wurde vor gut zehn Jahren in Kanada entwickelt, wir haben auch ein paar Studien dazu durchgeführt. Das würden wir gerne einführen. Das Problem dabei ist, dass man computergestützte Prüfungsinfrastruktur benötigt. Die würden wir gerne schaffen, sodass man die schriftlichen Prüfungen inklusive Key-Features am Computer machen kann und auch sofort die Ergebnisse hat. Das zweite wäre so eine klinisch-praktische Prüfung, die noch oberhalb des OSCEs angesiedelt wäre, also ein Art Mini-ClinicalExamination, mit einer strukturierten Bewertung. Dabei würde man die Studenten „im echten Leben“, in der Ambulanz oder auf


Station mit Patienten arbeiten lassen, also sehr unstrukturiert, aber dafür sehr realitätsnah. Diese beiden Aspekte wären für mich zukunftsweisend, Herausforderung für ein möglichst breit gefächertes Prüfungswesen. Abgesehen von der Verbesserung der mündlichen Prüfung im Sinne der besseren Strukturierung und klaren Bewertungsmaßstäben. Das ist meiner Meinung nach noch zu leisten. Noch eine Fragen zu Witten-Herdecke, wo sie in Zukunft sein werden: Warum ist diese Entscheidung gefallen? Ich werde dort den ersten Lehrstuhl in Deutschland für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen bekleiden und das ist einfach eine großartige Herausforderung. Auch eine Ehre, dass ich ausgewählt wurde und ich denke das ist auch ein wichtiger Stimulus für dieses Feld, Ausbildungsforschung in der Medizin. Und es hat auch einen interprofessionellen Aspekt, ich habe viele Freiheiten, viele Herausforderungen, viel neue Arbeit und kann sicher einiges lernen. Ich denke auch, dass mir das eine Weiterentwicklung ermöglicht, die dann, wo auch immer ich dann landen werde, langfristig wertvoll ist. Auch einmal eine ganz andere Art von Universität kennen zu lernen, mit ganz anderen Problemen, mit anderen Stärken und Schwächen.

Und das Mecum als Großes und Ganzes für mich bisher ganz viel Freude gebracht hat, auch gerade zu sehen, wie die Studierenden sich mit engagieren und auch profitieren. Ich bin auch weiterhin sehr begeistert davon und denke, dass es bundesweit Modellcharakter hat, aber auch Potential zur Verbesserung. Noch ein Wort an die Studenten? Was wollten sie uns schon immer einmal sagen? Wünsche an die Studenten sind sicher bisweilen ausgeschlafener zu sein und tatsächlich auch nicht verdrossen wegen der Evaluation zu sein. Sie sollten das Gefühl haben, mitverantwortlich zu sein, mit zu tragen, sich einzubringen zur Verbesserung, das würde mir gut gefallen. Einige tun das, aber es könnten noch mehr sein. Insgesamt gehe ich aber mit aufgeregter und begeistert, besorgter Mine nach Witten. Es ist ein Risiko, es ist ein Wagnis, es ist eine Chance und ich freue mich darüber. Natürlich trauere ich dem Münchner Arbeiten und Lernen auch nach. Es sind gemischte Gefühle. Ich war hier sehr gerne und finde, es ist eine große Vergünstigung hier arbeiten zu dürfen. Vielen, vielen Dank für das Interview, dass sie sich Zeit genommen haben und wir wünschen ihnen alles Gute für ihre Zukunft.

Das beste am MeCuM zum Abschluss? Bei MeCuM ist das Beste für mich, dass ich von Anfang an mitmachen durfte und ich glaube, dass es eine durchgreifende und auch wirklich erfolgreiche Reform des Studiums bedeutet hat. Man darf allerdings nicht stehen bleiben, sondern muss weiter entwickeln. Aber das Zwischenergebnis bisher ist gut.

Über den Tellerrand

Über den Tellerrand Die Universität Witten/Herdecke •

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2007 Umstrukturierung weg von einem Direktorium zu einer Stiftung. Außerdem die Integration der Biowissenschaften in die medizinische Fakultät Selbst heute ist Witten/Herdecke eine kleine Universität geblieben, sie bildet etwa 1.200 Studierende in Medizin (dort mit etwa 300 Studierenden), Musiktherapie, Pflegewissenschaften, Zahnmedizin und Wirtschaftswissenschaften aus. Merkmale von Witten/Herdecke sind die private Finanzierung (über 30% private Spenden), eigenes Auswahlverfahren, internationale Orientierung, praxisnahes Studium und kulturwissenschaftlich - künstlerische Angebote im sog. Studium fundamentale. Dies unterscheidet die Uni von anderen und lässt sie in der Hochschullandschaft überleben.

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Gegründet 1980 durch den Universitätsverein Witten/Herdecke, bestehend aus einigen Hochschullehrern, die mit dem damaligen Stillstand der Universitätsentwicklung unzufrieden waren. 1982 staatliche Anerkennung der Universität Witten/Herdecke. 1983 Aufnahme des Studienbetriebes mit Zahnheilkunde und Wirtschaftswissenschaft als ersten Fächern. 1993 Bund und Land beteiligen sich erstmals an der Finanzierung der Universität durch Mitfinanzierung eines Universitätsgebäudes, seit 1995 beteiligt sich das Land Nordrhein-Westfalen an den laufenden Kosten, ebenso wie die Studierenden. Seit 1996 bis heute wird der Modellcharakter der Universität immer wieder hervorgehoben, auch durch Studiengänge wie Pflegewissenschaft, Pharmaceutical Medicine (PostgraduiertenStudium), Traditionelle Chinesische Medizin (Weiterbildung), außerdem der B.A.-/M.A.-Studiengang „Philosophie und Kulturreflexion“ und im Wintersemester 2005/06 haben sich die ersten Studierenden für den Studiengang „Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen“ eingeschrieben. Bis zum Sommersemester 2005 wurden alle Diplomstudiengänge auf Bachelor/ Master umgestellt und akkreditiert.


Recht so!

von Sylvère Störmann

Das Medizinstudium bereitet viel Spaß. Eigentlich. Meistens. Vor allem, wenn es gerade mal gut läuft. Aber wehe wenn nicht! Dann Gnade dem, der Unrecht hat. Nur: Wer hat denn jetzt Recht? Und wer nicht? Ein Plädoyer für mehr Rechtsbewusstsein bei Medizinstudenten.

Aller Anfang ist ein Paragraph

Mythos Approbationsordnung

So mancher Medizinstudent erfährt bereits vor Beginn seines Vor einigen Jahren gingen Medizinstudenten auf die Barrikaden Studiums, wie sehr dieses Studium von Paragraphen dominiert und skandierten im Rhythmus des gleichnamigen Liedes von „Der wird. Das Grundgesetz sieht in den „Grundrechten“ für jeden deutWolf“ den Schlachtruf „Oh Shit, Frau Schmidt!“ Damit sollte gegen schen Bürger das Recht auf freie Berufswahl vor. Hier beginnt oft, die Pläne des Gesundheitsministeriums protestiert werden, mit was – vermengt mit teuren Anwälten und dem eisernen Wunsch einer neuen Approbationsordnung eine neue Examensprüfung einzum Medizinstudium – schnell zu einer erfolgreichen Studienzuführen, die die bisherigen drei Staatsexamina zusammenfassen platzklage wird. Nun reicht dieses Grundrecht alleine nicht aus, würde. Einen Namen hatten die Studenten auch: „Hammerexaum sich einen Studienplatz zu erstreiten. In Wirklichkeit ist alles men.“ Das sorgte auf jeden Fall für Schlagzeilen. sehr viel komplizierter. Dafür gibt es schließlich einen eigenen StuDie Situation entschärfte sich, die Approbationsordnung kam und diengang, der sich mit den Wirren der deutschen Rechtsprechung dann ging das Theater von vorne los. Diesmal waren es aber keine beschäftigt und dessen Studenten befähigt, überhaupt zu verstehen, Proteste, sondern Schimpftiraden unzufriedener Medizinstudenwas da eigentlich vor sich geht. Die werden dann auch Anwälte ten, die überhaupt nicht mehr damit zufrieden und übernehmen gegen Entgelt das Sich-denwaren, was aus ihrem Studium geworden ist. Kopf-zermatern. Warum also sollte man sich „Das Leben ist ungerecht, Auch das sorgte für Schlagzeilen. damit beschäftigen, welches Gesetz nun wofür Die Approbationsordnung geriet so zumindest gut ist? Immerhin gibt es schon mehr Paragraaber denke daran: nicht immer wieder in die Öffentlichkeit, stellenweise wurde phen in der Studienordnung als Hirnnerven im daraus zitiert. zu deinen Ungunsten.“ Menschen - und allein damit haben schon viele ihre Schwierigkeiten... John F. Kennedy In der öffentlichen Wahrnehmung spielt die Approbationsordnung derzeit keine Rolle mehr, dafür aber nach wie vor und regelmäßig im Die Spielregeln kennen Leben jedes Medizinstudenten. Vom Krankenpflegepraktikum über zu Examina und sonstigen Pflichtpraktika Wenn man ein Spiel spielt, dann ist es immer sehr hilfreich, ist dort der komplette Rahmen des Medizinstudiums geregelt. Mit die Spielregeln zu kennen, wenn auch nicht immer zwingend seinen 44 Paragraphen und teilweise sehr verworrenen, weil nicht notwendig. Kennt man sie nicht, kann es allerdings schonmal laienverständlich geschriebenen Formulierungen wirkt es abschreÄrger geben, gerade dann, wenn man sich benachteiligt fühlt. ckend. Die Approbationsordnung bekommt so etwas mythisches Im Vorteil ist dann immer derjenige, der die Regeln kennt. Und und unnahbares. Und obwohl die wenigsten sie gelesen haben, warum sollte das ausgerechnet jemand anders sein? Wer sich mit meint dennoch jeder, zu wissen, was darin steht. der Approbationsordnung und der Studienordnung gut auskennt, gehört damit zu denjenigen, die die Spielregeln kennen.

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Ein paar Grundsätze Tagtäglich befolgt jeder von uns eine ganze Reihe von Gesetzen und Verordnungen. Und nur wenige von uns werden behaupten können, nicht hin und wieder dem Impuls zu unterliegen, die Ordnungswidrigkeit „Missachtung roter Ampel“ zu begehen. Ob Straßenverkehrsordnung, Bürgerliches Gesetzbuch oder Grundgesetz, wir halten uns nach bestem Wissen und Gewissen an die Regeln, selbst wenn wir gar nicht genau wissen, wie sie im Detail lauten. Schließlich sind die meisten der Paragraphen so speziell, dass sie meist auch gar nicht auf uns und unsere Situation passen, sie decken Sonderfälle ab. Nun gibt es aber gerade rund um das Medizinstudium wieder einige Verordnungen und Gesetze. Sie sind per se schon speziell, da sie sich nur auf Studenten beziehen. Hier in München zählt etwa das Bayrische Hochschulgesetz dazu, das die Hochschullandschaft in Bayern auf Paragraphenebene reglementiert. Dazu gehört etwa die Tatsache, dass Studienbeiträge erhoben werden, dass diese höchstens € 500 je Semester betragen dürfen und dass das Praktische Jahr im Medizinstudium von der Beitragspflicht befreit ist. Die LMU wiederum legt in Ordnungen und Satzungen weitere Details fest, etwa die genaue Höhe der Beiträge. Dabei orientieren sich die Regelungen am Landesrecht. Bei weitem die größte Bedeutung und praktische Relevanz haben im Universitätsleben jedes Medizinstudenten die Approbationsordnung für Ärzte und die an der jeweiligen Fakultät gültige Studienordnung.

Das i-Tüpfelchen Wäre das Medizinstudium eine Figur aus Pappmaché, dann wäre die Approbationsordnung die Figur selbst und die Studienordnung die Farbe darauf. Während nämlich die Approbationsordnung auf Bundesebene dem Medizinstudium seine Form gibt und so einen einheitlichen Mindeststandard an allen Fakultäten ermöglicht, gibt die Studienordnung der Ausgestaltung des Medizinstudiums die ganz persönliche Note. Das Medizinische Curriculum München, kurz MeCuM, geht dabei -in dem Rahmen, in dem es übergeordnete Gesetze wie die Approbationsordnung und das Bayrische Hochschulgesetz zulassen- eigene Wege. Im besonderen Interesse der Studenten sind hierbei die zahlreichen Regelungen zu den Prüfungen und deren Wiederholungsmöglichkeiten; aber auch die detaillierte Auflistung sämtlicher Unterrichtsveranstaltungen in den Anhängen ist nicht nur für Juristen interessant.

Wissen ist Macht Nicht selten kommt es im Medizinstudium zu Konflikten jeglicher Art. Ob unfaire Prüfung oder schwachsinniger Student - an einer Fakultät mit einer so heterogen gestreuten Vielfalt von Persönlichkeiten gibt es immer wieder Friktion und ein jeder findet seine eigenen Gründe, warum ihm etwas nicht passt und wer seiner Meinung nach dafür verantwortlich zu machen ist. Dabei ist aber niemandem geholfen, wenn man anfängt quer um sich zu schlagen und auf sein vermeintliches Recht zu pochen. Denn wie sich leider oft in der Vergangenheit gezeigt hat, rennen die meisten dabei stur gegen die Wand.


Im Fall der Fälle sollte man sich also stets informieren, die Situation sorgfältig abwägen und die entsprechenden Paragraphen sorgfältig studieren. Niemand muss Approbations- und Studienordnung auswendig kennen. Aber es ist sehr hilfreich, sie jeweils einmal gelesen zu haben, denn wenn es mal irgendwo hakt, denkt man vielleicht überhaupt erst daran. Denn wie soll man an eine Regelung denken, die man gar nicht erst kennt? In den vergangenen Jahren wurden etliche Anfragen rund ums Prüfungsrecht an die Fachschaft herangetragen. Die meisten dieser Fragen konnten mit Hinweisen auf entsprechende Abschnitte in Approbations- und besonders Studienordnung beantwortet werden. Einerseits ist es ganz gut, wenn sich die Fachschaft mit der Thematik gut auskennt und sich darum kümmert. Andererseits gibt man damit auch ein elementares Verständnis für die Vorgänge im Medizinstudium ab. Unrealistische Erwartungen und falsche Vorstellungen sind nur zwei der Gründe, warum die Unkenntnis der grundlegenden Ordnungen immer wieder für Frust und Ärger sorgt.

Beispiel Gleitklausel Seit bald 20 Jahren gibt es in Deutschland in der Medizin ein juristisches Konstrukt, das allgemein als „Gleitklausel“ bezeichnet wird. Für die von sehr harten Examina gebeutelten Medizinstudenten der 80er Jahre war die Einführung der Gleitklausel ein Segen, für den sie hart gekämpft hatten. Fortan galt bei Physikum und Staatsexamen nicht mehr lapidar „60% der erreichbaren Punkte zum Bestehen.“ Die Gleitklausel, also die Änderung des entsprechenden Passus in der Approbationsordnung, besagte nun, dass eine relative Bestehensgrenze möglich sei, nämlich genau dann, wenn all diejenigen, die in Regelstudienzeit an der Prüfung teilgenommen haben, vergleichsweise schlecht abgeschnitten haben. Das ist natürlich (oder auch: leider) nicht so prägnant dort zu lesen, sondern schwulstig und [dem Ottonormalmediziner] schwer verständlich, dafür aber präzise und unmissverständlich formuliert:

Fazit „Ziel der ärztlichen Ausbildung ist der wissenschaftlich und praktisch in der Medizin ausgebildete Arzt, der zur eigenverantwortlichen und selbständigen ärztlichen Berufsausübung, zur Weiterbildung und zu ständiger Fortbildung befähigt ist.“ Gleich im ersten Paragraphen stellt die Approbationsordnung klar, welches Ziel das Studium bezweckt. Von besonderen Fertigkeiten im Umgang mit Gesetzestexten ist dort allerdings nicht die Rede. Es ist schließlich nicht Sinn und Zweck, die Geheimnisse der Juristerei zu ergründen, durchblicken und meistern. Das darf man ruhig denen überlassen, die sich für eine entsprechende Karriere entschieden haben. Oder wie ein Arzt im Ärzteblatt zitiert wurde: „Wir Ärzte sind Einzelkämpfer und der Meinung, vom Reifenwechsel bis zur Steuererklärung alles selbst machen zu müssen. Manche von uns können sich nicht vorstellen, dass auch andere Berufe Dinge mit Tiefgang gelernt haben.“ Dennoch vermitteln zumindest Approbationsordnung und Studienordnung ein gewisses Grundverständnis für die formalen Aspekte des Studiums. Darum kann die Lektüre dieser beiden Ordnungen sehr empfohlen werden. Und tatsächlich: Hat man sich durch die ersten paar Paragraphen gekämpft, gehen die restlichen etwas leichter. Die richtig schwer verdaulichen Gesetze kommen dann nach Abschluss des Studiums...

„Der schriftliche Teil des Ersten und Zweiten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung ist bestanden, wenn der Prüfling mindestens 60 Prozent der gestellten Prüfungsfragen zutreffend beantwortet hat oder wenn die Zahl der vom Prüfling zutreffend beantworteten Fragen um nicht mehr als 22 Prozent die durchschnittlichen Prüfungsleistungen der Prüflinge unterschreitet, die nach der Mindeststudienzeit von zwei Jahren beim Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung und sechs Jahren beim Zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung erstmals an der Prüfung teilgenommen haben.“

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Diese Regelung hat schon so manchen Studenten davor bewahrt, ein zweites Mal am Physikum teilnehmen zu müssen. Und obwohl diese Regelung durchaus sinnvoll und ganz besonders im Interesse der Studenten ist, kennen nur wenige ihre genaue Bedeutung und besonders ihre praktische Umsetzung. Dabei ist es gar nicht mal so abwegig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Schließlich verfügt seit bald drei Jahren auch die Studienordnung über eine entsprechende Formulierung und betrifft damit jede Prüfung an unserer Fakultät.

Das illustriert zumindest in einem der zahlreichen Fälle, warum es sich lohnen kann, seine „Rechte“ gut zu kennen.

Gleitklausel: In Wirklichkeit nicht ganz so spannend, aber umso hilfreicher...

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Aber auch bei diesem Passus gilt es, zu verstehen, wann die Gleitklausel inwiefern wirkt. Obwohl die Gleitklausel mittlerweile nichts Neues und Ungewohntes mehr darstellt, kann es dennoch immer wieder mal vorkommen, dass ihre Berechnung ausbleibt. Dahinter steckt dann nicht böse Absicht, sondern schlicht menschlicher Fehler. Und ein solcher ist dann auch schnell korrigiert - vorausgesetzt, er wird überhaupt entdeckt. Und um das fehlerhafte Auslassen der Gleitklauselberechnung zu bemerken, muss ein Student nicht nur die Existenz der Gleitklausel kennen, sondern auch wissen, in welchen Fällen sie angewandt wird und in welchen nicht.


OSCE - Was ist das?

von Daniel Bauer

Wie, keine Altklausuren? Vor dem ersten OSCE herrscht bei den Studenten immer wieder große Unsicherheit. Dabei ist das OSCE viel näher am „echten“ Leben dran, als eine Klausur es sein kann. Hier geht es nicht nur um gut auswendig lernen können ... Die sogenannte Prüfungspyramide nach Miller veranschaulicht die verschiedenen Taxonomiestufen des Prüfens.

Aus Schottland zu uns OSCE steht für objective structured clinical examination, ein Prüfungsformat, das auch höhere kognitive Leistungen erfassen kann. Da beispielsweise Untersuchungstechniken oder Anamnesegespräche nur bedingt mit geschlossenen schriftlichen Aufgaben zu prüfen sind (wie etwa Multiple Choice Aufgaben), deren Beherrschung für den klinischen Alltag aber von zentraler Bedeutung sind, müssen diese nicht nur gelehrt, sondern auch geprüft werden. Hierzu dient der OSCE, der erstmals in den 70ern in Schottland angewandt wurde und heute v.a. in Nordamerika und Nordeuropa weit verbreitet und intensiv studiert ist. An der LMU wurde dieser erstmals 1999, also noch vor der Etablierung des MeCuM, versuchsweise eingesetzt und ist nun im Prüfungskanon des MeCuM fest etabliert.

OSCE - Was ist das? Ein OSCE ist ein Prüfungsparcours mit klassischerweise 10-20 Stationen, an denen klinisch-praktische Aufgaben gestellt werden. Denkbar sind Gesprächsstationen mit standardisierten Patienten (Anamnese, Aufklärungsgespräche), Untersuchungsstationen (körperliche Untersuchung am standardisierten Patienten oder Modell), aber auch technische Untersuchungen (Durchführung und Interpretation technischer Untersuchungen wie EKG u.ä.) u.v.m. Integriert kann zum Beispiel auch Gesprächsführung mit bewertet werden.

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Eine Station dauert i.d.R. zwischen 10 und 15 Minuten. So beinhaltet z.B. der Modul 2 (Konservative Medizin) OSCE 11 Stationen zu internistischen Problemstellungen, der OSCE des Modul 3 (Operative Medizin) 14-16 Stationen mit Aufgabenstellungen der Chirurgie und ihren Teildisziplinen, Anästhesiologie, Orthopädie, Urologie, Notfallmedizin. Besonderheit des Modul 3 OSCE ist, dass einige Teilstationen bereits zum Ende eines Unterrichtsblockes im laufenden Semester geprüft werden und die Prüfungswoche zum Semesterende hiermit etwas entlasten.

Bewertung und Objektivität Die Bewertung erfolgt im MeCuM typischerweise mit Checklisten, auf denen der Erwartungshorizont klar abgesteckt ist und die i.d.R. ge-

Nach Miller GE. The assessment of clinical skills/competence/performance. Acad Med. 1990 Sep;65(9 Suppl):63-7.

reviewt und erprobt und mit Lehr- und Lerninhalten abgestimmt sind. Aspekte wie Gesprächsführung lassen sich mit globalen Bewertungsskalen fest halten. Einzelne Prüfungsstationen gehen normalerweise zu gleichen Anteilen in die Bewertung ein; Knock-Out-Stationen oder –aufgaben gibt es normal nicht, sodass ein Prüfling schlechte Leistung in einer Aufgabe oder Station mit gutem Abschneiden an einer anderen Stelle des Parcours kompensieren kann. Die Bestehensgrenze richtet sich nach den Vorgaben der Studienordnung und liegt damit bei 60% der zu erreichenden Gesamtpunktzahl. Die Objektivität erlangt ein OSCE durch die Vielzahl der Stationen, die unterschiedlichen Prüfer sowie Standardisierung mittels Checklisten. Trotzdem bei Prüfer und Simulationspatienten ein Bias nie ganz ausgeschlossen sein kann, mitteln sich diese wieder heraus. So steht dem grimmigen Prüfer vielleicht ein übermäßig benigner Simulationspatient gegenüber. Probleme mit Alt-OSCEs als Entsprechung zur Altklausur gibt es nicht. Natürlich ist es möglich, dass Prüflinge eines Parcours vom Vormittag den Kommilitonen, die erst am Nachmittag geprüft werden, die Inhalte der Prüfung mitteilen. Empirisch konnte an verschiedenen Fakultäten allerdings gezeigt werden, dass dies nicht zum besseren, sondern schlechteren Abschneiden der Nachmittagsgruppen führen kann. Anders als in einer MC-Prüfung ist im OSCE Gegenstand der Prüfung nicht primär das Ergebnis einer Intervention (z.B. eine Diagnosestellung beim Simulationspatienten), sondern der Weg dorthin (also z.B. die korrekte Anamnese oder Untersuchung) – eine Interpretationsmöglichkeit dieses Phänomens wäre, dass „informierte“ Prüflinge sich zu sehr auf das Ziel (Diagnose) fixieren und darüber vergessen, den Weg (Anamnese oder Untersuchung) auszuformulieren und so Punkte verschwenden.

ZeUS - Zentrum für Unterricht

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ZeUS - Zentrum für Unterricht und Studium Öffnungszeiten im Semester Mo - Fr Sa

8:30 h - 21:00 h 10:00 h - 18:00 h

Das ZeUS, ganz in der Nähe vom Sendlinger Tor, bietet Medizinstudenten viele lebensnotwendige Dinge: u.A. einen Kaffeautomaten, Schließfächer und PCs. An Modellen üben und lernen kann man natürlich auch! z.B. gibt es neben EKGs sogar ein Ultraschallgerät.

Adresse Zentrum für Unterricht und Studium Medizinische Fakultät der LMU Lindwurmstraße 23, 2.OG 80337 München Tel.: 089 / 599 88 17 - 10

s www.zeus.med.uni-muenchen.de


Die optimale Vorbereitung ...

Hinter den Kulissen

Auf den OSCE bereitet man sich am effektivsten vor, indem man eben Anamnese, Untersuchung etc. einfach praktisch übt, sei das nun im Unterricht oder in der Lerngruppe. Auch das Zentrum für Unterricht und Studium (ZeUS) in der Lindwurmstrasse 23 steht hierfür bereit. Leider war in der Vergangenheit zu verzeichnen, dass die übungswilligen Truppen sich kurz vor der Prüfungswoche stapeln, obwohl man EKG anlegen und andere Übungen während des ganzen Semesters üben kann!

Der Aufwand, einen OSCE durchzuführen ist für die Modulorganisatoren immens und soll hier kurz am Beispiel des Modul 2 OSCE dargestellt werden: Viele Wochen vor der Prüfung beginnt die Planung, werden 60 ärztliche Prüfer, 90 Simulationspatienten (Anamnese- und Untersuchungsstationen) rekrutiert und geschult, Prüfungsunterlagen gereviewt, vervielfältigt und verteilt, Räume gebucht (fünf parallele Parcours in der Innenstadt und in Großhadern) und Materialien organisiert. Nicht zu vernachlässigen ist das Bereitstellen von Kaffee und Keksen für Prüfer, Simulationspatienten und auch die Prüflinge.

Auch die Dozenten bzw. Prüfer werden geschult. Einerseits kurz vor den Prüfungen und andererseits gibt es speziellen hochschuldidaktische Weiterbildungsveranstaltungen, bei denen die Planung, Organisation, Erstellung, Durchführung und Auswertung von inhaltlich und formal hochwertigen Prüfungen geschult wird. Zur Qualitätssischerung zählt auch die Evaluation des OSCE. Hierzu gibt es seit SoSe 2007 die Prüfungsevaluation, zu der am Semesterende nach der Prüfungswoche eingeladen wird - OSCEs werden hier tendenziell recht gut bewertet.

... und die Ergebnisse Das Abschneiden in OSCEs ist i.d.R. relativ gut, in Modul 2 haben wir die Erfahrung gemacht, dass die allermeisten Prüflinge mindestens dieselbe Note wie in der schriftlichen Prüfung haben, viele aber auch eine Notenstufe besser abschneiden und damit ihr Gesamtergebnis verbessern. Im SoSe 2008 sah das in Modul 2 etwa so aus: 76 x Note 1, 138 x Note 2, 19 x Note 3, 4 x Note 4, 0 x Note 5 und 6 x keine Note (nicht teilgenommen). Der Notenschnitt des OSCEs lag bei der Schulnote 1,77 (Mittel der gültigen Noten).

Mit dem Tag der Prüfung ist allerdings noch längst nicht alles vorbei, dann beginnt die Auswertung der erhobenen Daten (60 Ordner) und Berechnung der vorläufigen Ergebnisse, bevor diese dann veröffentlicht werden können. Es schliesst sich die Einsichtsnahme und Einspruchsfrist an, dann werden die gesammelten Einsprüche überprüft, bevor dann die endgültigen Ergebnisse feststehen. Die diffizile Durchführung eines OSCE kann durch banale Probleme empfindlich gestört werden, dazu genügt es, wenn an der Transfusionsstation in einem der fünf Räume, wo diese Station parallel geprüft wird, zu wenige Spritzen bereitgestellt sind! Oder wenn ein Prüfer seinen Prüfungsordner einschließt und sich erst mal in den Urlaub verabschiedet. Gute Planung macht den Unterschied zwischen Eustress oder Distress am Prüfungstag aus. Für alle! Wer mehr über OSCEs erfahren will, kann sich hier informieren: Handbuch ‚Kompetent prüfen‘ der Universität Bern, pp 141-178

Professor Imhof

Professor Imhof

Lernen. Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auf mündliche Prüfungen anders zu lernen als auf schriftiche? Wenn ja, wie? Was sollte man beim Lernen beachten? Wie sehr sollte man sich auf Protokolle oder ähnliches verlassen? Auf jeden Fall! In einer mündlichen Prüfung sollte der Prüfling demonstrieren, dass er/sie die Zusammenhänge gut genug verstanden hat, um sie erklären zu können. Das ist selbst bei großem Detailwissen oft gar nicht so einfach. Deshalb würde ich als Prüfungsvorbereitung für mündliche Prüfungen Lerngruppen empfehlen, in denen Sie sich gegenseitig prüfungsrelevante Themen erklären. Die Prüferprotokolle sind da ein ganz guter Anhaltspunkt, man sollte sich aber nicht völlig drauf verlassen. Auch Prüfer wechseln ganz gerne einmal das Thema oder führen neue ein.

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Vorbereitung. Vorstellen beim Prüfer, oder nicht? E-Mail schreiben, anrufen? Oder die Prüfung abwarten? Die persönliche Vorstellung beim Prüfer halte ich für nicht notwendig, eine E-Mail oder ein Telefonat ist oft wichtig um herauszufinden, wo die Prüfung stattfindet. Kleidung. Bei mündlichen Prüfungen ist oft der erste Eindruck nicht ganz unwichtig. Legen Sie Wert auf bestimmte Kleidung? Gibt es etwas, was in puncto Dresscode absolut unerlässlich ist, oder etwas, was absolut zu vermeiden ist? Ich lege keinen Wert auf bestimmte Kleidung. Bei manchen Prüfern kann das aber schon wichtig sein. Grundsätzlich würde ich sagen, dass der Prüfling einen Tick besser angezogen sein sollte als der Prüfer (was in meinem Fall nicht so schwierig sein dürfte ;-) ) Umgangsformen, auch heute noch wichtig? Spielt es eine Rolle, wen ich zuerst begrüße? Welcher Fauxpas ist als Student unverzeihlich? Umgangsformen sind immer wichtig, aber das Wesentliche ist dann doch die Prüfungsleistung. Fauxpas: Niemals die Prüfer duzen! Sprache und Atmosphäre. Kann ich mein Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken? Ist Umgangssprache bei Prüfungen tabu? Sind Abkürzungen erlaubt? Die Atmosphäre kann durchaus locker und entspannt sein, sollte aber immer professionell bleiben. Die Atmosphäre sollte immer vom Prüfer / den Prüfern bestimmt werden, es macht sich nicht besonders gut, wenn der Student (auch wenn er sehr gut ist) versucht, von sich aus die Prüfung durch einen kleinen Scherz aufzulockern.. Inhalt. Wie kann ich geschickt schwierigen Themen unbemerkt ausweichen? Welche „Tricks“ funktionieren nie? Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat? Generell viel reden, oder den Prüfer das Gespräch leiten lassen?

Mitprüflinge. Wird eine Gruppe immer als solche wahrgenommen? Kann der schlechte Eindruck meines Mitprüflings auf mich abfärben? Auch wenn man als Prüfer so gut es geht versucht den Prüfling isoliert zu betrachten, hängt die Notengebung natürlich auch von der Leistung der Gruppe ab. Oft wird in der Notendiskussion ein Ranking der Studenten innerhalb der Gruppe vorgenommen, so nach dem Motto A war besser als B und genauso gut wie C. Jeder Prüfer (zumindest von denen, die ich kenne) ist aber schon einigermaßen konsequent in seiner Notengebung, sodass niemand eine schlechtere (oder bessere) Note bekommt, nur weil der Mitprüfling besonders gut oder schlecht war.

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Aus Prüfers Sicht würde ich sagen, dass Sie schwierigen Themen nicht „unbemerkt“ ausweichen können. Es kann auch nach hinten losgehen, wenn man zu offensichtlich Fragen nicht beantwortet und dafür etwas anderes anbietet, das man aus demselben Themengebiet gelernt hat, aber eben nicht die Frage beantwortet. Zu viel „drumrum“ Reden ist nicht gut, weil man damit Zeit verplempert, in der man sein vorhandenes Wissen einbringen kann. Gar nichts zu sagen ist allerdings noch schlechter.


2. Rot und auffällig

© Foto Lanz

© Kevin Pröpper

von Sophie Schlosser

3. Anatomischer Begriff. Weiter oben.

4 Stetiger Begleiter

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as wäre ein Heft zum Thema „Prüfung“ ohne Abschlußprüfung? Voilà: unser medizinisches Bilderrätsel. linisches Wissen schadet natürlich nie, Vorkliniker sollten sich aber nicht entmutigen lassen. Bei manchen Begriffen hat man höhere Chancen, wenn die Anatomie noch nicht in allzu weite Ferne gerückt ist.

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© Sabine Ribitzki

© www.strobel-fotoservices.de

Medizinisches Bilderrätsel

1. Eine Erbkrankheit

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© Gregor Luschnat

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6. Chromosom 15


Medizinisches Bilderrätsel

8. Pathologisches Zeichen im Röntgen

9. Von Biochemikern oft zitiert

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© Marcel Gansau

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7. Folge von Schifahren im Tiefschnee

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© Cathrin Deumel

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12. Krank an ihrem Arbeitsplatz

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14. Das hört man nicht gerne

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Medizinstudium  lite

edizin ist mein Traumstudium. Es gibt kein Besseres. Ich bin bereit, bis spät Abends in der Uni oder auf Station mit Euch zusammen zu hocken, und alle möglichen skurrilen MC-Prüfungen zu schreiben. Ich bin bereit, jeden Tag eine Stunde nach Großhadern rauszufahren, ohne darüber zu maulen. Ich bin mir sicher, dass jeder seine eigene Geschichte hat, und für Medizin Abstriche in seinem oder ihren übrigen Leben machen muss - nicht zuletzt bei der Freizeit, und ich meine es lohnt sich! Je nachdem wie man sich anstellt, kostet das Studium aber nicht nur Zeit sondern auch noch eine Stange Gold. Beides muss nicht sein - das Studium lässt sich in beiden Bereichen verschlanken. Ich zitiere Dr. Fischer: „Ich denke, wie ich damals auch, als Studierender, besteht die naturgegebene Tendenz, dass ein Student, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sich evolutionär optimiert zeitlich durchs Studium bewegt, und sich überlegt – was muss ich tun, um das hier gut über die Bühne zu bringen.“

Bücher und CDs Es gibt mindestens drei Büchereien, in denen man fast alles leihen kann was man fürs Studium braucht:

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s Studentenwerk Bücherei, Haltestelle Giselastraße s Medizinische Lesehalle, Goethestraße s BSB - Haltestelle Universität Frühzeitig leihen. Kleine und kompakte Bücher bevorzugen - so schleppt man nicht nur weniger, sondern hat auch weniger zu lesen und mehr Zeit für die Liebe. Die einzige Anschaffung die ich in der Vorklinik uneingeschränkt empfehle ist die aktuellste Gelbe Reihe zum Klicken vor dem Physikum - Kostenpunkt 30 €. Aus schlechtem Gewissen hab ich mir den Lehmanns Taschenatlas gekauft. Ich besitze das Buch heute nicht mehr, und habe es damals auch kaum benutzt. Ich bin mit meinen geliehenen Büchern bisher sehr gut gefahren, und habe das auch in der Klinik vor!

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Sonstige Ausrüstung Präpbesteck: braucht man nur für den Präpkurs. Das von der Fachschaft ist voll in Ordnung. Die Handschuhe gehen eher etwas ins Geld ...

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von Maximilian Batz

Glaube mir, im Klinikalltag hat man keine Zeit und Lust sich mit detaillierter Physiologie usw. zu beschäftigen. Die ganzen Bücher aus der Vorklinik würden in Deinem Schrank verstauben ... Später kannst Du besser einschätzen, welche Bücher Du wirklich benötigst. Auf die bei Dagobert & Co. erhältlichen zusätzlichen Skripte konnte ich bisher ganz gut verzichten. Das, was wirklich wichtig ist, sind die Altklausuren. Dafür gibt es einschlägige Quellen, die eher auf Kooperation als auf Barem beruhen. Habe ich mir sagen lassen.

Je ein Laborkittel, und ein Arztkittel (den man allerdings erst später braucht). Ich habe den Laborkittel aus Lehmanns‘ und den Arztkittel von meiner Mutter geschenkt bekommen. Manchmal hat ALDI oder LiDL solche Kittel im Angebot. Also gleich zugreifen!

Ein Stethoskop braucht man öfter erst ab Modul 2 - ich habe mein Doppelkopfstethoskop im letzten Moment für ca. 7 € bei der SaniPlus Apotheke gekauft. Zugegebenermaßen, man hört weniger als mit den anderen, doch sind wir jetzt wirklich schon auf einem Niveau wo das wichtig ist? Wenn man das Training mit dem „schlechteren“ Werkzeug absolviert, wird man dann auch mit dem Besseren (vom ersten Gehalt gekauft!) wesentlich mehr hören können! Man muss fürs Studium sehr viel drucken. Ein Blick auf Seiten, wie s www.druckerchannel.de lohnt sich, um auch hier die Kosten zu senken (Tip: Rebuild-Toner)

Zeit Ein Wort zum Thema Zeit-Organisation: Zeit ist die eigentliche Währungseinheit jedes Menschen. Diese tauscht er oder sie zu einem mehr oder weniger günstigen Wechselkurs in Erfahrungen, Güter und Geld ein. Den Wcchselkurs wird man mit den Jahren immer besser gestalten können ... Aus meinem vorherigen Studium vier Semester Physik - habe ich die Erfahrung mitgebracht, dass man mit recht wenig Zeit (Stichpunkt Alt-klausuren!) sehr passabel über die Runden kommen kann. Ich habe eigentlich immer weniger gelernt als ich es vorhatte (bspw. sitze ich jetzt an diesem Artikel statt auf die Klausuren in ein einhalb Wochen zu lernen. Und das am Sonntag! Nur für Dich! ) Das bedeutet allerdings nicht, dass man das auch machen sollte! Ein solides Basiswissen, v.a. der ganzen Laborparameter aus Modul 1, würde mir jetzt Zeit und Frustration sparen. Man lernt so immer wieder die gleichen Sachen auf Kurzzeitgedächtnis ...

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edizin ist eine aufwendige Geliebte. Es ist deswegen sehr wichtig, sich gut zu organisieren, und einen Rhythmus ins eigene Leben einzubringen. Schon früh zu erkennen, was man möchte, was einem Spaß macht, und was einen nur frustriert und Energie entzieht. Nicht immer und sofort bestehen zu müssen ... und sich nicht zu sehr von den „gesellschaftlichen Idealen“ unter Druck setzen zu lassen!

Vorlesungen Ich war in der Vorklinik nur sehr sporadisch dort, und gehe auch in der Klinik sehr unregelmäßig. Jeder muss für sich selbst herausfinden, ob sie einem was bringen. Ich lerne am Besten aus Büchern, oder direkt praktisch.


In Vorlesungen - ehrlich zu sich sein, bitte! - schweife ich eigentlich sehr oft ab oder rede mit meinen Freunden. Manche Vorlesungen haben dennoch einen Unterhaltungswert - vom Dozenten her, so dass man sie nicht verpassen möchte. Vielleicht würde es was bringen, wenn man den Stoff vorher zu Hause durchliest, und dann gezielt Fragen stellt. Habe ich aber trotz bester Vorsätze bis heute nicht geschafft ...

Bücher Es gibt sehr gute Kurzlehrbücher, mit denen man passabel über die Runden kommt, ohne zu tief in den Stoff einzusteigen. Mal im Ernst, wer kann sich schon alle Abbauwege aller Aminosäuren ein ganzes Leben lang merken? Kim Peek? Na gut.

Lernen Was ich persönlich sehr wichtig finde, ist Kommilitonen zu finden, mit denen man gut zusammen lernen kann - zusammen lernen ist oft viel motivierender als alleine zu lernen, so spart man Zeit und hält länger durch. Leider konnte ich mir das Rausschreiben bisher nicht abgewöhnen. Ich habe mit einer Studentin gesprochen, die sich die Hände blutig geschrieben hat, und deswegen das Rausschreiben aufgegeben hat. Sie sagt es klappt. Ich kann mich aber noch nicht dazu entschließen. Vielleicht bei weniger wichtigen Klausuren damit experimentieren?

Anfangen sollte man - natürlich je nach Lerntyp - nicht zu früh, sondern sich auch mal eine Auszeit gönnen. (Siehe auch den Artikel Survival Guide)

Motivation Sich immer wieder fragen: „Wozu das Ganze?“, und immer wieder von neuem das eigene Ziel, ein guter Arzt oder eine gute Ärztin (oder ein guter Forscher) zu werden, bestätigen und sich vor Augen führen. Das hilft einerseits über manches Tief hinweg, wo man vor lauter Klausuren den Horizont nicht mehr sieht, andererseits sieht man den Stoff unter anderem Blickwinkel – klinische Chemie, um später gut auf Station arbeiten zu können. Physiologie des Herzens, um auf der Kardiologie ohne auswendig zu lernen sich die verschiedenen Herzgeräusche ableiten kann ... Die eigenen Interessen vertiefen, auch wenn das Zeit kostet. Und vielleicht für die aktuelle Klausur nicht viel bringt – aber motivationsmäßig bringt dieser spielerische Zugang zum Stoff einiges ... genauso wie ich mich beim Layouten der Synapse ausgetobt habe. (Man merkt es nahezu nicht, oder?) Es geht vor allem um eins – Spaß an dem Medizinstudium, am Weg zum fertigen Mediziner, finden!

Professor Wurzinger

Professor Wurzinger

Lernen. Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auf mündliche Prüfungen anders zu lernen als auf schriftiche? Wenn ja, wie? Was sollte man beim Lernen beachten? Wie sehr sollte man sich auf Protokolle oder ähnliches verlassen? Gleich bei Ihrer ersten Frage muss ich passen; meine Prüfungen (damals noch fast alle mündlich) sind zu lange her. Da haben ihre älteren Mitstudenten sicherlich bessere Ratschläge; ich wundere mich immer über manche meiner Kollegen, die den Studenten Lerntipps geben und selber schon ewig lange nicht mehr auf eine Prüfung gelernt haben. An was ich mich noch erinnern kann: ich hatte für alle großen Examina eine Lerngruppe, d.h. ich habe mein Wissen immer mit dem von Kommilitonen abgeglichen.

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Protokolle sind sicher gut, man erfährt so – auch bei Prüfern, die das Fach in der vollen Breite abdecken (gibt´s ohnehin kaum) – den „Fragentypus“. Man sollte allerdings berücksichtigen, dass die positiven, bzw. negativen Bewertungen im Überschwang einer gerade „überstandenen“ Prüfung ( = Stresssituation ) abgegeben wurden. Vorbereitung. Vorstellen beim Prüfer, oder nicht? E-Mail schreiben, anrufen? Oder die Prüfung abwarten? Persönliche Vorstellung, Anrufe oder E-Mails lehne ich persönlich ab, da mir dazu die Zeit fehlt; schließlich sind wir (bei 15 - 20 Terminen) ca. 2 Wochen im Sommer von früh bis spät nur mit Prüfen beschäftigt. Kleidung. Bei mündlichen Prüfungen ist oft der erste Eindruck nicht ganz unwichtig. Legen Sie Wert auf bestimmte Kleidung? Gibt es etwas, was in puncto Dresscode absolut unerlässlich ist, oder etwas, was absolut zu vermeiden ist? Ich persönlich ignoriere die Kleidung des Prüflings. Umgangsformen, auch heute noch wichtig? Spielt es eine Rolle, wen ich zuerst begrüße? Welcher Fauxpas ist als Student unverzeihlich? Auch bei Umgangsformen bin ich, sofern sie nicht aggressiv sind, tolerant. Sprache und Atmosphäre. Kann ich mein Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken? Ist Umgangssprache bei Prüfungen tabu? Sind Abkürzungen erlaubt? „Sprache und Atmosphäre“ finde ich schon wichtiger: ein Prüfling sollte nicht den Eindruck erwecken, dass es ihm gleichgültig ist, wie das Ergebnis ausfällt (außer es ist tatsächlich so). „Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken“ geht bei mir nicht, zumindest nicht, wenn ich im Vollbesitz meiner Kräfte bin. Umgangssprache und Abkürzungen sind für mich keine absoluten Tabus aber eindeutig zweite Wahl.

Beim „Ausweichen schwieriger Themen“ und „Tricks“ muss ich mit Hinweis auf meine mangelnde Praxis als Prüfling (s.o.) ausweichen. „Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat?“ Eisern die Ruhe bewahren und sich logisch Dinge herleiten (sagt sich leichter als es ist). Man sollte schon den Prüfer das Gespräch leiten lassen, außer er fordert einen auf, sich über ein Thema „auszubreiten“, wozu im Allgemeinen die Zeit nicht reicht. Kann der schlechte Eindruck meines Mitprüflings auf mich abfärben? Der schlechte Eindruck eines Mitprüflings färbt in den seltensten Fällen ab, eher ergibt sich ein „düsterer Hintergrund“, vor dem man als durchschnittlicher Prüfling „gut aussehen“ kann.

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Inhalt. Wie kann ich geschickt schwierigen Themen unbemerkt ausweichen? Welche „Tricks“ funktionieren nie? Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat? Generell viel reden, oder den Prüfer das Gespräch leiten lassen?


von Sophie Schlosser

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Wem geht es nicht so? Drei Monate Krankenpflegepraktikum in Deutschland sind viel zu lang. Irgendwann kennt man den pflegerischen Krankenhausalltag und wer nicht das Glück hat, auf einer Studenten wohlgesonnenen Station zu landen, sieht womöglich ein Viertel Jahr lang nur Bettpfannen und Fieberthermometer. Deshalb: Warum nicht Urlaub im Ausland mit Krankenpflegepraktikum verbinden? Das habe ich mir vor zwei Jahren auch gesagt und mich für ein Praktikum in der Schweiz beworben. Gut, die Schweiz ist keine karibische Insel, aber zumindest verstehe ich da wenigstens die Sprache – dachte ich.

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70 Bewerbungen Es hört sich verrückt an, aber ich habe Bewerbungen an ca. 70 Spitale der Schweiz geschrieben. Das war aber auch bitter nötig, denn mit drei Monaten Vorlaufzeit war ich ziemlich knapp dran: Schweizer Medizinstudenten müssen ebenso wie wir ein Krankenpflegepraktikum nachweisen können. Allerdings dauert es nur einen Monat und hat den netten Namen „Häfelipraktikum“. Natürlich wird Schweizer Studenten bei der Vergabe der Praktika der Vorrang gegeben und so kam es, dass ich von den 70 Bewerbungen nur eine Zusage vom Kantonsspital Bruderholz bekam. Das heißt also: Rechtzeitig um einen Platz kümmern!

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Danach läuft dank der perfekten Organisation und dem freundlichen Gemüt der Schweizer aber alles sehr entspannt. Ein Zimmer mit Bad im Personalwohnheim erhält man ohne Probleme zum Preis von ca. 320 CHF (200 Euro), die grandiose Aussicht von der Dachterrasse und ein schönes, kleines Schwimmbad im EG gibt es gratis dazu. Einige Versicherungen, z.B. die Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung, muss man abschließen, darum kümmert sich aber das Spital. Einen günstigen Flug nach Basel wird man immer finden, der Anschluss vom Flughafen ist mittels Tram und Bus unkompliziert. Die ersten 1 1/2 Tage erhält man einen Einführungskurs, in dem einem das ganze Spital vorgestellt und man z.T. in pflegerische Tätigkeiten eingeführt wird. Diesen besucht das ganze neue Personal, von der Putzfrau bis zum Oberarzt. Hier bietet sich also die perfekte Gelegenheit, andere Praktikanten kennenzulernen.

Auf Station

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Auf Station bekommt man erst einmal ein dickes Heft in die Hand gedrückt, in dem Stationsablauf, Mitarbeiter, Veranstaltungen unter der Woche und zu erlernende Tätigkeiten vorgestellt werden. Wenn man dann noch mit den Worten begrüßt wird: „Als Medizinstudent kannst du sowieso keine Kompetenzen überschreiten. Frag immer!“ fühlt man sich doch gleich herzlich willkommen geheißen. Natürlich relativiert sich das alles, wenn man wie ich auf der Akutgeriatrie eingeteilt ist. Wobei „akut“ ein schon sehr, sehr weit gedehnter Begriff ist. Es handelt sich vielmehr um eine Auffangstation für Leute, die auf einen Platz im Pflegeheim warten und das nicht ein paar Wochen, sondern Monate. Wer aber das Glück hat einer anderen Station zugewiesen zu sein, hat dank flacher Hierarchien sicher immer die Gelegenheit bei Visiten mitzugehen oder ärztlichen Tätigkeiten beizuwohnen und dies vor allem ohne


lich, sondern die Schweizer reden halt einfach so. Generell muss man sich erst einmal sehr in die Sprache einhören. Das Praktische ist aber, dass einem die Schweitzer bei absolutem Unverständnis alles noch einmal in perfektem Hochdeutsch erklären können und nach einiger Zeit erwischt man sich selbst beim Nachahmen der schweizerischen Sprachmelodie.

dass es Stress von Seiten des Pflegepersonals gibt. Das pflegerische Arbeitsfeld ist das Gleiche wie in Deutschland, auf Putzen wird aber in der Schweiz noch ein gutes Stückchen mehr Wert gelegt als hierzulande. Dafür kann man sich aber auch mal für eine Stunde verabschieden und mit einem Patienten spazieren gehen, was bei meinen Praktika in Deutschland undenkbar war. Eine andere deutsche Praktikantin auf der Nebenstation und ich hatten immer ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil wir viel weniger als in Deutschland arbeiteten, dafür aber 1010 CHF, umgerechnet ca. 680 Euro erhielten. Pausen werden einem streng verordnet. Wehe man lässt sich früher auf Station sehen! Morgens gibt es Znüni1 und mittags kann man hervorragend die 45 Minuten Pause in der Kantine verbringen, die wirklich sehr gut ist.

Noch ein paar Tipps: Hallo sagt man nicht zu Patienten, sondern nur zu guten Freunden. Und wenn die Schwester zum Patienten sagt, dass er das „Muul“ aufmachen soll, so ist das nicht unhöf1 z‘Nüni wird in der Schweiz die morgendliche Zwischenmahlzeit genannt. Die Bezeichnung ist von der Zahl Neun (im Alemannischen: nüün) abgeleitet, da die Pause meistens gegen neun Uhr gemacht wird.

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Sehenswürdigkeiten Auf jeden Fall sollte man sich Basel und Umgebung angucken. Es gibt so viele tolle Museen und Kunstausstellungen, von der Natur ganz zu schweigen. Basel ist einfach ein äußerst bezauberndes Städtchen und mit der Tram von Bruderholz aus recht schnell zu erreichen. Was man meiner Ansicht nach gesehen haben muss: Das Tinguely Museum = Kunst aus Schrott, der sich auf Knopfdruck bewegt. Auf dem Weg dorthin muss man den Rhein überqueren. Dies tut man am besten mit einem der Floße. Macht sehr viel Spaß! Als Medizinstudent sollte man natürlich auch das Anatomische Museum der Universität Basel besuchen und Frau Prof. MüllerGerbel schöne Grüße aus München ausrichten. Ein weiteres Muss ist die Fondation Beyeler, die Kunstausstellung schlechthin in Basel. Auch die Römerstadt Augusta Raurica ist einen Besuch wert. Stärken kann man sich am besten mit Baseler Läckerli vom Läckerli-Huus, Schweitzer Bruchschokolade von der Chocolaterie am Barfüßerplatz und verdammt gutem italienischen Eis aus einer Minieisdiele in der Fußgängerzone. Denkt aber daran, für den Heimflug zwei Plätze im Flugzeug zu reservieren!

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Machen Sie das Muul auf

Lebensmittel in der Schweiz sind übrigens sehr teuer. Wer mit dem Auto anreist, sollte sich also überlegen, ob er nicht in Deutschland einkaufen geht. Als Ticket für den öffentlichen Nahverkehr empfehle ich das Umweltschutz - Abo. Damit kann man für 66 CHF / Monat ziemlich rumkommen.


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Ein Famulaturbericht aus dem Jahre 2007

von Anonymus Medicus

Ein humoristisch gefärbter Abriss über neuartige Erscheinungen eines bis dahin unbekannten Gattungswesens: Dem homo famulans - aus der Sicht der zwiegespaltenen Persönlichkeit des Anonymus Medicus.

Wie es dazu kam, bleibt vorerst offen und eine kritische Frage an die philologische Geschichtsschreibung. Welche Gestalt er heute angenommen hat, ist indes nur auf sehr ausgedehnten Reisen zu entdecken, da er in deutschen Landen nur noch in Restbeständen anzutreffen ist. Auch wir sind den verführerischen Berichten dieser reisenden Famulanten erlegen und machten uns auf zu einer Beobachtungsstudie: s Beobachtungsort:

Sydney, Australien

s Jahr:

2007 Anno Domini

17 deutsche Famulanten und zwei s Beobachtungskohorte:  Beobachter ‚under cover’ (Anonymus Medicus) im Auftrag der medizinischen Öffentlichkeitsarbeit.

Wir kommen zu folgendem vorläufigen Ergebnis: Der Famulus von heute hat nichts mehr mit dem unterthänigst dreinschauenden Gehülfen von einst zu tun, vielmehr ist er zu einer eigenständigen Klasse touristischer Entitäten geworden, die folgende dominant-vererbten Merkmale aufweisen: Keine Mühen scheuend, werden Reisebüros die entlegensten Ziele abverlangt, um einmal die Seychellen, prickelnden exotischen Südseezielen, alkoholisierten Aboriginee-Reservaten oder Schussverletzten in Südafrika mit westlichem Mediziner-Input zu bereichern. Wem das hier hülft? Man weiß es nicht!

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Vielleicht einzig und allein der neuen okkupierungswütigen Schar des Famulantenheeres, dem nur mit dem Hinweis ‚Legion’ beizukommen ist. Dass die obwaltenden heimischen Behörden hierbei äußerst lukrative Geschäfte verbuchen können, ist allemal bekannt. Denn wo der Sohnemann famulierte, oder das Töchterlein ihre Prada-Garderobe vergaß, ist auch die Parentalgeneration nicht mehr weit, die ihre feinfühligen touristischen Glieder bis in dato unerschlossenes Gebiet vorwagen. So besehen sind Schweizer und deutsche Großfamilien auf den Spuren ihrer famulierenden Tochter in Darwin, Australien keine Seltenheit mehr.

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Germalia und die Teutonen Krankenhäuser fremder Nationen werden zur Unkenntnis okkupiert und ihnen jedwede eigenständige Nationalität abgesprochen. Medizinisch-Deutsch wird so zunehmend in Deutsch-Australien, im Famulantenjargon Germalia, gesprochen. Auch stöhnten einheimische Dienstkräfte nicht selten, ob der Bewältigung der schier überwältigenden teutonischen Massen. Das ärztliche Personal war körperlichen Reizen weiblicher Famulantinnen mehr erlegen als ihrer Aufgabe als Mentor und Lehrer nachzukommen. Originalton eines über den offenen Darm gebeugten, irritierten Chirurgen am OP Tisch: ‚Don’t you have proper hospitals in Germany?’ Als wenn diese Schmach nicht ausreichen würde, fügte er süffisant-lächelnd hinzu: ‚How is it, you have so many hot female medics?’

Anmerkung von Anonymus Medicus: Sonnenbräune und ein BMI < 25 reichten schon für die schiere Bewunderung aus! Merkwürdig auffallend ist eine nicht zu verhehlende unkritische Haltung gegenüber der Qualität des jeweiligen Lernerfolgs oder der dortigen Betreuung. Das Ausblenden ist auch sicherlich verständlich, wenn man bedenkt, welch horrende Studiengebühren die Deutschen auf den Tisch legen. Der Preis einer viermonatigen Australien Famulatur entspräche somit einem 16 - semestrigen Medizinstudium in Deutschland. Wohingegen hier zu universitären Barrikadenkämpfen aufgerufen und die schwelende Gefahr einer Klassengesellschaft prophezeit wird, werden die dortigen Verhältnisse im trendigen Mainstreamgefühl kritiklos akzeptiert. ’Smells like Team Spirit’. Für viele der Spezies homo famulans scheint allein die Tatsache als solche einen Auslandsaufenthalt zu bewältigen, eine denkwürdige bis zur Hybris steigernde Leistung darzustellen, die sie gleichsam in den Olymp titanischer Größe befördert. Diese inhaltliche Verblendung mag nicht zuletzt daherrühren, dass eine äußerst unzureichende medizinische Vorbereitungszeit eine nur den Emotionen überlassene Perspektive zubilligt. Diese gipfelte beispielsweise in der fulminanten Aussage eines Artgenossen in einem abendlichen Gespräch: ’Warum arbeiten denn in Australien hauptsächlich Physiker in der Notaufnahme?’ Zugegebenermaßen lässt das Wort ‚physician’ in einer sehr kreativen Annäherung an den Physiker erinnern... Anmerkung des Anonymus Medicus: Diesem Artgenossen sei wärmstens das Thieme Leximed: ‚Pocket Dictionary of Medicine’ empfohlen.

altius, citius... Mittlerweile gehört es fast zum guten Ton am Anfang eines jeweiligen Semesters von grosspurigen Auslandsaufenthalten gemäß des olympischen Mottos „altius, citius...“ oder eben in nicht latinisierter Version, „je weiter, je höher, desto besser“ zu prahlen, wobei die in München Verbliebenen mit einem hämischen Achselzucken bedacht werden. Angesichts der Strapazen, Kosten und Mühen kann man dieses Gefühl wohl auch verstehen, denn wer mehr zahlt, der darf sich auch nach ‚Mehr’ fühlen, oder?

Anonymus Medicus’ Fazit: Kritische Famulanten vereinigt Euch! Auch wer nicht im Ausland famuliert, hat nichts verpasst! Gewiss hilft die Auslandserfahrung dazu, interne Strukturen im deutschen System zu hinterfragen und zu erkennen, welche verschiedenen Spielarten ärztlichen Daseins es gibt. Ergo: Wenn Ihr ins Ausland reist, nehmt Eure Hirnrinden mit und verkabelt sie gut! In diesem Sinne, eine synaptische BeDenk-Zeit! Kritik an: A.medicus@gmx.de © Vanessa Fitzgerald

er Famulus, der einst den Tätigkeiten seines obwaltenden Herrn mit innigster Gewandtheit des Ausdrucks und beflissentlichem Eifer zu folgen verstand, man erinnere sich hierbei an Faustens eifrigen Gesellen Wagner, der mit überbordender Passion den Anweisungen seines Meisters Folge leistete und keine noch so unnütze Arbeit scheute, ist tot.


Oh nein, nicht schon wieder …

von Sigrid Barth

… So ein Fachschaftsartikel in dem sowieso nur wieder steht, wie toll die Fachschaft ist. Ja, ja, ich weiß, aber andererseits hört man als Fachschaftler mindestens einmal täglich: Echt? Du bist in der Fachschaft? Und warum? Nein, ich mein natürlich was macht ihr denn da so? Dabei war natürlich eigentlich die Frage gemeint: Warum in Gottes Namen machst du das?!

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enn ich ehrlich bin, frage ich mich das ja manchmal selbst.

und nicht vergeuden. Ich mein´ wenn wir schon zum Beispiel bei den Studiengebühren mitreden dürfen, sollten wir das auch tun.

Warum also verbringe ich meine medizinstudententypisch ohnehin chronisch knappe Zeit ausgerechnet mit der Fachschaft?

G: Und das konntest du natürlich nicht den Politikfreaks überlassen? Ne, musst gleich mal wieder zu allem „Ja und Amen“ sagen. Das ganze Zeug läuft doch schon von allein. Gibt doch Leute, die sich unbedingt wichtig machen wollen und für solche Aufgaben prädestiniert sind. Man kann doch denen die Arbeit überlassen.

Lastet mich das Lernen etwa nicht aus, bin ich vielleicht ein unterforderter Überflieger? Eher Schizophren vermutlich: Meist stehen bei Fachschaftlern G e w i s s e n ( G ) und der W unsch , sich zu engagieren und S pass zu haben (F), im Wettstreit, die oftmals in den Köpfen unterhaltsame Dialoge führen: G: Ne, geh´ nicht hin, was willst du denn schon in der ersten Woche in der Fachschaft, hat doch auch noch später Zeit, musst dich da nicht so wichtig machen und gleich in der ersten Woche deines Studiums in den komischen Verein rennen. F: Aber die Esi-Einführung war echt cool, die machen sicher auch andere spannende Sachen. Außerdem wird uns doch immer nachgesagt wir hätten „NullBock“ und wären „unpolitisch“. Das muss man ja nicht auf sich sitzen lassen, oder? G: OK, hinschauen kann man ja mal, aber auch nicht mehr. Du hast für so was bei deinem Studium doch nun wirklich keine Zeit. Steck deine Energie lieber mal ins Lernen, das macht mehr Sinn. Ein Semester später: G: Na super, da hast du’s. In einer Woche Klausur, die Testate mehr schlecht als recht durchgestanden, überfordert, übermüdet und wirklich zu wenig gelernt. Hättest du’s nicht wenigstens wie die anderen machen können, die nur ab und zu zur Sitzung kommen? Ne, du musst ja schon wieder mal in die Vollen gehen. Super. F: Jetzt hör aber mal auf. Ich hab jede Menge gelernt. Erstens, Medizinstudenten sind nicht nur Streber. Zweitens, sie sind auf Bundesebene, auf Europaebene und sogar weltweit total aktiv. Machen da Sachen wie diverse Austausche organisieren, internationale Projekte und ziemlich viele krasse Projekte wie Knochenmarkstypisierungen. Aber das ist ja nicht mal das wirkliche Beeindruckende. Faszinierend ist, dass Studenten zusammen finden, was Tolles auf die Beine stellen, dabei Spaß haben, etwas bewegen wollen und natürlich auch feiern. Das alles muss einfach beeindrucken und anspornen.

F: Klar, gibt ja immer Andere, wird schon immer irgendwie laufen - nein, so ne Einstellung ist echt daneben. Hast du eine Ahnung, wie viel Arbeit das alles ist? Das Büro am Laufen zu halten, der Protokolldienst, Lehre und Prüfungen verbessern, die Esi-Einführung, diverse Partys für feierwütige Studenten, Fakultätsrat, Berufungskommissionen, Studiengebührenkommission und was noch so anfällt. Also das können wirklich nicht nur ein paar einzelne Fleißige stemmen. Und in der Fachschaft sind doch schon extrem wenige, die sich engagieren. Schau mal, vielleicht dreißig „Aktive“, die mal mehr, mal weniger aktiv sind. Und das von sechstausend Studenten? G: Mmmhhh, das wird ja auch seinen Sinn haben. Sind ja auch komische Leute. Einfach dämlich sich zum Beispiel jede Woche mindestens eine Stunde umsonst in das Büro zu stellen, höchstens um von manchen Studenten ein müdes Lächeln plus gehauchtes Dankeschön zu bekommen. Hast du nichts Besseres zu tun? F: Ich glaube schon, dass ich die Zeit hab´, beziehungsweise, ich nehme sie mir einfach. Und ich hab ja selbst auch ein bisschen was davon. Zwar kein Geld, aber Redeleitung bei Sitzungen, mit Profs reden, sich in Satzungen einarbeiten, neue Leute kennen lernen, Projekte erarbeiten, sich Herausforderungen stellen ... das alles nützt mir persönlich etwas. Außerdem erlebe ich wirklich tolle Sachen. Wenn man einmal mitten in ´ner Party stand und sich gedacht hat “das hab ich jetzt alles organisiert, das ist unsere Party“, oder wenn man mal wieder völlig übermüdet, aber motiviert und voller neuer Ideen von einem Arbeitswochenende aus Hamburg zurückkommt, dann weiß man, wofür man das alles macht.

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Klausuren kann man wiederholen, das Leben nicht. Ich will nicht jemand sein, der irgendwann an sein Studium zurückdenkt und sich fragt, was er eigentlich gemacht hat, außer Lernen. … to be continued.

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o ungefähr läuft das also ab und zu in den Köpfen von verschieden Fachschaftlern ab. Und immer wird irgendwie ein Mittelweg gefunden und fast immer sind die engagierten Leute glücklich darüber, dass sie etwas machen und dass sie nicht nur vor sich hindämmern. Und meistens läuft auch alles irgendwie, aber eben manchmal mehr und manchmal weniger gut. Und drei Dinge kann die Fachschaft ganz sicher immer brauchen: Motivation, Lob und neue Leute.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Auf lokaler Ebene ist außerdem auch einiges los. Hatte keine Ahnung, in wie vielen Gremien überall Studenten vertreten sind, sich auskennen, mitreden und oft sogar mitstimmen. Ich finde, wenn man solche Chancen hat, sollte man sie auch wahrnehmen


Lösungen Das Katzenschrei-Syndrom oder Cri-du-chat-Syndrom ist nach dem katzenähnlichen Schreien (franz.: cri-du-chat = Katzenschrei) der betroffenen Kinder im frühen Kindesalter benannt. Die Ursache ist eine partielle Deletion am kurzen Arm eines Chromosoms 5.

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Das Schmettelingserythem ist eine umschriebene, symmetrische hellrote Rötung der Wangen, die über dem Nasenrücken zusammenläuft. Es ist eines der diagnostischen Zeichen des Systemischen Lupus erythematodes, einer Autoimmunerkrankung.

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Das Bochdaleksche Blumenkörbchen ist ein Teil des Plexus choroideus, der am lateralen Ende des vierten Ventrikels beidseits aus der Apertura lateralis herausragt, und wird aufgrund seiner Form so bezeichnet.

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Beim Ohrensausen oder Tinnitus nimmt der Betroffene Geräusche wahr, die keine für andere Personen wahrnehmbare äußere Quelle besitzen. Die Ursachen reichen bspw. von Ohrenschmalz über Otitis media und Lärmtraumata bis hin zum Akustikusneurinom.

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Die Mamma oder weibliche Brust zählt zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen der Frau. Sie besteht aus Fett- und Bindegewebe sowie der Brustdrüse. Die biologische Funktion ist das Stillen von Säuglingen mit Muttermlich.

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Das Prader-Willi-Syndrom ist eine durch ein beschädigtes Chromosom 15 bedingte Behinderung und geht mit körperlichen, stoffwechselbezogenen und kognitiven Symptomen einher, welche durch eine Fehlfunktion des Zwischenhirns verursacht werden.

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Das Schubladenphänomen weist auf eine Ruptur des vorderen bzw. hinteren Kreuzbandes hin. Dabei ist der Unterschenkel gegen den Oberschenkel in der jeweiligen Richtung um mehr als 0,5 cm verschiebbar.

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Morbus Crohn ist eine Autoimmunkrankheit, die den gesamten Magen-Darm-Trakt von der Mundhöhle bis zum After befallen kann. Charakteristisch ist der diskontinuierliche Befall - im Röntgen als Pflastersteinrelief sichtbar.

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Die Ahornsirupkrankheit ist eine autosomal-rezessive Erbkrankheit, mit Störungen des Aminosäurestoffwechsels. Der Urin riecht nach Ahornsirup, durch das im Leucinintermediärstoffwechsel gebildete Sotolon.

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Der Schlaganfall führt zu anhaltenden Funktionsausfällen des ZNS und ist bedingt durch kritische Störungen der Blutversorgung des ZNS.

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Der Mutterkuchen oder die Plazenta, ein embryonales Gewebe, spielt bei dem Stoffaustausch zwischen dem Fetus und der Mutter die entscheidende Rolle.

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Die Schaufensterkrankheit wurde so genannt, weil die Schmerzen beim Gehen - Folge von Minderperfusion der Muskulatur - die Betroffenen dazu zwingt immer wieder stehenzubleiben.

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Die Schwanenhalsdeformität ist eine Gelenkfehlstellung bei rheumatoider Arthritis - der häufigsten entzündlichen Erkrankung der Gelenke.

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Bei einem Darmverschluss hört man beim paralytischen und fortgeschrittenen mechanischen Ileus „Grabesstille“, und in der Anfangsphase des mechanischen Ileus verstärkte Darmgeräusche.

Medizinisches Bilderrätsel Medizinisches Bilderrätsel

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PD Dr. Horn-Bochtler

PD Dr. Horn-Bochtler

Lernen. Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auf mündliche Prüfungen anders zu lernen als auf schriftiche? Wenn ja, wie? Was sollte man beim Lernen beachten? Wie sehr sollte man sich auf Protokolle oder ähnliches verlassen? Auf mündliche Prüfungen muss man sich ganz anders vorbereiten, als auf schriftliche – und speziell das Multiple-Choice-Examen. Wenn man genügend Fragen „kreuzt“ kann man mit der Zeit sicher eine gute Quote erzielen, man weiß auch, welche dieser Antworten man ankreuzen muss – aber man kennt die Materie nicht wirklich. In der mündlichen Prüfung wird dagegen das aktive Wissen abgefragt und vor allem das Verständnis. Dort ist erforderlich, dass man einen Sachverhalt schildern und erklären kann – und das muss man üben. Solche Dinge kann man gut in einer Prüfungsgruppe üben. Die Protokolle sind sicher eine gute Ausgangsbasis und weisen einem das Feld, aus dem der Prüfer voraussichtlich prüfen wird. Hundertprozentig darauf verlassen kann man sich nicht, es werden auch immer mal wieder neue Felder erschlossen. Vorbereitung. Vorstellen beim Prüfer, oder nicht? E-Mail schreiben, anrufen? Oder die Prüfung abwarten? Ich persönlich verlange keine Vorstellung (der Höflichkeit wegen), biete Vorstellungstermine an, die aber eher der Beruhigung der Prüflinge dienen sollen. Es macht dabei sicher auch einen Unterschied, ob ein Prüfer 20 oder nur 4 Termine hat und es allein aus zeitlichen Gründen schwierig ist, da auch noch Vorstellungstermine einzuplanen. Ich persönlich ziehe eine E-Mail-Anfrage für einen Vorstellungstermin vor, da ich dann flexibel darauf reagieren kann, und auch leichter erreichbar bin.

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Kleidung. Bei mündlichen Prüfungen ist oft der erste Eindruck nicht ganz unwichtig. Legen Sie Wert auf bestimmte Kleidung? Gibt es etwas, was in puncto Dresscode absolut unerlässlich ist, oder etwas, was absolut zu vermeiden ist? Es ist nie ein Fehler, sich für die Prüfung etwas Ordentliches anzuziehen – aber für mich persönlich spielt es keine so große Rolle. Ich würde kurze Hosen und freizügige Ausschnitte bei den Damen vermeiden. Umgangsformen, auch heute noch wichtig? Spielt es eine Rolle, wen ich zuerst begrüße? Welcher Fauxpas ist als Student unverzeihlich? Schlechte Umgangsformen fallen sicher negativ auf, sollten aber bei der Beurteilung der Prüfungsleistung keine Rolle spielen. Ich würde die üblichen Höflichkeitsformen anwenden: Begrüßung mit Handschlag (bisschen abhängig von Prüfern), auf jeden Fall die Verabschiedung. Erst nach Aufforderung auf die zugewiesenen Plätze sitzen etc. Sprache und Atmosphäre. Kann ich mein Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken? Ist Umgangssprache bei Prüfungen tabu? Sind Abkürzungen erlaubt? In jedem Fall würde ich flapsige Sprüche oder „lockere“ Kommentare vermeiden – und sein Unwissen kann man dahinter keinesfalls verstecken – das wird immer gleich durchschaut. Wenn möglich, sollten die korrekten Ausdrücke benutzt werden, aber oft sind die Abkürzungen auch etabliert, z.B. EKG, EEG etc. Inhalt. Wie kann ich geschickt schwierigen Themen unbemerkt ausweichen? Welche „Tricks“ funktionieren nie? Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat? Generell viel reden, oder den Prüfer das Gespräch leiten lassen?

In jedem Fall ist es besser, seine Gedanken zu einem Thema laut kundzutun – auch wenn sie nicht richtig sind (da kann geholfen werden) – als zu schweigen. Einfach drauflos Reden ist allerdings auch nicht angebracht. Man muss immer im Kontakt zum Prüfer bleiben, der das dann durch Aufmunterung zulässt, oder durch Zwischenfragen lenkt. Mitprüflinge. Wird eine Gruppe immer als solche wahrgenommen? Kann der schlechte Eindruck meines Mitprüflings auf mich abfärben? Es kann sicher nicht ganz abgestritten werden, dass die Gruppe als solche wahrgenommen wird. Es ist eher der Fall, dass durch die „schwächere“ Prüfungsleistung des Mitprüflings die eigene Prüfungsleistung besser aussieht, als sie eigentlich ist. Ich habe es jedoch noch nie erlebt, dass die „schwächere“ Leistung eines Prüflings auf die Einschätzung der Leistung eines anderen abgefärbt hätte.

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Unbemerkt werden Sie unangenehmen Themen nicht ausweichen können. Der Prüfer erkennt sofort, wenn Sie das Thema nicht so gerne haben. Wenn Sie das durch „Abschweifen“ in andere Gebiete zu erkennen geben, wird der ein oder andere Prüfer mit umschwenken oder zumindest später noch einmal auf das Thema kommen.


Wahre Geschichten Lernen fürs Leben – Das Wahlfach

von Raphael Kunisch

Eine neue Kolumne, über wahre Geschichten, die das Leben schreibt Geschichten, die Medizinstudenten oder -dozenten so in der Tat passiert sind.

Lernen fürs Leben - Das Wahlfach

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anz in der Tradition der Teilung Roms und ähnlicher großer Tragödien begann auch diese in der Stadt zwischen den Kontinenten – Istanbul. Es war einer der ersten sonnigen Frühlingstage und nur noch eine Hürde trennte mich davon, in die pulsierenden Strassen der Großstadt einzutauchen, um meinen nach dem Pflegepraktikum redlich verdienten Urlaub zu beginnen. Das Wahlfach. Zu Beginn des Semesters war eine Nachricht durch das Mecum-Portal erschienen, die mich anwies, an just diesem Tag um zwölf Uhr über die Internetseite der Universität mein Wahlfach zu bestimmen. Latrinengerüchte, wie Prof. Putz sie zu nennen pflegte, die ubiquitären Informationsquellen des Medizinstudenten, hatten gemunkelt, dass dieses Wahlfach möglichst innerhalb der ersten 30 Sekunden bestimmt werden müsse. Danach seien alle guten Plätze und Kurse vergeben, und der nachlässige Student gezwungen, wahlweise mit katholischen Theologen die „Deutung von Krankheit, Sterben und Tod“ zu vollziehen (böse Zungen behaupteten Aufgabe dieses Kurses sei die Auslösung eines Nahtoderlebnisses durch eine Überdosis Langeweile) oder mit Embryologen (im vorigen Sinne auch Nahtodexperten sui generis) die Geheimnisse von Schlund-taschen, Dottersäcken, Augenbechern und anderen sonderbaren Behältnissen zu erforschen, deren Existenz man gerade erst ein Semester angestrengt versucht hatte zu übersehen.

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Durch all diese großartigen Möglichkeiten hoch motiviert, der erste fachwählende Student zu sein, fragte ich mich nun, wie ich zwar ausgestattet mit einem Laptop jedoch ohne Internetzugang dieses hehre Ziel erreichen sollte. Voller Hoffnung warf ich mein WLAN an und hoffte, im Elektrosmog ein ungeschütztes Netzwerk zu finden über dass ich mir meinen Zugang zum Internet verschaffen konnte. Zu meiner Enttäuschung tauchten aber nur drei allesamt Passwort geschützte Netzwerke auf. Zwei von Ihnen trugen exotisch anklingende Namen mit Zeichen die mein Notebook nicht einmal reproduzieren konnte. Beim dritten jedoch las ich den vertrauten Namen Netgear MR814. Der gleiche Router, den auch ich zu Hause nutzte. Mir erschien ein rettender Gedanke. Vielleicht hatte der unbeholfene Türke nicht nur den Netzwerk-namen nicht geändert, sondern auch das Standardpasswort beibehalten. Schnell wählte ich und tippte 1234 ein. Verbunden, ich war drin, so leicht geht das. Voller Triumph ob meiner Infiltration des anatolischen Netzwerks steuerte ich Mecum-Online an und schielte zur Uhr . Eine Minute nach Zwölf, perfektes Timing. Selbstzufrieden öffnete ich die Liste der Wahlfächer. Und erstarrte. Über die Hälfte der Fächer waren bereits ausgebucht. Abenteuerlich anklingende Kurse wie „Flugmedizin“ genauso wie pragmatisches „English for Medical Purposes“. Die Kassandrarufe aus den ultravioletten Toiletten hatten sich bewahrheitet.

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un hieß es Ruhe zu bewahren und Schaden zu begrenzen. Ich überflog die Liste der noch freien Kurse. Tatsächlich waren hier die embryologischen und theologischen Schreckgespenster zu finden aber auch neue Namen wie „Genderaspekte in der Medizin“ ließen mich in Gedanken ein düsteres Bild meiner Zukunft zeichnen. Nach dem zweiten Durchgang hatte ich eine akzeptable Alternativen gefunden. „Evolution, Diversität und Funktion der Säugetiere“ erinnerte mich angenehm an meine Jugend in der ich, ganz Kind der neunziger Jahre, voller Begeisterung für Dinosaurier, fest entschlossen war Paläontologe zu werden. Schnell drückte ich auf wählen und erhielt sofort meine Bestätigung. Ich war angemeldet. Glücklich machte ich mich auf, die fremde Stadt zu erkunden. Das hatte doch alles wunderbar funktioniert. Wie wenig kannte ich Mecum.

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napp zwei Monate später in München war es Zeit für meinen ersten Kurs im Wahlfach. Unser Kursraum im Paläontologischen Museum ging direkt vom großen Lichthof mit dem imposanten Urelefanten ab. Mit ca. 20 anderen Teilnehmern betrat ich den Raum. Unsere Dozentin begann damit sich vorzustellen und kurz zu erklären, dass dieser Kurs sich in erster Linie an Studierende der Geologie und Paläontologie richte. Dann sprach sie die anwesenden Mediziner an, im ganzen waren wir fünf. Sie sagte in der Onlinemaske habe der gesamte Titel des Kurses keinen Platz gehabt und die korrekte Bezeichnung laute: „ E v o l u t i o n , D i v e r s i t ä t u n d F u n k t i o n d e r S ä u g e t i e r e Te i l 2 : Zähne und Gebiss der Säugetiere“. Etwas irritiert – erschlagen durch diesen herrlich wohlklingenden, akademischen Namen – versuchte ich den Sinn des eben gesagten zu erfassen. Doch manche Dinge kann man nicht theoretisch begreifen, man muss sie selbst erlebt haben um sie wirklich zu verstehen. Dieser Kurs zählte eindeutig hierzu. Während wir am ersten Tag eine doch noch recht interessante Erklärung verschiedener Zahnformen und Kautechniken hörten, kündigte sich der zweite Kurstag mit dem Titel: “Höckerterminologie & Zahnentwicklung im Mesozoikum“ bereits etwas sperriger an. Mit offenen Mündern und hängenden Lidern erfuhren wir auf 50 Powerpoint Folien, dass es so interessante Zahnformen wie „Zalambdodont“, „Tribosphenisch“ und „Hypoconulid“ gibt. Oder vielmehr gab. Denn wie wir in den nächsten 3 Monaten erfahren sollten existierten viele dieser Zahnformen vor 250 – 65 Millionen Jahren. Für eine kurze Zeit. Spezies mit schönen Namen wie „Proboscidea“, „Ancylopoda“ und „Xenarthra“ besaßen sie in vielen Ausführungen. Ich erfuhr alles was ich über prähistorische Zähne jemals wissen wollte und noch deutlich mehr. Während auf der Leinwand die Jahrmillionen mit Ihren Zähnen und Gebissen nur so an mir vorbei zogen, konnte ich doch sehr gut spüren wie wenig einige Jahrmillionen in diesem Ozean aus Zeit doch waren, wie unendlich lang Zeit erscheinen konnte. Bereits nach der ersten halben Stunde kämpfte ich immer verzweifelter gegen das Gewicht von Äonen auf meinen Liedern an. Um in einem Seminarraum von 20 Leuten nicht einzuschlafen ergriff ich drastische Maßnahmen. Zum ersten Mal in meinen Studium begann ich mitzuschreiben. Ich schreib wie ein Irrer, was mir heute da ich die Aufzeichnungen wieder betrachte besonders bewusst wird. Nach einer halbe Seite wurden meinen Buchstaben zunehmend schwungvoll, dann verloren sie jede Geometrie


und wurden zu reinem Gekrakel. Es war zwecklos. In meiner Verzweiflung begann ich mir Haare auszureißen. Der Schmerz zeigte mir, dass ich keiner ausgestorbenen Art angehörte, dass ich lebte und wach war. So weit hatte das Studium mich also schon im zweiten Semester getrieben. Ich verlor den Verstand. Vor lauter exzentrischen Mitschriften und Selbstkasteiung bemerkte ich kaum, wie das Material Woche um Woche um weitere 50 Folien anwuchs. Nach 3 Monaten umfasste der Stoff beeindruckende 587 Seiten.

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er Klausurtermin passte sich, perfekt flankiert von der Terminologie-Klausur am Montag und der PsychologieKlausur am Mittwoch, in einen Dienstag ein. Obwohl ich mit dem Mut der Verzweiflung versuchte mir binnen dreier Tage die Zahnformen und Gebisskonfigurationen unzähliger Säugetiere in mein Gehirn zu pressen, konnte dies natürlich kein gutes Ende nehmen. Mir erging es besser als unglücklichen Kommilitonen die durchfielen und sich im kommenden Semester erneut mit „Perissodactyla“ vergnügen durften aber noch heute ziert mein Physikumszeugnis ein „befriedigend“ im Wahlfach, meine schlechteste Note. Das ich mir diese mit mehr Schweiß und Haaren erkämpft habe als so mancher seine Eins bei den Theologen bleibt mir indes ein schwacher Trost.

Dr. Davis

Dr. Davis

Lernen. Ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auf mündliche Prüfungen anders zu lernen als auf schriftiche? Wenn ja, wie? Was sollte man beim Lernen beachten? Wie sehr sollte man sich auf Protokolle oder ähnliches verlassen? Die Grundlage ist in beiden Fällen (schriftlich/mündlich) die gleiche (der Stoff der Vorlesungen, Praktika, Seminare usw.), jedoch empfiehlt sich für die mündliche Prüfung intensive Übung in der mündlichen Kommunikation (d.h. Lerngruppen), dies um so dringender für Prüflinge, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, denn die Zeit ist knapp! Ein Einblick in die Protokolle könnte durchaus lehrreich sein, ist aber kein Ersatz für fundiertes Wissen! Vorbereitung. Vorstellen beim Prüfer, oder nicht? E-Mail schreiben, anrufen? Oder die Prüfung abwarten? Die Prüflinge sind angehalten, sich beim Vorsitzenden der Prüfungskommission 3 Tage vor der Prüfung zu melden. Hierzu reicht ein Anruf oder E-Mail, Sie können eine persönliche Vorstellung vorschlagen und es dem Vorsitzenden überlassen, ob er sich das wünscht oder nicht. Auch wenn die persönliche Vorstellung bei allen Kommissionsmitglieder eine gewisse Tradition hat, ist es auf Grund der Prüfungsbelastung heutzutage eher unerwünscht (und die Prüflinge können die Zeit besser fürs Lernen verwenden!). Wie auch immer, eine E-Mail oder Anruf kann die Lage klären.

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Auf keinen Fall einfach unangemeldet auftauchen! Kleidung. Bei mündlichen Prüfungen ist oft der erste Eindruck nicht ganz unwichtig. Legen Sie Wert auf bestimmte Kleidung? Gibt es etwas, was in puncto Dresscode absolut unerlässlich ist, oder etwas, was absolut zu vermeiden ist? Hier kann ich nur meine ganz persönliche Meinung geben. Die Zeit des „Anzug-und-Krawatten-Zwangs“ ist eindeutig vorbei (sowohl bei den Prüfern als auch bei den Prüflingen). Es soll jede(r) das anziehen, worin sie/er sich (a) bequem und (b) der Situation gerecht fühlt. Bei der Notengebung zählt einzig und allein die angebotene intellektuelle Leistung. Umgangsformen, auch heute noch wichtig? Spielt es eine Rolle, wen ich zuerst begrüße? Welcher Fauxpas ist als Student unverzeihlich? Wiedermal meine persönliche Meinung: Sie können nichts falsch machen. Wer wen wann grüßt ergibt sich meist zwanglos von alleine. Wie oben: allein die Leistung zählt. Sprache und Atmosphäre. Kann ich mein Unwissen hinter lockeren Kommentaren verstecken? Ist Umgangssprache bei Prüfungen tabu? Sind Abkürzungen erlaubt? Die meisten Prüfer sind um eine entspannte, lockere Atmosphäre bemüht. Ihr Unwissen werden Sie nicht verstecken können, also probieren Sie es erst gar nicht! Es ist ja die Aufgabe des Prüfers, die Grenzen Ihres Wissens (respektive Ihres Unwissens) auszuloten und dann zu entscheiden, ob es reicht (oder nicht). Ich habe nichts gegen Umgangssprache oder Abkürzungen, so lange es klar ist, dass Sie wissen, wie es auch „richtig“ heißt (und, gegebenenfalls, dass es auch richtig ist). Inhalt. Wie kann ich geschickt schwierigen Themen unbemerkt ausweichen? Welche „Tricks“ funktionieren nie? Was tun, wenn man zu wenig gelernt hat? Generell viel reden, oder den Prüfer das Gespräch leiten lassen?

Mitprüflinge. Wird eine Gruppe immer als solche wahrgenommen? Kann der schlechte Eindruck meines Mitprüflings auf mich abfärben? Die schlechte Leistung eines Prüflings „färbt“ sicherlich nicht negativ auf einen anderen Mitprüfling ab. Die Prüfungskommission wird allerdings dafür sorgen, dass sich die unterschiedlichen Leistungen innerhalb einer Gruppe, relativ zueinander, in ihrer Notengebung wiederfinden.

Synapse 53 / Oktober 2008 synapse@fachschaft-medizin.de

Wenn Sie mangels Wissen unsicher sind (oder, wie es häufig heißt, „auf dem Schlauch stehen“), lassen Sie den Prüfer das Gespräch leiten. Ihrerseits sollten Sie sich aber bemühen, sich leiten zu lassen und, vor allem, mit zu denken. Gehen Sie direkt auf die Fragen des Prüfers ein. Wie oft habe ich mich sagen hören müssen „Das habe ich aber nicht gefragt“! Am Ende weiß der Prüfer sehr wohl, was er Ihnen in den Mund gelegt hat und was Sie selber beigetragen haben. Einfach Ihr ganzes Wissen aus zu schütten, in der Hoffnung, der Prüfer wird die richtigen Brocken aussuchen und den Rest ignorieren, funktioniert garantiert nicht!


The Power to write Jeder Moment ist kostbar - man lebt nur einmal und darf jeden Tag aufs Neue das Leben in vollen Zügen genießen. Jeder Gedanke ist ein Juwel, das die Höhen und Tiefen des menschlichen Verstandes in tausenden Facetten in sich bricht. Jedes zu Papier gebrachte Wort nimmt andere Menschen auf eine faszinierende Reise durch eigene Erfahrungen und Ideen mit. Möchtest Du auch mit Deinen Ideen andere Menschen berühren? In Worten, Sätzen, Bildern, Fotos? Schreibe über Themen die Dich bewegen, bedrücken oder begeistern. Wir bieten Dir eine perfekte Gelegenheit. Kontakt: synapse@fachschaft-medizin.de  |  Verteiler: synapseredaktion-subscribe@yahoogroups.de


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