TAKE #10 DE

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#10

LO R E M I P S U M

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S Ü DT I R O L

M A G A Z I N E F O R F I L M P R O F E S S I O N A LS 2 0 2 0

IM FOKUS

Das Geheimnis von Curon

INTERVIEW

DOSSIER

Der Unermüdliche. Abel Ferrara über das Filmemachen und Siberia

Infinite Content. Was das Jahrzehnt der Veränderung für die Zukunft der Branche bedeutet

A magazine by

Issue – Year

IDM FILM FUND & COMMISSION

#10 2 0 2 0

TA K E #10

#IDMFILMFUNDING

Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Serie

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LO R E M I P S U M

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LO R E M I P S U M

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Panalight Südtirol

Viale Druso, 313/b · 39100 Bolzano (Bz) MOB. +39 366.9509059 · TEL. +39 0471 539862 panalightsudtirol@panalight.it

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www.panalight.it

distributore esclusivo per l’Italia


VORWORT

LIEBE FILMSCHAFFENDE,

Südtirols Filmförderung wird zehn Jahre alt! Erklärtes Ziel bei ihrer Gründung 2010 war es, Südtirol als Filmstandort bekannt zu machen, eine starke lokale Filmindustrie aufzubauen und ausgezeichnete Produktionsbedingungen zu schaffen. Heute können wir sagen: Das ist gelungen! 265 Filmprojekte mit mehr als 3.770 Drehtagen konnte die Südtiroler Filmförderung unterstützen – und damit Film- und Fernsehproduktionen aus elf europäischen Ländern nach Südtirol bringen. In diesem Magazin präsentieren wir einige davon, darunter Abel Ferraras Siberia und die Netflix-Produktion Curon. Blicken wir weiter zurück, finden sich in Südtirols „Filmografie“ noch mehr spannende Namen, von Terrence Malick bis Stefan Ruzowitzky. Vor allem sind Südtirols Fördergelder der hiesigen Wirtschaft zugutegekommen: Der Regionaleffekt, den die geförderten Projekte am Standort bewirkt haben, betrug insgesamt knapp 70 Millionen Euro und damit durchschnittlich 188 Prozent. Südtirols Filmbranche ist stark gewachsen, sie umfasst heute verschiedenste Dienstleister – etwa Produktionsfirmen, Equipment-Verleiher oder Castingagenturen – und eine Vielzahl an Filmfachkräften. Was uns besonders freut: Die hiesige Produktionslandschaft wird selbst immer spannender, mit ehrgeizigen

lokalen Produzenten und Produzentinnen und einer stetig wachsenden Anzahl an internationalen Koproduktionen mit Südtiroler Beteiligung. Dass zehn Jahre Standortarbeit einen fruchtbaren Boden bereitet haben, zeigen die jüngsten Erfolge. Regisseurin Maura Delpero ließ 2019 mit Maternal in Locarno aufhorchen, der Wahlbozner Nuno Escudeiro gewann mit The Valley den Emerging International Filmmaker Award in Toronto. Und Crescendo, eine Koproduktion der Südtiroler Produktionsfirma Filmvergnuegen mit CCC Filmkunst, erhielt hervorragende Kritiken.

TA K E #10

Welcome

Wir freuen uns auf die kommenden zehn Jahre – ich hoffe, Sie begleiten uns weiterhin.

Ihre Vera Leonardelli D I R E C T O R B U S I N E S S D E V E LO P M E N T I D M S Ü DT I R O L

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IMPRESSUM

I N H A LT

In Südtirol gedreht: Terrence Malicks Ein verborgenes Leben.

PUBLISHER IDM Südtirol Film Fund & Commission Südtiroler Straße 60 39100 Bozen T +39 0471 094 000 film@idm-suedtirol.com film.idm-suedtirol.com Facebook: idmfilmfunding Instagram: idmfilmfunding

Pandora Film

MAGAZINE FOR FILM P R O F E S S I O N A LS # 1 0 2020

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EXECUTIVE EDITOR Birgit Oberkofler MANAGING EDITOR Alessia De Paoli

06

O N LO C AT I O N

PROJECT MANAGERS Alessia De Paoli, Magdalena Zöschg

Drei Perspektiven auf Südtirol

CONCEPT Ex Libris www.exlibris.bz.it

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EDITOR-IN-CHIEF Florian Krautkrämer EDITOR, PUBLISHING MANAGER Valeria Dejaco/Ex Libris EDITORIAL DESIGN Nina Ullrich www.designnomadin.com ART DIRECTION Philipp Aukenthaler www.hypemylimbus.com TRANSLATIONS & PROOFREADING Ex Libris (Federica Romanini, Cassandra Han, Valeria Dejaco, Milena Macaluso, Charlotte Marston) PHOTOS If not credited otherwise: IDM

NEWS

Shot in South Tyrol / Film Location / Top 5 / 3 Fragen an … / Film Commission / Die Zahl der Ausgabe / Rising Star / New Faces

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PRODUCTION #1: SIBERIA

Interview: Regisseur Abel Ferrara über das Filmemachen / Bericht: Behind the scenes LUKAS FOERSTER

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PRODUCTION #2: CURON

Drehbericht: die wahre Geschichte hinter der Netflix-Serie, die in Südtirol entstand STEFANO VASTANO

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MARIANNA KASTLUNGER

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SETBESUCH

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P R O D U Z E N T E N -TA L K

Am Set von Die gespaltene Zunge mit Cateringprofi Paul Grüner MARIANNA KASTLUNGER

Fabian Gasmia über Koproduktionen und sein rollendes Büro FLORIAN KRAUTKRÄMER

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ILLUSTRATIONS Oscar Diodoro (38-43), freund grafic design (49)

Die Wahrheit erzählen: Regisseurin Valentina Pedicini im Porträt STEFANIA ULIVI

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P R O D U C T I O N # 3 : FA I T H

DOSSIER

2010–2020: 10 Jahre Filmförderung, 10 Jahre Wandel FLORIAN KRAUTKRÄMER

LO C A L TA L E N T S

Beobachtungen eines Außenseiters: Regisseur Nuno Escudeiro

COVER PHOTO Loris Zambelli/Netflix

PRINTER Dialog GmbH A.-Amonn-Straße 29 39042 Brixen www.dialog.bz

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S P OT L I G H T

Martin Rattini A B S PA N N

Stefan Ruzowitzky beantwortet den TAKE-Fragebogen / Preview TAKE #11


E D I TO R I A L

IDM

TAKE #10

Film Fund & Commission

Für die Südtiroler Filmförderung ist 2020 ein Jahr mit vielen Neuerungen.

Sie haben es sicher schon bemerkt – Sie halten ein völlig neues TAKE in Ihren Händen. Der Anlass? Ein Jubiläum, das uns mit Freude erfüllt. Die Südtiroler Filmförderung IDM feiert ihr zehnjähriges Bestehen! Seit 2010 ist sie in Finanzierung und Service für Filmproduktionen tätig und treibt die Entwicklung des Filmstandorts voran. Zu dieser Gelegenheit haben wir TAKE rundum erneuert. Das Magazin erscheint nun zweimal im Jahr: Wir begleiten Sie jeweils zum wichtigsten Treffpunkt der deutschsprachigen sowie der italienischen Filmbranche – der Berlinale im Februar und dem Filmfestival in Venedig im August. Und zwar in drei Sprachen: Deutsch, Italienisch und Englisch. Damit können wir unserer Rolle als Mittler zwischen den Filmmärkten Deutschlands, Österreichs, Italiens, der Schweiz und darüber hinaus noch stärker gerecht werden. Im Jubiläumsheft haben wir etwas Besonderes für Sie: ein Gespräch mit Regisseur Abel Ferrara, der in Südtirol seinen neuen Spielfilm Siberia gedreht hat. TAKE hat ihn in Rom zum Interview getroffen (S. 18). Um Veränderung geht es in unserem Dossier: Wie hat sich die Filmbranche

in zehn Jahren gewandelt? Was bedeutet das für unsere und Ihre Arbeit als Förderer, Produzenten, Kreative? Und wohin geht die Reise? Lesen Sie die Einschätzung von Chefredakteur Florian Krautkrämer ab S. 38. Mit 2020 sind unsere neuen Förderrichtlinien in Kraft getreten – darunter die Kurzfilmförderung, mit der wir junge Südtiroler Talente unterstützen. Eine Übersicht der Neuerungen finden Sie auf S. 43. Und: Wir haben eine neue Webpräsenz. film.idm-suedtirol.com bietet Förderinfos, unsere Projektund Location-Datenbanken und das Filmschaffenden-Verzeichnis. Auch das Script Lab RACCONTI, die Filmkonferenz INCONTRI und die Weiterbildungsprogramme sind hier übersichtlich versammelt. Schauen Sie rein und lassen Sie sich inspirieren!

BIRGIT OBERKOFLER Head Film Fund & Commission T +39 0471 094 277 birgit.oberkofler@idm-suedtirol.com

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dem neuen TAKE und ein erfolgreiches Filmjahr 2020.

MAGDALENA ZÖSCHG PR & Film Location T +39 0471 094 254 magdalena.zoeschg@idm-suedtirol.com

RENATE RANZI Coordinator Film Location T +39 0471 094 252 renate.ranzi@idm-suedtirol.com EVA PERWANGER Film Funding T +39 0471 094 282 eva.perwanger@idm-suedtirol.com

TA K E #10

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

KONTAKTE IDM Südtirol Film Fund & Commission

BEATRIX DALSASS Film Funding T +39 0471 094 272 beatrix.dalsass@idm-suedtirol.com MARCELLO BEATO Film Funding T +39 0471 094 261 marcello.beato@idm-suedtirol.com ALESSIA DE PAOLI PR & Film Location T +39 0471 094 266 alessia.depaoli@idm-suedtirol.com

SOPHY PIZZININI Film Location T +39 0471 094 279 sophy.pizzinini@idm-suedtirol.com

Ihre Birgit Oberkofler H E A D F I L M F U N D & CO M M I S S I O N

LUISA GIULIANI Film Commission T +39 0471 094 294 luisa.giuliani@idm-suedtirol.com

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Maria Martus Photography

O N LO C AT I O N

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FILM

D I R E C TO R

Crescendo (2019)

Dror Zahavi


LO C AT I O N

Schloss Englar, Eppan an der WeinstraÃ&#x;e

TA K E #10

IDM TION LO C A E O F T H2 0 1 8 YEAR

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O N LO C AT I O N

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FILM

D I R E C TO R

The Correspondence (2016)

Giuseppe Tornatore


LO C AT I O N

Florian Mohn/www.cinealp.com

TA K E #10

Freie Universität Bozen, Campus Brixen

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O N LO C AT I O N

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Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe (2018) FILM

D I R E C TO R

Michele Soavi


LO C AT I O N

eppan.com/HelmuthRier

TA K E #10

Seeschlรถssl am Montiggler See, Eppan an der Weinstraร e

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NEWS

S H OT I N S O U T H T Y R O L

F I L M LO C AT I O N

A Hidden Life (2019)

RACCONTI Script Lab

S H OT I N S O U T H T Y R O L

Das Leben von Franz und Franziska Jägerstätter (August Diehl und Valerie Pachner) ist entbehrungsreich, aber idyllisch. Doch das Paradies ist bald verloren, der Fanatismus der Nationalsozialisten nimmt auch ihr Dorf St. Radegund ein. Franz wehrt sich – eine gefährliche Entscheidung. Terrence Malicks Ein verborgenes Leben, der die wahre Geschichte Jägerstätters erzählt, feierte 2019 Premiere in Cannes. Gedreht wurde er 2016 in Südtirol, u. a. in Kastelruth, Bruneck, Rodeneck, Franzensfeste und Feldthurns. Zu sehen sind auch Bruno Ganz und Michael Nyqvist in ihren letzten Rollen.

Reiner Bajo

Ein verborgenes Leben

R A CCO N T I S C R I P T L A B

IDM/Asia de Lorenzi

Übernatürlich gut

Teilnehmende an RACCONTI #8 (o.), Haupttutor Cyril Tysz (u.)

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Die Fantasy-Serie Midnight Circus von Gabriel Borgetto und Helena Hofman. Sebastian Sattlers und Johannes Kotzkes Thriller Welcome to Steissbach. Und die Zombie-Geschichte NeuZeit von Carolina Hellsgård und Olivia Vieweg. In der jüngsten Ausgabe des IDM Script Labs RACCONTI stand erstmals das Supernatural-Genre im Fokus, wie Nicola Lusuardi erklärt. Der Drehbuchautor, Serienexperte und Dozent (Serial Eyes Berlin, Series Lab Turin) war 2019 Creative Advisor des Programms. In zwei Workshops in Südtirol begleitete er mit anderen Experten die sechs Autoren bei der Ausarbeitung ihrer Serienideen – bis hin zum Pitch der Projekte bei SERIES MANIA in Lille im März. „Als extreme Genre-Projekte sind die drei Serien eher für den Cable- oder Streaming-Markt gedacht als für ein TV-Massenpublikum“, sagt Lusuardi. Das macht sie aber nicht zu Nischenprodukten: „Die Kombination aus ArthouseFilmsprache und Genre-Plot ergibt innovative Serien, die durchaus publikumstauglich sind und eine Chance am Markt haben.“ Erstmals gab es bei RACCONTI #8 auch eine Masterclass zu Production Design. Mit Ludovica Ferrario, Paolo Sorrentinos Szenenbildnerin, erarbeiteten die Autoren visuelle Konzepte für ihre Serien. „Ein gelungenes Experiment“, so Lusuardi. „Serienentwicklung sollte nicht nur story-zentriert sein, sondern auch die Ästhetik mitdenken. Schließlich besteht das Endprodukt aus Bildern, Sounds, Stimmungen. Dieses Mindset macht für mich einen guten Showrunner aus.“ Auch 2020 gibt es ein Script Lab – mit weiteren Neuerungen. Infos: film.idm-suedtirol.com


NEWS

TO P 5

Kinder- und Jugendfilme #shotinsouthtyrol TO P 5

Kinderspiel! FILM

Sprite Sisters – Vier Zauberhafte Schwestern (2020) Sven Unterwaldt PRODUKTION blue eyes Fiction (DE), Dor Film (AT), Filmvergnuegen (IT) LOCATIONS Stadttheater Meran HANDLUNG Der Film basiert auf der gleichnamigen Bestsellerreihe rund um die vier Schwestern Flame, Marina, Flora und Sky (Laila Padotzke, Hedda Erlebach, Lilith Julie Johna, Leonore von Berg), die alle magische Kräfte besitzen.

FILM

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe (2018) Michele Soavi PRODUKTION Lucky Red (IT) LOCATIONS Montiggler See, Eppan, Seiser Alm, Kastelruth, Kaltern, Meran HANDLUNG Der italienische Weihnachts-Kinohit erzählt von Paola (Paola Cortellesi), einer einfachen Lehrerin, die nachts zur Sagenfigur Befana wird und braven Kindern Geschenke bringt. Plötzlich wird sie entführt – ihre Schüler sind gefragt.

Ötzi and the Mystery of Time (2018) Gabriele Pignotta PRODUKTION One More Pictures (IT), Rai Cinema (IT) LOCATIONS Archäologiemuseum (Bozen), Wolfsgrubener See (Ritten) HANDLUNG Was passiert, wenn Ötzi (Michael Smiley) plötzlich auf die Welt des 21. Jahrhunderts trifft? Mit dem elfjährigen Kip (Diego Delpiano) geht er auf Entdeckungsreise. Gewinner des Giffoni Awards 2018. REGIE

OneMorePictures/F. Vagliati

FILM

M. Iacovelli/F. Zayed

REGIE

TA K E #10

Hilfe, ich habe meine Freunde geschrumpft (2020) Granz Henman PRODUKTION blue eyes Fiction (DE), Karibufilm (DE), Filmvergnuegen (IT), Minifilm (AT) LOCATIONS Johanneum (Dorf Tirol) HANDLUNG Felix (Oskar Keymer) verliebt sich in seine neue Mitschülerin Melanie. Seinen Freunden gefällt das nicht – also schrumpft er sie während der Klassenfahrt. Teile der VFX lieferte Cine Chromatix Italy aus Meran. REGIE

blue eyes fiction/P. Domenigg

FILM

blue eyes/M. Nagel

REGIE

FILM

Amelie rennt (2017) Tobias Wiemann PRODUKTION Lieblingsfilm (DE), Helios sustainable films (IT) LOCATIONS Hotel Salegg (Seis am Schlern), Reinbachwasserfälle (Sand in Taufers), Burg Rafenstein (Jenesien) HANDLUNG Wegen ihres Asthmas wird Amelie (Mia Kasalo) in eine Spezialklinik in Südtirol geschickt. Sie büxt aus – und lernt den Naturburschen Bart (Samuel Girardi) kennen. Ausgezeichnet als Bester Deutscher Kinderfilm 2018.

M. Rattini

REGIE

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NEWS

3 FRAGEN AN ...

F I L M CO M M I S S I O N

Dirk Schürhoff

PLACES #8 Location Tour

3 FRAGEN AN …

IDM/D. Grotta

Dirk Schürhoff, Geschäftsführer Beta Cinema

Auf der INCONTRI Film Conference 2019 in Südtirol sprach Dirk Schürhoff bei der Paneldiskussion „We’ve Got New Rules – The Future Of Film Distribution“ über die Veränderungen in seiner Arbeit angesichts der immer wichtiger werdenden Streamingplattformen. Für TAKE haben wir noch einmal nachgefragt. Die ganze Branche spricht von weitreichenden Veränderungen – welchen Herausforderungen stehen Sie als Produzent bei World Sales und Kino-Filmdistribution derzeit gegenüber? DS Verleiher von Arthouse-Filmen sind in den letzten zwei, drei Jahren weltweit vorsichtiger geworden. Unter anderem wegen der Streamingplattformen ist das Kino kein selbstverständlicher Ort mehr, um Filme anzuschauen. Wie können Distribution und Abspiel auf diese neuen Publikumsgewohnheiten reagieren? DS Kino muss mehr sein als eine bloße Abspielstätte, es muss zum Begegnungsort für das interessierte Publikum werden. Man muss inzwischen ein außergewöhnliches Erlebnis bieten, die Emotionalität der Filme ist dafür enorm wichtig. Der italienische Verleih Nexo Digital etwa hat Erfolg mit drei Tage dauernden Event-Releases: Die Filme sind nur für einen sehr kurzen Zeitraum in den Kinos, was dafür aber besonders stark beworben wird. Das kurze Kinozeitfenster wird zum Ereignis – etwas, das auch für die Netflix-Kinoreleases funktionieren könnte. In Deutschland hat Systemsprenger gezeigt, was man mit einem starken Film und ausgezeichneter Verleih- und Kinoarbeit alles erreichen kann, um einen Film zum Thema zu machen.

IDM/A. Grassi

IDM/D. Grotta

1.

Wo sehen Sie für Ihre Produktionsfirma derzeit das größte Potenzial? DS Neben unserem Kerngeschäft, dem Arthouse-Film, reizt uns derzeit vor allem der Animationsbereich. Aber wir finden es auch spannend, uns stärker auf den osteuropäischen Markt, insbesondere Russland, zu fokussieren.

3.

DIRK SCHÜRHOFF ist CEO von Beta Cinema GmbH, einem der wichtigsten deutschen Weltvertriebe. Mehr zum Thema Kino und Streaming: TAKE-Dossier S. 38.

14

IDM/A. Grassi

2.

LO C AT I O N S I M N O R D E N

Die rauschenden Wasserfälle der Marmorschlucht Gilfenklamm in Ratschings. Die Stollen der alten Silbermine in Ridnaun. Das barocke Jagdschloss Wolfsthurn mit seinen 365 Fenstern, 52 Türen, zwölf Kaminen und vier Schlosstoren. Die modernen Produktionshallen des Südtiroler Seilbahnherstellers Leitner ropeways. Und natürlich das malerische Städtchen Sterzing. Diese Locations sind nur ein Teil der potenziellen Drehorte im Norden Südtirols – und waren Etappen der dreitägigen IDM Location Tour PLACES #8. Italienische und internationale Produzenten und Regisseure mit konkreten Projektvorhaben ließen sich inspirieren und nutzten die Gelegenheit zum Networking. Infos zu zukünftigen Location Tours: film.idm-suedtirol.com


NEWS

DIE ZAHL DER AUSGABE

R I S I N G S TA R

265 geförderte Projekte

Maternal (2019)

DIE ZAHL DER AUSGABE

33 22 | 11

265

… Film- und Fernsehproduktionen hat die Südtiroler Filmförderung (IDM) in den zehn Jahren seit ihrer Gründung gefördert. Davon erhielten 67 Projekte eine Förderung der Produktionsvorbereitung – also Entwicklungsförderung – und 198 Projekte eine Produktionsförderung.

34 25 | 9

30 23 | 7

26 21 | 5

22 17 | 5

25 20 | 5

28 22 | 6

33 23 | 10

27 18 | 9

7 7|0

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

R I S I N G S TA R

Der weibliche Blick

Dispàrte/Vivo film

Caterina Sansone

TA K E #10

Mit Maternal landete Regisseurin Maura Delpero (l.) einen Festivalhit.

„Lange fehlte der weibliche Blick, Frauenstimmen wurden zum Schweigen gebracht. Wir Frauen haben unsere filmische Heimat deshalb im Dokumentarfilm gefunden, wo nicht Macht, sondern Freiheit zählt“, sagte Maura Delpero 2019 im Interview mit TAKE (#9). Trotzdem wagte sich die Regisseurin aus Bozen mit Maternal (Hogar) an einen Spielfilm – und landete einen Festivalhit. Maternal erhielt im offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals Locarno sowie beim RIFF Reykjavik International Film Festival jeweils eine „Special Mention“. Im Torino Film Lab hatte Maternal zuvor den TFL Audience Design Fund gewonnen, beim Annecy Cinéma bekam er den Publikumspreis. Zu den weiteren Festivalnominierungen zählen das BFI London Film Festival, Filmfest Hamburg, das Chicago International Film Festival und das Mar del Plata International Film Festival in Argentinien. Maternal, vollständig von Frauen geschrieben, gedreht, dargestellt und gefilmt, erzählt von den blutjungen Müttern Lu und Fati, deren Schicksale sich in einem Mädchenheim in Buenos Aires mit jenem der italienischen Ordensschwester Paola kreuzen. Der Film ist eine Produktion von dispàrte, Vivo film und Campo Cine mit Beteiligung von Rai Cinema und wurde u. a. von IDM Südtirol gefördert.

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NEWS

N E W FA C E S

Vielfältiger Darsteller: Im Tatort machte Thomas Prenn auf sich aufmerksam (r.), in Hochwald (u.) spielte er zuletzt die Hauptrolle.

N E W FA C E S

Thomas Prenn Thomas Prenn ist ein gefragter Mann, seit er für die Rolle des psychisch kranken Damian im gleichnamigen Schwarzwälder Tatort von 2018 den Studio Hamburg Nachwuchspreis erhielt. Die beklemmende Zerbrechlichkeit dieser Figur stellte der Schauspieler aus Südtirol mit jeder Faser seines Körpers dar. Als festes Ensemblemitglied am Badischen Staatstheater Karlsruhe konnte er auch anders: letztens gab er etwa den Claudio in Shakespeares Viel Lärm um Nichts. „Das Drama liegt mir dank seiner Vielfalt aber mehr als die Komödie“, sagt er. Doch auch im aktuellen Serienboom – den der bald 26-Jährige als „tolle Chance für junge Schauspieler“ sieht – mischt er mit: 2019 in der Sky-Deutschland-Miniserie 8 Tage, 2020 in Biohackers auf Netflix. Zum Tatort (Kein Mitleid, keine Gnade) kehrte er 2020 zurück – diesmal in Köln, als der Schüler Paul. Und die große Leinwand? Die gehört auch zum Repertoire Prenns, der von der Agentur Players vertreten wird: Ende 2019 spielte er für die Südtiroler Regisseurin Evi Romen in Hochwald die Hauptrolle. Erste Kinoerfahrung sammelte er aber noch vor seiner Ausbildung an der Schauspielschule Ernst Busch, und zwar im Südtiroler Kriegsdrama Tränen der Sextner Dolomiten. „Ein physisch anstrengender Dreh im Schnee, unter krassen Bedingungen – aber eine gute Vorbereitung für mich“, sagt er. Zuvor habe er einfach noch nicht gewusst, was Spielen genau bedeute. Und: „Kino ist ein absoluter Lieblingsort“, beruflich wie privat. „Dort erlebt man Dinge einfach bewusster ...“

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Amour Fou

SWR

Puria Safary

Thomas Prenn

FILMOGRAPHY 2020: Hochwald Feature Film 2020: Tatort: Kein Mitleid, keine Gnade TV Movie 2020: Biohackers Streaming Series 2019: 8 Tage TV Series 2018: Tatort: Damian TV Movie 2017: Der namenlose Tag TV Movie


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TA K E #10

LO R E M I P S U M

NATURE IS OUR FILMSET CONTACT US: SCHNALSTAL.IT/SENALES.IT CREDIT & © : PATRICK STEGER - VIDEOMETRIXS.COM

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LO P RR OEDM U CI P TS I OUNM # 1

LO F I LRME M I P S U M

LO D I RREECMTO I PRS U M

Lorem (2020) Siberia Ipsum

Lorem Abel Ferrara Ipsum

»Man muss den Kampf annehmen!« Abel Ferrara über das Filmemachen

Interview

LU K A S F O E R S T E R Fotos

R I CC A R D O G H I L A R D I

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TA K E #10

LO R E M I P S U M

Ein Amerikaner als Unermßdlicher des europäischen Autorenkinos: Ferrara beim TAKE-Termin im Dezember in Rom.

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PRODUCTION #1

FILM

D I R E C TO R

Siberia (2020)

Abel Ferrara

Bekannt wurde er durch Filme aus dem dunklen Herzen New Yorks wie Die Frau mit der 45er Magnum (1981) und Bad Lieutenant (1992). Heute lebt Abel Ferrara in Rom. Aus dem Unermüdlichen des amerikanischen Independentfilms ist ein Unermüdlicher des europäischen Autorenkinos geworden. Vor Kurzem hat er in Südtirol gemeinsam mit seinem Lieblingsschauspieler Willem Dafoe seinen neuen, von IDM Film Fund geförderten Film Siberia abgedreht, der auf der Berlinale 2020 im Wettbewerb läuft. Wir treffen ihn unweit seiner Wohnung in einem Café in der Via Merulana für ein Gespräch über seine Karriere.

Beginnen wir doch gleich hier, im Stadtteil Esquilino. Das ist Ihr neues Zuhause. Wie ist es dazu gekommen? ABEL FERRARA Ich bin italienisch-amerikanischer Abstammung und bin in einem sehr italienischen Umfeld aufgewachsen. Außerdem hatte ich immer einen Fuß in Europa. Den Leuten hier gefallen meine Filme, es sind gewissermaßen sehr europäische Filme: Die Einflüsse kommen aus Europa, mehr als von sonst irgendwoher. Irgendwann begann ich in Italien zu arbeiten, schon mit Mary (2005) und Go Go Tales (2007), und mit Dokumentarfilmen wie Napoli, Napoli, Napoli (2009). Als wir 2014 Pasolini drehten, habe ich meine Frau Cristina kennengerlernt, sie wurde schwanger, und dann … landet man eben da, wo man sich verliebt. Jetzt bin ich also hier, seit fünf Jahren lebe ich in Rom.

ABEL FERRARA Der Regisseur und Drehbuchautor wurde 1951 in New York geboren und machte sich in den 1980er-Jahren einen Namen mit Exploitationfilmen. Zu seinen späteren Werken zählen Bad Lieutenant (1992), Das Begräbnis (1996), Mary (2005, Preis der Jury der Filmfestspiele Venedig) und Pasolini (2014). Für Siberia arbeitete er zum fünften Mal mit Schauspieler Willem Dafoe zusammen. Ferrara lebt in Rom.

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Einige Ihrer neuen Filme wie Piazza Vittorio (2017) sind direkt hier vor Ihrer Tür entstanden, praktisch ohne Budget. Ist das auch eine Rückkehr zu Ihrem Beginn als Filmemacher? AF Ja klar, so war’s. Ich war 16, habe eine Kamera aufgetrieben und bin raus, um zu drehen. Natürlich braucht man immer irgendeine Art von Kapital dafür, ganz egal, ob das 100 Dollar sind oder 20 Millionen, das heißt, es gibt immer einen Punkt, an dem man jemanden von seinem Film überzeugen muss, und wenn es nur die eigene Mutter ist. Wobei die eigene Mutter vielleicht am schwersten von allen zu überzeugen ist.


PRODUCTION

TA K E #10

Vivo film / Rai Cinema / maze pictures / Piano

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PRODUCTION #1

„Es gab kein Video und kein Streaming, wir konnten nicht mit dem teuren Hollywood mithalten und machten deshalb, was Hollywood sich nicht leisten konnte: Sex und Gewalt.“

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FILM

D I R E C TO R

Siberia (2020)

Abel Ferrara


PRODUCTION

Vivo film / Rai Cinema / maze pictures / Piano

In Ihrem Dokumentarfilm The Projectionist von 2019 geht es genau um diese Zeit. AF Genau. Die Leute sind damals eben noch ins Kino gegangen. Es gab kein Video, erst recht kein Streaming, keine Computer, das war sogar noch vor IBM. Wir konnten nicht mit dem teuren Hollywood und dem Starkino mithalten, deshalb machten wir, was Hollywood sich nicht leisten konnte: Sex und Gewalt.

TA K E #10

Vielleicht, weil Ihre ersten Arbeiten im kommerziellen Kino Pornos und Exploitationfilme waren … AF Nun ja, irgendwann muss man die Uni verlassen. Wir hatten auf der Filmschule Kunstfilme gedreht, aber man muss über die Runden kommen. Der schnellste Weg, ins Geschäft reinzukommen, war, einen Porno zu drehen. Wir waren ungeduldig. Wir haben ein Angebot bekommen, wir konnten auf 35mm drehen, also haben wir 1976 einen Porno gemacht, 9 Lives of a Wet Pussy, und mit den nächsten beiden Filmen, Driller Killer (1979) und Ms. 45 (1981), war es ähnlich. Wir waren vom Markt abhängig: Ultrabrutale Filme wie Texas Chainsaw Massacre (Tobe Hooper, 1974) machten viel Geld, aber Hollywood konnte so etwas nicht produzieren.

Nach Ms. 45 haben Sie größere Budgets bekommen. Eine Zeit lang versuchten wir, so weiterzuarbeiten und Geld aufzutreiben für Independent-Filme in New York. Aber wir waren zehn Jahre zu früh dran: Eine New-Yorkbasierte Indie-Filmszene mit eigener Finanzierung und Vertriebssystem gab es damals noch nicht. Um 1980 herum war es immer noch mühsam. Und dann hatten wir einfach Glück. Ein Film, den wir klein und billig in New York drehen wollten, Manhattan, zwei Uhr nachts von 1984, wurde plötzlich zu einem Hollywoodfilm mit Hollywoodstars wie Tom Berenger und Hollywoodproduzenten. Das eröffnete neue Möglichkeiten: Ich bin nach Los Angeles, habe neue Leute kennengelernt, habe Fernsehen gemacht.

AF

Ihr letzter Studiofilm war 1993 Body Snatchers. Ein toller Film, aber soweit ich weiß auch keine gute Erfahrung. AF Im Grunde war es eine gute Sache, weil wir damals einen Fuß in beiden Welten hatten. Während wir Body Snatchers drehten, haben wir gleichzeitig Bad Lieutenant gemacht.

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PRODUCTION #1

FILM

D I R E C TO R

Siberia (2020)

Abel Ferrara

„Man landet eben da, wo man sich verliebt.“ Abel Ferrara mit seiner Frau, der Schauspielerin Cristina Chiriac, und Tochter Anna in Rom.

Für viele sind Sie immer noch ein New Yorker Filmemacher. Wie geht es Ihnen mit der Stadt heute? Hat sich Ihr Blick verändert, seitdem sie in Europa leben? AF Wenn ich an New York denke, denke ich an Manhattan. Ich bin zwar in der Bronx aufgewachsen, aber als Erwachsener habe ich in Manhattan gelebt, und ich erkenne es einfach nicht wieder, es ist vorbei, es ist lächerlich. Dieser Espresso hier würde in New York fünf Dollar kosten, die Flasche San Pellegrino zwölf. Da mache ich nicht mit. Und das ist erst der Anfang: Dazu kommen die Mieten und so weiter. In New York mühen sich alle nur noch ab, sie haben keine Wahl. Sie lieben es, in New York zu leben, aber ist es das wert? Es ist nicht das alte Ägypten und sie bauen nicht die Pyramiden. Vielleicht gibt es eine Kleopatra, aber sonst sind da nur 15 Millionen Menschen, die sich selbst zu Tode schuften.

Das war großartig, und irgendwie ist es jetzt wieder dasselbe: Wir haben Siberia mit einem größeren Budget gedreht und sind dafür um die Welt geflogen, und gleichzeitig drehte ich Tommaso hier in meiner Wohnung. Und Body Snatchers war eine interessante Erfahrung. Es ist immer ein Kampf: Man nimmt Geld von Leuten, und je mehr Geld man nimmt, desto mehr glauben die Leute, bestimmen zu können, was für eine Art von Film das wird. Dann muss man eben sein Ding durchziehen und den Kampf annehmen. War die künstlerische Freiheit auch ein Grund, mehr in Europa zu arbeiten? AF Ja, das ist einer der Gründe, weshalb ich New York verlassen habe. Zum Beispiel gibt es nur in Amerika so etwas wie einen „Director’s Cut“. In Europa gibt es einen Cut und das ist der Director’s Cut. Das hat mit der Tradition hier zu tun, mit der Kultur, es ist ein Teil der Geschichte der Kunst.

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Sie haben erst 2008 angefangen, Dokumentarfilme zu drehen, aber inzwischen sind diese ein großer Teil Ihres Werks. Gehen Sie an solche Projekte anders heran als an Spielfilme? AF Nicht wirklich. Es ist alles Filmemachen. Es ist dasselbe, nur ein bisschen freier. Kein Drehbuch, wenig Equipment, schneller, es hat einen anderen Groove. Aber am Ende muss man auch da Einstellungen hinbekommen und daraus einen Film machen. Haben Sie Tommaso gesehen? Das ist praktisch ein Dokumentarfilm. Es ist wie mein Film 4:44 Last Day on Earth (2011), aber hier an der Piazza Vittorio. Ihren neuen Film Siberia haben Sie in Südtirol gedreht – wie war das? AF Das ist, was ich am Filmemachen am liebsten mag: Man reist so viel und egal wohin man kommt, es ist wie ein anderes Land. Ich meine, Südtirol ist ungefähr so weit von Rom entfernt wie der Mars. Aber es ist wunderschön. Wir


PRODUCTION

Vivo film / Rai Cinema / maze pictures / Piano

brauchten eine sibirische Atmosphäre und die haben wir dort bekommen. Im Winter war es kalt, verschneit, wild, eine tolle Erfahrung. Ob Bronx oder Berge, eine erstaunliche Eigenschaft Ihrer Filme ist, dass sie aus einem Guss wirken, obwohl sie unter so unterschiedlichen Bedingungen entstanden sind. Fast wie ein einziger Film. AF Ja, auf eine Art ist es derselbe Film. Ich meine, ich bin derselbe Filmemacher, derselbe Mensch, seit 45 Jahren. Gleichzeitig hoffe ich, dass es auch Veränderungen gibt. Hoffentlich komme ich ein bisschen vorwärts.

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Eine Sache, die sich verändert hat: Früher waren Sie Katholik, jetzt sind Sie Buddhist. AF Nun ja, es gibt einfach einen Punkt, an dem Katholizismus auf natürlichem Weg in Buddhismus übergeht. So wie ich das sehe, war Jesus ein Buddhist. Und was gut genug ist T # 10 für Jesus, ist auch gut genug für mich.

Außendreh: Anstelle eines Hotels bevorzugte Ferrara für den Fototermin sein Stadtviertel Esquilino.

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PRODUCTION #1

FILM

D I R E C TO R

Siberia (2020)

Abel Ferrara

Viel Teamwork und noch mehr Schnee: so entstand Siberia Behind the scenes Wo ein Film mit dem Titel Siberia spielt, scheint im ersten Augenblick klar. Doch so einfach ist es nicht: „Die wirkliche Location dieses Films ist das Innenleben des Protagonisten, auf der Reise zu sich selbst“, erklärt Marta Donzelli, die gemeinsam mit Gregorio Paonessa die römische Produktionsfirma Vivo film leitet. Gemeinsam mit der deutschen maze pictures (Philipp Kreuzer) und der mexikanischen Piano (Julio Chavezmontes) haben die beiden den neuen Spielfilm von Abel Ferrara produziert. Beteiligt war auch Diana Phillips (Rimsky Productions), die Ferraras Filme schon in seinen New Yorker Jahren produzierte und die Entwicklung des neuen Films seit Anfang an begleitet. Die erste Herausforderung: die Finanzierung des Budgets von etwa 4,5 Millionen Euro. Als erster grundlegender Finanzierungsbaustein kam die Förderzusage der Südtiroler Filmförderung (IDM), dann folgte Rai Cinema als wichtigster Geldgeber des italienischen Teils. „Wir sind IDM dabei besonders dankbar“, präzisiert Donzelli, „weil sie als erste an das Projekt geglaubt haben.“ EINSAMKEIT IN DEN BERGEN

Dass große Teile des Films in Südtirol gedreht wurden, liegt auch am Klima. Man suchte nach einer geeigneten Location, um im März – dem Zeitraum, in dem Hauptdarsteller Willem Dafoe verfügbar war – in einer schneebedeckten, abgeschiedenen Landschaft drehen zu können. „Wir wussten, dass Südtirol dafür viele Möglichkeiten bietet“, sagt Gregorio Paonessa. Gedreht wurde vor allem in einer abgelegenen Berghütte im Pustertal, die der Location Scout Florian Mohn aus Meran gefunden hatte. „Die Location hat sich als hervorragende Wahl erwiesen – und Schnee gab es reichlich, mitunter sogar zu viel“, erinnert sich Paonessa. Was auch bedeutete, dass die Hütte gar nicht so leicht zu erreichen war: Die Straße dorthin ist im Winter eigentlich nicht befahrbar. Zu Hilfe kam den Römern unter anderem die Südtiroler Produktionsfirma Giafatto Entertainment: Philipp Moravetz und Lynn Inglese unterstützten Vivo film dabei,

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Spezialfahrzeuge aufzutreiben, um die Locations am Berg zu erreichen. Aber sie sprangen auch ein, wenn es darum ging, mit den lokalen Motivgebern zu verhandeln. V E R T R A U E N A LS A R B E I T S B A S I S

Dabei war die Partnerschaft von Vivo film und Giafatto eigentlich anders entstanden: Auf Initiative von IDM hatte die römische Produktionsfirma ein Mentoring für die Bozner übernommen, um diese bei der Weiterentwicklung ihres jungen Unternehmens zu unterstützen. „Gerade durch die enge Zusammenarbeit am SiberiaSet ist ein tiefes Vertrauensverhältnis zwischen uns und den römischen Produzenten entstanden“, sagt Philipp Moravetz. „Dadurch wurde das Mentoring zu einem noch intensiveren Prozess und war extrem nützlich für uns. Einer solchen Produktionsfirma über die Schulter schauen zu können, hat uns sehr viele neue Impulse gegeben.“ Neben Giafatto waren weitere Südtiroler Filmschaffende für Siberia tätig, von Beleuchter und Kamerabühne bis hin zu diversen Produktionsfunktionen. „Wir wussten schon vorab, dass wir in Südtirol sehr professionelle Crewmitglieder finden würden – und unsere Erwartung wurde bestätigt, an diesem Standort ein hohes Professionalitätslevel vorzufinden“, sagt Gregorio Paonessa. Als positive Erfahrung wertet der Produzent auch die erste Zusammenarbeit mit Abel Ferrara: „Es ist ein tolles Gefühl, für ein so komplexes, ambitioniertes Projekt zu arbeiten – mit einem Darsteller wie Dafoe und einem Regisseur, der zu Recht als Legende des internationalen zeitgenössischen Kinos gilt.“ Diese Legende hat sich mit Siberia zum ersten Mal an einen Filmstoff gewagt, in dem die Natur eine Hauptrolle spielt – Neuland für den italoamerikanischen Regisseur. „Es war konstantes Teamwork nötig, um zu verstehen, wie wir Abels Vision gerecht werden konnten“, sagt Marta Donzelli. „Diese Geschichte richtig zu erzählen, T # 10 war die wahre Herausforderung.“

SIBERIA von Abel Ferrara feiert auf der 70. Berlinale seine Weltpremiere. Das Drehbuch für das Drama stammt von Ferrara und Chris Zois, inspiriert u. a. von Carl Jungs Traumstudie „Das Rote Buch“. Neben Hauptdarsteller Willem Dafoe besteht die Besetzung aus Dounia Sichov, Simon McBurney und Cristina Chiriac. Der Film ist eine Koproduktion von Vivo film mit Rai Cinema, maze pictures und Piano. Weltvertrieb: The Match Factory. Neben dem Hauptmotiv – einer Berghütte im Pustertal – wurde an diversen anderen Locations in Südtirol gedreht, darunter ein Weltkriegsbunker in Bozen und eine aufgelassene Kaserne. IDM Südtirol förderte die Produktion mit 500.000 Euro.


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TA K E #10

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PRODUCTION #2

SERIES

D I R E C TO R S

Curon (2020)

F. Mollo & L. Patitucci

»Unter der Oberfläche hat jeder Ort sein Geheimnis.«

Die Netflix-Serie Curon entstand in Südtirol

Text

S T E FA N O V A S TA N O Fotos

LO R I S Z A M B E L L I / N E T F L I X

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Ein Kirchturm ragt bedrohlich aus dem dunklen Wasser eines Bergsees. Die Kamera streift die Wasseroberfläche und scheint darin eintauchen zu wollen. Doch was unter Wasser verborgen liegt, wird erst am Ende klar werden. Im ersten Kurztrailer der neuen italienischen Netflix-Original-Produktion Curon gibt es eine klare Protagonistin: die Location. Das Südtiroler Dorf Curon, dessen deutscher Name Graun lautet, ist seit 70 Jahren geprägt von der wahren Geschichte der Stauung des Reschensees, als das Wasser ein ganzes Dorf verschlang.


SCRIPT

PRODUCTION

E. Abbate, G. Galassi, I. Fachin, T. Matano

Indiana Production / Netflix

TA K E #10

Der übernatürliche Drama-Plot verspricht Bingewatching, doch hinter der Serie steckt eine wahre Geschichte.

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PRODUCTION #2

SERIES

D I R E C TO R S

Curon (2020)

F. Mollo & L. Patitucci

01

Neben der ungewöhnlichen Location setzte Netflix für die Serie auf die Zusammenarbeit mit der italienischen Indiana Production und auf zwei junge Regietalente: Fabio Mollo, dessen Filmografie zwei Spielfilme umfasst, und Lyda Patitucci, die sich in zahlreichen Einsätzen als second unit director einen Namen gemacht hat. Gemeinsam, aber in unterschiedlichen Stilrichtungen, erzählt das Regieduo eine komplexe Geschichte über das Zurückkehren. Zurück ins Heimatdorf, zurück in die Berge, zurück zu verlorenen oder verdrängten Teilen von sich selbst. Dank dem übernatürlichen Drama-Plot verspricht die Serie sieben Folgen lang Bingewatching, aber der Produktion war es auch wichtig, dem jungen Regieteam genügend kreativen Freiraum zu lassen und sie durch das Genre nicht zu stark einzuengen. VERBORGENE WAHRHEITEN

02

Die Hauptrolle der Anna spielt Valeria Bilello (01), ein neues Gesicht im Cast ist Margherita Morchio als Daria, im Bild mit Federico Russo als Mauro (02).

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„Fabio und ich unterscheiden uns in Stil und Charakter, aber wir haben uns optimal ergänzt“, erzählt Lyda Patitucci. „In unseren Folgen spielen wir jeweils mit anderen Genres, aber bleiben einem zentralen Erzählstrang treu.“ Roter Faden der Serie ist „das Versunkene, Verborgene, das wieder auftaucht und die Protagonisten mitreißt”, erklärt Fabio Mollo. „Eine passende Metapher für diesen Ort, diesen See mit seiner fast unheimlichen Faszination.“ Rund um den mysteriösen See spielt die Geschichte von Anna – verkörpert von Valeria Bilello –, die plötzlich verschwindet. Ihre Zwillinge im Teenageralter, Mauro und Daria, machen sich auf die Suche nach ihr. So kommt im Laufe der Episoden das Streamingpublikum nicht nur einem Familiengeheimnis auf die Spur, sondern auch der wahren Geschichte des Sees, an dessen Ufer heute NeuGraun liegt. Ein Dorf voller „versunkener“ Erinnerungen. Und die Realität, die der Netflix-Serie als Inspiration diente. Im Jahr 1950 beschloss die italienische Energiegesellschaft Montecatini, das damalige Graun einem Stausee zu opfern – über die Köpfe der Einwohner hinweg. Praktisch über Nacht verloren sie alles: Häuser, Höfe, Felder, sogar die Gräber des Dorffriedhofs. Seither ragt aus dem Wasser des heutigen Reschensees nur mehr der denkmalgeschützte Turm von St. Katharina, wie ein Ausrufezeichen am Ende einer traurigen Geschichte. In manchen Nächten, so will die Legende, hört man seine Glocken läuten – obwohl sie entfernt wurden …


SCRIPT

PRODUCTION

E. Abbate, G. Galassi, I. Fachin, T. Matano

Indiana Production / Netflix

Heute lieben Touristen den Turm als Fotomotiv und die Dorfjugend nutzt den See zum Kitesurfen. Doch in den Erzählungen der Alten (von Georg Lembergh 2018 im Dokumentarfilm Das versunkene Dorf gesammelt) schwingt noch immer der Schmerz einer ganzen Generation mit. Dieser Ort voller Dramen und Legenden bildet die stimmungsvolle Kulisse für Curon.

Curon ist die erste italienische Supernatural-Serie – und war eine Herausforderung für Regie und Produktion.

„Eine solche Serie ist in Italien bisher noch nicht realisiert worden“, erklärt Fabio Mollo, „und wenn du als Regisseur keinen vorgezeichneten Weg hast, sondern alles neu erfinden kannst, ist das sehr motivierend.“ Es sei eben etwas ganz anderes, so der Regisseur, ob man Filme für ein rein italienisches Publikum drehe oder eine Serie für einen Koloss wie Netflix, mit internationalem Publikum und Vertrieb. Auch das episodische Format reizte Mollo sehr: „Die Filmsprache der Serie fasziniert mich, als Zuseher und als Erzähler. In ihrer Länge gleicht sie einem Roman, sie erlaubt es, aus mehreren Blickwinkeln zu erzählen und in die Tiefe der Figuren einzutauchen.“ Auch in seinen Spielfilmen South is Nothing und There is a Light (Il padre d’Italia) steht die Intimität menschlicher Beziehungen im Mittelpunkt. Mit Netflix zu arbeiten war nicht nur für das junge Regieteam ein großer Schritt nach vorne, auch für die Produzenten von Indiana entpuppte sich Curon als Entwicklungschance. „Aus der Zusammenarbeit mit Netflix haben wir viel gelernt”, erklärt Fabrizio Donvito, CEO und einer der Gründer von Indiana. „Vor allem das Teamwork, das sich bei Netflix durch alle Ebenen der Produktion zieht, fand ich spannend.“ Und wie für die Regisseure war für die Produzenten – zu deren letzten Credits der Krimi The Burnt Orange Heresy von Giuseppe Capotondi und die Horrorkomödie Sono solo fantasmi von Christian De Sica zählen – „die Verschmelzung unterschiedlicher Genres in Curon wesentlich. Das tat der Kreativität einfach gut!“, sagt Daniel Pavoncelli, Leiter Film & TV der Mailänder Produktionsfirma.

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LEHRMEISTER NETFLIX

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PRODUCTION #2

SERIES

D I R E C TO R S

Curon (2020)

F. Mollo & L. Patitucci

„Die wichtigste Inspiration für Curon lieferten allerdings die Locations“, bekräftigt Pavoncelli. „Die Südtiroler Filmförderung IDM half uns bei der Suche nach geeigneten Motiven. Sie vernetzte uns auch mit lokalen Filmschaffenden und unterstützte uns, als der plötzliche Wintereinbruch den Dreh gefährdete.“ Im November kam es in Südtirol zu intensiven Schneefällen, am Set herrschten auch mal Temperaturen von minus 15 Grad. „Wir dachten, auf die Dreharbeiten in den Bergen gut vorbereitet zu sein, doch die erbarmungslose Natur hat uns dann wortwörtlich kalt erwischt“, schmunzelt Fabio Mollo. „Aber es war passend: Wir wollten für Curon ja intensiv in die Umgebung eintauchen. Alle Szenen spiegeln die realen Locations so authentisch wie möglich wider.“ Die vielen Außenaufnahmen liefern für die Serie daher einen Mehrwert, eine fast dramatische Schönheit, die viele der Episoden prägen wird. „Curon lebt auch vom großen filmischen Potenzial dieser außergewöhnlichen Region, die im Kino bisher noch kaum thematisiert wurde“, fügt Lyda Patitucci hinzu. Die Regisseurin meint nicht nur die Orte rund um den Reschensee, sondern auch deren Bewohner, die aus italienischer Sicht anfangs sehr reserviert wirken können. „Doch nach und nach öffnen sie sich und zeigen ihr sanftes, gutmütiges Wesen.“ U N U M S T R I T T E N E P R OTA G O N I S T I N

Das Dorf Graun bildet mit seiner wahren Geschichte den Hintergrund zum Serienplot – und die reale Drehlocation.

CURON ist eine Netflix-Originals-Serie mit sieben Episoden, produziert von Indiana Production. Regie führten Fabio Mollo und Lyda Patitucci, das Drehbuch stammt von Head Writer Ezio Abbate (Suburra), Giovanni Galassi, Ivano Fachin und Tommaso Matano. Die Serie wurde zu großen Teilen in Südtirol gedreht, unter Beteiligung lokaler Filmschaffender. Die Produktionsfirma Indiana erhielt von IDM 350.000 Euro Produktionsförderung.

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Umgekehrt ist die junge Schauspielerin Margherita Morchio, die in der Serie als Annas Tochter Daria zu sehen ist, nur auf den ersten Blick sanft und schüchtern: „Sie ist in ihrem Alter schon eine unglaublich talentierte und mutige Darstellerin“, so das Urteil von Patitucci. Valeria Bilello brachte hingegen ihre langjährige Erfahrung mit in die Rolle der Anna, zur Freude der Regisseurin: „Ich konnte glücklicherweise viel mit Valeria arbeiten, weil sie in meinen Folgen sehr präsent ist.“ In der Besetzung – gecastet vom Studio Gabriella Giannattasio in Rom und der amerikanischen Castingdirektorin Cassandra Han, die in Südtirol lebt – sind auch Luca Lionello, Federico Russo, Anna Ferzetti, Alessandro Tedeschi, Juju Di Domenico, Giulio Brizzi, Max Malatesta und Luca Castellano zu sehen. Wahre Protagonistin der Episoden, mit denen Patitucci die Serie beendet, ist aber einmal mehr die Natur. „Meine Folgen sind noch losgelöster von der Zivilisation, noch näher dran am Wald, am See, an den Bergen“, sagt die Regisseurin. Und erzählt: „Heute vor dem Dreh war ich allein im Wald spazieren und sah plötzlich eine Gruppe Damwild. Eine filmreife Szene! Und ein gutes Omen für T # 10 die Serie, finde ich.“


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PRODUCTION #3

FILM

D I R E C TO R

Faith (2020)

Valentina Pedicini

Stemal Entertainment

“Unser Blick ist niemals neutral. Welchen Teil der Welt wir erzählen, ist bereits eine ethische Entscheidung.” Valentina Pedicini, Regisseurin

VALENTINA PEDICINI (Brindisi, 1978) erwarb nach ihrem Universitätsstudium ihr Regie-Diplom an der ZeLIG School for Documentary, Television and New Media in Bozen. Nach My Marlboro City, Mio sovversivo amore und Pater Noster drehte sie 2013 ihren ersten Dokumentar-Langfilm Dal profondo (From the Depths). 2017 erschien ihr erster Spielfilm Dove cadono le ombre (Where Shadows Fall).

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Text

Foto

S T E FA N I A U L I V I

R I CC A R D O G H I L A R D I

Grenzen akzeptieren, um Geschichten aufzuspüren, die andernfalls verborgen blieben. Auf Farben verzichten, um Dinge zu beleuchten. Die Kamera ausschalten, um sie im richtigen Augenblick wieder einzuschalten. Mit Faith, ihrem jüngsten Werk, ist Regisseurin Valentina Pedicini zum Dokumentarfilm zurückgekehrt, nachdem sie 2017 mit Dove cadono le ombre (Where Shadows Fall, präsentiert bei den Venice Days des Filmfestivals Venedig) im Spielfilm debütiert hatte. Faith ist eine Studie aus nächster Nähe über eine kleine religiöse Sekte, die unter der strengen Leitung eines „Meisters“ Kung Fu, Shaolin-Einflüsse und knochenhartes Training mit christlichen Ritualen verbindet. Ein faszinierender, aufwühlender Film, der Fragen aufwirft – worauf sind Menschen im Namen eines Dogmas bereit zu verzichten? – ohne sie zu beantworten. Und der eine feste Überzeugung Pedicinis bestätigt: Kino kann nicht nur Gesprochenes, sondern auch Unausgesprochenes wiedergeben. „Ich habe immer davon geträumt, Regisseurin zu werden, aber ich bin erst spät dazu gekommen, nach dem Studium in Rom“, erzählt sie. „Mit 30 habe ich dann allen Mut zusammengenommen und mich an der Filmschule ZeLIG in Bozen beworben. Ich begriff das Kino als meinen Weg, um denen eine Stimme zu verleihen, die keine haben. Aber auch, um meine eigene Stimme zu erheben.“ Ein Weg, der sich als richtig erwiesen hat. Mit dem Dokumentarfilm Dal profondo (From the Depths) gewann Pedicini 2013 mehrere wichtige italienische Filmpreise. Und nun also Faith, produziert von Donatella Palermo, der beim International Documentary Film Festival Amsterdam und der Woche der Kritik in Berlin gezeigt wurde und die Kritik international überzeugt hat. „Ich habe viel Glück gehabt. Auch als Frau hatte ich in der Branche keine großen Schwierigkeiten“, berichtet Pedicini. „Aber mir ist klar, dass ich eine Ausnahme bin – in Italien ist die Lage für Regisseurinnen katastrophal, es gibt zu viele Vorurteile.“ Ihre Ausbildung in Bozen sieht Pedicini als richtungsweisend: „Die Leute, mit denen ich heute zusammenarbeite, habe ich in der ZeLIG kennengelernt.“ Auch die Ursprünge von Faith gehen darauf zurück – genauer gesagt auf den Kurzfilm Pater Noster, der vor 11 Jahren an der Schule entstand. „Ich lernte die Mönche, die damals noch in Bozen lebten, in einem Kampfsportstudio kennen.


TA K E #10

Mit 30 kam Valentina Pedicini zum Film. „Ich begriff das Kino als den Weg, um meine Stimme zu erheben.“

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FILM

D I R E C TO R

Faith (2020)

Valentina Pedicini

Stemal Entertainment

PRODUCTION #3

Gequälte Körper, enge Räume: Faith ist ein aufwühlender Film über eine abgeschottete Sekte.

Vor allem Laura, eine Kung-Fu-Meisterin, interessierte mich. Und dann stieß ich auf die größere Geschichte dahinter.“ Eine Geschichte über blinden Glauben, über Hingabe bis hin zum Martyrium. „Aber ehrlich gesagt war ich damals noch nicht so weit – ethisch wie auch beruflich.“ Jahre später fiel dann die Entscheidung, die Fäden der Erzählung wieder aufzugreifen: „Das Thema bot Motive, die mir am Herzen lagen: gequälte Körper, enge Räume, ein Leben abgeschottet von der Welt, bedrohte Identitäten.“ Vier Monate dauerten die Dreharbeiten in einem Kloster in der hügeligen Landschaft der Region Marken, mit dem Kameramann Bastian Esser (der auch Pater Noster filmte), einem Tonmeister und einem Kameraassistenten – mehr nicht. Gedreht wurde in Schwarz-Weiß. Ein schwieriger Film, ein Film voller Widersprüche. „Es galt ein Gleichgewicht zu finden zwischen meiner Empathie und meiner Pflicht, die Wahrheit zu zeigen – ganz egal, wie unangenehm sie erscheinen mochte“, sagt die Regisseurin. „Bilder sind eine mächtige Waffe. Jedes Mal, wenn wir die Kamera einschalteten, stellte uns das vor unangenehme Fragen.“

FAITH Der Dokumentarfilm, der 2019 beim IDFA und 2020 in der Woche der Kritik in Berlin präsentiert wurde, begleitet wieder die Protagonisten der Kurzdoku Pater Noster (2008): Der Kung-Fu-Meister hat inzwischen ein Kloster für seine „Krieger des Lichts“ gegründet, eine Mischung aus Kung-Fu und christlicher Religion. Seine etwa zwanzig Gefolgsleute trainieren in ihrer Abgeschiedenheit hart und unermüdlich. Produktion: Stemal Entertainment mit Rai Cinema. Produktionsförderung von IDM Südtirol: 109.000 Euro.

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Das Dokumentarfilmgenre oder, wie Pedicini es ausdrückt, „die Praxis des Dokumentierens“, folgt eigenen Regeln. „Unser Blick ist niemals neutral: Welchen Teil der Welt wir erzählen, ist bereits eine ethische Entscheidung.“ Dass sie den Film den beiden Kindern gewidmet hat, die in der abgeschotteten Sekte aufwachsen, verrät viel über Pedicini. „Sie waren mein Rettungsanker. Die Widmung hatte zwei Gründe: Zuneigung … und Hoffnung auf ihre Befreiung.“ Vielsagend ist auch Gianfranco Rosis Name in den Danksagungen. „Er ist für mich ein Bezugspunkt. Er hat in Italien die neue Form des Dokumentarfilms eingeführt. Mit den Preisen, die er für Sacro Gra (Das andere Rom) und Fuocammare (Fire at Sea) erhalten hat, hat er bewiesen, dass der Dokumentarfilm nicht bloß ein Genre ist, sondern eine eigene Disziplin.“ Eine Disziplin in enger Wechselwirkung mit dem Spielfilm – zumindest bei Pedicini. „Faith wäre nicht möglich gewesen ohne die vorherige Erfahrung mit Dove cadono le ombre, der wiederum auf einer wahren Geschichte beruht. Dokumentarisches Kino verlangt vollen Körpereinsatz, man muss sich auch mal die Hände schmutzig machen.“ Auch Pedicinis nächstes Projekt könnte die Genregrenzen verwischen. „Ich bin auf eine neue Geschichte gestoßen, gerade bin ich dabei, mich in sie zu verlieben. Mir schwebt ein Spielfilm vor, gedreht mit den Ansätzen eines Dokumentarfilms. Und vielleicht schaffe ich endlich ein T # 10 paar Außenaufnahmen …“


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TA K E #10

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film production / location service / logistics / scenography

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DOSSIER

2010–2020

10 Jahre Südtiroler Filmförderung, 10 Jahre Wandel

The Age of Change. Wie das vergangene Jahrzehnt die Filmindustrie auf den Kopf gestellt hat und was das für Europas Produzenten, Filmförderungen und Kreative bedeutet 10 Jahre Südtiroler Filmförderung, 10 Jahre Wandel Text

F LO R I A N K R A U T K R Ä M E R Illustrationen

OSCAR DIODORO

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den letzten Jahren habe ich auf Filmfestivals und Branchenveranstaltungen eine Veränderung der Diskussionen erlebt: Es geht nicht mehr nur um die Finanzierung der Projekte, immer häufiger spricht man auch über Strukturen, über Genderproblematiken und #MeToo (siehe TAKE #9) oder über nachhaltiges Produzieren (übrigens ein Schwerpunkt unserer kommenden Ausgabe). Das Thema ist Veränderung – und es treibt die Branche um. Produktion, Auswertung, Technik und Umgangsformen: Alles ist im Wandel. Auf einem Festival letztes Jahr erzählte mir ein Produzent, der seit über 20 Jahren erfolgreich europäische Koproduktionen für das sogenannte Arthouse-Publikum realisiert, er werde noch fünf Filme produzieren – und sich dann zur Ruhe setzen. Nicht, weil die Projekte uninteres-

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sant seien oder er sich zu alt fühle, sondern weil er das Gefühl habe, sein Publikum nicht mehr zu kennen. Die Dimensionen des Wandels im Laufe der vergangenen 10 Jahre sind riesig, die Veränderungen weitreichend. Und doch herrscht gleichzeitig eine wahre Goldgräberstimmung: Neue Angebote und die Streamingplattformen sorgen für große Nachfrage und volle Auftragsbücher. Was steckt hinter diesem „Zeitalter der Veränderung“ und was bedeutet es für Filmproduktion und -förderung in Europa – auch auf lokaler Ebene? Darüber haben wir mit der Leiterin der Südtiroler Filmförderung anlässlich ihres 10-jährigen Bestehens sowie mit Produzenten und Medienexperten gesprochen. Florian Krautkrämer Chefredakteur TAKE #10


2010–2020

10 Jahre Südtiroler Filmförderung, 10 Jahre Wandel

TA K E #10

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2010–2020

10 Jahre Südtiroler Filmförderung, 10 Jahre Wandel

2010–2020. Infinite Content. Konsumenten und Konsumentinnen konnten noch nie so einfach und aus so vielen Filmen und Serien wählen wie im Jahr 2020. Die Mediatheken der Fernsehsender, die überbordenden Content-Angebote der Streamingplattformen und der in Europa nach wie vor relevante DVD-Markt liefern das passende Angebot direkt nach Hause. Gleichzeitig geht diese Entwicklung nicht zulasten des Kinos: Auch wenn die Anzahl der Neustarts leicht rückläufig ist, nimmt die Anzahl der Leinwände beispielsweise in Deutschland seit ein paar Jahren wieder zu. Und in Italien verlief das Jahr 2019 für die Kinobetreiber laut Francesco Rutelli, dem Präsidenten der Branchenvereinigung ANICA, wieder deutlich besser als die beiden Vorjahre. Wohl auch aufgrund von Programmen wie „Moviement“, das darauf abzielte, die Kinos auch in den traditionell schwachen Sommermonaten zu füllen. Aber nicht nur das Publikum scheint zufrieden, auch bei Schauspielern und Filmschaffenden der unterschiedlichen Gewerke sorgt die steigende Nachfrage nach Inhalten für ausreichend Beschäftigung. Allerdings bedeutet das größere Angebot für bestimmte Bereiche auch einen Verdrängungskampf. Vor allem der ambitionierte, auf Festivals ausgezeichnete ArthouseFilm muss sich immer mehr anstrengen, um sein Publikum noch ins Kino zu bekommen – den Ort, der für dieses Segment immer noch die wichtigste Auswertungsplattform darstellt. Verleiher werden vorsichtiger, denn was lange gut

funktioniert hat, findet nicht mehr automatisch Abnehmer ( 3 Fragen an Dirk Schürhoff, Beta Cinema S. 14). Die interesting times sind im Zeitalter der Transformation zwar schon zu einer leeren Floskel geworden, aber für die Filmförderungen gelten sie durchaus. Längst geht es nicht mehr allein um die Finanzierung von Projekten. Die Förderungen gestalten die kommenden Herausforderungen durch strukturelle Positionierungen aktiv mit: Man diskutiert über Quoten, denkt über Auflagen zum ökologisch nachhaltigen Produzieren nach und debattiert hitzig, ob und wie man Serienproduktionen – eigene und amerikanische – fördern kann. MAY YOU LIVE IN INTERESTING TIMES

Im Gegensatz zu den finanziell meist besser ausgestatteten größeren Förderungen sind regionale Filmfonds häufig näher bei den Filmschaffenden und der lokalen Filmszene – und werden so nicht nur primär als Geldgeber wahrgenommen. Zudem können sie schneller und flexibler auf neue Dynamiken reagieren. Als Birgit Oberkofler 2017 gemeinsam mit Renate Ranzi die Leitung der Südtiroler Filmförderung IDM übernahm, war ihr Ziel daher auch ein weiterer Ausbau des Produktionsstandortes: „Regionale Förderungen sind in erster Linie Wirtschaftsförderungen, da sie den Standort stärken sollen“, so Oberkofler, die den Bereich seit 2019 allein verantwortet. Man achtet also bei

„Produktionen sollten in der Förderung einen Partner auf Augenhöhe vorfinden, mit dem sie Herausforderungen zeitgemäß und flexibel bewältigen können“, sagt Birgit Oberkofler, Leiterin der Südtiroler Filmförderung.

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10 Jahre Südtiroler Filmförderung, 10 Jahre Wandel

der Auswahl von Projekten und bei flankierenden Aktivitäten vor allem darauf, dass sie lokalen Gewerken nützen. Und das sind nicht nur kreative Departments, sondern auch all die anderen, von Bühnentechnikern und Location Setbesuch mit CateringScouts bis hin zum Catering ( profi S. 46). „Gleichzeitig muss die hohe Qualität der Produktionen gewährleistet werden, um die Region nachhaltig in der europäischen und globalen Filmlandschaft zu verankern“, sagt die Leiterin der Förderung. Für den international tätigen Produzenten Fabian Gasmia sind gerade auch die Prestigeprojekte, die auf international renommierten Festivals gezeigt werden, eine wichtige Möglichkeit, um Aufmerksamkeit auf kleinere Produktionsstandorte wie Südtirol zu lenken: „Es braucht auch die Leuchtturmprojekte, die weltweit zeigen, was Südtirol Produzenten-Talk mit kann und wie es aussieht.“ ( Fabian Gasmia S. 48). Wie können Filmförderungen also auf eine sich laufend verändernde Produktionslandschaft und die zunehmende Ausdifferenzierung des Angebots und der Nachfrage reagieren? Mit einer verlässlichen Infrastruktur, funktionierender Vernetzung und guter Ausbildung: „Produktionen sollten in der Förderung einen Partner auf Augenhöhe vorfinden, mit dem sie Herausforderungen zeitgemäß und flexibel bewältigen können“, sagt Birgit Oberkofler. „Treffen sie dann noch eine gute Infrastruktur und eine lebendige Filmszene an, funktioniert Standortförderung langfristig.“

Medienexperte Torsten Zarges, der die Südtiroler Filmförderung bei ihrer Fachveranstaltung INCONTRI Film Conference als Programmkoordinator und Moderator unterstützt, befürwortet die Stärkung der lokalen Filmszene als Antwort auf globale Herausforderungen. „Wir befinden uns in einer Übergangsphase, die Verunsicherung ist daher verständlicherweise groß“, so Zarges. Einigen Playern am Markt verlangen diese Veränderungen deutliche Anpassungen ab – und manche bisher gut funktionierenden Modelle wie der ambitionierte Festivalfilm müssen sich vielleicht neu erfinden, um ihr Publikum noch zu finden. Zarges ist aber zuversichtlich: Aufgrund der großen Nachfrage und der Möglichkeiten sowohl für Rezipienten als auch Produzenten wird der Kuchen insgesamt eher größer als kleiner. „Es gibt keinen Grund, Kino, Streaming und TV gegeneinander auszuspielen. Wenn man sie richtig angeht, ist die derzeitige Situation für regionale Filmförderungen und lokale Filmszenen eine riesige Chance – Filme und Serien fürs Streaming müssen ja irgendwo produziert werden.“ Warum nicht an einem kleinen Filmstandort?

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Großzügige Förderungen in Europa und der Serienboom bewirken derzeit einen regelrechten Fachkräftemangel.

F Ö R D E R U N G E N E U R O PA S , V E R E I N I G T E U C H

Allerdings machen sich die europäischen Filmförderungen seit ein paar Jahren selbst Konkurrenz. Um die begehrten ausländischen – insbesondere amerikanischen – Produktionen anzulocken, werden immer höhere und flexiblere Taxoder Cash-Rebate-Programme mit bis zu 30 Prozent Kos-

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10 Jahre Südtiroler Filmförderung, 10 Jahre Wandel

tenerstattung aufgelegt. Italien hat sein Tax-Credit-System vor zwei Jahren finanziell aufgestockt (auch wenn es derzeit blockiert ist) und in Deutschland wurde der DFFF 2 ins Leben gerufen, um gezielt auch große VFX-Dienstleister fördern zu können. Aber auch kleinere Filmländer wie Ungarn oder Serbien ziehen mit attraktiven Fördermöglichkeiten Blockbuster aus den USA an. Zusammen mit dem Serienboom kann das einen regelrechten Fachkräftemangel bedeuten. Fabian Gasmia kennt deutsche Produktionen, die den Drehbeginn verschieben müssen, weil keine Leute für die Crew da sind. Selbst in Deutschland sei der „Below the Line“-Bereich, also Gewerke wie Kameraassistenz, Beleuchtung oder Aufnahmeleitung, wie leergefegt: Es werde rund um die Uhr gedreht. Da Produktionsfirmen inzwischen auch Filmförderung für Projekte beantragen können, die für Plattformen wie Netflix bestimmt sind, spitzt das andere bestehende Konflikte zu – etwa zwischen dem ambitionierten Autorenfilm und kommerziellen Projekten. Denn die Fördertöpfe wachsen ja nicht entsprechend mit. Sollte die Förderung sich daher auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und keine Produktionen für Plattformen wie Netflix oder Amazon mehr fördern? „Das wäre das falsche Signal“, sind sich Oberkofler und Zarges einig. Es ist ein Aushandlungsprozess: Indem man die Förderung für Streaminganbieter öffnet,

zwingt man sie zugleich auch, sich an bestimmte europäische Regelungen zu halten. „Damit das gelingt, sind politische Arbeit und vor allem eine internationale Vernetzung der Förderungen enorm wichtig“, fügt Birgit Oberkofler hinzu, „beispielsweise um mit den Regularien flexibel auf Veränderungen zu reagieren.“ ( Neuerungen IDM-Förderung rechte Seite). Im letzten Jahr sind weitere große Streamingplattformen online gegangen. Und Netflix hat angekündigt, mehrere Milliarden Dollar in die Produktion von neuem Original-Content zu investieren. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Förderanträge für Serienentwicklung sprunghaft zugenommen haben. Noch arbeiten diese Plattformen mit den europäischen Produzenten zusammen, doch sollten sie morgen Studios kaufen, könnten sie sie kurzerhand ausschalten. „Es bleibt also weiterhin spannend“, sagt Birgit Oberkofler, „und auch als regionale Förderung wollen und können wir uns den globalen Tendenzen nicht verschließen, sondern wollen und werden ihnen proaktiv begegnen.“ Ziel und Fokus der Förderung bleibe die quantitative und qualitative Stärkung und Weiterentwicklung der lokalen Film- und Kreativwirtschaft. „Darüber hinaus beinhaltet unser Auftrag aber auch, einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt und zur Stärkung T#10 des audiovisuellen Sektors in Europa zu leisten.“

„Es gibt keinen Grund, Kino, Streaming und TV gegeneinander auszuspielen. Wenn man sie richtig angeht, ist die derzeitige Situation für regionale Filmförderungen und lokale Filmszenen eine riesige Chance“, sagt Medienexperte Torsten Zarges.

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DOSSIER

2010–2020

10 Jahre Südtiroler Filmförderung, 10 Jahre Wandel

Auf einen Blick Die Neuerungen der IDM-Filmförderung 2020

2019 hat die Südtiroler Filmförderung ihre Förderkriterien für die kommenden Jahre überarbeitet. Eine grundlegende Änderung: Künftig wird IDM – und nicht mehr wie bisher die Südtiroler Landesregierung – in Zusammenarbeit mit dem Expertengremium die Mittel autonom vergeben. Zudem wird es ein Zertifikat „Green Film“ für nachhaltige Filmproduktionen geben – mehr dazu in der kommenden Ausgabe TAKE #11. Auch neue Regelungen zum Gender-Mainstreaming sind vorgesehen (siehe zum Thema Gleichberechtigung auch die letzte Ausgabe – TAKE #9). So werden Projekte bevorzugt, die ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern unter den beteiligten Filmschaffenden nachweisen, insbesondere in leitenden Positionen in den Bereichen Produktion, Drehbuch, Regie, Schauspiel, Bildgestaltung, Schnitt, Szenenbild und Musik. Außerdem können künftig Kinderbetreuungskosten anerkannt werden.

TA K E #10

NEUE FÖRDERKRITERIEN A U TO N O M E V E R G A B E , „ G R E E N F I L M “ - Z E R T I F I K AT, G E S C H L E C H T E R PA R I TÄT

KURZFILMFÖRDERUNG N E U E TA L E N T E E N T D E C K E N U N D E N T W I C K E L N

Eine entscheidende Neuerung 2020 ist die Kurzfilmförderung. Unter professionellen Bedingungen produzierte Kurzfilme sind eines der wichtigsten Instrumente, um neue Talente zu entdecken, zu fördern und zu entwickeln. Aber auch bereits etablierte Filmemacherinnen und Filmemacher nutzen das Format als Experimentierfeld, um Neues auszuprobieren. Der Kurzfilm bietet damit die Möglichkeiten, die verschiedenen Gewerke auch in kürzeren Einheiten zusammenzubringen und zu vernetzen. Im Rahmen der IDM-Produktionsförderung können Kurzfilme mit einer Länge von bis zu 52 Minuten gefördert werden, die unter dem Aspekt der Produktion und der Kreativität als hochwertig zu bezeichnen sind. Auch Serien sind zulässig, wenn die Gesamtdauer aller Episoden das Minutenlimit nicht überschreitet. Die Förderung erfolgt in Form eines Zuschusses, der bis zu 30.000 Euro beziehungsweise bis zu 70 Prozent der zulässigen Produktionskosten betragen kann. Mindestens 60 Prozent der gewährten Beitragssumme muss nachweislich in Südtirol ausgegeben werden. Weitere Informationen film.idm-suedtirol.com

Die Kurzfilmförderung tritt mit Call 2/2020 in Kraft, dreimal jährlich gibt es die Möglichkeit, die Förderung anzufragen.

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LO C A L TA L E N T S

D I R E C TO R

Nuno Escudeiro

Design: Claudia Polizzi

Mit seiner klar und pragmatisch erzählten Fluchtgeschichte The Valley findet Nuno Escudeiro internationalen Zuspruch Talenten auf der Spur

THE VALLEY Nuno Escudeiros preisgekrönter Dokumentarfilm (Emerging International Filmmaker Award der kanadischen Hot Docs, BNL Gsruppo BNP Paribas Award bei Visioni del Mondo in Mailand) ist eine Koproduktion von Miramonte Film (IT) und Point du Jour (FR). IDM förderte ihn mit 80.000 Euro.

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Text

Foto

M A R I A N N A K A S T LU N G E R

MICHAEL PEZZEI

Nuno Escudeiro ist ein freundlicher Typ. Er spricht mit ruhiger Stimme und wirkt dabei fast schüchtern. Aber der erste Eindruck täuscht: Es ist weniger Zurückhaltung als viel mehr Besonnenheit, die ihn charakterisiert. Geboren wurde er 1986 in Tomar, einer hübschen Kleinstadt im Herzen Portugals, geprägt vom Weltkulturerbe des Convento de Cristo, einer wehrhaften Klosteranlage der Tempelritter aus dem 12. Jahrhundert. Was die Denkweise des Filmemachers stark beeinflusste: „Es heißt ja, dass Europäer die Welt verstehen können, weil sie ihre eigene Geschichte kennen und aus wichtigen Lektionen gelernt haben, wer sie sind“, sagt er. „Das erleichtert die Festigung eines Blickwinkels.“ In seiner Heimat fühlte sich Escudeiro allerdings fehl am Platz. Mit 25 zog der Regisseur nach Finnland und ließ sich in Rovaniemi nieder, „dem einzigen Teil des Landes, wo Aki Kaurismäkis Bilder tatsächlich vorkommen“, scherzt er. Dort musste er seine Auffassung von Wirklichkeit neu organisieren. „Ich konnte aber erfahren, wer ich abseits meiner kulturellen Prägung bin. Das war schön.“ Dann folgte das Regiestudium an der ZeLIG School for Documentary, Television and New Media in Bozen. Das Außenseitertum in der Heimat erwies sich als Anpassungsgabe in der Fremde – mit einem nahezu privilegierten Blickwinkel auf faktische und metaphorische Grenzsituationen, die auch das Material für seine Geschichten lieferten. So erzählte er mit Qui nessuno è straniero (2014) vom Leben einiger Sinti- und Roma-Teenager oder porträtierte in Moon Europa (2016) Geflüchtete in der Arktis. Auch sein aktueller Film The Valley hat mit Flucht zu tun: ein nach wie vor gewichtiges Thema, trotz gefühlter – zynischer – Übersättigung. Aber: „Über Flucht wird immer moralisierend und polarisierend gesprochen. Ich wollte sie konkret erzählen“, sagt Escudeiro. Und besuchte einmal mehr ein Grenzgebiet: das zwischen Italien und Frankreich, wo einfache Menschen für die Einhaltung jener Gesetze kämpfen, die die Institutionen – aus welchem Grund auch immer – nicht gewährleisten können. Der Film ist auch ein Denkanstoß: „Die europäische Flüchtlingskrise ist als Thema etabliert, nun können wir untersuchen, was genau passiert ist“, sagt der Regisseur, „um uns in Zukunft nicht mehr allzu sehr von unserer sozialen VerantT # 10 wortung zu entfernen.“


TA K E #10

Nuno Escudeiro hat aus dem Außenseitertum seine größte Stärke geschöpft und den Blick fürs Wesentliche geschärft.

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SETBESUCH

D I E N S T L E I S T E R A U S S Ü DT I R O L

Catering „Ö wie Knödel“

Paul Grüner weiß, wie man eine Crew satt und glücklich bekommt. Ein Blick in seine Kochtöpfe Setbesuch mit … dem Cateringprofi Text

Fotos

M A R I A N N A K A S T LU N G E R

ARMIN HUBER

Düster und unheimlich wird Die gespaltene Zunge werden, der neue Horrorfilm von Regisseur und Drehbuchautor Peter Brunner. Das Wetter am Drehort in Tils bei Brixen hat gut mitgespielt: „Regen und Nebel, das passte einfach“, sagt Produktionsleiter Georg Aschauer. Am allerletzten Drehtag Ende Oktober strahlt nun die Sonne. „Ein schöner Abschluss“, erklärt er am Versorgungsposten beim Villscheiderhof, direkt unterhalb der Drehlocation: dem Kirchlein St. Cyrill. Der verführerische Duft von angebratenen Zwiebeln strömt durch die Luft: Bald gibt’s Mittagessen. Aus einem Kleintransporter, der Street-Food-Köche wohl vor Neid erblassen ließe. Die knapp acht Quadratmeter Ladefläche hat der Südtiroler Cateringprofi Paul Grüner nämlich zu einer kompakten, funktionalen Küche umgebaut. Geschirr und Becher sind aus wiederverwendbarem Kunststoff, Einwegflaschen gibt es nicht. „So verursachen wir in den Drehpausen weniger Müll“, sagt Grüner. Sein Cateringservice heißt „Ö wie Knödel“, doch heute steht die Südtiroler Spezialität nicht auf dem Speiseplan. Köchin Maria Antonietta bereitet in einem großen Topf gerade ein Rote-BeteRisotto zu, das mit Gorgonzolasauce verfeinert wird. Währenddessen stellt ihr Mann Vito die weiteren Gerichte auf dem heutigen Menü bereit: Chili con Carne, Veggie-Lasagne, Salat. Die Arbeitszeiten der beiden richten sich nach dem Drehplan, manchmal wird auch nachts gekocht. Heute ging’s aber erst um sieben Uhr mit dem Frühstück los. Um halb eins trudelt die Crew zur Mittagspause ein und nimmt mit vollen Tellern Platz an den Tischen in der wärmenden Herbstsonne. „Oh, Apfelstrudel als Nachtisch!“, freut sich ein Set-Mitarbeiter. Seine Tischnachbarn nicken anerkennend – und kauen weiter.

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FILM

D I R E C TO R & S C R I P T

PRODUCTION

Die gespaltene Zunge (2020)

Peter Brunner

Ulrich Seidl Filmproduktion

Nicht jede Crew sei so unkompliziert wie diese, sagt Paul Grüner, aber natürlich sei man auch auf Sonderwünsche vorbereitet. Wobei sich nicht alle einfach umsetzen lassen: Grüner erzählt von einem Hauptdarsteller, der auf einer bestimmten Kaffeemaschine bestand, obwohl sie einfach nicht verfügbar war. Bis jemand aus der Crew die Zeit fand, über 100 Kilometer weit in einen Elektrogroßmarkt zu fahren. „Umständlich“, kommentiert der Caterer lapidar. Er nimmt’s mit Humor. Als Wirt der Schutzhütte Schöne Aussicht im Hochgebirge des Schnalstals auf 2845 Meter Meereshöhe ist er es gewohnt, unter erschwerten Bedingungen zu arbeiten.

Die Idee, sein Cateringunternehmen zu gründen, entstand 2014 genau dort: Grüner hatte mit seinem Hüttenteam die Verpflegung der Filmcrew von Baltasar Kormákurs Everest (2015) übernommen, die am Schnalstaler Gletscher drehte. Die 220-köpfige Crew galt es zusätzlich zu den üblichen Tagesgästen – hungrigen Skifahrern – zu versorgen. Kein leichtes Unterfangen, „aber ein spannendes!“ Die Erfahrung überzeugte den Gastronomen vom Filmbusiness. Vom Everest-Dreh hat er besonders die Darsteller Josh Brolin und Jake Gyllenhaal in guter Erinnerung: „Sie wohnten sechs Wochen im Hotel, das meine Frau betreibt. Unkomplizierte Herren. Ihre Knödelsuppe mit Wurst aßen die gemütlich an der Bar. Ganz easy.“ Während Paul Grüner erzählt, beenden die Crewmitglieder von Die gespaltene Zunge ihre Mittagspause. Ein letztes Mal stapfen T # 10 sie den Hang zum Set hinauf, satt und zufrieden.

Paul Grüner ist Hotelier, Hüttenwirt und hat sogar eine Kosmetiklinie kreiert. Seinen Filmcatering-Service „Ö wie Knödel“ gründete der Südtiroler Tausendsassa 2014, seither verpflegt er Filmcrews in der ganzen Region – von Giuseppe Tornatores The Correspondence bis zu Felix Randaus Der Mann aus dem Eis. www.knoedel.it

Gottesfurcht und Teufelszeug Johannes (Franz Rogowski, im Bild) ist 28 Jahre alt, hat aber den Verstand eines Kindes. Der junge Mann, der eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat, lebt mit seiner gottesfürchtigen Mutter Maria (Susanne Jensen) zurückgezogen in den Bergen. Als jedoch ihr Lebensraum touristisch erschlossen werden soll, geschehen plötzlich unheimliche Dinge. Steckt der Erbe ihres gepachteten Grundstücks dahinter? Oder Maria selbst? Oder gar der Teufel? Ein Exorzismus soll die Antwort geben.

TA K E #10

K A F F E E M A S C H I N E U N D K N Ö D E LS U P P E

D I E G E S PA LT E N E ZUNGE

Das Drehbuch des österreichischen Horrordramas stammt vom 37-jährigen Wiener Filmemacher Peter Brunner, der auch Regie führte. Produzent ist Ulrich Seidl. Gedreht wurde im September und Oktober 2019 in Nordtirol und Südtirol unter Beteiligung diverser Südtiroler Filmschaffender und Dienstleistungsunternehmen. IDM förderte den Film mit 295.000 Euro.

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P R O D U Z E N T E N -TA L K

PRODUZENT

Fabian Gasmia

„Manchmal wünsche ich mir mehr Alltag!“ Bei internationalen Koproduktionen ist Normalität ein Fremdwort Fabian Gasmia im Gespräch FABIAN GASMIA ist als Koproduzent 200 Tage im Jahr unterwegs, und zwar innerhalb Europas meistens mit dem Zug.

Interview

F LO R I A N K R A U T K R Ä M E R

Als Gründer und Inhaber der Detailfilm produzierte Fabian Gasmia Filme wie The Wild Pear Tree von Nuri Bilge Ceylan, Personal Shopper von Olivier Assayas und L’Avenir von Mia Hansen-Løve. Zuletzt hat er Annette, den neuen Film von Leos Carax, abgedreht. 2018 gründete er zusammen mit Julia von Heinz, David Wnendt und Erik Schmitt die Produktionsfirma Seven Elephants. Sie sind als Koproduzent an einer Reihe sehr interessanter europäischer Filme beteiligt. Können Sie für TAKE kurz Ihren Weg als Produzent skizzieren? FABIAN GASMIA Ich habe während meines Studiums schon immer drauf geachtet, nicht aus den Augen zu verlieren, was mich eigentlich wirklich antreibt, Filme zu machen. Für mich ist es das ästhetisch Besondere und emotional Herausfordernde, das ich so nur auf der großen Leinwand finden kann. Dieses Ziel habe ich am ehesten mit internationalen Verbündeten verfolgen können. Zum Beispiel durch Ihr Joint Venture mit Lars von Triers Zentropa. FG Genau, wir gründeten 2015 die Zentropa Hamburg. Davon, und von den internationalen Koproduktionen, konnte ich lernen, wie man auch als IndependentProduzent mit hohen Ansprüchen Geld verdienen kann.

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Was sind in Ihrer Rolle die größten Herausforderungen? FG Durch meine internationalen Koproduktionen bin ich enorm viel unterwegs, bis zu 200 Tage im Jahr. Die verschiedenen Mentalitäten in den Ländern bei der Arbeit im Team zu berücksichtigen ist sehr herausfordernd – die Dynamik dieser internationalen Teams darf man nicht unterschätzen! Dazu kommt, dass wir fast immer eher low budget arbeiten. Dabei spielt mir aber in die Hände, dass unsere Projekte so prestigeträchtig sind, dass man die Leute nicht extra motivieren muss. Wie sieht Ihr Produzentenalltag aus? Manchmal wünsche ich mir eigentlich mehr Alltag. Bei unserer Arbeitsweise und den Projekten ist Normalität ein Fremdwort. Für mich als Produzent verschlingt vor allem die Bürokratie viel Zeit. Ich verstehe voll und ganz, dass man bei der Verwendung von Fördergeldern genau hinsehen muss – schließlich sind das Steuergelder –, aber eine Entschlackung der Bürokratie, beispielsweise durch mehr europäische Kooperation der Förderungen, würde mir mehr Zeit geben für die Entwicklung von Projekten. Inzwischen habe ich übrigens auch ein mobiles Büro: Ich verbringe viel Zeit im Zug, innerhalb Europas fliege ich so gut wie gar nicht mehr. FG


S P OT L I G H T

Sie kommen gerade vom Dreh des neuen Films von Leos Carax … FG Ja, wir haben den Schluss eben in Los Angeles gedreht. Der ganze Film spielt dort, wurde aber fast ausschließlich in Deutschland und Frankreich gedreht. Das LA Police Department haben wir zum Beispiel in Münster inszeniert. Dafür mussten wir an einem sehr kalten Tag im Herbst so tun, als wären wir im sonnigen Kalifornien – besonders schwierig für die Statisten, die bei zwei Grad über Null in Tanktops und Flip-Flops herumstanden. Trotz der Kälte gab es natürlich viele Schaulustige, und just in dem Moment, als Adam Driver die Treppe herunterkam, fragte eine Zuschauerin ihre Freundin, ob hier denn der neue T #10 Tatort gedreht werde …

MARTIN RATTINI , 44, hat kürzlich eine besondere Anerkennung erhalten: Der Südtiroler Produzent wurde in die Vorauswahlkommission des Deutschen Filmpreises für die Kategorie Kinderfilm berufen. „Das hat mich erstaunt und sehr gefreut“, sagt er. Sich auf Kinderfilme zu spezialisieren war eigentlich nicht sein Plan – er ist im Dokumentarfilm zu Hause, besonders Sozial- und Umweltthemen liegen ihm am Herzen. Doch dann kam Amelie rennt. Rattini begann seine Filmkarriere als Standfotograf und Kameramann. Als Mitglied erster Stunde der Film Association South Tyrol (FAS) hatte er sich jahrelang für die Gründung einer Südtiroler Filmförderung starkgemacht. Heute ist er Geschäftsführer der Produktionsfirma Helios sustainable films, Serviceproduzent und realisiert Koproduktionen – darunter eben Amelie rennt mit der Lieblingsfilm aus München. Der Film, 2017 auf der Berlinale präsentiert, gewann 2018 beim Deutschen Filmpreis die „Lola“ als Bester Kinderfilm. Für Rattini bedeutete dies die Aufnahme in die Deutsche Filmakademie. Nun sichtete er mit Filmschaffenden aus anderen Gewerken die 19 Kandidaten für den diesjährigen Preis – und die Zielgruppe war gleich mit im Kino. „Die Kinder im Saal waren ein geniales Stimmungsbarometer und eine unbezahlbare Marktstudie“, so Rattini.

TA K E #10

Max Bertani/Action Press

Martin Rattini

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A B S PA N N

FRAGEBOGEN

PREVIEW

Stefan Ruzowitzky

TAKE #11

FRAGEBOGEN

Stefan Ruzowitzky beantwortet den Filmfragebogen von TAKE WELCHEN FILM HABEN SIE ZULETZT GESEHEN?

Im Kino: Joker und Parasite. WELCHE SERIE HAT SIE AM MEISTEN BEEINDRUCKT?

Gomorrha. WORÜBER SOLLTE MAN UNBEDINGT NOCH EINEN FILM MACHEN?

„Romantic Comedies!“ sagt meine Frau, und mir fallen bisher noch immer Ausreden ein, mich davor zu drücken. WOFÜR WERDEN SIE AUF GAR KEINEN FALL MEHR GELD AUSGEBEN? Marija Kanižaj

Da die Kinder aus dem Haus sind: Meerschweinchen, Zwerghasen, süße Hunde etc. Die Katze ist ausgenommen, die erlaubt meiner Frau und mir hier zu wohnen.

Stefan Ruzowitzky (58) wurde für sein Regie- und Drehbuchdebüt Tempo 1996 prompt mit dem Max-OphülsPreis ausgezeichnet. 2000 bzw. 2003 folgten Anatomie und Anatomie 2. 2008 holte Die Fälscher den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Mit Hexe Lilli (2009), Patient Zero (2018) sowie Narziss und Goldmund (2020) beweist er sein breites Genrespektrum.

WAS SIEHT MAN AM LETZTEN FOTO, DAS SIE AUFGENOMMEN HABEN?

Mit meinem Hauptdarsteller Murathan Muslu und Gaststar Matthias Schweighöfer am Blue-Box-Set meines neuen Films Hinterland. Ein bisschen muss man ja auch an PR denken ...

P R E V I E W AU G U ST 2 0 2 0

M A G A Z I N E F O R F I L M P R O F E S S I O N A LS

I N E N T W I C K LU N G J A N A B U R B A C H S T R E E L I N E D O S S I E R N A C H H A LT I G K E I T B E I M D R E H B R A N C H E I N CO N T R I 2 0 2 0

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LO R E M I P S U M

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21.–26.04.2020

TA K E #10

LO R E M I P S U M

filmfestival.bz.it

SECHS WETTBEWERBE UND PREISE / 6 CONCORSI E PREMI VIER INTERNATIONALE JURYS / 4 GIURIE INTERNAZIONALI FINAL TOUCH #5 FOCUS EUROPA: CZECH REPUBLIC LOCAL ARTISTS MADE IN SÜDTIROL ALTO ADIGE LANDSHUT SHORT FILM FESTIVAL MEETS BFFB

GRUPPE GUT

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Italy

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