Forschungsexpedition China
09. bis 23. September 2013 Dokumentation
Projekttr채ger Institut f체r Jugendmanagement Stiftung Haberstr. 1 - 69126 Heidelberg Tel.: 06221 / 39 556-82 Fax: -65
Forschungsexpedition China 2013
Förderer ADTV - Tanzschule Alexander Seidel Aimess Services GmbH Arno E. Recknagel Barnim Gymnasium Bernau Bernd Dede Burger Dachdecker GmbH Burger Knäcke GmbH & Co. KG Chirurgische Praxis R. Jaczkowski Dachdeckerei Thomas Rüdiger GmbH Diagenom GmbH Dirk Schmidt-Engelbertz Dr. Gerd Nikolai Dr. med. Stephan Bardenhewer F. Dolhacz Förderverein Elisabeth Langgäser Gymnasium Förderverein Freunde des Gymnasiums Burg e.V. Fresenius Medical Care Deutschland GmbH Hausmeister Service Heizungsbau & Badsanierung Jan Rißmann I.A.MA.S. Ing.-Holzbau Schnoor Jörg Riemer Karl Heinz Loock Kreisverwaltung Alzey-Worms Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft Marcus Frücht Metallbau Liebehenschel GmbH & Co. KG Monika Rossi Montageservice Stefan Zauber Nutzfahrzeug-Service Burg GmbH Paul Bauder GmbH & Co. KG Petra Schmiedel Prof. Dr. h. Bank Reisebüro Voyage REWE Michael Siebert OHG Roland Konn Berater für Deutsche Vermögensberatung Rotary Club Burg Genthin Schulverein des Gymnasiums Korntal-Münchingen e.V. Stadtdruckerei Weidner GmbH Stadtwerke Burg GmbH Stefan Karnop Stefanie Krönke Stratmann Stiftung Verbandsgemeindeverwaltung Wörrstadt Warth & Klein Grant Thornton GmbH & Co. KG Wolfgang Fink Zentrum für Kieferorthopädie Artmann, Langsch, Bareis
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II
Forschungsexpedition China 2013
Inhaltsverzeichnis Vorwort .........................................................................................................................................................................................................................................1 1.
Ausgangssituation....................................................................................................................................................................................................2
1.1.
Idee und Zielsetzung der Forschungsexpedition ..................................................................................................................................... 2
1.2.
Das Institut für Jugendmanagement ......................................................................................................................................................... 3
2.
VorstellungderExpeditionsleitung..................................................................................................................................................................4 Gero Schäfer ................................................................................................................................................................................................................................................................ 4 Kai‐Uwe Lührs ............................................................................................................................................................................................................................................................. 4 Sebastian Ludwig ...................................................................................................................................................................................................................................................... 4
3.
VorstellungdesnationalenForscherteams ..................................................................................................................................................5
4.
Reiseroute..................................................................................................................................................................................................................22
5.
Tagesberichte...........................................................................................................................................................................................................23
5.1.
Mittwoch, 09. und Donnerstag, 10. Oktober 2013 ............................................................................................................................... 23
5.2.
Freitag, 11. Oktober 2013 ............................................................................................................................................................................ 24
5.3.
Samstag, 12. Oktober 2013 ........................................................................................................................................................................ 25
5.4.
Sonntag, 13. Oktober 2013 ......................................................................................................................................................................... 26
5.5.
Montag, 14. Oktober 2013 ......................................................................................................................................................................... 27
5.6.
Dienstag, 15. Oktober 2013 ........................................................................................................................................................................ 28
5.7.
Mittwoch, 16. Oktober 2013 ...................................................................................................................................................................... 29
5.8.
Donnerstag, 17. Oktober 2013 .................................................................................................................................................................. 30
5.9.
Freitag, 18. Oktober 2013 ............................................................................................................................................................................ 31
5.10. Samstag, 19. Oktober 2013 ........................................................................................................................................................................ 32 5.11. Sonntag, 20. Oktober 2013 ......................................................................................................................................................................... 33 5.12. Montag, 21. und Dienstag, 22. Oktober 2013 ........................................................................................................................................ 34 5.13. Mittwoch, 23. Oktober 2013 ...................................................................................................................................................................... 36 6.
DieForschungsbereiche......................................................................................................................................................................................37
6.1
Flora .................................................................................................................................................................................................................. 37 6.1.1
Einleitung und Zielsetzung ........................................................................................................................................................................................................................... 37
6.1.2
Methodik ........................................................................................................................................................................................................................................................... 37
6.1.3
Ergebnisse der Untersuchungen ............................................................................................................................................................................................................. 37
a)
Ordnungssystem ................................................................................................................................................................................................................................... 37
b)
Pflanzenkatalog ...................................................................................................................................................................................................................................... 38
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III
Forschungsexpedition China 2013
6.1.4
Bewertung ......................................................................................................................................................................................................................................................... 49
6.1.5
Gesamtfazit ....................................................................................................................................................................................................................................................... 50
6.2
Fauna ................................................................................................................................................................................................................ 50 6.2.1
Einleitung und Zielsetzung ........................................................................................................................................................................................................................... 50
6.2.2
Methodik ........................................................................................................................................................................................................................................................... 51
6.2.3
Ergebnisse der Untersuchungen ............................................................................................................................................................................................................. 51
a)
Tierkatalog ................................................................................................................................................................................................................................................ 51
b)
Zusammenspiel von Mensch und Natur .................................................................................................................................................................................... 57
6.2.4. Bewertung ......................................................................................................................................................................................................................................................... 59 6.2.5. Gesamtfazit ....................................................................................................................................................................................................................................................... 59
6.3.
6.4
6.5
Geografie und Klima ..................................................................................................................................................................................... 60
6.3.1
Einleitung und Zielsetzung ........................................................................................................................................................................................................................... 60
6.3.2
Methodik ........................................................................................................................................................................................................................................................... 60
6.3.3
Ergebnisse der Untersuchungen ............................................................................................................................................................................................................. 61
a)
Messdaten ............................................................................................................................................................................................................................................... 61
b)
Analyse der Messdaten ...................................................................................................................................................................................................................... 66
6.3.4
Bewertung ......................................................................................................................................................................................................................................................... 70
6.3.5
Gesamtfazit ....................................................................................................................................................................................................................................................... 70
Infrastruktur .................................................................................................................................................................................................... 71 6.4.1
Einleitung und Zielsetzung ........................................................................................................................................................................................................................... 71
6.4.2
Methodik ........................................................................................................................................................................................................................................................... 71
6.4.3
Ergebnisse der Untersuchungen ............................................................................................................................................................................................................. 72
a)
Straßenverkehr ...................................................................................................................................................................................................................................... 72
b)
Öffentliche Verkehrsmittel ................................................................................................................................................................................................................ 73
c)
Lebensmittelversorgung .................................................................................................................................................................................................................... 74
d)
Stromnetz, Energieversorgung........................................................................................................................................................................................................ 74
e)
Instandhaltung ....................................................................................................................................................................................................................................... 74
6.4.4
Bewertung ......................................................................................................................................................................................................................................................... 75
6.4.5
Gesamtfazit ....................................................................................................................................................................................................................................................... 77
Industrie und Wirtschaft .............................................................................................................................................................................. 78 6.5.1
Einleitung und Zielsetzung ........................................................................................................................................................................................................................... 78
6.5.2
Methodik ........................................................................................................................................................................................................................................................... 78
6.5.3
Ergebnisse der Untersuchungen ............................................................................................................................................................................................................. 78
a)
Außenhandel .......................................................................................................................................................................................................................................... 78
b)
Plagiate ....................................................................................................................................................................................................................................................... 80
c)
Arbeitsbedingungen ............................................................................................................................................................................................................................ 81
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IV
Forschungsexpedition China 2013
6.6
d)
Wirtschaftssektoren ............................................................................................................................................................................................................................. 82
e)
Geld ............................................................................................................................................................................................................................................................. 84
f)
Tourismus ................................................................................................................................................................................................................................................. 85
6.5.4
Bewertung ......................................................................................................................................................................................................................................................... 85
6.5.5
Gesamtfazit ....................................................................................................................................................................................................................................................... 86
Mensch, Kultur und Sprache ...................................................................................................................................................................... 87 6.6.1
Einleitung und Zielsetzung ........................................................................................................................................................................................................................... 87
6.6.2
Methodik ........................................................................................................................................................................................................................................................... 87
6.6.3
Ergebnisse der Untersuchungen ............................................................................................................................................................................................................. 88
a)
Vorurteile .................................................................................................................................................................................................................................................. 88
g)
Politik ........................................................................................................................................................................................................................................................... 89
h)
Religion ....................................................................................................................................................................................................................................................... 93
i)
Essen ........................................................................................................................................................................................................................................................... 94
j)
Schriftsystem ........................................................................................................................................................................................................................................... 96
k)
Architektur ................................................................................................................................................................................................................................................ 97
l)
Schönheitsideale:................................................................................................................................................................................................................................ 102
m)
Bildungssystem: .................................................................................................................................................................................................................................. 102
6.6.4
Bewertung ...................................................................................................................................................................................................................................................... 103
6.6.5
Gesamtfazit .................................................................................................................................................................................................................................................... 103
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V
Forschungsexpedition China 2013
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Luftdruck- und Höhenmesser ...................................................................................................................... 60 Abbildung 2 Windstärkemesser und Thermometer...................................................................................................... 60 Abbildung 3 Analyse der Messdaten - Temperatur ....................................................................................................... 66 Abbildung 4 Analyse der Messdaten - Luftdruck und Höhe ...................................................................................... 67 Abbildung 5 Analyse der Messdaten - Windstärke ........................................................................................................ 68 Abbildung 6 Analyse der Messdaten - Sichtbeeinträchtigung.................................................................................. 70 Abbildung 7 Außenhandel ..................................................................................................................................................... 79 Abbildung 8 Plagiate ................................................................................................................................................................ 81 Abbildung 9 Wirtschaftssektoren......................................................................................................................................... 82 Abbildung 10 Geld I .................................................................................................................................................................. 84 Abbildung 11 Geld II ................................................................................................................................................................. 84 Abbildung 12 Geld III ................................................................................................................................................................ 84 Abbildung 13 Religion.............................................................................................................................................................. 93 Abbildung 14 Essen ................................................................................................................................................................... 95 Abbildung 15 Baustile - Pagodengebäude I .................................................................................................................... 98 Abbildung 16 Baustile - Pagodengebäude II ................................................................................................................... 98 Abbildung 17 Baustile - Einfamilienhäuser....................................................................................................................... 98 Abbildung 18 Baustile - Wohnhochhäuser ....................................................................................................................... 99 Abbildung 19 Baustile - Wohnhochhäuser ....................................................................................................................... 99 Abbildung 20 Baustile - Moderne Bauwerke I ................................................................................................................. 99 Abbildung 21 Baustile - Moderne Bauchwerke II ........................................................................................................... 99 Abbildung 22 Baustile - Moderne Bauwerke III ............................................................................................................... 99 Abbildung 23 Baustile - Moderne Bauwerke IV............................................................................................................... 99 Abbildung 24 Baustile - Kolonialstil I ............................................................................................................................... 100 Abbildung 25 Baustile - Kolonialstil II .............................................................................................................................. 100 Abbildung 26 Baustile - Der Himmelstempel ............................................................................................................... 100 Abbildung 27 Baustile - Die Chinesische Mauer .......................................................................................................... 101 Abbildung 28 Baustile - Olympisches Stadion ............................................................................................................. 101 Abbildung 29 Baustile - Flaschenöffner I........................................................................................................................ 102 Abbildung 30 Baustile - Flaschenöffner II....................................................................................................................... 102
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Forschungsexpedition China 2013
Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Pflanzenkatalog - Bäume ..................................................................................................................................... 40 Tabelle 2 Pflanzenkatalog - Fruchtgewächse .................................................................................................................. 41 Tabelle 3 Pflanzenkatalog - Kleingewächse ..................................................................................................................... 42 Tabelle 4 Pflanzenkatalog - Wassergewächse ................................................................................................................. 42 Tabelle 5 Pflanzengewächse - Ziergewächse .................................................................................................................. 43 Tabelle 6 Pflanzenkatalog - Bambusgewächse ............................................................................................................... 44 Tabelle 7 Pflanzenkatalog - Rankengewächse ................................................................................................................ 45 Tabelle 8 Pflanzenkatalog - Obst .......................................................................................................................................... 46 Tabelle 9 Pflanzenkatalog - Gemüse ................................................................................................................................... 48 Tabelle 10 Pflanzenkatalog - Sonstige essbare Pflanzenteile .................................................................................... 48 Tabelle 11 Tierkatalog .............................................................................................................................................................. 56 Tabelle 12 Messdaten Peking I .............................................................................................................................................. 61 Tabelle 13 Messdaten Peking II ............................................................................................................................................. 62 Tabelle 14 Messdaten Peking III ............................................................................................................................................ 62 Tabelle 15 Messdaten Peking IV ........................................................................................................................................... 63 Tabelle 16 Messdaten Luoyang/Xi'an ................................................................................................................................. 63 Tabelle 17 Messdaten Xi'an I .................................................................................................................................................. 64 Tabelle 18 Messdaten Xi'an II ................................................................................................................................................. 64 Tabelle 19 Messdaten Shanghai I ......................................................................................................................................... 65 Tabelle 20 Messdaten Shanghai II ........................................................................................................................................ 65 Tabelle 21 Analyse der Messdaten - Luftqualitätsuntersuchung ............................................................................. 69 Tabelle 22 Außenhandel.......................................................................................................................................................... 80 Tabelle 23 Vorurteile - Deutsche über Chinesen ............................................................................................................ 88 Tabelle 24 Vorurteile - Chinesen über Deutsche ............................................................................................................ 89 Tabelle 25 Staatsform - Männer und Frauen .................................................................................................................... 92
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VII
Forschungsexpedition China 2013
Vorwort Die vorliegende Dokumentation fasst die erste Forschungsexpedition in die Volksrepublik China mit 18 Schülern aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Diese Expedition ist im Rahmen des Master MINT Programms als Expedition der Kategorie II angesiedelt. Kategorie II steht dabei für einen erhöhten Grad an Herausforderungen, die sich aus den Bedingungen des jeweiligen Landes ergeben. In China war dies vor allem die Sprache. Unterwegs zu sein und weder die Schrift lesen noch die Sprache verstehen zu können, war eine ganz besondere neue Erfahrung. Auch der Einsatz von Englisch kam relativ schnell an seine Grenzen. Dies machte es notwendig stetig einen Guide des Gastlandes als Ansprechpartner für alle Sorgen und Probleme sowie als Unterstützer an der Seite des Teams zu haben. Der Umfang der Dokumentation zeigt den Einsatz, den alle Expeditionsteilnehmer erbracht und in den ersten Schritten den Prozess des Forschens gelebt haben. Die Fertigkeiten im Dokumentieren, Präsentieren und Analysieren sind ein großes Stück gewachsen. Die Kreativität sowie das analytische und schlussfolgernde Denken wurden angespornt. Durch die Einsatzbereitschaft, die Umsicht und den hohen Interessensgrad jedes Teilnehmers haben wir die Expedition erfolgreich und vollständig wohlbehalten vollendet. Im Namen meines Teams danke ich allen Expeditionsteilnehmern und hoffe, dass die vielen Erlebnisse und Eindrücke die Zukunft bereichern werden. Mit Unterstützung von Service Reisen konnte die Expeditionsroute geplant und nahezu allen sicherheitsrelevanten Fragestellungen mit geeigneten Präventionsmaßnahmen begegnet werden. Dafür ganz herzlichen Dank. Für die Überarbeitung der Rohfassung und das Beheben des einen oder anderen kleinen Fehlers danken wir ganz herzlich unserem Teamkollegen Philipp Peternel.
Heidelberg, 25.11.2013
Gero Schäfer
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1
Forschungsexpedition China 2013
1. Ausgangssituation
1.1. Idee und Zielsetzung der Forschungsexpedition In einer Zeit, in der das irdische Wissen mit einer rasanten Geschwindigkeit zunimmt, in der es als junger Mensch schon eine ganze Weile dauert, bis man an die Grenze des Unbekannten stößt und in der man etwas mal schnell nachlesen, nachfragen oder „googlen“ kann, ist die Erfahrung des Forschens und der damit verbundene Abenteuergeist weit weg. Angeleitete Versuche, durchstrukturierte Beobachtungen und vielseitig gelenkte Wissensvermittlung ist eher der bekannte Alltag. Hier auszubrechen, sich auf seine natürlichen Entdeckerfertigkeiten zurückbesinnend, stand die Expedition unter der Vorgabe Untersuchungsfelder, Untersuchungsmethoden und Bewertungsmöglichkeiten selbst auszuknobeln, zu dokumentieren und in das eigene Umfeld von Schule, Familie und Verein zurück zu bringen. Die Idee und Zielsetzung der Forschungsexpedition liegt somit schwerpunktmäßig darauf, den Prozess des Forschens zu erleben und dabei möglichst wenige Vorgaben zu machen, Irrwege zuzulassen, Naivität ausleben zu lassen und gleichsam seitens der Expeditionsleitung gezielt Input zur Kreativität bei den Beobachtungen, der Dokumentation und für die Präsentation zu geben. Aus gruppenpädagogischer Sicht bestehen vielseitige Anforderungen an die jungen Forscher. Auf engstem Raum sich in kürzester Zeit mit Teamkollegen zu arrangieren, laufend Teams und Aufgaben zu wechseln, dabei sich immer wieder persönlich produktiv in die Gruppenaufgaben einzubringen, innerhalb eines Tages präsentationsfähige Ergebnisse zu schaffen und dabei die eigene psychische Ausgeglichenheit zu erhalten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe für jeden Expeditionsteilnehmer. Dies wird nochmals dadurch verschärft, wenn durch die äußeren Umstände permanent ein wichtiges Augenmerk der Sicherheit und der Gefahrenprävention gewidmet werden muss. Eine besondere Zielsetzung besteht darin die einzelnen Teilnehmer täglich mehr für die individuellen und gruppenspezifischen Bedürfnisse und Anforderungen an eine funktionierende Forschermannschaft zu sensibilisieren.
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Forschungsexpedition China 2013
1.2. Das Institut für Jugendmanagement Das Institut für Jugendmanagement (kurz IJM) hat es sich zur Aufgabe gemacht, volkswirtschaftlichen Problemstellungen in unserer Gesellschaft präventiv in der Jugendarbeit entgegenzuwirken. Das IJM wurde im Jahr 1999 als gemeinnütziger Verein gegründet. Seitdem haben sich einige Institutionen, regelmäßig stattfindende Veranstaltungen und ein umfangreiches Netzwerk um das IJM und die Young Business School mit über 5000 Schülern in 22 Ländern (Stand 01/2013) entwickelt. Vom eigenen Jugendhaus und Busunternehmen bis zu festen Stützpunkten in Dänemark und der Schweiz sowie einem umfangreichen Reise- und Bildungsprogramm, auch in Übersee, betreuen die derzeit neun hauptamtlichen und dreißig ehrenamtlichen Mitarbeiter über 500 Kinder und Jugendliche wöchentlich online, auf Präsenzphase oder beim Schülertraining und der Master MINT Akademie.
Informationen zu den verschiedenen Programmen findet man auf folgenden Seiten im Internet.
Institut für Jugenmanagement (IJM)
IJM GmbH
IJM Stiftung gGmbH
IJM e.V.
Schülertraining/Nachhilfe
Sport
Wirtschaftlicher Träger der Young Business School
Master MINT
Jugendbildungsprojekte, Freizeiten
CASS‐ Lernmanagementsystem
Ideeller Träger der Young Business School
Metropolregion Kinderzeltlager
Bildungsprojekte, z.B. Connection, Stipendienprogramme
Muskschule Jugendhaus Centblick
IJM Bildungsreisen GmbH Busunternehmen Reiseverantstalter
www.ijm-online.de
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Forschungsexpedition China 2013
2. Vorstellung der Expeditionsleitung Gero Schäfer Das Institut für Jugendmanagement (IJM) wurde 1999 von Gero Schäfer gegründet. Seit knapp 20 Jahren organisiert und leitet der Ingenieur und Erziehungexperte für MINTund Wirtschaftserziehung diverse Bildungsprogramme, Freizeiten, Camps und internationale Touren durch diverse Länder auf allen Kontinenten. Auch die Young Business School, die es Schülern ermöglicht neben der Schule einen staatlich anerkannten Hochschul-/ Universitätsabschluss zu erlangen, steht unter seiner Führung. Zahlreiche Qualifikationen vom Diplomingenieur, stattl. anerk. Erzieher, DSBTrainer, Busführerschein bis zum Rettungssanitäter helfen ihm den anvertrauten Kindern kompetent als Betreuer zur Seite stehen zu können. Im Jahr 2008 konzipierte und startete er das Master MINT Programm. In seiner Freizeit geht er seiner Leidenschaft als Unternehmer nach und engagiert sich unter anderem im Wirtschaftsrat Deutschland.
Kai-Uwe Lührs Kai-Uwe Lührs hat 2010 parallel zu seinem Hauptstudium mit der Ausbildung zum Bürokaufmann im IJM angefangen. Er ist durch das Schülerstudium der Young Business School im Fachbereich Diplom Ingenieur Mechatronik in der 10. Klasse zum IJM gekommen und hat auch schon als Betreuer auf Freizeiten und Präsenzphasen mitgewirkt. Die Forschungsexpeditionen sind bis dato die größten Projekten, die er betreut und organisiert hat. Seit Ende 2011 ist er im Besitz des Busführerscheins. Darüber hinaus arbeitet er im Bereich der Reiseplanung / Logistik und betreut bei der Young Business School schwerpunktmäßig die Schülerstudenten der ingenieurswissenschaftlichen Studiengänge. In seiner Freizeit spielt er in einem Basketball-Team und zum mentalen Ausgleich Gitarre.
Sebastian Ludwig Sebastian Ludwig kam über die erste Forschungsexpedition in die USA zum IJM und ist seit einem Jahr aktiv in der Betreuung von Expeditionen für Kinder der 4. - 6. Klasse. In seiner Schule in Alzey ist er Ansprechpartner für alle Programme des IJM. Parallel zur Schule studiert er über die Young Business School an der Fernuniversität Hagen Mathematik und Wirtschaft im dritten Semester. Seine Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Filmund Schnittsoftware sorgen bereits bei vielen Expeditionen für besondere Erinnerungen in der Zeit danach. Seine Freizeit verbringt er beim Schwimmen, Laufen und diversen Projekten. Darüber hinaus engagiert er sich für die Kinder in seiner Kirchengemeinde.
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Forschungsexpedition China 2013
3. Vorstellung des nationalen Forscherteams Ruth Maria Borrmann 15 Jahre Gymnasium Beverungen Wenige Jugendliche waren mit 15 schon einmal in China, noch weniger haben an einer Forschungsexpedition nach China teilgenommen. Es ist etwas Besonderes, eine von 18 Jugendlichen aus ganz Deutschland zu sein um als Forschungsgruppe die Kultur, Wirtschaft und Politik der Volksrepublik erkunden zu dürfen. Am Anfang der Expedition kam mir vieles in China unwirklich und schräg vor. Die ständige Überwachung auf den Straßen und im Hotel war für mich etwas völlig neues. Es ist schwierig, sich in einem Land frei zu fühlen, in dem man sich nicht frei bewegen und ausdrücken kann. Nach einigen Tagen war dies nichts Besonderes mehr. Im Grunde genommen habe ich so viele tolle Dinge gesehen und erlebt. Die Gesamtsituation ist mehr und mehr zu einem Ganzen verschwommen. Für mich als Deutsche ist es unvorstellbar, in meinem Heimatland auf diese Art und Weise offensichtlich und vollständig kontrolliert zu werden, doch in der Volksrepublik ist es alltäglich. Die Tage in China waren für mich eine besondere Zeit. Nichts hier ist wie in Deutschland und für die vielen Eindrücke auf unserer Reiseroute hätte man auch gut die doppelte Zeit einplanen können. Die Kultur und Geschichte Chinas ist für mich eine der beeindruckendsten der Welt. Die Tradition und Kultur dieses Landes sind einzigartig und mit mitteleuropäischen Maßstäben kaum zu erfassen. China hat mich sehr herzlich empfangen. In Shanghai fühlt man sich schon nach einigen Stunden nicht mehr wie ein Außenstehender, sondern wird in das Stadtleben integriert. Ob auf der mit Chinesinnen zu tanzen oder Tai Chi auf öffentlichen Plätzen zu machen sind unvergessliche Erfahrungen. Die abendlichen Vorträge sorgten für eine Routine im Präsentieren von Ergebnissen und helfen, die gesammelten Erlebnisse vor Freunden, Sponsoren und Kursen in der Schule vorzutragen. Ich habe in den 14 Tagen, die ich in China verbracht habe, 17 tolle Menschen kennen gelernt. Was bleibt, ist eine einzige Erinnerung an zwei unvergessliche Wochen mit einem tollen Forscherteam.
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Forschungsexpedition China 2013
Anton Emil Dorn 16 Jahre Max-Planck-Gymnasium Dortmund Nun neigen sich zwei spannende und lehrreiche Wochen in China zu Ende und es ist Zeit auf das Geschehene zurückzublicken. Besonders interessant fand ich, dass der Ablauf der Expedition den wirklichen Handlungen von Forschern entspricht. Angefangen vom Sponsorenwerben über die eigentliche Fahrt bis zum Veröffentlichen und Vortraghalten erlebten wir die Arbeit eines Wissenschaftlers. Vor allem das Verfolgen von gesetzten Zielen, welche wir selbstständig als Team von Jugendlichen gleichen Alters und Interesse erarbeitet haben, war sehr spannend. Auch wenn unsere Forschungsergebnisse keine Neuheiten für die moderne Wissenschaft bedeuteten, ist das keinesfalls enttäuschend, weil die wahren Erkenntnisse durch die Arbeitsweisen gewonnen wurden, ganz nach dem Sprichwort "Der Weg ist das Ziel". Trotzdem hätte ich es noch aufregender und informativer gefunden, wenn unsere Reiseroute nicht über sämtliche Touristenattraktionen Chinas geführt hätte. Das Besuchen von abgelegenen Orten und der Kontakt mit Personen, welche nicht nur Touristen betreuen, sondern auch authentischere Informationen geben würden, hätte das Erlebnis als ein wirkliches Forscherteam noch intensiviert. Auch die Ergebnisse hätten an einigen Stellen noch tiefgehender und somit aussagekräftiger ausfallen können, zum Beispiel beim Beobachten des tatsächlichen Lebens auf dem Land, wo immer noch ein Großteil der chinesischen Bevölkerung lebt. Klar ist, dass obenstehende Reiseziele schwer zu organisieren sind, zumal für uns alle, auch für die Betreuer, das Aussteigen aus dem Flugzeug in Peking der erste Kontakt auf chinesischem Boden war. So kamen wir alle in ein Land voller Faszination, wie es wohl bei keinem zweiten Besuch mehr sein wird. Aus den facettenreichen Eindrücken, die uns während unserer Reise bestürmten, blieben viele Informationen hängen, sodass ich mit gefüllten Kopf und neuen Ideen die Rückreise antrete. Alles in allem war die Forschungsexpedition zum Reich der Mitte eine Zeit, an die ich mich noch oft und mit einem Lächeln auf dem Mund erinnern werde.
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Forschungsexpedition China 2013
Katerina Filzer 14 Jahre Königin-Katharina-Stift Gymnasium Stuttgart Meine Weiterentwicklung durch die Forschungsexpedition nach China begann schon mehrere Monate davor. Ich musste lernen, mich besser zu organisieren. Während der Forschungsexpedition wurde mein Teamgeist verbessert und ich habe gelernt, dass ich keine so gute Leistung erbringen kann, wenn ich alleine arbeite. Ich lernte, Texte so zu formulieren, dass sie nachher verwertbar sind. Trotz Zeitverschiebung und langen Nächten kann ich schlussendlich sagen, dass mir die Forschungsexpedition neue Eindrücke vermittelt und Dinge des alltäglichen Lebens nähergebracht hat.
Victoria Gradinger 15 Jahre Elisabeth-Langgässer-Gymnasium Alzey Ich habe bei dieser Forschungsexpedition neue Aspekte der Kultur kennengelernt, die mich schon länger fasziniert haben. Vor allem kleine Gelegenheiten wie die Rikscha Fahrt haben mich näher an die Kultur herangelassen. Die kulinarischen Spezialitäten haben mir viele neue Information über die Unterschiede zwischen Deutschland und China geboten, die größer sind, als ich dachte. Selbst die Unterschiede zwischen chinesischen Restaurants in Deutschland und Restaurants mit Spezialitäten aus China Land wurden sichtbar. Besonders hierbei waren für mich die Sitten, die wir bei jedem Essen beachtet haben. Der kleine Ausflug zur Markthalle gab mir Informationen, die ich bisher nur aus Dokumentationen und Filmen gekannt habe. Ich habe hier gelernt, was es heißt, Teamgeist zu zeigen und in Gruppen unter Zeitdruck verwertbare Ergebnisse fertigzustellen. Alles in einem kann ich sagen, dass ich mir bei dieser Expedition neues Wissen angeeignet habe, welches ich gerne mit anderen teilen möchte.
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Forschungsexpedition China 2013
Anna Heuer 16 Jahre Liebfrauenschule Vechta Ein einmaliges Erlebnis, eine beeindruckende Erfahrung oder eine Flut an neuen und großartigen Eindrücken. Viele Ausdrücke die zutreffen, wenn ich an die Forschungsexpedition China denke. Es war ein einmaliges Erlebnis, denn die Chance nach China zu reisen um dort zu forschen wird so schnell nicht wieder kommen. Es war eine beeindruckende Erfahrung mit 20 wildfremden Menschen ein solch großes Projekt zu starten und tausende Kilometer weit weg von zu Hause das Land China zu erkunden. Die vielen neuen Eindrücke gewann ich auf unserer Rundreise durch vier unterschiedliche chinesische Städte und die vielseitigen Dinge die wir dort unternommen und erforscht haben. Begonnen hat das ganze Unterfangen für mich, als meine Lehrerin mir von der Forschungsexpedition erzählt hat. Ich war sofort begeistert von dieser Chance, die mir hier geboten wurde und setzte alle Schalter in Bewegung damit dieser Traum Realität werden konnte. Nachdem meine Eltern und meine Schule mir ihr Einverständnis gegeben hatten, die Bewerbung abgeschickt war und die Zusage bei mir im Briefkasten lag, machte sich langsam Nervösität in mir breit. Wie würde es sein zwei Wochen lang mit anderen Jugendlichen so ein großes Land zu erforschen? Doch all meine anfänglichen Ängste waren wie weggeblasen als ich in Heidelberg die anderen Teilnehmer kennen lernte und wir gemeinsam die Forschungsinhalte besprachen. Mit der Zeit wuchsen wir zu einem großen Team zusammen und auch wenn es viel zu tun gab, hatten wir eine Menge Spaß. Neben den Erkenntnissen die wir über Flora, Fauna, Klima, Wirtschaft, Infrastruktur, Industrie und den Verkehr Chinas gewinnen konnten, haben wir auch viel über allgemeine Dinge gelernt. Zum Beispiel, wie wichtig es ist, zusammen zu arbeiten und sich auf andere verlassen zu können um qualitativ hochwertige Ergebnisse zu erzielen. Letztendlich kann ich für mich persönlich sagen, dass die Forschungsexpedition China ein voller Erfolg war und dass ich aus den neuen Erfahrungen und spannenden Erlebnissen viel Nützliches mit in die Zukunft nehmen kann.
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Forschungsexpedition China 2013
Maja Illig 16 Jahre Burger Roland-Gymnasium Burg Es flossen Tränen über Tränen… -Eine ganz neue Art von Verzweiflung. Es kamen Fragen auf wie beispielsweise: Warum funktioniert nichts so, wie es sonst immer von allein geklappt hat? Schon die Vorbereitungsphase führte mir meine obersten Stressgrenzen auf einem Silbertablett vor. Wer also sein Leistungslimit austesten will, wird mit einer Forschungsexpedition sehr gut bedient. Das Sponsorenfinden, Dranbleiben, Sich-selbst-organisieren waren trotz all meiner sentimentalen Tiefpunkt-Erfahrungen, die ich gern gemacht habe. Denn sobald ein Lob folgte, strafften sich die Schultern wieder einen Millimeter weiter. Auch mit dem Gefühl, unheimliche Fortschritte in der eigenen Entwicklung zu machen, stieg rasant der Ehrgeiz, mehr schaffen zu können... Obwohl ich durch die vielen Termine auf Führungsebene der Unternehmen selbstbewusster geworden bin, war ich am ersten Tag doch sehr aufgeregt und kam mit weichen Knien in Heidelberg an. Doch dann stieg ich in den Bus und alle Spannung fiel von mir ab, als ein ziemlich plötzliches „Hallo, ich bin die Maja!“ meine Lippen verließ. Ohne Probleme wurde ich herzlich in die Gruppe aufgenommen und da ich wirklich neugierig war, stürzte ich mich gleich in sämtliche Konversationen. Nach drei Anläufen, zwei Teilnehmer als Moderatoren zu testen, fiel die Wahl dann auf Bastian Lindemann und mich. Dadurch habe ich erst zufällig entdeckt, wie spannend es ist, vor der Kamera zu stehen. Leider ist man im Team weniger aktiv, hat aber letztendlich ähnliches zu tun: Texte schreiben, zusammenfassen und überarbeiten ist nämlich genau das, was ich schließlich auch gemacht habe: Die vom Medienteam in Stichpunkte gefassten Ideen auszuformulieren, Informationen zu Programmpunkten zu vereinfachen und in einen brauchbaren Moderationstext zu verwandeln. Mit der Zeit kam ich leider immer öfter in Situationen, denen ich mich absolut nicht mehr gewachsen fühlte. Aber ich hatte keine andere Chance, als einen Versuch, es irgendwie zu meistern. Und genau dieser Lernprozess macht eine Forschungsexpedition aus. Sprich: Ins kalte Wasser geschubst, müssen sich Rettungsmöglichkeiten ausgedacht werden. Den Denkprozess an sich haben wir alle nebenbei in den 14 Tagen trainiert. Vor der Reise habe ich mir selbst das Ziel gesetzt, unter Zeitdruck effektiveres Arbeiten zu erlernen und in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich neben wunderschönen Erlebnissen auch wertvolle Erfahrungen mitnehme. Ebenfalls sorgte das enge Zusammenarbeiten dafür, dass ich Beziehungen zu Gleichaltrigen aus ganz Deutschland aufbauen konnte. Mit Tränen in den Augen drehe ich China den Rücken zu und fliege wieder zurück nach Frankfurt, denn dort heißt es, von allen Abschied zu nehmen.
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Forschungsexpedition China 2013
Anne Jaczkowski 14 Jahre Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium Niesky Wenn ich jetzt an die Zeit vor China zurückdenke, kann ich kaum glauben, dass ich wirklich hier stehe. China schien mir immer unerreichbar weit weg zu sein und die Vorstellung, in ein so unbekanntes Land mit fremden Leuten zu fahren, war für mich am Anfang unvorstellbar und ungreifbar. Aber ich bin glücklich, dass ich es getan habe, dass ich die einmalige Chance ergriffen habe und dass ich das Abenteuer miterleben durfte. Ich bemerke schon jetzt, wie viel ich in so kurzer Zeit gelernt habe. Kontakte schließen ist zum Beispiel oftmals eine große Hürde. Nicht nur zwischen Deutschen und Chinesen, sondern auch zwischen den Teilnehmern selbst. Wir alle haben Erfahrungen damit gesammelt, diese Hürde zu überwinden und offen zu sein. Auch in den Bereichen Präsentieren, wissenschaftlich Formulieren und Fakten auf Interessante und manchmal auch witzige Art und Weise darzustellen, habe ich für mich große Fortschritte gemacht. Die Tipps der anderen Jungforscher und ihre Ideen haben mir geholfen selbstsicherer zu werden und aufzutreten. Eine Forschungsexpedition ist aber nicht nur da, um Fähigkeiten zu stärken und zu verbessern, sondern auch um neue Erkenntnisse und Entdeckungen zu machen und bisher fremde Kulturen und Lebensweisen kennenzulernen und zu erforschen. Im Gegensatz zu einer „normalen“ Reise nimmt man das Land in dem man sich befindet viel mehr wahr. Den kleinen Vogel dort auf dem Baum hätte man nicht bemerkt, die große Anzahl und Vielfalt von Plagiaten einfach übersehen und das Zusammenspiel der alten, traditionellen Architektur und den neuen und modernen Hochhäusern nur außen vor gelassen. Außerdem macht man sich viel mehr Gedanken über das, was man sieht, spürt, hört, riecht und schmeckt. Man fängt an sich Fragen zu stellen. Was ist das? Zu welchem Zweck dient es? Ist das hier typisch? Das Forschen war aber nur unter einer Bedingung überhaupt möglich. Teamwork. Nur wenn das gesamte Team die Arbeit ernst nimmt, wird ein Ergebnis erzielt, auf das man stolz sein kann. Die Forschungen bedeuten aber nicht nur harte Arbeit und viel Einsatzbereitschaft, sondern auch extrem viel Spaß. Nach nur 13 Tagen fühlt es sich an, als ob alle sich schon ewig kennen. Es ist ein wundervolles Gefühl mit Menschen zusammen Zeit zu verbringen, wo man weiß, dass sie ähnliche Interessen haben und die einen ergänzen wie Ying und Yang. China ist ein Land, das viele neue und hoch interessante Anschauungen bietet und das es wert ist, erforscht zu werden. Zu guter Letzt möchte ich noch der IJM – Stiftung danken, dafür, dass sie diese unvergesslich Reise organisiert haben, allen Eltern und Sponsoren, dafür, dass sie uns die Expedition überhaupt ermöglicht haben und ganz zum Schluss noch allen Teilnehmern der Forschungsreise. Danke, dass ihr mit mir so viel entdeckt und erlebt habt und Danke, dass ihr mir auch das Ein oder Andere erläutert habt. Ich werde euch alle und diese Reise hier nie vergessen.
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Forschungsexpedition China 2013
Marvin Kraner 15 Jahre Gymnasium Derkseu München Alles fing damit an, dass mein Cousin und ich eine hitzige Diskussion mit unserem Großvater über China führten. Wir vertraten verschiedene Meinungen. Aus diesem Grund wollte ich mir ein eigenes Bild von der Realität machen. Da an der Schule von Noah Kraner, meinem Cousin, das IJM Jugendliche für eine Expedition in unser gewünschtes Land suchten, kam das gerade perfekt. Da unser Großvater auch gerne herausfinden wolle, wie es nun wirklich aussah, schenkte er uns diese Reise. Ich habe vom 9.10. bis zum 23.10.2013 an der Forschungsexpedition nach China teilgenommen. Obwohl ich am Anfang etwas Angst hatte, in ein so fernes Land mit fremden Jugendlichen zu reisen, verschwand dieses Gefühl gleich am ersten Tag. Diese Reise verhalf mir alleine schon zu einer größeren Sicherheit bei Vorträgen und Präsentationen. Früher hatte ich große Probleme, Vorträge vor mehreren Leuten zu halten, ohne nervös zu werden. Doch auf der Expedition hatte ich genug Zeit, zu üben wie man frei redet. Auch der eigentliche Grund für diese Reise ist, dass ich mehr über das Land China erfahren wollte. Alleine schon die vielen Tempel haben mich sehr beeindruckt. Ich habe wie erhofft viel über dieses fremde Land herausgefunden. Nun habe ich ein eigenes Bild von China, das ich mir ohne diese Expedition nicht hätte bilden können. Ich habe auch Sachen von meinen Mitforschern gelernt, wie zum Beispiel, den Blickkontakt zu halten. Ich hatte schon immer das elementare Problem, bei Unterhaltungen Sichtkontakt zu halten. Das fiel auch relativ schnell auf. So übte ich mit meinen neuen Freunden, dieses Problem zu beheben. Nun, im Nachhinein kann ich sagen, dass diese Reise eine lohnenswerte Erfahrung für mich war.
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Forschungsexpedition China 2013
Noah Kraner 16 Jahre Lise-Meitner-Gymnasium Unterhaching Die Idee entstand aus einer Diskussion mit meinem Großvater, an welchem Ort denn die Menschen am Glücklichsten seien und wie sie versuchen diesen Zustand der vollkommenen Zufriedenheit zu erreichen. Wir beide hatten schon einiges von der Welt gesehen, jedoch nicht den fernen Osten, in der die Wohl für uns bekannteste Gesellschaft der Welt lebt. Bei der Forschungsreise nach China des Institut für Jugendmanagement (nachstehend IJM genannt) sah ich die Chance, die Mythen dieses Landes und seiner Bewohner ein für alle Mal aufzuklären. Schon die Vorbereitungen im IJM zeigten mir, dass ich am richtigen Ort für meinen Forschungsdrang bin. Anfangs wurde man förmlich von neuen Eindrücken überflutet. Man fühlte sich, als wäre man auf einem andern Planeten gelangt. Schon die Besichtigung der ersten Tempelanlagen zeigte uns, wie verschieden allein die geschichtlichen Hintergründe von Deutschland und China sind. Die Vorurteile von Deutschen und Chinesen konnten auf beiden Seiten belegt beziehungsweise größtenteils widerlegt werden. Dies war für mich sehr wichtig, da manche Aussagen schon sehr abenteuerlich klangen und eher furchteinflößend als wissenschaftlich klangen. Die kulinarischen „Spezialitäten“ waren Gott sei Dank die einzig manchmal erschreckenden Beobachtungen die man machen konnte. Die andere Staatsform in China wird von Touristen abgesehen von den Überwachungskameras, welche immer und überall jeden Winkel eines Raumes ausleuchten kaum bemerkt. Für mich persönlich war der Kontrast von den außerhalb liegenden Dörfern und Shaolin Klöstern und den sehr fortschrittlichen Innenstädten am beeindrucktesten. Durch diesen sehr schnell voranschreitenden Menschenzuwachs und den damit verbundenen Anforderungen werden vom Staat so gut wie möglich erfüllt. Am Beispiel der Faktoren Umweltschutz und Schadstoffbelastung fängt die fasade jedoch sehr stark an zu bröckeln. Mit gemischten Gefühlen und Eindrücken verlasse ich nun dieses Land und kann meinem Großvater sagen, dass China nach außen hin viel verschleierter wirkt und das Volk nicht immer fair behandelt wird. Nichts desto trotz sind die meisten Menschen hier glücklich und leben mit dem was sie haben.
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Bastian Lindemann 16 Jahre Gymnasium Grootmoor Hamburg Es ist mir in einem so kurzen Beitrag kaum möglich, alle Erfahrungen niederzuschreiben, geschweige denn ein unverzerrtes Bild dieser Reise zu zeichnen. Mit den Erlebnissen der letzten zwei Wochen wäre es möglich, ein ganzes Buch mit Leben zu füllen. Das Abenteuer fing damit an, dass ich in der Schule von diesem Projekt hörte und mich mit dem Ziel, ein wenig mehr von der Welt kennenzulernen, bewarb. Ich werde jetzt nicht erzählen, was mich an den lebendigen Großstädten begeistert hat, oder das Gefühl beschreiben, von der chinesische Mauer über die waldbedeckten Hügel zu spähen. Ich kann jedem nur empfehlen sich selbst auf zu machen, um dieses exotische Land zu erkunden. Erzählen möchte ich, wie 18 Jugendliche aus ganz Deutschland gemeinsam erkundet und gearbeitet haben und sich letztendlich zu einem gut funktionierenden Team zusammenfügten. Wir hatten weder eine Anleitung noch sonst irgendeine Grundlage, auf der wir unsere Arbeit aufbauen konnten, sondern begannen ganz von vorne. Allein der gemeinsame Wille etwas Greifbares zu schaffen, ließ uns von der Zielsetzung bis zur Ausformulierung alles eigenständig entwickeln. Jeder steuerte Ideen bei und leistete seinen kleinen Teil zum großen Ganzen - nicht weil wir es mussten, sondern weil wir uns freiwillig dafür entschieden haben. Doch wenn man zusammen arbeitet, lernt man sich auch zwangsläufig näher kennen. Fremde wurden zu Bekannte, und Bekannte schließlich zu Freunden. Ich würde wetten, dass Außenstehende nicht erkennen würden, wie lange wir uns tatsächlich kennen. Zwei wesentliche Dinge habe ich von den anderen gelernt: Zum einen, dass man mit einem gemeinsamen Ziel viel erreichen kann, egal von wo man kommt oder wie alt man ist. Zum anderen hat sich mein Wortschatz um die rhetorisch hochwertigen Begriffe „knorke“ und „voll toll“ erweitert. Ich bedanke mich bei euch allen für diese wunderbare Reise und hoffe euch irgendwann einmal wieder zu treffen
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Conrad Moczek 16 Jahre Johann-Gottfried-Heider Gymnasium Köln Nach der Bewerbung, der Aufnahmebestätigung, dem erledigen aller für die Forschungsexpedition notwendigen Angelegenheiten und einer ewig lang vorkommenden Wartezeit, ging die voller Spannung erwartende Expedition am Abend des 09.10.13 los. Nach der Kennlernphase haben wir selbstständig unsere Forschungsziele formuliert, was mir sehr gefallen hat, da wir auf diese Weise unseren Interessen nachgehen konnten. In China angekommen haben wir unverzüglich mit der Datenerhebung angefangen, auch wenn die Umsetzung in den ersten Tagen nicht ganz so effizient erfolgte. Doch mit jedem neuen Tag verbesserten wir unsere selbstständig entwickelten Methoden zur Datenerhebung und lernten auch falsche Methodenansätze zu akzeptieren, was uns näher an das eigenständige forschen brachte. Jeden Tag haben wir in kleinen Teams unsere Forschungsergebnisse formuliert und sie in der Gruppe präsentiert. Dabei habe ich einerseits gelernt, sinnvolle hilfreiche Feedbacks zu geben und andererseits haben mir die vielseitigen Feedbacks geholfen, meine Präsentationsweise enorm zu verbessern. Durch den Besuch von historisch wichtigen Orten konnten wir viel über den geschichtlichen Hintergrund der lokalen Kultur herausfinden. Durch regelmäßige Befragungen, die wir als Team durchgeführt haben, konnten wir auch Kontakt mit den einheimischen aufnehmen. Auf diese Weise habe ich viel über das Verhalten, aber auch teilweise über die Einstellung und Denkweise der Chinesen erfahren. Das während der Expedition neu erworbene Wissen uns die erlebten Abenteuer machen diese Forschungsexpedition zu einem einmaligen Erlebnis, welches mir immer in Erinnerung bleiben wird und meine weitere Laufbahn und mein späteres Berufsleben positiv beeinflussen wird.
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Forschungsexpedition China 2013
Lea Nikolai 15 Jahre Gymnasium Korntal-Münchingen Als ich am Mittwoch den 09.10. in Heidelberg ankam, konnte ich mir immer noch nicht vorstellen, was mich in den kommenden zwei Wochen erwartete. Jetzt, ziemlich genau 12 Tage später, blicke ich auf eine der besten Zeiten meines Lebens zurück. Doch eigentlich begann alles bereits vor einem Jahr, als ich von einer meiner Lehrerinnen auf das Projekt angesprochen wurde und sofort begeistert war. Danach hieß es für mich, eine Bewerbung zu schreiben, bis zum Erhalt der Aufnahmebestätigung zu zittern, Drittmittelgeber zu suchen, einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, Impfungen vornehmen zu lassen und mich auch sonst so weit wie möglich auf meine bevorstehende Reise nach China vorzubereiten. Als ich schließlich mit der gepackten Tasche in Heidelberg stand, überkam mich neben der Aufregung auch eine riesige Vorfreude und Neugierde auf die kommenden beiden Wochen. Langsam nahm das Projekt vor meinen Augen Gestalt an und begeisterte mich. Von nun an hieß es, zusammen mit völlig fremden Teilnehmern durch eine völlig fremde Arbeitsweise ein völlig fremdes Land kennenzulernen und zu erforschen. Dies klappte überraschend gut, machte großen Spaß und brachte eine große Menge an seltenen Erlebnissen, einmaligen Augenblicken und vielen ungewöhnlichen Erfahrungen mit sich. Nebenbei konnte ich meine Fähigkeiten in den Bereichen Zeitmanagement, Präsentieren, wissenschaftliches Arbeiten und Teamfähigkeit erweitern, neue Freunde finden und einen bisher unbekannten Teil der Erde kennenlernen. Ich kehre zurück mit der Erkenntnis, dass es wichtig ist, seine Augen für Unbekanntes und Ungewöhnliches zu öffnen und aufmerksam durch die Welt zu gehen, um ein Land aus mehr als einer Perspektive zu erleben. Die Reise hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen und macht mir Lust auf zukünftige Forschungsexpeditionen!
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Forschungsexpedition China 2013
Ann-Justine Pankau 14 Jahre Barnim-Gymnasium Bernau Die Nachricht, ein Mitglied der Forschungsexpedition nach China zu sein, war eines der schönsten Weihnachtsgeschenke, die ich je bekommen habe. Denn welcher Jugendliche war schon einmal mit 14 Jahren ohne Eltern, dafür mit 17 anderen Jugendlichen aus ganz Deutschland in einem fremden Land? Ich denke, die wenigsten. Die Vorbereitungszeit war ein längerer Prozess, in dem wir neben der Bewerbung lernten, Drittmittel für unser Vorhaben einzuholen. Als wir uns dann am Mittwoch vor zwei Wochen in Heidelberg getroffen haben, waren die Aufregung, Anspannung und die verschiedenen Erwartungen spürbar. Als dann alle im Bus saßen und Formalitäten geklärt waren, lernten wir uns in der ersten Nacht aufs intensivste kennen. Jetzt, eine Nacht vor dem Rückflug, weiß ich nicht, ob ich mich auf zu Hause freuen soll, oder ob ich traurig sein soll, so nette und lieb gewonnene Freunde gehen zu lassen. Mit diesen Freunden habe ich Tag und Nacht zusammengearbeitet und sowohl Wirtschaft, Flora, Fauna, Klima und Verkehr der Volksrepublik erforscht, Präsentationen erstellt und gelernt, wissenschaftliche Texte zu formulieren. Jede Stadt in der wir waren, sowohl Peking, Luoyang, Xian und Shanghai bleiben durch die ganz eigenen und ungewohnten Anblicke ein Leben lang im Gedächtnis. Von so hohen und in der Nacht stark beleuchteten Hochhäusern umgeben zu sein, lässt einem die Luft anhalten. Ungewohnt war es für mich auch, von so vielen Kameras beobachtet zu werden. Selbst in manchen Reisebussen waren Überwachungskameras eingebaut, sodass man sich kaum traute, politische Fragen anzusprechen. In den letzten Tagen waren Sätze wie: „Auf dieser Reise wurden aus Unbekannten Freunde“ oder „Hierbei entwickelte sich aus der Gruppenmentalität Freundschaft“ oft zu hören. Jedem der daran interessiert ist, ein neues Land kennen zu lernen und viele neue Erfahrungen in sehr kurzer Zeit zu machen, empfehle ich, sich einmal auf eine Forschungsexpedition zu begeben.
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Alicia Rosenberger 16 Jahre Lessing-Gymnasium Lampertheim China. Ein Land das jeder kennt und unbedingt einmal in seinem Leben besucht haben sollte. Anstatt eine einfache Rundreise durch China zu machen, bietet uns diese Forschungsexpedition eine Möglichkeit, sich intensiv mit dem Land und deren Kultur zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Von dieser Forschungsexpedition habe ich von meiner Schule erfahren. Da man nicht oft oder vielleicht nur einmal nach China kommt und daher noch die Reise mit etwas produktivem verbindet, konnte ich nicht „nein“ sagen. Jeder der einmal vor einer großen Entscheidung stand weiß, dass es Zweifel gibt, ob es das Richtige war. Zudem stellte ich mir die Fragen: Was erwartet mich? - Sind die Anderen nett? - Ist es das, was ich mir erhoffe? Diese Zweifel sind unberechtigt, da das Team, mit dem ich die zwei Wochen in China verbracht habe, nicht hätte besser sein können. Neben dem Forschen hatten wir alle sehr viel Spaß und es haben sich Freundschaften entwickelt, die noch nach der Reise bestehen bleiben werden. An ein paar Tagen war es schon etwas stressig, vor allem, als es sich dem Ende zuneigt. Aber auch diese Situationen meisterten wir und rückten enger zusammen. Zusätzlich zu dem neuen Wissen, welches man sich in der Zeit leicht, verständlich und von selbst aufgebaut hatte, hat man die Chance seine Fähigkeiten im Präsentieren und Verfassen von wissenschaftlichen Texten zu verbessern. Jeden Tag musste man sich auf ein neues Team und neues Thema einstellen, weshalb es immer wichtig war flexibel zu bleiben. Zusammenfassend überstieg die Reise meine Erwartungen bei weitem und ich kann sie jedem weiterempfehlen, der daran interessiert ist, nicht nur eine Reise zu machen, sondern der Lust hat ein Abenteuer zu erleben.
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Forschungsexpedition China 2013
Charlotta Rudolph 16 Jahre Martin-Luther-Schule Marburg „Wir entwickelten ganz im Sinne des Forschen alles selbst, von der Zielsetzung bis zur Auswertung.“ Dieses Statement aus unserer Reportage beschreibt den Weg, den wir gegangen sind. Eine Forschungsexpedition ist ein spannendes Projekt. Jeder einzelne Teilnehmer muss seine Fähigkeiten ausbauen und das Team muss gemeinsam Ergebnisse erbringen. Wir alle kamen in eine Gruppe uns unbekannter Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten wollten. Offen auf sie zu zugehen und sich einzubringen war zu Beginn schwer, lohnte sich aber. Ich lernte sicher aufzutreten und das, was ich sagen wollte, zu vermitteln. So gelingt es das Bild zu überbringen, das andere Menschen überzeugt. Neben dem vielen Wissen über China kam der Ausbau von sozialen Fähigkeiten wie Teamwork hinzu. Durch den Kontakt zu einer fremden Kultur wird außerdem nochmal deutlich, dass wir nicht so viel über unseren Gegenüber wissen, wie ich dachte. So kann zum Beispiel Körpersprache völlig verschieden gelesen werden. Ich merke mir, dass sich ein 2. Blick immer lohnt. Das zeigt sich auch im weiteren Verlauf der Reise. Einer fremden Kultur zu begegnen bedeutet immer viele Vorurteile fallen zu lassen. Auch viele unserer Vorurteile stellten sich schnell als falsch heraus und für die nächsten Male werde ich versuchen im Vorfeld so wenig wie möglich zu erwarten. Standards sind überall auf der Welt verschieden. Die Dinge, die ich glaubte zu benötigen, haben mir klar gemacht, dass ich sie nicht brauchen. Jede Lebensart hat Vor-und Nachteile, aber vergleichen werde ich sie nur, wenn es mir gelingt auch meine Lebensweise kritisch betrachten können. Alles in allem habe ich auf der Reise viel gelernt. Von Präsentationen, sozialen Fähigkeiten, Fachwissen zu einzelnen Bereichen und dem Umgang mit Medien war alles dabei. Vielleicht am wichtigsten ist aber die Art an Dinge heranzugehen. Mit einer Distanz, die es ermöglicht objektiv zu bleiben und einer Nähe, durch die ich die Lebenslust und -art einer fremden Kultur spüren zu kann. Die Freunde, die ich in zwei Wochen gewonnen habe und die Veränderung meiner selbst, werde ich von nun an immer spüren. Deshalb bin ich glücklich und zufrieden über den Verlauf der letzten zwei Wochen und unserer Ergebnisse.
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Forschungsexpedition China 2013
Lukas Schauder 16 Jahre Eichendorffschule Kelkheim-Münster Als ich von den Forschungsexpeditionen des IJM erfuhr und mich dazu entschied, mich für die China Expedition zu bewerben, ahnte ich noch nicht im geringsten, was schließlich auf mich zukommen würde. Einen neuen Kontinent kennenzulernen und die chinesische Kultur, die ich bisher nur aus Film und Fernsehen kannte, einmal selbst erleben zu können, war mein Wunsch. Aber auch der Gedanke mit einer Gruppe von Gleichaltrigen relativ eigenständig reisen zu können reizte mich sehr. Schon am ersten Tag in Heidelberg stellte ich jedoch fest, dass diese Expedition auch mit viel Arbeit verbunden sein würde: Daten erheben, Präsentationen halten und Dokumentationen schreiben sollten zur täglichen Arbeit gehören. In China angekommen ging es dann auch direkt los mit Besichtigungen, bei denen man stets bemüht sein musste, Fakten für seinen Themenbereich zu sammeln. Jeden Abend trafen wir uns dann nach einem ohnehin schon langen Tag in unseren Kleingruppen, um die Präsentationen zu erstellen, die wir uns dann oft erst spät nachts gegenseitig vorstellten. Trotz häufigem Schlafmangel haben wir auch bei diesen Arbeiten viel gemeinsam gelacht und gelernt. Neben der chinesischen Kultur konnten wir nämlich viele neue Erkenntnisse über das Halten und Vorstellen von Präsentationen und den Umgang mit Soft- und Hardware gewinnen. Alles in allem hatten wir zu keinem Zeitpunkt Langeweile. Entweder wurde gearbeitet oder gemeinsam gelacht und erlebt. Deshalb würde ich jederzeit wieder an einer solchen Expedition teilnehmen.
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Paula Henriette Steiner 16 Jahre CJD Christopherusschule Rostock Wo liegt der Beginn einer Reise? Wenn man später an sie zurückdenkt ist er der Moment des Aufbruchs. Es ist der, in dem man mit seinem Koffer losgeht und die Tür hinter sich schließt. Doch eigentlich liegt der Anfang viel früher. Die Vorfreude, die Planung und auch der Moment, in dem die Idee entstand, an diesen Ort zu fahren, gehören ebenso dazu. Genauso geht es mir, wenn ich an die Forschungsexpedition des IJM nach China 2013 denke. „So richtig“ los ging es erst, als ich um acht Uhr morgens in den Zug stieg. Doch davor musste noch viel organisiert werden. Von der Bewerbung über den Erwerb von Drittmitteln und der Absolvierung des Erste-Hilfe-Kurses bis hin zum Packen meiner Tasche, dessen Maße bereits genau festgelegt wurden. Dies war auch notwendig, denn niemand wusste, was uns in einem so fremden Land erwarten würde, schließlich ist keiner aus unserem Forscherteam je dort gewesen. Nach der Ankunft in Heidelberg und Besprechungen, Belehrungen und dem Erstellen von diversen Konzepten bis tief in die Nacht ging es das zweite Mal „richtig los“, als wir in den Flieger stiegen und acht Stunden später Peking erreichten. Nahtlos begannen die Forschungen der unterschiedlichen Teams, sodass wir unsere Umgebung viel intensiver beobachteten. Was dadurch als erstes auffiel, war die ständig präsente Überwachung. Überall hingen Kameras, unsere Pässe wurden drei Mal kontrolliert und wir wurden von den Einheimischen interessiert beäugt. Es folgten nun zwei extrem interessante Wochen Forschungsarbeit, in denen ich sehr viel über die Kultur, das Klima, Flora und Fauna, Infrastruktur und die Wirtschaft Chinas lernte. Doch nicht nur das, denn das wohl Spannendste und Neuste war die aktive Teilnahme an einem Forschungsprozess. Anders als bei allen bisherigen Reisen bestand unser Ziel darin, so viel wie nur irgend möglich herauszufinden. Es war wichtig, die täglichen Zielsetzungen zu erfüllen und wenn das bis zum Abend nicht geschafft war, mussten sie nachts nachgearbeitet werden. Wenn die Aufgaben dann erledigt waren, half man einer anderen Gruppe, anstatt sich zu entspannen, oder bereitete die Präsentation für den Abend vor. Dadurch entstand ein völlig neues, schwer zu beschreibendes Gefühl während der Reise. Es war viel Ehrgeiz, Begeisterung und Tatendrang, aber auch ein riesiges Gemeinschaftsgefühl dabei, was die Expedition zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.
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Jann Clint Warnecke 17 Jahre Deutschhaus-Gymnasium Würzburg China. Ferner Osten. Buddhismus. Kommunismus? Kapitalismus? Tee! Reis! Katzen? Shaolin. Wachstum! Plagiate? Tiannanmen. Forschung. Expedition! Reizworte zu denen jedem ein paar Worte einfallen. Doch was heißen sie wirklich? Um unser Wissen über China aufzubessern und Forschung mit zu gestalten und zu erleben, reisten wir nach China. 18 Jugendliche die als Team etwas erreichen wollten. Wenn man sich nun die Abschlussdokumentation durchliest, kann man mit Sicherheit sagen, das habe sie auch getan. Wir wuchsen als Team zusammen und erforschten von Fauna bis Infrastruktur alles was es über China in 2 Wochen herauszufinden gibt. Nach dieser arbeitsintensiven Zeit heißt es nun Abschied nehmen, und hoffen das man sich nicht aus den Augen verliert. Und wer weiß, vielleicht reist ja in 4 oder 5 Jahren ein 18 köpfiges Konsortium motivierter Jungunternehmer nach China um weiterzuführen was in diesen 2 Wochen begann. Teamgeist und unbedingter Wille sich weiter zu entwickeln und zu erforschen.
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4. Reiseroute Directions to Shanghai, China 2,596 km – about 27 hours Loading...
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5. Tagesberichte
5.1. Mittwoch, 09. und Donnerstag, 10. Oktober 2013 Die schwarzen Ziffern der Uhr zeigen halb drei in der Früh an und dementsprechend fühlen wir uns auch. Umgeben von dem monotonen Brummen der Triebwerke sitzen wir in einem Airbus A380 der sich unaufhaltsam dem Reich der Mitte nähert und den Anfang einer spannenden Forschungsexpedition darstellt, von der wir noch unseren Kindern erzählen werden. Und obwohl wir diese Reise intensiv vorbereitet haben, können wir uns immer noch nicht vorstellen, dass wir in einigen Stunden auf dem Flughafen von Peking landen werden. Erinnern wir uns zurück, begann dieses Abenteuer für die meisten von uns damit, dass uns in der Schule ein Projekt vorgestellt wurde, dessen Zielsetzung die praktische Durchführung eines gesamten Forschungsprozesses war. Mit interessierten Schülern aus ganz Deutschland sollte ein Team zusammengestellt werden, das sich in ferne Länder begibt, um vor Ort zu den verschiedensten Themen Daten erhebt und auswertet, sodass am Ende eine vollständige Dokumentation erarbeitet wird. Nach der Frage, wer wir sind, könnte man unterschiedliche Antworten geben, die alle in gewisser Weise zutreffen: Unser Team besteht aus 18 Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren und 3 Betreuern des Instituts für Jugendmanagement in Heidelberg, welches diese Projekt auch ins Leben gerufen hat. Genauso sind wir aber auch eine Gruppe von Leuten, die neue Erfahrungen machen möchte, die die Welt aus einer anderen Perspektive sehen will und die eigenständig ihrem Wunsch nach dem Erforschen und Verstehen nachgeht. Nachdem wir uns also für diese Expedition beworben hatten, mussten wir viele Vorbereitungen treffen, wie beispielsweise die Einwerbung von Drittmitteln und das Absolvieren eines Erste-Hilfe-Kurses. Und aus dem Tag, auf den wir lange hingearbeitet haben, der jedoch immer in weiter Ferne schien, wurde am Mittwoch, dem 09.10.2013, Wirklichkeit. Zum ersten Mal sahen wir die Leute mit denen wir die nächsten zwei Wochen zusammen arbeiten, leben und entdecken würden. Nachdem wir zur IJM Geschäftsstelle gefahren waren, haben wir den Abend (und die halbe Nacht) damit verbracht, unser Vorhaben im Detail vorzubereiten, sodass wir am nächsten Tag, natürlich putzmunter, zum Frankfurter Flughafen aufbrachen. Schon der Anblick des größten Passagierflugzeugs der Welt, welches uns in die Volksrepublik China transportiert, ließ unsere Vorfreunde nochmals wachsen. Ein paar Stunden später sitzen wir also hier und versuchen so gut wie möglich noch ein paar Stunden Schlaf zu kriegen, bevor uns das Abenteuer morgen erwartet. Viele Grüße Bastian, Victoria und Noah
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5.2. Freitag, 11. Oktober 2013 Wir sind da! Als wir nach acht Stunden Flug endlich in Peking ankamen, merkten wir alle, dass die kurzen Nächte der beiden letzten Tage ihre Wirkung zeigten. Doch in diesem Moment siegte unsere Neugier über die Müdigkeit. Unser Guide erwartete uns schon mit einem freundlichen „Ni Hao“ und erklärte uns auf der Fahrt zum Hotel einige grundlegende Redewendungen. Als wir uns der Stadt näherten, fielen uns nicht nur die vielen, hupenden Autos auf, die sich zusammen mit unserem Bus in Richtung Zentrum kämpften, sondern besonders die zahlreichen Hochhäuser, die dicht an dicht in den Himmel ragen, als ob sie gegenseitig um die besten Plätze konkurrieren. Peking macht den Eindruck eines hektischen und nie zur Ruhe kommenden Bienenstocks, der einem durch seine pure Größe Ehrfurcht gebietet. Die fremden Schriftzeichen und vollkommen anders klingende Sprache tragen ihren Teil dazu bei: Die Stadt hat uns in ihren Bann gezogen! Nachdem wir erstaunlich gut durchgekommen waren, freuten wir uns alle, endlich unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte erreicht zu haben. Doch an Erholung war nicht zu denken. Kurze Zeit später saßen wir in einem chinesischen Restaurant und bedienten uns an dem vielseitigen Buffet, von dessen Gerichten wir die Zutaten manchmal nur erraten konnten. Besonders das Essen mit Stäbchen führte zu ersten Schwierigkeiten, sodass es um ein Vielfaches länger dauerte, die gewünschten Bissen in den Mund zu befördern und es eine Herausforderung darstellte, größere Stücke zu zerteilen. Letztendlich schafften wir es satt zu werden und wir fuhren mit dem Bus weiter zum Himmelstempel. Dort konnte die Forschungsgruppe mit dem Schwerpunkt Menschen-Kultur-Sprache (MKS) erste Daten erheben, weil die aus den Qing-Dynastien stammende Tempelanlage genutzt wurde, um eine ertragsreiche Ernte zu erflehen. Leider hatten wir einen sehr straffen Zeitplan, was dazu führte, dass wir uns nicht bis ins letzte Detail mit diesem Bauwerk beschäftigen konnten. Kurze Zeit später haben wir ein klassisches Teehaus kennengelernt, wo wir an der Verkostung von fünf verschiedenen Teesorten teilnahmen und Informationen über die Verwendung erhielten. Obwohl dies einen maßgeblich touristischen Aspekt hatte, war es eine erfreuliche Abwechslung, da nicht nur unser visueller Sinn gefordert war. Am Ende des Tages sind wir erschöpft und freuen uns auf eine erholsame Nacht. Peking ist eine Stadt, von der wir bisher nur einen kleinen Ausschnitt zu Gesicht bekamen und die uns die nächsten Tage noch viel beschäftigen wird. Wir sind gespannt, was uns morgen erwartet und hoffen die Vielseitigkeit, die diese Stadt umgibt, ansatzweise ergründen zu können. Unser gesamtes Team ist trotz ungewohnter Speisen wohl auf und einsatzfähig. Viele Grüße an alle Familien und Freunde in der Heimat Bastian, Victoria und Noah
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5.3. Samstag, 12. Oktober 2013 Wir hatten anfangs die Regel aufgestellt, dass Verspätungen pro Minuten und Person mit zehn Kniebeugen oder wahlweise Liegestütz geahndet werden. Das soll dazu führen dass wir immer pünktlich starten können und hat bei Nichteinhaltung den positiven Nebeneffekt, dass wir fit bleiben. Nachdem wir uns heute um halb acht zum Frühstück trafen, hatten wir schon 200 Stück gesammelt – für den Anfang nicht schlecht. Jedoch hatten wir für eine morgendliche Trainingseinheit keine Zeit, weil der Bus uns pünktlich abholte. Zum Frühstück gab es eine Mischung aus uns bekannten, westlichen Speisen und den klassisch chinesischen. So fanden sich auf unseren Tellern Toastbrot mit Marmelade, Cornflakes und Rührei, aber auch Reisnudeln mit Zwiebeln, gedünstetes Gemüse und sogenannte hefe-teig Bällchen, die Germknödeln ähneln. Zusammen eine interessante Mischung. Die erste Station unseres heutigen Programmes führte uns auf den „Platz des himmlischen Friedens“, der mit einer Fläche von 39,6 ha als größter befestigter Platz der Welt bezeichnet wird. Wenn man sich die Vergangenheit vor Augen führt, ist der Name des Platzes, der im Original „Tian'anmen“ heißt, reine Ironie. Am 4. Juni 1989 wurde eine Bewegung von Studenten, die für politische Reformen demonstrierten, gewaltsam niedergeschlagen. Dem blutigen Massaker der chinesischen Volksbefreiungsarmee fielen ca. 3000 Menschen zum Opfer. Heute ist es verboten über diese Umstände zu reden und die Internetseiten zu diesem Thema sind von China aus nicht zu erreichen. Am nördlichen Ende des Platzes liegt das äußerste Tor zur verbotenen Stadt. Dies war der Bereich im Zentrum Pekings, in dem die Ming- und Qing Dynastien bis zur Revolution 1911 lebten und regierten. Aus diesem Grund war der Bevölkerung der Zutritt verboten, was zu dem Namen des Gebäudekomplexes führte. Immer wenn wir dachten, am Ende angekommen zu sein, erstreckten sich dahinter weitere Paläste, Pavillons und Gärten. Mit uns drängten sich unzählige weitere Interessierte durch die Anlage, weswegen wir immer aufpassen mussten, unsere Gruppe nicht zu verlieren. Auf sich allein gestellt ist es ein ernsthaftes Problem ohne Sprach- und Ortskenntnisse in einer 20 Millionen Einwohner Stadt zurechtzukommen. Diese insgesamt 9999 ½ Räume fassende Anlage ist sozusagen eine Stadt in einer Stadt und erreicht dementsprechende Ausmaße: die Grundfläche von 720 000 m2 ist von einer Mauer und einem Wassergraben umgeben und hätte uns Jungforscher den ganzen Tag beschäftigen können. Doch auch heute hatten wir noch viel vor. Wir besuchten ein traditionelles chinesisches Restaurant, um zu Mittag zu essen. Der einzige Kulturfehler bestand darin, dass uns gnädiger Weise Messer und Gabel zu Verfügung gestellt wurden. In der Mitte der kreisrunden Tische befindet sich eine drehbare Glasplatte, auf der die Gerichte mit etwas Verzögerung serviert werden. Jedem der Gäste ist es also möglich, alle Speisen zu probieren. Eine weitere Tischsitte ist es, nicht wie bei uns aufzuessen, sondern am Ende einen Rest auf dem Teller liegen zu lassen. Damit wird dem Gastgeber signalisiert, dass das Essen gereicht hat – eine wirklich praktische Verhaltensregel, wenn man die eine oder andere Leckerei doch nicht so schmackhaft findet. Nach unseren jetzigen Erfahrungen wird in der chinesischen Küche das Grundnahrungsmittel Reis zu jeder Mahlzeit gereicht. Dazu gibt es viele, zum Teil sehr unterschiedliche Beilagen aus gedünsteten Gemüsearten, Fleisch oder Tofu, welche oftmals in dickflüssigen Soßen angerichtet sind. Der Schärfegrad variiert stark. Von kulinarisch verarbeiteten Hunden oder Katzen konnten wir noch nichts entdecken, zumindest haben wir es nicht bemerkt. Zurück im Bus ging die Fahrt in die nördliche Altstadt. Dort besichtigten wir den Konfuzius-Tempel, der in dem Sinne kein Ort für religiöse Praktiken ist, sondern ein Denkmal und Aufbewahrungsort für histo-
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rische Reliquien. Konfuzius war ein chinesischer Philosoph, der als Symbol für Bildung und Weisheit fungiert. „Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht“ durch Bildung zu erreichen, war eine seiner wesentlichen Lehren. Einer Legende nach kann man durch einen Schluck Wasser aus dem dortigen Brunnen, besonders gut Gedichte verfassen. Wir hätten sehr gerne unser poetisches Geschick unter Beweis gestellt und dem Land der Dichter und Denker alle Ehre gemacht, jedoch war der Brunnen ausgetrocknet, sodass wir uns doch nicht in der Lage fühlten. Nach diesem sehr laufintensiven Tag, beschlossen wir kurzfristig, die Abendvorstellung des chinesischen Nationalzirkus´ zu besuchen. In den gemütlichen Samtsesseln wurde uns eine Kreation aus akrobatischem Geschick, perfekter Körperkontrolle und Eleganz zuteil. Die vielen auch international erfolgreichen Artisten, vollführten waghalsige Sprünge und funktionierten ein Fahrrad zu einem massentauglichen Verkehrsmittel um. Das Finale bildeten 8 Motorradfahrer, die gleichzeitig innerhalb einer Stahlkugel Loopings drehten. Bis jetzt war dies ein gelungener Tag, der entspannt hätte zu Ende gehen können, doch soweit kam es nicht. Eine allgemeingültige und bewährte Lebensweisheit wurde kurzerhand ein wenig „verbessert“: Erst das Vergnügen, dann die Arbeiten. So kam es, dass alle Teams der verschiedenen Themengruppen eine Präsentation vorbereiten mussten, um ihre bisherigen Ergebnisse den anderen vorzustellen. Nach stundenlangem Erkenntnisaustausch und Feedbackrunden stellten wir fest, dass wir so schnell wie möglich ins Bett wollten. Viele Grüße Bastian
5.4. Sonntag, 13. Oktober 2013 Nach einem gesunden Frühstück stand anstatt Sightseeing ein „freier“ Vormittag auf dem Programm, jedoch waren alle Teams noch mit dem Erreichen der gesetzten Ziele beschäftigt. Nach diesem produktiven Vormittag ging es auf eine Rikscha-Tour durch die Hutongs, die traditionellen Gassenviertel. Dort besichtigten wir einen authentischen Innenhof - vom Staat extra für Touristen hergerichtet und eher museumsähnlich. Er zeigte die Lebensverhältnisse der einfachen Menschen und machte gleichzeitig darauf aufmerksam, dass diese historischen Viertel zu Gunsten von Hochhäusern abgerissen werden müssen. Nach der ausgiebigen Besichtigung des Hofs und der umliegenden Zimmer, ging die holprige Rikschafahrt weiter. Die Tour zeigte uns den alten Teil von Peking, keine Hochhäuser, kein Verkehrschaos, nur große Trauerweiden, die sich leicht im Wind wiegen und das Rauschen des Flusses. Von dieser Idylle kamen wir in ein Krankenhaus für TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), in dem uns eine kompetente Fachärztin über Vor- und Nachteile der Behandlung mit dieser Heilpraktik aufklärte. Dabei kamen wir wortwörtlich in eine hitzige Diskussion über das sogenannte Leberfeuer. Nach einer Weile war die Ärztin mit ihrem Deutsch am Ende und musste sich auf die nächste Touristengruppe vorbereiten. Wir warfen noch ein paar Blicke auf die Arzneimittel und kräuterbasierten Wirkstoffe und fuhren letztendlich zurück in unser Hotel. In unserer Unterkunft angekommen, fingen die Teams wieder an, an ihren Themen zu arbeiten. Nach einer Stunde ging es auf zum Abendessen, aber nicht, wie normalerweise ins Hotelrestaurant, sondern
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in die schon am gestrigen Mittag besuchte Gaststätte. Die Freude war groß, denn im Gegensatz zu der mittelmäßigen Hotelküche, freute sich schon jeder Gaumen auf die kulinarischen Gerichte. Nach einem ausgezeichneten Essen, kehrten wir wieder in unsere Basis zurück. Jetzt begann die letzte Arbeitsrunde an den Tagesdokumentationen und – präsentationen. Um 22.00 Uhr war schließlich in unserem größten Hotelzimmer Präsentation und Diskussion. Nachdem alle Fortschritte ausgiebig besprochen waren war gegen 0.15 Uhr endgültig Bettruhe. Viele Grüße Maya, Jann und Marvin
5.5. Montag, 14. Oktober 2013 Den Blick über Berge und Wälder schweifen zu lassen, während man auf der chinesischen Mauer steht, ist etwas, dass die wenigsten europäischen Jugendlichen kennen. Deshalb ist es wohl kaum verwunderlich, dass wir alle beeindruckt innehielten, als wir uns umdrehten und plötzlich Postkartenbilder vor Augen hatten. Nachdem am Abend zuvor eine effektive, aber lange Arbeitsphase erst spät nachts zu Ende ging, mussten wir morgens nach wenig Schlaf früh starten. In der Hoffnung großen Stau umgehen zu können, kamen wir nach zwei Stunden Fahrt in Juyongguan an. Dort erwartete uns das vermutlich bekannteste Bauwerk Chinas. Mit seiner Gesamtlänge von 6300 Kilometern, ist es außerdem eines der größten Bauwerke der Welt. Wir arbeiteten uns durch die anderen Touristen vor, bis wir die erste Treppe hinauf auf die chinesische Mauer erreichten. Der Tipp unseres Reiseleiters Hao, die linke Richtung einzuschlagen, erwies sich als sehr hilfreich, da die andere Seite von Touristen belagert wurde. Dort oben begann nun der Aufstieg, den wir in Kleingruppen unternahmen. Immer weiter nach oben zu laufen, mal auf ebenem Grund, dann wieder fast in der Senkrechten, war für die meisten sehr anstrengend. Alle Gruppen arbeiteten parallel zum Aufstieg an ihren Forschungsgebieten, da wir unsere bisherigen Ergebnisse ergänzen wollten. Trotzdem nahmen wir uns alle einige Momente Zeit, um die neuen Eindrücke um uns herum aufzunehmen. Dass die Mauer vor ungefähr 2000 Jahren als Grenze zur Mongolei erbaut wurde, erhöhte die Faszination um einiges, schließlich sah man dies hohe Alter der Mauer nicht an. Für die Fertigstellung bezahlen 2 Millionen Sklaven mit ihrem Leben – es war also mehr als Respekt zollendes Verhalten angesagt. Mittlerweile hat sich die Grenze verschoben und die Mauer liegt innerhalb Chinas und meist in ländlichem Gebiet. Im Anschluss an den Abstieg, den alle unbeschadet überstanden haben, wollten wir eigentlich Mittagessen gehen. Unvorhergesehen wurden wir dann aber aufgehalten, weil auf der Straße zum Parkplatz ein Fahrradrennen stattfand. Sämtliche Straßen wurden abgesperrt und niemand kam mehr voran. Überraschend für uns war, dass dieses Ereignis nirgends für Touristen oder die Strecke benutzende Autofahrer angekündigt wurde. Der heutige Tag beinhaltete aber außer der chinesischen Mauer ein weiteres bekanntes Bauwerk. Wir befinden uns wieder in Peking und denken an ein Ereignis vor fünf Jahren. Die olympischen Spiele haben in Peking stattgefunden und um das gebührend umsetzten zu können, haben die Chinesen unter
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anderem ein neues Stadion gebaut. Das sogenannte „Vogelnest“ wird heutzutage für verschiedene Veranstaltungen genutzt und ist ein weiteres Ziel für Besucher. Auch wir bewundern die Architektur und alle, die 2008 die Eröffnungszeremonie verfolgt haben, denken an das Spektakel zurück. Die Momente, die wir dort verbringen, füllen wir mit vielen Arbeitsgängen. Beindruckt von dem Gebäude machen wir natürlich Fotos, arbeiten aber auch an unseren Aufgaben. So nimmt das Team Medien beispielsweise eine Szene auf, während die Teams Flora & Klima, sowie Team Fauna nach weiteren Exemplaren der Tier- und Pflanzenwelt suchen. Außerdem finden Messungen statt. Sämtliche Informationen müssen am Abend noch vervollständigt und interpretiert werden. Wir alle hoffen, dass dies nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen wird, denn morgen wird es sehr früh losgehen. Wir verlassen die Stadt und reisen weiter. Deshalb haben wir auch alle unseren letzten Tag in Peking genossen und versucht noch einmal so viele Eindrücke wie möglich zu sammeln. Wir alle freuen uns auf Luoyang, unser nächstes Ziel, und hoffen, dass sich unsere Forschungsergebnisse dort um neue Aspekte erweitern werden. Peking bot uns sowohl wirtschaftlich als auch kulturell viele interessante Erfahrungen und Erkenntnisse und wird uns wohl in Erinnerung bleiben. Viele Grüße an alle Freunde und Familien in Deutschland und bis morgen, wenn ihr wieder von uns hört. Carlotta, Ann – Justine und Lukas
5.6. Dienstag, 15. Oktober 2013 Nach vier aufregenden Tagen in Peking haben wir die Stadt in Höchstgeschwindigkeit Richtung Südosten verlassen. Dazu allerdings wurden wir schon um 5:40 Uhr nach einer kurzen Nacht geweckt, um dann in aller Eile und ohne Frühstück, dafür aber mit Augenringen, zum Bahnhof aufzubrechen. Nach diversen Sicherheitschecks saßen wir im Aufenthaltsbereich und warteten auf unseren Zug. In gewisser Weise fühlten wir uns an den Tag des Abfluges nach Peking zurückversetzt. Den Unterschied aber bildeten die interessanten Eissorten wie Erbse und Bohne, die von einigen Teammitgliedern als Ergänzung zum Lunchpaket gekauft wurden. Als endlich alle im Zug saßen, die Koffer verstaut waren und die letzten Dreharbeiten auf dem Bahnsteig beendet waren, ging es auch schon los. Vier Stunden Fahrt standen uns bevor. An Schlaf war allerdings nicht zu denken, denn es hieß, die Forschungsarbeiten des letzten Tages zu vervollständigen und schon mit den Neuen zu beginnen. Dabei flogen an den Fenstern mit bis zu 300 km/h Felder, Wälder und Flüsse genauso wie Hochhäuser und Fabriken vorbei. Bei unserer Ankunft in der Millionen-Stadt Luoyang erwartete uns bereits unser Guide, dessen Deutsch doch einiger Gewöhnungszeit bedurfte und bei den meisten wohl immer noch bedarf. Er führte uns zu den faszinierenden Longmen-Grotten, was übersetzt soviel wie Drachentor bedeutet. An den Ufern des Yi-Flusses gelegen, reihen sich im Fels tausende von Statuen, die meist Buddha darstellen. Diese wurden vor bis zu 1600 Jahren aus dem Stein gehauen, als Spende von Gläubigen, um zu beten und ihre Religion auszuleben. Das Vermögen entschied über die Größe der Statue, und so grenzen bis zu 17m hohe Figuren an Wände, die mit fingergroßen Exemplaren übersät sind.
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Die Ausführungen des Guides führten aufgrund von einigen Verständnisschwierigkeiten immer wieder zu großer Erheiterung, trotzdem lernten wir eine Menge über die Entstehungsgeschichte dieser Anlage. Danach stand die Besichtigung der Altstadt von Luoyang auf dem Programm. Auch wenn wir uns hier in einer Stadt mit 6 Millionen Einwohnern befinden, so machen sich doch die Unterschiede zu Peking bemerkbar, das immerhin dreimal so groß ist. So stieg zum Beispiel die Zahl der Einheimischen, die uns, völlig begeistert von unserem fremdartigen Aussehen, ohne jegliche Scham anstarrten und fotografierten. Außerdem wirkte alles ländlicher, leerer und weniger westlich orientiert. Dies bemerkten wir auch in den Nebenstraßen, wo neben Essen unter anderem auch Haustiere verkauft wurden. Teile der Gruppe befürchten, dass in Peking eine heimtückische Lebensmittelmafia ihr Unwesen treibt. Es machte keinen Unterschied, welches Restaurant wir besuchten – In jedem Lokal gab es die gleichen Gerichte. Umso mehr freuten wir uns heute, in Luoyang keinen Reis mit Beilagen, sondern Reis mit anderen Beilagen serviert zu bekommen. Gegen Mitternacht erreichten wir unsere Betten, die heute deutlich kürzer ausfielen als im vorigen Hotel. Viele Grüße, diesmal von etwas weiter südlich Anton, Katerina, Lea
5.7. Mittwoch, 16. Oktober 2013 Das Faszinierende an einer Forschungsreise ist nicht nur, dass die gesamte Gruppe neue Erfahrungen macht und Gesellschaften entdeckt, sondern auch, dass man einfache Dinge zu schätzen lernt, was zum Beispiel eine „ganz normale, deutsche Toilette“ sein kann. Aber nicht nur das. Vor allem grundlegende Bedürfnisse, wie etwas Schlaf, ist für uns allen heilig geworden. Und obwohl die Meisten heute Nacht nur maximal 5 Stunden Schlaf bekommen haben, gingen wir alle konzentriert und hochmotiviert an die Arbeit, denn auch heute stand ein ganz außergewöhnliches Ziel bevor: das Shaolin-Kloster, der Ursprungsort des Kung Fu und des Zen-Buddhismus. Es wurde im Jahr 1500 von Buddidharma gegründet, der auch gleichzeitig den Grundstein für die besondere Form des Buddhismus legte. Dessen Grundidee ist es, den eigenen Körper durch Meditieren innerlich zu reinigen. Um einen Ausgleich dazu zu schaffen, führte Buddidharma gleichzeitig körperliche Übungen ein, aus denen sich später das Kung Fu entwickelte. Nach einer atemberaubenden Vorstellung, in der wir einen Einblick in die beeindruckenden Künste der dort ausgebildeten Kung Fu-Meister bekamen, wurde der Rest des Klosters besichtigt, wobei vor allem Architektur und Geschichte die Forscherteams sehr beeindruckten. Danach machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Pagodenwald, einer Art Friedhof, wo die Überreste aller verstorbenen Mönche und Äbte, die die höchsten Positionen im Kloster vertraten, unter von ihren Schülern erbauten Pagoden vergraben sind. Insgesamt gibt es 249 Pagoden, von denen die letzte vor 7 Jahren erbaut wurde. Die wichtigsten Mönche und Äbte besitzen eigene Pagoden, die niedergestellten teilen sich eine Grabstätte. Daraufhin ging es leider schon zurück in Richtung Bus. Das absolute Highlight am heutigen Tag war aber der Anblick der Schüler der Shaolinschule. Sie erfüllten uns alle mit hohem Respekt, da sie zu Hunderten unter freiem Himmel hart trainierten und gedrillt wurden. Sie werden neben der Kung Fu Kunst auch in normalen Unterrichtsfächern und im Buddhismus unterrichtet. Seit der Gründung der Schule besuchten 20000 Schüler diese Schule. Sie werden aber nur
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in den seltensten Fällen zum Mönch ausgebildet. Viele Eltern zahlen jedoch trotzdem 13000 Yuan Schulgeld pro Jahr, weil sie somit ihren Kindern die Möglichkeit geben, eine Eliteschule zu besuchen, auf der sie gesundheitsfördernde Selbstverteidigungstechniken lernen und somit auch ihre Chancen bei ihrer späteren Berufswahl fördern. Es war nur eine sehr kurze Nacht, die wir in dem Hotel in Luoyang verbrachten. Nun sind wir wieder unterwegs nach Xian, dem nächsten Ziel auf unserer Reise. Wir sind alle gespannt auf die nächsten Tage und auf das, was uns an ihnen noch so Aufregendes passieren wird. Viele Grüße Ruth, Alicia und Anna
5.8. Donnerstag, 17. Oktober 2013 Jeder kennt die Grabwächter aus den Pyramiden in Ägypten. Zwei Statuen geleiten den verstorbenen Pharao ins Jenseits um ihn dort zu beschützen. Die Chinesen jedoch setzten dem noch einen drauf - sie formten sich eine ganze Armee, um ihren Kaiser zu ehren. Lange Zeit konnte bei Ausgrabungen niemand so richtig was mit den Soldaten anfangen, bis 1974 endlich ein Landwirt ihren eigentlichen Zweck erkannte. So kam es, dass unser Forscherteam an Tag 9 die weltberühmte Terrakottaarmee besichtigte. Man nennt sie auch das achte Weltwunder und es stimmt: der Anblick von 1000 ausgegrabenen Lebensgroßen Tonfiguren in Reih und Glied, bereit zum Angriff, ist spektakulär und beinahe furchteinflößend. Dabei hatten wir Glück, dass wir überhaupt in die Ausstellung herein gelassen wurden, da wir als Mitteleuropäer für die durchschnittlich 1,62 m großen Chinesen definitiv nicht mehr wie Schüler aussahen und damit erst einmal mit den ermäßigten Tickets vor der Tür standen. Aber unsere Reiseleiterin Frau Steinchen („Ich finde die Übersetzung meines Namens, Frau Stein, klingt viel zu hart.“) fand wie immer eine Lösung. Nachdem wir dann unser Mittagessen inklusive chinesischen Marshmallows und Kuchen zu uns genommen hatten, ging es in luftige Höhen! Mit einem Heißluftballon stiegen wir auf 80 Meter Höhe, die uns einen Panorama-Blick auf Xian ermöglichten. Wir sahen einerseits eine wunderschöne Parkanlage, in denen viele Brautpaare ihr Hochzeitsfoto machen ließen. Andererseits wurde unser Blickfeld aber auch durch zahlreiche, fast identische Hochbauten in einem Rastersystem sowie durch sehr viel Smog und Nebel eingeschränkt. Leider dauerte der Flug nur 8 Minuten und nach einer Portion Popcorn als Snack machten wir uns wieder auf den Weg zum Hotel, um unsere Arbeit zu dokumentieren und zu Abend zu essen. Wir hoffen nun, das Maximum an Schlafstunden aus der Nacht rauszuholen neben der Zeit, in der die Ergebnisse der Teams verglichen werden und melden uns morgen wieder! Viele Grüße Ruth, Paula und Konrad
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5.9. Freitag, 18. Oktober 2013 Chaotisch, anstrengend, überfüllt - mit diesen Worten lässt sich der Tag recht gut beschreiben. Dabei begann der Morgen eigentlich recht entspannt, abgesehen von der Tatsache, dass wir erst mühsame Überzeugungsarbeit an unseren Beinen leisten mussten. Die 450 Kniebeugen der letzte Nacht hatten sie etwas verstimmt. Als dieses Problem dann doch gemeistert war, brachen wir unsere Lager in Xian ab und zogen weiter. Ab diesem Zeitpunkt war es aber mit der Ruhe schon vorbei und unser Tag mutierte zu einer hektischen Achterbahnfahrt: Wildganspagode besichtigen, in einer Jade-Manufaktur etwas über die Herstellung lernen, danach von den Verkäufern mit Preisangeboten torpediert werden. Weiter zum Mittagessen. Museum für Xian und Umgebung. Dort möglichst viele Sachen in möglichst wenig Zeit. Moschee. Basar. Alte Stadtmauer. Bahnfahrt. Die beste Möglichkeit den gesamten Tag Révue passieren zu lassen, besteht darin, sich die heute geschossenen Fotos anzuschauen. Die sandsteinfarbene Wildganspagode, die inmitten einer Mischung aus Platz und Parkanlage steht, ragt in den grauen Himmel und hütet die ersten chinesischen Reliquien des Buddhismus. Ein chinesischer Mönch hat diese aus dem Ursprungsort dieser Religion mitgebracht und dort untergebracht. In der Jademanufaktur beobachteten wir einen Handwerker bei seiner Arbeit und bewunderten danach verschiedene Ketten, Ringe und andere Schmuckstücke in unterschiedlichsten Farben und Formen. Jade spielt in der chinesischen Kultur eine wichtige Rolle und wird deshalb auch oft gefälscht. Aus diesem Grund lernten wir eine Methode um die echte von der falschen Jade zu unterschieden. Die Busfahrten zwischen den einzelnen Stationen dienten uns als kurze Pause, in der wir abschalten und zu Ruhe kommen konnten. Steigen wir aus, tauchen wir wieder in den urbanen Dschungel aus Bildern, Geräuschen und Gerüchen ein. Das Museum der Geschichte Xi‘ans war von dem allgemeinen Stimmengewirr der Besucher umgeben und hatte nichts von der ruhigen Gelassenheit, wie sie in manchen deutschen Museen vorkommt. Unser Guide führte uns durch drei verschiedene Ausstellungen und gewährte uns einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte und Kultur dieser Region. Leider war auch hierfür ein straffer Zeitplan vorgesehen, sodass wir im Nachhinein betrachtet, nicht mehr als eine ungefähre Vorstellung mitnahmen. In unserem Reiseführer stand, dass wir in einer Moschee die Koexistenz der verschiedenen Religionen näher unter die Lupe nehmen. Dies war ein wenig zu viel versprochen, im Anblick der Tatsache, dass nur die betenden Moslems uns auf das Glaubenshaus aufmerksam machten. Das Gebäude ist im Stil der Han-Chinesen, der dominierenden Volksgruppe im Reich der Mitte, erbaut, um sich möglichst unauffällig in die Stadt einfügen zu können. Viel aufregender als das islamische Gotteshaus war für die meisten von uns jedoch der Rückweg: In den engen, überdachten Gassen drängten sich unzählige Personen an kleinen Läden und Marktständen vorbei. Die verwinkelte „Copy-Street“ war ein Paradies für alle Schnäppchenjäger, bei denen Originalität nicht an erster Stelle steht. Das Feilschen mit den Händlern, die würzigen Gerüche der verschiedenen Essensstände und die offensichtlichen Plagiate vereinten sich zu einem beinahe zwielichtigen Flair. Immer besorgt um unsere Wertsachen zwängten wir uns durch die Menschenmenge bis wir endlich wieder bei unserem Bus ankamen und zum alten Bahnhof aufbrachen. Das ältere Gebäude schien durch den Ansturm der Menschenmassen aus allen Nähten zu platzen. Bei diesem Anblick verstanden wir, warum der neue Bahnhof eher die Dimension eines Flughafens erreichte. Der ursprüngliche Plan, in unserem Zug Zuflucht zu suchen, wurde von den vielen anderen Reisen-
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den vereitelt, die auf die gleiche Idee kamen und sich mit uns in die Wagons zwängten. Unser Schafwagen, in dem wir über Nacht nach Shanghai fuhren, war nicht so modern wie der Hochgeschwindigkeitszug, mit dem wir Peking verließen, sondern eher funktional eingerichtet. Jeweils zwei Doppelbetten pro Abteil führten dazu, dass das Team im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück näher zusammenrückte. Eingeengt auf einer ca. vier Quadratmeter großen Fläche, aßen wir gemeinsam unsere Fertignudeln aus Pappbechern und berichteten den anderen von unseren Tageserfahrungen, während der Zug langsam die letzte Station unserer Reise ansteuerte. In diesem Moment sitzen wir wieder allein in der Dunkelheit und schreiben unsere heutigen Erlebnisse auf. Vor nicht einmal zwei Wochen saßen wir genauso im Flugzeug, lauschten dem einschläfernden Brummen der Motoren und wussten nicht, was uns erwarten würde. Rückblickend verschwammen die Grenzen zwischen den Tagen und Orten und verbanden sich zu einem einheitlichen Abenteuer. Wir könnten jetzt nicht sagen, wann wir die chinesische Mauer bestiegen oder in welchem Ort das Shaolinkloster liegt. Der Zug drosselt grade seine Geschwindigkeit und am Fenster fliegen unzählige kleine Lichter einer unbekannten Stadt vorbei. Mit diesem letzten Eindruck werden wir es den anderen gleichtun und auch diesen erlebnisreichen Tag in das große Ganze einfügen. Viele Grüße Alicia und Bastian
5.10. Samstag, 19. Oktober 2013 Die letzte Nacht hat sicher niemand aus unserem Team schon einmal erlebt. Mit vier Personen auf vier Quadratmetern rückt man zwangsläufig noch näher zusammen und muss sich mit vier Koffern, Rucksäcken und begrenztem Stauraum im Abteil arrangieren. Erstaunlich war, wie sehr die Gruppe als Team funktioniert hat und ohne die sonst üblichen Meinungsverschiedenheiten bei Bettenverteilung und Aufstehzeit die 16-stündige Fahrt von Xian nach Shanghai gemeistert hat. Vor dieser Expedition hätte niemand gedacht, dass man in 11 Tagen als Gruppe so sehr zusammenwachsen kann. Besonders für das Team Infrastruktur und Verkehr war die Fahrt eine Bereicherung. In den Hochgeschwindigkeitszügen, mit denen wir die übrigen Strecken zurück gelegt hatten, wurden keine großen Klassenunterschiede deutlich, aber der Nachtzug mit seinen vier Preiskategorien zeigt, dass man mit genug Willenskraft die 16 Stunden Fahrt auch im Stehen in der vierten Klasse verbringen kann, denn nur die zweite- oder erste Klasse Reisenden hatten Betten. Während die dritte Klasse sitzen durfte, gab es in der vierten Klasse nicht einmal Sitze. Da weiß man sein eigenes Bett gleich viel mehr zu schätzen. Nach einer ungewöhnlich langen und erstaunlich erholsamen Nacht wurden wir heute um 7:52 am Gleis 2 des Shanghaier Bahnhofs von unserem Guide in Empfang genommen. Schon das Frühstück war für einen Teil der Gruppe ein Abenteuer: Traditionelles chinesisches Essen zum Frühstück. Das bedeutet, dass Brötchen, Brot, Toast, Aufschnitt und Marmelade gegen Hühnersuppe mit Nudeln und Ei, Wraps mit Hühnchen, Dampfbrötchen und Maultaschen getauscht wurden. Eine Soja- Reis- Milch mit Erdnussstücken ersetzte den geliebten Morgenkaffee, wenn man das wollte und nicht mit der Minderheit der Gruppe ein westliches Frühstück bei KFC am Bahnhof einnahm. Nach diesem morgendlichen Abenteuer besuchten wir die Shanghaier Altstadt, den weltbekannten Yu-
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Garten und den Bund. Alle drei Sehenswürdigkeiten beeindruckten uns stark, der Garten mit seinen traditionellen Gestalten stand mit der Altstadt im Kontrast zur modernen Skyline mit Hochhäusern, internationalem Kongresscenter und dem legendären Fernsehturm. Die Teams Flora und Fauna standen im Yu- Garten vor einer enormen Vielfalt an Erforschbarem, während das Expo- Gelände und die Mercedes Benz Arena dem Team Wirtschaft neue Erkenntnisse brachten. Das Expo Gelände wurde zur 2010 in Shanghai angesiedelten internationalen Weltausstellung gebaut, bei der alle fünf Jahre in verschiedenen Pavillons zu wechselnden Fragestellungen und Themen der Standpunkt und die Lösungsansätze der einzelnen Länder präsentiert werden. Viele dieser Pavillons werden nachträglich zugunsten zusätzlicher Baufläche entfernt. Der chinesische Pavillon wird aber zu Repräsentations-, Erinnerungs- und touristischen Zwecken erhalten. Einer der heutigen Höhepunkte waren der Besuch des Künstlerviertels und eine Lichtertour, bei der wir Shanghai in gemischten Kleingruppen bei Nacht erkunden durften. Bei dieser Lichtertertour wird in einer Gruppe die hell erleuchtete Stadt erkundet. Dies lässt sie in einem völlig neuen Licht erscheinen und öffnet dem Teilnehmer völlig neue Sichtweisen auf eine Stadt, die wie verzaubert wirkt. Wir haben gelacht und gestaunt, einige haben in der Fußgängerzone mit einheimischen getanzt oder Läden besucht und sind so in die Kultur und das Zusammenleben der Menschen eingetaucht. Noch mehr als sonst ist uns die Lebensweise der Chinesen bewusst geworden. Die bei Tag schon beeindruckende Skyline der Millionenmetropole scheint bei Nacht noch gewaltiger, schöner, aufsehenerregender und beeindruckender zu sein. Anders als Peking scheint Shanghai deutlich „Menschlicher“. Die Menschen der Stadt vergnügen sich, freuen sich über Kleinigkeiten, wie ein kleines „Danke“ nachdem man etwas bekommen hatte, sie tanzen ausgelassen auf den Straßen, singen und essen in kleinen Straßencafés. Die so penible Sterilität der Hauptstadt ist am heutigen Tag einer menschlichen Wärme gewichen, die wir alle als beeindruckend empfunden haben. Wir hoffen, der Stadt auch weiterhin auf dieser Ebene begegnen zu können, denn eines ist uns heute allen klar geworden: in Shanghai fühlt man sich nicht als Tourist sondern als Freund. Viele Grüße Anne, Carlotta und Ruth
5.11. Sonntag, 20. Oktober 2013 Wir haben die chinesische Küche jetzt elf Tage getestet. Hin und wieder sind diese Speisen eine gute Abwechslung, aber trotzdem würden wir sie der deutschen Küche nicht vorziehen. Zu fast jeder Mahlzeit gibt es Reis als Grundnahrungsmittel zusammen mit verschiedenen Beilagen, was auf Dauer ein wenig langweilig wird. Obwohl wir nicht immer wussten, welches Fleisch oder Gemüse wir grade verzehren, haben sich die meisten Mythen über das „eklige chinesische Essen“ als falsch erwiesen. Aus diesem Grund hatten wir die chinesischen Speisen mit dem Gütesiegel „genießbar“ abgestempelt. Heute Morgen bekam diese Vorstellung erste Risse. Als wir in den Bus stiegen, dachten wir, einen Markt ähnlich unserer Wochenmärkte zu besuchen. Doch die untere Etage des zweistöckigen Gebäudes erinnert eher an ein blutiges Schlachtfeld! Auf den Ständen der Händler konnte man fast jedes Tier in allen unterschiedlichen Größen kaufen. Von einem ganzen Schweinebein, über Enten inklusive Kopf, bis hin
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zu Hühnerkrallen war alles zu erwerben. Dies wäre ja noch annähernd erträglich gewesen, wäre da nicht der beißende Geruch von weniger frischem Fleisch und die blutgetränkten, rostigen Schneideflächen gewesen. Allgemein lassen die ungekühlten tierischen Produkte einen zweifelhaften Umgang mit dem Begriff Hygiene erahnen. Nachdem wir alle unser Konsumverhalten überdacht hatten, nutzen viele die Gelegenheit, sich in einem Supermarkt einen Nahrungsmittelvorrat für den Notfall anzulegen. Nach diesem Schock gingen wir alle mit einem etwas mulmigen Gefühl in ein Restaurant um Mittag zu essen und hofften alle, dass das Essen nicht den gleichen Weg dorthin gefunden hat wie wir. Nachdem wir gestern verschiedene Stadtteile und Gebäude Shanghais vom Boden besichtigt hatten, fuhren wir heute mit einem Boot auf dem Huanpu. Der Fluss windet sich wie eine Schlage durch die Stadt und trennt sie in die Bereiche Pudong, östlich des Flusses, und Pouxi, westlich des Flusses. Diese Sicht bot die Möglichkeit, die Stadt von einer anderen Seite zu sehen. Interessant waren dabei nicht nur die spektakulären Wolkenkratzer, sondern besonders die stetige Veränderung des Ufers, je weiter wir den Flusslauf herunter fuhren. Die Hochhäuser wurden kleiner und wichen logistischen Hafenarealen und Baustellen. Für einen weiteren Perspektivwechsel wurden wir vom schnellsten Fahrstuhl der Welt mit 9 m/sec auf über 300 Meter in die Höhe gezogen. Vom Jinmao Observatory 88 aus konnten wir aus der Vogelperspektive die Größe dieser Metropole abschätzen, bis am Horizont die Dächer der Häuser vom SmogNebel verborgen wurden und in eine einheitliche Grenze übergingen. Neben uns überragt uns das Gerüst des Shanghai Towers, der bei seiner Fertigstellung der zweitgrößte Turm in der Welt sein wird. Wir könnten unsere Blicke ewig in die Ferne schweifen lassen, um immer neue Sachen zu entdecken. Ähnlich eines Sternenhimmels, der immer neue Sterne freigibt, desto länger man ihn betrachtet. Wie die gesamte Reise schon drängte uns die Zeit, auch hier wieder aufzubrechen. Seit Anbeginn der Reise haben wir uns täglich in unterschiedlichen Zusammensetzungen den verschiedene Forschungsthemen gewidmet, Daten erhoben und diese anschließend ausgewertet. Ab heute werden wir diese einzelnen Schwerpunkte zusammensetzen und eine große Gesamtdokumentation verfassen, die wir später allen Interessierten zu Verfügung stellen werden. Dies ist noch viel Arbeit, aber wir haben noch den halben Tag und die ganze Nacht Zeit. Dieser letzte Arbeitsschritt erfordert von allen Teammitgliedern volle Konzentration und Einsatzbereitschaft. Letztendlich wird dieses Dokument das sein, was neben unseren Erinnerungen von diesem Abenteuer übrig bleibt. Viele Grüße aus Shanghai Bastian
5.12. Montag, 21. und Dienstag, 22. Oktober 2013 Wenn man es genau nimmt, begann unser Tag heute um zwölf Uhr nachts, wobei das Wort „beginnen“ fehl am Platz ist. Eigentlich haben wir den vorherigen Tag künstlich verlängert, um schichtweise die Nacht über an unserer Dokumentation zu arbeiten. Trotz mehrfachen Konsums hochprozentiger Energiedrinks sind uns irgendwann die Augen zugefallen und unsere angeschalteten Laptops waren die einzigen Zeitzeugen dieser nächtlichen Arbeitsphase. Nach ein paar Stunden Schlaf, um nicht zu sagen einer kurzen Pause, bekamen wir die Möglichkeit, auf
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dem Platz vor unserem Hotel an Tai Chi Übungen teilzunehmen. Zwar fühlten wir uns danach weder wacher, geschweige denn, voller Energie für unseren letzten Tag, aber immerhin bewegten wir den einen oder anderen Muskel und bereiteten den Einheimischen sichtlich eine Freude. Als wir uns aufstellten und probierten, die Bewegungsabfolgen unserer Lehrerin nachzuahmen, wurden wir von interessierten Passanten umringt. Ob es an unserer Ausführung lag oder einfach der Tatsache geschuldet war, dass wir Langnasen (westliche Ausländer) sind, wissen wir nicht. Zumindest wurden wir zum begehrten Fotomotiv vor dem Bahnhof und nach einiger Zeit wuchs unsere kleine Gruppe noch um ein paar weitere Frühsportler an. Der heutige Tag sah ein Besuch im Wasserdorf „Tongli“, den Besuch einer Seidenmanufaktur und eine kurze traditionelle Bootsfahrt vor. Um die vergleichsweise lange Busfahrt möglichst effektiv zu nutzen, kristallisierten sich zwei verschiedene Lösungswege heraus. Die einen probierten, ihr Schlafdefizit ein wenig auszugleichen, indem sie ihre Sitze zurückschoben und ihren Schlaf fortsetzten. Andere gingen das Problem umgekehrt an, indem sie wie Forschungsrausch weiter „Powerworking“ betrieben. An den geschriebenen Texten konnten wir die Straßenqualität untersuchen - jedes Schlagloch und jede Kurve hinterließen ihre Spur in unseren Aufzeichnungen. Im Gegensatz zu unserem Körper wissen wir noch nicht, welcher der beiden Lösungsansätze der bessere ist. Beide haben ihren Reiz. In unterschiedlichen Verfassungen erreichten wir schließlich das Wasserdorf, welches Aufgrund seiner zahlreichen Wasserstraßen auch „Venedig des Ostens“ genannt wird. Nach der Besichtigung und dem Mittagessen in der Stadt (es gab chinesische Schweinshaxen) wurden uns in der Seidenfabrik gezeigt, wie aus einem kleinen weißen Kokon und vielen Stunden aufwändiger Arbeit, verschiedene Kleidungsstücke, Decken und Haushaltsgegenstände werden. Die letzte Station unserer gesamten Reise war ein Park, in dem wir nicht nur die alte Stadtmauer erklommen, sondern auch auf traditionellen Booten, durch die Muskelkraft eines einzigen Steuermannes betrieben, eine kurze Fahrt unternahmen. Damit neigt sich unsere Chinaexpedition unaufhaltsam ihrem Ende zu! Der Name „Expedition“ wird diesen zwei Wochen nicht gerecht, denn es war mehr als das. In vielerlei Hinsicht war es ein Abenteuer, das wir so schnell nicht vergessen werden. Wir haben ein fremdes Land kennengelernt, von dem die meisten nur Geschichten erzählt bekommen. Jetzt gehören wir zu denjenigen, welche auf der großen Mauer standen, die vor vielen Generationen als Bollwerk gegen die Mongolen diente, in einem Heißluftballon über die Dächer Luoyangs blickten und die verbotene Stadt betraten, die viele Jahrhunderte nur den Kaisern vorbehalten war. Jetzt gehören wir zu denjenigen, welche selber Geschichten über das Reich der Mitte erzählen werden. Mit diesen Erfahrungen werden wir morgen zurück nach Hause aufbrechen. Obwohl wir endlich unsere Familien wiedersehen und uns freuen könnten, verbinden die meisten von uns den morgigen Tag mit einem traurigen und bedrückenden Gefühl. Die Reise endet genauso schlagartig wie sie begann. Zuhause wird uns der Alltag wieder einholen und wir versinken in unserem gewohnten Leben. Das was bleibt, sind die Erinnerungen an die gemeinsamen zwei Wochen, in denen aus Unbekannten Freunde wurden. Wir danken Euch, liebe Leser, für Euer Interesse und hoffen, dass wir Euch ein gutes Stück an unseren Erlebnissen teilhaben lassen konnten. Viele Grüße Gesamtes Forscherteam
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Forschungsexpedition China 2013
5.13. Mittwoch, 23. Oktober 2013 Heute Morgen landete das Forschungsexpeditionsteam aus China wieder sicher auf dem Frankfurter Flughafen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und wünschen eine spannende Nachbereitungszeit! Kai-Uwe, Sebastian und Gero - Betreuerteam
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Forschungsexpedition China 2013
6. Die Forschungsbereiche
6.1 Flora
6.1.1
Einleitung und Zielsetzung
Die Zielsetzung des Bereichs Flora war es, gesichtete Pflanzen zu fotografieren, zu katalogisieren und nach einem selbst erdachten System zu sortieren.
6.1.2
Methodik
Um die Ziele zu erreichen wurden die zwei Methoden Beobachtung und Befragung verwendet. Die Befragungen richteten sich an die verschiedenen Guides, während sich die Beobachtungen nach den Programmpunkten richteten. Es wurde ein Raster erstellt, in das alle gesichteten Pflanzen eingetragen wurden. Dabei wurde unterschieden zwischen Pflanzen und ihren Früchten. Nach einigen Überlegungen wurde dafür ein zweites Raster verwendet, damit sämtliche Angaben präzise eingeordnet werden konnten. Die Daten wurden durch Beobachtungen und Befragungen erhoben und hinterher in den Katalog eingefügt.
6.1.3 a)
Ergebnisse der Untersuchungen Ordnungssystem
Um die Pflanzen zu katalogisieren, wurden in einem Raster fünf verschiedene Punkte genannt. Dabei wurde erst nach Gewächsart und dann nach den Punkten o Name o Beschreibung o Bild o Fundort o Besonderheiten Sortiert. Die Namen sind alphabetisch sortiert und die jeweiligen Aspekte sind in kurzen Stichpunkten angegeben. Dieses Raster wurde für Früchte angepasst. Auch hierbei wird nach Gewächsart und Name sortiert. Die Punkte o Fundort o Beschreibung o Besonderheit der Zubereitung kommen dazu.
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Forschungsexpedition China 2013
Im Laufe der Forschungsexpedition wurden sowohl 36 Pflanzenarten als auch 16 Früchte entdeckt und katalogisiert. Diese wurden in den Rastern dokumentiert.
b)
Pflanzenkatalog
Bäume
Name Birke
Bohnenbaum
Essigbaum
Fächerpalme
Bild
Beschreibung ‐ Laubbaum ‐ Hoher Stamm ‐ Weiße Rinde ‐ Dunkelgrüne Blätter mit drachenartiger Form ‐ 5 -10 Meter ‐ Bis zu 7 m hoch ‐ Kleine an Stängeln angeordnete Blätter ‐ Auffällige, hellgrüne Schoten ‐ Kern der Schoten ist eine klebrige Flüssigkeit ‐ Mehrere dünne Stämme ‐ 10 – 15 cm große, grüne Blätter ‐ Weinrot, pelzige Kügelchen ‐ In einer Traube angeordnet ‐ ca. zwei Meter hoch ‐ großen Blätter ‐ Durchmesser von min. 50cm ‐ bestehen aus dünneren Streifen in fächerförmige Anordnung
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Fundort Altstadt, Peking
Besonderheiten Auch in Europa
Verbotene Stadt, Peking
Früchte zerplatzen
Shaolin-Kloster, bei Luoyang
Verbotene Stadt Peking
Künstlich angelegt
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Fleckenbaum
‐ verschiedene Farben der Blätter ‐ buschartiger Aufbau ‐ kleine Blätter
LongmenGrotten, Luoyang
Ginko
‐ 7-10 m hoch ‐ Fächerförmige, giftgrüne Blätter ‐ Dunkelbraune bis – graue Rinde, tiefgefurcht
Park um den Himmelstempel, KonfuziusTempel Peking; Yu-Garten, Shanghai Yu-Garten, Shanghai
Roter Ahorn
‐ Ca. 2 m groß ‐ Blätter 7 kleinere Blätter ‐ Oval ‐ Rötliche Färbung
Sequoia Baum/ Mammutbaum
‐ Ca. 25 m hoch ‐ Nadelbäume ‐ Maserung des Stamms verläuft von oben nach unten
Shaolin Kloster, Luoyang
Tarnbaum
‐ Nadelbaum ‐ Über 5m hoch ‐ Rinde mit Flecken (Tarnmuster)
Park um den Himmelstempel, Shanghai
Weide
‐ Kurzer gedrungener Stamm ‐ Lange von den Hauptästen abgehende Zweige ‐ Zweige hängen herunter
Altstadt von Peking,
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Weit verbreitet in China, oft als Zierpflanze genutzt
In Europa vorhanden
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‐ braugrauer Stamm ‐ Krone wächst in die Breite, nicht in die Höhe ‐ Ca. 2-3 m hoch ‐ Dicke verknotete Äste ‐ Viele kleinere Blätter
600-JahreBaum
Verbotene Stadt, Peking
Wahrscheinlich ca. 606 Jahre alt Gestützt von einem Gerüst
Tabelle 1 Pflanzenkatalog ‐ Bäume
Fruchtgewächse
Name
Bild
Beschreibung
Fundort
Granatapfelbaum
‐ Holzig ‐ Kleine, schmale Blätter ‐ Frucht (siehe Früchtetabelle)
Altstadt von Peking; Yu-Garten Shanghai
Khaki
‐ Ovale dunkelgrüne (matte) Blätter ‐ Dünner Stamm ‐ Ca. 5 m hoch ‐ Frucht (siehe Früchtetabelle)
Innenstadt Xian; Verbotene Stadt Peking;
Limettenbaum
‐ Große Früchte - gelb ‐ Angepflanzt im Blumentopf ‐ Dünner Stamm ‐ Weit ausgebreitete Zweige
Moschee, Xian
Magnolie
‐ Ca. 15 m hoch ‐ Im Oktober Früchte (grün, oval, 4 Zentimeter) ‐ Im Frühling viele weiße oder violette Blüten
Terrakottaarme, Xian
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Besonderheiten Xian bekannt für die Früchte
Region um Xian bekannt für die Pflanze
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‐ ‐ ‐ ‐
dünner Stamm blätterarme Krone ca. 3 m groß Früchte, ähnlich Äpfeln
Verbotene Stadt, Peking
Beschreibung ‐ Bis zu 30 cm hoch ‐ Sehr trocken ‐ Ähren ‐ Leicht gelblich
Fundort Auf den Dächern der Verbotenen Stadt, Peking
Besonderheiten Ernährt sich von Baumaterialien, Regen und der guten Lage.
Dachkraut
‐ Handtellergroße Blätter ‐ Weiche, kleine Stiele ‐ Hängend ‐ dunkelgrün
Dächer der Verbotenen Stadt, Peking
Ernährt sich von Baumaterialien, Regen und der guten Lage
Nadelstrauch
‐ Ca. 5 m breit ‐ ca. 3 m hoch ‐ kleine harte Kugeln als Frucht ‐ Früchte treten in Gruppen auf ‐ Blätter ähneln dickeren Nadeln
Himmelstempel, Peking
Stachelbusch
‐ Viereckige Blätter mit Stacheln
Große Wildgans-pagode, Xian
Weisheitsbaum
Tabelle 2 Pflanzenkatalog ‐ Fruchtgewächse
Kleingewächse
Name Dachgras
Bild
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Stängelblumengras
‐ Ca. 30 cm groß ‐ Hellgrün, geränderte Blätter ‐ Blumenartiger Stiel mit kleinen Auswüchsen
Park nahe des Yu-Garten, Shanghai
Tüpfelkraut
‐ 60 cm groß ‐ Dunkelgrüne Blätter mit weißer Tüpfelung
Yu-Garten, Shanghai
Tabelle 3 Pflanzenkatalog ‐ Kleingewächse
Wassergewächse
Name Wassergras
Bild
Seerose
Beschreibung ‐ Wächst in kleinen Gruppen ‐ Lange feste Gräser
Fundort LongmenGrotten, Luoyang
Besonderheit
‐ Großes, grünes, herzförmiges Blatt ‐ Schwimmen an der Wasserober-fläche ‐ Mehrschichtige, weißrosa bis gelbe Blüten
LongmenGrotten, Luoyang
stehen unter Naturschutz
Tabelle 4 Pflanzenkatalog ‐ Wassergewächse
Ziergewächse
Name Glockenblume
Bild
Beschreibung ‐ viele kleine, einzelne Blüten ‐ kleine violette blätter
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Fundort Chinesische Mauer, Hotel, Peking
Besonderheit Dekoration
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Pfingstrose
‐ Große, leuchtend bunte Blüte ‐ Besteht aus vielen einzelnen Blättern ‐ senkrechter Stiel ‐
Verbotene Stadt, Peking
Oktober ist das Ende ihrer Blütezeit
Rose
‐ Weiß/rosa oder rot ‐ Grüner, glatter Stängel, ‐ Einzelne Blätter in der Blüte übereinander geschichtet ‐ Ca. 30 cm hoch ‐ Rot mit gelben auswuchs
Olympiastadion, Peking
Unterschiede zu europäischer Rose (Stängel)
‐ Große orangene Blüten ‐ Bestehen aus kleine Blättern ‐ Wurzeln weitläufig über den Boden verteilt
Olympiastadion, Peking
Flamingo Blume
Tagetes
Expo-Gelände
Tabelle 5 Pflanzengewächse ‐ Ziergewächse
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Bambusgewächse
Name Bambus
Bild
Beschreibung ‐ Sehr kleine Blätter ‐ Grün ‐ Unterschiedliche Größen, kleinste ab 3 m ‐ Durchmesser ca. 5-8 cm
Fundort Shanghai, frz. Viertel; Terrakottaarme, Xian; Jade-Buddha-Tempel, Shanghai
Besonderheit Wächst extrem schnell,
Tabelle 6 Pflanzenkatalog ‐ Bambusgewächse
Rankengewächse
Name Wilder Wein
Hängekürbis
Buntblättrige Ranke
Bild
Beschreibung ‐ Grüne/gelblich rote Blätter ‐ Wächst an Wänden hoch ‐ Sehr dünne Zweige
Fundort Terrakotta-arme, Xian
Besonder-heit
‐ Rankengewächs ‐ große, breitflächige, dunkelgrüne Blätter ‐ Kürbisfrüchte. (hellgrün – leicht gelblich), unten breit nach oben hin schmaler ‐ 10 cm ‐ Blätter mit weißgelb-grün bis orangenen Flecken
Altstadt von Peking
Werden getrocknet auch als Souvenir verkauft
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Uferpromenade von Shanghai
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Schlingpflanze (umschlingt Baum)
‐ Früchte ähneln einer Mischung aus Birnen und Bohnen (hellgrün) ‐ Innerhalb der Frucht : runden Kern (1 in cm) aussehen ähnelt einem Stein
Konfuzius- Tempel, Peking
Beschreibung
Fundort
‐ - gelb-grüne , dicke Schale ‐ -hellgelbes Fruchtfleisch, besteht wie bei einer Mandarine aus einzelnen Stücken, die durch dicke Häute voneinander getrennt sind ‐ -Gelbe bis rote Färbung, oben ein Blütenrest ‐ -Durchmesser: ca. 7.10 cm
-Shanghai, Bauernmarkt
bildet Symbiose bzw. parasitische Beziehung
Tabelle 7 Pflanzenkatalog ‐ Rankengewächse
Name
Pomelo
Granatapfel
Kiwi
Obst Bild
‐ -braune, pelzige Schale ‐ -grünes Fruchtfleisch mit kleinen schwarzen Kernen
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-Märkte in Xian, und Shanghai
-Bauernmarkt in Shanghai
Besonderheiten/Zubereitu ng - schälen, Fruchtfleisch in die einzelnen Segmente teilen und von den dicken Zwischenhäuten befreien
- meist werden nur die Kerne gegessen - Wird in der Gegend um Xian angebaut -halbieren und löffeln oder schälen und normal essen
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Forschungsexpedition China 2013
Wassermelone
Honigmelone
‐ -hellgrüne Schale mit dunkelgrünen Streifen ‐ -Rotes Fruchtfleisch, Kerne in ganzer Frucht verteilt
‐ -Gelbe Schale mit grünen Streifen ‐ -oranges Fruchtfleisch, in der Mitte ein Hohlraum, indem sich die Kerne befinden
-regelmäßig als Nachtisch -Supermärkte in Peking und Xian -Bauernmarkt in Shanghai Supermärkte in Peking und Xian; Bauernmarkt in Shanghai
‐ Gelbliche, dünne Schale mit braunen Punkten ‐ weiß-gelbes Fruchtfleisch
Bauernmarkt in Shanghai
Drachenauge
‐ Durchmesser: ca. 3 cm ‐ -raue, grüne Schale mit braunen Punkten
Bauernmarkt in Shanghai
Drachenfrucht
‐ -Ca. 5-10 cm groß ‐ Rosa-rote Schale ‐ -gelb-grüner Blattansatz ‐ - weiß-rosa Fruchtfleisch
-Bauernmarkt in Shanghai
NaschiBirne
-Nahrung -In Stückchen oder Scheiben schneiden - Schale wird meist übrig gelassen - In Stückchen oder Scheiben -Schale wird meist übergelassen
-Kreuzung zwischen Apfel und Birne -komplette Frucht kann gegessen werden -ähnelt dem Aussehen der Litschi
Nahrung Aufschneiden, auslöffeln
Tabelle 8 Pflanzenkatalog ‐ Obst
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Forschungsexpedition China 2013
Gemüse
Name
Aubergine 1
Aubergine 2
Chilischoten
Süßkartoffel
Soja bohne
Bild
Beschreibung
Fundort
‐ glatte lila Schale, grüner Stiel, lang und schmal ‐ weißhellgrünes Fruchtfleisch ‐ grüne Schale und Stiel ‐ Form ähnelt die einer Birne ‐ weißhellgrünes Fruchtfleisch ‐ Feuerrot ‐ Schotenförmig ‐ Grüner Stiel ‐ Kleine runde Kerne (innen)
Bauernmarkt in Shanghai
‐ Farbe variiert nach Art, in diesem Fall eine ‐ lila Schale und lila Fruchtfleisch ‐ grüne und pelzige Schale ‐ Bohnen sind grün, Kugelförmig und maximal 1 cm groß
Bauernmarkt in Shanghai
-kann sowohl roh als auch gekocht, gebraten oder frittiert gegessen werden
Bauernmarkt in Shanghai
-dient zur Gewinnung von Sojamilch
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Besonderheiten/Zubereitu ng selten roh, meist gebraten, geschmort oder gedünstet
Bauernmarkt in Shanghai
selten roh, meist gebraten, geschmort oder gedünstet
Shanghai, Bauernmarkt
Gewürz in Essen, sehr Scharf, auch in grün vorhanden
-Weiterverarbeitung zu Sojasoße
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Forschungsexpedition China 2013
‐ hellgrüne Schale mit dunkelgrünen Punkten ‐ hellgrünes Fruchtfleisch
Zucchini
Bauernmarkt in Shanghai
-kann man roh essen, wird aber meistens gekocht, geschmort oder paniert
Tabelle 9 Pflanzenkatalog ‐ Gemüse
Sonstige essbare Pflanzenteile
Name
Bild
Beschreibung
Fundort
Chilischoten
‐ ‐ ‐ ‐
Shanghai, Bauernmarkt
Lotuswurzel
‐
hellbraun, braun gefurcht ‐ schwarzer Stielansatz
Bauernmarkt in Shanghai
Heilige Blume des Buddhismus, steht für Ehrlichkeit und Reinheit,
Zuckerrohr
‐ dunkelgrün bis schwarze Schale ‐ 2-3 m hoch ‐ in mehrere kleine Segmente unterteilt
Bauernmarkt in Shanghai
-dient zur Zuckergewinnung
Feuerrot Schotenförmig Grüner Stil Kleine runde Kerne (innen)
Besonderheiten/Zubereitun g Gewürz in Essen, sehr scharf, auch in grün vorhanden
Tabelle 10 Pflanzenkatalog ‐ Sonstige essbare Pflanzenteile
Zusätzlich zu den katalogisierten Pflanzen war um die chinesische Mauer ein großes Gebiet, in dem Misch – und Laubwald vorhanden waren. Dabei war auffällig, dass diese dem deutschen Misch- und Laubbäumen ähneln.
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6.1.4
Bewertung
Die Flora von Deutschland und China weist deutliche Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten auf. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Forschungen hauptsächlich im urbanem Gebiet stattfanden, weshalb die Flora der wenig bewohnten Regionen nicht verglichen werden kann. Durch das Vorgegebene Reiseprogramm konnte dabei besonders auf die Bereiche o Park/Gartenanlagen o Naturbelassenheit o Vielfalt der Pflanzen eingegangen werden. eingegangen werden. Ein Park oder eine Gartenanlage sind in Deutschland und China zwei völlig verschiedene Dinge. Ein chinesischer Garten besteht aus Pavillons, Wohngebäuden, oft Teichen und einem Gebiet mit Flora. Da selten eine Grasfläche vorhanden ist, ist das das Gegenteil zu deutschen Parkanlagen, die größtenteils aus einer Grünfläche bestehen. Dabei ist deutlich sichtbar, dass der chinesische Garten für eine Privatfamilie ist. Einen Park oder einen öffentlicher Garten im deutschen Verständnis gibt es fast nie, aber es existieren betonierte Plätze, auf denen sich Gruppen und Personen treffen können, um zum Beispiel Sport zu treiben. Außerdem unterscheiden sie sich auch in der Menge ihres Vorkommens. Der Platz, der in China für Hochhäuser genutzt wird, steht in Deutschland für Grünflächen und Parks zur Verfügung. Insgesamt wachsen die Kinder in China in den Großstädten mit wenig Kontakt zu der wilden Natur auf, da diese in den Städten nicht vorhanden ist. Die Naturbelassenheit in Deutschland unterscheidet sich gegenüber der in der Volksrepublik China nicht wesentlich. Bei beiden sind alle Pflanzen in den Parks künstlich angelegt. Ungewollte, wilde Pflanzen wie zum Beispiel Unkraut werden sowohl in China als auch in Deutschland entfernt. Pflanzen an Flussufern in Großstädten sind größtenteils naturbelassen und unangetastet. In Bezug auf die Vielfalt der Pflanzen zeigt der Vergleich von China und Deutschland sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten auf. Es existieren Pflanzen und Früchte, die in beiden Ländern gedeihen und angebaut werden. Dies sind zum Beispiel der Apfel und die Weide. Andererseits gibt es auch Arten und Sorten, die es zwar in beiden Staaten gibt, aber nur in einem der Beiden einheimisch sind. Ein Beispiel dafür ist der Granatapfel. Man kann ihn sowohl in Deutschland als auch in China auf Märkten und in Kaufhäusern finden, er wird aber nur in China auf Plantagen angepflanzt. Der deutsche Granatapfel wird aus Ländern mit höheren Temperaturen importiert und stammt ursprünglich nicht aus dem Land selbst. Zum dritten gibt es Früchte, die in nur einem der beiden Staaten angebaut und verkauft werden. Das Drachenauge kann man in China in fast jedem Supermarkt und an fast jedem Obststand kaufen. In Deutschland ist diese Frucht jedoch nur sehr selten anzutreffen.
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Forschungsexpedition China 2013
6.1.5
Gesamtfazit
Insgesamt sind die 36 Pflanzen und 16 Früchte nur ein kleiner Ausschnitt der Flora Chinas. Durch den kurzen Aufenthalt, der zwei Wochen betrug und die Reiseziele, die sich mehr an kulturellen Sehenswürdigkeiten orientierten, war es nicht möglich an Orten zu mit besonderer und außergewöhnlicher Pflanzenwelt zu reisen. Trotzdem gelang es uns, ein Bild der typischen Pflanzen der besuchten Regionen zu erstellen und ein Vergleich zu Deutschland zu ermöglichen. Viele der Pflanzen waren durch Beobachtungen und Fotografien identifizierbar. Ansonsten war es hilfreich den jeweiligen Guide zu befragen, wobei die Florakenntnissen der Guides variierten. Die Methode des Beobachtens hat allen Forschungsteilnehmern mehr Genauigkeit und Organisation in ihre Dokumentationen gebracht, sodass am Ende alle Forschungsteilnehmer mit den Ergebnissen des Pflanzenkatalogs zufrieden gestellt wurden.
6.2 Fauna 6.2.1
o o
Einleitung und Zielsetzung Tierkatalog Zusammenspiel von Mensch und Tier
Im Team Flora wurde das Ziel gesetzt, alle gesichteten Tiere in einem Katalog zusammenzustellen. Hierbei werden in einer Tabelle Name, Gattung, Kurzbeschreibung, die Nutzung, der Fundort und ein selbst aufgenommenes Bild dargestellt. Geordnet wird der Katalog nach den Gattungen. Dabei wird mit den Säugetieren angefangen. Dann folgen Vögel, Reptilien und Amphibien, des Weiteren werden Fische und Insekten in die Tabelle eingeordnet. An vorletzter Stelle stehen wirbellose Tiere, auf welche nicht bekannte Tiere folgen. Sind mehrere Tiere einer Gattung vorhanden, wird das Katalogisieren vom größten zum kleinsten Tier vorgenommen. Weiterhin war es Ziel, das Zusammenspiel von Mensch und Tier zu betrachten. Hierfür wurde die Nutzung, Bedrohung und Verehrung der Tierwelt näher analysiert. Ebenso sollte erforscht werden, welche Tiere insbesondere als Nahrungsmittel verarbeitet werden und inwiefern Tiere eine Gefahr für den Menschen darstellen.
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Forschungsexpedition China 2013
6.2.2
o o
Methodik Beobachtung Befragung
Zur Umsetzung unserer Ziele sollten verschiedene Methoden genutzt werden. Zum einen mussten die Tiere, welche gesichtet wurden, fotografiert und anschließend nach festgelegten Kriterien in eine Tabelle eingetragen werden. Um den zweiten Teil der Zielsetzung erfüllen zu können, wurden Befragungen gegenüber den vier Reiseleitern durchgeführt und Beobachtungen auf der Straße sowie Märkten angestellt. Durch die Beobachtung der Menschen im Umgang mit Tieren sollen später Rückschlüsse gezogen werden.
6.2.3 a) Name
Ergebnisse der Untersuchungen Tierkatalog Bilder
Beschreibung
Nutzung
Fundort
Kamel
vier Hufe und zwei Höcker (Fettreserven)
Nutztier, Touristen- Shaolin Kloster attraktion (natürlicher Lebensraum in Wüste Chinas)
Hund
braunes, halblanges Fell, weiße Pfoten, eingebogener Schwanz
Haustier
Beijing, auf der Straße
Katze
weißes, kurzes Fell mit schwarzen Flecken, weiße Pfoten
Haustier
Luoyang, Markt
Gattung: Säugetiere
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Gattung: Vögel Gans
länglicher Hals, eher magerer Korpus, 60 cm groß, gräulich-weißer Körper, orangefarbener Schnabel und Beine
Touristenattraktion Xi‘an
Papagei
blau-graues Federkleid, schwarzer Kopf, orangefarbene Krallen und Schnabel, Fleck auf der Brust, schwarzweißer Fleck auf dem Kopf
Haustier, Nahrungsmittel oder auch Touristenattraktion
Weiße Taube
weißes Federkleid, kein Wildtier Unterschied zu den Europäischen Tauben
Xi’an (ländlicher als Beijing / Shanghai)
Elster
schwarz-weiße Federn
Wildtier
Beijing, Park beim Himmelstempel
grauer Vogel
grauer Körper mit hellgrau- Wildtier em Halskragen, schwarzer Kopf und Krallen
Beijing, Park beim Himmelstempel, Konfuzius-Tempel
Wellensittich
sehr bunt, von gelb über grün zu blau; verschiedene Musterungen
Peking, Hutong, bei einer chinesischen Familie
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Haustier
Beijing, vor einem Laden
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Spatz / Sperling
hell- bis dunkelbraun; weißer Kragen
Wildtier
Beijing, Park beim Himmelstempel, Tangram-Hotel
ca. 30cm lang, Stachel auf dem Rücken, mit langem Schwanz
vermutlich zum Verzehr, evtl. auch Haustier
Luoyang, Markt
Haustier
Peking, Hutong, bei einer chinesischen Familie
Gattung: Reptilien Stachelschildkröte
Gattung: Amphibien Frosch
gelb- orangefarbene, glatte Haut
Kröte
ca. 15 cm lang, warzenähn- Nahrungsmittel liche Haut, grün/bräunlich gefärbt, Kopf schlank, Körper dick und oval
Markthalle in Shanghai
Gattung: Fische Zierfisch
orange und weiße Schuppen mit verschiedenen Musterungen
Haustier
Peking, Hutong, bei einer chinesischen Familie; TCMInstitut
Weißer Fisch
Weiße Haut, schwarze Augen, flach
Nahrungsmittel
Peking, Restaurant
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Forschungsexpedition China 2013
Goldfisch
Orangefarbene Farbe, 10-15 cm groß
Haustier, Glücks- Longmenund Fruchtbarkeits- Grotten symbol
Lachs
weißer Bauch, schwarzer Nahrungsmittel Rücken und Flossen, orangefarbenes Filet
Markthalle in Shanghai
Götterfisch
ca. 40 cm lang, silbern, Nahrungsmittel schimmernde Schuppen, spitzes Maul
Markthalle in Shanghai
Aal
braun, kleine schwarze Flecken, länglich und dünn, schlangenähnlich
Markthalle in Shanghai
Nahrungsmittel
Gattung: Schalentiere Krebs
Brauner, runder Panzer, Nahrungsmittel acht Beine, zwei Scheren und zwei Mundwerkzeuge
Peking, Restaurant; Luoyang, Markt
Garnele
Durchsichtige Haut mit braunen Streifen
Peking, Restaurant
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Nahrungsmittel
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Gattung: Insekten Schmetterling
weiße Flügel mit gelben und braunen Flecken, Spannweite ca. 6 cm
Rotrücken- Nachtfalter
3-4 cm groß, äußere Wildtier Flügel grau, Rücken rot, schwarze Punkte auf den Flügeln
LongmenGrotten
chinesische Hornisse
roter Kopf, gelb-rotes Wildtier Mittelteil mit dunklem Punkt und schwarzem Hinterteil, sechs gelbe, dünne Beine, 2 rote Fühler und 2 leicht bräunliche Flügel
Shaolin-Kloster
Käfer
2,5-3 cm lang, braune Flügel mit PunkteMustern, gestreifte Gliedmaßen, schmaler Kopf, lange Fühler
Wildtier
Beijing, Straße
Kakerlake
ca. 3 cm lang, dunkelbrauner, platter Körper
Schädling
Shanghai, Straße
Marienkäfer
schwarze Punkte, orangeroter Körper, ähnelt dem deutschen Marienkäfer
Wildtier
Xi’an, Terrakotta-Armee
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Wildtier
Xi‘an, Terrakotta-Armee
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Fliege
ca. 0,8 cm lang, durchscheinende Flügel, schwarzer Körper, rote Augen
Wildtier
Beijing, Bus
Qualle
milchigdurchscheinender Körper, pilzartiger Kopf, dicke Tentakel mit rotbraunen Spitzen
Haustier
Shanghai, Markt
Tintenfisch
Weißer, ovaler Körper, Tentakeln, schwarze Tintenflecken
Nahrungsmittel
Markthalle in Shanghai
Gattung: wirbellose Tiere
Gattung: Unbekanntes Lebewesen / Undefinierbar Wurmhaufen
Ansammlung rosaroter, / wurmartiger Organismen
Peking, Hutong, bei einer chinesischen Familie
Seegurke
zylinderförmig, unebene Nahrungsmittel Oberfläche, grünschwarz
Markthalle in Shanghai
Tabelle 11 Tierkatalog
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Forschungsexpedition China 2013
b)
Zusammenspiel von Mensch und Natur
Wir haben uns in diesem Bereich mit folgenden Unterpunkten beschäftigt:
o Nutzung von Tieren o Kulturelle Bedeutung o Gefahren durch Tiere
o Bedrohung von Tieren o Verarbeitung als Nahrungsmittel
Nutzung von Tieren
Die Chinesen nutzen Tiere neben dem landwirtschaftlichen Bereich auch als Haustiere. Allerdings sieht man nur wenige Leute auf der Straße, die ihren Hund ausführen. In China gibt es laut unserem Guide die Hunde- und Katzensteuer. Auf Haustiermärkten können neben den normalen Haustieren wie Hunden, Katzen, Vögeln und Fischen auch uns unbekannte Tiere wie zum Beispiel Eichhörnchen gekauft werden. Aufgrund der geplanten Reiseroute waren wir kaum in ländlichen Gebieten unterwegs, um die Viehzucht zu erforschen. Meist konnten diese Gebiete nur aus dem Zug beobachten werden. Von Experten wissen wir, dass es auch auf dem Land nur noch sehr selten wilde Tiere zu beobachten gibt bzw. sie überhaupt noch existieren. Die einzigen wilden Tierarten, die entdeckt wurden, waren spezielle Vögel, wie die Elster, der Spatz oder die weiße Taube.
Bedrohung von Tieren
Die Luftqualität in den Städten ist nach Informationen unseres Klima-Teams als schlecht einzuschätzen. Dies erschwert es den Tieren, in solch einem Gebiet zu überleben. In den Städten konnten deshalb wenige bis gar keine Tiere gefunden werden. Eine weitere Bedrohung stellt das ausgeprägte Verkehrsnetz dar, das durch seine stetig wachsende Struktur immer mehr in das Leben der Tiere, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, eingreift. Auch durch das enorme Städtewachstum verschwindet natürlicher Lebensraum.
Kulturelle Bedeutung
Die chinesische Kultur enthält viele Tiersymbole. Diese werden sowohl in Mythen, Religion, Verehrung und Denkweise, aber auch in der Architektur, wiedergefunden. Die folgenden Tiere sind die, die am häufigsten vorkommenden und am stärksten mitbestimmend für die chinesische Kultur sind:
o Drache o Schlange
o Löwe o Schildkröte
Für die Chinesen ist der Drache ein bedeutendes Symbol für Kraft, Macht und Reichtum. Früher war er ein kaiserliches Symbol und durfte deshalb nur von ihm für Verzierungen und Stempel benutzt werden. In der modernen Architektur wird selbst heutzutage darauf geachtet, dass man zum Beispiel eine Öff-
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Forschungsexpedition China 2013
nung für Drachen in dem Gebäude freilässt, denn die Mythologie besagt, wenn ein Drache hindurch fliegt, Reichtum und Glück die Folgen sein werden. Ein sehr gutes Beispiel ist der „Flaschenöffner“, welcher in Shanghai steht. Das nächste wichtige Tier in der chinesischen Kultur ist der Löwe. Er steht oft vor Eingängen, jedoch gibt es von ihm zwei Varianten:
o o
Löwe mit Globus: Er symbolisiert den Kaiser, welcher über die Welt regiert. Löwe mit Tatze über Löwenbaby: Er stellt die Kaiserin dar, welche über das Volk, also den Säugling, herrscht.
Ein weiteres Tier, welches von den Chinesen verehrt wird und in Schnitzereien, aber auch in weiteren kulturellen Bereichen vorkommt, ist die Schlange. Sie symbolisiert die Zeit. Als letztes gibt es noch die Schildkröte. Sie ist häufig in China zu finden, nicht nur auf den Märkten, sondern auch in Tempeln als Statue. Sie steht für Weisheit, ein langes Leben und wird als Geschenk des Himmels gesehen.
Verarbeitung als Nahrungsmittel:
Bezogen auf die Nutzung der Tiere als Lebensmittel ist es eine Besonderheit der chinesischen Esskultur, dass möglichst alle Teile des Tieres verarbeitet werden. Im Folgenden haben wir eine Auflistung der am häufigsten verarbeiteten Fleischsorten in Speisen erstellt:
o Huhn o Frosch o Meeresfrüchte
o Ente o Fisch
Von Fischen wird der Kopf und die Flosse dem Filetstück gegenüber bevorzugt, genauso, wie von Huhn oder Schwein die Füße, aber auch die Innereien als Delikatesse gelten. In China gibt es fast keine Tiere, die nicht gegessen werden. Demnach ist der Markt auch voll mit, für andere Kulturen, ungewohntem Essen. Weiterhin gelten in China Hühnerbeine, Gänseblut oder frittierte Schweinehaut als lecker. Auf den chinesischen Märkten werden die Tiere, je nach Wunsch des Käufers, zubereitet und verarbeitet. Auffallend war aber auch, dass Fleisch und Fisch, wenn überhaupt, nur schlecht gekühlt wurden.
Gefahren
Es besteht für den Menschen keine direkte Gefahr durch Wildtiere. Diese greifen nicht an, sondern sind eher scheu. Folglich bedrohen sie die Einwohner nicht aktiv, dafür tragen sie Krankheitserreger in sich und sind somit passiv gefährlich. Es kann so zu einer möglichen Infizierung der Menschen durch frei lebende, kranke Tiere kommen.
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6.2.4.
Bewertung
Die Tierwelt Chinas ist nicht besonders vielfältig. Damit wirkt die Natur dieses Landes ebenfalls weniger lebendig. Jedes gesichtete frei lebende Tier war eine Seltenheit. Dafür gibt es beispielsweise den Panda in allen möglichen Ausführungen in den Souvenirshops zu kaufen. Die Beziehung zum Tier als häusliche Gesellschaft kann mit der deutschen Einstellung gleichgesetzt werden. Jedoch ist die Erscheinung, ein Haustier zu haben, weniger ausgeprägt. In Deutschland wird das Haustier aufgrund der entspannten Wohnsituation und des höheren Gehalts eher als ein Familienmitglied gesehen. Im Gegenteil dazu ist die Einstellung der Chinesen zum Tier als Nahrungsmittel sehr viel ausgeprägter. Bezüglich der Verarbeitung gilt die komplette Verwertung als angesehen. Letztendlich gibt es aber in beiden Kulturen eine ähnliche Vielfalt an Fleisch- und Fischsorten. Leider sehr schlecht ausgeprägt ist die Einstellung zum Tier als Lebewesen und damit als wichtiger Bestandteil des Ökosystems. Die Chinesen betreiben kaum Artenschutz, und das Tier als solches passt auch nicht in den futurisch und wirtschaftlich orientierten Alltag Chinas. Nur die Drachen werden sogar beim Konstruieren neuer Bauwerke mit eingebunden. Das sagt uns, dass das Tier vordergründlich eine spirituelle Rolle annimmt.
6.2.5.
Gesamtfazit
Während der Forschungsexpedition ist es gelungen, die Zielsetzung vollständig zu erarbeiten. Die insgesamt 32 gefundenen Tiere wurden katalogisiert und sind anhand von Fotografien und Beobachtungen gut identifizierbar. Jedoch sind zu den Punkten Gefahren durch Tiere und Bedrohung von Tieren lückenhafte Ergebnisse entstanden. Das kann daran gelegen haben, dass wir uns hauptsächlich in urbanem Gebiet aufgehalten und es aufgrund der fremden Sprache Verständigungsprobleme bei den Befragungen gab. Des Weiteren ist der Tierkatalog gut mit auch in Europa vorkommenden Tieren gefüllt, jedoch sind die für uns unbekannten Exemplare eher selten vorzufinden, was daran liegen könnte, dass hauptsächlich kultivierte Orte besucht wurden.
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59
Forschungsexpedition China 2013
6.3. Geografie und Klima
6.3.1
Einleitung und Zielsetzung
Die Zielsetzung des Teams Klima war es, zum einen über den Verlauf der Forschungsexpedition regelmäßig unter folgenden Gesichtspunkten Wetterdaten zu erheben:
o o o
o o o
Temperatur Luftdruck Windstärke
Windrichtung Bewölkung Höhe über „normal Null“
Des Weiteren sollte die Qualität der Luft in China untersucht werden. Dabei waren die zwei Kriterien vorgesehen:
o
6.3.2
Schadstoffbelastung
o
Sichtbeeinträchtigung
Methodik
Die Wetterdaten finden wir durch Messungen heraus. Diese werden in ein oder zwei Stundenabständen und mit den unten aufgelisteten Geräten durchgeführt. Teilweise werden von unterschiedlichen Messinstrumenten Werte zum selben Datum aufgenommen. In diesem Falle wurden die jeweiligen Mittelwerte errechnet und aufgeschrieben. Zur Bestimmung der Wolken wurden Fotos vom Himmel gemacht. Luftdruckmesser und Höhenmesser
Windstärkemesser und Thermometer
Abbildung 1 Luftdruck‐ und Höhenmesser
Abbildung 2 Windstärkemesser und Thermometer
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Forschungsexpedition China 2013
Um die Luftqualität zu bestimmen, haben wir zwei Methoden erarbeitet: Erstens, zur Untersuchung der Partikelanzahl in der Luft, einen Kaffeefilter vor das saugende Ende eines Föhns zu befestigen und diesen in der Stadtluft eine Stunde laufen zu lassen. Dann sollte die Verfärbung oder sonstige Veränderung des Filters beschrieben werden. Zur Beeinträchtigung der Sichtweite führen wir in regelmäßigen Abständen eine Befragung von den 10 selben der Forschungsteilnehmer durch. Dabei bewerten diese, wie stark die Sicht auf folgender Skala eingeschränkt ist: 0: perfekte Sicht
6.3.3
10: stark eingeschränkte Sicht
Ergebnisse der Untersuchungen
a) Messdaten Im Folgenden finden sich die Werte zu Temperatur, Luftdruck, Windstärke, Windrichtung und Höhe über NN, welche wir auf der Forschungsexpedition gemessen haben. Beim Fotografieren des Himmels zum Wolkenbild sind keine Bilder entstanden, welche erkennbare Strukturen aufweisen oder differenzierbar sind. Deshalb wurde diese Methode nicht weiter verfolgt. Die aufgenommenen Daten wurden mit Bemerkungen zur Uhrzeit und Ort der Messung ergänzt. Die Datenerhebung begann am 3. Tag unserer Expedition, an welchem wir in China ankamen.
Tag 3: Peking
Uhrzeit
Ort
12 Uhr 14 Uhr 16 Uhr 18 Uhr 20 Uhr 22 Uhr
Hotel Tangram, Peking Himmelstempel, Peking Himmelstempel Peking Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking
Windstärke in m/s 1,4 0,5 0,6 0,0 0,0 1,2
Windrichtung SW SW SW / / NO
Höhe über NN in m 63 74 71 63 63 63
Windin stärke in m/s 0,7
Windrichtung NO
Höhe über NN in m 63
Luft-druck in hPa
Temperatur in °C 22,8 28,0 26,0 25,0 21,2 21,8
1029 1027 1028 1028 1029 1031
Temperatur in °C 19,3
Luftdruck hPa 1035
Tabelle 12 Messdaten Peking I
Tag 4: Peking
Uhrzeit
Ort
8 Uhr
Hotel Tangram, Peking
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Forschungsexpedition China 2013
9 Uhr
Platz des Himmlischen Friedens, Peking Verbotene Stadt, Peking Verbotene Stadt Restaurant Restaurant Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Staatszirkus Staatszirkus Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking
10 Uhr 11 Uhr 12 Uhr 13 Uhr 14 Uhr 15 Uhr 16 Uhr 17 Uhr 18 Uhr 19 Uhr 20 Uhr 21 Uhr 22 Uhr
22,5
1035
0,7
N
45
21,4 22,5 22,1 23,7 23,1 23,4 22,7 21,9 23,0 25,0 22,6 22,2 23,0
1035 1034 1034 1033 1032 1032 1031 1031 1031 1031 1032 1033 1033
/ 0,2 2,3 0,7 0,8 1,8 0,9 / / 0,6 0,8 0,2 /
/ SO N N NO NO NO / / NO NO NO /
49 49 53 53 63 63 63 64 64 63 63 63 63
Temperatur in °C 22 20 21 22,5 21,5 22,3 23 23 22,5 21,4 21,75 22
Luftdruck in hPa 1034 1014,5 1015 1014,8 1014,3 1013,2 1012 1011,9 1012,5 1012,7 1012,65 1012,6
Windstärke in m/s 0,5 1,8 1 0,1 1,3 1,2 0 0 0 0,1 0,2 0,4
Windrichtung O O O O O O O O O O O O
Höhe über NN in m 63 63 63 63 63 63 63 63 63 63 63 63
Tabelle 13 Messdaten Peking II
Tag 5: Peking
Uhrzeit
Ort
8 Uhr 9 Uhr 10 Uhr 11 Uhr 12 Uhr 13 Uhr 14 Uhr 15 Uhr 16 Uhr 17 Uhr 18 Uhr 19 Uhr
Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking Restaurant Restaurant Altstadt Peking TCM TCM Hotel Tangram, Peking Hotel Tangram, Peking
Tabelle 14 Messdaten Peking III
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Forschungsexpedition China 2013
Tag 6: Peking
Uhrzeit
Ort
Tempe- Luft-druck ratur in in hPa °C
WindWindstärke in richtung m/s
8 Uhr
Hotel Peking
21,5
1036,5
3,9
10 Uhr
Chinesische Mauer
20,3
993,5
3
12 Uhr
Chinesische Mauer
20,75
993,65
1
14 Uhr
Restaurant
23
1022,5
1,5
16 Uhr
Hotel Peking
22,75
1028,25
4,5
19 Uhr
Hotel Peking
21,375
1028,825
0,9
Höhe über NN in m
Tabelle 15 Messdaten Peking IV
Tag 7: Peking/Luoyang
Zu Tag 7 konnten keine Daten erhoben werden, da wir den größten Teil des Tages im Zug verbrachten.
Tag 8: Luoyang/Xi’an
Uhrzeit
Ort
10 Uhr 11 Uhr 12 Uhr 13 Uhr
Shaolin Kloster Shaolin Kloster Shaolin Kloster Mittagessen in der Nähe des Shaolin Klosters Hauptbahnhof von
15 Uhr
Temperatur in °C 17 16 17,8 17,8
Luft-druck in hPa 982 978 982 997
Windstärke in m/s 0 0,5 0,6 0
20,4
1028
1,0
Windrichtung
Höhe über NN in m 443 478 448 317 123
Luoyang Tabelle 16 Messdaten Luoyang/Xi'an
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Tag 9: Xi’an
Uhrzeit
Ort
10 Uhr 11 Uhr 12 Uhr 13 Uhr 14 Uhr 15 Uhr 16 Uhr 17 Uhr
Temperatur in °C 22,1 22 21,4 21,1 22,5 23,3 23,8 23,1
Luft-druck in hPa
Windstärke in m/s 0,5 0,4 0,8 0,9 0 0,6 0,8 0,4
Windrichtung
Höhe über NN in m
Luft-druck in hPa
Winrichtung
977,0
Windstärke in m/s 0
Höhe über NN in m 301
966 967 968 969 970 971 995 973
Tabelle 17 Messdaten Xi'an I
Tag 10: Xi’an
Uhrzeit
Ort
9 Uhr
Xi’an
Temperatur in °C 23,6
10 Uhr 11 Uhr 12 Uhr 13 Uhr 14 Uhr 15 Uhr
Xi’an Xi’an Xi’an Xi’an Xi’an Xi’an
18,0 22,4 22,4 25,0 22,8 21,1
976,8 976,0 976,6 975,6 975,8 975,7
0 0 0 0,3 0,6 0
Temperatur in °C 23,96 22,9 23,9 25,4 24,8 25,4 26,1 25,06
Luft-druck in hPa
Windstärke in m/s 0 0,7 0,9 0 0 0 0 2,8
309 314 310 319 317
Tabelle 18 Messdaten Xi'an II
Tag 11: Shanghai
Uhrzeit
Ort
8 Uhr 9 Uhr 10 Uhr 11 Uhr 12 Uhr 13 Uhr 14 Uhr 15 Uhr
Hotel Shanghai Hotel Shanghai Hotel Shanghai Yu Garten Yu Garten Restaurant Restaurant Expo
1033,35 1033,5 1033,45 1033,35 1031,7 1031,5 1031,2 1031,25
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Windrichtung SW W NO
Höhe über NN in m 4 4 4 7 9 14 14 10
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16 Uhr 17 Uhr 18 Uhr 19 Uhr 20 Uhr 21 Uhr
Altstadt Altstadt Restaurant Französisches Viertel Lichterfahrt Hotel Shanghai
24,8 24,7 24,9 25,4 24,6 25,3
1030,7 1031 1031,75 1031,55 1030,5 1032,15
0 0 0 0 0,9 0,8
N O
21 15 9 10 10 4
Temperatur in °C 24,6 25,27 25,1 24,25 24,84 25,5 24 25,1 24,3 23,17
Luft-druck in hPa
Windstärke in m/s 2,0 0,6 1,5 0 3,49 1,6 0,5 1,6 0,3 0,4
Windrichtung NW NW O N NW NW N W O
Höhe über NN in m 4 8 11 20 28 21 23 20 13 4
Tabelle 19 Messdaten Shanghai I
Tag 12: Shanghai
Uhrzeit
Ort
10 Uhr 11 Uhr 12 Uhr 13 Uhr 14 Uhr 15 Uhr 16 Uhr 18 Uhr 19 Uhr 20 Uhr
Hotel Shanghai Markthalle Jade Buddha Tempel Restaurant Fluss Hafen Pudong Copystreet Restaurant Hotel
1032,3 1031,5 1030,8 1027 1028,5 1029,2 1029,6 1029,85 1030,7 1030,65
Tabelle 20 Messdaten Shanghai II
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Forschungsexpedition China 2013
b) Analyse der Messdaten
Temperatur
Aus allen gemessenen Temperaturdaten ergibt sich folgende Grafik, welche die Temperatur in Abhängigkeit zur Uhrzeit darstellt. Darin sind für alle einzelnen Tage und der Durchschnittswert in Graphen gezeichnet. In Peking (P) aufgenommene Werte sind dabei blau gehalten, Luoyang und Xi'an (L/X) sind grün und Shanghai (S) ist rot gefärbt. Die erfassten Temperaturen sind gelb. Der Durchschnitt für die jeweilige Uhrzeit ist rot.
Abbildung 3 Analyse der Messdaten ‐ Temperatur
Bis auf wenige Ausnahmen, wie den 8. Tag, welcher deutlicher kühler war, sind alle Graphen nahe beieinander im Spektrum zwischen 19 und 26°C. Diejenigen, welche sich auf Shanghai beziehen, liegen dabei etwas höher als die in anderen Städten aufgenommenen Werte. Dies könnte auf Shanghais südlichere und damit äquatornähere Lage zurückzuführen sein. Genauso könnten sich die gegenüber Deutschland höheren Werte erklären, da dieses nördlicher gelegen ist als China. Daraus lässt sich schließen, dass zumindest Teile Chinas in einer anderen Klimazone liegen. Auffällig ist auch, dass der Durchschnittswert bis kurz nach Mittag steigt, danach aber nur langsamer wieder sinkt.
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Forschungsexpedition China 2013
Luftdruck und Höhe
Nach demselben Prinzip wie bei den Temperaturdaten lassen sich auch Graphen zum Luftdruck in Abhängigkeit zur Uhrzeit zeichnen. Das Farbschema -Peking ist blau, Luoyang und Xi'an sind grün, Shanghai gelb und der Durchschnitt rot wurden beibehalten.
Abbildung 4 Analyse der Messdaten ‐ Luftdruck und Höhe
Die Streuung der Datenwerte zwischen den Tagen ist beim Luftdruck deutliche größer als bei der Temperatur. Dies liegt möglicherweise an dem Aufenthalt in verschiedenen Höhen sowie das verwenden unterschiedlicher Messgeräte. So liegen alle Werte aus Luoyang oder Xi'an weit unter denjenigen, welchen in andern Städten gemessen wurden. Dies passt zu den Höhenmessungen, welche über den anderen liegen. Dennoch zeigt sich im Durchschnittsgraph die Tendenz, welche auch viele Tagesgraphen zeigen, zum Nachmittag hin abzunehmen und dann am Abend wieder etwas zu steigen. Eine gravierende Verfälschung der Tageskurven durch Höhenunterschiede ist allerdings unwahrscheinlich, da die Messungen der Höhe innerhalb der Tage sehr konstant waren. Abgesehen vom 8. Tag, an welchem wir hoch in die Berge zum Shaolin-Kloster gefahren sind. Wie oben bereits erwähnt, sinkt damit nicht nur der Luftdruck, sondern auch die Temperatur. Zusammenhänge zu den Temperaturdaten sind ansonsten nicht feststellbar.
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Forschungsexpedition China 2013
Windstärke, Windrichtung und Bewölkung
Genauso wie die oben bereits erwähnte Bewölkung entstanden bei der Windrichtungsbestimmung keine verwertbaren Daten. Sie ließen weder untereinander, noch im Zusammenhang mit anderen Graphen Strukturen erkennen. Auch aus den Windstärkedaten haben wir wieder Graphen erstellt, wobei sie in Abhängigkeit zur Uhrzeit gesetzt und nach Städten gefärbt wurden; blau für Shanghai, grün für Luoyang und Xi'an und gelb für Shanghai. Der Durchschnittswert ist weiterhin rot eingefärbt. Auffällig ist, dass es sehr viele einzelne Ausschläge nach oben gibt, vor allem am 6. Tag und in Shanghai. Ansonsten scheint die Windstärke ab 17 Uhr etwas schwächer und konstanter zu sein als tagsüber. Zusammenhänge mit den anderen Wetterdaten lassen sich nicht feststellen.
Abbildung 5 Analyse der Messdaten ‐ Windstärke
Luftqualitätsuntersuchung
Feinstaubpartikel: Zur Bestimmung der Anzahl an Partikeln und Schadstoffen wollten wir das unter Methoden beschriebene Föhnexperiment durchführen. Bei allen Versuchen überhitzte der Föhn jedoch schon nach wenigen Sekunden, sodass keine Ergebnisse zustande kamen. Sichtbeeinträchtigung: Die Befragung der Forschungsteilnehmer zur Sichtbeeinträchtigung fand immer parallel zur Messung der Wetterdaten statt. Sowohl zeitlich als auch örtlich. Dabei kamen folgende Werte heraus:
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Peking
Luoyang und Xi'an
Tag 3
Tag 4
Tag 5
0
1,6
3,7
9 Uhr
2,7
3,2
10 Uhr
3,6
3,9
11 Uhr
3,7
4,5
12 Uhr 2,2
3,7
5,1
13 Uhr
3,8
4,2
14 Uhr 3,5
3,2
4,6
15 Uhr
4
5
16 Uhr 3
4,8
4,9
17 Uhr
6,7
5,7
8 Uhr
18 Uhr 3,5
5.5
19 Uhr
5.3
20 Uhr
5
Tag 6
Tag 7
Tag 8
Tag 9
Shanghai Tag 10 Tag 11 Tag 12
4,2
3,6
3,4
2,1 4,35
2,2
5,4
5,25
4,9
2
1,74
5,5
3,35
5,1
1,85
2,2
6
5,1
2,15
1,8
6
5,6
2
1,08
1,85
2,3
2,3
2,7
5,1
1,85
2,2
5,1
2,3
3
5,3
4,33 7,8
1,25
5
4,75
Tabelle 21 Analyse der Messdaten ‐ Luftqualitätsuntersuchung
Diese Daten wurden als Graphen in ein Koordinatensystem, welches unsere Sichtbeeinträchtigungsskala in Abhängigkeit zur Uhrzeit darstellt, eingezeichnet. Blau sind dabei wieder die Werte aus Peking, grün die Werte aus Luoyang und Xi'an, sowie gelbe Werte für Shanghai. Auch steht weiterhin rot für den Durchschnittswert der jeweiligen Uhrzeit.
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Abbildung 6 Analyse der Messdaten ‐ Sichtbeeinträchtigung
Auffallend ist, dass die Graphen aus Shanghai mit bis zu 2 Punkten Unterschied deutlich unter den anderen liegen. In Peking, Luoyang und Xi'an befinden sich die Werte, bis auf wenige Ausnahmen, zwischen 3 und 6 Skalenpunkten. Dies geht nicht einher mit der gesichteten Automasse, welche in Shanghai eher noch größer ist. So scheinen andere Ursachen, wie zum Beispiel Fabriken und Kraftwerke, Grund für die Entstehung von sichtverschleierndem Smog zu sein. Des Weiteren steigt der Durchschnittsgraph im Laufe des Tages leicht an, von 4 auf 5 Punkte. Dies könnte auf die Ansammlung von Partikeln, welche nur zu Werks- oder Verkehrszeiten entstehen würden, zurückzuführen sein. Zusammenhänge zu den Wetterdaten lassen sich nicht feststellen. 6.3.4
Bewertung
6.3.5
Gesamtfazit
Abschließend kann man sagen, dass die Messungen dank regelmäßigen Durchführungen zu guten Ergebnissen beigetragen haben. Leider konnten wir nicht alle Zielsetzungen erfüllen, da nicht durchgängig Daten erhoben worden sind, wie zum Beispiel beim Thema Bewölkung oder unsere Messgeräte kaputt gegangen sind, so zum Beispiel bei der Feinstaubmessung mithilfe eines Föhns. Durch unsere Grafiken haben wir außerdem herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen Temperatur und Luftdruck gibt. Durch regelmäßige Befragungen der Teilnehmer konnten wir gute Grafiken zum Thema Sicht erstellen. Dadurch konnten wir Unterschiede in den verschiedenen Städten ermitteln.
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6.4 Infrastruktur 6.4.1
Einleitung und Zielsetzung
Im Team Infrastruktur und Verkehr werden wir uns folgenden Themen annehmen:
o
o o o
o o
6.4.2
o
o
o
o
Straßenverkehr: In diesem Themenbereich beschäftigen wir uns mit dem allgemeinen Aufbau des Straßenverkehrs, der sich einerseits aus den Fahrzeugen, aber auch aus der Infrastruktur und den gesetzlichen Vorschriften ergibt. Öffentliche Verkehrsmittel: Es werden sämtliche Alternativen zum persönlichen Fortbewegungsmittel untersucht. Dazu gehören Busse, Taxen und sämtliche Züge. Lebensmittelversorgung: Neben chinesischen Supermärkten werden auch Wochenmärkte als Infrastruktur zur Lebensmittelversorgung untersucht. Stromnetz, Energieversorgung: In diesem Themenbereich werden wir uns einerseits mit der Energieerzeugung, aber auch mit dem Transport über das Stromnetz in den chinesischen Innenstädten beschäftigen. Instandhaltung: Zu diesem Thema möchten wir herausfinden, auf welche Art und Weise die Reinigung der Innenstädte gewährleistet werden kann. Lärmbelastung: Da wir vermuten, dass der Verkehr Hauptursache für die Lärmbelastung in den chinesischen Innenstädten ist, möchten wir Befragungen zur subjektiven Lautstärke anstellen und diese mit der realen Lautstärke vergleichen.
Methodik Zählung: Durch stichprobenartige Zählungen der Automarken und Fahrzeugtypen in den chinesischen Innenstädten möchten wir Rückschlüsse auf die Marktanteile und die bevorzugten Transportmittel ziehen. Beobachtung / Fotodokumentation: Für sämtliche Themengebiete, bis auf die Lärmbelastung, standen die Forschungsmethoden Beobachtung und Fotodokumentation im Mittelpunkt. Befragung: Die subjektive Lärmbelastung, sowie einige Informationen über den Straßenverkehr konnten nur durch Befragung von Mitforschern, bzw. Guides oder Einheimischen erfasst werden. Lautstärkemessung: Um die tatsächliche Lärmbelastung feststellen zu können, maßen wir mit Hilfe der Smartphone Applikation „Smart Tools“ die Lautstärke in Dezibel.
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6.4.3
Ergebnisse der Untersuchungen
a) Straßenverkehr Auf den chinesischen Straßen findet man eine große Vielfalt an Automarken vor. Durch unsere Verkehrszählungen konnten wir feststellen, dass vor allem der deutsche Hersteller VW den Markt dominiert. Diese hohe Vielfalt ist mit der hohen Anzahl an 6 Millionen Fahrzeugen alleine in Peking zu erklären. Jedoch überrascht die Menge an PKW. Der Preis eines KFZ-Kennzeichens kann bis zu umgerechnet 12.000 €, abhängig vom Standort betragen. Der Erwerb eines Kennzeichens gestaltet sich von Provinz zu Provinz unterschiedlich. Während man in Peking einen Festpreis von 90.000 Yuan (ca. 11.250 €) zahlen muss, werden diese in Shanghai für durchschnittlich etwa 12.000 € versteigert. Auf einem Kennzeichen selbst befindet sich zunächst ein chinesisches Schriftzeichen, welches den Zulassungsort angibt. Dahinter gibt ein einzelner Buchstabe die Art und Weise der Zulassung an und eine fünf stellige Zahlen- und Buchstabenkombination ordnet jedes Fahrzeug einem Besitzer zu. Ein solches Kennzeichen muss vor dem Kauf eines Fahrzeuges, das regelmäßig untersucht werden muss, erworben werden. Diese Untersuchung findet, je nach Zustand des Fahrzeugs, mindestens einmal pro Jahr statt. Dabei werden alle sicherheitsrelevanten Funktionen überprüft. Die Kosten übernimmt der Eigentümer des Fahrzeugs. Motorräder, die mit einem Akku oder Gas betrieben werden, benötigen jedoch keine regelmäßige Untersuchung. Ein Kennzeichen kann kostenfrei beantragt werden. Die Kosten für einen Autoführerschein belaufen sich zwischen 500 € bis 750 €. En Führerschein wird für Motorräder nicht benötigt. Diese Tatsache könnte auch die Verkehrsdisziplin auf Chinas Straßen begründen. Neben der grundsätzlichen Nichtachtung von Zebrastreifen, werden auch Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote oft nicht eingehalten. Das Überholen auf der rechten Spur konnten wir in allen besuchten Städten regelmäßig beobachten. Insbesondere Fahrer von Rollern und Mofas fahren ziemlich riskant: Sie missachten häufig rote Ampeln und Vorfahrtstraßen. Außerdem haben wir bei einer fünf minütigen Zählung 69 Einspurige Fahrzeuge zählen können, doch konnten wir nicht einen einzigen Fahrer mit Helm sichten. Auf Langstrecken fiel uns auch das extrem häufige Hupen auf. Bei einer 50 minütigen Zählung hupte unser Busfahrer auf dem Weg zum Shaolin Kloster durchschnittlich 1,2-mal pro Minute, um vor uneinsichtigen Kurven auf sich aufmerksam zu machen oder um einen Überholvorgang anzukündigen. Bei Zugfahrten konnten wir neben dem Innenstadtverkehr auch die Infrastruktur auf dem Land beobachten. Dort zweigen von Hauptverkehrswegen häufig nur Feldwege ab. Die Straßennetze in kleinen außerhalb gelegenen Dörfern wirken häufig alt und stark beschädigt. Die meisten Straßen in den Innenstädten wirken hingegen sehr neu und weisen fast keine Schlaglöcher oder andere Beschädigungen auf, dennoch sind sie extrem überfüllt, weshalb in einigen Städten drasti-
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sche Maßnahmen zur Verkehrsreduktion ergriffen wurden. Zum einen versucht man durch günstige Preise und stetigem Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs eine attraktive Alternative zum Auto zu schaffen. Andererseits werden in einigen Städten, Fahrverbote erteilt. Laut Aussage unseres Guides dürfen in Peking beispielsweise an ausgewählten Tagen keine Autos fahren, deren letzten Ziffer auf dem Kennzeichen an diesem Tag ausgewählt ist. So kann es zum Beispiel sein, dass alle Kraftfahrzeuge, deren letzte Ziffer auf dem Kennzeichen eine eins ist, an einem Montag nicht gefahren werden dürfen. Trotz der Maßnahmen muss auch auf Kurzstrecken in der Rushhour mit extremen Staus gerechnet werden. Es ist keine Seltenheit, dass man für eine Strecke, die man sonst in 15 Minuten zurücklegt in der Rushhour über eine Stunde benötigt. Auch die Autobahnmaut, die ein Yuan pro gefahrenen Kilometer beträgt, kann nicht genügend Leute zur Benutzung von Öffentlichen Verkehrsmitteln motivieren. Bei der Verkehrsführung fallen vor allem die vielen verschiedenen Hinweisschilder auf, die vor allem in Shanghai häufig auch auf Englisch übersetzt sind. Solche Hinweisschilder regeln zum Beispiel den Gebrauch von Busspuren zu bestimmten Uhrzeiten oder Wohngebieten mit Lärmschutzregelung. Des Weiteren fällt auf, dass das Rechtsabbiegen auch bei roter Ampel grundsätzlich erlaubt ist und die Gegenspuren fast immer mit einem Metallzaun abgetrennt sind, sowie die vielen Möglichkeiten zu UTurns, die zum Teil sogar unmittelbar vor Kreiseln oder mitten auf Kreuzungen gestattet sind. Auf Autobahnen gibt es zwei bis fünf Fahrspuren und einen Standstreifen. Die Gegenspuren werden hier mit Leitplanken voneinander getrennt. Ansonsten ist die Verkehrsführung von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich. In Peking ist das Ringsystem besonders auffällig, das mit fünf Ringstraßen um die verbotene Stadt herum den Hauptverkehrsweg für Langstrecken darstellt. Die restlichen Straßen verlaufen stets parallel oder orthogonal zueinander und verteilen den Verkehr in der Innenstadt für Kurzstrecken. In Luoyang, Xi'an und Shanghai wird der Verkehr über Stadtautobahnen und Hauptstraßen geleitet. Besonders auffällig sind in Shanghai die Brücken und Tunnel, die die Stadtteile Pudong und Pushi miteinander verbinden. b) Öffentliche Verkehrsmittel Bei unseren Zählungen stach vor allem der hohe Anteil an Taxen heraus, welche in der Stadt unterwegs sind. Durchschnittlich beträgt der Preis für einen Kilometer 1,80 Yuan, dies ist jedoch nicht immer die schnellste Fortbewegungsmöglichkeit innerhalb der Stadt, da die Straßen oft überfüllt sind. Um noch kostengünstiger zu reisen stehen dem Menschen allein in Peking 1250 Busunternehmen zur Verfügung. Viele Busse fahren mit einem Elektromotor. Diese beziehen Ihre Energie aus Oberleitungen über der Straße. Um dabei nicht Flexibilität zu verlieren, sind die Busse mit Fühler ähnlichen Stangen welche ungefähr 6m lang und um 180° schwenkbar sind mit der Leitung verbunden und zusätzlich mit einem Ottomotor ausgestattet. Der Preis für eine Busfahrt beträgt ungefähr 1 Yuan. Ein Busticket kann nie mit einem U-Bahnticket zusammen genutzt werden obwohl der Preis identisch ist. In ca. 5 Jahren besitzt Shanghai das größte U-Bahnnetz der Welt, jedoch werden zurzeit alle U-Bahnnetze ausgebaut. Die Hauptlinien werden dabei immer den Himmelsrichtungen entlang gebaut. Für eine Überlang Reise stellen die sogenannten CHR (China Railway Highspeed), die schnellste und unkomplizierteste Reisemöglichkeit dar. Um auch wieder eine kostengünstige Alternative anzubieten,
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stellen die Bahnunternehmen Schlafzüge zur Verfügung. Diese sind in 4 verschiedenen Komfort Klassen ausgestattet. In der 1.Klasse sind die 4-Bett-Zimmer mit einer Tür vom restlichen Waggon abgetrennt, während in der 2.Klasse 6-Bett-Zimmer lediglich mit einem Vorhang abgedeckt sind. Beide Zimmer haben ca. 4 Quadratmeter Wohnfläche, wobei Raum und Höhe ungefähr 3m betragen. In der der 3.Klasse können die Reisenden nur auf Sitzplätze zugreifen. Dieser verfällt in der 4.Klasse und man bekommt nur einen Stehplatz, was bei einer 16-Stündigen Fahrt sehr unangenehm sein kann. Insgesamt wirkt der Schlafzug sehr abgelebt. c) Lebensmittelversorgung Für die Verteilung von Nahrungsmitteln stehen der Bevölkerung 3 verschiedene Märkte zur Verfügung. Zum einem hätten wir den in Europa bekannten auch fast identisch aufgebauten Supermarkt. Das Sortiment zeigt die klaren kulinarischen Unterschiede zwischen Deutschland und China auf. Das Angebot an Gewürzen und noch lebenden Fischen sticht sehr stark heraus. Im Gegensatz dazu fanden wir weder eine Fleisch- noch eine Käsetheke. Als zweites gibt es den mit unserem Wochenmarkt vergleichbaren Markt. Auf diesem werden überwiegend Obst und Gemüse, sowie Fleisch und Fisch angeboten. Diese Kleinhändler haben jedoch keine sehr üppige Ausstattung oder Lagerung der angebotenen Ware, weswegen die Qualität oftmals zu wünschen übrig lässt, was hinsichtlich der riesigen Auswahl einen Ausgleich darstellt. Den kleinen mobilen Essensständen stellen hierbei die letzten Händler dar. Die meisten Kleinhändler kochen frische Gerichte verkaufen aber auch andere Dinge wie zum Beispiel Nüsse. d) Stromnetz, Energieversorgung In dem Themenbereich Energieversorgung in China spielen Kohlekraftwerke eine entscheidende Rolle. Diese Energiequelle macht ungefähr 70% des in China produzierten Stroms aus. Neben den Kohlekraftwerken wird der Strom auch immer mehr durch regenerative Stromquellen erzeugt. Hier werden zum Beispiel Windräder und Wasserkraftwerke genutzt. Nachdem der Strom in den verschiedenen Kraftwerken erzeugt wurde, wird er über Überlandleitungen in die Städte transportiert. In der Stadt selbst, sind die Leitungen unübersichtlich und unstrukturiert an der Erdoberfläche gemeinsam mit Telefon- und Internetnetz angebracht. Die Stromkabel hängen oft in Knäulen verknotet über den Straßen. Als wir unseren Guide dazu befragten, meinte dieser nur, dass bei Neubauten nun auf unterirdische Leitungen umgestellt werden würde. Die Leitungen führen jeweils zu den Sicherungskästen des Abnehmers. Diese Kästen sind meistens an der Fassade des jeweiligen Gebäudes angebracht und machen, wie der Rest des Stromsystems, einen unsicheren Eindruck. Sie sind oft beschädigt, aufgebrochen oder nicht abgeschlossen. In so einem Zustand kann der Umgang mit der Sicherung lebensgefährlich sein. e) Instandhaltung Was sofort auffällt, wenn man nach Peking oder Shanghai fährt, ist, dass die Straßen sehr sauber sind. Außerdem sind sehr viele Reinigungsfahrzeuge und Putzkräfte nicht nur in der Innenstadt, sondern auch auf selten gefahrenen Landstraßen zu sehen. Die Putzkräfte sind meist mit provisorisch zusammengesetzten Besen und einem Eimer ausgestattet. Ihre Arbeit ist es, den groben Schmutz vom Bürgersteig zu entfernen. Öfters sieht man Arbeiter die nur träge herum sitzen oder sich nur halbherzig mit
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ihren Aufgaben beschäftigen. Dies ist ein Indiz dafür, dass die vielen Reinigungskräfte nicht dafür da sind das Land in einem Exzellenten Zustand zu halten, sondern auch um die Arbeitslosenquote so niedrig wie möglich zu halten.
6.4.4
Bewertung
Straßenverkehr
Vergleicht man den chinesischen Straßenverkehr mit dem Deutschen, so sind einige Unterschiede zu erkennen. So ist zum Beispiel die Zulassung eines PKWs in Deutschland deutlich günstiger, während ein Führerschein ungefähr das 2-3fache eines chinesischen kostet. Der größte Unterschied ist jedoch die Verkehrsdisziplin: Während sich in Deutschland in der Regel an Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote und rote Ampeln gehalten wird, werden in China solche Ge- und Verbote häufig missachtet. Insbesondere bei Zebrastreifen fällt auf, dass bei diesen fast nie gehalten wird. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es auf chinesischen Autobahnen eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung von 120km/h. Zur Straßenqualität kann man sagen, dass wie in Deutschland die Qualität auf dem Land abnimmt. Dennoch sind die Qualitätsunterschiede zwischen Stadt und Land in China viel extremer. Fahrverbote werden in Deutschland nur als Strafe ausgesprochen und sind nicht wie ein China ein Mittel zur Reduktion der Fahrzeuge auf den Straßen. Zur Straßenführung kann man sagen, dass es in China mehr Möglichkeiten zu U-Turns gibt, aber dafür die Anzahl der Kreisel deutlich geringer ist, als in Deutschland. Außerdem ist es in Deutschland ebenfalls ungewöhnlich, dass es zu Straßenschildern eine Übersetzung gibt.
Öffentliche Verkehrsmittel
Im Vergleich zu Deutschland sind die öffentlichen Verkehrsmittel wesentlich günstiger. Während man in Deutschland für eine Busfahrt zwischen 1,50€ - 2,50€ zahlt, muss man in China umgerechnet nur ungefähr 12,5 Cent bezahlen. Dies liegt insbesondere daran, dass der ÖPNV in China subventioniert wird, damit möglichst viele Leute aus Kostengründen auf ein Auto verzichten und stattdessen den ÖPNV nutzen.
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Die für Langstrecken genutzten CRH sind vom Komfort und der Geschwindigkeit mit dem deutschen ICE vergleichbar. Die Schlafzüge wirken jedoch extrem abgenutzt und wären in Deutschland längst aussortiert worden. Außerdem wären Stehplätze in Schlafzügen absolut undenkbar.
Lebensmittelversorgung
Wie in Deutschland werden Lebensmittel in der Regel in Supermärkten oder auf Wochenmärkten eingekauft.
Stromnetz, Energieversorgung
Das Stromnetz ist für Deutsche äußerst ungewöhnlich. Überirdische Leitungen gibt es in Innenstädten gar nicht und Überlandleitungen sind deutlich besser strukturiert.
Instandhaltung
Wie in Deutschland wird der Müll durch Müllfahrzeuge abgeholt, allerdings läuft die Entsorgung in China staatlich geregelt und nicht privatisiert. Während in Deutschland oft zwischen Bio-, Papiermüll, gelben Sack und Restmüll getrennt wird, trennt man in China lediglich zwischen recyclebarem und nicht recyclebarem Müll. Besonders auffallend ist aber, dass in China der Müll nach Aussage unseres Guides bis zu zwei Mal täglich abgeholt wird und man extrem viele Müllentsorgungsfachkräfte beobachten kann.
Lärmbelastung
Besonders auffällig war, dass die Lärmbelastung immer vormittags und nachmittags am höchsten war. Dies lässt sich mit dem Berufsverkehr begründen. Einen Vergleich zu Deutschland können wir nicht ziehen, da dort keine Lautstärkemessungen vorgenommen wurden.
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6.4.5
Gesamtfazit
Beobachtung
Das Ziel die gesamte Infrastruktur und das gesamte Verkehrsnetz eines Landes zu untersuchen gestaltete sich schwierig, da man viele verschiedene Umgebungen beobachten muss um die ganze Strukturierung fassen zu können. Das Element der Beobachtung war dabei sehr wichtig, dies funktionierte auch sehr gut, da der Verkehr in der Stadt sehr zäh voran geht und man die Fahrbahn und die Beschilderung der Straße exzellent studieren konnte. Auch über der Straße konnte man sehen wie die Strom-, Telefonund Internetleitungen verlaufen. Dadurch, dass wir zu jeder Tageszeit die Straße beobachten konnten sahen wir immer die verschiedenen Putz-und Instandhaltungskräfte der Stadt beim arbeiten. Lebensmittel gab es in jedem Winkel der Staat und konnte, deswegen von uns jederzeit gut beobachtet werden.
Zählung
Die Marktanteile der verschiedenen Automarken in China wurden von uns mit einer Zählung der an uns vorbeifahrenden Fahrzeugmarken beschrieben. Dank den zahlreichen Staus konnten wir diese Methode ohne Probleme zahllose male Durchführen, dadurch wurden unsere Diagramme sehr präzise.
Befragung
Durch die Befragung unserer Reiseführer und von Passanten gelang es uns zum Beispiel die einzelnen Voraussetzungen für die Fahrerlaubnislizenz und die Zulassung eines Fahrzeuges herauszukriegen. Ebenfalls kamen wir nur durch Befragung zu den Daten die, die Energieversorgung der einzelnen Städte betraf. Leider wurden manchmal die Daten falsch dokumentiert, da die wenigsten Chinesen englisch und noch weniger deutsch reden.
Lautstärkemessung
Mithilfe der Smartphoneapp „Smart Tools“ konnten wir ein Diagramm erstellen, welches die Lautstärke in Dezibel zu einer bestimmten Uhrzeit angibt. Dieses konnte nicht immer genau erstellt werden, da wir oftmals den Standort gewechselt haben und an den verschiedenen Tagen eine sehr unterschiedliche Verkehrsdichte verzeichnen konnten.
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6.5 Industrie und Wirtschaft 6.5.1
Einleitung und Zielsetzung
Im Bereich Wirtschaft und Industrie ist es wichtig, dass in den ersten Tagen eine Basis aufgebaut wird, um in den nächsten zwei Wochen Zusammenhänge verstehen, erfassen und weiter aufbauen zu können. Die Zielsetzung dabei ist es, folgende Punkte intensiv zu beleuchten:
o o o
6.5.2
Außenhandel Arbeitsbedingungen Geld
o o o
Plagiate Wirtschaftssektoren Tourismus
Methodik
Um die genannten Aspekte zu erforschen, wurden folgende Methoden angewendet:
o o
Beobachtung Umfrage
o
Expertenbefragung
Um die Umwelt präzise wahrzunehmen, wurden zahlreiche Beobachtungen angestellt. Dies geschah einerseits, um Fragen und Aufgaben zu beantworten beziehungsweise zu erarbeiten und andererseits um erhaltene Informationen zu überprüfen. Einen Experten, mit dem ein Interview zu den jeweiligen Zielstellungen für den Tag durchgeführt werden konnte, stellte meist der zur Verfügung stehende Reiseleiter dar. Für eine statistische Untersuchung wurde eine Umfrage innerhalb des Forscherteams erarbeitet und ausgeführt.
6.5.3
Ergebnisse der Untersuchungen
a) Außenhandel Um den In- und Export in den von uns besuchten Städten zu erforschen, untersuchten wir drei verschiedene Themenbereiche:
o o
Präsenz der Global Player Preisverhältnis einiger Konsumgüter
o
„Made in China“
Aufgrund des Wirtschaftswachstums der Volksrepublik China und der damit einhergehenden Steigerung der Relevanz als Absatzmarkt, reagierte die Mehrheit der Global Player, die weltweit agierenden Unternehmen mit großem Kapitalrahmen, und zeigt eine starke Präsenz am Standort. Dem Laien besonders auffallend sind Ketten wie Starbucks, KFC und McDonalds, die in Shanghai am häufigsten zu
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beobachten sind. Das führt dazu, dass sich Shanghai dem weltweit standardisierten Bild einer Großstadt annähert. Das Essensangebot weicht nur geringfügig von den deutschen Standards ab, auch wenn oft einige chinesische Versionen in die Speisekarte mit aufgenommen wurden. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20%
anderer Produktionsort in China produziert
Neben den Fastfood-Ketten haben auch andere Branchen Fuß gefasst. Es fallen beispielsweise überproportional viele deutsche Automarken im Straßenverkehr auf und der BMW X6 und M6 sowie die Mercedes SKlasse verkaufen sich in China am besten.
10% 0%
Abbildung 7 Außenhandel
In diesem Zusammenhang fällt auch häufig der Begriff „Made In Germany“. Er wird von den Chinesen einerseits in Bezug auf Autos, andererseits jedoch auf diverse Maschinen wie Aufzüge und Rolltreppen verwendet. Neben diesen technisch hoch anspruchsvollen Produkten ist auch Bier ein typisch deutsches Produkt. Zum Thema „Made In China“ wurde eine Umfrage durchgeführt. Dazu untersucht wurden die Teilgebiete Kleidung und elektronische Geräte, wobei herauszufinden war, ob das jeweilige Produkt in China gefertigt wurde. Es stellte sich nach Auswertung der Zählung heraus, dass 36,6% der Kleidungsstücke aus chinesischer Produktion stammen. Unter den untersuchten elektronischen Geräten befanden sich 64,3% in China hergestellte Produkte. Die Umfrage wurde jedoch nur innerhalb des Forschungsteams durchgeführt und ist damit nicht als repräsentativ einzustufen. Um etwas über das Verhältnis der Preise verschiedener Produkte aus China und Deutschland herauszufinden, wurde eine Statistik mit Produkten aus einem Supermarkt in Peking und den Angaben zu aktuellen deutschen Durchschnittspreisen auf der Internetseite discounterpreis-preisvergleich.de erstellt. Ausgewählt wurde eine Produktpalette, die sowohl Lebensmittel als auch Hygieneartikel abdeckt.
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Produkt
durchschnittl. Preis China in €
Preisänderung deutdurchschnittl. Preis scher Preis Deutschland in € chinesischer Preis
1l CocaCola
0,54
0,79
- 32%
1l Wasser
0,24
0,13
+ 85%
1l Sonnenblumenöl
2,14
1,49
+ 43%
1kg Mehl
0,67
0,89
- 33%
1kg Reis
0,91
1,89
- 107%
10 Rollen Toilettenpapier
0,36
2,5
- 594%
1l Shampoo
8,81
2,5
+ 252%
Tabelle 22 Außenhandel
Eine Preissteigerung im Vergleich zum deutschen Preis findet in drei von sieben Fällen statt. Das Verhältnis aus Preissenkung und -erhöhung ist also relativ ausgeglichen. Auffallend ist jedoch der große Unterschied der Preise von Hygieneartikeln. Verhältnismäßig niedrige Lebensmittelkosten sind möglicherweise durch das geringe Lohnniveau zu erklären, wobei dem um 85 % erhöhten Wasserpreis der vergangene trockene Sommer und eine hohe Trinkwasserverschmutzung zu Grunde liegen könnte. Aufgrund der geringen Stichprobe kann jedoch kein repräsentatives Ergebnis erzielt werden. b) Plagiate Zunächst galt es, den Begriff „Plagiat“ zu definieren. „Als Plagiat wird die unrechtmäßige Aneignung von Gedanken, Ideen o.Ä. eines anderen auf künstlerischem oder wissenschaftlichem Gebiet und ihre Veröffentlichung; sowie der Diebstahl geistigen Eigentums bezeichnet.“ -Quelle: http://www.duden.de/rechtschreibung/Plagiat
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Die in China weit verbreiteten Plagiate wurden daraufhin in zwei Kategorien eingeteilt: einerseits Fälschungen wie Uhren, Handtaschen, etc, bei denen Labels berühmter Marken auf günstig hergestellte Fälschungen gedruckt werden, andererseits gibt es nachgeahmte Artikel, die einem teureren Produkt optisch und technisch ähnlich sein sollen. In diese Kategorie wurden zum Beispiel Autos, Technik, usw. eingeordnet. Bei technischen Geräten gibt es zum Beispiel statt dem iPhone von Apple ein myPhone oder statt der Wii von Nintendo eine Zii. Der Verkauf dieser gefälschten Artikel geht so weit, dass ganze Märkte entstanden, die sich ausschließlich auf diese ProAbbildung 8 Plagiate dukte beschränken. Sie werden Copystreets genannt. Dieser Wirtschaftszweig scheint den Chinesen nicht peinlich zu sein, da die Originale der Marken überproportional teuer sind. c) Arbeitsbedingungen Die Arbeitsbedingungen in China sind ein weites Feld. Hier gilt es, gewonnene Informationen nach Belastbarkeit und Quelle aufzuschlüsseln, um so der Wahrheit möglichst nah zu kommen. Einerseits erfuhren wir von Hau, unseren Reiseleiter in Peking, dass eine 40 Std. Woche mit zwei freien Tagen existiert. Auf der anderen Seite beobachteten wir sonntagmittags Bauarbeiter, Ladenbetreiber, Rickschafahrer etc. bei der Arbeit. Aus dem Kontext des Gesprächs mit Hau kommt man jedoch zur Schlussfolgerung, dass er sich auf Beamte und Ähnliche bezog. Dies kann aus seinen Antworten auf Nachfragen abgeleitet werden, denn diese Berufsgruppen würden „doch nun wirklich nicht interessieren“. Über die Qualität der Arbeit und der Arbeitsbedingungen ist festzuhalten, dass es aufgrund der großen Zahl von Arbeitssuchenden stets Menschen gibt, die bereit sind, zu einem Hungerlohn extrem anstrengende Arbeiten zu verrichten. Da die Regierung die gesellschaftliche Gefahr, die von frustrierten Arbeitslosen ausgeht, erkennt, beginnt sie, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu initialisieren. Das Leiten wir aus der Häufigkeit von Jobs wie z.B. Straßenkehrer ab. Eine regelrechte Personalschwemme fiel aber auch in servicegestützten Berufsfeldern, wie zum Beispiel in der Gastronomie, auf. Dort ist das GastKellner-Verhältnis um ein Vielfaches besser als in Deutschland. Dies lässt sich vor allem durch die niedrigen Personalkosten erklären. Interpretation der Daten: Es gibt eine privilegierte Schicht, die die Möglichkeit hat, 40 Stunden in der Woche zu arbeiten. Jedoch scheint der überwältigende Anteil der Arbeitnehmer einer Arbeit 7 Tage der Woche nachzugehen und für westliche Verhältnisse überproportional lange zu arbeiten, um trotz des niedrigen Lohnniveaus ein angemessenes Gehalt zu verdienen
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d) Wirtschaftssektoren Die Wirtschaft eines Landes setzt sich aus 3 Sektoren zusammen:
o o o
Landwirtschaftssektor Industriesektor Dienstleistungssektor
Abbildung 9 Wirtschaftssektoren
Landwirtschaftssektor:
Die Gewinnung von wirtschaftlichen Gütern aus der Nutzung der Natur im Unterschied zur Bearbeitung oder Verarbeitung von Rohstoffen und Zwischenprodukten im industriellen Sektor. Zur Urproduktion (primärer Sektor) zählen neben Land-, Forstwirtschaft, Fischerei auch der Bergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden. -Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 5. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2013. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2013.
Schon in den letzten Tagen konnten wir bei Bahnfahrten oder dem Anflug auf China Felder und Weiden beobachten. Dies ließ auf landwirtschaftliche Nutzung der Regionen schließen. Auch unsere Guides erzählten, dass auf dem Land viele Bauern Leben und Arbeiten. Dabei ist im Norden Chinas auch der Winterweizen- und Maisanbau verbreitet, während in Südchina hauptsächlich das Grundnahrungsmittel der Chinesen, der Reis, angebaut wird. Auch Bergbau scheint in China im Norden, in den Qin-Bergen und vor allem zur Gewinnung der landestypischen Jade betrieben zu werden. Aufgrund der vielen Kohlekraftwerke und Baustellen ist es naheliegend, dass Stein- und Braunkohle ebenfalls abgebaut werden, da der ausschließliche Import dieser Stoffe zu kostenintensiv wäre.
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Industriesektor
Bereich der gewerblichen Wirtschaft für die Gewinnung von Rohstoffen, die Bearbeitung und Verarbeitung von Rohstoffen und Halbfabrikaten, die Herstellung von Endprodukten sowie für Montage- und Reparaturarbeiten. Industriebetriebe sind vor allem durch maschinelle Produktion, weitgehende Arbeitsteilung und Massenfertigung meist in größeren Betriebsstätten gekennzeichnet. In der Wirtschaftsstatistik wird der industrielle Sektor auch als produzierendes Gewerbe bezeichnet. -Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 5. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2013. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2013.
Im Bereich Wirtschaft im sekundären Sektor konnten vor allem die großen internationalen Firmen ausgemacht werden, die Standorte in Xi'an haben, darunter zum Beispiel Siemens. Dass solche Global Player auch tatsächlich in China produzieren, wurde durch die Umfrage und Recherche bereits im Kapitel Außenhandel dargelegt. Ebenfalls sehr auffällig ist die Vielzahl von Baustellen, welche in Luoyang und Xi'an beobachtet werden konnten. Sie waren nicht nur in der Innenstadt anzutreffen, in welcher sie beispielsweise in Xi'an circa ein Drittel der Fläche ausmachten, sondern auch in abgelegen Regionen. Während der Zugfahrten ließen sich auch viele Kohlekraftwerke und ein Wasserkraftwerk ausmachen, ersteres sogar im Stadtinneren von Xi'an.
Dienstleistungssektor
Bereich der Wirtschaft, der keine Sachgüter produziert, sondern Dienstleistungen bereitstellt. Das Angebot des Dienstleistungssektors ist sehr breit und umfasst z.B. Leistungen des Handels und Verkehrs, des Bank- und Versicherungsgewerbes, der freien Berufe (z.B. Ärzte, Steuerberater, Rechtsanwälte oder Architekten) und des öffentlichen Dienstes. In modernen, hoch entwickelten Volkswirtschaften wächst die Bedeutung des Dienstleistungssektors ständig. -Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 5. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2013. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2013.
Der häufigste Kontakt entstand mit dem tertiären Sektor. Dies geschah in erster Linie durch Guides, Busfahrer, Kellner und Köche in Restaurants, Angestellte in Hotels und Museen und weitere Personen, welche direkt im Tourismusgewerbe tätig sind und das Team betreuten. Außerdem konnten viele weitere Personen beobachtet werden, die in diesem Gebiet arbeiten. Darunter Restaurantbesitzer, die sich an den Straßenrand stellen um Werbung zu machen, aufdringliche Straßenhändler und Verkäufer in Souvenirläden. Das naheliegende Unterhaltungsgewerbe wurde ebenfalls beobachtet. In Xi'an konnte ein Themenpark mit dem Namen „New World“ ausgemacht werden, welcher verschiedene Attraktionen anbot und viele Arbeitskräfte beschäftigte. Auffällig war hier die Photographenindustrie, die dort ansässig war und Paare bediente, um Hochzeits- und Verlobungsphotos zu machen.
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In Xi'an fielen dazu noch mehrere Bankfilialen und ein Logistikzentrum auf, das über viele Lastwägen verfügte, um Waren zu transportieren. Schon in Peking war das ausgeprägte Bus-, Bahn- und Taxinetz, das eine Vielzahl von Fahrern benötigt, bemerkenswert. Die Ausprägung einzelner Sektoren hängt demzufolge maßgeblich vom Standpunkt der Untersuchung ab. Während in ländlichen Gebieten hauptsächlich Wirtschaft im primären Sektor betrieben wird, sind in städtischen Orten die beiden anderen Sektoren stark vertreten. e) Geld Die chinesische Währung Yuan mit einem aktuellen Wechselkurs von ca. 8 Yuan zu 1 € leidet unter einer starken Inflation von 10 bis 15%. Die makroökonomischen und volkswirtschaftlichen Zusammenhänge sind im Rahmen unserer Forschungsreise leider nicht zu ermittel. Wenn man sich das Bargeld jedoch anschaut fallen einige Sachen direkt auf. Es gibt sechs unterschiedliche Scheine. Einen hell grünen 1Yuan Schein, einen lilanen 5-Yuan Schein, ebenso einen dunkel grünen 10-Yuan Schein, einen orangenen 20-Yuan Schein, sowie einen blauen 50-Yuan Schein und einen roten 100-Yuan Schein. Das heißt, dass es keinen Schein gibt der einen realen Gegenwert von mehr als etwa 12,5€ hat. Auf der Vorderseite der Scheine ist Mao mit dem Geldwert in Zahl und Buchstaben abgebildet, sowie das Wappen der Volksrepublik Chinas. Auf der Rückseite ist entweder ein chinesisches Gebäude oder eine Landschaft, mit Zahlenwert, abgebildet. Sicherheitsvorkehrungen wie Wasserzeichen und Magnetstreifen sind ebenfalls auf dem Geldschein zu finden. Alle Scheine sind durchgehend nummeriert. Neben den Scheinen gibt es auch fünf verschiedene Münzsorten. Es gibt silberne, glänzende Münzen, das sind die 1Yuan und 1-Jiao Münzen. Es gibt auch eine gold glänzenden Münzen, das ist die 5-Jiao Münze. Auf der Vorderseite ist der Wert in Zahl und Schrift, auf der Rückseite sind verschiedenen Pflanzen abgebildet. Als letzte Gruppe gibt es die blechernen, schimmernden Münzen, auf welche 1-Fen und 5-Fen gedruckt werden. Die Vorderseite zeigt wieder Wert und Zahl der Geldmünze und die Rückseite zeigt das Wappen der Volksrepublik Chinas. Auf allen Münzen und Scheinen ist der Schriftzug „Zhongguo renmin Yinhang“ geschrieben, was so viel wie „Nationalbank China“ bedeutet. Der Schriftzug ist auch in chinesischer Schrift vorhanden. 10 Fen entsprechen 1 Jiao, 10 Jiao entsprechen einem Yuan.
Abbildung 10 Geld I
Abbildung 11 Geld II
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Abbildung 12 Geld III
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f)
Tourismus
In den letzten Tagen konnte sich das Forscherteam ein umfassendes Bild vom Tourismus in China machen. Auffällig war, dass die Chinesen ihre Kultur verkaufen. Es stört keinen Mönch, wenn ein Tourist in den Tempel kommt und Fotos macht, solange er den Eintrittspreis bezahlt hatte. So ähnlich war es bei anderen bekannten Touristenzielen, die besichtigt wurden. Eine weitere wichtige Beobachtung ist das gezielte Ansprechen von Touristen auf der Straße, worauf durch andauerndes Einreden auf die Person versucht wurde, diese zum Kauf zu überreden. Außerdem existieren am Ende von allen besichtigten Sehenswürdigkeiten diverse Shops, sodass jeder Besucher den Shop durchqueren muss, um zum Ausgang zu gelangen. Es wurde von allen Reiseleitern ca. eine halbe Stunde zusätzlich zum Besuch dieser Läden eingerechnet, in der der Standort nicht verlassen werden konnte. Durch diese Maßnahmen wird der Tourist stark zum Kauf von Produkten angeregt, was ebenfalls zum Verhalten der Straßenverkäufer passt.
6.5.4
Bewertung
Um die gewonnen Erkenntnisse besser einordnen zu können, wird im Folgenden ein Vergleich zwischen China und Deutschland durchgeführt. Dabei werden die in der Zielsetzung formulierten Teilaspekte berücksichtigt. Die Vergleichswerte bilden zuvor in Deutschland gesammelte Alltagserfahrungen. In China überwiegt der Export von günstigen, einfachen Waren. In Deutschland hingegen werden Produkte, deren Hauptkostenfaktor die Personalvergütung ist, importiert und wissensintensive, komplexe Produkte exportiert. Plagiate stellen in der chinesischen Wirtschaft einen relevanten Teilbereich dar, der öffentlich und politisch geduldet wird. Die vergleichsweise schlechte Qualität der Produkte wird durch die Verwendung von Markennamen, die Hochwertigkeit oder einen bestimmten Lifestyle symbolisieren, kompensiert. Im Gegensatz dazu gibt es in Deutschland eine sehr niedrige Toleranz gegenüber Plagiaten, gerade im Bereich des geistigen Eigentums. Hier zeigen sich massive Unterschiede zwischen Deutschland und China Die Arbeitsbedingungen in China zeichnen sich durch ein geringes Lohnniveau, schlechte Arbeitsbedingungen und lange Arbeitszeiten aus. Dies stellt das Gegenteil zu den Arbeitsverhältnissen in Deutschland dar. Die Verteilung der Wirtschaftssektoren erfolgt in China und in Deutschland gleichermaßen nach dem Bedarf und den Voraussetzungen der jeweiligen Region. Demzufolge kann auf der Basis unserer Nachforschungen keine allgemeine Aussage über den Anteil unterschiedlicher Wirtschaftssektoren in der Industrie der beiden Nationen getroffen werden. Im Tourismus wird eine offensiv-aufdringliche Verhaltensweise angewandt, um viele Devisen ins Land zu holen und Produkte zu verkaufen. Dies ist meist sogar staatlich gesteuert. Parallel dazu existiert jedoch auch noch ein vermutlich illegaler Handel mit Souvenirs, die auf der Straße verkauft werden, wie zum Beispiel Panda Mützen oder qualitativ minderwertige Elektronik. Dieser wird jedoch von der Regierung weitestgehend toleriert. Weiterhin fällt die starke Vermarktung der chinesischen Kultur auf, Ein Beispiel dafür ist der Verkauf von Souvenirs und eine Fotografie Erlaubnis an ursprünglich heiligen Orten wie Tempeln und Klöstern. In Deutschland hingegen wird dies oft nicht toleriert, sodass beispiels-
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weise in Kirchen eine bedächtige Stimmung herrscht. Außerdem ist der Souvenirhandel nicht staatlich organisiert und das Verhalten der Verkäufer in deutschen Touristenattraktionen ist weniger aufdringlich. Die Inflationsrate in China ist mit ca. 10% wesentlich höher als in Deutschland, was einen anderen Umgang mit Geld zur Folge hat. Aufgrund des geringer werdenden Wertes sind die Einwohner eher geneigt, Waren zu erwerben. Dies fällt vor allem bei deren Kaufverhalten in anderen Ländern auf: Wegen der hohen Preise von Markenprodukten kaufen Chinesen diese häufiger ein. Zusammenfassend können einige signifikante Unterschiede, zum Beispiel im Bereich Tourismus, aber auch Gemeinsamkeiten, wie beispielsweise in Hinblick auf die Wirtschaftssektoren, festgestellt werden.
6.5.5
Gesamtfazit
Das Ziel des Forscherteams bestand darin, sich die Wirtschaft Chinas möglichst umfassend selbstständig zu erschließen. Um dieses zu erreichen, wurden die zu bearbeitenden Punkte Außenhandel, Plagiate, Arbeitsbedingungen, Wirtschaftssektoren, Tourismus und Geld vorher ausgewählt. Weiterhin wurden die Methoden, die angewendet werden sollen, festgelegt: die Beobachtung, Expertenbefragung und Umfrage. Durch das aufmerksame Beobachten der Umwelt konnten bereits viele Schlüsse gezogen werden, die daraufhin in der Expertenbefragung hinterfragt und validiert wurden. Die Reiseleiter waren immer sehr bemüht, eine Antwort zu liefern. Daraus ergab sich jedoch das Problem, dass sie häufig eher eine falsche als keine Antwort lieferten, sobald sie sich nicht komplett sicher waren. Die Auswahl der korrekten Information erschwerte sich dadurch für das Forscherteam, sodass manche Aussagen überprüft werden mussten. An dieser Stelle wären weitere Befragungen sinnvoll gewesen. Dies war jedoch oft unmöglich, da massive Verständigungsprobleme beispielsweise Umfragen auf der Straße verhinderten. Die noch offenen Fragen wurden daraufhin notiert und dem nächsten Tourguide gestellt. Die dritte Methode, die Umfrage, wurde zwei Mal angewendet um einen ersten Eindruck von der Situation zu bekommen. Dadurch wurde ein Einstieg in das Thema geschaffen, auf den weitere Untersuchungen folgten. Innerhalb der Forschungszeit konnten einige neue Erkenntnisse gewonnen und das Thema ausführlich beschrieben werden, sodass alle Teilaspekte ausreichend beachtet und bearbeitet wurden. Die vorgeschlagenen Methoden haben sich dabei als passend erwiesen. Nach den letzten zwei Wochen Forscherarbeit wäre es nun interessant, sich auf Sekundärliteratur zu beziehen, um beleuchtete Sachverhalte weiter zu recherchieren.
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6.6
6.6.1
Mensch, Kultur und Sprache
Einleitung und Zielsetzung
Die ursprünglichen Ziele des Bereichs Menschen, Kultur und Sprache waren, diese zu erforschen, Daten und Informationen zu sammeln und auszuwerten, um etwas über das Leben und Denken der Chinesen zu erfahren und es, auch im Vergleich zu Deutschland, zu betrachten und zu verstehen. Dabei wollte man besonders auf folgende Punkte eingehen:
o o o o
Umgang mit Touristen Schriftsystem Schönheitsideale Überwachungsdichte
o o o o
Bildungssystem Religionen Vorurteile Generationsübergreifende Veränderungen in Kultur und Ansicht
Die Teams arbeiteten unter diesen Gesichtspunkten, konnten allerdings aufgrund von Kommunikations- und Kontaktproblemen zu den Einheimischen den Punkt Tradition und Kultur und ihre Veränderung nicht bearbeiten, genauso wie die generationsübergreifende Veränderung in Kultur und Ansichten. Ähnlich schwierig gestalteten sich auch die Untersuchungen zur Überwachungsdichte, da dies ein heikles Thema in China ist, häufig auch unbemerkt bleibt und außerdem schwer zu dokumentieren. Zudem nahmen wir das Thema Politik in unsere Zielsetzung auf, da wir auf diesem Gebiet während unserer Reise große Unterschiede zwischen China und Deutschland entdeckten.
6.6.2
Methodik
Im Bereich Menschen, Kultur und Sprache gibt es nur wenige Möglichkeiten der Datenerhebung. Die Methoden der meisten empirischen Sozialwissenschaften sind auf Themengebiete wie dieses übertragbar, beispielsweise kann man die Methode der Beobachtung verwenden, Verhaltensweisen auf diese Art und Weise analysieren und erfassen und letzten Endes mittels einer Befragung verschiedener Personengruppen an den einzelnen Tagen statistisch verwertbare Daten erhalten. Dieses Bestreben sollte über die gesamte Dauer der Expedition fortgeführt und aufgenommen werden, dennoch gab es aufgrund großer Sprachbarrieren und Verständnisproblemen nur wenige Möglichkeiten Einheimische zu befragen, was auch durch einen freiwilligen Übersetzer nicht verändert werden konnte, da dieser keine zuverlässige Übersetzung lieferte. Die schon vorhandenen Ergebnisse sollen mit mehr Details ergänzt werden, um diesen Daten mehr empirischen Gehalt zu verleihen und sie durch mehrere Quellen bestätigen zu lassen. In besonderen Fällen, beispielsweise bei fehlendem Basiswissen zum politischen System, den aktuellen Tagesthemen oder der politischen Geschichte Chinas wird in Ausnahmefällen auch der jeweilige Guide als Sekundärquelle hinzugezogen.
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6.6.3 a)
Ergebnisse der Untersuchungen Vorurteile
So gut wie jede Kultur dieser Welt hat Vorurteile über andere Kulturen. In Mitteleuropa setzen sich vor allem Stereotypen zum Essen und Aussehen der Chinesen hartnäckig in den Köpfen der Menschen fest. Dies sorgt dafür, dass eventuelle Ereignisse auf eine andere Art und Weise bewertet werden, als man es normalerweise tun würde. Diese Vorurteile wurden erfasst und ausgewertet. Zusätzlich wurden sie zusammen mit Einheimischen auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft.
Deutsche über Chinesen Am Frankfurter Flughafen haben wir begonnen, die Leute zum Thema Vorurteile über Chinesen zu befragen. Dazu baten wir Sie, das Wort, welches sie zuerst mit China assoziieren, zu nennen. Hierbei lautete die häufigste Antwort „Reis“. Zudem baten wir Mitglieder des Forschungsteams um ihre Meinung. Im Folgenden haben wir eine Tabelle über die genannten Vorurteile angelegt und nach unseren Erkenntnissen über die chinesische Bevölkerung bewertet. Vorurteile
Korrektheit Ja
Viel Tradition
x
Nationalstolz
x
Wenig traditionelles Wissen
x
Große Mengen an Plagiaten
x
Nein
Essen Hunde und Katze
x
Immer freundlich
x
Gelbhäutig
x
Verbeugung zur Begrüßung
x
Tragen Mundschutz
Nicht eindeutig
x
Schwere Sprache
x
Strenge Erziehung
x
Essen nur Reis
x
Essen Insekten
x
Vertragen kaum Alkohol
x
Tabelle 23 Vorurteile ‐ Deutsche über Chinesen
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Chinesen über Deutsche
Im Gegensatz dazu befragten wir auch Chinesen auf der Straße und unsere Guides über ihre Meinung zu den Deutschen. In der folgenden Tabelle haben wir unsere Ergebnisse aufgelistet und nach unseren deutschbürgerlichen Kenntnissen eingeordnet. Vorurteile
Korrektheit Ja
Kleines Land
x
Gute Autos
x
Nein
Nicht eindeutig
Gute Ingenieure
x
Pünktlichkeit
x
Präzision
x
Oktoberfest: Viel Bier
x
Gutes Aussehen
x
Kein Humor Lange Nase
x x
Ängstlich Kritisieren
x x
Streng
x
Ehrlichkeit
x
Sind größer
x
Bodenständig
x
wohlerzogen
x
Tabelle 24 Vorurteile ‐ Chinesen über Deutsche
g) Politik Auf unserer Reise stellten wir große Unterschiede zwischen dem deutschen und chinesischem Staat, ihrem Recht und Gesetz, fest. Deshalb beschlossen wir, diesen interessanten Aspekt in unsere Forschungsgebiete aufzunehmen.
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Forschungsexpedition China 2013
Staatsform
Da die Politik jedes Landes auf der entsprechenden Staatsform abhängt, beschäftigten wir uns intensiv mit diesem Thema. Während Deutschland eine parlamentarische Demokratie als Staatsform besitzt, ist die Rechtslage in der Volksrepublik China komplizierter. Um diese genauer zu untersuchen, haben wir in einer Übersetzung ihrer Verfassung betrachtet: „Die Volksrepublik China ist ein sozialistischer Staat unter der demokratischen Diktatur des Volkes, der von der Arbeiterklasse geführt wird und auf dem Bündnis der Arbeiter und Bauern beruht. […] Alle Macht in der Volksrepublik China gehört dem Volk.“ -Verfassung der VR China, Artikel 1 und 3 (Übersetzung der Verfassung der VR China: http://www.verfassungen.net/ , Stand 17.10.13 21:35 Uhr)
Daraus konnten wir schließen, dass in China ein System gibt, das aus vielen Elementen verschiedener Staatsformen besteht, jedoch seinen Grundgedanken auf den Kommunismus legt. Diese Grundelemente sind Demokratie, also die Herrschaft des Volkes, was auch noch einmal expliziert erwähnt wird, um darzustellen, dass alle Volksgruppen in China Mitspracherecht und Macht haben. Der erwähnte Sozialismus lässt allerdings eher auf eine stark gestellte Regierung schließen, was von der Erwähnung der Diktatur noch gestärkt wird. Mischt man das ganze, erhält man denn Kommunismus als Staatsform, bei dem der Staat die Vormachtstellung genießt, das Volk allerdings eine wichtige Rolle als Gemeinschaft spielt.
Presse- und Meinungsfreiheit
Ein weiterer Punkt, der uns immer wieder auffiel, da es hier starke Unterschiede zwischen China und Deutschland gibt, war die Presse- und Meinungsfreiheit. Deutschland: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten [...]. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ -Grundgesetz der BRD, Artikel 5, Absatz 1 ( http://www.bundestag.de/bundestag/ , Stand 17.10.13 21:35 Uhr)
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China „Die Freiheit […] der Bürger der Volksrepublik China sind gesetzlich geschützt. Keiner Organisation oder Einzelperson ist gestattet, die Freiheit […] zu verletzen, abgesehen von solchen Fällen, in denen aufgrund der Bedürfnisse der staatlichen Sicherheit [...] die Organe der Staatsanwaltschaft [...] eine Zensur […] vornehmen dürfen.“ -Verfassung der VR China, Artikel 40 (Übersetzung der Verfassung der VR China: http://www.verfassungen.net/ , Stand 17.10.13 21:35 Uhr)
Hieraus zogen wir den Schluss, dass in Deutschland jeder Mensch seine freie Meinung äußern darf, sofern sie nicht gegen andere Grundgesetze verstößt oder anderen Menschen nicht schadet. In China hingegen darf der Staat alles, was er für „falsch“ hält und sich zu seinem Nachteil auswirken könnte, verändern. Es wird eine sogenannte Zensur vorgenommen. Dies betrifft alle Medien und wirkt sich durch eine Verbannung alles Staatskritischem aus. Auch die Meinungsfreiheit wird vom Staat eingeschränkt: Das Aussprechen von Kritik gegenüber der Politik der kommunistischen Partei, das Befürworten einer anderen politischen Orientierung, das Demonstrieren und das Aussprechen mancher Tatsachen, wie z.B. die Niederschlagung des Aufstandes auf dem Platz des himmlischen Friedens, ist verboten. Diese strengen Auflagen werden durch ein gut ausgebautes Überwachungssystem, bestehend aus vielen Kameras und vermutlich auch Tonbandgeräten, und einer hohen Polizei- und Militärpräsenz überwacht.
Männer und Frauen
Ein weiteres Thema, das politisch nach wie vor aktuell ist, sind Männer und Frauen, bzw. die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Deutschland: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern [...].“ -Grundgesetz der BRD, Artikel 3, Absatz 2 ( http://www.bundestag.de/bundestag/ , Stand 17.10.13 21:35 Uhr)
China: „Die Frauen in der Volksrepublik China genießen in allen Bereichen [...] die gleichen Rechte wie die Männer. Der Staat schützt die Rechte und Interessen der Frauen […].“ -Verfassung der VR China, Artikel 48 (Übersetzung der Verfassung der VR China: http://www.verfassungen.net/ , Stand 17.10.13 21:35 Uhr)
Vor dem Gesetz beider Länder sind Männer und Frauen gleich und haben die gleichen Rechte. Doch da dies nicht zwangsläufig auch die praktische Gleichberechtigung bedeutet, haben wir eine vergleichende Tabelle erstellt:
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Deutschland
China
Zwangsheirat verboten, nur noch sehr selten
Auf dem Land Zwangsheirat noch üblich
Frauen teils „nur“ Hausfrauen
Alleinige Arbeit als Hausfrau nicht üblich
Frauen ohne Kinder gesellschaftlich geachtet
Frauen ohne Kinder gesellschaftlich geachtet
Frauen erhalten weniger Lohn
Staat kontrolliert gleichen Lohn
Tabelle 25 Staatsform ‐ Männer und Frauen
Die praktische Gleichberechtigung hängt immer von den Vorstellungen und Grundgedanken der betroffenen Personen ab. So ist es in Deutschland oft der Fall, dass die Frau zu Hause als Hausfrau arbeitet und der Mann das Geld verdient. Oft ist der Mann auch etwas autoritärer und bestimmt über seine Frau. Dieser Grundgedanke von einer Frau, die den Haushalt macht und die Kinder erzieht und einem Mann, der die Familie ernährt, China nicht so stark aufgrund der Notwendigkeit der Frau als Geldverdienerin. Man kann also schließen, dass beide Länder sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Gleichberechtigung nicht sehr weit auseinander liegen, allerdings ist die Emanzipation in China, vor allem im Bereich Arbeitsmarkt, weiter vorangeschritten. Möglicherweise ist dies eine Folge des kommunistischen Systems.
Familienpolitik
Der chinesische Staat regelt die Familienplanung durch strenge Gesetzte. Generell gilt für die normalen Chinesen, die sogenannten Han-Chinesen, dass sie maximal ein Kind bekommen dürfen, um so das massive Bevölkerungswachstum und die damit entstehenden Probleme einzudämmen. Allerdings gelten für die Minderheiten in China andere Regeln: Sie dürfen mehrere Nachkommen haben, sofern ihre Volksgruppe weniger als 10 Prozent der Gesellschaft ausmachen. Dazu kommt, dass Familien auf dem Land, deren erstes Kind ein Mädchen oder geistig bzw. körperlich behindert ist, ein weiteres Kind bekommen dürfen. Dies liegt daran, dass in der chinesischen Kultur verankert, und auf dem Land immer noch aktuell ist, dass nur gesunde, männliche Nachkommen für das eigene Überleben im Alter sorgen können. Aufgrund der Ein-Kind-Politik kam es deshalb zu Abtreibungen und Tötungen nach der Geburt, sollte das Kind ein Mädchen oder behindert sein. Um ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen und Mord an Kindern zu verhindern, wurde diese Sonderregelung eingeführt. Außerdem gibt es eine neue Regelung die besagt, dass, sollten beide Elternteile Einzelkinder sein, sie die Möglichkeit haben, zwei Kinder zu bekommen. Es gibt bei Verstößen gegen diese Gesetze verschiedene Strafen, die abhängig von Lebensort und Beziehungen zu Regierungsbeamten sind. In jedem Fall verliert mindestens einer der Partner seinen Job, außerdem kommt es zur Verachtung innerhalb der Gesellschaft. Betroffene Familien bekommen zusätzlich kein Kindergeld, so dass die finanzielle Last stark ansteigt.
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Probleme, die durch diese Gesetzte entstehen, beeinflussen die chinesische Gesellschaft maßgeblich. Da die Erhaltung der Familie und die Weiterführung derselben für viele Chinesen ein traditioneller Wert ist, werden männliche Nachkommen von vielen Familien sehnlich herbeigewünscht. Teilweise wird zur Realisierung dieses Ideals zu „medizinischen“ Kuren, Zaubern, Talismanen, Amuletten und Traditionen gegriffen. Familien mit einem ungewollten, illegalen zweiten Kind verstecken dieses, sofern sie es nicht töten. Auch die Einzelkinder selbst, das heißt ihr Verhalten, sind oft Probleme, da sie die gesammelte Aufmerksamkeit von Eltern, Großeltern etc. bekommen und so oft nicht an Verboten oder Einschränkungen gewöhnt sind. h) Religion Der Kommunismus wird in der Geschichte meist nicht als das religiöseste und religionsoffenste System beschrieben. Auch in China wurden während der Kulturrevolution von 1966 unter Mao, dem Begründer des Chinesischen Systems zahlreiche Klöster und Kirchen im Rahmen einer Kampagne zerstört. Dies sollte die alte Kultur zu einer sozialistischen Kultur formen und die störenden Elemente alter Traditionen zu Gunsten eines neuen Systems aussetzen, was letzen Endes im heutigen System gipfelte. Mittlerweile wurden jedoch viele der Kirchenschätze aus Staatsmitteln restauriert und die Bedeutung einer Religion als Instrument zur Steuerung des Volkes erkannt. Gerade nach der Kulturrevolution, den damit verbundenen Radikalisierung und Relativierungsschritten sind sich die Chinesen im Bezug auf Religionen unsicher. Nach der gnadenlosen Verbannung sämtlicher Religionskultur Abbildung 13 Religion bleiben trotz anschließender Legalisierung verschiedenster Religionen die meisten Chinesen Atheisten. Der Buddhismus ist mittlerweile die populärste und am weitesten verbreitete Religion der Volksrepublik, welche auch vom Regime der Republik gebilligt und gefördert wird. Der Buddhismus stammt ursprünglich aus Indien und ist über verschiedene Gelehrte und Reisende nach China verbreitet worden. Das Idealbild der Religion ist es, auf die Stufe eines Buddhas aufzusteigen, in dem man sämtliche Sinne reinigt, tierische Triebe ablegt und ein enthaltsames Leben in Keuschheit und Bescheidenheit verbringt. Die buddhistischen Tempelanlagen werden häufig zu touristischen Zwecken beworben, nah an den meisten Attraktionen, dem Stadtzentrum und touristischen Zentren gelegen repräsentieren sie die Religionskultur Chinas nach außen. Zu den Tempeln gehören meist weitläufige Parkanlagen, Areale mit Verwaltungsgebäuden, touristische Restaurant oder Souvenirshops. Alle besichtigten Anlagen waren perfekt in Stand gehalten und gepflegt, die Einrichtung eventueller Häuser war traditionell und funktional gehalten, wirkte jedoch weder verwittert noch unsauber. Es kann davon ausgegangen werden, dass einige Klöster und Tempel Staatsmittel empfangen haben und sich nun den Bestimmungen des Staats unterwerfen müssen, was die Öffnungszeiten, Angebote und Souvenirs anbelangt. Die Klöster sind anscheinend verpflichten, einen staatlich getragenen Souvenirshops einzurichten. Die Einnahmen dieser Läden fließen zu einem Großteil an die Regierung, der Eigentümer des Ladens erhält nur 30% des Gesamterlöses. Die ehemals in Abgeschiedenheit und Ruhe lebenden Shaolin Mönche haben ihre frühere, traditionelle Lebensweise gegen ein Leben für möglichst hohe Besucherzahlen getauscht. Sie sind heute eine große Firma,
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welche neben dem Kloster und der Schule auch noch ein Hotel und mehrere Fabriken besitzt, welche Kleidung, Räucherstäbchen, Bonbons und Ähnliches herstellen. So tritt das Ideal des armen, einsamen und dennoch mit Buddha verbundenen Mönchs in den Hintergrund eines kapitalistischen Idealbilds. Ein großer Bestandteil des Buddhismus ist die Symbolik dieser Religion. Viele Chinesen sind extrem abergläubisch. Dieser Glaube geht so weit, dass zum Beispiel chinesische Schüler vor ihrer Abschlussprüfung zu Konfuzius beten. Dieses Gebet gibt ihnen die Sicherheit und den festen Glauben, anstehende Prüfungen zu bestehen. Ein weiterer Buddhistischer Brauch ist die Verehrung von Shakyamuni, dem Begründer des Buddhismus. Um an verstorbenen Menschen zu erinnern wurden in zahlreichen Gebieten Asiens Grotten errichtet. Eine der berühmtesten sind die Longmen-Grotten bei Luoyang. Zusätzlich zu den verschiedenen Statuen Shakyamunis werden auch einige seiner Schüler, Wächterstauen und Symbole dargestellt. Die Zahl der Figuren ist immer ungerade, da dies dem Erbauer Glück bringen soll. Die großen Grotten wurden dabei von Kaisern in Auftrag gegeben, kleinere Nischen auch von Familien oder Generälen. Gemeinsam haben sie jedoch, dass der Bau nur bei der moralischen Lebensführung, also der mit und nicht gegen die Natur, möglich war. Neben dem Shakyamuni-Motiv sind in und neben den Grotten auch einige Symbole zu erkennen, darunter die Lotusblüte, ein Symbol für die Reinigung des Geistes, der Drache bzw. die Schlange, das Symbol für Zeit, und die Schildkröte, die Raum und Zeit symbolisieren soll. Außer dem Buddhismus wird vor allem bei den Han-Chinesen der Taoismus ausgelebt. Zwar verteilt sich der Hauptteil der Bevölkerung auf diese zwei Religionen, aber es werden auch der Islam, der Hinduismus und nicht zuletzt auch die christliche Kirche von der kommunistischen Partei gebilligt. Die Gotteshäuser dieser Randgruppen befanden sich in Peking, Luoyang, und Xi’an unauffällig und schlecht zugänglich abseits der klassischen Touristenattraktionen, einzig die Muslimische Moschee in Xi’an ist gut touristisch erschlossen. Wenn man sie jedoch mit einer typischen Moschee vergleicht, gibt es deutliche Unterschiede im Baustil. Die Minarette, von welchen der Muezzin zum Gebet ruft, befinden sich im Moment in der Bauphase, die Kuppeln und runden Formen der traditionell muslimischen Moschee mussten einer traditionellen chinesischen Architektur weichen. Die normalerweise etwas zurückgezogene Religion wird beinahe öffentlich praktiziert, einzig die Gebetshalle ist aus religiösen Gründen nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Alle übrigen Teile der Anlage sind ohne Einschränkung touristisches Gebiet.
i)
Essen
Unsere Esskultur unterscheidet sich stark von den traditionellen chinesischen Sitten: Mitten auf dem Tisch befindet sich eine drehbare Glasplatte, auf der alle Speisen, die zeitversetzt serviert werden, Platz finden. Folglich gibt es keine individuellen Menüs, sondern jeder am Tisch darf von jeder Speise kosten und sich somit seine eigene Kombination kreieren. Dabei darf sich die älteste Person am Tisch von jeder Speise zuerst nehmen.
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Es gilt als unhöflich, alle Speisen restlos zu verzehren, da dies dem Gastgeber signalisiert, zu wenige Speisen serviert zu haben. Was uns Europäern sehr verschwenderisch vorkommen mag, ist in China eine alte Tradition und die dadurch anfallenden Essenreste werden von Restaurants weggeworfen. Getränke schenkt man sich niemals selbst ein und Alkohol sollte nicht abgelehnt werden. Auch das chinesische Standardgedeck unterscheidet sich in seiner Konstellation und Benutzung von unserem europäischem. Es besteht aus einem kleinen Teller für die Essensreste, einer kleinen Schüssel für die Speisen und Suppen, einer Tasse für den Tee und einem Glas für ein beliebiges Getränk. Das Standardbesteck setzt sich aus zwei Stäbchen und einem Keramiklöffel, der einen viel größeren Löffelteller und einen kürzeren Griff im Vergleich zu unserem europäischen Esslöffel hat, zusammen. Mit diesen Stäbchen, die man in nur einer Hand hält, wird die servierte Nahrung verspeist. Der Keramiklöffel wird zum Essen der Suppe benutzt. Gabel und Messer sind eigentlich nicht üblich, allerdings bieten manche Restaurants, die sich auf den Tourismus spezialisiert haben, zusätzlich Messer und Gabel an, um das Verspeisen der Nahrung für die Ausländer zu erleichtern. Die Chinesen essen 3 Mal am Tag eine warme Mahlzeit: Zum Frühstück gibt es nicht wie in Deutschland Brot, Marmelade oder Ähnliches, üblich sind auch hier warme Speisen: Nudeln, Wraps, Gemüse, Reis und Suppe werden neben Sojamilchshakes und Tee serviert. Mittag- und Abendessen laufen nach dem gleichen Prinzip ab: Zu Reis und Nudeln gibt es verschiedene Beilagen, die aus Fisch, Fleisch oder Tofu, Gemüse, Samen und Nüssen bestehen. Das Fleisch stammt meistens von Geflügel und Schwein. Seltener, aber trotzdem beständig, wurde weißes Fischfleisch verarbeitet. Die meisten hier verwendeten Gemüsearten sind auch in Deutschland kultiviert. Weit verbreitet sind unter anderem Süßkartoffeln, Kürbis, Paprika, Tomate, Peperoni, verschiedene Pilze, Sojasprossen und Pak Choi, auch Senfkohl genannt. Diese werden in unterschiedlichen Kombinationen in mundgroße Stücke geschnitten und meist in dicken Soßen angerichtet, sodass eine eindeutige Identifizierung oft sogar durch Probieren nur schwer möglich ist. Gegen Ende der Mahlzeit wird eine wässrige Suppe, vergleichbar mit der uns bekannten Brühe, zusammen mit den oben genannten Gemüsesorten serviert, um den Geschmackssinn zu klären. Abbildung 14 Essen Die Würzung aller Speisen variiert in der Schärfe und den Würzmitteln stark. Zum Nachtisch gibt es nicht wie in Deutschland Süßspeisen, sondern geschnittene Früchte wie Wassermelone und Apfel. Weiter südöstlich nimmt die Präsenz von Teigwaren zu, die Reis als Grundnahrungsmittel zum Teil ersetzten. Der chinesische Markt unterscheidet sich in seiner Vielfalt von unserem deutschem. Auf ihm konnte man eine viel größere Anzahl an Gemüsesorten vorfinden. Es gibt z.B. die riesigen Zucchini, vielfarbige Auberginen und verschiedene Sprossen. Außerdem werden alle Teile eines Tieres verkauft, sogar Hufe, Augen und Schwänze. Viele Fische und Frösche lebten sogar noch am Verkaufsstand. Auch die Lagerung des Fleisches war für uns ungewohnt, da es meist schlecht gekühlt und offen auf ungereinigten Flächen ausgelegt war.
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j)
Schriftsystem
Allgemein
Es existieren mehr als 50 000 Schriftzeichen in China, von denen aber nur ca. 5 000 – 6 000 wichtig und notwendig sind, um die chinesische Sprache zu verstehen. Diese Zeichen sind aber auswendig zu lernen, da kein besonderes System besteht. Oftmals werden mehrere Zeichen zu einem Wort gefasst, z.B. besteht das Wort „Wald“ aus zwei identischen Schriftzeichen, die jedes für sich „Baum“ bedeuten.
Verbreitung des lateinischen Schriftsystems
Da die chinesische Sprache und vor allem ihre Schrift sehr kompliziert sind, sind beinahe alle Hinweisschilder etc. sowohl auf Chinesisch als auch auf Englisch verfasst. Die Verbreitung des lateinischen Alphabetes nahm mit dem Erreichen urbanerer Regionen zu, was durch die vielen Touristen zu erklären ist. Besonders gut auf Englisch beschildert war Shanghai, da dort im Jahr 2010 die internationale Weltausstellung, die Expo stattfand und der Flughafen von Peking.
Umgang mit Touristen
Touristen werden im Allgemeinen sehr freundlich behandelt, in Hotels, Restaurants oder Geschäften kann man keinen Unterschied im Umgang mit Einheimischen oder Touristen feststellen. Auch wenn China sich allein mit seinem politischen Ein- Parteien System von den meisten Wirtschaftsmächten der Welt abgrenzt und in gewisser Weise durch den Kommunismus isoliert, ist die Volksrepublik China zu einer großen Wirtschaftsmacht geworden, die Bürger erleben einen zunehmenden Aufschwung und Wohlstand, gefördert vom Staat und ausländischen Konzernen. Trotz dieser Entwicklung sind ausländische Touristen auf der Straße eine Attraktion. Mädchen mit langen, blonden Haaren oder Locken werden regelmäßig um ein Foto gebeten. In diesem Fall hat man die theoretische Möglichkeit, nicht fotografiert zu werden, in den meisten Fällen wird das Recht am eigenen Bild jedoch völlig ignoriert und das betreffende Foto einfach geschossen. Diesem Fakt stand man während der Reise eher kritisch gegenüber, da man selbst im Endeffekt keinen Einfluss auf die Nutzung und Verbreitung des Bildes hat, wie es in Deutschland normalerweise üblich ist. Ein kritischer Aspekt der Tourismusförderung ist der Verkauf von Kultur und Tradition an die ausländischen Gäste, wie es beispielsweise in Klöstern und Tempelanlagen geschieht. Das Wort Verkauf bezeichnet hierbei das völlige Ablegen sämtlicher grundlegenden Ideale und der völligen Entwicklung eines kleinen Unternehmens. Die Mönche des Shaolin-Klosters waren ursprünglich das Symbol einer traditionellen, enthaltsamen, stillen und einsamen Lebensweise, die mittlerweile anscheinend nur noch zur Unterhaltung von Touristen simuliert wird. Im Bereich Religion wird weiter auf diese Problematik eingegangen. Diese Entwicklung sorgt zusätzlich dafür, dass sämtliche kulturellen Aktivitäten ,wie zum Beispiel die rituelle Teezeremonie, auf die Touristen zugeschnitten werden, und jegliche Veranstaltung, sei es der Besuch eines Museums, einer Werkstatt oder eines Restaurants zwangsläufig in einer möglichen Kaufsituation enden.
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Dies beeinflusst zwar den Wohlstand der Bevölkerungsteile, die im Rahmen von Dienstleistungen mit den Tourismuskonzernen arbeiten, führt jedoch zwangsläufig zur vollständigen oder zumindest nahezu vollständigen Kommerzialisierung jeglicher Kultur in ein vollständig kapitalistisch bestimmtes System ohne jegliche Moral und Tradition. Diese Entwicklung gilt es zu kontrollieren und im Rahmen der Kulturförderung zu verlangsamen, da jedes Land seine eigene Kultur ehren und achten, und diese nicht aus Kommerzgründen an andere Verkaufen sollte. k) Architektur
o
Vergleich der Städte
Die Architektur der Stadt Luoyang ähnelt der in Peking. Einerseits sind einfache, traditionelle Häuser ebenfalls aus günstigen Materialien und lediglich zwei- bis dreistöckig erbaut. Auch die charakteristische Pagoden-Form der Dächer konnten wir vor allem in der Altstadt beobachten. Andererseits erkannten wir auch in dieser Stadt die beginnende Umbauung aus Platzgründen, sodass wir zahlreiche einfache Hochbauten ausmachen konnten. Insgesamt ist noch mehr Platz vorhanden als im eng und geradlinig bebauten Peking. Begünstigt durch die großen Baustellen am Horizont macht Luoyang demzufolge einen unfertigen Eindruck. Die Architektur von Xi’an unterscheidet sich nicht maßgeblich von der in Peking und Luoyang. Einen Unterschied bilden allerdings die dicht gedrängt stehenden, baufälligen Gebäude der Innenstadt, die nicht zu Gunsten von Hochhaussiedlungen abgerissen werden. Diese befinden sich an den Rändern der historischen Viertel, wobei sie über einen deutlich höheren Standart als die älteren Bauten verfügen. Die Bäder sind teilweise westlich eingerichtet und in den Wohnungen neueren Entstehungsdatums gibt es sowohl eine Fußbodenheizung als auch eine Kochmöglichkeit mit Gasherd, welche in älteren Häusern schmerzlich vermisst werden. Des Weiteren konnten wir uns auf der Rundfahrt mit dem Baustil in Shanghai beschäftigen und größere Unterschiede zu den anderen Städten feststellen. In Shanghai dominiert bei den Neubauten vor allem der westliche Baustil und damit auch die Baumaterialien Stahl und Glas. Auffallend dabei sind ausgefallene und vor allem geometrische Formen, welche bei den neuen Gebäuden fast immer zu finden sind. Aber ebenso gibt es hier ältere Stadtteile, bei denen es wiederum unterschiedliche Stile gibt: Zum einen die typisch chinesischen leicht schäbigen Wohnhäuser mit traditionellen Elementen wie z.B. den Pagoden-Dächern. Zum anderen lassen sich auch Gebäude der westlichen Art im englischen Kolonialstil finden, die vor etwa 200 Jahren entstanden.
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o
Baustile
Pagodengebäude: Gebäude mit Pagodendächern (Dächer mit einem Schwung nach oben am Rand) sind meist sehr alt und repräsentieren die traditionelle chinesische Bauweise. Vor allem bei Tempeln, Palästen, Pavillons, Klöstern etc. treten diese Dächer auf, teilweise sogar bei Einfamilienhäusern (z.B. in den Hutongs). Oft kommen sie in Verbindungen mit bestimmten anderen Merkmalen vor, wie z.B. einer Fassade aus Holz, grellen Farben (blau, rot, grün, gelb, usw.) und Verzierungen (Figuren und Schnitzereien). Vielfach bestehen die Dächer auch aus mehreren Lagen.
Abbildung 15 Baustile ‐ Pagodengebäude I
Abbildung 16 Baustile ‐ Pagodengebäude II
Einfamilienhäuser: Diese Art von Gebäuden sind in den großen Städten, die wir besuchten, nicht sehr oft anzutreffen, genauer genommen fast nur in Altstadtzentren, die Hutong genannt werden. Dort sind alle Häuser höchstens 2-stöckig, meist verfallen und bieten wenig Komfort (z.B. eine Toilette für zwanzig Menschen). Diese Stadtviertel werden vor allem in Peking bald den Hochhäusern Platz machen müssen, da diese mehr Raum bieten.
Abbildung 17 Baustile ‐ Einfamilienhäuser
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Wohnhochhäuser: Um mehr Platz für die wachsende Bevölkerung in den Städten zu schaffen, wird der Wohnraum in die Höhe verlagert. Dies spart Platz und schafft bezahlbare Wohnungen. Dadurch entstehen überall unästhetische Klotzbauten, die oft in schlichten Farben gehalten und ungepflegt sind. Die neueren Bauten dieser Art sind allerdings bereits etwas ansehnlicher und dem westlichen Standard größtenteils angepasst.
Abbildung 18 Baustile ‐ Wohnhochhäuser
Abbildung 19 Baustile ‐ Wohnhochhäuser
Moderne Bauwerke: Zurzeit wird versucht, Peking nach dem Vorbild des westlich geprägten Shanghai, wo es viele Wolkenkratzer gibt, zu modernisieren, wodurch viele neue Gebäude entstehen, auch wenn dafür oft alte Stadtteile weichen müssen. Bei diesen modernen Bauwerken handelt es sich meist um Hochhäuser mit Glasfronten, geometrischen Formen und gewagten Konstruktionen.
Abbildung 20 Baustile ‐ Mo‐ derne Bauwerke I
Abbildung 21 Baustile ‐ Mo‐ derne Bauchwerke II
Abbildung 22 Baustile ‐ Mo‐ derne Bauwerke III
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Abbildung 23 Baustile ‐ Mo‐ derne Bauwerke IV
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Kolonialstil: Gebäude dieser Art sind meist aus Stein gebaut, sehr groß und besitzen extravagante Elemente wie Säulen und Uhrtürme. Diese Beschreibung traf nur auf Bauten in Shanghai zu, das vor ca. 200 Jahren von den Engländern besetzt wurde. Diese brachten ihre Kultur mit und errichteten Gebäude nach ihrer Tradition, auch um den Siedlern die heimische Art zu erhalten. Auch französische und russische Elemente flossen mit ein.
Abbildung 24 Baustile ‐ Kolonialstil I
o
Abbildung 25 Baustile ‐ Kolonialstil II
Besondere Bauwerke
Der Himmelstempel: Der Himmelstempel wurde in der Qing-Dynastie erbaut und verwendet um den Himmelskaiser um eine gute Ernte zu bitten. Der Tempel wurde auf einem Plateau errichtet und ist im traditionellen Pagodenstil gehalten. Er hat runde Dächer, die in drei Ebenen angeordnet sind und den Himmel symbolisieren, was die Hauptfarbe des Tempels, die blau ist, nochmals unterstreicht. Hinzu kommen Akzente in rot und gelb, welche die Macht des Kaisers darstellen. Seine vier Hauptsäulen stehen für die vier Jahreszeiten und die 12 Säulen für die Monate eines Jahres.
Abbildung 26 Baustile ‐ Der Himmelstempel
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Die Chinesische Mauer: Die Chinesische Mauer ist 6300 km lang und durchzieht das ganze Land. Als sie vor 2000 Jahren von den Chinesen als Schutz vor den Mongolen errichtet wurde, bildete sie die Grenze zwischen den beiden verfeindeten Reichen. Ihr Bau forderte durch harte Arbeitsbedingungen und den herrschenden Konflikt ca. 2 Millionen Menschenleben. Durch Kriege, Sandstürme, plündernde Bauern und sauren Regen, verfiel sie im Laufe der Jahrhunderte, wurde aber in den letzten Jahren für die Touristen wieder restauriert. Heute ist sie ein beliebtes Ausflugsziel. Außerdem gilt sie als das einzige Bauwerk der Welt, das man vom Mond aus mit bloßem Auge erkennen kann.
Abbildung 27 Baustile ‐ Die Chinesische Mauer
Olympisches Stadion: Das olympische Stadion wurde zu den Sommerspielen im Jahr 2008 mit Peking als Gastgeber errichtet. Wegen seiner ungewöhnlichen Konstruktion wird es auch Vogelnest genannt. Woran das liegt, lässt sich für den Betrachter leicht feststellen: Die Arena wird von einer wirren Stahlträgerkonstruktion ummantelt, was dem Stadion Stabilität verleiht und die Tribüne stützt.
Abbildung 28 Baustile ‐ Olympisches Stadion
Flaschenöffner:
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In der Innenstadt von Shanghai wurde im Jahr 2008 das World Financial Center eröffnet, das aufgrund seiner speziellen Form „Flaschenöffner“ genannt wird. Diese Form ist eine Öffnung in den oberen Etagen, die eingebaut wurde, um für die symbolischen Drachen einen Durchgang zu ermöglichen und damit Glück zu bekommen. Es ist eines der bekanntesten Hochhäuser in China.
Abbildung 29 Baustile ‐ Flaschenöffner I
l)
Abbildung 30 Baustile ‐ Flaschenöffner II
Schönheitsideale:
Durch die zunehmende Weltöffnung Chinas gelangen auch westliche Werbemethoden in die Volksrepublik. Auf großen Plakaten werden Kosmetika und Kleidung angepriesen. Die verwendeten Models in China scheinen alle dem Ideal eines blassen, porzellanartigen Teints zu entsprechen, ihr Körper ist sehr feingliedrig und zierlich, die Haare meist lang, schwarz und glatt. Um diesen, fast kränklich blass aussehenden Teint, zu erhalten verwenden viele Chinesinnen Sonnenschirme oder Hüte. Auf übermäßigen Gebrauch von Emotionen wird in den meisten Anzeigen, wie auch im täglichen Leben verzichtet. Männliche Models verfügen ebenfalls über eine blasse Haut, die asiatischen Models tragen hierbei meist kurze, mit Gel gestylte Haare, die vom Stil her sehr an die traditionell gezeichneten und extravaganten Mangas aus Japan. Gleichzeitig beeinflussen aber auch westliche Elemente das chinesische Schönheits-ideal, wir zum Beispiel große Augen, die eigentlich eher unnatürlich für das asiatische Aussehen sind. Der Kleidungsstil der Chinesen passt sich jedoch weitestgehend dem der Mitteleuropäer und Amerikaner an, international agierende Firmen wie Vero Moda, Jack and Jones oder H&M, vertreiben ihre Waren in China mit dem gleichen Erfolg wie teure Mrken wie Chanel, Armani, Gucci und Prada. Auf den Straßen findet man fast nur modebewusst gekleidete Frauen vor. Die jungen Chinesinnen scheinen viel Wert auf Kleidung und Aussehen zu legen und versuchen, ihre geringe Größe über Absätze an Schuhen zu kaschieren. m) Bildungssystem: Unser Guide erläuterte uns heute das chinesische Bildungssystem. In diesem werden die Kinder mit 6 Jahren eingeschult. Sie besuchen 6 Jahre lang die Grundschule, danach für weitere 6 Jahre die Mittel-
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schule. Diese gliedert sich in die Unter- und Oberstufe von je 3 Jahren. Besteht man die Abschlussprüfungen der Mittelschule, so gelten diese wie das Abitur in Deutschland. Nun darf man eine Universität besuchen. Der Unterricht findet, auch in der Grundschule, werktags von 8.00 Uhr bis 15.30 Uhr statt. Bis zu diesem Punkt treten keine großen Unterschiede zu Deutschland auf, mit Ausnahme des Nachmittagsunterrichts. Allerdings gibt es eine entscheidende Differenz: In China ist die Bildung kostenpflichtig, was zur Folge hat, dass vor allem auf dem Land viele Menschen sich die Schule nicht leisten können. So bestehen für eine große Menge Schüler keine Aufstiegschancen und Aussichten auf eine bessere Zukunft, während die Reichen durch Beziehungen und Geld, nicht Intelligenz, die beste Ausbildung bekommen. Zum Beispiel können sie sich im Gegensatz zu Stipendiaten auch aussuchen, was sie studieren möchten. Offiziell besteht aber eine Schulpflicht. Viele Schulklassen, vor allem in Shaolin-Kloster, die wir in ihrem Alltag beobachten konnten, vermittelten uns den Eindruck von starkem Drill und Strenge. Große Defizite im Bildungssystem entdeckten wir beim Thema Fremdsprachen. Bei Befragungen auf der Straße notierten wir zusätzlich, ob die angesprochenen Personen Englisch sprachen oder nicht. Von 17 Chinesen sprachen nur 6, also ca. 35% Englisch. Auch die Leute, die Englisch gesprochen haben, konnten wenig verstehen und sich nur schwer ausdrücken.
6.6.4
Bewertung
6.6.5
Gesamtfazit
Wie wir immer wieder feststellen konnten, hat China eine interessante, facettenreiche Geschichte, aus der eine Kultur voll Tradition hervorging. Heutzutage wird diese allerdings kaum noch praktiziert und gerät durch die Globalisierung immer mehr in Vergessenheit. Die Öffnung Richtung Westen verursacht einen Strukturwandel Richtung Moderne. Durch ihr autokritäres System allerdings ist es nicht klar, ob sich die Chinesen in Zukunft zu einem Staat mit freien Menschen, liberaler Gesetzgebung oder dem Gegenteil hiervon, einem autoritären System ohne Menschenrechte und Kultur, entwickeln. Insgesamt gibt es in der chinesischen Kultur große Unterschiede und Gegensätze zwischen Vergangenheit und Zukunft; Wunsch und Wirklichkeit der Chinesen im Bezug auf ihre Kultur liegen weit auseinander. Während die junge Generation der Chinesen so wirkt, als wünsche sie sich ein weltoffeneres, westlicheres Leben, scheinen die älteren Generationen an Traditionen festzuhalten. Trotzdem sind beide Altersgruppen sowohl von der traditionellen als auch der westlichen Seite, die trotz Zensur und Systempräsenz immer mehr an Einfluss gewinnt, geprägt.
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