Matagalpa | Nicaragua
CafĂŠ con leche Imesch Caroline Rundbrief 2017/Nr.1
Matagalpa | Nicaragua Imesch | Caroline
WAS IN DEN LETZTEN SECHS MONATEN GESCHAH…
dem sie beispielsweise einen Beitrag zu einem Workshop auf Facebook teilen. Langfristig ist dabei das Ziel, dass die Kommunikation ohne das Büro in Matagalpa läuft, sondern eine Eigendynamik zwischen den Kooperativen und Organisationen entsteht. Denn auch das Büro von Cafenica hat zu wenig finanzielle Mittel, um längerfristig eine Kommunikationsstelle zu besetzen.
Genauso, wie wir im Ausreisekurs von INTERTEAM vorgewarnt wurden, ergeht es mir nun: Hat man anfangs noch das Gefühl, die drei Jahre würden ewig dauern, verlaufen dann die Monate plötzlich ganz schnell. Ein komisches Gefühl, wenn auf einmal die restliche Zeit in Nicaragua kürzer ist als die, die ich schon hier verbracht habe… Im letzten Rundbrief hatte ich euch noch von meiner Datenerhebung für die Kommunikationsstrategie und der anschliessenden Präsentation bei der Vollversammlung von Cafenica berichtet. Ende März stand nun wieder die Jahresversammlung vor der Tür, wo ich dieses Mal die fertige St-
In den nächsten Monaten wird es nun an die Umsetzung der Massnahmen gehen. Nach monatelanger theoretischer Arbeit freue ich mich nun auf die praktische Umsetzung und v.a. auf die direkte Zusammenarbeit mit den zukünftigen Kommunikationsverantwortlichen in den Organisationen.
CLUSTER INTERTEAM: EIN KONKRETES BEISPIEL VON VERNETZUNG
rategie vorstellen konnte. Die letzten Monate waren geprägt von etlichen Entwürfen, die ich immer wieder mit der Direktorin von Cafenica besprach und verbesserte. Aus einem ursprünglich 40 Seiten langen Dokument ist nun eine kürzere, prägnantere Strategie entstanden, in der wir uns v.a. auf die interne Kommunikation, d.h. auf die Kommunikation zwischen den Mitgliedern des Verbandes Cafenica konzentrie-
Am 29. und 30. November fand das letzte Clustertreffen des Jahres 2016 statt (Clustertreffen werden alle drei Monate von INTERTEAM mit Teilnahme von allen Partnerorganisationen organisiert, wobei jeweils eine Partnerorganisation für das Thema und die Lokalitäten des Treffens verantwortlich ist).
ren. An der Vollversammlung von Cafenica stellte ich den rund 30
Das Treffen vom November wurde von ASDENIC zum Thema
Delegierten fünf konkrete Massnahmen vor, mit denen wir
„Soziales Unternehmertum mit Jugendlichen“ organisiert.
die interne Kommunikation verbessern wollen. Unter ande-
Eine ganze Reihe von Jugendlichen erzählten enthusiastisch
rem werden wir eine Gruppe von Kommunikationsverant-
von ihren Erfahrungen als Kleinunternehmer und es war
wortlichen bilden, d.h. Personen, die schon bis anhin teilwei-
äusserst spannend zu hören (und an dem im Anschluss or-
se und auf eher informelle Weise für die Kommunikation in
ganisierten Markt auch direkt zu spüren), wie engagiert die
ihren Kooperativen verantwortlich waren, werden nun „offi-
Jugendlichen ihre Produkte verarbeiten, vermarkten und feil
ziell“ meine Ansprechpartner und auch untereinander eine
bieten, sei es Kaffee, Erdbeeren oder Schokoladenlikör (super
Gruppe bilden. Dabei geht es in erster Linie um deren Schu-
lecker!). Zusammen mit meiner Kollegin von Cafenica, Gab-
lung in einfachen Kommunikationsmitteln, denn kurz gesagt
by, motivierten wir eine Gruppe von Jugendlichen von Cafe-
hatten wir mittels der Kommunikationsanalyse festgestellt,
nica, ihre Erfahrungen zum Austausch über WhatsApp und
dass alle Verbandsmitglieder sehr viel verschiedene und in-
andere neue Kommunikationsmittel mit der Cluster-Gruppe
teressante Aktivitäten realisieren, aber dies viel zu wenig
zu teilen (im Rahmen eines Projektes unterhält Cafenica ein
vermittelt und verbreitet wird. Das Wissen bleibt somit in-
Netzwerk von Promotoren, Agronomen und Produzenten,
nerhalb der eigenen Kooperative, oder sogar innerhalb eines
die mit einem Handy ausgestattet wurden, um Informatio-
bestimmten Kreises (z.B. Themen der Vermarktung nur zwi-
nen und Wissen zu Kaffeekultur und Klima innerhalb einer
schen den Verantwortlichen von Verkauf und Vermarktung,
WhatsApp-Gruppe auszutauschen). Norlan, Nohémy und Joel
neue Produktionsweisen nur zwischen den Produzenten und
erzählten uns jeweils, was sich für sie geändert hat, seitdem
den Agronomen, etc.). Dies ist insofern schade, da von diesem
sie aktive Mitglieder in der Cafenica-Klima-Gruppe sind.
Wissen alle Mitgliedsorganisationen profitieren könnten. Es geht uns also darum, dass die Organisationen untereinander
Nohémy beispielsweise erzählte, dass sie sich anfangs nicht
ihr Wissen austauschen, und sei dies auf indirekte Weise, in-
traute, sich zu Wort zu melden, da sie die einzige Frau in der
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01 Die drei Jugendlichen teilen ihre Erfahrung am Clustertreffen. 02 Stand Nicaragua an der diesjährigen SCAA-Messe (Foto copyright ACEN / END).
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Gruppe war. Mit der Zeit hat sie jedoch an Selbstvertrauen
nimmt seit Jahren regelmässig teil, da es eine ideale Platt-
gewonnen und beteiligt sich nun aktiv an den Diskussionen.
form zum Netzwerken ist. Da Nicaragua leider nicht über
Joel findet, dass er dank des Austausches mit anderen Produ-
ein staatliches Kaffeeinstitut verfügt, reisen die Organisatio-
zenten in anderen Departementen mittels WhatsApp nicht
nen individuell an. Nicaragua als Land ist aber dennoch an
nur sein Wissen vergrössern konnte, sondern allgemein die
einem Stand repräsentiert (s. Foto 02). Cafenica selbst orga-
Kommunikation mit den Produzenten verbessert hat. Norlan
nisiert eine private Veranstaltung mit Kunden der Organi-
schätzt vor allem das praktische Wissen, dass ihm von ande-
sationen, wobei sich die Präsentationen dieses Jahr auf die
ren Produzenten mittels neuer Kommunikationsmitteln ver-
Gegebenheiten der lokalen Preisgestaltung konzentrieren,
mittelt wird, welches er auch gleich umsetzen kann.
Insider-Wissen, das die Kunden schätzen. Des Weiteren wird der Agronom von Cafenica eine Präsentation zur Qualitätssi-
Sowohl die Cluster-Treffen, als auch das Beispiel von Cafe-
cherung halten.
nica zeigen: Vernetzung ist nötig, um Wissen zu verbreiten. Es zeigt sich mir immer wieder, dass die beteiligten Perso-
Dieses Jahr wurde ich aktiv in die logistische Organisation
nen über neue Inputs dankbar sind. Die neuen technischen
des Events eingebunden; Cafenica als Dachverband bietet
Kommunikationsmittel sind dabei eine grosse Hilfe, persön-
den Mitgliedern den Service an, sich um die Hotelreservie-
liche Treffen werden aber nach wie vor sehr geschätzt, v.a.
rung und Einschreibung zu bemühen, so dass den Organi-
in Nicaragua, wo der Mobilfunkempfang noch lange nicht
sationen und Kooperativen die logistischen Schwierigkeiten
flächendeckend ist. Ich freue mich jeweils äusserst auf die
vereinfacht werden. Hauptproblem für die Teilnehmer aus
Cluster-Treffen, da sich mittlerweile eine solide und konstan-
Nicaragua ist dabei oft die Visumspflicht für die USA. Dabei
te Gruppe von Teilnehmern gebildet hat.
muss erst online ein Termin bei der Botschaft in Managua beantragt werden, welcher in der Regel drei Wochen später
Schaut euch jetzt den neuen Erklärungs-Trickfilm zum Cluster in Nicaragua an: www.interteam.ch/arbeitsweise
stattfindet. Das persönliche Interview dauert meist nur kurz;
EINBLICK IN DIE KAFFEEINDUSTRIE
heisst es entweder: Dein Pass bleibt hier (Visum akzeptiert)
es werden verschiedene Fragen gestellt und kurz danach oder er wird zurückgegeben, ohne weitere Begründung. Falls man zu den Glücklichen gehört, bekommt man den Pass nach einigen Wochen zurück, je nach dem mit einem Visum für drei Monate, einem Jahr oder sogar zehn Jahren. Dieses Jahr
Wieder einmal steht die alljährliche Messe für Spezialitätenkaffee in den USA an. Dieses Jahr findet diese wichtige Messe in Seattle statt, die Heimatstadt der bisherigen Specialty Coffee Association of America (SCAA).
konnten erneut mehre Personen nicht an die Veranstaltung
Seit diesem Jahr hat der amerikanische Interessenverein
HOCHZEIT A LA MEXICANA
mit dem europäischen (SCAE) fusioniert, so dass daraus nun eine grosse Organisation entstanden ist, die SCA. Dabei ist die Kaffeemesse im Frühling der Hauptanlass auf dem ameri-
reisen, da ihnen das Visum verweigert wurde, trotz schriftlicher Einladung seitens Cafenica. In Situationen wie diesen werde ich mir wieder bewusst, welches Privileg ich mit meinem Schweizer Pass habe.
kanischen Kontinent, während dem in Europa die Messe im Sommer stattfindet. Alles, was Rang und Namen hat in der Kaffeeindustrie, nimmt an dieser Messe teil, vom Produzenten, zum Verkäufer, zum Röster, bis zum Barista. Cafenica
Die letzte Woche des Monats April verbrachte ich in Mexico, da dort die Hochzeit eines Studienfreundes aus Genf stattfand.
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die indigenen Völker, die wirtschaftlich und kulturell sehr Von unserem Studienjahrgang reiste neben Anaïs aus Québec
entwickelt waren, von den Eroberern verschleppt und ver-
auch Amrei aus Genf an, mit der ich noch für vier weitere
sklavt wurden. Der Mönch Bartolomé de Las Casas schrieb
Tage die Umgebung des Departements Guanajuato bereiste.
1552: «Im gesamten Nicaragua dürften heute 4000 bis 5000
Die Hochzeit fand am 22. April in der gleichnamigen Stadt
Einwohner leben. Früher war es eine der am dichtesten be-
Guanajuato statt. Guanajuato ist eine wunderschöne Stadt
völkerten Provinzen der Welt.» (Wikipedia). Nicaraguas ur-
auf 2000 m.ü.M, ca. 350km nördlich von Mexiko-Stadt, und
sprüngliche Bevölkerung wurde somit beinahe vollständig
gehört mit ihrer Kolonialarchitektur zum UNESCO Weltkul-
ausgerottet. Dazu kommt wohl, dass es in Nicaragua nicht
turerbe. Am Vorabend fand bereits eine traditionelle Calle-
so grosse Bodenschätze gab wie beispielsweise in Peru oder
joneada statt, eine Art lyrischer Stadtrundgang, der seinen
Bolivien, so dass das Land für die Spanier wohl kurzerhand
Ursprung im Mittelalter hat und typischerweise von einer
nicht sehr lukrativ war. Dies erklärt auch, weshalb es nur
Studentengruppe angeführt wird.
sehr wenig koloniale Architektur gibt. Es war auch interessant, den Mexikanern meinen Alltag in Nicaragua zu schil-
Obwohl ich nur sehr wenig von Mexico bereisen konnte,
dern. Alles ist einfacher, weniger Infrastruktur, ärmer...Aber
begeisterte mich das Land mit seinen Farben; der Mix aus
es ist mir auch wieder bewusst geworden, dass ich es nach
traditionellen, indigenen Mustern mit Kolonialerbe ist bein-
wie vor sehr schätze, in einem Land zu leben, wo man nicht
druckend. Gleichzeitig beschäftigte ich mich aber auch sehr
alle Konsumgüter haben kann, wo das Leben langsamer ver-
mit der Frage, wie es dazu kommen konnte, dass Nicaragua
läuft, und man nicht immer noch etwas mehr haben muss,
so wenig ursprüngliche Traditionen im täglichen Leben
um glücklich zu sein!
hat. Eine kurze Recherche im Internet belehrte mich, dass
| caroline.imesch@interteam.ch
ganz herzliches «dankeschön» Ich möchte mich herzlich bei all jenen bedanken, die INTERTEAM eine Spende zukommen liessen. Mit meinem Einsatz kann ich einen konkreten und wertvollen Beitrag leisten, um armutsbetroffenen jungen Bauernfamilien in meinem Einsatzland ein besseres Leben zu ermöglichen. Jedoch ist dies nur durch die Mitfinanzierung von privaten Spenden möglich. Ich und INTERTEAM freuen uns daher über jede finanzielle Unterstützung. PC-Konto 60-22054-2 INTERTEAM Luzern ; Vermerk: Caroline Imesch, Nicaragua
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