Rundbrief Nr 4

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Café con leche* Matagalpa Nicaragua Rundbrief 2016/Nr 4

2 Von Kommunikation bei Cafenica und von höchster Stelle 2 Erste Resultate! 3 Daniel Ortega zum Vierten? 3 Reisefieber…

Foto 1 Der aktive Vulkan Telica bei Leon.

*In Nicaragua werden die Weissen „chele“, also umgekehrt für leche (Milch), genannt...

Imesch Caroline


Foto 2 Nein, das ist nicht Nicaragua ;) die beeindruckende Skyline von Panama City, wo ich vom 3. – 6. Mai an einem Workshop der DEZA als Interteam-Vertreterin teilnehmen konnte.

Von Kommunikation bei Cafenica und von höchster Stelle Dieses Mal reicht es nur für einen kurzen Bericht; dies nicht nur, weil ich bei der Arbeit gerade mitten in der Entwicklung der Kommunikationsstrategie für Cafenica stecke, sondern vor allem weil ich in einer Woche in die Schweiz fliege! Aber alles der Reihe nach… Erste Resultate! Nachdem ich Euch im letzten Rundbrief über die anstehenden Interviews mit den Organisationen berichtet habe, kann ich nun bereits über die Auswertung erzählen. Das letzte Interview führte ich im Mai statt im April durch, und statt der geplanten 60 Interviews wurden es schliesslich 40. Soviel zum Thema Planung… es ist gut, einen Plan zu haben, aber noch besser ist es, flexibel zu sein. Das bewahrheitet sich hier in Nicaragua immer wieder! Die Auswertung der 40 Interviews stellte ich an der Generalversammlung von Cafenica am 10. Juni vor. Die Delegierten hörten meiner Präsentation

Foto 3 und 4 In action!

aufmerksam zu und im Anschluss an die Präsentation wurde über

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CAFÉ CON LECHE Matagalpa Nicaragua

einige Themen

debattiert. Der Zweck der Interviews war ja einen Sachbestand durchzuführen: Wie kommunizieren die Organisationen? Welche Kanäle nutzen sie? Wie kann Cafenica sie dabei unterstützen? Allgemein war es sehr interessant, wie unterschiedlich die verschiedenen Interview-Partner Kommunikation definieren. Dabei konnte ich feststellen, dass vieles von der Tätigkeit abhängt, ob es sich also um einen Kaffeebauern handelt, oder eine Person, die mehrheitlich im Büro einer der Organisationen tätig ist. Für ersteren ist Kommunikation in erster Linie ein verbaler Austausch, von Person zu Person. Diejenigen, die eine administrative Tätigkeit innehaben, geben Kommunikation bereits eine breitere Definition. Es ist also wichtig, dass Cafenicas interne Kommunikation zielgerichtet das jeweilige Publikum anspricht. Von Bedeutung war es auch festzustellen, dass auf dem Land immer noch sehr viel über gedruckte Medien kommuniziert wird. Dies vor allem deshalb, weil das Telefon- und Internetnetz in manchen Zonen sehr schlecht bis inexistent ist. Das war eine wichtige Feststellung, denn bei Cafenica wird viel auf Wissensaustausch via Handy gesetzt; dies ist sicher ein sehr wichtiges Medium, hat aber auch seine Grenzen. Bei einem Besuch der Klimastationen, die Cafenica betreibt, und deren Daten von den Kaffeebauern via WhatsApp auf eine interne Datenbank Foto 5 Auf Feldbesuch bei den gesendet werden, jungen Promotoren. konnten wir feststellen, dass einer der jungen Teilnehmer jeden Tag mehrere Imesch Caroline Rundbrief 2016/Nr 4


Kilometer laufen muss, um uns die Daten überhaupt übermitteln zu können, da er zu Hause keinen Netzempfang hat. Feldbesuche sind immer wieder eine bereichernde Erfahrung! Anlässlich

meiner

Präsentation

an

der

Generalversammlung war es interessant zu beobachten, wie einige Delegierten, die das Wort ergriffen, versuchten, ihre – manchmal etwas gar schwache – internen Kommunikation zu verteidigen. Ich musste mehrmals betonen, dass es sich nicht um eine Kritik handelt, sondern um einen Befund der aktuellen Situation in Sachen Kommunikation. Das ist wieder so ein Thema, dem ich in meinem Arbeitsumfeld oft mit Schwierigkeiten verbunden begegne: konstruktive Kritik ist etwas, das hier sehr schwer anzubringen ist. Oft habe ich den Eindruck, dass die Mitarbeitenden jegliche Bemerkung zu ihrer Arbeitsweise sehr persönlich nehmen. Berufliches vom Privaten zu trennen scheint hier nicht die gängige Praxis zu sein… Ich musste lernen, meine Samthandschuhe regelmässig aus der Schublade zu holen und vielleicht einmal mehr etwas was mich stört herunterzuschlucken, als gleich die betroffene Person darauf hinzuweisen….

Die Auswertung der Interviews und die kommenden Schritte wurden einstimmig von der Generalversammlung genehmigt, ein kleines Erfolgserlebnis. Als nächstes entwarf ich einen Fragebogen für externe Akteure mit denen Cafenica direkt oder durch seine Mitglieder interagiert. Es war uns wichtig, auch von diesen zu erfahren, was für ein Bild sie von Cafenica haben und wo sie Verbesserungspotenzial in Bezug auf Kommunikation sehen. Dabei befragten wir Partnerorganisationen, Kreditgeber der Kooperativen, lokale NGOs und Kooperativen, die nicht Cafenica angeschlossen sind, sowie internationale Kaffeekäufer. Alles in allem wurde Cafenica ein gutes Zeugnis ausgestellt, jedoch besteht Verbesserungspotenzial im Gebrauch der neuen sozialen Medien. Dies ist in der Tat eine wichtige Feststellung, denn nur wenn Cafenica sich auch über Nicaraguas Grenzen vermarkten kann, kann es neue Käufer für seine Mitgliedsorganisationen an Land ziehen und so die Existenz der Organisationen und letztendlich auch für Cafenica selbst sichern. Damit habe ich nun genug Daten, um einen ersten Entwurf der Kommunikationsstrategie zu erarbeiten.

Daniel Ortega zum Vierten? Ein wichtiges Thema zurzeit ist die Präsidentschaftswahl vom kommenden November. Seit längerem stehen in jeder Stadt grosse Plakate, die Daniel Ortega, also den jetzigen Präsidenten, zusammen mit seiner Gattin, Rosario Murillo zeigen (s. meinen ersten Rundbrief). Die Primera Dama hat Imesch Caroline Rundbrief 2016/Nr 4

seit der zweiten Regierungsperiode Daniel Ortegas 2007 immer mehr Einfluss gewonnen durch verschiedene Posten in der Regierung, unter Foto 6 Das Plakat der anderem als Wahlkampagne 2016 des FSLN. Regierungssprecherin und Die Plakate wurden nicht erst im Sonderaussenministerin. August aufgestellt; dass nun „la Täglich um 12 Uhr mittags Chayo“ auch offiziell als Vizespricht sie zu Präsidentin nominiert wurde, verschiedensten Themen, überrascht daher wenig…. und ist somit viel präsenter in den Medien, als der Präsident selber, der seit seiner zweiten Amtszeit keine Pressekonferenzen vor unabhängigen Medien mehr gibt. Am 2. August nun wurde bestätigt, was schon lange gemunkelt wird: Rosario Murillo, hier „la Chayo“ genannt, wurde offiziell als Kandidatin für das Amt der VizePräsidentin nominiert. Dass dabei die Verfassung übergangen wird, die bestimmt, dass keine Familienmitglieder des Präsidenten das Vizeamt übernehmen dürfen, spielt dabei keine Rolle. Schon bei seiner Kandidatur 2010 verstiess Ortega gegen die Verfassung, weil er eigentlich damals gar nicht wiederkandidieren hätte dürfen. Dieses Hindernis wurde kurzerhand von der verfassungsgebenden Versammlung behoben, indem sie den Artikel änderte. Als einzige Gegenpartei hat die Liberale Partei PLI den Kandidaten Pedro Reyes aufgestellt; dieser steht aber Daniel Ortega nahe, weshalb andere Parteimitglieder dagegen protestierten. Diese 16 Parlamentsabgeordneten wurden kurzerhand aus dem Parlament geworfen. Es erstaunt also nicht, dass in diesem System, das allmählich autoritäre Züge annimmt, grosse Teile der Bevölkerung im November erst gar nicht an den Wahlen teilnehmen wollen, wie mir von vielen Bekannten und Freunden bestätigt wird. Wozu wählen, wenn das Resultat eh schon feststeht? Dass dieses Jahr keine unabhängigen Wahlbeobachter zugelassen worden sind, deutet ebenfalls auf fehlende Transparenz bei der Wahldurchführung hin. Von daher ist das Ergebnis der Wahlen am 6. November nicht wirklich mit Spannung zu erwarten. Wie die politische Stimmung danach sein wird, dagegen schon….

Reisefieber… Im September werde ich drei Wochen in der Schweiz verbringen. Langsam werde ich etwas nervös und frage mich wie das wohl sein wird, nach 1 ½ Jahren wieder zurück zu kommen… und dann vor allem wieder abzureisen…aber ich freue mich natürlich, nicht nur auf tonnenweise Käse  CAFÉ CON LECHE Matagalpa Nicaragua

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Ihr könnt mich erreichen unter: Caroline Imesch • De la Iglesia Molagüina ½ cuadra al oeste • Matagalpa • Nicaragua Mail: caroline.imesch@interteam.ch


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