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der Sensirion AG Bieri Gemüse- und Früchte

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Matthias Spycher

Matthias Spycher

DESHALB IST IN NEUENEGG «HIGH-NOON» AB MITTERNACHT

Plötzlich geht bei Bieri Gemüse alles sehr schnell: Der langjährige Stellvertreter von Fritz Bieri, Roger Holzer, entscheidet sich trotz wirtschaftlichen Schwierigkeiten innert wenigen Stunden für die Übernahme. Dies, weil der Firmengründer Fritz Bieri unerwartet verstorben ist. Das war vor zwölf Jahren. Seither hat Roger Holzer aus dem Geschäft mit dem umfangreichen Sortiment von Gemüse, Früchten, küchenfertigen Produkten sowie Tiefkühlwaren und Milchprodukten mit viel Fleiss, Ausdauer und Können eine Erfolgsgeschichte gemacht. Seit acht Jahren mit der Mithilfe seiner Stieftochter Michelle Graber.

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Im Gespräch mit dem insider betont das eingespielte Duo, das auf fast 600 Kunden zählen kann, die ökonomische und emotionale Bedeutung der Zusammenarbeit mit der Sportgastro AG und spricht auch über das karitative Engagement der Bieri Gemüse- und Früchte Engros in Rumänien. Man schätzt sich gegenseitig und der Umgang ist freundschaftlich: Pascal Gigandet, Managing Director, Kurt Müller, Leiter Einkauf Food & Leiter Hygiene der Sportgastro AG sowie Alain Suremann, Chefkoch im Restaurant der PostFinance-Arena, freuen sich alle drei sichtlich über den Besuch von Michelle Graber und Roger Holzer im Restaurant und der Hauptküche im Berner «Eishockeytempel». Sie nehmen sich Zeit für einen kurzen Austausch. Dies obwohl die Sorgen wegen den COVID-bedingten Restriktionen auch bei den Verantwortlichen der Sportgastro AG verständlicherweise erheblich sind. Michelle Graber und Roger Holzer haben frisches Gemüse und Früchte mitgebracht. Für das insider-Fotoshooting und als kleine Aufmerksamkeit für einen ihrer langjährigen Grosskunden. Nachdem die Fotos und damit verbunden ein kleiner Rundgang durch die fast leere PostFinance-Arena – die Eismeister beginnen gerade mit der Auf - bereitung des Eises für die neue Saison – gemacht sind, setzen sich Roger Holzer und Michelle Graber an einen Restauranttisch und sprechen offen über ihre gemeinsame Arbeit und Leidenschaft, die Bieri Gemüse AG.

Die Herkunft der Produkte ist insbesondere im Lebensmittelbereich für immer mehr

die Sportgastro: Roger Holzer und Michelle Graber mit Chefkoch Alain Suremann in der Küche des Stadionrestaurants.

BIERI GEMÜSE UND FRÜCHTE ENGROS

Strassacher 317, 3176 Neuenegg Telefon: 031 741 01 38, Fax: 031 741 34 26 info@bierigemuese.ch

Farmers-Market Neuenegg

Strassacher 317, 3176 Neuenegg Telefon: 031 744 10 90 farmersmarket@bierigemuese.ch Viel Vitamine für

Farmers-Market Loeb Bern

Loeb Lebensmittel Schauplatzgasse 39, 3011 Bern Telefon: 031 744 10 95 m.blunier@bierigemuese.ch

Kunden bedeutend. Von woher stammt das Gemüse der Bieri Gemüse AG? Ihr Betrieb befindet sich bekanntlich in Neuenegg unweit der Grenze zum Kanton Freiburg.

Michelle Graber: Die lokale und regionale Herkunft ist selbstverständlich auch uns sehr wichtig. Der Weg vom Feld bis auf den Tisch sollte möglichst kurz sein. Geografisch und auch zeitlich. Als Gemüsehändler bauen wir die Produkte nicht selber an, können unsere Produzenten – es sind dies Gemüsebauern aus der Region Bern – aber natürlich selber bestimmen. Mit den allermeisten arbeiten wir schon über mehrere Jahre zusammen und wissen wo sie das Gemüse und auch die Früchte anpflanzen. Im Grossraum Bern und auch im Seeland, dieses ist ja bekanntlich der grösste Gemüsegarten der Schweiz. Der Grossraum Bern liegt uns am Herzen, aber wir müssen geografisch grösser denken, sonst bringen wir die von unseren Kunden benötigten Mengen gar nicht zusammen.

Wie gross sind diese Mengen? Können Sie uns ein paar Zahlen nennen?

Roger Holzer: Karotten und Zwiebel beispielsweise benötigen wir pro Jahr jeweils zwischen 700 und 800 Tonnen. Bei den Kartoffeln fast 900 Tonnen. Viele weitere Produkte erreichen ebenfalls imposante Zahlen.

Sie haben erwähnt, dass Sie mit dem Gemüse und den Früchten handeln. Ist dies nicht zu bescheiden formuliert, denn gemeinsam mit Ihrer Crew verarbeiten Sie die Produkte ja auch. Darf man sogar von einer «Veredelung» sprechen?

Roger Holzer: Danke für die Blumen. Wir haben keine Einwände, denn genau die von Ihnen erwähnte «Veredelung» ist unsere Stärke und Kernkompetenz. Wir nehmen – um in der SCB-Sprache zu sprechen – denn Puck respektive die Zuspiele von unseren Produzenten auf und versuchen diese möglichst perfekt unseren Kunden weiterzuspielen. Neben der Qualität spielt dabei die Frische eine zentrale Rolle. Nehmen wir beispielsweise die Salate. Diese werden bei uns gewaschen, geschnitten und

Freundschaftliches Verhältnis: Michelle Graber und Roger Holzer arbeiten schon seit Jahren mit Pascal Gigandet zusammen.

noch leicht feucht verpackt. Und zwar ohne Lebensmittelgas, wie dies bei den Grossverteilern gang und gäbe ist. Dies hat zur Folge, dass wir auch schnell sein müssen. Denn auf unsere Art verarbeitet schmeckt der Salat zwar am besten, bleibt schön knackig und behält auch am meisten Vitamine, aber er ist weniger lange haltbar. In unserer Produktion arbeiten 30 sehr engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese arbeiten in Schichten, damit wir unseren Frischeservice garantieren können. Wir kaufen pro Tag dreimal ein und sind eigentlich eine vorgelagerte Grossküchen-Crew, die fast ununterbrochen Gemüse und Früchte wäscht, rüstet, schneidet und verpackt. Und zwar fast ausschliesslich in Handarbeit. Dies sind sich viele Kunden und Konsumenten gar nicht bewusst.

Sie und alle Ihre Zulieferer sind nach der ISO-Norm 22000 SQS 2020 zertifiziert. Was bedeutet dies aus der Sicht Ihrer Kunden?

Michelle Graber: Dass sie stets Qualität erhalten, die der anspruchsvollsten Norm unserer Branche entspricht.

Bedeutet der von Ihnen garantierte Qualitäts- und Frischeservice, dass Ihre Kundschaft genauso regional ist wie die oben beschriebenen Zulieferer?

Roger Holzer: Jein. Unsere mit speziellen Kühlgeräten ausgerüsteten Fahrzeuge gewähren eine ununterbrochene und direkte Kühlkette. Damit kommen das Gemüse und die Früchte immer frisch bei den Kunden an. Rein theoretisch könnten wir unsere Ware auch in den Aargau, in den Grossraum Zürich oder in die Waadt fahren. Dies macht aber ökologisch und auch ökonomisch keinen Sinn. Distanzen von über 50 Kilometer meiden wir, auch wenn wir schon viele entsprechende Anfragen hatten. Wir konzentrieren uns auf unsere Kunden aus dem Grossraum Bern inklusive Emmental und Aaretal.

Welches sind denn Ihre Kunden?

Michelle Graber: Spitäler und Altersheime bilden ein wichtiges Kundensegment. Mit ihnen erwirtschaften wir ungefähr 45 Prozent unseres Umsatzes. Weitere fast 40 Prozent können wir mit der Belieferung von Restaurants erzielen. Auch Wiederverkäufer bedienen wir. Insgeamt beliefern wir ungefähr 600 Kunden.

Wie wichtig ist neben der Qualität der Service, den Sie Ihren Kunden bieten?

Michelle Graber: Der Service ist entscheidend. Bei uns kann ein Kunde um ein Uhr in der Nacht bestellen und hat seine Lieferung um fünf Uhr in der Früh im Haus. Gerüstet wird bei

uns je nach Bestellmengen fast rund um die Uhr. Die wichtigste Schicht beginnt dabei um 23.30 Uhr. Die meisten Kunden wollen die Ware am frühen Morgen im Haus.

Sie bedienen auch eigene Läden. Die Farmers Markets in Neuenegg gleich beim Produktionsbetrieb und im Loeb Lebensmittel im Herzen von Bern ...

Roger Holzer: ... das ist so. Danke für den Hinweis (lacht).

Weshalb führen Sie zusätzlich zum Engros-Geschäft diese beiden Läden?

Roger Holzer: Die Margen im EngrosGeschäft sind bescheiden, denn der Markt ist enorm umkämpft. Dabei müssen Sie wissen, dass wir im Markt trotz unseren vorhin erwähnten Mengen ein kleiner Player sind und bei den Preisen mit den grossen Fischen nicht mithalten können und wollen. Dafür sind wir klein genug, um die beschriebene Frischequalität garantieren zu können. Aber es ist so: Primär wegen dem Preisdruck kamen wir auf die Idee, einen Teil der Ware selber an die Endkunden zu bringen. Zudem ist es auch eine Erfahrung, die wir unbedingt machen wollten.

Welche Erfahrung haben Sie bisher gemacht? Sind Sie mit den Farmers Markets zufrieden?

Michelle Graber: Wir kommen mit unseren frischen Produkten sehr gut an. Die Bernerinnen und Berner schätzen es, dass sie im Farmers Market im Loeb Lebensmittel an sechs Tagen in der Woche Produkte in «MäritQualität» einkaufen können. Das hat sich rasch herumgesprochen. Auch deshalb sind wir mit den Läden rein wirtschaftlich gut unterwegs. Aber eben, das Projekt ist noch jung, wir sind erst im zweiten Jahr mit einem Laden in Bern präsent. Klar ist auch, dass wir unser Engagement in Bern weiter ausbauen: Kommendes Jahr übernehmen wir die Saftbar. Diese ist ebenfalls an der Schauplatzgasse zu Hause, nur einen Steinwurf vom Farmers Market im Loeb Lebensmittel entfernt. Wir bauen unser zweites Standbein also aus.

Beschreiben Sie unserer Leserschaft kurz das Gesamtsortiment der Bieri Gemüse- und Früchte Engros?

Roger Holzer: Wir führen Salate, Blumenkohl, Tomaten, Gurken, Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln und vieles mehr in unserem Angebot. Eigentlich alles, was die Felder unserer Zulieferer hergeben. Bei den Früchten bieten wir ebenfalls vor allem regionale Ware an. Wir verkaufen aber auch exotisches Gemüse und tropische Früchte. Auch bei den küchenfertigen, also «veredelten» Produkten ist unsere Auswahl gross. So bieten wir beispielsweise 80 verschiedene Blattsalatmischungen mit den unter-

SECHS SCB-FRAGEN UND ANTWORTEN IN 100 SEKUNDEN Mein erster SCB-Erlebnis

Michelle Graber: ... hatte ich im Alter von 13 Jahren. Meine Mutter kannte eine Platzweinweiserin.

Mein SCB-Herz

Roger Holzer: Das muss ich mir gut überlegen (lacht). Eigentlich trage ich es schon seit immer in mir. Als Knabe war es auch schön, die Gegner anzufeinden und damit ein harter Kerl zu sein. Vor allem den HC La Chaux-de-Fonds, das weiss ich noch gut. Mein Herz geniesst vor den Spielen denjenigen Film auf dem Videowürfel, der den Einmarsch der Bären von der Altstadt ins Stadion zeigt, übrigens ganz besonders.

Mein schönstes SCB-Erlebnis

Michelle Graber: Der SC Bern hatte uns dazu eingeladen, im Restaurant Mappamondo mit allen unseren Angestellten eine Tavolata zu geniessen. Einfach unvergesslich.

Mein schlimmstes SCB-Erlebnis

Roger Holzer: Das hatte ich noch nie. Auch in bitteren Momenten spüre ich stets meine Leidenschaft. Zudem bewiesen die Mutzen auch in den Niederlagen Fairness. Das hat auch Stil und beweist Sportsgeist.

Mein Lieblingsgegner

Michelle Graber: Ganz klar Fribourg-Gottéron. Wir arbeiten an der Grenze zum Kanton Fribourg. Und wohnen auf Freiburger Boden. Darf man dies im insider überhaupt abdrucken? (lacht)

Mein Lieblingsspieler

Roger Holzer: Marco Bührer war mein Lieblingsmutze. Nicht nur, weil wir mit unserem Spielerpatronat stets bei den Torhütern präsent waren. Marco Bührer hat eine SCB-Ära geprägt.

Auch optisch präsent: Bieri Gemüse ist in der PostFinance-Arena auch für die Fans sichtbar vertreten.

schiedlichsten Zusammensetzungen und Grössen an. Sie werden es kaum glauben, aber insgesamt bieten wir über 2000 Produkte an. Darin sind die hauseigene Fixfertigsalate und Take-away Salatschalen, die wir in den Farmers Markets anbieten, genauso eingerechnet wie unsere Spezialitäten aus Rumänien und unsere eigenen Salatsaucen.

Weshalb Rumänien? Das tönt nicht nach Riggisberg ...

Michelle Graber: Keine Angst, der Hintergrund ist nicht preisbedingt. Ganz im Gegenteil: Wir engagieren uns seit vielen Jahren für das private Hilfswerk «BuduAid» in Rumänien. Dabei transportieren wir mit unseren Camions pro Jahr ungefähr sieben Tonnen Kleider in den Karpatenbogen im Nordosten des Landes. Wer mitmachen will, kann Kleider bei uns in Neuenegg abgeben. Die Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk hat uns dazu bewogen, in Rumänien eine Tochterfirma zu gründen. Wir haben so vor Ort zwölf Arbeitsplätze geschaffen.

Noch haben Sie uns die Spezialitäten aus Rumänien nicht verraten ...

Roger Holzer: Sie müssen wissen, dass Rumänien eines der pilzreichsten Länder Europas ist. In der Gemeinde Stanilesti im Kreis Vaslui werden wilde Steinpilze, Morcheln und Hagebutten nach alter Tradition luftgetrocknet. Die Pilze werden bei 38,4 Grad während 48 Stunden luftgetrocknet. So verbrennen die Poren nicht und die Pilze behalten ihr einzigartiges Aroma und ihre Farbe. Die Hagebutten verarbeiten wir untern anderem zu unserem würzigen Hagebutten-Ketchup. Letzteres ist längst ein Renner.

Sie haben soeben Früchte und Gemüse in die Hauptküche des Stadionrestaurants der PostFinance-Arena gebracht. Dabei konnten wir genauso wie während dem kurzen Fotoshooting für die Bebilderung dieses Berichts freundschaftliche Szenen erleben. Die Zusammenarbeit mit der Sportgastro des SC Bern scheint Ihnen ein besonderes Anliegen und eine grosse Freude zu sein ...

... und wie! Die Sportgastro AG ist ein wichtiger Kunde von uns. Wir können sämtliche Betriebe und Restaurants beliefern. Dies seit über 19 Jahren. Der Umgang geschieht auf Augenhöhe und mit viel Respekt. Wir sind nicht Lieferant und sie Kunde. Wir sind beides Partner. Es ist schön, dass es dies heute so noch gibt. Zudem nutzen wir während den Heimspielen das SCB-Netzwerk gerne. Dies zusammen mit unseren Kunden. (dr)

INTERVIEW MIT PASCAL GIGANDET, MANAGING DIRECTOR SPORTGASTRO AG Pascal Gigandet, Sie arbeiten bereits seit 19 Jahren mit der Crew von Bieri Gemüse- und Früchte Engros zusammen. Weshalb diese Kontinuität?

Es ist eine aussergewöhnliche und solide Partnerschaft mit einer schönen Geschichte: Denn wir sind quasi gemeinsam gewachsen und hatten von Anfang an gegenseitig an uns geglaubt und uns vertraut. Das Team von Roger Holzer und Michelle Graber ist sehr innovativ und flexibel. Alle Mitarbeiter gehen auf unsere Wünsche und Bedürfnisse ein liefern stets beste Qualität.

Wie hat sich die Zusammenarbeit entwickelt?

Wie erwähnt sind wir beide gemeinsam gewachsen. Wir als Menschen aber auch die beiden Unternehmen haben sich in ihrem Wesen nicht verändert. Man kennt und schätzt sich seit vielen Jahren, versteht sich mitunter blind und kennt die Möglichkeiten und Bedürfnisse des Anderen. Unser Umgang ist vertraut, freundschaftlich und respektvoll.

Was zeichnet die Crew von Roger Holzer und Michelle Graber besonders aus?

Sie lassen Nichts unversucht und kriegen Alles hin, was der Markt erfordert. Und auch alle Ziele, die sie sich selber vornehmen. Zudem sind sie ehrlich, pünktlich und tragen das Herz am richtigen Fleck.

Wie viele Tonnen Gemüse und Früchte verbrauchen die Sportgastro-Betrieb während einem «normalen», das heisst COVID-freien Jahr?

Letztes Jahr waren es rund 145 Tonnen Gemüse und Früchte, die wir der Sportgastro liefern durften.

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