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Schwierige Momente für den Sportchef: Andrew Ebbett im Interview

Text: Reto Kirchhofer Fotos: Reto Fiechter, Tom Hiller

Wir führen dieses Gespräch wenige Tage nach dem Match gegen die ZSC Lions und der anschliessenden Entlassung von Johan Lundskog. Welche Gedanken kommen hoch, wenn du an diesen Tag denkst?

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Die Umstände waren schwierig. Wir wussten, dass Johan am nächsten Morgen zu seiner Familie nach Kanada fliegen wird. Wir wussten ebenfalls, dass unser Trennungsentscheid nicht mehr von diesem Spiel abhängig ist – er war gefallen. Und für uns war klar: Diesen Entscheid wollen wir Johan persönlich mitteilen, nicht am Handy, wenn er am Flughafen ist.

Was hast du gedacht, als der SCB im letzten Drittel das Spiel nach 1:3 wenden konnte?

Ehrlich gesagt nicht viel. Ich hatte den ganzen Trennungsprozess im Kopf, und wie wir den Beschluss Johan, dem Staff und der Mannschaft übermitteln werden. Dort waren meine Gedanken. Und eben: Der Entscheid war nicht von einem Spiel abhängig, geschweige denn von einem Drittel. Ich habe mich über die Wende und den Sieg gefreut, auch für das Team und den Coachingstaff. Logisch ist ein solcher Beschluss nach einem Sieg schwieriger zu vermitteln, aber wir waren und sind davon überzeugt, dass es der beste Entscheid ist, um als Team weiterzukommen.

Wie habt ihr Trainer, Staff und Team informiert?

Wir teilten uns auf. Raeto Raffainer sprach zu Johan im Trainerbüro. Gleichzeitig versammelte ich die restlichen Trainer, den Staff und die Spieler in der Garderobe. Die Musik lief, die Jungs waren happy über den Sieg – dann sahen sie den Sportchef, der die Tür hinter sich zuzog und ihnen die Entlassung kommunizierte. Das waren die schwierigsten fünf Minuten in meiner Zeit als Sportchef. Aber das gehört zum Business. Wir wussten, wir wollen uns trennen, hatten uns über den Zeitpunkt der Kommunikation viele Gedanken gemacht. Im Zentrum stand die Frage: Bei welchem Vorgehen ist die Chance am grössten, dass wir zum Abschluss dieser ersten Phase gegen den ZSC punkten? Wir waren überzeugt: Machen wir den Wechsel nach dem LausanneMatch am Freitagabend und vor dem ZSC-Spiel am Samstag, wird die Unruhe gross und die Aussicht auf Punkte gering sein. Deshalb haben wir die Trennung so umgesetzt.

Was hast du zum Team gesagt?

Ich habe zum Sieg gratuliert und gesagt, wir hätten Überlegungen angestellt, wie es weitergehen soll. Wir seien nicht zufrieden mit der Entwicklung in den letzten Wochen, wir würden die Konstanz

Logisch ist ein solcher Beschluss nach einem Sieg schwieriger zu vermitteln, aber wir waren und sind davon überzeugt, dass es der beste Entscheid ist, um als Team weiterzukommen.

vermissen. Und wir hätten entschieden, nach der Nationalmannschaftspause mit einem neuen Trainer weiterzufahren.

Wie haben die Spieler reagiert?

Es ist normal, dass du schockiert bist – nach einem Sieg und den damit verbundenen Hochgefühlen sowieso. Die Gründe, weshalb wir die Sache unmittelbar nach dem Spiel durchziehen wollten, habe ich dargelegt. Und letztlich gibt es für die Kommunikation eines Trainerwechsels nie den perfekten Zeitpunkt.

das Gespräch unmittelbar vor Redaktionsschluss am 8. November. Wenn das spirit bei den Leserinnen und Lesern eintrifft, werden wir den Nachfolger von Johan Lundskog wohl präsentiert haben.

Das hoffe ich doch sehr (lacht).

Welchen Trainer werden wir präsentieren respektive präsentiert haben?

Das kann ich jetzt unmöglich sagen. Ich habe in den letzten 48 Stunden Bewerbungen und Anrufe gesammelt und entgegengenommen. Was ich gemerkt habe: Wenn in der Novemberpause der Job des Headcoachs beim SCB frei ist, bei einem Club in einer eishockeybegeisterten Stadt mit so vielen Fans – und mit der Aussicht, eine kompetitive Mannschaft führen zu können –, dann ist das eine erstklassige Gelegenheit für manchen Coach. Jedenfalls sind sehr viele Bewerbungen und Anfragen eingetroffen.

Wo steckst du im Prozess?

Zurzeit bin ich am nächsten Schritt: die Liste zusammenstellen, Kandidaten priorisieren. Danach geht es darum, erste Gespräche zu führen und so die Liste Schritt für Schritt zu reduzieren, bis wir am Ende den passenden Trainer für den SCB haben.

MITEINANDER STARK

«Ich zeige vollen Einsatz. Es braucht aber auch mal ein Time-out.»

Sara Ninck-Krähenbühl Interventionszentrum/ Dipl. Pflegefachfrau FH/ HF

Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unser grösstes Kapital. Darum achten wir darauf, dass die Berufsarbeit mit den anderen Lebensbereichen im Einklang ist. Gerade im anspruchsvollen Gesundheitswesen sind auch Erholungspausen und Zeit für die Familie wichtig. Nonstop-Powerplay ist weder nötig noch gesund. Weitere Infos: miteinanderstark.ch

All diese negativen Schlagzeilen verdient Johan Lundskog nicht. Einige empfinde ich sogar in höchstem Mass als respektlos.

Wie sieht der passende Trainer für den SCB aus?

Wir brauchen jemanden, der unsere Topspieler aufs nächste Level bringt. Jemanden, der den Jungen hilft, sich zu verbessern. Wir haben einige vielversprechende junge Spieler, die wollen wir einerseits einsetzen, anderseits wollen wir erfolgreich sein. Es braucht einen Trainer, der mit beiden Ansprüchen umgehen und diese «handeln» kann. Und er muss zum bestehenden Staff passen. Bei Christer Olsson, Mikael Hakanson, Jeff Hill, Max Markowitz und Steven Lingenhag wollen wir keine Änderungen vornehmen, sondern jemanden einbringen, der zu und mit ihnen kompatibel ist.

Welchen Stil soll der neue SCB-Coach spielen lassen?

Passend zur Mannschaft ein Spiel, welches auf Puckbesitz und hoher Energie basiert. Heute gewinnst du nicht mehr mit Dump-and-Chase-Hockey, das moderne Eishockey ist geprägt von klugem Puckmanagement, gutem Forechecking. Und letztlich dürfen wir nie vergessen, was den SCB eigentlich ausmacht: Aggressiv spielen, hart spielen und vor allem als Team funktionieren. Während meiner Zeit als Spieler hat uns der Teamspirit immer wieder zu Hohem getrieben.

Weil der neue Trainer bekannt sein wird, wenn die Leserschaft dieses spirit in den Händen hält, blicken wir doch noch etwas zurück – schliesslich bleibt die Vergangenheit unverändert. Welches Fazit ziehst du aus der ersten Saisonphase mit 20 Partien?

Wir haben gut begonnen – obwohl die ersten drei Spiele verloren gingen. Das Team machte einige Entwicklungsschritte, trotz gewichtiger Ausfälle wie jenem von Dominik Kahun. Wir punkteten fast immer, was positiv war. Wir vergaben mit späten Gegentoren aber auch einige Punkte, was negativ war. Dann kam der Zeitpunkt, als die Entwicklung stagnierte, die Konstanz fehlte. Wir spielten gut gegen Teams wie Genf und Davos, verloren zuhause gegen Langnau und Kloten. Nach der Niederlage gegen Kloten machte ich mir erstmals ernsthaft Sorgen. Eben: Die Entwicklung ging nicht mehr voran.

Vor der Saison gaben wir die Top-6 als «Ziel im Idealfall» an. Nun sind wir in den Top-6 klassiert…

…aber die guten Teams machen Fortschritte und werden immer besser, je länger die Saison dauert. Wir sind überzeugt, dass es für die Weiterentwicklung einen Wechsel benötigt. Wir vertrauen diesen Jungs in der Garderobe. Wir wollen, dass sie so gut wie möglich

performen und in der wichtigsten Phase bereit sind. Darum geht es, um die Entwicklungsschritte, nicht um die aktuelle Tabelle. Jeder kann jeden bezwingen, wir sind jetzt in den Top-6, fünf Punkte hinter Rang 3, aber auch nur sieben Punkte von Rang 11 entfernt. Das Ziel ist es, auch im Frühling in den Top-6 zu sein.

Wie gehst du damit um, dass einige Spieler über den Abgang von Johan Lundskog enttäuscht sind und diese Enttäuschung auch zum Ausdruck bringen?

Es wäre ein schlechtes Zeichen, wären sie nicht enttäuscht. Auch ich bin enttäuscht. Ich hatte ein richtig gutes Verhältnis zu Johan. Ich glaube an ihn als Coach. Johan Lundskog ist eine der smartesten Personen, die ich in all den Jahren im Eishockeybusiness je um mich hatte. Sein Hockey-IQ, sein Fachwissen: beeindruckend. Für mich war es ein No-Brainer, nach der resultatmässig ungenügenden letzten Saison an ihm festzuhalten und ihn zu unterstützen. Das mag jetzt etwas abgedroschen klingen: Aber er wird viel aus dieser Situation in Bern mitnehmen und die gemachten Erfahrungen werden ihm helfen. Er wird bei seiner nächsten Anstellung ein noch besserer Coach sein.

Eine Trainerentlassung ist immer auch eine Niederlage für ein Team, eine Organisation, speziell auch für einen Sportchef. Machst du dir Vorwürfe?

Ich denke seit mehreren Tagen immer wieder daran, inwiefern ich ihm noch stärker hätte helfen können, was ich anders hätte machen sollen. Es ist sicher keine «Happy-Time», wir sind nicht glücklich. Aber am Ende geht es ums Business, darum, Spiele zu gewinnen – und darum, besser zu werden.

Du bist einer, der den Kontakt und Austausch mit Aussenstehenden nicht scheut. Wie hast du die Stimmung rund um den Trainer wahrgenommen.

Ich habe fünf Jahre lang in Bern gespielt und weiss um das emotionale Umfeld. Wir brauchen die Emotionen und den Support unserer treuen Fans. Aber womit ich Mühe habe: Wenn nun viele Leute schlecht über Johan sprechen oder schreiben. Ich empfinde nichts als Respekt für ihn. Johan hat jeden Tag alles für diese Organisation gegeben. Er ist ein ausgesprochen kompetenter, toller Mensch mit einer grossen Passion fürs Eishockey. All diese negativen Schlagzeilen verdient er nicht. Einige empfinde ich sogar in höchstem Mass als respektlos. Unverständlich ist, wenn sich Leute in persönlicher Weise über jemanden äussern, ohne nur einmal richtig mit der Person gesprochen zu haben. Das ist nicht korrekt.

Das Ziel ist es, auch im Frühling in den Top-6 zu sein.

CHUM MIT I DS TROPEHUS FRUTIGE

Die Hockeysaison ist bereits voll im Gange. Endlich wieder mit den SCB-Fans das Team auf dem Eis anfeuern. Wie ich das geniesse. Auch cool: Die Umgebung auf meinen Streifzügen entdecken. Kürzlich war ich im Tropenhaus Frutigen.

Ich wusste ja nicht genau, was mich in einem Tropenhaus erwartet. Habe aber gehört, dass es dort sogar Fische gibt. Mmmh Fische, dachte ich mir und wollte mehr darüber wissen. Also nichts wie mit dem Zug hin. Tatsächlich gibt es dort mitten in den Bergen ganz schön viele Fische. Sogar Störfische, die gerne in warmem Wasser schwimmen. Aber wie kamen denn die Störe in die Berge?

In der spannenden Ausstellung mit vielen Stationen zum Mitmachen habe ich alles darüber erfahren. Wie man beim Bau des Lötschberg-Basistunnels auf warmes Wasser gestossen ist. Dass man dieses 18grädige Wasser keinesfalls in die Kander leiten durfte, weil dies die einheimischen Fische nicht vertragen hätten. Und dass die Idee einer nachhaltigen Störzucht in Frutigen quasi die einheimischen Fischbestände gerettet hat. Mit den vielen Stören, die im Bergwasser schwimmen entstand auch die erste alpine Kaviarzucht. Eine echt spannende Sache, auch wenn mir persönlich ein mit der eigenen Tatze gefangener Fisch lieber ist.

Nach der Ausstellung bin ich durch den Tropengarten spaziert, in den man übrigens auch ohne Ticket Zutritt hat. Was ich dort alles gesehen habe, da ist mir wirklich das Wasser in meinem Bärenmund zusammengelaufen: Bananen, Papaya, Ananas, Guave, Avocado, sogar Kakao- und Kaffeebohnen. Auf einem spannenden Gewürzpfad gabs was für meine feine Bärennase. Aber Achtung: dort wächst auch die schärfste Chili der Welt. Zum Glück konnte ich anschliessend im Restaurant mit Tropenfeeling all meinen Gelüsten nachgehen.

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