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EID, LEID, LEIDENSCHAFT
Das Wort Leidenschaft beinhaltet alles, warum wir uns für einen Lieblings-Eishockeyclub entscheiden: Eid, Leiden und nicht zuletzt die Leidenschaft selbst.
Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, wie er zu seinem auserwählten Verein kommt. Irgendwann wird man einfach von der Leidenschaft für den Sport, das Spiel und den Club gepackt. Man schwört sich auf seinen Lieblingsverein ein und bekennt sich, nie einen anderen Verein als den eben ausgewählten zu unterstützen – ein Leben lang. Man legt also einen Eid ab.
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Bei mir fing alles am 13. März 1971 an: Mein Vater nahm mich mit in die Allmendhalle zum vorletzten und entscheidenden Spiel der B-WM – die Schweiz gewann vor 11 000 Fans dank zwei Toren von Michel (Tutu) Turler gegen die DDR 3:1 und stieg in die A-Gruppe auf. Danach war es um mich geschehen. Ich wurde zum Eishockeyfan und besuchte fortan die Spiele des SC Bern.
Im Wort Leidenschaft steckt leider auch das Wort Leiden. Wie oft habe ich in den vergangenen 50 Jahren mit meinem Verein gelitten. Was habe ich gehadert, geflucht, getobt und auch Tränen vergossen. In spezieller Erinnerung bleibt mir das zweite Spiel um den Aufstieg in die NLA im Februar 1986. Nach einem klaren 5:0-Heimsieg machten wir uns siegesgewiss auf den Weg nach Chur. Ausgerüstet mit Feierlaune, Champagner (den man damals noch in Flaschen ins Stadion mitbringen durfte) und Siegesgewissheit. Nach 60 Minuten stand es 3:3. Wir zitterten, bangten, hofften und litten. Churs Goalie Renato Tosio hielt Unmögliches. Ich weiss noch haargenau, wie unser Liebling Kirk Bowman in der Verlängerung alleine auf ihn zulief und am Pfosten scheiterte. So nah dran waren wir. Doch Chur schaffte das (für uns) Unmögliche: Die Bündner gewannen 4:3. Wir waren am Boden zerstört. Weinten hemmungslos um die Wette. Im Innersten spürten wir: Es würde auch dieses Jahr nicht klappen mit dem Aufstieg. Im entscheidenden Spiel zuhause verloren wir prompt 2:4 und stiegen erst einen Monat später am grünen Tisch auf.
Dazu kamen unzählige beelendende Momente wie das 0:9 1987 in Davos, sämtliche Niederlagen gegen die
Erzfeinde, die Finalissima im Playoff-Final 2007 in Davos oder die wohl bitterste Niederlage überhaupt: Am 17. April 2012 schoss Steve McCarthy den ZSC zur Entsetzung von 17 000 SCB-Fans 2,5 Sekunden vor Schluss zum Meistertitel. Ich erstarrte zu einer Wachsfigur und wollte, als wäre ich überall, aber nicht in der PostFinance Arena.
Doch am Ende siegte eben trotzdem stets die Leidenschaft. Das Fieber, das einen packte, kaum war man im Stadion. Das Kribbeln, die angenehme Nervosität, die Gewissheit, dass es ihr links von mir und ihm rechts von mir haargenau gleich erging. Das Aufspringen, wenn der Puck vom Pfosten zurückprallte, der unbändige Torjubel (in früheren Jahren fand man sich auf der Stehrampe meist drei bis vier steile Treppenstufen weiter unten wieder), die teils selbst angestimmten Gesänge, die erlösende Schlusssirene, das Tramhüpfen auf dem Rückweg in die Stadt, das SCB-Gebet im Bahnhof und so weiter und so fort.
Heute schaue ich auf weit über 1000 SCB-Spiele zurück und kann zum Glück konstatieren: Den Eid habe ich längst abgeliefert. Die Leidenschaft, das Feuer und die Freude stehen über allem. Aber ein bisschen Leiden gehört halt einfach dazu. Leider.
PS: Sechs Jahre nach Michel (Tutu) Turlers Toren in der Allmend tauften wir unseren Hund auf den Namen Tutu. Ob das ein Zufall war?
Denis Jeitziner
Denis Jeitziner ist seit 1971 mit dem SCB verbunden. Er war 1989 Mitbegründer des Kult-Fanclubs Bäregrabe und arbeitete später jahrelang als freier Journalist für diverse Medien. Denis Jeitziner ist seit 25 Jahren selbständig. Heute führt er seine eigene Kommunikationsagentur
Amber Kommunikation AG.
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