Das Hockey-Magazin der Schweiz
CHF 7.50 • Oktober/November 2016 • Nr. 2 • Saison 2016/2017
Nashville-Verteidiger Yannick Weber:
«Nordamerika – das ist meine Welt» NHL-Start: So stehen die Chancen für die Schweizer Spieler
Philippe Seydoux: Im Emmental hat er zu sich selbst gefunden
Kinding/Jenni: Trainerduo der EVZ Academy im grossen Doppelinterview
It’s time to up your game. TISSOT QUICKSTER ice hockey SPECIAL EDITION. DAS SPIEL SPIEGELT SICH NICHT NUR IN DEN LINIEN UND FARBEN AUF DEM ZIFFERBLATT WIDER SONDERN EBENSO IN DER PRÄZISION DES CHRONOGRAPHENWERKS, DEM ROBUSTEN 316L EDELSTAHLGEHÄUSE, DEM KRATZFESTEN SAPHIRGLAS UND INSBESONDERE IN DER GRAVUR DES LOGOS DER INTERNATIONAL ICE HOCKEY FEDERATION AUF DEM GEHÄUSEBODEN.
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Nordamerika ist erobert Am eindrücklichsten dokumentieren die Champions Hockey League und die Eroberung der NHL die Entwicklung unseres Hockeys. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Zeiten, als Siege gegen Mannschaften aus Schweden oder Finnland oder der ehemaligen CSSR völlig undenkbar waren. Im Herbst 1977 spielte Langnau, damals eines unserer Spitzenteams, im Europacup gegen den finnischen Champion TPS Turku. Wegen Chancenlosigkeit wurden gleich beide Partien in der Schweiz ausgetragen. Den Emmentalern gelang am 20. September 1977 gegen die grenzenlos überheblichen und übernächtigten Finnen im ersten Spiel ein wundersames 3:3. Dafür wurden sie einen Tag später mit einer 1:10-Ohrfeige abgestraft. Heute wird erwartet, dass sich unsere Teams gegen finnische Vertreter in der Champions Hockey League durchsetzen und wenn sie es tun, heisst es höchstens: Na und? Noch vor 20 Jahren wäre es nicht möglich gewesen, mit Schweizer Themen zur NHL mehr als eine Doppelseite zu produzieren. Wir hatten in der ersten Hälfte der 1990er Jahre ge-
rade einen einzigen Schweizer in Nordamerika: Torhüter Pauli Jaks bei den Phoenix Roadrunners, dem Farmteam der Los Angeles Kings in der inzwischen aufgelösten International Hockey League IHL. Als Pauli Jaks ins Trainingscamp der Kings einrückte, war das ein Medienereignis für unser Hockey. Mehrere Chronisten flogen nach Kalifornien, um über dieses sportliche Weltwunder zu berichten. Heute haben die Schweizer Nordamerika erobert und wenn einer irgendwo in ein NHL-Camp einrückt, ist das nicht einmal mehr eine Randnotiz wert. Kürzlich machte ich mit einem international renommierten Spieleragenten während des Mittagessens auf der Rückseite der Menükarte eine Aufstellung aller Schweizer, die mit einer NHL-Organisation einen Vertrag haben. Als wir endlich glaubten, alle notiert zu haben, mussten wir noch einen Namen nachtragen. Wir hatten doch tatsächlich einen vergessen. Wenn das nicht ein Fortschritt ist: Wir haben so viele Schweizer mit NHL-Verträgen, dass wir nicht mehr alle Namen im Kopf behalten und aufsagen können. Wir haben uns mit zwei Exponenten über die Entwicklung unseres Hockeys unterhalten, die als Trainer und Spieler schon dabei waren, als wir im Welthockey noch keine Rolle spielten und heute nach wie vor im Klubhockey aktiv sind. Lesen Sie das Doppelinterview mit Björn Kinding und Marcel Jenni auf den Seiten 60 bis 65. l
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FribourgGottéron HC GenfServette EHC Kloten Lausanne HC HC Lugano
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SCL Tigers
Das Interview 12
EV Zug
Klaus Zaugg
Nashville Predators: Yannick Weber – «Rückkehr war für mich keine Option»
ZSC Lions
Spielplan & Statistiken NLA National League B Spielplan & Statistiken NLB Elite-Junioren Statistiken Refs Cup Nati Spengler Cup
Saisonstart in der NHL
NHL CHL
Klaus Zaugg
Analyse: Die Grenzgänger – Darben im Schatten des Ruhmes 18 22 Switzerlands finest World Cup of Hockey: Andy Hüppi – 25 Der Herr der Ringe
NLA Gottéron: David Aebischer – Das neue Leben als Souffleur 28 ZSC Lions: Roger Karrer – Wie gemacht für das neue Spielsystem 32 SC Bern: Maxim Noreau – 34 Der neue Traum HC Lugano: Dario Bürgler – 44 Der Colt raucht wieder EHC Biel: Matthias Rossi – Grosse Nummer auf dem Eis und im Dress 46 HC Davos: Daniel Rahimi – 48 Der «lästige» Söldner Persönlich SCL Tigers: Philippe Seydoux – ... und warum nicht Musiker?
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NLB EVZ Academy: Hockey-Philosophie mit dem Trainer-Duo Björn Kinding/Marcel Jenni – «Das Boot ist das Team» 60
Reports NLA-Dress-Rating: Auf dem eisigen Laufsteg 8 Zauggs Red Line: Nicht Kleider machen Trainer – Namen machen Trainer 27 Einst und jetzt...: Lino Martschini 53 Swiss Ice Hockey Day: 59 Der Eishockey-Feiertag Die neue Swiss Regio League: 66 Eine neue Landkarte entsteht Ein Abend mit Jörg Müller, Speaker EHC Kloten – Die Faust unter dem Tisch 68 Vor der Karriere: Yannick Lerch – 73 Der energische Weg Champions Hockey League: Und plötzlich sind wir wer... 74 History: NHL-Lockout 2005/2006 – 76 Die «verlorene Saison» – ein Gewinn Overtime: Pro & Contra – Bringt die 1. Liga-Reform unser Hockey weiter? 78
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Rechtzeitig zur neuen Saison ist auch der SLAPSHOT Hockey-Guide 2016/2017 im Handel erhältlich. Das 210 Seiten starke Nachschlagewerk ist für jeden Eishockeyfan ein Muss. Erhältlich ist es für 18 Franken am Kiosk, es kann aber auch per E-Mail an abo@slapshot.ch bestellt werden.
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Titelbild Es gab Zeiten, da kannten wir die NHL nur aus den Resultatspalten der Zeitungen. Heute, im Jahr 2016, haben wir so viele Schweizer Spieler mit NHL-Verträgen, dass wir Mühe haben, sie lückenlos aufzuzählen. Folglich sind auch nicht alle von ihnen grosse Stars. Viele kämpfen sich abseits des Rampenlichts durch die Trainingscamps, um sich einen der wenigen vorhandenen NHL-Plätze zu ergattern. Yannick Weber kennt diese Situation. Der 28-jährige Verteidiger galt immer wieder als Wackelkandidat, hat sich aber einen Namen gemacht und sich in der NHL etabliert. Ab dieser Saison verteidigt er mit einem Einwegvertrag für Nashville. Er weiss sehr wohl, dass er auch in dieser Spielzeit für seine NHL-Eiszeit wird kämpfen müssen. SLAPSHOT hat ihn fürs grosse Interview in Bern getroffen. Foto: Pius Koller
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SlapShots Hockey Hall of Fame – Legendenquartett Die Hockey Hall of Fame im Taschenformat! Im Legendenquartett zum internationalen Eishockey finden sich die besten der besten Spieler aller Zeiten zu einem einzigartigen Kartenspiel zusammen. Hier dribbelt man sich spielerisch durch die Dekaden, und wird dabei überrascht von den knallharten Zahlen, den knochenbrechenden Illustrationen und lässt sich nicht nur von «The Great One», «The Rocket», «The Golden Brett», «Stevie Wonder» oder «Foppa» aufs Glatteis führen. Ein Spiel wie ein scharfer Laserpass aus der Vergangenheit! Das einzig wahre All-Star Game! SLAPSHOT verlost exklusiv drei Exemplare des Legendenquartetts. Senden Sie bis zum 31. Oktober 2016 ein E-Mail mit dem Vermerk «Legendenquartett» an ims@ims-sport.ch und hinterlassen Sie Ihren Namen und Ihre Adresse. Über l diesen Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
Swiss Ice Hockey und Ochsner Hockey verlängern ihre Partnerschaft Swiss Ice Hockey und Ochsner Hockey haben ihre langjährige und enge Partnerschaft um weitere fünf Saison verlängert. Dank dieser Vertragsverlängerung mit Ochsner Hockey steht Swiss Ice Hockey auch die folgenden fünf Jahre ein starker Partner mit ausgewiesener Fachkenntnis zur Seite. Die Nationalmannschaften wie auch die Nachwuchsbereiche dürfen daher weiterhin auf die professionelle Ausrüstung von Ochsner Hockey zählen. Auch im Merchandisingbereich wurde die Zusammenarbeit bis und mit der Saison 2020/21 besiegelt.
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Das ultimative Mittel – der Spielabbruch Von Referee in Chief Brent Reiber
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Die legendären Duelle zwischen John Slettvoll und Bill Gilligan, die Rekorde der Russen Bykow und Chomutow, die goldene Ära des EHC Kloten mit Pavoni, Hollenstein und Johansson, die Geburtsstunde der ZSC Lions, die Auferstehung des HC Davos unter Arno Del Curto, u.v.m. Zahlreiche Anekdoten und Geschichten zu jeder einzelnen Playoff-Serie seit 1986. Dazu alle NLA-Resultate, Tabellen und Skorerlisten der letzten 30 Jahre.
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Er ist das, was niemand will. Und doch kann er in seltenen Fällen eintreten: der Spielabbruch. Der wahrscheinlich berühmteste Fall ereignete sich 1987 in der Slowakei. Das Finalspiel der U20-WM zwischen Kanada und der Sowjetunion eskalierte Mitte des zweiten Drittels in einer Massenschlägerei. Einem sog. «bench clearing brawl». Die Schiedsrichter konnten die Situation nicht unter Kontrolle bringen. Schliesslich beschlossen die Turnierverantwortlichen in ihrer Verzweiflung sogar das Licht in der Halle zu löschen, um dem ganzen eine Ende zu bereiten. Als sich die Streithähne endlich beruhigt hatten, wurde das Spiel abgebrochen und beide Mannschaften disqualifiziert. Den Titel erbte Finnland. Klar ist: Ein Spielabbruch ist ein ultimatives Mittel und immer das Resultat von einem Zusammenkommen sehr spezieller Umstände. Hinuntergebrochen kann es für eine solche Entscheidung vier Gründe geben: Sicherheitsbedenken, ausserordentliche Umstände, Infrastrukturprobleme oder die Verletzung der IIHFRegel 157 betreffend «Weigerung anzutreten». Bei Sicherheitsbedenken kann es sich etwa um eine Bombendrohung oder einen Ausbruch von Fan-Gewalt handeln. 2009 wurde in Zug ein Spiel wegen einem Fan abgebrochen, der eine Rauchpetarde gezündet hatte. Unter die ausserordentlichen Umstände fallen hingegen Dinge wie Massenschlägereien auf dem Eis oder eine gefährliche Verletzung eines Spielers oder eines Zuschauers. Dies sind glücklicherweise Vorfälle, mit denen wir sehr, sehr selten konfrontiert werden. Infrastrukturprobleme sind da schon weitaus häufiger. Die IIHF Regel 8 überträgt dem Schiedsrichter die volle Verantwortung über die Einschätzung des Zustands und der Sicherheit des Spielfelds. Wenn er zum Schluss kommt, dass das Eis oder die Banden nicht sicher sind, wird das Spiel aufgeschoben bis die nötigen Reparaturen und Anpassungen vorgenommen worden sind. Dafür kann der Referee etwa die Teams bereits vor dem Ablauf des Drittels in die Kabine schicken, in der Hoffnung, dass die Dinge während der Eisreinigung erledigt werden können. Oft kommt das vor, wenn eine Plexiglasscheibe zerbricht. Das Ziel muss sein, dass das Spiel so schnell als möglich wieder aufgenommen werden kann. Zu einem Spielabbruch führen solche Situationen selten, aber es kann vorkommen. Ein Beispiel: Im letzten Jahr war es in Lausanne nicht möglich gewesen, den Videowürfel vom Eis unter das Hallendach zu heben. Die Mannschaften konnten sich zwar aufwärmen, aber das Spiel konnte nicht angepfiffen und musste in der Folge verschoben werden. In jüngster Zeit waren allerdings die meisten Spielabbrüche von Problemen mit dem Eis oder Nebelbildung herbeigeführt worden. Glücklicherweise werden die NL-Spiele meist in modernen, komfortablen und sicher überdachten Arenen ausgetragen. Wegen schweren Schneefalls müssen wir uns heute keine Sorgen mehr machen. Im speziellen Fall, dass ein Coach sich weigert, mit seinem Team zu spielen, kommt IIHF-Regel 22 zur Anwendung. Wenn ein Schiedsrichter die betreffende Mannschaft auffordert, zu spielen, diese sich aber aus irgendeinem Grund weigert, wird das Spiel abgebrochen. Auch hier versuchen die Schiedsrichter aber alles mögliche um ein Spiel weiterlaufen zu lassen. So erhält ein Team zuerst eine Warnung und 30 Sekunden Zeit, um wieder anzutreten. Weigert es sich immer noch, kann der Schiedsrichter das Spiel stoppen und den Vorfall der entsprechenden Stelle melden. Es ist logisch, dass wir einen Spielabbruch um jeden Preis vermeiden wollen. In der National League obliegt eine solche Entscheidung nicht alleine den Schiedsrichtern. Bis zum letzten Wort sind mehrere Stellen involviert – ganz besonders auch die National League-Spielbetrieb-Abteilung. In einer solch heiklen und kritischen Situation ist es nötig, dass die Schiedsrichter mit dem lokalen Sicherheitsdienst, den Klubführungen und der NL eng kommunizieren. Ein Stadium schnell und sicher zu leeren hat höchste Priorität. Sollte sich ein Spielabbruch dennoch nicht vermeiden lassen und wird später beschlossen, das Spiel nicht forfait zu werten, sondern zu wiederholen, muss schliesslich ein anderer Spieltermin gefunden werden. In den letzten drei Runden der Regular Season und in den Playoffs kommen aber spezielle Reglementierungen zum Einsatz. Muss ein Spiel aus den letzten drei Runden wiederholt werden, muss dies innert 48 Stunden geschehen – im selben oder in einem anderen NLA-Stadion. In den Playoffs muss es dagegen noch einmal schneller gehen: Das Spiel muss dann innert 24 Stunden neu gespielt werden. Sollte sich dies als unmöglich erweisen, wird das Spiel forfait erklärt. l
SlapShots NHL live in der Schweiz? Teleclub macht's möglich Die spektakulärste Eishockeyliga der Welt kann neu auch in der Schweiz am TV mitverfolgt werden. Ab dem Saisonstart anfangs Oktober zeigt Teleclub bis zu vier Live-Spiele pro Woche aus der NHL – Playoffs inklusive – und ergänzt damit sein Portfolio im internationalen Eishockey (Champions Hockey League) hochkarätig. Ingesamt werden so über die ganze Saison über 100 NHL-Partien live gezeigt. Die Übertragungen am Sonntag Abend in der europäischen Primetime werden sogar mit eigenen Studiosendungen begleitet. Moderator Reto Müller führt gemeinsam mit den Teleclub-Experten Morgan Samuelsson und Kent Ruhnke durch den Abend. Der redaktionelle Fokus wird auf die Schweizer NHL-Spieler gelegt und die Primetime-Spiele auf Deutsch und Französisch kommentiert – wobei natürlich alle
Partien auch mit Englischen Originalkommentar erhältlich sein werden. Das freut nicht nur den Fan, sondern auch Nashville-Superstar Roman Josi: «Ich finde es grossartig, dass Teleclub die NHL überträgt und die Schweizer Community ab jetzt live mit uns mitfiebern kann.» Weiter hat Teleclub bereits vor einigen Wochen einen namhaften Experten für das Teleclub Sport Studio gewinnen können: Lars Leuenberger, letztjähriger Meistertrainer des SC Bern, analysiert für den TV-Sender die Eishockeyübertragungen. «Für mich ist das Engagement bei Teleclub eine Win-winSituation, denn Eishockey ist meine Leidenschaft. Den Zuschauern diesen attraktiven Sport aus meiner Sicht präsentieren zu dürfen, ist eine schöne Challenge», sagt der 41-jährige l Ostschweizer.
- BÜHRERS KASTEN Es ist eine interessante Konstellation, die sich da in Kloten ergeben hat. Ein alter, erfahrener Goalie mit einem riesigen Renommee soll mithelfen, seinen Nachfolger aufzubauen. Dazu muss man wissen: Wenn ein Klub sich zu einem solchen Schritt entschliesst, ist es wichtig, einen genauen Plan zu haben und gegenüber den Keepern mit offenen Karten zu spielen. Ich gehe davon aus, dass der Grundplan in Kloten vorsah, dass Luca Boltshauser (23) etwa zwei und Martin Gerber (42) etwa ein Drittel aller Spiele absolvieren sollen. Beide haben sich dazu einverstanden erklärt – es gibt keinen Futterneid oder schädlichen Ehrgeiz. Eben weil man bei einer solchen Strategie auf beide Goalies angewiesen ist, ist es wichtig, am Anfang beide in Form zu bringen. Viele Beobachter haben sich gewundert, dass der Trainer eisern abgewechselt hat – obwohl Boltshauser sehr gut und Gerber nicht gut gespielt hatte. Doch das macht sehr wohl Sinn. Die Situation für Gerber ist nämlich schon so nicht angenehm. Wenn man schlecht startet, braucht man Spiele, um sich aus dem Loch wieder rauszukämpfen. Je weniger man kriegt, desto schwieriger wird es. Ergo wäre es für Gerber am einfachsten, sich als Stammkeeper aus der Krise zu spielen. Wäre er sofort zur Nummer 2 degradiert worden, wäre diese «normale» Aufgabe dagegen zur Herkulesaufgabe geworden. Und
wie wichtig es ist, einen Gerber in Form zu haben, zeigt sich ja genau jetzt, da Boltshauser verletzungshalber mehr als einen Monat lang ausfällt. Umso unverständlicher ist für mich in diesem Zusammenhang, dass die Klotener Fans in einem seiner schlechteren Spiele den Namen Boltshauser skandiert hatten. Ich kenne das aus eigener Erfahrung: Als ich 2001 in Chur spielte und bekannt geworden war, dass ich im Sommer nach Bern wechseln werde, forderten die Fans nach ein paar Gegentoren Nando Wieser. Für einen Goalie ist dies das Brutalste: Du gibst emotional und körperlich so viel, dass dich das unheimlich trifft. Mit dieser Situation klar zu kommen ist sehr schwierig, man muss sie aufarbeiten und gleichzeitig schnell den Turnaround schaffen. Ich war damals jung, doch ich bin mir sicher, dass so etwas auch für Gerber nicht einfach zu bewältigen ist. Alles in allem bin ich überzeugt, dass Kloten in seiner Situation die richtige Strategie gewählt hat. Boltshauser, der zweifelsohne das Zeugs zum NLA-Stammgoalie hat, ist in den letzten zwei Jahren zwei Mal wegen Verletzungen über längere Zeit ausgefallen, nun hat es ihn ein drittes Mal erwischt. Nicht, dass das irgendetwas heissen will. Aber es ist logisch, dass der Klub da einfach einen zweiten spielfähigen Goalie haben muss. Und mit Martin Gerber, auch davon bin ich überzeugt, hat Kloten viel mehr als nur das.
Marco Bührer Der 36-jährige Bülacher hütete zwischen 2001 und 2016 das Tor des SC Bern, mit dem er 2004, 2010, 2013 und 2016 die Meisterschaft und 2015 den Cup gewann. Er absolvierte 871 NLA-Partien, hält den Rekord für die meisten Shutouts (95) und für die längste Zeit ohne Gegentor (269:09 Minuten). Heute arbeitet er im Bereich Finanz- und Lohnbuchhaltung bei der Rom Treuhand AG in Bern. Mit SLAPSHOT teilt er in seiner ersten Saison als Hockey-Rentner seine Gedanken zu verschiedenen Goalie-Fragen.
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Auf dem eisigen Fotos: zVg
Der HC Lausanne ist fulminant in die neue Saison gestartet und hat bereits eine Menge wichtiger Punkte im Kampf um die Playoff-Plätze eingefahren. Wer weiss, vielleicht halten sich die Romands sogar über längere Zeit an der Spitze? Die Meisterschaft des Erscheinungsbildes haben sie jedenfalls bereits gewonnen. Ja, ihnen ist hier sogar gelungen, was auf dem Eis unmöglich scheint: die Titelverteidigung! l
Wanda Frischknecht Wanda Frischknecht, Schneiderin und Inhaberin von boa couture in Winterthur (www.boacouture.ch), kennt sich schon von Berufs wegen mit Optik, Stil und Klasse aus.
Alec Voggel Alec Voggel, Inhaber und Geschäftsführer des Goaliemaskenherstellers und -designers Airxess in Bern, weiss, was im Eishockey gut aussieht und wie man ein Logo in Szene setzt.
Shayade Hug Die Bernerin wurde 2014 zur Miss Earth Schweiz gewählt, hat aktiv Tennis gespielt, ist sportinteressiert und Eishockey-Fan. Sie weiss, wie man in der Öffentlichkeit eine gute Figur macht.
Geht es hier um die Skiarena oder um den Hockeyclub? Klar, dass man das Engagement des Sponsors nicht schmälern darf – aber das Club-Logo hätte einen grosszügigeren Auftritt verdient. 2 Punkte
Der SCB mit seinem schönen grossen Logo sorgt für einen klaren Auftritt: Das wirkt sportlich und klassisch. Neckisches Detail: die kleine Schnürung am Kragen. 8 Punkte
Ma perchè?! Bei der Gestaltung wurde wieder keine Zeit investiert. Grafik sucht man vergebens. Die Jerseys mit dem Sponsorensammelsurium erinnern mich an ein Pfadi-Hemd mit Aufnähern. 3 Punkte
Das unverkennbare Logo ist schön und mit viel Raum platziert. Aber das Davosblau mit gelb beim Auswärts-Dress irritiert – Peugeot-Hausfarbe hin oder her. Mit mehr Hintergrundgrafik wäre der SCB in meinen Top 8 gelandet. 4 Punkte
Auf diesem Trikot gefallen mir die Sponsorenlogos am besten. Sonst sieht es für mich eher nach einem Sockenmuster aus – die Striche an den Ärmeln könnte man durchaus weglassen. Wer weiss, das würde evtl. besser aussehen? 3 Punkte
Sportlich, aggressiv und trotzdem elegant umgesetzt. Mir persönlich gefällt das Auswärtstrikot besser, da die Sponsorenlogos auf dem gelben Hintergrund besser zur Geltung kommen. 8 Punkte
Alles in allem wirkt das Dress uninspiriert. Weder das Club-Logo beim Heimdress noch der Schriftzug beim Auswärtsdress fallen optisch mehr ins Gewicht als die Werbung. Wir hoffen, dass die Saison besser wird als das Trikot. 1 Punkt
Beide Trikots sind angenehm unaufgeregt gestaltet – so ist der sympathische Tiger gut in Szene gesetzt. Die klare Farb gebung rot-gelb punktet hoffentlich auch auf dem Eis. 9 Punkte
Das Home-Jersey ist super gelungen. Eine top-sportliche Grafik. Einzig der weisse Saum ist mir zu gross. Das Away-Jersey wirkt dagegen total unbeholfen. Es sieht eher aus wie die Uniform der EurobusPutzkolonne. 9 Punkte
Insgeheim eines meiner Lieblingslogos der NLA. Aggressiv, sportlich, extremer Wiedererkennungswert und super Farbkombination. Trotzdem hätte man beim Hintergrund nicht mit Grafik geizen müssen. 10 Punkte
Das Logo erinnert mich an eine Flugairline aus den alten Hollywood-Filmen. Die schöne Verarbeitung des Logos und der Ärmel kriegen von mir Punkte, der Rest ist mir zu altmodisch. 5 Punkte
Auf Trikots können die Farben Rot/Gelb gerne kombiniert werden, bitte jedoch nicht Privat! Der Tiger strahlt seine ganze Kraft aus und beweist auch als Logo Grösse und Aggressivität. Bravo für die gute Umsetzung der Stickerei! 9 Punkte
NLA Dress-Rating 2016/2017 1. Lausanne HC
34 Punkte
2. HC Davos
29 Punkte
3. Genf-Servette HC
28 Punkte
28 Punkte
SCL Tigers
5. ZSC Lions
25 Punkte
6. SC Bern
20 Punkte
7. HC Lugano
19 Punkte
8. EHC Kloten
15 Punkte
9. HC Fribourg-Gottéron
13 Punkte
10. EHC Biel
9 Punkte
11. HC Ambrì-Piotta
8 Punkte
12. EV Zug
6 Punkte
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Die Dresses der NLA-Klubs
Laufsteg
Natürlich, im Eishockey entscheiden Tore. Dennoch spielt in dieser sehr populären Sportart auch das Auge mit. Wer gefällt, wer nicht? SLAPSHOT hat auch in dieser Saison drei Experten befragt.
An sich eine recht ansprechende Grafik, aber leider wirkt Biel im Strahlenkranz nur von nah. Warum sind die Strahlen nicht kräftiger abgesetzt? Die Punkte gibt es für das markante Logo. 3 Punkte
Die Komplementärfarben von Davos haben Signalwirkung und der Schriftzug, ganz vintage, gefällt gut. Nettes Detail: die schöne Gestaltung des Kragens. Ein klassisches Hockeydress ohne aufgesetzte Effekthascherei. 11 Punkte
Der Drache ist ein attraktives Clubtier und kommt beim Heimdress prima zur Geltung. Der Schriftzug beim Auswärtsdress gefällt an sich, allerdings wirkt er zusammen mit dem Drachen auf dem weissen Grund etwas verloren. 6 Punkte
Beide Trikots wirken sportlich und richtig Hockey-like. Beim Heimdress vermisse ich allerdings das tolle Club-Tier. Neckisches Detail: das kleine Kantonswappen im Ausschnitt. Alles in allem ein gelungenes Design. 10 Punkte
Die riesigen Landi-Logos überstrahlen die Strahlengrafik und der dezente Glanz des Logos versinkt im Werbesumpf. Das Away-Jersey kann schnell einmal mit einer Landi-Tasche verwechselt werden. 2 Punkte
Bitte alle schauen, wie mans macht: Ton in Ton ist möglich, die Grafik könnte man noch ein wenig aufmotzen. Schönes Detail: Das Bündner Wappen blitzt unter dem Kragen hervor. 12 Punkte
Völlig emotionslose Grafik. Dabei: Der Drache wäre doch ein Steilpass, um etwas richtig fetziges zu kreieren. Bin gespannt, wie das Away-Dress aussieht, wenn es fertig ist... Ach so, es ist schon fertig? 5 Punkte
Servette hatte früher Top-Dresses, heute gefallen mir nur noch die Logos. Die Hintergrundgrafik mit den schlecht platzierten Sponsoren bringt mich zum Gähnen. Und wie bei den anderen Teams: viel zu grosser Balken am Saum. 6 Punkte
Die Bieler haben es ja faustdick hinter den Ohren – leider sieht dieses unscheinbare Trikot nicht danach aus. Schade, die Bieler hätten eine tolle Farbenkombi. Die Lichtstrahlen hinter dem Logo könnten inten siver hervorgehoben werden. 4 Punkte
Dieser kultige Style ist mir zu altmodisch. Erinnert mich, wahrscheinlich vom Hersteller gewollt, stark an die erfolgreichen Zeiten des EHC Arosa. Im Ganzen wirkt das Trikot jedoch leider weder kreativ noch modisch. 6 Punkte
Der Drache, ein starkes Symbol, ist schön zentriert auf den Trikots zu sehen. Insgesamt kommt dieses Trikot jedoch langweilig daher und könnte ruhig mehr Muster vertragen. 2 Punkte
Mein absolutes Lieblingstrikot! Die Farben sind toll aufeinander abgestimmt, der Adler ist in seiner vollen Grösse zu sehen und sogar die Spielernummer ist gestrickt. Der Kragenschnitt wurde ebenfalls schön verarbeitet. Top! 12 Punkte
Die reduzierte Grafik, die das bissige Club-Logo bestens in Szene setzt: Eine Idee, die gut gefällt, ganz nach dem Motto «weniger ist mehr». Hübsch ist das Kantonswappen im Kragen. Ein gelungener Auftritt ist garantiert. 12 Punkte
Das Logo ist sehr schlicht, die Gestaltung des Dress ebenso. Alles in allem wirkt das nicht unangenehm, scheint mir aber etwas zu schlicht. Punkte gibts für den roten Balken am Saum und die Streifen am Ärmel. 5 Punkte
Die Clubfarben rot-weiss-blau sind bei beiden Dresses gut umgesetzt. Zusammen mit dem Logo wirkt das ganze passend. Die Skyline am Saum ist ein schönes Detail. 7 Punkte
Das Heimdress besticht durch sein elegantes Blau. Schönes Logo! Leider beissen sich bei beiden Dresses die beiden Gelbtöne vom Kragen und dem grossen Sponsor. 4 Punkte
Diese Jerseys widerspiegeln den sehr guten Geschmack in allen graphischen Belangen des LHC. Klar, mit so wenig Sponsorenlogos ist es leichter, ein cooles Dress zu kreieren. 11 Punkte
Die Dresses wirken wie aus einer anderen Sportart. Mir fehlt die Dynamik, die das simple Logo unterstützt. Der rote Saum irritiert eher, als dass er nützt.
Auch die Lions zeigen wies geht. Die Sponsoren Ton in Ton integrieren und voilà: Selbst aus Berner Sicht sehr stylishe Jerseys. 8 Punkte
Oh je! Eines der schönsten Teamlogos geht total unter. Garantiert wurden die Sponsoren nach folgendem Motto platziert: Alles so gross wie möglich draufklatschen und alles mit seiner Hausfarbe. Schade, das ginge besser. 1 Punkt
Mir gefallen die Farben rot und weiss besonders gut auf Mannschaftstrikots. Schlicht, elegant, toller Schnitt und eine super schöne Verarbeitung der Ärmel und des Kragens! Ein Hauch von NHL in der National League. 11 Punkte
Nicht nur auf dem Catwalk, sondern auch auf dem Eis kann man mit dieser Farbkombination nichts falsch machen. Hier weise ich gerne auf das Logo oben links «missingchildren.ch» hin. Auch Sportvereine können Gutes bewirken. 7 Punkte
Die Farben sind toll aufeinander abgestimmt, die Skyline kommt trotz der grauen Farbe dezent zur Geltung. Das Logo, nicht wie bei anderen ins Muster gedruckt, sondern aufgenäht, lässt es gleich viel hochwertiger aussehen. 10 Punkte
Leider kenne ich die Vereinsgeschichte der Zuger nicht, den Stier finde ich jedoch total cool. Ansonsten finde ich das Trikot langweilig – es könnte gut noch weitere Muster vertragen. 1 Punkt
7 Punkte
9
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SnapShot
Sensation? Leider Nein! Der HC Davos als Gegner im Cup? Eigentlich ist es schon verrückt, dass der gemeine Eishockey-Fan tief im Bauch das Gefühl hat, dass da eine Sensation möglich ist. Was dem EHC Dübendorf gelang, das könnte doch auch dem LigaKonkurrenten EHC Wetzikon gelingen. Oder? Mit einem kräftigen «Leider Nein!» antworteten die Mannen von Arno Del Curto. Enzo Corvi, Robert Kousal & Co. liessen es dieses Mal mit der nötigen Ernsthaftigkeit angehen. 5:2 besiegten sie die Zürcher Oberländer. Und mit ein wenig Abstand dürfte jedem klar sein: ein sehr respektables Resultat. Die Hockey-Welt ist wieder in den Fugen.
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Das Interview
ÂŤR war keine 12
Yannick Weber Der Schweizer Nationalverteidiger Yannick Weber redet im grossen SLAPSHOT-Interview über die Faszination NHL, den neuen Arbeitgeber Nashville – und seine Freizeitgestaltung. Text: SLAPSHOT-Redaktion Fotos: Pius Koller, Melanie Duchene/EQ Images, zVg
Das Berner Länggasse-Quartier an einem sonnigen Augusttag. SLAPSHOT trifft den NashvilleVerteidiger Yannick Weber (28) zum grossen Interview. Weber mag nicht den Bekanntheitsstatus seiner Kollegen Roman Josi und Mark Streit haben – aber der Werdegang des Berners ist nicht minder interessant. Ein Gespräch über seine Anfänge in Kitchener, die NHL – und den Faktor Geld.
Rückkehr für mich e Option»
Yannick Weber, was macht für Sie die Faszination NHL aus? Es ist die beste Liga der Welt. Und entsprechend ist es ein Privileg, wenn man ein Teil von ihr sein darf. Von den Schweizer Spielern ist nur Mark Streit länger in der NHL. Und doch scheinen Sie hierzulande im Schatten von Streit, Josi, Niederreiter und Co. zu stehen. Stört Sie das? Überhaupt nicht. Ich suche die öffentliche Aufmerksamkeit nicht. Sie gehört zum Job, klar, aber ich muss mein Gesicht nicht jeden Tag in der Zeitung sehen. Im Gegenteil: Ich bin ganz froh, wenn ich unterhalb des Radars bleibe. Das ist in der Schweiz so. Und auch drüben. Ich geniesse es, wenn ich unerkannt durch die Stadt streifen und mich dann beispielsweise in ein kleines, unbekanntes Restaurant setzen kann. Dass Streit, Josi und Co. populärer sind, ist ja völlig klar. Es stört mich nicht. Ist das eine Frage der Erziehung? Dass Sie Ruhm nicht interessiert? Vielleicht. Ich komme aus Meikirch, einem kleinen Dorf im Kanton Bern. Ich glaube, dass es wichtig ist, bescheiden zu bleiben. Und ich denke, dass mir das bisher gut gelungen ist. Es war für mich nie ein Antrieb, den Bekanntheitsgrad zu steigern. Ich will mein Potenzial ausschöpfen, meine Eltern stolz machen und geniessen, dass ich das Hobby zum Beruf machen konnte und davon leben kann. Sie schwärmen von Nordamerika. Was ist denn inzwischen Heimat für Sie? Die Schweiz? Oder doch Nordamerika? Ich geniesse beides. Ich bin im Sommer wahnsinnig gerne hier und geniesse die Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie sowie unser einzig-
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artiges Alpenpanorama. Aber ich bin auch froh, wenn es im Herbst wieder rübergeht. Es würde sich komisch anfühlen, bliebe ich das ganze Jahr hier. Wie viele Bezugspunkte zur lokalen Kultur hat man als NHL-Spieler? Lebt man nicht in einer Parallelwelt? Zu einem gewissen Teil schon. Vom Leben neben dem Eishockey kriegt man wenig mit. Die Tage spielen sich zwischen Trainings zentrum, Stadion und Zuhause ab. Aber ich versuche schon, auch sonst etwas zu sehen. In Vancouver bin ich zum Beispiel hin und wieder an Konzerte gegangen. Einmal hat Bastian Baker in einem kleinen Club vor 60 Leuten gespielt. Ein wunderbarer Abend. Wie nutzen Sie Ihre Freizeit sonst? Ich gehe mit meinem Hund spazieren. Ich habe eine grosse Plattensammlung. Und ich lese.
Welche Autoren? Momentan gerade Alex Capus und Martin Suter. Sie standen im Sommer vor der Wahl: Entweder in die Schweiz zurückkehren, in Lugano viel Geld verdienen und eine prominente Rolle bekleiden. Oder in der NHL für ein tieferes Salär als Ergänzungsspieler weiterzumachen. Sie haben sich für Letzteres entschieden. Warum? Vielleicht haben diesen Entscheid nicht alle Leute verstanden. Aber ich musste keine Sekunde überlegen, für mich war die Rückkehr keine Option. Es wäre zu einfach, in die NLA zu gehen. Eine Niederlage fast. Das hat etwas mit Stolz und Ehrgeiz zu tun. Also ist Ihnen Geld nicht wichtig? Ich werde das immer wieder gefragt. Es ist doch so: Als Eishockeyprofi ist man unheimlich privilegiert. Wer in der NHL spielt, muss sich keine Sorgen um finanzielle Belange machen. Klar könnte ich mehr verdienen. Aber ich renne dem Geld nicht hinterher. Mein Weg in der NHL ist noch nicht zu Ende. Wenn sich in der NHL eine Chance ergibt, dann muss man die nutzen. Es ist manchmal eine seltsame Liga. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Ich sehe immer wieder Spieler, bei denen ich denke: ‹Unglaublich, dass die nicht in der NHL spielen.› Rafael Diaz ist das beste Beispiel. Wenn wir Sie richtig verstehen, hätten Sie auch einen Zweiwegvertrag akzeptiert und den abermaligen Umweg über die AHL in Kauf genommen? Ich denke schon, ja. Nicht alle ihrer Landsleute haben diesen Biss. Ich kann das verstehen. Nicht jedem sagt das zu, die AHL schon gar nicht. Aber ich bin jetzt seit neun Jahren in Nordamerika. Mir gefällt diese Kultur und dieses Leben, das ist meine Welt. Als Sie im Juli in Nashville unterschrieben, hiess es schnell, das sei ein Gefallen des Managers David Poile an den Predators-Star Roman Josi. Hat Sie das gestört? Na ja, es stimmt halt nicht. Es wäre naiv zu glauben, dass Josi seinem GM sagen kann: ‹Ich mag den, das ist ein Freund von mir, hol den doch bitte.› So war es nicht. Nashville hat sehr früh Interesse gezeigt. Und dann hat es bestimmt nicht geschadet, dass Josi gute Referenzen über mich abgeben konnte.
Wenn Goran Bezina kommt, wird es in den Ecken dunkel.
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Sie wurden in Montréal und Vancouver vorab als Powerplay-Spezialist wahrgenommen. In Nashville scheint es keine Knappheit an Offensivverteidigern zu geben.
Yannick Weber Ich weiss, dass ich dieses Label habe. Ich denke, es hängt damit zusammen, dass ich in Montréal sporadisch als Stürmer eingesetzt wurde. Seither haftet mir diese Etikette an. Aber ich würde schon sagen, dass ich inzwischen ein kompletter Verteidiger geworden bin. In Nashville hat man mir klar kommuniziert, dass sie mich nicht als klassischen Powerplay-Spezialisten holen.
«Es wäre naiv zu glauben, dass Josi seinem GM sagen kann: ‹Ich mag den, das ist ein Freund von mir, hol den doch bitte.›» Yannick Weber
Was sind solche Versprechen wert? In Vancouver wurde Ihnen vor einem Jahr Ähnliches versichert. Es gibt sicher diese Ungewissheit. So funktioniert das Geschäft, was gestern war, ist heute nichts mehr wert. In Vancouver hatte ich viel Pech. Sie spielten nur sporadisch. Wie kam das?
Als ich im Sommer meinen Vertrag verlängerte, hiess es: ‹Wir zählen auf dich.› Ich hatte ein gutes Gefühl, denn die Saison 2014/2015 war meine beste in der NHL gewesen. Ich hatte bei den Canucks in jener Saison die beste Powerplay-Statistik. Aber als ich im September 2015 in Vancouver in das Vorbereitungscamp eingerückt bin, war ich noch vor dem ersten Testspiel nur die Nummer 7 oder 8. Wie geht man mit einer solchen Situation um? Natürlich war ich nicht begeistert. Es gab schon Tage, an denen ich mich fragte: Warum hast du hier unterschrieben? Aber ich bin jetzt lange genug in diesem Geschäft und weiss, wie ich mich verhalten muss. Man darf nicht zu stark hadern, das bringt nichts und kostet nur Energie. Ich habe versucht, mich im Training zu verbessern. Mit dem Skills- oder Videocoach an Details zu feilen. Und dann halt bereit zu sein, wenn man mich brauchte. Man muss ein gewisses Grundselbstvertrauen haben, sonst wird es schwierig. Arbeiten Sie mit einem Mentaltrainer? Nein. Jedenfalls nicht dauerhaft.
Sie haben in Vancouver unter John Tortorella gespielt, der als einer der umstrittensten NHL-Trainer gilt. Wie war das? Ich bin ganz gut mit ihm zurechtgekommen. Er ist sehr direkt, womit ich kein Problem habe. Aber es gibt schon Spieler, die damit Mühe haben. Sie hatten in Ihrer Karriere so viele bekannte Trainer: Tortorella in Vancouver, Ralph Krueger im Nationalteam, Guy Boucher in Hamilton und Peter de Boer in Kitchener. Würden Sie selber eines Tages einen guten Coach abgeben? Ich hoffe es. Ich kann mir schon vorstellen, irgendwann Trainer zu sein, im Nachwuchsbereich vielleicht. Einfach, um die Erfahrung weitergeben zu können. Mit Streit und Josi organisiere ich ja jeden Sommer ein Camp in Zuchwil, was uns allen grossen Spass bereitet. Apropos De Boer: Er war Ihr Coach in der OHL bei den Kitchener Rangers. Sie sagten einmal, er sei für Sie eine sehr wichtige Bezugsperson gewesen. Wie kommts? Er hat sich einfach intensiv um mich gekümmert, was ich sehr geschätzt habe. Es freut mich, wie weit er gekommen ist (De Boer stand 2016 mit San José im Stanley-Cup-Final/die Red.). Und es überrascht mich nicht. Er ist ein ausgezeichneter Coach.
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Hat er nie versucht, Sie zu verpflichten? Nicht dass ich wüsste. Aber wir unterhalten uns immer, wenn wir gegeneinander spielen. Kitchener war Ihre erste Station in Nordamerika. Wie war das? Als 18-Jähriger weg zu gehen, in einer Zeit, in der das für junge Schweizer noch nicht die Norm war? Es hat schon Mut gebraucht. Ich meine: Es gab damals nicht auf jedem Handy Google Maps. Ich wusste eigentlich nur, dass Kitchener in der Nähe von Toronto liegt. Aber es war eine wunderbare Erfahrung, ein Abenteuer. Ich lernte schnell, die
Ehrfurcht abzulegen. Ich hatte das Glück, dass ich schnell integriert wurde. Aber ich habe schon gemerkt: Da wartet keiner auf dich, du musst dich jeden Tag beweisen. Wann realisierten Sie, dass es mit der Profikarriere klappen könnte? Und wann wurde die NHL zum realistischen Ziel? Ich wurde glücklicherweise früh in die Juniorennationalteams aufgeboten. Und dann gab es schon diese Momente, in denen wir gegen Kanada oder Russland spielten und ich realisierte: ‹Hey, Du kannst mit den weltweit besten Leuten deines Jahrgangs mithalten.› Da orientiert man sich automatisch an der NHL. Wie hat sich die Liga im letzten Jahrzehnt entwickelt? Das Spiel ist noch einmal schneller geworden. Man muss sich stetig verbessern, sonst wird man abgehängt. Sie haben eingangs die Powerplay-Statistik angesprochen. In der NHL gewinnen detaillierte Statistiken an Einfluss. Wie nimmt man das als Spieler wahr? Sehen Sie sich nach jedem Spiel die Werte für Corsi und Fenwick an? Nein. Ich schaue schon ab und zu drauf. Aber nach den Spielen weiss ich in der Regel selber, ob ich nun gut oder schlecht war. Lesen Sie denn Zeitungen?
Nein, ich blende das aus. Wurden Sie nach einem schlechten Spiel auch schon auf den sozialen Medien direkt attackiert? Bei mir kommt das weniger vor, da ich nicht so im Scheinwerferlicht stehe. Aber es gibt schon extreme Fälle. Wenn wir zum Beispiel in Montréal eine schlechte Phase hatten, hat PK Subban es vorgezogen, seine Interaktionen auf Twitter nicht anzusehen. Wenn es nicht läuft, kann es schnell persönlich werden. Im Mai bestritten Sie Ihre dritte WM. Wie zufrieden waren Sie mit dem Gezeigten? Moskau war für uns alle nicht einfach. Wenn man die Viertelfinalqualifikation nicht schafft, dann ist das enttäuschend. Aber man muss schon sehen, dass das Niveau stetig besser wird und viele Nationen den Abstand auf die Schweiz verkleinert haben. Ich denke da an Dänemark oder Nor wegen. Auch persönlich war es ein schwieriges Turnier. Ich weiss, dass man von mir als NHL- Verteidiger in erster Linie Skorerpunkte erwartet. Meine Rolle war allerdings defensiver Natur. Diesbezüglich habe ich einen guten Job gemacht. Wie gerne spielen Sie eigentlich für die Schweiz? Sehr gerne. Aber es ist doch paradox: Für einen NHLSpieler kann eine WM-Teilnahme ja nichts Positives sein. Sie bedeutet, dass man die Playoffs entweder verpasst oder sehr früh beendet hat. Das stimmt. Darum hoffe ich, dass ich nie mehr eine WM spielen werde (lacht). Sie warten nach acht Jahren NHL noch immer auf die erste gewonnene Playoff-Serie. Ich hoffe schwer, dass sich das dieses Jahr ändert. Wir haben ein ausgezeichnetes Team. Mit Nash l ville wird zu rechnen sein.
Yannick Weber Geboren: 23. September 1988. Grösse: 181 cm. Gewicht: 91 kg. NHL-Draft: 2007, Montréal Canadiens, 73. Stelle, 3. Runde. Vertrag: bis 2017. Stationen: bis 2006 Bern (Junioren), 2006-2008 Kitchener (OHL), 2008-2011 Montréal (NHL), Hamilton (AHL), 2011-2012 Montréal (NHL), 2012-2013 Servette (Lockout), Montréal (NHL), 2013-2014 Vancouver (NHL), Utica (AHL), 2014-2016 Vancouver (NHL), seit 2016 Nashville (NHL). Statistik: 286 NHL-Spiele (25 T, 49 A), 160 AHL-Spiele (33 T, 63 A), 32 NLA-Spiele (5 T, 16 A). International: U18-WM 2005 (6 Sp, 1 T), U18-Div-I-WM 2006 (5 Sp, 2 A), U20-WM 2005/2006, 2007/2008 (total 12 Sp, 3 T, 7 A), A-WM 2009, 2014, 2016 (total 17 Sp, 4 T, 3 A). Olympia 2010, 2014 (total 9 Sp, 0 P). Grösste Erfolge: Elite A-Meister mit dem SC Bern 2005, OHL-Meister mit Kitchener 2008.
Yannick Weber So trainierte die Zürcher Fraktion Eishockeyspieler trainieren gerne in Gruppen. Weil in der NHL im Sommer nicht im Team, sondern individuell gearbeitet wird, organisieren sich die Spieler selbst. Während die Stars Roman Josi und Mark Streit zusammen mit Yannick Weber vorwiegend in einem Trainingszentrum in Bern arbeiten, hat sich in Zürich eine Gruppe gebildet, die sich gemeinsam im Athletikzentrum Turicum Athletics in Oerlikon auf die neue Saison vor-bereitet. Mirco Müller, Sven Andrighetto und Dean Kukan haben hier geschwitzt, anfänglich waren auch noch Christian Marti und Denis Hollenstein mit von der Partie. «Es tut gut, in der Gruppe zu trainieren. Wir sitzen im gleichen Boot, haben die gleichen Ziele und die gleiche Mentalität», sagt Mirco Müller. Das Programm, das er hier absolvierte, entspreche weitgehend dem, was ihm von den San José Sharks aufgetragen worden war. «Der Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Gym ist, dass man mehr Platz und individuelle Betreuung von professionellen Trainern hat», meint Müller weiter. Die Turicum Athletics-Crew hat in der Vergangenheit bereits mit den ZSC Lions zusammengearbeitet und dementsprechende Erfahrung im Hockey-Bereich. Tatsächlich habe er unter diesen Bedingungen qualitativ besser trainieren können, findet Müller. Den Nutzen kann er ganz konkret benennen: «Ich fühle mich besser als im Vorjahr und habe insbesondere dank den Athletik-Morgentrainings in Sachen Schnellund Sprungkraft auch deutlich bessere Werte erreicht.» (mmu) l
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Analyse
Darben im des Ru Es gibt in der NHL auch ein Leben ausserhalb der Schlagzeilen. Total neun Schweizer haben den Status als Grenzgänger zwischen NHL und AHL. Reicht es für eine grosse NHL-Karriere, können sie aus dem Schatten der Titanen herauskommen? Oder kehren sie vielleicht schon bald in die NLA zurück? Eine Analyse. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller
Wir kennen die Geschichten der Stars. Aber die Geschichte jener, die es nicht schaffen, kennen wir kaum. Sean Pronger hat über das Leben im Schatten des Ruhmes ein Buch mit dem Titel «Journeyman» geschrieben. Der ältere Bruder des Titanen Chris Pronger schildert darin, wie er 20 Jahre lang zwischen NHL und Farmteams pendelte. Champagner gab es nur, wenn sein Bruder den Stanley Cup holte. Dafür hat er zwischen 1994 und 2005 in sechzehn Profiteams mehr erlebt als so mancher Superstar. Wir kennen die Karrieren von Roman Josi, Mark Streit, Luca Sbisa, Nino Niederreiter und Sven Bärtschi, die sich in der NHL durchgesetzt haben. Wir haben bereits Schweizer, die als gemachte Männer (Martin Gerber, David Aebischer, Jonas Hiller) oder nach einer ungekrönten, doch durchaus respektablen Nordamerika-Karriere zwischen NHL und Farmteam (Damien Brunner, Rafael Diaz, Timo Helbling)
Mirco Müller 18
Die Grenzgänger
Schatten uhmes in unser Hockey zurückgekehrt sind. Inzwischen wagen die Schweizer auch ohne NHL-Garantie das Nordamerika-Abenteuer. Aktuell sind es deren neun, die um einen Platz in der NHL kämpfen, gleichzeitig aber damit rechnen müssen, in der AHL spielen zu müssen. Anders als Sean Pronger müssen sie sich allerdings nicht bis ans Ende ihrer Laufbahn in Nordamerika «durchbeissen». Alle haben einen formidablen Plan B. Die Aussicht auf eine schöne, lange Karriere in der NLA, bei der sie auch finanziell nicht darben müssen – und alle verdienen ein besonderes Lob für den Mut zum Karrieresprung nach Nordamerika.
Er ist, ähnlich wie Yannick Weber, kein Abräumer. Sondern ein smarter, läuferisch exzellenter, technisch vorzüglicher und taktisch disziplinierter Ingenieur der Defensive. Sein Vertrag läuft aus, er hat das Potenzial für eine schöne, lange NHL-Karriere und zum Dollar-Millionär. Nicht als Star wie Roman Josi oder Mark
Verteidiger Yannick Weber (27, 181 cm/91 kg) ist längst ein «Journeyman». Seit 2006 ein ewiger Reisender durch Nordamerikas Hockeywelten. Nun ist er in Nashville angelangt. Der Ort seiner Bestimmung? Ja, wenn er die Rolle bekommt, die es ihm ermöglicht, sein Potenzial zu entfalten. Das Problem: Er ist kein Abräumer, kein Checker (wie Luca Sbisa), der sich einen Stammplatz als Defensiv-Verteidiger sichern kann. Und offensiv ist er zu wenig produktiv für einen sicheren Platz in den ersten beiden Blöcken. Aber er ist ein exzellenter, schussgewaltiger Powerplay-Spieler – wenn er Powerplay spielen darf. Verteidiger Mirco Müller (21, 191 cm/93 kg) hat in San José keinen Stammplatz. Er kommt in der NHL nur zum Zuge, wenn er Konkurrenten verdrängen oder wegen verletzungsbedingten Ausfällen «nachrutschen» kann.
Christoph Bertschy
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Streit. Eher als hochdekorierter Rollenspieler. Deshalb ist er darauf angewiesen, dass er zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Organisation vom richtigen Coach eine Chance bekommt. Flügelstürmer Sven Andrighetto (23, 178 cm, 85 kg) hat das Potenzial, um sich zum 20-Tore-Skorer zu entwickeln, eine Karriere wie Nino Niederreiter zu machen und DollarMillionär zu werden. Ein nerven starker «Shooter» mit unterschätzten Spielmacherqualitäten und solidem Zweiwegspiel. Im besten Falle kann er sich bereits diese Saison einen Platz im zweiten Sturm der Montréal Canadiens erkämpfen.
Dean Kukan (23, 187 cm/90 kg) wird als talentierter als Yannick Weber eingestuft. Er gilt als kompletter Verteidiger und sein Offensivpotenzial wird nach wie vor unterschätzt. Er hat das Potenzial für einen Platz in den ersten beiden Blöcken. Aber die bange Frage ist, ob er diese Chance bekommt. Sein Talent wäre in einer rein defen siven Rolle im dritten und vierten Block verschwendet. Er braucht Geduld. Kevin Fiala (20, 178 cm, 87 kg) ist unser interessantester «Journeyman». Sein Talent steht ausser Frage. Er ist der einzige Schweizer Stürmer, dem die Scouts «game breaking potential» zugestehen – also die Fähigkeit, ein Spiel in der Offensive zu entscheiden. Genau der Spielertyp, der uns bei der WM fast immer fehlt. Es ist eines der grossen Versäumnisse von Nationaltrainer Patrick Fischer, dass es ihm nicht gelungen ist, den kapriziösen Künstler ins WM-Team zu integrieren. Denn Kevin Fiala hätte die Tore erzielt, die unserem Nationalteam in Moskau fürs Viertelfinale fehlten. Ob er eine grosse NHL-Karriere macht, hängt inzwischen fast ausschliesslich davon ab, wie er sich innerhalb eines Teams verhält. Er ist der einzige Schweizer, der härter neben als auf dem Eis an sich selber arbeiten muss. Das ist eigentlich eine formidable Ausgangslage. «Becoming humble» («Bescheiden werden») ist der Schlüssel zur grossen Karriere. Reto Berra (29, 194 cm, 95kg) ist einer der talentiertesten Schweizer Goalies aller Zeiten. Das Gesamtpaket aus Stilsicherheit, Postur und Talent ist noch besser als bei Jonas Hiller oder Martin Gerber. Und doch muss er um seine NHL-Zukunft bangen. Verletzungspech im ungünstigsten Moment und immer wieder ändernde Konstellationen in den Torhüterhierarchien seiner Teams haben seine NHL-Karriere bisher eingebremst. Die Wahrscheinlichkeit eines Transfers während der Saison ist gross. Drei Schweizer haben aus unterschiedlichen Gründen nur ein geringes NHL-Potenzial. Tanner Richard (23, 182 cm, 88 kg) ist ein Skorer mit guten Händen für die Center- oder Flügelposition. Aber ihm fehlen die technischen Feinheiten und die Explosivität für die ersten zwei Linien. Ihm wird allerhöchstens das Potenzial für die dritte und vierte Linie zugestanden – aber dann muss er seinen Stil anpassen und sich zum Defensivstürmer entwickeln. Aber in diesem Bereich ist Tampa schon sehr gut besetzt.
Dean Kukan 20
Die Grenzgänger Auch wenn er läuferisch nicht so gut ist wie Damien Brunner, so kann er doch in der NLA ähnliche Skorerwerte erreichen. Joël Vermin (24, 180 cm, 87 kg) mahnt in lichten Momenten an Marcel Jenni. Auch er fliegt, zumindest wenn der Widerstand nicht zu gross ist, wie Peter Pan übers Eis, hat den Puck auch bei höchstem Tempo unter Kontrolle und kann Flügel oder Center spielen. Aber in der Organisation von Tampa hat es bereits zu viele kleine, flinke Stürmer und der ehemalige SCB-Junior ist zu wenig robust, um ein valabler «Grinder» im dritten und vierten Sturm zu sein.
Christoph Bertschy (22, 178 cm, 85 kg) müsste als Karriereziel die Nachfolge von Martin Plüss beim SC Bern anstreben. Er bringt wohl als Center ein gutes «Gesamtpaket» aufs Eis. Aber er ist, an den Anforderungen der NHL gemessen, in keinem Bereich überdurchschnittlich. Weder von der Postur, noch vom Tempo oder der Stocktechnik her und er müsste, um als Center in der dritten oder vierten Linie in der NHL eine Chance zu bekommen, sein l Defensivspiel stark verbessern.
«Berra hat seine NHL-Tauglichkeit bewiesen» Es überrascht nicht, dass David Aebischer, einst Stanley-CupSieger mit Colorado, auch neun Jahre nach seinem Abgang aus der NHL noch immer bestens über die Geschehnisse in Übersee informiert ist. Aebischer ist gut vernetzt und weiss die Situation von Reto Berra sofort einzuordnen: «Berras Wechsel nach Florida schien sinnvoll. Auch, weil nicht klar war, wie fit Stammgoalie Roberto Luongo zum Saisonstart sein würde. Beim Vollzug aber rechnete Berra wohl nicht damit, dass die P anthers kurze Zeit später mit James Reimer einen weiteren sehr starken Goalie holen und diesen mit einem ansehnlichen Fünf-Jahres-Vertrag ausstatten werden. Fest steht: Berra wird höchstens Backup sein, sollte Luongo nicht fit werden. Ist Luongo bei Kräften, wird Reimer die Rolle als zweiter Torhüter übernehmen. Berra wird sich also bald in der AHL wiederfinden. Wichtig wird dann sein, dass er den Start in die AHL-Saison erfolgreich gestaltet. Starke Leistungen in der AHL nehmen die anderen 29 NHL-Teams nämlich schneller wahr als viele meinen. Die NHL-Tauglichkeit hat Berra ja längst bewiesen.» (cst) l
Sven Andrighetto
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Switzerla Nino Niederreiter, 23, Stürmer, Minnesota Wild
Neben den neun sog. Grenzgängern, gibt es auch noch acht Schweizer, die die anstehende NHL-Saison mit der Sicherheit eines Stammplatzes oder der Gelassenheit eines Rookies in Angriff nehmen können. Ein Überblick. Roman Josi 26, Verteidiger, Nashville Predators Roman Josi ist der erste Schweizer Hockey-Superstar und aktuell der fünfbeste Verteidiger der Welt. Das ist belegbar, schliesslich wurde der Berner im Rennen um die James Norris Memorial-Trophy (bester Verteidiger der NHL) zum zweiten Mal in Folge auf den fünften Platz gewählt. Das Beste: Seine Entwicklungskurve ist noch nicht am Scheitelpunkt angelangt. Doch nun, in seiner sechsten Saison, wird es erstmals eine einschneidende Änderung geben. Shea Weber, sein Verteidigungspartner seit 2013 und Franchiseaushängeschild, wurde gegen Montréals Spektakelverteidiger PK Subban getauscht. Ob Josi mit Subban ein Verteidigungspaar bildet, ist noch offen, aber nur schon die Vorstellung lässt uns vor Vorfreude tanzen.
Mark Streit, 38, Verteidiger, Philadelphia Flyers Mark Streit nimmt nun seine zwölfte (!) NHL-Saison in Angriff. Da er sich nun im letzten Vertragsjahr mit Philadelphia befindet, könnte es durchaus sein,
Roman Josi
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Mark Streit
dass es seine letzte Kampagne in Übersee wird. Streit ist der zehntälteste Spieler der Liga. Obschon er seinen Platz als Powerplay-Quaterback an den jungen Shayne Gostisbehere verloren hat und seine Eiszeit gesunken ist (immer noch die zweithöchste des Teams), wird er mit seiner immensen Erfahrung und seinem guten Schuss immer noch eine wichtige Rolle als Top 4-Verteidiger übernehmen. Gut möglich, dass es vor den Playoffs noch zu einem Trade zu einem Stanley Cup-Anwärter kommt.
Der Churer hat sich seit dem Trade zu Minnesota Jahr für Jahr gesteigert. Die letzte Saison war mit 49 Punkten seine statistisch beste. Nun, im letzten Vertragsjahr, hat sich die Situation ein wenig geändert, weil mit Bruce Boudreau ein neuer Coach und mit Eric Staal und Chris Stewart zwei Veteranen hinzugekommen sind, die den dichten Verkehr unter den vielen polyvalenten Stürmer weiter verdichten. Niederreiter, der bewiesen hat, dass er auch in heiklen Momenten sein bestes Hockey spielen
Luca Sbisa, 26, Verteidiger, Vancouver Canucks Luca Sbisa ist erst 26 und doch steigt der Zuger bereits in seine neunte NHL-Saison. Der harte und mobile Verteidiger ist in der Öffentlichkeit nie ganz unumstritten, seine Statstiken waren letztes Jahr ein wenig besser als noch im Vorjahr, aber immer noch bestenfalls durchzogen. Von den Verantwortlichen bei den Vancouver Canucks und seinen Mitspielern wird Sbisa indessen geschätzt, er hat sich in der Stadt eingelebt und in diesem Sommer dort auch seine langjährige Freundin geheirtatet. Er wird auch diese Saison seine defensive Rolle in diesem Team, das zu den Underdogs der Liga gezählt wird, finden. Wichtig wird sein, dass er sich nicht verletzt. Im Vorjahr hat er nur die Hälfte der Spiele gemacht.
Luca Sbisa
Nino Niederreiter
Sven Bärtschi
Reto Berra
Bruttolöhne und Vertragsdauer der Schweizer in der NHL (alle Beträge in US-Dollar; rund die Hälfte der Saläre geht durch Steuern verloren). *Zweiweg-Verträge. Bei Versetzung ins Farmteam (AHL) weniger Salär. Roman Josi (26) Verteidiger, Nashville 2016/2017 – 4,25 Millionen Dollar 2017/2018 – 5,00 Millionen Dollar 2018/2019 – 5,25 Millionen Dollar 2019/2020 – 6,00 Millionen Dollar Mark Streit (38) Verteidiger, Philadelphia 2016/2017 – 4,00 Millionen Dollar Luca Sbisa (26) Verteidiger, Vancouver 2016/2017 – 3,60 Millionen Dollar 2017/2018 – 4,00 Millionen Dollar
Sven Andrighetto
Yannick Weber
Analyse
ands finest kann, dürfte ein Platz in den ersten drei Linien dennoch garantiert sein. Eine gute Ausgangslage also, um sich mit einer weiteren Steigerung für den kommenden Free-Agent-Sommer in eine optimale Position zu bringen.
Sven Bärtschi, 23, Stürmer, Vancouver Canucks Lange hatte Calgarys Erstrundendraft von 2011 hartes Brot essen müssen. Doch wie bei Niederreiter brauchte es vor dem letzten Vertragsjahr einen Trade, um den Knoten zu lösen. In Vancouver hat der Langenthaler eine tolle letzte Saison gespielt Nino Niederreiter (24) Stürmer, Minnesota 2016/2017 – 3,50 Millionen Dollar Sven Bärtschi (23) Stürmer, Vancouver 2016/2017 – 1,70 Millionen Dollar 2017/2018 – 2,00 Millionen Dollar
Die drei jungen Schweizer, die nun ihr NHL-Abenteuer beginnen, dürfen dies vorderhand mit ruhi-
gem Gewissen tun. Niemand erwartet von ihnen NHL-Einsätze – obschon es natürlich durchaus dazu kommen könnte. Mit Sicherheit ein heisser Kandidat ist Timo Meier. Der Herisauer Stürmer geniesst in San José den Status eines Erstrunden drafts und hat, nachdem man ihn aus dem Camp zurück zu den Junioren geschickt hatte, eine sehr gute Saison samt einer (starken) Memorial CupTeilnahme hingelegt. Die Verantwortlichen freuen sich über diese Entwicklung, und der physisch starke Meier weiss nach drei Jahren in der CHL nicht nur genau, wie man in Nordamerika Tore schiesst, sondern auch, wie man sich in Nordamerika durchsetzt. Jonas Siegenthaler würde ebenfalls alles mitbringen, um bereits zu Einsätzen bei den Washington Capital zu kommen. Es fragt sich allerdings, ob der Zürcher Verteidiger mit den nordamerikanischen Verhältnissen klar kommt. Denis Malgin dürfte indessen sein erstes Jahr in der AHL verbringen und sich dort an das neue Hockey gewöhnen. Noch stehen zu viele gute Junge in der Hierarchie der Florida Panther höher als der talenl tierte letztjährige ZSC-Stürmer. (mmu)
2017/2018 – 925 000 Dollar (70 000) 2018/2019 – 832 500 Dollar (70 000)
2017/2018 – 742 500 Dollar (70 000) 2018/2019 – 750 000 Dollar (70 000)
Kevin Fiala (20)* Stürmer, Nashville 2016/2017 – 925 000 Dollar (70 000) 2017/2018 – 832 500 Dollar (70 000)
Denis Malgin (19)* Stürmer, Florida 2016/2017 – 640 000 Dollar (60 000) 2017/2018 – 715 000 Dollar (65 000) 2018/2019 – 715 000 Dollar (70 000)
(15 Tore, 13 Assists). Dafür ist er mit einem Millionen-Vertrag belohnt worden. Weil Vancouver am linken Flügel (mit Ausnahme von Daniel Sedin) kaum torgefährlich ist, dürfte Bärtschi in der Hierarchie aufsteigen und mehr Eiszeit erhalten. So kann Bärtschi durchaus auch auf die 20+ Tore kommen, die sich die Verantwortlichen von ihm versprechen.
Die Neustarter
Mirco Müller (21)* Verteidiger, San José 2016/2017 – 832 500 Dollar (70 000)
Reto Berra (29) Torhüter, Florida 2016/2017 – 1,50 Millionen Dollar
Dean Kukan (23)* Verteidiger, Columbus 2016/2017 – 792 500 Dollar (70 000)
Sven Andrighetto (23) Stürmer, Montréal 2016/2017 – 650 000 Dollar Yannick Weber (27) Verteidiger, Nashville 2016/2017 – 575 000 Dollar
Christoph Bertschy (22)* Stürmer, Minnesota 2016/2017 – 742 500 Dollar (70 000) 2017/2018 – 892 500 Dollar (70 000)
Timo Meier (19)* Stürmer, San José 2016/2017 – 925 000 Dollar (70 000)
Jonas Siegenthaler (19)* Verteidiger, Washington 2016/2017 – 667 500 Dollar (70 000)
Timo Meier
Kevin Fiala
Tanner Richard (23)* Stürmer, Tampa Bay 2016/2017 – 575 000 Dollar (100 000)
Mirco Müller
Dean Kukan
Christoph Bertschy
Joël Vermin (24)* Stürmer, Tampa 2016/2017 – 575 000 Dollar (100 000) Nikolaj Ehlers (20)* Stürmer, Winnipeg, Dänischer Pass 2016/2017 – 925 000 Dollar (70 000) 2017/2018 – 925 000 Dollar (70 000)
Jonas Siegenthaler
Denis Malgin
Tanner Richard
Joël Vermin
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World Cup of Hockey
So feiern Kanadier: Die Kabine nach dem Finalsieg gegen das Team Europe.
Herr der Ringe Masseur Andy Hüppi ist auf internationalem Parkett der erfolgreichste Eishockey-Schweizer aller Zeiten. Mit dem Team Canada hat er fünf Mal WM- und einmal Olympia-Gold geholt. Nun ist ein siebter Ring hinzugekommen: derjenige des World Cups of Hockey. Text: Matthias Müller Fotos: zVg
Man könnte etwas überspitzt sagen: Ein internationales Eishockeyturnier ist, wenn Team CanadaMasseur Andy Hüppi zum Schluss einen Ring mehr in seinem Bankschliessfach hat. Der siebte, der nun beim World Cup of Hockey dazugekommen ist, ist aber dennoch ein ganz spezieller. Nicht nur, weil es Hüppis erster Sieg an diesem Turnier ist. Sondern auch, weil er, den man in Lugano nach der Saison 2014/2015 nicht mehr gebraucht hatte und der mittlerweile als Bademeister arbeitet, endlich wieder den Job machen konnte, den er doch so liebt. «Ich habe es richtig genossen», sagt Hüppi. In den drei Wochen hat er alles Mögliche gesehen. U.a. in der Vorbereitung auch die NHL-Kabine der Pittsburgh Penguins. «Dort ist etwas Spezielles passiert», erinnert er sich. Als die Garderobe fertig eingeräumt war, kam ein Staff-Mitglied der Penguins zu ihm und meinte: «Hey, bist du nicht der, der eigentlich letzte Saison bei uns hätte arbeiten sollen?» Obschon es der Schmeriker mit Humor nahm; der Pens-Mann hatte einen wunden Punkt getroffen: Hüppi hatte im letzten Spätsommer einen Vertrag bei Pittsburgh unterschrieben, durfte den Job aber wegen fehlender Arbeitserlaubnis nicht antreten. Fast noch bitterer: Hätte er es getan, hätte er heute auch noch einen Stanley Cup-Ring. «Es ist
halt, wie es ist», meint Hüppi lapidar. Er hat sich mit der Situation arrangiert. Umso mehr schöpfte er an diesem Turnier in Toronto aus dem Vollen. Die Stimmung innerhalb des Teams sei sehr locker gewesen, «ähnlich wie beim Spengler Cup», so der 47-Jährige. «Ein echtes Hockeyfest.» Weil die Spieler und ihre Frauen sich in Toronto nur schon ihrer Herkunft wegen gut auskennen, haben sie ihren Freiraum voll ausgekostet. Die Stadt war im Hockeyfieber, dank der sommerlichen Temperaturen waren sehr viele Leute auf der Strasse – für ein Hockeyturnier in Kanada eigentlich untypisch. Innerhalb der Organisation liefen die Prozesse indessen typisch kanadisch ab: «Unkompliziert, freundschaftlich, top organisiert», fasst er es zusammen. Dass die Stimmung dermassen gut war, dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass die Kanadier nie Gefahr liefen, die Kontrolle über dieses Turnier zu verlieren. Sie gewannen alle ihre sechs Spiele und holten sich den Sieg in eindrücklicher Manier. Eine «Genugtuung» für Kanada sei dieser Triumph gewesen, meint Hüppi, der sagt, er habe in dieser mit Kanadiern vollgepackten Arena Hühnerhaut bekommen als die Trophäe übergeben wurde. Dementsprechend lange und ausgelassen haben die Spieler danach gefeiert, ehe sie sich tags darauf in alle Himmelsrichtungen verteilten. Auch Hüppi hat sein Ziel erreicht. «Ich war wieder einmal der erfolgreichste Europäer», sagt er und schmunzelt. l
Sieger: Andy Hüppi, Freundin Nicole und Star-Verteidiger Brent Burns (l.).
Mann für alle Fälle: Andy Hüppi kümmert sich um Sidney Crosby.
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Nicht Kleider machen Trainer – Namen machen Trainer Nun also auch Gerd Zenhäusern. Wieder hat ein Schweizer Trainer die grosse Bühne verlassen. Schweizer Trainer sind die vergessenen Erfolgstrainer unseres Eishockeys. «Dinner for One» ist ein TV-Klassiker aus dem Jahre 1963. Kernstück dieses 18-minütigen Sketches ist ein «Running Gag». Der Diener James stolpert beim Bedienen von Miss Sophie elfmal hintereinander über den Kopf eines ausgelegten Tigerfells. Ungefähr so läuft es in un serem Hockey bei der Suche nach einem Trainer. Jeder Sportchef stolpert ständig über einen ausländischen Trainer. So wie Miss Sophie nicht realisiert, dass sie ja gar keine Gäste am Tisch hat, so sehen unsere Sportchefs die Qualitäten der eidgenössischen Trainer nicht. Deshalb sagt ein bekannter und kompetenter Sportchef: «Es gibt keinen Markt für Schweizer Trainer. Sie enden alle bei den Junioren, beim Verband oder gehen zurück in den Beruf.» Die Erfolgstrainer mit Schweizer Pass werden gering geschätzt. Arno Del Curto geniesst zwar Kultstatus. Aber bereits nach einer durchzogenen Saison geriet Kevin Schläpfer bei Biel in die Kritik. Wer sagt, es gebe halt keine erfolgreichen Schweizer Trainer, ist ein Ignorant. Hier eine unvollständige Aufzählung von Schweizern, die als Cheftrainer erfolgreich waren und doch keinen Job mehr als Trainer gefunden haben oder es gar nicht mehr erst versuchten. Rolf Altorfer (NLA-Aufstieg mit Olten), Riccardo Fuhrer (mit La Chaux-de-Fonds aus der 1. Liga bis in die NLA), Felix Burgener (Aufstieg mit Thurgau in die NLB), Alfred Bohren, Olivier Ecoeur, Roger Bader, Olivier Horak, Andreas Beutler und Markus Studer gewan-
nen die Amateur-Meisterschaft. Felix Hollenstein (Playoff-Finalist mit Kloten), Christian Weber (Playoff-Finalist mit den ZSC Lions), Patrick Fischer, Leo Schumacher, Ueli Schwarz und Roland von Mentlen rockten in in der NLA. Und was ist aus all diesen Trainern geworden? Sie haben von den Nationalliga-Klubs keine Chance mehr bekommen und sich entweder ins Juniorenhockey, in Verbands- oder Klubbüros, ins «normale» Berufs leben oder in den Ruhestand zurückgezogen. Während einer wie Larry Huras immer und immer wieder ins Gespräch kommt, sind die Schweizer praktisch nie ein Thema. Als diese Saison begann, hatte Lars Leuenberger keinen Job. Weder Langnau noch Kloten wollte ihn. Dabei hat er im letzten Frühjahr mit dem SC Bern die Meisterschaft gewonnen. Unsere Präsidenten und Sportchefs mustern jeden Schweizer Trainer, als sei er ein seltenes Insekt bis sie einen Grund finden, doch einen Ausländer zu nehmen. Ausländische Trainer klopfen den Misserfolg von ihren Massanzügen mühelos ab wie Staub. Schweizer Trainern bleibt Scheitern wie Schwefelgeruch auf alle Zeiten haften. Das ist nicht nur sportlich falsch. Es ist auch wirtschaftlich dumm. Anders als ihre ausländischen Kollegen bezahlen Schweizer Trainer in der Regel ihre Steuern selber. Sie kosten nur halb so viel wie Ausländer. Sie
Der Autor und die Rubrik : sind während des ganzen Jahres vor Ort, kümmern sich auch in der Zwischensaison um das Wohlergehen des Klubs und verschwinden im Sommer nicht einfach für mehrere Monate nach Kanada. Sie brauchen keine Sprachkurse, ihre Kinder keine teuren ausländischen Privatschulen und keine Flugtickets für die An- und Heimreise. Warum ist das so? Der gängige Spruch, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt, liefert uns keine Erklärung. Der Grund für die Schwierigkeiten der Schweizer Trainer ist ein ganz simpler. Das Trainerhandwerk besteht aus einem schönen Teil auch aus bisschen «Voodoo». Aus der Kunst, das Trainerhandwerk zu mystifizieren, daraus eine Kunst zu machen, die nicht erklärbar ist – und das geht am besten, wenn man dem Präsidenten oder dem Sportchef mit stark fremdländischen Akzent erklärt, wie schwierig alles ist. Diese Mystifizierung ist fast unmöglich, wenn der Trainer im gleichen Dialekt parliert wie seine Vorgesetzten und die Spieler. Schweizer sind hockeytechnisch einfach zu wenig sexy. Der Präsident und der Sportchef können mit einem ausländischen Namen im Umfeld viel besser punkten. Crawford, Hartley, Boucher, Huras, Slettvoll, Johansson, Jalonen, McSorley, Shedden, Beattie – das tönt einfach besser als Schumacher, Bohren, Weber, Schwarz, Horak, Studer oder Beutler. Nicht Kleider machen in unserem Hockey Leute, bzw. Trainer. l Namen machen Trainer.
Klaus Zaugg (59) war zwölf Jahre lang Chefreporter bei «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als der wohl einflussreichste Eishockeyjournalist der Schweiz. Im Fachmagazin «Schweizer Journalist» wurde er überdies zum Sportjournalist des Jahres 2013 gewählt.
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Das neue Lebe Es ist David Aebischers zweite Saison im Goalietrainer-Metier. Wie der ehemalige NHL-Pionier in Fribourg arbeitet, warum er ohne professionelle Trainerausbildung bestehen konnte und wie gross seine Lust auf die NHL ist.
Text: Calvin Stettler Fotos: Pius Koller
Dieser Kick, der fehlt. Nicht immer. Aber es gibt sie, diese Momente, in denen David Aebischer gerne zur Maske greifen würde und all das wieder erleben möchte: diese tobende Menge, diese Emotionen, diese Zufriedenheit nach
erfolgreichen Abenden. Ein Leben als professioneller Eishockey-Goalie führte David Aebischer lange. Einfach aufzuhören war nicht einfach. Mehr als 20 Monate ist es mittlerweile her, seit Aebischer sich im Januar 2015 in der Hockey provinz Thurgau zu seinem Rücktritt entschied. In dieses Loch, in welches viele Athleten nach ihrer Demission geraten, fiel Aebischer nie. Auch, weil Aebischer gelernt hat, mit dem immer wieder aufkommenden Verlangen nach diesem Kick umzugehen. Und, weil er damals nur zwölf Tage nach seinem Rücktritt bereits seine nächste Herausfor-
Seit etwas mehr als einem Jahr arbeitet David Aebischer nun mit den Gottéron-Goalies.
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David Aebischer
en als Souffleur derung bekannt geben konnte: die Übernahme des Postens des Goalietrainers beim HC FribourgGottéron, seinem Herzensklub.
Pioniergeist grösser als die Strapazen Im St-Léonard durchlief Aebischer einst alle Juniorenstufen von Gottéron. Es sollte der Ursprung einer grossen Karriere sein. Er, der Nonkonformist, dislozierte bereits im Alter von 19 Jahren nach Nordamerika. Denn da war dieser Traum: als erster Schweizer die NHL, die beste Liga der Welt, zu prägen. Trotz all den Widrigkeiten in der
Juniorenliga und später in der AHL war Aebischers Pioniergeist stets grösser als die Strapazen des nordamerikanischen Konkurrenzkampfs. Aebischer fand in die NHL, prägte bald und gewann 2001 mit Colorado den Stanley Cup. Heute, 16 Jahre später, sitzt Aebischer auf der Spielerbank in der BCF-Arena und erzählt kurz nach dem Morgentraining Gottérons, wie es ihm als Chef der Torhüterabteilung ergeht. Noch immer kann er mit seinem Hobby Geld verdienen. «Nicht selbstverständlich», findet Aebischer. Noch immer steht er tagtäglich in der Eishalle.
Protagonist ist er aber nicht mehr, vielmehr be findet er sich jetzt in der Rolle des Souffleurs. Aebischer soll mit seinen Inputs dafür sorgen, dass die gegenwärtigen Gottéron-Hauptdarsteller im Tor, auf ihrer ganz persönlichen Bühne, nicht enttäuschen. Der Druck war für Aebischer zu Aktivzeiten zwar offensichtlicher, doch die Organisation erwartet Fortschritte. Seit etwas mehr als einem Jahr arbeitet David Aebischer nun mit den Gottéron-Goalies. Mit Nachwuchstorhütern und Profis. Aber vor allem mit Benjamin Conz, dem Fribourger Aushängeschild zwischen den Pfosten. Besondere Fertigkeiten hat der junge Jurassier vor seinem GottéronEngagement schon in Genf, Langnau, Lausanne und Lugano bewiesen. Nationalspieler ist der technisch starke 25-Jährige auch schon. Meistergoalie hingegen nicht. Aebischer, sein Mentor, attestiert ihm das Zeugs dazu. Ohne zu zögern. Aebischer unterstreicht aber auch, dass Fribourg nur mit einem überragenden Goalie den Exploit, den Gewinn der Meisterschaft, schaffen kann. Ein grosser Goalie ist Conz bereits. Aebischer, der Pionier, soll aus ihm aber einen ganz grossen machen. Dafür verlangt Aebischer in erster Linie das, was er auch von den 12-jährigen Nachwuchsspielern fordert: ein vorbildliches Arbeitsethos. «Techniken oder Bewegungen lernen die einen schneller als die anderen, aber die richtige Arbeitseinstellung mitbringen, das kann jeder sofort», sagt Aebischer. Es ist ein Satz, der viel über die Art und Weise, wie er mit seinen Torhütern arbeitet, offenbart. Aebischer ist kein Hektiker, arbeitet viel mit Empathie. Er weiss aus eigener Erfahrung, wie schwierig es sein kann, als junger Goalie den nächsten Schritt zu machen. Aebischer nennt es «seinen Rucksack», wovon er profitiere. «Ich sehe Fehler oder unstimmige Bewegungsabläufe, mit denen ich früher auch zu kämpfen hatte.» Dass man als ehemaliger Spieler ein besserer Übungsleiter ist, erachtet der ehe malige NHL-Star aber nicht als zwingend.
Vertrauen als Grundlage Dennoch: Aebischers Erfahrungen vereinfachen den Austausch. Auch ein wenig Psychologe sei er dann jeweils. Denn Aebischer will bei seinen Zöglingen vor allem eines sicherstellen: Vertrauen.
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David Aebischer «Die Grundlage, um Erfolg zu haben», wie er sagt. Seine wichtigste Erkenntnis dafür: «Jeder Torhüter tickt anders.» Deshalb müsse er stets flexibel bleiben. «Weil jeder anders auf Inputs reagiert, muss ich mehrere Kommunikations- oder Übungsstrategien in petto haben, sonst erreiche ich die Jungs nicht.» In diesem Zusammenhang redet Aebischer viel von Adaptierung. Das Spielsystem von Benjamin Conz wurde vor der Saison definiert, während einer Spielzeit sieht sich Goalie trainer Aebischer vor allem als Feintuner und Unterstützer in der Fehleranalyse. «Wobei», sagt Aebischer, «Benjamin seine Fehler oft schon vor unseren Analysen eruiert hat.» Selbstreflexion ist Aebischer wichtig. Ob bei seinen Schützlingen oder sich selber. Aebischer erwähnt für sich die Gefahr des «Übercoachings», sprich den Goalies zu viele Anweisungen mit geben zu wollen. Erlernen könne man das nicht. «Trainer sein heisst nun mal auch Erfahrungen sammeln». Und manchmal müsse man eben etwas ausprobieren, um das Rezept für ein Problem zu finden. Dass Übungen auch schon miss langen, kaschiert er nicht. «Das gehört zum Lernprozess.»
kollegen sei seine Weiterbildung. Zusammen mit Sylvain Rodrigue, Aebischers Vorgänger in Fribourg, der mittlerweile in der NHL bei Edmonton angestellt ist, übernahm er diesen Sommer gar Allaires Camp in Verbier. «Eine einmalige Chance», findet Aebischer. Nicht nur erweitert Aebischer seinen Horizont, sondern er bleibt so auch international interessant. Dass ihn dereinst ein Job als Goalietrainer in der NHL reizen würde, streitet Aebischer nicht ab. Erst einmal aber wartet
in der Organisation von Fribourg eine nächste grosse Herausforderung. Mitte September wurden Aebischer im Zuge einer Reorganisation befördert. Er wird zusätzlich als Assistent der neu zusammengeführten Sportabteilung wirken, die ab nächster Saison sowohl für das Profiteam, als auch für die Nachwuchsteams zuständig ist. «Ein Posten mit mehr Verantwortung», erklärt Aebischer. Der Souffleur kehrt zurück ins Rampenlicht. Wenn l auch in kleinen Schritten.
Learning by doing Eine Ausbildung zum Goalietrainer machte Aebischer vor seinem Gottéron-Engagement keine. «Learning by doing» sei die Maxime seiner noch jungen Trainerkarriere. Geprägt ist Aebischers Handeln aber schon. In erster Linie von François Allaire. Der Frankokanadier gilt als der Guru unter den Goalietrainern. Er war es, der seinen Jüngern einst den revolutionären Butterfly-Stil vermittelte. Darunter war auch Aebischer. Im Sommer besuchte er zu Aktivzeiten jeweils Allaires Torhütercamps in Verbier. Diese leidenschaftliche Art, wie Allaire führte und kommunizierte, prägte Aebischer. Erst als Spieler. Nun als Trainer. Noch heute hat er Kontakt zu Allaire und vielen anderen Exponenten aus der NHL. Ebendieser Austausch mit Berufs
David Aebischer Geboren: 7. Februar 1978. NHL-Draft: 1997, Colorado Avalanche, 6. Runde, 161. Stelle. Stationen als Goalie: bis 1997 Gottéron (Junioren, NLA), 1997-1998 Wheeling, Chesapeake (ECHL), Hershey (AHL), 1998-2000 Hershey (AHL), 20002004 Colorado (NHL), 2004-2005 Lugano (Lockout), 2005-2006 Colorado, Montréal (NHL), 2006-2007 Montréal (NHL), 2007-2008 Phoenix (NHL), San Antonio (AHL), 2008-2011 Lugano (NLA), 2011-2012 St John's (AHL), 2012-2014 Lakers (NLA), 2014-2015 Thurgau (NLB). Grösste Erfolge: U20-WM-Bronze 1998, Stanley CupSieger 2001. Stationen als Trainer: seit 2014 Goalietrainer von Gottéron.
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Roger Karrer
Wie gemacht für
das neue Spielsystem Das 19-jährige ZSC-Verteidigungstalent Roger Karrer ist auf bestem Weg, sich in der besten Abwehr der NLA einen Namen zu machen. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, zVg
Wenn Hans Wallson und Lars Johannson, die beiden neuen schwedischen Trainer der ZSC Lions, von ihrem Eishockey sprechen, dann geht es oft um den Puck. Der Puck müsse kontrolliert werden, der Puck müsse geschützt werden, der Puck müsse bewegt werden. Diese «Puckbesessenheit» ist gewöhnungsbedürftig. Vor allem für die Lions, die die letzten fünf Jahre unter kanadischen Spielleitern gearbeitet haben. Sie verändert nicht nur das Spiel, sondern auch das Anforderungsprofil an die Akteure – vor allem dasjenige an die Verteidiger, die die Scheibe mehr tragen und sich mit nach vorne einschalten sollen. «Wir haben qualitativ sehr gute Ver teidiger, die unsere Vorstellungen um setzen können», ist Assistenztrainer Johansson, der für die Abwehr zustän dig ist, überzeugt. «Aber es braucht Zeit, es muss sich entwickeln. Es ist nicht jeder ein David Runbdlad, ein Severin Blindenbacher oder ein Roger Karrer.»
Ein Roger Karrer? Ja, es ist eine Nennung, die dem erst 19-Jährigen schmeicheln mag. Doch sie macht Sinn. Der Verteidiger, der seine erste Saison von Beginn weg in der NLA bestreitet, ist tatsächlich wie
gemacht für dieses Spielsystem. Er bleibt in der ei genen Zone stets ruhig, er kontrolliert den Puck hervorragend, er bewegt sich gut, kann das Spiel lesen und die Scheibe nach vorne tragen. Die Ähn lichkeit zu Severin Blindenbacher ist sogar so frap pant, dass es schon mal vorkommen kann, dass man die beiden Rechtsschützen verwechselt – so ähnlich sind ihre Postur, ihr Skating, ihr Spielstil und ihre Ausstrahlung. «Ich habe mir nichts abge schaut, aber es ist schon so: Blindenbacher hat mich immer beeindruckt. Vielleicht auch, weil ich eben ähnlich spiele», sagt Karrer. Die Trainer hono rieren das jedenfalls und setzten ihn fix als Top 6-Verteidiger ein. «Er sollte mit noch mehr Selbst vertrauen spielen, mehr schiessen und auch im Kraftbereich ein wenig zulegen», mahnt Johans son. Aber: «Er wird das machen. Er ist ein grosses Talent mit einer guten Arbeitseinstellung.» Karrers Aufstieg kommt indessen nicht überra schend. Im Gegenteil: Eigentlich kommt er für das Grosstalent sogar schon fast ein wenig spät. Doch die Saison 2015/2016 war für den Jungen keine einfache. Er startete mit der Hypothek eines Schlüsselbeinbruchs, den er sich an der U18-WM zugezogen hatte, erkrankte nach der U20-WM am Pfeifferschen Drüsenfieber und brach sich in den Playoffs noch den Daumen. «Ich hoffe, ich habe mir alles Verletzungspech in diesem einem Jahr zugezogen», sagt Karrer, der im Juli das KV abgeschlossen hat. Er habe das Glück, dass nun alles passe – von der eigenen Gesundheit bis zum passenden System der neuen Trainer. Ob er denn dereinst, im Jahr 2022, der Blindenbacher des neuen Stadions werden könnte? «Wieso nicht? Das l wäre schon cool», sagt er und schmunzelt.
Roger Karrer Geboren: 21. Januar 1997. Grösse: 180 cm. Gewicht: 82 kg. Vertrag: bis 2018. Stationen: bis 2014 Wallisellen, Dübendorf, Lions (Junioren), 2014-2016 GCK Lions (NLB), ZSC Lions (NLA), seit 2016 ZSC Lions (NLA), Statistik: 29 NLA-Spiele (0 T, 3 A), 55 NLB-Spiele (3 T, 12 A), (Stand: 29.9.2016). International: U18-WM 2014, 2015 (total 7 Sp, 1 T, 4 A), U20-WM 2015/2016 (6 Sp, 2 A). Grösste Erfolge: Elite AMeister mit den GCK Lions 2014, 2015, Cup-Sieger mit den ZSC Lions 2016.
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Neue Arena
Theatre of Dreams wird Realität Da sag noch einmal einer, in der Stadt Zürich sei es nicht möglich, ein neues Sportstadion zu bauen. Mit ansehlichen 56,6 Prozent der Stimmen hat die Stadt zürcher Stimmbevölkerung am 25. September «Ja» zum neuen Stadion der ZSC Lions in Zürich-Altstet ten gesagt. Das bedeutet konkret, dass die Stadt Zürich ein zu verzinsendes Darlehen von 120 Millio nen Franken, das Baurecht für das 28 000 Quadrat meter grosse Areal Untere Islern und einen jährli chen Betriebszuschuss von 2 Millionen Franken gewährt. Das 169 Millionen Franken teure Projekt mit dem Namen Theatre of Dreams hat zwar noch weitere Hürden zu nehmen – bei Umzonung und Ge staltungsplan kann das Referendum ergriffen wer den, bei der Baubewilligung könnte es Einsprachen geben –, mit der Abstimmung ist aber der weitaus grösste Stein aus dem Weg geräumt worden. Die betroffenen Schrebergärtner, die für den Bau an ei nen anderen Standort ziehen müssen, haben bereits angekündigt, den Widerstand aufzugeben.
Läuft alles nach Plan wird der erste Puck im Herbst 2022 eingeworfen. Die Arena, die 11 600 Zuschauer fassen und auch eine Trainingshalle, ein Restaurant und Büroflächen beherbergen soll, ist für die Zu kunft der ZSC Lions essentiell. Bei einem «Nein» wäre eine Redimensionierung der Vorzeigeorganisa
tion unausweislich geworden. Mangelnde Vermark tungsmöglichkeiten, fehlende Gastronomierechte und chronische Terminprobleme im Hallenstadion hätten es den Lions nämlich verunmöglicht, selbst tragend zu werden und eines Tages auch ohne ihren l Mäzen Walter Frey zu überleben. (mmu)
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Der neue Traum
Der Kanadier Maxim Noreau hat den NHL-Traum begraben und ist in die Schweiz zurückgekehrt, um mit dem SC Bern Erfolge zu feiern. Einen Hauch von NHL erlebt er aber auch hier – als Nachbar von Roman Josis Mutter... Text: Andy Maschek Fotos: Pius Koller
Wer den Namen Maxim Noreau hört, denkt wohl zuerst an den HC Ambrì-Piotta und erinnert sich an die spektakuläre Spielweise des Offensivverteidigers zurück. Ein Jahr wollte er bleiben, dehnte sein Gastspiel schlussendlich aber auf drei
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Saisons (2011 bis 2014) aus. «Im Herbst der ersten Saison kamen europäische Klubs auf mich zu», erklärt der mittlerweile 29-Jährige. «Aber ich habe noch nie so früh einen Vertrag unterschrieben. Ich wurde in Ambrì gut behandelt, die Fans hatten mich gerne, das Leben war sehr angenehm. Ich brachte es nicht übers Herz, den Klub zu verlassen.»
2014 war es doch so weit. Der Traum, es zurück in die NHL zu schaffen – sechs Spiele für Minnesota standen in seinem Palmarès –, war zu gross. Er schloss sich der Organisation von Colorado an und sagt: «Ich wusste, dass es meine letzte NHL-Chance ist.» Doch es war nur eine vermeintliche Chance. Im ersten Sommer habe er sehr hart gearbeitet und eine hervor ragende erste Saisonhälfte bei den Lake Erie Mosters in der AHL gehabt. «Ich war sicher, bald raufberufen zu werden», erinnert sich Noreau, dem danach aber eine Verletzungspause einen Strich durch die Rechnung machte. «Im zweiten Jahr sagten sie mir, ich sei Verteidiger Nummer 9 und sie würden acht behalten. Auch da dachte ich, dass es bald reichen würde. Doch im
Maxim Noreau
m
Januar, Februar fühlte ich mich so schlecht, dass ich zurück nach Europa wollte.»
Der Teufelskreis Maxim Noreau wurde wohl das Opfer des Systems. Der Tatsache, dass jemand, der durchs Netz gefallen ist, den Weg zurück im «Mittelalter», wie er damals war, kaum mehr schafft. «Die NHL ist momentan eine sehr junge Liga, auch durch den Salary Cap», sagt er. «Es tönt hart, aber: Wenn man nicht jung in der NHL spielen kann, brauchen sie dich nicht. Ohne NHL-Spiele in der Statistik fehlt die Erfahrung – aber um Erfahrungen zu machen, brauche ich ja Spiele. Es ist ein Teufelskreis.» Wenn er 200 NHL-Spiele in den Beinen gehabt hätte, dann hätte er seine Chance viel-
leicht bekommen, mutmasst er. «Es braucht auch etwas Glück. Man muss für sein Glück arbeiten und ich glaube, dass ich das gemacht habe. Wir haben uns kürzlich in der Garderobe darüber unterhalten. Wenn man Eishockeyspiele verfolgt, kann man manchmal nicht glauben, dass jemand nicht in der NHL spielt – oder dass jemand in der NHL spielt. Man muss die Möglichkeit bekommen und sie packen. Ich hatte das Gefühl, dass ich immer bereit war. Aber ich bekam von Colorado nie eine Chance.» Dass der Traum NHL geplatzt ist, hat er akzeptiert, auch wenn die zwei Jahre in Übersee teilweise frustrierend waren. Er sagt: «Als ich im Sommer realisierte, dass ich nie mehr in der NHL spiele, war das schwierig. Da muss man einen Weg
fi nden – nicht, seinen Traum aufzugeben, sondern ihn zu ändern, anzupassen, so dass man glücklich bleibt und immer noch auf ein Ziel hinarbeitet.» Er wolle nun so lange wie möglich in der Schweiz spielen und einen Meistertitel gewinnen, «und in Bern habe ich dafür die beste Möglichkeit, das ist nun mein Traum».
Optische und spielerische Veränderung So spielt er nun in der PostFinance-Arena. Er kann für Spektakel sorgen, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass er sich verändert hat. Äusserlich durch den kahl geschorenen Kopf. Der Grund? «Man wird älter – oder vielleicht war es die Hochzeit, das Baby, der Stress?», sagt er lachend. «Nein, ich habe einfach entschieden, die Haare zu
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Maxim Noreau schneiden. Das ist ein Teil des Lebens. Schlecht ist, dass mein Vater nun mehr Haare hat als ich. Vielleicht hat er mir die Sport-Gene mitgegeben – aber nicht die für die Haare.» Aber auch als Spieler ist er nicht mehr derselbe wie damals, in Ambrì-Piotta. «In Bern ist es einzig das Ziel, die Spiele zu gewinnen. Eer die Skorerpunkte realisiert, spielt keine Rolle. Mein Job ist es auch, Hits anzubringen und Schüsse zu blocken, dem Team zu helfen und es den gegnerischen Spielern schwer zu machen», so Noreau. Das mache er mehr und besser als früher im Tessin. Manchmal sei es einfacher, Skorerpunkte zu erzielen, wenn man verliere. Dann könne man mehr pushen, um persönlich besser dazustehen. «Hier zählen aber nur die Punkte des Teams.»
«Teil einer Familie» Am Ende mündet das im Idealfall im Titelgewinn. Wie das geht, zeigte der SCB letzte Saison mit unglaublichen Playoffs. Noreau verfolgte diesen Steigerungslauf aus der Ferne, nachdem er entschieden hatte, nach Europa zurückzukehren und wusste, dass der SCB eine Option sein könnte. «Es sind grossartige Jungs. Jeder Neue wird hier sofort akzeptiert, man hat auf Anhieb das Gefühl, Teil einer Familie zu sein», sagt er. Dass er mit Kari Jalonen erstmals einen
Die Eishockey-Brüder Noreau Auch bei den beiden Brüdern von Maxim Noreau spielt das Eishockey eine Rolle. Samuel (23) wurde 2011 von den New York Rangers gedraftet, hat aber den Durchbruch noch nicht geschafft. Momentan spielt der Verteidiger bei den Missouri Mavericks in der East Coast Hockey League. «Er hat hart trainiert und kann ein gutes Jahr haben. Wenn es nicht klappt, gibt es ja auch Möglichkeiten in Europa», erklärt Maxim. «Ich habe immer gesagt: Bis ans Ende meiner Karriere möchte ich mindestens ein Jahr mit meinem Bruder zusammenspielen. Aber zuerst wird er es noch drüben versuchen.» Der andere Bruder, Jérémy (26), verfolgte lange das Ziel, Linesman in der NHL zu werden, hat dieses Thema aber abgehakt: «Er hat die Schule abgeschlossen und musste sich entscheiden. Er hat einen guten Job in Montréal erhalten und geht diesen Weg. Er ist daheim ausgezogen, so dass meine Eltern das Haus verkaufen können, da es für sie alleine zu gross ist. So können auch sie den nächsten Schritt machen und vermehrt reisen.» l nicht-nordamerikanischen Coach hat, macht das neue Engagement in der Schweiz zusätzlich speziell. «Wir haben viele Videos aus seiner Zeit beim finnischen Nationalteam angeschaut. Es sieht leicht aus, doch ich denke, dass wir mit gutem Training so spielen können, wie er es will», sagt Noreau. «Es ist unglaublich, wieviel Puckbesitz die Finnen haben. Sie müssen nicht defensiv spielen, weil sie immer den Puck haben.» Das könne «Fun-Hockey» sein, meint er, der es zugleich geniesst, dass in diesem System die Verteidiger eine wichtige Funktion bekleiden. «Der Coach will, dass wir als Einheit spielen. Es
braucht natürlich Zeit, aber ich denke, dass es ein grossartiges System ist.» Maxim Noreau macht einen glücklichen Eindruck. Er scheint in Bern schnell angekommen zu sein. Er geniesst das Leben in der Nähe der Stadt, seine neue Rolle in einem Team, das auf ihn setzt. Und auch seine neue Rolle als Vater mit der damit gestiegenen Verantwortung, was auch seine persönlichen Prioritäten geändert hat. Zwei Wochen, bevor er Kanada in Richtung Schweiz verliess, wurde er erstmals Vater. Sohn Mason weine momentan viel, sagt er, um dann lachend anzu fügen: «Roman Josis Mutter wohnt gleich neben uns. Vielleicht können wir ihn später, wenn er älter ist und herumrennt, ab und zu mal zu ihr bringen. Heute geht das aber noch nicht, da muss ich mich eher für sein Geschrei entschuldigen. Hoffentlich sind die Wände im Haus dick...» Und l so hat er ja auch in Bern einen Hauch NHL.
Maxim Noreau Geboren: 24. Mai 1987 (CAN). Grösse: 183 cm. Gewicht: 90 kg. Vertrag: bis 2018. Stationen: bis 2007 Victoriaville (QMJHL), 2007-2009 Houston (AHL), 2009-2011 Houston (AHL), Minnesota (NHL), 2011-2014 Ambrì (NLA), 2014-2015 Lake Erie (AHL), 2015-2016 San Antonio (AHL), seit 2016 Bern (NLA). Statistik: 431 AHL-Spiele (76 T, 183 A), 6 NHL-Spiele (0 P) 154 NLA-Spiele (29 T, 76 A), (Stand 29.9.2016). Grösster Erfolg: Spengler Cup-Sieger mit dem Team Canada 2012.
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TEAM SWITZER
Fifth row, from left: Karl Müller (Therapist/Masseur), Janos Kick (Media Manager), Jean-Claude Küttel (Doctor), Toni Müller (Equipment Ma Johannes Keel (Doctor), Benoît Pont (Video Coach) Fourth row, from left: Lino Martschini, Tristan Scherwey, Thomas Rüfenacht, Etienne Fr Third row, from left: Patrick Geering, Simon Bodenmann, Gaëtan Haas, Gregory Hofmann, Noah Schneeberger, Julian Walker, Samuel Wa Robin Grossmann, Matthias Bieber, Reto Suri, Reto Schäppi, Christian Wohlwend (Assistant Coach), Tommy Albelin (Assistant Coach), Pat Front row, from left: Sandro Zurkirchen, Robert Mayer, Leonardo Genoni, Roman Josi, Denis Hollenstein, Simon Moser, Andr
RLAND 2016/17
anager), Inti Pestoni, Joël Genazzi, Fabrice Herzog, Christoph Bertschy, Jürg Hegi (Equipment Manager), Stefan Steiner (Equipment Manager), roidevaux, Cody Almond, Christian Marti, Mirco Müller, Chris Baltisberger, Gregory Sciaroni, Marc Wieser, Romain Loeffel, Sven Andrighetto alser, Philippe Furrer, Dean Kukan, Luca Cunti, Dominik Schlumpf, Dino Wieser, Patrick von Gunten Second row, from left: Yannick Weber, trick Fischer (Head Coach), Thierry Paterlini (Assistant Coach), Timo Helbling, Nino Niederreiter, Raphael Diaz, Damien Brunner, Eric Blum res Ambühl, Reto Berra, Mark Streit, Kevin Romy, Félicien Du Bois, Morris Trachsler, Jonas Hiller, Tobias Stephan, Lukas Flüeler
#16 Raphael Diaz
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Nzuzi Toko der Fremde – Zwei Jahre in Leader. die Rückkehr als
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«Bin ein Ab Nationalteam Routinier mit Zielen Neustart Kampfgeistenteurer» st – Eine Chance verpas t. aber das Feuer entfach
Omar Gaber
Beim FCB auf den Spuren von Salah und Elneny
Linus Obexer
Der schnelle Aufstieg des jungen YB-Verteidigers
Mickaël Facchinetti geht in Thun in die 2. Halbze it
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2016/2017 2016 • Nr. 1 • Saison
Saison 2016/2017
Freitag, 09.09.2016 Ambrì-Piotta – HC Davos SC Bern EHC Biel
SCL Tigers ZSC Lions
– Lausanne HC
EHC Biel
– Ambrì-Piotta
EV Zug
– HC Davos
– Lausanne HC
GE Servette – EHC Kloten Lausanne HC – FR Gottéron HC Lugano – SCL Tigers
Samstag, 10.09.2016 HC Davos – EV Zug GE Servette – EHC Biel
FR Gottéron – HC Davos Lausanne HC – EV Zug HC Lugano – GE Servette
FR Gottéron – SC Bern EHC Kloten – HC Davos HC SCL Tigers – Lausanne ZSC Lions – HC Lugano
GE Servette – SCL Tigers Lausanne HC – EHC Kloten HC Lugano – FR Gottéron
FR Gottéron – EHC Kloten Lausanne HC – HC Lugano SCL Tigers – EHC Biel ZSC Lions
– Ambrì-Piotta
Samstag, 01.10.2016 Ambrì-Piotta – HC Davos – ZSC Lions EHC Biel HC GE Servette – Lausanne EHC Kloten – SCL Tigers HC Lugano – SC Bern – FR Gottéron EV Zug
Dienstag, 04.10.2016 SCL Tigers – Ambrì-Piotta
EHC Kloten – Ambrì-Piotta SCL Tigers – ZSC Lions – EHC Biel EV Zug
Freitag, 07.10.2016 – GE Servette SC Bern HC Davos
Samstag, 24.09.2016 Ambrì-Piotta – SCL Tigers – SC Bern EHC Biel
– SCL Tigers
FR Gottéron – ZSC Lions – EHC Kloten EV Zug
SCL Tigers ZSC Lions
GE Servette – HC Lugano EHC Kloten – ZSC Lions
FR Gottéron – HC Lugano HC EHC Kloten – Lausanne SCL Tigers – GE Servette ZSC Lions – EV Zug
Dienstag, 08.11.2016 Lausanne HC – GE Servette
EHC Biel
Freitag, 11.11.2016 Ambrì-Piotta – ZSC Lions
– FR Gottéron
EV Zug
HC Lugano – EV Zug
Samstag, 15.10.2016 Ambrì-Piotta – FR Gottéron – EHC Kloten EHC Biel GE Servette – ZSC Lions Lausanne HC – HC Davos SCL Tigers – SC Bern
GE Servette – HC Davos EHC Kloten – FR Gottéron HC HC Lugano – Lausanne – SC Bern EV Zug
– SCL Tigers
Samstag, 22.10.2016 Ambrì-Piotta – EHC Biel HC Davos – EV Zug HC FR Gottéron – Lausanne EHC Kloten – GE Servette SCL Tigers
Samstag, 12.11.2016 – HC Lugano SC Bern
EHC Biel
FR Gottéron – EV Zug SCL Tigers – EHC Kloten ZSC Lions – EHC Biel
Dienstag, 15.11.2016 – FR Gottéron SC Bern HC Davos – EHC Kloten GE Servette – EHC Biel Lausanne HC – SCL Tigers HC Lugano – ZSC Lions
– EV Zug
Lausanne HC – SC Bern HC Lugano – HC Davos ZSC Lions
CK
E Y- C L
Freitag, 18.11.2016 HC Ambrì-Piotta – Lausanne – HC Lugano EHC Biel GE Servette – SC Bern EHC Kloten – EV Zug SCL Tigers – HC Davos
Samstag, 19.11.2016 – EHC Kloten SC Bern HC Davos – ZSC Lions FR Gottéron – SCL Tigers – GE Servette EV Zug
Sonntag, 20.11.2016 ZSC Lions – FR Gottéron Lausanne HC – EHC Biel Montag, 21.11.2016 HC Lugano – Ambrì-Piotta
Freitag, 25.11.2016 Ambrì-Piotta – EHC Biel SC Bern
Di. 07.03.2017
Kari Jalonen: Der neue SCB-Trainer im grossen Interview
Christian Marti: Der neue ZSC-Verteidiger in seinem Wald
Sa. 11.03. 2017
Di. 14.03. 2017
Do. 16.03. 2017
Sa. 18.03. 2017
1/4-Final 2 Sa. 04.03.2017
Di. 07.03.2017
Do. 09.03. 2017
Sa. 11.03. 2017
Di. 14.03. 2017
NL A-Spielplan Saison 2016/2017
Do. 16.03. 2017
Sa. 18.03. 2017
(Best of seven)
:
1/2-Final 1 Di. 21.03.2017
Do. 23.03.2017
:
Sa. 25.03.2017
:
Di. 28.03.2017
:
Do. 30.03.2017
:
Sa. 01.04.2017
EV Zug
– ZSC Lions
Samstag, 26.11.2016 – SC Bern EHC Biel HC Davos – FR Gottéron GE Servette – Ambrì-Piotta
:
Di. 04.04.2017
:
(Best of seven)
2.
Freitag, 09.12.2016 HC Davos – HC Lugano
EHC Kloten – SCL Tigers HC Lugano – EV Zug ZSC Lions
GE Servette – EHC Biel SCL Tigers – ZSC Lions
– Lausanne HC
Dienstag, 29.11.2016 Ambrì-Piotta – SC Bern GE Servette – ZSC Lions
EV Zug
4.
FR Gottéron – EV Zug HC Lugano – Ambrì-Piotta
– HC Davos
EV Zug
Sonntag, 11.12.2016 Ambrì-Piotta – FR Gottéron EHC Kloten – SC Bern
Freitag, 02.12.2016 – HC Lugano SC Bern HC HC Davos – Lausanne FR Gottéron – EHC Biel
5.
6.
SCL Tigers
7.
ZSC Lions
EHC Kloten – GE Servette Lausanne HC – Ambrì-Piotta SCL Tigers – HC Davos ZSC Lions
EV Zug
HC Lugano – GE Servette
Donnerstag, 22.12.2016 Ambrì-Piotta – EHC Kloten HC Davos – EHC Biel FR Gottéron – ZSC Lions GE Servette – SC Bern
HC HC Lugano – Lausanne – SCL Tigers EV Zug
HC Davos
Nashville-Verteidiger Yannick Weber: Marco Bührer & Beni Plüss
ZSC Lions
– HC Lugano
HC GE Servette – Lausanne EHC Kloten – ZSC Lions SCL Tigers – SC Bern
Sonntag, 08.01.2017 – EHC Kloten SC Bern FR Gottéron – EHC Biel Lausanne HC – GE Servette HC Lugano – HC Davos ZSC Lions
– SCL Tigers
EV Zug
– Ambrì-Piotta
(Best of seven)
:
Final Do. 06.04.2017
Sa. 08.04.2017
:
Di. 11.04.2017
:
Do. 13.04.2017
:
Sa. 15.04.2017
:
:
:
Mo. 17.04.2017
Do. 20.04.2017
Schweizer Meister
(Best of seven)
:
1/2-Final 2 Di. 21.03.2017
Do. 23.03.2017
:
Sa. 25.03.2017
:
Di. 28.03.2017
:
:
:
:
2016/2017
Do. 30.03.2017
Sa. 01.04.2017
Di. 04.04.2017
Freitag, 13.01.2017 – Ambrì-Piotta EHC Biel HC Davos – SC Bern
FR Gottéron – HC Davos Lausanne HC – ZSC Lions SCL Tigers – EHC Kloten EV Zug
– HC Lugano
Dienstag, 17.01.2017 Lausanne HC – EHC Biel Freitag, 20.01.2017 – Ambrì-Piotta SC Bern EHC Biel
– SCL Tigers
HC FR Gottéron – Lausanne HC Lugano – EHC Kloten ZSC Lions – GE Servette
(Best of seven)
:
Samstag, 21.01.2017 Ambrì-Piotta – ZSC Lions GE Servette – HC Lugano EHC Kloten – HC Davos SCL Tigers – FR Gottéron – SC Bern EV Zug
Dienstag, 24.01.2017 FR Gottéron – GE Servette – Lausanne HC EV Zug
EHC Biel
– HC Davos EHC Biel EHC Kloten – Ambrì-Piotta Lausanne HC – HC Lugano SCL Tigers – EV Zug ZSC Lions
Donnerstag, 02.02.2017 Lausanne HC – EHC Biel
EHC Biel
Refs
– FR Gottéron
Samstag, 25.02.2017 HC Ambrì-Piotta – Lausanne HC Davos – SCL Tigers
– EV Zug
Freitag, 17.02.2017 – EHC Kloten SC Bern
Sonntag, 29.01.2017 EHC Kloten – ZSC Lions
FR Gottéron – SC Bern GE Servette – EHC Kloten HC Lugano – ZSC Lions
– GE Servette
FR Gottéron – Ambrì-Piotta Lausanne HC – EV Zug HC Lugano – HC Davos
EV Zug
– EHC Biel
Samstag, 18.02.2017 HC Davos – ZSC Lions HC GE Servette – Lausanne EHC Kloten – EHC Biel SCL Tigers
– SC Bern
1/4-Final 3 Sa. 04.03.2017
Sa. 11.03. 2017
:
:
:
:
Di. 14.03. 2017
Do. 16.03. 2017
Sa. 18.03. 2017
1/4-Final 4 Sa. 04.03.2017
Di. 07.03.2017
Di. 14.03. 2017
Do. 16.03. 2017
:
Sa. 18.03. 2017
:
:
Freitag, 24.02.2017 – GE Servette SC Bern
HC Lugano – EV Zug SCL Tigers – EHC Kloten
Dienstag, 14.02.2017 HC Davos – EHC Kloten ZSC Lions – SC Bern
FR Gottéron – HC Lugano SCL Tigers – Ambrì-Piotta – EHC Kloten EV Zug
Do. 09.03. 2017
:
Sa. 11.03. 2017
:
:
Elite-Junioren Statistiken
Dienstag, 21.02.2017 HC Davos – Ambrì-Piotta ZSC Lions – EHC Biel
Ambrì-Piotta – HC Lugano
– FR Gottéron
Lausanne HC – HC Davos HC Lugano – SC Bern
Samstag, 28.01.2017 – Lausanne HC SC Bern HC Davos – GE Servette
– FR Gottéron
Ambrì-Piotta – HC Lugano
Sonntag, 19.02.2017 ZSC Lions – SCL Tigers
– HC Davos
EV Zug
Sonntag, 05.02.2017 HC Davos – Ambrì-Piotta GE Servette – FR Gottéron
Freitag, 27.01.2017 Ambrì-Piotta – EV Zug EHC Biel
EV Zug
Samstag, 04.02.2017 – ZSC Lions SC Bern – GE Servette EHC Biel HC FR Gottéron – Lausanne EHC Kloten – SCL Tigers
Sonntag, 22.01.2017 HC Davos – EV Zug
Di. 07.03.2017
:
Do. 09.03. 2017
:
:
EV Zug Spielplan & Statistiken NLA National League B Spielplan & Statistiken NLB
product by
Dienstag, 10.01.2017 GE Servette – SCL Tigers
Samstag, 14.01.2017 Ambrì-Piotta – GE Servette – EHC Biel SC Bern
Lausanne HC – SCL Tigers HC Lugano – EHC Biel
Samstag, 07.01.2017 Ambrì-Piotta – EV Zug – FR Gottéron EHC Biel
H
Hockey-Guide 2016 /2017
Lausanne HC HC Lugano SCL Tigers
GE Servette – FR Gottéron HC EHC Kloten – Lausanne HC Lugano – SCL Tigers ZSC Lions – EV Zug
– GE Servette
Ambrì-Piotta – Davos FR Gottéron – EHC Kloten
EHC Kloten – FR Gottéron HC SCL Tigers – Lausanne ZSC Lions – SC Bern
Dienstag, 06.12.2016 – EV Zug SC Bern – Lausanne HC EHC Biel FR Gottéron – SCL Tigers
– HC Lugano
Montag, 02.01.2017 – ZSC Lions SC Bern
Dienstag, 20.12.2016 – HC Lugano EHC Biel GE Servette – EV Zug
GE Servette – HC Davos EHC Kloten – EV Zug Lausanne HC – SC Bern HC Lugano – FR Gottéron
Playout
9.
12.
Freitag, 23.12.2016 – FR Gottéron SC Bern
Lausanne HC – GE Servette ZSC Lions – HC Davos
– GE Servette – EHC Kloten
Samstag, 03.12.2016 Ambrì-Piotta – SCL Tigers – ZSC Lions EHC Biel
8.
10. 11.
– Lausanne HC
Samstag, 10.12.2016 – SCL Tigers SC Bern – EHC Kloten EHC Biel
EHC Kloten – HC Lugano Lausanne HC – FR Gottéron SCL Tigers – EHC Biel
3.
VOS
EHC Kloten
B
Sa. 04.03.2017
Do. 09.03. 2017
C K E Y- C L
U
D AV O S
1/4-Final 1
Rangliste Qualifikation 1.
– HC Davos
FR Gottéron – GE Servette Lausanne HC – EHC Kloten SCL Tigers – HC Lugano
– Ambrì-Piotta
EV Zug
– SCL Tigers
O
– Ambrì-Piotta
HC Davos
– HC Lugano
Montag, 24.10.2016 ZSC Lions – SC Bern
Freitag, 28.10.2016 Ambrì-Piotta – EHC Kloten
– HC Lugano
Sonntag, 16.10.2016 ZSC Lions – GE Servette
– SCL Tigers
EHC Biel
GE Servette – Ambrì-Piotta Lausanne HC – ZSC Lions HC Lugano – EHC Kloten
Freitag, 14.10.2016 – SCL Tigers SC Bern HC HC Davos – Lausanne FR Gottéron – Ambrì-Piotta EHC Kloten – EHC Biel
– Ambrì-Piotta
EV Zug
Freitag, 21.10.2016 – HC Davos SC Bern
Dienstag, 11.10.2016 Lausanne HC – Ambrì-Piotta EHC Kloten – SC Bern
EV Zug
Samstag, 29.10.2016 – EHC Biel SC Bern HC Davos – FR Gottéron
Dienstag, 18.10.2016 Ambrì-Piotta – SC Bern HC Davos – EHC Biel
– FR Gottéron – HC Davos
Ambrì-Piotta – HC Lugano
Sonntag, 09.10.2016 HC Lugano – EHC Biel
H
FR Gottéron – EHC Biel EHC Kloten – HC Lugano
– GE Servette
HC Davos
Freitag, 23.09.2016 – Lausanne HC SC Bern GE Servette – FR Gottéron
– ZSC Lions
Freitag, 16.09.2016 Ambrì-Piotta – GE Servette
Samstag, 08.10.2016 – Lausanne HC EHC Biel GE Servette – EV Zug
Freitag, 30.09.2016 – EV Zug SC Bern
Dienstag, 20.09.2016 Ambrì-Piotta – EV Zug – GE Servette EHC Biel
HC Lugano – Ambrì-Piotta
Dienstag, 13.09.2016 – Ambrì-Piotta SC Bern – HC Davos EHC Biel
– EHC Kloten
ZSC Lions
Sonntag, 25.09.2016 HC Davos – HC Lugano
Sonntag, 18.09.2016 HC Davos – SC Bern
EHC Kloten – SC Bern Lausanne HC – FR Gottéron SCL Tigers – ZSC Lions
EV Zug
– EV Zug
Samstag, 17.09.2016 – ZSC Lions SC Bern
– SCL Tigers
FR Gottéron – GE Servette ZSC Lions – EHC Kloten – HC Lugano EV Zug
O
DA
Klaus Zaugg
Das Hockey-Magazin der Schweiz Das Hockey-Magazin der Schweiz
Das Hockey-Magaz
HC Davos FribourgGottéron HC GenfServette
Die Heimkehr des «Nordamerika – verlorenen Sohnes Rivalität vergeht, das ist meine Welt» Freundschaft bleibt Mittwoch, 07.09.2016 ZSC Lions – Ambrì-Piotta
Preis: CHF 18.–
HC AmbrìPiotta SC Bern EHC Biel
B
ael Diaz: EVZ-Verteidiger Raph
Hockey-Guide 20 16/2017
U
in der Schweiz
CHF 2016 • Nr. 82016 • Saison CHF7.50 7.50• Juni/Juli • Oktober/November • Nr. 22015/2016 • Saison 2016/2017
Feldschlösschen Eishockeyfans
Cup
(Best of seven)
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(Best of seven)
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NHL-Start: So stehen EHC Wiefürder dieKloten: Chancen die Klub seine letzte Schweizer Spieler Chance nutzen will
Philippe Seydoux: Im Nationalmannschaft: Emmental hat er zu Dem näher sich Abstieg selbst gefunden als der Medaille
Kinding/Jenni: Trainerduo NLB: der EVZWeshalb Academydieim Liga zwei neue grossen Doppelinterview Farmteams erhält
Spengler Cup
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Das Hockey-Magazin Der scHweiz
Der Colt rauch Zwei Jahre lang hatte der Scharfschütze Dario Bürgler versucht, bei seinem Stammklub Zug die hohen Erwartungen zu erfüllen, bis man ihn im letzten Frühjahr trotz laufendem Vertrag loswerden wollte. Nun stürmt der 28-Jährige für Lugano – und trifft wieder. Text: Matthias Müller Foto: Pius Koller
86 Spiele, 19 Tore, 22 Assists in zwei Saisons. Dieser Wert liest sich für einen normalen Stürmer gar nicht mal so schlecht. Das Problem dabei ist, dass Dario Bürgler im November 2013, als er einen ab Sommer 2014 gültigen Vierjahresvertrag beim EV Zug unterschreibt, kein normaler Stürmer ist. Bürgler ist zu diesem Zeitpunkt: Wunschspieler des amtierenden EVZ-Trainers Doug Shedden, von Arno Del Curto ausgebildete, schön dekorierte Offensivwaffe (zweifacher Meister), Beinahe-WMFahrer und im allerbesten Hockey-Alter (25). Es ist überdies die Rückkehr eines verlorenen Sohnes,
«Komisch war die Situation schon. Du gehst nach dem frühen Playoff-Aus in die Ferien und weisst, dass du danach eine Lösung finden musst.» Bürgler zum Gefühl, nicht mehr erwünscht zu sein
der nach sieben Jahren in den Bündner Bergen in den Schoss seines Stammklubs zurückkehrt. Die Erwartungen sind himmelhoch, doch noch bevor Bürgler die erste Kiste in den Umzugswagen lädt, wird Doug Shedden in Zug entlassen. Sein Chef heisst jetzt Harry Kreis. Dann verletzt sich der Schwyzer schon im zweiten Spiel und verpasst in der Folge 21 Partien. Den Tritt findet er danach zwar wieder, die Torgefährlichkeit, wegen der man ihn ja letztlich geholt hatte, dagegen nicht mehr. Er versucht es Spiel für Spiel. Bis man ihm im Saison-
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abschlussgespräch im März zu verstehen gibt, dass es für ihn in Zug keine Zukunft mehr gebe. Schlecht mag Bürgler die Zeit in Zug heute nicht nennen. Er sagt stattdessen: «Ich hatte mir das anders vorgestellt.» Und: «Ich habe auch dazu gelernt und einen Schritt vorwärts gemacht.» Der 28-Jährige sieht keinen Grund, Gift zu versprühen. Er spricht von eigenen Ansprüchen, denen er nicht gerecht geworden ist, einer Rolle, die er in der zweiten Saison wegen der zu tiefen Produktion nicht mehr bekam und Erwartungen, die sich gleichzeitig nicht veränderten. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sieht er sich vom EVZ auch nicht als Sündenbock hingestellt. Nur: «Komisch war die Situation schon. Du gehst nach dem frühen Playoff-Aus in die Ferien und weisst, dass du danach eine Lösung finden musst.»
Shedden zum Zweiten So verständlich dieses «komische Gefühl» ist – nicht selten war es in der Vergangenheit in ähn lichen Fällen zu erheblichen Karriereknicks gekommen –, so ungerechtfertigt erscheint es uns heute. Denn zum einen steht mit Doug Shedden ja mittlerweile der Mann, der ihn schon vor zwei Jahren in Zug unbedingt wollte, beim finanzpotenten Topteam Lugano an der Bande. Und zum anderen h aben fast alle Experten gesehen, dass Dario Bürgler sein Talent, seine physische Verfassung und sein «Skorer-Mojo» nicht verloren hat. Das Problem war in der Situation und nicht im Spieler zu suchen. «Ich wusste, dass ich nicht in der Lage war, mir einen Klub auszusuchen. Dennoch hatte ich zwei, drei gute Optionen auf dem Tisch. Mir war indessen wichtig, dass ich zu einem Trainer gehe, der mich unbedingt will. Dass Doug Shedden nun auch noch bei der Spitzenmannschaft Lugano coacht, ist natürlich ein Glücksfall.»
Dario Bürgler
ht wieder Ein Glücksfall ist das Ganze natürlich auch für den HC Lugano, der auf der Flügelposition immerhin Fredrik Pettersson zu ersetzen hatte. Der Umstand, dass mit Bürgler und dem in Zug ebenfalls nicht mehr erwünschten schwedischen Verteidiger Daniel Sondell gleich zwei ausgewiesene Offensivspezialisten freigeworden sind, spielte ihnen in die Hände. Insbesondere für Letzteren scheint Trainer Shedden neben dem neuen Center Patrik Zackrisson und dem Flügel Gregory Hofmann bereits einen passenden Platz gefunden zu haben. «Patrik ist ein genialer Playmaker und Gregory, den ich ja schon von Davos kenne, hat einen unglaublichen Speed», sagt Bürgler, der in dieser Linie den Part des Schützen übernimmt. Und: «Vielleicht bin ich ein wenig sensibel, ich weiss es nicht. Aber ich spiele am Besten, wenn ich wie jetzt bei Doug Shedden und früher auch bei Arno Del Curto das Vertrauen des Coaches spüre.» Man merkt es Dario Bürgler an, dass er die Leichtigkeit wieder gefunden hat. Das Leben in Lugano trägt natürlich das Seine dazu bei. Anfangs hatte er bei seinem Kollegen Damien Brunner gelebt, nach ein paar Wochen hat er seine eigene Wohnung bezogen. Den Tessiner Sommer, der für ihn ein wenig kürzer war, weil das Sommertaining wegen des letztjährigen Finaleinzugs später begann, hat er genossen. Nun büffelt er Italienisch, bald wird seine Freundin zu ihm ziehen. Die Frage: Kann er unter diesen Bedingungen sogar wieder zum NatiStürmer werden? Nun wirds Bürgler doch ein wenig zu bunt: «Ich war schon in meinen besten Jahren immer nur knapp dran und der November ist noch weit weg.» Der Sommer, das wird er zum Schluss übrigens noch anmerken, sei im Tessin auch jetzt noch nicht wirklich vorbei. l
Dario Bürgler Geboren: 18. Dezember 1987. Grösse: 184 cm. Gewicht: 93 kg. Vertrag: bis 2018. Stationen: bis 2007 Zug (Junioren, NLA), 2007-2014 Davos (NLA), 2014-2016 Zug (NLA), seit 2016 Lugano (NLA). Statistik: 559 NLA-Spiele (149 T, 133 A) (Stand 29.9.2016). International: U18-Div-I-WM 2004 (5 Sp, 1 T), U18-WM 2005 (6 Sp, 1 T), U20-WM 2005/2006, 2006/2007 (total 12 Sp, 3 T, 3 A), 24 ALänderspiele (3 T, 2 A). Grösste Erfolge: Elite-A-Schweizer Meister mit Zug 2003, 2004, U18-Div-IWM Aufstieg 2004, Schweizer Meister mit Davos 2009, 2011, Spengler Cup-Sieger mit Davos 2012.
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Eine grosse Biels Matthias Rossi ist als Rolex vom Transferwühltisch zu Biel gekommen. Inzwischen ist er einer der meistunterschätzten Stürmer der NLA. Und sein Potenzial hat er noch nicht ausgeschöpft. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller
Manchmal sind Nummern grösser als der Spieler, der sie trägt. Das wäre beispielsweise dann der Fall, wenn ein NLA-Star die Nummer 99 von Wayne Gretzky wählen würde. Oder ein Spieler des SC Langenthal die Nummer 77, die der lokale Töffstar und Rock’n’Roller Dominique Aegerter auf seine Maschine geklebt hat. Auch Biels Matthias Rossi trägt eine weltberühmte Nummer. Ohne dass dies in der Hockeywelt richtig wahrgenommen wird. Die Nummer 46. Es ist die Nummer, die auf der Maschine des Töffweltstars Valentino Rossi prangt und sein Markenzeichen geworden ist. Tatsächlich hat Matthias Rossi deshalb die Nummer seines Namensvetters gewählt. «Als ich nach Basel kam, war ‹meine› Nummer 22 schon besetzt. Also wählte ich spontan die Nummer von Valentino Rossi.» Mit dem TöffWeltstar sei er nicht verwandt. Auch nicht mit Paolo Rossi, dem Kultstürmer der italienischen Weltmeistermannschaft von 1982. «Mein Urgrossvater kommt aus dem Südtirol. Das ist mein Bezug zu Italien.»
Matthias Rossi Geboren: 9. Januar 1991. Grösse: 185 cm. Gewicht: 101 kg. Vertrag: bis 2017. Stationen: bis 2011 Zug (Junioren, NLA), 2011-2013 Zug (NLA), Thurgau (NLB), 2013-2014 Basel (NLB), Lakers (NLA), seit 2014 Biel (NLA). Statistik: 204 NLA-Spiele (30 T, 22 A), 83 NLB-Spiele (28 T, 15 A) (Stand, 29.9.2016). International: U18-WM 2009 (6 Sp, 1 T), 2 A-Länderspiele.
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Matthias Rossi
Nummer auf und im Dress Matthias Rossi ist nach wie vor einer der meistunterschätzten Schweizer Stürmer. Was wohl damit zusammenhängt, dass er nicht als gefeierter Transfercoup oder als Jahrzehnt-Talent, sondern sozusagen durch die Hintertüre nach Biel gekommen ist. Seine Möglichkeiten deutete er bereits als Junior an. Er stürmte im Frühjahr 2009 bei der U18-WM für die Schweiz. Aber für die U20-WM reichte es nicht mehr. Ja, wäre Basel im Sommer 2014 nicht dem Konkurs verfallen, dann würde die NLA ihn vielleicht gar nicht kennen. Der Menziker hat seine Karriere beim SC Reinach angefangen und kam mit 15 Jahren in die Nachwuchsabteilung des EVZ, spielte noch als Junior zwischen 2008 und 2010 mit Erfolg bei Luzern in der 2. Liga (17 Spiele/17 Punkte). Bei Zug konnte er sich aber nicht durchsetzen. «Ich kam aufs Matchblatt, aber Doug Shedden hat mir einfach keine Chance gegeben. Deshalb entschied ich mich für den Umweg über die NLB.» Es war ein kluger Entscheid.
Eine «Konkurs-Dividende» Im Frühjahr 2013 wechselte der kräftige Powerstürmer (185 cm/101 kg) zu Basel und würde dort vielleicht heute noch über die rechten Aussenbah-
VERSTEHEN, WIE MENSCHEN ARBEITEN.
nen rocken, wenn der Klub im Sommer 2014 nicht aufgelöst worden wäre. So ist Matthias Rossi so etwas wie eine «Konkurs-Dividende» für den EHC Biel geworden. Er habe bereits am Tag, als Basel die Bilanz deponiert hatte, einen Anruf von Biels Sportchef Martin Steinegger bekommen. «Es ging alles sehr schnell und Biel ist für mich zum Glücksfall geworden.» Auch die Lakers, die ihn im Frühjahr 2014 schon mal im Abstiegskampf getestet hatten und damals noch in der höchsten Liga spielten, wollten ihn haben – aber Steinegger hatte Matthias Rossi davon überzeugt, dass es besser ist, nach Biel zu kommen. Der tüchtige B ieler Sportchef hatte den Stürmer schon lange auf dem Radarschirm gehabt und verlängerte in weiser Voraussicht bereits im November 2014 den Vertrag vorzeitig bis 2017. Was intern erst nicht ganz unumstritten war, sich aber bald einmal als kluger Schachzug erwiesen hat. Nun läuft der Vertrag aus. Natürlich möchte Martin Steinegger verlängern. Aber es wird nun wohl etwas teurer. Zumal sich Matthias Rossi vom ehemaligen Stürmer Sven Helfenstein vertreten lässt. Einem Neuling in der Branche, der sich am ehesten mit einem tollen neuen Vertrag für seinen Klienten einen Namen machen kann.
Bei Zug war Matthias Rossi in 54 NLA-Partien g erade mal auf drei Assists gekommen. Bei Biel ist er ein regelmässiger Skorer geworden. Zehn Tore in der ersten und bereits dreizehn Treffer in der zweiten NLA-Saison. Sein Potenzial hat er noch lange nicht ausgeschöpft. Trainer Kevin Schläpfer rühmt unter anderem die Schusskraft seines Powerstürmers. «Wenn er noch genauer schiessen lernt, dann wird er noch viel mehr Tore erzielen.» Zudem gilt Matthias Rossi als pflegeleichter M usterprofi, der auch in stürmischen Zeiten viel zu einer guten Stimmung beiträgt. Matthias Rossi verkörpert eine gute Kombination von Tempo, Kraft, Postur, Spielintelligenz und Schusskraft. Er mahnt vom Stil her ein bisschen an eine dynamische Version des ehemaligen Bieler Meisterstürmers Urs Bärtschi oder, wer es gerne in grossen Dimensionen hat, an eine Kombination aus Eric Lindros und Nino Niederreiter. Des einen Glück, des anderen Leid: Die Zuger dürften jedenfalls längst bereut haben, dass sie einst dieses Talent übersehen hatten – und Biels Sportchef Martin Steinegger hat in diesem Falle seine Hausaufgaben gemacht und auf dem Transferwühltisch l eine Rolex gefunden.
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Der «lästige» Daniel Rahimi ist alles andere als der gewöhnliche NLA-Import. Der schwedisch-iranische Doppelbürger ist ein klassischer Defensivverteidiger, ein auf dem Eis physisch und aggressiv auftretender Spieler, der «lästig» ist für den Gegenspieler. «Ich will auch in Davos genau das sein», sagt Rahimi. Text: Kristian Kapp Fotos: Pius Koller
«Es ist nicht gewöhnlich, jemanden wie mich in die Schweiz zu holen», sagt Daniel Rahimi. Der 29-Jährige aus Umeå weiss, dass er hier unter die Lupe genommen wird. Wenn die Schweizer Klubs einen ausländischen Verteidiger verpflichten, dann ist das in der Regel ein sogenannter «Offensivver teidiger». Also einer, der vor allem auch mit Skorerpunkten glänzen soll. Als Ende September das Gespräch mit SLAPSHOT stattfindet, wartet Rahimi immer noch auf seinen ersten Punkt, gespielt hat er schon in neun Partien. Im HC Davos stört die statistische «Brille», die Doppelnull, keinen. «Ich wurde aus einem bestimmten Grund verpflichtet», sagt Rahimi. Und der wäre? «Der Spielertyp, der ich bin.» Daniel Rahimi. Er steht nicht für Offensivzauber. Dass er in Davos immer wieder auch im Powerplay auf dem Eis auftaucht, ist für ihn eine erwähnenswerte Erfahrung, die er in seiner Heimat kaum erlebte. Meistens stellt ihn Trainer Del Curto dabei als Stürmer vors gegnerische Tor, um dem Torwart die Sicht zu nehmen. Rahimi steht für harte Checks, Zweikämpfe in der eigenen Zone, ausgegrabene Pucks in der Spielfeldecke, abgedrängte Stürmer und Penalty Killing. Er ist der Verteidiger, über den die gegnerischen Stürmer nach dem Spiel klagen und den sie «lästig» schimpfen. Ein gutes Zeichen für einen Defensivverteidiger.
Harter Schwede – sanfter Perser «Ich werde versuchen, auch in Davos jeden Tag genau das zu sein», sagt Rahimi. «Ich lese keine Zeitungen und rede mit den Fans nicht über meine Rolle. Ich mache das, was von mir erwartet wird von der Mannschaft in der Garderobe, nicht das, was die Leute draussen glauben, was ich tun sollte. Ich will Spiele gewinnen.» Das alles tönt
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sehr entschlossen und lässt Rahimi im ersten Augenblick vielleicht unnahbar wirken. Doch weit gefehlt. Der neue «Defensivterminator» des HC Davos ist neben dem Eis ein äusserst freundlicher und offener Gesprächspartner. Harter Schwede auf dem Eis, sanfter Perser daneben. Der Name Rahimi verrät es: Der Vater ist Iraner, Daniel selbst ist Doppelbürger, der in Schweden geboren wurde und stets dort lebte. Er spricht zwar kein Farsi, fühlt sich aber beiden Seiten seiner Herkunft verbunden. «Mein Vater brachte mir die Sprache nicht bei. Aber er hat mir so vieles erzählt vom Iran, dass ich es kaum erwarten kann, das Land endlich zu besuchen.» Rahimi war noch nie dort, da ihm bei einer Einreise lange Zeit der Einzug ins Militär gedroht hätte. Also nahm der Vater bei Besuchen zwar seine schwedische Ehefrau und die Tochter jeweils mit, nicht aber Daniel. Dabei sei er wahrscheinlich jener, der am liebsten mitgegangen wäre, sagt er. Nächsten Sommer soll das Warten ein Ende haben: «Wir haben geplant, endlich mit mir zusammen hinzugehen. Für meinen Vater wird es ein Riesengeschenk sein, seinem Sohn die Heimat zeigen zu können.» Von Besuchern in Schweden hat er ebenfalls viel über den Iran gehört, vor allem eines: «Ein grossartiges Land mit einem grossartigen Volk. Bloss die Regierung ist nicht so grossartig, auch wenn wir nicht über Politik reden sollten.» Rahimi steht nun eine persönliche Mission bevor: «Endlich eine eigene Meinung bilden können.» Rahimi spielt Eishockey und nicht Irans Volkssport Fussball. Seinem Vater habe dies aber nicht das Herz gebrochen: «Er ist kein Mensch, der über andere urteilt. Er hat mich stets in die richtige Richtung gepusht, wollte, dass ich hart arbeite. Er hat mich aber nie kritisiert.» Und Rahimi spielte, als er klein war, auch Fussball. Er merkte schnell: «Eishockey passt besser zu mir: Geschwindigkeit und Intensität. Fussball ist mir da zu langweilig. Es
Daniel Rahimi
» Söldner
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Adrian Ledermann, seit 29 Jahren Elektroinstallateur bei der Oberholzer AG in Uster.
Daniel Rahimi fehlt der Kontakt mit dem Gegenspieler.» Vielleicht sei er im Fussball darum Torwart gewesen, scherzt Rahimi: «Wenigstens der Ball prallte hin und wieder hart an mir ab.» Zurück zum Eishockey. Rahimi hat sich mit seinem Stil in Schweden Respekt verschafft. Dem war nicht immer so. Erst in den letzten vier Jahren wurde Rahimi zum Spieler, der er heute ist. Den Wechsel zu Linköping 2012 bezeichnet er als
Schlüsselmoment. «Roger Melin war der Trainer, nach über zwei Jahren AHL zurückkam nach Schweund er war das Beste, das mir damals passieren den, habe er begonnen, kleine Schritte vorwärts zu konnte. Seither ging es mit mir bis heute nur machen. «Es f olgten ein Jahr in Rögle und zwei Jahnoch aufwärts.» Was war zuvor schief gelaufen? re bei HV71, die okay waren, aber nicht mehr.» «Ich war nur ein durchschnittliDoch dann kam Linköping. Und nun steht Rahimi in cher Spieler, als ich jung war», Davos erneut vor einer neusagt Rahimi. Dann, als er 19 war, sei vieles auf einmal pasen Herausforderung. «Diese siert. «Ich hatte ein gutes Jahr brauchte ich, das spürte ich letzte Saison in Linköping», mit meinem Stammklub Björklöven. Ich wurde gedraftet, sagt er. Sein viertes Jahr durfte an die U20-WM, ging wurde zum schlechtesten. nach Nordamerika. Alles pas«Ich hatte aber eine starke sierte gleichzeitig, ich erwartezweite Saisonhälfte», präzite so viel von mir selbst.» Er siert er. Der Start sei nicht Daniel Rahimi habe es schnell gemerkt, sagt gut gewesen, gesteht er. Rahimi: «Es war zu viel, «Ich war im Sommer verletzt ich war nicht bereit. Ich lernte in Nordgewesen und nicht bereit für eine ganze Saison.» amerika zwar viel, genügte aber Und er habe die Kehrseite der Medaille seines Aufnicht als Spieler. Das machte stiegs in Linköping kennengelernt. «Die Erwartunmich unglücklich.» Erst als er gen waren nach drei guten Jahren plötzlich hoch.» In Davos muss er sein Spiel noch einmal neu finden. Ein Teil der Aufgabe ist ihm vertraut: mit jungen Verteidigern zusammenarbeiten.
«Es war zu viel, ich war nicht bereit. Ich lernte in Nordamerika zwar viel, genügte aber nicht als Spieler, und das machte mich unglücklich.»
Plötzlich wieder «Lernender» Ansonsten ist auch Rahimi plötzlich wieder «Lernender» in Davos. «Es ist eine komplett andere Art, Eishockey zu spielen als das, was ich in den letzten vier Jahren tat. Aber ich habe ja nach etwas Neuem gesucht.» In Schweden sei er sich auf dem Eis zwei Dinge gewohnt gewesen: «Es drehte sich viel mehr um die Defensive und die Unterstützung durch die Flügelstürmer.» Im «System Del Curto» erlebe er das Eishockey anders. «Unsere Spielweise zwingt dich permanent, schnelle Entscheidungen zu treffen. Und du musst stets wachsam bleiben.» Er schaue zuversichtlich nach vorne, sagt Rahimi. «Wenn ich sie gelernt habe, werde ich mich um einiges weiterentwickelt haben als Spieler.» l
Daniel Rahimi Geboren: 28. April 1987 (SWE/IRN). Grösse: 190 cm. Gewicht: 98 kg. NHL-Draft: 2006, Vancouver Cancucks, 82. Stelle, 3. Runde. Vertrag: bis 2017. Stationen: bis 2007 Björklöven (Junioren), 2007-2009 Manitoba (AHL), Victoria (ECHL), 2009-2010 Rögle (SHL), 2010-2012 HV71 (SHL), 2012-2016 Linköping (SHL), seit 2016 Davos (NLA). Statistik: 418 SHL-Spiele (13 T, 54 A, 420 PIM), 104 AHL-Spiele (4 T, 7 A, 88 PIM), 8 NLA-Spiele (0 P), (Stand 29.9.2016). International: U20-WM 2006/2007 (7 Sp, 0 P, 18 PIM), A-WM 2014, 2015 (total 8 Sp, 0P, 14 PIM). Grösste Erfolge: WM-Bronze mit Schweden 2014.
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SIKA – WENN TEAMPLAYER SEIN ERFOLG BEDEUTET SIKA IST HAUPTSPONSOR DES EVZ
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Einst und jetzt …
Lino Martschini Lino Martschini als vierjähriger Luzern-Junior.
EVZ-Stürmer Lino Martschini ist nicht nur der kleinste und leichteste, sondern auch einer der besten Spieler unserer Liga. Bereits in jüngsten Jahren bissen sich die Gegner an ihm systematisch die Zähne aus.
ausgebissen», sagt Slongo, der den Luzerner während mehrerer Jahre bei den EVZ-Junioren trainiert hatte und auch heute noch mit ihm zusammenarbeitet. Tatsächlich war Martschini schon damals immer die grösste Offensivwaffe seiner Teams gewesen. Er war zwar gegenüber den Gegnern noch nicht so viel kleiner, wie er das heute gegenüber den Hünen der NLA ist, doch schon damals war seine zierliche Statur frappant. Das fiel auf, die gegne rischen Spieler, Trainer und Eltern wussten, was da kommt, wenn ein Spiel gegen den EV Zug anstand. «Auch ich wusste, als ich die Piccolos in Langnau trainierte, wer dieser Martschini war», blickt Slongo zurück. Eben weil damals die Körpermasse nicht so entscheidend waren, wie sie es heute bei den Erwachsenen sind, überflügelte die Zaubermaus alle. «Sein Tempo, seine Stocktechnik, seine Spielintelligenz – das war in dieser Kombination auf seiner Alterststufe unübertroffen.»
Immer eines Besseren belehrt Fotos: Pius Koller, zVg
«Er fuhr auf den Gegner auf und prallte ab wie ein Gummiball. Dann sprang er sofort auf und spielte weiter, während wir uns draussen auf der Bank Sorgen machten», erzählt Mike Slongo und lacht. Diese Erinnerung ist dem heutigen EVZ-Athletikcoach so präsent, als hätte sie sich gestern abgespielt. Ob sich die Szene bei den Mini oder den Novizen zugetragen hatte, weiss er nicht mehr. Doch sie ist ihm eben in Erinnerung geblieben, weil solche Vorfälle sehr selten bis nie vorkamen. «Die Gegner hatten sich an Lino schon immer die Zähne
Ein vermeintliches Problem war jeweils, ihn mit den älteren Jahrgängen laufen zu lassen – so wie man dies mit überdurchschnittlich begabten Junioren halt zu pflegen tut. Die Skepsis war immer wieder gross, viele Beobachter hielten dies
für gefährlich. Die weitverbreitete Meinung war Stufe für Stufe, dass es bis jetzt ja gut gegangen, aber nun Schluss sei. «Ich konnte diese Haltung verstehen», erklärt Slongo, «doch wir wussten ja, wie fit er war und dass er es schaffen wird.» Der eher ruhige, aber stets aufgestellte Flügel habe schliesslich immer gewusst, wie er sich in einem Zweikampf zu verhalten hatte. Wie wir heute wissen, hatte Slongo mit seiner Haltung Recht gehabt. Er sei sicher gewesen, dass es Martschini bis in die NLA schafft. Dass er gleich derart durchstarten würde, das gibt der heute 43-Jährige indessen zu, habe er aber dann doch nicht erwartet. Wenn er heute ein NLA-Spiel des EVZ schaue, dann erinnere ihn die Nummer 46 noch immer sehr stark an den Jungen, den er einst auch auf dem Eis trainiert hatte. «Die Verhältnisse sind in fast jeder Hinsicht gleich geblieben», meint der Konditionstrainer schmunzelnd. Auf Anekdoten angesprochen, meint er schliesslich, dass er schlicht keine zur Hand habe. «Aber wenn Sie wollen, dann können Sie hier gerne die unzähligen Momente nennen, in denen wir hinter der Bande nicht mehr aus dem Staunen rausgekommen sind. (mmu) l
Persönlich
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Philippe Seydoux
der warum nicht Musiker? Philippe Seydoux kann seine Karriere in Langnau nicht mehr krönen. Aber der sanfte Rebell hat bei den Emmentalern zu sich selber gefunden. Eine Begegnung mit einem aussergewöhnlichen Spieler. Text: Foto:
Klaus Zaugg Pius Koller
Die Unterhaltung dreht sich um Japans Künstlerin sel Naoshima und Balzac. Wer in einer Hockey kabine fragt, ob Balzac eigentlich gut sei, dürfte als Antwort eine Gegenfrage erhalten: ‹Ist das der neue tschechische Ausländer bei Kloten?› Balzac ist ein französischer Dichter und Philippe Seydoux sagt, seine Werke seien schon etwas langfädig und langweilig. Philippe Seydoux ist also ein Hockeyspieler, der Balzac kennt und gelesen hat. Eine PlayStation hat er hingegen nicht und einen Sportwagen fährt er auch nicht. Französische Literatur passt sowie so besser zu ihm als die PlayStation. Und sein bald 20-jähriger gepflegter, edler Jaguar als Auto auch besser als ein BWM oder ein Mercedes. Und Lang nau besser als die Ottawa Senators. Philippe Seydoux ist nicht einfach ein Berner, der in dieser Stadt mit Eishockey begonnen hat wie Mark Streit oder Philippe Furrer. Er ist ein Berner vom Typus der alten Patrizier. Die Vornehmen der Stadt haben einst unter sich französisch gesprochen, um sich vom gewöhnlichen Volke abzugrenzen und weil sie eine Vorliebe für die französische, die welsche Lebensart hatten. Philippe Seydoux ent
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stammt zwar keiner Patrizierfamilie und die Abge hobenheit der «gnädigen Herren» ist ihm fremd. Aber er ist in der Stadt Bern zweisprachig aufge wachsen. Sein Vater Yves diente Bundesrat Pascal Delamuraz als Mediensprecher und arbeitet heute in der gleichen Funktion beim Krankenversicherer Groupe Mutuel. Seine Mutter ist L ehrerin an der französischen Schule. Und so ist Philippe Seydoux eben beides: ein «Berner Giel», der den rauen Stadtberner Sport ausübt und ein Mann von Welt, dem Paul Klee und Balzac ebenso ein Begriff sind wie Wayne Gretzky oder die S trafbank. Hätte er es bis zum Nationalspieler gebracht, würden wir sagen: fast ein wenig ein Alain Sutter oder ein Paul Breitner des Eishockeys. Vielleicht ist es eine Laune des Schicksals, dass er erst jetzt, in Langnau, mit sich und seiner Karriere im Reinen ist. Aber vielleicht ist es eben auch sei ne Art, die gar keine andere Karriere zugelassen hat. Nein, es geht nicht um das Vorurteil, dass eine Affinität für die welsche Lebensart einer Eis hockeykarriere nicht förderlich ist. Es geht um etwas anderes. Er sagt es so: «Ich rannte einem Traum hinterher. Ich hatte zu wenig Geduld. Wenn ich geduldiger gewesen wäre, hätte meine Karriere wohl einen anderen Verlauf genommen.» Er sagt es ohne jede Bitternis. Es ist einfach eine Feststellung. Es ist, wie es ist. Als Beispiel, wie es auch hätte sein können, nimmt er die Karriere von Philippe Furrer. Beide sind gleich alt, beide kamen zur gleichen Zeit in die Junioren-Abteilung des SC Bern, beide spielten bei der U18- und U20-WM, beide wurden 2003 im NHLDraft gezogen (Furrer von den Rangers, Seyd oux von Ottawa) beide galten als ganz grosse Talente, beide sind immer wieder durch Verletzungs pech zurückgeworfen wor den. Logisch wäre also ein ähn licher Karriere-Verlauf.
Viele Klubs gesehen
Philippe Seydoux Tem ratem nulliquam unt imil maio eum velendi de dolupta aut et minto quae nia
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Aber unterschiedlicher könnten die Hockey-Lebensläufe nicht sein. Philippe Furrer ist 15 Jahre lang in Bern geblieben und hat erst vor einem Jahr erstmals transferiert (nach Lugano). Philippe Seydoux hat im gleichen Zeitraum neunmal den Klub gewechselt und in drei ver schiedenen Ländern gespielt. Schon im Juniorenalter zügelte er vom SCB nach Kloten. Weil er unbedingt unter Trainer Wladimir Jursinow trainieren und spielen wollte. Mit 17 war er vorübergehend NLA-Stamm
Philippe Seydoux spieler bei Kloten. Philippe Furrer hat über 80 Länderspiele bestritten, drei Titel geholt (2004, 2010, 2013) und ist 2013 WM-Silberheld gewor den. Philippe Seydoux ist zu keinem Länderspiel aufgeboten worden und der Aufstieg mit Lau sanne in die NLA 2013 ist bis heute der einzige Karrierehöhepunkt. «Philippe Furrer blieb in Bern, der SCB setzte langfristig auf ihn und er konnte sich die Zeit neh men, um Verletzungen ausheilen zu lassen. Ich hatte keine Geduld, ich jagte meinem Traum NHL nach und kam nie in die langfristige Planung eines Klubs. So hatte ich auch nie Zeit, mich richtig von Verletzungen zu erholen.» Und so ist es bis heute eine unvollendete Karriere geblieben, mit Kurz gastspielen in Finnland und einer drittklassigen nordamerikanischen Liga. Philippe Seydoux macht den Vergleich mit Philippe Furrer ohne Bitterkeit und sagt lediglich: «Einiges würde ich heute wohl anders machen. Mir wurde früh gesagt, ich sei ein grosses Talent. Vielleicht hatte ich deshalb zu wenig Geduld und dachte, mehr erreichen zu müssen als andere.»
Aus der Vergangenheit gelernt Er hat einen anderen Weg gewählt als Philippe Furrer und bereut nichts. Eine Auflistung seiner vielen Hockey-Schicksalsschläge wäre interessant und würden einem Porträt eine dramatische Würze geben. Er stürzte beispielsweise mit dem Velo auf der nassen Tramschiene und erlitt eine Gehirnerschütterung. Ein Darmdurchbruch brach te ihn vor zwei Jahren sogar in Lebensgefahr. Ein paar Tage später wäre er zu einer Segeltour auf dem Mittelmeer aufgebrochen. Aber darüber mag er jetzt nicht mehr reden. «Das ist alles vor bei und ich bin so motiviert, dass ich mich mit der Vergangenheit nicht mehr befassen mag.» Er hat aus dieser Vergangenheit gelernt und sorgt dafür,
dass er topfit, robuster ist. Aus eigener Tasche bezahlt er einen persönlichen Trainer (wie das etwa auch Mark Streit seit Jahren tut) und Andreas Lanz (er kümmert sich auch um den Schwinger Remo Käser) ist mitverantwortlich, dass Philippe Seydoux jetzt sagen kann, er fühle sich so fit wie noch nie. Gut vier Kilo Muskeln hat er zu gelegt. Genug, um robuster zu werden und trotzdem die Beweglichkeit zu behalten. Und seit der Rückkehr aus Nordamerika (2012) lebt er in Bern und pendelt von dort aus an seinen HockeyArbeitsort (Lausanne, Langenthal und jetzt Langnau). Beim SC Langenthal ist ihm letzte Saison der Karriere-Neustart auch statistisch ge lungen (35 Spiele/32 Punkte). Die exzellenten Leistungen haben ihn in die höchste Liga zu rückgebracht. Er hat zwar in Langnau nur einen Vertrag für diese Saison. Aber Philippe Sey doux fühlt sich so gut, dass er noch mehrere Jahre in der NLA spielen möchte. Die Leidenschaft ist grö sser denn je, in dieser Be ziehung ist er sowieso ein «ewiger» Spieler, ein biss chen einer wie Mark Streit, Eric Blum oder auch Köbi Kölli ker. Er ist kein «Abräu mer» oder «Zerstörer». Verteidiger, die Ingenieure und Konstruk teure des Spiels sind wie Philippe Seydoux, können
eine lange Karriere machen und, mit ein bisschen Glück, durchaus spielen bis sie 40 Jahre alt sind. Gedanken über das Leben nach dem Eishockey macht er sich schon, aber festlegen mag er sich nicht. Er macht eine Ausbildung zum Fitnesstrai ner, aber er hat viele anderen Ideen. Warum nicht in die Medienszene einsteigen? Das Flair für Kom munikation hat er vom Vater geerbt. Oder warum nicht Musiker? Inzwischen hat er sich in Sarajewo während einer Ferienreise eine Gitarre gekauft und nun ist er daran, sich mit dem Gitarrenspiel einen Bubentraum zu erfüllen. Das Leben ist viel zu interessant, um «nur» Eishockey zu spielen. l
Philippe Seydoux Geboren: 23. Februar 1985. Grösse: 186 cm. Gewicht: 90 kg. NHL-Draft: 2003, Ottawa Se nators, 100. Stelle, 3. Runde. Vertrag: bis 2017. Stationen: bis 2002 Bern (Junioren, NLA), 2002-2006 Kloten (Junioren, NLA), 2006-2007 Hämeenlinna (Liiga), Kloten, Gottéron (NLA), 2007-2009 Gottéron (NLA), 2009-2011 Biel (NLA), 2011-2012 Ontario (ECHL), 2012-2015 Lausanne (NLB, NLA), 2015-2016 Langenthal (NLB), seit 2016 Tigers (NLA). Lks (NHL), 20142016 seit 2016 Biel (NLA). Statistik: 418 NLASpiele (21 T, 67 A), 71 NLB-Spiele (10 T, 38 A), (Stand 29.9.2016). International: U18-WM 2003 (5 Sp, 1 A), U20-WM 2003/2004 (6 Sp, 1 T, 1 A). Grösste Erfolge: NLA-Aufstieg mit Lausanne 2013.
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Kleine Helden Grosse Stars
Swiss ice hockey day 30. oktober 2016 Swissicehockeyday.ch
Swiss Ice Hockey Day
Der Eishockeyfeiertag Am 30. Oktober 2016 kommt es zu einem kleinen Jubiläum – der Swiss Ice Hockey Day (SIHD) findet bereits zum fünften Mal statt. Am Tag des Schweizer Eishockeys versammeln sich Gross und Klein und zelebrieren an insgesamt 92 Standorten den Eishockeysport. Text: Lukas Karrer, SIHF Fotos: zVg
Der letzte Sonntag im Oktober steht wie bereits in den vergangenen fünf Jahren ganz im Zeichen des Eishockeys. Der Swiss Ice Hockey Day hat sich etabliert und ist aus dem Jahreskalender nicht mehr wegzudenken. An diesem spielfreien Tag haben die Mädchen und Buben im Alter von fünf bis zwölf Jahren die Möglichkeit, das Eishockey in seinen verschiedenen Facetten kennenzulernen und gleichzeitig mit ihren grossen Stars zu trainieren: Zahlreiche National League-Spieler und Schiedsrichter widmen sich mit viel Freude und Elan der nächsten Generation. Manch ein Spieler wird sich seiner eigenen Anfänge auf der glatten Unterlage erinnern und daher exklusive Tipps und
Tricks zu erzählen wissen, von welchen die hockeybegeisterten Kids profitieren können. Doch der SIHD soll nicht nur die Möglichkeit bieten, einen Tag mit den bekannten Gesichtern zu verbringen. Vielmehr möchten die Verantwortlichen den Sportbegeisterten aufzeigen, wie viel Spass auch ein geordnetes Training machen kann. Womöglich entdeckt einer seine grosse Leidenschaft und tritt dem örtlichen Verein bei, denn für viele bedeutet dieser Tag gar den Erstkontakt mit Schlittschuhen, Schonern und Hockeystock. Die Jubiläumsausgabe findet heuer an 92 Standorten in der ganzen Schweiz statt. Informationen zum Ablauf sowie den Austragungsorten finden Sie unter: www.swissicehockeyday.ch
3 Fragen an Mark Wirz, Director Regio League SIHF Mark Wirz, der Swiss Ice Hockey Day (SIHD) wird bereits zum fünften Mal durchgeführt. Was ist sein Erfolgsrezept? Es ist ein Hockeyfest. Ein Tag der offenen Tür in den meisten Eisbahnen in der Schweiz, an dem die Meisterschaft in allen Ligen unterbrochen wird, so dass schweizweit die Kinder mit ihren Idolen Eishockey spielen, erste Gehversuche auf dem Eis machen und auf einem speziellen Swiss Ice Hockey Day- Parcours trainieren können. Zudem haben die Clubs die Möglichkeit, den Tag selber individuell mitzugestalten. Was ist das Ziel des SIHD? Es ist einerseits ein Rekrutierungsinstrument, andererseits möchten wir damit den bereits aktiven Spielerinnen und Spielern etwas zurückgeben. Dies ist nur dank der vielen freiwilligen Helfer aus den Clubs möglich. Dass Swiss Ice Hockey für seinen nationalen Tag des Eishockeys auf die «Zurich» als Partner zählen darf, unterstreicht die Wichtigkeit dieses Events.
EVZ-Star Josh Holden vermittelt den Kindern am Swiss Ice Hockey Day die Freude am Eishockeysport.
Wo sehen Sie noch Potenzial? Grundsätzlich dürfen wir stolz sein mit der Resonanz und damit, wie sich sich der Event etabliert hat. Wir werden weiterhin unsere volle Aufmerksamkeit auf den Swiss Ice Hockey Day legen, so dass wir eines Tages sagen können, dass an diesem Tag auf jeder Eisbahn in der Schweiz das Fundament für den langfristigen Erfolg der gesamten Eishockeybewegung gelegt wird. l
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Hockey-Philosophie
«Das Boot ist Sie bilden das interessanteste Trainer-Duo der Schweiz: Hockey-Lehrer Björn Kinding (59) und Spielerlegende Marcel Jenni (42) führen gemeinsam das NLB-Farmteam EVZ Academy. Ein Gespräch über ihr Projekt, ihre Philosophie und Entwicklungen in der internationalen Hockeywelt. 60
Text: Klaus Zaugg, Matthias Müller Fotos: Pius Koller
Ein Rock’n’Roller und ein Asket als Trainerduo: Wie ist das möglich geworden? Björn Kinding: Wir sind zusammengeführt worden. Der Vorschlag kam von Zugs Sportchef Reto Kläy. Ich kannte Marcel und seinen Spielstil aus seinen jungen Jahren und mir war sofort klar: Einer, der so gut war, kann seine Erfahrungen weitergeben. Wir haben uns ein paar Mal tele fonisch unterhalten – und dann war alles klar.
Marcel Jenni: Ich kannte Björn aus seiner Tätig keit für den schwedischen Verband als fundierten Eishockeykenner. Er erzählt nicht einfach irgendet was, er geht in die Tiefe wie ein Philosoph. Philosoph Kinding und Lebemann Jenni? Marcel Jenni: …ich habe auch eine philosophi sche Ader und gehe den Dingen gerne auf den Grund – wie bei meiner Arbeit im Rahmen der Trainerausbildung. Welches Thema wählten Sie?
Marcel Jenni/Björn Kinding
das Team» Marcel Jenni: Die Defensivausbildung. Also das Spiel ohne Puck? Marcel Jenni: Ja, darin lag der Schwerpunkt der Arbeit. Aber das ist ja nur ein Aspekt der Defen sivausbildung. Es geht um ein ganzheitliches Defensivverhalten und das beginnt schon in der offensiven Zone. Das muss ineinander fliessen. Sie waren aber ein Meister mit dem Puck. Marcel Jenni: Ja, aber ich konnte das Spiel ohne Puck auch lesen. Und um den Puck überhaupt zu
bekommen, muss man zuerst ohne ihn spielen. Ich freue mich jetzt, dass ich mit Björn mit einem Meister der Methodik zusammenarbeiten, und Sa chen umzusetzen darf. Björn Kinding: Marcel bringt eine immense Erfah rung als Spieler ein. Auch weil er lange in Schwe den gespielt hat, kennt er das Spiel, das wir spielen wollen, bestens: Viel Tempo, viel Support, viele Scheibenbewegungen, viel Scheibenkontrolle und Mut, spielerische Lösungen zu finden. Meine päda gogische Erfahrung hilft beim Umsetzen. Ich kann meine Philosophie aber nicht perfekt erklären.
Marcel kann das in der Sprache der Spieler besser als ich. Wie sieht Ihre Philosophie aus? Marcel Jenni: Wir versuchen, neue Wege zu gehen, versuchen das Spiel in seine Einzelteile zu zu zerlegen. Jedes Training wird neu konstruiert. Wir machen im Training nicht einfach Übungen. Wir kreieren «competitive situations». Also möglichst praxisnahe Situationen, die es in einem Spiel gibt.
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Marcel Jenni (42) gehört zu den grössten Schweizer Spielern aller Zeiten. Zwischen 1990 und 2015 spielte er für GC, Lugano, Färjestad und die Kloten Flyers. Er wechselte während der Saison 1999/2000 von Lugano zum schwedischen Spitzenteam Färjestad und wurde dort der erste Schweizer Feldspieler, der sich in einer ausländischen Topliga durchsetzen konnte. Er spielte fünf Jahre in Schweden und gewann in dieser Zeit mit Färjestad die schwedische Meisterschaft und war einmal sogar PlayoffTopskorer. Er bestritt in der höchsten schwedischen Liga 302 Partien (174 Punkte). Wegen einer Gehirnerschütterung musste er seine Karriere im Laufe der Saison 2014/2015 nach 779 NLA-Spielen (546 Punkte) in Kloten beenden. Für die Schweiz bestritt er zehn WM- und zwei Olympia-Turniere. Er arbeitet jetzt als Assistent von Björn Kinding. Sein erster Trainerjob. Björn Kinding: So ungefähr. Wir trainieren ja nicht, um Übungen zu machen. Sondern um wett kampftauglich zu werden. Das Wort «Übungen» haben wir gestrichen und wir haben auch kein Buch mit Übungen. Es bringt uns nicht weiter, wenn wir Übungen von anderen Trainern kopieren. Stattdessen kreieren wir Setups für Spielsituationen – basierend auf unserem Spielsystem. Marcel Jenni: Es geht darum, die Spieler weiter zubringen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass junge Spieler schon zu sehr in einer Rolle gefangen sind, zu sehr in dieser Rolle denken und gar nicht wissen, wie vielseitig und gut sie eigentlich sind. Ein Spieler soll entdecken, wie gut er ist. Björn Kinding: Wir unterteilen die Mannschaft nicht in einen ersten oder vierten Block. Wir haben vier vierte Linien, die checken und Tore schiessen können.
Damals war es also eine Erholung, gegen die Schweiz zu spielen. Jetzt sind wir in der Lage, die Russen zu schlagen. Konnten Sie sich zu diesem Zeitpunkt diese Entwicklung vorstellen? Björn Kinding: Es gab für mich schon damals keinen Grund, warum die Schweiz nicht wieder eine grosse Hockeynation werden kann. Die Schweiz gehörte einst zu den Besten der Welt. Ja, ich glaubte, ich wusste, dass es möglich ist, dass die Schweiz wieder zu den Besten der Welt auf schliesst und mit dem WM-Silber von 2013 ist es ja
Das ist sehr anspruchsvoll... Björn Kinding: Die Spieler sind gefordert. Aber diese Grundausbildung ist wichtig. Selbst Rollen spieler in der NHL waren als Junioren sehr oft produktive Offensivspieler. Nun übernehmen sie eine Checkerrolle. Aber die bekommen sie nur, weil sie eben auch dazu in der Lage sind, einen Pass zu spielen, den Puck zu kontrollieren und ein Tor zu erzielen. Wie sind Sie zu dieser Philosophie gekommen? Björn Kinding: Der grosse Viktor Tichonow hat mich inspiriert. Als die Sowjets in den 1980er Jah ren erstmals in der Schweiz spielten, organisierte der Verband für die Nationalliga-Trainer eine Gesprächsrunde mit dem sowjetischen National trainer und ich hatte das Glück, dabei zu sein. An zwei Antworten erinnere ich mich noch heute. Wir fragten, wann sich denn die Spieler, die damals schon elf Monate spielen und trainieren mussten, erholen können. Der Übersetzter musste mehrmals Anlauf nehmen bis Tichonow das Wort «Erholung» verstand, das offenbar in seiner Philosophie gar nicht vorkam und er sagte: Wir erholen uns hier und jetzt. Spiele gegen die Schweiz sind für uns Erholung. Und wir wollten wissen, warum er auf der Spielerbank seine Stars ständig zusammen stauche, die Jungen aber gewähren lasse. Er sagte: Wie sollen jungen Adler fliegen lernen, wenn ich sie nicht fliegen lasse?
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EVZ Academy: Vier vierte Linien und zwei Ausbildner.
tatsächlich gelungen. Aber erwarten konnte ich es nicht. Marcel Jenni: Ich spielte in den Junioren-Nationalteams und im physischen und technischen Bereich trennten uns Welten von den Russen. Mit 16 durfte ich eine Woche unter Wladimir Jursinow bei Dyna mo Moskau trainieren. Die Russen waren einfach auf einem ganz anderen Niveau und mir wurde klar, dass es zusätzliche Anstrengungen braucht. So ab der WM 1998 spürte ich, dass vieles möglich ist. Jetzt bin ich in der glücklichen Lage, dass ich hier in Zug die Zukunft unseres Hockeys mitgestalten darf.
Marcel Jenni/Björn Kinding Björn Kinding (59) ist ein schwedisch-kanadischer Doppelbürger aus Göteborg. Nur wenige Hockey trainer haben so viel internationale Erfahrung. Ähnlich wie Arno Del Curto war er nicht gut genug für eine grosse Spielerkarriere und konzentrierte sich früh auf die Trainertätigkeit. Er hat seit 1981 in Dänemark, in der Schweiz, in Japan, Schweden, Frankreich, Kanada und Deutschland als Trainer und Ausbildner gearbeitet. In der Schweiz war er Cheftrainer in Herisau (NLB 1985 bis 1987), in Biel (NLA 1987 bis 1991 und 2006/2007) und in Zug (NLA 1991 bis 1994). Von 1994 bis 1997 war er als Aus bildungschef beim Verband. Seit dieser Saison ist er Cheftrainer des Zuger Farmteams EVZ Academy. Er ist ausgebildeter Pädagoge mit Linguistik-Abschlüssen (Sprachwissenschaft) in Deutsch, Englisch und Französisch. Er gewann Titel in Dänemark und Frankreich. Sie sind ein freundlicher Rock’n’Roller. Nützen das die Spieler nicht aus? Marcel Jenni: Ich bin fordernd mir gegenüber und bin es auch gegenüber den Spielern. Wenn es um Leistung geht, bin ich kein Kumpel.
Wie kann man die herbeiführen? Björn Kinding: Zum Beispiel, wenn man einen Spieler auf die Ersatzbank setzt. Dann ensteht ein «coachable moment» – weil der Spieler wieder in die Mannschaft zurück will.
Gibt es Phasen, in denen Spieler speziell empfänglich sind? Björn Kinding: Ja, und die können wir auch her beiführen. Es ist wichtig, dass wir «coachable mo ments» kreieren. Also Situationen, in denen der Spieler selber einsieht, wo er besser werden muss.
Und es hat ja sowieso immer einen Grund, warum ein Spieler im Farmteam und nicht bei Harry Kreis in der ersten Mannschaft spielt. Marcel Jenni: Genau diese Frage haben wir übrigens jedem Spieler gestellt. Weisst du, warum du hier und nicht in der ersten Mannschaft bist?
Wie fielen die Antworten aus? Björn Kinding: Die Spieler sind selbstkritisch. Die meisten sehen ihre Defizite im physischen und tech nischen Bereich und nennen drei, vier Dine, die sie verbessern wollen. Dann sehen sie, dass es noch weitere Elemente braucht. Dass es auch auf die Kör persprache ankommt. Wenn einer beispielsweise im Training nach einem missglückten Pass frustriert wegfährt, dann macht das keinen guten Eindruck. Sie haben zuvor gesagt, das Farmteam habe keine erste Linie. Sondern vier vierte Linien. Das klingt gut, mahnt uns aber ein wenig an Sozialismus. Im wahren Hockey gibt es sehr wohl klare Hierarchien in einem Team. Björn Kinding: Das ist richtig. Aber unter den Vo raussetzungen des Farmteams ist die Teambildung etwas einfacher. Wir haben in der Kabine 25 junge Spieler, die alle ihre Zukunft noch vor sich haben und an ihre Zukunft glauben. Da ist so viel Energie und das ist unglaublich stimulierend. Was verstehen Sie unter dem Begriff Team? Marcel Jenni: Teamgeist ist matchentscheidend. Das wird immer wieder unterschätzt. Diese Bereit schaft, sich gegenseitig zu unterstützen. Björn Kinding: Als Beispiel eines Teams wird etwa ein Ruderboot angeführt. Alle sitzen im gleichen Boot. Aber nicht die Ruderer sind das Team. Son dern das Boot. Es geht darum, das Boot ins Ziel zu bringen. Im Eishockey geht es darum, das Team zum Sieg vorwärts zu bringen. Teamgeist gibt es dann, wenn jeder begreift, dass er selber davon profitiert, wenn das Team besser wird. Ist es in einem Farmteam nicht eher so, dass der grosse Erfolg des Einzelnen ist, wenn er einen NLA-Einsatz bekommt – also er selbst besser als die anderen ist? Björn Kinding: Das ist ein Trugschluss, dem viele aufsitzen. Stellen Sie sich vor, es verletzt sich in der NLA ein Center. In der Folge kommt ein Center aus unserem Team zum Zuge – nicht ein Verteidiger oder ein Flügel. Dieser Center spielt jetzt in der NLA gut und packt seine Chance. Das ist doch auch ein Erfolg für jeden einzelnen Mitspieler. Gemein sam haben alle dafür gesorgt, dass der Spieler so gut geworden ist, dass er seine Chance nutzen konnte. So müssen wir denken.
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In Hรถchstform. Auf dem Eis und im Leben. Hauptsponsor und Official Health Care Partner des EV Zug
Marcel Jenni/Björn Kinding Eine ganz andere Frage. Sie haben in Skandinavien, in Japan, in Frankreich, Deutschland und in der Schweiz gearbeitet und kennen das internationale Hockey. Was ist das Schweizer Eishockey, was ist unser Stil? Schwedens U18-Nationaltrainer Torgny Bendelin hat kürzlich im Interview mit SLAPSHOT gesagt, er sehe keinen Schweizer Stil. Björn Kinding: Torgny Bendelin ist ein Theoretiker und Gefangener der schwedischen Denkmodelle. In Schweden wird so viel über eine angebliche schwedische Hockeyphilosophie gesprochen, dass inzwischen alle glauben, man habe tatsächlich einen eigenen schwedischen Stil entwickelt. Dabei ist alles aus Kanada und Russland importiert. Schweden hat nicht mehr zur Entwicklung des Eishockeys beigetragen als die Schweiz.
Sport ausüben, bei dem sie schwer verletzt werden können, so werden in Zukunft Haftpflichtfragen gestellt – so wie wenn ein Kind unter Aufsicht beim Seilklettern abstürzt. Wird es weitere Regeländerungen geben? Björn Kinding: Ja. In Alberta ist beispielsweise im Juniorenhockey ernsthaft erwogen worden, nicht nur einen Spieler zu bestrafen, der ein Foul begeht. Sondern auch den Spieler mit zwei Minuten auf die Strafbank zu schicken, der sich in Gefahr bringt. Sich in Gefahr bringt? Björn Kinding: Zwei Minuten für Fehlverhalten bei einem Check. Wer sich nicht richtig
verhält bei einem Check und sich so selbst in Gefahr bringt, wird aus dem Spiel g enommen und nach drei solchen Strafen gibt es eine Sperre und ein Pflichttraining für richtiges Verhalten bei einem Check. Der Trend geht also gegen das, was wir als kanadisches Hockey bezeichnen. Björn Kinding: Ja. Das Eishockey wird athletischer, schneller, kreativer und weniger gefährlich. Eine Entwicklung, die dem Schweizer Eishockey also entgegenkommen wird. Björn Kinding: Die Schweiz pro duziert Spieler für genau die ses Hockey der Zukunft. l
Was ist denn der Schweizer Stil? Björn Kinding: Die Schweizer spielen in ihrer Liga einen Stil, der international nicht so erfolgreich ist, weil das Spiel zu wenig intensiv und kämpferisch ist. Dafür bilden die Schweizer kreative Spieler aus, die für Mannschaften in jeder Liga, auch in der NHL, ein bereicherndes Element sein können. Aber mit einer Mannschaft, die mehrheitlich aus solchen Spielern besteht, ist es schwierig, die Schweden und Finnen regelmässig zu besiegen. Und weil die Schweizer international zu wenig erfolgreich sind, heisst es dann eben, es gebe keinen Schweizer Stil. Marcel Jenni ist demnach ein typischer Schweizer. Björn Kinding: Ja, aber mit 22 Marcel Jennis geht es eben auch nicht. Auch neben dem Eis wäre es mit 22 Marcel Jenni schwierig. Marcel Jenni: Das wäre wohl nicht gut für Björns Nerven (lacht). Björn Kinding: Das wird wohl nicht so schlimm gewesen sein. Marcel ist jedenfalls noch nie zu spät zum Training gekommen. Sind die Schweizer auch taktisch clever? Björn Kinding: Ja, sonst wäre WM-Silber nicht möglich gewesen. Marcel Jenni: Es gibt viele Schweizer Spieler, die clevere Entscheide treffen. Technik und Erfahrung helfen auch dabei. Wichtig ist, dass man weiss, was man als nächstes tun muss. Diese Spieler haben wir in der Schweiz. Blicken wir noch kurz in die Zukunft: Wie sieht das Hockey in zehn Jahren aus? Björn Kinding: Das Eishockey hat sich bis heute fast ausschliesslich nach den kanadischen Entwick lungen ausgerichtet. Das ändert sich. Die Gesell schaft wird die Gewalt im Eishockey nicht mehr akzeptieren. Auch aus wirtschaftlichen Gründen. Wenn Kinder unter der Obhut von Trainern einen
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Eine neue Lan Regio League goes national – ab der Saison 2017/2018 wird die 1. Liga, analog zum Fussball, in eine nationale Swiss Regio League und eine 1. Liga classic unterteilt. Damit soll ein jahrelang schwelendes Problem gelöst werden: Das Leistungsgefälle ist über die Jahre hinweg viel zu gross geworden. Text:
Matthias Müller
Zum Saisonauftakt der 1. Liga gewinnt der Topklub EHC Dübendorf gegen einen dezimierten EHC Uzwil mit 8:2. Eine hohe Niederlage. Eine zu hohe, wie Dübendorf-Sportchef Urs Wüst findet: «Das bringt uns nichts, das bringt Uzwil nichts.» Seine Worte sind keineswegs gegen die Ostschweizer gerichtet. Sie zielen vielmehr auf ein systematisches Problem, das in der 1. Liga im Jahr 2016 so gross geworden ist, dass seine Lösung nicht mehr länger aufgeschoben werden kann: Das Leistungsgefälle ist zu gross geworden. Denn während immer mehr der total 34 1. Liga-Klubs aus den drei Regionen Mühe haben, den Aufwand für 32 QualiSpiele plus Playoffs zu bewältigen, werden andere zu oft unterfordert. «Damit wir unser Level halten oder steigern können, brauchen wir so viele aus geglichene Spiele wie möglich. Auch deshalb befürworte ich die Swiss Regio League», sagt Wüst. Die Swiss Regio League: Der Begriff geistert schon seit geraumer Zeit durch die Hockey-Hallen. Die Idee, einst von Jean-Marie Viaccoz, Vizepräsident Amateur- und Nachwuchssport, ins Spiel gebracht, wird ab der kommenden Saison Realität. So viel ist bislang klar: Zwölf Teams werden sich auf nationaler Ebene messen, 33 Qualifikationsrunden gespielt, danach Playoffs, respektive eine Abstiegsrunde mit drei Hin- und Rückspielen ausgetragen. Der Letzte steigt ab und wird durch den Sieger der ebenfalls neu lancierten 1. Liga classic ersetzt, die nach dem alten Modus mit drei Regionalgruppen von je acht bis zehn Klubs bestritten wird. Ausländer werden auch künftig keine erlaubt sein. «Wir werden eine Amateurliga bleiben. Aber wir werden attraktiver und ambitionierter werden», sagt Mark Wirz, Direktor der Regio League.
20 Teams kämpfen um 12 Plätze Vorderhand wird nun um die Teilnahme an dieser neuen Liga gespielt. Dafür wurde in der 1. Liga
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eigens der Modus geändert. Die Masterround wurde in der Ost- und der Zentralschweiz abgeschafft, stattdessen spielt jedes Team drei Mal gegen alle Gruppengegner. Zum Ende der Qualifikation anfangs Februar wird Bilanz gezogen: Die ersten Vier jeder regionalen Gruppe (Westschweiz, Zentralschweiz und Ostschweiz) qualifizieren sich für die neue Liga – sofern sie denn vor der Saison ihr Interesse angemeldet haben und dieses bis Mitte Dezember (nach der individuellen Klub-Überprüfung durch die Regio League und einer allfälligen Verhängung von Auflagen) nicht zurückgezogen haben. Aktuell sind stolze 20 Teams im Rennen (siehe Karte). Dass sich da das eine oder andere noch bis zur Qualifikationsmitte verabschiedet, ist also durchaus möglich. Die hohe Zahl an Interessenten zeugt gleichwohl aber für ein grosses Interesse seitens der Klubs. Natürlich gibt es auch prominente Abwesende wie Zuchwil-Regio, Lyss oder Franches-Montagnes. Doch die oft geäusserten Bedenken – weniger regionale Derbys, höhere Reisekosten, höherer Zeit- und Personalaufwand – scheinen die meisten nicht abzuschrecken. Im Gegenteil: Manch ein Team hat auf diese Saison aufgerüstet, in der Westschweiz haben mit Star Lausanne und Forward Morges gar zwei Erstligisten fusioniert. Die laufende Spielzeit ist deshalb nur schon in ihrer Brisanz einzigartig.
noch mit dem Beginn des neuen TV-Vertrags zusammenfällt, ist ein weiterer vorteilhafter Umstand. Der neue Rechteinhaber UPC hat jedenfalls bereits angekündigt, dass auch die Regio League ihren Platz im Programm erhalten soll. Gleichzeitig gibt es auch noch jede Menge offene Fragen, die in den nächsten Wochen und Monaten verhandelt werden müssen. So wird erst Ende Oktober bestimmt, ob – analog etwa zur Zusatzrunde in der NLA – öfters gegen Gegner aus der Region gespielt werden soll, damit sich beispielsweise ein dreifaches Duell zwischen Genf und Arosa vermeiden liesse. Würden Genf und Arosa nur zwei Mal gegeneinander antreten, dafür Genf vier Mal gegen Star Forward und Arosa vier Mal gegen Chur, würde dies Zeit und Kosten sparen und womöglich auch mehr Zuschauer anziehen. Auch ist noch nicht klar, wie genau etwa die TV-Präsenz letztlich aussehen wird, wann und in welcher Kadenz gesendet wird und wie in der Folge die Spieltage angesetzt werHC Université den. Und nicht Neuchâtel zuletzt wird auch noch
HC
HC Star Forward
Neue Chancen neben dem Eis Die offensichtlich grosse Anziehungskraft, die die neue Liga auf die Vereine ausübt, dürfte indessen nicht nur sportlicher Natur sein. Eine neue nationale Plattform bietet ja folgerichtig auch eine Menge neuer Chancen in anderen Bereichen. Denken wir nur an die Möglichkeit einer zentralen Liga-Vermarktung oder an die regionalen Klubs, die bei der Sponsorensuche auf dem nationalen Markt plötzlich interessanter werden. Dass der Start der Liga auch
Genf Servette Association
HC
Die neue Swiss Regio League
ndkarte entsteht auszumachen sein, ob überhaupt, und falls ja wieviel, Geld aus dem mehrere Millionen Franken schweren TV-Deal bis zu den Regio League-Klubs fliesst.
Wirz: «Dürfen nicht teurer werden»
und Sicherheit sollen optimiert werden, in Sachen Budgets – die heute teils schon bis zu einer Million Franken hoch sind – wird es auch weiterhin keine Vorgaben geben. Bei der Regio League setzt man hier auf die Vernunft der Klubs. Die Maxime ist
gemäss Direktor Mark Wirz klar: «Wir dürfen nicht teurer werden.» Dem pflichtet auch Dübendorf-Sportchef Urs Wüst vorbehaltslos bei. Sein Klub, der als Teil der LionsOrganisation auch mit Talente hervorbringt, die es bis in die NLA schaffen, gilt als Ausbildungsklub und Top-Adresse in der 1. Liga. Die Herausforderung für die Glatttaler besteht besonders darin, für ambitionierte junge Spieler sportlich attraktiver zu werden. Immer noch kommt es zu oft vor, dass ein guter Elite A-Abgänger einen schlechten NLB-Vertrag mit wenig Verantwortung einem 1. Liga-Engagement vorzieht, weil er sich davon besPIKES EHC Oberthurgau sere Chancen auf eine Karriere verspricht. Dabei wird gerne verkannt, dass die besten 1. Liga-Klubs dem NLB-Niveau weitaus näher sind, als demjenigen der Elite Junioren A. Wüst sagt deshalb ziemlich offen: «Wir müssen anstreben, so gut zu werden, wie ein NLB-Klub, der ohne Ausländer spielt.» l
Bezüglich Anforderungen seitens der Liga an die Klubs dürfte sich indessen nicht alle Welt ändern. Die Standards in Sachen Infrastruktur
EHC Frauenfeld EHC Basel KLH EHC Bülach EHC Dübendorf EHC Wetzikon
EHC Burgdorf
EHC Seewen
EHC Brandis Düdingen Bulls
EHC Chur
EHC WIKI-Münsingen
EHC Arosa
EHC Thun
HC Sierre Sion
GDT Bellinzona
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Ein Abend mit
Die Faust unt 68
Jörg Müller, Stadionspeaker EHC Kloten Bei jedem Heimspiel unterhält und informiert er die Zuschauer, generiert zwischendurch Werbeeinnahmen und ist nach 17 Saisons immer noch nicht müde: Die Rede ist vom 70-jährigen Jörg Müller, dem Speaker des EHC Kloten. Wir haben ihn beim Spiel gegen den HC Lugano begleitet.
ter dem Tisch
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Text: Nik Dömer Fotos: Pius Koller
Wir treffen den gebürtigen Bieler um 18 Uhr bei der SWISS Arena in Kloten. Der Speaker begrüsst uns mit einem breitem Grinsen im Gesicht. «Heute habe ich ein gutes Gefühl, was das Spiel betrifft», meint er. Wir merken schnell: Jörg Müller gehört zwar mit seinen 70 Jahren nicht mehr zu den Jüngsten im Verein, doch seine Vitalität ist beneidenswert. «Das Speaken hält mich jung», scherzt er. Uns nimmt Wunder, warum man Stadionspeaker wird. «Ich war zuerst Betreuer bei den Junioren. Mein Sohn Reto (mittlerweile Teleclub-Moderator, Anm. der Redaktion) spielte hier. Damals machte ich den Speaker an einem Turnier seines Teams. So wurde mein Vorgänger auf mich aufmerksam.»
Briefing im Tower Plötzlich unterbricht Müller das Gespräch. Es ist 18:15, Zeit für das Briefing im Tower, der Box oberhalb der Zuschauerränge. Von dort aus steuern der Regisseur Hans Dübendorfer und sein Team das Geschehen neben dem Eis. Sprich Videowürfel, Video-Replay, Licht und Musik. Auch Müller ist während der Partie ständig mit ihm verbunden. Die Instruktionen an das Team gehen locker über die Bühne. Der Regisseur erinnert Müller daran, dass der Verein nun EHC Kloten heisse und nicht mehr Kloten Flyers. Beide lachen herzhaft. «Ein solcher Fehler kann schon mal passieren, wenn man zuvor 16 Jahre lang bei den Kloten Flyers gearbeitet hat», entschuldigt sich der Speaker. Das Spiel beginnt in rund einer Stunde. «Nervös bin ich immer noch», verrät uns Müller. Eine gewisse Anspannung brauche er allerdings auch, um fokussiert zu bleiben. Schnell besorgt er sich noch ein Glas warmes Wasser, um die Stimmbänder während der Partie intakt zu halten. Danach ist es für ihn und uns an der Zeit, Platz in der
Hockey News Schweiz Man kann es aus den Zeilen dieser Reportage regelerecht rauslesen, wie viel Spass unserem Autoren Nik Dömer der Abend im Zeitrichterhäuschen der SWISS Arena gemacht hat. Weil Dömer mit seinen Freunden auch die Facebook-Seite «Hockey News Schweiz» betreibt (15 500 Follower), wollte er es aber nicht bei einem Printtext belassen. So hat er einen Kamermann mitgenommen, der seine Eindrücke audiovisuell festgehalten hat. Schauen Sie sich den Clip an, es lohnt sich. Punkterichter-Box zu nehmen. Begeistert schauen wir zu, wie er sich akribisch vorbereitet. Zu seinen Hilfsmitteln gehören ein Heft voller Zettel für jede Durchsage sowie ein paar Notizen mit den wichtigsten Eishockey-Sätzen auf Italienisch. Schliesslich will er die Lugano-Fans mit seinem Italienisch perfekt informieren. Ebenfalls auf den Rängen befindet sich Müllers Frau Silvia. «Sie ist meine härteste Kritikerin», erklärt Müller, während er seiner Frau zuwinkt.
Der Start ist vielversprechend. Bereits nach fünf Minuten zappelt die Scheibe zum ersten Mal im Netz. Drew Shore trifft nach herrlichem Solo per Backhand. Die Fans sind aus dem Häuschen. Schiedsrichter Danny Kurmann kommt zur Box und informiert das Punktericher-Team über Torschützen und Assists. Jetzt muss es schnell gehen. Der Speaker knipst sich auf die Lautsprecher und brüllt in sein Headset den Namen des Amerikaners. Die Halle tobt, die «Kribbeln im Bauch» Atmosphäre reisst Der Uhr in der SWISS Areauch Müller mit. Stadionspeaker Jörg Müller na steht jetzt auf 19:30. Man merkt: Jetzt ist Zeit für den ersten Härteer in seinem Eletest. Der Kloten-Speaker ment. Er lässt sich begrüsst Heim- und Gästefans, während Kinder zu einer Analyse verleiten: «Die Jungs suchen im Hintergrund an die Scheibe poltern. Einen Rou- schneller die Abschlüsse als in der letzten Saison. tinier wie Müller bringt sowas offensichtlich nicht Das gefällt mir gut». aus der Ruhe. Die Stimmung nimmt Fahrt auf. An der guten Laune des Speakers ändert auch «Jetzt beginnt bei mir das Kribbeln im Bauch», der Ausgleich von Dario Bürgler nichts. Müller erklärt er, ehe sich das Licht im Stadion verdunkelt weiss sofort, wann er vom leidenschaftlichen Fan und der erste Spieler sich unter lauter Musik und zum diplomatischen Speaker umschalten muss. Stichflammen aufs Eis begibt. Gekonnt liest der «Ich bin in der Box ausgestellt. Wir haben vom Speaker die Namen der Spieler vor. Müller bleibt Verband klare Vorgaben, wie wir uns verhalten weiterhin ohne Fehler. Ob es der EHC Kloten ihm müssen.» gleich tun wird? Drei Minuten später geht Kloten dank Daniele Grassi erneut in Führung. Ein Vorsprung, den Kloten mit in die Pause nimmt. Für den Speaker ist es nun an der Zeit für eine Zwischenkritik. Oder mit anderen Worten: «Ich gehe bei meiner Frau vorbei. Mal schauen, ob sie mit mir zufrieden ist».
«Ich bin in der Box ausgestellt. Wir haben vom Verband klare Vorgaben, wie wir uns verhalten müssen.»
Müllers grosser Auftritt
Regisseur Hans Dübendorfer (M.) brieft Jörg Müller (2. v. r.) und das Techniker-Team.
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Vor dem zweiten Drittel treffen wir den Speaker wieder in seiner «Box» an. Dies sei gerade seine einzige Pause gewesen, erklärt er uns. Am Ende des nächsten Drittels müsse er dann das Torwandschiessen moderieren. Eine «Amerikanisierung» des Sports, wie es Müller nennt. Doch wirklich Zeit, um sich vorzubereiten, bleibt nicht. Tommi Santala trifft nach wenigen Minuten per One-Timer zum 3:1. Der Speaker ballt vor Freude die Faust unter dem Tisch. Der Regisseur schaltet sich über das Headset ein und erklärt, dass er Werbung für die Treppenstufen im Stadion machen soll, die man ab sofort personalisieren lassen könne. Müller greift nach einem
Jörg Müller Blatt mit den Infos. «Wenn es um Geld geht, muss der Klub nach jedem Strohhalm greifen», gibt er zu. Kurz darauf streicht er mit einem Leuchtstift die wichtigsten Sätze an. Währenddessen gelingt Ryan Wilson für Lugano der Anschlusstreffer. Die zweite Pausensirene heult durch das Stadion. Müller begibt sich mit den Kandidaten aufs Eis. Wie zu erwarten war, trifft keiner von der Mittellinie aus. Daran ändert auch ein charismatischer Speaker nichts. Das letzte Drittel ist angebrochen. Kloten holt viele Strafen, die Arena kocht. In der Box versteht man kaum noch ein Wort. «Diese Stimmung habe ich in der letzten Saison vermisst», erklärt Müller. 4900 Zuschauer sind zu Gast. Im Vergleich zur vergangenen Spielzeit darf man zufrieden sein. Am Ende hält Keeper Luca Boltshauser dicht und Kloten gewinnt. Ein kurzer Jubel beim Speaker, dann macht er sich sofort daran, die Fans zu verabschieden. Somit endet der Arbeitstag für Müller. Sein gutes Gefühl vor dem Spiel hat ihn nicht getäuscht. Der Speaker darf nicht nur mit dem Team, sondern auch mit sich selber zufrieden sein. Versprecher gabs dieses Mal keine. «Jetzt habe
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ich mir meine Ferien verdient, ich hatte in der letzten Zeit viel um die Ohren.» Tatsächlich ist Müller nämlich nicht nur Speaker, sondern nebenbei auch als Tourguide für Führungen am Flughafen Zürich tätig. Bevor wir ihn zum Kofferpacken entlassen, stellt sich uns noch die Frage: Wie lange bleibt Jörg Müller noch Speaker bei Kloten? «Ich habe mal gesagt, ich mache solange den Speaker, bis Kloten Meister wird», sagt er lächelnd. «Ich plane immer nur eine Saison voraus.»
Technik kann nicht alles ersetzen Auf der Heimreise diskutieren wir über das eben Erlebte. Wir kommen zum Schluss, dass Jörg Müller der lebendige Beweis dafür ist, dass ein Stadionspeaker nicht durch moderne Technik ersetzt werden kann. Nicht nur, weil sie in der Schweiz immer noch ein Sprachrohr für die Schiedsrichter sind, sondern weil sie dem jeweiligen HockeyVerein auch Charakter verleihen. l
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Vor der Karriere
Yannick Lerch
Der energische Weg Der SCB hat im letzten Jahr die Meisterschaft der Elite Junioren gewonnen. Die Basis bildete eine sehr gute und disziplinierte Teamleistung. Sinnbildlich dafür steht Flügel Yannick Lerch (18). Ein Energiespieler, wie er im Buche steht.
Kilogramm auf 174 Zentimeter nicht sonderlich beeindruckend. Und dennoch ist Lerch ein interessanter Spieler. Denn er bringt ein Element mit, das gefragt ist und das vielen Schweizern abgeht: den unbedingten Willen und die Aufopferungsbereitschaft, die ein Team braucht, um erfolgreich zu sein. Bei den Elite Junioren des SCB hatte er im letzten Jahr in genau dieser Rolle einen schönen Anteil am Titelgewinn, wofür er danach auch mit einem Aufgebot zur U18-WM belohnt worden war.
Kampf- und Willenstorschütze Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, zVg
Dass ein Eishockeyteam nicht nur aus Stars besteht, ist im Jahr 2016 nun wahrlich nichts Neues mehr. Spieler wie Tristan Scherwey, Ronalds Kenins oder Julian Walker haben den Typus des teamdienlichen Energiespielers ins Rampenlicht gerückt. Sie spielen selten in den ersten Linien, dafür blockieren sie Schüsse, spielen auf den Körper, rütteln wach – und schiessen dann und wann auch ein Tor. Ihre hohe Bedeutung für eine Mannschaft ist un bestritten: Jeder weiss, dass es ohne sie ebenso wenig geht, wie ohne den spielintelligenten Center oder den treffsicheren Sniper. Genau deshalb haben wir uns an dieser Stelle nun für einmal einem Spieler dieses Typus angenommen: dem 18-jährigen SCB-Stürmer Yannick Lerch. Der schweizerischslowakische Doppelbürger ist zwar bei kaum einem NHL-Scout auf dem Notizzettel gelandet. Er ist kein Ausnahmetalent, seine Hände sind dafür zu wenig fein, sein Spielverständnis zu wenig ausgeprägt. Zudem sind seine Masse mit 75
Mit seiner Willenskraft macht der Flügel viele seiner Unzulänglichkeiten wett. Trotz seiner eher unterdurchschnittlichen Höhe setzt er seinen Körper sehr oft ein, er «wirft» ihn manchmal regelrecht umher, wie man im Volksmund sagen würde. Dies tut er freilich nicht wild, sondern gezielt. Sein Bandenspiel ist gut, er kann für sein Team Scheiben im Fore- und Backchecking gewinnen. Ausserdem hat er einen sehr guten Speed – sowohl in den unteren als auch in den oberen Gängen. Und nicht zuletzt hat er vor dem Tor eine gute Nase für die richtige Position. Die schönen Tore sind weniger seine, vielmehr erzielt er Kampf- und Willenstore. Lerch ist ein Spieler, der gezielt eine Karriere in den Bottom-6-Stürmern, also in der dritten oder vierten Linie anstreben kann. Das kann ein Vorteil sein, um einen ersten Fuss in die Tür zu bringen, weil bei Verletzungen meist in diesen Reihen Plätze frei werden. Dass sich der gelernte Eishockeyartikelverkäufer nicht überschätzt und sich seiner Fähigkeiten und seiner Rolle bewusst
Yannick Lerch Geboren: 21. Februar 1998. Grösse: 174 cm. Gewicht: 75 kg. Position: Flügel. Klubs: Koppigen, Burgdorf, SC Bern (Junioren). International: U18-WM 2016 (5 Sp, 0 P), HlinkaMemorial 2015 (4 Sp, 1 T, 0 A), total 62 U16-, U17-, U18-, U19-Spiele (total 13 T, 13 A). Erfolge: Novizen Elite-Meister mit Bern 2014, 2015, Elite A-Meister mit Bern 2016. ist, spricht dabei ebenfalls für ihn. Er versucht nicht, etwas anderes zu sein, sondern setzt den Auftrag um. Das ist gar nicht mal so selbstverständlich und wird von den Coaches gerne gesehen. Ob er es eines Tages in die NLA schafft, ist heute noch völlig offen, nicht selten kann auch das Glück oder Pech der Situation eine Rolle spielen. Sicher ist hingegen, dass noch viel Verbesserungspotenzial vorhanden ist und es Yannick Lerch nicht an der Energie fehlt, dieses noch weiter l auszuschöpfen. In dieser Rubrik stellt SLAPSHOT im Laufe dieser Saison in jeder Ausgabe ein hoffnungsvolles Eishockeytalent aus den Jahrgängen 98 bis 00 vor. Die Auswahl der Spieler wurde unter verschiedenen esichtspunkten (Position, Klub, Spielweise) getroffen. G Dieser Beitrag entstand unter der Mithilfe von Rafik Soliman, Amateur Regional Scout ISS Hockey.
Korrigendum In der letzten Ausgabe ist uns in der Rubrik «Vor der Karriere» ein Fehler unterlaufen: Im Beitrag zu Lugano-Talent Elia Riva haben wir fälschlicherweise geschrieben, der NLA-Stürmer Luca Fazzini habe einst in Ambrì gespielt. Dem ist nicht so, Fazzini war mit 15 von Chiasso zu den Bianco-Neri gestossen. Wenigstens scheinen wir aber mit Elia Riva eine gute Wahl getroffen zu haben: Der Verteidiger hat unterdessen bereits sein NLA-Debut beim HC l Lugano gegeben.
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Und plötzlich Im dritten Jahr scheint sich die Schweizer Verkrampfung in der Champions Hockey League gelöst zu haben. Alle sechs Teams haben die K.o.-Runde erreicht und damit für die beste Performance aller Länder gesorgt. Die Frage lautet nun: Gelingt einem Team vielleicht sogar der ganz grosse Wurf? Text: Matthias Müller Foto: CHL/Tappara Tampere
2,46 Punkte pro Spiel. Das ist der tolle Wert, den die sechs Schweizer Vertreter in der Gruppenphase der Champions Hockey League erreicht haben. Der SC Bern, der HC Lugano, Fribourg-Gottéron, die ZSC Lions und der EV Zug haben ihre Gruppe gewonnen, der HC Davos, dessen Auftritt der Scout und Arno Del Curto-Vertraute Bruno Aegerter als «nicht gut» bezeichnet, schaffte es auf Platz 2 – punktgleich mit Gruppensieger Djugarden Stockholm. Kein Land hat in dieser Gruppenphase besser abgeschnitten. «Ich habe heimlich gehofft, dass so viele Schweizer wie möglich weiterkommen. Das ist gut und wichtig für das Produkt», sagt der sichtlich erleichterte CHL-CEO Martin Baumann an der Schweizer Pre-PlayoffsPressekonferenz in Luzern. Man spürt die Entspannung im Raum. Sogar das Ziel CHL-Titel wird vom einen oder anderen Klubvertreter geäussert. Tatsächlich kommt diese gute erste Phase angesichts der beiden abgelaufenen Saisons fast einem Befreiungsschlag gleich. Beide Male kamen nur zwei Schweizer Vertreter bis in die K.o.-Runde. Während der HCD im letzten Winter einen Run bis in den Halbfinal hinlegte, waren nationale Grössen wie Bern und Zug zwei Mal in der Gruppenphase ausgeschieden – der EVZ im Vorjahr sogar ohne einen Punkt. «Wir haben aus diesen Erfahrungen gelernt», sagt Zugs Sportchef Reto Kläy. Die Spieler wüssten nun, was es auf diesem Niveau braucht. Zudem sei das Team auch hinsichtlich «internatio-
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naler Tauglichkeit» verstärkt worden. «Wir sind zwei Mal in den NLA-Playoffs früh ausgeschieden, weil wir nicht zulegen konnten. Also haben wir versucht, den Mix ein wenig zu ändern und vermehrt auch Durchsetzungsvermögen und Wasserverdrängung reinzubringen», sagt Kläy. Sinnbildlich dafür kann er den neuen Schweden Carl Klingberg ins Feld
führen. Der gross gewachsene und schwere Flügel ist kein Ausländer der technischen Edelklasse, weiss aber, wie man entgegenhalten muss. Prompt hat sich Klingberg die beste Plus/Minus-Bilanz aller CHLSpieler erarbeitet (+7) und mehr Punkte als alle anderen NLA-Spieler erzielt (6). Langsam aber sicher komme das Ganze in der Schweiz zum Laufen, ist
Champions Hockey League
sind wir wer... Kläy überzeugt. Del Curtos frühe Erkenntnis, dass diese Spiele auf internationalem Niveau besonders die jungen Spieler enorm besser machen, scheint auf breiter Front Einzug zu halten. Müssig zu sagen, dass das Schweizer Hockey – von den Verantwortlichen bis zu Spielern, Fans und Medien – von der CHL-Kampagne des HCD inspiriert wurden. Die an-
Wer hat zum Schluss im Ligenranking die Nase vorn? Finnland (Martin Roymark, Tappara Tampere) oder die Schweiz (Julian Walker, Lugano)?
stehende Reform (Reduktion auf 32 Teams und rein sportliche Qualifikation, SLAPSHOT berichtete) wird das ihre zur Attraktivitätsteigerung beitragen. «Etwas Nachhaltiges kommt nicht von heute auf morgen – es muss zuerst gesät werden», so Kläy.
Das Publikum noch überzeugen «Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung», erklärt SCB-Sportchef Alex Chatelain. Seine Mannschaft war mit 17 Toren über 60 Minuten und einer Tordifferenz von +12 die Beste aller Teilnehmer. Natürlich habe die Mannschaft von einfacheren Gegner als im Vorjahr profitiert, gibt er zu. Doch auch dank des neuen finnischen Trainers Kari Jalonen, der das europäische Hockey und den Stellenwert der CHL-Spiele besser einzuordnen weiss als sein Vorgänger Guy Boucher, habe man dem Wettbewerb entsprechendes Gewicht gegeben. Natürlich, die CHL ist beim Berner Zuschauer noch nicht richtig angekommen. Doch in der K.o.-Runde hat
der SCB die Möglichkeit, seinen Fans diese Liga besser zu verkaufen. Auch Chatelain ist überzeugt: «Die Reform wird da helfen.» Interessant wird nun auch die Frage sein, wieviele Schweizer Teams in der kommenden Saison antreten dürfen. Aktuell liegt die NLA dank der sehr guten Gruppenphase mit nur drei Punkten Rückstand auf die finnische Liiga auf Rang 3 des Ligenrankings, was ihr vier Startplätze garantieren würde. Platz 2 würden fünf Startpläzte bedeuten. Weil die Schweizer bislang aber das Maximum herausgeholt haben, müssen nicht nur praktisch alle Schweizer weit kommen, sondern auch praktisch alle Finnen versagen. Diese Wahrscheinlichkeit ist nicht hoch. EVZ-Sportchef Kläy hält deshalb den Ball flach. «Die NLA steht auf Rang 3. Das muss in etwa unser Anspruch sein», sagt er, um augenzwinkernd anzufügen: «Aber wer weiss: Wenn es so weiter geht, holen wir vielleicht noch den 5. l Startplatz.»
Aus der Zahlenecke der CHL-Gruppenphase Es war einiges los in der Gruppenphase der Champions Hockey League. In den 96 Gruppenspielen wurden über 60 Minuten aus dem Spiel 498 Tore erzielt – im Schnitt knapp 5,2 Tore pro Spiel. 9 Spiele wurden in der Overtime entschieden, 6 im Penaltyschiessen. Am meisten Tore (41 Treffer) fielen in der Gruppe P mit HV71 Jönköping (SWE), Red Bull Salzburg (AUT) und den Sheffield Steelers (UK), die torärmste Gruppe war die Gruppe H mit TPS Turku (FIN), Bili Tygri Liberec (CZE) und Lørenskog IK (NOR), in der im Spiel über 60 Minuten nur 23 Treffer fielen. Der treffsicherste Klub war der SC Bern, der vier Mal gewann, 17 Tore erzielte und nie in die Verlängerung oder ins Penaltyschiessen musste. Das unehrenhafte Etikett der Schiessbude bekam Comarch Cracovia (POL) verpasst, das 24 Gegentreffer kassierte. Immerhin hatten die Krakauer 7 Treffer erzielt, womit sie in der Offensive weit produktiver waren als Gap Rapaces (FRA), das nur zwei mickrige Törchen erzielte und in dieser Statistik abgeschlagen am Ende liegt. Was die Zuschauer betrifft, schwingt für einmal nicht der SCB oben aus. Den höchsten Schnitt verzeichneten die Adler Mannheim (GER) mit 7353 Besuchern, auf ein einzelnes Spiel bezogen erreicht Yunost Minsk (BLR) mit 8170 Zuschauern den Top-Wert. Auf der individuellen Ebene gewann Martin Thörnberg von HV71 Jönköping (SWE) mit 8 Punkten (4 Tore, 4 Assists) die Skorerwertung. Der beste Torschütze war Tomas Netik (CZE) von Sparta Prag mit 6 Treffern, bester Passgeber Tero Koskiranta von SaiPa Lappeenranta (FIN) mit 6 Assists. Am meisten Schüsse wehrte Goalie Rafal Radziszewski von Comarch Cracovia (POL) ab. Auf den armen Kerl wurden in vier Spielen 212 (!) Schüsse abgegeben, wovon er 188 parierte. Die meisten Shutouts verzeichnete ZSC-Goalie Lukas Flüeler, der in seinen drei Spielen zwei Mal unbezwungen blieb. Und weil die Welt nicht immer schön und heil ist, zum Schluss noch dies: Strafenkönig wurde Olivier Dame-Malka von den Rouen Dragons (FRA) mit 52 Strafminuten. Der Verteidiger brachte es fertig, im ersten und zweiten Spiel eine Spieldauerdisziplinarstrafe zu kassieren, worauf er im dritten Spiel automatisch gesperrt wurde. Im letzten Gruppenspiel sass er dann nur noch zwei Minuten auf der Strafbank. (mmu) l
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Die «verlorene Sais Die erste und einzige ganze Saison ohne NHL-Hockey (2004/2005) hat auch unser Hockey verändert. Ein Rückblick.
Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller, SLAPSHOT-Archiv
Es war so, wie wenn bei uns das Eidgenössische Schwingfest abgesagt würde. Zum ersten Mal in der Geschichte des nordamerikanischen Profisportes wurde eine ganze Saison wegen einer Auseinandersetzung zwischen Spielern und Klubbesitzern abgesagt. Zum ersten Mal seit 1919 der Stanley Cup nicht vergeben. Die 88. NHL-Saison nicht gespielt. Im Eishockey, im Spiel, das in der Verfassung als Kanadas Nationalsport verankert ist, stellte die wichtigste Liga ihren Betrieb ein. Ein Business, das im Jahr rund drei Milliarden Dollar umsetzt, stand still.
Es war nicht ein Streik. Weil sich die Spielergewerkschaft und die Teambesitzer nicht auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag einigen konnten, weigerten sich die Teambesitzer, die Saison zu starten. Also ein sog. «Lockout» («Aussperren»). Es ging, natürlich, um Geld. Primär wollten die Teambesitzer die Löhne mit einem sog. «Salary Cap» begrenzen. Dagegen wehrten sich die Gewerkschaft vehement. Der Durchschnittsverdienst der NHL-Spieler war von 550 000 Dollar (1992/ 1993) auf 1,830 Millionen Dollar (2003/2004) gestiegen. Wenn Milliardäre (die Teambesitzer) mit Millionären streiten (den Spielern) gewinnen immer die Milliardäre. Am Ende, nach einer verlorenen Saison, musste die Spielergewerkschaft die
Die NHL-Bescherung Die Saison 2004/2005 bescherte der NLA einen regelrechten Star-Regen. Auch der SCB bekam seine Ladung NHL ab: Daniel Brière, Jean-Pierre Dumont, Chris Clark, Henrik Tallinder, Marc Savard und Dany Heatley trugen damals das Dress der Berner. Es war ein gutes Jahr für Jürg «SCB-Jüre» Wymann, der seine Sammlung um einige schöne Stücke erweitern konnte. Während der Saison erhielt er vom SCB-Materialwart einen Stock von Dany Heatley, damals der grösste all dieser SCB-Lockout-Stars. Ein «ganz gmögiger» sei dieser Heatley gewesen. «Freundlich, lustig und mit sehr guten Deutschkenntnissen», erinnert sich Wymann. Später, an der WM 2009 in Bern, trafen sich die beiden wieder. Heatley, der ihn selbstverständlich immer noch kannte, versprach ihm sein Team Canada-Dress. Aus der schönen Idee wurde allerdings nichts, stattdessen gab es einen zweiten, dieses Mal signierten Stock. Mehr als genug für Sammler Wymann. Er weiss, wie gut die NHL-Stars zu ihm waren: «Brière hat mir sogar unterschriebene Dresses nachgeschickt.» Ja, es war wahrlich eine Saison der NHL-Bescherung für Jürg Wymann. l Jürg «SCB-Jüre» Wymann (63) ist nicht nur einer der grössten Eishockeyfans der Schweiz, sondern auch ein passionierter Sammler. In seinem Haus in Bern bewahrt er tausende Gegenstände der Hockeygeschichte auf, seine Sammlung nennt er liebevoll Museum. Für die History-Serie hat er sich bereitwillig mit einem Gegenstand aus der von uns thematisierten Epoche ablichten lassen. Wer sich selbst ein Bild von Wymanns Museum machen oder ihm Material überlassen möchte, darf sich unter anaheim@bluewin.ch an ihn wenden.
History
son» – ein Gewinn Lohnbegrenzung demütig akzeptieren. NHL-General Garry Bettman blieb (und ist heute noch an der Macht) und Gewerkschafts-Boss Bob Goodenow musste gehen. Die Spieler hatten bis auf eine Basisentschädigung durch die Gewerkschaft eine Saison lang nichts verdient – sie mussten nachgeben. Die Teambesitzer konnten sich hingegen eine Saison ohne Hockey gut leisten. Die NHL war wegen der Lohnentwicklung für zu viele (nicht für alle) ein Verlustgeschäft geworden.
65 NHL-Stars in der NLA Gut und gerne 800 Profispieler hatten also vorübergehend keine Arbeit mehr. Die jüngsten spielten halt ein Jahr länger bei den Junioren oder kehrten an die Universität zurück. Aber schliesslich blieb 388 Stars nichts anderes als eine Rückkehr in ihre europäischen Heimatländer oder ein Engagement in einer europäischen Profiliga. 65 davon kamen in unsere NLA. Einige nur für ein paar Spiele, andere für eine ganze Saison. Das Risiko war erheblich. Niemand wusste, wann es doch eine Einigung gibt. Lohnte es sich, viel Geld auszugeben, die Hierarchie der Mannschaft durcheinander zu bringen, die eigenen Stars zu verärgern? Was, wenn man dann auf einmal doch auf die eigenen Spieler angewiesen sein sollte, weil die die NHL den Spielbetrieb wieder aufnimmt? Genau diese Überlegung machte beispielsweise Larry Huras in Lugano. Er wagte es nicht, Ronnie Rüeger den NHL-Stargoalie David Aebischer vor die Nase zu setzen. Und so verbrachte David Aebischer den grössten Teil der Saison in Lugano auf der Ersatzbank. Wahrlich eine verlorene Saison. Erst sagte SCB-Manager Marc Lüthi, der SCB werde keinem NHL-Star die Ferien finanzieren. Nur der HC Davos riskierte alles und beschäftigte vom Anfang bis zum Schluss die drei gleichen NHL-Stars: Joe Thornton, Rick Nash und Niklas Hagmann. Und wurde reich belohnt. Die Davoser holten nicht nur im Finale gegen die ZSC Lions den Titel. Davos ist die zweite Heimat des NHL-Titanen Joe Thornton geworden. Er hat in Davos seine Frau kennengelernt, ein Haus gekauft und kehrt jeden Sommer in die Bündner Berge zurück. Die beiden charismatischsten Spieler neben dem Davoser Trio holte doch der SC Bern. Daniel Brière und Dany Heatley hatten bald einmal Kultstatus und als Dany Heatley nach 16 Spielen (und 14 Toren) für mehr Geld nach Russland (Kasan) wech-
selte, blieb Daniel Brière und produzierte in 36 Partien 46 Punkte. Für Dany Heatley kam JeanPierre Dumont und der SCB schrieb Geschichte: Erst im letzten Spiel gegen Kloten sicherten sich die Berner die Playoffs und vom 8. Platz aus kippten sie Qualifikationssieger Lugano. Zum ersten Mal blieb der Qualifikationssieger auf der Strecke. Im Halbfinale scheiterte der SCB gegen Davos.
Topskorer? Randy Robitaille! Die NHL-Stars dominierten die Liga nicht nach Belieben. Ein eindrückliches Zeichen für die Qualität unserer höchsten Spielklasse. NLA-Topskorer wurde ZSC-Stürmer Randy Robitaille, ein «regulärer» nordamerikanischer Ausländer. Joe Thornton folgte als bester NHL-Star erst auf dem 6. Platz, war dann aber Topskorer der Playoffs. Welche Auswirkungen hatte diese verlorene Saison? In schwärzesten Farben malten die Medien
mögliche Folgen. Die NHL ist jedoch gestärkt aus der Geschichte herausgekommen. Dank der Lohnbegrenzung steigen die Löhne nur noch moderat, die Lohnobergrenze wird dem wirtschaftlichen Ergebnis der Liga angepasst. Um attraktiver zu werden, hat die NHL während der Zwangspause das Konzept «Null Toleranz» ausgearbeitet, das inzwischen in der ganzen Hockeywelt gilt. Also die konsequente Durchsetzung der Regeln zum Schutze der technisch besseren Spieler. Und im Rückblick zeigt sich, dass diese NHL-Zwangspause auch unserem Eishockey einen Entwicklungsschub beschert hat. Diese Saison zeigte nämlich, dass auch die NHL-Stars nur mit Wasser kochen, und ab 2006 haben die Schweizer, angeführt von Mark Streit, die NHL dann so richtig erobert. Letztlich hat sich gezeigt: Diese «verlorene Saison» war für alle ein Gewinn. Für die NHL und für unser l Hockey.
Martin St. Louis, NHL-Topskorer der Saison 2003/2004, spielte während des Lockouts 23 Partien für den HC Lausanne.
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Impressum Das Hockey-Magazin der Schweiz 31. Jahrgang, Saison 2016/2017 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 30. September 2016 Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 603 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch Verlags- und Anzeigenleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Anzeigenverkauf: Fabian Furrer Telefon: 031 978 20 35 fabian.furrer@ims-sport.ch Publizistischer Leiter: Andy Maschek (am) Telefon: 031 978 20 55 andy.maschek@ims-sport.ch Redaktionsleiter: Matthias Müller (mmu) matthias.mueller@ims-sport.ch Weitere Autoren: Klaus Zaugg (kza), Calvin Stettler (cst), Kristian Kapp (kk), Nik Dömer (nd) Fotos: Pius Koller, EQ Images, SLAPSHOT-Archiv, zVg Vorstufe: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Layout/Litho: Ralf Küffer, Roger Depping Druck: Stämpfli AG Wölflistrasse 1, Postfach 8326 3001 Bern Telefon: 031 300 66 66 © Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt.
Overtime
Bringt die 1. Liga-Reform unser Hockey weiter? Die Einführung der neuen Swiss Regio League im Herbst 2017 ist nicht nur notwendig – sie ist über fällig. In den letzten 25 Jahren hat sich unser Hockey rasant entwickelt. Die Professionalisierung hat breit Einzug gehalten, das Niveau und die Anforderungen an Klubs und Spieler sind gestiegen und der Output an gut ausgebildeten Spielern ist grösser geworden. Nicht jeder schafft es direkt ab Juniorenpresse in die NLA, einige müssen den Umweg über die NLB, andere sogar über die 1. Liga nehmen. Die Rede ist hier von U23-Spielern, die sich in einer Transformationsphase vom Junior zum Profi befinden. Während in der NLB immer mehr Tendenzen zu einer Entwicklungsliga zu sehen sind, gilt die 1. Liga mit ihren 34 Teams nach wie vor als Ambitionsfriedhof. Das Leistungsgefälle ist viel zu gross. Da duellieren sich Teams, die fast auf NLB-Niveau operieren, mit solchen, die kaum mit drei Blöcken antreten und den Aufwand für 32 Quali-Spiele und Playoffs nur schwer bewältigen können. Darunter leidet der Ruf: Wer heute in der 1. Liga spielt, gilt für die NLA als abgeschrieben. Eine Reduktion auf zwölf Mannschaften (anfänglich je die besten Vier aus allen drei Regionen) wird die Meisterschaft dagegen massiv kompetitiver machen. Da der Einsatz von Ausländern nicht erlaubt wird, wird sich auch der Charakter der Liga nicht verändern: Finanzielle Kapriolen werden sich nicht lohnen, weil die Einnahmen nicht markant ansteigen werden. Und wo Amateur drauf steht, wird auch weiterhin Amateur drin sein. Durch den automatischen Abstieg und den Aufstieg des 1. Liga classic-Champions wird die Dichte gefördert und der Regionen-Bonus kontinuierlich vom Leistungsprinzip abgelöst. Die Liga wird so nicht nur sportlich attraktiver – sie wird auch attraktiver für die jungen U23-Spieler, die sie bislang als Sackgasse gesehen hatten. Die nun anstehende Reform ist deshalb von A bis Z begrüssenswert. l
Die neue Swiss Regio League offenbart die grosse Strukturschwäche unseres Spitzenhockeys. Wir haben nun 36 Profiteams auf nationaler Ebene. 12 in der NLA, 12 in der NLB und 12 in der neugeschaffenen 1. Liga. Das ist gemessen an der Breite der Basis und der Anzahl Spieler viel zu viel. Nun mag man einwenden, dass die neue 1. Liga nicht eine Profiliga sei. Aber sie ist es. Die zeitliche Belastung für die Spieler kommt nahe an die beiden Nationalligen heran und die Klubs unterschätzen den finanziellen Aufwand. Unser nationales Hockey ist mit 36 Klubs zu kopflastig geworden. Die NLA-Klubgeneräle scheuen das Leistungsprinzip und wollen keinen Auf-/Abstiegskampf. Sie wollen den Bären schon waschen. Aber sie wollen ihn nicht nass machen. Deshalb sind die NLA und die NLB und die neu formierte 1. Liga zu gross. Das nationale Hockey ist nun so aufgebläht, dass sportlich niemand mehr aus der NLA und NLB absteigen kann. Aus wirtschaftlichen Gründen und um den Konkurrenzkampf zu inten sivieren, dürfte es auf nationalem Niveau höchstens 20 Klubs geben. 10 in der NLA, 10 in der NLB mit zwei Auf-/Absteigern zwischen der NLA und NLB. Darunter wie bisher eine in drei Regionen aufgeteilte 1. Liga mit je 12 Teams – und zwar inklusive EliteJunioren. Die Zusammenlegung der Elite-Junioren mit der 1. Liga würde endlich für die Intensität sorgen, die junge Spieler weiterbringt, die in der NLA oder NLB noch nicht zum Zuge kommen. Den grossen Unterschied zwischen uns und den erfolgreicheren Hockeynationen machen nicht Talent, Infrastruktur oder Geld. Den Unterschied macht der Konkurrenzkampf. Nur wenn Spieler um ihre Position kämpfen müssen, werden sie auch international wettkampftauglich. Diese «Super-Erstliga» ver wässert bloss das Hockey auf nationaler Ebene. Auf der Skala zwischen Country Club und NHL rücken wir nun noch näher zum Country Club. l
Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätzlichen saisonalen Mehrauflagen 27 000 Exemplare Abonnement: Abonnementspreis Inland CHF 75.– Abonnementspreis Ausland CHF 95.– 9 Ausgaben September bis Juni inkl. Hockey Guide (gilt als Ausgabe Nr. 1) Abonnementsbestellungen / Adressänderungen: SLAPSHOT, Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon: 031 740 97 67 Telefax: 031 740 97 76 abo@slapshot.ch Einzelverkauf: SLAPSHOT ist an über 1000 Verkaufsstellen der 7Days Media Services AG für CHF 7.50 erhältlich.
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Ja Matthias Müller Redaktionsleiter SLAPSHOT
Nein Klaus Zaugg SLAPSHOT-Autor
und Kolumnist
SPENGLER CUP DAVOS 90. AUSTRAGUNG | 26. - 31. DEZEMBER 2016 • AVTOMOBILIST YEKATERINBURG (RUS) • HK DINAMO MINSK (BLR) • MOUNTFIELD HK (CZE) • TEAM CANADA (CAN) • HC LUGANO (SUI) • HC DAVOS (SUI)
T! E K C I T N TZT DEI
E J R I D .ch L p u c HO r e l g n www.spe
• 6 TEAMS • 11 SPIELE • 660 MINUTEN SPANNUNG • FAN-ZELT • LIVE-MUSIK • PUBLIC VIEWING
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