Stand Land Berg

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Kathi & Miko beim Maler Werner Berg ANNE FUNCK

Stadt Land Berg

Bleiburg

Kärnten O bir

Fluss Tier Name Punkte

Miko

Drau

H uhn

STADT LAND BERG

Wie geht das Spiel? In der ersten Zeile findest du den Namen Miko, er beginnt mit dem Buchstaben „M“. Nun fülle die anderen Kästchen ebenfalls mit den Wörtern, die als ersten Buchstaben ein „M“ haben. Welche Stadt, welches Land, welcher Berg, welcher Fluss und welches Tier fallen dir dazu ein? Für jeden Treffer bekommst du einen Punkt. In der zweiten Zeile geht es dann weiter mit „B“ wie Bleiburg ...

ANNE FUNCK

Kathi & Miko beim Maler Werner Berg

Wenn Miko den Vorhang aufschiebt, sein großer Bruder die Bühne betritt und vom Licht bestrahlt wird – diesen Augenblick liebt er. Erst lässt sein Bruder den Blick über die gefüllten Zuschauerreihen schweifen, dann setzt er die Querflöte an die Lippen. Das Publikum verhält sich mucksmäuschenstill und ist gespannt, was jetzt kommt.

Eine erste Melodie erklingt im Festzelt, dann setzt Mikos Bruder die Flöte ab und wartet.

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Der könig des Jahrmarkts

„Miko, keine Wurzeln schlagen, los geht’s!“, raunt es von hinten. Oh ja, fast hätte Miko seinen Einsatz verschlafen. Schnell geht er den Gang hinter zu Simon, der das weiße Reh bereits hereingeführt hat. Miko übernimmt die Leine, gibt dem Tier ein Stück Apfel und erteilt das Kommando: „Jetzt!“

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Während das Reh im hellen Licht zu Mikos Bruder tänzelt, ist dieser bereits mit dem Paradiesvogel beschäftigt. Der kann es kaum erwarten, ungeduldig scharrt er mit den Krallen: Kaum hat er von Miko einen Wurm bekommen, stolziert er schon auf die Bühne. Auch die beiden Lamas schließen sich dem fröhlichen Spielzug an, der mittlerweile im Kreis geht, im Gänsemarsch hinter dem Bruder her, der mit seinem Flötenspiel die Tiere in den Bann zieht, als sei er ein Schlangenbeschwörer.

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Die Stimmung unter den Zuschauern ist nun völlig gelöst: Die Kinder in der ersten Reihe ducken sich, weil sie fürchten, das Lama könne sie kräftig anspucken, während sich die Erwachsenen die Bäuche vor Lachen halten, weil der Paradiesvogel dem Bruder so komisch hinterherstolpert.

Welches Tier schickst du mit auf die Bühne?

Male es dazu!

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Tierschau

Der Jahrmarkt mit der Tierschau ist immer der Höhepunkt des Jahres. An insgesamt drei Festtagen tummeln sich so ziemlich alle Einwohner der Stadt Bleiburg auf diesem Platz. Der Jahrmarkt heißt hier Wiesenmarkt, weil die Fahrgeschäfte, Buden und Zelte mitten auf der Wiese aufgebaut sind.

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Rund um den Festplatz stehen die Wohnwagen der Schausteller, daneben grasen die Pferde und andere Tiere, mittendrin laufen die Hunde.

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Nachdem die Buden aufgestellt sind, hilft Miko den Burschen beim Kegelspiel.

Nach jedem Treffer richtet er die Kegel auf der Bahn neu auf.

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Und dann gibt es noch Danica, die Frau von der Schießbude, bei der die Kunden immer Schlange stehen. Wenn Miko die verbrauchten Schießscheiben auswechselt und kistenweise Rosen und andere Gewinne auffüllt, darf er frühmorgens selbst üben.

Die Schausteller kennt Miko alle, sie sind wie eine große Familie, die mit ihren vielen Wohnwagen von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt zieht. Jede Hand wird gebraucht, ob beim Auf- und Abbau der Buden und Zelte, beim Tiere füttern oder ausmisten.

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„Kannst du mich mal ablösen?“, fragt der Betreiber der Schiffschaukel, als er Miko trifft, der nach der Tierschau über den Festplatz streift. „Wie lange bleibst du weg?“, fragt Miko unsicher und blickt auf die Kirchturmuhr. „Fünf Minuten, versprochen“, meint der Schausteller und will Miko die Glocke übergeben, mit der er neue Fahrgäste anwirbt. Miko zögert, weil er aus Erfahrung weiß, dass er seine Zeitangaben mindestens mal drei nehmen muss. Andererseits lockt ihn das Angebot, weil er sich ein bisschen Geld verdienen kann. „Drei mal fünf sind 15 Minuten“, rechnet er sich im Stillen aus. 17 Uhr, das wäre eine glatte Punktlandung. Er greift zur Glocke. „Gleich geht es in die nächste Runde“, ruft Miko, läutet dreimal kräftig und fixiert ein Liebespaar. Es funktioniert: Die beiden steigen in die Gondel, schwingen hin und her, nehmen Fahrt auf in die Lüfte.

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Frisch Verliebte sind immer die besten Gäste, weil sie am meisten Geld lassen, diesen Trick hat die Perserin vom Stand nebenan Miko verraten. Der Mann will vor seiner Frau gut dastehen und seine Kräfte unter Beweis stellen.

Eine Glocke ertönt, allerdings ist es nicht die Glocke in Mikos Hand. Es ist die Kirchturmuhr, die zur vollen Stunde schlägt. Fünf Minuten sind längst verstrichen, auch die Viertelstunde, die sich Miko als Puffer eingeräumt hat, doch der Schaukelbursch ist weit und breit nicht in Sicht. „Ausgerechnet heute, wo ich mit Kathi verabredet bin“, ärgert sich Miko.

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Lebkuchen, Zuckerwatte, gebrannte Mandeln oder Schokofrüchte – was kaufst du dir am Süßigkeitenstand am liebsten?

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„Nächstes Jahr zur gleichen Zeit am gleichen Ort“, lautet das Versprechen, das sich Miko und Kathi immer beim Abschied geben. Dabei zwinkern sie mit den Augen, schauen dann einmal kurz bös, bevor sie sich gegenseitig mit den Fäusten knuffen und dann lachen, bis ihnen der Bauch wehtut.

MitKathi ist Miko jedes Jahr verabredet. Er hatte sie am Zuckerwattestand kennengelernt, als sie mit glänzenden Augen bestellt hatte, aber dann nicht bezahlen konnte. Sie hatte ihr Geld einfach in die Schürzentasche gesteckt, und die hatte ein Loch. So ein Pech. „Wetten, dass ich kein Loch in meiner Hosentasche habe?“, sagte Miko zu ihr und angelte darin nach seinen Münzen. „Um was wollen wir wetten?“, fragte Kathi. „Um die Watte?“ „Ja, ich watte um die Wette!“, rief Miko und zeigte lachend seine Zehnerl. „Du Glückspilz“, sagte sie, „deine Hosentasche hat wohl kein Loch!“ „Pechvögel können auch mal Glück haben. Du darfst mitessen“, forderte er sie auf. „Das glaube ich dir nicht“, erwiderte Kathi ungläubig und verschränkte die Arme. „Zu lange würde ich nicht warten, sonst schmilzt die Zuckerwatte ruck zuck weg“, erwiderte Miko und zupfte eine weiße Fluse für sie ab. Seither sind die beiden Freunde. Und der Zuckerwattestand ist ihr Treffpunkt.

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Memory

Glück gehabt. Kathi sitzt noch auf der Bank, als Miko endlich erscheint. „He Miko, endlich kommst du!“, ruft sie. „Schau mal, was ich gefunden habe!“ Miko liebt es, mit Kathi über den Wiesenmarkt zu ziehen, vor allem abends. Da ist immer etwas los. Aber heute, so scheint es, rührt sich schon tagsüber etwas. „Was hast du gefunden?“, fragt Miko neugierig. Kathi zerrt einen Rucksack unter der Bank hervor. „Den habe ich gefunden!“, sagt sie. „Ist etwas drin?“, fragt Miko. „Ja, eine ganze Menge“, erwidert Kathi. „Vor allem Papier!“ Miko öffnet den Rucksack und schaut hinein. Genau wie Kathi beschrieben hat: vor allem Papier. Aber noch etwas: ein Mäppchen mit Stiften, genauer gesagt Bleistiften. „Das sind Bleiburger Bleistifte“, lacht Kathi. „Wir legen den Inhalt mal auf den Boden“, sagt Miko. Kathi staunt. „Das ist ja wie Memory“, meint sie und blickt auf einen Haufen Zeichnungen, der sich vor ihr ausbreitet. „Schau, der Affe hier kommt zweimal vor!“, entdeckt sie.

Miko ist begeistert: „Das ist ja unser Affe von der Tierschau!“

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Schau genau: Welche

Doppelten unter den Zeichnungen findest du?

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START

„Vielleicht ist das eine Schnitzeljagd“, meint Kathi. „Wenn wir die Zeichnungen in eine Reihenfolge legen, kommt möglicherweise ein Weg heraus, der uns zu einem Schatz führt?“ Miko und Kathi ordnen die Zeichnungen wie eine Straße auf einem Spielbrett: Der Start ist quasi der Wiesenmarkt hier in Bleiburg. Von der Stadt geht es erstmal schnurgerade übers Land. An einer Kirche vorbei. Dann führt der Weg durch den Wald. Der Wald lichtet sich, es wird bergig. „Ich weiß, wie das Spiel heißt. Stadt Land Berg! Von der Stadt –also Bleiburg – führt der Weg aufs Land und dann in die Berge“, überlegt sich Miko. „Die Frage ist nur: welcher Weg? Das kann ja überall sein in der Umgebung. Schau dich doch um, wir sind umzingelt von Bergen!“

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Schnitzeljagd

Wie sieht dein Nachhauseweg aus, den du oft gehst? Zeichne die Stationen auf ein Blatt Papier auf.

„Ich kenne den Weg“, sagt Kathi. „Es ist mein Nachhauseweg. Schau, in diesem Haus wohne ich. Ha, und hier sitzt mein Bruder mit meinen Eltern auf dem Pferdewagen! Und hier, sieh mal!“ Kathi fischt aus dem Stapel ein neues Blatt und legt es ganz ans Ende der Bilderreihe, quasi als Zielmarke: „Und nach diesem Bild geht es nicht weiter. Das ist unser Nachbarhof, der Rutarhof!“ „Und wer wohnt auf dem Hof?“ „Meine Freundinnen Ursi und Klara mit ihren Geschwistern. Ihr Vater heißt Werner Berg. Und der ist Maler!“

ZIEL
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„Der Maler Werner Berg?“, fragt Danica vom Schießstand, als Miko und Kathi vor ihr stehen. „Ja, der war hier heute unterwegs. Er kommt immer mit dem Fahrrad und stellt es dort drüben neben dem Zuckerwattestand ab. Mittags habe ich ihn zuletzt gesehen. Frag mal die Kegler, die zeichnet er oft!“

„Und wir sind jetzt Detektive“, ruft Miko. „Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie der Rucksack von deinem Nachbarn hierherkommt“, meint er.

„Und die Frage, die ich mir stelle, ist, wie der Rucksack wieder zu ihm zurückkommt“, sagt Kathi und steht auf. „Vielleicht ist er noch hier auf dem Wiesenmarkt unterwegs? Wir können ja mal nach ihm schauen!“ Der Festplatz ist überfüllt von Menschen, die sich um die Buden drängen. Hier jemanden zu finden, ist nicht einfach, aber auch nicht ausgeschlossen.

„Wenn jemand etwas gesehen hat, ist es Danica“, glaubt Miko, „die hat er nämlich auch gezeichnet“. „Wer ist Danica?“, fragt Kathi.

Die
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Miko und Kathi gehen noch hinüber ins Zelt, doch vom Maler ist auch dort keine Spur. „Je später der Abend, desto dunkler die Typen“, meint Miko und deutet auf zwei Spieler, die ihre Hüte tief ins Gesicht gezogen haben. „Nachts will ich denen nicht begegnen“, findet Kathi.

Detektive

„Der hat gesessen“, bejubelt einer der Kegler noch seinen letzten Schuss. Seine Kugel hat er so präzise geschoben, dass alle neun Kegel auf einmal umgefallen sind. „Werner Berg? Der war heute bei meinen Kollegen“, versichert er.

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Nach dem Markt

Als die beiden das Zelt verlassen, ist es draußen bereits dunkel geworden. Die Sonne hat mit dem Mond Platz getauscht, der die Umgebung in weißes Licht taucht.

„Heute ist Vollmond“, sagt Miko, als sie am Kegelplatz vorbeilaufen.

„Wenn du willst, begleite ich dich nach Hause.“ „Echt?“, erwidert Kathi, „das ist aber ein ganzes Stück Fußweg“. „Ich weiß“, meint Miko. „Ich kenne den Weg schon, wir haben ihn ja auf dem Boden ausgelegt.“

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Die beiden laufen los. Man merkt bereits, dass der Sommer sich dem Ende zuneigt. Zwar spendet die Sonne tagsüber noch Wärme, doch sobald sich die Dämmerung einstellt, wird es kalt. Es ist die Zeit, in der die Blumen in den Vorgärten zum letzten Mal im Jahr in voller Blüte stehen, während die Bauern Heu und Getreide in die Scheunen einfahren.

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Nicht immer sind sie allein unterwegs. Ein paar Frauen kommen gerade vom Abendgebet aus der Kirche. Zu diesem feierlichen Anlass haben sie sich die Kopftücher nicht wie bei der Feldarbeit hinten im Nacken, sondern unter dem Kinn zu einem Knoten gebunden.

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Auf dem Heimweg

„Ein Heuwagen könnte schon mal um die Ecke biegen und uns ein Stück mitnehmen“, wünscht sich Miko, während sie die Straße runterlaufen.

„Dafür sind wir wohl zu spät dran, die Bauern sitzen schon beim Abendessen in der warmen Stube“, sagt Kathi und blickt rüber zu dem Fluss, der Drau, von wo Nebelschwaden aufsteigen. „Pünktlich zur Nebelsuppe werden wir bei mir zuhause ankommen“, scherzt sie.

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„Jetzt kommt noch das Waldstück“, weiß Kathi.

„Hier können wir eine Abkürzung nehmen, ich kenne hier jeden Baum.“ „Hörst du auch das Käuzchen?“, fragt Miko. „Psst“, flüstert Kathi. „Ich höre noch etwas. Es klingt wie ein Heulen.“ „Meinst du, es ist ein Wolf, der den Vollmond anheult?“, will Miko wissen und lauscht, so gut er kann. Schritt für Schritt tasten sich die beiden vorwärts. Wie gut, dass das Moos ihre Tritte dämpft. „Da!“, wispert Kathi aufgeregt. „Schau mal, da drüben, am Waldrand!“

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Zwei schlafen, einer wacht. Ob es dieses Käuzchen ist, das durch die Nacht ruft?

Mondnacht

Kennst du noch weitere Tiere, die im Wald zuhause sind?

Die Waldtiere haben sich „Gute Nacht“ gesagt. Auch die beiden Füchse geben Ruhe.

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Schlafender Landstreicher

„Ja“, jetzt kann Miko es auch erkennen. Da vorne liegt jemand im Gras und schläft seelenruhig, während sein Hund den Mond anheult. „Der Mann muss ganz schön erschöpft sein“, meint er. „Nicht einmal seinen Hut hat er zum Schlafen abgelegt. Er schläft so tief und fest, dass er von dem Geheule seines Hundes gar nicht aufwacht.“ Vorsichtig schleichen sich Miko und Kathi an den beiden vorbei und folgen dem Zaun einer Pferdekoppel.

Welche Tierlaute kennst du noch?

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Zwei Tiere stehen auf der Weide, ihr Fell glänzt im Mondlicht. „Jetzt sind wir gleich zuhause“, sagt Kathi, und tatsächlich erreichen sie bald den kleinen Hof, in dem Kathi mit ihren Eltern und ihren Geschwistern wohnt.

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Ihre Familie zählt zu den Slowenen, die in dieser Gegend nahe der Grenze in Kärnten leben und in ihrer Keusche, wie das kleine Haus heißt, alles haben, was wichtig ist: ein, zwei Wohnräume für die Familie und gleich dahinter den Stall mit ein, zwei oder drei Tieren, alles versammelt unter einem gemeinsamen Dach.

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„Es duftet nach frischem Heu“, sagt Miko, als er den Stall betritt. „Und es ist kuschelig warm“, sagt Kathi. Es gibt einen Vorteil, wenn der Stall direkt an die Wohnstube oder das Schlafzimmer grenzt – die Tiere heizen alle Wände.

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Die meisten Keuschen haben nur wenige Tiere: eine Kuh, ein Pferd, ein Schwein oder ein Huhn. Bei Kathis Familie haben ein paar mehr Platz. Und schlafen gemütlich zusammen.

Ein Bett aus Heu

Kathi und Miko wollen die Nacht im Stall bei den Tieren verbringen. Von den Eltern bekommen sie ein paar warme Decken und bauen sich im Heu ein Bett.

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„Kathi, schläfst du schon?“, fragt Miko, als sie im Heu liegen. „Was ist denn das für eine Frage“, erwidert

Kathi. „Wenn ich schlafen würde, dann könnte ich nichts sagen, höchstens mal kurz aufschnarchen!“

„An was denkst du?“, will Miko wissen.

„Es ist so schade, dass du immer nur so kurz bleibst und morgen schon wieder packen musst. Ich wünschte, dass du das ganze Jahr über hier wärst.“ „Was verpasse ich denn alles?“, fragt Miko. „Na, eine ganze Menge, zum Beispiel den Herbst – und vor allem den Winter.“

„Was gibt’s hier im Winter?“

„Schließe deine Augen und stelle dir vor: Schnee bedeckt das Land, alles wird weiß. Bäche und Seen frieren zu.“

„EinMannsteht mitseinemPferd amHangundfriert. SeinGesichtist schonganzblau.“

„Der Winter dauert länger als erwartet, das Brennholz ist ausgegangen. Ein Bauer fährt ins Unterholz und schleppt mit dem Schlitten mühsam Baumstämme heran.“

„Alles ist still, nur die Masken üben sich im Tanz, mit dem sie den Winter austreiben. Der Gockelhahn bereitet sich vor, den Frühling auszurufen.“

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„Ich habe richtig Lust, durch den tiefen Schnee zu stapfen. Besonders schön ist es, danach wieder nach Hause ins Warme zu kommen“, sagt Miko. „Der Mann, der heute Nacht am Waldrand schläft, hat dann hoffentlich ein Dach überm Kopf gefunden.“ „Was meinst du, wovon wird er träumen?“, fragt Kathi. „Sicherlich nicht vom Winter. Ich denke, er träumt vom Frühling –oder vom Sommer?“

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„Schließe deine Augen und stelle dir vor: Die Kirschbäume blühen, die Sonne scheint, Wanderer sind unterwegs.“

„Es ist die Zeit der vielen Feste, die Menschen ziehen sich schön an und kommen von überall her zur Kirche.“

„Auch die Tiere sind draußen, eine Katze streunt durch den ausGarten,Kükenschlüpfen ihren Eiern und sind so flaumweich wie Watte.“

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Frühlings-zeit

„Ja, und dann gibt es noch den Wiesenmarkt“, sagt Kathi. „Am allerschönsten sind die letzten Sommertage, wenn du kommst.“ „Ja“, sagt Miko, „das finde ich auch. Ich freue mich auf morgen, wenn wir den Maler besuchen und ihm seinen Rucksack geben“. „Gute Nacht, Miko.“ „Gute Nacht, Kathi.“

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Es ist zwar schön, im Stall sein Bett aufzuschlagen, aber es hat auch einen Nachteil: Niemand kann hier ausschlafen. Die Nachtruhe ist beendet, sobald der Hahn in aller Frühe kräht. Oder die Nachbarskuh hinterm Gartenzaun ein Konzert anstimmt, wie heute morgen, gerade als Miko die Stalltür öffnet.

Der Hahnenschrei

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Hier fehlt noch ein Huhn. Male es dazu.

Zuverlässig hat der Hahn alle geweckt. Seine Hühner scharen sich um ihn und gackern fröhlich.

So ein Morgengruß übern Zaun macht richtig Laune.

Werner Berg
Kathi & Miko beim Maler
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Kathis Familie ist bereits vor dem Hahnenschrei aufgestanden. Die Eltern fahren heute in die Stadt auf den großen Markt, um dort zu verkaufen, was ihr Hof so alles hergibt: frische Eier von ihren Hühnern, grüne Kräuter aus ihrem Garten und buntes Gemüse von ihrem kleinen Acker hinterm Haus. Der Wagen ist bereits beladen, das Pferd vorgespannt, sie sitzen schon oben auf, als Kathi und Miko noch etwas verschlafen aus dem Stall kommen.

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„Na, ihr zwei Wandervögel“, lacht Kathis Vater, als er Miko und Kathi sieht. Er deutet auf ihren Rucksack. „Ich wette um meine Münze in der Hosentasche, dass ihr damit auf Weltreise geht?“, sagt er. „Wette verloren!“, ruft Kathi. „Wir müssen nur zum Rutarhof!“ „Und dafür braucht ihr so viel Gepäck?“, fragt die Mutter.

Kathi und Miko erzählen den beiden die Geschichte von ihrem Fundstück. „Dieser Schatz gehört dann wohl dem Maler Werner Berg“, meint die Mutter. „Und euch bringt er Glück“, sagt der Vater. „Wir fahren euch ein Stück, steigt auf den Wagen!“

Wandervögel

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Am Rutarhof

„Stadt Land Berg“, sagt Miko, als sie den letzten Anstieg erklommen haben und in den Hof einfahren. „Wir sind umzingelt von Bergen, wir sind am Ziel!“ Ursi und Klara sitzen noch am Frühstückstisch, als Kathi und Miko sie in der Stube antreffen. „Ihr bringt Papas Rucksack!“, rufen sie. „Er hat ihn so vermisst. Kommt, wir gehen zu ihm ins Maleratelier. Er wird sich riesig freuen!“

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„Unser Bauernhof ist wie alle anderen hier in der Gegend, und wir Kinder helfen im Stall und auf den Feldern“, erklärt Ursi. „Es gibt aber einen großen Unterschied: Der Papa ist nicht nur Bauer, sondern auch Maler. Ständig und überall zeichnet er – und wenn er nicht gerade seinen Rucksack verliert, wie gestern auf dem Wiesenmarkt, nimmt er die Skizzen mit ins Atelier und malt danach seine Bilder.“

Gemeinsam betreten sie den Anbau hinter dem Wohnhaus. „Willkommen in meiner Werkstatt!“, begrüßt der Maler seine Besucher. „Ihr seid meine Glücksbringer!“ Werner Berg ist überglücklich, als Miko ihm den Rucksack reicht.

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Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Was siehst du auf dem Rutarhof und zu welcher Jahreszeit?

Werner Bergs Atelier ist gefüllt mit Bildern. Mit kräftigen Farben hat er alles gemalt, was er sieht. Seine Familie, seine Nachbarn, Bauernhöfe und Tiere, die Händler auf dem Markt, Kirchgänger, Landschaften bei Tag und bei Nacht, Mann und Hund bei Vollmond. Auch die Leute vom Wiesenmarkt, den Flötenspieler bei der Tierschau und – ja was und?

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Im Atelier

Er hat auch Kathi und Miko gemalt, die sich jedes Jahr am Zuckerwattestand treffen und sich am Ende wieder verabschieden müssen.

Aber Werner Berg hat nicht nur Bilder gemalt. Er hat auch Holzschnitte geschnitzt und sie mit schwarzer Farbe auf Papier gedruckt: Zum Beispiel von Kathi und Miko, die mit Ursi und Klara ein Spiel spielen.

Das Spiel heißt eigentlich Stadt Land Fluss. Weil es aber hier bei Bleiburg mehr Berge gibt als Flüsse, haben sie das Spiel ein wenig abgeändert.

Bei ihnen heißt es: Stadt Land Berg. Welche Berge? Zum Beispiel K wie Koschuta, O wie Obir, P wie Petzen.

Das Spiel kannst du auch spielen, du findest die Spielvorlage ganz vorne und ganz hinten im Buch.

Heute dürfen Kathi und Miko die Farbwalze bedienen und für sich einen Holzschnitt drucken. Was meinst du, was hängt in Kathis Zimmer und in Mikos Wohnwagen?

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Bis nächstes Jahr...

„Kathi, schau! Schau mal den Himmel an!“, sagt Miko und deutet auf ein großes Bild mit einer Kirche, das an der Wand lehnt. „Ja, Miko“, erwidert Kathi und weiß genau, was er meint. „Die Wolken sehen aus wie Zuckerwatte!“ „Unsere Zuckerwatte!“, ruft Miko. „Wetten dass?“ „Ja, wir watten um die Wette!“

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„Und schau, dieses Bild!“, ruft Miko. „Da bist du drauf, Kathi! So sieht es immer aus, wenn du am letzten Tag vom Wiesenmarkt mit dem Pferdewagen nach Hause fährst.“ „Ich fahre aber nicht ohne ein großes Versprechen“, sagt Kathi. „Meinst du unser Versprechen am Zuckerwattestand?“, will Miko wissen. „Genau das meine ich!“, erklärt Kathi. „Wie heißt es noch?“, fragt sie und zwinkert ihrem Freund zu. „Nächstes Jahr zur gleichen Zeit am gleichen Ort“, rufen sie wie aus einem Mund, schauen kurz bös, knuffen sich gegenseitig mit den Fäusten und lachen, bis ihnen der Bauch wehtut.

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BILDERLISTE Sämtliche Ölbilder, Skizzen und Holzschnitte in diesem Buch stammen von Werner Berg (1904–1981). In Elberfeld (Wuppertal) geboren und aufgewachsen, studierte er zuerst Staatswissenschaften, um sich danach an den Akademien in Wien und München seinen Wunsch zu erfüllen, Maler zu werden.

1931 siedelte er sich mit seiner Familie auf einem entlegenen Bergbauernhof nahe der slowenischen Grenze in Südkärnten an, wo er dann als Bauer und Maler lebte.

Die Grafik verwendet häufig Ausschnitte und Kombinationen aus seinen Holzschnitten und Skizzen. In der Liste angeführt sind nur vollständige Einzelwerke:

Cover: Auf dem Wagen, Öl auf Leinwand, 1935, 90 x 100 cm

2 Zuschauer II, Holzschnitt, 1957, 48 x 60 cm Flötenspieler, Öl auf Leinwand, 1933, 120 x 95 cm

4 Tierschau/Wiesenmarkt, Bleistiftskizze, 1958, 15 x 21 cm Mann mit Storch, Holzschnitt, 1957, 48 x 60 cm

5 Wiesenmarkt/Gaudi, Öl auf Leinwand, 1962, 35 x 55 cm

6 Marktfahrer und Wohnwägen, Öl auf Leinwand, 1964, 100 x 45 cm Elefant, Bleistiftskizze, 1954, 15 x 21 cm

7 Marktfahrer und Wohnwägen, Öl auf Leinwand, 1964, 75 x 95 cm Wiesenmarkt Bleiburg, Bleistiftskizze, 1953, 15 x 21 cm Wiesenmarkt Bleiburg, Bleistiftskizze, 1951, 15 x 21 cm Greiser Geier, Holzschnitt, 1956, 48 x 60 cm

8 Wiesenmarkt-Aufbau, Öl auf Leinwand, 1963, 63 x 89 cm

Kegler/Wiesenmarkt, Öl auf Leinwand, 1962, 35 x 55 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk Abbruch der Bude, Holzschnitt, 1962, 48 x 60 cm Schießbude, Öl auf Leinwand, 1958, 75 x 95 cm

10 Schaukelbursch, Öl auf Leinwand, 1968, 45 x 75 cm

11 Schiffschaukel, Holzschnitt, 1954, 48 x 60 cm Nachts vor der Schaukel, Holzschnitt, 1962, 48 x 60 cm Perserin, Öl auf Leinwand, 1973, 55 x 75 cm

12 Rakonig Kathi, Öl auf Leinwand, 1933, 75 x 65 cm

Wartende Firmlinge, Holzschnitt, 1956, 48 x 60 cm

14 Sitzendes Mädchen, Holzschnitt, 1952, 60 x 48 cm

15–17 Bleistiftskizzen, 1932-1972, 15 x 21 cm

18 Schießbude, Öl auf Leinwand, 1958, 95 x 120 cm

19 Kegler auf dem Wiesenmarkt, Öl auf Leinwand, 1973, 60 x 100 cm Spieler, Öl auf Leinwand, 1962, 45 x 75 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

20 Dorfallee, Holzschnitt, 1956, 48 x 60 cm

21 Nach dem Wiesenmarkt, Öl auf Leinwand, 1963, 65 x 80 cm

Sommernacht, Öl auf Leinwand, 1959, 60 x 100cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk Nach dem Wiesenmarkt, Öl auf Leinwand, 1961, 60 x 100 cm

22 Unterkärntner Nachtlandschaft, Öl auf Leinwand, 1958, 75 x 120 cm, Stadtgemeinde Bleiburg/Pliberk

24 Vollmondnacht, Öl auf Leinwand, 1932, 90 x 100 cm

25 Eulen, Holzschnitt, 1951, 48 x 60 cm

25 Füchse, Holzschnitt, 1951, 48 x 60 cm

27 Schlafender Landstreicher, Öl auf Leinwand, 1934, 75 x 95 cm

28 Pferde in der Nacht, Öl auf Leinwand, 1952, 75 x 95 cm

29 Alte mit Kindern, Öl auf Leinwand, 1934, 95 x 115 cm

30 Kälber, Öl auf Leinwand, 1934, 65 x 75 cm Muttersau, Aquarell auf Papier, 1947, 50 x 60 cm

31 Schlafende Hühner, Öl auf Leinwand, 1954, 75 x 95 cm, Artothek der Gemeinde Wien

32 Vollmond, Holzschnitt, 1956, 60 x 48 cm

34 Mann mit Pferd und Schlitten, Öl auf Leinwand, 1933, 95 x 75 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk Masken, Öl auf Leinwand, 1980, 75 x 120 cm

35 Holzfuhre, Öl auf Leinwand, 1934, 75 x 95 cm

Nackthals und Maskerer, Holzschnitt, 1956, 60 x 48 cm

36 Fronleichnamskinder, Öl auf Leinwand, 1933, 95 x 120 cm Kind, Katzen und Blumen, Öl auf Leinwand, 1933, 75 x 95 cm

37 Mädchen mit Hendln, Öl auf Leinwand, 1933, 75 x 65 cm

Blühender Kirschbaum, Öl auf Leinwand, 1934, 65 x 80 cm

38 Hahnenschrei, Öl auf Leinwand, 1959, 89 x 63 cm

39 Sommer, Öl auf Leinwand, 1934, 100 x 90 cm

40 Slowenischer Bauer, Öl auf Leinwand, 1932, 90 x 100 cm

41 Ausfahrt, Öl auf Leinwand, 1952, 75 x 120 cm

Schweinemarkt, Öl auf Leinwand, 1934, 95 x 120 cm

Bäurin auf dem Markt, Holzschnitt, 1954, 60 x 48 cm

42 Obir mit Rutarhof im April, Öl auf Leinwand, 1932, 95 x 120 cm

43 Ursi und Klärchen, Öl auf Leinwand, 1935, 70 x 84 cm

Stillleben mit Kinderzeichnung, Öl auf Leinwand, 1974, 35 x 100 cm

Rutarhof/November, Öl auf Leinwand, 1934, 95 x 40 cm

44 Kirschblütenzweig, Öl auf Leinwand, 1934, 95 x 75 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

Greisin, Öl auf Leinwand, 1937, 95 x 75 cm

Pferdehalt, Öl auf Leinwand, 1935, 95 x 75 cm

Zigeunerpferd, Holzdruckstock, 1933, 26,7 x 35 cm

45 Unterkrain im Winter, Öl auf Leinwand, 1934, 95 x 75 cm

Zigeunerpferd, Holzschnitt, 1933, 26,7 x 35 cm

46 Allerheiligen, Öl auf Leinwand, 1934, 95 x 120 cm

47 Auf dem Wagen, Öl auf Leinwand, 1935, 90 x 100 cm

Kathi & Miko beim Maler Werner Berg
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IMPRESSUM

KLINKHARDT & BIERMANN VERLAG

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www.wernerberg.museum www.wernerberg.com

© 2019 Klinkhardt & Biermann Verlag und die Autorin © Werner Berg: Bildrecht, Wien Alle Rechte vorbehalten

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnd.dnb.de abrufbar.

Projektleitung und Lektorat: BÜRO ANNE FUNCK, München

Gestaltung: GERHARD MESSNER, Völkermarkt

Produktionsleitung: HANNES LACKNER, Klagenfurt

Druck und Bindung: CHRISTIAN THEISS GMBH, St. Stefan im Lavanttal

ISBN 978-3-943616-58-3

Printed in Austria

Stadt Land Berg

Bleiburg

Kärnten O bir

Fluss Tier Name Punkte

Miko

Drau

H uhn

STADT LAND BERG

Wie geht das Spiel? In der ersten Zeile findest du den Namen Miko, er beginnt mit dem Buchstaben „M“. Nun fülle die anderen Kästchen ebenfalls mit den Wörtern, die als ersten Buchstaben ein „M“ haben. Welche Stadt, welches Land, welcher Berg, welcher Fluss und welches Tier fallen dir dazu ein? Für jeden Treffer bekommst du einen Punkt. In der zweiten Zeile geht es dann weiter mit „B“ wie Bleiburg ...

Wenn der Wagen rollt, dann rollt er. Diese Erfahrung macht Miko jedes Jahr, wenn Kathi auf das Fuhrwerk steigt und vom Wiesenmarkt, wie der Jahrmarkt in Bleiburg heißt, nach Hause fährt. „Nächstes Jahr zur gleichen Zeit am gleichen Ort“, ruft sie ihm dann zu, und Miko nickt so kräftig, dass ihm fast schwindelig wird. Was den beiden bleibt, sind gemeinsame Erinnerungen: die Wohnwagen, in denen Mikos Familie und die anderen Schausteller wohnen, die Auftritte der legendären Tierschau im Festzelt, die nächtlichen Typen bei den Fahrgeschäften und der Geruch von Lebkuchen und Zuckerwatte. Und noch etwas: der Besuch auf dem Bauernhof, wo der Maler Werner Berg alles festhält, was um ihn herum geschieht: Dörfer, Wiesen und Wälder in Frühling, Sommer, Herbst und Winter; die slowenischen Nachbarn, das Marktgeschehen und die vielen Tiere; und eben Kathi und Miko, die selbst in der Malerwerkstatt zur Farbwalze greifen und sich einen eigenen Druck anfertigen. Was meinst du – was hängt an der Wand in Kathis Zimmer und in Mikos Wohnwagen?

www.klinkhardtundbiermann.de

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