Werner Berg Rutarhof

Page 1

RUTARHOF WERNER BERG

WERNER BERG RUTARHOF

RUTARHOF WERNER BERG

WERNER BERG MUSEUM BLEIBURG | PLIBERK

So wenige nur können begreifen, dass ich leben und alle Spannungen des Lebens in mir spüren möchte und dann erst das Malen sich bilden soll.

. WB 1934

Dieses Unterkärnten, in dem wir hausen, ist ein Kleinbauernland, nicht sonderlich fruchtbar, aber emsig bearbeitet, sehr schön und von vielfältig reizvoller Gliederung. Unser alter Hof, der auf der Südwestecke eines abgeschliffenen Bergplateaus mit herrlichem Fernblick liegt, erlaubt uns keine großen Sprünge. Die Wirtschaft ist vielseitig mit Pferd, Rindvieh, Schweinen und jeglicher Art Ackerbau. Obst und Gemüse fehlen nicht.

WB 1954
Hof, 1939 | DS 5 / 4: Rutarhof-Felder gegen Osten, 1931 | Der Rutarhof im Herbst, 1934 7
Frontispiz: Durchblick

Vorbemerkung

Mit 26 Jahren zog Werner Berg auf den Rutarhof, wo er bis zu seinem Tod im Alter von 77 Jahren als Bauer und Maler lebte. Wie entscheidend seine Ansiedlung dort war, wurde von ihm in Briefen und autobiografischen Texten wiederholt bekräftigt. Der Stall, Wohnhaus und Atelier, die Familie, Helfer, Tiere, Blumen, Bäume und Felder stehen auch im Zentrum zahlreicher seiner Bilder, welche im Gegensatz zu vielen anderen seiner Werke meist direkt vor dem Motiv entstanden.

Das unmittelbare Eingebundensein in Lebensgrundlagen und Naturgegebenheiten des kleinen Bauernhofes, bedeutete für Werner Berg die Absage an Konsumzwänge und gesellschaftliche Konventionen. Die Radikalität und Konsequenz mit der er diese Entscheidung gegen Fortschrittsgläubigkeit und Technologisierung sein Leben lang durchstand, ist in der Malerei des zwanzigsten Jahrhunderts ohne Vergleichsbeispiel. Sein aus unmittelbarer Anschauung im Leben als Bauer entstandenes Werk stand für ihn im Gegensatz zur Beliebigkeit der vielfältigsten künstlerischen Ismen. Der Ertrag des Hofes lieferte jedoch zeitweise kaum die Basis für ein autarkes Leben der rasch sich vergrößernden Familie. Doch die persönlichen materiellen Bedürfnisse Werner Bergs waren gering. Durch 50 Jahre erledigte er alle seine Wege mit dem Fahrrad oder fuhr mit der Bahn. Dass ein winziger Kasten seine ganze Bekleidung beherbergte, ist heute kaum vorstellbar. Das Licht einer Petroleumlampe und ein kleiner gusseiserner Holzofen sorgten für die Bewohnbarkeit seiner unmittelbar neben dem Atelier gelegenen, nur mit Tisch und Bett ausgestatteten Kammer. In einfachen Bretterregalen verwahrt, beherrschten dort hunderte Bücher jede freie Wandfläche. Sowohl Werner Berg als auch seine Frau hatten durch ihr Studium der Volkswirtschaft weit über ein allgemeines Wissen hinausgehende Kenntnisse über die ökonomischen und sozialen Implikationen ihres radikalen Entschlusses ein einfaches Leben als Bauern auf dem Land zu führen. Beide sahen keineswegs über die damit verbundenen Einschränkungen hinweg. In seinem Bauernleben fand Werner Berg stets von neuem Sinn, es wurde Antrieb und Quelle seines Schaffens und Grundlage seiner „Existenzmalerei“. „Wir hausen wie die Wilden“, schrieb er einmal. Fern aller Konventionen des bürgerlichen Alltags erreichte er das ihm mögliche Lebensglück in der täglich notwendigen Arbeit und dem ständigen Kontakt mit der Natur, mit ihren Bedingungen für Wachstum und Gedeihen.

Lampe im Fenster, 1932

8
9

Werner Berg sah den Rutarhof und das dort entstandene Werk als untrennbare Einheit. Er formte sein Leben wie ein Werk – und dies im wortwörtlichen Sinne. Analog zu der einem Bild vorangehenden Skizze, fasste er nach abgeschlossenem Studium bereits einen Plan für das spätere Gesamtbild seines Lebens als Bauer und Maler. In den verbleibenden 50 Jahren der konsequenten Arbeit an seinem Lebenswerk korrigierte er einzelne Abschnitte, „übermalte“ sie oder trennte nicht so gelungene Teile dieses Werkes ab, indem er – auch hier ähnlich seinem Vorgehen, das er bei seinen Ölbildern das eine oder andere Mal anwendete – Lebensereignisse „wegschnitt“ und nicht mehr erwähnte. Denn über die Jahre gefährdeten äußere Zeitumstände die Ausführung mehr als ihm lieb war – dieses Werk war deutlich mühsamer errungen, als er in vielen freudvoll glücklichen Phasen zu vermitteln vermochte und seine Rutarhof-Existenz war beinahe unentwegt vom Scheitern bedroht.

Nicht zuletzt aufgrund seiner inneren Verletzlichkeit strebte Werner Berg nach Unabhängigkeit von der „Gesellschaft“. Dafür nahm er die körperlich fordernde, seine Zeitressourcen als Künstler aufs Äußerste beanspruchende Arbeit auf dem Hof, wenn auch oft ihre Härte beklagend, bereitwillig in Kauf. Er war auf den Rutarhof gezogen, um dort aus unmittelbarer Lebensanschauung des Bauerndaseins sein Werk entstehen zu lassen. Vornehmlich war er dabei immer der Künstler und beabsichtigte den notwendigen Unterhalt für sich und seine sich rasch vergrößernde Familie neben den landwirtschaftlichen Erträgen des Hofes auch durch Bildverkäufe zu bestreiten. Als die Zeitläufe dies durch mehr als 20 Jahre nahezu vollkommen verhinderten, war von ihm und seiner Familie viel mehr körperlich anstrengende Arbeit zu leisten, blieb ihm viel weniger Zeit zum Malen, als er sich das je vorgestellt hatte.

Sein Leben als Bauer gewährte ihm im täglichen elementaren Tun die dauernde „bildhafte Anschauung“, welche ihm einzig gültige Voraussetzung seiner Kunst schien. Und ein gültiges Werk zu schaffen, hatte für ihn oberste Priorität. Von einem hohen Arbeitsethos beherrscht, konnte er nur darin die Berechtigung für sein Leben sehen. Wiederholt quälte ihn die Angst, einmal als Niete zu enden.

Im ständigen Zweifel über den Wert des von ihm Erreichten, benötigte er, weit mehr als er sich selbst zugestand, die äußere Anerkennung als Gegengewicht zur eigenen Unsicherheit.

10
Der Rutarhof im Winter, 1938

Pacher beim Pflügen, um 1947

Dass diese Anerkennung nach ersten frühen Erfolgen fehlte und ihm auch die künstlerische Tätigkeit beinahe unmöglich gemacht wurde, ließ ihm, dessen Denken und Handeln stets gewaltfrei und pazifistisch war, im Dezember 1936 den Beitritt zur AONSDAP als einzigen Ausweg erscheinen, um als Maler und Bauer weiterhin bestehen zu können und das Projekt Rutarhof nicht aufgeben zu müssen. Denn auch die finanzielle Notsituation seiner rasch auf sechs Köpfe angewachsenen Familie nötigte ihn zu diesem Schritt, den er beschämt in seinen späteren biografischen Darstellungen unerwähnt ließ. Es blieb nicht das einzige wichtige Lebensereignis, das er nachträglich verschwieg.

Ebenso äußerte er sich nie über die Ursachen und Beweggründe der vielen Brüche mit treuen Freunden und Unterstützern. Wie ein roter Faden ziehen diese sich durch sein Leben. Seine innere Verletzlichkeit und Unsicherheit ließen Werner Berg nur schwer mit anderen Menschen auskommen und waren der Grund, dass er für sich die Einsamkeit und Abgeschiedenheit auf seinem Hof als Notwendigkeit für ein erfülltes Leben suchte und fand. So enthusiastisch verehrend er sich bewunderten Menschen nähern konnte, so abrupt war er bereit, mit diesen unwiderruflich zu brechen. Selten erfolgte dies im Streit mit rationalen Argumenten, meist für die jeweils anderen völlig unverständlich und aus nichtigem Anlass, dem Werner Berg jedoch in mangelnder Impulskontrolle im Moment übergroße Bedeutung beimaß. Wenn man seinen Lebenslauf betrachtet, erfolgten diese Brüche mit ihm besonders nahestehenden Menschen nahezu regelmäßig im Abstand von zwei bis drei Jahren.

1923 verließ Werner Berg die Stocko & Co Metallwarenfabrik – seinen ersten Arbeitgeber – der große Stücke auf den jungen Mitarbeiter setzte und ihn mit der Leitung einer Filiale in Südamerika betrauen wollte. Doch er entschloss sich, entgegen besten Karrierechancen, seine Handelslaufbahn abzubrechen und ein Studium der Volkswirtschaft zu beginnen. Nach dessen erfolgreichen Abschluss und einer sicher vorgezeichnet erscheinenden ausgezeichneten Universitätslaufbahn, konnte der 23jährige nun endlich seinen Kindheitstraum, Maler zu werden verwirklichen und ging an die Akademie. Er distanzierte sich von seinem, zuvor hochverehrten Lehrer Othmar Spann. Bereits 1929 brach Werner Berg mit seinem Wiener Akademielehrer Karl Sterrer und auch mit den Mitstudenten aus dem Bund Neuland und verließ Wien fluchtartig nach München. Hier mag der Grund

12

weniger in dem schlechten Verhältnis zu Sterrer gelegen sein, als in der Tatsache, dass Werner Bergs erste Tochter Ursula unehelich und unter Geheimhaltung zur Welt gekommen war, was in den katholischen Neulandkreisen an der Akademie wohl nur für verwunderte Empörung gesorgt haben musste. Enttäuscht brach Werner Berg jedoch auch mit seinem Münchner Lehrer Karl Caspar und verließ vorzeitig die Akademie. In der Suche nach einem wahren Vorbild wandte sich der junge Künstler 1932 an Emil Nolde und wurde über alles Erwarten herzlich von diesem aufgenommen. Doch bereits 1934 kündigte er Emil Nolde abrupt und apodiktisch die Freundschaft. Hier gab er Noldes unübersehbare Anbiederung an das NS-Regime später als Grund an, während für die zeitgleich erfolgte Entzweiung mit dem treuen Malerfreund Werner Scholz Fragen der künstlerischen Urheberschaft zum offen ausgetragenen Streit führten. Mit Herbert Boeckl, den Werner Berg 1934 kennenlernte, kam es, nach anfänglich emphatisch bekundeter Verbundenheit 1935 bereits zum unter wüsten Beschimpfungen vorgetragenen Zerwürfnis. 1936 verließ der treueste Freund seit Jugendtagen, Curt Sachsse, den Rutarhof im Streit. Dieser war als Wirtschafter in den ersten Jahren unersetzlicher Helfer auf dem Hof gewesen. Nach Monaten ziellosen Umherirrens, seiner Lebensbasis beraubt, erschoss er sich einige Monate später in Freiburg.

Nach dem Krieg war der für Bergs weiteres Leben unheilvollste Bruch jener mit dem ihn vorbehaltlos bewundernden jungen Dichter Michael Guttenbrunner. Obwohl ihm dieser unermüdlich geholfen hatte, schreckte Berg nicht davor zurück, Guttenbrunner 1948 unter wüstesten Beschimpfungen vom Hof zu jagen. Wegen Werner Bergs demonstrativer Parteinahme für die Rechte der Kärntner Slowenen kam es im Zuge des Kärntner Ortstafelsturms zum Bruch mit dem Initiator der Werner Berg Galerie der Stadt Bleiburg, Gottfried Stöckl und über Werner Bergs letzten Lebensjahren lag der dunkle Schatten des schweren Zerwürfnisses mit der Familie seines Sohnes Veit.

Alle diese Menschen waren Werner Berg weit über ein übliches Maß hinaus nahe und helfend zur Seite gestanden. Die Aufzählung all dieser Ereignisse ist für die Darstellung von Werner Bergs Rutarhof-Leben deshalb bedeutsam, weil sie eine Erklärung liefern kann, wie sehr er Einsamkeit und Abgeschiedenheit, aber auch das erfüllende Glück der Unabhängigkeit auf seinem Rutarhof benötigte, um als Mensch und Künstler überhaupt

14
Der Rutarhof im April, 1932
15

existieren zu können. Der entlegene Bauernhof schützte ihn und gewährte ihm viele Phasen freudvollen, tieferen Erlebens und Empfindens, doch er verstärkte auch seine Isolation. Nur seine Frau Mauki stand ihm in all den Jahren unverbrüchlich zur Seite. Sie opferte sich für sein Künstler- und Bauerndasein auch gesundheitlich auf, indem sie sein Lebensprojekt ganz zu dem ihren machte. Nach seltenen, erfolglosen Versuchen ihren Mann aufgrund der Unerträglichkeit der zeitweilig übermäßig belastenden Situation zu verlassen, kehrte sie immer wieder an seine Seite zurück. Dass ein gültiges Lebenswerk entstehe, war gemeinsames Ziel des symbiotisch lebenden Paares und in den vielen schönen Zeiten, die sie beide stets wieder erlebten, auch ihr höchstes Lebensglück: „Nur durch Arbeit kann ich meine Existenz rechtfertigen. Meiner Frau Arbeitstag geht ohne Unterbrechung von der frühesten Frühe bis in die Nacht.“

Nach Maukis Tod fehlte dieser ständige Rückhalt und Werner Bergs zunehmende Vereinsamung nahm zerstörerische Formen an. Denn sein Borderline-ähnliches Empfinden war gekennzeichnet von „einem durchdringenden Muster von Instabilität und Überempfindlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, der Instabilität des Selbstbildes, extremen Stimmungsschwankungen und Impulsivität“ – so die medizinische Definition. So umgänglich und beeindruckend er für seine Gesprächspartner wirkte, konnte er dennoch außerhalb der Einsamkeit seines Hofes nicht überleben. Gleichzeitig ist in seiner Persönlichkeitsstruktur die anhaltende Triebkraft seines beeindruckenden Schaffens zu erkennen: „Ein unaufhörliches Bemühen ist das höchste erreichbare „Glück“, mancher ist ob seiner heiteren Gelassenheit zu beneiden aber ohne Unruhe läuft kein Werkl.“

Werner Berg hätte all dies als „Sezier-Gescheitheit“ abgetan. Doch indem er selbst bei der rückblickenden Legendenbildung entscheidende Lebensereignisse nicht erwähnte, beraubte er sich auch der Möglichkeit, klärend zu seinen Beweggründen Stellung zu nehmen. „Was wäre wohl ehrenhafter als Fehler einzugestehen“, schrieb Werner Berg 1957 und schwieg dennoch beharrlich zu vielen seiner Irrungen. Nur im künstlerischen Werk vermochte er seine inneren Spannungen und Widersprüche, auf einer Meta-Ebene zur Lösung gebracht, mitzuteilen.

16
Mauki vor dem Hof, 1940er Jahre

Er lebt sein Leben, wie ein Werk, an dem er schafft – C´est pour moi. WB 1955

Vorgeschichte

Werner Berg war das jüngste Kind einer wohlhabenden Bürgersfamilie mit Geschäfts- und Wohnhaus im Zentrum von Elberfeld. Die Stadt im Bergischen Land südlich des Ruhrgebietes war im Zuge der Industrialisierung rasch auf über 100.000 Einwohner gewachsen, 1901 wurde als vielfach bestaunte technische Errungenschaft die Schwebebahn eröffnet, die seither als ihr Wahrzeichen gilt. Seit 1929 bildet sie mit der unmittelbaren Nachbarstadt Barmen das heutige Wuppertal.

Der Vater, ein Techniker, betrieb ein Elektro- und Installationsunternehmen und starb bereits 1917. Er hatte nie an dem geerbten Betrieb, der bald ein Schattendasein führte, gehangen. Die bestimmende Kraft des elterlichen Hauses war seine Frau, Mathilde Clara Berg, geborene an der Heiden. Ihr Großvater, Moritz a la Bruyère = an der Heiden, war als Findelkind 1808 in Moers aufgefunden worden. Er war von flüchtenden französischen Adeligen ausgesetzt worden – eine in den Wirren jener Revolutionsjahre nicht seltene Tatsache.

Die junge Clara Berg hatte bereits in den 1890er Jahren, kurz nach ihrer Vermählung, in Eigeninitiative eine zunehmend erfolgreiche Spielwarenhandlung gegründet. Durch ihr Geschick, direkte Kontakte zu einigen Nürnberger Spielwarenfabrikanten aufzubauen, war dieses Unternehmen zur Basis des familiären Wohlstandes geworden. Bald konnte das Wohn- und Geschäftshaus der Familie in der Schwanenstraße 52-54, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Von der Heydt Museum, zu einem ansehnlichen Haus mit zwei Geschäfts- und Wohnetagen umgebaut werden.

Bereits während des Besuchs des Realgymnasiums verbrachte Werner Berg seine Freizeit gerne bei Verwandten auf dem westfälischen Land, wo er in der Landwirtschaft aushalf. Beeindruckt vom Schicksal des älteren Bruders seines Vaters, welcher Maler werden wollte, strebte der Schüler Werner Berg damals auch schon diesen Beruf an. Der Onkel hatte seinen Lebenswunsch nicht verwirklichen können und sah, als ihn die Familie zwingen wollte den elterlichen Betrieb zu übernehmen, im Freitod den einzigen Ausweg aus einem ihm nur sinnlos erscheinenden bürgerlichen Leben. Die Ablehnung des „Bürgers“ und aller kapitalistisch-materialistischen Wertvorstellungen, die Werner Bergs späteres Leben prägten, mögen in dem starken Eindruck begründet sein, den dieser tragisch endende Lebensweg auf den Knaben machte. Nach dem Abitur musste Werner Berg jedoch der

DS 18 / 19: WB mit Landarbeitern, 1917 Kindheitsfotos WB mit Mutter und Schwester Klara, 1904 bis 1914

20
21

Trauungsschein und Heiratsurkunde | Akademieausweis München | Abschlusszeugnis der Handelslehre

Mutter zuliebe eine Handelslehre in der nahen Stocko & Co Metallwarenfabrik absolvieren. Durch seine guten Fremdsprachenkenntnisse wurde er bald mit Geschäftskontakten zum Ausland betraut, und die Firma wollte ihm die Leitung einer Geschäftsfiliale in Südamerika anvertrauen. Um diesen vollständigen Einstieg ins Wirtschaftsleben hintan zu halten, inskribierte Werner Berg am 2. November 1923 an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät in Köln. Er war jedoch auch noch weiterhin für Stocko & Co im Rahmen von Auslandskontakten und -geschäften, die ihn bis nach Kleinasien führen sollten, tätig, als er 1924 an die Wiener Universität wechselte.

Dort lernte er die fünf Jahre ältere Mitstudentin Amalie „Mauki“ Kuster kennen, die bald zu seiner Lebenspartnerin werden sollte – beide studierten bei Othmar Spann Volkswirtschafts- und Gesellschaftslehre. Werner Berg gewann rasch das besondere Vertrauen des bewunderten Lehrers, der ihn nach erfolgreicher Promotion 1927 als Assistenten behalten wollte. Er war oft zum „Privatissimum“ in Spanns Wohnung geladen und gehörte zum engsten Kreis seiner Vertrauten. Umso mehr muss es den Lehrer wohl vor den Kopf gestoßen haben, als Berg mit ihm brach und eine vielversprechende Universitätslaufbahn beendete. Werner Berg war anfänglich begeistert von Spanns rechtem „Universalismus“, welcher in striktem Gegensatz zu Marxismus und Individualismus den Einzelnen nur als Glied eines Gesellschaftsganzen sah. Aber die Möglichkeit nun nach Studienabschluss Maler zu werden, überwog bei weitem die Vorteile einer geregelten Universitätslaufbahn. Doch viele von Spanns Denkansätzen, wie etwa dessen Theorie von der „Abgeschiedenheit“ als mögliche Existenzform des Einzelnen in der Einsamkeit und insbesondere dessen Lehre vom „Grenznutzen“ blieben für Werner Bergs späteres Denken von großer Bedeutung. Der Wert eines Gutes wird demzufolge durch die subjektive Wertschätzung seiner jeweils letzten verfügbaren und bedarfsdeckenden Einheit bestimmt. Werner Berg sah diesen Grenznutzen sowohl im Hinblick auf die Stellung der Kunst in seinem eigenen Leben als auch auf seine besondere Lebenssituation als Künstler in der Gesellschaft.

Im Wintersemester 1927 war es dem jungen „Doktor rerum politicum“ endlich möglich, seinen schon lange bestehenden Wunsch zu verwirklichen und sich in die Malklasse der Wiener Akademie der bildenden Künste bei

22
23

Karl Sterrer einzuschreiben. Seine Gefährtin Mauki, die gleichzeitig ihr Studium abgeschlossen hatte, unterstütze die Entscheidung des Freundes vorbehaltlos. Beide beschlossen bereits damals, sich später gemeinsam als Bauern auf dem Land anzusiedeln. Mauki war die Landwirtschaft nicht fremd. Ihre Familie – ehemalige Weinbauern – waren bäuerliche Milchproduzenten, die wie hunderte andere in den Vorstädten von Wien mit Stallwirtschaft den Milchbedarf der rasch gewachsenen Metropole abdeckten. Als die schwächlichere und jüngere von zwei Schwestern, hatte Mauki studieren dürfen und bald darauf auch eine Anstellung bei der Wiener Handelskammer gefunden.

All die Wiener Jahre hatte Werner Berg in der „Milchmeierei“ der Kusterfamilie in Hütteldorf gerne mitgeholfen. An der Akademie unternahm er mit Mauki und seinen Studienkollegen ausgedehnte Wanderungen in den Salzburger Bergen. Dort suchte das junge, damals noch unverheiratete Paar, auch eine geeignete Landwirtschaft zum Ankauf. Auf einer gemeinsamen Reise nach München wurde Mauki schwanger, konnte aber die Schwangerschaft sowohl vor ihrer Familie als auch vor ihrem Dienstgeber geheim halten. Im Oktober 1928 brachte sie im Kloster Maria Sorg nahe Salzburg Tochter Ursula zur Welt, welche vorerst bei einer Pflegemutter in Wien Weidlingbach untergebracht werden musste.

Im Sommer 1929 kam Werner Berg eher zufällig nach Kärnten, um seinen Jugendfreund Curt Sachsse zu treffen, welcher nahe Eberndorf eine praktische landwirtschaftliche Lehrzeit absolvierte. Curt Sachsse war Dichter und entstammte einer in den Jahren der Wirtschaftskrise verarmten Elberfelder Bankiersfamilie. Auch er hatte den Wunsch, sich als Bauer auf dem Land anzusiedeln.

Werner Berg war von der Südkärntner Landschaft und dem Charakter der damals überwiegend Slowenisch sprechenden Landbevölkerung sogleich begeistert. Das Kleinbauernland vor der Gebirgskette der Karawanken, fernab der größeren Verkehrswege und wirtschaftlichen Zentren, war so ganz anders als alles, was er bis dahin auf seinen wiederholten Reisen quer durch Österreich kennen gelernt hatte.

Im Herbst 1929 wechselte Werner Berg an die Münchner Akademie. Dass er in Wien nicht mit Mauki und dem geliebten Töchterlein Ursula zusammenleben konnte, war sicher ausschlaggebend, nach München zu ziehen.

24
WB in Wien | Mauki | Clara Berg | Mirl (Maukis Schwester)
25

Flucht, 1929 | Erinnerung an einen Herbst, 1930

Dort fanden sie eine gemeinsame Wohnung und konnten im April 1930 heiraten. Erst zu diesem Zeitpunkt lernten die beiden Großmütter ihre Enkeltochter kennen. Unbeeinflusst von patriarchaler Dominanz – die Väter Werner und Maukis waren bereits Jahre zuvor verstorben – unterstützten die Großmütter in den folgenden Jahren das junge Paar in jeder Hinsicht und billigten nun viele gegen Ausbildung und Konventionen verstoßende Entscheidungen der beiden. Die komplizierte Zeit davor thematisierte Werner Berg in zahlreichen Werken zum Thema Flucht und Herbergsuche.

26

Nach mannigfaltigem Schicksal habe ich mich, jung noch, mit Frau und Freund im slowenischen Unterkärnten angesiedelt. Wir bewirtschaften einen einsamen Bauernhof auf der Höhe, in einer Natur voll Pracht.

WB 1931

Beginn auf dem Rutarhof

Die junge Familie verbrachte das Sommerhalbjahr 1930 mit Curt Sachsse nahe dem Klopeinersee in der Ortschaft Steinerberg. Intensiv wurde nun ein Bauernhof zum Ankauf gesucht, zuerst in Unterbergen bei Griffen, dann in der Ortschaft Vellach bei Gallizien. Vom dort bereits abgeschlossenen Kaufvertrag konnte Werner Berg aber zurücktreten, da der Verkäufer nach Abschluss noch unerlaubt größere Mengen Holz im dazugehörenden Wald geschlägert hatte. Doch ein naher, abgelegener Hof hoch über dem Tal der Drau, der nur über einen steilen, schmalen durch den Wald führenden Fuhrweg erreichbar war, begeisterte Werner Berg durch seine außerordentliche Lage und wurde ihm auch zum Kauf angeboten. Der Vorbesitzer wusste wohl um die Schwierigkeiten der Bewirtschaftung der kargen, schotterigen Flächen und war froh, Käufer dafür gefunden zu haben. Doch die Schönheit der Landschaft um das Anwesen vulgo Rutar ließ Werner, Mauki und Curt alle offensichtlichen Probleme vergessen. Die vom Eiszeitgletscher abgeschliffenen, durch steile Hänge getrennten, südseitigen drei Terrassen der Wiesen und Felder boten eine herrliche Rundumsicht von Nordost bis Nordwest. Von Wald begrenzt war es ein Reich für sich, an dessen Westrand Wohngebäude und Stall lagen, bevor das Gelände zum tief unten im Tal liegenden Flusslauf steil mit Felsen abfiel. Unmittelbar südlich gegenüber ragten die Felswände des Obirs auf, während der Blick über das Rosental nach Südwesten weit bis zu den Julischen Alpen reichte, gegen Westen stand die Felswand des Skarbins und im Nordwesten ging der Blick über Klagenfurt bis zu den Nockbergen.

DS 28 / 29: Der Rutarhof um 1931

Rutarhof-Scheune, 1931 Dezemberabend, 1931

30

Romantische Vorstellungen verführten mich keineswegs, als ich mich einst auf diesen Berg setzte, ich wollte nur unabhängig leben und arbeiten können.

1934

WB
31
32
Familie, 1931 | Mauki, 1931
33

Grundbucheintrag, 1930 | Rutarhof, 1931 | Rutarhof, 1931 (seitenverkehrt abgebildeter Druck)

34

Der Rutarhof war eine kleine Landwirtschaft, der karge Boden bestand aus Konglomeratgestein, das beim Pflügen oft in großen Brocken hervorkam. Der Besitz umfasste 22,6 Hektar, davon 6,5ha Acker, 2,5ha Wiesen 3,5ha Weide und 9,4ha Wald. Ein erhaltenes Inventar-Verzeichnis zum Kaufvertrag listet den beim Kauf spärlichen Viehbestand auf und gibt Einblick in die einfachen Verhältnisse: 1 Hengst, 1 Stier, 2 Kühe, 5 Kälber, 2 Landschweine, 5 junge Hühner und 1 Hahn.

Der mit Holzschindeln gedeckte kleine Hof besaß keine eigene Quelle, das Wasser auf Wiesen und Feldern versickerte rasch und alles Brauchwasser musste mit einem Widder aus dem Tal heraufgepumpt werden. Am 6. Oktober 1930 konnte Werner Berg den Hof erwerben. Da er jeden persönlichen Besitz aus ideellen Gründen ablehnte, wurde als Käuferin Dr. Amalie Berg im Grundbuch eingetragen. Curt Sachsse verblieb sogleich auf dem Hof, um den Umzug der noch den Winter über in München lebenden Familie vorzubereiten.

35

zum Kaufvertrag, 1930 | Wiesen und Linden, 1931

36
Inventar
37
38
Curt Sachsse, 1931 | Rutarhof-Mondnacht, 1931
39

Am 15. März 1931 kam es zum Einzug Werner Bergs mit Mauki und der zweieinhalbjährigen Ursi auf dem Hof. Obwohl Mühen und Arbeit des Bauernalltags bewusst suchend, wollte Werner Berg auf dem Rutarhof vor allem Maler sein. Einzig dafür hatte er die neue Lebensform gewählt. Die aus seinem väterlichen Erbe und von seiner Mutter bereitgestellten Mittel erlaubten es ihm, sogleich mit dem Bau eines geräumigen Ateliers, das er über einem alten Schafstall errichtete, zu beginnen. Mauki war beim Einzug wieder schwanger, wodurch die Arbeit in Haus und Hof für sie wohl eine erhebliche Belastung darstellte. Doch sie unterstützte das Vorhaben ihres Malermannes vorbehaltlos. Beide waren bereit, alle Annehmlichkeiten städtischen Lebens, welches ihnen aufgrund ihrer Ausbildung offen war, hinter sich zu lassen und viele Strapazen auf sich zu nehmen. Sie hatten gelernt, mit einfachen Mitteln auszukommen und waren glücklich, fernab aller bürgerlichen Zwänge zu leben. Die beiden Großmütter unterstützten die junge Familie in den entscheidenden Jahren des Beginns auf dem Hof. Maukis Mutter hatte lebenslange Erfahrung in der Landwirtschaft und Bergs Mutter half mit den Erträgen des Elberfelder Geschäftes über viele Schwierigkeiten hinweg. Die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen auf dem Rutarhof unterschieden sich kaum von denen der zurückliegenden Jahrhunderte – gemäht wurde mit der Sense, gepflügt mit einem Gespann von Pferd und Ochsen, gedroschen mit einem vom Pferd oder Ochsen getriebenen Göpel.

40
Mauki mit Klärchen | Mauki und WB | Oma Wien mit Ursi und Klärchen | Oma Wien mit Klärchen | Mauki mit Sonnenblumen, 1931

Noch in der Dunkelheit waren wir alle in der Früh auf dem Feld. In Geldeswert umgerechnet, gar gegen die viele Arbeit, ist ja alles eine Lächerlichkeit, aber in Wahrheit ist lächerlich oder vielmehr jämmerlich nur der „Geldeswert“, diese teuflische Illusion der Menschen, und nicht das, was wächst und betreut und umsorgt sein will. WB

41
42
Oma Wien, 1931 | Oma Wien in der Küche auf dem Rutarhof, 1931
43

Hier oben auf dem Rutarhof ist es so schön, dass mir mit jedem Tag unbegreiflicher wird, dass ich hier leben darf. An Arbeit fehlt es uns nicht, am Abend sinken wir meist todmüde um, aber es ist ein prachtvolles Leben, das ist überhaupt erst Leben! Dass es sich auf die Dauer mit der Malerei nicht vertrüge, davor habe ich keine Angst, ganz im Gegenteil. In der Früh halb fünf mache ich mit Sachsse den (schönen!) Stall fertig, die Stallarbeit ist auch immer unser Tagesschluss. Dazwischen liegt eine Menge Arbeit, jetzt drängt vor allem neben einiger Arbeit im Walde die Bestellung. Ich habe die ganzen letzten Wochen beim Bauen geholfen, vorgestern erst sind die Maurer aus dem Haus gegangen. Morgen kommen noch einmal die Zimmerleute, um die Böden zu legen, dann ist die Bauerei erledigt. Bis auf den Boden und die verglasten Fenster steht mein Atelier fertig da, ich hab eine Riesenfreude darüber. Nach Süden sehe ich vom Atelierfenster den Hochobir aufschießen und die Karawankenkette, nach Norden durch das eigentliche Atelierfenster (3m x 1,8m) sehe ich über den Wald hinweg, über ein weites, ebenes, grünes Becken mit vielen Dörfern auf die viel ruhigeren, kärntnerisch-steirischen Berge. Die Schönheit und vor allem Vielgestaltigkeit unserer engsten Landschaft ist nicht zu beschreiben, der Blick aber geht nach allen Seiten weit hinaus bis auf jugoslawische und italienische Berge. WB 1931

44
Maigewitter, 1932
45
46

Märzhügel, 1934 | Weg zum Rutarhof im Winter, 1930er

47

Heute haben wir Schnee hier, zum ersten Mal heuer, ich traute meinen Augen nicht, wie ich zum Atelier hinaussah. Die letzten Wochen waren sonst noch durchwegs klar und voll Sonne. Alles haben wir gut eingebracht, nach dem Getreide und den Bohnen die Kartoffel und Rüben. Jetzt müssen wir noch viel Waldstreu und Holz machen, zum Ersteren könnten wir noch warmes Wetter gebrauchen.

WB 1931
48
Der Rutarhof im Winter, 1931

Das Land hier ist wirklich selten schön, und der Hof auf abgelegener Bergecke ist uns allen noch wie ein Geschenk, das wir erst verdienen müssen. WB 1932

Die ersten Jahre

Im November 1931 kam die zweite Tochter Klara zur Welt. Kurz darauf musste Werner Berg jedoch schon wieder nach München. Er war damals noch Schüler an der Akademie, wo er auch ein eigenes Meisteratelier besaß, obwohl er sich von Professor Karl Caspar längst entfremdet hatte. In der Suche nach einem wahren Vorbild schrieb er an Emil Nolde. Der sonst zurückhaltende Nolde lud den jungen Maler ein, ihn in Berlin aufzusuchen, wohin Berg im Jänner 1932, nach kurzem Weihnachtsaufenthalt auf dem Rutarhof mit der Bahn reiste. Auf der Rückreise von Berlin hielten ihn noch einige Erledigungen an der Akademie in München fest, als er plötzlich an einem Leistenbruch, der operiert werden musste, erkrankte. So war er noch im Spital festgehalten. Erst im April, nach drei Monaten Abwesenheit, konnte er auf den Rutarhof zurückkehren. Es ist heute schwer vorstellbar, wie seine Frau Mauki diese Zeit als Mutter zweier Mädchen im Alter von drei Monaten und drei Jahren in einer völlig fremden Gegend und Lebenswelt unter meist slowenisch sprechenden Nachbarn verbrachte. Wohl war ihre Mutter unterstützend auf dem Hof und half in der Küche aus. Mauki sang stets gerne und von Anfang an gab es ein Klavier im Haus, auf dem sie spielte, während Curt Sachsse sie auf der Querflöte begleitete. Dieser sorgte in den Wintermonaten auch für alle Wirtschaftsangelegenheiten.

Zurückgekehrt auf den Hof brach Werner Berg die Verbindungen zur Münchner Akademie ganz ab. Der Besuch bei Nolde hatte ihm den eigenen Weg eröffnet und es entstanden nun eine Reihe der bedeutendsten seiner frühen, in der Fläche gehaltenen Bilder, die oft auch den Hof und seine Felder zum Thema hatten.

Die fortlaufenden Schwierigkeiten der Bewirtschaftung der Felder und Wiesen brachten neben der Freude und dem Lebenssinn, die Werner Berg aus der Arbeit schöpfte, von Beginn an auch viele Sorgen. Doch der Hof war in der Absicht erworben worden, unabhängig vom Kunstbetrieb zu sein.

Werner Bergs Stimmungslage war schon in den Anfangsjahren auf dem Rutarhof bipolar. Viele seiner Bilder zeigen die begeisterte Faszination des Beginnens. Unter die nahezu überbordenden Freude über das Blühen der Natur und den Umgang mit all den Tieren auf dem Hof mischten sich bald schon depressive Phasen des Zweifels. Als er im Jänner 1933 neuerlich nach Berlin zu Emil Nolde reiste, war seine Gemütslage deutlich gedrückter als bei seinem ersten Besuch. „Meine Nerven haben einen Knacks bekommen“, schrieb er an Mauki. Ein freundschaftlicher Kontakt entwickelte sich jedoch

DS 50 / 51: Blick vom Rutarhof in das Rosental

Huhn hinter Narzissen, 1932

52
53
54
Der Herrgottswinkel mit WBs selbstgeschnitztem Kruzifix | Schmerzensmann | Heiligenfigur | Kruzifix und Blumen, 1934
55

Heimkehrende Holzfäller, 1934

zu Werner Scholz, welcher auf Einladung Werner Bergs zu den Pfingsttagen 1933 den Rutarhof besuchte. Werner Scholz vermittelte Werner Berg auch eine Personalausstellung in der angesehenen Galerie Von der Heyde in Berlin. Da Werner Berg zögerte, stellte diese Galerie zuerst Scholz aus. Als dann die Ausstellung Werner Bergs im Jänner 1934 in Berlin gezeigt wurde, brach Berg jedoch abrupt mit dem Freund unter dem Vorwand, dieser habe Motive und Eindrücke aus seinem Besuch in Kärnten in eigenen Bildern verarbeitet, ohne auf die Anregung durch Werner Berg hinzuweisen.

Auch mit dem verehrten Emil Nolde kam es im Jänner 1934 zum Bruch. Es war die einzige Reise, die Werner Berg in den ersten Jahren gemeinsam mit Mauki unternahm, umso mehr befremdete es ihn, dass sie beide diesmal nicht wie bei seinen vorhergehenden Besuchen von Emil Nolde empfangen wurden. Auch Emil und Ada Noldes gesellschaftliche Anbiederung an das neue Regime in Deutschland musste Werner Berg enttäuschen, war er doch auf seinen einsamen Hof gezogen, um frei von gesellschaftlichen Zugeständnissen zu sein.

Für Nolde war Werner Bergs Verhalten wiederum unverständlich, zumal Berg sich zu der Ursache überhaupt nicht äußerte. Da es zeitgleich auch zum Bruch mit dem befreundeten Ehepaar Scholz kam, vereinsamte der junge Maler zusehends auf seinem entlegenen Rutarhof. Es war die enorme Verletzlichkeit des äußerlich so robusten, kräftigen und über weite Strecken auch so lebensfrohen Künstlers, die ihn die Abgeschiedenheit als Schaffensvorausetzung suchen ließ.

So kehrte er mit Mauki zu Beginn des Jahres 1934 isoliert von treuen Freunden und Mentoren aus Berlin zurück. Die ursprünglich wohl bestehende Idee, das Projekt Rutarhof auch durch Bildverkäufe zu finanzieren, erwies sich aufgrund der in Deutschland immer stärker eingeschränkten Verkaufsmöglichkeiten als gescheitert. Die mit dem 1934 geborenen Sohn Veit auf fünf Köpfe angewachsene Familie geriet in arge Bedrängnis. Werner Berg hatte vor allem geistige Unabhängigkeit von vielen bedrohlichen Zeitströmungen zu erreichen gehofft. Die Familie konnte sich auch stets selbst mit Nahrungsmitteln und Brennholz versorgen, aber es war dennoch nicht die angestrebte Autarkie. Durch ausbleibende Bildverkäufe fehlte das Geld für Malmaterial und Farben. Die kargen Flächen des Rutarhofes, die auch ohne jeglichen Einsatz von Maschinen bewirtschaftet wurden, lieferten nur geringe Erträge und Reparaturen an Gebäuden und

56
57

Gerätschaften kosteten viel. Die kleine Landwirtschaft gewährleistete kaum das Überleben der Familie und diese war fortwährend auf die Unterstützung durch Bergs Mutter angewiesen. Doch alle wussten sich von Anfang an zu bescheiden und waren mit den selbstgewählten Bedingungen einverstanden. Es gab kein Fließwasser im Haus, keinen elektrischen Strom und Licht am Abend gaben einzig Petroleumlampen.

Im Bestreben, nun Beziehungen zur österreichischen Kunstszene aufzubauen, trat Werner Berg im Herbst 1934 erstmals in Kontakt mit Herbert Boeckl. Den Sommer 1935 verbrachte Herbert Boeckl mit seiner ganzen Familie in unmittelbarer Umgebung des Rutarhofes in Unterkrain. In langen Ateliergesprächen teilten sich die beiden Maler ihre Ansichten mit und unternahmen gemeinsame Malausflüge. In Unterkrain wurde Boeckls Tochter Eleonore geboren. Auch Werner Bergs Tochter Hildegard kam zu dieser Zeit auf dem Rutarhof zur Welt. Im September folgte Herbert Boeckl seiner Berufung als Akademieprofessor nach Wien. Kurz zuvor entzweiten sich die beiden Künstler in heftigem Streit. Wiederum bleibt unklar, was zum Bruch, der zuvor so emphatisch von beiden bekräftigten Freundschaft geführt hatte.

Der Rutarhof mit Drautal, 1934

DS 60 / 61: WB und Erwin Bauer auf dem Pferdeschlitten vorm Rutarhof

Mann mit Pferd und Schlitten, 1933

58
59

Inzwischen liegen Monate voll harter Arbeit hinter uns. Das Land stellt große Anforderungen an uns. Aber auch mein Atelier steht fertig nun auf der Höhe, ich sag es mit Dankbarkeit und auch mit etwas Stolz. Freilich fühle ich schwere Verantwortung auf mir für meine Arbeit, und ich werde nicht ablassen, feste Gestalt zu finden. WB 1932

62
Der weiße Hahn, 1935 | Heimkehr der Herde | Sommer, 1934

Nächtliche Scheune, 1933 | Kirschblüten, 1933

In diesem Jahre habe ich mich mit aller Kraft an das Malen gehalten. Familie, Landwirtschaft, darin Maler sein, ganz von innen Maler, das ist nicht immer einfach. Wie komisch möchte es Ihnen vorkommen, wenn ich von so manchen Sorgen des Bauern erzählen würde, und doch gehört oft das Äußerste dazu, sich nicht von ihnen zerfressen zu lassen. Das Schöne nur ist: die Kraft unserer Einsamkeit und die Herrlichkeit des Landes bringen uns immer wieder darüber hinweg.

WB 1932

64

Kälber, 1934 | Tierskizzen

Es mag selbstverständlich klingen und doch: es ist selten heute, aus eigener Anschauung und Leben zu gestalten statt eines artistischen Programms. Gottlob ist unser Leben hier bei allem Übermaß von Arbeit nicht eng, doppelt hart zwar, aber tausendfach reich.

1932

WB
66
67

1935 | Weidende Kühe

68
Scheune,

Der Maler hat heute trotz allen gegenteiligen Versicherns und Bemühens keinen Stand mehr in der Gesellschaft. Sein Mühen treibt ihn allein, und den gesicherten Resultaten anderer Zeiten stellt er nichts entgegen als die Unbedingtheit seines Einsatzes. In den nächsten Wochen will ich viel arbeiten, hoffentlich lässt das Schicksal einmal etwas mehr Ruhe zum Atmen. Immer wieder möchte ich die Grenzen aufreißen, die Ergebnisse vortäuschen und die innere Spannung vernichten. WB 1934

69

Ich frage mich immer, wie nur ein so übler Betrieb überall um die Kunst sein kann, wo doch ein jeder, mag er arbeiten, wie er will, ganz dem gleichen Ziel hingegeben sein sollte. Immer wenn ich mit diesen Dingen in Berührung komme, widert es mich an, sie wollen die Reinheit und Kraft der inneren Sammlung, auf die allein es ankommt, zerstören. WB 1934

70
Kl. Garten im Schnee, 1933 | Kranke Bäurin (Oma Wien), 1934
71

Rosental, 1936 | Dezemberabend, 1932

Diese Jahreszeit lähmt und drückt mich mehr, als ich wahrhaben möchte, das Wetter tut sein Übriges dazu. Wir haben immer noch mehr Arbeit als Hände und hatten mancherlei Pech und Sorgen. Aber froh bin ich doch immer über Hof und Arbeit und Sorge. Ich wollte mich ja nur dem Leben ausliefern, das Malen daraus zu gewinnen. Es ist nicht leicht, aber ohne Gnade zerbricht jeder. WB 1934

72

Vor ein paar Tagen hatten wir schon – viel zu früh –starken Schneefall, der unsere lieben letzten Herbstblumen niedergehauen hat, gestern Nacht starken Frost. Aber es scheint schon wieder die Kärntner Sonne und brennt die Weide frei. Die Herrlichkeit des Landes könnte einem den Brustkasten zersprengen. WB 1934

73

Mir ist ein trotz vieler böser Schicksalsschläge unzermürbtes, starkes Fühlen dieses Lebens und der Drang, es zu gestalten, die einzige Gewähr für die Gültigkeit meiner Arbeit und die Möglichkeit ihrer Entfaltung. WB 1934

Die Personalausstellungen Werner Bergs in Berlin, Hamburg und Bochum hatten die Hoffnung genährt, auch durch den Verkauf von Bildern finanziell von den Sorgen um den Hof entlastet zu werden. Doch nach bereits vereinzelter Anfeindung durch die nationalsozialistische Presse auf den vorhergehenden Stationen wurde 1935 seine Ausstellung im Kunstverein Köln auf Anordnung der Reichskunstkammer polizeilich gesperrt. Auf dem Rutarhof teilte sich Curt Sachsse, der eigentliche Wirtschafter, tagtäglich alle anfallenden Aufgaben mit Werner Bergs Frau, während Werner Berg oft seine künstlerische Arbeit im Atelier verfolgte, tagelang zum Skizzieren unterwegs war und in den Wintermonaten oft lange Reisen nach Deutschland unternahm. Curt Sachsse und Mauki mussten sich während seiner Abwesenheit allein um Hof, Haushalt und Kinder kümmern. Aus heute nicht mehr klärbaren Gründen verließ Curt Sachsse Anfang 1936 den Rutarhof. Nur vermutet werden kann, dass er wohl zu starke Gefühle der Zuneigung zu Mauki entwickelt hatte, was Werner Berg nicht tolerieren konnte. Denn obwohl dieser stets betonte, alle Konventionen abzulehnen, konnte er durch andere rasch und unerwartet leicht verletzt sein und dann selbst empfindlich streng reagieren. Ein anderer Grund mag jedoch auch sein, dass Sachsse selbst eine Partnerin suchte oder vermeintlich bereits gefunden hatte, was eine Störung der Dreierbeziehung auf dem Hof zur Folge gehabt hätte. Seiner Lebensbasis beraubt, verbrachte Curt Sachsse mehrere Monate in Deutschland, bevor er sich im Dezember in Freiburg im Breisgau mit einem Pistolenschuss in den Kopf das Leben nahm. Werner Berg zeichnete den Freund auf seinem Totenbett. War er unmittelbar angereist, als er die Todesnachricht erfuhr, oder schon vor Sachsses Tod zur verabredeten Wiedervereinigung nach Freiburg gekommen? Gab es die vereinbarte Aussprache der beiden und endete diese trotz guter Vorsätze in einem Konflikt? All diese Fragen müssen unbeantwortet bleiben, da Werner Berg später nie über die Ursachen für das einschneidendst verändernde Ereignis der ersten zehn Jahre auf dem Hof sprach. Das so tragisch endende Zerwürfnis stürzte Werner Berg in eine tiefe Krise. Tief erschüttert durch den Tod des Freundes trat er in Kontakt zu Josef Weinheber, dem er die Schriften Curt Sachsses zukommen ließ. Schwere Schatten hatten sich nun auf das so enthusiastisch begonnene Projekt auf dem Rutarhof gelegt.

DS 74 / 75: Werner Berg mit Gast auf dem Pferdewagen

Herbst / Pferdehalt, 1935

76
Krise
77
78
79
Früher Abend im Winter,
1933

1935

80
Curt Sachsse zur Ausstellung in Berlin, 1934 | Rutarhof im November,
81

Sperre der Ausstellung in Köln, 1935 | Sonnenblumenteller, 1935

82
83
84
Maiabend, 1936 85
86
Selbst, 1936 | Curt Sachsse auf dem Totenbett, 1936

Nach dem Fortgang Curt Sachsses sah sich Mauki außerstande, mit all den Anforderungen des Wirtschaftens und dem Aufziehen von nun schon vier Kindern allein zurechtzukommen. Sie, die auch ein Studium abgeschlossen hatte, war eingespannt wie eine Magd in die Mühen des bäuerlichen Alltags und von ständigen Rückenschmerzen geplagt. Bereits 1935 hatte sie mit dem neugeborenen Veit den Rutarhof verlassen und hielt sich in ihrem Elternhaus in Wien bei ihrer Schwester auf. Auch 1937 musste Mauki wiederum völlig erschöpft zu längerer Kur nach Bad Aibling. Um Curt Sachsses bisherige Aufgaben zu übernehmen, wurde Franz Krebl, der "Herr Pacher", als Wirtschafter angestellt und blieb bis zum Tod Werner Bergs auf dem Rutarhof. Auch die Magd Nani wurde aufgenommen, um Mauki in der täglichen Arbeit mit Kindern und Haushalt zu entlasten.

87
88
Pacher mit Pferd, 1939
89
90
Beim Melken, 1936 | Magd mit Lamm, 1936 | Rutarhof - Winterabend, 1937
91

Das erweiterte Atelier, 1937 | Die Familie, 1937

Zu einer Ausstellung junger deutscher Künstler im Olympiajahr 1936 in Hamburg war auch Werner Berg eingeladen worden. Die Ausstellung wurde jedoch gleich nach der Eröffnung gesperrt und sein eingesandtes Bild „Tranče mit Jäger“ wurde beschlagnahmt und später vernichtet. Das Fehlen fruchtbarer geistiger Aussprache setzte Werner Berg immer mehr zu. Er versuchte erneut den Kontakt zu Emil Nolde aufzunehmen, erhielt aber auf sein Schreiben keine Antwort mehr. Eine Zeit innerer Verunsicherung und massiver wirtschaftlicher Existenzprobleme brach nun an. Das alte Holzschindeldach von Wohnhaus und Stall war neu einzudecken und der Zubau eines eigenen Wohnraums zum Atelier des Malers war notwendig, da das Wohngebäude viel zu klein für die nun sechsköpfige Familie, die besuchende Großmutter aus Elberfeld und die am Hof lebenden Hilfskräfte geworden war. Auch die Krankenbehandlung der damals jüngsten Tochter Hildegard, die an einer komplizierten Geschwulst am Rücken zu operieren war, belastete die Familie.

Die damaligen Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und Österreich führten dazu, dass Werner Berg die Einfuhr dringend notwendiger Mittel für all diese Vorhaben aus seinen Sparguthaben in Elberfeld nicht bewilligt wurde. Aus diesem Guthaben hatte Werner Berg bisher monatlich 150 Reichsmark zur Unterstützung seiner Ausgaben bekommen. Dieser Betrag entsprach immerhin dem Monatslohn eines Industriearbeiters. Auch außerordentliche Zuwendungen seiner Mutter, die den Sohn stets zu unterstützen bereit war, konnten unter diesen Umständen nicht erfolgen. In seiner Bedrängnis nahm er neben wiederholten Schreiben an das deutsche Konsulat und verschiedene zuständige Stellen im Deutschen Reich, den Kontakt zum „Bund Reichsdeutscher Siedler in Kärnten“ auf, von welcher Seite er Unterstützung erhoffte. Dort schien ihm wohl, zur Vermeidung weiterer, die Existenz seiner Familie bedrohenden Schikanen, nahe gelegt worden zu sein, der Auslandsorganisation der NSDAP beizutreten. Da Werner Berg zu dieser Zeit auch aus der Reichskunstkammer ausgeschlossen worden war (die Mitgliedschaft war unbedingte Voraussetzung um in Deutschland als Künstler auszustellen, tätig zu sein und Malmaterial zu kaufen), trat er am 1. 12. 1936 der AONSDAP bei. Diese Parteiorganisation der Auslandsdeutschen war in Österreich erlaubt und von der Befürwortung ihrer Ortsgruppenleiter hingen viele Dinge ab. Es war der einzige Weg, Devisenüberweisungen für die notwendige Instandsetzung von Hof und Atelier von seiner Mutter zu

92

Schreiben Reichskammer der bildenden Künste, NSDAP-Zentralkartei, BArch R 9361-VIII KARTEI / 1911398

93

Schweine, 1930er Jahre | Sauschädel, 1938 | Schlachten, 1938

bekommen. Infolge der „Gleichschaltung“ allen kulturellen Lebens war nicht zuletzt die Sicherung des weiteren Hervortretens als Künstler an diesen Schritt gebunden. Doch selbst die Parteizugehörigkeit schützte Werner Berg nicht davor, dass im Zuge der Ausstellung „Entartete Kunst“ zwei seiner Werke in den Museen von Wuppertal und Nürnberg beschlagnahmt und in dieser verhöhnenden Schau auf deren Stationen in Hamburg und Wien präsentiert wurden. In heute kaum vorstellbarer Weise war das kulturelle Leben, wie auch viele soziale Unterstützungen, wie z.B. für Krankenhauskosten der Kinder, von der Zugehörigkeit zur NSDAP und deren Befürwortung abhängig. Das gehässig-rassistische Gedankengut des Parteiprogramms war Werner Berg, der stets von einer humanistischen, gewaltfrei-pazifistischen Grundeinstellung geprägt war, völlig fremd. Für ihn war wohl die Sicherung der Existenz seiner Familie ausschlaggebend, um unter dem Schutz der Parteizugehörigkeit weitgehend unbehelligt zu bleiben. Nach dem erfolgten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich konnte er sich dann nur schwer einzelner an ihn herangetragener Aufgaben, wie der geplanten Tätigkeit als Standesbeamter, entziehen, verstand es jedoch, durch die Unabkömmlichkeit bei der Arbeit auf dem Hof, jede weiter versuchte Vereinnahmung zu vermeiden. Sein Bruch mit der Gesellschaft hatte Werner Berg das Leben auf seinem einsamen Bergbauernhof suchen lassen. Da die Fahrt mit dem Rad und der Bahn in die 30 Kilometer entfernte Landeshauptstadt Klagenfurt mehr als eine Stunde benötigte, gelang es ihm, auf seinem Hof, der damals mit dem Auto gar nicht zu erreichen war, fortan in Ruhe gelassen zu werden.

Werner Bergs Verhältnis zur NSDAP war ambivalent. Vom zunehmend unterdrückten geistigen Leben in Deutschland immer stärker isoliert, unterhielt er fortwährenden freundschaftlichen Kontakt zu dem von den Nazis entlassenen Leiter der Kunsthalle Bielefeld, Dr. Heinrich Becker, einem deutlichen Kritiker des Regimes, der im privaten Kreis Werner Bergs Werke zeigte und ihm bis zu seinem Tod unterstützend freundschaftlich verbunden bleiben sollte. Auch die lebenslange Freundschaft zum Dichter Walter Bauer, dessen frühe sozialkritische Schriften vom Regime verboten wurden, begann 1937 und Walter Bauer besuchte 1939 den Rutarhof. Mehrfach bekräftigte Werner Berg mit Emil Nolde auch wegen dessen zu großer Anbiederung an die NS-Machthaber bei seinem Berlin Besuch 1934 gebrochen zu haben. Andererseits wurde er von eindeutigen Nazis, wie dem Kunsthistoriker

94
B 95

Schweinsköpfe, 1937

Wilhelm Rüdiger und dem Journalisten Erwin Bauer unterstützt. Beide standen der Kunstpolitik Hitlers ablehnend gegenüber, hofften auf einen inneren Wandel des Systems und versuchten Werner Berg fortwährend (vergeblich) zu helfen.

Erwin Bauer besuchte mit Wilhelm Rüdiger auch im Winter 1938 den Rutarhof. Rüdiger konnte noch 1936 einen reich bebilderten Beitrag über Werner Berg in der angesehenen Zeitschrift „Die Kunst“ veröffentlichen. In den folgenden Jahren scheiterten die beiden jedoch mit ihren Bemühungen, Bergs Bilder in Ausstellungen unterzubringen. Auch Werner Bergs verehrender Kontakt zu Josef Weinheber, mit dem ihn bald eine herzliche Freundschaft verband, lässt auf den ersten Blick politische Bedenken vermissen. Doch gerade in seiner Beziehung zu Werner Berg schien Josef Weinheber einen Gegenpol zu seiner öffentlichen Vereinnahmung zu suchen.

1939 konnte Werner Berg sich erstmals wieder an einer Ausstellung Kärntner Künstler in Klagenfurt beteiligen, wurde aber 1940 wiederum bei einer großen Präsentation Kärntner Maler in Salzburg nicht berücksichtigt. Im Rückzug auf die engste Umgebung des Rutarhofes und in immer strengerer sachlich-nüchterner Gestaltung zeigen seine Bilder auch stilistisch die Folgen der vielen Rückschläge, Anfeindungen und abgeschnürten Möglichkeiten dieser Jahre. 1938 waren noch einige großartige Landschafts- und Menschendarstellungen entstanden, doch 1939 bis 1940 lassen seine Ölbilder kaum mehr erahnen, dass er wenige Jahre zuvor mit seinen Bildern zur europäischen Avantgarde gehörte. Weiterhin zeigten jedoch sowohl seine geradezu kartographischen Landschaften wie auch die Darstellung seiner slowenischen Nachbarn, die ungebrochene Faszination durch seine Unterkärntner Umgebung. Die plakative Flächigkeit und das dunkle Glühen der ersten Jahre waren, bei ständigem Rückzug auf den immer engeren Bereich um den eigenen Hof, einem protokollarischen Dokumentieren gewichen. Doch sein Rutarhof gab ihm nun Freude und Halt und ließ ihn vieles Üble vergessen. Viele seiner schönsten Skizzen von den Menschen bei ihren verschiedenen Tätigkeiten auf dem Hof sind in diesen Jahren entstanden und geben einen direkten Eindruck vom bäuerlichen Leben.

96
97
98
Skizzen, Mägde, 1936 | Magd, 1936
99
100
Skizzen, Landarbeit auf dem Rutarhof, 1934-1941 | Muttersau, 1947
101

Skizzen, Landarbeit auf dem Rutarhof, 1934-1941

102
103

Pacher mit Pferd und Schlitten, 1938 | Nächtliches Stillleben, 1938 | S 106: Herbstbild, 1939 | S 107: Heuarbeit, 1939

Wir kommen im Jahr nur mit wenigen Menschen zusammen, auf dem Lande kann man sich nur ohne Rückhalt geben.

WB 1933

104
105
108
Rutarhof, um 1941 | Reiter im Winter, 1939
109

Seit einer Woche und noch zwei, drei darüber hinaus bin ich mit den Leuten alle Tage auf dem Klee oder den Wiesen, deren wir auf unserem Berg ja riesig viele mit der Sense zu mähen haben. Die Mahd ist allemal die hohe, aber auch schönste Zeit der Arbeit für uns, und die mache ich immer gern und ganz mit, wenn ich auch sonst zu jeder Stunde weiß, dass ich auch andere Scheuern zu füllen habe. Nicht selten fluche ich auf die Wirtschaft mit ihren tausend Sorgen, aber die Arbeit selbst, wenn ich mich ihr nur ganz hingeben könnte, ist immer herrlich. Aber: ich habe anderes zu tun, einmal ganz ausschließlich und unerbittlich. Im Juni soll dann immer noch gemäht werden, das macht die Knochen stark und den Sinn frei.

Nicht leicht können Sie Herrlicheres sich vorstellen, als in der Früh auf den tauigen Berghängen zu stehen, in die Täler zu sehen oder über den Nebel weg auf die Berge und Felsen, wenn nach der Dämmerung die Sonne sie aufglühen lässt. Und wenn die Felsen dann später weiß schimmern, taghell stehen, und die Schwaden liegen schon Reih auf und ab, dann überkommt mich ein starkes und stolzes Fühlen in Liebe zu diesem Leben und Unabhängigkeit von den Menschen, wie ich es zu allen Zeiten leider nicht kenne. WB 1936

Magd,
1935 | Rechende / Obstgarten, 1938 | Beim Mähen, 1949
110
111
112
Die Nachbarfamilie vulgo Holler, 1947 | Rutarhof-Landschaft | Kathi Rakonig | Nani vor Atelierfenster, 1937 | Rastende Mägde, 1937
113

Ich weiß, wie peinlich Phrasen im Munde des Künstlers sind und Sentimentalitäten. Er soll arbeiten. Aber mir graust vor dem tausendfältig nur zu gut Gemachten. Der Grund des Lebens, auf dem ein Werk der Kunst sich erheben soll, kann nicht breit genug gelegt, dieses Leben nicht weit und voll genug sein.

WB 1936
114
Obir, 1939 | Staffelei und Obir

Aufschauende, 1938 | Heuarbeit, 1947

116

Getreideernte auf dem Rutarhof, 1947 – 1954

Mir ging es immer darum, das Leben vor die Gestalt zu setzen, diese aus seinem Reichtum zu gewinnen. Andere Maler, die ich dennoch hochschätze, gehen den bestimmten Weg logischer Entwicklung eines Formsystems. Mir jedoch ist ein trotz vieler böser Schicksalsschläge unzermürbtes starkes Fühlen dieses Lebens und der Drang, es zu gestalten, die einzige Gewähr für die Gültigkeit meiner Arbeit und die Möglichkeit ihrer Entfaltung. WB 1936

118
119

Eben war ich noch einmal draußen, es hat zu gießen aufgehört, die Nacht ist trotz der Wolken hell (heute ist Vollmond), und die Berge sind auch wieder da. Das Haus so schwer im Schlaf, zwischen unseren Bäumen und dem Obir eine lange weiße Wolkenbank, und der Mond ganz hoch scheint milde durch. Wie die Tannen schwarz aufragen und abstürzen, das Dorf unten beisammen liegt, Drau und Vellach rauschen, die Berge sich ineinander, übereinander schieben und die lichten und schweren Wolkenfetzen gehen, das alles ist so wirklich wie geträumt. Und beides ist das Leben hier, und ich war geboren, wo die Schwebebahn zwischen Anilindämpfen über die Wupper schwankt. Ich war auch ein paar Takte am Klavier, das war sehr schön. Die große Sehnsucht ist des Klanges gespannteste Kraft, und Wirrnis und Zerbrechen können in der Ewigkeit zur Melodie werden. Nicht jede Harmonie ist rund und in der Zeit beschlossen. WB 1937

120
Hochobir mit Wolkenbank

Bald geht es ans Malen, ich spüre es in den Fingerspitzen – mags vermessen klingen! –, dass ich weiterkomme. Ich grundiere jetzt einen Stapel Leinwände, und mit oder ohne Gunst der Zeit: ich werde arbeiten. WB 1939

122
Blick vom Rutarhof nach Westen | Pferd, 1938
123
Unser Leben, das schwer und reich, nur unerträglich oft verlassen ist. WB 1939

DS 124 / 125: Eichenzweig, 1939

Personalausweise

Schreiben-NSDAP

SBPR-903-0522112518441

126
127
Die Kinder mit Oma Elberfeld | Die Familie im Ställchen

Kriegszeit

Zu Beginn des Krieges absolvierte Werner Berg, um einen Waffendienst in jedem Fall zu vermeiden und helfend tätig sein zu können, eine zeitraubende Sanitätsausbildung in Klagenfurt, zu der er jeweils mit dem Fahrrad fuhr. Anschließend wurde er zu einer mehrwöchigen Ausbildung zum Heeressanitäter nach St. Johann in Tirol einberufen. Nach anschließendem kurzem Fronteinsatz wurde er wieder für die Arbeit auf dem Hof freigestellt. 1940 wurde Tochter Annette geboren, der befreundete Dichter Walter Bauer übernahm ihre Patenschaft.

1939 war Werner Bergs Parteizugehörigkeit zur NSDAP wohl eher irrtümlich gestrichen worden, da man ihn, der stets mit seiner Familie auf dem Rutarhof lebte und arbeitete, unbekannten Aufenthalts vermutete. Damit er auf dem Hof auch weiter verbleiben konnte und vorerst nicht eingezogen wurde, war die Zurücknahme dieser Streichung erforderlich und Beitragsmarken mussten von ihm nachgeklebt werden. Ohne seine Parteizugehörigkeit wäre es wohl unvorstellbar gewesen, auf dem Rutarhof bleiben zu können und er wäre sofort weiter als Sanitäter in eines der vielen Kampfgebiete eingezogen worden. Auch die Unterstützung seiner Frau Mauki, die ab 1942 bis zum Kriegsende mit fünf Kindern ohne seine Hilfe mit allen Belangen von Haushalt und Landwirtschaft zurechtkommen musste, war sicherlich nur infolge der Befürwortung der zuständigen Ortsgruppenleiter möglich. Nachdem Werner Berg mehrere Monate bei Frau und Kindern auf dem Hof bleiben konnte, sollte er als Maler in Skandinavien eingesetzt werden. Ein Offizier aus dem Rheinland, Oberstleutnant im Generalstab Walter Schmidt, wollte Werner Berg zur Schilderung der Landschaft der besetzten Gebiete nach Norwegen beordern. Schmidt gehörte dem 36. Gebirgskorps an, welches am 18. November 1941 in Norwegen aufgestellt wurde und war von 1943 bis 1945 Chef von dessen Generalstab. Aus Köln stammend, hatte er Werner Bergs Bilder schätzen gelernt und war ihm auf Grund seiner einflussreichen Stellung in den folgenden Kriegsjahren ständiger Protektor. Doch dieser plötzlich angeordnete Einsatz wurde, noch bevor Werner Berg aufbrechen konnte, wieder zurückgenommen und er konnte noch längere Zeit bei seiner Familie auf dem Rutarhof bleiben. Erst im Februar 1942 wurde er endgültig einberufen und verbrachte vorerst – zusammen mit dem Tiroler Fotografen Wilhelm Angerer, mit dem ihn eine Freundschaft verband – vier Ausbildungsmonate in Grafenwöhr, bevor er im Juni 1942 als Kriegsmaler und Heeressanitäter an die finnisch-russische Front kam.

Tote Krähe, 1939

128

Wir alle, die wir eine Welt anderer Art erstrebten, können nun die Rechnung der großen Phrasen bezahlen. WB 1944

129

im Winter | Der Rutarhof und Weihnachten auf dem Rutarhof (aus der Erinnerung in Norwegen gezeichnet), 1944

Wenn auch unfrei, weiterhin Porträts und Landschaften malen zu können, ohne dabei zu propagandistischen Konzessionen gezwungen zu sein, war für Werner Berg inmitten der verbrecherischen Zeitumstände ein großes Glück und führte dazu, dass er mit keinem der oft grausamen Gefechtseinsätze unmittelbar in Berührung kam. Werner Berg erkannte jedoch gleich nach seiner Ankunft an der Front, welch ungeheure Schuld die deutschen Verbände auf sich luden. Er zeichnete die Gefallenen und Verwundeten und fertigte einfühlsame Portraits der russischen Kriegsgefangenen, etwa eines mongolischen Arztes. Dies war wohl nicht gerade das, was man von ihm erwartet hatte, und so musste er sich in der Folgezeit ganz auf die nüchtern-sachliche Darstellung des karelischen Urwaldes beschränken. Aus Karelien berichtete er nach Hause: „Es ist ja keinesfalls eine günstige Landschaft für mich, aber es lässt sich schon etwas machen und da ich nach so manchem niederdrückend Unwürdigen nun zumindest meine Ruhe habe, werde ich wohl mehr und mehr meine innere Freiheit wiedergewinnen. Vorgänge freilich beobachtet man, die sich einfach nicht übersehen lassen, die einem den Magen umdrehen und ein böses Schicksal wider unser Volk herausfordern.“

130
Rutarhof
131
Magd,
132
Anja, 1943
|
1940
133

Das Ställchen im Winter | Besuch Josef Weinhebers auf dem Rutarhof, 1943

Weihnachten 1942 konnte Werner Berg auf den Rutarhof zurückkehren. Für seine Verdienste als von den Kameraden geschätzter Sanitätssoldat erhielt er am 24.12.1942 das Kriegsverdienstzeichen II. Klasse mit dem Schwert. Während des dreimonatigen Heimataufenthaltes besuchte Josef Weinheber den Rutarhof und porträtierte Werner Berg in dessen Atelier in einer von Schnaps berauschten Stunde. Im Februar 1943 stellte Werner Berg unter der Anwesenheit von Größen aus Partei und Gesellschaft seine „Bilder von der Eismeerfront und aus Nordkarelien“ im Klagenfurter Kunstverein aus.

Für Werner Bergs auch in den Kriegsjahren stets vorhandene pazifistische Grundeinstellung spricht, dass er, obwohl als Kriegsmaler Angehöriger des Stabes und zur Aufgabe der Landschaftsschilderung mit weitgehender Bewegungsfreiheit und Unterbringungsvorrechten ausgestattet, in seiner Malerei jedes ideologische Zugeständnis vermeiden konnte. Bis zum Ende des Krieges konnte er auch jede Beförderung umgehen und verblieb im Dienstgrad eines Obergefreiten. Zu Weihnachten 1943 konnte Werner Berg nochmals den Rutarhof aufsuchen, danach kehrte er erst im Oktober 1945 aus der Kriegsgefangenschaft in Hamar endgültig wieder auf den Hof zurück. Für Mauki waren die Kriegsjahre als alleinige Verantwortliche auf dem Rutarhof eine enorme, kaum vorstellbare Belastung. Fünf Kinder, von der 1940 geborenen Annette bis zur gerade in die Pubertät eintretenden Ursula, waren zu versorgen. Die Parteizugehörigkeit Werner Bergs half sicherlich, dass ihr zwei ukrainische Zwangsarbeiterinnen zur Hilfe zugeteilt wurden, deren einer, Anja, es auf dem Hof jedoch bei dem ihr stets entgegengebrachten Verständnis so gut gefiel, dass sie zu Kriegsende nur sehr widerstrebend zurückkehren wollte. Für Mauki war mit den meist Slowenisch sprechenden und auch ein gutes Stück vom entlegenen Rutarhof entfernt lebenden Bauern der Nachbarschaft kaum mehr als die Verständigung über Alltagsbelange möglich. Abgesehen von Besuchen der treu befreundeten Klagenfurter Fachschullehrerin Nina Semmelrock war Werner Bergs Mutter Clara die einzige dauernde Gesellschaft, mit der sie sich aussprechen konnte. Diese lebte, nachdem sie sich zufällig in Kärnten befand, als 1943 ihr Elberfelder Geschäfts- und Wohnhaus durch einen Bombentreffer zerstört wurde, bis zu ihrem Tod ständig auf dem Rutarhof.

134
135

Pferdeschlitten, 1939 | Bauernpaar / Schlitten (Das Nachbarehepaar Holler), 1938

Im Unterkärntner Grenzgebiet hatte die von den Nationalsozialisten grausam betriebene Aussiedlung der Kärntner Slowenen, selbst solcher Familien, deren Söhne an der Front standen, eine explosive Stimmung geschaffen und viele in den bewaffneten Widerstand zu den Partisanen gedrängt. 1941 war Slowenien zwischen Deutschland und Italien aufgeteilt, die Kärntner Grenze bis gegen Laibach verschoben worden. Todesurteile, Verhaftungswellen und Umsiedlungen waren im annektierten Oberkrain an der Tagesordnung. Es formierte sich mit Titos Partisanen eine Widerstandsbewegung, der auch zahlreiche Kärntner Slowenen angehörten. Was die ohne Nachschub operierenden Partisanen brauchten, holten sie sich, wenn nötig, mit vorgehaltener Pistole von den Bauernhöfen im Grenzgebiet – dreimal auch von Werner Bergs Rutarhof. Als Deutsche im slowenischsprachigen Gebiet musste Mauki mit den Kindern ständig unter drohender Gefährdung leben.

136
137

Werner Berg besaß, wie die erhaltene Wehrstammkarte dokumentiert, in seiner Eigenschaft als Sanitäter während des ganzen Krieges kein Gewehr, nur eine Pistole hatte er zu seiner allfälligen Verteidigung ständig bei sich zu tragen. Diese Waffe vermuteten die Partisanen auf dem Hof, als sie in der Nacht des 13. April 1944 den Rutarhof aufsuchten. Werner Berg war in Norwegen und auf dem Hof war keine Pistole vorhanden. Werner Bergs Mutter Clara hatte, als einer der Partisanen mit seiner Lampe ihr ins Gesicht leuchtend das Schlafzimmer betrat, diesen äußerst erfreut begrüßt, weil sie im ersten Augenblick, den eine deutsche Uniform Tragenden für den schon lange ersehnten Sohn hielt. Die Partisanen ließen bei ihrem Überfall keinem der Familienmitglieder etwas zuleide kommen. Der Hof und vor allem das sich im von den Partisanen genau inspizierten Atelier befindende gesamte künstlerische Werk Bergs blieben unversehrt. Wäre trotz der Beteuerung Maukis, dass keine Waffe am Hof vorhanden sei, die Pistole oder anderes belastendes Material auffindbar gewesen, hätten die Partisanen, wie sie gleich zu Beginn ihrer Suche unmissverständlich ankündigten, zumindest ein Familienmitglied erschossen. Als die Partisanen die beiden dem Hof zugeteilten, ukrainischen Zwangsarbeiterinnen zum Mitgehen und Verlassen des Hofes aufforderten, weigerten diese sich, indem sie beteuerten, es bei der „deutschen Frau“ nur gut zu haben. Beim Durchsuchen des Ateliers äußerten die Partisanen ihre Zustimmung zu den Bildern. Der Überfall wäre wohl anders verlaufen, hätte Werner Berg sich in den Jahren zuvor etwas gegenüber seinen slowenischen Nachbarn zuschulden kommen lassen. Einer grausamen Kriegslogik entsprechend, hätte hier die Gelegenheit rächend zu richten bestanden, denn es waren zu diesem Zeitpunkt nur Frauen und Kinder auf dem weit abseits gelegenen Hof. Ein anderer grausamer Zwischenfall betraf die zweitälteste, 14jährige Tochter Klara und hinterließ bei der, ohnehin psychisch Gefährdeten, lange posttraumatische Folgen, die in eine manifeste Psychose mündeten. Auf ihrem weiten Schulweg durch den Wald wurde sie von Burschen überfallen und missbraucht – ein aus Briefen dieser Zeit dokumentierter Vorfall, über den später nie mehr gesprochen wurde.

138
Der Rutarhof im Winter, 1940
139

Ist mir doch das alles jeden Tag neu und ein Gnadengeschenk, der Bestand dieser kleineren Welt, die für mich, wenn nicht die größere, so doch die wirklichere ist und mich aufnimmt wie eh und je. Bei allem Schweren ist das hier wie ein kleines Reich, in dem es noch so etwas wie Unabhängigkeit gibt, und meine Frau hat es treu und kraftvoll behütet.

WB 1943
140
Petroleumlampe vorm Fenster | Christnacht / Obir, 1940
141

Dass ich nach jenen Jahren in mein, in unser Leben wieder eintreten durfte, dass ich nicht aus der Mitte meiner selbst – schlimmer als der äußere Tod – verstoßen wurde, gilt mir seither bei jedem Atemzuge, so bedrängend auch oft die Umstände waren, als eine unerhörte Fügung des Geschicks. Ich habe weiterarbeiten dürfen. Jetzt stehe ich in der Mitte der Jahre. Die Schwierigkeiten – welche Schwierigkeiten oft! – verfluche ich nicht, ich weiß vielmehr, dass sie Segen bedeuten. Nur halte ich es für an der Zeit auszuschreiten und möchte der Fügung würdig sein, die mein Werk fördert. Nein, ich will nicht „besser leben“, ich habe nur den heißen Wunsch mit aller Sammlung und Verdichtung arbeiten zu dürfen.

WB 1946
142
Pacher mit Holzschlitten, 1946
143

Lebenslauf zur Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft

1904 zu Elberfeld (Rheinland) geboren, konnte ich unter dem Druck der Kriegs- und Nachkriegszeit, die meiner Familie schwere Wunden geschlagen hatte, meinem steten Wunsch und Ziel, Maler zu werden, nicht nachgehen. Nach der Matura ergriff ich Arbeit und Studium. Aufforderungen, sowie mannigfache frühe Eindrücke und Bindungen zogen mich nach Wien, wo ich einmal noch, bevor mich das Leben in seine Tretmühle zwänge, die Luft einer musischen Welt einzuatmen hoffte. Im April 1924 kam ich nach Wien, und dieser Schritt, anfangs nur als Intermezzo gedacht, wurde zum entscheidenden meines Lebens, ich selbst blieb dem österreichischen Raume, der meine menschliche, geistige und künstlerische Entwicklung bestimmte, auf immer verhaftet. Nach sieben weiteren Semestern, die ich ununterbrochen an der Wiener Universität blieb, promovierte ich 1927 mit Auszeichnung (gleichzeitig mit meiner Frau), nachdem ich in den letzten Semestern an der Wiener Universität als Bibliothekar und Assistent angestellt und für die Dozentenlaufbahn ausersehen war. Vor den Prüfungen aber brachen alle alten Wünsche, die der Kunst galten und mir selbst längst abgetan schienen, hervor und ließen mich nun doch noch den Weg zur Malerei suchen. Im Herbst des gleichen Jahres nahm mich die Wiener Akademie der bildenden Künste auf, wo ich zunächst alle vorgeschriebenen Prüfungen absolvierte. Zugleich stand in mir und meiner Frau der Plan fest, in einem bäuerlichen Lebenskreis (Kärnten) eine ursprünglichere, unkonventionelle Daseinsform zu suchen und darin die Grundlage künstlerischer Produktion zu finden. Um meine Malausbildung zu erweitern, schien es mir geraten, zuvor noch an die Münchner Akademie zu gehen, von wo aus ich mit Kärnten, in dem ich in und außer der Ferien arbeitete, innig verbunden blieb. Im April 1930 konnten wir daran denken, unsere Verbindung rechtlich und kirchlich zu bekräftigen. Später wohnten wir kurze Zeit gemeinsam in München und waren innerhalb dieses ¾ Jahres vier Monate in Kärnten. In diese Zeit fällt die Entscheidung über unsere und unserer Kinder Zukunft mit dem Ankauf der Rutarhube in Unterkärnten (Oktober 1930), auf der wir seit März 1931 endgültig sesshaft sind. Ich muss darauf hinweisen, dass der Ankauf des Hofes und unsere Ansiedlung in keinerlei Zusammenhang mit Unternehmungen standen, die solche Käufe mit Tendenz vermittelten. Zu raschem Entschluss führte das Auftreten des Vorbesitzers, der uns seine Hube wiederholt und dringlich zum Kauf anbot. Diese schwierige Bergwirtschaft war keineswegs dazu geartet, wirtschaftlichen Vorteil zu verheißen, aber Landschaft und Einsamkeit, die mir als Voraussetzung zum Schaffen galten, hatten es uns von vornherein angetan. Endlich habe ich noch mein Verhältnis zur NSDAP darzulegen, als deren Mitglied ich seit Dezember 36 zähle. Bald nach den umwälzenden Ereignissen des Jänner 33 in Deutschland setzte der Druck auf mich „Auslandsdeutschen“ ein, der AO der Partei beizutreten. Ich entgegnete dem stets mit dem Hinweis, dass ich als Künstler nichts damit zu tun habe. Überdies waren die künstlerischen Praktiken des Nationalsozialismus meiner Überzeugung und Tätigkeit derart entgegen, dass sie erst grundsätzlich und bald auch tatsächlich zur ärgsten Bedrohung meiner Existenz wurden. Als ich im Reiche 1934 ausstellte, wurde dies von vielen als erstes Wiederhervortreten einer vom Nationalsozialismus unterdrückten Tradition junger Kunst empfunden und nach etlichem Hin und Her kam es zu schweren Rückschlägen, bis endlich 1935 meine Kollektivausstellung im Kölner Kunstverein polizeilich gesperrt wurde. Der Referent im Propagandaministerium (Hofmann) bezeugte mir unerbittliche Feindschaft, wo immer er auf Spuren von mir stieß, beschlagnahmte meine Bilder in öffentlichem Besitz und erging sich in wüsten Beschimpfungen, als er in der Alten Pinakothek in München eine Anzahl Bilder von meiner Hand sah. (General-Direktor Buchner dort, sowie Hofrat Dr. Reichel und Dr. Benesch von der Wiener Albertina setzten sich mit Nachdruck für mich ein.) Noch im Mai

144

38 suchte Hofmann mich durch Ausstellen eines meiner frühen, mir besonders nahen Bilder in der Wiener „Entarteten-Ausstellung“ anzuprangern. Ich litt nicht wenig unter diesen eine freie und fruchtbare Entfaltung abwürgenden Eingriffen, denen ich nichts als ein ehrliches Bemühen in einem harten Leben entgegenzustellen hatte. Auch wurde es mir immer mehr erschwert, aus der stets radikaleren Devisen-Abschnürung das Notwendigste von meinen finanziellen Mitteln herauszulösen, die ich zur Erziehung der Kinder, zur Verbesserung der Wirtschaft und zur künstlerischen Betätigung, in der ich nie eine lukrative Aufgabe betrachtete, brauchte. Als der wieder und wieder an mich herantretende Stützpunktleiter endlich darauf hinwies, dass die AO der Partei in Österreich erlaubt sei, ließ ich mich dazu herbei, eine Beitritts-Erklärung zu unterschreiben. Dies und Beitragszahlungen blieben meine einzige Tätigkeit bei nicht auch der geringsten Berührung mit der illegalen österreichischen Bewegung, - im Übrigen bedurfte es keiner Dokumente, keiner Vereidigung usw. Ich aber dachte an nichts anderes, als übelsten Anwürfen gegenüber in etwa nur gesichert zu sein. Dem wiederholten Drängen, jetzt oder später Parteifunktionen zu übernehmen, bin ich stets, und oft mit nicht geringer Mühe, ausgewichen. Zu Beginn des Krieges betätigte ich mich bewusst, um in einer Zeit der Gewalt-Vermessenheit Menschlichkeit üben zu können, beim Roten Kreuz und kam späterhin zum Sanitätsdienst. Wenn ich dann als Soldat zum Malen herangezogen wurde, blieb ich allen Situationen meiner Überzeugung treu, die es mir versagte, die Kunst zu einer Propaganda-Phrase herabzuwürdigen. Vier Jahre war ich meist an der Nordfront im Militärdienst und zuletzt Obergefreiter. Meine Frau aber hat in den Kriegsjahren Hof und Familie unter Bedingungen erhalten, deren Schwierigkeiten alles Erdenkliche übersteigen.

Heute kann ich nicht anders als diese unsere gegebene Lebenslage, in der ich die landwirtschaftlichen Verhältnisse nach Kräften und mit Erfolg verbesserte und mit der ich bei einer steten künstlerischen Auseinandersetzung wohl inniger als bei jedem sonstigen Tun verwurzelte, als meine und meiner Familie Heimat betrachten. Möge es mir vergönnt sein, in beharrlicher Weiterarbeit den Sinn dieses Lebens zu erweisen, mit dem ich dem Lande, das mich aufnahm, einst nicht Unehre zu bereiten hoffe.

Werner Berg, 1947

Zu den Darlegungen meines Mannes gestatte ich mir noch Folgendes hinzuzufügen:

Ich bin 1899 in Wien-Hütteldorf als Tochter einer alteingesessenen Familie geboren und habe in meinem Leben kaum ein halbes Jahr außerhalb Österreichs verbracht. Die Gemeinschaft mit meinem Manne gründet sich in einer wahrhaften Schicksalsverbundenheit. Diese schwierige Doppelaufgabe einer Bäurin und Künstlerfrau stellte an mich große Anforderungen, und ich habe alle Kraft aufgeboten, um meine fünf Kinder, die in Österreich geboren und aufgewachsen sind, im Sinne menschlicher Güte und Bewährung aufzuziehen, die Wirtschaft mit Fleiß zu fördern und meinem Manne, der in Treue zu seiner künstlerischen Arbeit sein Lebensziel erblicken muss, Kameradin zu sein. Parteimitglied oder -anwärterin war ich nie. Ich bitte auch meinerseits in Anbetracht der außergewöhnlichen Umstände um günstige Entscheidung des Gesuchs.

Dr. Amalie Berg, 1947

145

Staatsbürgerschaftsurkunde, 1947 | Die Familie vor dem Atelier, 1943 | Die Kinder, 1948

146
147

Hundehütte und Obir im Frühling

148

Wahlheimat Unterkärnten

Der Rutarhof, wie sich unsere Hube etwas großspurig nennt, liegt auf der Südweststrecke des dem Hochobir vorgelagerten Bergriegels, unter dem die Vellach in die Drau einmündet. Wer einmal dort war und Augen hatte, empfand noch stets die Besonderheit der Situation: Jenseits der Drau, die vor der Annabrücke einen Knick beschreibt, steht über Waldstürzen die Felsstirne des Skarbin. Sie teilt den westlichen Ausblick in zwei Hälften, man möchte sagen, in zwei Welten: nordwestlich die des Jauntales und des Klagenfurter Beckens, das wie auf einem Plan gebreitet liegt, der von den Nocken, auch Tauern an klaren Tagen, eingefasst ist. Südwestlich geht die Sicht weit ins Rosental, das sich von hier aus weniger bekannt, doch umso schöner und geschlossener darbietet. Gegen Sonnenaufgang spricht in den Waldbreiten der Dobrova und in den Ausläufern des Gebirges der Osten vernehmlich und anders. Über allem aber ragt südlich der Obir, dessen Silhouette sich hier wahrhaft klassisch-edel in den Himmel schwingt und der f ür alles, was sich unter ihm ereignet, so etwas wie ein Signum und ein Zeuge ist. Dieser Hof und dieser Himmelsstrich wurden mir, wenn das Wort nur irgend angeht, zur Wahlheimat. Und damit rühre ich an das entscheidende Wort und meine, diese zweite müsse eine Schicksalsheimat sein, im Grunde zubestimmt und unwählbar wie jene erste. Dann mag es auch geschehen, dass der so Hinzukommende eine besondere

150
151
Der Blick vom Rutarhof ins Rosental und zu den unten liegenden Feldern vor dem Skarbin

Empfänglichkeit und Empfindlichkeit für vieles mitbringt und bewahrt, das dem Heimischen von jeher als ein Selbstverständliches oder Beiläufiges erscheint. Er würde dann zum Durchgang, zum Instrument etwa, auf dem die Weise seiner neuen Heimat seltsam tönend wird. Kein Verstand hätte mich so gut beraten können, wie ein Instinkt mich einst leitete und hierher führte. Der sagte mir schon in frühesten Jahren, als ich zur Kunst strebte, dass es darauf ankomme, die Kunst wieder an das Leben zu binden, eine Lebensform zu gründen, die in sich Sinn habe und mit Anschauung gesättigt sei. Ich kannte manchen Begabten, der sein gestaltkräftiges Ahnenerbe bald vertan hatte, und ich schauderte vor der Unnatur von Begriffen wie Atelier, Kunstverein und Glaspalast. Als Kind schon war ich oft und mit Freuden in den Alpenländern, und während eines längeren Aufenthaltes in Kleinasien wurde die Erinnerung an ihre grünen Matten zur starken Sehnsucht. 1924 kam ich zum Studium nach Wien, und seitdem wurde mir Österreich zum Schicksal, zum Boden meiner geistigen Entwicklung. Dass ich dann, Maler geworden, mit meinem Kindheitsfreunde Curt Sachsse auf dem Rutarhof in Kärnten landetet, war Fügung oder besser: eine Kette von Fügungen. Das Unterland, das so abseitig und unbeschrien ist, da sich der Fremdenstrom stets westlich von Klagenfurt ergießt, hatte es mir bald angetan. Ungewöhnlich und von keinem Klischee erfassbar erschienen mir auch von Anfang an die Menschen, die Kärntner Slowenen, deren Wesen ich noch nirgends echt geschildert sah. Es wäre so töricht wie falsch,

152
Der Rutarhof in den 1940er Jahren
153

sie herabzusetzen, noch auch sie billig zu idealisieren.

Katholische Religiosität im Verein mit aus dem Schoß der Urzeit Überkommenem, ein unentwegter Fleiß und Misstrauen gegenüber großen Tönen, aber auch gegen alles zu Klare kennzeichnen die Bevölkerung. Alles, was sich hier vollzieht, ist nicht leicht benennbar oder durchsichtig.

Eben dies Geheimere musste aber für den Künstler unserer Zeit, der ja dem Vordergrund der Dinge misstraut und die Erschütterung der Welt in den Eingeweiden spürt, ein großer Anreiz sein.

Gewiss gibt es anderswo prächtigere Trachten und stattlichere Menschen, aber nur zu leicht fehlt – ich habe es zuweilen erfahren – jenes schwer zu definierende Gewürz der Besonderheit. Man gehe in eine der unberührteren Dorfkirchen, zu Allerheiligen auf den Friedhof von Eberndorf oder an einem der bestimmten Feiertage zum Hemmaoder Liesnaberg, wo das Volk zusammenströmt und eine Fülle von Anblicken bietet, in denen man mühelos hinter Anekdote und Folklore große Form, zeitlose Begebenheit und bildträchtiges Geheimnis entdecken kann. Immer wieder fesselt mich, Sinnbild der menschlichen Urangst überhaupt, das Bild der betenden Bäurin: steil, ernst und voll Hingegebenheit. Nicht selten reiße ich die Augen auf vor Staunen, dass diese archaisch große Form und mythenhafte Versunkenheit wirklich sind, Wirklichkeit unserer Tage und nichts fern Beschworenes oder museal Konserviertes. In solchen Augenblicken offenbart und erneuert sich fern allem Wollen der Gebildeten Volkstum. Man schaue sich

154
Frauen auf dem Markt, 1933 | WB bein Skizzieren auf dem Markt in Bleiburg
155

auch das Kircheninnere an, dessen reiche Ausschmückung und Farbigkeit ihren unverwechselbar eigenen Charakter haben.

Auf drei Terrassen liegen die Felder, einst vom Gletscher abgeschliffen, die Moränenhänge mit karger Grasnarbe dazwischen, deren Bearbeitung saure Mühe kostet, und der Wald ringsum schließt das kleine Reich ab, wahrhaft ein Reich für sich. – Und dort ist die Außenwelt, nah und fern, langvertraut und undurchdringlich zugleich. In immer neuen Bildern strebe ich dem Bilde zu, das ungreifbar bleibt. Und dann die ewiggroßen Augenblicke des Jahres: das durchscheinende erste Grün vor dem Blau und Grau des Maigewitters – der Himmel mittagheiß zitternd über dem eben geschnittenen Getreidefeld – die auffliegenden Morgennebel des Oktobers voll Glanz und Wehmut – und feierlichster Augenblick vielleicht: Klarheit, Weiße und Stille der Winternacht. Im Tale unten rauscht die Vellach, und in den Himmel zeichnet bis in die Träume der Obir Aufschwung, Gipfel und Verwellen. Vor den Sternen bebt im Nachthauch ein Ast, und seine Sprache überhört ich noch zu keiner Stunde:

„Das Ungeheure begreift nie der Sichre.“ WB 1947

Obir 156
157

Jetzt ist für mich eine Senke zwischen angespanntester Tätigkeit, die mich, hoffe ich, meinen Zielen näherführte und der schon drängenden Landarbeit, die meine Zeit zerreißen wird. WB 1947

Neubeginn

Als Werner Berg im Oktober 1945 endgültig auf den Rutarhof zurückkehrte, befand sich dieser im von Jugoslawien beanspruchten Gebiet südlich der Drau und konnte nur mit einem Permit über einen britischen Kontrollpunkt bei der Annabrücke erreicht werden. Es war noch unklar, ob die Familie überhaupt auf dem Hof verbleiben können würde oder ob dieser, als von einem Deutschen bewohnt, enteignet würde. Da niemand nach dem aus wirtschaftlicher Sicht unattraktiven Hof verlangte, bekam Berg mit seiner Familie als deutscher Staatsbürger vorerst das Heimatrecht in seiner Gemeinde Gallizien.

DS 158 / 159: Der Hof, 1948

Der Rutarhof im Herbst, 1945 Pacher beim Dengeln

160

Heimatrecht,1945 | Schreiben Kulturamt, 1947

Der junge Dichter Michael Guttenbrunner besuchte ab 1946, von Werner Berg und seinem Werk begeistert, immer wieder den Rutarhof und half durch zwei Jahre bei der landwirtschaftlichen Arbeit. Michael Guttenbrunner arbeitete zu dieser Zeit im Kulturamt der Kärntner Landesregierung. Gemeinsam mit seinem Vorgesetzten, dem Dichter Johannes Lindner, setzte er sich unermüdlich für Werner Bergs Belange um das Erlangen der österreichischen Staatsbürgerschaft ein. Beide unterstützten Werner Berg auch bei dem Entnazifizierungsverfahren, das dieser wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP zuvor absolvieren musste. Im behördlichen Schriftverkehr zu diesem Verfahren attestierten sie ihm, niemals im Geiste des Nationalsozialismus tätig gewesen zu sein und stets eine „ausgesprochen antifaschistische Einstellung“ besessen zu haben. Damit schien die ganze Angelegenheit für Werner Berg abgetan. War auch seine unter dem Druck der Verhältnisse eingegangene Parteizugehörigkeit ein moralischer Makel, so hatte er sich doch darüber hinaus keine wie immer geartete Schuld zukommen lassen. So erwähnte er seine Parteizugehörigkeit weder in späteren Gesprächen mit engen Freunden noch in offiziellen Lebensläufen, dennoch muss er sie bis an sein Lebensende als quälend empfundenes Ungenügen empfunden haben, das seiner inneren Einstellung wie seiner Haltung gegenüber seinen Mitmenschen widersprach. In den folgenden Jahren trat er stets vehement und öffentlich für die Anliegen der slowenischen Sprachgruppe ein.

162
163

Aus Norwegen erhielt Werner Berg Unterstützung durch den Beamten Ivar Wormdal, den er während seiner Internierung in Hamar kennen gelernt hatte. Dieser sandte in den durch Materialmangel geprägten Nachkriegsjahren Werner Berg wiederholt Farben, welche in Österreich kaum erhältlich waren und auch einige in Hamar zurückgelassene Bilder, welche als in Norwegen entstandene Erzeugnisse von einer Ausfuhrsperre belegt waren. Das Wirtschaften auf dem Hof war jedoch deutlich schwieriger geworden und die Familie lebte durch viele Jahre in prekären Verhältnissen. Bildverkäufe waren unmöglich, da in der allgemeinen Not der Nachkriegsjahre niemand das Geld dafür besaß. Viele der vor dem Krieg noch oft vorhandenen, landwirtschaftlichen Hilfskräfte fanden nun in den Dienstleistungsund Industriebetrieben Arbeit. So mussten die heranwachsenden Kinder Bergs durch Jahre alle notwendigen Hilfsarbeiten auf dem Rutarhof verrichten. Oft war dadurch auch ihr Schulbesuch unterbrochen. 1946 besuchte der junge Kunstschriftsteller Heimo Kuchling den Rutarhof. Beeindruckt von der, geistige und körperliche Arbeit verbindenden Lebensform, bot er seine Mitarbeit an und blieb für zwei Jahre als Helfer auf dem Hof.

164
Der Rutarhof | Bellender Hund, 1945
165
166
Michael Guttenbrunner: An Werner Berg, 1947 | Im Fenster, 1948
167
168
Schreiben Kulturamt, 1947 | Der Rutarhof im Februar, 1956

Ich bedenke vieles und prüfe die eigene Situation dann allemal streng bis an die Grenze meines Bewusstseins. Machen, Konvention, Betrieb und so viel nachgerade zum Landläufigen umgestülptes Hintergründige wollen sich mir nicht recht mit der schicksalhaften, inneren Figürlichkeit eines Künstlers, der sich erst in einem ganzen Leben erweisen kann, in Einklang bringen lassen. Das Andersgeartete meiner Aufgabe und Lage erscheint mir nach oft schmerzlicher Selbstkritik zuletzt dennoch bedeutsam und notwendig, und das nicht nur als ein Fall privater Rückständigkeit. Könnte ich nur endlich in den Mannesjahren, in denen man doch den Boden unter den Füßen schon etwas fester getreten haben sollte, mit ungehemmter Kraft ansetzen und arbeiten, arbeiten! Aufgeben tu‘ ich aber nicht, und das härteste Leben bleibt noch eine große Sache, die man nicht für ein Sechserl veräußern soll. So habe ich Hoffnung und eine Spur echter Gelassenheit, ob ich auch vor Ausweglosigkeit oft tobe oder, schlimmer, müde werden will. Jetzt ist es herrlich hier, stiller und verlassener denn je. Diese Zeit ist mir immer als die schönste und verheißungsvollste des ganzen Jahres erschienen, tiefer geheimnisvoll als seine Erfüllung. Gestern haben wir im Frost Barbarazweige von den Kirschbäumen geschnitten, und unterm Schnee blühen schon jetzt die ersten Schneerosen. Wie sollte da ein wirklich tödlicher Tod auch nur ausdenkbar sein! WB 1951

169
170
Sonnenblumen, 1948 | Oma Elberfeld, 1948

Mit all unserem Kunst-Wesen wollten wir doch wohl nichts anderes, als ausgesetzt in jeglichem Wind das Leben in Gefahren reicher leben, tiefer ergründen und stark bezeugen.

WB 1950

171

Scheune, 1947

Im Februar 1948 brach Werner Berg unvermittelt die Freundschaft mit Michael Guttenbrunner und verwies diesen wütend vom Hof. Auch hier scheint der Anlass – eine Magd hatte ein nächtliches Zusammentreffen Guttenbrunners mit Bergs Tochter Ursula beobachtet und Berg davon erzählt – den Verweis des treuen Helfers und enthusiastischen Bewunderers von Bergs Kunst und Person keinesfalls zu rechtfertigen. „Was Sie jetzt gegen mich aufbringt, bedarf einer stillen, geduldigen Aussprache zwischen Ihnen und mir“, schrieb Michael Guttenbrunner, doch Werner Berg war, wenn er sich persönlich betroffen fühlte, im Grunde niemals zu bedächtig klärender Aussprache fähig und konnte selbst das größte Opfer seines rasenden Zorns werden. Er folgte in seinen Brüchen mit ihm nahestehenden Menschen einem aus dem unmittelbaren Gefühlserleben entstehenden Impuls und hat so oftmals rücksichtslos wertvolle Brücken zur Außenwelt vernichtet. Ein solches Verhalten, verbunden mit starken Gefühlsschwankungen von enthusiastischer Begeisterung bis zu hoffungsloser Verzweiflung, entspräche medizinisch wohl dem Begriff des Borderline-Syndroms – doch in seiner Malerei führten viele der ihn bedrängenden Spannungen und Konflikte zu herausragenden künstlerischen Lösungen: „Ohne Unruhe läuft kein Werkl.“

Wegen der Aufnahme von Bildern des von den Nazis gefeierten Malers Karl Truppe lehnte Werner Berg eine Beteiligung an der Ausstellung des Kunstvereins in Klagenfurt ab. 1949 starb Werner Bergs Mutter am Rutarhof, wo sie nach dem Krieg gelebt hatte.

Der Wiener Journalist Franz Taucher besuchte für mehrere Wochen den Rutarhof. Nachdem die strengen Passierkontrollen, die Teile Südkärntens umfassten, am 1. März 1949 gefallen waren, konnte auch der deutsche Journalist Erich Kuby, über Kärnten unterwegs zum Interview mit Tito, als Erster ohne englisches Permit die Annabrücke von Klagenfurt kommend frei überschreiten, um Franz Taucher auf dem Rutarhof aufzusuchen. Beide blieben Berg lange freundschaftlich verbunden.

Auch viele junge Maler, wie Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Herbert Breiter und der Grafiker Paul Flora suchten in diesen frühen Nachkriegsjahren den Rutarhof auf. Maria Lassnig schrieb nach einem ihrer Besuche: „Kann man sich doch keine vollkommenere Übereinstimmung denken, und sich selbst zur Aneiferung wünschen, als die man bei Ihnen am Rutarhof dem Auge, dem Gehör und Herzen vorgesetzt bekommt. Ich bin froh darüber, dass ich Ihre Bestrebungen und das glückliche Gelingen deutlicher erkannt habe.

172
173

Oma Elberfeld, 1948 | Ursi, stickend am Fenster, 1946

Bei Ihnen entsteht hohe Kunst aus seltsamen Begegnungen und tiefen Ausdeutungen täglichen Tuns – während ringsum alles den Kopf verlor oder ihn noch nicht gefunden hat – entstand hier ein seltenes Beispiel der Kunst aus innerer Notwendigkeit“, und der junge Arnulf Rainer ergänzte: „Ich will Ihnen auf diesem Wege noch einmal danken, für Ihre freundliche Aufnahme und die vielen Anregungen, die Sie uns durch Ihre Bilder, als auch durch Ihre Person gegeben haben. Lassen Sie mich in Ihnen ein Vorbild sehen, für einen Künstler, bei dem Leben und Werk und Persönlichkeit ein einziges darstellen.“

Auf einer Tagung zeitgenössischer Autoren und Komponisten in St. Veit an der Glan lernte Werner Berg im November 1950 Christine Lavant kennen und war sofort von Werk und Person der Dichterin beeindruckt. Bald schon verband nicht nur eine gegenseitige Zuneigung, sondern eine alle

174
175
176
Christine Lavant auf dem Rutarhof, 1950er Jahre

Schranken durchbrechende Liebe die beiden. Werner Berg wollte Christine Lavant, überwältigt von ihrem so zerbrechlichen wie starken Erscheinungsbild, malen und lud die Dichterin sogleich auf den Rutarhof ein. Sie war dort in Folge häufiger Gast und eine Freundschaft verband sie auch mit Mauki und den beiden älteren Töchtern Werner Bergs. 1951 entstanden auf dem Rutarhof die Bildnisse Christine Lavants – sieben Ölbilder, fünf Holzschnitte und drei großformatige Zeichnungen. Wenn Werner Berg seiner Frau Mauki offen die Notwendigkeit seiner Hinwendung zur Dichterin erklärte und jene bald wie ein Teil der Familie akzeptiert wurde, gestand er nur den Teil seiner Liebe, der niemandem im Umfeld entgehen konnte. Die in ihrem Ausmaß bei aller gegenseitigen Offenheit von Mauki nur erahnte, schicksalshaft-intensive Liebesbeziehung der beiden Künstler erreichte jedoch eine Dimension, die geeignet war, Werner Bergs Familien- und Rutarhofleben zu zerstören. Dazu war Werner Berg letztlich nicht bereit, wenn er auch sein Weggehen vom Rutarhof gegenüber “Christl“ erwog und diese diesen Schritt aufgrund seiner zahllosen Liebesbeteuerungen wohl auch forderte.

In seiner Begeisterung stellte der Maler reale Aspekte hintan, glaubte für sich, alles sei gleichzeitig möglich – Familie und bewundernde Liebe – und ignorierte alle offensichtlichen Schwierigkeiten. Christine Lavant, wie Werner Berg überglücklich, die eine wahre Liebe gefunden zu haben, sah dabei deutlicher, was alles deren Verwirklichung im Wege stand. Werner Berg hatte die Verantwortung für seine fünf Kinder. Seine Frau hatte dem gemeinsamen Lebensweg zuliebe alles aufgegeben und durch zwanzig Jahre alle Schwierigkeiten des Rutarhof-Lebens bis an die Grenze ihrer Kräfte durchgestanden. Die Situation wurde unlösbar. Was Werner Berg vorschwebte, war das reale Zusammenleben mit Christl, Mauki und seinen Kindern auf dem Rutarhof – ein nicht nur jede Konvention, sondern vor allem das menschliche Fühlen der beiden Frauen maßlos überfordernder Traum. Im wirklichen Leben war Werner Berg, der in anhaltender Verehrung seiner Frau diese unter der Last des ihr Zugemuteten zerbrechen sah, nicht in der Lage, die Hoffnungen, die er bei Christine Lavant geweckt hatte, vorbehaltlos zu erfüllen. Es kam bis Ende 1954 zu mehreren Trennungen und Wiedervereinigungen, die die seelische Belastbarkeit der beiden Liebenden und nicht zuletzt Mauki Bergs bis an die Grenze des Irrseins beanspruchten.

177

Bereits 1949 war Werner Berg in Kontakt zu Adele Kaindl, Ministerialrätin im Bundesministerium für Unterricht und Kunst, getreten, die er noch aus seiner Studienzeit kannte. Sie war seiner Arbeit sehr zugetan und wurde in den folgenden Jahren seine wichtigste Förderin, indem sie Ankäufe seiner Bilder veranlasste. Dies war, neben Ankäufen durch die Kärntner Landesregierung und den Gemeindebund, entscheidend für das wirtschaftliche Überleben der Familie auf dem Rutarhof.

1951 heiratete Tochter Ursula Heimo Kuchling. Wie auch bei den späteren Heiraten der Kinder wurde deren Loslösung vom Hof von Werner Berg kaum toleriert. Sein verhalten geäußerter Widerstand führte zu Spannungen und Konflikten innerhalb der Familie. Werner Berg war in dieser Hinsicht bäuerlicher Patriarch. Gerade weil er selbst oft schmerzhaft spürte, wie er durch die drängenden landwirtschaftlichen Arbeiten für Wochen oft nicht zum Malen kam, forderte er von seinen Kindern uneingeschränkt Unterstützung und Mithilfe. Die Kinder leisteten Außerordentliches, sie liebten den Hof und seine vielfältigen Aufgaben und wurden von ihrem Vater trotz aller Anforderungen liebevoll geistig gefördert. Werner Berg erkannte gleichzeitig, wie der Schulbesuch und der weitere berufliche Werdegang seiner Kinder unter der entlegenen Situation zu leiden hatten.

178
WB mit Christine Lavant, 1951 | WB mit Mauki, 1954 | Christine Lavant, 1951
179

Die Unlösbarkeit der Probleme der Liebe zu Christine Lavant wurde nicht nur für die beiden beteiligten Frauen, Christl und Mauki, zur unerträglichen Belastung. Die Gedichte Christine Lavants bekräftigen Werner Bergs Erkenntnis, vor ihr versagt zu haben. Das tägliche Miterleben der zerstörend, verheerenden Folgen der Erlebnisse auf seine Frau und nicht zuletzt die Verantwortung gegenüber seinen Kindern forderten ihn auf das Äußerste. Dadurch noch verletzlicher geworden, gab er den vermuteten und tatsächlichen Anfeindungen Herbert Boeckls rund um die Verhinderung einer Ausstellung in Wien und der Verleihung des Österreichischen Staatspreises an Werner Berg ein viel zu großes Gewicht. Am 24. Jänner 1955 versuchte er seinem Leben durch Einnahme einer massiven Überdosis von Schlafmitteln ein Ende zu setzen. Schon zuvor hatte er immer wieder die Möglichkeit „nimmer zu sein“ angedeutet. Anfang 1952 hatte er einen ersten,

Schneeschmelze, 1951

180

weit glimpflicher verlaufenden Suizidversuch unternommen. Der jetzige war jedoch viel entschlossener ausgeführt, und sein tödlicher Ausgang konnte nur durch äußerst beherztes Vorgehen der herbeigerufenen Helfer abgewendet werden. Er wurde mit dem Pferdewagen bewusstlos den Berg hinunter transportiert, wobei ihm zur Verhinderung der Erstickungsgefahr die Zunge an die Wange angenäht werden musste. Unter höchst dramatischen Umständen wurde Werner Berg so gerettet und in das Landeskrankenhaus Klagenfurt gebracht. Infolge der Aspiration während des langwierigen Transportes erlitt er eine Lungenentzündung, die ihn für Wochen im Spital festhielt. Im Frühsommer musste Werner Berg neuerlich, aufgrund einer während seiner langen Behandlung erworbenen Hepatitis, für Wochen ins Krankenhaus Klagenfurt und nochmals dann im Herbst wegen eines

181

ausgedehnten Karbunkels am Rücken. So verbrachte er die überwiegende Zeit des Unglücksjahres 1955 im Krankenhaus. Seine Eindrücke dort hielt er auch sogleich in seiner Serie der Krankenhausbilder fest – überwältigende Zeugnisse des Mitgefühls mit seinen Leidensgenossen. Während der Monate des Krankenhausaufenthaltes musste Mauki, seelisch durch die Ereignisse davor gebrochen, die landwirtschaftliche Arbeit ihrem nun schon 20jährigen Sohn Veit und der gerade 15jährigen Tochter Annette überlassen, welche, eingespannt in die täglichen Anforderungen des Rutarhofes, sich jede weiterführende Berufsausbildung versagen mussten.

Schneefall / Mauki, 1955 | Mauki 1949
182
Mauki / Schneefall, 1955 | Mauki, 1949

Die Gemeinschaft mit meinem Manne gründet sich in einer wahrhaften Schicksalsverbundenheit. Diese schwierige Doppelaufgabe einer Bäurin und Künstlerfrau stellte an mich große Anforderungen, und ich habe alle Kraft aufgeboten, die Wirtschaft mit Fleiß zu fördern und meinem Manne, der in Treue zu seiner künstlerischen Arbeit sein Lebensziel erblicken muss, Kameradin zu sein. Mauki Berg 1947

183
184
Rutarhof / Märznacht, 1950
185

Hühner, 1954 | Papierblumen, 1950

186
Schlafende
187

Nun haben wir längst Schnee, – Schnee wie seit Jahren nicht. Eine Woche waren wir ohne jede Postverbindung; wollten Sie einen unausgepflügten Steig gehen, so blieben Sie gleich bis zum Bauchnabel stecken. Aber herrlich ist das, für uns der schönst denkbare Lebenszustand, besonders dann, wenn ich die Pinsel halten und das Werk wieder unter den Händen darf wachsen fühlen. Im gleichen Augenblick pfeif ich auf alle Doktrinen und zeitzugespitzten Reflexionen, sondern atme voller und tiefer, weil die Segel sich wieder mit Wind füllen und das Boot gleitet. Dass es nicht kippt, darauf bin ich mit steter Anspannung bedacht. Ich muss nur immer weniger auf das Getriebe und Geschiebe draußen schaun, um den Innenraum vor Versehrung und Verstörung zu bewahren. Aber wenn die Hände mir taugen, will ich mich nicht über die unfähigen Ellbogen beklagen.

WB 1952

Hühner im Schnee, 1948 | Schlafende Hühner, 1954
188
189
190
Schneeflecken, 1950
191

Linde im Schnee, 1959 | November, 1959

192
193
194
Strohblumen und Wintermond, 1951
195
Schmerzensmann, 1946

An Arbeit, die freilich nicht so hetzt und drängt wie die sommerliche, fehlt es jetzt nicht. Schlägern, Fuhren, Klieben, Schlachten, und auch nicht an Kurzweil wie Fußverknacksen, Grippe und (oh diese verdammten!) Motorreparaturen. Und dann – und dann – dieser schwere, immer schwerere Aufschwung, damit das Leben nicht in die oft schon fast beschworene Vergeblichkeit, ins Nichts ausrinnt. Wünschte mir oft nichts als ein Leben voll Tagewerk und Schuften und ohne jede geistige Vermessenheit, aber dann kann ich`s doch nicht sein lassen, zu glauben und das Meine zu tun. So male ich noch und wieder. (Unfreiwillige Pause, drei Gendarmen kamen Most saufen.)

WB
Holzarbeit auf dem Hof um 1955 | WB mit Sense 196
1953

Pacher beim Pflügen um 1948 | Getreideernte, 1950er Jahre

198

Diesen Monat, der sich mit Frost, Hochsommerhitze und einem unwirschen Ende etwas seltsam aufführte, möchte ich doch nicht dahingehen lassen, ohne ihm für das große seltene Geschenk zu danken, das er mir brachte; die Begegnung mit Ihnen. Seit der Heimkehr bin ich als Knecht eingespannt, nach der Mäherei werde ich wohl wieder zu den Pinseln greifen können. Beim Sensenschwingen bleibt mir Zeit, vieles zu bedenken, köpfe etwa im Geiste Ihre saublöden Rezensenten oder hole mit freudigerem Schwung aus, sooft ich mich Ihrer nun doppelt lebendigen Zeitgenossenschaft erinnere.

WB an Max Frisch, 31. 5. 1953

201
Pacher mit Heuhifler | Die Familie im Ställchen, um 1956

In den langen Jahren meiner hiesigen Abseitigkeit habe ich zwar nie den Kontakt mit dem Geist und der Wirklichkeit unserer Zeit verloren, aber der „Auftrag“ ist nie an mich herangetreten, so dass ich nachgerade ausschließlich daran gewöhnt bin, aus den Gegebenheiten meines Lebens, aus innerer Bindung und einem seelisch stark auslösenden Moment die Form zu erarbeiten.

WB 1953
202
WB malt Sonnenblumen | Sonnenblumen, 1953
203

Aber das kann sich nicht leicht wer vorstellen, wie uns eben jetzt die Arbeit in Atem hält, und ein selten elendes Wetter erschwert und verzögert alles. Da ist man eingespannt und getrieben wie der Ochs im Göpel, pausenlos, – und doch überkommt mich zwischendurch in Schweiß und Dreck gar nicht selten das Gefühl eines wirklichen, vollen Lebens, dessen Sinn weder nach D-Mark- noch Intelligenz-Einheiten zu erfassen ist.

WB 1953

204
März, 1950 | WB bei der Heuarbeit | Annette beim Melken | Rast (Hilde und Annette) 1950er Jahre
205

Jenseits der tiefen Zäsur beginnt das Leben neu und unanfechtbarer; leben, atmen, arbeiten aber kann ich nur hier, wo ich dennoch nicht aus Zeit und Welt falle.

WB 1955

Stetes Schaffen

Der Dichter Georges Glaser, dessen Buch „Geheimnis und Gewalt“ Werner Berg erschütterte, verbrachte im Sommer 1955 einige Tage auf dem Rutarhof. Auch der greise Alfred Kubin war zu Gast und sprach von seinem stärksten künstlerischen Eindruck der Nachkriegszeit. Mehrere offizielle und private Ankäufe brachten nun die dringend notwendige finanzielle Entlastung und die Kärntner Landesregierung unterstützte in den folgenden Jahren Werner Berg durch eine rentenähnliche monatliche Förderungsprämie. Der Kunstschriftsteller Wieland Schmied kam nach einem ersten Besuch im Winter 1957 immer wieder gerne und nahm auch Thomas Bernhard mit auf den Rutarhof. Der Hof war vor allem in den Sommermonaten zu einem gerne aufgesuchten Ort der geistigen und künstlerischen Begegnung geworden. Die Besucher wurden im sogenannten Ställchen, einem umzäunten Sitzplatz unter der großen Linde vor dem Atelier, von Bergs Frau stets gastlich bewirtet. So anregend und willkommen diese Besuche waren, stellten sie in den Phasen intensiver Erntearbeit, die dabei unterbrochen werden musste, auch eine nicht geringe Belastung für die gesamte Familie dar, die auch „einspringen“ musste, wenn Werner Berg gerade malte und keinesfalls gestört werden durfte.

DS 206 / 207: Rutarhof / Hoflicht, 1964

WB mit George Glaser, 1955

Portrait George Glaser, 1955

Franzose und Amerikaner, 1955

208
209
210
Rutarhof-Stillleben | Barbarazweige und Lampe, 1956 | Ranunkeln zu Neujahr, 1956
211

Schlachten, 1958 | Gespaltener Eberschädel, 1958

Nach mehreren großen Ausstellungen seiner Werke in Wien, Ljubljana und Paris fuhr Werner Berg Ende 1957, erschöpft von den Strapazen, die jede Ausstellung für ihn mit sich brachte, erstmals zur Kur nach Überlingen am Bodensee, wo er im Sanatorium Buchinger, wie dann auch in vielen folgenden Jahren jeweils vier Wochen des Heilfastens absolvierte. Er konnte sich aufgrund der Unterstützung seines Sohnes Veit und seiner Tochter Annette, die beide dem Vater zuliebe auf dem Hof verblieben waren, zunehmend von den unmittelbar drängenden landwirtschaftlichen Arbeiten befreien. Nun half er lediglich dann mit, wenn es seine künstlerische Arbeit erlaubte und tat dies auch mit umso größerer Begeisterung, je weniger er unentwegt und unentrinnbar dazu gezwungen war. Veit hatte dafür jedoch seinen Plan zu studieren aufgeben müssen – ein anfangs von ihm intendiertes Fernstudium war mit den vielfältigen Anforderungen der Landwirtschaft nicht vereinbar, obwohl Annette ihren Bruder unentwegt tatkräftig unterstützte. Waren Werner Bergs bisherigem Nachkriegs-Werk zuweilen die langen, durch Forstarbeit, Feldbestellung, Heumahd und Erntezeit erzwungenen Pausen anzumerken, die seine Schaffensperioden immer wieder durchtrennten, entstand 1958 erstmals eine lange, ununterbrochene Folge von Bildern.

212
213

Gespaltener Eberschädel, 1958 | Schlachten I und II, 1959

214
215

Die Technisierung der Landwirtschaft veränderte auch Unterkärnten und machte vor Werner Bergs Rutarhof nicht halt. 1961 erhielt der Rutarhof eine Stromleitung und damit auch, anstelle der bisher einzig vorhandenen Petroleumlampen, elektrisches Licht. Ein neuer Stall musste an Stelle des alten errichtet werden und ein Traktor war für Veit anzuschaffen, nachdem bis dahin nur mit Ochs und Pferd gepflügt worden war. An Mauki waren drei Jahrzehnte harter Arbeit nicht spurlos vorüber gegangen. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und im November 1964 erlitt sie einen Herzinfarkt. Der Rutarhof, dessen offizielle Besitzerin sie war, wurde an Sohn Veit übergeben. Auch die kurz darauf folgenden Heiraten von Veit und Annette brachten einschneidende Veränderungen des Zusammenlebens auf dem Hof mit sich. Werner Berg war zu sehr Patriarch, um sich mit der Rolle des Altbauern anstandslos abzufinden. Es waren weniger konkrete Anlässe, als die mythisch-magische Bedeutung, die er all den Veränderungen auf „seinem“ Rutarhof beimaß, die in den folgenden Jahren zu permanenten Spannungen führen sollten. Im März 1964 entstand ein erster Dokumentarfilm über Werner Berg auf dem Rutarhof. 1968 wurde in Bleiburg auf Initiative des jungen Lebzelters Gottfried Stöckl und mit Unterstützung des Landes Kärnten die städtische „Werner-Berg-Galerie“ errichtet. Für Werner Berg bedeutete die Präsentation seines Lebenswerkes in einem ihm gewidmeten Museum eine kaum zu verkraftende psychische Belastung.

Scheune

Der neue Traktor

WB mit Sohn Veit und Pferden, 1960er Jahre

216
217

Sein wahnhafte Züge annehmendes Verhalten wurde für die Familie unerträglich. In der spannungsgeladenen Situation vor der Eröffnung musste seine Tochter Klara, der ob des Verhaltens ihres Vaters buchstäblich die „Haare zu Berge“ gestanden sein sollen, auf die Psychiatrie eingewiesen werden und Mauki floh nach Wien zu ihrer Schwester Mirl und der Familie ihrer Tochter. Sie wollte nicht mehr zurück auf den Hof und beauftragte Ursi, ihre Sachen dort zu holen. Erst einige Zeit später kam Werner Berg selbst nach Wien und konnte sich wiederum mit seiner Frau versöhnen. Es waren kurze, wie psychotische Phasen, die sein geordnetes Denken schlagartig durchbrechen konnten und ihm nachträglich selbst unverständlich erscheinen mussten.

Der Rutarhof zu Lichtmess, 1958

Hündin und Gießkanne, 1959

218
219
220

Obstbäume und Forsythie, 1960

WB mit Mauki im Blumengarten, 1940er Jahre

Die Kühe auf dem Rutarhof

221

Zwischenbilanz einer Malerexistenz

Sooft ich, gleichsam von außen, diese meine Existenz auf dem Rutarhof in Unterkärnten betrachte, muss sie mir seltsam genug erscheinen: da lebe und werke ich, Bürgersohn aus dem dichtverbauten Zentrum einer der gewerbeemsigsten Städte des deutschen Westens, seit 26 Jahren auf einem einschichtigen Berghof des südöstlichen Kärntens, das noch in der Sonderlage Österreichs eine Grenzsituation darstellt. Nun wohne ich unter den Kärntner Slowenen, die ihren slawischen Dialekt sprechen, in dem viel Deutsches eingeschmolzen ist. Welcher Art einmalige ethnische Windrose dieses Kärnten ist, an dessen Grenzen sich Slawen, Romanen und Germanen begegnen, ist immer wieder zu betonen. Dass ich Künstler würde und meiner Familie Daseinsform an Mitteleuropas Südostrand gründen sollte, war mir nicht an der Wiege gesungen. Es würde einen eigenen Bericht ausmachen, wie wir

222

uns auf dem Rutarhof gegenüber den Unterkärntner Karawanken ansiedelten, wo alle Umstände so völlig verschieden waren vom gestellt Älplerischen zwischen Dulliäh und Holladrioh. Inzwischen habe ich die kleine Welt Südkärntens voll symptomatischer Besonderheiten, Restmodell einstiger und Lehrfall künftiger Völkersymbiose, erkennen und anerkennen gelernt, und jenseits aller Tendenz und Voreingenommenheit durfte ich in meiner künstlerischen Arbeit zum Zeugen meiner Wahlheimat werden. Vor 26 Jahren begannen wir auf dem Rutarhof zu wirtschaften, hart, ernst und voll jugendlicher Unbedingtheit, jedoch ohne alle pseudoromantischen Illusionen. Glaubten wir damals, wir wären nach drei Jahren spätestens über den Berg, so war das dennoch eine Illusion. Anfangs haben wir den heimischen Bauern, die außerordentlich fleißig und genügsam sind und eine keineswegs simple Wirtschaftsweise haben, genau auf die Finger gesehen, später konnten wir dann viele Verbesserungen durchführen und die Erträge steigern, was wiederum nicht selten auf die Bauern unserer Umgebung zurückwirkte. Dennoch: das Bäuerliche und gar das Bergbäuerliche unserer Lage ist nun einmal nicht mehr in wirtschaftlich rentable Relation zu bringen zur kommerzialisierten, industrialisierten und vor allem bürokratisierten Sozietät. Bei äußerster Anstrengung, Verzichtbereitschaft und mit der Hilfe unserer so fleißigen wie selbstlosen Kinder konnten wir jedoch etliche Not- und Krisenjahre überstehen. Auch lernt man es bald und gründlich, die anonyme Diktatur des Geldes nicht mehr als oberste Instanz anzuerkennen.

Es gibt hier und nirgends irgendwen, der sich noch darauf berufen könnte, von nichts zu wissen. Alles ist mit allem verbunden und in Beziehung zu setzen. Dem notwendig einsamen Künstler wird nichts geschenkt von der Mühe, eine geistige Situation zu schaffen und streng

DS 222
223:
vor der Kirche | WB im Atelier, 1954 | Die „Labn“ am Rutarhof um 1970
/
Frauen
224

seine Form zu erarbeiten, aber es ist nicht gleichgültig, welche Kräfte ihn speisen und binden. In dieser Nacht las ich die von Erhart Kästner übermittelten Worte des Pater Nikon, ich dachte an die erhabene Simone Weil, dachte auch, dass es nicht nur für Eremiten auf dem heiligen Berge Athos oder für Thoreaus Walden gilt: „Alles Darüber-Reden, liebe Freunde, ist nichts, wirklich ganz und gar nichts. Man muss sich Fakten schaffen, Fakten, und seien es auch die allereinfachsten Fakten, die es überhaupt gibt. – In die Presse von Fakten geraten, das ist es – Kelter: das ist es. Kein Zurück mehr. Ein Leben in großer Einfachheit führen, damit, zum Beispiel, ist manches erreicht. Gelingt es, und wir können auf diese Weise, ich möchte sagen, auf Fels, auf Urgestein kommen: mir scheint es ein großes –ein großes! – Geschenk.“

1957

WB
225
226
Heustangen und Obir | Selbst/gelb, 1955
227

Stillleben mit Florian, 1965 | Rutarhof-Stillleben

Seit über 26 Jahren ist meine Wahlheimat Unterkärnten, das südöstlichste Grenzgebiet Österreichs, dem das Slawische der Slowenen die merkwürdige und tiefere Klangfarbe gibt. Ein eigenes und nicht geringes Kapitel würde es ausmachen, zu untersuchen, was aus einer hermetisch-mythischen Tiefenschicht, die man zu schnell und zu billig als „Folklore“ etikettiert, gerade in die Moderne eingeflossen ist, in der Musik, in der Dichtung wie in der bildenden Kunst. Der Beispiele gibt es unzählige für diese Würz- und Wurzelkraft der Landschaft. WB 1957

228
% 229

Ich stehe, schreibuntauglicher denn je, vorm Malen. Mit Dreikönig geht es recht eigentlich erst ins neue Jahr hinein, wir lieben den Feiertag vor allen anderen. Am Abend wird über die Türen + C + M + B + gemalt mit der neuen Jahreszahl, die Frau trägt das Licht, der Pacher das Feuer, Veit das Räucherzeug, und eine Stimme sagt mild und mahnend: „Der Hausvater“. Dann ist alles zugleich da: Verfehlung und Vergeblichkeit, Hoffnung und Aufschwung, das tiefe Wissen, das die insecuritas humana der einzige sichere Tragpfeiler der Existenz, der des Künstlers zumal, ist, und doch und immer wieder das Gefühl, ganz neu vor einem Anfang zu stehen. Heute ganz besonders.

WB 1958

| Vor Tag 1959 | DS 232 / 2 33:
1960 230
Selbst zu Dreikönig, 1954
Rutarhof-Felder,

%

231

In meinem Leben war ich immer etwas eifersüchtig auf jene Unabhängigkeit bedacht, ohne die eine geistige Existenz fragwürdig ist. Dieser unser Rutarhof aber ist ein Ort in der Welt, von dem aus diese als eine ebenso weite und ebenso gegenwärtige zu begreifen ist wie von anderen Positionen her.

WB 1956

Zurzeit bin ich einmal wieder beim Holzschneiden, die Arbeit fordert mir allemal die letzte Kraft ab, und nach diesem unvergleichlichen Malwinter geht es nun etwas härter und schwerer weiter, zumal es nun viel Unruhe und Sorge gibt. Mehr denn je aber greife ich Sinn und Fruchtbarkeit unserer Lebenssituation und vor allem den Zwang zur Einfachheit und innerer Besinnung.

WB 1958
234
Rutarhof-Felder mit Obir | WB beim Holzschneiden

Heuarbeit | WB auf dem Rad zum Skizzieren unterwegs, 1960er Jahre

Ich hatte eine lange, fruchtbare Arbeitszeit, wohl die ergiebigste meines Lebens, dann kam die Pause, in die hinein mancherlei fiel, und nun soll das Leben neu angehen, wenn erst meine Frau, die Seele von allem, wieder auf dem Hof ist. Jetzt sind wir fest bei der Heuernte, es tut so gut, die Muskeln zu spannen, zu schinden und zu schwitzen. Der Rutarhof ist immer noch der beste Ort zu leben und zu arbeiten.

WB 1959

237
238
Blumengarten, 1958

Bald geht es wieder an die Staffelei. Jetzt war für mich die erste unfreiwillige Pause nach der intensivsten Malzeit meines Lebens, eineinhalb Jahre hindurch ohne Senke oder Unterbrechung. Wie gern würde ich Ihnen das alles einmal zeigen dürfen, denn erst im größeren Zusammenhang erkennt man das Weltbild der Bilder, während beim Routinier oft gerade das Vereinzelte zu verblüffen vermag.

WB 1959

239

Nun also sind wir wieder zu Hause, für mich allemal die größte, neueste Entdeckung: das Hiersein, das Immer-hier-Sein, eine Stätte zu haben, eine Aufgabe und im Begrenzten die Welt. So nur kann man bestehen, stehen gegenüber dem grauenhaften Kunstrummel auf der Welt.

WB 1962
240
Vor dem Stall | WB beim Füttern der Kühe | Linden und Atelier

Alles, was zur betriebswirtschaftlichen Organisation gehört, obliegt mir selbst, und die meiste schwere Arbeit werden von meinem Sohn und meiner jüngsten Tochter mit dem größten selbstlosen Fleiß ausgeführt, während meine Frau weder Erholung noch Feierabend kennt. Wir haben uns weder elektrisches Licht leisten können, geschweige denn Fahrzeug, Traktor oder irgendwelchen Luxus.

WB 1958
242
Die Kühe auf dem Hof
244
Löwenmaul und Judenkirschen, 1961 | Fingerhut und Rittersporn, 1962 | Der Blumengarten vor dem Atelier
245

Seit 36 Jahren lebe und arbeite ich in der Einsamkeit des Rutarhofes, außerhalb dessen ich als Künstler den Atem verlöre wie ein Fisch auf dem Trockenen. WB 1967

246
WB und Mauki, 1960er Jahre

La morte si sconta vivendo

Giuseppe Ungaretti

Die letzten Jahre

Als Mauki Berg am 9. April 1970 verstarb, hatte sich für Werner Berg „das, was einst unser Rutarhof Leben war“, endgültig verändert. Zweifel plagten ihn, ob er überhaupt auf dem Rutarhof weiterarbeiten könne. Für ein Jahr fühlte er sich außerstande zur künstlerischen Arbeit. Vor allem Sohn Veit, dessen einfühlsames Bildverständnis für Werner Berg stets von großer Bedeutung war, war ihm in dieser Zeit ideeller und praktischer Beistand bei allen organisatorischen, seine Kunst betreffenden Belangen. Veit, der seinen Vater gewiss nicht ausgrenzen wollte, litt unter dessen zunehmender Distanzierung zu seiner Frau Maria. Werner Berg schätzte zwar viele ihrer Eigenschaften, insbesondere ihre Fähigkeit der genauen Bildbetrachtung oder ihr Geschick im freundlichen Bewirten der Gäste auf dem Rutarhof. Doch das Gespräch mit seiner Frau konnte ihm nach deren Tod niemand ersetzen und er fühlte sich zunehmend fremd im eigensten Bereich. Auch die Zusammenstellung und Vorbereitung der bisher umfangreichsten Retrospektive seines Werkes in Slovenj-Gradec bedeutete für Werner Berg einen unerträglichen „Inneneingriff“.

DS 248 / 249: Rutarhof Märznacht, 1977

Bäume im Scheinwerferlicht, 1974

Eisiger März, 1976, (Ausschnitt)

250

Rutarhof 72, 1972 | Winterabend, 1973 | Wintermorgen, 1973

Wiederum litt er für kurze Zeit an schwerem Verfolgungswahn, dem er nicht Herr werden konnte. Dabei glaubte er ernstlich „sie“ wollten ihm ans Leben und es konnte nur mit Mühe verhindert werden, dass er von der Gendarmerie Schutz anforderte. Sohn Veit verließ in diesem Zusammenhang mit seiner Familie vorübergehend den Hof und überlegte ganz nach Grafenstein, den Heimatort seiner Frau zu ziehen. Werner Bergs psychisch kranke Tochter Klara konnte in solchen Momenten unheimlich klar und umsichtig sein und musste allein mit Werner Berg die Delegation aus Slovenj-Gradec auf dem Hof empfangen. Werner Berg erwachte nach einigen Tagen aus dem Wahn und sagte: „Jetzt muss ich verrückt gewesen sein.“ Er, der stets das Ideal einer heilen von den Unbilden der Außenwelt wie auf einer Insel abgeschirmten Familien- und Lebensgemeinschaft auf dem Rutarhof intendiert hatte, fühlte sich seit dem Tod seiner Frau zunehmend einsam und ausgegrenzt. Trotz aller oberflächlichen Freundlichkeit entstand eine immer schwerer zu überwindende Distanz zur Frau seines Sohnes Veit und es kam wiederholt zu kleineren, an sich bedeutungslosen und von allen Beteiligten oft unartikulierten Konflikten, die eine latent geladene Stimmung erzeugten.

252
253

Rutarhof / Febernacht, 1972 | Schneefall, 1974

1972 wurde die „Werner-Berg-Galerie der Stadt Bleiburg“ endgültig wiedereröffnet. Sie war auch eine künstlerische Dokumentation des Lebens der Kärntner Slowenen geworden und wurde zur Stätte wechselseitiger Anerkennung und Begegnung. Viele Kärntner Slowenen erkannten sich, ihre Eigenheiten und Wesensmerkmale in zahlreichen Werken Werner Bergs. „Hier leben wir, so sind wir, das ist unsere Welt“, schienen Bergs Bilder zu verkünden und trugen damit zur Behauptung der eigenen Identität und zu einem verstärkten Selbstbewusstsein der Sprachgruppe bei. Die oft beim ersten slowenischen Wort schon auftretende, angebliche „Urangst“ vieler deutschsprachiger Kärntner – ein damals noch oft benützter, verbrämender Begriff für das eigene xenophobe Verhalten gegenüber den als hinterhältig beargwöhnten slowenischen Landsleuten – kam vor den Bildern nicht zum Tragen, denn diese führten ohne Worte, dafür aber vielleicht umso verständlicher den Nachbarn und Mitmenschen eindringlich vor Augen.

254

WB mit Nachbarin, um 1972

naš tednik, Februar 1975

Am Josefimarkt, 1964

Im Gespräch, 1979

Im Atelier mit Rudi Benetik, 1980

naš tednik, Februar 1975

256
257

Besuch Erich Kuby auf dem Rutarhof, 1976 | Sonnenblumen mit Obir, 1978

Im Herbst 1973 jedoch hielt diese gerade zart aufkeimende Pflanze der Toleranz dem polarisierenden Klima des „Ortstafelsturms“ nicht stand. Landeshauptmann Sima, bestrebt, den, die Rechte der österreichischen Minderheiten festschreibenden Staatsvertrag zu erfüllen, ließ in vielen Ortschaften Unterkärntens zweisprachige Ortstafeln aufstellen, welche in wüsten Aktionen von einem deutschnational gesinnten Pöbel demonstrativ entfernt wurden. Am 25. Oktober 1973 kam es im Gegenzug zu einer Demonstration des Solidaritätskomitees der Kärntner Slowenen in Klagenfurt. Unter den Demonstranten, welche vom „Kärntner Heimatdienst“ als Anarchisten, Kommunisten, linksfaschistische Studenten und ultramarxistische Berufsrevoluzzer diffamiert wurden, fand sich zum großen Entsetzen einer breiten Öffentlichkeit auch Werner Berg. Der Dichter Janko Messner verglich Bergs Eintreten für die Rechte der Slowenen in einem offenen, wiederholt abgedruckten Brief, mit jenem der Wortführer der großen Befreiungsbewegungen. Viele Bekannte und auch einige Freunde distanzierten sich jedoch empört von Berg und er erhielt schmähende anonyme Briefe. Zur selben Zeit war er im Kärntner Landtag noch als unerschütterlicher Wegbereiter des Zusammenlebens der beiden Sprachgruppen gewürdigt worden.

258

1974 entstand wiederum ein Fernsehfilm des ORF über Werner Berg, der auf dem Rutarhof gedreht wurde. Doch die latenten Konflikte mit der jungen Familie dort spitzten sich zu und sein weiterer Verbleib auf dem Hof schien unmöglich.

Zum bedächtigen Einlenken und zum Erarbeiten eines tragfähigen Kompromisses war jedoch keiner der Beteiligten bereit. Werner Berg war, was die materielle Sicherung seiner Existenz anbelangte, äußerst bescheiden und anspruchslos. Zu seinen Kindern und Mitmenschen, ließen diese ihn nur gewähren, wie er wollte, war er jedoch von überwältigender Großzügigkeit. Er war auf den Rutarhof gezogen, um autark zu sein und hatte sich seine Unabhängigkeit als Künstler durch Jahrzehnte schwerer Landarbeit mühsam errungen. Seine Frau war ihm nicht nur unersetzliche Stütze in dem oft schwierigen Rutarhof-Leben, sie hatte auch seine einsame künstlerische Produktion mit ständiger Anteilnahme begleitet. Ihr Zuspruch fehlte ihm und er konnte und wollte nun Einordnung in nicht von ihm selbst bestimmte Verhältnisse nicht akzeptieren. So verdüsterte sich seine Lebenssituation auf dem Rutarhof von Jahr zu Jahr: „Keine Fremde aber kann so kalt und eisig sein wie die meine im Ureigensten.“

259
Schneefall, 1974 | Dunkle Malve, 1978 | Mohn und Rittersporn, 1978
261
Baumbruch | Eisiger März, 1976

Eisiger März, 1977 | Baumbruch

1976 zeigte die Bildserie „Eisiger März“ eine bisher ungeahnte markdurchdringende Kälte in der Darstellung seiner einst geliebten, nun zu Baumkrüppeln gewordenen Kirschbäume, deren geborstene Stämme verletzt in den kalten Himmel ragten. Im folgenden Jahr entstand mit „Rutarhof – Märznacht“ eine späte Variation der „Märznacht“ von 1950. Doch wie öde und verlassen wirkte die ehemalige Heimstätte auf dem neuen Bild, menschenleer der Hofplatz, ein kaltes Licht beleuchtet die Hauswand, deren Fenster wie leere aufgebrochene Höhlen wirken.

„La morte si sconta vivendo“, diese Zeile Giuseppe Ungarettis notiert Werner Berg über der Eingangstür seines Ateliers. Seit den späten sechziger Jahren beschäftigte er sich intensiv mit der Thematik des Holocaust und dem Werk Jean Amérys.

1979 drehte der Regisseur Wolfgang Lessowsky unter dem Titel „Das Ungeheure begreift nie der Sichre“ einen umfassenden Dokumentarfilm über Werner Berg.

262
263

In welchem Maße die Grundlagen meiner Existenz erschüttert wurden, lässt sich nicht beschreiben. Die unvorstellbar niedrigen Demütigungen habe ich zu ertragen, habe ich zu verdauen als ein tägliches Brot: die Abeisung von jeglicher Menschenwärme und die Abwürgung alles geistigen Mitteilens. Ich bemitleide mich nicht, immer bedenkend, welche Hekatomben von Leid und Qual in unserer Zeit über die Menschen kommen. Es bleibt aber alles Lebendige einmalig, und in meinem Falle betrauere ich weit über das Subjektive hinaus ein Objektives: die Schändung eines großen Lebenskonzeptes, das, kühn gegründet, in vielen harten Jahren fruchtbringend durchgestanden wurde. Es wäre nie möglich gewesen ohne die opfervoll beharrende Kraft einer einzigartigen Frau, aber auch nicht ohne die unentwegt mitwirkende Bereitschaft aller Kinder, zulängst und zuletzt Annettes. Ich darf aber keines hintanstellen. Ich will keinen Augenblick meine Unzulänglichkeit und mein Fehlen hinwegreden, aber immer hat mich mit Unbedingtheit das Streben durchdrungen, mit allen Sinnen die Welt, die meinige, zu ergreifen und ihre geistige Verwandlung zur Gestalt zu vollbringen.

Das Ergebnis sei so oder so: ultra posse nemo tenetur. Bei und trotz allem ahnt niemand, von welch reicher Gemeinsamkeit einst dieses Rutarhof-Leben war. Dieses „trotz“ aber beziehe sich auf ein unabdingbar Leidliches, das nahezu schon Gemeinplatz ist: den Egoismus des Künstlers, der in Wahrheit sich selbst verzehrt. Nie bin ich mit Angst in einen Winter gegangen wie diesmal, vielleicht reißt mich die Arbeit dennoch wieder heraus und über den Gram empor. Bevor es soweit ist, stehe ich im Grunde immer in dunkler Bangnis. Jedes Hervorbringen bleibt rätselhaften Ursprungs, und rückwärtsblickend staune ich dankbar, was entstehen durfte. Mein letzter Wunsch ist ohne Hass und Hadern von dieser Welt zu scheiden. Noch aber möchte ich, sooft es mir schon unmöglich schien, nicht aufgeben und habe, lächelnd mich erinnernd, das einstige Kommando vom Barras im Ohr: ‚Weitermachen!‘. WB 1979

265

DS 266 /268: Schafgarbe, Phlox und Astilben, 1975, WB malt die Blumen auf dem Rutarhof, 1975 | Nach Regenschauern, 1978

Im Pfarrsaal in Bleiburg zeigte Werner Berg zu seinem 75. Geburtstag eine Sonderausstellung mit seinen neuesten Ölbildern. Zur Familie seines Sohnes auf dem Rutarhof bestand nur mehr ein meist frostiger Minimalkontakt. Im Ausziehhäuschen neben dem Atelier bereitete er sich nun selbst seine Mahlzeiten in einem kleinen Zimmer mit Miniküche und Tisch. Dort bewirtete er nun auch seine Besucher, bevor er sie in seinen Arbeits- und Schlafraum vor dem Atelier führte, um dort auf einer Staffelei seine jeweils letzten Bilder zu präsentieren.

Seine nahe wohnende Tochter Annette stand ihm helfend zur Seite, doch im Wesentlichen versorgte Werner Berg sich stets selbst. Rückblickend ist kaum nachzuvollziehen, wie souverän anspruchslos er in seinen letzten Lebensjahren auf dem Hof geworden war. Gerade deshalb fürchtete er, einmal geschwächt durch Krankheit von Anderen abhängig zu sein.

268

Das große Atelierfenster | WB 1979

Der jährliche Kuraufenthalt in Überlingen oder auch Gastein half ihm, sich zu regenerieren und neue Kraft für seine Arbeit zu finden. In dieser Zeit räumten seine beiden jüngsten Töchter, Annette und Hilde, seinen von Büchern und Briefen an allen Stellen übervollen Wohnraum und das Atelier auf. Freunde rieten ihm, den Rutarhof zu verlassen. Finanziell wäre ihm das mehr als leicht möglich gewesen, eine Handvoll treuer Sammler hatte sich durch den Kauf seiner Bilder geradezu kleine Privatmuseen in ihren jeweiligen Wohnhäusern eingerichtet, welche Werner Berg auch immer wieder gerne besuchte. Doch der Rutarhof war für ihn weit mehr als nur ein Platz zum Wohnen und Arbeiten und er konnte und wollte ihn auf keinen Fall verlassen. Untrennbar sah er seine künstlerische Produktion mit diesem Ort verbunden. Als er durch unschöne Ereignisse mit der jungen Familie diese Arbeit nicht mehr für unbehindert möglich sah, wollte er nicht mehr leben. Obwohl er weiterhin robust und bei guter Gesundheit war, hatten kleinere Gebrechen seine Furcht genährt, einmal von Anderen abhängig zu sein. Intensiv hat er daher in seinen letzten Monaten den Gedanken der Selbsttötung erwogen und sich das dafür notwendige Gift besorgt – bis zuletzt jedoch auch gezögert. In Briefen verabschiedete er sich von nahezu allen Freunden und sandte diesen „letzte Grüße“. Am 7. September 1981 wurde er tot in seinem Atelier aufgefunden.

270
271

Vor dem Ende, 1979

DS 274 / 275: Der Rutarhof im März, 1970

272
273

Abbildungsverzeichnis

2: Durchblick Hof, 1939, Öl auf Leinwand, 100 x 60 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

4: Rutarhof-Felder gegen Osten, 1931, Foto Werner Berg

6: Der Rutarhof im Herbst, 1934, Öl auf Leinwand, 84 x 70 cm, Privatbesitz

9: Lampe im Fenster, 1932, Öl auf Leinwand, 65 x 80 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

11: Der Rutarhof im Winter, 1938, Foto Werner Berg

13: Pacher beim Pflügen, um 1947, Foto Heimo Kuchling

14: Der Rutarhof im April, 1932, Öl auf Leinwand, 95 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

17: Mauki vor dem Hof, 1940er Jahre, Foto Werner Berg

18: Der Schüler Werner Berg bei der Landarbeit, ca 1917, Foto Archiv Werner Berg

21: Werner Berg, 1904-1914, Fotos Archiv Werner Berg

24: Mauki, Bleistift auf Papier, 1927, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

24: Clara Berg, Bleistift auf Papier, 1927, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

24: Mirl, 1927, Bleistift auf Papier, 1927, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

24: Werner Berg in Wien mit Mauki und Mutter Clara, 1925-1927, Archiv Werner Berg

27: Erinnerung an einen Herbst, 1930, Radierung, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

28: Der Rutarhof, 1931, Foto Werner Berg

30: Rutarhof-Scheune, 1931, Foto Archiv Werner Berg

31: Dezemberabend, 1931, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, Privatbesitz

32: Familie, 1930, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

33: Mauki, 1931, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Privatbesitz

34: Rutarhof, 1931, Foto Werner Berg

35: Rutarhof, 1931, Holzschnitt (seitenverkehrt abgebildeter Druck), Künstlerischer Nachlass Werner Berg

37: Wiesen und Linden, 1931, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, Privatbesitz

38: Curt Sachsse, 1931, Bleistiftzeichnung, Dr. Harald Scheicher, Völkermarkt

39: Rutarhof-Mondnacht, 1931, Bleistiftzeichnung, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

40: Mauki mit Klärchen, Foto Werner Berg

40: Mauki und WB, Foto Archiv Werner Berg

40: Oma Wien mit Ursi und Klärchen, Foto Werner Berg

40: Oma Wien mit Klärchen, 1932

41: Mauki mit Sonnenblumen, 1931, Öl auf Leinwand, Privatbesitz

42: Oma Wien, 1931, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

43: Oma Wien in der Küche auf dem Rutarhof, 1931, Rohrfedertuschzeichnung, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

44: Maigewitter, 1932, Öl auf Leinwand, 95 x 120 cm, Privatbesitz

46: Märzhügel, 1934, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, Privatbesitz

47: Weg zum Rutarhof im Winter, 1930er Jahre, Foto Werner Berg

48: Der Rutarhof im Winter, Öl auf Leinwand, 1931, 95 x 120 cm, 1932 im Glaspalast München verbrannt

49: Der Weg zum Rutarhof im Winter, 1930er Jahre, Foto Archiv Werner Berg

50: Blick vom Rutarhof ins Rosental, Foto Heimo Kuchling

53: Huhn hinter Narzissen, 1932, Öl auf Leinwand, 65 x 75 cm, Privatbesitz

54: Der Herrgottswinkel mit WBs selbstgeschnitztem Kruzifix, Foto Heimo Kuchling

54: Schmerzensmann, Foto Heimo Kuchling

54: Heiligenfigur, Foto Heimo Kuchling

55: Kruzifix und Blumen, 1934, Aquarell, Privatbesitz

56: Heimkehrende Holzfäller, 1934, Öl auf Leinwand, 84 x 70 cm, Privatbesitz

57: Der Rutarhof im November, 1937, Foto Werner Berg

59: Der Rutarhof mit Drautal, 1934, Öl auf Leinwand, 90 x 100 cm, Privatbesitz

60: WB und Erwin Bauer auf dem Pferdeschlitten vorm Rutarhof, 1938, Foto Archiv Werner Berg

61: Mann mit Pferd und Schlitten, 1933, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

62: Der weiße Hahn, 1935, Öl auf Leinwand, 75 x 65 cm, Privatbesitz

62: Heimkehr der Herde, Foto Heimo Kuchling

63: Sommer, 1934, Öl auf Leinwand, 100 x 90 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

64: Nächtliche Scheune, 1933, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm

65: Kirschblüten, 1933, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

66: Kälber, 1934, Öl auf Leinwand, 65 x 75 cm, Privatbesitz

67: Tierskizzen, 1930er Jahre, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

68: Scheune, 1935, Aquarell, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

69: Weidende Kühe, 1935, Farbskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

70: Kleiner Garten im Schnee, 1933, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

71: Kranke Bäurin (Oma Wien), 1934, Öl auf Leinwand, 120 x 95 cm, Privatbesitz

72: Rosental, 1936, Öl auf Leinwand, Courtesy: Kunstsammlung des Landes Kärnten / MMKK, Foto: F. Neumüller

73: Dezemberabend, 1932, Öl auf Leinwand, 90 x 100 cm, Privatbesitz

276

74: Werner Berg mit Gast auf dem Pferdewagen, 1930er Jahre, Foto Archiv Werner Berg

77: Herbst/ Pferdehalt, 1935, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Privatbesitz

78: Früher Abend im Winter, 1933, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Privatbesitz

81: Der Rutarhof im November, 1935, Öl auf Leinwand, 95 x 120 cm, , Künstlerischer Nachlass Werner Berg

83: Sonnenblumenteller, 1935, Öl auf Leinwand, 80 x 65 cm, Privatbesitz

84: Maiabend, 1936, Öl auf Leinwand, 60 x 100 cm, Privatbesitz

86: Selbst, 1936, Öl auf Leinwand, 55 x 45 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

87: Curt Sachsse auf dem Totenbett, 1936, Dr. Harald Scheicher, 9100

88: Skizzen Pacher mit Pferd, 1937-1939, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

89: Pacher mit Pferd, 1939, Öl auf Leinwand, 75 x 65 cm, Privatbesitz

90: Beim Melken, 1936, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

90: Magd mit Lamm, 1936, Öl auf Leinwand, 89 x 63 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

91: Rutarhof - Winterabend, 1937, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Privatbesitz

92: Das erweiterte Atelier, 1937, Foto Archiv Werner Berg

92: Die Familie, 1937, Foto Archiv Werner Berg

94: Skizzen Schweine, 1930er Jahre, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

95: Sauschädel, 1938, Aquarellskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

95: Schlachten, 1938, Aquarellskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

97: Schweinsköpfe, 1937, Öl auf Leinwand, 65 x 80 cm, Courtesy: Kunstsammlung des Landes Kärnten / MMKK, Foto: F. Neumüller

98: Skizzen, Mägde, 1936, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

99: Magd (Kathi), 1936, Aquarell, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

100: Skizzen, Landarbeit auf dem Rutarhof, 1934-1941, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

101: Muttersau, 1947, Aquarell, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

102: Skizzen, Landarbeit auf dem Rutarhof, 1934-1941, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

104: Pacher mit Pferd und Schlitten, 1938, 60 x 100 cm, Öl auf Leinwand, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

105: Nächtliches Stillleben, 1938, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

106: Herbstbild, 1939, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Privatbesitz

107: Heuarbeit, 1939, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Privatbesitz (verso des Bildes „Morgenritt“)

108: Rutarhof, um 1940er Jahre, Foto Archiv Werner Berg

109: Reiter im Winter, 1939, Öl auf Leinwand, 89 x 63 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

110: Magd, 1935, Bleistiftskizze, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

111: Rechende - Obstgarten, 1938, Öl auf Leinwand, 63 x 89 cm, Privatbesitz

111: Beim Mähen, 1949, Foto Heimo Kuchling 1949

112: Die Nachbarfamilie vulgo Holler, 1947, Foto Archiv Werner Berg

112: Rutarhof-Landschaft, Foto Heimo Kuchling

112: Kathi Rakounig, Foto Ursula Scholz

113: Nani vor Atelierfenster, 1937, Öl auf Leinwand, 65 x 80 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

113: Rastende Mägde, 1937, Öl auf Leinwand, 95 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

114: Obir, 1939, Öl auf Leinwand, 95 x 120 cm, Privatbesitz

115: Staffelei und Obir, Foto Heimo Kuchling

116: Aufschauende, 1938, Öl auf Leinwand, 55 x 45 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

117: Heuarbeit, 1947, Foto Heimo Kuchling

118: Heuarbeit, 1947 – 1954, Foto Heimo Kuchling

119: WB beim Beladen des Heuwagens, 1954, Foto Archiv Werner Berg

121: Hochobir mit Wolkenbank, Foto Heimo Kuchling

122: Blick vom Rutarhof nach Westen, Foto Heimo Kuchling

123: Pferd, 1938, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

124: Eichenzweig , 1939, Öl auf Leinwand, 60 x 100 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

127: Die Kinder mit Oma Elberfeld, 1942, Foto Archiv Werner Berg

127: Die Familie im Ställchen, 1942, Foto Archiv Werner Berg

129: Tote Krähe, 1939, Öl auf Leinwand, 63 x 89 cm

130: Rutarhof im Winter, Foto Heimo Kuchling

131: Der Rutarhof und Weihnachten auf dem Rutarhof (aus der Erinnerung in Norwegen gezeichnet), 1944, Aquarellskizzen, Dr. Harald Scheicher, 9100

132: Anja, 1943, Öl auf Leinwand, 45 x 35 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

133: Magd, 1940, Öl auf Leinwand, 45 x 55 cm, Privatbesitz

135: Das Ställchen im Winter, Foto Heimo Kuchling

135: Besuch Josef Weinhebers auf dem Rutarhof, 1943, Foto Archiv Werner Berg

136: Werner Berg mit Erwin Bauer auf dem Pferdeschlitten, 1939, Foto Archiv Werner Berg

137: Bauernpaar / Schlitten (Das Nachbarehepaar Holler), 1938, Öl auf Leinwand, 95 x 115 cm, Stadtgemeinde Völkermarkt

139: Der Rutarhof im Winter, 1940, Öl auf Leinwand, 80 x 65 cm, Privatbesitz

140: Petroleumlampe vorm Fenster, Foto Heimo Kuchling

277

141: Christnacht / Obir, 1940, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Privatbesitz

143: Pacher mit Pferdeschlitten, 75 x 95 cm, Courtesy: Kunstsammlung des Landes Kärnten / MMKK, Foto: F. Neumüller

146: Die Familie vor dem Atelier, 1943, Foto Archiv Werner Berg

147: Die Kinder, 1948, Foto Heimo Kuchling

148: Hundehütte und Obir im Frühling, Foto Heimo Kuchling

151: Der Blick vom Rutarhof ins Rosental, Der Rutarhof, Der Blick zu den unten liegenden Feldern vor dem Skarbin, Fotos Heimo Kuchling

153: Der Rutarhof in den 1940er Jahren, Fotos Archiv Werner Berg

155: Frauen auf dem Markt, 1933, Fotos Ursula Scholz und Archiv Werner Berg

157: Obir, Foto Heimo Kuchling

158: Der Hof, 1948, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Belvedere Wien

160: Der Rutarhof im Herbst, 1945, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, Privatbesitz

161: Pacher beim Dengeln, Foto Heimo Kuchling

164: Der Rutarhof, Foto Heimo Kuchling

165: Bellender Hund, 1945, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Privatbesitz

167: Im Fenster, 1948, Öl auf Leinwand, 100 x 60 cm, Courtesy: Kunstsammlung des Landes Kärnten / MMKK, Foto: F. Neumüller

169: Der Rutarhof im Februar, 1956, Öl auf Leinwand, 120 x 40 cm, Privatbesitz

170: Sonnenblumen, 1948, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

171: Oma Elberfeld, 1948, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, Privatbesitz

173: Scheune, 1947, 75 x 95 cm, Privatbesitz

174: Oma Elberfeld, 1948, Foto Heimo Kuchling

175: Ursi, stickend am Fenster, 1946, Öl auf Leinwand, 75 x 45 cm, Privatbesitz

176: Christine Lavant auf dem Rutarhof, 1950er Jahre, Foto Heimo Kuchling

178: WB mit Christine Lavant, 1951, Foto Heimo Kuchling

178: WB mit Mauki, 1954, Foto Archiv Werner Berg

179: Christine Lavant, 1951, Öl auf Leinwand, 75 x 35 cm, Privatbesitz

180: Schneeschmelze, 1951, Öl auf Leinwand, 40 x 120 cm, Privatbesitz

182: Mauki/Schneefall, 1955, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, Privatbesitz

183: Mauki 1949, Foto Heimo Kuchling

184: Rutarhof / Märznacht, 1950, Öl auf Leinwand, 63 x 89 cm, Artothek des Bundes, Wien

186: Schlafende Hühner, 1954, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, Courtesy: Kunstsammlung des Landes Kärnten / MMKK, Foto: F. Neumüller

187: Papierblumen, 1950, Öl auf Leinwand, 75 x 45 cm, Privatbesitz

188: Hühner im Schnee, 1948, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

189: Schlafende Hühner, 1954, Holzschnitt, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

190: Schneeflecken, 1950, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

192: Linden im Schnee, 1950er Jahre, Foto Heimo Kuchling

193: November, 1959, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

194: Strohblumen und Wintermond, 1951, Öl auf Leinwand, 75 x 55 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

195: Schmerzensmann, 1946, Öl auf Leinwand, 55 x 35 cm, Privatbesitz

196: Holzarbeit auf dem Hof um 1955, Foto Heimo Kuchling

197: WB bei der Getreidemahd, 1950er Jahre, Foto Heimo Kuchling

198: Pacher beim Pflügen, um 1948, Foto Heimo Kuchling

199: Getreideernte, 1950er Jahre, Foto Heimo Kuchling

200: Pacher mit Heuhifler, 1950er Jahre, Foto Heimo Kuchling

201: Die Familie im Ställchen, 1950er Jahre, Foto Heimo Kuchling

202: WB malt Sonnenblumen, Foto Heimo Kuchling

203: Sonnenblumen, 1953, Öl auf Leinwand, 100 x 60 cm, Privatbesitz

204: März, 1950, Öl auf Leinwand, 90 x 100 cm, Privatbesitz

205: WB bei der Heuarbeit, 1954 Foto Archiv Werner Berg

205: Annette beim Melken, Foto Heimo Kuchling

205: Rast (Hilde und Annette) 1950er Jahre, Foto Heimo Kuchling

206: Rutarhof / Hoflicht, 1964, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

208: WB mit Georges Glaser, 1955, Foto Heimo Kuchling

208: Portrait George Glaser, 1955, Öl auf Leinwand, Maße und Verbleib unbekannt

209: Franzose und Amerikaner, 1955, Öl auf Leinwand, 95 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

210: Rutarhof-Stillleben, Foto Heimo Kuchling

211: Barbarazweige und Lampe, 1956, Öl auf Leinwand, 35 x 75 cm, Privatbesitz

211: Ranunkeln zu Neujahr, 1956, Öl auf Leinwand, 35 x 75 cm, Privatbesitz

212: Schlachten, 1958, Foto Heimo Kuchling

213: Gespaltener Eberschädel, 1958, Öl auf Leinwand, 65 x 80 cm, Privatbesitz

214: Gespaltener Eberschädel, 1958, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Privatbesitz

214: Schlachten II, 1959, Öl auf Leinwand, 65 x 80 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

278

215: Schlachten I, 1959, Öl auf Leinwand, 75 x 95 cm, Privatbesitz

216: Scheune, um 1970, Foto Heimo Kuchling

217: Der neue Traktor, Foto Heimo Kuchling

217: WB mit Sohn Veit und Pferden, um 1970, Foto Heimo Kuchling

218: Der Rutarhof zu Lichtmess, 1958, Öl auf Leinwand, 40 x 120 cm, Privatbesitz

219: Hündin und Gießkanne, 1959, Holzschnitt, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

220: Obstbäume und Forsythie, 1960, Öl auf Leinwand, 100 x 60 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

221: Mit Mauki im Blumengarten, um 1950, Foto Archiv Werner Berg

221: Die Kühe auf dem Rutarhof, Fotos Heimo Kuchling

222: Frauen vor der Kirche, Foto Heimo Kuchling

223: WB im Atelier, 1954, Foto Archiv Werner Berg

225: Die „Labn“ am Rutarhof um 1970, Foto Heimo Kuchling

226: Heustangen und Obir, Foto eben, Foto Heimo Kuchling

227: Selbst/Gelb, 1955, Öl auf Leinwand, 100 x 45 cm, Courtesy: Kunstsammlung des Landes Kärnten / MMKK, Foto: F. Neumüller

230: Selbst zu Dreikönig, 1954, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Privatbesitz

231: Vor Tag 1959, Öl auf Leinwand, 100 x 35 cm, Werner Berg Museum Bleiburg / Pliberk

232: Rutarhof-Felder, 1960, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Privatbesitz

234: Rutarhof-Felder mit Obir, Foto Heimo Kuchling

235: WB beim Holzschneiden, Foto Heimo Kuchling

236: Heuarbeit, 1960er Jahre, Foto Heimo Kuchling

237: WB auf dem Rad zum Skizzieren unterwegs, 1960er Jahre, Foto Archiv Werner Berg

238: Blumengarten, 1958, Öl auf Leinwand, 40 x 120 cm, Privatbesitz

238: WB vor dem Blumengarten, 1960er Jahre

240: Vor dem Stall, Foto Heimo Kuchling

240: WB beim Füttern der Kühe, 1974, Foto Archiv Werner Berg

241: Linden und Atelier, Foto Heimo Kuchling

242: Die Kühe auf dem Hof, Fotos Heimo Kuchling

243: Kühe an der Tränke, Foto Heimo Kuchling

244: Löwenmaul und Judenkirschen, 1961, Öl auf Leinwand, 100 x 40 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

244: Fingerhut und Rittersporn, 1962, Öl auf Leinwand, 100 x 35 cm, Werner Berg Museum Bleiburg / Pliberk

245: Der Blumengarten vor dem Atelier, 1960er Jahre, Foto Archiv Werner Berg

246: WB und Mauki, 1960er Jahre, Fotos Heimo Kuchling und Archiv Werner Berg

248: Rutarhof / Märznacht, 1977, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

250: Bäume im Scheinwerferlicht, 1974, Öl auf Leinwand, 60 x100 cm, Privatbesitz

251: Eisiger März, 1976, Öl auf Leinwand, 95 x 120 cm, (Ausschnitt), Privatbesitz

252: Rutarhof 72, 1972, Öl auf Leinwand, 40 x 100 cm, Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

252: Der Rutarhof im Winter, Foto Heimo Kuchling

253: Winterabend, 1973, Öl auf Leinwand, 100 x 35 cm, Privatbesitz

253: Wintermorgen, 1973, Öl auf Leinwand, 100 x 35 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

254: Rutarhof / Febernacht, 1972, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Privatbesitz

255: Schneefall, 1974, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

256: WB mit Nachbarin, um 1972, Foto Archiv Werner Berg

256: WB im Gespräch, 1979, Foto Archiv Werner Berg

256: WB am Josefimarkt, 1964, Foto Archiv Werner Berg

256: WB im Atelier mit Rudi Benetik, 1980, Foto Archiv Werner Berg

258: Besuch Erich Kuby auf dem Rutarhof, 1976, Fotos Archiv Werner Berg

259: Sonnenblumen mit Obir, 1978, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

260: Baumbruch, Foto Heimo Kuchling

261: Eisiger März, 1976, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Privatbesitz

262: Eisiger März, 1977, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

263: Baumbruch, Foto Heimo Kuchling

266: WB malt die Blumen auf dem Rutarhof, 1975, Foto Heimo Kuchling

267: Schafgarbe, Phlox und Astilben, 1975, Öl auf Leinwand, 89 x 63 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

268: Nach Regenschauern, 1978, Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

269: WB vor dem Motiv, 1973, Foto Heimo Kuchling

270: Das große Atelierfenster, Foto Heimo Kuchling

271: WB 1979, Foto Archiv Werner Berg

272: Vor dem Ende, 1979, Öl auf Leinwand, 95 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

274: Der Rutarhof im März, 1977, Öl auf Leinwand, 75 x 120 cm, Künstlerischer Nachlass Werner Berg

279

Impressum

Begleitbuch zur Ausstellung:

Werner Berg – Rutarhof

Werner Berg Museum Bleiburg / Pliberk

1. Mai bis 31. Oktober 2023

Projektmanagement Hirmer: Jürgen Kleidt

Gestaltung: Gerhard Messner

Druck & Produktion: free agent dba, Klagenfurt, Medienfabrik, Graz

Printed in Austria

Papier: GardaMatt Art, 150 g/m2

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Hirmer Verlag GmbH, München, 2023

© Werner Berg: Bildrecht, Wien

ISBN 978-3-7774-4204-4

www. hirmerverlag.de

www.wernerberg.museum www.wernerberg.com

280

Dem notwendig einsamen Künstler wird nichts geschenkt von der Mühe, eine geistige Situation zu schaffen und streng seine Form zu erarbeiten, aber es ist nicht gleichgültig, welche Kräfte ihn speisen und binden. In dieser Nacht las ich die von Erhart Kästner übermittelten Worte des Pater Nikon, ich dachte an die erhabene Simone Weil, dachte auch, dass es nicht nur für Eremiten auf dem heiligen Berge Athos oder für Thoreaus Walden gilt: „Alles Darüber-Reden, liebe Freunde, ist nichts, wirklich ganz und gar nichts. Man muss sich Fakten schaffen, Fakten, und seien es auch die allereinfachsten Fakten, die es überhaupt gibt. – In die Presse von Fakten geraten, das ist es – Kelter: das ist es. Kein Zurück mehr. Ein Leben in großer Einfachheit führen, damit, zum Beispiel, ist manches erreicht. Gelingt es, und wir können auf diese Weise, ich möchte sagen, auf Fels, auf Urgestein kommen: mir scheint es ein großes – ein großes! – Geschenk.“ WB 1957

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.